Mühelose Zwerchfell Atmung

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Mühelose Zwerchfell Atmung
Mühelose Zwerchfellatmung
Der Gebrauch von Elektromyographie, Brustgurten, Themperaturfühler und Inspirometer
Biofeedback für müheloses Atmen. - Strategien um Atemunregelmäßigkeiten, Hyperventilation,
Panik und Asthma zu reduzieren, als auch um Leistung und Ausdauer zu steigern.
Erik Peper, Ph.D. und Vicci Tibbetts, M.A. 1,2
Institute for Holistic Healing Studies San Francisco State University
Einführung
Die eigentliche Prämisse dieses Protokolls ist, wenn bei einem Schreck- oder einer Alarmsituation eine
Reaktion eingeleitet wird, die das Atemssystem ( v. a. Kurzatmigkeit, Brustkorbatmung, Anhalten des
Atems) betrifft, dann führt möglicherweise eine Änderung des Atemmusters mit Hilfe der mühelosen
Zwerchfellatmung zu einer Gesundheits- und Leistungsverbesserung. Dieses Protokoll inkludiert die
Feststellung von dysfunktionalem Atmen und Trainingsstrategien für müheloses Atmen.
Die Atmung ist sowohl willentlich beeinflussbar als auch unter einer dem Willen nicht
zugänglichen Kontrolle, oft geschieht es unbewusst, dass Symptome wie Atemlosigkeit auftreten.
Auch wenn die Symptome nicht bewusst sind, kann die Atmung dysfunktional sein.
Atmung wird gewöhnlich mit Begriffen wie Atemrate, Volumen, Gasaustausch (O2 und CO2), Luftweg
Reaktivität und Mastzellen Aktivität (Frie, 1993: Wientjes, 1993) beschrieben; das Atemmuster wird
allerdings nicht beachtet.
Der Begriff „Atemmuster“ beinhaltet die Lokalisation dominanter Atembewegungen (Brustkorb- oder
Bauchatmung), das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein oberer Rumpfmuskelaktivität, das Timing
und die Atemflussrate während des Einatmens und Ausatmens und Atempausen. Diese Atemmuster
findet man auch in Phrasen wieder, wie etwa „Luft holen“, „ ein Seufzer der Erleichterung“, „mir stockt
der Atem“, „außer Atem sein“, „nach Luft schnappen“ und „inspiriert sein“. Diese Ausdrücke geben die
Geist/Körper/Bewusstsein Beziehungen wieder, in denen Atemmuster den Körper beeinflussen und
umgekehrt.
Meistens äußert sich die Gemeinsamkeit der dysfunktionalen Atemmuster in der Tendenz, in den oberen
Thorax zu atmen, was man am Fehlen der Bauchatmung beobachten kann. Bei der Atmung in den
oberen Thorax, manchmal wird sie auch als paradoxe Atmung oder umgekehrte Atmung bezeichnet,
verringert sich der Durchmesser des Bauchabschnittes während des Einatmens, oder er bleibt derselbe
und/oder vergrößert sich während des Ausatmens. Andere dysfunktionale Muster, auch die flache und
rasche, mit Keuchen oder Seufzen unterbrochene Atmung (oft Anzeichen von Hyperventilation), das
Anhalten der Atmung, das Verspannen des oberen Brustkorbs und der Schultern, das BrustZusammenpressen am Ende des Ausatmens, und einer Verringerung der RSA (respiratoy sinus
arrhythmia).
RSA ist die Veränderung der Herzrate während des Atmens, und zwar in der Weise, dass die Herzrate
während des Einatmens zunimmt und während des Ausatmens abnimmt.
Die häufigsten dysfunktionalen Atemmuster sind Unregelmäßigkeiten, zu flache Atmung, Irritationen,
Spannungen im oberen Thorax (Schultern und Nacken), geringere physische Stabilität und steigende
Anstrengungen um „mehr Luft zu bekommen“. Zusätzlich können psychologische Faktoren den Zustand
verschlimmern oder dadurch hervorgerufen werden, wie etwa Anflüge von Panik, Verzweiflung,
Angstgefühle und Kontrollverlust. (Fried, 1993; Peper & Tibbetts, 1993; Peper und MacHose, 1993)
Atemmuster sind verdeckt an gewohnte und gewöhnliche Aktivitäten konditioniert. Diese
konditionierten Muster beinhalten etwa das Anhalten des Atems, wenn das Telefon läutet, oberflächliche
Brustatmung bei der Dateneingabe am PC, und schweres Atmen während einer Rede.
