Card Complete Monaco
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❧ Reise LUCIA KLAMOR, Text ir befinden uns im Jahre 2009 n. Chr. Ganz Europa ist von der Finanzkrise gezeichnet … Ganz Europa? Nein! Ein kleines, von unbeugsamen Bürgern bewohntes Fürstentum hört nicht auf, Widerstand zu leisten … Ähnlich wie das gallische Dorf von Asterix und Obelix in dem bekannten französischen Comic erhält sich ein kleiner Küstenstaat zwischen Frankreich und Italien vehement seine Unabhängigkeit: Monaco, selbstständiges Fürstentum unter der W 64 C O M P L E T E 1 / 2 0 0 9 Schutzherrschaft von Frankreich und dichtest besiedelter unabhängiger Staat der Welt. Wenn der Grand Prix der Formel 1 stattfindet, blickt vier Tage lang im Mai die ganze Welt auf das 1,95 Quadratkilometer große „Dorf“: Der internationale Jetset schippert auf Luxusyachten in den engen Hafen, Hotelzimmerpreise werden verzehnfacht, Millionäre verspielen Kleingeld in fünfstelliger Höhe, Kamerateams wetteifern um die beste Einstellung, und über allem thront ein Hollywoodregisseur, der bei Höllenlärm über der Höllenkurve frühstückt (ja, wir verraten später seinen Namen). Aber auch wenn man weder reich noch berühmt ist, keine Yacht besitzt und die Formel 1 einem eigentlich wurscht ist, kann man sich Monacos Zauber trotzdem nicht entziehen. Als „Normalverdiener“ besucht man den magischen Ort aber besser zur sogenannten „Nebensaison“, auch wenn die Hotelzimmerpreise auch dann daneben sind. Monaco ist trotzdem voll. „Zu jeder Jahreszeit“, erklärt Claudia Batthyany vom legendären Hotel Fairmont Monte Carlo. „Viele unserer Gäste bleiben auch gerne ein bisschen länger“ – im Steuerparadies. bei den reichen der Welt ist der unbeugsame Kleinstaat als Wohnsitz sehr begehrt, da weder Einkommensnoch Erbschaftssteuer erhoben wer- MONTE-CARLO SBM Reich & Schön MONACO SCHEINT WIE EIN TRAUM. EINBLICKE IN DIE WELT DES JETSETS VON LUCIA KLAMOR BLAGOVESTA BAKARDJIEVA, MONTE-CARLO SBM, MONACO TOURISMUS- & KONGRESSBÜRO, YVONNE SCHRÖDER Glanzvolle Zeiten. Was die Wände des Hôtel de Paris, dem legendärsten Hotel des Fürstentums, alles schon gesehen haben müssen … den und weil nach wie vor im Ausland begangene Finanzvergehen nicht verfolgt werden. „Für Gäste, die länger als drei Monate bei uns bleiben, bieten wir einen ganz besonderen Service in unserem Office im Foyer. Dort regeln wir für sie die bürokratischen Dinge, die zur Anmeldung des Wohnsitzes nötig sind.“ Durch den Druck der EU ist die Anmeldung zwar nicht mehr ganz so einfach wie früher, doch Prinz Albert II., der nun seit vier Jahren Monaco regiert, zeigt sich nach wie vor eher unkooperativ. Zugereiste müssen vorweisen, dass sie etwa drei Monate im Jahr vor Ort anwesend sind, und leben dafür praktisch steuerfrei. 