Sulzer Technical Review 1 / 2011
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Sulzer Technical Review 1 / 2011
1/2011 Geprüfte Qualität Innovation durch Testen Fortschrittliche Messtechnik Entwicklung von Kunststoffprodukten Schutz vor Ausfall Überwachungsmethoden für Motoren und Generatoren Testen und Qualität EDITORIAL Sulzer heute 1834 legten die Gebrüder Sulzer in Winterthur, Schweiz, den Grundstein zum Sulzer-Konzern, welcher heute global an über 160 Standorten im Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Oberflächentechnik tätig ist. Die Divisionen nehmen weltweit Spitzenpositionen in ihren Märkten ein. Dazu gehören die Branchen Öl und Gas, Kohlenwasserstoff verarbeitende Industrie, Energieerzeugung, Papier und Zellstoff, Luftfahrt und Automobilindustrie. Im Konzern erarbeiten über 13 000 engagierte Mitarbeitende innovative technische Lösungen. Diese Produkte und Dienstleistungen ermöglichen Sulzer-Kunden, ihre Wettbewerbsposition nachhaltig zu stärken. www.sulzer.com Testverfahren für die Entwicklung von Produkten höchster Qualität Sehr geehrte Technikinteressierte, Kunden und Partner Kontinuierliche Innovation und Produktverbesserungen beruhen mitunter auf durchdachten Test- und Messverfahren auf dem neuesten Stand der Technik. Die Artikel der vorliegenden Sulzer Technical Review (STR) stellen unterschiedliche Testeinrichtungen, Messverfahren und spezifische Kompetenzen der Sulzer-Divisionen vor, die für die Forschung und Entwicklung, Qualitätsprüfung und Optimierung unserer Produkte entscheidend sind. Sulzer Pumps betreibt Prüfstände rund um den Globus. Erfahren Sie mehr über die weltweit größte Anlage zur Prüfung kompletter Pumpenaggregate in Leeds (GB) sowie über unsere Prüfstände und Kompetenzen in Suzhou (CN), Kotka (FIN) und Winterthur (CH). Moderne Entwicklungseinrichtungen und Produktionsstätten und global koordinierte Teams ermöglichen Sulzer Metco die Herstellung neuer anwendungsspezifischer Beschichtungsmaterialien. Erfahren Sie unter anderem mehr über unsere neue Pilotanlage in Troy (MI, USA) zur effizienten Herstellung von Versuchspulvern in Mengen von 5 bis 100 kg. Im Beitrag von Sulzer Chemtech lernen Sie die Bedeutung der modernen Analytik bei der Herstellung und Verarbeitung von Kunststoffen kennen. Sulzer Turbo Services benutzt eine Reihe von Überwachungsmethoden zur Beurteilung des Zustands von Motoren und Generatoren während des Betriebs. Diese Messtechnik schützt den Kunden vor langen Ausfallzeiten und Produktionseinbußen. Die Kenntnisse von Sulzer Innotec in Engineering, Testen und Interpretation von Messergebnissen ermöglichten die Aufbereitung von Laufradmessungen für die Analyse und Bewertung. Erfahren Sie in den weiteren Beiträgen mehr über unsere Lösungen zur Energierückgewinnung, unsere Forschungskompetenzen und unser Leistungsangebot für Reparaturen von Motoren und Generatoren. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Ton Büchner CEO Sulzer 2 | Sulzer Technical Review 1/2011 Sulzer Pumps Das Angebot an Kreiselpumpen reicht von komplexen Einzelanfertigungen bis hin zu standardisierten Serien. Forschung und Entwicklung anwendungsspezifischer Materialien sowie ein zuverlässiger Service unterstützen die führende Stellung der Division. Die Kunden kommen aus den Branchen Öl und Gas, Kohlenwasserstoffverarbeitung, Papier und Zellstoff, Energieerzeugung, Wasser und Abwasser sowie aus weiteren Spezialbereichen. www.sulzerpumps.com Sulzer Metco Thermisches Spritzen sowie das Dünnschichtverfahren in der Oberflächentechnik sind hier die Schwerpunkte. Die Division beschichtet und veredelt Oberflächen, produziert Materialien und Anlagen und entwickelt Fertigungsverfahren für Spezialkomponenten. Kunden sind die Luftfahrt- und die Automobilindustrie, die Energieerzeugung und weitere spezialisierte Industrien. www.sulzermetco.com Sulzer Chemtech Für Technologien in den Bereichen Trennkolonnen, Prozesstechnologie, statisches Mischen und Kartuschen ist die Division Marktführer. Mit Standorten für Verkauf, Engineering, Produktion und Service ist Sulzer Chemtech für ihre Kunden aus den Bereichen Öl und Gas, Petrochemie, Chemie und Kunststoffindustrie weltweit präsent. www.sulzerchemtech.com Sulzer Turbo Services Sulzer Turbo Services ist ein führender unabhängiger Anbieter von Reparatur- und Unterhaltsservice für Turbomaschinen, Generatoren und Motoren mit ausgezeichneten Fachkenntnissen über rotierende Maschinen. Die Division fertigt und vertreibt zudem Ersatzteile für Gas- und Dampfturbinen, Kompressoren, Generatoren und Motoren. Die Kunden von Sulzer Turbo Services kommen aus den Industrien Öl und Gas, Kohlenwasserstoffverarbeitung, Energieerzeugung, Transport, Bergbau und anderen Industriebranchen. www.sulzerts.com Sulzer Innotec Die Forschungs- und Entwicklungseinheit von Sulzer unterstützt die Divisionen des Konzerns sowie Industrieunternehmen weltweit in ihren Entwicklungsvorhaben mit Auftragsforschung und speziellen technischen Dienstleistungen. Sulzer Innotec verfügt über ein ausgezeichnetes Fachwissen in der Material-, Oberflächenund Strömungstechnik sowie der Mechanik. In diesen klassischen Disziplinen liegen auch die Kernkompetenzen in der Auftragsforschung. www.sulzerinnotec.com. INHALT 4 Nachrichten Messen, Veranstaltungen Testen und Qualität 6 Geprüfte Qualität Innovation durch Testen – spezielle Prüfeinrichtungen unterstützen die Produktentwicklung 10 Der Schlüssel zu anwendungsgerechten Beschichtungsmaterialien Fortschrittliche Entwicklung, basierend auf einer «global-lokalen» Organisation 14 Filtern und Fitten Mit geeigneten Spezialverfahren Verborgenes sichtbar machen und interpretieren 17 Sulzer-Analogie Gifte prüfen 18 Entscheidend für die Produktentstehung Messtechnik auf neuestem Stand der Technik 22 Vermeidung von langen Ausfallzeiten Zustandsabhängige Überwachung von Motoren und Generatoren 25 Sulzer-Innovation Die perfekte Lösung für korrosive Medien 26 Druck reduzieren – Effizienz steigern Wenn der Druck in einem Prozess gemindert werden muss, ermöglicht die Nutzung von Pumpen als Turbinen eine erhebliche Steigerung der Gesamteffizienz 30 Charakterisierung von beliebigen Verteilungen Eine neue Methode 33 Sulzer weltweit Willkommen bei Sulzer Pumps in Suzhou 34 Interview John Allen, Dowding & Mills 35 Impressum Panorama Titelbild: Die Schwingungsantworten eines Radialverdichterlaufrads werden berührungslos mit dem Laservibrometer gemessen. Die Auswertung der Messergebnisse mittels eines bei Sulzer Innotec entwickelten Verfahrens ermöglicht die Bestimmung von Eigenfrequenzen und Eigenformen des Laufrades – für die Qualitätskontrolle und für einen sicheren Betrieb. Sulzer Technical Review 1/2011 | 3 Messen, Veranstaltungen 7.–9. April 2011, Schanghai, China China International Engineering Expo & Symposium 2011 www.seexpo.net Information für Sulzer Metco: Simon Xiao Telefon +86 21 5226 4713 [email protected] 10.–13. April 2011, Rotorua, Neuseeland APPITA 2011 www.appita.com Information für Sulzer Pumps: Claudia Pröger Telefon +41 52 262 39 04 [email protected] 10.–14. April 2011, Palm Beach, FL, USA Spring CTOTF www.ctotf.org Information für Sulzer Turbo Services: Stephanie King Telefon +1 713 567 2748 [email protected] 11.–16. April 2011, Beijing, China The 12th China International Machine Tool Show www.cimtshow.com Information für Sulzer Metco: Simon Xiao Telefon +86 21 5226 4713 [email protected] 12.–14. April 2011, Rotterdam, Holland Ahoy Rotterdam www.maintenannext.nl Information für Sulzer Turbo Services: Elisabeth van den Houten Telefon +31 181 282 088 [email protected] 2.–6. Mai 2011, San Diego, CA, USA ICMCTF 2011 www2.avs.org Information für Sulzer Metco: Corinna Heinz Telefon +49 2204 299 215 [email protected] 2.–5. Mai 2011, Houston, TX, USA OTC 2011 www.otcnet.org Information für Sulzer Pumps: Claudia Pröger Telefon +41 52 262 39 04 [email protected] 9.–11. Mai 2011, Adelaide, Australien Ozwater 2011 www.ozwater11.com.au Information für Sulzer Pumps: Claudia Pröger Telefon +41 52 262 39 04 [email protected] 9.–13. Mai 2011, Houston, TX, USA GE 7FA Users Group Conference http://ge7fa.users-groups.com Information für Sulzer Turbo Services: Stephanie King Telefon +1 713 567 2748 [email protected] 4 | Sulzer Technical Review 1/2011 Geografische Expansion, Innovationen und gezielte Akquisitionen Sulzer bewies 2010 die Fähigkeit, sich rasch auf geänderte Marktbedingungen einzustellen. Das Unternehmen erzielte eine starke zweistellige Rentabilität mit einer Umsatzrendite von 12,8% und einer verbesserten Rendite des Betriebsvermögens (ROCE) von 28,1%. Der Umsatz (CHF 3,2 Milliarden, –5,0%) war immer noch vom spürbaren Rückgang des Bestellungseingangs im Jahr 2009 beeinflusst. Der Nettogewinn stieg um 11% auf CHF 300,4 Millionen, was einem Gewinn je Aktie (EPS) von CHF 8,92 entspricht. Sulzer baute die globale Präsenz in den Schwellenländern durch bedeutende Investitionen und deren Inbetriebnahme weiter aus. Das Servicegeschäft wurde durch Akquisitionen deutlich gestärkt. Auf der Basis einer soliden Bilanz wird Sulzer weitere Akquisitionen prüfen. Für 2011 erwartet Sulzer einen leicht höheren Bestellungseingang und ein Umsatzwachstum auf bereinigter Basis. Das Betriebsergebnis der Divisionen dürfte leicht zunehmen. Sulzer verstärkt Tower-Field-ServiceAktivitäten in Kanada Am 11. Februar 2011 erwarb Sulzer Chemtech das Unternehmen Black Magic Crew Ltd. in Kanada. Black Magic Crew erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von ca. CAD 1,5 Millionen. Alle Mitarbeiter einschließlich des ehemaligen Besitzers verbleiben im Unternehmen. Die Stärkung von Sulzer Chemtech durch das lokale Unternehmen und dessen erfahrene Mannschaft steigert die Wettbewerbsfähigkeit der Tower-Field-Service-Aktivitäten der Division in Kanada. Black Magic Crew Ltd. ist ein anerkannter Spezialist für die Installation von Kolonneneinbauten und allgemeine Wartung von Gas- und Ethanolanlagen sowie Raffinerien, vor allem in der Alberta-Region. Das Unternehmen ist als einheimische Aktiengesellschaft mit Sitz in Turner Valley, Alberta, registriert. Sulzer Chemtech, ein globaler Marktführer für Komponenten und Dienstleistungen für die Trenn-, Misch- und Kartuschentechnologie, ist in allen wichtigen Märkten in den Bereichen Vertrieb, Engineering, Produktion und Kundensupport präsent. Als bedeutender Anbieter von Komponenten für den Stoffaustausch und von Installations- und Wartungsdienstleistungen für Kolonnen ist es für Sulzer Chemtech strategisch wichtig, in allen geografischen Regionen sowohl Produkte wie auch Dienstleistungen anzubieten. 4327 Messen, Veranstaltungen 10.–12. Mai 2011, Rosemont, IL, USA Electric Power www.electricpowerexpo.com Information für Sulzer Turbo Services: Stephanie King Telefon +1 713 567 2748 [email protected] 11. Mai 2011, Amsterdam, Holland ERTC Energy Efficiency Conference www.ev551.eventive.incisivecms.co.uk Information für Sulzer Chemtech: Claudia von Scala Telefon +41 52 262 61 41 [email protected] 17.–19. Mai 2011, Stockholm, Schweden SPCI 2011 www.spcievent.com Information für Sulzer Pumps: Claudia Pröger Telefon +41 52 262 39 04 [email protected] 18.–19. Mai 2011, Bari, Italien 3rd Carbon Capture and Storage www.wplgroup.com/aci/conferences/eu-ecc3.asp Information für Sulzer Chemtech: Loris Tonon Telefon +41 52 262 61 89 [email protected] Shell und Sulzer erweitern strategische Allianz Shell Global Solutions International BV und Sulzer Chemtech AG haben ihre ursprünglich im Jahr 2000 geschlossene strategische Allianz erneuert und erweitert. Die neue Vereinbarung stärkt die langjährige Beziehung zwischen Shell Global Solutions und Sulzer Chemtech, einem weltweit tätigen, führenden Lieferanten von Trenn- und Mischtechnologie. Unter der früheren Vereinbarung wurde Sulzer Chemtech zum weltweiten Lizenznehmer der Hochleistungsböden und der Phasentrenntechnologie von Shell Global Solutions. Die Vereinbarung erwies sich als gegenseitig vorteilhaft. Aufgrund dieses Erfolgs waren sich die Parteien einig, die Zusammenarbeit fortzusetzen und mit Bestimmungen zu erweitern, die eine gemeinsame Entwicklung von neuen Stoffaustauschund Trennausrüstungen formalisieren. Sowohl Shell Global Solutions wie auch Sulzer Chemtech sind der festen Überzeugung, dass infolge dieser erwei- terten Allianz eine verbesserte Nutzung der Ressourcen erreicht werden kann. Zusätzlich sollen wegweisende Produkte, die alle Aspekte von der Prozessanforderung, über Auslastung der Fertigung bis zu Marketing erfüllen, entstehen. «Durch den Zusammenschluss der gemeinsamen Entwicklung werden Shell Global Solutions und Sulzer Chemtech in der einzigartigen Position sein, Produkte, die den Herausforderungen der Zukunft angepasst sind, zu entwickeln», sagte Dr. Dave Clark, General Manager, Process Licensing, Shell Global Solutions International BV. «Wir sind zufrieden, dass wir unsere erfolgreiche Zusammenarbeit mit Shell Global Solutions fortsetzen können und begeistert von den Möglichkeiten der gemeinsamen Entwicklung mit einem operativen Prozess-Lizenzgeber», sagte Philipp Süess, Senior Vice President, Mass Transfer Technology, Sulzer Chemtech Ltd. 18.–20. Mai 2011, Yokohama, Japan Automotive Engineering Exposition 2011 www.taiseisha.co.jp Information für Sulzer Metco: Aiko Usami Telefon +81 3 5920 3800 [email protected] 23.–28. Mai 2011, São Paulo, Brasilien FEIMAFE 2011 www.feimafe.co.br Information für Sulzer Metco: Andre O’Czerny Telefon +1 305 477 25 25 [email protected] 24.–27. Mai 2011, Denver, CO, USA NPRA Reliability and Maintenance Conference www.npra.org Information für Sulzer Chemtech: Rodney Alario Telefon +1 281 441 5807 [email protected] 26.–28. Mai 2011, Schanghai, China The 6th China International Starch & Starch Derivatives Exhibition www.cisie.cn Information für Sulzer Pumps: Claudia Pröger Telefon +41 52 262 39 04 [email protected] 30. Mai–2. Juni 2011, Abu Dhabi, UAE Global Refinery Expansion and Upgrading www.praxis-global.com Information für Sulzer Chemtech: Claudia von Scala Telefon +41 52 262 61 41 [email protected] Für weitere Messen und Veranstaltungen: www.sulzer.com/technicalevents Sulzer Technical Review 1/2011 | 5 TESTEN UND QUALITÄT Innovation durch Testen – spezielle Prüfeinrichtungen unterstützen die Produktentwicklung Geprüfte Qualität Kontinuierliche Innovation erfordert modernste Werkzeuge und Ausrüstungen. Zwar wurden in den letzten Jahren enorme Fortschritte auf dem Gebiet der numerischen Strömungssimulation (Computational Fluid Dynamics, CFD) erzielt, entscheidend bei der Entwicklung von Pumpen für die hohen Ansprüche der Kunden und der Industrie ist jedoch die Umsetzung der Erkenntnisse aus dem Zusammenspiel von CFD-Berechnungen und realen Strömungsuntersuchungen. Daher setzt Sulzer Pumps spezielle Prüfstände sowohl für die Produktentwicklung als auch die Designvalidierung ein. S ulzer Pumps liefert Pumpen für anspruchsvolle Anwendungen und arbeitet gleichzeitig an der kontinuierlichen Verbesserung der Technologie, um auch zukünftige Anforderungen der Kunden erfüllen zu können. Dazu betreibt Sulzer rund um den Globus Prüfstände, die auf die Anforderungen bestimmter Produkte und Märkte zugeschnitten sind. Zu diesen Einrichtungen gehören die weltweit größte Anlage zur Prüfung kompletter Pumpenaggregate in Leeds (England) mit einer installierten Antriebsleistung von 30 MW und das kürzlich eröffnete größte Werk von Sulzer Pumps in Suzhou (China), das über einen Prüfstand mit acht Stationen und einer Gesamtleistung von 15 MW verfügt. Einer der Schlüssel zum Erfolg von Sulzer ist die Möglichkeit zur umfassenden Überprüfung jeder Pumpe vor der Auslieferung zur Sicherstellung von Leistungsfähigkeit und problemloser Inbetriebnahme. Flexible Prüfanlagen Im Sulzer-Kompetenzzentrum für Prozesspumpen in Kotka (Finnland) ist der Prüfkreislauf so ausgelegt, dass eine schnelle Prüfung von Prozesspumpen aller Größen für die Zellstoff-, Papier-, Nahrungsmittel-, Metall- und Düngemittelindustrie sowie für Entsalzungsanlagen möglich ist. Wegen der großen Stückzahl der zu testenden Pumpen ist eine flexible Anpassung der Anlagen erforderlich, d.h., bei mehreren Tausend gefertigten Maschinen im Jahr muss die Prüfanordnung entsprechend standardisiert sein und einen hohen Durchsatz ermöglichen. Der dazu erforderliche schnelle Auf- und Abbau wird durch 1 Das Forschungs- zentrum in Kotka (Finnland). 