Erfahrungsbericht: Stranmillis University College Belfast
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Erfahrungsbericht: Stranmillis University College Belfast
Erfahrungsbericht: Stranmillis University College Belfast Verfasst von: Susanne Merz Heimathochschule: PH Weingarten Gasthochschule: Stranmillis University College Belfast Studienfächer: Englisch, Deutsch, Politikwissenschaft Zeitraum: 18. September 2015 – 18. Dezember 2015 Stipendiengeber: Erasmus+ Vorbereitung Obwohl ich bereits am Ende meines Studiums stehe, habe ich mich dazu entschieden, ein Auslandssemester zu absolvieren. Gründe hierfür waren u. a. die Verbesserung meiner Sprachkompetenzen, der interkulturelle Austausch und das Sammeln neuer Erfahrungen. Der erste und wichtigste Schritt in Richtung Ausland ist die Bewerbung beim International Office. Je besser man sich über sein Wunschgastland und seine Wunschhochschule informiert hat, umso überzeugender ist die Bewerbung, das Bewerbungsgespräch und umso höher die Chance einen der begehrten Plätze zu ergattern. Hat man einen Platz erhalten, beginnt die Zeit der eigentlichen Vorbereitung. Etliche Formulare gilt es auszufüllen. Dabei steht einem das International Office mit Rat und Tat beiseite. Auch die Auswahl der Kurse verläuft problemlos, da man innerhalb der ersten zwei Wochen an der Gasthochschule noch immer Kurse wechseln kann. Wer sich für ein Semester an der Stranmillis University College entscheidet, dem muss bewusst sein, dass es wesentlich teurer ist als ein Semester in Weingarten. Die Mehrausgaben werden insbesondere durch den Wechselkurs beeinflusst. Im Moment (November 2016) erhält man für einen Euro nur 0.7 Pound. Finanzielle Unterstützung bekommt man von Erasmus+. Dieser Betrag variiert sehr (zwischen 150 und 270 Euro pro Monat). Doch reicht er bei Weitem nicht aus, um die Kosten allein für das Wohnheim zu decken. Des Weiteren sollte man genügend Taschengeld für die Freizeitgestaltung, Ausflüge und Reisen einplanen. Da man in Nordirland mit Pound bezahlt, ist es sinnvoll vor dem Abflug Geld zu wechseln. Zusätzlich ist es ratsam sich bei seinem Bankinstitut zu erkundigen, ob man Gebühren für das Abheben am Geldautomat bezahlen muss. Gegebenfalls ist es empfehlenswert ein Konto bei einer anderen Bank zu eröffnen und eine Kreditkarte zu beantragen. Eine Kreditkarte ist sehr wichtig, da man hier viele Eintrittskarten nur online kaufen kann und dabei nur Kreditkarten akzeptiert werden. Um den Anschluss nicht zu verpassen, sollte man bereits eine Woche vor der Orientierungswoche anreisen. In dieser Woche wird meist schon sehr viel von der Students‘ Union angeboten, so dass man schnell neue Leute kennenlernt. Aus dem Süden Deutschlands werden leider keine Direktflüge nach Belfast angeboten. Jedoch pendelt ein Bus stündlich zwischen Belfast und Dublin. Unterkunft Ich wohne wie alle anderen Internationals in den Halls. Die Miete für das Wohnheim ist zwar im Vergleich zu Deutschland sehr hoch, aber sie beinhaltet auch Frühstück und ein warmes Abendessen in der Mensa. Das Frühstück sieht typisch britisch aus: baked beans, sausages, potato bread, soda bread und porridge. Für wen das nichts ist, der kann Toast und Müsli wählen. Was man vergeblich sucht ist Käse- und Wurstaufschnitt sowie „richtiges“ Brot. Abends kann zwischen vielerlei Gerichten gewählt werden. Meist sind Hühnchen oder Kartoffeln in jeglicher Art dabei. Doch auch an Vegetarier sowie Personen mit Laktose- oder Glutenunverträglichkeit wird gedacht. Es lohnt sich das Essensangebot wahrzunehmen, da die Lebensmittelpreise sehr teuer sind und es zwar in jeder Flat eine Küche gibt, aber jegliche Küchenutensilien fehlen. Eine Flat setzt sich aus zehn Zimmern zusammen. Jedes Zimmer ist neben Bett, Schrank, Schreibtisch, Sessel und Kommode mit einem Waschbecken mit Spiegel ausgestattet. Toiletten und Duschen teilt man sich mit seinen Mitbewohnern. Der befürchtete Stau im Bad blieb bis jetzt aus. Ein großer Vorteil ist, dass die Halls direkt auf dem Campus Gelände liegen. Alle Vorlesungsräume erreicht man innerhalb von fünf Minuten. Zudem hat man ständig Leute um sich herum. In das Zentrum Belfasts benötigt man 45 Minuten zu Fuß oder 15 Minuten mit dem Bus. Leider gibt es in Belfast kein Studententicket. Es lohnt sich eine smartlink card des Busunternehmens translink im Touristeninformationszentrum „Visit Belfast“ zu besorgen. Mit dieser Karte bezahlt man anstelle von 2 Pound pro Fahrt nur 1.20 Pound (Stand November 2016). Studium Die Mitarbeiter im International Office sind sehr hilfsbereit und haben immer ein offenes Ohr. Sie bemühen sich sehr darum, dass jeder die Kurse findet, die zu einem und seinem Studium passen. Allgemein wird einem geraten einen Workload von insgesamt 30 Credits