Meine Übergabe dauert eine Woche

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Meine Übergabe dauert eine Woche
P R E S S E M I T T E I L U N G vom 21. April 2016
Heribert Bruchhagen bei HIT RADIO FFH:
„Meine Übergabe dauert eine Woche“
Heribert Bruchhagen (67), seit 1. Dezember 2003 und noch bis zum Ende der
Saison Vorstandsvorsitzender der Eintracht Frankfurt-Fußball AG, ist am
Sonntag (24. April, 9 bis 12 Uhr) in der HIT RADIO FFH-Sendung „Silvia am
Sonntag“ zu Gast. In der Talk-Show spricht er über den drohenden Abstieg
der Eintracht („Ich habe noch Optimismus. Wir haben eine Außenseiterchance
auf den Klassenerhalt“), wer seine Abschiedsrede halten soll („Bernd Hölzenbein. Es wäre eine Sensation, er ist ein notorischer Schweiger“), die Zeit nach
seinem Berufsleben („Zum Golfspielen bin ich zu blöd“, „Urlaub habe ich im
Juli geplant“) und, dass er viel Zeit mit seiner sieben Monate alten Enkeltochter Emilie verbringen will. Er spricht darüber, wie er Eintracht-Profis davon abhielt, sich Tattoos stechen zu lassen, dass er sich vorstellen kann, nach seiner
aktiven Laufbahn Kolumnen zu schreiben und vieles mehr.
Heribert Bruchhagen, der vor seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt stellvertretender Geschäftsführer „Spielbetrieb“ der DFL, Manager des FC Schalke 04, des
Hamburger SV und Arminia Bielefeld war, zu FFH über die Lage von Eintracht
Frankfurt (Platz 17): „Wir wissen sehr wohl, wie es um uns bestellt ist und wir
sind es ja nicht alleine, die leiden, sondern unsere 47.000 Zuschauer, die wir
im Schnitt haben und die gesamte hessische Gesellschaft leidet mit uns.“
Über Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer (60), der in einem dpaInterview am Dienstag sagte, dass er wegen der prekären Situation des Clubs
kaum noch vor die Tür gehe: „Peter Fischer ist ja nicht einer, der sich der Öffentlichkeit entzieht. Es geht ihm genauso, wie mir, dass die Menschen in der
Tat, wenn ich beim Bäcker in Sachsenhausen bin, Fragen haben, die ich be1
antworten und zum Teil nicht beantworten kann. Es kommt schon mal vor,
aber das war auch in guten Zeiten so, dass die Leute, wenn ich ein Lokal betrete, sagen: ‚Ei. da kommt der Aff von der Eintracht‘. Kritisch, aber nie bösartig. Darunter leide ich nicht.“
Am Sonntag (17.30 Uhr) spielt Eintracht Frankfurt gegen Mainz, das Spiel am
vergangenen Wochenende bei Bayer Leverkusen ging 0:3 verloren. Bruchhagen zu FFH: „Man steht immer noch unter dem Eindruck der letzten hundert
Minuten und ist dann genötigt, konkrete Fragen zu beantworten. Und da muss
ich ja auf die Wirkung der Worte achten. Da kommt man nicht immer wie ein
‚Charming Boy‘ rüber, das gelingt keinem. Verlieren ist verboten in unserer
Gesellschaft. Aber das gehört dazu.“ Bruchhagen weiter: „Ich habe noch Optimismus, ich muss den nicht vorspielen. Ich weiß, wir haben eine Außenseiterchance auf den Klassenerhalt. Am 14. Mai (letzter Bundesliga-Spieltag,
Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt, Anm.) wissen wir es und wir werden uns auf beide Situationen einzustellen haben. Dass jetzt alle Vereine, die
in Abstiegsgefahr sind, ihre vier Spiele gewinnen, ist eher nicht anzunehmen.