6 | Sulzer Technical Review 1/2011 4328 TESTEN UND QUALITÄT modulare Schnittstellen für die erforderlichen ein- und austrittseitigen Rohrgrößen erreicht, die in einer speziell angefertigten drehbaren Einheit angeordnet sind und in kürzester Zeit in Position gebracht werden können. In den einzelnen Werken stehen Prüfeinrichtungen für jeden Pumpentyp mit mehreren Prüfständen für verschiedene Größen zur Verfügung. Sulzer Process Pumps hat eine allgemeine Teststation für Vertikalpumpen, Prozesspumpen und mehrstufige Pumpen mit Leistungen bis 500 kW. Der neueste und größte Prüfstand dieser Geschäftseinheit ist der Prüfstand für große Prozesspumpen. In diesem Prüfstand können Messungen mit hohem Durchfluss und geringem Druck auf der Saugseite durchgeführt werden. Solche Untersuchungen mit Drücken nahe dem Dampfdruck in der Saugleitung sowie großen Fördermengen spielen eine wichtige Rolle bei der Konstruktion von Pumpen mit hoher spezifischer Drehzahl. Dieser NiederdruckPrüfstand wird unter anderem dazu verwendet, die Pumpbedingungen in großen Verdampfern zu simulieren. Energieeffizienz In der Versuchsanlage für die Produktentwicklung im Forschungszentrum von Kotka stehen ähnliche Prüfstände zur Verfügung 1. Der Pumpenkreislauf für Medien mittlerer Konsistenz mit einer Leistung von bis zu 600 kW, einer Fördermenge von bis zu 1200 l/s und einem Druck von bis zu 25 bar ist für die Anforderungen der Zellstoff- und Papierindustrie ausgelegt. Als Prüfmedien werden hauptsächlich mehrphasige Suspensionen mit Gas, meist eine Mischung aus Wasser, Zellstofffasern und Luft, eingesetzt. Um möglichst energieeffiziente Versuche zu gewährleisten, wird der Prüfstand für mehrstufige Pumpen in Finnland mit einem Energierückgewinnungssystem ausgerüstet 2. Dabei wird der hohe, von der Pumpe erzeugte Druck mithilfe einer Peltonturbine zurückgewonnen, die mit demselben Wellenstrang verbunden ist wie der Motor und die Pumpe. Diese Anordnung ermöglicht die Versuche an mehrstufigen Pumpen mit einer Antriebsleistung von 2,7 MW, wobei nur 1,4 MW aus dem Stromnetz beansprucht werden. Unter optimalen Bedingungen wird sogar nur ein Viertel der Pumpenergie aus dem Netz entnommen. Gleichzeitig ermöglicht die Turbine einen äußerst effizienten Druckabbau mit wesentlich geringeren Geräuschemissionen als bei Abführung (und Verlust) der Energie über Ventile. Die Hydraulikexperten in Finnland haben die Energieeffizienz einer neuen mehrstufigen Pumpe für Umkehrosmoseanlagen und des dazugehörigen Prüfstands optimiert. Der Prüfstand soll zur Validierung der hydraulischen und mechanischen Verbesserungen an den vorhandenen mehrstufigen Pumpen und für die Entwicklung neuer Pumpengrößen eingesetzt werden. Die Turbine des Energierückgewinnungssystems wird über Nadelventile mit elektrischen Antrieben geregelt, d. h., für den Bediener des Prüfkreises ergeben sich keinerlei Änderungen in der Handhabung. So kann eine Versuchsreihe für eine Pumpe mit einer benötigten Antriebsleistung von 1,4 MW mit einem Verlust von nur 400 kW durchgeführt werden. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Versuchsanordnung können mit dem neuen Prüfstand 8000 kWh elektrischer Energie am Tag eingespart werden. Da eine normale Versuchsreihe für eine Pumpenhydraulik etwa 20 Tage dauert, bedeutet dies eine erhebliche Kostenreduktion bei gleichzeitiger Entlastung der Umwelt. Prüfung vor der Auslieferung Versuche werden nicht nur zur Entwicklung von neuen Produkten eingesetzt, sie helfen auch dabei, die Qualität der Fabrikate sicherzustellen. Alle Pumpen, die das Werk von Sulzer in Leeds verlassen, werden sowohl nach internationalen Standards als auch im Hinblick auf die kundenspezifischen Anforderungen umfassend überprüft. Speziell für den Upstream-Bereich der Öl- und Gasindustrie entwickelte Pumpen und Aggregate (einschließlich des später verwendeten Antriebs) werden vor ihrer Auslieferung einem Test unterzogen. Die umfangreiche Anlage verfügt über alle erforderlichen Systeme zur Prüfung von Pumpen, die von Gasturbinen mit einer Leistung von bis zu 2 Energierückgewinnungssystem. 30 MW sowie großen Dieselmotoren und Hochspannungs-Elektromotoren angetrieben werden. Durch kürzlich vorgenommene Veränderungen am Stromnetz stehen Sulzer in Großbritannien nun 45 MW an elektrischer Leistung sowie zwei eigene drehzahlgeregelte Antriebe zur Verfügung. Der Prüfstand bietet genügend Platz für mehrere Pumpeneinheiten bestehend aus Pumpe und Antrieb und, falls nötig, den vorgesehenen Frequenzumrichtern und alle erforderlichen Hilfsausrüstungen, wie mechanische Dicht- und Schmiersysteme. Die Eignung zur schnellen Prüfung großer Stückzahlen unterstreicht die Flexibilität der Anlage und widerspiegelt die bei Sulzer Pumps verfügbare Wissensbasis. Durch die Versuche wird sichergestellt, dass alle Systeme vor der Auslieferung perfekt zusammenarbeiten und es so zu keinerlei Verzögerungen bei der Inbetriebnahme vor Ort kommt. 3 Mit sieben Prüfkreisläufen bietet der Prüfstand in Oberwinterthur (CH) ein hohes Maß an Flexibilität. Sulzer Technical Review 1/2011 | 7 TESTEN UND QUALITÄT 4 Rapid Prototyping mit NC-Bearbeitung sichert die schnelle Fertigung von Prüfkomponenten. Prüfung zur Validierung des CFDDesigns In Oberwinterthur (Schweiz) betreibt Sulzer Pumps einen auf die Entwicklung neuer Produkte speziell zugeschnittenen Prüfstand zur Unterstützung von großen auftragsbezogenen Entwicklungsprojekten und für die Grundlagenuntersuchungen 3. Der Einsatz des Prüfstands ist Bestandteil des Entwicklungsprozesses für neue Produkte bzw. Pumpenserien sowie für große Pumpen mit speziellem Anforderungsprofil. Auf dieser Anlage wurden z.B. die CFD-Analysen und das hydraulische Design von Pumpen, die für eine neue Pipeline in Ostasien entwickelt wurden, mit Modellversuchen verifiziert. Die Hauptaufgabe des Entwicklungsprüfstands ist die Validierung sämtlicher Eigenschaften einer neu entwickelten Hydraulik, bevor diese in einem neuen 5 Probelauf einer Pumpe mit Gasturbinenantrieb bei Sulzer in Leeds (UK). Pumpendesign eingesetzt wird. Zu diesem Zweck werden Versuche an maßstabgetreuen Modellpumpen durchgeführt, die mithilfe von Rapid-Prototyping-Verfahren (hauptsächlich NCBearbeitung) aus Aluminium gefertigt sind 4. Der Prüfstand umfasst sieben kleine bis mittelgroße Kreisläufe, die eine hohe Flexibilität hinsichtlich der zu untersuchenden Pumpenbauarten erlauben, wobei ein Kreislauf für Zweiphasengemische zur Entwicklung der Sulzer-Mehrphasenpumpen vorgesehen ist. Bei den Entwicklungsversuchen werden alle Standardeigenschaften wie Volumenstrom, Förderhöhe, Leistung, Wirkungsgrad und NPSH-Wert der Pumpen erfasst. Der NPSH-Wert (Net Positive Suction Head) oder die Haltedruckhöhe beschreibt die Differenz zwischen dem Druck einer Flüssigkeit und ihrem Dampfdruck bei einer bestimmten Temperatur und ist ein wichtiger Wert für das Saugverhalten von Pumpen. Darüber hinaus werden alle Informationen erfasst, die für das endgültige Design einer Pumpe oder zur Sicherstellung des gewünschten Verhaltens unter Anlagebedingungen erforderlich sind. Dazu gehören: • Interne Druckmessungen zur Identifizierung der Verluste in den verschiedenen hydraulischen Komponenten • Statische und transiente Messungen radialer und axialer Kräfte • Messung der Druckpulsationen am Ein- und Austritt • Visualisierung von Kavitationsblasen auf der Saugseite (und bei Bedarf auf der Druckseite) der Laufradschaufeln • Messung der Drücke, Schwingungen bzw. Belastungen in den rotierenden Teilen der Pumpe. Erforschung der Auswirkungen von Oberflächenrauheit Die Entwicklung von Hochleistungspumpen erfordert sowohl CFD-Berechnungen auf dem neuesten Stand der Technik als auch präzise Messungen, wozu es wiederum spezieller Werkzeuge und geschulten Personals bedarf. Um einen dauerhaften Erfolg zu sichern, hat Sulzer Pumps in beides viel investiert, wobei die Versuchsresultate seit Jahren 8 | Sulzer Technical Review 1/2011 zur Validierung von CFD-Daten eingesetzt werden. Daher kennen die Experten bei Sulzer auch die Grenzen von CFDVerfahren bei der Auslegung von Pumpenhydrauliken. Innerhalb dieser Grenzen liefert die Verknüpfung von CFD-Ergebnissen mit geometrischen Designparametern wertvolle Unterstützung bei der Entwicklung neuer hydraulischer Konturen. Das Zusammenspiel von Messungen und CFD-Berechnungen ist erforderlich, um die Genauigkeit des Designprozesses zu verbessern. Zurzeit befassen sich die Spezialisten bei Sulzer unter anderem mit der Frage, ob sich der Einfluss der Oberflächenrauheit auf die Leistungsfähigkeit einer Pumpe mithilfe von CFDBerechnungen vorhersagen lässt. Um verschiedene ModelIe für Oberflächenrauheit in den CFD-Programmen kalibrieren zu können, bedarf es Messungen der Oberflächengüte von Pumpenteilen und ihrer hydraulischen Leistung sowie CFD-Berechnungen mit Modellen für die Fertigungsqualität. Am finnischen F&E-Standort startet 2011 ein umfangreiches Versuchsprogramm für neue hydraulische und mechanische Komponenten einer mehrstufigen Pumpe. Jede benetzte Oberfläche dieser Pumpe wurde mit CFD berechnet. Folglich basieren auch die zu erwartende hydraulische Leistung, die zu erwartenden Leckverluste und der Axialschub auf CFD-Berechnungen. Die Ingenieure von Sulzer erhoffen sich von diesen Experimenten genauere Erkenntnisse über die Gültigkeit des verwendeten CFD-Modells der Oberflächenrauheit. Kavitation sichtbar gemacht Bei Projekten, in denen eine hohe Saugfähigkeit gefordert ist oder aufgrund der hohen Saugenergie eine erhöhte Erosionsgefahr durch Kavitation besteht, werden Blasenbeobachtungen auf dem Prüfstand in Oberwinterthur durchgeführt, um die Kavitationsentwicklung in Abhängigkeit vom Saugdruck bzw. des NPSH zu beurteilen. Dazu werden Modellpumpen mit großen Sichtfenstern ausgestattet, die einen 360°-Blick auf den gesamten Laufradeintritt auf der Saugseite ermöglichen. Zur Fertigung der Modellpumpen nutzt Sulzer Pumps die TESTEN UND QUALITÄT Kompetenz von Sulzer Innotec auf dem Gebiet der komplexen NC-Bearbeitung. Diese Fähigkeiten sind erforderlich, um die komplexen dreidimensionalen Formen der Gehäuse und Laufräder aus massiven Aluminiumblöcken fräsen zu können. Mithilfe des Sichtfensters auf der Saugseite kann festgestellt werden, bei welchem Saugdruck die ersten Blasen auf den Schaufeloberflächen auftreten – und zwar in allen Stellungen des Laufrads im Eintrittsgehäuse. Darüber hinaus ermöglicht es die Bestimmung der Kavitationslänge bei einem bestimmten Saugdruck zur Einschätzung der damit verbundenen Erosionsgefahr. Um auch die Kavitationsentwicklung auf der Druckseite der Laufschaufeln beobachten zu können, werden ein oder zwei Schaufeln der Modelllaufräder in Acrylglas ausgeführt, da die Schaufeldruckseite beim Blick in den Laufradeintritt normalerweise nicht sichtbar ist. Die Beurteilung des Kavitationsrisikos ist besonders wichtig für große Injektionspumpen für die Öl- und Gasindustrie sowie für große Kesselspeisepumpen für Wärmekraftwerke, bei denen die Energie im Laufradeintritt und somit die Gefahr von Kavitationserosion sehr groß sein kann. Prüfung von Prototypen Kommt bei der Entwicklung neuer Sauglaufräder für derartige Anwendungen eine Modellpumpe zum Einsatz, wird diese im Prototypenmaßstab konstruiert. Dies ermöglicht die Überprüfung der später eingesetzten Laufräder, womit ein kavitationsfreier Betrieb vor Ort gewährleistet ist. Das Vorhandensein eines Fensters begrenzt den möglichen Saugdruck. Demzufolge müssen die Versuche im Vergleich zu den Betriebsbedingungen mit einer reduzierten Drehzahl durchgeführt und die Ergebnisse mit Hilfe der Ähnlichkeitsgesetze auf die Anlagenverhältnisse umgerechnet werden. Der Entwicklungsprüfstand wird ferner dazu verwendet, die mechanische Leistungsfähigkeit wichtiger Pumpenelemente wie Lager oder Dichtungen zu überprüfen. So wurden z.B. spezielle Ausrüstungen zur Untersuchung verschiedener Materialkombinationen für die produktgeschmierten Wellenzwischenlager unter realen Betriebsbedingungen mit sandbeladenem Wasser entwickelt. Für zukünftige Anforderungen gerüstet Sulzer Pumps arbeitet kontinuierlich an der Entwicklung und Verbesserung der Methoden zur Analyse neuer Produkte und Maschinen. So steigt etwa der Bedarf an Unterwasserpumpen zusammen mit den Anforderungen, die an solche Pumpen gestellt werden. Um solche Systeme unter realistischen Bedingungen testen zu können, investiert Sulzer in Großbritannien in den Bau eines speziellen Unterwasserprüfstands. Diese hochmoderne Ergänzung zu den eindrucksvollen Einrichtungen für Probeläufe kompletter Pumpenaggregate in Leeds 5 machen Sulzer zum führen- den Unternehmen hinsichtlich der verfügbaren Prüfeinrichtungen. Diese Anlage ermöglicht die Prüfung von Pumpenund Motoraggregaten für den Unterwassereinsatz mit einem Gewicht von fast 100 Tonnen in Wassertiefen von bis zu 10 Metern 6. Beim Einsatz im offenen Ozean werden diese Pumpen in Wassertiefen von mehreren tausend Metern arbeiten, wo sie nicht nur hohen inneren und äußeren Drücken standhalten, sondern auch die von den Kunden erwarteten großen Druckerhöhungen liefern müssen. Die erste Pumpe, die nach der Inbetriebnahme des Prüfstands getestet werden soll, ist eine Mehrphasenpumpe mit 3 MW und 6000 U/min. Diese ist in der Lage, eine Druckerhöhung von über 100 bar zu liefern. Sie eignet sich somit hervorragend für viele derzeitige Unterwasseranwendungen. Normalerweise setzen aktuelle Spezifikationen und Marktanforderungen die Maßstäbe für die Möglichkeiten und Fähigkeiten von neuen Prüfständen. Getreu dem Motto «Entwickeln für die Zukunft» müssen neue Prüfanlagen bei Sulzer jedoch Raum für zukünftige Erweiterungen lassen, damit eine langjährige Nutzung der Investitionen sichergestellt ist, auch wenn sich Märkte und Produkte weiterentwickeln und neuen Gegebenheiten anpassen. Diese Philosophie ermöglicht Sulzer Pumps, Produkte zu liefern, die gleichermaßen den heutigen wie den zukünftigen Anforderungen des Marktes und der Kunden gerecht werden. 6 Unterwasser-Prüfstand bei Sulzer in Leeds (UK). Matt Bourne Sulzer Pumps (UK) Ltd. Manor Mill Lane Leeds, LS11 8BR England Telefon +44 113 272 5704 [email protected] Matti Koivikko Sulzer Pumps Finland Oy P.O. Box 66 48601 Kotka Finnland Telefon +358 50 555 0268 [email protected] Philippe Dupont Sulzer Pumps AG Zürcherstraße 12 8401 Winterthur Schweiz Telefon +41 52 262 4030 [email protected] Sulzer Technical Review 1/2011 | 9 TESTEN UND QUALITÄT Fortschrittliche Entwicklung, basierend auf einer «global-lokalen» Organisation Der Schlüssel zu anwendungsgerechten Beschichtungsmaterialien Modernste Entwicklungseinrichtungen und Produktionsstätten und global koordinierte Teams ermöglichen Sulzer Metco die Herstellung neuer anwendungsspezifischer Beschichtungsmaterialien mit sichtbaren Kundenvorteilen. D urch die Entwicklung neuer Märkte steigt der Bedarf an modernen, speziell entwickelten Beschichtungslösungen. Gleichzeitig sind auf den bestehenden Märkten niedrigere Beschichtungskosten, die Wiederverwendung von Materialien und innovatives Recycling, die Bereitstellung geeigneter Alternativen für kritische Rohstoffe und insbesondere besser berechenbare und robustere Beschichtungen gefragt. Die Realisierung von kosten- und zweckoptimierten (d.h. auf bestimmte Anwendungen und Betriebsbedingungen zugeschnittenen) Beschichtungslösungen beginnt mit der Auswahl des am besten geeigneten Beschichtungsmaterials. Dies erfordert einen tiefgreifenden Ansatz, der sich unter anderem mit dem Einfluss der verwendeten Materialherstellungsprozesse und -parameter, der Wahl der Die Pilotanlage ermöglicht die Herstellung von Versuchspulvern in Mengen von 5 bis 100 kg auf effiziente Weise. 10 | Sulzer Technical Review 1/2011 4329 TESTEN UND QUALITÄT Rohstoffe und der Stoffeigenschaften wie der Roh- und Schüttdichte, der Partikelmorphologie und -struktur sowie anderer physikalischer Eigenschaften auf die Material- und Beschichtungseigenschaften befasst. Solche Faktoren müssen in einem viel größeren Umfang berücksichtigt werden als in der Vergangenheit, als sich Beschichtungstechniker traditionell darauf konzentrierten, einen Werkstoff ausschließlich auf der Grundlage der Zusammensetzung und Korngrößenverteilung zu wählen und die Eigenschaften der Beschichtung durch Variieren der Ausrüstung und Parameter beim Auftragen sicherzustellen 1. Ausbau der Materialforschung und -entwicklung Die Sulzer-Metco-Geschäftseinheit Materials liefert Pulver-, Draht- und spezielle Stabwerkstoffe für Beschichtungsverfahren wie thermisches Spritzen, Laserstrahlbeschichten (Laser Cladding) und Plasma-Auftragsschweißen (PTA) sowie für Hartlöt-, Diffusionsbeschichtungs-, Spezialschweiß- und elektronische Füllstoffanwendungen. Das Produktangebot reicht von verschiedenen Arten von Keramik-Oxiden, Karbiden, Cermets, Metallen und Metalllegierungen einschließlich Superlegierungen, MCrAlYs und selbstfließenden Werkstoffen bis hin zu verschiedenen Mischungen und umhüllten Verbundstoffen aus diesen Materialien. 