5. Wahlperiode Drucksache 5/7555 27.03.2014
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5. Wahlperiode Drucksache 5/7555 27.03.2014
Thüringer Landtag 5. Wahlperiode Drucksache 5/ 27.03.2014 7555 Kleine Anfrage der Abgeordneten Leukefeld (DIE LINKE) und Antwort des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Technologie Nebenjobberinnen und Nebenjobber in Thüringen Die Kleine Anfrage 3744 vom 10. Februar 2014 hat folgenden Wortlaut: Am 5. Februar 2014 veröffentlichte die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit aktuelle Zahlen zur Entwicklung der so genannten Nebenjobberinnen und -jobber. Demzufolge hat sich in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Menschen in Thüringen, die neben einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ein weiteres Beschäftigungsverhältnis ausüben, von ehemals 17.667 auf 36.864 mehr als verdoppelt. Frauen sind hier zudem mit 61 Prozent überproportional betroffen. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie beurteilt die Landesregierung die eingangs aufgeführten Zahlen? 2. Wo sieht die Landesregierung die Ursachen für den Anstieg der Zahl der Menschen mit Nebenjobs? 3. Ist die Landesregierung der Auffassung - ebenso wie die Fragestellerin -, dass die enorme Zunahme der Nebenjobs vorwiegend am nach wie vor niedrigen Lohnniveau Thüringens im Bundesvergleich liegt? 4. Wie viele der Betroffenen - darunter wie viele in Vollzeit und wie viele in Teilzeit - erhalten trotz Hauptund Nebenjob ergänzende Leistungen nach dem Zweiten Buch Solzialgesetzbuch - SGB II - (sog. "Aufstocker")? 5. Wie verteilen sich die Menschen mit Nebenjobs auf die Thüringer Kreise und kreisfreien Städte? 6. Welche Kosten entstehen den Thüringer Kreisen und kreisfreien Städten im Rahmen der ergänzenden Leistungen nach dem SGB II (bitte nach Kreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln)? 7. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, um den Ursachen dieses Problems zu begegnen? Das Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Technologie hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 25. März 2014 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die neben ihrer Haupttätigkeit einen Nebenjob ausüben, beläuft sich in Thüringen auf rund fünf Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Deutschlandweit beträgt der Anteil der in einem Nebenjob Beschäftigten rund 9,1 Prozent (Datenstand: jeweils Dezember 2012). Druck: Thüringer Landtag, 16. April 2014 Drucksache 5/ 7555 Thüringer Landtag - 5. Wahlperiode Nach Feststellung der Bundesagentur für Arbeit ist auch in Thüringen ein Anstieg der Nebenjobberinnen und Nebenjobber zu verzeichnen; die Quote liegt jedoch deutlich unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt. Zu 2.: Die Motivation für die Ausübung eines Nebenjobs ist unterschiedlich. Ein Nebenjob bietet die Möglichkeit, das in einigen Branchen zu verzeichnende geringe Lohnniveau zu kompensieren und die Einkommenssituation zu verbessern. Zudem arbeitet ein Drittel der Frauen in Teilzeit und kompensiert eine gegebenenfalls bestehende Einkommenslücke durch eine Nebentätigkeit. Außerdem ergreifen Menschen vielfach einen Nebenjob, um größere Vorhaben (wie etwa eine Reise oder den Kauf eines neuen Autos) zu finanzieren. Zu 3.: Anhaltspunkte für die Annahme, dass die Ursache für die Zunahme der Nebenjobs vorwiegend im geringen Lohnniveau liegt, bestehen nicht. Gegen die Stichhaltigkeit dieser Vermutung spricht, dass in Thüringen die Quote der in einem Nebenjob Beschäftigten deutlich unter dem deutschlandweiten Durchschnitt liegt (siehe Antwort zu Frage 1). Zu 4.: Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht monatlich Daten zur Erwerbstätigkeit von erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende im Internet (http://statistik.arbeitsagentur.de/ Navigation/Statistik/Statistische-Analysen/Analytikreports/Regional/Analyse-Grundsicherung-Arbeitsuchende/Analyse-Grundsicherung-Arbeitsuchende-Thueringen-Nav.html). Nach den aktuellen Daten für den Monat August 2013 waren 46.897 bzw. 34,1 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten der Grundsicherung für Arbeitsuchende erwerbstätig. Von den 22.580 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten waren 9.850 in Vollzeit und 12.724 in Teilzeit beschäftigt. Ausschließlich geringfügig beschäftigt waren 19.904 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Der Statistik kann jedoch nicht entnommen werden, wie viele erwerbsfähige Leistungsberechtigte trotz Haupt- und Nebenjob ergänzende Leistungen nach dem SGB II erhielten. Zu 5.: Die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht jährlich eine Statistik zu den "Geringfügig entlohnten Beschäftigten nach Wohn- und Arbeitsort" gegliedert nach Kreisen und Gemeinden http://statistik.arbeitsagentur.de/nn_31962/SiteGlobals/Forms/Rubrikensuche/Rubrikensuche_Form.html?view=processFor m&resourceId=210368&input_=&pageLocale=de&topicId=17354&year_month=201312&year_month. GROUP=1&search=Suchen. Dieser Statistik kann auch die Anzahl der in Nebenjobs tätigen geringfügig entlohnten Beschäftigten nach Wohn- und Arbeitsort entnommen werden. Die nachfolgende Übersicht enthält die entsprechenden Daten zum Stichtag 30. Juni 2013. Landkreis/kreisfreie Stadt Eisenach, Stadt Erfurt, Stadt Gera, Stadt Jena, Stadt Suhl, Stadt Weimar, Stadt Altenburger Land Eichsfeld Gotha Greiz Hildburghausen Ilm-Kreis Kyffhäuserkreis Nordhausen Saale-Holzland-Kreis 2 Geringfügig entlohnte Beschäftigte im Nebenjob nach Arbeitsort nach Wohnort 936 834 5.356 3.710 1.526 1.531 2.289 1.914 1.027 737 1.222 1.124 1.166 1.283 1.873 2.208 2.230 2.521 1.370 1.718 990 1.252 1.651 1.865 832 1.072 1.106 1.274 1.166 1.559 Thüringer Landtag - 5. Wahlperiode Landkreis/kreisfreie Stadt Saale-Orla-Kreis Saalfeld-Rudolstadt Schmalkalden-Meiningen Sömmerda Sonneberg Unstrut-Hainich-Kreis Wartburgkreis Weimarer Land Thüringen gesamt Drucksache 5/ 7555 Geringfügig entlohnte Beschäftigte im Nebenjob nach Arbeitsort nach Wohnort 1.470 1.715 1.687 1.968 2.476 2.554 841 1.137 1.172 1.276 1.573 1.758 1.766 2.300 1.139 1.622 36.864 38.932 Zu 6.: Die Summe der finanziellen Aufwendungen der Kommunen für die leistungsberechtigten Personen nach dem SGB II, die ergänzend zu ihrem Einkommen aus Erwerbstätigkeit Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende erhalten, kann aus den von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Daten nicht entnommen werden. Auch der Thüringer Landesregierung liegen diese Zahlen nicht vor. Zu 7.: Die Thüringer Landesregierung setzt sich für Gute Arbeit sowie für die Durchsetzung der gesetzlichen Bestimmungen auf dem Arbeitsmarkt ein. Im Zentrum der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik stehen die Schaffung gut bezahlter Arbeitsplätze und fairer Beschäftigungsbedingungen sowie die Stärkung des Normalarbeitsverhältnisses. Kernforderungen sind - neben der Einführung eines allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns - die Öffnung des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes für alle Branchen, die Erleichterung der Allgemeinverbindlich-Erklärung von Tarifverträgen nach dem Tarifvertragsgesetz sowie die Förderung der Tarifautonomie. Geplant ist außerdem die Fortführung der in Thüringen gestarteten Konzertierten Aktion zum Thema Gute Arbeit zusammen mit Gewerkschaftsvertretern und Arbeitgeberverbänden. Die Zuwendungsbestimmungen im Bereich der Wirtschafts- und Arbeitsmarktförderung wurden hinsichtlich der Förderung einer tariflichen Bezahlung und Anhebung des allgemeinen Lohnniveaus angepasst. Höhn Minister 3