120 Tage, was ist das schon, wenn hier 300 Tage im Jahr die Sonne scheint. Außerdem ist man hier ist ja auch ganz unter sich – von ein paar Touristen, die einem über den Tellerrand blicken, und denen, die hier arbeiten, einmal abgesehen. Von rund 35.000 Einwohnern sind etwa 6.000 Monegassen, also „echte“ Einheimische. Da jedoch die Mieten in Monaco (etwa 2.500 Euro für eine Singlewohnung) und die Lebenshaltungskosten (etwa 40.000 Euro im Jahr) immer höher klettern, wird es für die Monegassen immer schwieriger, in Monaco zu bleiben. „Unser Fürst sorgt aber für uns“, sagt Elvira, echte Monegassin, 67 Jahre alt und Besitzerin einer kleinen Bäckerei. Das Bild von Albert thront über der Croissanttheke. „Wir erhalten Familiengeld und viele haben einen Beamtenstatus. Zuschüsse für Wohnungen gibt es auch.“ Elviras Tochter ist trotzdem nach Nizza gezogen, das ist nur 15 Minuten mit dem Zug entfernt. Der Zauber lässt aber auch sie nicht ganz los. Gemeinsam mit etwa 30.000 anderen aus dem Umland kommt Elviras Tochter jeden Tag nach Monaco, um hier zu arbeiten. „Monaco ist wie Disneyland, wunderschön anzusehen, aber nicht ganz real“, sagt Virginia Putignani vom Hotel Port Palace, die selbst nur wenige Kilometer entfernt in Italien lebt. „Man verdient gut und es ist natürlich auch interessant, hier zu arbeiten“. Virginia blickt von der Terrasse des Hotels auf die in der Sonne wippenden Yachten. „Hier scheint nichts unmöglich“, sagt sie und lächelt, als hüte sie ein Geheimnis. „Hier sieht man alles, was es an Luxus gibt auf dieser Welt.“ COMPLETE 1/2009 65 ➺ Monaco – Tipps ––– DIE HOTELS Fairmont Monte Carlo Ragt auf Stelzen ins Meer, die Inneneinrichtung erinnert an amerikanische Luxusdampfer. Nebensasion ab 279 €, 12, avenue des Spélugues Tel. +377 (0) 93 50 65 00 www.fairmont.com/montecarlo Hotel Metropole Monte-Carlo Traditionell, im Herzen der Stadt. Restaurant „Joël Robuchon Monte Carlo“ (zwei Michelin-Sterne). Ab 400 €, 4, avenue de la Madone, Tel. +377 (0) 93 15 15 15 www.metropole.com Port Palace Am Hafen Hercule, jede Etage zu anderem Thema eingerichtet. Terrasse mit Ausblick auf die Yachten, hippe Adresse am Abend. Ab 265 €, 7, avenue J.-F. Kennedy, Tel. +377 (0) 97 97 90 00, www.portpalace.com Le Méridien Beach Plaza Das einzige Hotel in Monte Carlo mit Privatstrand. Ab 315 €, 22, avenue Princesse Grace, Tel. +377 (0) 93 30 98 80, www.lemeridien.com L’Hôtel de Paris Die Legende: 1864 direkt am Casinoplatz gegründet, Wohn- Fabien, Hüter des Weinkellers ort vieler Prominenter. Sir Winston Churchill wurde eine Suite gewidmet. Restaurants: „Louis XV Alain Ducasse“ (3 Sterne), „Salle Empire“, „Côté Jardin“ und das „Le Grill“ (1 Stern), in dem man unter freiem Himmel speist. Größter privater Weinkeller Europas. Place du Casino – 98000, Tel. +377 (0) 98 06 30 00 www.hoteldeparismontecarlo.com Columbus Trendig, im Stadtteil Fontveille. Formel-1-Feeling inklusive: Das Hotel gehört Ex-Renn- Legendär. Prachtvolle Lobby des Hôtel de Paris am Kasinoplatz Live-Musik. Freier Eintritt von Di bis Sa ab 19 Uhr. Tel. +377 (0) 98 06 20 08 Das Spielerparadies: Casino de Monte-Carlo 1863 als eines der ersten Casinos weltweit eröffnet. Mindesteinsatz 5 €, Eintritt kostenlos. Angemessene Garderobe tragen. Place du Casino, Tel. +377 (0) 98 06 21 21 www.montecarlocasinos.com Boutique Yves Saint Laurent fahrer David Coulthard. Ab 280 €, 23, avenue des Papalins, Tel. +377 (0) 92 05 90 00 www.columbusmonaco.comGünstig: Novotel Monte Carlo Übernachtungen ab 99 € pro Person, www.novotel.com ––– DAS NACHTLEBEN Der Club: Jimmy’z Treffpunkt des internationalen Jetsets. Hier schlürften die Fürstenkids mit P-Diddy RoséChampagner (Cola etwa 60 €). Mai bis September tgl. geöffnet. 