David Copperfield

Transcrição

David Copperfield
SPA SS & SPANNUNG
Ausgabe: September 2005 | Nr. 97
David
Copperfield
verzaubert
MEHR WISSEN
über Strom und Kernenergie
Die Zeitschr ift mit News und Infos aus dem Kernkraftwerk Biblis
ARN
CHB N
A
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DI E R EG
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Ü
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F
D
IN
MW-Gewinner
David Copperfields neue
Show „An Intimate Evening
Of Grand Illusion“ hält,
was der Titel verspricht:
Sie ist die Krönung
der Zauberkunst!
RÄTSEL
E
r ließ die Freiheitsstatue
verschwinden, spazierte
durch die Chinesische Mauer
und schwebte durch die Luft –
auf seiner neuen Welttournee
zeigt David Copperfield seine
magischen Fähigkeiten nach
langer Pause wieder in
Deutschland. Und verzaubert
bei seinem Auftritt in Frankfurt
am Main auch die Gewinner
des MW-Rätsels.
Die Auftritte des Meisters
der Illusion brachen schon Besucherrekorde in Europa, Asien
und in Amerika. Mit seiner
neuen Show „An Intimate
Evening Of Grand Illusion“ will
Copperfield erneut Herz und
Verstand seiner Fans errei-
Mitmachen! Tolle Preise locken!
Wie viel Kilowattstunden Strom produzierten
die beiden Bibliser Kraftwerksblöcke im Jahr 2004 insgesamt?
1. Preis: 2 x 2 Tickets der ersten Kategorie für die Show von
David Copperfield, Festhalle Frankfurt/Main, 26.10.05, 17 Uhr
2. Preis: ein Gutschein des Media-Markts im Wert von 150 Euro,
einzulösen in Darmstadt, Mannheim oder Worms
3. Preis: ein Gutschein des Media-Markts im Wert von 75 Euro
4. – 10. Preis: je ein Präsentkorb mit einer Flasche Wein, Pasta und Olivenöl
11. – 20. Preis: je eine Wanduhr im Edelstahldesign
21. – 50. Preis: je eine Baseballkappe mit RWE-Aufdruck
chen. Etwa, indem er unter
anderem auf der Bühne durch
soliden Stahl schwimmt.
Kluge Köpfe können für den
Auftritt am 26. Oktober um 17
Uhr Karten gewinnen.
Karten an den bekannten
Vorverkaufsstellen
INFO
Informationszentrum Biblis:
Das Infozentrum ist wegen Umbauarbeiten
vom 19. September bis voraussichtlich Mitte
November geschlossen. Für Fragen und
Informationen steht Ihnen das Infoteam
telefonisch weiter zur Verfügung.
Anschrift:
Kraftwerk Biblis,
Postfach 1140 - 68647 Biblis,
Tel.: 06245/21 48 03
E-Mail:
[email protected]
www.rwe.com
Kleine Bäckerei
backt für Biblis
große Brötchen
IMPRESSUM
Schicken Sie Ihre Lösung per Postkarte oder per E-Mail an:
RWE Power AG, PCK-I,
Huyssenallee 2 · 45128 Essen
[email protected]
Einsendeschluss: 7.10.05
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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MEHR WISSEN
Herausgeber:
RWE Power AG
Huyssenallee 2 · 45128 Essen
Redaktion:
Guido Steffen (verantwortlich)
Christiane Würz
E-Mail: [email protected]
Fotos:
Lutz Kampert, André Laaks, Homer Liwag
Gestaltung:
CCS Werbeagentur
Druck:
alpha print medien, Darmstadt
ENERGIE & SICHERHEI T
Chef der hessischen
Atomaufsicht im
Interview mit MW S. 3
KRAF T WERK & REGION
Ortsansässige
Betriebe profitieren
von Aufträgen
S. 4/5
SEPTEMBER 2005
NR. 97
SPASS & SPANNUNG
Zauberhafter Abend
mit David Copperfield
zu gewinnen
S. 8
DIE ZEITSCHRIFT AUS DEM KKW BIBLIS
Editorial
ENERGIE & SICHERHEI T
Alle Details
offen legen
Dr. Hartmut Lauer
Vertrauen ist gut – eine transparente
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Kommunikation ist besser. Das belegt
sobald in der Öffentlichkeit
über Kernenergie diskutiert
wird, steht die Sicherheit
kerntechnischer Anlagen
häufig im Zentrum der Debatte. Das ist auch richtig
so, denn wir tun hier schließlich alles Erdenkliche für die
Sicherheit und informieren
die Öffentlichkeit auch über
diese Anstrengungen.