Diese Reaktionen sind Komponenten einer Alarmreaktion, die möglicherweise während des
anfänglichen Erlernens einer Fähigkeit (durch intensive Bemühungen) hervorgerufen und konditioniert
wurden, aber nicht mehr verlernt wurden. Folglich wurden die dysfunktionalen Muster ein Teil der
physiologischen Reaktion während einer Leistungsaufgabe.
Wenn die dysfunktionale Thoraxatmung dominiert, findet eine Verschiebung zu exzessiver Erregung
statt, die als katabolischer Zustand den Körper für Krankheiten prädisponiert. Siehe Tabelle 1 (Nixon,
1989)
Anabolischer und Katabolischer Zustand:
Anabolischer Zustand:
• Anstieg der Protein-, Fett- und Kohlehydratsynthese (Wachstum, Energievorrat)
• Abnahme des Protein-, Fett- und Kohlehydratabbaus (Wachstum, Energievorrat)
• Anstieg der Immunzellenproduktion (weiße Blutkörperchen und Knochenmark)
• Wachstum und steigende Knochenreparatur
• Anstieg sexueller Prozesse (zellulär, hormonell, psychologisch)
Katabolischer Zustand:
• Stop der Protein-, Fett-, und Kohlehydratsynthese
• Anstieg des Protein-, Fett-, und Kohlehydratabbaus (Energiemobilisierung)
• Erhöhter Blutzuckerspiegel, erhöhter freier Fettsäurenspiegel = erhöhte Triglyzeride, geringe
Lipoproteindichte, Cholesterol (für die Energie), erhöhter Cholesterinspiegel
• Abnahme der Produktion von roten Blutkörperchen und Leberenzymen für Energiegewinnung
• Abnahme der Knochenreparatur und Knochenerneuerungsprozesse
• Abnahme der Zellreparatur und Zellerneuerung der Zellen mit normalem Umsatz (Eingeweide,
Haut, etc.)
• Abnahme der Zellproduktion für das Immunsystem (Schrumpfen der Thymusdrüse, Abnahme
der weißen Blutkörperchen im Blut)
• Abnahme sexuellen Verlangens
• Blutdruckanstieg
• Anstieg der Salz- und Wasserretention
Die mühelose Zwerchfellatmung reduziert die Aktivität des sympathischen Nervensystems und fördert einen
anabolischen Zustand, der Regeneration begünstigt.( Siehe Tabelle 1). Diese Regeneration durch die Atmung
wurde durch die Behandlung verschiedener Krankheiten, wie etwa Asthma (Peper und Tibbetts, 1992),
koronare Herzkrankheit (van Dixhoorn, 1990; Nixon, 1989), Bluthochdruck (Fahrion et al, 1986), Epilepsie
(Fried, 1987), Schmerz (Luan-Massey & Peper, 1986), Hitzewallungen während der Menopause ( Freedman
& Woodward, 1992), Hyperventilation (Lum, 1976; Fried, 1987) und Panikattacken (Ley, 1991)
demonstriert. Der anabolischen Zustand fördert die Gesundheit und verbessert die Leistung bei Aktivitäten,
wie etwa Schwimmen, Tauchen und Singen (Clavenna & Peper, 1993)
Was ist müheloses Atmen (fließender Atem)?
Die mühelose Zwerchfellatmung besteht aus einer langsameren Atemrate (6 – 8 Atemzüge /min.) mit einem
größeren Volumen (>2000ml) und einem sanften Atemfluss, überwiegender Bauchexpansion während des
Einatmens, einer Pause, einer Ausatemphase, die signifikant länger ist als die Zeit des Einatmens
(Umezawa, 1993) und einem 5% igen Endgehalt von Co2 (Fried, 1993). Außerdem steigt die RSA an und
passt sich an den Rhythmus des Atemmusters an. Während des Praktizierens der mühelosen
Zwerchfellatmung (fließender Atem) wird die passive Aufmerksamkeit gefördert, indem man der Atmung
ohne Anstrengung oder Kampf erlaubt ein- und auszufließen. Diese Methode ermöglicht innere Ruhe
(Einfallsreichtum), Entspannung und Erwärmung der peripheren Gefäße, was zu verbesserter Durchblutung
im ganzen Körper und auch im Gehirn führt. Klienten berichten, dass die mühelose Zwerchfellatmung eine
der nützlichsten Stressreduktionstechniken ist. (Peper & Holt, 99; Schwartz, 1987; Stroebel, 1982;
Umezawa, 1993).
