Brandverhalten

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Brandverhalten
TECHNISCHES Merkblatt
KLASSIFIZIERUNG DES BRANDVERHALTENS
Als Bewertungsmaßstab für das Brandverhalten von Baustoffen und Baumaterialien dient eine Klassifizierung der EU. Das europäische
Klassifizierungssystem zum Brandschutz wurde im Jahre 2001 vom europäischen Komitee für Normung (CEN) mit der Normenreihe
EN 13501 verabschiedet. Es legt europaweit einheitliche Anforderungen für den Brandschutz fest, um den freien Handel von Bauprodukten europaweit zu ermöglichen.
In der Normenreihe EN 13501 Teil 1 wird das Brandverhalten von Baustoffen und Baumaterialien in mehrere Klassen (Euroclass A1, A2
und B bis F) unterteilt.
Für komplette Bauteile (Wand, Fenster oder Tür) dagegen wird in der Norm 13501 Teil 2 der Brandwiderstand als Entscheidungskriterium
definiert. Die Klassen REI 30, REI 60 und REI 90 geben Auskunft über jene Zeit, die ein Bauteil im Brandfall standhalten muss – also
30, 60 oder 90 Minuten. Aus dieser Klassifizierung kann die Leistungsfähigkeit eines Bauteils abgeleitet werden (Tragfähigkeit - R,
Rauch- und Flammendichtheit – E, isolierende Wirkung – I). Der Nachweis erfolgt durch eine Brandprüfung am kompletten Bauteil mit
entsprechendem Prüfzeugnis nach EN 13501 Teil 2.
EUROCLASS nach EN 13501 Teil 1
Das Klassifizierungssystem der EU für Bauprodukten nach EN 13501 Teil 1 sieht insgesamt sieben Euroklassen vor (Euroklassen A1, A2
und B bis F) und baut auf verschiedene Prüfverfahren und einem so genannten Referenzszenario auf.
Die bisherigen nationalen Prüfnormen für das Brandverhalten von Werkstoffen werden durch das neue Europäische Klassifizierungssystem ersetzt.
Wesentliche Eigenschaften zur Beurteilung des Brandverhaltens sind:
• Entzündbarkeit,
• Brennbarkeit,
• Flammenausbreitung,
• Rauchentwicklung,
• Brennendes Abtropfen
Die Euroklassen sind als nicht brennbar, schwer entflammbar, normal entflammbar und leicht entflammbar untergliedert. Die Grenzen
zwischen den einzelnen Klassen werden durch die Zeitspanne bis zum Vollbrand, der „Flash-over-Zeitpunkt“, festgelegt. Die Bauprodukte der Klassen A1, A2 und B führen nicht zum Flash-over.
Die zusätzlichen Anforderungen an die Rauchentwicklung und das brennende Abtropfen sind in drei Intensitätsstufen definiert:
• Rauchentwicklung: s1,s2,s3
• brennendes Abtropfen:
– d0 – kein Abtropfen
– d1 – kein brennendes Abtropfen, die länger als eine vorgegebene Zeit andauert
– d2 – weder d0 noch d1
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Bauaufsichtliche
Anforderungen
Europäische Klasse
nach EN 13501-1
Einheit Plattendicken
Nicht brennbar
A1
x
x
A2 - s1, d0
x
x
B - s1, d0
C - s1, d0
x
x
kein Rauch
kein brennendes Abfallen/Abtropfen
A2 - s2, d0
A2 - s3, d0
B - s2, d0
B - s3, d0
C - s2, d0
C - s3, d0
Schwer entflammbar
A2 - s1, d1
A2 - s1, d2
B - s1, d1
B - s1, d2
C - s1, d1
C - s1, d2
x
x
A2 - s3, d2
B - s3, d2
C - s3, d2
Normal entflammbar
D - s1, d0
D - s2, d0
D - s3, d0
E
x
D - s1, d2
D - s2, d2
D - s3, d2
E - d2
Leicht entflammbar
F
Prüfungen zur Bestimmung des Brandverhaltens:
Für die Klassifizierung von Bauprodukten (u.a. Holzwerkstoffe) werden folgende Prüfungen durchgeführt:
• EN 13823 (2002) thermische Beanspruchung durch einen einzelnen brennenden Gegenstand
• EN ISO 11925-2 (2002) Entzündbarkeit von Bauprodukten bei direkter Flammeneinwirkung
Der Kern des neuen Systems ist der SBI-Test („Single Burning Item“ – einzelner brennender Gegenstand). Dem SBI-Test müssen sich die
Baustoffe der Euroklassen A2 bis D unterziehen. In diesem Test wird in einer Ecke eines Raumes ein Brandherd angebracht, der etwa
einen brennenden Papierkorb in der Raumecke o. ä. simuliert.