1 Einfluss des Herstellungsprozesses von Al2O313TiO2-Pulvern auf den AuftragsWirkungsgrad beim Beschichten mit einem Brenner vom Typ Sulzer Metco TriplexPro200™ (ähnliche Mikrostruktur). 100 µm 100 Auftragseffizienz (%) 80 60 40 20 0 Metco 6221 Agglomeriert & gesintert Metco 130 Mechanisch umhüllt Amdry 6228 Geschmolzen & gebrochen/Mischung Das Ziel von Sulzer Metco ist es nicht nur, diesen speziellen Markt mit einer schlanken Massenproduktion und modernsten Qualitätssystemen weiterhin anzuführen, sondern auch die Forderung nach schnelleren, effizienteren und wirkungsvolleren Innovationen mithilfe einer modernen Produktentwicklung zu erfüllen. Dazu gehört die schnelle Verfügbarkeit von Versuchspulvern zu Probezwecken, die Sicherstellung einer effizienten Übertragung von Prototypen in den Produktionsmaßstab sowie eine hohe Reaktionsbereitschaft gegenüber Kundenanforderungen mit dem Wissen, wie Beschichtungsmaterialien für bestimmte Leistungs- und Anwendungsanforderungen zugeschnitten werden können. Dies erfordert eine spezielle Infrastruktur, die die rasche Herstellung kleiner Mengen ermöglicht und gleichzeitig die Flexibilität bietet, Materialverarbeitungsparameter, Herstellungstechnologien und gewählte Rohstoffe zu variieren und in kurzer Zeit die Leistungsfähigkeit und die Eigenschaften der resultierenden Materialen und Beschichtungen zu testen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat Sulzer Metco den Bereich der Materialforschung und -entwicklung in den vergangen Jahren weiter gestärkt und ausgebaut. Pulverentwicklungs- und Versuchslabors An jedem der vier Werkstoffproduktionsstandorte wurden F&E-Labore für die Pulverentwicklung eingerichtet, die mit den neuesten Verarbeitungsanlagen und modernsten Charakterisierungstechnologien ausgestattet sind 2. Jedes Labor verfügt über spezielle Kernkompetenzen, die mindestens die im jeweiligen Werk verfügbaren Herstellungsmethoden widerspiegeln. • Das größte der Pulverlabors in Westbury im US-Bundesstaat New York wurde in den letzten zweieinhalb Jahren umfassend erweitert und modernisiert. Dazu wurden unter anderem neue Mahleinrichtungen wie Hochenergiekugel-, Attritions- und 2 Materialforschung und -entwicklung in Westbury, NY, USA: Neues Rasterelektronenmikroskop mit energiedispersiver Röntgenspektroskopie. Strahlmühlen, verschiedene Kalzinierungs- und Sinterverfahren sowie Versuchsanlagen zum mechanischen Umhüllen und Windsichten von Pulvern installiert. Das Labor ist nun in der Lage, HOSP™-Keramiken, agglomerierte und gesinterte Keramikwerkstoffe, mechanisch umhüllte Metall- und Keramik-Versuchspulver sowie Mischungen verschiedener Materialfamilien zu liefern. Völlig unabhängig von den eigentlichen Produktionsanlagen können Versuchschargen von bis zu mehreren Hundert Kilogramm hergestellt werden 3. • Das Pulverentwicklungslabor in Troy im US-Bundesstaat Michigan ist auf die Gasverdüsung spezialisiert. Mithilfe einer neu installierten VersuchsVerdüsungsanlage und den zurzeit in der Installation befindlichen Sieb-, Windsichtungs- und Mischeinrichtungen wird das Labor in der Lage sein, Versuchspulver in Mengen von 5 bis 100 kg auf effiziente Weise herzustellen. Schwerpunkt des Labors in Troy ist die Evaluierung des Einflusses der Verdüsungsparameter auf die Pulvereigenschaften und -erträge, die Prüfung verschiedener Verdüsungshilfsmittel und die Entwicklung neuer chemischer Zusammensetzungen 4. • Das Pulverlabor von Sulzer Metco WOKA in Barchfeld, Deutschland, wurde 2009 in Betrieb genommen und verfügt über einen kleinen Sprühtrockner, eine Tablettierpresse, mehrere Öfen, Zerkleinerungsanlagen mit Hart- Sulzer Technical Review 1/2011 | 11 TESTEN UND QUALITÄT Auf diese Weise können neue Werkstoffe unter vollständig skalierbaren Bedingungen entwickelt werden. Darüber hinaus bietet das Materialforschungs- und Entwicklungslabor die Scale-up-Entwicklung und kommerzielle Produktion hochwertiger goldbeschichteter Nickelbasis-Verbundpulver mittels eines firmeneigenen Prozesses. Diese Materialien werden hauptsächlich für elektronische und militärische Anwendungen eingesetzt. 3 Hochenergie-Kugelmühle im F&E-Labor in Westbury, NY, USA. metall-Werkzeugen und einen Windsichter in Kombination mit einer Strahlmühle. In diesem Labor können agglomerierte und gesinterte Keramiken und Karbide sowie gesinterte und gebrochene Karbide als Versuchspulver hergestellt werden. • Im SMCA-Pulverentwicklungslabor in Fort Saskatchewan in der kanadischen Provinz Alberta wird eine Vielzahl von Pulvern mithilfe hydrometallurgischer Verfahren chemisch umhüllt. Hergestellt werden geeignete Mengen zum Testen thermischer Spritzverfahren und Entwicklungschargen mithilfe eines Laborautoklaven 5 . Darüber hinaus verfügt das Labor über Möglichkeiten zur Klassifizierung, Trocknung und Wärmebehandlung von Pulvern in verschiedenen Atmosphären, die die Möglichkeiten der eigentlichen Produktionseinrichtungen vollständig abbilden. 4 «Ein neuer MCrAlY-Werkstoff entsteht» – Pulververdüsung im F&E-Labor in Troy, MI, USA. 12 | Sulzer Technical Review 1/2011 Beschichtungsforschungslabors Neben den Pulverentwicklungslabors spielen die Beschichtungsforschungslabors eine wichtige Rolle in der Materialforschung und -entwicklung von Sulzer Metco. Hauptaufgabe dieser Labors ist es, eine schnelle erste InhousePrüfung von Beschichtungen zu ermöglichen, die mit den Versuchspulvern hergestellt wurden – ein wichtiger Schritt zur Erkennung vielversprechender Werkstoffkandidaten. Auf diese Weise lassen sich schnell Zusammenhänge zwischen den Eigenschaften der Werkstoffe und den Beschichtungen erkennen. Dies wiederum ermöglicht eine Optimierung der Herstellprozesse und -parameter zur individuellen Abstimmung der Werkstoffe auf bestimmte Anwendungen und Betriebsbedingungen. Zu den verfügbaren Einrichtungen gehören Salzsprüh- und Klimakammern, Geräte zur Messung der Stromdichte für die Korrosionsprüfung, verschiedene Verschleißmessgeräte und Öfen für Temperaturwechselprüfungen. Ein «Burner rig»-Prüfstand und eine Kavitationsprüfeinrichtung wurden erst kürzlich installiert 6. Zusätzlich zu den jeweils vor Ort verfügbaren Einrichtungen nutzt Sulzer Metco zur abschließenden Validierung und Prüfung der Beschichtungseigenschaften ein umfassendes Partnernetzwerk von angesehenen Forschungs- und Prüfeinrichtungen mit erweiterten Möglichkeiten zur Prüfung der Beschichtungen. So steht Sulzer Metco Materials in Zusammenarbeit mit Sulzer Innotec im schweizerischen Winterthur ein hochmoderner Prüfstand für Einlaufschichten zur Verfügung. Dieser Prüfstand stellt ein wichtiges Werkzeug für gemeinsame Entwicklungsprojekte mit OEM-Partnern aus der Luftfahrt und der Gasturbinenindustrie dar. Die Einrichtung ist die größte und modernste ihrer Art und ermöglicht Prüfungen bei Einlaufschichttemperaturen bis 1200 °C mit einer Vielzahl verschiedener Schaufel- und Dichtungskonfigurationen bei verschiedenen Umfangsgeschwindigkeiten und Zustellraten. Ein kürzlich installiertes Hochgeschwindigkeits-Infrarotpyrometer liefert zusätzlich wichtige Informationen über die entstehende Reibungswärme zwischen Schaufel und Einlaufschicht. Die Vorteile eines «global-lokalen» Ansatzes Die Tatsache, dass sich die einzelnen Pulverentwicklungslabors an den entsprechenden Produktionsstandorten befinden, ermöglicht einen effizienten Wissensaustausch zwischen der Forschung und Entwicklung, der Produktion und dem Qualitätswesen, eine optimale Nutzung der Analysetechnik (z.B. Rasterelektronenmikroskopie, Röntgendiffraktometrie, Spektroskopie und Teilchengrößenanalyse) sowie die Nutzung der logistischen Infrastruktur des Werks. Durch die effektive Übertragung von erfolgreich validierten Entwicklungen in die Massenproduktion kann die Markteinführungszeit minimiert werden. Darüber hinaus wird die F&E-Unterstützung für Produktionsprozesse und Produktumgebungen vor Ort ermöglicht. Die Installation und der Betrieb einer neuen Produktionslinie für gesinterte und gebrochene Karbide bei Sulzer Metco WOKA auf der Basis von Prozessen, die von der lokalen F&E-Gruppe entwickelt wurden, hat innerhalb kurzer Zeit zur Einführung einer breiten Palette von neuen, wirtschaftlicheren Produkten geführt – ein überzeugender Beweis für den Erfolg dieses Konzepts. Trotzdem ist auch ein globaler Ansatz erforderlich. Ein gutes Beispiel hierfür sind agglomerierte und gesinterte LSM(Lanthan-Strontium-Manganit) und sphärische Titanoxid-Keramikprodukte, die TESTEN UND QUALITÄT 1250 1000 Temperatur (°C) mithilfe des Know-hows der Materialforschungs- und Entwicklungsgruppe in Westbury entwickelt wurden, aber in einer neu eingerichteten Produktionsanlage bei Sulzer Metco WOKA hergestellt werden. Ein globaler Ansatz ermöglicht nicht nur eine optimale Ressourcennutzung, einen optimalen Wissensaustausch und die optimale Nutzung von Know-how, sondern sorgt auch dafür, dass dem Kunden die bestmögliche Beschichtungslösung angeboten wird. Dies ist besonders wichtig, da viele Pulver von Sulzer Metco an mehreren Standorten mit unterschiedlichen Herstellungsprozessen produziert werden. Trotz gleicher chemischer Zusammensetzung führt jedes dieser Pulver zu unterschiedlichen Beschichtungseigenschaften. Daher ist es wichtig, dass der Herstellprozess unabhängig vom Werk oder dem Standort des F&E-Labors ausschließlich nach der jeweiligen Anwendung und den Betriebsbedingungen gewählt wird. Die Balance zwischen lokalem und globalem Ansatz im Bereich der Materialforschung und -entwicklung wird von global agierenden Projekt- und Kompetenzleitern sichergestellt, die sämtliche Forschungsaktivitäten koordinieren und vorantreiben und die verschiedenen lokalen Pulver- und Beschichtungsforschungslabors für ihre Arbeit nutzen. 500 250 0 500 6 Temperaturwechselprüfung. Die Projektdurchführung erfolgt auf der Grundlage des systematischen und mehrstufigen Innovationsprozesses von Sulzer und wird durch funktionsübergreifende und multiregionale Projektteams unterstützt. Kundenvorteile Ein global koordiniertes Team, dem modernste Einrichtungen zur Verfügung stehen, kombiniert mit einer lokalen Abbildung der Produktionsmöglichkeiten und einer internen und externen Vernetzung, ermöglicht Sulzer Metco die Herstellung von Beschichtungsmaterialien mit sichtbaren Kundenvorteilen. Allein im vergangenen Jahr wurden eine Rekordzahl von Versuchspulvern für 5 Ein Versuchsautoklav ermöglicht die schnelle Veränderung von Prozessparametern und eine effiziente Materialentwicklung. 750 1000 Zeit (min) 1500 Kunden produziert und viele anwendungsspezifische neue Materialien entwickelt und auf den Markt gebracht. Beachtenswert hierbei ist, dass für mehrere dieser Entwicklungen keine neuen chemischen Zusammensetzungen erforderlich waren. Beispiele hierfür sind: • Neue sphärische Titanoxidpulver (TiOx) mit verschiedenen x-Faktoren, die Beschichtungen mit außergewöhnlich hoher Auftragseffizienz bei sehr hohen Materialfördermengen ermöglichen, was besonders bei Sputteranwendungen eine wichtige Rolle spielt. • Sphärische Keramiken wie Aluminiumoxid und Aluminiumoxid-Titanoxid, die eine schnellere Beschichtung mit geringeren Verlusten bei gleichzeitiger Erfüllung spezieller Porositätsanforderungen ermöglichen. • Kostengünstige Karbidwerkstoffe für Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt, die eine hervorragende Auftragseffizienz ohne Beeinträchtigung der Verschleißfestigkeit bieten. Das Ziel von Sulzer Metco ist es, den Markt mit anwendungsspezifischen und wirtschaftlichen Beschichtungslösungen anzuführen, die die Bedürfnisse unserer Kunden erfüllen. Montia C. Nestler Sulzer Metco (US) Inc. 1101 Prospect Ave. Westbury, NY 11590-0201 USA Telefon +1 516 338 2305 [email protected] Sulzer Technical Review 1/2011 | 13 TESTEN UND QUALITÄT Mit geeigneten Spezialverfahren Verborgenes sichtbar machen und interpretieren Filtern und Fitten Aus den Signalen nur weniger verfügbarer Sensoren konnte Sulzer Innotec erfolgreich die wichtigsten Eigenfrequenzen und Schwingungsformen eines Pumpenlaufrades identifizieren. Die Ergebnisse decken sich weitgehend mit den von Sulzer Pumps durchgeführten FEMRechnungen. Es wurde gezeigt, dass die Resonanzschwingungen so gut gedämpft sind, dass sie das Laufrad in keiner Weise gefährden können. S ulzer Innotec erhielt 2009 von der Division Sulzer Pumps den Auftrag zur Auswertung von Messdaten, die auf einem Pumpenprüfstand aufgenommen worden waren. Die untersuchte Testpumpe ist die Nachbildung der letzten Stufe einer Hochdruck-Kreiselpumpe mit drehzahlvariablem Antrieb. Die Leistungsaufnahme dieser Stufe beträgt im Auslegungspunkt 1,4 MW. Das Laufrad hat sieben Schaufeln und einen Durchmesser von 0,35 m. Durch Rotor-Stator-Interaktionen oder durch Strömungsablösungen können stationäre Teile und das Laufrad zu Schwingungen angeregt werden, die zu Ermüdungsschäden führen könnten. Aufgrund von Betriebserfahrungen entschloss sich 1 Platzierung der Dehnmessstreifen und Accelerometer (Ansicht in axialer Richtung, Bildquelle: Dissertation Stefan Berten). SG4 SG5 Acc3 SG3 SG6 Acc2 SG2 SG7 Acc1 SG1 SG8 Acc = Beschleunigungssensor SG = Dehnmessstreifen 14 | Sulzer Technical Review 1/2011 Sulzer Pumps, die mechanischen und hydraulischen Schwingungen im Teillastbetrieb für diese Pumpenstufe durch Messungen an der EPFL (École Polytechnique Fédérale de Lausanne) näher untersuchen zu lassen. Mithilfe zahlreicher Sensoren für Druck, Dehnung, Beschleunigung und Abstand wurden die entsprechenden Schwingungen aufgezeichnet. Sämtliche Messungen wurden vom Laboratoire de Machines Hydrauliques (LMH) an der EPFL aufgenommen und größtenteils im Rahmen einer Dissertation ausgewertet. Spezialauswertung der LaufradSchwingungsformen Die Aufgabe von Sulzer Innotec bestand darin, aus den Messdaten der auf dem Laufrad platzierten Dehnmessstreifen und Accelerometern die Betriebs-Schwingungsformen des Laufrads zu ermitteln, diese zu beurteilen und mit Ergebnissen von FEM-Rechnungen zu vergleichen. Trifft im Betrieb eine Anregungsfrequenz auf eine schwach gedämpfte Eigenfrequenz des Laufrads, so kann sich eine starke Resonanzschwingung ausbilden. Treten umgekehrt trotz vorhandener Anregung keine starken Resonanzschwingungen auf, kann auf genügend gedämpfte Eigenschwingungen geschlossen werden. Auszuwerten waren die Datensätze zweier Drehzahlrampen, eine davon ansteigend, die andere sinkend. Die insgesamt acht Dehnmessstreifen und drei Accelerometer waren – wie in 1 gezeigt – auf dem Laufrad platziert. Signalaufbereitung der Dehnmessstreifen Die aufgezeichneten Signale der Dehnmessstreifen waren erheblich verrauscht, teils durch Sensor-Rauschen, teils durch Bit-Rauschen, aber auch durch Einstreuung von Fremdsignalen. Der Vergleich aller DMS-Signale zeigte, dass diese weitgehend in Phase sind und etwa gleiche Amplituden aufweisen. Der Verdacht lag deshalb nahe, dass eine starke Fremdsignal-Einstreuung vorlag, die den Löwenanteil der Signale ausmachte. Deshalb wurde vor der Weiterverarbeitung von jedem einzelnen DMS-Signal der Mittelwert aller Signale subtrahiert. Dadurch konnte der eingestreute Signalanteil wesentlich verringert werden. In Spektrogrammen traten nun die üblicherweise sichtbaren gefächerten Ordnungslinien als Antwort auf die von 4330 TESTEN UND QUALITÄT 40 1.0 0.8 20 0.6 10 Auslenkung (–) Beschleunigung (g) 30 0 –10 –20 –30 0.2 0 –0.2 –0.4 –0.6 –40 –0.8 –50 –1.0 –60 0 10 20 30 40 50 60 70 Zeit (s) der Pumpe verursachten Anregungen bei den Vielfachen der Laufraddrehzahl hervor. Insbesondere sind die 12., die 24. und die 36. Ordnungen deutlich vertreten, wie es bei einem mit 12 Schaufeln bestücken Diffusor zu erwarten ist. Signale der Accelerometer Trotz eines ebenfalls nicht optimalen Zeitsignals 2 mit zahlreichen unplausiblen Ausschlägen in negativer Richtung sowie Sättigung der Sensoren bei ungefähr –50g lieferten die Accelerometer im Frequenzbereich ein klareres Bild als die Dehnmessstreifen und wurden deshalb für die weiteren Untersuchungen herangezogen. Resonanzen mittels Spektrogrammen auffinden Eine übliche Darstellungsform transienter Schwingungssignale ist das Spektrogramm 3. Dabei werden die Schwingungsamplituden farbcodiert über der Zeit (x-Achse) und der Frequenz (y-Achse) aufgetragen. Die LaufradEigenfrequenzen sind im Spektrogramm eines Accelerometersignals als horizontale, leicht aufgefächerte gelb-rote Schatten ersichtlich (vgl. rote Pfeil-Markierungen). Die Frequenzbandbreite dieser Resonanzbereiche beträgt über 100 Hz, was auf eine beträchtliche Dämpfung schließen lässt. Das Fehlen scharfer horizontaler Resonanzlinien 5-D 4-D 2500 3-D 2000 1500 Beispiel 1: f = 1150 Hz (2-Diameter-Mode, Anregung 23. Ord.) 2-D 0-D Beispiel 2: f = 900 Hz (0-Diameter-Mode, Anregung 21. Ord.) 1-D 500 0 10 20 30 50 100 150 200 250 300 350 4 Auslenkung der Schwingungsform zu einem bestimmten Zeitpunkt. Rot: gemessene Werte; blau: theoretische Schwingungsform. 