Diagnose dysfunktionaler Atmung
Die Diagnose besteht aus zwei Phasen:
A) exzessive Anstrengungen beim Atmen und
B) dysfunktionale Atemmuster während des Lösens von verschiedenen Aufgaben (z.B: Rechnen, Arbeiten
am Computer, sich eine belastende Situation vorstellen etc... Die Muster können mit sEMG (surface
electromyography) des oberen Thorax, mit Inspirometern, Brust- und Bauchgurten, Capnographen,
nasalem Temperaturfühler, durch die Messung der Herzrate (Photoplethysmograph des
Blutvolumenpulses) und/oder Elektrodermograph (EDG), entweder mit dem ProComp oder dem
FlexComp System, physiologisch aufgezeichnet werden.
Diagnose von exzessiver Anstrengung beim Atmen
Ziel: Die exzessive obere – Thoraxatmung (Scalene/Trapezius, die für die Atmung verantwortlichen
Muskeln) in Verbindung mit dem wachsenden Inhalationsvolumen zu bewerten. ( Peper, 1988). Das
Oberflächen EMG wird über dem Nacken und den Schultern aufgenommen, während der Klient zunehmend
mehr Volumen inhaliert. Die Atemgurte um Bauch und Thorax dienen dazu, um relative
Volumenänderungen zu messen.
Der Inspirometer ist ein hilfreiches visuelles Volumen-Feedbackgerät, da das erreichte Inhalationsvolumen
den subjektiven Erfahrungen der meisten Leute, die mit dem Einatmen Mühe haben, entspricht.
Platzierung der Sensoren
SEMG des oberen Thorax : Platzieren sie einen Sensor über dem rechten Trapezius Muskel zwischen den
acromionen und vertebranen Vorsprüngen, und den anderen Sensor über dem linken Scalene Muskel und die
Referenz -Elektrode (Erdung) zu den vertebranen Vorsprüngen. (T1). (siehe Fig.1 )
Fig. 1. Elektroden Platzierung, um sEMG des oberen Brustkorbes zu messen
Anreiz Inspirometer 5: Positionieren sie den Inspirometer auf einer stabilen Unterlage, so dass sich das
Inhalationsrohr auf der selben Höhe wie der Mund befindet.
Endgehalt von CO2: Führen sie einen Nasalkatheter ungefähr 5 mm in das geöffnetere Nasenloch und
befestigen sie es an der Oberlippe. (Fried, 1993)
1.1 Ablauf:
• Der Klient soll sich bequem und aufrecht hinsetzen. Befestigen sie die Scalene/Trapezius Sensoren
und den Atemgurt und/oder platzieren sie den Inspirometer in Mundhöhe.
• Lassen sie den Klienten üben mit dem Anreiz Inspirometer zu atmen, bis er sich daran gewöhnt hat.
• Bitten sie den Klienten nacheinander unterschiedlich viel Volumen einzuatmen (500, 1000, 1500,
…4000ml) wie es der Marker auf dem Anreiz Inspirometer anzeigt (Peper, 1988). Geben sie dem
Klienten zwei Versuche um jedes Zielvolumen zu erreichen, bevor das nächstgrößere Volumen
ausprobiert wird. Wenn es dem Klienten nicht gelingt das Zielvolumen einzuatmen, hören sie auf.
• Zeichnen sie die sEMG -Aktivität an der Spitze des Inhalationsvolumen auf. Wenn sie MyoTrac2
verwenden, benutzen sie den EMG Scan und setzen sie die Skala auf X10. In Figur 2 sehen sie ein
Datensammlungsbeispiel, das aus sEMG -Linien vor und nach dem Training besteht
Figure 2. EMG Pre-training/Post-training baselines
Die Beobachtung dysfunktionaler Atemmuster
Ziel: Die dysfunktionalen Atemmuster in Verbindung mit der Aufgabenleistung zu bewerten.