zu absolvieren. Für einen Kurs erhält man 5 oder 10 Credits. Er dauert zwischen drei und vier Stunden die Woche. Jeder Kurs wird mit einer Prüfungsleistung abgeschlossen. Meist handelt es sich dabei um eine Präsentation sowie einen kurzen Essay (2000 Wörter). Wie die meisten anderen Internationals besuche ich den Kurs Northern Ireland Culture and Education. Er gibt einem einen guten Überblick über die Geschichte und Geographie des Landes sowie über das Schulsystem und dessen Bildungspläne. Im Rahmen des Kurses habe ich ein zweitägiges Praktikum an einer Schule absolviert. Wem das zu kurz ist empfehle ich den Kurs „Children with Special Needs“. Dieser beinhaltet ein einwöchiges Praktikum. Längere Praktika werden in Stranmillis nur im Sommersemester angeboten. Der Kurs Peace and Conflict thematisiert die Geschichte Nordirlands tiefer. Ich halte diesen Kurs besonders sinnvoll, da er einem hilft die Geschichte des Landes sowie die Einstellung der Menschen hier besser zu verstehen. Zu Beginn besuchte ich darüber hinaus den Kurs Children’s Literature. Da dieser aber eher für Studenten die Primarstufe studieren geeignet ist, bin ich zu dem Kurs Literary Studies gewechselt. Beide Kurse werden vom selben Dozenten unterrichtet und sind absolut empfehlenswert, da er Begeisterung für sein Fach und die Literatur an sich ausstrahlt. Um meine Englischkompetenzen zu erweitern, besuche ich zusätzlich einen Englischkurs im INTO Sprachzentrum der Queen’s Universität, zu welcher das Stranmillis University College gehört. Leider dauert dieser Kurs nur zwei Stunden die Woche. Im Nachhinein würde ich deshalb empfehlen einen Englischkurs im INTO Sprachzentrum bereits vor Beginn des Semesters zu absolvieren. Die Kurse vor Semesterbeginn sind zeitintensiver und somit auch ergiebiger. Alltag und Freizeit Besonders hervorzuheben ist das abwechslungsreiche Abendprogramm, das von Montag bis Donnerstag von der Students‘ Union wie auch der Christian Union organisiert wird. Ihre Arbeit ist wirklich phantastisch! Vom Spieleabend, über verschiedene Mottopartys bis hin zur eigenen X Factor Show wird alles geboten. Davon kann man in Deutschland nur träumen! Natürlich gibt es auch außerhalb des The Parlour – Meine Lieblingsbar Uni Geländes gute Weggehmöglichkeiten. Ob Pub, ob Disco, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Zusätzlich richtet die Stadt Belfast fast wöchentlich Festivals und Events jeglicher Art aus (Food Festival, Autumn Fair, Film Festival, Comedy Festival, Nine Nights). Die meisten sind kostenlos. In Woche 5 ist reading week. Während dieser Woche finden keine Vorlesungen statt. Stattdessen erhält man von den meisten Dozenten einen Leseauftrag. Diese Woche eignet sich besonders für Internationals zu verreisen. Viele nutzten diese Woche, um Irland oder Nordirland zu erkunden. Manche hat es auch nach Schottland gezogen, welches per Schiff oder Flugzeug leicht und günstig zu erreichen ist. Ich bin mit ein paar Freunden nach Newcastle gefahren. Newcastle liegt direkt an der Küste, ist aber auch zugleich optimaler Ausgangspunkt, um in den Mourne Mountains wandern zu gehen. Blick von den Mourne Mountains auf das Meer Silent Valley Reservoir in den Mourne Mountains Besonderheiten und Tipps Wenn ihr in Belfast ankommen werdet, werdet ihr sofort spüren, wie freundlich und hilfsbereit alle sind! Das liegt in dem Charakter der Menschen begründet. Auch die Beziehung zwischen Jungs und Mädels ist sehr freundschaftlich. Unpassende Anmachsprüche kommen hier sehr selten vor. Hinter all dieser Freundlichkeit, spürt man jedoch auch ab und an die Spannungen zwischen Katholiken (fühlen sich irisch) und Protestanten (fühlen sich britisch). Sie haben ihre Fragen anhand derer sie schnell feststellen, ob man katholisch oder protestantisch ist. Um Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen, versuche ich nicht über Themen wie Religion und Politik zu sprechen. Was viele nämlich vergessen, ist dass der Nordirlandkonflikt erst 1998 endete. Auch heute noch gibt es rein katholische und protestantische Viertel in Belfast. Angst ist jedoch fehl am Platz! Belfast ist genauso sicher wie jede andere Großstadt! Fazit Ich würde auf jeden Fall wieder die Chance ergreifen und nach Belfast gehen. Die Students‘ Union bietet einem so viele Möglichkeiten neue Leute kennenzulernen und seine Sprachkompetenzen dabei zu verbessern. Da unter den Internationals viele Deutsche sind, empfehle ich einen zusätzlichen Sprachkurs zu besuchen. Belfast an sich ist eine wunderschöne Stadt, in der die drei Monate viel zu schnell vergehen! Zustimmung Hiermit stimme ich zu, dass mein Erfahrungsbericht auf der Seite des Akademischen Auslandsamts / International Office veröffentlicht werden darf. Susanne Merz Belfast, 13.11.2015