Kurzfassung
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Preisträger 7. Nachwuchsforum (Bad Mergentheim 2003) PHYSIO-Startseite/Arbeitsmedizin/ Nr. 29 Stand: 8. März 2004 Arbeitsbedingte Verletzungsgefahren und Belastungen bei Beschäftigten im Rettungsdienst Eine vergleichende Studie zwischen Deutschland, Schweden und Österreich Klußmann*, Andre, Blechmann, M., Hasselhorn, H.-M., Heudorfer, W., Hofmann, F. Bergische Universität Wuppertal, Fachbereich D – Abteilung Sicherheitstechnik Fachgebiet Arbeitsphysiologie, Arbeitsmedizin und Infektionsschutz Einleitung: Fahrendes Rettungsfachpersonal ist bei der Ausübung seiner Tätigkeit unterschiedlichen Gefährdungen ausgesetzt. Statistiken der Unfallversicherer belegen, dass Arbeitsunfälle häufiger als in vergleichbaren Berufsgruppen auftreten. Überrepräsentiert sind Verletzungen durch die Faktoren Mensch (Eigen- oder Fremdursache), Kraftfahrzeuge (Einsatz-/Unfallfahrzeuge) sowie medizinische Geräte und Produkte (insbesondere Tragevorrichtungen, Kanülen, Rettungsmaterial). Häufiges Heben und Tragen, ungünstige Arbeitszeiten, Schichtdienst usw. stellen zudem eine hohe Belastung dar, die Ursache für auftretende Krankheiten sein könnten. Hierzu liegen für diese Berufgruppe jedoch bislang noch keine Untersuchungen vor. Ziel der Studie war, die auftretenden Arbeitsunfälle und Erkrankungen, das Verhalten der Beschäftigten im Einsatz und das Risikobewusstsein der Beschäftigten zu analysieren. Zu überprüfen war auch, in welchem Umfang sich die Belastungen und das Risikobewusstsein in den beteiligten Ländern sowie zwischen städtischem und ländlichem Einsatzgebiet unterscheiden. Methode: Im Frühjahr/Sommer 2003 wurde bei Angehörigen dieser Berufsgruppe in Deutschland, Schweden und Österreich eine Befragung zur Erfassung der beruflichen Verletzungsgefahren und Belastungen, der Risikowahrnehmung und des Risikoverhaltens durchgeführt. Ein standardisierter Fragebogen mit 213 Fragen zum Thema wurde in allen drei Ländern unter je 300 bis 400 Mitarbeitern auf insgesamt 49 Rettungswachen, je zur Hälfte in ländlichen und städtischen Gebieten liegend ausgegeben. Zusätzlich wurden die äußeren Arbeitsbedingungen (Räumlichkeiten der Wachen, Ausstattung der Fahrzeuge in Bezug auf sicherheitstechnische Anforderungen usw.) mittels einer Checkliste erfasst. Ergebnisse: Es zeigte sich, dass in Deutschland wesentlich mehr Unfälle auftraten als in Schweden und Österreich. Allein die hauptberuflich Beschäftigten (D: n= 126; S: n=156 und Ö: n=119) berichteten über insgesamt 61 Arbeitsunfälle mit mehr als drei Tagen Arbeitsausfall (meldepflichtige Arbeitsunfälle; D: 32 Fälle, S: 12 Fälle und Ö: 17 Fälle). Während die 1000-Mannquote (Unfälle/Anzahl Beschäftigte x 1000) im schwedischen Kollektiv somit bei 77 und im österreichischen Kollektiv bei 143 lag, betrug sie bei den deutschen Untersuchten 254. Die hohen Werte für Deutschland sind vor allem auf Verletzungen beim Heben und Tragen (80 von 1000 Personen/Jahr) sowie eigene Verkehrsunfälle (34 von 1000 Personen/Jahr) zurückzuführen. Die hoch eingeschätzten Risiken (z.B. Verkehrsunfälle) entsprachen einem hohen Anteil der aufgetretenen Arbeitsunfälle (AU). Unterschätzt wurden die Gefahren durch Material und Ausrüstung. Der Umgang mit der Patiententrage und die Benutzung der Heck bzw. Seitentür des Rettungswagens (hohe Trittstufen) bildeten ebenfalls unerkannte Unfallschwerpunkte. Bei der Arbeit am Patienten kam es vorwiegend zu Rückenschäden durch Hebe- und Tragevorgänge. Weitere Belastungen stellten Zeitdruck, ungünstige Arbeitszeiten dar. Diskussion: Ein Teil des in den drei untersuchten Ländern unterschiedlichen Unfallgeschehens kann auf unterschiedliche Arbeitsbedingungen zurückgeführt werden. So waren die Stolperunfälle in S fast abwesend. Eine Ursache hierfür könnten die dort verwendeten Fahrzeugtypen sein, die durchweg niedrigere Eintrittsbereiche zum Patientenraum haben. Dies legt entsprechende Konstruktionsverbesserungen in D und Ö nahe. Andere festgestellte Unfallschwerpunkte erfordern Nachbesserungen im Bereich der Fort- und Weiterbildung. Dies gilt insbesondere für den Umgang mit Material (z.B. Trage, v. a. in D) sowie Heben und Tragen. * E-Mail: [email protected] http://www.uni-mainz.de/FB/Sport/physio