Ausgabe 3 / 2009 Fachliche Mitteilungen für fliegende
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Ausgabe 3 / 2009 Fachliche Mitteilungen für fliegende
Flugsicherheit Ausgabe 3 / 2009 Foto Max G. Feiner • Bildbearbeitung www.schaltwerk.eu Fachliche Mitteilungen für fliegende Verbände Bundeswehr Flugsicherheit Ausgabe 3 / 2009 Heft 3 September 2009 - 46. Jahrgang Fachliche Mitteilungen für fliegende Verbände Flugsicherheit In this issue: written by LtCol Paul Sutherland, German Armed Forces Flight Safety Directorate Fachliche Mitteilung für fliegende Verbände Fly Safe Major Jochen Drieß, JaboG 31 „Boelcke“ (Fighter Bomber Wing 31) A highly experienced Tornado Weapons Instructor WSO reflects on ten flight safety lessons-learned that he wishes he could go back and teach to young transition student pilots. He remembers the „indestructible“ feeling of young jet aviators, and how his experience in a flight accident with deadly consequences forever changed his safety focus. Titelfoto: Max G. Feiner Bildbearbeitung www.schaltwerk.de Heat Dr. Andreas Werner, Oberfeldarzt (Chief Doctor) The physiology of temperature regulation in the human body and its flight safety implications. How should personnel in flight operations defend themselves against the dangers of heat stress? The influence of clothing, risk-screening and prevention are considered. „Flugsicherheit“, Fachliche Mitteilung für fliegende Verbände der Bundeswehr Herausgeber: Luftwaffenamt General Flugsicherheit in der Bundeswehr The Gift of the Canadian „Sabre“, CL-13 OSFw d. R. (Chief Master Sergeant, retired) Karl Heinz Weiss, German Armed Forces Flight Safety Directorate The story of the Canadian CL-13 Sabre (Canada‘s licensed version of the USAF F-86) in the Luftwaffe of the 1950s. Redaktion: Hauptmann Klemens Löb, Tel.: 02203- 9083124 Luftwaffenkaserne 501/07 Postfach 906110 51127 Köln [email protected] [email protected] Gestaltung: Hauptmann Klemens Löb GenFlSichhBw Erscheinen: dreimonatlich Manuskripteinsendungen sind direkt an die Schriftleitung zu richten. Vom Verfasser gekennzeichnete Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Schriftleitung oder des Herausgebers dar. Es werden nur Beiträge abgedruckt, deren Verfasser mit einer weiteren Veröffentlichung einverstanden sind. Weiterveröffentlichungen in Flugsicherheitspublikationen (mit Autoren- und Quellenangaben) sind daher möglich und erwünscht. Druck: Heimbüchel & Köllen corporate publishing GbR 10117 Berlin Editorial 1 Fly safe 2 Hitze 6 Der geschenkte Säbel 12 Kontrastsehen - Augenärztliche Kompetenz gefragt 17 Learning the hard way ... So ist es mir ergangen 20 Bravo - gut gemacht! 25 Tipps für die Zwischenfalluntersucher 26 Nicht mehr mit mir! 29 Personalien 32 In this issue ... 33 Contrast-Vision: An Ophthalmologist‘s Assessment Oberstarzt a. D. (Colonel, Doctor) Dr. Hans Brandl, Ophthalmologist and Flight Doctor, and Oberfeldarzt (Chief Doctor) Dr. Jörg Frischmuth, Ophthalmologist and Flight Doctor, Flight Medicine Institute of the German Air Force, Fürstenfeldbrück In civilian flying, a pilot‘s Contrast-Vision is not required to be examined for medical clearances. In German military flying, however, Contrast-Vision evaluation is standard procedure. Are the military eyesight standards too strict? Or should civilian aviation authorities pay more attention to the issue of Contrast-Vision? There I was ... Dr. Christoph Wonhas, Flight Medicine Institute of the German Air Force In May 2008 an Emergency Response Doctor arrives on the scene of a civilian ultralight aircraft accident in southern Germany. The ultralight had flown into high-tension power lines and the two occupants are dead in the burning wreckage. This story details an on-scene hazard that is not widely-known: ultralight aircraft are required to have self-protective recovery parachute sytems, so the burning wreckage, though small and apparently easily contained, also includes explosive charges and pyro! Tips for Incident Investigation Oberstleutnant (Lt Col) Jörg Behnke, German Armed Forces Flight Safety Directorate Peace and quiet can be deceptive. It might mean that all is running smoothly, but it also might mean that complacency (and inattention) is setting in! Does a peaceful and smooth safety record lead us to believe we are indestructible, invincible? Do familiar, „routine“ safety incidents lead us to let down our guard? I won‘t be trying that again! Oberstleutnant (Lt Col) Peter Hatzfeld, German Army Aviation, Bückeburg A rookie Huey co-pilot, in awe of his crusty old aircraft commander, learns a few CRM lessons as he watches the veteran try to land in a soupy fog that is below mins! Editorial Ich gehe davon aus, dass Sie alle, erst recht die Flieger, die Artikel jeder „Flugsicherheit“ stehts gründlich lesen. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, so möchte ich Ihre Aufmerksamkeit in dieser Ausgabe besonders auf den Beitrag von Major Drieß mit dem Titel „Fly Safe“ lenken. Der Artikel ist meines Erachtens in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Nicht nur, dass Major Drieß ihn aus eigenem Antrieb geschrieben hat, nicht nur dass es sich um die Sichtweise eines Mannes aus den Reihen der aktiven Flieger handelt. Vor allem trifft er nach meiner Einschätzung den Nagel auf den Kopf, obwohl er „eigentlich nichts Neues“ sagt. Ich schätze, dennoch wird sich so mancher in dem vorgehaltenen Spiegel wiederfinden. Das sollte jeden neugierig machen! Lassen Sie mich einige Punkte aufgreifen und ergänzen. Wenn er unter 5. schreibt, dass der Brauch, vor die Staffel zu treten, um Happenings zu briefen, so gut wie ausgestorben ist, dann steht dies zwar im Widerspruch zu dem, was mir und meinen Teams bei Inspizierungen als Lagebild mitgegeben wird. Aber vielleicht wird ja das eine Mal wo es geschieht als so herausragend bewertet, dass man schon glaubt, den Brauch reetabliert zu haben. Wenn er unter 6. anhand eines wie ich finde prägnanten Beispiels verdeutlicht, wie es nicht ablaufen sollte, dann stelle ich fest, dass genau diese Art der Kommunikation mehrfach in letzter Zeit eine Rolle im Unfallgeschehen gespielt hat und in Berichten aufgegriffen wurde. Gerade unter Belastung hilft nur eine klare, präzise und schnörkellose Kommunikation, die eingeübt ist. Diese Art des Informationsaustauschs ist kein überholtes Markenzeichen des Militärs. Wir Flyer, die es gerne etwas „ungezwungener“ lieben, müssen uns zurückbesinnen. Zum Schluss schreibt Major Drieß unter 10. von „seinem Lieblingsthema“, das auch mein Lieblingsthema ist (bei mir unter dem Oberbegriff „Rolle des VLF“). Aus meiner Sicht traten Defizite auf diesem Gebiet nie deutlicher zu Tage als beim Flugunfall TORNADO in der Schweiz. Es wurde klar, dass dieses Thema mit Priorität aufzugreifen ist. Mehr als zwei Jahre nach dem Unfall muss ich von einem Mann aus den Reihen der Aktiven lesen, dass es für ihn „ein völliges Rätsel“ ist, warum bei seinem Piloten HANDELN auf der Strecke bleibt. Gerade von einer Inspizierung aus Holloman zurück, ist der Eindruck, dass man sich dort bewusst diesem Thema widmet, noch wach. Also woran liegt es? Der Autor des Artikels bietet eine Palette von Gründen an, die alle nicht von der Hand zu weisen sind. Interessant ist, dass Defizite bei der Rolle als VLF bei Kampfflugzeugen in der TORNADO-Community stärker beklagt werden als z. B. auf der F-4F. Liegt es also auch an Waffensystemspezifischen Aspekten wie Arbeitsaufteilung aufgrund Cockpitdesign und -ausstattung und damit an der Wertigkeit des TORNADO-WSO abgeleitet aus der Einsatzrolle? Ich habe das Thema schon mehrfach in TORNADO-Verbänden angesprochen und z. T. bittere Kritiken von Seiten der WSO’s für das Aushöhlen des Crewkonzepts eingesteckt. Sind gerade junge Frontseater durch erfahrene Backseater verunsichert, nehmen diese ihnen allzu gern die Initiative ab (was aus meiner Sicht mit der Übernahme von Radiocalls beginnt, die nicht in den Backseat gehören). Und ist es zudem nicht bequem, Arbeitspakete nach hinten zu verlagern (und damit Initiative abzugeben)? Nebenbei bemerkt, ich habe das Thema Zuständigkeit für Radiocalls u. a. einmal mit einem TORNADOKommodore WSO diskutiert und wir waren uns einig. Später in der Luft erkannte ich seine Stimme, als er Radiocalls absetzte, die definitiv nicht in seine Zuständigkeit fielen. Das alles spricht dafür, sich strikter an das vorhandene Crewkonzept zu halten, und wenn hier bewusst belassener Freiraum falsch genutzt wird, dann gilt es präziser in der Festlegung zu werden. Bei aller Vielschichtigkeit des Themas bleibt festzuhalten: Geflogen wird ein Lfz nur von dem Steuerführenden. Bleiben wir bei TORNADO und F-4F, dann ist dort in der Regel der Steuerführende der VLF. Die Initiative, die er ergreift und behält, ist Grundlage für eine sichere Flugdurchführung. Andere tragen bei und wie von einem aktiven WSO zu lesen, erwarten, dass der VLF seiner Verantwortung auch dem Crewpartner gegenüber, der sich in seine Hände begibt, gerecht wird. Das Anerkennen von unterschiedlich gewichteter Verantwortung hat nichts mit Aushöhlung des Crewkonzepts zu tun. Schmidt Brigadegeneral 1 Flugsicherheit Fly safe ... von Major Jochen Drieß, JaboG 31 „Boelcke“ Nachdem ich vor Kurzem die Zeitschrift Flugsicherheit gelesen hatte, fühlte ich mich motiviert, eine LoNo zu schreiben. Ich habe dazu keinen besonderen Anlass, es war eher ein innerer Drang, der sich allmählich in mir aufbaute. Meine Intention ist es, das Fliegen sicherer und effizienter zu machen. Mit Sicherheit sage ich Ihnen in diesem Beitrag nichts Neues und Sie werden vielleicht denken, das hätten Sie alles schon gehört, aber vielleicht ist es doch interessant, dies aus Sicht eines „aktiven“ Fliegers zu hören. 2 Ich bin seit 1996 WSO auf dem Flugzeugmuster TORNADO. Mein Bewusstsein gegenüber Flugsicherheit hat sich im Laufe der Jahre gewandelt. Ich denke, dass man im Alter von Anfang/Mitte 20 so etwas wie Angst gar nicht kennt. Man fühlt sich unverwundbar, das Unglück trifft immer nur die anderen. Dass dies nicht so ist, musste ich selbst erfahren, als ich an einem Flugunfall mit tödlichem Ausgang beteiligt war. Ich besitze die Waffenlehrerberechtigung und war über fünf Jahre als ÜLB beim FlgAusbZ der Luftwaffe tätig. Damals war ich selbst noch ein sehr junger ÜLB. Mit meiner jetzigen Erfahrung würde ich mir wünschen, noch einmal dorthin zurück zu kehren, um in der Fluggruppe A (Grundschulung / WST) zu lehren. Warum gerade dort? Weil ich glaube, dass der Grundstein für Flugsicherheit spätestens dort gelegt werden muss. Bevor ich zu meinem eigentlichen Anliegen komme, möchte ich noch etwas sagen, was mir einfach auf dem Herzen liegt. Es gab schon früher „gute“ und „schlechte“ Flieger. Diese gibt es heu- te immer noch. Aber früher hatte ein „schlechter“ Pilot die Möglichkeit, durch viele Flugstunden und gewonnene Routine seine Schwächen, jedenfalls innerhalb seiner Möglichkeiten, zu minimieren. Vor allem konnte er durch Routine Kapazitäten freisetzen, die er an anderer Stelle gewinnbringend einsetzen konnte. Allerdings möchte ich ganz bestimmt nicht behaupten, dass einem „guten“ Piloten, wie auch immer man diesen genau definieren mag, keine Fehler unterlaufen. Obwohl ich langjährige Erfahrung als Flieger habe, stelle ich fest, dass meine Aufmerksamkeitsverteilung im Flugzeug variiert, und zwar abhängig von meiner Kontinuität. Wenn ich nur wenig zum Fliegen komme, merke ich, wie sich meine Aufmerksamkeit kanalisiert. Wenn ich allerdings häufig fliege, kann ich eine Gesamtübersicht während des Fluges halten. Das ist vielleicht zu vergleichen mit dem Blick durch einen Strohhalm und dem Blickfeld eines Vogels. Wenn ich durch den Strohhalm schaue, sehe ich all die Dinge nicht, die um mich herum geschehen. Ich realisiere in so einem Moment meine eingeschränkte Auf- Bild: Herr Grenzmeier, IMZBw merksamkeit, kann sie aber in diesem Moment nicht abstellen. Danach ärgere ich mich über mich selbst und frage mich, wie es dann erst einem jungen, unerfahrenen Mann in so einer Situation geht? Wie kann es sein, dass ein junger Mann zum TSO umgeschult wird, der noch nicht einmal sein eigenes Flugzeugmuster beherrscht? Wegfall von Flugstunden und zusätzlich Belastung durch Nebenaufgaben sind Vorgaben, die ich nicht bewerten kann, aber es tut weh, so etwas mit ansehen zu müssen. Nun aber zu meinem eigentlichen Anliegen. Wie kann man das Fliegen sicherer und effizienter machen? Wie gesagt, erwarten Sie nichts Neues, dies sind einfach nur Erfahrungswerte, die ich im Laufe der Jahre gesammelt habe. Ein erfolgreicher Flug beginnt bereits am Boden. Deshalb befasse ich mich bei den ersten drei Punkten mit der Flugvorbereitung: denn dafür ist keine Zeit. Den Flug gedanklich kurz „durchzufliegen“ und Schlüsselstellen zu identifizieren, das ist hier der Punkt. Schlüsselstellen können Flugabschnitte sein, bei denen die Arbeitsbelastung besonders hoch ist, sicherheitsrelevante Aspekte bei Luftkampfübungen oder einfach Momente im Flug, die unsere besondere Aufmerksamkeit fordern. Wenn ich mir bereits am Boden dieser Schlüsselstellen bewusst bin, werde ich in der Luft davon nicht überrascht. 1. Was will ich in diesem Flug erreichen / „Objectives“ Kürzlich erst wurde ich noch gefragt, warum wir Waffenlehrer einen solchen Schwerpunkt auf „Objectives“ setzten. Ich teile nicht die Ansicht, „Objectives“ seien hauptsächlich dafür da, dass ich nach dem Flug bewerten kann, ob die Mission gut verlaufen ist oder nicht. Die „Objectives“ reflektieren die Schwerpunkte, die ich mir für diesen Flug setze. Was will ich erreichen, was will ich trainieren? Ich muss mir vor dem Flug bewusst machen, was mein Auftrag ist und wer in der Formation mitfliegt. Danach entscheide ich mich, wie ich die Schwerpunkte setze. Das alles spiegelt sich in den „Objectives“ wieder. Diese Erkenntnis zieht sich dann wie ein roter Faden durch Flugvorbereitung, „Briefing“, Flug und „Debriefing“. 3.„Aircraft Commander Briefing“ Meist bezieht sich das „Aircraft Commanders Briefing“ nur auf das Abarbeiten möglicher Notsituationen. Dabei könnte dies durchaus sinnvoll weiter ausgebaut werden. Oft hört man dann „Wie immer“ oder „Standard“.Es ist ja gut, dass es Standards gibt, auf die man sich stützen kann. Aber ich fordere die VLFs und natürlich auch die WSOs dazu auf, sich mehr Gedanken über das „Crewbriefing“zu machen. Schon vor dem Flug kann ich genau festlegen, wie ich die Arbeitsteilung im Cockpit vornehmen möchte. Dabei beleuchte ich genau die Punkte, die ich zuvor als Schlüsselstellen identifiziert habe. Wenn dies zuvor in der Crew besprochen wurde, weiß ich genau, was ich zu tun habe, aber ich weiß auch ganz genau, was ich von meinem Crewpartner erwarten kann. Sollten hier Differenzen oder unterschiedliche Meinungen bestehen, kann ich diese schon am Boden klären und es entstehen in der Luft keine Verwirrungen oder Missverständnisse. Auch ermöglicht mir dies, meinen Crewpartner besser zu „monitoren“, da ich jetzt rechtzeitig erkennen kann, wo er vom eigentlich Plan abweicht. Dies macht das Arbeiten im Cockpit effizienter. 