Neben diesem technischen Aspekt hat die Arbeit
hier in Biblis aber noch viel
mehr Facetten, die wir gern
zeigen wollen. Denn Biblis
ist gleichzeitig Lebensgrundlage und -mittelpunkt
für die rund 700 Menschen,
die hier ihren Arbeitsplatz
haben. Hinzu kommen Beschäftigte von Zulieferern
und Dienstleistern. Viele
leben hier in der Umgebung
und tragen mit ihrer Kaufkraft – aber beispielsweise
auch durch ihr Engagement
in Gruppen und Vereinen –
zum Funktionieren von
Wirtschaft und Gesellschaft
in der Region bei.
Wie stark wir hier vor Ort
verwurzelt sind und welchen wirtschaftlichen Beitrag unser Unternehmen
leistet, das wollen wir in
dieser Ausgabe der „MW“
zeigen. Damit Sie alle
Aspekte unserer Arbeit beurteilen können.
D
Gute Lektüre wünscht
Ihr
Hartmut Lauer
2
MEHR WISSEN
der Umgang des Kraftwerks Biblis
mit meldepflichtigen Vorkommnissen.
er Austausch von
Betriebserfahrungen als ein wichtiger
Aspekt für einen sicheren Kernkraftwerksbetrieb war Anlass, Mitte
der 70er Jahre, ein
bundeseinheitliches Erfassungssystem für
sogenannte meldepflichtige Vorkommnisse ins Leben zu
rufen. Die Erfassung
und Klassifizierung
der Vorkommnisse erfolgen auf Meldeformularen mithilfe von zirka
80 unterschiedlichen
Meldekriterien.
„Der durch dieses
Meldesystem erzielte
breit angelegte Erfahrungsaustausch macht
Sinn und hat zur Fortentwicklung der Sicherheit der kerntechnischen Einrichtungen
beigetragen“, so Kraft-
werksleiter Dr. Hartmut Lauer. Biblis geht
aber darüber hinaus:
Zusätzlich informiert
das Kraftwerk per
Pressemitteilung die
lokalen und überregionalen Medien.
Der breit angelegte
Erfahrungsaustausch
trägt zur Fortentwicklung der Sicherheit bei.
Dr. Hartmut Lauer
Daher taucht der
Name Biblis in der
Zeitung häufiger auf
als der anderer Kernkraftwerke. Standortleiter Lauer über das
Ziel dieser Maßnahme:
„Wir wollen Vertrauen
gewinnen, indem wir
jedes noch so kleine
Detail offen legen.“
Internationaler Maßs tab
Die INES-Skala
Unabhängig vom deutschen Meldesystem wurde als Orientierungsmaßstab für die sicherheitstechnische
Bedeutung von Vorkommnissen in
Kernkraftwerken die INES–Skala eingeführt (International Nuclear Event
Scale). Diese Skala wurde Anfang der
90er Jahre von der Internationalen
Atomenergiebehörde und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung erarbeitet.
Anhand der Bewertungsskala wird der
Öffentlichkeit eine verständliche Auskunft darüber gegeben, welche Bedeutung ein meldepflichtiges Ereignis
für die Sicherheit der Anlage hatte und
inwieweit radiologische Auswirkungen
auf die Bevölkerung und Umgebung
auftraten.
