GEORGES BIZET
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GEORGES BIZET
ERICH WOLFGANG KORNGOLD (1897 - 1957) Erich Wolfgang Korngold, am 29. Mai 1897 in Wien geboren, war ein kompositorisches Wunderkind. Seine „Schneemann“-Pantomime zog die Aufmerksamkeit auf den kaum ins Jünglingsalter Getretenen. Zwei starke Talentproben auf dem Gebiet der Oper („Der Ring des Polykrates“ und „Violanta“) zeigten den Neunzehnjährigen im Vollbesitz technischer Reife. Dann kam sein durchschlagender Erfolg: „Die tote Stadt“. Doch schon „Das Wunder der Heliane“ war ein Abstieg, den eine prunkvolle Premiere der Wiener Staatsoper nicht zu bemänteln vermochte. Korngold übersiedelte nach Hollywood, wo er mit Reinhardt, dem genialen Theatermann (für dessen Berliner Glanzzeit er eine „Fledermaus“-Modernisierung vorgenommen hatte) im „Sommernachtstraum“-Film zusammenarbeitete, ohne glücklicherweise Mendelssohns Musik wesentlich anzutasten. Eigene Bühnenwerke waren ihm keine mehr vergönnt. Er starb am 29. November 1957 in Hollywood. “Die tote Stadt” wurde auf ein Textbuch Paul Schotts komponiert, der sich auf den Roman „Bruges la morte“ des belgischen Dichters Georges Rodenbach und dessen Dramatisierung „Le mirage“ stützte. Die Atmosphäre der seit Jahrhunderten wie in Schlafesbanden liegenden „toten“ Stadt Brügge ist wunderbar in Dichtung und Musik eingefangen. In einem der stillen, alten Häuser lebt Paul, so wie seine Stadt ganz der Vergangenheit verhaftet; seine einzigen Gedanken gehören Maria, seiner jung verstorbenen Frau, von deren Andenken das Haus voll ist. Da taucht ein Mädchen auf, das der Verstorbenen äusserlich völlig gleicht. Paul erlebt an ihrer Seite eine seltsame, träumerische Stunde. Dann geht Marietta davon, enttäuscht, da sie ein Abenteuer erwartete, wie ihr Varietédasein es auf jeder Station zu bieten pflegt. Paul folgt ihr, gerät auf den Strassen seiner Stadt, die er lange nicht betreten, in Karnevalstrubel, in seltsam erregendes, sinnliches Menschengewühl.. Er findet Marietta wieder, will sie endgültig für sich gewinnen, auch wenn er das Andenken der Toten aus dem Herzen, ihre Bilder aus seinem Haus reissen müsste. Aber als Marietta in ihrer verletzenden Gewöhnlichkeit von allem Besitz ergreifen will, erwacht Paul aus der verhängnisvollen Umschlingung. Er rafft sich auf und geht für immer fort. Fort aus der „toten“ Stadt, die wie Ketten über seinem Dasein lag; die reine Liebe zu Maria begleitet ihn in ein neues Leben. Korngold hat in diesem Drama puccinische Töne gefunden, weite Melodien, glühende Orchesterfarben. Zwei Bruchstücke – Mariettas Lautenlied („Glück, das mir verblieb“) und die melancholische Serenade eines Pierrots („Mein Sehnen, mein Wähnen, es träumt sich zurück“) – haben weit über die Oper hinaus Verbreitung gefunden. Die gleichzeitige Premiere in Hamburg und Köln (4. Dezember 1920) stellte einen echten, grossen Erfolg dar. „Die tote Stadt“ wurde zu einer der wenigen publikumswirksamen Opern der Zwischenkriegszeit. Der Unterdrückung durch den Nationalsozialismus folgte nach dem Zweiten Weltkrieg dann – im Gegensatz zu manchem anderen Werk – keine Wiederbelebung. Vereinzelte Aufführungen machten war unleugbaren Eindruck, erwiesen die unleugbare musikalische Gestaltungskraft des Komponisten, aber zugleich die Entfremdung, die eine neue Generation von Theaterbesuchern gerade von den Kunstwerken einer späten Spätromantik trennt. Ob auch deren Zeit wiederkehren wird, ist schwer zu sagen. Auszug aus „OPER DER WELT“ von Prof. Dr. Kurt Pahlen ACS – Reisen AG