3000 1000 0 Radumfang ( º ) 2 Zeitsignal Accelerometer (negative Spitzen, teilweise Sättigung). Frequenz (Hz) 0.4 40 50 60 70 Zeit (s) 3 Spektrogramm des Accelerometersignals von ACC1 (Rampenfahrt mit sinkender Drehzahl, Eigenfrequenz-Schatten mit Pfeilen markiert, Resonanzen umkreist). zeigt, dass keine schwach gedämpften Resonanzen vorhanden sind. Wo die fächerförmig angeordneten Anregungsfrequenzen der Rotor-Stator-Interaktion auf eine Eigenfrequenz des Laufrads treffen (siehe blau umkreiste Linien), kommt es zwar zu Resonanzen, aber nur zu geringen Amplitudenüberhöhungen, weshalb kaum mit erhöhter Beanspruchung aufgrund von Resonanzen zu rechnen ist. Bestimmen der Schwingungsform Es ist bekannt, dass gewisse Erregungsordnungen der stationären Bauteile nur bestimmte Eigenformen des Laufrads anregen können (Tanaka, 1990). Nachdem die Resonanzfrequenzen des Laufrads aus dem Spektrogramm ermittelt sind, soll anhand von zwei Beispielen erläutert werden, wie gemessene Daten mit theoretisch berechneten Rotorschwingungen angepasst werden können, um die Schwingungsform des Laufrads zu bestimmen. • Beispiel 1: 2-Diameter-Mode bei f = 1150 Hz und Anregung durch die 23. Ordnung: Für jene Zeitabschnitte aus dem Spektrogramm, während denen eine Resonanz von der passenden Anregung durchfahren wird, bildet man gemittelte Transfer-Funktionen. Daraus können die Amplitudenverhältnisse und Phasenunterschiede für f = 1150 Hz abgelesen werden; die Kohärenz sollte in dem betreffenden Frequenzbereich einigermaßen gut sein. Mittels Animation der abgelesenen Amplitudenverhältnisse und Phasenlagen und Einblenden einer (von Hand gefitteten) theoretisch Sulzer Technical Review 1/2011 | 15 TESTEN UND QUALITÄT Max. Min. 0.00 50.00 100.00 (mm) 0.00 50.00 25.00 75.00 100.00 (mm) 5 Resultate der FEM-Rechnung für die 2D- und 3D-Eigenmoden. berechneten Laufrad-Schwingungsform konnte die im Betrieb auftretende Schwingungsform mit zwei Knotendurchmessern nachgewiesen werden. 4 zeigt die entsprechende Auslenkung der Schwingungsform zu einem bestimmten Zeitpunkt. • Beispiel 2: 0-Diameter-Mode bei f = 900 Hz und Anregung durch die 21. Ordnung: Aus der Transferfunktion für die Resonanzschwingung bei f = 900 Hz wurde ersichtlich, dass alle drei Signale in Phase sind und gleiche Amplituden aufweisen. Somit handelt es sich hier um eine Schwingung mit null Knotendurchmessern. Hier erübrigt sich ein Vergleich mit der theoretischen Schwingungsform. Vergleich mit Ergebnissen der FEMRechnung Zum Schluss wurden die Messergebnisse mit den von Sulzer Pumps selbst durchgeführten FEM-Rechnungen verglichen 5. Als Randbedingungen wurde dabei ein von Wasser umgebener Rotor verwendet. Da die Versteifung infolge Fliehkraft hier nur einen vernachlässigbar kleinen Einfluss auf die Eigenfrequenz hat, wurde ein stillstehender Rotor modelliert. 6 zeigt einen Vergleich der gemessenen und der berechneten Eigenfrequenzen. Die Übereinstimmung der Frequenzen war gut, außer für den «Umbrella»Mode, für den aus den Messdaten eine Frequenz von ca. 900 Hz abgelesen wurde, während die FEM-Rechnung eine Frequenz von 701 Hz ergab. Diese Abweichung könnte auf die Masse des modellierten Wellenstummels zurückzuführen sein. Es bleibt anzumerken, dass die von den zwölf Diffusorleitschaufeln verursachten und periodisch auf das Laufrad einwirkenden Kräfte für die tiefsten relevanten Ordnungen (12 und 24) im Betriebsdrehzahlbereich nur geringfügig unterhalb der Resonanzfrequenzen liegen: • 12. Ordnung der max. Pumpendrehzahl: 1135 Hz ↔ Eigenfrequenz 2D-Mode: 1150 Hz • 24. Ordnung der max. Pumpendrehzahl: 2250 Hz ↔ Eigenfrequenz 4D-Mode: 2500 Hz Räumliche Unterabtastung Mit sieben rotationssymmetrisch angeordneten Sensoren können theoretisch nur die Schwingungsformen mit null bis drei Knotendurchmessern korrekt erfasst werden. Für die übrigen Schwingungsformen (mit vier und mehr Knotendurchmessern) ergibt sich wegen der zu wenig dichten Anordnung der Sensoren 6 Vergleich der gemessenen und berechneten Eigenfrequenzen. Knotendurchmesser f [Hz] f [Hz] Bemerkungen Anregungsordnungen Grob abgelesen Berechnet aus FEM Im Spektrogramm sichtbar 0 900 701 Umbrella-Mode 21 1 750 757 Rocker-Mode 22 2 1150 1199 3 1900 1846 4 2500 Nicht berechnet 5 2800 Nicht berechnet 16 | Sulzer Technical Review 1/2011 23 24 38 eine räumliche Unterabtastung. Zum Bespiel können die Schwingungsformen mit 1 oder 6 Knotendurchmessern nicht unterschieden werden, da beide Schwingungsmoden an den Messpunkten identische Signale liefern. Nimmt man die Resultate der FEMRechnung zu Hilfe, kann trotzdem die Schwingungsform meist eindeutig zugeordnet werden, selbst mit nur drei Sensoren. Ohne die Kombination mit den FEM-Resultaten wäre für eine eindeutige Identifikation der Schwingungsform eine wesentlich dichtere Anordnung der Sensoren notwendig. Interpretation Die während des Betriebs gemessenen Schwingungen zeigen, dass das Laufrad zwar Resonanzen bei den durch die FEM-Rechnung vorausgesagten Eigenfrequenzen aufweist. Die Resonanzschwingungen sind aber so gut gedämpft und bleiben so klein, dass sie das Laufrad in keiner Weise beschädigen werden. Literatur • Berten, S., Thesis EPFL No. 4642, http://library.epfl.ch/en/theses/?nr=4642 • Tanaka, H., “Vibration behaviour and dynamic stress of runners of very high head reversible pump-turbines,” IAHR Symposium 1990, special session, Belgrade Ulrich Moser Sulzer Markets and Technology AG Sulzer Innotec Sulzer-Allee 25 8404 Winterthur Schweiz Telefon +41 52 262 82 61 [email protected] Hans Rudolf Graf Sulzer Markets and Technology AG Sulzer Innotec Sulzer-Allee 25 8404 Winterthur Schweiz Telefon +41 52 262 82 40 [email protected] SULZER-ANALOGIE Gifte prüfen In der Pflanzenwelt lauern zahlreiche Gifte, die beim Konsum zu schweren Schäden oder sogar zum Tod führen. Menschen müssen immer erst probieren, um festzustellen, ob etwas giftig ist. Woher wissen eigentlich Tiere, welche Pflanzen bekömmlich sind und vor welchen sie sich hüten müssen? © Smellme | Dreamstime.com Schwarzer Brüllaffe: Verzehrt unbekanntes Pflanzenmaterial vorerst nur in kleinen Mengen, um eine allfällige Vergiftung zu vermeiden. Der Kampf in der Natur ums Überleben spielt sich keineswegs nur zwischen dem jagenden Löwen und der fliehenden Gazelle ab. Auch das scheinbar friedliche Nebeneinander von Pflanze und Tier ist ein unablässiges Wettrüsten mit dem Ziel, nicht unterzugehen, bevor die eigenen Gene einer nächsten Generation weitergereicht werden. Da Pflanzen nicht wegrennen können, müssen sie sich mit andern Mitteln gegen die Mäuler der Tiere wehren. Stacheln, Dornen und borstige Haare bieten mechanischen Schutz. Schlechter Geruch mag vom Konsum abhalten. Am wirkungsvollsten aber sind Pflanzengifte, die einen Übergriff mit körperlichen Beschwerden oder dem Tod bestrafen. Allein die Dosis macht das Gift Die Pflanzenwelt hat eine schier unglaubliche Fülle an chemischer Abwehr entwickelt. Tannine sind stark adstringierend. Sie ziehen die Zunge zusammen, trocknen Gaumen und Hals aus und stören schließlich die Verdauung. Den größten Giftschrank liefern indes die Strukturformel des Alkaloids Morphin, das Friedrich Wilhelm Sertürner 1806 in Reinform aus Schlafmohn extrahierte. 4331 Alkaloide, die in 20% aller Blütenpflanzen zu finden sind. Wer den bitteren Geschmack nicht als Warnung ernst nimmt, muss erfahren, wie diese Nervengifte wirken. Vom Atropin in der Tollkirsche, vom Chinin in der Chinarinde bis zum Nikotin im Tabak und zum Koffein im Kaffee sind diese Gifte auch dem Menschen bekannt. Wie fast jedes Gift sind auch die Alkaloide in kleinen Dosen durchaus verkraftbar und können eine belebende oder berauschende Wirkung haben. Mensch und Tier haben auch gelernt, dass geringe Mengen von Alkaloiden nur den Mikroben und Insekten schaden und somit den Körper vor gewissen Infektionen und Plagegeistern schützen. Woran merkt nun das Tier, was giftig ist? Um keine Risiken einzugehen, hält sich der Panda ausschließlich an die harmlosen Bambuspflanzen, wobei er aber von dem wenig nahrhaften Gewächs Unmengen verzehren muss. Ganz anders die Ratte. Sie ist ein Allesfresser und hat sich dank ihrer Flexibilität die ganze Welt erobert. Da aber überall Gifte lauern, verhält sich die Ratte Neuem gegenüber äußerst misstrauisch. Trifft sie auf unvertrautes Futter, frisst sie erst eine Miniportion. Nur wenn sie keine Beschwerden bekommt, konsumiert sie die Neuentdeckung in größeren Mengen. Und wenn die Ratte merkt, dass ein für sie neues Futter von anderen Ratten ohne Nachteile konsumiert wird, macht sie sich ebenfalls über das Angebot her. Giftkurs für Rattenembryonen Der Giftkurs beginnt bei den Ratten schon in der Gebärmutter, indem bereits der Embryo Aversionen gegen schädliche Gerüche und Vorlieben für sichere Geschmacksnoten entwickelt. Bei den Säugetieren lernen die Jungen mit der Muttermilch, wie gute Nahrung riecht und schmeckt. Und wenn der Kleine seiner Mama das Futter aus dem Maul holt, ist dies nicht nur Bequemlichkeit, sondern lebenswichtige Qualitätsschule. Wer wie die Brüllaffen im Uferwald von Costa Rica von vorwiegend giftigem Blattzeug umgeben ist, muss sich eine besonders subtile Fressstrategie einfallen lassen. Je häufiger eine Baumart, desto eher wird sie von den Affen gemieden, denn üppig gedeihen kann nur, was für Pflanzenfresser unbekömmlich ist. Wird ein Baum als akzeptabel beurteilt, suchen sich die Tiere die jungen und kleinen Blätter – sollte das Gewächs trotzdem Giftstoffe produzieren, wären diese im frischen Pflanzenmaterial erst in kleinen Mengen enthalten. Und indem die Brüllaffen vom Blatt nur den Stiel fressen, halten sie sich an die Pflanzenteile mit dem geringsten Giftgehalt. Herbert Cerutti Sulzer Technical Review 1/2011 | 17 TESTEN UND QUALITÄT Messtechnik auf neuestem Stand der Technik Entscheidend für die Produktentstehung Der Produktentstehungsprozess der Sulzer Mixpac AG – eine Geschäftseinheit der Division Sulzer Chemtech – hat Parallelen zum Wettkampfvorbereitungsprozess eines Spitzensportlers. In einem definierten Prozess werden die Eigenschaften von neuen Produkten aus Kunststoff mit neuester Analytik verifiziert. Z uerst legt der Sportler den Prozess fest: wo, bis wann, aber auch wozu. Wenn die Rahmenparameter erreichbar scheinen, beginnt der Spitzensportler mit dem Trainingsplan. Ein aussichtsreicher Trainingsplan beginnt mit kleinen Trainingseinheiten und steigert sich in Etappen. Wenn das Ziel ein Marathonlauf ist, misst der Spitzensportler – zuerst bei kurzen Strecken – beim Training die Zeit und den Puls und steigert sich sukzessive. Somit kommt der Sportler vom Soll auf dem Trainingsplan zum Ist in der Trainingsrealität. Von der Produktidee über die ersten Prototypen zum Werkzeugbau 1 und anschließender Spritzgussproduktion 2 1 Die Herstellung von Werkzeugen für die Spritzgussproduktion erfordert hohe Präzision. 18 | Sulzer Technical Review 1/2011 4332 TESTEN UND QUALITÄT muss ein Produktentstehungsprozess einige Etappen zurückzulegen. Als letzter Meilenstein vor dem ersten «Marathon» steht in der Produktentstehung die sogenannte Serienfreigabe. Dieses Beispiel soll veranschaulichen, dass die Prozessplanung (Trainingsplan), die Festlegung der Prozessschritte (das Training), aber auch die Messung (Soll/Ist) entscheidend für den Erfolg der Produktentstehung sind 3. Prozesse und deren gewünschte Resultate sind zunächst zu definieren, bevor sie gemessen werden können. Als Selbstverständnis bei Sulzer Mixpac gilt: «Wenn etwas verbessert werden soll, muss man es erst einmal messen.» Sulzer Mixpac ist ein «Spitzensportler» in der Kunststoffbranche. Dort wiederum richtet sich das Unternehmen nicht auf alle Kunststoffe aus. Der Schwerpunkt liegt in der Welt der teilkristallinen Thermoplaste. Teilkristalline Thermoplaste werden aufgrund ihrer Eigenschaften immer häufiger eingesetzt. Zugleich verschärfen sich aber auch die Auflagen und gesetzlichen Vorschriften für die Industrien. Sowohl gesetzliche Anforderungen als auch das tägliche Streben nach optimalen Prozessen setzt eine solide, auf dem letzten Stand von Wissenschaft und Technik basierende Mess- und Analysetechnologie voraus. Diese Technologien werden genutzt für die Forschung und Entwicklung, Qualitätsprüfungen, Prozess- und Produktoptimierungen sowie für die Schadensfallanalysen. Eine große Bandbreite von physikalischen und analytischen Methoden ist notwendig, um den gesamten Produktenstehungsprozess messbar abzubilden. Sulzer Mixpac verfügt in den eigenen Labors sowohl über die erforderliche instrumentelle Ausrüstung als auch über jahrelange Erfahrung und das für die Polymeranalytik notwendige Knowhow. Thermische Analytik Mithilfe der thermischen Analytik können viele für den Kunststoffspritzguss wichtige Eigenschaften der Ausgangsmaterialien, aber auch der Endprodukte bestimmt werden. • DSC (Differential Scanning Calorimetry): Mit der DSC-Analyse wird die nötige Wärmemenge gemessen, die bei der physikalischen Umwandlung des Kunststoffes gebraucht wird oder entsteht. Als Beispiele können die Reaktionswärme, die Zersetzungstemperaturen, aber auch die Glasübergangs- und Schmelzbereiche genannt werden. • TGA (Thermogravimetrische Analyse): Durch das «kontrollierte Verdampfen» von Kunststoffen können Rückführungen auf deren Zusammensetzung und Füllstoffe analysiert werden. Hierzu werden die Materialien bis zu 1100 °C erhitzt. Rheologie Die Rheologie beschreibt die Fließeigenschaften von Stoffen. In der Kunststoffindustrie ist diese Eigenschaft für die Verarbeitung der verschiedenen Kunststoffe, aber auch für die einzelnen Chargen von gleichen Kunststoffen ein sehr wichtiger Messparameter. • MFR/MVR (Melt Flow Rate/Melt Volume Rate): Als Endergebnis liefert der Schmelzfließindex (MFR) das Fließverhalten des Kunststoffes bei bestimmten Temperatur- und Druckverhältnissen. Die Viskosität der Kunststoffschmelze wird bei diesem Messverfahren ermittelt. • Rotationsviskometer: Die Probe wird auf eine beheizbare Platte gelegt und eine drehbare und motorisch angetriebene Platte bzw. Kegel auf die Probe gedrückt. Während des Drehvorganges wird die benötigte Reibungskraft (Drehmoment) für die Überwindung des Fließwiderstandes gemessen. Das 2 Spritzgussproduktion in Haag (CH). gemessene Ergebnis ist z.B. die Scherviskosität der Probe. Dabei gilt es deren Kennwerte bezüglich der Verarbeitbarkeit bzw. Mischgüte von Kunststoffen oder gemischten Klebstoffen zu ermitteln. Spektroskopie Mittels der Spektroskopie ist es möglich, die Struktur bzw. die Identität des Kunststoffes zu bestimmen. In der Farbanalytik ist es damit möglich, subjektive Farbwahrnehmungen in reproduzierbare Messwerte zu zerlegen. • FTIR (Fourier-Transformations-Infrarotspektrometer): Mit diesem Messgerät ist es möglich, sehr schnell Identifizierungen (Charakterisierungen) an organischen Werkstoffen durchzuführen. Die Probe wird in die ATR-Einheit eingespannt und somit in den Strahlengang eines lasergesteuerten Infrarotstrahls gesetzt. Die Strahlung regt durch ihre Durchdrängung die Atomgruppierungen der Schmelze an (Schwingungen). Daraus lässt sich nun das Absorptionsspektrum messen. Die Lage und Intensität dieser Spitzen sind für bestimmte Atomgruppierungen charakteristisch. Durch den Abgleich mit der in der Datenbank vorhandenen «Normspektren» können z.B. Materialcharakterisierung und Verunreinigungen an Kunststoffen rasch und einfach festgestellt werden. • Spektralphotometer: Um eine Farbe genau zu bestimmen, verwendet man das Spektralphotometer. Hiermit wird das gesamte Farbspektrum von Ultraviolett bis Infrarot erfasst und anschlie- Sulzer Technical Review 1/2011 | 19 TESTEN UND QUALITÄT 3 Ingenieure von Sulzer Mixpac bei der computergestützten Produktentwicklung. ßend zerlegt. Das Ergebnis ist der Wert für die Helligkeit (L*) in Verbindung mit dem Farbton (a*b*). Es ist zusätzlich möglich, Reflektions- und Transmissionsfarbenmessungen durchzuführen. • GC (Gas-Chromatographie): Bei der Herstellung von Polymeren (Kunststoffgranulat) können unerwünschte Bestandteile (z.B. Monomere, Weichmacher, Phtalate) im Granulat zurückbleiben. Diese können unter Umständen gesundheitsschädlich sein und müssen erkannt und ausgeschlossen werden. Mittels Gas- Chromatographie ist es möglich, einen «Fingerprint» dieser unerwünschten Substanzen zu erhalten und diese zu quantifizieren. Mechanische Analytik Physikalisch-chemische Analyse Durch die Anwendung physikalischchemischer Analysen ist es möglich, einen Blick in die bzw. zwischen die Molekularstruktur von Kunststoffen zu werfen. Die Verarbeitungseigenschaften oder aber auch Verarbeitungs- und Konstruktionsfehler können hier gemessen werden. • Karl-Fischer-Titration (Wassergehaltsbestimmung): Bei bestimmten Kunststoffen ist die Endqualität des Produktes abhängig vom Wassergehalt im Kunststoffgranulat vor dem Spritzgussprozess. Die Anwendung der Karl-Fischer-Methode erlaubt es, durch Titrationsverfahren den Wassergehalt quantitativ zu bestimmen. Oberflächenwasser und Wasser, welches zwischen den Molekülketten gebunden ist, kann quantifiziert werden. • Dünnschliff-Mikroskopie: Dünnschliffmikroskopie ist die «Pathologie» an Kunststoffen. Ein Bauteil wird eingebettet, gesägt und auf ca. 30 µm Dicke geschliffen (zum Vergleich: ein menschliches Haar hat einen Durchmesser von ca. 50 µm). Unter dem Mikroskop können nun Spannungsrisse (mittels polarisierten Lichts) sichtbar gemacht werden. Strukturelle Fehler oder Glasfaserverteilungen und Orientierungen werden hier ebenfalls visualisiert. 