2. „Chair Fly“ Damit ist an dieser Stelle nicht das „Chair Flying“, wie wir Flieger dies aus unserer Ausbildung kennen, gemeint, 4. „Never say never“ Man muss das Bewusstsein schaffen, dass alles, was wir über Flugunfälle lesen, auch uns selbst passieren kann. Ich musste diese Erfahrung schon sehr früh machen, als ich einmal noch während meiner Ausbildung vom TWR bei einem Endanflug darauf aufmerksam gemacht wurde, dass das Fahrwerk noch nicht ausgefahren war. Weder mein Fluglehrer noch ich waren sich zu diesem Zeitpunkt dessen bewusst. Nach dem Flug stellten wir diesen Zwischenfall in der Staffel vor und mein Fluglehrer schloss mit den Worten: „There are the ones who have and the ones who will“. Das ist ein Satz der sich bei mir eingeprägt hat und ich füge hinzu: „Never say never“. 5.Teile deine Erfahrungen und deine Fehler mit deinen Kameraden Dieser Brauch, nämlich vor die Staffel zu treten und zu sagen: „Listen what happened to me“, ist so gut wie ausgestorben. Meine persönliche Einschätzung dafür ist, dass die Crews befürchten, Konsequenzen für ihr Fehlverhalten zu erfahren. Es sind nicht nur die „dicken Dinger“ die einem passieren, sondern gerade jetzt, wo wir immer weniger zum Fliegen kommen, schleichen sich auch „kleine“ Fehler ein. Meist werden diese noch rechtzeitig bemerkt oder haben keine Konsequenzen zur Folge. Ich fliege ein zweisitziges Flugzeug, in dem eine gute „Crew Coordination“ unbedingt erforderlich ist, um das Waffensystem möglichst effektiv zu nutzen. Die nun folgenden Punkte haben hauptsächlich etwas mit Disziplin zu tun. 6. Erst Aussprechen, wenn es auch ausgeführt und bestätigt wurde Hierzu möchte ich ein Beispiel bringen: Ich achte bereits am Boden darauf, wie mein Pilot reagiert, wenn ich ihm „Checks“ vorlese. Wenn ich „Flaps“ ankündige, erhalte ich oft unmittelbar darauf die Antwort „Mid“, obwohl ich beim Herausschauen (im hinteren Cockpit des Tornados gibt es keine Konfigurationsanzeige) sehe, 3 Flugsicherheit Bild: Herr Grenzmeier, IMZBw dass die Klappen noch nicht gefahren sind bzw. sich noch in Bewegung finden und die eigentliche Mid-Position noch nicht erreicht wurde. Wenn ich die Antwort „Mid“ erhalte, dann gehe ich davon aus, dass diese Position bereits erreicht wurde und der Pilot diese Stellung auf der Konfigurationsanzeige überprüft hat. Am Boden mag dies noch kein Faktor sein und die Klappen fahren auch kurz danach in die angesprochene Position, aber wie sieht es in einer Stress-situation aus? Ich frage meinen „Crew-member“, er meldet mir unmittelbar mit der Absicht, dies zu tun, vergisst es aber dann, weil er abgelenkt ist. Ich habe aber im anderen Cockpit nicht die Möglichkeit, dies zu überprüfen und verlasse mich daher auf die falsche Aussage. Wenn man die richtige Vorgehensweise, nämlich erst dann etwas aussprechen, wenn es auch wirklich ausgeführt und bestätigt wurde, nicht 4 verinnerlicht, wird es schwer sein, sie unter Belastung auch so anzuwenden. 7. Verbalisieren Es gibt bestimmte „Checks“, bei denen ich mich „zwinge“, sie zu verbalisieren. Ich denke, es macht einen Unterschied, ob gewisse Punkte einfach nur mental abgearbeitet oder tatsächlich ausgesprochen werden. Inwieweit dies in einem einsitzigen Flugzeug sinnvoll ist, kann ich nicht beurteilen, aber in einem zweisitzigen Flugzeug ist dies gleichzeitig eine Rückmeldung an den Crewpartner, dass diese „Checks“ ebenfalls überprüft und durchgeführt wurden. So sage ich, unabhängig von den schon bereits abgearbeiteten „Crewchecklist“- Punkten, vor dem Herausrollen aus dem „Shelter“: „Tore ganz offen, Flügel hinten, nichts im Weg“. Oder unmittelbar vor der Landung: „Gear down, 3 green, Flaps Mid/ Down, Brakes, Low Light, SPILS, Clearance“. Wie oft ist es schon passiert, obwohl vermeindlich alle Punkte in der Checkliste abgearbeitet wurden, dass beim Aussprechen dieses Satzes auf einmal auffällt, dass die SPILS-Lampe noch fehlt. Ich sage jetzt nicht, dass jeder diese Sätze aufsagen soll. Ich sage nur, dass oft nur dann etwas auffällt, wenn es auch tatsächlich ausgesprochen wird. Während der WST-Ausbildung in Holloman habe ich mir während des „Touch and Go’s“ von meinem Flugschüler immer sagen lassen „Two good Engines“. Das hat folgenden Hintergrund: Dies war Bestandteil meines „Crewcoordination Briefings“ (Punkt 3), da ich im hinteren Cockpit keine Triebswerkanzeigen habe. Ich kann mich an einen Fall erinnern, als der Flugschüler schon sagte „Two good ...“, seinen Satz plötzlich abbrach und dagegen fortfuhr mit „Aborting“. Beim Aussprechen von „Two good“ überprüfte er die Triebwerksdaten und stellte dabei fest, dass ein Triebwerk in Leerlaufstellung blieb, obwohl die Leistungshebel nach vorne geführt wurden. Zugrunde lag ein Fehler beim Hauptkrafstoffregler; das Flugzeug konnte in diesem Fall jedoch sicher zum Stillstand gebracht werden. 8. Nicht „quatschen“ / „Wording“ Wenn ich mir nach dem Flug das eine oder andere Tape anschaue und vor allem auch anhöre, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Da schließe ich meine Tapes nicht aus. Damit meine ich vor allem zwei Punkte. Erstens: Ich bin kein Freund von Geschichtenerzählen im Cockpit. Wir haben vor und nach dem Flug ausreichend Zeit dazu, uns zu erzählen, was am letzten Wochenende passiert ist. Wenn ich im Cockpit etwas sage, soll mein Pilot auch hinhören und wissen, das es wichtig ist. Er soll nicht schon die Ohren zu haben, weil ich ihn die ganze Zeit mit unwichtigen Informationen überhäuft habe. Zweitens: „Wording“. Ist es denn z. B. so schwer „tally“ anstatt „visual“ zu sagen? Oder umgekehrt? Anscheinend schon. Das ist aber nur ein ganz einfaches Beispiel. Wir müssen besser darauf achten, wie wir uns im Cockpit ausdrücken. Es gibt Standardausdrücke, die das Leben so viel einfacher machen. 9. Abweichen vom „Habit Pattern“ Vorsicht!!! Aufgrund äußerer Umstände können wir schon einmal gezwungen werden, von unserer gewohnten Abfolge, unserem sogenannten „Habit Pattern“, abzuweichen. Da geht bei mir sofort die Alarmlampe an. Wie schnell passiert es dann, dass etwas vergessen wird. Denn zum gegebenen Zeitpunkt wären die „Checks“ normalerweise schon längst gemacht worden. Ich stelle mir dann oft mein dunkles Visier halb ins Gesicht, sodass ich ständig daran erinnert werde, bis alles wieder seinen gewohnten Lauf geht. Beispiel: Alle „Checks“ im „Shelter“ wurden schon erledigt und man ist fertig zum Rollen. Plötzlich fällt der Wartungscrew ein, dass noch ein CSAS Bite gemacht werden muss. Dazu wurden die Flügel wieder nach vorne auf Stellung 25 Grad gebracht. Der Bite fährt durch, keine Fehler, alles in Ordnung. Jetzt endlich kann man los, vergisst aber die Flügel wieder nach hinten auf 45 Gradstellung zurück zu nehmen und bleibt dann mit den Flügelspitzen am Tor hängen. Hier hätten folgende zwei Mechanismen zur Gefahrenabwendung gegriffen: - Verbalisieren (Tore ganz offen, Flügel hinten, nichts im Weg), - Vorsicht bei Abweichung vom „Habit Pattern“. Schwierigkeiten, besonders in Stresssituationen, Folgendes umzusetzen: - Fehler / Missstand erkennen! - Abwägen der möglichen Optionen zur Behebung, oder zumindest Verbesserung der Situation! - Entscheidung für eine Option und HANDELN! - (Kontrolle)! Ich weiß nicht woran es liegt, aber ich muss feststellen, dass die Handlung viel zu häufig ausbleibt. Es ist mir ein Rätsel, warum. Selbst wenn ich meinen Piloten über den Missstand in Kenntnis setze (ohne dabei „directive“ zu sein), bleibt die notwendige Handlung aus. Ich weiß also, dass der Fehler erkannt wurde, aber es wird nichts geändert. Warum? Grundsätzlich darf ich im Flugzeug nie zufrieden sein. „Crosscheck“, rausschauen, vorausdenken, immer aktiv bleiben. Never be happy! Leider, so scheint es mir, stellt sich diese „Zufriedenheit“ aber viel zu schnell ein und es besteht kein Verlangen, Dinge zu ändern. Wie gesagt, dies alles sind keine neuen Erkenntnisse, aber warum treten diese Probleme in jüngster Vergangenheit immer häufiger auf? Hier ist meine ganz persönliche Einschätzung dazu, ohne diese im Detail auszuführen: - Ausbildung, - zu wenig Flugstunden und mangelnde Kontinuität, - zusätzliche Belastung durch immer mehr Nebenaufgaben, - die Komplexität der Flüge nimmt zu, aber die Technologie der Flugzeuge ist nicht mitgewachsen und - die angespannte Personalsituation. 10. Dreisprung (Viersprung) Zum Schluss mein Lieblingsthema. In der Vergangenheit habe ich festgestellt, dass dies immer mehr zum Problem wird. Gerade junge Leute haben 5 Flugsicherheit Hitze von Dr. Andreas Werner, Oberfeldarzt Kasuistik: Ein Hauptmann der US Marines wurde schuldig gesprochen, da er ein Pflichtversäumnis bei einem Soldaten begangen hatte, der unter seinem Kommando stand. Er wurde verurteilt, weil der 21- jährige Soldat nach einem Marsch über 12,8 km zusammenbrach und verstarb. Er hatte in North Carolina an einem Nachtmarsch teilgenommen, die Temperatur betrug 26,7° C, und er trug seine gesamte Ausrüstung mit sich. Am ersten Haltepunkt erbrach sich der Soldat und auf dem weiteren Marsch äußerte er wiederholt, dass er es nicht schaffen würde, dennoch wurde er immer wieder in die Gruppe zurückbeordert. 6 Physiologie des Wärmehaushalts und der Temperaturregulation des Menschen in extremen Umwelten und operationelle Konsequenzen für den militärischen Einsatz Aus der Abteilung Flugphysiologie des Flugmedizinischen Institutes der Luftwaffe (Leiter: OTA Dr. Brix) und dem Zentrum für Weltraummedizin Berlin, Institut für Physiologie Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin (Leiter: Prof. Dr. Gunga) Bild: Frau Elbern, IMZBw Nach dem Marsch wurde der junge Soldat zunehmend teilnahmslos und hatte eine verwaschene Sprache. Er hatte sich keinem Arzt vorgestellt, seine Leiche wurde zwei Stunden später gefunden. Der Grund für die Verurteilung des Hauptmanns als Verantwortlicher für den Soldaten war das zu schnelle Tempo beim Marsch mit nur wenigen Pausen. Mehrere Marschteilnehmer berichteten über starke Hitze-belastungen. Bei drei untersuchten Soldaten wurde eine Körperkerntemperatur von ≈ 39,4° C festgestellt. Die Staatsanwaltschaft konnte nachweisen, dass die üblichen Vorgehensweisen bei der Durchführung von Märschen ungeachtet blieben, es wurden die Regeln für erfahrene Soldaten bei den ungeübten angewendet, und außerdem wurden die Fürsorgepflichten und die Signale der Soldaten missachtet. Einleitung: Hitzestress ist ein signifikanter Faktor für viele militärische Aktivitäten und führte sowohl in der Vergangenheit, aber auch heute noch zu vielen Problemen. Die Gefahr der Verluste durch Hitze hat nicht nur in der deutschen, sondern auch in vielen anderen Armeen einen hohen Stellenwert. Im 2. Weltkrieg hat dieses Problem zu hohen Verlusten geführt. Aufgrund zunehmender Einsätze in Regionen mit extremen klimatischen Bedingungen ist die Hitzebelastung ein wichtiger zu betrachtender Faktor bei der Durchhaltefähigkeit von Soldaten und des Personals von z. B. Hilfsorganisationen, die mit derartigen extremen Belastungen konfrontiert sind. Sowohl die Verhältnisse in wüstenähnlichen Regionen (heiß und trocken) als auch die tropischen Klimate (warm und feucht) stellen eine große Herausforderung an den Menschen dar, sodass eine adäquate Vorbereitung gefördert werden muss. Nicht nur in den Einsatzländen, sondern auch in manchen Ausbildungsstätten herrschen derartige Bedingungen und nicht zuletzt aber auch in Deutschland mit den zunehmenden Temperaturen in den Sommermonaten. Hitzebelastung hat ein breites Spektrum von Effekten. Der Hitzschlag ist einer ernsthaften Verwundung gleichzusetzen. Er kann eine Person für längere Zeit außer Gefecht setzen oder sogar einen tödlichen Ausgang haben. Im Gegensatz hierzu sind Hitzeerschöpfung und vergleichbare Symptome meist nur ein temporärer Zustand. Diese werden zumeist nicht dokumentiert, weil die Symptome (Kopfschmerz, Ermüdung etc.) mit anderen Befindlichkeitsstörungen in Verbindung gebracht werden. Begriffserklärungen: Der Mensch gehört zu den gleichwarmen Organismen, die nicht von der Umgebungstemperatur abhängig sind. Der Mensch benötigt im Körperkern eine relativ konstante Körpertemperatur zwischen 36,4 und 37,4° C. Abweichungen dieser Temperatur können nur in einem sehr geringen Schwankungsbereich toleriert werden. Unter Ruhebedingungen bei moderater Außentemperatur überwiegen die Wärmeverluste durch Strahlung. In warmer Umgebung oder bei starker Wärmebildung (körperliche Arbeit) muss der Körper überschüssige Wärme an die Umgebung abführen, hierbei ist der Organismus auf die Verdunstung von Schweiß angewiesen. Bekleidung stellt aus Sicht der Temperaturregulation einen Widerstand für die Wärmeabgabe dar. Man unterscheidet die thermische Neutralzone von der Indifferenztemperatur. In der erst genannten wird eine ausgeglichene Wärmebilanz durch Anpassung der Hautdurchblutung erzielt. Parameter wie Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit, Strahlungstemperaturen und Bekleidung beeinflussen dieses „Mikroklima“. Die Indifferenztemperatur ist ein Temperaturbereich, der als behaglich empfunden wird. Unter Grundumsatzbedingungen, also für den gesunden, unbekleideten, liegenden und ruhenden Erwachsenen, bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 % und nahezu unbewegter Luft (Windgeschwindigkeit 0,1 m/s) entspricht das einer Lufttemperatur von ca. 27 - 31° C. Eine Körperkerntemperatur über 37,5° C (Gehirn und Leber) wird als Hyperthermie (Fieber) bezeichnet. Die Verhältnisse von Körperkern zu Körperschale sind nicht konstant. Muss vermehrt Wärme abgeführt werden (schwere körperliche Arbeit), dehnt sich der Körperkern bis fast unter die Haut aus. Muss hingegen die Wärmeabgabe vermindert werden, vergrößert sich der Anteil der Körperschale. Unter Ruhebedingungen hat das Gehirn einen Anteil von 18 % an der Gesamtwärmebildung des Organismus. Der Energieumsatz bei geistiger Arbeit nimmt messbar zu, doch ist dieser Anteil im Wesentlichen auf einen gleichzeitigen reflektorischen Anstieg des Muskeltonus zurückzuführen. Bei körperlicher Arbeit ändern sich die Anteile der Organe an der Wärmebildung grundsätzlich. Bis zu 90 % der gesamten Wärmebildung können auf die arbeitende Muskulatur zurückgeführt werden, und die Gewebetemperatur in der Muskulatur kann deutlich über der Körperkerntemperatur liegen. Da die Muskulatur im Wesentlichen in den Extremitäten liegt, hier nur geringes Unterhautfettgewebe vorhanden und das Gewebe gut durchblutet ist, kann ein Teil der anfallenden Wärmemenge gleich vor Ort an die Umgebung abgegeben werden. Die hohe Durchblutung des arbeitenden Muskels dient nicht nur dem An- und Abtransport von Stoffwechselprodukten, sondern auch dem Transport von überschüssiger Wärme. Passiv verliert der Organismus unmerklich Wasser über die Haut und über die Schleimhäute der Atemwege. Aktiv kann der Mensch über die Schweißdrüsen Flüssigkeit ausscheiden. Durch die Verdunstung von Schweiß wird dem Organismus eine erhebliche Wärmemenge entzogen. Der erwachsene Mensch kann pro Quadratmeter Körperoberfläche maxi7 Flugsicherheit mal 10 – 15 g/min Schweiß produzieren. Schwitzen ist der zentrale Wärmeabgabemechanismus bei schwerer körperlicher Arbeit und/oder externer Wärmebelastung (Sauna). Entscheidend für die Funktionsfähigkeit dieses Mechanismus ist neben einer hinreichenden Hydratation des Organismus, dass der von den Schweißdrüsen erzeugte Wasserdampfdruck über dem in der Umgebung liegt. Je höher der Wasserdampfdruck in der Umgebungsluft ist (schwüle Luft, Tropen), umso schwieriger wird die Wärmeabgabe. Ist die relative Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft jedoch gering (trockenes Wüstenklima), kann der Mensch kurzfristig auch extrem hohe Lufttemperaturen und externe Wärmezufuhr tolerieren. 