Sollten wir alle vier Spiele gewinnen, dann schaffen wird den Klassenerhalt.“
Über die Gründe der aktuellen Misere sagt Bruchhagen im FFH-Talk: „Sicherlich darf man anfügen, wenn man den Torjäger der Bundesliga im letzten Jahr
gestellt hat (Alexander Meier, Anm.) und den dann verliert, dann ist das ein
großer Mosaikstein. Ich glaube, besonders die Spiele gegen Hoffenheim und
Ingolstadt, die auf der Kippe standen, da wäre mit Alexander Meier weit mehr
möglich gewesen. Und es gibt eine Eigendynamik des Erfolges und eine Eigendynamik des Misserfolges.“
Der Abstieg würde mit dem Abschied von Heribert Bruchhagen zusammenfallen. Darüber sagt er bei FFH: „Ich gehe sicherlich nicht ein Lied pfeifend aus
meinem Büro heraus, ich hätte mir das auch gerne anders vorgestellt. Soll ich
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sagen, das ist eine Katastrophe? Wer sich entscheidet, im Bundesligageschäft
tätig zu sein, der muss auch mit schweren Rückschlägen rechnen. Und auch
da muss man Besonnenheit an den Tag legen. Ich hinterlasse einen Verein
als Zweitligisten, aber immerhin gefestigt. Wir werden mit einem Eigenkapital
in fast zweistelliger Höhe aus der Saison gehen. Es wird nicht einfach, wieder
hochzugehen, aber ich traue es der Eintracht zu. Und auch meinem Nachfolger. Der müsste ja jetzt alsbald kommen.“ FFH-Moderatorin Silvia Stenger:
„Da warten wir ja alle drauf, sie wahrscheinlich ebenfalls.“ Bruchhagen: „Ich
auch, natürlich! Der Aufsichtsrat wird eine gute Entscheidung treffen, so dass
man
dann das Ziel des sofortigen Wiederaufstiegs auch anstreben wird.“
Über die Übergabe an seinen Nachfolger sagt er: „Es gibt einzelne wichtige
Verträge, deren Geist man erläutern muss. Das gehe ich ganz entspannt an,
das wird eine Woche dauern, mehr braucht man auch dazu nicht.“ Bruchhagen weiter: „Ich bin aus diesen Gesprächen vollständig ausgeschlossen. Das
macht der Aufsichtsrat. Am Ende entscheidet Wolfgang Steubing (66; Aufsichtsratsvorsitzender Eintracht Frankfurt-Fußball- AG, Anm.) allein. Sehr wohl
wird er sich mit seinen Kollegen austauschen.“ Heribert Bruchhagen bei FFH
über die Eigenschaften, die er haben sollte: „Sportkompetenz, Lebenspragmatik, Sozialkompetenz. Er sollte auch ein bisschen ein Gesicht sein für die
Frankfurter Gesellschaft.“ Stenger: „Es gibt ja eine Menge zu tun.“ Bruchhagen lächelnd: „Ja, selbstverständlich. Aber warum sollte mein Nachfolger nicht
auch Hausaufgaben machen müssen, wie ich sie auch gemacht habe.“
Über die letzten beiden Trainer, Armin Veh und Thomas Schaaf, sagt Bruchhagen bei FFH: „Wir sind nicht der Verein, der sich gerne von einem Trainer
trennt. Das war nicht einfach, auch als Schaaf mir mitteilte, dass er gehen
wollte, obwohl wir einen Tag vorher gerade Neunter geworden waren. Ich habe mit allen Möglichkeiten, die ich habe, versucht, ihn davon abzubringen.“
Auf die Frage, ob er sich früher deutlicher vor Schaaf hätte stellen müssen,
sagt er: „Warum sollte ich mich vor einen Trainer stellen, der erfolgreich arbei3
tet. Damit schwäche ich ihn doch. Diese Lippenbekenntnisse, um den Trainer
zu stärken, führen aus meiner Sicht eher zu einem Autoritätsverlust des Trainers. Ich dachte auch, er sei nach 40 Jahren Bundesliga etwas stabiler. Von