Die Bedeutung der technischen Ereignisse wird darin in Stufen eingeteilt. Sie
reicht von Stufe 0 für Ereignisse ohne
sicherheitstechnische Bedeutung bis
Stufe 7 für katastrophale Unfälle. Die
meisten meldepflichtigen Vorkommnisse in deutschen Kernkraftwerken
sind ohne sicherheitstechnische Bedeutung. Sie werden demnach in die
Stufe 0 eingeordnet.
Die UN-City in Wien ist Sitz
der Internationalen Atomenergiebehörde
Hessen: zwei Drittel des Stroms aus Biblis
Unter dem Strich erzeugten alle
hessischen Energieversorger im
Vorjahr rund 31 Milliarden Kilowattstunden Strom. Das hat
das Statistische Landesamt in
Wiesbaden ermittelt. Mit knapp
19,5 Milliarden Kilowattstunden produzierten die beiden
Bibliser Blöcke letztes Jahr
davon etwa 63 Prozent. Die
Kernenergie deckt damit rechnerisch fast zwei Drittel der
hessischen Stromerzeugung
ab. Auf Stein- und Braunkohle
entfallen rund 23 Prozent der
hessischen Stromerzeugung,
acht Prozent auf Erdgas sowie
vier Prozent auf Wasserkraft.
Mithilfe anderer Energieträger,
beispielsweise Wind oder
Heizöl, werden die restlichen
zwei Prozent erzeugt.
63 %
23 %
8%
4%
2%
(Quelle: Hessisches Statistisches
Landesamt, 2004)
Kernenergie
Stein- und Braunkohle
Erdgas
Wasserkraft
weitere erneuerbare und
sonstige Energieträger
„Unsere
„Unsere Präsenz
Präsenz
ermöglicht
ermöglicht Effizienz“
Effizienz“
Guntram Finke (Foto) ist
seit Juli Abteilungsleiter
der Atomaufsicht im
Hessischen Ministerium für
Umwelt, ländlichen Raum
und Verbraucherschutz.
Seine Zuständigkeiten: die
Aufsicht über kerntechnische Anlagen, Genehmigungsverfahren sowie die
Umsetzung der Strahlenschutzverordnung.
MW: Herr Finke, Sie führen
die amtliche Aufsicht über das
Kernkraftwerk Biblis. Unter
Aufsicht stellt man jemanden,
der sich etwas hat zu Schulden
kommen lassen ...
Finke: Nein, Aufsicht ist ein
Teil unseres Ordnungsrechts
und findet auch außerhalb der
Kerntechnik in vielen Bereichen wie der Chemieanlagen,
des Bergbaus, des Bauwesens,
des Arbeitsschutzes usw. statt.
MW: Was ist das Besondere
an der Atomaufsicht?
Finke: Die Atomaufsicht
reicht tiefer in den betrieblichen Alltag hinein als etwa
die Aufsicht über einen Gewerbebetrieb. Der Sicherheitsaspekt steht dabei an erster
Stelle: Für Kernkraftwerke gelten strengste Anforderungen
und Auflagen. Sie müssen
jederzeit und in jeder Betriebssituation sicher arbeiten. Auch
kleine Umbaumaßnahmen, die
mit der Sicherheit im nuklearen Bereich zu tun haben, sind
daher anzeigepflichtig. Wir
prüfen alle Umbaumaßnahmen sehr genau. Große Änderungen an Kernkraftwerken
dürfen nur auf der Grundlage
von Genehmigungen nach
dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik durchgeführt werden.
Durch diese Aufsichts- und
Genehmigungsverfahren erwächst den Mitarbeitern der
Atomaufsicht ein breiter Erfahrungsschatz über das überwachte Kernkraftwerk. Die
Nähe zur Anlage ist dabei ein
großer Vorteil, der sich ergibt,
wenn die Atomaufsicht durch
eine Landesbehörde wahrgenommen wird. Die vom Bundesumweltministerium geführte Diskussion um eine Verlagerung der Atomaufsicht auf eine
Bundesbehörde wird daher hier
sehr skeptisch gesehen.
MW: Ein konkretes Beispiel?