8 Schutz des zum fliegerischen Dienst zugehörigen Personals vor Hitzestress: Operationelle Bereiche: Fliegende Besatzungen von hochtechnisierten Flugzeugen brauchen einen effektiven Schutz vor Hitze und Dehydratation, um einerseits den physiologischen Belastungen während des Fliegens standzuhalten und andererseits das Waffensystem unter den dynamischen Möglichkeiten zu fliegen. Besonders hervorzuheben sind jene Manöver, die mit entsprechenden G-Belastungen einhergehen, die an die menschliche Belastbarkeitsgrenze reichen und die durch Hitzebelastungen negativ beeinflusst werden, da sie die Schwelle des Bewusstseinsverlusts herabsetzen. Besonders Jet-Piloten sind nicht nur durch die physische Belastung des Fliegens beansprucht, sondern die Schutzkleidung hat einen signifikant negativen Einfluss vor allem bei heißen Wetterbedingungen. Zunehmend werden auch andere fliegerische Bereiche mit unterschiedlichen Systemen (Schutzanzüge, Helme, etc.) ausgerüstet, sodass auch hier entsprechende Belastungen in Zukunft auf sie zukommen werden. Faktoren, die eine Hitzebelastung darstellen, sind das Anziehen der gesamten Bestandteile der fliegerischen Ausrüstung, der Weg zum Flugzeug in einer heißen Umgebung und das Preflight-Procedere an der Maschine. Diese können schon vor einem Start signifikant die Körperkerntemperatur erhöhen. Das bedeutet, dass die Crews bereits vor dem eigentlichen Flugdienst Bild: Frau Elbern, IMZBw überwärmt in das Cockpit einsteigen und somit vorbelastet den Flug starten. Das Cockpit ist ebenfalls erwärmt, ggf. sogar stark erhitzt, sodass von Seiten des Arbeitsplatzes ebenfalls eine Hitzebelastung ausgeht. Obwohl die modernen Luftfahrzeuge eine Bodenklimatisierung zulassen, ist dieser Vorteil durch die Bekleidung nur sehr gering wirksam. Die Klimatisierung wird in der Regel erst wirksam, wenn die Crews bereits im fortgeschrittenen Flug oder sogar erst zurück am Heimatflughafen sind. Bei Szenarien, die eine schnelle Abfolge von Starts und Landungen bedingen, ist den Crews meist keine vollständige Erholung der Körperkerntemperatur und vor allem keine Wasseraufnahme möglich, sodass Defizite resultieren. Dauert diese extreme Belastung dann womöglich noch mehrere Tage, so kann dies schließlich dazu führen, das Besatzungsmitglieder aufgrund von Hitzeerschöpfung dienstuntauglich werden und ausfallen. Das Personal wird durch eine hohe umweltbedingte Hitzebelastung beeinträchtigt, wenn im Freien auf gepflasterten Flächen gearbeitet (Flugzeugabfertigung) wird, oder auf schlammigen Wegen oder Wüstensand mit schwerer Ausrüstung marschiert wird. Geschlossene Räume können ihrerseits zusätzlich eine starke Hitzebelastung bedeuten, wenn sie nicht gut klimatisiert sind, vor allem schlecht belüftete Fahrzeuge, geparkte Flugzeuge oder Schiffsabteile. Vor allem in militärischen Einsätzen ist die Hitzebelastung unter solchen Bedingungen eine Bedrohung, da lagebedingt lange Einsatzzeiten existieren können. Zusätzlich ist die schwere, undurchlässige Schutzkleidung (ABC-Schutzkleidung) ein wichtiger Faktor bei der Entstehung einer Hitzebelastung. Diese äußeren Einflüsse werden außerdem durch die multiplen Variablen des Individuums bei der individuellen Hitzetoleranz ergänzt. Das Risiko einer Hitzebelastung kann sehr stark variieren, abhängig von der jeweiligen mili- tärischen Situation und dem Auftrag. Bei Jet-Piloten ist es der Luftkampf, während dem er durch Dehydratation und Hitze beeinträchtigt wird. Low-level Missionen in allen Flugzeugtypen stellen wegen starker Hitze in entsprechenden Umgebungen eine hohe Belastung dar und beeinflussen die Leistungsfähigkeit. Hubschrauberund Transporter-Crews, die die Maschinen für die jeweiligen Aufträge vorbereiten, sind der zusätzlichen Belastung ausgesetzt, physische Arbeit in der Hitze zu leisten. Nicht nur das Arbeiten an den Maschinen, sondern auch die Unterbringung in Zelten oder Containern stellen eine weitere Hitzebelastung dar und beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit. Einflüsse von Kleidung: Die mehrschichtige schützende Kleidung beinhaltet Baumwollunterwäsche, feuerfeste Unterbekleidung und Fliegerkombis, anti-G Bekleidung, Gurtzeug, Fallschirm, Fliegerstiefel sowie Handschuhe, was den Hitzestress in vielen Bedingungen verstärkt. Nicht nur bei militärischen Einsätzen, sondern auch bei Feuerwehrleuten ist die Schutzkleidung ein signifikanter Faktor, der den Hitzestress deutlich erhöht und damit schnell eine Grenze erreicht, die dem Menschen Schaden zufügen kann. Insbesondere die chemisch-biologischen Schutzanzüge (Overgarment) mit und ohne Kopfschutz spielen hierbei eine Rolle. Weitere hitzefördernde Kleidungsstücke sind Helme, Splitterschutzwesten und spezielle Einsatzkleidung. Diese Kleidung ist normalerweise nicht in der Lage, die entstehende Körperwärme abzuleiten, da der operationelle Schutz der Person im Vordergrund steht. Helme und Schutzmasken tragen zur Hitzebelastung bei, weil diese Systeme die Wärme absorbieren und zudem entstehender Schweiß nicht an die Umgebung zur Kühlung des Kopfes abgegeben werden kann. Reflektoren oder eine weiße Farbe könnten dieses Problem zum Teil vermindern, sind aber aus militärischer Sicht nicht akzeptabel. Screening von Risiken: Bestimmte physiologische und medizinische Voraussetzungen sind mit einem erhöhten Risiko einer Hitzeerkrankung verbunden. Folgende Faktoren sind grundsätzlich relevant. Personal, das neu in heiße Gebiete eingetroffen ist, ist stark gefährdet, eine Hitzeerkrankung zu erleiden. Zusätzliche Faktoren sind Reisemüdigkeit, Jetlag, Defizite in der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme oder ein Schlafdefizit. Kürzlich erfolgte Impfungen oder durch virale Infekte während der Anreise können weitere Risikofaktoren darstellen. Personal, welches aus kälteren Regionen anreist, ist nicht an die Gegebenheiten der heißen Regionengewöhnt. Hierbei ist darauf zu achten, dass diese Personen nicht den schon Akklimatisierten in ihrer Leistungsfähigkeit nacheifern. Zudem müssen sie zunächst lernen, mit der Umgebung und den klimatischen Verhältnissen umzugehen. Die Hitzetoleranz ist deutlich reduziert bei banalen Infekten (Erkältungen) sowie Durchfällen und Erbrechen oder falsche Nahrungsaufnahme. Großflächige Sonnenbrände oder Hautausschläge reduzieren die thermoregulatorische Kapazität durch Verminderung der Hautdurchblutung und der Schweißsekretion. Das gesamte Personal sollte darüber aufgeklärt sein, dass nur eine ausreichende Ausheilung der Grunderkrankung eine größtmögliche Wiederherstellung der thermoregulatorischen Kapazität bewirkt. Geringe Muskelmasse und mangelnde Fitness sind für Personen beider Geschlechter Risikofaktoren, die eine Gefahr der Hitzeerkrankung darstellen. Hohes Alter ist ein zusätzlicher Risikofaktor, weil mit zunehmendem Alter die Fähigkeit zur Thermoregulation vermindert ist. Darüber hinaus führt ein hoher body mass index (BMI) zu einer signifikanten Erhöhung des Risikos an einer Hitzeerkrankung. Die Einnahme von Dauermedikamenten ist ein weiteres Thema in der Hitzeadaptati9 Flugsicherheit on, vor allem bei Medikamenten zur Behandlung des Diabetes mellitus, der Schilddrüse und von Nieren- und HerzKreislauf-Erkrankungen. Insbesondere sind Dosisänderungen oder kurzfristige Medikamentenumsetzungen zu berücksichtigen. Selbstmedikation sowie Schmerzmedikamente sollten mit Vorsicht eingenommen werden, da sie den Blutfluss negativ beeinflussen und damit zur Entstehung eines Nierenversagen beitragen können. Sedativa, Narkotika und Alkohol können die natürlichen thermoregulatorischen Mechanismen ebenfalls negativ beeinflussen. Prävention: Durch relativ einfache präventive Maßnahmen können erhebliche positive Effekte bei der Abwendung der Hitzeerkrankung erreicht werden. Dies wird zunehmend bei der Kontingentplanung des jeweiligen Einsatzes berücksichtigt. Der medizinische Dienst muss in der Lage sein, dem Einsatzleiter detaillierte Informationen zum jeweiligen Einsatzgebiet zu geben sowie den damit verbundenen Hitzebelastungen. Es darf nicht nur die klinische Seite betrachtet werden, sondern Erkenntnisse der klimatischen Verhältnisse müssen bekannt sein, um den präventiven Bereich vollständig abzudecken. Es sind folgende Determinanten zu betrachten: Arbeit, Kleidung, Umwelt und Flüssigkeitsbilanz (Aufnahme und Abgabe) des Menschen. Die jeweilige individuelle Toleranz und der Leistungszustand jeder Person sind ebenfalls zu berücksichtigen. Präventive Strategien können nicht alle Belastungen durch Hitze eliminieren, aber die negativen Einflüsse auf den Menschen reduzieren. Techniken der Primärprävention können sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden. Einbezogen werden müssen die administrativen Planungen und Abläufe, die Gestaltung der Ausstattung und Ausrüstung, der angemessene Gebrauch der Ausrüstung sowie eine kontinuierliche medizinische Kontrolle, damit gefährdete Personen identifiziert und aus dem Gefahrenbereich 10 frühzeitig herausgeführt werden können. In der Führungsebene müssen Verhaltensweisen vermittelt werden, die helfen, Personal über die Risiken aufzuklären. Eine wichtige militärische Kondition ist, dass die effektiven natürlichen thermoregulatorischen Mechanismen durch Ausrüstungsteile limitiert sind und damit die natürlichen Abwehrmechanismen eingeschränkt werden. Allgemeine zivile Strategien, die eine Arbeitserleichterung in extremer Hitze durch Anzugserleichterung, Arbeitszeitverkürzung etc. vorsehen, können aus militärischer Sicht nicht genutzt werden, da sie in die jeweilige Operation und die Sicherheit eingreifen. Geeignete Maßnahmen diesen Gegebenheiten dennoch gerecht zu werden, sind Nahrungsaufnahme und Flüssigkeitszufuhr, Pausen, Freizeit und Erholung (Rekreation) und Adaptationszeiten. Die Arbeitsbedingungen in heißen Umgebungen können entscheidend verbessert werden, wenn die physische Voraussetzung des Personals geschaffen wurde. Besonders die Fitness des Personals hat einen hohen Stellenwert. Durch adäquates Training kann die Herzkreislauffunktion und die Schweißabgabe des Menschen verbessert werden. Diese zwei Faktoren sind eine wesentliche Voraussetzung, um bei einer eventuellen Hitzebelastung längere Zeit einsatzfähig zu bleiben. Dies gilt auch für Personal, das in Schutzkleidung unter normalen atmosphärischen Bedingungen Leistung zu erbringen hat. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Hitzetoleranz des Menschen große individuelle Unterschiede aufweist. Die Akklimatisation in den Einsatzgebieten ist wichtig, ebenso die Lebensräume, die persönliche Hygiene, und die Einnahme von Flüssigkeit und Elektrolyten, die gewährleistet und kontrolliert werden muss. Daraus folgt, dass militärische Einheiten, die in heißen Gebieten eingesetzt werden, darauf zu achten haben, dass ihre physische Fitness aufrecht erhalten bleibt. Personen, die nicht in der Lage sind, sich vorher zu akklimatisieren, muss ausreichend Zeit gegeben werden, sich an die klimatischen Bedingungen im Einsatzgebiet zu adaptieren, bevor sie eingesetzt werden können. Eine vollständige Akklimatisation ist erst nach etwa zehn Tagen zu erwarten. Saunagänge sind eine Möglichkeit, sich vorab auf Arbeit in großer Hitze vorzubereiten. Dabei haben neuere Studien gezeigt, dass sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen auf die Akklimatisation in der Hitze reagieren. Volle geistige Fähigkeit und physische Arbeitsleistung in der Hitze kann nur gewährleistet werden, wenn eine adäquate Aufnahme von Flüssigkeit und Elektrolyten bereitgestellt wird. Eine Nahrungsaufnahme in der richtigen Menge und vor allem in der richtigen Zusammensetzung muss ebenfalls angeboten werden. Von den genannten Produkten ist Wasser das Wichtigste, welches stündlich aufgenommen werden sollte, denn schon ein geringes Defizit an Körperwasser führt zu Müdigkeit und Konzentrationsverlust und ist neben den thermischen auch mit anderen Erkrankungen und Verletzungen assoziiert. Dehydratation ist verbunden mit einem stetigen Anstieg der Körperkerntemperatur und der Herzfrequenzsteigerung, die im schlimmsten Fall klinisch von der Ohnmacht bis hin zum Hitzschlag reichen können. Während eines Einsatzes wird eine Vielzahl von zusätzlichen Stressoren erzeugt, wie Termindruck, Müdigkeit, Infektionserkrankungen und Angst, welche zusammen oder einzeln auftretend dazu führen können, dass die Betroffenen weder Flüssigkeit noch Nahrung aufnehmen. Zu den individuellen Zeichen der Dehydratation kommen rapider Gewichtsverlust und dunkler, konzentrierter Urin als warnendes Signal hinzu. Eine Besonderheit beim militärischen Personal (vor allem bei Frauen) ist die Hinauszögerung der Aufnahme von Wasser, damit nicht zu häufig ein Toilettengang erforderlich wird. Diesem gefährlichen Handeln kann nur entgegen gewirkt werden, indem das Personal über die Wichtigkeit der ausreichenden Wasseraufnahme informiert wird und indem genügend Möglichkeiten zur Verrichtung der Notdurft bereitgestellt werden. Dem Einsatzleiter kommt ein besonderes Fürsorgeverhalten zu, da er auf diese Aspekte achten muss. Der Erfolg einer solchen Ausbildung benötigt das universelle Wissen eines jeden Einzelnen und die Kontrolle der Hitzebelastung. Des Weiteren müssen geeignete Möglichkeiten bestehen, um die Hitzebelastung zu quantifizieren, damit geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Die Ausbildung muss ebenfalls alte Mythen korrigieren, die bei vielen noch vorhanden sind: - Wahre Männer trinken kein Wasser. - Nicht trinken, außer man ist durstig. - Durch ein nasses Tuch (Stirn, Nacken, Handgelenke) kann eine adäquate Kühlung des Körpers unter Hitzebelastung erreicht werden. - Training vermindert den Bedarf an Wasseraufnahme. - Fitnessgetränke sind besser als reines Wasser. - Frauen sind anfälliger auf Hitze als Männer. Die Erforschung derartiger Belastungen wird in mehreren Programmen in den amerikanischen militärischen Labors durchgeführt (US Army Research Institute of Environmental Medicine (USARIEM), Natick, Massachusetts, Naval Health Research Center, San Diego, California). Im Institut für Physiologie der Charité in Berlin werden Untersuchungen (Prof. Gunga) zum Thema Menschen in extremen Umwelten durchgeführt. In einer kooperativen Zusammenarbeit wird in diesem Jahr eine Untersuchung im Ausbildungszentrum der Bundeswehr, in Holloman-AFB, NM, USA mit der Bild: Herr Grenzmeier, IMZBw Genehmigung des Generalarztes der Luftwaffe durchgeführt. Daher können den Crews sowie den Einsetzern folgende Empfehlungen gegeben werden: - Die Cockpits der Maschinen sollten durch mobile Sonnenschutzdächer vor der einfallenden Sonne geschützt werden. - Die Flugzeuge sollten klimatisiert am Boden in der Parkposition abgestellt werden. - Die Besatzungen sollten direkt zum Flugzeug transportiert werden. - Die Vorflugkontrolle sollte von anderen Besatzungsmitgliedern durchgeführt werden, die nicht unmittelbar zum Flugdienst eingeteilt sind. - Die Besatzungen müssen dazu angehalten werden, ausreichend Flüssigkeit vor, während und nach dem Flugdienst zu sich zu nehmen. - Die Bodenzeiten, in denen die Besatzungsmittglieder auf den take off warten, sollten so kurz wie möglich gehalten werden. - Die Klimatisierung während des Fliegens sollte deutlich verbessert werden, hier ist auch die Bekleidung zu nennen. - Die Besatzungsmitglieder sollten gehört und ihre Aussagen berücksichtigt werden, wenn sie äußern, dass ein weiterer Einsatz physisch nicht mehr möglich ist und andere Crews einspringen müssen. 