1 Univ.-Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Liechtensteinisches
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1 Univ.-Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Liechtensteinisches
Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Univ.-Prof. Dr. Rainer Vollkommer, Liechtensteinisches Landesmuseum Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Vernetzung ist wie in jedem Bereich wichtig. Sie sollte sowohl national wie auch international stattfinden. Man sollte sich dazu auf eine Sprache einigen, die m.E. nur Englisch sein kann. Da jedoch der Forscher selbst je nach dem Englisch in der profunden Tiefe nicht hat, wäre es förderlich eine Institution einzurichten, die alles dementsprechend übersetzt. In den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sind auch heute noch der Zugriff auf Bücher und Bibliotheken von hoher Wichtigkeit, um besser forschen zu können. Man sollte daher so rasch wie möglich versuchen, auch in diesen Bereichen so viel wie möglich rasch zu digitalisieren, so dass jeder Forscher egal, wo er lebt, optimalen Zugriff auf Wissen hat. Freiräume für Forschung Umso freier die Forschung von anderen Zwängen ist, umso mehr kann erreicht werden. Der Forscher braucht Zeit. Zu kurz befristete Zeitverträge können oft nur zum Abschluss kleinerer Projekte führen. Größere zeitaufwendigere Projekte werden dadurch eingeschränkt. Die Forschung sollte ohne Beeinflussung von Politik, Wirtschaft und gesellschaftlichen Einflussnahmen erfolgen. Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Der Zugang sollte für alle - soweit möglich - gleich sein. Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Die Verwertung sollte allen ohne Bedingungen mit Ausnahme der Nennung der Urheber offen stehen. Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Gleiche Sprache Gleicher medialer Zugang zu so viel Wissen wie möglich Gleiche Verwertungschancen 1 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. 1. Beispiel Oxford Kleine Studentengruppen, bei denen auf jeden Einzelnen intensiv eingegangen werden kann, Konzentration auf Wesentliches (z.B. kein Suchen nach Unterkunft, Möbel, Essen, etc.) und außergewöhnlich gute Bibliotheken (letzteres zu ersetzen durch digitalen Zugriff für Alle). 2. Beispiel CNRS - Frankreich Forschern wird ermöglicht nicht nur Projekte in Angriff zu nehmen, die zeitlich vertraglich oft begrenzt sind, sondern auch länger dauern können, wenn es notwendig ist 3. Beispiel Vergangenheit der deutschsprachigen Universitäten Verschulung in unseren Bereichen wieder größtenteils abschaffen und den Studenten ermöglichen, nicht nur Wissen anzusammeln, sondern vor allem wieder kritisches Denken zu entwickeln. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Häufig reduzieren sich diese Programme auf einen für alle möglichen Teilnehmer erlaubten kleinsten Nenner, der je nach Land wegen politischer, wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher Konventionen aufoktroyiert wird. Aufbrechen dieser Konventionen müsste ermöglicht werden. Die Teilnahme ist andererseits sehr wichtig, um zu sehen, welche unterschiedlichen Vorgehensweisen möglich wären und wo Ihre Grenzen liegen und wie man diese überbrücken könnte, um gemeinsam stärker zu sein Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? Zugriff an mehr Wissen Vernetzung unterschiedlichster Partner, dadurch Erweiterung der Auseinandersetzung Der eigene Standort verliert an Gewicht 2 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Ich begrüße sehr, dass eine Konsultation stattfindet. Wichtig wäre, diese zusammenzuführen und nachhaltig in einen permanenten Dialog fortzusetzen 3 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Prof. Dr. Andre Gingrich, Universität Wien Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Die Vernetzung der heimischen GSK untereinander ist derzeit oft geringer als in internationalem Maßstab. Dies drückt aber selten ein "Defizit" aus, sondern die Realitäten eines Kleinstaats: Die attraktivsten Partner sind selten im Inland vorhanden; es sollte diesbezüglich kein finanzieller oder administrativer Druck ausgeübt werden. Wo zweckmäßig und sinnvoll, wären "incentives" denkbar – etwa in Form finanzieller und arbeitsrechtlicher Erleichterungen beim Aufbau gemeinsamer Infrastruktur, beim Erwerb gemeinsam benötigter Qualifikationen, bei gemeinsamer Nutzung von Administrativ-Personal. Dies könnte crossinstitutional cooperation im Inland fördern dort, wo noch selten daran gedacht wird. Freiräume für Forschung Speziell für Führungskräfte der Forschung haben die Gesamt-Anforderungen bei Micro- und Macro-Management sowie im reviewing (für Journals, FörderInstitutionen, Behörden...) ein untragbares Ausmaß erreicht. Die eigentlichen Kernkompetenzen – eigene Forschungen und unmittelbare Nachwuchsförderung – geraten unter inakzeptablen Druck. Das gilt in besonders hohem Ausmaß für die heimischen GSK (mehr Studierenden, geringere Finanz- und Administrativressourcen). Der Weg der Univ. Wien (zusätzliche Freisemester & Senkung der Lehrverpflichtung für Leiter/innen von SFB's und deren Stv.) muss daher dringend fortgesetzt, ausgeweitet und substanziell gestärkt werden. Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Beim FWF besteht zu Open Access ein krasses Missverhältnis zwischen Aufwand und Relevanz für die GSK-Mehrheit (vgl. den bescheidenen FWF-Input zu Research Integrity!). Viele v.a. Jüngere in den GSK wissen mit der teuren OARhetorik des FWF nichts anzufangen. Ein Kurswechsel ist dringend nötig. Er hat sich daran zu orientieren, wo Österreich international Spitzenniveau hat: Die heimischen ERC-Grants in den GSK wurden bekanntlich in Ägyptologie, Mediävistik, Sozialanthropologie usw. akquiriert, aber nicht in Psychologie oder Wirtschaftswissenschaften. Kurswechsel! Mit dem ACDH wurde für Infrastrukturen (Forschung & Daten) bereits eine erste enorm begrüßenswerte Weichenstellung seitens BMWF(W)/ÖAW und Unis gesetzt. Das Tempo ist beizubehalten: Steigerung der kompetitiv vergebenen Finanzmittel, Förderung von Informations- und Diskussionsprozessen (bottom up & top down); schrittweiser Auf- und Ausbau von kreativer Arbeitskultur der GSK in Österreich. 