• Der Klient soll in einer bequemen Position stehen oder sitzen und sie kontrollieren eine Minute
lang mittels sEMG, den Atemmessgeräten (Brust- und Bauchgurt), dem Inspirometer und /oder
den Endgehalt CO2 des dominanten Nasenlochs.
• Bitten sie den Klienten verschiedene Aufgaben durchzuführen, etwa schreiben, sprechen, gehen,
oder das Vorstellen einer stressreichen Szene. Nach jeder Aufgabe soll der Klient entspannen
und ruhig atmen.
• Wiederholen sie den 1. Schritt. Der Klient soll in einer bequemen Position stehen oder sitzen.
(Figur 3 illustriert dysfunktionale und mühelose Atmung)
Das Training der mühelosen Atmung
Das Training des mühelosen Atmung besteht aus der Beherrschung und Generalisation der Fähigkeiten, so
dass die Zwerchfellatmung unter den meisten Bedingungen die Oberhand behält. Um diese Fertigkeit zu
lernen, werden viele Klienten ihre Kleidung („Designerjeans Syndrom“) lockern müssen. Sowohl die
Kleidung als auch die gewohnheitsmäßige Brustatmung behindert die Ausdehnung des Bauches.
Die Beherrschung des mühelosen Atmens
Bringen sie ihren Klienten in den frühen Phasen des Einatmens bei, die Anstrengungen im oberen Thorax zu
reduzieren, die Phase des Ausatmens zu verlängern, die Ausdehnung des Bauches zu steigern und den
Endgehalt an CO2 zu vermehren. Die wichtigste Komponente ist, dass die Klienten komplett ausatmen um
dann ohne Anstrengung einzuatmen. Das Verlängern des Ausatmens fühlt sich anfangs merkwürdig an – da
man sich für gewöhnlich intuitiv bemüht mehr einzuatmen (nach Atem ringen).:
Coachingstrategien für müheloses Atmen
Klient:
• Legen sie die Hände auf den Bauch und beobachten sie ihr Atemmuster
• Legen sie die Hände seitlich an die Taille, so dass sie ihre unteren Rippen berühren; pressen
sie die Hände auf ihren Körper.
• Stellen sie sich einen Ballon vor, der sich in ihrem Bauch ausdehnt und zusammenzieht.
• Stellen sie sich eine duftende Rose vor, atmen sie sehr langsam ein, wie wenn sie den
Geruch genießen.
• Stellen sie sich vor, dass Luft in ihre Füße und Beine herein- und aus ihren Füßen
herausfließt.
• Ziehen sie ihren Bauch ein und entspannen sie danach, wiederholen sie dass in schneller
Folge.
• Streichen sie ihre Arme im Rhythmus ihrer Atmung von der Schulter zu den Händen.
• Atmen sie durch eine kleine Öffnung zwischen den Lippen aus.
• Flüstern sie „HAAAaaa“ oder besser noch ein sanftes „ssssssssss“ während sie ausatmen.
• Lockern sie ihren Gürtel und andere beengende Kleidungsstücke, die die Ausdehnung des
Bauches behindern (Designerjeans Syndrom).
Coach/Lehrer/Therapeut:
• Legen sie ihre Hände seitlich an die Taille, so dass sie die unteren Rippen berühren; pressen
sie ihre Hände während des Ausatmens zum Zentrum des Körpers hin; Ziehen sie ihre
Hände während des Einatmens nach außen.
• Legen sie die Hände auf den Bauch und drücken sie während des Ausatmens
• Schaukeln/Schütteln sie die Schultern sanft während des Ausatmens und Einatmens um
Versteifungen zu entspannen.
• Atmen sie hörbar zur selben Zeit und etwas länger als der Klient aus.
• Besprechen sie psychologische Assoziationen die mit dem Ausdehnen des Bauches in
Verbindung gebracht werden, etwa das Selbstbild, die emotionale Befreiung und
Verletzbarkeit.