Finke: Wir haben seit 1999
insgesamt 78 Genehmigungsverfahren für Nachrüst- und
Modernisierungsmaßnahmen
an den beiden Blöcken des
KKWs Biblis durchgeführt.
Zwischen der Antragstellung
des Betreibers und der amtlichen Abnahme der genehmigten umgesetzten Maßnahmen lagen in der Regel mehrere Jahre. Damit will ich sagen:
Wir haben die Anträge sehr kritisch geprüft und dann mit
Auflagen Genehmigungen er-
Behörden und Gutachter
überwachen Revisionen
wie hier in Block B
teilt. Die Umbaumaßnahmen tet. Die Gutachter stellen der
selbst wurden vor Ort geprüft Atomaufsicht
Bewertungsund freigegeben. Dies hat sich hilfen für unsere amtlichen Entgelohnt: Das Kraftwerk Biblis scheidungen zur Verfügung.
arbeitet heute auf einem deutMW: Ist das nicht ein riesilich höheren Sicherheitsniveau. ger Papierkriegsschauplatz,
MW: Sie selbst sind Ma- über den man den Überblick
schinenbauingenieur. Woher verliert?
kommt das Fachwissen, das
Finke: Behördenarbeit und
eine Behörde zur Aufsicht über Effizienz sind kein Widerein KKW braucht?
spruch. Wir betreiben die geFinke: Ich habe seit rund setzlich vorgeschriebene Auf20 Jahren beruflich mit kern- sicht über die kerntechnischen
technischen Anlagen zu tun. Anlagen in Hessen mit großer
Da sammelt sich eine Menge Sorgfalt. Bei der Bewältigung
Erfahrung an. Dazu
des
Papierkriegs
kommt die per- Der Bürger kann sich hilft uns moderne
darauf verlassen,
manente WeiterbilDV-Bürotechnik. Ein
dass wir die Arbeit
dung. Gleiches gilt
ganz wichtiges Eledes Kraftwerks im
für meine Mitarbeiment der Aufsicht
terinnen und Mit- Interesse der Sicher- ist aber unsere Präarbeiter. Wir bün- heit kritisch begleiten. senz vor Ort: Das
Guntram Finke
deln gerade auf
Team der Atomaufdem Gebiet der
sicht kennt das
kerntechnischen Sicherheit Kraftwerk Biblis wie seine
umfassenden Sachverstand.
Westentasche. AnlagenkenntMW: Welche Rolle spielen nis und langjährige Erfahrung
die Gutachter?
sind wichtig und machen eine
Finke: Zur Bewertung von effektive Aufsicht erst mögVorgängen ziehen wir haupt- lich. Der Bürger kann sich darsächlich die TÜVs aus Ham- auf verlassen, dass die hessiburg, Hannover und München
sche Atomaufsicht die
sowie das Ingenieurbüro
Arbeit des Kraftwerks
ESN aus Kiel mit ihren
Biblis im Interesse
großen kerntechnischen
der Sicherheit jederFachabteilungen als unzeit kritisch beabhängige Sachverstängleitet.
dige hinzu. Ihre Prüfaufträge erhalten
sie von uns, ihre
Gutachten werden wiederum
von uns bewerSEPTEMBER 2005
NR. 97
DIE ZEITSCHRIFT AUS DEM KKW BIBLIS
3
KRAF T WERK & REGION
Sicherheitskräfte
stehen zum Strom
aus Kernenergie
An ihnen kommt keiner vorbei:
Besonders für ihren Einsatz in
einer kerntechnischen Anlage
qualifizierte Sicherheitsfachkräfte der Securitas sorgen dafür, dass kein Unbefugter das
Kraftwerksgelände in Biblis betritt. Ihre Aufgaben: Fahrzeug-,
Personen- und Materialkontrollen, die Überwachung der
Anlage und des Geländes
sowie die Regelung des Fahrzeugverkehrs. Daneben übernimmt die Securitas Power und
Service GmbH & Co. KG – eine
Tochter des bekannten Sicherheitsdienstleisters Securitas –
auch Funktionen in der Verwaltung, im Rettungswesen als
Betriebssanitäter oder im Bereich des Strahlenschutzes.