seiner Sensibilität bin ich überrascht worden.“
Über den neuen Eintracht-Trainer Niko Kovac sagt Heribert Bruchhagen bei
FFH: „Kovac hat uns überzeugt. Er war topvorbereitet auf unsere Mannschaft,
er hat eine Analyse abgegeben, die uns extrem gefallen hat. Auch die Vita der
beiden Kovac-Brüder ist tadellos. Überall wird nur ein Loblied auf die beiden
gesungen. Sie waren ja auch Migrantenkinder in Berlin, die es nicht einfach
hatten. Das sind schon sehr, sehr gute Jungs.“
Bruchhagen bei FFH über Liga-Konkurrent Darmstadt 98: „Das ist phänomenal und zeigt, dass es im Fußball immer noch Kriterien gibt wie Spirit, Konzentration, Gemeinschaftlichkeit, dass Spieler zu außergewöhnlichen Leistungen imstande sind. Das muss man sowohl für Darmstadt, als auch für Ingolstadt anerkennen.“
Seit sieben Monaten ist Heribert Bruchhagen Großvater, sagt bei FFH: „Ich
bekomme täglich über WhatsApp die Entwicklung von Emilie mit. Ich sehe
mich jetzt aber nicht morgens die Bild-Zeitung holen und dann am Nachmittag
mit dem Enkelkind an der Hand durch die Wälder ziehen. Aber ich werde das
natürlich jetzt intensivieren und mehr Zeit haben.“ Bruchhagen weiter: „Jetzt
kommt ja die große Herausforderung mit meiner Frau. Beide haben wir großen
Respekt davor, weil wir das gar nicht kennen. Es beginnt ein neuer, letzter
Abschnitt. Ob der nach klassischem Rentnerdasein aussieht, da bin ich eher
skeptisch. Irgendeine Aktivität werde ich schon noch machen. Wenn ich am
Ende noch ein bisschen Golf spielen und joggen kann, dann ist das auch eine
Herausforderung. Allerdings: zum Golfspielen bin ich zu blöd.“ Warum er dennoch spielt: „Eben darum. Das macht die Herausforderung umso größer. Ein
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bisschen Masochist sind wir ja alle. Beim Golfspielen kann ich das wunderbar
hervorholen.“ Bruchhagen weiter: „Ich freue mich auf weniger Anspannung vor
Bundesligaspielen. Da kommt es vor, dass Fußball am Spieltag keine Freude
mehr ist. Man steht so unter Anspannung. Das ist belastend. Am 30. Juni ist ja
nicht das Ende.“ Wie es nach dem letzten Saisonspiel am 14. Mai weitergeht,
weiß er: „Dann räumt man noch seinen Schreibtisch, ich gebe mein Auto zurück, mein Handy, wie sich das so gehört. Ordnungsgemäße Übergabe. Ich
habe nicht vor, etwas mitzunehmen. Ich hatte lange genug Zeit gehabt, mich
darauf vorzubereiten.“
Heribert Bruchhagen zu FFH: „Urlaub habe ich im Juli geplant. Österreich mag
ich, die Nordseeinsel Juist und ich will die Griechen unterstützen. Griechenland habe ich als nächstes Ziel vor Augen.“ Und weiter: „Es kommen schon
Anfragen. Vielleicht ist doch mein Rat, mein Netzwerk, noch gefragt.“ Ob er
sich eine Tätigkeit als Reporter vorstellen kann: „Mit 68 kann man da nicht
mehr zum Quereinsteiger werden. Man kann so ein bisschen schlau daher
reden. Aber Reporter… Kolumnen ab und zu schreiben, das kann ich mir vorstellen. Ganz sicher werde ich nicht morgens um 9 Uhr ins Büro und abends
um 6 Uhr nach Hause fahren.“
Zur Talksendung „Silva am Sonntag“ gehört auch, dass FFH-Moderatorin Silvia Stenger kurze Frage stellt, die die prominenten Gäste beantworten.