• Geben sie dem Klienten ein Bild für das Ausatmen z.B: stellen sie sich vor, ihr Atem würde
durch Röhren in ihren Beinen und Armen herausfließen.
Der Therapeut/Coach/Lehrer soll das Ausatmen demonstrieren. Der Therapeut kann ein Vorbild sein
(Shaffer et all, 1994), er kann synchron mit dem Patienten, allerdings länger, ausatmen (Tibbets & Peper,
1993), und während des Ausatmens auf den Bauch und die seitliche Taille/ die unteren Rippen drücken
(Roland & Peper, 1987; Peper, 1990).
In den ersten Trainingsphasen sollte der Schwerpunkt in einer verlängerten Exhalationsphase liegen, wobei
der Fokus darauf liegt, dass es im sEMG zu keiner Muskelanspannung im Schulterbereich kommt, und mehr
in die Horizontale als in die Vertikale geatmet wird. Konzentrieren sie sich in der frühen Trainingsphase
darauf, dass der Klient die Phase des Ausatmens verlängert, ohne den Brustkorb zusammenzupressen, und
somit das sEMG des oberen Thorax zum Ansteigen bringt, während sich der Umfang des Bauches verringert.
Die Bauchwand wird geringfügig nach außen und innen gezogen.
Verwenden sie, um das Ausatmen zu erleichtern den Bauch und Brustgurt, um Feedback
zu erhalten, indem sie entweder das ProComp oder FlexComp System benützen. Sollte das nicht erhältlich
sein, benutzen sie MyoTrac2 oder sEMG Feedback vom Unterleib um die ansteigende sEMG Aktivität
während der späteren Ausatmungsphase und die verringerte sEMG Aktivität während des Einatmens
zurückzumelden. (Platzieren sie den aktiven sEMG Sensor in der Mitte zwischen dem Umbilicus und Pubis
und zwei Finger breit medial von jedem Iliac .)
Lassen sie den Klienten während des Ausatmens leise „HAAaaa“ oder noch besser ein sanftes „sssssssss“
flüstern, um ihn zu ermutigen, seine Ausatmungsphase zu verlängern. Am Ende des Ausatmens, fordern sie
den Klienten auf, sich zu entspannen, lassen sie die unteren Rippen und den unteren Rücken sich weiten,
lassen sie den Bauch sich weiten, während die Luft mühelos einströmt. Fördern sie eine langsamere
Atemrate mit größerem Atem Volumen.
Die Beherrschung der mühelosen Atmung ist dann erreicht, wenn in langsamen, rhythmischen Mustern
geatmet wird , so dass die Ausatmungsphase signifikant länger (32 mal so lang) ist als die Einatmungsphase.
Um einen regenerativen/anabolen Zustand zu unterstützen, bringen sie den Klienten bei 6 bis 7 Mal pro
Minute ohne jegliche Mühe oder „Lufthunger“ zu atmen.
Egal welche Trainingsprozedur oder Modalität genutzt wird, viele Klienten fühlen
sich merkwürdig, wenn sie mit der Zwerchfellatmung beginnen (z.B. das Selbstbild verändert sich, wenn der
Bauch sich ausdehnt; zu große Strenge, die „perfekte“ Atmung zu erreichen).
Möglicherweise braucht es mehrere Sitzungen, bis die mühelose Zwerchfellatmung beherrscht wird.
1.2: Vorsicht: Machen sie sich bewusst, dass folgendes passieren kann:
• Manche Menschen erleben ein leichtes Schwindelgefühl im Kopf, weil sie zu schnell ausgeatmet
haben oder hyperventilierten. Leiten sie sie an, langsamer zu atmen, und besonders langsamer
auszuatmen.
• Machen sie sich bewusst, dass starke Emotionen, die mit früheren Traumata in Verbindung
stehen, auftreten können. Unterstützen sie die Klienten und erlauben sie den Ausdruck dieser
Emotionen.
• Sollte der Klient in der ersten Verbesserungsphase den Wunsch verspüren die bestehenden
Medikationen abzusetzen oder zu reduzieren halten sie Rücksprache mit den behandelnden
Ärzten .