Hohen Standard halten
Ohnehin verstehen sich die
Bibliser Sicherheitskräfte nicht
nur als „schwarze Sheriffs“.
„Wir legen großen Wert auf den
hohen Standard unserer Ausund Weiterbildung“, schildert
Bernd Scherer, Geschäftsführer
der Securitas Power und
Service. Für die Arbeit in kerntechnischen Anlagen setzt das
Unternehmen nur „geprüfte
Werkschutzfachkräfte“ ein.
Stationen dieses Berufswegs:
abgeschlossene Berufsausbildung, zwei Jahre theoretische
und praktische Ausbildung
inklusive Abschlussprüfung vor
der IHK. Regelmäßige Fortbildungen und Übungen, auch
mit der Polizei, gewährleisten
die Erhaltung des hohen Qualitätsstandards. Wer so einen
langen Weg geht und lange
Jahre im Kraftwerk arbeitet, ist
mehr als ein „Wachmann“, der
identifiziert sich mit dem Auftraggeber und der Stromerzeugung aus Kernenergie. „Ich
stehe zum Kraftwerk Biblis“,
meint jedenfalls Bernd Scherer.
4
MEHR WISSEN
Kleinstbetrieb unterwegs
mit großem Auftrag
Schon beim Bau des Kraftwerks war Manfred Schramm dabei,
noch heute wartet und betreut er die Heizungs- und Sanitäranlagen dort.
Die Aufträge aus Biblis sind für den Installateur und seine
zwei Mitarbeiter von entscheidender Bedeutung.
O fe nfr is ch
auf d e n Tis ch
„Na Manni, wieder im Einsatz für uns? Dann kann ja
nichts schiefgehn!“ Sprüche wie diesen ist Manfred
Schramm (Foto) gewohnt. Schließlich ist der selbstständige Installateur fast täglich in der Bibliser Anlage, wartet und repariert dort nahezu alles, was mit
Heizungs-, Wasser- und Sanitäranlagen zu tun hat.
Genau der richtige Mann für diesen Job
Er ist genau der richtige Mann für diesen Job. Seit
33 Jahren kennt er den Standort. Schon beim Bau von
Block A des Kraftwerks war er dabei: als Subunternehmer bei der Erstellung der Wasserleitungen,
Heizkörper sowie des Sanitärbereichs. Jedes dazugehörende Rohr kennt er genau und kann so auch seinen zwei Mitarbeitern bei größeren Reparaturen exakte Anweisungen geben.
„Das Kraftwerk ist mein existenzielles Standbein“, erzählt der 54-jährige Bibliser. Zwar hat er
noch eine größere Anzahl Kunden im Ort und in der
Umgebung. „Aber ohne die regelmäßige Tätigkeit in
der Anlage könnte ich meine zwei Angestellten
nicht halten und müsste jeden Auftrag in Eigenregie
abarbeiten.“
V
ier Uhr morgens. Aus der Backstube
von Werner und Bärbel Höfle duftet es
verführerisch. Hier wird der Teig wie in
alten Zeiten noch in Handarbeit hergestellt, auf Hilfsmittel und chemische
Zusätze verzichtet.
Knapp 250 Backwaren müssen um
Punkt vier Uhr dreißig bei Thomas
Schachner im Kernkraftwerk abgeliefert
werden. Denn auch die Bibliser Kraftwerker mögen es frisch und knusprig.
„Während einer großen Revision wird’s
wesentlich mehr“, berichtet Bärbel Höfle
(50). Dann stärken sich noch bis zu 1.000
Fremdfirmenmitarbeiter an 900 Brötchen,
Brezeln, Croissants. Hinzu kommen rund
200 Kaffeeteilchen und 20 Brote. Dann
macht der Verkauf dieser Leckereien bis zu
40 Prozent der monatlichen Einnahmen
der Bäckerei aus.