11 Flugsicherheit Der geschenkte Säbel wehr wurden 225 Exemplare der Version CL-13B Sabre Mk.6 beschafft. 75 Die F-86 Sabre Exemplare der Version - zu Deutsch Säbel CL-13A Sabre Mk.5 gehörte zusammen mit den F-84F Thunderstreak - auch Mark V genannt gab es von Kanada als Jagdbombern, den Zugabe für die AusbilRF-84F Thunderflash dung, was sich aber im Aufklärern und den T-33A T-Bird Jet-Trainern Nachhinein als recht teuer erwies. zur Erstausstattung der Bundesluftwaffe. Die Die Canadair CL-13 Sabre war der kanadische Lizenzbau des amerikader Luftwaffe geliefernischen Jagdflugzeuges North Ameriten Flugzeuge entcan F-86. Deren Entwicklung begann bereits 1944, als von der US Army Air stammten der kanaForce (USAAF, Vorläufer der US Air dischen Lizenzfertigung Force/USAF) zwei Prototypen der NAund trugen die Bezeich- 134 in Auftrag gegeben wurden, die als Vorläufer der NA-140 gelten kann. nung Canadair CL-13 Am 18. Mai bestellte die USAAF drei Sabre. Für die BundesExemplare der NA-140 unter der Bevon OSFw d. R. Karl Heinz Weiss, GenFlSichhBw 12 zeichnung XP-86. Nachdem die Auswertung deutscher Entwicklungsunterlagen* abgeschlossen war, wurde die Konstruktion radikal geändert und das Flugzeug mit Pfeilflügeln ausgestattet, wie sie unter anderem bei der Me 262 verwendet wurden. Der Prototyp flog am 1. Oktober 1947. Im Sturzflug durchbrach die Maschine am 25. April 1948 die Schallmauer. Als im gleichen Jahr aus der USAAF die USAF wurde, wurde aus der P-86 die F-86, die 1949 in Dienst gestellt wurde. Die North American F-86 Sabre war ein einstrahliger konventioneller Tiefdecker, mit um 35° nach hinten gepfeilten Tragflügeln, zentralem Lufteinlauf in der Nase und darüber befindlichem Cockpit mit sehr guter Rundumsicht. Von diesem Flugzeugtyp gab es keine Trainerversion. Sie war der einzige Jäger der westlichen Welt, der es im Koreakrieg mit den Jägern sowjetischer Bauart (MiG-15) aufnehmen konnte. Die Leistungsdaten waren zwar schlechter, aber dafür waren die Flugeigenschaften besser. In der Folge des Koreakrieges wurde die F-86 zum Standardjäger der westlichen Welt. Eigentlich als Tagjäger konzipiert, hatte sie auch eine eingeschränkte Jagdbomberfähigkeit. Die der Luftwaffe geschenkten Flugzeuge waren eine Weiterentwicklung der Canadair Sabre Mk 2, die der F-86E der USAF entsprach. Während die Amerikaner das J47-27 Triebwerk von General Electric verwendeten, bauten die Kanadier das Avro Orenda 10 Triebwerk in ihren Lizenzbau ein, die dann als Canadair CL-13A Sabre Mk.5 auch als Mark 5 genannt bezeichnet wurde. In die Weiterentwicklung der Mk.5, von der für die Luftwaffe 225 Maschinen beschafft wurden und die die Bezeichnung Canadair CL-13B Sabre Mk.6 trug, wurde das leistungsstärkere Orenda 14 eingebaut. Die Orenda-Triebwerke zählten seinerzeit zu den leistungsstärksten Jetantrieben der Welt und im Gegensatz zum J47 waren sie weitgehend rauchfrei. Der Mark V hatte Grenzschichtzäune auf den Tragflächen, besaß keine Vorflügel und hatte nur eine VHF-Funkausstattung. Schon recht früh erkannte die Royal Canadian Air Force (RCAF), dass mit diesem Flugzeug nicht der große Wurf gelungen war. Deshalb wurden sie schon nach 370 gebauten Exemplaren und einer Nutzungsdauer von nur drei Jahren gegen die mit dem besten Triebwerk der damaligen Zeit, dem Orenda 14, ausgerüsteten Mark 6 ausgetauscht. Mit der Sabre Mk.5 der Luftwaffe waren die kanadischen Verbände der Air Division in Europa ausgerüstet. Die vier Jagdgeschwader dieser Division waren mit jeweils drei Staffeln in Marville und Grostenquin im Nordosten Frankreichs sowie in Zweibrücken und Söllingen im Südwesten Deutschlands stationiert. Das Einsatzgebiet dieser Geschwader war Mitteleuropa, vor allem aber das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Zulauf der Sabre MK.6 wurden die auszumusternden Mark V zu Scottisch Aviation Ltd nach Prestwick/Schottland (heute Glasgow Prestwick Airport) überführt und dort abgestellt. Durch diese Firma erfolgte auch die industrieseitige Betreuung der kanadischen Flugzeuge in Europa. Die für die Luftwaffe vorgesehenen Flugzeuge wurden bei Scottisch Aviation Ltd in Renfrew/Schottland (heute Glasgow International Airport) überholt und danach von Piloten der RCAF nach Deutschland überführt. Allerdings nicht alle 75 Maschinen. Drei Flugzeuge wurden bei der Fa. Redifon in London zu Flugsimulatoren umgebaut. Die beiden ersten Mark V für die Luftwaffe wurden am 10.05.1957 13 Flugsicherheit nach Faßberg zur Technischen Schule der Luftwaffe (TSLw) 3 überführt, wo sie fortan zur Ausbildung der Mechaniker dienten. Die ersten vier Mark V für die Ausbildung der Flugzeugführer trafen am 9. September 1957 in Oldenburg ein. Bereits zwei Wochen später waren 25 Maschinen bei der Waffenschule der Luftwaffe (WaSLw) 10**. Allerdings standen zu diesem Zeitpunkt mehr Flugzeuge als fliegerisches und technisches Personal zur Verfügung. Die CL-13A der Luftwaffe verfügten nur über eine aus sechs Maschinengewehren Kal .50 (12,7 mm) Colt-Browning MG-3 bestehende Bewaffnung. Für den optimalen Einsatz der MG besaß die Mark V eine Feuerleitanlage. Dazu war das Radarortungsgerät AN/APG-30 mit einem Zielgerät für die Bordwaffen verbunden. Damit gekoppelt waren ein in der Unterlippe des zentralen Lufteinlaufes eingebautes MG-Bildgerät und eine Visierkamera, die sich am Zielgerät im Cockpit befand. Da mit der Mark V nur das Handling der Maschine und die taktischen Verfahren geschult wurde, wurden die Bordwaffen nie im Ausbildungsbetrieb eingesetzt. Schwerpunkt bei der Luftkampfschulung war der Einsatz der Bildgeräte, gekoppelt mit der Feuerleitanlage dem sogenannten „Cine-tracking“. Der Gebrauch der Bordwaffen wurde den Flugzeugführern im dritten Ausbildungsabschnitt durch die mit CL-13B ausgerüstete 3. Staffel der Waffenschule 10 vermittelt. Dazu wurden die Lehrgänge regelmäßig zur Schießplatzstaffel auf den Flugplatz Westerland/Sylt verlegt, der 14 zu der Zeit noch der britischen Royal Air Force (RAF) gehörte. Zur Vorbereitung auf den Einsatz des Sabre bei der Waffenschule (WaSLw) 10 und auch der technischen Schulen fand bei No. 3 Wing der RCAF eine Vorabausbildung des Kernpersonals statt. Bereits ab November 1956 erhielten neun Techniker bei der No. 5 Technical Training Unit nach Zweibrücken ihre Ausbildung. Diese schulten dort ab Februar 1957 eine 36-köpfige Gruppe nach dem OJT-Verfahren (On the Job Training), auf Deutsch: Ausbildung am Arbeitsplatz (AAP). Ab Januar 1957 begann in Kanada die Refresher-Ausbildung für 220 deutsche Flugzeugführer, die bereits bei der alten Reichsluftwaffe als Flugzeugführer eingesetzt waren. In Moose Jaw und Portage la Prairie erfolgte die Prop-Schulung auf Haward Mk.2 und 4 sowie eine Einweisung auf die Lockheed T-33 T-Bird. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung kehrten die ersten Piloten Ende Juli 1957 nach Deutschland zurück. Gemäß einer Vereinbarung mit der kanadischen Regierung erfolgte eine intensive Unterstützung durch kanadisches Personal. Die offizielle Beratergruppe, das RCAF Advisory Team, begann seine Arbeit im April 1958. Für die Ausbildung in Oldenburg standen so neben den deutschen auch 16 Flugzeugführer der RCAF als Fluglehrer zur Verfügung. Nach der Theorie von ca. 20 bis 25 Stunden im Linktrainer und im Simulator folgte die Taxi-Einweisung. Da es keine Trainerversion der Sabre gab, stand der Fluglehrer mit einem Gurt gesichert mit einem Fuß auf der Tragfläche, mit dem anderen im Kickstep. Hatte der Flugschüler das Taxen gelernt folgte sein erster Flug mit der CL-13A, wobei der Fluglehrer ihn in einer zweiten Sabre als Chase-Pilot begleitete. Bei den ersten Flügen wurden in 10.000 Fuß aus dem typischen Jet-PitchPattern Stalls und Landeanflüge geübt, wobei die Weser als Runway diente. Während des ganzen Lehrgangs wurden Practice Forced Landings geübt, simuliert als Triebwerksausfall, eingeleitet mit einer geringen Triebwerksleistung und gesetzten Speedbrakes. Zuerst war noch der Fluglehrer dabei. Nach einigen Flügen kam dann der erste Soloflug. Nachdem der Flugschüler mit dem Handling der Sabre vertraut war, folgten Formationsflüge in mittleren Höhen, die dann zum eigentlichen Jagdtraining mit dem Einsatz der Zielkamera führte. Im Schwarm wurde zu Beginn der taktischen Ausbildung die Gefechtsformation geübt. Dieser folgten dann simulierte Angriffe mit der Zielkamera auf andere Flugzeuge. Nach einer Erfahrung von etwa 40 Stunden auf dem MK.5 folgte die Ausbildung durch radargeführte Abfangeinsätze auf Fremdflugzeuge. Nachtflüge und Navigationsflüge, die nach Belgien und den kanadischen Plätzen in Europa führten, gehörten ebenso zur Ausbildung. Beendet wurde die Ausbildung der jungen Jagdflugzeugführer bei der dritten Staffel der WaSLw 10, bei denen sie auf die Sabre Mk.6 eingewiesen wurden und durch den Einsatz der Bordwaffen beim Schießen auf Luftziele. Dazu wurde aus der WaSLw 10 heraus die Schießplatzstaffel Sylt gebildet, die mit 12 Mk.6 ausgestattet war. Die ersten beiden für die WaSLw 10 vorgesehenen Sabre Mk.6 wurden am 7. September 1958 von Oberpfaffenhofen nach Oldenburg überführt. Im April 1959 betrug der Flugzeugbestand der WaSLw 10 insgesamt 63 Sabre Mk.5, 29 Sabre Mk.6, 8 T-33A und 4 Piaggio P-149 D. Nachdem die dritte Staffel der WaSLw 10 und die drei Tagjagdgeschwader mit werkneuen Sabre Mk.6 ausgerüstet waren, nahm mit der Umrüstung der ersten und zweiten Staffel der Bestand der Sabre Mk.5 bei der WaSLw 10 ab. So umfasste der Flugzeugbestand der Schule Ende Juli 1961 24 Sabre Mk.5, 58 Sabre Mk.6, 7 T-33A und 4 Piaggio P-149 D. Der Bestand von 66 Maschinen wurde bereits kurz nach der Auslieferung ab 1959 Schritt für Schritt reduziert. Nicht mehr benötigte Flugzeuge wurden u. a. zur Erprobung an die Erprobungsstelle (ErpSt) 61 in Manching und ErpSt 91 in Meppen (Beschußversuche) geliefert, an die ABC/Se-Schule in Sonthofen (Ausbildung ABC-Dekontamination), an Autoflug (Erforschung Schleudersitz), an die Technische Hochschule Darmstadt, an diverse Feuerwehren und Bundeswehrstandorte für TechnikerLehrgänge - und auch an Schrotthändler. So wurden zwei Sabre Mk.5 durch die ErpSt 61 für eine Demonstration der schwedischen SafelandFanganlage auf dem Flugplatz Ahlhorn verwendet. Dabei wurden beide Flugzeuge dermaßen beschädigt, dass sie nur noch als Ersatzteilspender zur Verfügung standen. Ein Flugzeug wurde zu Beginn der 1960er Jahre vor das Materialamt der Luftwaffe – nun als „Planstellenjäger“ bezeichnet – bis in die 1970er Jahre hinein ausgestellt, bevor es dann bei der FlBschft BMVg für Übungen der Feuerwehr benutzt wurde. Die meisten nicht mehr benötigten Flugzeuge wurden aber nach Oberpfaffenhofen überführt und da sich die Kanadier die Ersatzteile für die „geschenkten Maschinen“ sehr teuer bezahlen ließen dort zur Ersatzteilgewinnung für die verbleibenden Maschinen ausgeschlachtet. Der Einsatz der Sabre Mk.5 endete, mit Ausnahme der Ausbildungsflugzeuge bei der TSLw 3, im März 1962 mit der Abgabe der Flugzeuge an das Luftwaffenversorgungsregiment 6 (LwVersRgt 6) in Oldenburg und an die Dornier-Werke GmbH in Oberpfaffenhofen, wo sie nun allem Brauchbarem beraubt – über die bundeseigene Verwertungsgesellschaft VEBEG als Edelschrott veräußert wurden. Spektakulär war die Verschrottungsaktion einer Mark V auf dem Heeresflugplatz Celle-Wietzenbruch. Das Flugzeug kam 1959 bei der Landung in Oldenburg von der Landebahn ab. Dabei kollabierte das Bugfahrwerk. Da eine Reparatur die sich durchaus gelohnt hätte nicht gewollt war, wurde das Flugzeug am 12.05.1959 ausgemustert. Zuerst war es als Lehrflugzeug bei der TSLw 3 vorgesehen, dann jedoch kam die Anweisung zur Verschrottung beim Luftwaffenparkregiment 2. Im Zerlegebetrieb des LwPRgt 2 in Wunstorf sollte das Luftfahrzeug verschrottet werden. Dazu kam es aber nicht. Das ausgeweidete Flugzeug kam nach Celle, wo es als „Gate guardian“ am Kasernentor aufgestellt werden sollte, was aber nicht genehmigt wurde. Daher blib die Maschine bis 1976 ungenutzt. Beim Tag der offenen Tür im Mai 1976 wurde die Mk.5 als Außenlast einer CH-54 „Sky Crane“ der US Army dem staunenden Publikum gezeigt und dann aus einer Höhe von etwa 50 m abgeworfen. Ende Oktober 1961 endete nach drei Jahren die kanadische Unterstützung der WaSLw 10. Zu diesem Zeitpunkt wurden von den kanadischen Fluglehrern fast 7.600 der mehr als 35.000 Flugstunden der Schule erflogen, 201 Flugzeugführer auf der Sabre geschult und 41 Fluglehrer ausgebildet. Die vielen in dieser Zeit geknüpften guten Kontakte zu den ka- nadischen Verbänden im Südwesten der Republik und im Nordosten Frankreichs, wurden auch weiterhin bis zum Abzug der kanadischen Luftwaffenverbände aus Europa gepflegt. In der Zeit der Nutzung der Mark V kam es zu vier Flugzeugabstürzen, bei denen zwei Flugschüler und ein Landarbeiter getötet wurden. Die Masse der Vorkommnisse hatte technische Ursachen, hauptsächlich Triebwerkstörungen. Neben einer Baumberührung und Berührungen in der Luft ging bis auf eine Kollision alles glimpflich aus, weil die Flugzeuge trotz starker Beschädigungen noch gelandet werden konnten. Bis zu zehn Mk.5 dürften ausgemustert worden sein, weil das Flugwerk nach Überschreiten des Lastvielfachen (Over-g) so stark verzogen war, dass die Maschinen nicht mehr zu verwenden waren. Glück hatte ein