20 | Sulzer Technical Review 1/2011 Eine Vielzahl von gewünschten Bauteileigenschaften kann mittels zerstörender mechanischer Bauteilprüfungen einfach geprüft werden. • Zug-und-Druck Prüfung: Produkte werden an diesen Messgeräten mittels Druck bzw. Zug beaufschlagt. Die benötigte Kraft bis zum Bauteilversagen wird gemessen und analysiert. Aussagen bezüglich Dehnung, Bruchstellenform und Berstwerten sind wichtige Informationen für die Entwicklung (z.B. Auswahl neuer Werkstoffe), aber auch für die periodischen In-Prozessprüfungen während der Serienproduktion. • Torsionsmessungen: Verdrehkräfte sind oft subjektive Wahrnehmungen. Ob ein Verschluss an einer Kartusche schwer aufsetzbar ist oder eher leicht, darf nicht von der Tagesverfassung des jeweiligen Anwenders abhängig sein. Es ist wichtig, reproduzierbare Kräfte für die Montage durch den Anwender sicherzustellen. Dazu wird mittels Torsionsmessgeräts die Produktentwicklung als auch die Serienproduktion laufend überwacht. Metrologie und Tribologie Vor dem finalen Freigabeschritt zur Serienproduktion ist die dimensionelle Übereinstimmung der Kunststoffprodukte oder Werkzeuge mit der Zeich- nungsvorgabe zu überprüfen. Dabei kommt es darauf an, möglichst viele Messpunkte der Geometrie erfassen und analysieren zu können. Auch in diesem Bereich sind die Anforderungen hinsichtlich dimensioneller Genauigkeit in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die Grundlage dafür ist die Verwendung der Messgeräte in einem vollklimatisierten Messraum. CNC-3D-Koordinatenmessgeräte: Um mittels «berührender» Messung die genauesten Messergebnisse zu erzielen, setzen wir auf hochpräzises HighspeedScanning-Verfahren. Damit ist es möglich, über die Vielpunktmessung selbst komplexeste Produkt- bzw. Werkzeuggeometrien zu erfassen. Die Messgenauigkeit liegt hier unter 1 µm. CNC-3D-Optisches Messgerät (mit Fasertastertechnologie): Bei der CNC-3D Koordinatenmesstechnik sind aufgrund der Antastkräfte die zu messenden Durchmesser bei 0,3 mm begrenzt. Alles, was kleiner als 0,3 mm ist, wird auf den Sulzer-Mixpac-CNC-3D-Optischen Messgeräten erfasst. Auch hier liegt die Messgenauigkeit im µm-Bereich. Rauheits-, Welligkeits- und Profilmessung: Werkzeugoberflächen sind Entscheidend für die Oberflächengüte der daraus hergestellten Kunststoffprodukte. Es ist Sulzer Mixpac möglich, über hochgenaue Rauheitsmessungen diese Oberflächen zu messen und ggf. Korrekturen frühzeitig einzuleiten. CT-(Computer-Tomographie-)Auswertungen: Um ein vollständiges Bild der gesamten Werkstückgeometrie zu erhalten, ist es z.B. in der Schadensanalyse nötig, die Computer-Tomographie anzuwenden. Hier macht ein externer Partner von Sulzer Mixpac die Erfassung mittels CT, und im Sulzer Mixpac Labor wird die Auswertung der erfassten Daten durchgeführt. Um die Abläufe aus Sicht der «internen Kunden» einfacher zu gestalten, TESTEN UND QUALITÄT wurden Anfang 2011 alle Analysemethoden in einem Labor zusammengefasst. Damit ist eine schnelle Auftragsabwicklung sichergestellt. Applikationsengineering Das Verständnis der Prozesse unserer Kunden und der Endanwender ist Voraussetzung für die stetige Weiterentwicklung unserer bestehenden Produkte und für die Entstehung von neuen Produktideen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, ein kompetenter Partner für unsere Kunden zu sein und die gleiche Sprache zu sprechen, wenn es um die Verwendung unserer Produkte in den verschiedensten Anwendungsbereichen geht. In der Abteilung Technology beschäftigen wir uns deshalb mit den Prozessen unserer direkten Kunden wie dem Labelling, der Befüllung, der Lagerung, dem Transport oder dem Recycling, aber auch mit den typischen Anwendungsfeldern der Endkunden; dazu gehören auch Benchmarking- und Vergleichstests. Dabei steht immer die funktionelle Leistungsfähigkeit unserer Systeme zusammen mit dem eingesetzten Medium in einem konkreten Anwendungsfall im Vordergrund. Die folgenden zwei Beispiele erläutern dies. Eine Basisfunktion all unserer Kartuschen ist das Lagern und Austragen von reaktiven Zweikomponentenmassen. Die beiden Komponenten müssen aber zunächst optimal in die Kartuschenzylinder abgefüllt werden 4. Dabei steht die Wirtschaftlichkeit durch einfache und schnelle Befüllung und das Kolbensetzen im Vordergrund, aber auch die reproduzierbare, gleichbleibende und luftfreie Abfüllung sind für den Erfolg des Zweikomponentensystems bei der Anwendung mitentscheidend. Wir müssen deshalb die Füllprozesse mit allen Raffinessen detailliert kennen, um überhaupt die richtigen Produkte entwickeln und unsere Kunden in Fragen der Befüllung auch kompetent beraten zu können. Wir haben deshalb bei uns im Hause die Möglichkeit, eigene Abfüllversuche mit Kundenmaterialen durchzuführen. Nebst der engen Zusammenarbeit mit professionellen Abfüllern erlaubt uns dies die unmittelbare und unabhängige Erarbeitung des notwendigen Wissens. Eine weitere typische Aufgabe ist der Wissensaufbau für Protective-CoatingAnwendungen, wobei oft Sprayverfahren zum Einsatz kommen. Dieses Marktseg- 4 Simultane Befüllung der beiden Zylinder einer Kartusche über den Auslass. 5 Coating-Applikation aus einer Kartusche mit Sulzer-Mixpac-Sprühmischer. ment mit dieser speziellen Technologie stellt einen komplett neuen Anwendungsbereich für Sulzer Mixpac 5 dar, und für einen erfolgreichen Markteintritt ist es wiederum entscheidend, dass unsere Produkte den Anforderungen und Eigenheiten dieses Marktes genügen. Deshalb werden bei uns im Hause Sprayversuche durchgeführt, um unsere Produkte mit verschiedenen Materialien zu testen und das Gesamtsystem optimal entwickeln zu können. Die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen QESH und Technology in unseren Labors zur Erarbeitung des Applikationswissens und der dazu nötigen Prüfmethoden und Anlagen trägt zum nachhaltigen Erfolg von Sulzer Mixpac bei. Dank neuester Analytik zum erfolgreichen Produkt Sulzer Mixpac vereint Herstellungskompetenzen, Analytik und Messtechnik mit dem zugehörigen Ingenieurswissen. Unsere Kunden profitieren von unseren hervorragenden Kenntnissen in der Prüftechnik und unseren F&E-Kompetenzen in Werkstoffen. Sulzer Mixpac entwickelt und analysiert anspruchsvolle Kunststoffprodukte zum Nutzen der Kunden. Stephan Schatz Sulzer Mixpac AG Ruetistraße 7 9469 Haag Schweiz Telefon +41 81 772 20 20 [email protected] Paul Jutzi Sulzer Mixpac AG Ruetistraße 7 9469 Haag Schweiz Telefon +41 81 772 21 50 [email protected] Sulzer Technical Review 1/2011 | 21 TESTEN UND QUALITÄT Zustandsabhängige Überwachung von Motoren und Generatoren Vermeidung von langen Ausfallzeiten Sulzer Dowding & Mills nutzt eine Reihe von Überwachungsmethoden zur Beurteilung des Zustands von Motoren und Generatoren, um Kunden vor langen Ausfallzeiten und Produktionseinbußen zu schützen. E ine der häufigsten Ausfallursachen bei rotierenden elektrischen Maschinen sind Lagerschäden. Doch die Ausfallart mit den größten Auswirkungen im Hinblick auf Stillstandzeiten und Produktionseinbußen ist das Versagen der Isolation an den Statorwicklungen. Dies gilt insbesondere für Hochspannungsmaschinen. Da ein vorzeitiger Ausfall der Statorisolation zu kostspieligen Zwangsstillständen führen kann, ist die Verhinderung solcher Ausfälle ein wichtiges Ziel. Daher werden große Anstrengungen unternommen, um zuverlässige Verfahren zur Beurteilung der Isolationsqualität zu entwickeln. Sulzer Dowding & Mills nutzt verschiedene Zustandsüberwachungsmethoden, Teilentladungsanalysen, Phasen- 1 Hochauflösendes Beschleunigung (G-s) Niederfrequenzspektrum mit vier Oberschwingungen der Drehzahl. 0.20 0.15 0.10 0.05 0 20 40 60 80 100 120 100 120 Frequenz (Hz) 2 Vergrößerte 0.05 Beschleunigung (G-s) Ansicht der 1-X-Rotationsdaten. 0.04 0.03 0.02 0.01 0 20 40 60 80 Frequenz (Hz) 22 | Sulzer Technical Review 1/2011 3 Foto des anhand der Vibrationsdaten in Bild 1 und 2 identifizierten beschädigten Rotors. stromanalysen, die Bestimmung des Isolationswiderstands und des Polarisationsindex (PI), Tan-Delta-Analysen und vor allem eine genaue Sichtprüfung, um den Zustand der Wicklungsisolation und des Lagersystems von elektrischen Maschinen zu beurteilen. Mithilfe von Vibrationsanalysen wird der Zustand der Lager und rotierenden Teile der Maschine bestimmt, während Wärmebildkameras eingesetzt werden, um Veränderungen in der Wärmeentwicklung aufgrund von Lagerproblemen, mangelhaften elektrischen Verbindungen, asymmetrischer Phasenbelastung usw. zu identifizieren. Zu den Parametern, die routinemäßig entweder periodisch oder online überwacht werden, gehören Vibration, Temperatur, Teilentladung und zum Teil die Wellenspannung. Diese Daten werden zusammen mit Betriebsdaten wie Last, Betriebsstunden, Umgebungs- und Umweltbedingungen, Systemstörungen usw. zur Beurteilung des Zustands der gesamten Maschine verwendet. Analyse mechanischer Vibrationen Die Analyse der gemessenen mechanischen Vibrationen ist eine hervorragende Methode zur Bestimmung des aktuellen Zustands einer Maschine. Selbst wenn die Vibrationen nicht sehr groß sind, liefern sie einen Hinweis auf den Zustand der Maschine, da sie die dynamischen Kräfte widerspiegeln, die im Betrieb auf die rotierenden Teile wirken. Damit ist die Analyse gut zur frühzeitigen Erkennung von Unregelmäßigkeiten und Störungen geeignet. Starke Vibrationen können nicht nur zur Überhitzung und schließlich zum Ausfall der Lager führen, sondern auch Schäden an der Wicklungsisolation im 4333 eine Beschädigung der Käfigläuferwicklung mit mehreren defekten Rotorstäben. Die Vibrationsanalyse hat sich auch bei der Erkennung von Lagerschäden in Verbindung mit umrichtergespeisten Antrieben als erfolgreich erwiesen. Frequenzumrichter können bekanntermaßen zur Riffelbildung in Wälzlagern durch Funkenerosion (Electrical Discharge Machining, EDM) beitragen, wenn die Rotorwelle nicht richtig geerdet ist. Diese Art von Schaden wurde von Sulzer Dowding & Mills bei mehreren Kundenanlagen festgestellt. Das folgende Beispiel behandelt einen vierpoligen Synchronmotor mit 262 kW und 4160 V, der zum Antrieb eines Förderbands in einer Aufbereitungsanlage im Kohletagebau eingesetzt wird. Das Trendbild wies auf Schäden hin, und die Intensität mehrerer hochfrequenter Spitzen veranlasste Sulzer dazu, dem Kunden entsprechende Korrekturmaßnahmen zu empfehlen 4 . Die Lager 5 wurden ersetzt und der Motor mit einer speziellen kommerziellen Dichtung zur Ableitung der am Rotor entstehenden Wirbelströme versehen. Dadurch sollte ein erneutes Auftreten dieser Ausfallart verhindert werden. Fallbeispiel Gillette Ein vierpoliger Synchronmotor, der zum Antrieb eines 1,2 m breiten Förderbands in einer Aufbereitungsanlage im Kohletagebau eingesetzt wird, wurde einer Vibrationsanalyse unterzogen. Die Bilder 1 und 2 zeigen den Zusammenhang zwischen den Vibrationsdaten und dem tatsächlichen Schaden am Rotor des 750-kW-Synchronmotors. Die Amplitude der Oberschwingungen und die Anzahl der Seitenbänder bei der Rotorschlupffrequenz liefern einen Hinweis auf die Schwere des Problems. Die Differenzfrequenz der Seitenbänder weist einen Abstand von 0,670 Hz auf. Daraus ergibt sich der Rotorschlupf des vierpoligen Motors bei der im Diagramm dargestellten Drehzahl. Die Höhe der Seitenbänder in Verbindung mit einem Anstieg der Schlupffrequenz liefert einen Hinweis auf die Schwere der Beschädigung an der Käfigläuferwicklung. Bild 3 bestätigt den bei der Vibrationsanalyse identifizierten Fehlerzustand als 1.6 1.2 0.8 0.4 0 0 400 800 1200 1600 Tag Beschleunigung (G-s) Rotor und Stator verursachen. All diese Zustände erfordern umfangreiche Reparaturen, für die die Maschine außer Betrieb gesetzt werden muss. Moderne Vibrationsüberwachungssysteme bieten Datenbanken zur Überprüfung der Vibrationsdaten, die dabei helfen, mechanische Probleme und zukünftige Wartungsanforderungen von rotierenden Maschinen vorherzusagen. So können die Inspektion erweitert und die für die Wartung erforderliche Ausfallzeit minimiert werden. Vibrations- bzw. Wegsensoren werden an oder möglichst in der Nähe der Lager auf der Antriebs- und Belüftungsseite der Maschine installiert. Die Vibrationsmessungen werden radial an zwei 90° voneinander entfernt liegenden Punkten auf jeder Seite und axial am Antriebsende aufgezeichnet. Die Sensorsignale können als Schwingungsverlauf ausgegeben oder durch schnelle Fouriertransformationen verarbeitet und als Frequenzspektrum zur detaillierten Analyse dargestellt werden. Durch Analyse der Trendaufzeichnung können Zustandsveränderungen identifiziert und Ausfälle vorhergesagt werden. PK (in/s) TESTEN UND QUALITÄT 1.6 1.2 0.8 0.4 0 0 10 5 0 –5 –10 –15 0 1000 0.5 2000 3000 4000 Frequenz (Hz) 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 5000 3.5 4.0 Umdrehungsdrehzahl 4 Trendbild, Frequenzspektrum und Schwingungsverlauf bei einem Förderband-Antriebsmotor. lationssystems im laufenden Betrieb widerspiegelt. Online-Prüfungen liefern genauere und zuverlässigere Diagnosedaten hinsichtlich des Isolationszustands im laufenden Betrieb. Systeme zur Online-Überwachung der Teilentladung sind in der Lage, TE-Aktivitäten zu erkennen, wobei ein deutlicher Anstieg dieser Aktivität auf eine mögliche Degradation der Isolation hindeutet, was bei großen Maschinen mit mehr als 5000 V in Laufe der Zeit zum Ausfall der Isolation führen kann. Messprinzip TE-Analyse und weitere Prüfungen Wird bei Online-Prüfungen eine Teilentladungsaktivität (TE-Aktivität) erkannt, möchten die Betreiber der Maschine normalerweise durch Sichtprüfung und/oder weitere Offline-Tests sicherstellen, ob wirklich ein Problem vorliegt, bevor sie die Maschine außer Betrieb setzen. Zu den traditionellen OfflineTests gehören die Messung des Gleichstromisolationswiderstands, die Bestimmung des Polarisationsindex, die Überprüfung des Verlustfaktors (Tan-DeltaMessung), Offline-Teilentladungsprüfungen sowie eine genaue Sichtprüfung. Alle diese Prüfungen sind wohlbekannt und werden seit vielen Jahren eingesetzt. Der Nachteil von Offline-Isolationsprüfungen ist, dass die Maschine für diese Zeit ausfällt, was in manchen Fällen mehrere Tage dauern kann. Hinzu kommt, dass die Wicklungsisolation bei Offline-Prüfungen nicht den Belastungen des normalen Betriebs ausgesetzt ist und daher nicht den realen Zustand des Iso- Bei einer Teilentladungsaktivität in rotierenden Maschinen kommt es unter hoher elektrischer Beanspruchung zum physikalischen Zusammenbruch eines Gases (normalerweise Luft) in einem Hohlraum, einer Spalte oder in der Nähe einer festen Isolierung innerhalb eines Isolationssystems. Diese Entladung kann zu einer chemischen und thermischen Degradation der Materialien in der Nähe der Entladung führen. Bei fortwährender TE-Aktivität bilden sich aus den Epoxidharzbindemitteln und anderen Stoffen hochleitfähige Materialien. Die in den Isolierstoffen enthaltenen Kohlenstoff5 Foto des anhand der Vibrationsdaten in Bild 4 erkannten Lagerschadens. Sulzer Technical Review 1/2011 | 23 TESTEN UND QUALITÄT 3 1 2 4 5 1 Rogowski-Spulen 2 Lokaler Anschlusskasten 6 7 8 3 StatorMONITOR-Signal- aufbereitungseinheit 4 Signalkabel (max. 30 m) 5 Laptop mit Datenerfassungskarte 6 StatorMONITOR-Analysesoftware 7 Signalkabel 8 RS232-Filter-Steuerkabel (seriell) 6 Typische Anordnung für eine Teilentladungsprüfung mit dem StatorMONITOR®-System. atome werden zu freien Molekülen, die sich verbinden und Kohlenstoffbahnen bilden. Setzt sich die TE-Aktivität weiter fort, führt dies zu permanenten Schäden an der Isolation und schließlich zum vollständigen Zusammenbruch bzw. Versagen des Isolationssystems. Beim Zusammenbruch des Gases entsteht ein elektrischer Funke, der ein hochfrequentes Signal erzeugt, das mithilfe verschiedener Methoden, z.B. durch einen direkt gekoppelten Kondensator oder indirekt über eine RogowskiSpule, einen Hochfrequenzempfänger, einen Widerstandstemperatursensor usw., überwacht werden kann. Das Online-TEMesssystem StatorMONITOR® wurde von Sulzer Dowding & Mills zur Überwachung, Diagnose und Evaluierung des Zustands der Isolationen von Statorwicklungen in Hochspannungsmotoren und -generatoren entwickelt. Aufgabe des Systems ist es, Isolationsprobleme in einem frühen Stadium zu erkennen, wenn entsprechende Abhilfemaßnahmen im Hinblick auf die Verhinderung von ungeplanten Ausfallzeiten und die damit verbundenen finanziellen Auswirkungen den größten Nutzen bringen würden. 