1.3: Es gibt KEINE absoluten Atemwerte; der Bereich variiert von Person zu Person. Die Atmung
verändert die Homöostase kontinuierlich. Pathologie wird möglicherweise dadurch verursacht, dass
man das System in normative Standards presst, etwa wenn man sich darauf fixiert in einem
bestimmten Tempo oder Volumen zu atmen. Der Atemrhythmus muss an jede Person dynamisch
adaptiert und variiert werden.
Zusätzliche Monitoring Strategien
Überwachen sie die Herzrate, electrodermale Response (EDR) und die Temperaturen der Peripherie, als
Entspannungsindikatoren. Die Entspannung geht mit einem RSA Anstieg, einer Abnahme des EDR und
einer Zunahme der Temperatur in der Peripherie einher. Wenn das EDR ansteigt und die Temperatur
abnimmt, strengt sich der Klient möglicherweise an, oder hyperventiliert. Wenn sie das RSA überwachen,
lassen sie den Klienten so atmen, dass die Atmung mit dem RSA synchronisiert ist. Der Atemrhythmus kann
auch mit einem nasalen Temperaturfühler überwacht werden. Zeichnen sie die Hinweise des geöffneten
Nasenlochs mit einem schnell reagierenden Temperaturfühler auf. Versichern sie sich, dass der
Temperaturfühler die innere Haut des Nasenlochs nicht berührt. Während des nasalen Ausatmens wird die
Temperatur ansteigen, während des Einatmens wird sie fallen.
Generalisierung der mühelosen Atmung
Wenn die Klienten die Beherrschung der mühelosen Atmung entwickeln, lassen sie sie das Atmen während
anderer Aktivitäten üben, ohne dass sie ihr Atemmuster ändern. Die Generalisation beginnt möglicherweise
bei sehr simplen Aktivitäten, wie zum Beispiel während der Imagination einer positiven oder stressreichen
Szene, während des Schreibens eines Datensatzes, stehen, sitzen, gehen, und sprechen. (Für detaillierte
Informationen siehe: Peper, 1990; Peper and Tibbetts, in press).
Versichern sie sich, dass die Atmung während des Redens mühelos erfolgt und nicht
mit dem Schnappen nach Luft initiiert wird. Wenn es sich bei der Aktivität um aerobe Aktivität handelt,
dann wird die Rate und das Volumen vielleicht ansteigen, aber die Zwerchfellatmung und das komplette
Ausatmen bleiben die übergeordneten Muster. Wenn der Klient das beherrscht, beginnen sie die
physiologische Desensibilisierung, in der der Klient auch bei stressreichen Stimuli, Allergenen, Schmerz,
oder bei störenden Stimuli auszuatmen übt. Zuletzt soll der Klient mittels den vorgestellten und aktuellen
Stressoren üben, mit der Zwerchfellatmung fortzufahren.
Das Üben zu Hause
Die Übungen zu Hause integrieren Komponenten des Beherrschungs- und Generalisationsprozesses.
Inkludiert sind:
• Die Selbstbeobachtung der dysfunktionalen Atemmuster wie Seufzen, nach Luft schnappen, das
Anhalten der Atmung, und/oder das Verschieben der Atmung in den Thorax (Peper & CraneGockley, 1990).
• Bei Einsetzen von dysfunktionalen Atemmustern kann die bewusste Atmung gezielt eingesetzt
werden .
• Verlängertes Üben der Zwerchfellatmung (> 15 Minuten) mit einem fünf Pfund Gewicht auf
dem Bauch während man liegt.
• Lautes Zählen, bei dem man immer höhere Zahlen mit einem einzigen Atemzug erreicht (Eins.
Zwei. Drei. Vier....Zwölf, Dreizehn...etc.) um das längere Ausatmen zu unterstützen.
• Das Übend von 5 bis 10 Zwerchfell- Atemzügen in regelmäßigen Abständen während des Tages.
(Es kann auch vor einem Spiegel geübt werden, als Heimfeedbackgerät sozusagen).
• Man kann das sEMG Feedback des Myo Trac als Heimfeedbackgerät benutzen um exzessive
verborgene Aktivität des oberen Thorax während der frühen Einatemsphase aufzuzeigen. Um
das „nach Luft schnappen“ während einer Rede zu vermeiden kann man das Sprechen, während
man den sEMGs Level niedrig hält, üben.