Flugschüler, der sich bei gutem Wetter im Instrumentenanflug auf Oldenburg befand. In 16.000 ft Höhe kam es zu einer Kollision mit einer Sabre Mk.6 des damals auf dem Fliegerhorst Ahlhorn stationierten JG 71, dessen Flugzeugführer bei dem Unfall getötet wurde. Der Pilot der Mk.5 wurde nach dem Zusammenstoß aus dem Flugzeug geschleudert und konnte mit dem Fall15 schirm landen, ohne den Schleudersitz ausgelöst zu haben. Gemessen an der Flugstundenzahl erscheint die Unfallrate relativ hoch. Gemessen an dem Ausbildungsbetrieb unter den damaligen Verhältnissen und im Vergleich zu denen beim Betrieb der Mk.5 bei der RCAF war sie allerdings gering. Die Sabre Mk.5 stand bei ihren Flugzeugführern hoch im Ansehen. Vielleicht auch, weil ihre Nutzung im Vergleich zu den anderen in dieser Zeit verwendeten Flugzeugtypen der Bundeswehr relativ problemlos war. * Der Pfeilflügler North American F-86 Sabre war das Ergebnis der Auswertung deutscher Konstruktionsunterlagen, die für das Jagdflugzeug in der damaligen Zeit wegweisend waren. Fliegen mit hoher Geschwindigkeit erfordert wegen der großen Geschwindigkeitsspannen „Tragflügel mit Mittel zur Veränderung der Profileigenschaften“, wie der Titel von Ludwig Bölkows erster Patentschrift lautete. Weitere Patente, die Bölkow noch 1939 anmeldete, enthielten Lösungen zu diesem Problemkreis, darunter die eines „Tragflügels mit Kippnase und Auftriebsklappe“. Sie beschreibt jene Konfiguration, die heute noch bei den meisten Verkehrsflugzeugen zur Anwendung kommt. In den Jahren 1939/40 gab es nur wenig Erfahrung über Flügelprofile für hohe Unterschallgeschwindigkeiten. Daher schlug Bölkow für das zweistrahlige Jagdflugzeug Messerschmitt Me 262 eine von ihm aus schlanken Ellipsen weiterentwickelte Profilform vor. Diese Profile erwiesen sich bei Windkanalversuchen in der Aerodynamischen Versuchsanstalt (AVA) Göttingen allen anderen Profilen überlegen. Sie bewährten sich nicht nur an der Me 262, sondern nach dem zweiten Weltkrieg auch an dem Jagdflugzeug North 16 American F-86 und später an dem leichten Jagdbomber FIAT G.91. Er gehörte damit zum Wegbereiter moderner Tragflächenauslegung bei Strahlflugzeugen. Ludwig Bölkow wurde am 30. Juni 1912 in Schwerin geboren und starb am 25. Juli 2003 in Grünwald bei München. Er studierte zwischen 1934 und 1938 an der Technischen Hochschule Charlottenburg (jetzt Technische Universität Berlin) Maschinenbau. Ab 1939 arbeitete er im Projektbüro der Messerschmitt AG in Augsburg an der Entwicklung des ersten düsengetriebenen Jagdflugzeuges der Welt, der Me 262. 1965 gründete Ludwig Bölkow die Bölkow GmbH, die 1968 mit der Messerschmitt AG und 1969 mit dem Hamburger Flugzeugbau zur Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) GmbH fusionierte. Aus der Geschäftsführung dieser Firma schied er 1977 aus. MBB ging Anfang der 1990er Jahre in der Daimler Aerospace AG (DASA) auf. Diese wiederum wurde Teil des Luft- und Rüstungskonzerns EADS. **Die Waffenschule (WaSLw) 10 wurde zur ersten Ausbildungseinrichtung für die Jagdflieger der neuen Luftwaffe. Am 1. Januar 1957 wurde sie in Nörvenich in Dienst gestellt, verlegte aber bereits am 1. Oktober 1957 auf den besser ausgebauten und von der Royal Air Force übernommenen Fliegerhorst nach Oldenburg. Die Ausbildung erfolgte auf der Canadair CL-13A Sabre Mk.5 und einigen CL-13B Sabre Mk.6. Erster Kommandeur der WaSLw 10 war Oberstleutnant Wehnelt, der bereits im Sommer 1957 mit zwei weiteren Piloten nach Zweibrücken zur 3rd Fighter Wing der Royal Canadian Air Force (RCAF) kommandiert wurde, wo sie nach einem Refresher Training auf der T-33A bei den Alliierten auf der Sabre ausgebildet wurden. Die Ausbildung bei den Kanadiern beinhaltete neben der Theorie und dem Flugsimulator 40 Flugstunden auf der CL-13. Die Hauptaufgabe der WaSLw 10 bestand in der taktischen Ausbildung von Flugzeugführern zu Jagdfliegern. Daneben hatte sie die Jagdgeschwader 71, 72 und 73 bei der Aufstellung personell und materiell zu unterstützen. Die Ausbildung der Jagdflugzeugführer auf der Sabre erfolgte in Oldenburg, nachdem sie die fliegerische Auswahlschulung auf der Piper L-18C in Ütersen, die Weiterschulung auf dem Yellow Monster T-6 (später auch Fouga-Magister) in Landsberg und danach die Ausbildung auf der T-33A in Fürstenfeldbruck mit Erwerb des Militärflugzeugführerscheins absolviert hatten. Da die WaSLw 10 mit der zukünftigen Flugzeugführerausbildung auf das Waffensystem Lockheed F-104 Starfighter beauftragt wurde, endete im Juni 1963 die SabreAusbildung in Oldenburg. Mit Abgabe der Sabre Mk.6 an die JG 72 und 73 und das Luftwaffenversorgungsregiment 6 und dem Umzug der WaSLw 10 nach Jever ging ein erfolgreicher Abschnitt der Jagdfliegerei zu Ende. Quell- und Literaturhinweise: - F-40 Flugzeuge der Bundeswehr - Kropf, Klaus, Jet-Geschwader im Aufbruch - Umfangreiche Internet-Recherche Bilder links und rechts: Herr Grenzmeier, IMZBw Flugsicherheit Kontrastsehen – Augenärztliche Kompetenz gefragt von Oberstarzt a. D. Dr. Hans Brandl, Augenarzt und Flugmediziner, FFB und Oberfeldarzt Dr. Jörg Frischmuth, Augenarzt und Flugmediziner, Flugmedizinisches Institut der Luftwaffe, FFB In der zivilen Fliegerei wird das Kontrastsehen nach JAR-FCL nicht standardmäßig als Untersuchungskriterium gefordert. Anders in der Bundeswehr: Hier ist die Untersuchung des Kontrastsehens Standard. Untersuchen wir am Flugmedizinischen Institut der Luftwaffe die Bundeswehrpiloten etwa zu streng? Oder sollte der Bestimmung der Kontrastempfindlichkeit in der zivilen Fliegerei eine höhere Aufmerksamkeit geschenkt werden? Wir erinnern uns: Die Kontrastempfindlichkeit (= relative Empfindlichkeitsschwelle) gibt den geringsten noch wahrnehmbaren Leuchtdichteunterschied an (L/L). Leuchtdichte und Adaptationszustand des Auges beeinflussen diesen Unterschied. Beispiele: Kontrastverhältnisse: 1:23 bedeutet: Der relative Leuchtdichteunterschied zwischen Umfeld und Prüfzeichen beträgt ca. 95,6 %. Das Prüfzeichen wird 23-mal (!) schwärzer dargestellt als das Umfeld. Mit diesem „Ergebnis“ ist man weder führerscheintauglich für Klasse B (früher: 3-er FS) (siehe Empfehlung Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) noch flugtauglich. 1:5 bedeutet: Der relative Leuchtdichteunterschied zwischen Umfeld und Prüfzeichen beträgt ca. 80 %. Das Prüfzeichen wird 5-mal (!) schwärzer dargestellt als das Umfeld. Das entspricht dem „Grenzwert“ (DOG) für die FS-Klasse B. 1:2,7 bedeutet: Der relative Leuchtdichteunterschied zwischen Umfeld und Prüfzeichen beträgt ca. 63 %. Das Prüfzeichen wird 2,7-mal (!) schwärzer dargestellt als das Umfeld. Das entspricht dem „Grenzwert“ (DOG) für die FS-Klasse C (früher: 2-er FS). Der Vollständigkeit halber seien noch der Weber-Kontrast und der Michelson-Kontrast (auch: Modulation) erwähnt. Für eine intensive Beschäftigung mit dieser wichtigen Thematik sei auf die weiterführende Literatur verwiesen. 17 Flugsicherheit Kommentar: Das Maß, ab wann jemand einen hohen Refraktionsfehler hat, ist nicht definiert. Aus den Tauglichkeitsrichtlinien könnte man den Wert > -6 dpt für Klasse-I-Piloten und > -8 dpt für Klasse-II-Piloten als höhere Refraktionsfehler interpretieren. Wenn man weiß, dass reduzierte Tränenflüssigkeit und reduzierter Sauerstoffpartialdruck (abhängig vom Umgebungsluftdruck) ein Problem für Kontaktlinsenträger darstellen können, erstaunt das „Muss“ (dt. Übersetzung des engl. „shall“) schon etwas. Zudem beträgt die relative Luftfeuchtigkeit im Verkehrsflugzeug ca. 7 – 10%, und die Klimaanlage ist auch nicht gerade förderlich für eine mehrstündige Kontaktlinsenakzeptanz im Cockpit oder in der Kabine. Richtig wäre es, es dem Augenarzt und dem Betroffenen selbst zu überlassen, mit welchen gut verträglichen optischen Hilfsmitteln die Tauglichkeitskriterien optimal erfüllt werden. Man denke nur daran, welche Probleme bei diesem „Muss“ bei einem Piloten auftreten können, z. B. auf einem Langstreckenflug von über vier Stunden Flugdauer. Aus Experimentaluntersuchungen in der Höhensimulationskammer wissen wir um die mögliche Reduktion des Kontrastsehens in derartigen Fällen. Noch eine Anmerkung zu den hochbrechenden Gläsern bei höherem Refraktionsdefizit: 18 Abbesche Zahl Die Abbesche Zahl (oder AbbeZahl) gibt in der Optik die optische Dispersion eines transparenten Mediums im Verhältnis zur Brechzahl an. Sie ist eine dimensionslose Größe und besitzt somit keine Einheit. Hochbrechende Gläser haben eine niedrige Abbe-Zahl. Das bedeutet: Die optische Dispersion ist erhöht; dies kann zu einer Reduzierung der optischen Abbildungsgüte (u. a. Kontrastreduktion) führen. Fazit: Nach Möglichkeit soll die Abbesche Zahl nicht unter den Wert 35 sinken. Weiter lesen wir in den derzeit gültigen Tauglichkeitsrichtlinien zum Thema Kontrastsehen: JAR-FCL 3: Anhang 13 (8): ….. - Nach refraktiv-chirurgischem Eingriff ...: (d) Es besteht keine erhöhte Blendempfindlichkeit. (e) Das Kontrastsehen ist unter mesop(t)ischen Bedingungen nicht herabgesetzt. Hinweis: „Konkrete“ Angaben zu Kontraststufen fehlen. Weiteres Defizit: Kein vergleichbarer (wie im refr.chir. Abschnitt) dezidierter Hinweis in den JAR Tauglichkeitsrichtlinien auf Prüfung des Kontrastsehens, z. B. nach: - Katarakt-Op (Operation des grauen Stares), Netzhaut-Op, … Gerade die mögliche Entstehung einer Nachstarmembran (nach Katarakt-Op), die gegebenenfalls die Blendempfindlichkeit erhöhen und das Kontrastsehen vermindern kann, sollte für den untersuchenden Augenarzt Anlass sein, auf seinem „Augenärztlichen Untersuchungsbericht“ eine Zeitspanne zur Wiedervorstellung (RXO) einzutragen. Es gibt lediglich einen kleinen Hinweis im Manual (ohne gesetzlichen Hintergrund), dass auch nach Katarakt-Op das Kontrastsehen reduziert sein könnte. Frage: Wird die Prüfung von Blendempfindlichkeit/Kontrastsehen bei der Erstuntersuchung für Klasse I/II dezidiert gefordert? Antwort: Nein Bild: Herr Grenzmeier, IMZBw Kontrastsehen und aktuelle Vorschriftenlage in der zivilen Fliegerei: - Bewerber mit hohen Refraktionsfehlern müssen dieses Defizit durch Kontaktlinsen oder Brillen mit hochbrechenden Brillengläsern korrigieren (siehe JAR-FCL 3.220 (b) (1) (iii)); ein Kontaktlinsen-Muss ist verbindlich bei Anisometrie > 3 dpt (JAR 3.220 (b) (4) (ii)) vorgeschrieben. Mindestumfang der Augenärztlichen Untersuchung (I) lt. JAR-FCL 3 (deutsch): Bei Erstuntersuchung ist eine augenärztliche Untersuchung durchzuführen, die mindestens die folgenden Untersuchungen umfassen muss (siehe Anhang 12 (1)(a) zu den Abschnitten B und C): - Anamnese - Bestimmung des bestkorrigierten und falls erforderlich unkorrigierten Nah-, Fern- und, wenn nötig, lntermediärvisus - Objektive Refraktion. Hyperope Bewerber, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, in Zykloplegie - Augenbeweglichkeit und Binocularsehen - Bestimmung des Farberkennungsvermögens - Bestimmung der Gesichtsfelder - Tonometrie bei Bewerbern, die das 40. Lebensjahr vollendet haben oder wenn eine Indikation besteht - Untersuchung des äußeren Auges und seiner Anhangsorgane, brechende Medien (Spaltlampe) und Funduskopie. Die Untersuchung der Kontrastempfindlichkeit gibt dem Augenarzt zudem wichtige Hinweise auf eventuelle Pathologien: - Hornhaut- und Linsentrübungen, Retinopathien, Optikusneuropathien, Amblyopie, etc. Visus-Prüfungen und andere Funktionsprüfungen allein sind hier nicht immer zielführend. Persönliche Empfehlung (keine Vorschrift): Wird ein Erstbewerber (Klasse I/II) dem Augenarzt vorgestellt, sollten Blendempfindlichkeit/Kontrastsehen geprüft und in der Rubrik „Bemerkungen“ diese Ergebnisse fixiert werden. Aber auch Medikamente (Nebenwirkungen) können das Kontrastsehvermögen beeinflussen: So lautet eine (persönliche) Empfehlung für ein bekanntes Potenzmittel: - 4 h kein Flugdienst nach Einnahme von 50 mg Sildenafil - 6 h kein Flugdienst nach Einnahme von 100 mg Sildenafil Leider wird der Bestimmung der Kontrastempfindlichkeit in der zivilen Fliegerei nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt. Gerade die Bestimmung der Kontrastempfindlichkeit lässt eine Abschätzung der Fähigkeit zu, Formen und Gegenstände bei reduziertem Kontrast zu erkennen, etwa bei Dunst, Dämmerung, Rauchgasen, etc. Das tangiert in erheblichem Ausmaß die Flugsicherheit! Kontrastbeeinflussende Faktoren im Flugzeug: - Cockpitscheibe (besteht aus mehreren Schichten und ist ca. 2,8 cm bis ca. 3 cm stark) - Lichtabsorption (Lichtverlust ca. 35 %, auch bei Nacht!) - Mehrfachreflexionen - Oberflächenaufrauung (Streulicht) - Verschmutzung (Streulicht) - Spannungsoptische Phänome (u. a. bedingt durch hohe TemperaturUnterschiede: im Cockpit ca. plus 20°C, Außentemperatur in 10.000 m Höhe ca. minus 55°C) Folge: Kontrastminderung ca. 12 % am Arbeitsplatz Cockpit. Kontrastsehen und aktuelle Vorschriftenlage in der militärischen Fliegerei (Zentrale Dienstvorschrift ZDv 46/6): In der ZDv 46/6 sind/ist die Prüfverhältnisse/Prüffrequenz klar und nachvollziehbar geregelt. Hier einen großen gemeinsamen Nenner zu finden ist auch unvergleichbar leichter als rund 40 Europäische Staaten unter einen Hut zu bringen. Kompromisse lassen in der zivilen Fliegerei meist nur den kleinsten gemeinsamer Nenner zu; dies ist jedoch nicht immer der Flugsicherheit dienlich. So fordert die Bundeswehr für Fliegendes Personal jeglicher Waffengattung mit dem Wehrfliegerverwendungsfähigkeit-Grad I, II und III (ständige LFZ-Besatzungsangehörige) ein Kontrastsehvermögen von mindestens 1:2. Dies bedeutet, dass die Bundeswehr der Flugsicherheit einen sehr hohen Stellenwert beimisst. Diese hohe Anforderung muss auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass unter widrigsten Umweltbedingungen das visuelle Erfassen von Strukturen überlebensnotwendig sein kann. Die Prüfung des Kontrastsehens ist somit u. a. Gegenstand der Prüfung beim „Routine-TÜV“ (Untersuchung auf „Wehrfliegerverwendungsfähigkeit“). Zusammenfassung: Kontrastwerte (Leuchtdichteverhältnis der Sehzeichen zum Umfeld) Empfehlung für die zivile Luftfahrt: - 1:23 erkannt/nicht erkannt = untauglich für alle Klassen - 1:5 erkannt = tauglich für Klasse II* (mit Aufklärung!) = tauglich für Klasse I* (mit Auflage: „OML“) *Überprüfung nach 24 Monaten - 1:2,7 erkannt = tauglich für Klasse II = tauglich für Klasse I* *Überprüfung nach 24 Monaten - 1:2 und besser erkannt = tauglich für alle Klassen Bei Unauffälligkeit: Kontrolle nach je 60 Monaten. 