7 Bei einem der Motoren zeigten sich Anzeichen für eine Entladung zwischen den Phasen (rote und gelbe Phasen) und eine Nutentladung – am deutlichsten zu erkennen in der blauen Phase. Entladung zwischen den Phasen Modulation durch Nutentladung (Spulenbewegung in der Nut) 24 | Sulzer Technical Review 1/2011 Das von Sulzer Dowding & Mills entwickelte StatorMONITOR-System verwendet Rogowski-Spulen als TE-Detektoren. Die Daten werden online von drei Phasen gleichzeitig erfasst, was eine Unterscheidung zwischen TE-Aktivitäten in der Hauptisolation (für jede Phase), zwischen den Phasen und in den Wicklungsköpfen ermöglicht. Das System quantisiert und zeichnet die grundlegenden Entladungsparameter jedes einzelnen TE-Impulses wie die Stärke, die Polarität und die Phasenlage des Impulses in Relation zur Netzfrequenz auf. Daraufhin werden Mustererkennungsalgorithmen angewandt, um die Art und Schwere möglicher Probleme zu identifizieren. Regelmäßige, bekannte Interferenzen, wie sie z.B. durch Stromrichter oder Erregersysteme für Generatoren hervorgerufen werden und die die Genauigkeit der Analyse beeinträchtigen könnten, können ebenfalls erkannt und beseitigt werden. Die Trending-Funktionen des Systems ermöglichen die Identifizierung von sich entwickelnden potenziellen Problemen oder Degradationsprozessen innerhalb der Isolation. Die Hauptaufgabe des Systems ist die Erkennung von Entladungsaktivitäten, die für das Isolationssystem und benachbarte Komponenten schädlich sein können. Fallbeispiel Teileinladung in rotierenden Hochspannungsmaschinen Drei identische zweipolige Maschinen mit den unten genannten Spezifikationen wurden mithilfe des StatorMONITORSystems einer Teilentladungsprüfung unterzogen. • Motorleistung: 4 MW • Spannung: 11 kV • Ausführung: Synchronmotor • Einsatzort: Offshore-Ölplattform Eine typische Prüfanordnung ist in Bild 6 dargestellt. Zwei der drei vor Ort geprüften Maschinen wiesen eine normale, geringe Entladungsaktivität auf. An einem Motor einer Maschine wurde jedoch ein Wert von 90 000 Picocoulomb (pC) gemessen, was auf eine Entladung zwischen den Phasen (rote und gelbe Phasen in 7) schließen ließ. Ferner war eine deutliche Modulation im Entladungsmuster erkennbar (blaue Phase in 7), die auf eine 8 Durch Entladungsaktivität entstandene weiße Ablagerungen an den Wickelköpfen. Nutentladung hindeutet, wie sie normalerweise durch Bewegung der Spulen in den Nuten hervorgerufen wird. Eine Bewegung der Spulen ist für gewöhnlich auf lose Verschlusskeile zurückzuführen. Dem Kunden wurde empfohlen, den Motor außer Betrieb zu setzen und zu überholen. Der Ersatzmotor sollte drei Monate später während einer planmäßigen Stilllegung installiert werden. Dies verzögerte sich um einige Monate, und kurz vor der Stilllegung kam es bei diesem Motor zu einem Wicklungsausfall. Bei näherer Untersuchung der Wicklung nach dem Ausbau zeigte sich, dass sich die Wicklungsbefestigung gelöst hatte, was wiederum zum Reiben eines Phasenkabels und zu einer Entladung führte, bis es zum Ausfall zwischen dieser und einer anderen Phase im Wickelkopf kam. 8 zeigt die weißen Pulverablagerungen im Wickelkopf als Folge der Entladungsaktivität. Weitere Untersuchungen ergaben, dass sich etwa 10 % der Nutenkeile gelöst hatten, was möglicherweise ebenfalls auf das Befestigungsproblem zurückzuführen ist. Schlussfolgerungen Die Online-Überwachung mit Vibrationsanalyse und Teilentladungsmessung ermöglicht die Erkennung von Ausfallmechanismen innerhalb der Maschine, bevor es zum Ausfall kommt. So können rechtzeitig entsprechende Abhilfemaßnahmen getroffen werden, um die Betriebsfähigkeit der Maschine wiederherzustellen, was wiederum dabei hilft, ihre Lebensdauer zu verlängern und katastrophale Ausfälle und unplanmäßige Stillstände zu verhindern. John Allen Sulzer Dowding & Mills Ltd. Camp Hill, Bordesley Birmingham, B12 0JJ Großbritannien Telefon +44 121 766 6161 [email protected] SULZER-INNOVATION Die perfekte Lösung für korrosive Medien Der neue Sulzer-KnitMesh-XCOAT™-Tropfenabscheider kombiniert die chemische Beständigkeit von Fluorpolymeren mit der Festigkeit und Formbeständigkeit von Metalllegierungen. Damit eröffnet der Sulzer-KnitMesh-XCOAT-Tropfenabscheider eine neue Dimension im Umgang mit starken Säuren. In zahlreichen Anwendungen müssen Flüssigkeitstropfen effizient aus einem Gasstrom abgeschieden werden, damit in nachfolgenden Prozessen keine Probleme oder Schäden auftreten. Handelt es sich bei der Anwendung um einen Prozess mit korrosiven Stoffen, dann werden an die zu verwendenden Werkstoffe besondere Anforderungen betreffend Widerstandfähigkeit gestellt. Geeignete Werkstoffe zeichnen sich durch hohe Korrosionsbeständigkeit bei unterschiedlichsten Betriebbedingungen aus und zeigen in der Folge eine lange Einsatzdauer. Prozess zur Schwefelsäureherstellung Schwefelsäure ist eine chemische Verbindung des Schwefels mit der Formel H2SO4. Sie ist eine farblose, ölige, sehr viskose und hygroskopische Flüssigkeit, welche eine der stärksten Säuren ist und stark ätzend wirkt. Schwefelsäure ist eine der wichtigsten Chemikalien überhaupt und zählt zu den meistproduzierten chemischen Grundstoffen. Schwefelsäure wird aus Schwefeldioxid (SO2) hergestellt, welches zu Der neue Sulzer-KnitMesh-XCOAT-Tropfenabscheider. Schwefeltrioxid (SO3) oxidiert wird. Dieses setzt man mit Wasser in konzentrierter Schwefelsäure zu Schwefelsäure um. Trocknungskolonne in der Schwefelsäureherstellung Der Gasstrom zu und aus dem Reaktionsprozess wird durch direkten Kontakt mit konzentrierter Schwefelsäure getrocknet, um Korrosion durch feuchtes SO2- bzw. SO3-Gas sowie Kondensation von Säure bei Anlagenstillständen zu verhindern, damit der Katalysator nicht zerstört wird. Um Korrosion zu vermeiden, werden die Kolonnen entweder aus speziellen hochlegierten Stählen gefertigt oder mit säure- und hitzebeständigem Mauerwerk ausgekleidet. Tropfenabscheider in der Trocknungskolonne Im Kopf der Trocknungskolonne wird ein Tropfenabscheider installiert, damit keine Flüssigkeitstropfen in den nachfolgenden Prozess mitgerissen werden. Gestrickabscheider von Sulzer Chemtech sind unter dem Markennamen «Knit Mesh» erhältlich. Ein KnitMesh-Tropfenabscheider wird aus Drähten oder Fasern gestrickt. Die Stärken des KnitMesh-XCOATTropfenabscheiders Gestrickabscheider in Schwefelsäuretrocknungskolonnen erfordern hochwertige Werkstoffe. Dies betrifft im Besonderen die dünnen Drähte des Gestricks, um Korrosion zu vermindern. Es werden auf Korrosion durch Schwefelsäure optimierte Speziallegierungen ein- 4334 Nahaufnahme XCOAT: Dünner Metalldraht, ummantelt mit 100 % reinem PTFE (Polytetrafluorethylen). gesetzt. Alternativ finden Kunststofffasern in einigen Fällen auch in Kombination mit Metalldrähten Anwendung. Die obigen Metalllegierungen verhindern Korrosion jedoch nicht völlig, weshalb trotz allem die Lebensdauer limitiert bleibt. Gestrickabscheider aus den obigen Fluorpolymeren zeigen zwar eine hervorragende chemische Beständigkeit, neigen aber bei höheren Temperaturen zum Schrumpfen, so daß Bypässe im Gestrick entstehen. Mit dem Sulzer-KnitMesh-XCOATTropfenabscheider wird nun erstmals ein Material eingesetzt, welches in idealer Weise die Festigkeit und Formbeständigkeit eines Metalldrahtes mit der chemischen Beständigkeit von Fluorpolymeren kombiniert. Ein dünner Metalldraht, ummantelt mit 100 % reinem PTFE (Polytetrafluorethylen), dem wohl besten chemikalien- und temperaturbeständigen Kunststoffmaterial, zeigt in heißen korrosiven Medien eine längere Lebensdauer als Drähte aus speziellen Legierungen oder Fasern aus Fluorpolymeren. Damit eröffnet der SulzerKnitMesh-XCOAT-Tropfenabscheider eine neue Dimension im Umgang mit starken Säuren. Der Sulzer-KnitMesh-XCOAT-Tropfenabscheider steht ab sofort exklusiv und nur bei Sulzer Chemtech für unsere Kunden bereit. Daniel Egger Für weitere Auskünfte: Rohit N. Joshi Sulzer Chemtech India, Pune Telefon +91 2137 304740 [email protected] Sulzer Technical Review 1/2011 | 25 PANORAMA Druck reduzieren – Effizienz steigern In vielen industriellen Prozessen müssen unter hohem Druck stehende Flüssigkeiten gedrosselt werden, um den Anforderungen der nachfolgenden Prozessschritte zu genügen. Typischerweise werden herkömmliche Druckminderventile eingesetzt, um die hydraulische Energie abzuführen, wobei diese zwangsläufig verloren geht. Mithilfe sogenannter Hydraulic Power Recovery Turbines (HPRTs) kann der überschüssige Druck in mechanische Rotationsenergie umgewandelt und somit die Gesamteffizienz des Prozesses erhöht werden. Sulzer Pumps besitzt langjährige Erfahrung im Einsatz von rückwärtsbetriebenen Pumpen als wirtschaftliche Lösung zur Energierückgewinnung. Generell sind Pumpen ein Mittel zum Flüssigkeitstransport, die mechanische Energie in hydraulische Energie umwandeln, indem sie den Druck erhöhen. Muss der Druck aufgrund der Prozessanforderungen reduziert werden, kann eine rückwärtslaufende Pumpe eingesetzt werden, um die sonst verlorene Energie aufzunehmen. Dabei wird die hydraulische Energie in mechanische Energie umgewandelt, die dann zum Antrieb eines Generators oder zur Unterstützung anderer rotierender Maschinen eingesetzt werden kann. Mithilfe einer HPRT können bis zu 85% der sonst in einem Drosselventil verlorenen Energie zurückgewonnen werden. Werden modifizierte Standardpumpen als HPRTs eingesetzt, sind die Investitionskosten im Vergleich zu herkömmlichen Turbinen niedrig. Schon bei einer relativ geringen Druckminderung kann sich eine Energierückgewinnung lohnen. Nahezu jede Kreiselpumpe kann als Turbine betrieben werden. Dabei strömt die Flüssigkeit in die entgegengesetzte 26 | Sulzer Technical Review 1/2011 Richtung, d.h., der Druckflansch der Pumpe wird zum Eintritt der HPRT, und der Saugflansch wird zum Austritt. Bei größeren HPRTs wird das Innere des Pumpengehäuses modifiziert, um eine gleichmäßige Zuströmung zum Laufrad zu gewährleisten. Energierückgewinnung Herkömmliche hydraulische Turbinen können axial, halbaxial oder radial und ein- und mehrstufig ausgeführt sein. Welche Art von Pumpe für eine bestimmte Anwendung eingesetzt wird, hängt von der Fallhöhe, dem Durchfluss und der Drehzahl ab. Diese drei Parameter bestimmen die spezifische Drehzahl einer hydraulischen Maschine. Die spezifische Drehzahl ist ein charakteristischer Wert jeder Pumpe bzw. Turbine, der mit zunehmendem Durchfluss und abnehmender Förder- bzw. Fallhöhe steigt. Axiale Laufräder mit einer hohen spezifischen Drehzahl werden bei geringer Fallhöhe und hohem Durchfluss – z.B. in Laufwasserkraftwerken 1 – eingesetzt. Bei größeren Fallhöhen kommen ein- oder mehrstufige Radial- bzw. Halbaxialturbinen zum Einsatz. Bei sehr geringem Durchfluss und großer Fallhöhe ist eine Freistrahl- oder Pelton-Turbine häufig die geeignete Lösung. Die Leistungsabgabe einer Maschine zur hydraulischen Energiegewinnung wird bestimmt vom Durchfluss und von der Fallhöhe. In Wasserkraftwerken werden Reaktionsturbinen für Nennleistungen zwischen 500 kW und etwa 700 MW eingesetzt. In einigen industriellen Anwendungen wie Umkehrosmoseanlagen, Erdölraffinerien, Düngemittelanlagen und Gasbehandlungsanlagen werden für bestimmte Prozesse hohe Drücke benötigt. Aminwäscher werden häufig verwendet, um Erdgas von CO2 und H2S zu befreien. Der Wäscher arbeitet dabei mit Pipelinedruck. Anschließend wird der Druck reduziert, um verschiedene weitere Komponenten aus dem Prozessstrom zu entfernen. Die Senkung des Drucks erfolgt normalerweise durch Drosseleinrichtungen (Ventile, Blenden usw.). Mithilfe einstufiger HPRTs kann diese Energie zurückgewonnen werden. Bei Hydro- 4335 PANORAMA desulfurierungsanlagen in Raffinerien können aufgrund des notwendigen hohen Druckabfalls mehrstufige HPRTs erforderlich sein. Know-how für das richtige Layout Soll eine Pumpe als Turbine eingesetzt werden, ist es wichtig, die Unterschiede im Leistungsvermögen der Maschine bei umgekehrter Fließ- und Drehrichtung zu kennen. Bei gleicher Drehgeschwindigkeit und gleichem Laufraddurchmesser gelten folgende allgemeine Unterschiede 2: • Der Wirkungsgrad am Bestpunkt der Turbine entspricht ungefähr dem der Pumpe bzw. kann je nach Größe der Maschine etwas höher liegen. • Die Wirkungsgradkurve bei Überlast fällt im Turbinenbetrieb langsamer ab als im Pumpenbetrieb, da die Verluste mit einer hohen Leistung verbunden sind. • Der Wirkungsgrad-Bestpunkt der Turbine liegt bei einem höheren Durchfluss und einer größeren Fallhöhe, d.h., die Leistung ist im Turbinenbetrieb höher als im Pumpbetrieb. • In den meisten Fällen ist die Wellenleistung am Bestpunkt der Turbine etwas höher als am entsprechenden Punkt der Pumpe. • Die Kavitationsanfälligkeit ist im Turbinenbetrieb geringer als im Pumpbetrieb, da sich die Niederdruckzone im Turbinenbetrieb am Laufradaustritt befindet. Sulzer hat bereits mehrere Hundert HPRTs in verschiedenen Ausführungen bereitgestellt 3 und Methoden zur Berechnung der Leistungsfähigkeit von HPRTs auf der Basis der Pumpendaten entwickelt. Werden jedoch exakte Daten benötigt, ist ein Test der HPRT unabdingbar. Turbinentests erfordern eine umfangreiche Ausrüstung und kosten daher deutlich mehr als ein Pumpentest 4 . Um den entsprechenden Durchfluss und hohen Eintrittsdruck zu gewährleisten, ist eine Druckerhöhungspumpe mit ausreichender Leistung erforderlich. Die Ausgangsleistung der HPRT muss mit einem kalibrierten Generator, Drehmomentmesser oder Dynamometer gemessen werden. Aus den Messungen 0 1 Pumpe Turbine Zu erwartender Bereich 2 2 HT HT / HP 1 HP 0 1 ηT η T / ηP ηP 0 PT PT / PP 1 PP 0 -0.5 0 QPop: QTop: 2 QT / QP 2 Kennlinien eines Pumpenlaufrads im Pump- und Turbinenbetrieb (n = konstant, D = konstant). Der Wirkungsgrad-Bestpunkt der Turbine liegt bei einer größeren Fallhöhe und einem höheren Durchfluss. von Leistung, Durchfluss und Druck wird dann der Turbinenwirkungsgrad errechnet. Zur Verhinderung von Kavitation am HPRT-Austritt muss der Gegendruck am Austritt kontrolliert werden. 