49 Igelschutz

Transcrição

49 Igelschutz
Infos:
Foto: René Berner
Literatur:
– Monika Neumeier: «Igel in unserem Garten»,
Kosmos-Verlag 2002, ISBN: 3-440-09507-X,
Fr. 14.20. Informationen zur igelfreundlichen
Gartengestaltung und Hinweise zur Pflege hilfsbedürftiger Igel.
– Ditte und Giovanni Bandini: «Das Igel-Buch»,
DTV-Verlag 2001, ISBN: 3-423-20471-0, Fr. 15.20
– Michael Lohmann: «Das praktische Igel-Buch»,
BLV-Verlag 2003, ISBN: 3-405-16015-4, Fr. 14.90
Internet:
www.pro-igel.ch
www.igel.ch
www.izz.ch
www.das-tierlexikon.de/europaeischer_igel.htm
www.world-of-animals.de/tierlexikon/
tierart_Igel.html
www.pro-igel.de/index.htm
Igel brauchen Schutz
Igel bereiten sich auf ihren Winterschlaf vor. Wer im Herbst
im Garten arbeitet, sollte deshalb besonders aufmerksam
auf die Stacheltiere sein. Denn in allzu aufgeräumten Gärten
finden die Igel weder Unterschlupf noch Nahrung.
aktiv. Auch wirken sie apathisch, rollen
sich kaum ein und sind oft mager. Kranke
und verletzte Tiere oder Igel mit vielen
Parasiten sollte man zu einer Igelstation
oder zu einem Tierarzt bringen, der etwas
von Igeln versteht. Adressen sind beim
Verein Pro Igel erhältlich (siehe Kasten).
Text: Leo Hauser
Kranke Igel brauchen Hilfe
O
h wäre mir doch Igle! De chönntemer besser zügle.» In einem
seiner Lieder besang der Kabarettist Franz Hohler einst die
Igel und ihre angebliche Fähigkeit, mit
Leichtigkeit umzuziehen: Sie stecken sich
ihre sieben «Sächeli» einfach auf ihre
spitzen «Stächeli» und wackeln damit
ins Winterquartier. Ganz so einfach ist es
natürlich nicht, denn die putzigen Stacheltiere brauchen für den Winterschlaf vor
allem ein geeignetes Winterquartier als
Unterschlupf. Und diesen suchen sie nicht
selten in unseren Gärten. Hier haben sie
aber Feinde: übereifrige Hobbygärtner.
Finger weg von Tellersensen
Im Herbst, wenn viele Gärten auf Vordermann gebracht und von Laub und Gerümpel befreit werden, tun viele Hobbygärtner
des Guten zuviel. Darunter leiden die Igel,
die sich gerne unter Ästen und Laubhaufen
ein Quartier für den Winter einrichten. «In
total aufgeräumten Gärten findet der Igel
keinen Unterschlupf und auch keine
Nahrung mehr», sagt Barbara Trentini,
Präsidentin des Vereins Pro Igel. Pro Igel
kümmert sich um den Schutz und die
Förderung des einheimischen Braunbrustigels sowie seiner Lebensräume.
Wenn man den kleinen Stacheltieren
etwas Gutes tun will, übertreibt man es
also nicht mit dem herbstlichen Grossreinemachen im eigenen Garten. Insbesondere sollte man auch auf den Einsatz
von Tellersensen verzichten, die im
Herbst häufig zur «Rodung» des Gebüsches eingesetzt werden und immer
wieder Igel verstümmeln.
Kranke sind tagaktiv
Gesunde Igel finden sich in ihrem Lebensraum in der Regel alleine zurecht. Gut
genährte Tiere überstehen den Winter problemlos, sofern sie nicht aus ihrem Nest
aufgescheucht werden, etwa durch unnötige Gartenarbeiten. Anders sieht es bei
kranken, unterernährten oder verletzten
Igeln aus. Diese sind auf Hilfe angewiesen,
um die kalte Jahreszeit zu überleben.
Kranke Tiere erkennt man meist daran,
dass sie tagsüber nach Futter suchen, herumlaufen, herumtorkeln oder sich kaum
bewegen. Denn: Gesunde Igel sind nacht-
Ein kranker oder verletzter Igel ist dringend auf fachmännische Hilfe angewiesen
– Unterkunft und Nahrung alleine helfen
ihm nicht. Unterernährten, aber sonst
gesunden Igeln, die sich noch kein ausreichendes Fettpolster für den Winterschlaf
angefressen haben, kann man im Garten
eine Futterstelle einrichten. Besonders
gerne mögen die gestachelten Freunde
Hunde- oder Katzenfutter aus der Dose.
Rührei ohne Gewürze oder Nüsse verschmähen sie auch nicht. Zum Trinken
reicht ein Schüsselchen frisches Wasser.
Achtung: Keinesfalls darf man ihnen
Milch zu trinken geben, denn Milch ist
pures Gift für die Igel. Die Futterstelle
bringt man am besten in einer geschlossenen Holzkiste unter, in die ein igelgrosses
Schlupfloch (zehn mal zehn Zentimeter)
geschnitten wird. Das verhindert, dass sich
Katzen am Futter gütlich tun.
Grundsätzlich gilt: Der Igel ist kein
Haustier. Bringen Sie Igel nicht voreilig
zum Arzt oder zur Igelstation, denn die
Reise zur Arztpraxis stellt für das Wildtier
Igel einen grossen Stress dar. Barbara
Trentini von Pro Igel empfiehlt: «Im Zweifelsfall lieber einen kranken Igel draussen
lassen als ein gesundes Tier einfangen.» ■
Natürlich | 10-2005 49