Silvia Stenger: „Wer soll Ihre Abschiedsrede halten?“ Heribert Bruchhagen:
„Bernd Hölzenbein. Aber der ist ein notorischer Schweiger. Falls er was sagen
sollte, wäre es eine Sensation. Auf alle Fälle eine sehr kurze Rede“
Stenger: „Wird es einen festen Terminplaner geben?“ Bruchhagen: „Nein.“
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Stenger: „Auf was freut sich Ihre Frau am meisten?“ Bruchhagen: „Aufs gemeinsame Frühstücken und wir wollen uns E-Bikes anschaffen. In Österreich
haben wir zum ersten Mal auf einem gesessen. Und das war sensationell.“
Stenger: „Wovor hat sie am meisten Bedenken?“ Bruchhagen: „Meine permanente Anwesenheit. Das könnte für meine Frau eine Bedrohung sein.“
Stenger: „Wer hat die Finanzen zu Hause im Griff?“ Bruchhagen: „Meine Frau.
Sie fragt aber auch nicht, wenn ich mir 500 Euro aus dem Automaten hole.“
Stenger: „Das Beste als Opa?“ Bruchhagen: „Man hat im Kopf: heute in 50
Jahren kennt mich nur noch meine Enkelin. Die Fortsetzung einer Familie ist
doch etwas Schönes. Ich hoffe, die Veranstaltung ist noch nicht beendet.“
Stenger: „Nach dem 30 Juni überall freien Eintritt?“ Bruchhagen: „Nein. Noch
bis zum November, dann scheide ich als DFB-Vorstand aus und dann bezahle
ich Eintritt. Wie sich das gehört.“
Stenger: „Gab es jemals Tränen nach dem Spiel?“ Bruchhagen: „Tränen nicht,
aber sehr große Nervosität und Angst, dass man geflüchtet ist von der Tribüne
in die Umkleidekabine der Spieler.“
Stenger: „Als Vater waren sie?“ Bruchhagen: „Immer nachgiebig. Meine Frau
sagt, meine Kinder hätten mich beliebig um den Finger wickeln können.“
Stenger: „Erste Klasse?“ Bruchhagen: „Ich bin noch nie Erste Klasse geflogen.
Das widerspricht mir völlig, kann ich mir nicht vorstellen.“
Stenger: „Sind junge Spieler heute anders?“ Bruchhagen: „Nein, es gab schon
immer stark fokussierte Spieler. Und es gibt Spieler, die nicht sorgfältig genug
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mit ihren Chancen umgehen. Dass sie sich selbst überschätzen wegen der
hohen Aufmerksamkeit, die sie erfahren. An die Tätowierungen musste ich
mich allerdings erst gewöhnen. Damals bei Schalke gab es das nicht. Ich habe Einfluss genommen auf Alexander Meier, auf Patrick Ochs, Ioannis Amanatidis. Wenn ich mit denen geduscht habe, wenn ich sonntags mit ihnen trainiert habe, dann hab ich gesagt: Guckt mal und stellt euch vor, ich hätte mir
‘ne Tätowierung machen lassen mit 18 auf meine dünnen Ärmchen. Vielleicht
noch einen Adler. Stellt euch das mal vor, wie das aussähe. Ich wäre der reinste Lachschlager für euch. Beim ein oder anderen hat’s, glaube ich, gewirkt.“
„Silvia am Sonntag – der Talk“: Sonntags spricht FFH-Moderatorin Silvia
Stenger zwischen 9 und 12 Uhr mit Promis. Infos auch auf www.FFH.de.
Rückfragen:
Dominik Kuhn T.: 06101-988330, 0171-47 26 393, [email protected]
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