1 Große Wasserturbinen können Nennleistungen von 700 MW oder mehr erreichen. Bei viel niedrigeren Nennleistungen stellen herkömmliche, als Turbinen betriebene Pumpen eine wirtschaftliche Lösung zur Druckminderung in industriellen Prozessen dar. © Andrey Shchekalev | Dreamstime.com Sulzer Technical Review 1/2011 | 27 PANORAMA 3 In vielen Fällen wird eine einstufige HPRT eingesetzt, um die Energie des Prozessstroms aufzunehmen und eine mehrstufige Pumpe anzutreiben. Betrachtung des Gesamtsystems Die Bestimmung der Durchgangsdrehzahl ist eine wesentliche Voraussetzung für den Rückwärtsbetrieb der Pumpe. «Durchgehen» ist der Betrieb bei maximaler Drehzahl ohne Last. Dieser außergewöhnliche Fall tritt ein, wenn die Netzverbindung des Generators aufgrund eines Stromausfalls oder eines Blitzschlags verloren geht. Dies kann in Bruchteilen von Sekunden passieren und muss bei der Auslegung eines hydraulischen Systems berücksichtigt werden. Die Durchgangsdrehzahl einer Radialmaschine kann je nach spezifischer Drehzahl und Bemessungsbedingungen zwischen 140% und 200% ihrer Nenndrehzahl betragen. 4 Typische HPRT-Prüfanordnung in einem geschlossenen Kreislauf. Elektroenergieversorgung Vakuumpumpe Druckluftversorgung Abluft Motor Verdrängungsbehälter P Förderdruck Saugdruck Ablauf Druckerhöhungspumpe Saugventil Fluidtemperatur Drosselventil Turbineneintrittsdruck Pl Pl Turbine Durchflussmesser (Venturi oder magnetisch-induktiv) Messung der elektr. Leistung Generator Stromnetz 28 | Sulzer Technical Review 1/2011 Rückschlagventil Betrieb mit zweiphasigen Prozessströmen Besondere Vorsicht ist beim Anfahren einer HPRT geboten. Treibt die HPRT einen Generator an, wird die Turbine normalerweise auf etwa ihre Betriebsdrehzahl beschleunigt. Nähert sich die Drehzahl der Synchrondrehzahl, wird der Generator ans Netz geschaltet, wodurch eine Last entsteht. Ohne Last könnte die HPRT schnell überdrehen. 5 Anordnung der HPRT-Ausrüstung: Der Generatorbetrieb mit reduzierter Drehzahl kann diesen vor Schäden durch Überdrehen aufgrund eines plötzlichen Netzausfalls schützen. Pumpe HPRT Motor Kupplung Pl Zulauf Untersetzung Messung der elektr. Leistung Dies sollte beim Generatorbetrieb und bei der Wahl der unter transienten Bedingungen arbeitenden Abschalteinrichtung berücksichtigt werden. Wird die HPRT zum Antrieb eines Generators verwendet, kann es sinnvoll sein, ein Untersetzungsgetriebe zwischenzuschalten und den Generator mit vier- oder sechspoligen Drehzahlen (1500 U/min oder 1000 U/min bei 50 Hz Netzfrequenz bzw. 1800 U/min oder 1200 U/min bei 60 Hz Netzfrequenz) zu betreiben, wobei der Rotor des Generators mechanisch für zweipolige Drehzahlen (3000 U/min bei 50 Hz bzw. 3600 U/min bei 60 Hz) ausgelegt sein sollte. Wasserkraftturbinen verfügen über Einrichtungen zur Steuerung des Durchflusses, z.B. in Form von Leitschaufeln, die dabei helfen, hohe Druckspitzen unter transienten Bedingungen zu vermeiden. In HPRT-Prozessanwendungen ist der Turbinen-Bypass stets leicht geöffnet und wird schnell angepasst, um die Regelung des Flüssigkeitsstands im Eintrittsbehälter zu ermöglichen, wenn das Turbineneinlassventil abschaltet. Die Prozesssteuerung spielt eine wichtige Rolle beim Einsatz von HPRTs. Wird der Druck im Austrittsbehälter um 20% gesenkt, nimmt die Fallhöhe über der Turbine zu, und die Turbine erzeugt 20% mehr Leistung als bei Nenndurchfluss und -fallhöhe. Aus diesem Grund ist es häufig ratsam, die Drehmomentkapazität der Turbinenwelle überzudimensionieren, um verschiedene Systemstörungen bei der Druckregelung zu berücksichtigen. Meist müssen Prozesse angefahren werden, bevor die HPRT in Betrieb genommen werden kann. Häufig wird eine vollwertige Pumpe mit Motorantrieb verwendet, um den Prozess zu starten, während im normalen Betrieb ein paralleles System aus HPRT, Kupplung, Motor und Pumpe zum Einsatz kommt 5 6. Bei Prozessen, in denen Gas oder Dampf im Prozessstrom mitgeführt wird (Erdgasbehandlung, Düngemittelherstellung, Hydrodesulfurierung usw.), verwandelt sich ein geringer Volumenanteil von Gas auf der Hochdruckseite in ein messbares Volumen auf der Niederdruckseite. Dieses Gasvolumen am Austritt kann Einfluss auf die Größe der HPRT haben. Der hohe Gasanteil am Austritt stellt kein Problem dar, wenn die Welle robust ist, das Laufrad aus kavitationsbeständigem Material gefertigt ist und die Verschleißteile zur Reduzierung von Kontaktschäden gehärtet sind. Gasblasen in der Sperrkammer führen jedoch mit Sicherheit zu Schäden an den mechanischen Dichtungen. Daher werden für HPRTs in Prozessanwendungen Doppeldichtungen gemäß API-Plan 53 oder 54 empfohlen, um sicherzustellen, dass die mechanischen Dichtungen in einem kontrollierten flüssigen Zustand arbeiten. Generator HPRT PANORAMA Stripper Aminwäscher Süßgasstrom Flüssigkeitsstandregler Bypass Pumpe Motor Kupplung Sauergas HPRT Gasarmer Aminstrom Anfahrpumpe Anfahrmotor 6 Einige HPRT-Einheiten sind so lang, dass die Grundplatte an einer Kopplung geteilt ist, um den Transport, das Heben und die Installation zu erleichtern. Aufbau: HT- MSD – Kupplung – Motor (fehlt) – MSD-Pumpe. 7 Durch den Einsatz einer HPRT in einer Gaswaschanlage können über 2 MW zurückgewonnen werden. Anwendung in der Kohlenwasserstoffverarbeitung zung des 870-kW-Motors genutzt, der die Druckerhöhungspumpe antreibt. Eine als Turbine laufende Pumpe ist schwierig zu regulieren. Je nach Druckabfall und Anwendung kann ein HPRTDurchfluss von 80–90% des effektiven Durchsatzes erreicht werden. Die übrigen 10–20% werden über ein Bypass-Ventil entspannt und zur Regelung des Flüssigkeitsstands im Eintrittsbehälter zur HPRT genutzt. Beim Hochfahren der Anlage kann die Turbine keine Arbeit verrichten, sondern verbraucht möglicherweise Energie. Ist der Motor zum Anfahren erforderlich, verhindert eine Überholkupplung, dass der Motor in dieser Phase zusätzliche Energie an die Turbine abgeben muss. Sobald die hydraulische Energie am Eintritt zur HPRT ausreicht, läuft die Turbine auf die Motordrehzahl hoch. Nun sorgt die Überholkupplung dafür, dass die HPRT nicht schneller laufen kann und ihre hydraulische Energie an den Antriebsstrang abgibt. Ein großes brasilianisches Ölunternehmen setzt anstelle von Drosselventilen Pumpen als Turbinen ein, um Energie zurückzugewinnen. In einem Fall muss eine mit Gas beladene Flüssigkeit in einem Waschturm entspannt werden. In Zusammenarbeit mit den Ingenieuren des Ölunternehmens erarbeitete sich Sulzer ein umfassendes Verständnis des mehrphasigen Prozessstroms. Dieses Wissen bildete die Grundlage für die Konstruktion des Laufrads und Rotors der HPRT. Die Erfahrung von Sulzer Pumps in der Konstruktion von HPRTs half dabei, eine Lösung für diese anspruchsvollen Bedingungen zu finden. Zwischen dem Eintritt und Austritt einer Turbine fällt der Druck in sehr kurzer Zeit ab. Gas, das bei hohem Druck in der Flüssigkeit gelöst ist, diffundiert aus der Flüssigkeit und bildet Gasblasen. Das Ergebnis ist ein zweiphasiger Prozessstrom. Erforderlich ist eine Druckminderung von 74,8 bar (1080 psi) auf 14,8 bar (210 psi). Eine fünfstufige HPRT mit einer Blindstufe wurde gewählt, um die zukünftige Installation einer weiteren Stufe für geringere Durchflussmengen zu ermöglichen 7. Die von der Entspannung zurückgewonnene kontinuierliche Leistung von 258 kW wird zur Unterstüt- 8 Gasanlage: MSD-Pumpe – Motor – Kupplung – HST-Turbine. Kurze Amortisationszeiten In vielen industriellen Prozessen können Hydraulic Power Recovery Turbines (HPRT) 8 erhebliche Einsparungen mit einer kurzen Amortisationszeit ermöglichen. Dabei ist eine Rückgewinnung von über 1,5 MW nicht ungewöhnlich. Bei sorgfältiger Beachtung der Prozessbedingungen und der HPRT-Regelung ist ein zuverlässiger, nutzbringender Betrieb über viele Jahre hinweg möglich. Ron Adams Sulzer Pumps 800 Koomey Road Brookshire, TX, 77423 USA Telefon +1 281 934 6029 [email protected] John Parker Sulzer Pumps 800 Koomey Road Brookshire, TX, 77423 USA Telefon +1 281 934 6011 [email protected] Sulzer Technical Review 1/2011 | 29 PANORAMA Eine neue Methode zur Charakterisierung von beliebigen Verteilungen Für eine realistische Beurteilung einer beliebigen Verteilung müssen sowohl die Schwankungsbreite der beschreibenden Größe als auch ihre räumliche Verteilung berücksichtigt werden. Aus diesem Grund wurde eine neue Kennzahl (CoD – Verteilungskoeffizient) definiert, die beide Attribute der Verteilung bzw. der Mischung berücksichtigt. Erste Tests mit künstlichen und durch numerische Strömungsberechnungen ermittelten Tracerverteilungen lieferten vielversprechende Ergebnisse. Die neue Kennzahl stellt eine wirksame Methode zur realistischen Beurteilung von beliebigen Verteilungen dar und kann dabei helfen, die Möglichkeiten bei der Konstruktion und Entwicklung von Produkten zu verbessern. Darüber hinaus erweitert die neue Kennzahl CoD die Möglichkeiten zur genauen Definition von Kundenanforderungen. Das Mischen von Komponenten gehört zu den ältesten Grundoperationen in der mechanischen Verfahrenstechnik. Großtechnisch stellen Mischprozesse – besonders bei Flüssigkeiten und insbesondere bei hohen Viskositäten, eine große Herausforderung dar. Da der zum Mischen erforderliche Aufwand mit der zu erzielenden Homogenität steigt, ist die Charakterisierung des Mischzustands von besonderem Interesse. Die Beurteilung der Homogenität bzw. des Vermischungsgrads erfolgt für gewöhnlich mithilfe von Kennzahlen auf Basis statistischer Methoden. Ein eingeführter und allgemein anerkannter Wert ist der Variationskoeffizient CoV (Coefficient of Variation), der das Verhältnis zwischen der Standardabweichung und dem Erwartungswert beschreibt. Da der CoV-Wert eine gemittelte Größe über eine Region (Fläche oder Raum) ist, die keine räumliche Verteilung berücksichtigt, kann die ausschließliche Quantifizierung von Vermischungen mithilfe des CoV zu einer geringen Aussagefähigkeit oder zu Fehldeutungen führen. Mischungen, die sich nur in der räumlichen Verteilung der beschreibenden Größen unterscheiden, ergeben denselben CoV-Wert, obwohl ihre Eigenschaften offensichtlich unterschiedlich sind 1. Bei chemischen Reaktionen können unterschiedliche Mischzustände zu großen Unterschieden in Ausbeute und Zusammensetzung führen. 1 Zwei Mischungen mit unterschiedlichen räumlichen Verteilungen, aber nahezu identischen CoV-Werten. Die zwei Mechanismen des Mischens Innerhalb einer Mischung gibt es zwei Mechanismen, die die Qualität der Mischung verbessern können: das distributive Mischen und den diffusiven Ausgleich von Unterschieden innerhalb eines Konzentrationsfelds. Beim Letzteren handelt es sich um einen spontanen, selbstständigen Prozess, der keine zusätzliche Energie erfordert. Das Ergebnis des diffusiven Transports lässt sich direkt über den CoV-Wert messen. Ebenso wichtig wie der diffusive Ausgleich ist das distributive Mischen, der zweite Mechanismus, der bei Mischvorgängen eine Rolle spielt. Es ist eine Voraussetzung für ein wirksames Mischen, da es die Kontaktfläche zwischen Regionen mit höherer und niedrigerer Konzentration vergrößert. Da sich der diffusive Transport proportional zu dieser Kontaktfläche und dem Konzentrationsgefälle verhält, hat eine größere räumliche Verteilung nicht nur eine direkte positive Auswirkung auf die Qualität der Mischung, sondern sollte sich auch positiv auf den Wert der Mischqualität auswirken. CoV für die Diffusion – f für die Verteilung Das Ziel ist es, eine Methode zur Beurteilung beider Mischmechanismen – des diffusiven Transports und des distribu- 30 | Sulzer Technical Review 1/2011 4336 PANORAMA tiven Mischens – zu entwickeln. Dazu werden mehrere Verteilungen eines künstlichen Markierungsstoffes (Tracer) analysiert. Bild 2 zeigt neun verschiedene Mischsituationen, die sich in der Durchmischung und der räumlichen Verteilung unterscheiden. In vertikaler Richtung sinkt der CoV-Wert von oben nach unten, da die Durchmischung durch einen Ausgleich der Werte (zur Simulation eines diffusen Transportmechanismus) zunimmt. In diesen Fällen bleibt die räumliche Verteilung konstant. In horizontaler Richtung hingegen bleibt der CoV-Wert konstant, aber die Längenskala, auf der Segregation auftritt, nimmt ab, d.h., die räumliche Verteilung des Tracers nimmt in horizontaler Richtung zu (zur Simulation eines distributiven Mischprozesses). Wie bereits erwähnt, lässt sich der diffusive Ausgleich mithilfe des Variationskoeffizienten CoV quantifizieren. Auf die künstlichen Verteilungen in 2 angewandt, entspricht die Durchmischung in der ersten Reihe einem CoV-Wert von 100%, in der zweiten Reihe von 60% und in der dritten Reihe von 20%. Diese Werte sind unabhängig von der räumlichen Verteilung. Die Größe der farbigen Quadrate beschreibt bei diesem Beispiel die Längenskala, auf der die Schwankungen auftreten. Je kleiner die einzelnen Quadrate sind, desto besser ist die Verteilung. Ein gutes Maß für die Größe dieser Quadrate ist die Länge der Kontaktlinie zwischen Regionen unterschiedlicher Konzentration. In der Realität ist diese Kontaktlinie (bzw. Kontaktfläche) ebenfalls von besonderem Interesse, da der diffusive und dispersive Ausgleich stark davon abhängt. Die Länge der Kontaktlinie lässt sich als dimensionslose Größe ausdrücken, indem sie auf eine charakteristische Längenskala wie z.B. den hydraulischen Durchmesser bezogen wird. Auf die verschiedenen Verteilungen in 2 angewandt, ist diese dimensionslose Zahl f gleich 2 (= 16/8) für die rechte Spalte, 6 (= 48/8) für die mittlere Spalte und 14 (= 112/8) für die linke Spalte (8 ist die [Referenz-]Breite jeder einzelnen Verteilung). Diese Werte sind unabhängig vom Vermischungsgrad bzw. dem CoV. CoD für den Vergleich von Verteilungen unterschiedlicher Schwankungsbreite und -verteilung Hier stehen zwei Kennzahlen zur Verfügung, die verschiedene Aspekte einer skalaren Verteilung charakterisieren: der allgemein verwendete CoV-Wert zur Beschreibung der Größe der Schwankungen und der Wert f zur Beschreibung der räumlichen Verteilung dieser Schwankungen. Die Kombination beider Werte führt intuitiv zur Definition des Verteilungskoeffizienten CoD (Coefficient of Distribution), des Quotienten aus dem CoV und dem Wert f, und ermöglicht den Vergleich von Verteilungen unterschiedlicher Schwankungsbreite und -verteilung (diagonale Richtung in Bild 2 ). Der Wert des Verteilungskoeffizienten CoD (der diffusive und distributive Mischeffekte kombiniert) reicht in Bild 2 von 50% für den schlechtesten Mischzustand (oben rechts) bis etwa 1% für den besten Mischzustand (unten links). Im Gegensatz zu künstlichen Systemen wie in diesem Beispiel ist bei realen Systemen die Länge der Kontaktlinie nicht ohne Weiteres feststellbar. Eine Lösung bietet die Maßtheorie. Es ist bekannt, dass bei einem vollständig segregierten System die Integration über die Norm des Gradienten eines normalisierten Wertes genau die Länge der Kontakt- 2 Darstellungen von unterschiedlichen künstlichen Speziesverteilungen. Von oben nach unten nimmt die Durchmischung und von rechts nach links die räumliche Verteilung zu. CoV 100.0 (%) f 14.0 (–) CoD 7.1 (%) CoV 100.0 (%) f 6.0 (–) CoD 16.7 (%) CoV 100.0 (%) f 2.0 (–) CoD 50.0 (%) CoV f CoD 60.0 (%) 14.0 (–) 4.3 (%) CoV f CoD 60.0 (%) 6.0 (–) 10.0 (%) CoV f CoD 60.0 (%) 2.0 (–) 30.0 (%) CoV f CoD 20.0 (%) 14.0 (–) 1.4 (%) CoV f CoD 20.0 (%) 6.0 (–) 3.3 (%) CoV f CoD 20.0 (%) 2.0 (–) 10.0 (%) Sulzer Technical Review 1/2011 | 31 PANORAMA Formel Skalare Größe Vektorielle Größe Mittelwert Standardabweichung Variationskoeffizient CoV Norm des Gradienten Längenskala Verteilungskoeffizient CoD 3 Formeln zur Berechnung des neuen Kennwerts CoV zur Charakterisierung einer Mischung. linie (zwischen dem Wert 0 und dem Wert 1) ergibt. Auf reale Systeme angewandt, werden die Verteilungen mittels Division durch 2 s dimensionslos gemacht und skaliert. Die charakteristische Längenskala ergibt sich aus dem Verhältnis des Querschnitts zum hydraulischen Durchmesser. Die grundlegenden Formeln hierzu sind in 3 aufgeführt. Eine Einschränkung für die Berechnung der Länge der Kontaktlinie tritt bei Systemen mit einem massiv, zunehmenden diffusiven Ausgleich auf. In diesem Fall verliert sie an Bedeutung, doch da die erreichten Werte kleiner werden, ergibt sich ein konservativer CoD-Wert. Anwendung auf industriell relevante Fälle Die Anwendbarkeit der hier entwickelten Theorie wird anhand von Ergebnissen numerischer Strömungsberechnungen geprüft. Bild 4 zeigt Tracerverteilungen von Mischprozessen mit Contour™Mischern verschiedener Ausführung (von Sulzer Chemtech). Die anfängliche Verteilung des Tracers war in beiden Fällen die gleiche: ein vollständig segregiertes System mit einer Tracerkonzentration von eins in der linken Hälfte des Kanals und von null in der rechten Hälfte (Bild 1 links). Bild 4 (rechts oben und unten) zeigt die Verteilungen auf einem Querschnitt des Mischkanals in einem gewissem Abstand hinter den Mischern. Obwohl der CoV-Wert in beiden Fällen nahezu identisch ist (70%), würde man die Durchmischung im unteren Bild intuitiv als besser bezeichnen. Berücksichtigt man jedoch die Länge der Kontaktlinie, unterscheidet sich die Qualität der beiden Verteilungen um den Faktor drei. Das Konzept zur Beurteilung von Vermischungen durch eine Beurteilung der Schwankungsbreite einer beschreibenden Größe sowie deren räumlicher Verteilung ist nicht auf skalare Verteilungen wie Konzentrations- oder Temperaturfelder beschränkt, sondern kann auch auf vektorielle Verteilungen wie Geschwindigkeitsfelder angewandt werden. Die neue Kennzahl, der Verteilungskoeffizient CoD, stellt eine wirksame Methode zur realistischen Beurteilung von beliebigen Verteilungen dar, die dabei helfen kann, die Möglichkeiten bei der Konstruktion und Entwicklung von Produkten zu verbessern. Darüber hinaus erweitert die neue Kennzahl CoD die Möglichkeiten zur genaueren Definition von Kundenanforderungen. 