19 Flugsicherheit Learning the hard way: So ist es mir ergangen von Dr. Christoph Wonhas, Flugmedizinischen Institut der Lw Die Luftbildaufnahmen für diesen Beitrag sind von der Polizeihubschrauberstaffel Bayern erstellt und mit freundlicher Genehmigung für den Druck freigegeben worden. Flugzeugabsturz am 3. Mai 2008 Der Autor schildert als Notarzt im Rettungshubschrauber SAR 56 aus Landsberg die Vorgänge bei einem Flugzeugabsturz. Die aufgezeigten (auch eigene) Fehler sollen helfen, dass andere bei einem Flugunfall nicht die gleichen Fehler machen und sich dabei in Lebensgefahr bringen. Am Samstagnachmittag wurde über die Leitstelle in Münster (RCC) der Hubschrauber in Landsberg zu einem Flugzeugabsturz südlich von Augsburg alarmiert. Bereits im Anflug an die Unfallstelle war zu sehen, dass hier unmittelbar unterhalb einer Hochspannungsleitung ein brennendes Flugzeugwrack mitten in einem Rapsfeld lag. 20 Die Feuerwehr war bereits anwesend. Nach der Landung erkundigte sich der Notarzt bei der Feuerwehr, ob Informationen über die Besatzung des abgestürzten Flugzeugs vorlägen. Dies wurde verneint. Daraufhin überprüfte er selbst als Erster und Einziger das brennende Flugzeugwrack im Rapsfeld, um sich ein Bild über das Unfallgeschehen zu machen. Die beiden Insassen waren bei dem Unfall ums Leben gekommen. Erst auf Anforderung des Notarztes unternahm dann die Feuerwehr einen Löschversuch aus unmittelbarer Nähe. Ein Radfahrer hielt sich ebenfalls beim Rapsfeld neben dem brennenden Flugzeugwrack auf; er hatte den Unfallhergang beobachtet und gemeldet. Weder die Feuerwehr noch die Polizei hatten Absperrungen vorgenommen. Der gesamte Verlauf der Rettungsaktion wurde aus dem Polizeihubschrauber, der über der Unfallstelle schwebte, fotografiert. Die Bilder wurden zu Ausbildungszwecken dem Flugmedizinischen Institut der Luftwaffe zur Verfügung gestellt. Nach Auskunft der Polizei sind raketengetriebene Selbstrettungssysteme für Ultralight-Flugzeuge vorgeschrieben. Ihre Performance wird mit 1,5 Sekunden von 0 auf 10.000 ft angegeben. So wurde von der Polizei berichtet, dass nach einem Flugzeugabsturz ein Feuerwehrmann von einem solchen Selbstrettungssystem mit Raketentreibsatz getötet worden sei. Diese Rettungssysteme werden auch in kleinen Privatflugzeugen eingebaut. Sie sind von außen nicht zu erkennen. Ob der Treibsatz von der Besatzung während des Unfallherganges noch gezündet bzw. geschärft/aktiviert wurde, ist dann ebenfalls unklar. Nach Herstellerangabe entwickelt der Treibsatz im Brandfall Rauch mit Salzsäure. Entsprechender Selbstschutz des Rettungspersonals ist zwingend erforderlich. Deshalb ist die unmittelbare Nähe von Rettungsdienstpersonal, Feuerwehr, Polizei und Zeugen am Unfallort eines abgestürzten Flugzeugs unter Umständen lebensgefährlich. Diese Schilderungen des Vorgangs und die schrittweise Fotodokumentation sollen dazu dienen, alle, die sich möglicherweise mit einem Flugunfall eines Privatflugzeuges beschäftigen müssen, vor den möglichen Gefahren zu warnen. Ein Löschversuch der Feuerwehr muss aus Selbstschutzgründen mit der nötigen Entfernung, Vorsicht und unter Tragen von schwerem Atemschutzgerät erfolgen. 21 Flugsicherheit Nach Rücksprache mit dem DAeC sind generell alle Ultraleichtflugzeuge mit Gesamtrettungssystemen auszurüsten. Erkennbar sind diese am Kennzeichen D-MXXX. Ausgenommen davon sind nur Gyrocopter (Tragschrauber). Aber auch einmotorige Flugzeuge der „E“-Klasse können mit einem Gesamtrettungssystem ausgestattet sein, wie zum Beispiel die Cirrus SR 20/22 (serienmäßig). Nachrüstsätze werden auch für Cessna 172 und 182 angeboten. Es ist nicht klar auf den ersten Blick zu erkennenbar, ob ein Rettungssystem eingebaut ist oder nicht. Deutsche Bauvorschriften fordern lediglich die Kennzeichnung der Ausschussöffnung. Gemäß amerikanischem Standard ASTM F2316 sind Flugzeuge auch im Einstiegsbereich zu kennzeichnen, um bei Flugunfällen Bergungs- und Rettungskräfte vor der Gefahr nicht ausgelöster ballistischer Systeme zu warnen. Eine diesbezügliche Angleichung der deutschen Vorschriften wird angestrebt. Die Auslösung erfolgt in der Regel über einen Bowdenzug im Cockpit, der einen pyrotechnischen Treibsatz zündet. Diese „Rakete“ durchbricht eine dafür präparierte Stelle des Rumpfes und zieht den Fallschirm aus dem Container oder Softpack. Die Gefahr an der Unfallstelle besteht in erster Linie durch eine ungewollte Auslösung des Systems bei Rettungsarbeiten durch: - unabsichtliches Ziehen des ungesicherten Auslösegriffs oder Überdehnung des Auslösezuges (Hängenbleiben von Körperteilen / Kleidungsstücken am Griff oder Zug bei der Bergung von Personen) oder durch Auseinanderziehen gebrochener Zelleteile und - Zünden des Treibsatzes durch Hitzeeinwirkung. Das Kappen des Bowdenzuges verhindert in der Regel ein unbeabsichtigtes Aktivieren des Rettungssystems. Es ist aber Vorsicht geboten, wenn der Zug gedehnt ist und eine 22 Eingebautes Gesamtrettungsgerät Bild von Herrn Herbert Lehner, DAeC Spannung des Schlagbolzens gegeben sein könnte! Von der markierten Ausschussöffnung gilt es sich fern zu halten. Aber auch von Tragegurten und Stahlseilen geht eine nicht zu unterschätzende Gefahr aus, da diese durch das auslösende System aus der Zelle gezogen und gestrafft werden. Insbesondere bei Tiefdeckern, bei denen die Tragegurte / -seile in der Regel unterhalb des Kabinenrandes verlegt sind, kann eine sich in die Kabine beugende Person ernsthaft verletzt oder getötet werden. Das Minimum an Eigensicherung vor der Rettung ist das Sichern des Auslösegriffes! Nicht aktiviertes Rettungssystem nach einem Flugunfall Bild von Herrn Herbert Lehner, DAeC entlang der Leinen frei bewegen kann. Der Slider befindet sich beim gepackten Schirm am oberen Ende der Fangleinen. Da der Slider einen wesentlich geringeren Durchmesser als die Basis der Schirmkappe besitzt, begrenzt er den anfänglichen Öffnungsdurchmesser des Schirmes sowie die Füllrate. Sobald der dynamische Druck auf ein sicheres Niveau abgenommen hat, bewegt sich der Slider auf den Fangleinen hinunter und erlaubt dabei dem Schirm, sich voll zu füllen. Durch Veränderung der Slider-Geometrie können spezielle Füllbedingungen erzielt werden. Ein größerer Durchmesser bewirkt eine Erhöhung des Luftstromes und damit eine Erhöhung der anfänglichen Füllrate. Durch Verringern der Stofffläche des Sliders wird dessen Widerstand verringert, was eine „Entraffung“ bei einem höheren dynamischen Druck bewirkt und damit die völlige Füllung der Kappe beschleunigt. BRS hat als erster Hersteller diese Technologie eingeführt und für Fallschirmrettungssysteme patentiert (U.S Patent #4,863,119). Im folgenden Beitrag stellen wir das Gesamtrettungssystem für Ultraleichtflugzeuge der Firma BRS Inc. vor. (Vielen Dank an Herrn Miklis von der Firma Ballistic Recovery Systems) BRS Inc. hat in 30 Jahren Firmengeschichte ca. 29.000 Rettungssysteme hergestellt; bis zu diesem Zeitpunkt verdanken 236 Menschen ihr Leben einem dieser Rettungssysteme (http://www.brs-vertrieb.de). Grundlagen des BRS-Systems Fallschirm Zur Flugzeugrettung werden runde, nicht-lenkbare Fallschirme benutzt. Ihr Zweck ist es, ein Flugzeug auf eine Sinkgeschwindigkeit zu verlangsamen, die zu einem sicheren Aufsetzen erforderlich ist. Es ist die Einfachheit, die ihre Zuverlässigkeit bestimmt. Die Grundstruktur eines runden Fallschirmes besteht aus der Schirmkappe (Canopy) und den Fangleinen (Suspension Lines). Die Kappe hat eine Scheitelöffnung (Vent), um Luft entweichen zu lassen. Dies reduziert Schwingungen und gewährleistet ein stabiles Sinken. Die präzise Geometrie der Kappenform und der Verstärkungsstruktur sowie die Auswahl des verwendeten Materiales sind darauf ausgerichtet, ein Optimum an Öffnungscharakteristik, Festigkeit, Stabilität und Sinkrate zu erzielen. Das typische Lastprofil beginnt mit der Last, die entsteht, wenn der Fallschirm aus seinem Container bis zur vollen Streckung herausgezogen wird. Diese wird normalerweise vom Pilot/ Passagier nicht gespürt. Höhere Lasten entstehen, wenn die Luft beginnt, die Kappe zu füllen. Die Belastung ist abhängig von der Fluggeschwindigkeit bei der Öffnung, der Anhängelast sowie der atmosphärischen Bedingungen. Slider Nachdem der Fallschirm vollkommen ausgezogen und dem Luftstrom ausgesetzt ist, beginnt er sich zu füllen und Widerstand zu erzeugen, der das Flugzeug abbremst. Die Füllrate der BRS-Schirme wird mittels eines eigenen ringförmigen Sliders kontrolliert. Die Fallschirmleinen sind durch die Ösen dieses Sliders geführt, sodass sich dieser Rakete Alle aktuellen BRS-Raketen-Motoren sind mit einem festen Treibstoff geladen, der die erforderliche Energie zur Verfügung stellt für einen schnellen Ausschuss, das Durchschlagen von Abdeckungen / Verkleidungen und das Herausziehen des Fallschirmes aus dem Container. Der Treibstoff besteht aus einer heterogenen Mischung aus Ammonium-Perchlorate (AP) und AluminiumPulver (AI), wie sie in modernen festen Treibstoffen allgemein gebräuchlich ist. Ein synthetischer Gummibinder hält die Bestandteile in Form. Die Auslösung erfolgt mechanisch, nicht elektrisch. Die Zündeinheit besteht aus der Spannvorrichtung, einem Schlagbolzen, einer Stahlfeder, einem Kolben, an dem das Aktivierungs-Kabel befestigt wird und zwei Zündhütchen. Jedes Zündhütchen hat einen eigenen Schlagbolzen sowie Zündstoff, der den Beschleuniger im Ende der Zündeinheit anzündet. 23 Flugsicherheit Durch das Ziehen des Auslösezuges wird der Schlagbolzen gespannt und der Kolben aus der Zündeinheit gezogen. Nach etwa 13 mm Weg des Kolbens fallen die Kügelchen heraus und geben den gespannten Schlagbolzen frei. Die Zwischenschlagbolzen lösen die Zündhütchen aus, die wiederum den Beschleuniger entzünden. In der Ausgangslage ist der Schlagbolzen entspannt. Festbrennstoff-Motoren entwickeln eine Flamme, die für die Flugzeugzelle unproblematisch ist. Bei der äußerst hohen Startgeschwindigkeit ist die Flamme weg, bevor sie Probleme verursachen kann. Die Raketenabgase bestehen hauptsächlich aus Wasserdampf und nicht brennbaren Gasen, die sich derartig schnell entspannen, dass sie alles wegblasen, bevor es warm genug ist, um sich zu entzünden. Aktivierungseinheit Der Raketen-Motor wird aktiviert, indem man den roten Auslösegriff zieht, der fest in Reichweite des Piloten installiert ist. Dieser Griff ist über einen Bowdenzug mit der Zündeinheit der Rakete verbunden und normalerweise das einzige für den Piloten im Flug erreichbare Teil des Systems. Für die Auslösung des Systems sind zwei verschiedene Aktionen des Piloten erforderlich. Erstens die Entsicherung des Auslösegriffes durch Ziehen des Sicherungsstiftes während der Startkontrolle und zweitens das Herausziehen des Auslösegriffes um mehrere Zentimeter aus dem Halter. Die ersten „losen“ Zentimeter des Auslösezuges verhindern eine unbeabsichtigte Auslösung durch Biegung des Zuges oder „Hängenbleiben“ am Griff. Die verbleibende Bewegung (ungefähr ½ Zoll) aktiviert die Rakete. Die erforderliche Zugkraft schwankt von 30 bis 70 Pfund, bedingt durch Reibung unterschiedlicher Verlegung und unterschiedliche Zuglängen. Gurte und Tragegeschirr Für die Verbindung zwischen dem Flugzeug und dem Fallschirm werden Gurte bzw. Gurt-Sets verwendet, die in der Regel an mehreren Punkten direkt mit dem Luftfahrzeug verbunden sind. 24 Kennzeichnung des Luftfahrzeuges Mit einem BRS-Rettungsgerät bekommen Sie einen kompletten Kennzeichnungssatz geliefert. Das Typenschild mit allen systemrelevanten Angaben ist sichtbar im Cockpit anzubringen. Zur zusätzlichen Warnung vor versehentlicher Benutzung wird ein Label über dem Auslösegriff angebracht. Der Sicherungsstift des Auslösegriffes ist serienmäßig mit einer roten Warnflagge versehen. Die Austrittsfläche der Rakete und des Schirmes ist in ihren Ausmaßen und mit einem Label zu kennzeichnen. Empfehlenswert für die Warnung von Passagieren und Rettungskräften ist die Verwendung eines Labels an den Einstiegsbereichen des Luftfahrzeuges. Bravo – gut gemacht! Im Rahmen der 180-Tage-Inspektion am Waffensystem CH-53G mit SDE-Verkabelung in der 2./TSLw 3 in Fassberg hatte Hauptfeldwebel Dieter Salwik gem. GAF T.O. 1H-53G-65 die Verkabelung des Instrumentenbretts zu überprüfen. Dazu wurde von ihm der vordere Elo-Raum geöffnet. Obwohl die Überprüfung der benachbarten liegenden linken und rechten Elo-Räume gemäß Inspektionsplan nicht vorgesehen waren, überprüfte HFw Salwik eigenverantwortlich die Verkabelung an diesen Stellen. An einer nur schwer einsehbaren und zugänglichen Stelle im rechten Elo-Raum entdeckte er eine Scheuerstelle an einem Kabelbaum. Dieser wurde ungünstig an einem Verstärkungsblech vorbeigeführt. Eine Überprüfung im linken Elo-Raum der gleichen Maschine ergab ebenfalls eine Scheuerstelle an dem baugleichen Verstärkungsblech. HFw Salwik überprüfte daraufhin zwei weitere CH-53 ohne durchge- führte SDE-Verkabelung. Hier war die Verkabelung einwandfrei ausgeführt. Da im Verband keine weiteren CH-53 mit durchgeführter SDE-Verkabelung vorhanden waren, nahm er Kontakt mit der LfzTAbt 152 in Rheine auf. Hier konnte die mangelhafte Verkabelung an einer weiteren Maschinen bestätigt werden. Der gewissenhaft und weitreichend durchgeführten Inspektion durch HFw Salwik ist es zu verdanken, dass eine Schwachstelle mit unkalkulierbarem Fehlerpotential entschärft werden konnte. 