4 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Meine persönlichen Erfahrungen und die der meisten meiner Kolleg/inn/en & Mitarbeiter/innen mit der Literar-Mechana sind exzellent. Ihre Rolle sollte daher im Zug der aktuellen digital bedingten Veränderungen und Herausforderungen insgesamt gestärkt und ausgeweitet werden. Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Entlastung von GSK-Führungskräften zur Wahrnehmung ihrer Kernkompetenzen Ausbau des ACDH; Kurswechsel bei der OA-Policy des FWF im GSK-Bereich Einführung gezielter incentives für cross-institutional cooperation der GSK im Inland Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. 1. Beispiel Asian Research Institute (ARI) der National University of Singapore Aufbau eines starken interdisziplinären aber spezialisierten Kompetenzzentrums in den GSK mit besonderer Beachtung der Relevanz von regional studies/area studies/social anthropology/usw. durch a) Forcierung eines core team aus langfristigen, exzellenten appointments b) parallele (auch budgetäre) Forcierung eines Rotationsprinzips von visiting appointments c) keine Lehr- aber Vortragsverpflichtung am ARI, verpflichtende Anbindung des Vortragsbesuchs an den NUS-Lehrbetrieb (für Lehrende & PhD Studierende) http://www.ari.nus.edu.sg/ 2. Beispiel Netherlands Institute for Advanced Studies in the Humanities (NIAS) Die mit Österreich durchaus besser als etwa Deutschland vergleichbaren Niederlande haben EIN NIAS; Österreich hat hingegen mehrere kleine & eher unterdotierte "Zentren" (IFK, IWM) die primär auf Gastforscher/innen ausgerichtet sind ohne ausreichende Anbindungen an die heimische GSKLandschaft sowie die ÖAW. Nach Vorbild des NIAS wären die Mittel für IFK, IWM etc. so aufzustocken dass daraus "bindende" (und mit Bund und PartnerInstitutionen vertraglich abgesicherte) Kooperationen zu ÖAW und heimischen Uni's erwachsen – mit direktem und spürbarem Benefit für heimische PostDocs und PhD's. https://www.nias.knaw.nl/ 5 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Meine persönliche Mitwirkung (2008-2013) am ERC als Panel Chair in den GSK (dort: SH), Advanced Grants, war enorm lehrreich und ergab ein deutliches Plus an Expertise und Überblick für mich und meine Teams an der ÖAW und an der Uni Wien. Dies war möglich aufgrund einer entsprechenden, befristeten Entlastung bei anderen Aufgaben an beiden Institutionen, denen ich dafür dankbar bin. Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? Auch an den heimischen Uni's in den GSK: Eine zunehmende Ausdifferenzierung, in der einen oder anderen Form die zu begleiten und kritisch zu evaluieren ist, in akademische Positionen die – zum jeweils gegebenen Zeitpunkt – stärker mit Lehre & Betreuung zu tun haben werden und solche, die damit etwas weniger und selektiver involviert sind. Die Möglichkeit und Notwendigkeit, auch in den GSK eine zunehmend belastbare Archivierungs-, Forschungs- sowie Fort- und Ausbildungsschiene zur digitalen Datennutzung herzustellen, zu warten und zu nutzen. (ACDH massiv ausbauen & nutzbar machen für alle Fachbereiche) Neue und bisher zu wenig oder kaum genutzte alte Quellen für die GSK zu erschließen, sowohl im "alten" Sprach-zentrierten Textbereich als auch in neuen Text-wie Bildformaten inklusive neuer epistemologischer Akzentsetzungen im Visuellen. Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Keine Angabe 6 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 O.Univ.-Prof. Christian Stary, Johannes Kepler Universität Linz Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Kurzfristige Unterstützung für Vernetzungstreffen - COST-ähnliches Regime mit minimalem Administrationsaufwand. Digitale Plattform mit bestehenden Netzwerken, um kurze Wege zu gehen. Freiräume für Forschung Anerkennung disziplinenübergreifender Kontakte Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Nationales Campuslizenzmodell für Zugang zu sämtlichen Forschungsarbeiten Entbindung der ForscherInnen, sich um Finanzierung der Publikation ihrer Forschungsergebnisse kümmern zu müssen – gegebenenfalls nationale Clearingstelle, die eigenverantwortlich Anliegen einen Fall abwickelt (one-stopservice) Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) s.o. Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Nationale Vereinheitlichung der akademischen Infrastruktur zur Publikation von Forschungsergebnissen und Vernetzung von ForscherInnen Entbürokratisierung von Forschungsarbeiten Controlling durch Förderung ersetzen Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. 1. Beispiel Pädagogisches Schulamt Bozen Weiterbildungseinrichtung für Pädagogen http://www.provinz.bz.it/schulamt/ 7 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 2. Beispiel Universität Bochum IMTM Stabstelle mit unbürokratischen Strukturen für den Austausch http://www.imtm-iaw.ruhr-uni-bochum.de/en Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Vorteile: interkulturelles Arbeiten schon bei Projektbeantragung Nachteile: zeitintensiv, ressourcenintensiv und bei Nichtbewilligung als verlorene Zeit in Außensicht ('nicht darstellbarer Erfolg') Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? Wissenshalbwertszeit verringert sich Österreich wird zu Entwicklungsland, da bislang erforderliche Strukturentwicklungen politisch blockiert wurden. Braindrain von Österreich in hochdigitalisierte Länder Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Keine Angabe 8 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Dr.iur. Mag.iur. LL.M (Harvard) Brigitta Lurger, Karl-FranzensUniversität Graz Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Finanzielle Förderung von Dienstreisen, Tagungen und sonstigen Vernetzungsaktivitäten sollte verbessert werden, Forschungsaufenthalte im Ausland sollten ermöglicht und unterstützt werden Freiräume für Forschung Alle 4 Jahre Anspruch