Allein wegen des KKWs haben wir extra
Leute eingestellt, einen Bäcker, eine Aushilfe und eine Fahrerin“, erzählt Werner
Höfle (48).
Es ist ein hartes Brot mit dem Brot
Gearbeitet wird in zwei Schichten.
Frühnachts backen das Ehepaar und ein
Handarbeit ist
Trumpf in der
Backstube: Bärbel
Höfle verziert Donuts
mit Schokolade
Geselle nur für das Kernkraftwerk. Ab halb
vier stellt die zweite Schicht die Ware für
den normalen Verkauf her.
Obwohl die Nordheimer Bäckerei noch
ein Altenheim beliefert und die Laufkundschaft – auch von außerhalb – für die
gute Qualität schon mal Schlange steht:
Es ist ein hartes Brot mit dem Brot. Denn
drei von neun Arbeitsplätze hängen direkt
vom Kraftwerk ab. Die sollen natürlich
bleiben; schließlich wollen alle gemeinsam im November das 20. Jubiläum des
Betriebs feiern.
Wormser Schnitzel machen Bibliser Kraftwerker satt 100 Millionen Euro
für Firmen in der Region
Klaus Nitsch hat „tierisch“ zu
tun. Sein Fleischgroßhandel
Worms GmbH & Co. KG beliefert
auch das Kernkraftwerk Biblis.
Stolze 500 Kilogramm Wurst,
Schnitzel, Braten gehen wöchentlich Richtung Werkskantine. „Ein
ganz wichtiger Auftrag für uns“, so
Geschäftsführer Nitsch (Foto 3.v.l.).
Zwölf fest Angestellte, fünf
Halbtagskräfte und drei Auszubildende stehen bei dem 50 jährigen in Lohn und Brot. Und haben
das nicht zuletzt den hungrigen
Biblis-Mitarbeitern zu verdanken.
„Dieses Geschäft macht rund 30
bis 35 Prozent unseres Umsatzes
aus“, rechnet er vor. „RWE Power
ist damit unser größter Abnehmer.“ Gut für die Bilanzen: Das
Kraftwerk ist ein dauerhafter Kunde,
springt nicht gleich ab, wenn das
Kilo Nackensteak an anderer Stelle
mal einen Cent weniger kostet.
Seit 28 Jahren sind die
Wormser Firma und das Kraftwerk
Geschäftspartner, „auch weil RWE
bewusst einen Großteil an Auf-
trägen in die Region vergeben
will“. Sollte das Geschäft mit dem
KKW wegfallen – beispielsweise
wenn die Anlage abgeschaltet
werden müsste –, wären bei Nitsch
drei Arbeitsplätze und die Lehrstellen gefährdet. „Ich bräuchte
meine Azubis schon jetzt nicht.
Aber noch habe ich die Möglichkeit, den jungen Leuten eine
berufliche Perspektive zu bieten“,
erklärt Klaus Nitsch sein Engagement. Und fügt gleich hinzu:
„Ich hoffe, dass wir noch lange
die Kraftwerker satt kriegen dürfen, damit nicht sechs Leute
irgendwann auf der Straße stehen
müssen.“
Alle Unternehmen aufzuführen,
die für das Kernkraftwerk Biblis
tätig sind, würde den Rahmen
sprengen. Sicher ist: Jährlich
fließt ein Auftragsvolumen von
100 Millionen Euro an Firmen,
die in der Nähe der Anlage
beheimatet sind. Dazu zählt
beispielsweise die Firma Weidler aus Heddesheim, die neben
der Gebäudereinigung an jedem Arbeitstag Transporte und
die konventionelle Reinigung
im Kraftwerk vornimmt. Damit
die Bibliser Kraftwerker täglich
saubere Büros und geleerte
Papierkörbe vorfinden, pendeln
rund 35 Frauen aus den umliegenden Ortschaften per eigens
eingesetzten „Weidler-Bus“ zwischen Kraftwerk und Wohnort.
Während der Revision kommen
noch etwa 50 Personen hinzu.