25 Flugsicherheit Tipps für die Zwischenfalluntersuchung ... oder: Wie untersuche ich den familiären Zwischenfall? von Oberstleutnant Jörg Behnke, GenFlSichhBw Stellen Sie sich vor: Ihr fünfjähriger Sohn hat einen Freund eingeladen und die beiden verbringen gemeinsam einen ausgefüllten Spielnachmittag. Die Kinder sind im Haus, also kann eigentlich nichts schief gehen. Sie selber sind mit sich, ihrem Jungen und dem friedlichen Zusammenspielen beider Kinder äußerst zufrieden. Den Vater des Jungen, der ihn nach Stunden abholen kommt, laden Sie noch zu einem kleinen „Schnack“ unter Freunden ein, und alles hat einen ziemlich entspannten und friedlichen Anschein. Von den beiden Jungen haben Sie schon lange nichts mehr gehört, sie scheinen ja gut miteinander zu spielen, so die Vermutung. „Denen scheint’s ja richtig gut zu gehen ... und schön, dass die beiden uns die Ruhe gönnen“, geht Ihnen noch fast beiläu26 fig durch den Kopf. Plötzlich aber wird diese heile Welt vom Geräusch einer klappernden, leicht quietschenden Tür in der oberen Etage gestört. Nur Sie wissen, dass dieses Quietschen von der Tür des Zimmers verursacht wird, welches das große Aquarium beherbergt ... Oft sind es die ersten Gedanken, die uns sofort Schreckenszenarien konstruieren lassen, die uns aufgrund unserer abstrakten Denkweise über Kausalitäten zwischen Wirkungen und Ursachen spekulieren lassen. Noch verdrängen Sie den Gedanken, noch kämpfen Sie gegen Ihren Argwohn an und versuchen Ihre Gedankenwelt von diesen Vorahnungen zu befreien, wohlwissend, dass es oftmals genau diese ersten Indikatoren sind, die helfen können, die berühmte Ereigniskette schon frühzeitig zu unterbrechen. Vorrausgesetzt, wir sind innerlich bereit, diese rechtzeitig als solche zu erkennen. Doch oftmals, wie auch hier in diesem Fall, verstecken wir uns hinter unserer eigenen Selbstsicherheit und unserer vermeintlichen Unverwundbarkeit. Natürlich entdecken die Jungs das große Aquarium, und natürlich wird in einer Mischung von Jacques Cousteau und Kapitän Nemo diese unbekannte Welt ergründet. Erst später werden Sie neben dem Aquarium ein Wasserschlachtfeld vorfinden, werden Sie entdecken, dass das Wasser des Aquariums völlig mit Fischfut- ter verunreinigt ist und mehr an eine Klärgrube als an ein Tummelplatz für exotische Fische erinnert. Auch entdecken Sie, dass das Goldfischglas neben dem großen Aquarium leer ist, in der sich bis vor kurzem noch zwei Goldfische tummelten, und jetzt nur noch die Pflanzen an der Oberfläche schwimmen. Und letztendlich werden Ihnen zwei Jungen gegenüberstehen, die mit sich zwar nicht 100%ig (der Trübheitsgrad des Wassers wird auch von den Jungen als verbesserungswürdig eingeschätzt), aber dennoch ganz zufrieden sind. Schließlich hat man die Goldfische aus der Enge der Kugel befreit und diese in das mit ausreichend viel Futter versehene „riesengroße“ neue Aquarium umquartiert. Die Aktion hat sich gelohnt, und man ist vom Erfolg überzeugt. Stolz breitet sich aus. Was hat das Ganze jetzt mit Zwischen- oder gar Unfällen und deren Entstehungsgeschichte zu tun? Lassen Sie uns unsere Wahrnehmungen ordnen. Erstens: Die Ruhe. Sie ist trügerisch. Ruhe wird im herkömmlichen Sinne als entspannend, relaxend, als Abschalten vom Alltag oder, wie hier in unserem Beispiel als Zeichen eines harmonischen Spielen von zwei Jungs im Rüpelalter gedeutet. Aber, nicht von ungefähr, heißt es auch „Ruhe ist trügerisch“. Ruhe ist nur bedingt als Indikator für einen ausgewogenen Zustand qualifiziert. Ruhe wahrzunehmen kann auch ein Indikator für Stillstand, für das „Sich-zufrieden-geben-mit-dem-Gegenwärtigen“ sein, welches uns in unserer Fähigkeit, den Alltag aufmerksam und offen zu erleben, einschränkt. Ruhe lullt uns ein. Wenn wir das zulassen, beraubt uns das Gefühl der Ruhe unserer Fähigkeit Unregelmäßigkeiten zu bemerken. Wir sind nicht mehr wach. Ruhe ist ein Zustand in den man sich selber begibt. Man initiiert ihn selbst. Wie oft geht uns die Forderung „Lass mich bloß damit in Ruhe“ über die Lippen. Aber im eigentlichen Sinn ist dies nichts anderes als das klare Bekenntnis, dass man nicht aufgeweckt werden will. Verweigerung ist in. Querdenker gelten als schwierig, nervend, weil sie unsere selbst geschaffene und gepflegte Harmonie durcheinanderwirbeln wollen. Zweitens: Das Verstecken hinter dem „Dasist-doch-schon-immer-gut-gegangen“. Es ging vorher immer alles glatt, wenn die beiden Jungs miteinander gespielt haben. Tiefer betrachtet hegen wir damit nichts als die Hoffnung, dass sich die Umstände von allein im Gleichgewicht halten. Wir glauben an unsere Unverwundbarkeit. Damit verschieben wir aber, wenn auch in der Situation unbewusst, die Toleranzgrenzen, obwohl wir die Hoheit über diese groteskerweise immer noch beanspruchen. Mit dieser „Lass-siedoch-machen-es-wird-schon-nichtspassieren“-Mentalität, mit dieser Mischung aus Vertrauen und Hoffnung, legitimieren wir nicht nur das Ausloten der linken und der rechten Grenze neben der Normlinie, sondern verschieben diese auch ins Ungewisse. Wir bemerken nicht, wie weit wir uns dabei schon von der Norm entfernen bzw. schon entfernt haben. Wir müssten uns eigentlich von ersten In- dikatoren alarmieren lassen, ignorieren sie aber. Wir wissen doch ganz genau, warum die Tür knarrt, reagieren aber nicht. Wir wussten, dass Formation Flying nicht seine Stärke war, sind aber dennoch nicht eingeschritten, haben vielleicht die notwendige Hilfe verweigert. Diese ersten vorsichtigen Anzeichen von Normabweichungen sind jedoch oftmals so wichtig, weil sie in diesem Stadium noch leicht korrigierbar sind. Dies setzt aber Initiative voraus. Wir müssten ja aufstehen, die Treppe hochgehen und nachsehen, warum die Tür knarrt. Es gibt auch in der jüngeren Vergangenheit der Luftwaffe eine Reihe von Beispielen, bei denen Kameraden im Laufe der Untersuchung von Flugunfällen Vorahnungen äußerten, die sie schon seit längerer Zeit gehabt hatten. Man ahnte, dass irgendwann etwas passieren musste. Natürlich ist der Umgang mit Vorahnungen und Befürchtungen gefährlich. Fingerspitzengefühl ist hier erforderlich. Doch wenn das Fundament, auf dem die Befürchtung ruht, tragfähig ist, wenn die Tür hörbar knarrt, dann gehört die Vorahnung zu diesen ersten Indikatoren, die Aktion erfordern. Vorahnungen sind somit lebensnotwendig, ja lebensrettend, da sie uns motivieren, Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. Wir werden von unseren Befürchtungen gezwungen, zu reagieren. Wie wir reagieren, ist dabei die Frage. Defensiv - verdrängen, verschweigen, wegsehen oder offensiv - die Treppe hochlaufen und nachsehen. Die Bandbreite der Reaktionen ist groß. Die Unfalluntersuchung eines B-52Absturzes in Fairchild am 24. Juni 1994 ordnete einige Ursachen der Organisation/ Leadership zu. Major General Smith fasste es damals mit den Worten „Failed leadership can have tragic consequences“ zusammen. Es wurde ziemlich deutlich hinterfragt, wie es dazu kommen konnte, dass ein einzelner Pilot es schaffte, für sein gesamtes Umfeld unantastbar zu wer- den. Obwohl eine Reihe von Fakten und Indizien ausreichend Warnsignale teilweise weit im Vorfeld des Unfalls abgegeben hatten, wurde keiner von diesen erhört. Keiner reagierte. Das gesamte Umfeld verfiel in eine Art Lethargie. Hier war nicht nur der Leader als solcher die Ursache, hier war es das System der Leadership, die Organisation. Organisation versteht sich dabei nicht als etwas Abstraktes, weit weg vom Individuum Operierendes. Im Gegenteil, sie umfasst alle Ebenen, die mit der Planung und Durchführung des Flugbetriebes befasst sind. Auf einen Nenner gebracht: Wir sind die Organisation und qualifizieren somit auch zum Back-up für den Leader. Was der Vorgesetzte nicht erkennt, muss eine intern funktionierende Organisation erkennen und hörbar machen. Organisation hat somit auch in ihrer Funktionalität etwas Alarmierendes, denn wenn der Missstand hörbar wird, muss der Vorgesetzte reagieren. Beide Väter hatten das Knarren der Tür laut und deutlich vernommen. Hätte dies nur einer dem andern gegenüber geäußert, wäre eine Reaktion zwangsläufig gewesen. Drittens: Man will seinen Jungen ja nicht bloßstellen. „Mein Junge macht so was nicht“. Auf so was würde der nie kommen, sagen wir, obwohl wir natürlich wissen, dass der Entdeckerdrang in jedem von uns steckt. Nicht nur im Kindesalter, wo man den Drang nach der Erweiterung des kindlichen Horizontes noch toleriert, ist Norm unpopulär geworden. Normen muss man heutzutage viel öfter verteidigen, sie werden hinterfragt und in Zweifel gezogen. Normen bestimmen nicht mehr das Leben, sie fordern heraus. Es ist sicher ein Problem unserer Gesellschaft im 21. Jahrhundert, dass Normen ihren Status als Richtlinien scheinbar verloren haben. Vielerorts steht die Norm für Provokation und wird zum Streitobjekt degradiert. Wir wollen neue 27 Flugsicherheit Grenzen für uns entdecken und erobern. Oftmals fordert uns der Alltag, insbesondere der fliegerische Alltag, gerade dazu heraus, uns in Grenzbereiche hinein zu manövrieren, Grenzen auszumessen und verleitet dieses an die „Grenzen-gehen-müssen“ automatisch auch zur Bereitschaft, die Norm zu verletzen? Viertens: Die Frage nach dem „Warum“, dem Motiv. Die sind doch alt genug, um zu wissen, was sie dürfen oder nicht! Dieser oft gehörte Satz steht für Vertrauen. Vertrauen in den Menschen neben mir, in sein Wissen um Konsequenzen. Natürlich setzen wir dabei auch auf eine gewisse Rationalität seines Handelns. Wir setzen auf seine Befähigung, das Risiko abzuschätzen und darauf basierend Entscheidungen zu treffen. Wir trainieren und werden darauf trainiert, auf Anhieb gute, richtige Entscheidungen zu treffen. Dabei geht es oftmals um Zeit. Es gilt, sich schnell und möglichst ohne Verzug auf neue Bedingungen einzustellen. Eine Notsituation im Cockpit muss schnell erkannt werden, im Ergreifen der richtigen Handlungen müssen Zusammenhänge berücksichtigt werden. Häufig steuert und unterstützt uns dabei auch der Common sense, unser gesunder Menschenverstand, der letztlich nur den Zusammenhang zwischen unserer inneren Logik und unserem Wissens- und Erfahrungsschatz darstellt. Dieser ist aber gerade individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Das Risiko, die Goldfische beim Fangen und Umquartieren zu verletzen, wurde von beiden Jungs geringer eingeschätzt als die Gefahr, die für die Fische von der engen Glaskugel ausgeht. Sie wollten den Fischen nicht ans Leben. Beide haben sich nur von ihrer Sicht, von ihrer eigenen Erfahrung, lenken lassen. Enge ist bedrückender als trübes Wasser. Damit hätten wir Großen rechnen müssen. Wir sind diejenigen, die das Urteilsvermögen der Jungen hätten 28 einschätzen müssen. „Die sind doch alt genug“ reicht nicht aus. Der Grat zwischen dem „Ja ich bin überzeugt die können das!“ und dem sinnvollen Setzen notwendiger Grenzen ist sehr schmal. Sinnvolle Grenzen sind mit Vertrauen untermauert. Klingt gut, ist aber zu einfach, denn letztendlich basiert der Risikoabwägungsprozess immer noch auf dem Menschen. Und es ist der Mensch mit all seiner Emotionalität, der die Störgröße darstellt. Der Unterschied bei dem geschildertem familiären und einem „richtigen“ Zwischenfall liegt in der Konsequenz. Verdrecktes Aquarium oder Flugzeugwrack. Grenzen in der Fliegerei seien mit Blut geschrieben, hieß es früher. Sicher wahr zu seiner Zeit, doch Grenzen mit Blut auszuloten, ist heutzutage bestimmt kein probates Mittel mehr. Grenzen sind daher etwas Synthetisches geworden. Sie sind mathematisch ermittelt. Auf eine praktische Erprobung wird verzichtet. Der große Unterschied der beiden Fälle liegt aber auch in der Betrachtung oder in der Aufarbeitung des Geschehens. Versetzen wir uns in die Position der Kinder. Diese haben in ihrer Unerfahrenheit, ihrer Naivität, aber auch in ihrem Drang Neues zu entdecken, Fehler gemacht. Diese sind für uns Väter offensichtlich und können sehr leicht als dumm eingestuft werden. Hinterfragt man das Geschehene, kommt man zu dem Schluss, dass die Jungen aufgrund von Unerfahrenheit und im guten Glauben, den Goldfischen neue und attraktivere Lebensbedingungen zu verschaffen, falsch handelten. Anders formuliert führten der geringe Erfahrungsstand und die (noch) mangelnde Ausbildung zu dem für die Fische fast fatalen Ergebnis. Betrachten wir die Geschehnisse aber hinsichtlich der Verantwortung der Väter (für mich persönlich also der selbstkritische Approach), so ergibt sich, dass wir sowohl den Erfahrungsstand unserer Söhne falsch einschätzten wie auch unsere eigene Aufsichtspflicht grob vernachlässigten. Wie war das doch gleich? „Failed leadership can have tragic consequences“ - eben auch im familiären Rahmen. Nicht mehr mit mir! ©Zeichnung von SFw Ingo-Paul Dierkes von Oberstleutnant Peter Hatzfeld, GenHFlgTrp BerWE, Bückeburg Als ganz junger Hubschrauberführer der Luftwaffe, mit vielleicht 300 Stunden Bell UH-1D auf dem Buckel, befand ich mich seit ein paar Wochen in der 2. Staffel HTG 64 in Ahlhorn (EDNA). Begierig auf Flugstunden freute ich mich auf einen Einsatz aus leider traurigem Anlass. Für eine Trauerfeier sollten früh am Morgen aus Hamburg ein Trom- peter und ein Trommler abgeholt werden. Das Antreten in einer Flugzeughalle in Ahlhorn war am frühen Vormittag geplant. Die Mission musste also auf jeden Fall erfolgreich verlaufen. Die Besatzung bestand aus einem Combat Ready Piloten und mir. Es war wohl unser erster gemeinsamer Flug. Wir kannten uns sonst kaum. Bei Tagesanbruch und deutlich vor der üblichen Flugplatzöffnungszeit flogen wir bei noch gutem VFR-Wetter nach Hamburg. Für mich war die Landung auf einem zivilen Verkehrsflugplatz dieser Größe zu der Zeit noch eine neue Erfahrung. Ich war beeindruckt, wie souverän mein VLF unseren Hubschrauber in der Morning Rush Hour zwischen den Airlinern zur Landung einfädelte. Die beiden Passagiere waren pünktlich erschienen und wir planten mit einer IFR-Departure den Rückweg nach EDNA anzutreten. Im Laufe der Morgenstunden sollte das Wetter dort eintrüben. Ausreichend gutes Wetter für eine IFR-Landung war aber vorhergesagt. Das leicht nebelige Wetter zum Zeitpunkt der Rückkehr war nur im kleinen Umkreis von EDNA vorhergesagt. Startup für den Rückflug wurde uns umgehend erteilt. Der 29 Flugsicherheit Rotor drehte sich und wir erbaten die IFR-Clearance. Diese kam prompt und man teilte uns mit, dass wir „Number 7 in Departuresequence“ wären. Das bedeutete eine lange Wartezeit. In Hamburg und Umgebung hatten wir im wesentlichen CAVOK. Mein VLF antwortete: „GAF 245 cancelling IFR. Request take off present position to depart VFR to the southwest.“ Diesem Wunsch wurde umgehend entsprochen und wir starteten mit der Morgensonne im Rücken in den blauen Himmel. Mein VLF wollte dann unterwegs von VFR zu IFR wechseln. Wir stiegen auf über 1.000 Fuß. Wenige Meilen außerhalb der Kontrollzone wechselten wir zu Hamburg-Radar und erbaten einen „IFR Pick Up“, um wie ursprünglich geplant nach IFR in EDNA zu landen. Wir bekamen die Clearance dafür erteilt. Mein VLF hatte Erfahrung und Raffinesse. Das imponierte mir. Immer noch hatten wir zwischen den vereinzelten Schönwetterwolken Bodensicht und 10+ Visibility. Dieses blieb auch so bis inklusive Wildeshausen, einer kleinen Stadt an der Kontrollzonengrenze von EDNA. Bekannt war dieses Städtchen auch wegen der dort liegenden Fallschirmjägerkaserne mit einem Hubschrauberlandeplatz. Für den Fall der Fälle hätte man dort ungeplant landen können, einen KvD aktivieren und unsere Fluggäste rechtzeitig zur Trauerfeierlichkeit transportieren können. Dieses besprachen wir im Cockpit kurz, weil bei der Nachfrage nach den Wetterbedingungen am Flugplatz Ahlhorn das aktuelle Wetter nur noch 300 Meter RVR und 150 Fuß Vertikalsicht betrug. Wie ein Quecksilbertropfen auf dem Boden lag eine graue Nebelsuppe mit wenigen Meilen Durchmesser über unserem Heimatflughafen. Für den Fall eines Fehlanfluges hatten wir genügend „Fuel on Board“, um den Ausweichflugplatz in Rheine-Hopsten zu erreichen. Es stellte sich nur die Frage, was unsere Fluggäste um ca. 8.00 Uhr in Rheine 30 sollten, wenn sie um 9.00 Uhr in Ahlhorn gebraucht werden und die Fahrt mit einem noch zu organisierendem Kfz bestimmt über eine Stunde dauern würde? Warten auf Wetterbesserung machte wenig Sinn, weil dann wohl die Trauerfeier ohne unsere Fluggäste hätte stattfinden müssen. Ich erwartete nicht, dass man bei dem Nebel wirklich landen könnte. Das Wetter war schließlich „below Minimum“. Der VLF entschied sich zu einem Anflug. Es gab ein ILS für die RWY 27 mit einem Minimum von 200 Fuß GND. Die Minimumhöhe für ein CopterGCA war 100 Fuß GND bei einer Flugsicht von wenigstens 400 Metern. Wir erbaten ein Copter-GCA. In der IFRAusbildung hatte ich viele Approaches geflogen, aber noch nie bei so richtig schlechtem Wetter. Es war eine Herausforderung für mich. Wie „fühlen“ sich Sichten am Minimum und darunter tatsächlich an? Meine IFRAusbildung war gut. Wenige Wochen vorher hatte ich meinen Checkride bestanden, obwohl der letzte ILS-Anflug in IMC mit abgedecktem künstlichem Horizont (Partial-Panel) geflogen werden musste. So what? Ich war cool. Ich war begierig auf neue Herausforderungen und hatte Vertrauen in meinen VLF. Ich war mir sicher, ihm bei diesem Anflug eine gute Hilfe sein zu können. Er entschied, dass ich mich um den Flugfunk kümmern sollte. Er wies mich an, bei Erreichen des Minimums Ausschau nach der Anflugbefeuerung zu halten und ihm ggf. meine Beobachtungen zu melden. Ungefähr mit dem Erreichen des Gleitpfads gingen wir in fully IMC. Souverän klebte mein VLF „on course und on glide“. Tatsächlich konnte ich noch vor dem Erreichen von 100-Fuß-GND ein paar Lampen der Anflugblitzbefeuerung erkennen und meldete dieses an den VLF. Wir erreichten das Minimum und hatten nach unten Bodensicht. Der VLF nahm die Fahrt heraus, reduzierte die Sinkgeschwindigkeit und schon stan- den wir am Anfang der Runway 27 in EDNA. Ich meldete an GCA „Runway in sight“. Um uns herum Nebel mit wenigen Metern Sicht. Es waren bestimmt über 200 Meter. Zum Hovern war das gut genug. Nur der Beton der Runway vor uns und die Wiesen rechts und links waren zu sehen. Wir wechselten zur TWR-Frequenz und bekamen die Standardanweisung via Taxiway Sierra 2 zur Ramp zu hovern. Insider wissen, dass das in EDNA ein langer Weg ist. Die Runway ist für einen Militärflugplatz ungewöhnlich lang. Der VLF behielt die Controls, sagte nichts und hoverte unseren Hubschrauber die Runway entlang. Wir erreichten einen nach links abgehenden Taxiway. Dieser war zur ausschließlichen Nutzung für die von dort operierenden A-10 Kampfflugzeuge der USAF bestimmt und war für Hubschrauber gesperrt. Für mich unerwartet drehte der VLF den Hubschrauber nach links und wir enterten diesen Taxiway. Ich war so überrascht, dass ich das Schildchen im Gras beinahe übersehen hätte, auf dem S19(?) stand. Dieses Schild verschwand zügig hinter uns. Der Tower war noch nicht zu sehen. Die Meldung: „Runway vacated!