Häufig gestellte Fragen zum Thema

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Häufig gestellte Fragen zum Thema
der Orthopädischen und Unfallchirurgischen Klinik
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Kurzschaftprothesen
der Hüfte
Was versteht man unter einer Kurzschaftprothese?
Hüftprothesen können nach dem Ort der Fixierung des Oberschenkelersatzes in drei Gruppen eingeteilt werden. Wird nur die Oberfläche ersetzt, wie z. B. durch eine Kappenprothese, spricht man von
einer "epiphysären" Prothese (die Prothese wird auf der Oberfläche des gelenktragenden Abschnittes
des Oberschenkelknochens befestigt). Herkömmliche Prothesen reichen mit ihrem Stiel weit in den
Markraum des Oberschenkels, also die Diaphyse, hinein, können als als diaphysäre Hüftprothesen
bezeichnet werden. Folge des weit nach unten verlegten Lastübergangs auf den Knochen sind relativ
häufig natürliche Anpassungvorgänge des lebenden Knochens: Die oberen Abschnitte des Knochens
werden vom Druck entlastet und der Knochen bildet sich etwas zurück. Dies ist im Allgeeminen unbedenklich, falls es im Lauf der Jahre aber dann doch zu der Notwendigkeit einer Erneuerung des
Gelenkes kommt, kann die Knochenqualität im oberen Abschnitt des Oberschenkels so schlecht werden, dass eine neue Prothese nur unter Schwierigkeiten verankert werden kann. Für jüngere Patienten, die mit einiger Wahrscheinlichkeit noch eine Erneuerung der prothetischen Versorgung benötigen, haben sich seit längerem Prothesen bewährt, die eine Entlastung des gelenknahen Knochens
konstruktionsbedingt vermeiden: Sie werden nur mit einem sehr kurzen Schaft im obersten Bereich
den Oberschenkelknochens (der "Metaphyse") fixiert. Diese metaphysären Prothesen werden auch
als Kurzschaft- oder Schenkelhalsprothesen bezeichnet.
Warum wird von einigen Ärzten eine Kurzschaftprothese für die Hüfte
empfohlen?
Die langfristige Verbindung lebenden Knochens mit künstlichen Materialien ist aus verschiedenen
Gründen zeitlich begrenzt. Materialverschleiß und/oder Umbauvorgänge in der lebenden Substanz
führen langfristig zur Lockerung der eingesetzten Kunstgelenke. Wenn dann ein Wechsel des Kunstgelenkes erfolgen muss, sind die knöchernen Lager der Prothesenteile oft so stark geschädigt oder
verändert, dass das folgende Kunstgelenk schlechtere Zukunftsaussichten besitzt. Kurzschaftprothesen führen meist nicht zu den ausgedehnten Veränderungen mit Verschlechterung der Knochenstruktur, so dass bei der Wechseloperation noch bessere Verhältnisse der knöchernen Strukturen vorlie-
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gen als nach Scheitern von Prothesen mit Stielen. Dies gilt sowohl für die Druckscheibenprothese
nach Huggler und Jacob wie auch für diverse andere kurze Prothesen, die mit einem nur sehr kurzen
Schaft die Entlastungsreaktion der oberen Abschnitte des Oberschenkelknochens vermeiden wollen.
Welche Vorteile bietet eine Kurzschaftprothese bzw. eine
Kurzschaftprothese?
Wird bei der ersten Operation die Last zwangsläufig in die Region oberhalb der ersten Muskelansätze
eingeleitet, bleiben die angrenzenden Strukturen des Knochens funktionell und anatomisch intakt. Für
die Hüftpatienten, die schon in früheren Lebensaltern eine Operation benötigen, ergibt sich aus der
Erhaltung der natürlichen Nachbarstrukturen der Vorteil, bei einem evtl. notwendig werdenden Wechsel des Oberflächengelenkes intakte Abschnitte der gelenktragenden Knochen für eine Standardprothese zu erhalten.
Welche Nachteile hat die Druckscheibenprothese der Hüfte?
