Alles, was bleibt Eine Masterarbeit von Angela Werlen
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Alles, was bleibt Eine Masterarbeit von Angela Werlen
Alles, was bleibt Ausgangspunkt meiner Masterarbeit ist das Privatarchiv der Familie Stockmann im Staatsarchiv Obwalden. Allein das Verzeichnis von rund 900 Archivalien umfasst 23 Seiten und einen Zeitraum von 400 Jahren. Ein Konzentrat aus der Fülle des gegebenen Materials zu generieren war das Ziel meiner Arbeit. Das Archiv ist ein Ort, an dem für die Zukunft relevante Erinnerungen gespeichert werden. Was als wichtig erachtet wird, ist individuell, lokal und zeitlich geprägt. Herausgerissen aus dem Kontext des Archivs, erzählen die dokumentierten Briefe, Skizzen, Fotos, Texte eine neue Geschichte, die als Fiktion gelesen werden kann. Ich will den Blick lenken auf den unscheinbaren Teil des Archivs, das bisher Unbeachtete betonen. Es gibt unzählige Beziehungen zwischen den Archivalien. Diese will ich nutzen, um auch die Betrachtenden aufzufordern, selbst Verbindungen herzustellen. Die Notiz von Anna Stockmann, die sie zum Leben ihres Grossvaters Dr. med. Joseph Gut - von Deschwanden verfasste, gab Anstoss zu meinen Recherchen: So „[...] sollen die Stockmann aus dem Norden, wie die Familienüberlieferung will, ursprünglich aus Schweden kommen.“1 Ich interessierte mich daraufhin dafür, wie weit der dokumentierte Stammbaum der Familie Stockmann zurückreicht. Der erste Stockmann, der nach Sarnen kam, war Jost Stockmann, der 1564 als Färber aus dem Kanton Schwyz einwanderte. Im weissen Buch von Sarnen steht: „Später sind die Leute von Schweden nach Schwyz gekommen, da in ihrer Heimat zu viel Volk war.“ 2 Wie mir der Archivar Willy Studach erzählte, ist diese Aussage von Hans Schriber, dem Verfasser des weissen Buches, reine Fiktion. Die Schwyzer sollen von den Schweden abstammen. Der erste Stockmann in Sarnen wanderte aus dem Kanton Schwyz ein. Die Familie Stockmann soll aus dem Norden, genauer gesagt aus Schweden, kommen. Damit schliesst sich ein Kreis, der sich aus mündlich tradierte Familiengeschichten, vermutlich erfundenen Erzählungen im wichtigsten Buch der Zentralschweiz und dokumentierten Fakten logisch zusammenstellt, vermutlich aber Erfindung ist. Hier setzte ich an. Eine Masterarbeit von Angela Werlen [email protected] Eine zweiteilige Publikation soll einerseits aufgreifen, was ich von Sarnen nach Stockholm transportieren will und andererseits die Erkenntnisse aus Stockholm dokumentieren und nach Sarnen überführen. Ziel der Reise nach Stockholm war es, den 1. Teil meiner Publikation, die die Herkunft der Stockmann aus Schweden beweisen soll, ins Stockholmer Archiv zu bringen. Die zum Teil sehr dicken Bücher des analogen Registers des Stadsarchivets sind relativ unsorgfältig aufgestellt und liessen Platz für ein weiteres Verzeichnis: Mein Verzeichnis hat seinen Platz gefunden, die Geschichte der Stockmanns erzählend. Meine Reise ist belegt. Die Herkunft der Stockmanns bewiesen. Wenn die Beweisführung auch rätselhaft ist, so ist zumindest ein Anknüpfungspunkt gegeben. Die Hinweise, die ich in Stockholm gesammelt habe, wurden ebenfalls in eine Publikation überführt und dem Obwaldner Staatsarchiv übergeben. Meine Zeichnungen sind erfundene Erinnerungen und fiktive Beziehungen, Resonanzen und Fragmente der Vergangenheit. Ich möchte enden mit einem Satz von Alois Stockmann: „Der jungen geschichtsfreudigen Generation ist es vorbehalten, diesen Spuren weiter nachzuforschen. Wir hoffen, dass die Jungen in dieser noch wenig geklärten Frage [der Herkunft] ein Lösung finden.“3 Detailaufnahmen: Auszug aus der ersten Publikation, Blätter mit Durchblick Stockmann, Anna: Erinnerungen an meinen Grossvater Dr. med. Joseph Gut- v. Deschwanden, Privatarchiv Stockmann Ba79 Meyer, Bruno (1984): Das weisse Buch von Sarnen. Sarnen. S. 31 3 Stockmann, Alois (1964): Woher wir kommen. Von Alois Stockmann. In: Neujahrsblatt der Familie Dr. Melchior StockmannWyrsch, A.D. 1964, unpaginiert. Privatarchiv Stockmann Box Nr. XVIII 1 2