“ hatte ich zurückgehalten und mir überlegt, ob ich mich im Nebel verirrt hätte. Auch vom Gefühl her dürften wir noch gar nicht den S2, der fast am Ende der Runway liegt, erreicht haben. Mir war klar, dass wir uns am eigenen Flugplatz auf dem falschen Weg befanden. Dann materialisierten sich auf der rechten Seite die GCA-Antennenanlage im Nebel. Dem VLF gab ich den Hinweis, dass die GCA-Antennen noch nie rechts des S2 zu sehen gewesen seien. Da bemerkte er unseren Fehler. Sofort führte er einen 180-Grad Pedalturn aus und wir hoverten auf die Runway zurück. Ich hatte das Gefühl, dass mein VLF in Überdrehzahl fuhr und hätte lieber selbst den Hubschrauber geflogen. Nach längerem Hovern erreichten wir schließlich den Taxiway S2. Der VLF hoverte den Hubschrauber zum Abstellplatz. Wir stellten das Triebwerk ab. Die Passagiere stiegen aus und wir gingen zu unserer Staffel. Mission accomplished! Auf dem schmalen Flur kamen mir Piloten entgegen, die gerade vom täglichen Briefing aus dem Fliegerhorstkino kamen und einer Tasse Kaffee entgegeneilten. Ich hörte wie einer dem Nebenmann die Frage stellte, ob die Maschine aus Hamburg bei dem Nebel eine Chance haben könnte, jetzt hier zu landen und ob die Trauerfeier jetzt ohne die Intonation des Liedes vom Kameraden auskommen müsse. Ich war immer noch tief beeindruckt von der großen fliegerischen Klasse meines VLF. Fast ganz alleine und ohne viel Zutun von mir hat er dafür gesorgt, dass unsere Mission erfolgreich war. Er kannte den Weg, den Verkehrsflugplatz Hamburg, den eigenen Flugplatz. Wie befohlen, waren der Trompeter und der Trommler zur Stelle. Ich als Copilot hatte eine Demonstration bekommen, was alles möglich ist. Trotzdem nagte in mir ein ungutes Gefühl. Nach dem Erreichen der Runway hatte mein VLF offensichtlich einen Fehler gemacht. Warum? War er wirklich im Zustand der Überforderung? Oder hat er sich so gefreut, dass der Approach im Nebel erfolgreich war, dass er in einen Zustand der totalen Entspannung und Unaufmerksamkeit wechselte? Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass dieser eigentlich legale Anflug von meinen VLF bei einem Wetter „below Minimum“ auf jeden Fall als „final Landing“ geplant war. Dieses hätte auch schief gehen können. Ein Fehler wie beim Hovern hätte auch schon eine Minute früher beim Abfangmanöver passieren können. Ich hätte mehr zur Mission beitragen können, aber ich wurde nicht viel gefragt. Nach dem erfolgreichen Anflug, welcher den VLF offensichtlich stark in Anspruch genommen hatte, hätte ich den Hubschrauber wenigstens zur Ramp hovern können. Ich fühlte mich unterfordert. Ich wusste theoretisch und praktisch um die Problematik des Wechsels der Aufmerksamkeit beim IFR-Anflug in IMC von „im Cockpit“ nach draußen. Das Fliegen des Approaches bis zum Minimum hätte ich mir auch zugetraut. Der VLF hätte dabei seine Aufmerksamkeit „nach Draußen“ richten sollen, um die Situation beim Erreichen des ©Zeichnung von SFw Ingo-Paul Dierkes 31 Flugsicherheit Minimums besser beurteilen zu können. Wesentlich entspannter wäre ihm dann das Abfangmanöver von der Hand gegangen. Ich erlebte in meinen fliegerischen Anfangsjahren mit älteren Kameraden noch einige Beispiele fliegerischer Verfahren, die nicht im Buch standen. Wir haben spezielle Lösungen für besondere Situationen gemeinsam erarbeitet und ausgeführt. Wie sonst kann man bei Nacht und einer Nullgradgrenze von etwas unter 2.000 Fuß in 1.000 Fuß MSL, die halbe Strecke „In and Out“ von Munster nach Hannover fliegen?* Man sagt es rechtzeitig den Radarcontrollern! Die wissen worum es geht und können helfen. Sonst wären damals die finnischen Generäle nicht rechtzeitig zur Offizierschule des Heeres gekommen. Wie sonst kann man nach einem „Face-to-FaceBriefing“ mit den Radarcontrollern am Heeresflugplatz Mendig bei Nacht über dem Landeplatz am Bw-Zentralkrankenhaus Koblenz in vielleicht 200 Fuß in den Wolken verschwinden, über dem Flugplatz in 3.000 Fuß Sternensicht erlangen, um dann bei wolkenlosem Himmel nach Ahlhorn weiterzufliegen?* Der Unterschied war, dass die komplette Besatzung nicht nur bei der Durchführung, sondern auch bei der Problemlösung und am Entscheidungsprozess beteiligt war. Voraussetzung ist natürlich eine gute Kommunikation innerhalb der Besatzung und Koordination durch den VLF. Gute Kommunikation beinhaltet auch die Möglichkeit für das jüngste und am wenigsten erfahrene Crewmitglied einen Vorschlag einbringen zu können, ohne dafür nur ein müdes Lächeln zu bekommen. Jahre später bin ich mal in Leipheim nach einem Copter-GCA gelandet, wo die Wettervorhersage am Limit war (400 Metern Sicht und 100 Fuß Vertikalsicht). Beim Schweben zum Abstellplatz hatte ich aber das Gefühl, dass die Sicht nicht wirklich so weit reichte. Mein Kommandant und ich hatten uns die Auf32 gaben geteilt und es war für uns beide kein großer Stress. Allerdings haben wir uns mit dem GCA-Controller und einer Do-28 Crew bei einem Kaffee zum Debriefing getroffen, weil die Do-28 zur gleichen Zeit mehrere Male durchstarten musste. Ich habe nach dem ersten beschriebenen Flug beschlossen, mich zukünftig nicht mehr „ohne mein Wissen umbringen zu lassen“. Ich wollte immer wissen, was gemacht werden soll und wer welche Aufgabe übernehmen muss. Man muss miteinander über alle Aspekte des Fluges sprechen, wenn man ein Maximum an Leistung für die Auftragserfüllung erreichen will, um dabei das Potential aller Besatzungsmitglieder ausnutzen zu können. * Die in dem Beitrag beschriebenen Beispiele aus der Vergangenheit dienen dem Darstellen angewandter CRM-Maßnahmen. Sie entsprachen nicht den gültigen Vorschriften, zeigen aber wirkungsvoll die optimale Nutzung aller Ressourcen aller Beteiligten inklusive einem maximalen Informationsaustausch. Wir verabschieden ... Mit Wirkung zum 01.06.2009 ist Oberstabsfeldwebel Heinz Rohling zum JG 74 nach Neuburg versetzt. Hier hat er mit Freude die Aufgaben des Flugsicherheitsmeisters übernommen und kann seine Erfahrungen aus dem Hause GenFlSichhBw in seiner Arbeit einbringen. Seine Bundeswehrzeit begann im April 1982 mit der Grundausbildung in Budel/NL, während seiner Zeit beim JG 71 „R“ folgte bis 1996 die Ausbildung zum 1. LfzHydrMech und zum LfzMechMeister, wobei er sich mit zusätzlichen Lehrgängen wie Fachkraft für Arbeitssicherheit, Zerstörungsfreie Rissprüfung, Zentralisierte Technik und als ABDR-Meister qualifizierte. Von 1996 bis 1999 war er als Hallenmeister und Fachkraft für Arbeitssicherheit zum TaktAusbKdo nach Italien versetzt. Mit seiner Rückkehr nach Deutschland zum JG 74 in Neuburg begann seine Ausbildung zum Lfz-Nachprüfer F-4F Flugwerk in Fassberg mit der Lizenzprüfung in Wittmund. In der Zeit von Januar 2004 bis September 2005 durchlief er die Umschulung auf Eurofighter in Kaufbeuren, es folgte ein Englischlehrgang in Heide. Als lizenzierter Nachprüfer EF und F-4F war er seit dem 01.07.2006 in der Inst/Elo Stff JG 74 tätig. Zum 01.05.07 folgte für zwei Jahre sein Einsatz im Luftwaffenamt bei GenFlSichhBw. Vielen Dank für die hier geleistete Arbeit als Vorschriftenverwalter, im neuen Arbeitsbereich als FSM des Geschwaders wünschen wir viel Freude und Erfolg. und begrüßen ... Stabsfeldwebel Andreas Schade hat das Aufgabenfeld als Vorschriftenverwalter von Oberstabsfeldwebel Rohling übernommen. Er ist seit dem 01.04.1980 bei der Bundeswehr, sein Verband war bis zur Versetzung zum Luftwaffenamt das JG 71 „Richthofen“. Nach seiner Grundausbildung hat er die Ausbildung zum 1. LfzNavigations und Instrumentenmechaniker F-4F absolviert, es folgte der Feldwebellehrgang und die Ausbildung zum LfzNavigations und Instrumentenmechanikermeister F-4F und RF-4E, zum 1. LfzBildgeräteEloMech und 1.LfzRechenNavAnlEloMech. Nach dem Einsatz als Teileinheitsführer der TE LfzNavigations- /Instrumentenmechanik F-4 wurde er nach der Umstrukturierung der Elo/Wa-Stff dann Teileinheitsführer der TE „LfzNavigation/Instrumente mit feinmechanischer Werkstatt und Lötlabor“. Neben diesen Aufgaben war er als Stellvertretender Staffelfeldwebel der Elektronik- und Waffenstaffel und als LfzAvionikFeldwebel F-4, Fachrichtung Navigation/Instrumente tätig. Nun ist er im Dezernat a bei GenFlSichhBw für die Vorschriftenverwaltung zuständig. Wir wünschen in der neuen, vielseitigen und reiseintensiven Tätigkeit viel Spaß und einen angenehmen Start. Flugsicherheit Ausgabe 3 / 2009 Heft 3 September 2009 - 46. Jahrgang Fachliche Mitteilungen für fliegende Verbände Flugsicherheit In this issue: written by LtCol Paul Sutherland, German Armed Forces Flight Safety Directorate Fachliche Mitteilung für fliegende Verbände Fly Safe Major Jochen Drieß, JaboG 31 „Boelcke“ (Fighter Bomber Wing 31) A highly experienced Tornado Weapons Instructor WSO reflects on ten flight safety lessons-learned that he wishes he could go back and teach to young transition student pilots. He remembers the „indestructible“ feeling of young jet aviators, and how his experience in a flight accident with deadly consequences forever changed his safety focus. Titelfoto: Max G. Feiner Bildbearbeitung www.schaltwerk.de Heat Dr. Andreas Werner, Oberfeldarzt (Chief Doctor) The physiology of temperature regulation in the human body and its flight safety implications. How should personnel in flight operations defend themselves against the dangers of heat stress? The influence of clothing, risk-screening and prevention are considered. „Flugsicherheit“, Fachliche Mitteilung für fliegende Verbände der Bundeswehr Herausgeber: Luftwaffenamt General Flugsicherheit in der Bundeswehr The Gift of the Canadian „Sabre“, CL-13 OSFw d. R. (Chief Master Sergeant, retired) Karl Heinz Weiss, German Armed Forces Flight Safety Directorate The story of the Canadian CL-13 Sabre (Canada‘s licensed version of the USAF F-86) in the Luftwaffe of the 1950s. Redaktion: Hauptmann Klemens Löb, Tel.: 02203- 9083124 Luftwaffenkaserne 501/07 Postfach 906110 51127 Köln [email protected] [email protected] Gestaltung: Hauptmann Klemens Löb GenFlSichhBw Erscheinen: dreimonatlich Manuskripteinsendungen sind direkt an die Schriftleitung zu richten. Vom Verfasser gekennzeichnete Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Schriftleitung oder des Herausgebers dar. Es werden nur Beiträge abgedruckt, deren Verfasser mit einer weiteren Veröffentlichung einverstanden sind. Weiterveröffentlichungen in Flugsicherheitspublikationen (mit Autoren- und Quellenangaben) sind daher möglich und erwünscht. Druck: Heimbüchel & Köllen corporate publishing GbR 10117 Berlin Editorial 1 Fly safe 2 Hitze 6 Der geschenkte Säbel 12 Kontrastsehen - Augenärztliche Kompetenz gefragt 17 Learning the hard way ... So ist es mir ergangen 20 Bravo - gut gemacht! 25 Tipps für die Zwischenfalluntersucher 26 Nicht mehr mit mir! 29 Personalien 32 In this issue ... 33 Contrast-Vision: An Ophthalmologist‘s Assessment Oberstarzt a. D. (Colonel, Doctor) Dr. Hans Brandl, Ophthalmologist and Flight Doctor, and Oberfeldarzt (Chief Doctor) Dr. Jörg Frischmuth, Ophthalmologist and Flight Doctor, Flight Medicine Institute of the German Air Force, Fürstenfeldbrück In civilian flying, a pilot‘s Contrast-Vision is not required to be examined for medical clearances. In German military flying, however, Contrast-Vision evaluation is standard procedure. Are the military eyesight standards too strict? Or should civilian aviation authorities pay more attention to the issue of Contrast-Vision? There I was ... Dr. Christoph Wonhas, Flight Medicine Institute of the German Air Force In May 2008 an Emergency Response Doctor arrives on the scene of a civilian ultralight aircraft accident in southern Germany. The ultralight had flown into high-tension power lines and the two occupants are dead in the burning wreckage. This story details an on-scene hazard that is not widely-known: ultralight aircraft are required to have self-protective recovery parachute sytems, so the burning wreckage, though small and apparently easily contained, also includes explosive charges and pyro! Tips for Incident Investigation Oberstleutnant (Lt Col) Jörg Behnke, German Armed Forces Flight Safety Directorate Peace and quiet can be deceptive. It might mean that all is running smoothly, but it also might mean that complacency (and inattention) is setting in! Does a peaceful and smooth safety record lead us to believe we are indestructible, invincible? Do familiar, „routine“ safety incidents lead us to let down our guard? I won‘t be trying that again! Oberstleutnant (Lt Col) Peter Hatzfeld, German Army Aviation, Bückeburg A rookie Huey co-pilot, in awe of his crusty old aircraft commander, learns a few CRM lessons as he watches the veteran try to land in a soupy fog that is below mins! Flugsicherheit Ausgabe 3 / 2009 Foto Max G. Feiner • Bildbearbeitung www.schaltwerk.eu Fachliche Mitteilungen für fliegende Verbände Bundeswehr