Die eigenen Erfahrungen reichen bis 1991 zurück und die 10-Jahresergebnisse sind erfreulich. Allerdings wird die Prothese zementfrei eingebracht und muß "einwachsen", was ein problematischer Vorgang sein kann. Der Einheilungsvorgang kann länger dauern, so daß die Dauer bis zur vollen Zufriedenheit des Patienten länger dauert als bei einer zementierten Prothese oder auch bei dem ebenfalls
zementierten Oberflächenersatz. In dieser Einheilungszeit können manchmal Symptome, wie Belastungschmerzen am großen Rollhügel auftreten, die in Einzelfällen andauern. Bei etwa 3% der Patienten bleibt ein knöchernes Einheilen aus, so dass die Prothese gewechselt werden muß. Auf der
anderen Seite bedeutet eine Erfolgsrate von über 95% für junge Patienten eine gute Chance, die
herkömmliche Prothese in das hohe Lebensalter hinauszuschieben oder sogar ganz zu vermeiden.
Sehr selten (< 1%) sind Ermüdungsbrüche im Bereich der Verschraubung des Laschenkopfes, die
wohl nicht häufiger auftreten als periprothetische Brüche bei Stielprothesen.
Ähnliche Erfolgsraten und Funktionseinschränkungen gelten auch für die anderen Arten der Kurzschaftprothesen.
Kombiniert wird die Kurzschaftprothese mit einer herkömmlichen zementierten oder zementfreien
Pfanne.
Was muss bei der Nachbehandlung berücksichtigt werden?
Die Einheilung der Prothese in den Knochen ist ein natürlicher, Zeit benötigender Vorgang. Extreme
Belastungen, die zur Verformung des elastischen Knochens führen, können die Einheilung stören
und sind daher in den ersten 6 bis 8 postoperativen Wochen zu meiden. Für sechs Wochen sind alle
Kraftübungen daher zu unterlassen, auf längeren Gehstrecken sollten zwei Unterarmgehstützen verwendet werden. Autofahren ist wegen der noch bestehenden Koordinationsschwäche für sechs Wochen nicht erlaubt. Bitte sprechen Sie die postoperativen Einschränkungen mit Ihrem behandelnden
Arzt im Einzelnen ab.
Unter welchen Voraussetzungen ist eine Kurzschaftprothese möglich?
Die Kurzschaftprothese kann auch bei Deformitäten des Oberschenkelknochens, z.B. nach Brüchen,
Voroperationen oder nach eitrigen Entzündungen des Knochens in den tieferen Abschnitten des
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Oberschenkelknochens eingesetzt werden. Sie ist daher bei solchen Zuständen die Prothese der
Wahl. In Einzelfall muss nach Röntgenbild entschieden werden. Bitte legen Sie Ihre Röntgenbilder
dem operierenden Arzt Ihrer Wahl vor.
Bis zu welchem Alter ist eine Kurzschaftprothese möglich?
Wie sich aus den oben geschilderten Sachverhalten ergibt, stellt die Kurzschaftprothese eine Lösung
für jüngere Patienten dar, die wahrscheinlich mit nur einer Prothese aufgrund der noch langen Lebenserwartung nicht auskommen. Die Kurzschaftprothese ist sozusagen als "Vorprothese" anzusehen. Für Patienten über 65 Jahren stellen die bisherigen Hüftprothesen ausgezeichnete und sichere
Implantate dar. Die Entscheidung für oder gegen die Kurzschaftprothese sollte im Einzelfall mit dem
operierendem Arzt besprochen werden.
Ist die Kurzschaftprothese eine "minimal invasive" Operation?
Eine kleine Prothese heißt nicht automatisch auch "kleinere" Operation. Der Einsatz einer Kurzschaftprothese stellt eine schwierige Operation dar, die nur in speziellen und in dieser Methode erfahrenen Kliniken durchgeführt werden sollte. Die Anwendung eines minimalinvasiven Zugangs bei der
Operation ist aber prinzipiell möglich.
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