Jack the Ripper und die Kriminalität im London des 19. Jahrhundert

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Jack the Ripper und die Kriminalität im London des 19. Jahrhundert
Jonas Helmerichs
Catch Me When You Can
Jack the Ripper und die Kriminalität im London des 19.
Jahrhundert
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Profiling Jack the Ripper
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Die Whitechapel-Morde
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Briefe aus der Hölle
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Jack the Rippers psychologisches Profil und seine Motive
3. Die Kriminalität im viktorianischen London
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Disparitäten innerhalb der Gesellschaft Londons
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Die Polizei und das Gesetz
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Prostitution
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Der Einfluss der Zeitungen
4. Jack the Ripper – Mythos oder Monster?
Literaturverzeichnis
Vorwort
Wir schreiben den 30. September 1888. Allein der Schein der Gaslaternen erhellt das von
dichtem Nebel verschleierte Londoner Armenviertel East End. Es ist vierzig Minuten nach
Mitternacht, als die Prostituierte Liz Stride die Berners Street entlang geht. Sie hat den Mann
im langen, schwarzen Mantel mit dem breitkrempigen Filzhut bereits bemerkt und kritisch
beäugt. Sie ist sich sicher, dass er sie verfolgt. Er sieht aus, als wäre er nicht aus London.
Vielleicht ist er ein Händler, ein Seemann von den Docks. Ein möglicher Freier? Als Liz sich
zu ihm umdreht und ihren Rock bereits etwas anhebt, um ihre Beine zur Schau zu stellen,
packt er sie mit seinen kräftigen Pranken an den Schultern und wirft sie zu Boden. Mit festem
Griff umschlingt er ihre Kehle. Sie kann sich nicht befreien, ringt um Luft. Bevor sie
ohnmächtig wird, glaubt sie, ihren Mörder weit entfernt flüstern zu hören: „Stirb, du dreckige
Hure!“
Zwanzig Minuten später entdeckt Louis Diemschutz, der seinen Karren mithilfe eines Ponys
gerade zur Dutfield's Yard befördern will, ihre Leiche. Blut aus ihrer Halsschlagader sammelt
sich zu einer dunklen Lache auf dem Boden ...
Eines der größten Phänomene unserer Zeit ist wohl der Whitechapel-Killer, der im Jahr 1888
die Morde an fünf Prostituierten zu verantworten hatte. Die meisten kennen ihn wohl besser
unter dem Namen JACK THE RIPPER.
„Warum sind Jack the Ripper und seine Taten so berühmt geworden?“ ist nur eine Frage, mit
der ich mich in diesem Buch auseinandersetzen werde. Fakt ist, dass Jack the Ripper (zu
Deutsch „Schlitzer“ oder sinngemäß „Frauenmörder“) aus der heutigen Popkultur kaum
wegzudenken ist: Es gibt Filme, Serien, ja sogar Comics, die sich um den eiskalten Killer
drehen. Darüber hinaus handeln unzählige Bücher von ihm, seien es Werke der Fachliteratur
oder spannende Romane, gut recherchierte Dissertationen oder von Laien verfasste Schmöker.
Fünf Morde werden Jack offiziell zugeschrieben, allesamt begangen an Prostituierten in ihren
mittleren Vierzigern (bis auf eine Ausnahme). Warum macht uns allein die Vorstellung heute
noch Angst?
Die allgemeine Begeisterung an den Whitechapel-Morden verdanken sie wohl dem
Geheimnis, das sie umgibt: Der Mörder wurde nie gefasst und bis heute nicht identifiziert.
Obwohl es viele Spekulationen um die wahre Identität von Jack the Ripper gibt, geht es mir in
dieser Arbeit nicht darum zu ergründen, wer er war. Damit haben sich bereits genug andere
Autoren auseinandergesetzt. Ich befasse mich damit, wie Jack the Ripper überhaupt eine
derart populäre Figur der englischen Historie geworden sein kann. Warum sticht Jack also so
unter allen Kriminellen hervor? Ist es die Grausamkeit seiner Vergehen oder liefert er
lediglich das Paradebeispiel für die Verbrecher seiner Zeit?
Ich stelle im Verlauf dieses Buches zunächst die Figur Jack the Ripper vor, damit Sie sich als
Leser ein Bild von seinen grausigen Verbrechen machen können. Im zweiten Teil der Arbeit
setze ich mich dann näher mit der Kriminalität des viktorianischen London im Allgemeinen
auseinander und wage schließlich den Versuch, Jack in die damalige Zeit einzuordnen.
Die zentrale Fragestellung ist also, wie sich die Whitechapel-Morde in den historischen
Kontext einordnen lassen – und ob dies bei einem solch außergewöhnlichen Charakter wie
dem Ripper überhaupt möglich ist.
Begleiten Sie mich auf eine Reise durch die Londoner Unterwelt des späten 19. Jahrhunderts.
JONAS HELMERICHS