26, avenue Princesse Grace, Tel. +377 (0) 98 06 70 68, E-Mail: [email protected] Die Bar: Moods 2008 eröffnet, Nachtclub mit ––– DIE INVESTITIONEN: Windowshopping: im „Golden Circle“ (Avenue Monte Carlo, Av. des Beaux-Arts und Allées Lumières): Hermes, Dior, Gucci & Prada. Shoppingcenter: Centre Commerciale Le Metropole Fontvieille Shopping Center ––– DIE KULTUR: Fürstenpalast: www.palais.mc Der exotische Garten: 62, boulevard du Jardin Exotique, [email protected] Die Oper: im Casino de Monte-Carlo, www.opera.mc, Tel. +377 (0) 98 06 28 28 ––– DAS HIGHLIGHT: Helikopterflug ab 4 Personen nur 55 €/Pers. Héli Air Monte Carlo, www.heliairmonaco.com Klein, aber sehr fein. Hotels und wichtige Adressen in Monaco 66 C O M P L E T E 1 / 2 0 0 9 Reise ❧ Da Monaco so klein ist, spielt sich vieles in den Hotels ab. Das wohnen ja auch die Stars. Pavarotti etwa hatte eine eigene Suite im Hotel Metropole, Sir Winston Churchill bewohnte jahrelang die größte Wohnung der Stadt im Hôtel de Paris, und „Star Wars“-Regisseur George Lucas bezieht jedes Jahr zum Grand Prix seine Suite im Fairmont, um vom Balkon aus zu beobachten, wie sich die Rennwagen durch die Höllenkurve fädeln. Solche Gäste wollen bei Laune gehalten werden. Daher kreierte Fairmont-Chefkoch Maryan Gandon gerade einen Burger, bei dem die Pommes Frites in der oberen Brötchenhälfte serviert werden. Die Präsentation ist noch nicht ganz ausgereift, der Preis auch nicht. Sein Geheimnis verrät er trotzdem: „Das Fleisch für den Burger braten wir in ein bisschen Coca Cola.“ Im Columbus neben dem Rosengarten serviert man den „Cocktail Grace“ (wie Grace Kelly, in Monaco ausgesprochen „Grass“) mit Rosenkonfitüre. Im Hôtel de Paris öffnet man täglich rund 500 Flaschen Champagner. „Bei uns lagern etwa 600.000 Flaschen, damit verfügen wir über den größten privaten Weinkeller Europas“, sagt Sommelier Fabien. Die teuerste Flasche, ein Chateau Margaux von 1929, liegt bei 9.000 Euro. Wir haben auch Weine aus Napoleons Zeiten, die werden aber nicht geöffnet, das sind Investitionen.“ touristen erkenne man daran, dass sie begeistert jeden Ferrari fotografieren, sagt Cyril Blavier, Chauffeur in Monaco. „Das lässt aber schnell nach“, sagt Cyril lächelnd. „Am zweiten Tag muss es schon ein Maserati oder Rolls Royce sein. Und nach ein paar Tagen schaut man nur noch, wenn ein Prominenter aussteigt.“ „Irgendwann sieht man den Reichtum gar nicht mehr“, sagt Virginia Putignani. „Und dann ist es gut, wenn man abends wieder rausfährt und die Füße auf den Boden stellt – in der wirklichen Welt.“ –––––❦ MONTE-CARLO SBM, YVONNE SCHRÖDER, KERSTIN LUTTENFELDNER Monaco ist ein bisschen wie „Disneyland“, wunderschön anzusehen, aber nicht ganz real