der Professor/innen auf ein Forschungsfreisemester oder Forschungsjahr, die Belastung mit der Lehre sollte reduziert werden, derzeit komme ich neben Lehre, Studierendenbetreuung und Verwaltung kaum zum Forschen Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Erleichterung des Zugangs durch open access Publikationen, die online verfügbar sind Erweiterung des Budgets der Universitätsbibliotheken damit diese Datenbanken ankaufen und die Forscher/innen bei der Informationssuche besser unterstützen können Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Open access Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. ALLE DER DREI GENANNTEN PUNKTE SIND SEHR WICHTIG – ICH KANN KEINE REIHUNG VORNEHMEN – SIE HÄNGEN AUCH INHALTLICH ZUSAMMEN Verbesserung der personellen Ausstattung jener Fakultäten, die eine hohe Lehrbelastung durch hohe Studierendenzahlen haben: Derzeit leiden sowohl die Qualität der Lehre (zB Vorlesungen mit hunderten Studierenden, keine Förderung in Kleingruppen möglich) als auch die Qualität der Forschung (wir lehren nur mehr, keine Zeit für Forschung) erheblich an der personellen Unterausstattung, die vor allem in Vergleich mit Universitäten aus den USA, Kanada, UK, dramatisch ist. Ist die personelle Ausstattung verbessert, werden auch Forschungsfreistellungen für 6-12 Monate alle vier Jahre ermöglicht, die unbedingt nötig sind, um ausreichend Zeit für Forschung zu haben. 9 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Einführung von Studieneignungstests: Wir haben ein sehr ineffizientes Lehrsystem, sehr hohe Zahlen von Studienanfängern, sehr niedrige Absolventenquoten, wir schleppen völlig ungeeignete Studierende oft jahre- und jahrzehntelang mit durch unzählige Prüfungswiederholungen, und nochmalige, nochmalige, nochmalige Wiederholungen, diese halten uns von der Förderung der geeigneten und begabten Studierenden und von der Forschung ab. In keinem anderen entwickelten Land gibt es so viele Prüfungsantritte wie in unserem System. Vier- bis fünfmalige Prüfungsantritte haben für alle Betroffenen nur Nachteile, sind unsinnig und ineffizient, es ist unerklärlich, wieso sie noch nicht reduziert wurden, etwa auf das deutsche System des zweimaligen Antritts, das auch weltweit vorherrscht. Studieneignungstests sind sozial verträglich und kosten im Vergleich zu den Kosten der jetzigen Ineffizient nur wenig. Finanzielle Förderung der Forschung: Erweiterung der finanziellen Förderung der Grundlagenforschung (zB durch Verdopplung des Budgets des FWF), das Potential für die Forschungen ist vorhanden, es kann sich aber leider nicht entfalten, weil die Projektförderanträge mangels Bedeckbarkeit abgelehnt werden müssen. Schaffung von Förderprogrammen durch die Universitäten selbst, die schon bestehende Forschungsschwerpunkte unterstützen bzw. neue innovative Forschungsrichtungen aus der Taufe heben helfen. Jede Universität kann selbst am besten erkennen, wo ihr Förderbedarf entsprechend ihrem eigenen Forschungsprofil besteht. Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. 1. Beispiel Harvard University – Harvard Law School Es findet sich alles das verwirklicht, was ich umseitig als Wunsch beschrieben habe und noch vieles, das darüber hinaus geht: exzellente personelle Ausstattung, große Freiräume für Forschung, Studieneignungstests – zusätzlich Auswahl der Studierenden mit den besten Testergebnissen, den besten Studiennoten bisher und den vielversprechendsten Lebensläufen exzellente finanzielle und zeitliche Förderung der Forschungen die Auswahl der besten Professor/innen im internationalen Wettbewerb ist aufgrund der guten finanziellen Ausstattung möglich. 2. Beispiel Oxford University Das oben Gesagte gilt natürlich für viele weitere Spitzenuniversitäten weltweit: wie Oxford, Cambridge, Yale, Stanford, UCLA etc. 10 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Vorteil: Möglichkeit der Akquirierung von Forschungsgeldern für Projekte Nachteil: Die Schwierigkeit, geeignete Calls für die Rechtswissenschaften zu finden, wird den Forscher/innen der Rechtswissenschaften negativ ausgelegt (weil sie zu wenige Gelder einwerben), dies ist meist ungerecht: weil die Calls nicht von Ihnen beeinflusst werden und nicht auf Rechtswissenschaften Bedacht nehmen. Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? Verbesserung der Forschungsmöglichkeiten durch Einsatz von IT, Verbesserung des Datenzugangs für Daten, die Basis von Forschungsarbeiten darstellen Verbesserung der Lehre Neue Themenfelder für rechtswissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Forschung werden eröffnet" Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Es ist ein Skandal, dass die Forschung und Wissenschaft im staatlichen Budget und in der staatlichen Politik einen so geringen Stellenwert einnehmen wie in Österreich. Wir sollten uns an führenden und vergleichbaren Ländern wie Schweiz, Kanada, Deutschland, skandinavische Länder orientieren. Die größte Ressource für unser Land – wirtschaftlich wie humanitär und kulturell betrachtet – sind nicht die Berge, die Bauern, die Wasserkraft, der Tourismus – sondern das geistige Potential der Menschen, die hier aufwachsen oder hierher kommen, das in den Schulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen durch öffentliche Gelder effizient, mutig, offen und mit Überzeugung gefördert werden sollte. 11 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 assoz. Prof. Dr. Florian Schaffenrath, Ludwig Boltzmann-Gesellschaft Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Die Vernetzung mit internationalen Kollegen ist derzeit bereits in hohem Maß gegeben. Wünschenswert wären verstärkte Programme, die es uns erlauben, v.a. junge ausländische Forscher für eine bestimmte Zeit nach Österreich zu holen, um mit ihnen gemeinsam zu arbeiten. Hier gibt es zwar bereits lobenswerte Initiativen, aber mehr wären wünschenswert. Freiräume für Forschung Es wäre wünschenswert, Verwaltungs- und Forschungstätigkeiten stärker zu trennen: Verwaltungsaufgaben könnten von Menschen mit entsprechender Ausbildung besser und effizienter erledigt werden; andererseits würden sehr speziell ausgebildete Wissenschaftler nicht mit Aufgaben belastet, auf deren Erledigung sie im Grunde nicht vorbereitet sind. Dies würde ihnen für die Forschung und das Denken nötige Freiräume schaffen. Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Der Zugang zu Literatur und Datenbanken wird durch die österreichischen Bibliotheken in zufriedenstellender Art und Weise gewährleistet. Eine Verstärkung der Digitalisierungsbemühungen v.a. älterer, schwer zugänglicher Literatur (z.B. in kleineren Archiven oder Bibliotheken) wäre wünschenswert. Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Läuft zufriedenstellend Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Einführung eines großen nationalen Fellowship-Programmes, das es v.a. jungen auswärtigen Wissenschaftlern erlaubt, für die Dauer von 1-18 Monaten nach Österreich zu kommen, um mit österreichischen Forschern zusammenzuarbeiten. Die Höhe des Fellowships soll so ausfallen, dass die Wertschöpfung im Land bleibt; ein Nachfolgeprogramm soll gewährleisten, dass diese Forscher auch über ihren Aufenthalt hinaus mit Österreichs Forschungslandschaft verbunden bleiben. Die Ausgaben für Verwaltungspersonal sollen mit maximal 10% des Budgets (z.B. einer Universität) gedeckelt werden; dies würde dazu führen, dass hoch qualifiziertes und speziell ausgebildetes Personal eingestellt werden müsste, das 12 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 die forschenden Wissenschaftler entlastet, aber auch keine neuen Verwaltungsaufgaben erfindet, um seine eigene Position zu rechtfertigen. Projekte, deren Ziel in der Digitalisierung historischer Bibliothekssammlungen bestehen, sollen bevorzugt behandelt werden, um in absehbarer Zeit elektronischen Zugang zu den wichtigsten österreichischen Buchsammlungen zu haben. Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. 1. Beispiel Universität Freiburg im Breisgau Als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung kam ich an die Universität Freiburg i.Br. Die Stiftung kümmert sich auch nach dem Forschungsaufenthalt um ihre Stipendiaten, die sich dadurch in ein lebenslang wirkendes Forschungsnetzwerk eingebunden fühlen. https://www.humboldt-foundation.de/web/start.html 2. Beispiel Österreichisches historisches Institut in Rom Als Stipendiat des Österreichischen historischen Instituts in Rom war es mir nicht nur möglich, meinen Forschungen nachzugehen, sondern ich wurde auch in eine Vielzahl kultureller Aktivitäten des Institutes eingebunden. Diese personalisierte Einbildung auswärtiger Forscher in den Kulturbetrieb vor Ort scheint mir nachahmungswert. http://www.oehirom.it/de/institut 3. Beispiel All Souls College, Oxford Am All Souls College in Oxford wurde ich Zeuge einer Willkommenskultur, die v.a. für das Schmieden neuer Netzwerke von großer Bedeutung war: Im Rahmen von Tagungen finden ständig offizielle Essen für die anwesenden Professoren statt, in deren Rahmen leicht Kontakte zu wichtigen Vertretern des Faches und darüber hinaus geschlossen werden können. In Österreich scheint mir diese Kultur der Begegnung im kleinen Kreis weniger institutionalisiert; Finanzmittel für derartige Events sind kaum zu gewinnen. https://www.asc.ox.ac.uk/ 13 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Sollte ein eingereichtes Projekt tatsächlich genehmigt werden, bedeutet dies eine Absicherung des aufgebauten Forschungsteams; andererseits werden nicht übermäßig viele Projekte genehmigt, sodass oft zu fürchten ist, dass die Zeit, die man in die Ausarbeitung des Projektantrages investiert hat, im Grunde verloren ist. Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? Durch die fortschreitende Digitalisierung historischer Buchbestände wird es in Zukunft noch leichter sein, an seltene Literatur heranzukommen; es besteht freilich die Gefahr, dass nach ungelesenen Bibliotheksbeständen nunmehr elektronische Datengräber entstehen, wenn wir uns nicht gelichzeitig über die systematische Erschließung Gedanken machen. Große Projekte zur biobibliographischen Erschließung des Materials wären wünschenswert. Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Österreich hat eine gute Kultur, innovative Themen der Geistes- und Sozialwissenschaften auch institutionell, zumindest für eine bestimmte Zeit, zu fassen (Akademie-Institute, Ludwig-Boltzmann-Institute). Die Wissenschaftspolitik sollte Mittel und Wege finden, solche Einrichtungen zu verstetigen, wenn sie gezeigt haben, dass die Grundidee funktioniert 14 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 NN Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Die Zusammenarbeit/Vernetzung funktioniert eigentlich, da sie in der individuellen Verantwortung der einzelnen Wissenschaftsperson liegt. Freiräume für Forschung Derzeit liegt der inneruniversitäre Schwerpunkt auf Lehre, Lehre, Lehre und ein sich selbstverstärkender Bürokratieapparat sorgt für unablässige Beschäftigung mit Kennzahlen, Selbst- und Fremdevaluationen, Controlling usw. Forschung findet "in der Freizeit" statt, wie ein Dekan mir das gegenüber ausdrückte. Die Anerkennung von Forschungsleistung erfolgt über eingeworbene Drittmittel, meine Forschungen brauchen jedoch vor allem eines: Zeit. Zeit für die eigene Arbeit, denn Lesen und Denken und Schreiben lässt sich nicht delegieren. Diese Zeit muss ich mir "erstreiten" – was wiederum Energie und Zeit von der Forschungsarbeit wegnimmt. Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Open Access erhöht eindeutig die Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des Informationsflows. Ich nutze zunehmend Plattformen wie academia.edu und researchgate, in denen auch nicht frei zugängliche Texte (oft als in der "proof"Version) zur Verfügung gestellt werden oder über die/den AutorIn angefragt werden können. Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Keine Angabe Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Anforderungen an dauernde Kontrolle und Selbst- wie Fremdevaluation herunterfahren Zeitliche Ressourcen für individuelle Forschung anerkennen (nicht nur für Drittmitteleinwerbung) 15 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. Das möchte ich eher nicht tun, aus der Erfahrung (in Deutschland, wie in Österreich), dass Good-Practice-Beispiele zum einen nicht eins-zu-eins in eine andere Wissenschaftskultur zu überführen sind, zum anderen dann nur einzelne Aspekte herausgepickt werden, die nicht zum Gesamtsystem passen, aber vermeintlich Geld sparen. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Vorteil: Intensive Vernetzung Nachteile: - Ergebnisse müssen bereits im Antrag genannt werden (wozu dann noch forschen) sehr hohe Ablehnungsquoten (Zeitverschwendung durch Antragstellung) sehr hoher Koordinationsaufwand, ohne tatsächlichen wissenschaftlichen Austausch Zusammenarbeit meist additiv anstelle von synergetisch Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? „Puplish or perish" wird ersetzt durch "go digital or perish" – es wäre zu hoffen, dass durch leichtere Zugänglichkeit sowie den Möglichkeiten der unmittelbaren Kommentierung, die Publikationen nicht weiter an Qualität verlieren, sondern wieder gehaltvoller werden können. Demokratisierung der Informationen (= leichtere Möglichkeiten für alle, die Online-Zugang haben, sich Informationen zu beschaffen). Dies erfordert jedoch weitere Anstrengungen in der Bildung, denn die Leistung, relevante von irrelevanten Informationen sowie die Vertrauenswürdigkeit von Informationen einzuschätzen, muss erbracht werden. Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Keine Angabe 16 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Mag. Dr. Thomas Kühtreiber, Paris Lodron Universität Salzburg Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Freie Vernetzung von Forschungseinrichtungen und freien WissenschafterInnen unter dem Aspekt der optimalen Passgenauigkeit für die Fragestellungen bzw. die zu wählenden Methoden und Daten/Quellen (und nicht nach wissenschaftspolitischen Erwägungen) Gleichrangige Bewertung von regionalen, nationalen und internationalen Forschungsprojekten: Fokus auf die Methodik und wissenschaftliche Qualität, nicht "international" vor "national" vor "regional" Wertschätzung von kollaborativen Projekten neben den hochkompetitiven Projekten Freiräume für Forschung Planungssicherheit über 2-3 Jahre hinaus: Erst dies gewährt nachhaltige Vertiefung in Themen abseits des "Nachhechelns" hinter ausgeschriebenen Kurzzeitprojekten Weniger Bürokratie im Antrags- und Berichtwesen zugunsten mehr Forschungszeit sinnvolle Gleich-Gewichtung von internen Projekten und Drittmittelprojekten Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Open Access auch in den GSK-Forschungen einschließlich der Forschungsdaten Aufbau einer nationalen Open Access-Infrastruktur, insbesondere auch von universitären GSK-Datenrepositorien, Online-Plattformen etc. zuungunsten der Privatvermarktung von mit öffentlichen Geldern finanzierter Forschung durch große Verlage. Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Öffentliches Kulturgut einschließlich der öffentlichen Forschungsleistung soll jedem kostenlos zugänglich sein Korrektes Wissenschaftliches Zitieren einschließlich Nutzung von Daten und Bildquellen Dritter ohne Konfliktstellung zu Urheberrechtsgesetzgebung auf EU-Ebene 17 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Vernetzung spielt in den GSK eine höchst relevante Rolle, insbesondere in Zeiten knapper werdender Ressourcen. Kooperative Projekte sollten neben hochkompetitiven Drittmitteleinwerbungen zumindest gleichrangig bewertet werden, weil hier mit relativ wenig Ressourcenaufwand hoher Output erreicht werden kann. Dabei sollten regional, nationale und internationale Netzwerke nicht hierarchisch bewertet werden: Im Sinne von "think global, act local" können auch hochrangige Projekte mit regionalen Daten und Quellen geschrieben werden. Insbesondere internationale GutachterInnen sollten auf die Bedeutung von Forschungsfragen auf regionaler und nationaler Ebene hin besser geschult werden oder: Die grundsätzliche qualitative Bewertung eines Projektantrags wird international evaluiert, die nationale/regionale Relevanz national evaluiert. Der starke Druck in Richtung Drittmittelprojekte (Messbarkeit!) mündet zu extrem hohem Aufwand für Antragsstellungen, eine knapp bemessene Zeit, die auch schon für andere Projektformen (siehe Kooperationsprojekte) in konkreter Forschungsarbeit genutzt werden kann. Auch der bürokratische Dokumentationsaufwand für Forschungs- und Wissensbilanzen sollte in sinnvollem Verhältnis zur Gesamtarbeitsleistung stehen. Fazit: Der Drittmittelanteil sollte in einem sinnvollen Maß zur Gesamtarbeitsleistung an einem GSK-Institut stehen, ansonsten wird nur auf aktuelle Ausschreibungen hin gearbeitet und Nachhaltigkeit über einen 3-Jahresrhythmus geht verloren Nationale digitale GSK-Strategie: - - Langfristsicherungsmodelle von digitalen Daten: Finanzielle und logistische Unterstützung für Aufbau von GSK-Datenrepositorien auf universitären und außeruniversitären Einrichtungen; eventuell zentrale Plattform für freie WissenschaftlerInnen in Verbindung mit FWF-Anträgen etc. Stärkung der nationalen öffentlichen Online-Plattformen gegenüber den privaten, teilweise als Monopole agierenden wissenschaftlichen Großverlagen Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. 1. Beispiel Universität Aarhus, Dänemark von vertikalen hierarchischen Entscheidungsstrukturen zugunsten kollaborativer Systeme: Verhindert klandestine Entscheidungen weniger 18 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 2. Beispiel Ludwig-Maximilians-Universität München „Ausreichend" freie Geldmittel der Universität zur Projektaquise, damit können frühzeitig ProjektmitarbeiterInnen in die Konzeptionsphase eingebunden werden (erhöht Identifikation mit Projekt!) Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Horizon 2020: im Vergleich zu Vorgängerprogrammen zu "anwendungsnah" für viele GSK-Fragestellungen; kaum mehr Grundlagenforschung möglich; finanzielle Risiken für Großanträge unter der Leitung einer österreichischen GSK-Einrichtung sollten durch eigenen Fonds abgefedert werden, da Kleininstitute hier massiv benachteiligt sind. ERA-Nets: Hier dominieren einige "big player" den Wissenschaftsmarkt: Sie definieren die Zielrichtungen und das "Wording" und dürfen gleichzeitig beantragen – klassischer Interessenskonflikt! Lösungsansatz: Auf bestimmte Zeitstellung entweder Mit-Entwickler von Programmen ODER Antragsteller. Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? Digital Humanities: Die sukzessive Integration digitaler Forschungstools verändert die GSK nachhaltig: Es wird aber noch zu wenig darüber nachgedacht, dass "DH" mehr ist als das Nutzen von digitalen Tools in den GSK, sondern die Frage, wie wir als GSK-WissenschafterInnen die "Welt sehen", verändert. Hier sollten selbstreflexive Prozesse zu greifen beginnen, um die Veränderungen des Denkens über "die Menschen und die Welt" durch DH zum Thema zu machen. Umgekehrt haben die GSK hier ein massives Potential, in den klassischen "technikbasierten Wissenschaften", wie Medizin, NAWI etc. einen aktiven Beitrag zu leisten: - Welche "Bilder" werden von diesen Disziplinen produziert, in welchem ideologischen Kontext entstehen sie und werden dadurch wie codiert? Wie läuft die Interaktion im Rahmen von "Science to Public" zwischen MINT-Fächern und der Öffentlichkeit? Wie können die GSK heute zwischen "Technikgläubigen" und "Technikskeptischen" vermittelnd auftreten? Die Digitalisierung fördert massiv kollaborative Arbeitsformen gegenüber rein kompetitiven. Auch die Wissenschaftspolitik sollte sich daher endgültig vom "Geniekult" des 19./20. Jahrhunderts verabschieden und das vernetzte Arbeiten stärker würdigen, auch wenn dies auf Kosten des "Repräsentierens mit großen Namen" geht. 19 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Ich möchte der Hoffnung Ausdruck verleihen, dass auch Ihr Findungsprozess transparent stattfindet, insbesondere dort, wo es um Weichenstellungen geht. 20 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Dr. Ivo Ponocny, MODUL Privatuniversität Wien Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Vermehrt thematische Internet-Plattformen, um WissenschaftlerInnen mit gemeinsamen/überschneidenden Forschungsgebieten zusammenzuführen, unmittelbares Teilen von Ergebnissen und Erfahrungswerten (nicht erst über fertige Journal-Publikation) mehr Videokonferenzen Freiräume für Forschung Gelockerter Fundraising- bzw. Publikationsdruck, um mehr Raum für wirklich essentielle Forschungsergebnisse zu schaffen Evaluierung mehr nach Ergebnissen als nach bibliometrischen Daten Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Forcierte open access-Landschaft Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Keine Angabe Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Plattformen einrichten Formulierung neuer Evaluationskriterien, welche (ähnlich wie Projektanträge) Impact, Innovation und Exzellenz voranstellen Weiterführen der bisherigen Anstrengungen im open access-Bereich Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. Keine Angabe Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Bessere politische Relevanz der Resultate, mehr Aktualität der Forschungsfragen allerdings auch Bindung an die Projektvorgaben 21 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? Schnellere (teilweise fast in Echtzeit), breitere und detailliertere Analysen zu einer Vielzahl von Themen Gefahr der Verflachung von Forschung: Ausschöpfen des bereits vorhandenen Datenmaterials anstatt Erhebung neuer, fragestellenspezifischer Daten, z.B. mittels innovativer Erhebungsmethodik, spezieller Fragen oder mit neuen Themenfeldern ... wie z.B. "Textmining" statt Tiefeninterviews Bessere Möglichkeit der Replikation und Hinterfragung von Forschungsergebnissen Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? GSK werden sich realistischerweise vor einer möglicherweise zunehmend universitätskritischen Gesellschaft schlecht rechtfertigen können, wenn sie dem "Reflexionswissen" nicht auch ein "Verfügungswissen" zur Verbesserung/Veränderung der Gesellschaft beistellen können (etwa in Richtung evidence based policy, Generieren und Einfordern von Standards im Zusammenleben etc.) 22 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 NN Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Entbürokratisierung der EU-Projekte Freiräume für Forschung Regelmäßige Forschungssemester für unbefristete Mitarbeiter, nicht nur für Professoren Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Open Access nicht nur für Publikationen sondern auch für Forschungsrohdaten; vgl. Strategien des Phonogrammarchivs der ÖAW Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Keine Angabe Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Keine Angabe Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. Keine Angabe Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Sehr schwerfällig und wirklich innovative Ideen haben nicht die besten Chancen (peer-mainstreaming) Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? Was nicht digital verfügbar ist, wird nicht mehr wahrgenommen; sehr problematisch! 23 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Digitale Technologien beschleunigen Forschungsarbeit und erzeugen dadurch aber auch einen Geschwindigkeitsdruck. Langzeitstudien werden kaum noch durchgeführt. Als Langzeitstudie gilt heute eine punktuelle Studie mit gleichen Fragestellungen, mehrmals zu verschiedenen Zeitpunkten durchzuführen. Der Druck auf den wissenschaftlichen Nachwuchs nach neuen Ergebnissen führt zu einer Aufsplitterung der Disziplinen; Fragestellungen, die heute als interdisziplinär gelten, wären dies noch nicht gewesen als ich studiert habe. Die gegenseitige Sichtbarkeit und Wahrnehmung der Ergebnisse der Nachbardisziplinen nimmt ab. Der Schwerpunkt verlagert sich immer mehr auf die Produktion von Publikationen (Quantität) an Stelle qualitativer Erkenntnisse und Zusammenschau. Diese Entwicklung ist so weder perpetuierbar noch nachhaltig. Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Keine Angabe 24 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 ao.Univ.,-Prof. Dr. Rainer M. Koeppl, Universität Wien Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Die Zusammenarbeit muss erleichtert werden. Zusammenarbeit bedeutet immer zuerst Kommunikation. Kommunikation kostet Zeit – und – (trotz digitaler Möglichkeiten wie Videokonferenz, Skype, Facebook, social media, gemeinsame Webseiten, Datenbanken, gemeinsam bearbeitbare Dokumente) immer auch noch – früher oder später GELD. Inspirierende Kommunikation (und Inspiration steht meines Erachtens nach am Beginn interessanter Zusammenarbeit) ist immer noch am besten face-to-face, - und damit meine ich nicht die Face-timeApp. D.h. man muss, vor allem auch den KollegInnen in den Massenstudien (und ich komme aus einem Massenfach, der Theater-, Film- und Medienwissenschaft), Zeit geben, mit Kolleginnen zu kommunizieren. Nochmals: damit sind nicht Sammel- oder Serienmails gemeint, die höchstens einen Anstoß geben können, aber – um im Bild zu bleiben, - der Anstoß ist eben noch nicht das Spiel. Freiräume für Forschung Man kann das Wort "Freiraum" in den meisten Fällen durch "Freizeit" ersetzen. Die Universitäten bzw. die Wissenschaftspolitik muss erkennen, dass Forschung Zeit braucht, dass eben nicht sofort Ergebnisse (etwa Publikationen) zu erwarten sind. Anstatt der alten schwarz-pädagogischen Warnung "Müßiggang ist aller Laster Anfang" lautet der zukunftsträchtige Slogan: Müßiggang ist aller Tugend Anfang. Man kann die Richtigkeit dieser Forderung leicht an den EliteUniversitäten ablesen, die eben ihren ForscherInnen nicht nur Geld geben (was hierzulande immer jammernd betont wird: die anderen haben so viel Geld, deswegen sind sie so gut), sondern auch Frei-Zeit, d.h. Zeit, die frei ist von den Aufgaben der Verwaltung, der Aufrechterhaltung der überlasteten Betriebe und der Lehre. Um es auf den Punkt zu bringen: wenn der Philosoph lächelnd in der Sonne im Park sitzt, dann heißt das nicht, dass er NICHTS tun, im Gegenteil – vielleicht hat er gerade dort & dann den entscheidenden Gedanken. Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Das ist eine Conditio sine qua non. Natürlich muss man – in einer spezialisierten Welt mehr denn je – Zugang zu Forschungsergebnissen haben. D.h. dass die Wissenschaftspolitik den Universitäten und Forschungseinrichtungen die finanziellen Möglichkeiten geben müssen, online kostenpflichtige Quellen für die MitarbeiterInnen zu öffnen. 25 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Das Bewusstsein, dass es derartige Verfahren gibt, muss ausgeweitet werden. Gleichzeitig muss man sich bewusst sein, dass der große Trend in Richtung "ALLES IST GRATIS" geht. Es gilt dabei zwischen Urheberrecht und erfolgreichen Modellen der Open Course Ware zu vermitteln. Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Mehr Geld/Personal für die Anbahnung von gemeinsamen Projekten. Mehr Wertschätzung (symbolische und konkrete WERT-Schätzung) für Forschung. Freizeit (=frei von Verwaltungs- und Lehraufgaben) für die Forschung, die eben Teil der Dienstzeit ist. Es kann nicht sein, dass Forschung aufgrund der alltäglichen Belastung vor allem in der Freizeit (hier gemeint: die unbezahlte Zeit außerhalb der Dienstzeit, die Wochenenden und Nächte) passiert. Freizeit – und Frei-Raum – bedeutet auch, dass Raum für Irrtümer sein muss. Weg von dem Drittel-Paritäts-Gerede: 1/3 Lehre, 1/3 Verwaltung, 1/3 Forschung – das höre ich seit 30 Jahren, ich sehe jedoch seit 30 Jahren, wie eine unprofessionelle Selbstverwaltung (gut gemeint, aber – in meiner Erfahrung als langjähriger Studienprogrammleiter – kaum gut zu machen) die Forschungs- und zum Teil Lehrzeit auffrisst. In diesem 1/3-Denken sind Zielvorstellung (Theorie) und Praxis (Universitätsalltag) völlig falsch! Kein Betrieb, bei dem es wirklich "um etwas" geht, - und auch keine Spitzenuni – wird sich zum Ziel setzen, eine Maxime auszugeben, nach der 1/3 der Arbeitszeit der MitarbeiterInnen der Verwaltung gewidmet sein soll. Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. 1. Beispiel University of Minnesota War Fulbright-Profoessor am Department of Cultural Studies and Comparative Literature an der University of Minnesota. Extrem gutes Klima für Forschung und Lehre, ein hohes Interesse dafür, was die (natürlich: zahlenden!) Studierenden wollen, erwarten und für den eigenen Lebensweg brauchen. Aufgrund der starken Konkurrenz mit anderen ähnlichen Einrichtungen in den USA (die u.a. schon wegen des bekanntlich frostigen Winters in Minneapolis für Studierende attraktiver sein könnten) ein hohes Bewusstsein dafür, dass man sich als Department auszeichnen, abheben, herausstellen muss – und dass das eben vor allem über ausgezeichnete Forschung (und in späterer Folge) ausgezeichnete Lehre funktioniert. Um den ForscherInnen die Möglichkeit zu geben, sich auszuzeichnen, muss man ihnen eben – ganz banal aber essentiell – Zeit und Geld geben. 26 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 http://cscl.umn.edu Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Die Vorteile liegen auf der Hand und müssen nicht näher beschrieben werden. Die Nachteile sind indirekt und so zu beschreiben: die Arbeitsschritte zur Information, Antragsvorbereitung, Antragsanbahnung, Antragsausarbeitung, ... bis endlich zur Einreichung des Antrags sind extrem zeit- und arbeitsintensiv. Zeit, die man eigentlich im aktuellen System (zumindest in einem geistes- und kulturwissenschaftlichen Massenstudium) nicht hat. Dazu kommt, dass die Erfolgsquote gering ist, – wobei man im derzeitigen System/Klima den Eindruck hat, dass ein nicht genehmigter Antrag eine Niederlage oder zumindest vergeudete Zeit wäre, währenddessen man doch die Fortschritte und Erfahrungen schätzen (auch offiziell!) sollte, die im Prozess gewonnen worden sind. Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? Problematisch: Daten-Overkill. Schon jetzt ist es kaum mehr möglich, den Überblick zu behalten – und sei das Forschungsgebiet noch so klein. Studierende verlieren in diesem Dschungel völlig die Orientierung. Positiv: immer mehr Material wird immer besser aufbereitet und damit besser, schneller, gleichsam "schwerelos" als Datei auf immer kleineren Endgeräten – zugänglich & "share-bar" (gemeinsam bearbeitbar) – wobei auch hier wieder die Frage des Urheberrechts gelöst werden muss. Negativ: durchgängige Digitalisierung von Untersuchungsmaterial (in meinem Fall etwa u.a. Filme, Fernsehserien) bringt auch neue Möglichkeiten der Verfälschung, der Manipulation sowie eine prinzipielle Entfremdung vom Forschungsgegenstand (vgl. dazu Susan Sontags Forderung nach weniger Hermeneutik und mehr Erotik im (auch wissenschaftlichen) Umgang mit Kunst. Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Keine Angabe 27 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 NN Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Planmäßige Förderung von nationalen und internationalen Workshops/ Konferenzen, angemessene Reisekostenzuschüsse besonders für Nachwuchs, intensive Unterstützung bei der Anbahnung internationaler Projektkonsortien und dem Schreiben von Anträgen etwa für EU-Projekte, Unterstützung bei der professionellen Außendarstellung der eigenen Forschungsleistung (z.B. Betreuung von Homepages) Freiräume für Forschung Angemessener Umfang von Lehr- und Verwaltungsaufgaben, um Forschung nicht in der Freizeit betreiben zu müssen. Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Optimaler Zugriff auf sämtliche elektronisch verfügbaren Publikationen (auch Buchpublikationen) im Fachgebiet Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Automatische Meldung von Publikationen bei den Verwertungsgesellschaften Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Bündelung und Aufstockung von vorhandenen Ressourcen Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. 1. Beispiel Universitäten in Japan Stellen ihren WissenschaftlerInnen ein Forschungsgeld (kenkyuuhi) zur Verfügung, über dessen Verwendung sie frei entscheiden können, und das z.B. für Literatur, Forschungsreisen oder Materialien ausgegeben werden kann 28 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 2. Beispiel Universitäten in Japan Gewähren ihren WissenschaftlerInnen in fünf- bis zehnjährigen Abständen ein voll bezahltes sabbatical, wobei viele Universitäten Forschungsaufenthalte im Ausland zusätzlich fördern, so dass zusätzliche Aufwendung (etwa für die Erhaltung der Wohnung) abgegolten werden Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Vorteile: größere Vernetzung bringt auch größere Wirksamkeit und Vielfalt der Perspektiven Nachteile: hochkomplexe Antragsverfahren, die sehr viel Zeit kosten und im Verhältnis geringe Chancen auf Annahme haben Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? Gedruckte Quellen werden auch in den GSK in Zukunft immer weniger Bedeutung haben Auch für GSK muss zunehmend eine solide IT-Infrastruktur aufgebaut werden, die über Textverarbeitung hinausgeht Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Keine Angabe 29 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 a.Univ.-Prof. i.R. Doz. Dr. Herbert Eisenstein, Universität Wien Stellen Sie sich bitte die optimalen Rahmenbedingungen für Ihre Forschungsarbeit vor. Wie sehen diese in den folgenden Bereichen idealerweise aus? Vernetzung von Forschungsaktivitäten – Zusammenarbeit national/international Nur so weit es tatsächlich auch personell oder wegen vorhandener Forschungsschwerpunkte auch nötig ist. Ein Zwang zur Vernetzung, wie er häufig unter gewaltigem Druck ausgeübt wird, ist abzulehnen. Er führt nur dazu, irgendjemanden als Partner anzugeben, der dann ohnehin keine Beiträge leistet. Leider kommt das sehr häufig vor. Freiräume für Forschung Vollkommen frei Zugang zu Forschungsergebnissen & Forschungsdaten, Forschungs- und Dateninfrastrukturen Es muss den Forscherinnen/Forschern frei stehen, über den Zugang zu ihren eigenen Forschungsergebnissen zu entscheiden. Schutzrechts- und Verwertungsstrategien (Literar-Mechana etc.) Keine Angabe Was ist zu tun, um zu der von Ihnen unter 1. beschriebenen Situation zu gelangen? Bitte nennen Sie uns bis zu drei Vorschläge in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit. Ende der zwingenden Bevormundung im Forschungsbereich, insbesondere durch den FFF Weitestmögliche Unterstützung von Eigeninitiativen durch bereits vorhandene Forschungseinrichtungen Denken Sie bitte an Ihre Auslandsaufenthalte zurück. Welche Erfahrungen aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen empfehlen Sie für Österreich? Bitte nennen Sie uns drei Good-Practice-Beispiele. Keine Angabe 30 Konsultation Strategische Weiterentwicklung Geistes-, Kultur- & Sozialwissenschaften Zur Veröffentlichung freigegebene Antworten, Stand: 28. September 2015 Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre persönliche Forschungsarbeit in der Teilnahme am Europäischen Forschungsraum (Horizon 2020, Joint Programming Initiativen, ERA-Nets, etc.) und an Internationalen Programmen und Initiativen (UNESCO, OECD, etc.)? Vorteile: eigentlich keine Nachteile: Vereinnahmung durch Groß-Organisationen, die auf die Interessen und Bedürfnisse des Forschers/der Forscherin überhaupt keine Rücksicht nehmen und deren Daseinszweck hauptsächlich in der Produktion von aussagelosen Papierfluten und überbordender Bürokratie besteht, da sie sich ja so bedeutsam fühlen und ihren Daseinszweck beweisen müssen. Bitte nennen Sie uns die drei wichtigsten Implikationen, die die fortschreitende Digitalisierung (Digital Humanities, Big Data, Datenforschungsinfrastrukturen, ICT-Lösungen, etc.) aktuell und zukünftig haben wird? (Ich habe die Frage nicht verstanden; niemand kann tatsächliche Voraussagen für die Zukunft abgeben, wenn man nicht Gefahr laufen will, als Kaffeesud-Leser zu gelten.) Was wollen Sie uns darüber hinaus mitteilen? Keine Angabe 31