Ebenso in der Region ansässig:
Oki (Speyer), KSB (Frankenthal),
SEPTEMBER 2005
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Westinghouse (Mannheim) und
viele, viele mehr, die manchmal
mit einer Hand voll, manchmal
mit bis zu 100 Mitarbeitern
oder mehr im Bibliser Kraftwerk
ihre Arbeit verrichten.
DIE ZEITSCHRIFT AUS DEM KKW BIBLIS
5
MENSCHEN & MÖGLICHKEI TEN
Bei der Bekämpfung von Tumorerkrankungen wollen deutsche Forscher künftig
einen neuen Schwerionenbeschleuniger einsetzen.
Der bezieht seine gewaltigen Energiemengen auch aus Biblis.
Geballte Power für Winzlinge
I
n Darmstadt wird scharf geschossen:
Die Kugeln der über 1.000 Mitarbeiter
der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) sind allerdings einzelne
Atome und sie werden in gewaltigen
Vakuumröhren (Foto) von starken Magnetfeldern beschleunigt, bis sie mit an-
nähernd Lichtgeschwindigkeit auf Metallfolien prallen, dort bei extremer Hitze mit
einem Atom reagieren und dann zerplatzen. Aus den Trümmern und den dabei neu
entstandenen Teilchen ziehen die Forscher
Erkenntnisse über die Materie und die
Kräfte, die sie zusammenhalten. Erkennt-
„Hier will ich nicht
mehr weg“
Vor gut zwei Jahren kam Carsten Dietrich (Foto) ins Ried.
Das war erst einmal eine neue Welt für ihn, obwohl seine Heimat
– der Hunsrück – kaum mehr als 100 Kilometer entfernt ist.
„Mit dem hessischen Dialekt hatte ich so
meine Schwierigkeiten“, erzählt der 23Jährige lachend. Von den Kollegen in Block
B des Kraftwerks Biblis fühlte sich der
Energieanlagenelektroniker aber von Anfang an integriert. „Hier wurde ich sehr
offen und freundlich empfangen. In meiner
alten Heimat sind die Leute viel zugeknöpfter und zurückhaltender.“
Seinen Schritt hat er nie bereut
Bereut hat der junge Mann seinen Schritt
also nicht, sich in Biblis beworben zu
haben. Schnell hat er die Riedregion lieb
gewonnen. Das zeigt sein Engagement in
der Nordheimer freiwilligen Feuerwehr.
Auch bei der Werkfeuerwehr der Bibliser
Anlage macht er nebenberuflich mit. Ein
weiteres Plus: „Hier gibt’s viel Grün und die
Landschaft ist ideal zum Fahrradfahren.“
Aus Spaniens Sonne ins Hessische
Selbst seine Lebensgefährtin hatte keine
Bedenken, mit ihm ins Ried zu ziehen. Und
die hat vorher immerhin sieben Jahre lang
unter der Sonne Spaniens gelebt! Zurzeit
büffelt Dietrich im Fernstudium für seinen
Meister der Industrie- und Elektrotechnik.
Ein weiterer Beleg dafür, dass er sich kaum
vorstellen mag, „von hier noch einmal wegzugehen“.
Übrigens:
Zugereiste im Ried
fest verwurzelt
Carsten Dietrich ist einer von zahlreichen „Zugereisten“, die im Kernkraftwerk arbeiten. Ob sie aus dem
Rheinland, Bayern, Hamburg oder
gar dem europäischen Ausland kommen, allen gemeinsam ist, dass sie
inzwischen fest in der Riedregion
verwurzelt sind. Sie haben hier
Häuser gebaut, eine Familie gegründet, sind gute Nachbarn, Mandatsträger sowie Mitglieder in regionalen Institutionen und Vereinen.
RWE Power-Pokal: Spiel,
Satz und Sieg
Rund 15 Prozent mehr Teilnehmer verzeichnete das zum
zweiten Mal ausgetragene
Jugendranglistenturnier um
den RWE Power-Pokal. Mitte
August traf sich der nationale
Tennisnachwuchs beim TC Biblis
zu der vom Kraftwerk gesponserten Veranstaltung. Auch im
kommenden Jahr jagen die jungen Asse den gelben Filzbällen
wieder mit Power hinterher.