• Man kann das GSR2 Feedback als Indikator der mühelosen Atmung benutzen, indem man das
Atmen so übt, dass der Hautwiderstand abnimmt ,beziehungsweise niedrig bleibt. (Peper, 1990).
Anwendbarkeit/ Indikationen
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Zur Reduktion der Aktivität des sympathischen Nervensystems und Stress (Schwartz, 1987;
Nixon, 1989; Stroebel, 1982). Die Atmung wird benutzt um die Aufmerksamkeit zu fokussieren,
um die Aktivierung während des Tages zu reduzieren und um somatische Reaktionen die durch
Stressstimuli und Schmerz verursacht werden, zu hemmen.
Zur Reduktion von Asthma- und Atemlosigkeitssymptomen (Peper und Tibbetts, 1992). Die
langsame Zwerchfellatmung wird als Reaktion auf alle Stressstimuli eingeübt. Die Stressstimuli
können variieren, es kann sich um emotionale Situationen, das Besteigen eines Hügels oder um
Allergene, denen man sich aussetzt, handeln.
Zur Reduktion von Angst, Panikattacken, und Hyperventilationssyndromen (Lum, 1976; Ley,
1987). Dabei wird besonders die verlängerte, langsame Ausatmung in Antizipation des Stressors
als auch das Einatmen in Antizipation der angstbezogenen Gefühle und Gedanken geübt.
Zur Abnahme des Unbehagens und der Häufigkeit von Hitzewallungen während der Menopause.
Dabei wird die mühelose Atmung (sechs bis acht Zyklen pro Minute) zwischen den
Hitzewallungen und in Antizipation dieser geübt (Freedman & Woodward, 1992).
Zur Reduktion der Wahrscheinlichkeit eines zweiten Herzinfarkts (Van Dixhoorn, 1990). Dabei
wird die sanfte Kenntnisnahme von Körpererfahrungen während und nach der ganzheitlichen
Körperatmung geübt. Ein nicht-urteilendes Bewusstsein während der Atmung und im täglichen
Leben wird entwickelt.
Zur Steigerung der Ausdauer und der körperlichen Leistungsfähigkeit. Man wendet die
Zwerchfellatmung mit dem langsamen, kompletten Ausatmen während der Verrichtung
anstrengender Aktivitäten, an (Clavenna und Peper, 1993).
Zusammenfassung
Die Atmung gibt die Verbindung zwischen Geist und Körper wieder. Die mühelose Atmung fördert die
Gesundheit und die Heilung. Durch das aufmerksame Üben und die Generalisation der mühelosen Atmung
wird ein anaboler Status gefördert; Regeneration tritt ein. Die Beherrschung dieser Fähigkeit führt aus der
gelernten Hilflosigkeit in einen Zustand der vermehrten Selbstkontrolle und Eigenkompetenz, da die Person
sich aktiv an ihrer Selbstheilung beteiligen kann.
Anmerkungen
1. Bei Anfragen zu Abdruck kontaktieren sie: Erik Peper, Ph.D., Institute for Holistic Healing Studies, San
Francisco State University, 1600 Holloway Avenue, San Francisco, CA 94132. FAX: 415-338-0573;
[email protected].
2. Dank an Dianne Shumay für ihre hilfreichen Beiträge.
3. Von: Nixon, P.G.F. (1989). Human functions and the heart In: Seedhouse, D & Cribb, A. (eds).
Changing Ideas in Health Care. New York: John Wiley & Sons, 37.
4. Die Rate und das Volumen variieren in Abhängigkeit des Alters, der Größe, des Geschlechts, und der
Stoffwechselrate.
5. Wir empfehlen den Incentive Inspirometer, der die sehr langsame Atmung fördert, etwa den 4000ml
Voldyne, produziert von Sherwood Medical Inc.; 11802 West Line Industrial Drive, St. Louis, MO,
63146 oder den 4000ml Coach, produziert von DHD Medical Products, 125 Rasbach Street, Canastota,
NY 13032.
6. Adaptiert von: Roland, M. & Peper, E. (1987).
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Copyright, 1997 The Biofeedback Foundation of Europe
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Übersetzung (in Absprache mit dem Autor): Mag. M. Fuhs/ I. Knoll : [email protected]

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