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Flammenbeanspruchung » 30 KW, gemessen werden beim SBI-Test:
• Energiefreisetzung (THR – total heat release)
• Flammenausbreitung (LFS– longitudinal flame spread)
• Geschwindigkeit der Brandausbreitung (FIGRA – fire growth rate)
• Rauchentwicklung (SMOGRA – smoke growth rate)
• Brennendes Abfallen bzw. Abtropfen
Je nachdem, wo die Ergebnisse der SBI-Tests liegen, erfolgt eine Einteilung in die Klassen A2 bis D. Allerdings reicht der SBI-Test für sich
allein betrachtet nicht aus, um die Einstufung zu ermöglichen. Alle notwendige Prüfungen und Grenzwerte sind der folgenden Tabelle
zu entnehmen:
Klasse
Prüfverfahren
Klassifizierungskriterien
EN 13823 und
FIGRA ≤ 120 W/s und
LFS < Rand des Probekörpers und
THR600 s ≤ 7,5 MJ
EN ISO 11925-2
Beanspruchung = 30 s
Fs ≤ 150 mm inerhalb von 60 s
EN 13823 und
FIGRA ≤ 250 W/s und
LFS < Rand des Probekörpers und
THR600 s ≤ 15 MJ
B
C
D
E
EN ISO 11925-2
Beanspruchung = 30 s
Fs ≤ 150 mm inerhalb von 60 s
EN 13823 und
FIGRA ≤ 150 W/s
EN ISO 11925-2
Beanspruchung = 30 s
Fs ≤ 150 mm inerhalb von 60 s
EN ISO 11925-2
Beanspruchung = 15 s
Fs ≤ 150 mm inerhalb von 20 s
Zusätzliche Klassifikation
Rauchentwicklung und
brennendes Abtropfen/Abfallen
Rauchentwicklung und
brennendes Abtropfen/Abfallen
Rauchentwicklung und
brennendes Abtropfen/Abfallen
Rauchentwicklung und
brennendes Abtropfen/Abfallen
Klassifizierungen ohne zusätzliche Prüfungen (CWFT) gemäSS EN 13986
Um den erforderlichen Prüf- und Klassifizierungsaufwand nach der neuen Norm EN 13501 zu reduzieren, besteht seitens der Europäischen
Kommission die Möglichkeit, für Bauprodukte mit bekanntem Brandverhalten und definierten Materialeigenschaften (wie Dichte und Dicke),
Klassifizierungen ohne zusätzliche Prüfungen (CWFT – Classification without further testing ) durchzuführen.
Gemäß EN 13986 werden Holzspanplatten, die nach EN 312 gefertigt wurden, bei einer Rohdichte von ≥ 600 kg/m³ und einer Dicke von ≥ 9 mm
automatisch in die Brandverhaltensklasse D,s2-d0 eingestuft.
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Weitere Klassifizierungen ohne zusätzlichen Nachweis für Holzwerkstoffe sind aus den folgenden Tabellen ( gemäß EN 13986, Tabelle acht)
zu entnehmen:
Erzeugnis
EN-Produktnorm
Spanplatten
EN 6312
MDF
EN 622-5
OSB
EN 300
Spanplatten
EN 312
MDF
EN 622-5
OSB
EN 300
Spanplatten
EN 312
MDF
EN 622-5
OSB
EN 636
Spanplatten
EN 312
MDF
EN 622-5
OSB
EN 636
Spanplatten
EN 312
OSB
EN 300
MDF
EN 622-5
Endanwendung
Mindestrohdichte (kg/m³)
Mindestdicke (mm)
Klasse (ohne
Bodenbeläge)
Klasse
Bodenbeläge
Ohne Luftspalt hinter
dem Holzwerkstoff
600
9
D-s2, d0
D-s1
Mit geschlossenem
oder offenem Luftspalt von max. 22 mm
hinter dem Holzwerkstoff
600
9
D-s2, d2
–
Mit geschlossenem
Luftspalt hinter dem
Holzwerkstoff
600
15
D-s2, d1
D-s1
Mit offenem Luftspalt
hinter dem Holzwerkstoff
600
18
D-s2, d0
D-s1
600
3
Ohne Einschränkung
400
3
E
E
250
9
Die Einstufung von Holzwerkstoffen kann allerdings durch spezifische Behandlungen auf Euroclass B und Euroclass C verbessert werden.
Generell gilt, dass grundsätzlich auch bei Weiterveredelungen das komplette Element geprüft und klassifiziert werden muss .
EUROCLASS und bisherige nationale Klassifizierungen
Euroclass
Typische Werkstoffe
Bisherige Nationale Klassifizierungen
Beispiele
AT
BE
DK
FI
FR
DE
GR
IE
IT
NL
NO
PT
SK
ES
B
Schwer entflammbare
Holzwerkstoffe
B1
A2
A
1/I
M1
B1
3
0,1
1
2
In1
M2
B
C
Wandverkleidungen aus
Gipskartonplatten
> B1
A3/ –
A4
1/II M2
–
3
1
2
3
In2
M3
D
Unbehandeltes Holz und
Holzwerkstoffe
B2,
B1
A3/ B
A4
1/-
M3/ B2
M4
4
3
3
4
In2
E
Faserplatten mit niedriger
Dichte
B3
(B2,
B1)
A4
U
M3/ B3/ 4
M4 B2
4
4
4/5 U
U
SE
CH
GB
M1/ I
M2
–
0/1
B
M3
II
–
1
M4
C2
M3/ III
M4
–
3
–
C3
M4
–
4
U
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Technische Änderungen und Druckfehler vorbehalten.
DE_12/10
Das Brandverhalten von Baustoffen wird in Deutschland nach EN 13501-1 und DIN 4102-1 klassifiziert. Die Baustoffklassen nach DIN 4102-1 sind
in der Tabelle dargestellt:
Bauaufsichtliche Anforderungen
Baustoffklasse nach DIN 4102
Nicht brennbare Baustoffe
Kondensationsklebstoffen
A
A1
A2
brennbare Baustoffe
schwer entflammbare Baustoffe
normal entflammbare Baustoffe
leicht entflammbare Baustoffe
B
B1
B2
B3
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