4 In der Vergangenheit wurden verschiedene Designs des Sulzer-Chemtech-Contour™-Mischers, eines statischen Mischers für hochturbulente Gasströmungen (links), getestet. Rechts sind die Tracerverteilungen für zwei Ausführungen dargestellt. In beiden Fällen wurde von der gleichen Anfangsverteilung – rot links und blau rechts – ausgegangen. Carsten Stemich Sulzer Markets and Technology AG Sulzer Innotec Sulzer-Allee 25 8404 Winterthur Schweiz Telefon +41 52 262 21 96 [email protected] 32 | Sulzer Technical Review 1/2011 SULZER WELTWEIT Willkommen bei Sulzer Pumps in Suzhou Sulzer verstärkt seine Präsenz in China durch die Eröffnung einer neuen, hochmodernen Fabrik für Spezialpumpen für die Öl- und Gasindustrie und für die Energieerzeugung. Im Jahr 2010 investierte Sulzer rund 30 Millionen Schweizer Franken in den Bau einer neuen Fabrik in Suzhou, China. Damit baut das Unternehmen sein globales Fertigungsnetzwerk weiter aus und bringt seine hochentwickelte Pumpentechnologie nach China. Schwerpunkt der neuen, hochmodernen Fabrik für Spezialpumpen ist die Deckung der steigenden Nachfrage in der Öl- und Gasindustrie und im Bereich der Energieerzeugung in China. Suzhou liegt rund 100 Kilometer westlich von Schanghai und ist eine der lebhaftesten Industriestädte Chinas. Das neue, im Alleinbesitz von Sulzer befindliche Werk wurde am 24. November 2010 in Anwesenheit von über 300 Kunden, Regierungsvertretern und Mitarbeitern offiziell eröffnet. Umfangreiche Testmöglichkeiten Als Teil des globalen Netzwerks von Sulzer werden im Werk in Suzhou auf einer Gesamtfläche von 23 000 m2 Spezialpumpen mithilfe von hochmodernen Werkzeugmaschinen gefertigt. Durch die Anwendung von bewährten Verfahrensweisen anderer Produktionsstandorte werden eine hohe operative Leistungsfähigkeit, die Einhaltung der hohen globalen Qualitätsstandards von Außenansicht des hochmodernen Werks in Suzhou (China). 4337 Feier zur Eröffnung der Fabrik in Suzhou (China) im November 2010. Sulzer und zuverlässige Lieferzeiten sichergestellt. Das Werk verfügt über umfangreiche Testmöglichkeiten mit zwei geschlossenen Testkreisläufen, einem Testfeld für Vertikalpumpen und einem Heißgasprüfstand. Frequenzumrichter ermöglichen ein sanftes Anlassen der Motoren sowie die parallele Durchführung von Testläufen an allen vier Testständen mit einer Gesamtantriebsleistung von 15 MW. Die Anlage wurde unter Verwendung der modernsten Prüftechnologien von Sulzer Pumps konzipiert. Bei der Eröffnung des Werks lagen dem Unternehmen bereits Aufträge in Höhe von über 30 Millionen Schweizer Franken vor. Die Engineering- und Beschaffungsteams arbeiten bereits seit einiger Zeit an mehreren Großaufträgen, während die Produktion erst vor kurzem begonnen hat. Der Prozess zur Zertifizierung nach ISO 9001 läuft, und die endgültige Zertifizierung wird im zweiten Quartal 2011 erwartet. Kontinuierlicher Ausbau Die verschiedenen Divisionen von Sulzer haben ihre gemeinsame Präsenz in China in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut und beschäftigen mittlerweile über 1000 Mitarbeiter. Sulzer verfügt über eine Reihe von Vertriebsund Servicestandorten sowie vier große Produktionsstandorte in China: in Schanghai für die Abscheidetechnik von Sulzer Chemtech und für die Oberflächenbeschichtungstechnologie von Sulzer Metco, in Dalian zur Herstellung von Pumpen für die Kohlenwasserstoff verarbeitende und die Zellstoff- und Papierindustrie und nun auch in Suzhou. China hat sich aufgrund des starken Wachstums in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem der Hauptmärkte für Sulzer entwickelt und bietet weiterhin hervorragende Wachstumschancen sowohl für den lokalen Markt als auch als Fertigungsstandort für Lieferungen in alle Welt. Martin Tempus Sulzer Technical Review 1/2011 | 33 INTERVIEW John Allen: «Erweiterter Leistungsumfang für Sulzer-Kunden» Mit der Akquisition von Dowding & Mills erweitert Sulzer die technischen Kompetenzen und ergänzt die aktuellen Aktivitäten von Sulzer Turbo Services um Reparatur- und Wartungsdienste für Generatoren und Motoren. John Allen, Technischer Direktor von Sulzer Dowding & Mills, sprach mit uns über die Möglichkeiten, die sich unseren Kunden durch diesen erweiterten Service bieten. Wie hat sich Dowding & Mills im Laufe der Jahre entwickelt? Dowding & Mills wurde 1911 in Birmingham gegründet. Im Laufe der Jahre wurde der Standort immer weiter vergrößert. Zurzeit umfasst das Gelände eine Fläche von zwei Hektaren mit einer Gebäudefläche von rund 12 000 m2. Anfang der 1960er Jahre kam eine zweite Niederlassung in London hinzu, und 1965 verdoppelte sich die Zahl der Niederlassungen mit dem Kauf von Southampton und Nottingham. Ende der 1960er und in den 1970er Jahren wuchs das Netz von Niederlassungen in Großbritannien kontinuierlich. In den 1980er Jahren expandierte das Unternehmen stark und übernahm elektromechanische Reparaturniederlassungen, Hamilton & Dickson (Australien), EMS (USA), Geha (Niederlanden), AEW (Luxemburg), EMS (Deutschland), Manning Marine (GB) sowie Kalibrierungsfirmen in Großbritannien. In den 1990er Jahren akquirierte das Unternehmen Betriebe in der Elektronikund Servoreparatursparte, zusätzlich Peebles Field Services und Verzahnungsbetriebe (R W Gear Banner). Zu Spitzenzeiten besaß Dowding & Mills etwa 40 Niederlassungen in Großbritannien, fünf 34 | Sulzer Technical Review 1/2011 in Europa, fünf in den USA und sechs in Australien. Zwischen 2000 und 2010 schrumpfte das Netzwerk, wurde aber in den letzten vier Jahren durch die Übernahme von zwei kleinen Unternehmen in Großbritannien (in Middlesbrough und Daventry) und die 50%ige Beteiligung an einem Betrieb in Dubai wieder verstärkt. walzwerk und der erstklassigen Fertigungsanlage für Hochspannungsspulen sind wir in der Lage, hochwertige Hochspannungsspulen für Neuwicklungen schneller herzustellen als irgendein anderer Anbieter auf der Welt. Diese Services werden ergänzt durch unsere Auswuchtanlagen für hohe Drehzahlen und Überdrehzahlen. Warum sind die Serviceleistungen von Dowding & Mills interessant für Sulzer-Kunden? Die Kernkompetenz von Dowding & Mills liegt in der Neuwicklung von rotierenden elektrischen Maschinen. Damit können Sulzer-Kunden ihre turbinengetriebenen Generatoren oder die Motoren der Pumpen und Kompressoren nun auch von Sulzer reparieren lassen. Durch das elektromechanische Knowhow von Dowding & Mills steht den Kunden von Sulzer ein erweiterter Leistungsumfang zur Verfügung, wenn ihre Anlagen einmal ausfallen oder gewartet werden müssen. Jetzt stehen entsprechende Kapazitäten betriebsintern zur Verfügung, wo früher Arbeiten an Unterauftragnehmer vergeben werden mussten. Damit erstreckt sich die Qualitätsund Kundenservicekultur von Sulzer nun von der mechanischen Ausrüstung bis hin zu Elektromotoren und Generatoren. Dowding & Mills ist seit jeher ein serviceorientiertes Unternehmen gewesen, das ein hochwertiges Produkt mit kurzen Reaktionszeiten und minimalen Ausfallzeiten bietet. Mit unserem Kupfer- Wie können die Kunden von Dowding & Mills vom Zusammenschluss mit Sulzer profitieren? Kunden von Dowding & Mills profitieren vom Know-how von Sulzer bei der Reparatur der mechanischen Teile, welche die Motoren und Generatoren antreiben bzw. von ihnen angetrieben werden. Mit anderen Worten, den Kunden von Dowding & Mills steht nun ein einziger Serviceanbieter für ihre Turbinen, Pumpen und Kompressoren zur Verfügung. Außerdem profitieren sie von der kontinuierlichen Verbesserungskultur von Sulzer in den Bereichen Personalentwicklung, Managementsysteme, Effizienz, Qualität, Sicherheit und Umweltschutz, die auch bei Dowding & Mills umgesetzt wird. Was sind die Kompetenzen der Servicezentren weltweit? Zurzeit haben wir 27 Niederlassungen in Großbritannien, drei in den USA, fünf in Australien und eine in Dubai. Die Kompetenzen der Servicezentren sind sehr unterschiedlich. Mehrere Niederlassungen bedienen Nischenmärkte 4338 und sind daher auf die Bedürfnisse bestimmter Industriezweige und die Betreuung lokaler Kunden spezialisiert. Mehrere Niederlassungen sind global tätig. Insbesondere die Niederlassung in Birmingham wickelt Maschinen jeder Größe überall auf der Welt, wo es sich sicher arbeiten lässt. Repariert werden Motoren und Generatoren bis einschließlich 16 500 V und 400 MW (allgemein luftgekühlt), von Turbogeneratoren bis hin zu Wasserkraftgeneratoren mit Statorlängen von bis zu 7 m und Rotordurchmessern von bis zu 16 m. Wenn die Maschinen für den Transport nach Großbritannien zu groß sind, werden sie vor Ort neu gewickelt. Dies gilt auch für Maschinen an Bord von Schiffen, die in Betrieb sind. Wie stellen Sie sicher, dass Sie die Bedürfnisse Ihrer Kunden kennen? Unser wichtigstes Instrument ist unser 80 Mitarbeiter umfassendes Vertriebsteam und unsere Niederlassungsleiter, die einen regelmäßigen persönlichen Kontakt zu ihren Hauptkunden pflegen. Dies wird unterstützt durch den Kontakt zwischen den Projektleitern und Kundenbetreuern und den Kunden. Außerdem überprüfen wir die Bedürfnisse unserer Kunden im Rahmen von Vertragsprüfungen und erfassen Rückmeldungen seitens der Kunden durch unser Qualitätssicherungssystem. Um die Bedürfnisse unserer Kunden noch besser zu verstehen, führen wir zudem regelmäßig Umfragen zur Kundenzufriedenheit durch. Können Sie uns ein jüngeres Beispiel geben? 2010 kam es bei einem britischen Kunden zum Ausfall eines 12-MW-Gasverdichtermotors. Da die akute Gefahr bestand, dass der Kunde nicht in der Lage sein würde, vertraglich festgelegte Lieferbedingungen zu erfüllen, kam ein längerer Ausfall nicht in Frage. Eigentlich war eine Neuwicklung des gesamten Stators erforderlich. Doch durch eine vorübergehende Reparatur, bei der die beschädigten Windungen und einige gute Windungen zur Balance herausgetrennt, eine Spleißreparatur an einer Windung durchgeführt und die Schäden am Kern repariert wurden, konnte die Maschine mit einer reduzierten Leistung von 75 % (9 MW) wieder in Betrieb genommen werden. Bei der Reparatur wurde deutlich, dass auch der Rotor neu gewickelt werden musste. Also wurde, als der Stator einige Monate später neu gewickelt wurde, ein Ersatzrotor vorbereitet und montiert, so dass der ursprüngliche Rotor neu gewickelt werden konnte. Allerdings ist die Leistung mit dem Ersatzrotor auf 70% begrenzt. Sobald die Neuwicklung abgeschlossen ist, wird der ursprüngliche Rotor in den neu gewickelten Stator montiert, womit wieder 12 MW zur Verfügung stehen. Die Maschine wird bis zur Anschaffung und Installation einer neuen Maschine im Jahr 2012 in Betrieb bleiben. Eine letzte Frage: Gibt es technologische Entwicklungen, mit denen Sie sich verstärkt befassen? Die Windenergie ist ein Bereich, in dem wir verstärkt aktiv sind. Dies ist ein anspruchsvolles Gebiet, da die Maschinen in relativ rauen Umgebungen arbeiten und auf eine möglichst geringe Masse ausgelegt sind. Da die Zahl der Windenergieanlagen in Großbritannien steigt, sehen wir hier einen vielversprechenden Wachstumsbereich. Vor diesem Hintergrund sind wir dabei, zur Steuerung von technischen Belangen einen eigenen Betriebsbereich aufzubauen. Mit der fortschreitenden Erschließung anderer erneuerbarer Energiequellen müssen wir sicherstellen, dass wir in der Lage sind, die Bedürfnisse dieser Branchen zu erfüllen. Interview: Gabriel Barroso John Allen John Allen ist diplomierter Elektroingenieur. Zunächst arbeitete er 15 Jahre lang in der Konstruktion von rotierenden Gleich- und Wechselstrommaschinen bei einem britischen Hersteller, sieben Jahre davon als Chefkonstrukteur. Danach wechselte er zu einem Dieselstromerzeuger (S G Wilson), wo er zunächst 3 Jahre im technischen Vertrieb arbeitete, dann 6 Jahre lang die Reparaturwerkstätten leitete und schließlich 16 Jahre lang als technischer Berater für Reparaturunternehmen fungierte. Seit 12 Jahren befasst er sich mit der konstruktiven Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Wasserkraftgeneratoren. Er vertritt Großbritannien in verschiedenen technischen Komitees der IEC und IECEx mit seinen besonderen Kenntnissen in der Reparatur von Ausrüstungen für explosionsgefährdete Bereiche und der Kompetenz von Reparaturpersonal für Ex-Geräte. Die Sulzer Technical Review (STR) ist die Kundenzeitschrift des Sulzer-Konzerns; sie erscheint periodisch in Deutsch und Englisch sowie einmal jährlich in Chinesisch. Die Artikel sind auch auf www.sulzer.com/str verfügbar. 1/ 2011 93. Jahrgang der STR ISSN 1660-9034 Herausgeber Sulzer Management AG Postfach 8401 Winterthur, Schweiz Chefredaktor Gabriel Barroso [email protected] Redaktionssekretariat Laura Gasperi [email protected] Beirat Mia Claselius Ralf Gerdes Thomas Gerlach Hans-Michael Höhle Sue Hudson Hans-Walter Schläpfer Heinz Schmid Shaun West Übersetzungen Thore Speck, Flensburg (D) Gestaltungskonzept Partner & Partner AG, Winterthur Gestaltung Typografisches Atelier Felix Muntwyler, Winterthur Druck Mattenbach AG, Winterthur © März 2011 Der Nachdruck von Beiträgen und Illustrationen ist nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. Die Sulzer Technical Review (STR) wurde nach bestem Wissen und Gewissen der Sulzer Management AG und der Autoren zusammengestellt. Allerdings können weder die Sulzer Management AG noch die Autoren für die Qualität der Informationen verantwortlich gemacht werden, insbesondere wird jegliche Gewährleistung für die Korrektheit und die Vollständigkeit der publizierten Informationen abgelehnt. Auflage 16 000 Exemplare Magno Satin 135 g/m2 aus nachhaltiger Forstwirtschaft. For readers in the United States of America only The Sulzer Technical Review is published periodically by Sulzer Management Ltd., P.O. Box, 8401 Winterthur, Switzerland. Periodicals postage paid at Folcroft, PA, by US Mail Agent – La Poste, 700 Carpenters Crossing, Folcroft PA 19032. Postmaster: Please send address changes to Sulzer Technical Review, P.O. Box 202, Folcroft PA 19032. Eine effizientere Oberfläche Für die Entwicklung von effizienteren Motoren haben sich Fahrzeugingenieure mit Sulzer zusammengeschlossen. Seien wir ehrlich. Mit den steigenden Kraftstoffkosten und der Notwendigkeit, unsere Umwelt zu schonen, brauchen wir effizientere Fahrzeuge. Als Fahrzeugingenieure uns aufforderten, bessere Zylinderlaufflächen zu entwickeln, übernahmen wir bereitwillig diese Aufgabe. Gemeinsam haben wir Beschichtungswerkstoffe und -verfahren entwickelt für die Herstellung von Motoren, die weniger Kraftstoff und Öl verbrauchen, weniger Schadstoffe ausstoßen und gegenüber Korrosion durch qualitativ schlechte Kraftstoffe resistent sind – alles ohne Leistungseinbußen. Das Ergebnis? Hunderttausende Fahrzeuge sind nun mit dieser Technologie ausgerüstet und fahren mit geringerem Kraftstoffverbrauch und weniger Emissionen auf unseren Straßen. Gemeinsam können wir viel bewegen. Für weitere Informationen: Sulzer Metco AG (Schweiz) Rigackerstraße 16 5610 Wohlen Schweiz Telefon +41 56 618 81 81 Fax +41 56 618 81 00 [email protected] www.sulzermetco.com