6
MEHR WISSEN
Kids erleben eine tierische Zeit
Premiere für das Kernkraftwerk Biblis: Zum ersten Mal beteiligte sich die
Anlage an den Ferienspielen der Gemeinde. 80 Kids zwischen sechs und
zwölf Jahren reisten Ende August per Bus in den Heidelberger Zoo.
Betreut wurden die Kinder unter anderem von Ursula Galley und Holger
Speyer aus dem Bereich Öffentlichkeitsarbeit im Kraftwerk. Höhepunkt:
die akrobatische Seehundfütterung (Foto).
nisse, die auch in der Medizin eingesetzt
werden: Schon über 100 Tumorpatienten
haben sich in Darmstadt mit Ionenstrahlen behandeln lassen.
Ein ständiges Geben und Nehmen
Der geplante neue Schwerionenbeschleuniger FAIR wird in der Spitze eine
Leistung von 30.000 Kilowatt Strom aus
dem Netz ziehen – so viel wie 30.000
Haushalte. Doch der Beschleuniger verbraucht die Energie nicht, sondern drückt
sie in Impulsen ständig zurück ins Netz.
Ein ständiges Nehmen und Geben.
„Damit die öffentliche Stromversorgung nicht beeinflusst wird, bekommen
wir für den neuen Beschleuniger einen
speziellen Anschluss an das RWE-Höchstspannungsnetz“, berichtet Dr. Ingo Peter,
Sprecher der GSI. „Da machen sich unsere
starken Impulse kaum bemerkbar.“ Dazu
kommt: Die GSI liegt in der Nähe des
Kernkraftwerks Biblis und damit eines starken Knotenpunkts, der das Netz an dieser
Stelle besonders tragfähig macht.
Info: www.gsi.de
Azubis machen gemeinsame Sache
Sie zählen zu den größten Arbeitgebern in
der Riedregion: die Sirona Dental Services
in Bensheim und das Kraftwerk Biblis. Seit
sieben Jahren arbeiten sie bei der Ausbildung der Mechatroniker für das KKW
zusammen.
„Wir haben eine spezielle Mechatroniker-Lehrwerkstatt“, erklärt Henning
Keber, Leiter Personalentwicklung und
Ausbildung bei Sirona. Deshalb bekommen
die Kraftwerk-Azubis im ersten Jahr ausschließlich in Bensheim das Basiswissen in
Mechanik, Elektronik sowie Informatik.
Danach geht es in die Werkstatt des
Kernkraftwerks. „Hier erleben die jungen
Leute die Praxis und sind sofort in reale
Prozesse eingebunden“, schildert Ausbildungsmeister Hubert Schmittel vom KKW.
Fachlehrgänge und Theorie finden währenddessen weiter bei Sirona statt.
„Beide Unternehmen profitieren von der
Zusammenarbeit“, berichten Schmittel und
Keber unisono. „Denn wir unterstützen uns
auch gegenseitig bei der Rekrutierung der
Azubis.“ So werden interessante Bewerbungen ausgetauscht, wenn bei dem einen
schon alle Ausbildungsplätze vergeben
sein sollten. „Und wir versuchen intensiv,
auch technisch interessierte Mädchen
anzusprechen.“
Mit einem guten Gefühl gestartet
Im September findet ein Kennenlernseminar mit Einführung in den jeweiligen Standort statt. In einer Vorbereitungswoche werden Team- und Lernfähigkeit sowie soziale Verantwortung
getestet (Foto). Das klingt nach mehr
Stress, als es ist. „Bisher hatten die Teilnehmer immer Spaß und sind mit einem
guten Gefühl in ihre berufliche Entwicklung gestartet“, so Keber und Schmittel.
Info: www.sirona.de; [email protected]
Biblis: [email protected];
[email protected]
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DIE ZEITSCHRIFT AUS DEM KKW BIBLIS
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