Abschlussbericht Internship Queen`s Medical Center Hawaii

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Abschlussbericht Internship Queen`s Medical Center Hawaii
Abschlussbericht
Internship Queen’s Medical Center Hawaii/ University of
Hawaii Manoa
Nach einigen Wochen Vorbereitungszeit und viel Eigeninitiative war es mir möglich ein Semester
in Honolulu, Hawaii zu verbringen. Diese Entscheidung war wohl die Beste die ich während
meines Studiums getroffen habe und war für meine persönliche Entwicklung, sowie für meine
naturwissenschaftlichen Kenntnisse ein sehr großer Gewinn. Rückblickend kann ich das Motto
meines Labors nur bestätigen: “The harder you work, the luckier you get!”
Während meines Studiums wollte ich unbedingt zusätzlich ein Semester im Ausland verbringen,
nur leider hat sich bis kurz vor meinem 2Staatsexam Pharmazie keine Gelegenheit geboten. Ich
habe nach meinem Bachelor of Pharmaceutical Sciences zum Staatsexamen Pharmazie
gewechselt. Nachdem mir diverse Scheine von meinem Bachelor für das Staatsexamen anerkannt
wurden und ich ein sehr “vollgepacktes” 6.Semester belegt habe musste ich im 7. Semester nur
einen Schein bestehen. Dadurch war es mir möglich hier meinen Wunsch ein Semester im
Ausland zu studieren, in die Tat umzusetzen.
Leider gab es keine Möglichkeit über eine Partneruniversität ein Auslandsemester zu machen und
den fehlenden Schein dort zu bestehen. Ich habe mich daher an meinen Pharmakologieprofessor
gewandt, der auch meine Bachelorarbeit betreut hat. Daraufhin gab er mir verschiedene Adressen
anerkannter Professoren/ Arbeitsgruppen, die auf dem Gebiet meines Interesses forschen.
Anschließend schickte ich an alle Adressen eine Bewerbung und bekam ein durchgehend
positives feedback. Glücklicherweise hatte ich daher mehrere Arbeitsgruppen zur Auswahl.
Meine Wahl fiel auf Hawaii, da ich das Gefühl hatte hier insgesamt am besten betreut zu werden.
Ich habe mich für das Labor entschieden, dass mich zusätzlich am meisten mit der Beantragung
des Visums unterstützen konnte. Meine Zeit bis zur Abreise war leider sehr knapp, daher war ich
auf Hilfe und gute Zusammenarbeit dahingehend angewiesen.
Bewerbung
Für die Bewerbung ist es empfehlenswert sich viel Zeit zu nehmen. Dafür habe ich mir auch bei
Bekannten und Professoren Hilfe geholt, die Erfahrung mit Auslandsbewerbungen hatten.
Außerdem ist es wichtig die Bewerbung von einem “native speaker” korrigieren zu lassen und
wenn möglich sollte auch der Professor des Fachgebiets die Bewerbung lesen. Wichtig für die
Bewerbung sind außerdem die “letters of recommendation”. Dafür hat mir mein betreuender
Professor weitergeholfen und ich habe zusätzlich noch zwei weitere Professoren gebeten mir eine
Empfehlung zu schreiben.
Wichtig ist dabei dass man sich nicht scheuen sollte nach Hilfe zu fragen. Aus eigener Erfahrung
weiß ich, dass man mehr Unterstützung bekommt als erwartet, wenn man sich bemüht und
Einsatz zeigt.
J1-Visum
Die Beantragung eines Visums (J1) Visum benötigt viel Zeit und sollte einige Monate im vorraus
geplant werden, da es unangenehm ist einen Flug zu buchen ohne das Visum in Händen zu halten.
Bevor das Praktikantenvisum J1 beim Konsulat beantragt werden kann muss das sogenannte
DS2019 vom Arbeitgeber/Universität bereitgestellt werden und das kann je nachdem bis zu 2
Monaten dauern. Erst dann kann man einen Termin mit dem amerikanischen Konsulat
vereinbaren. Ich hatte das Glück, dass meine Chefin in Zusammenarbeit mit der Universität (UH
Manoa) das Dokument überdurchschnittlich schnell bereitstellen konnten.
Zusätzlich müssen noch eine Reihe anderer Dokumente vorliegen und verschiedene Gebühren
bezahlt werden. Daher sollte man sich am besten erst gut informieren was genau mit der
Visumsbeantragung zusammenhängt und die benötigte Zeit einplanen. Ich war überrascht was
erwartet wird bevor man die Einreisen antreten kann. Daher sollte man am besten gleich nach
Zusage den Arbeitgeber fragen, ob sie damit Erfahrung haben und in wie weit eine Unterstützung
möglich ist. Bei größeren Firmen wird die meiste Arbeit und auch die Gebühren übernommen.
Bei mir war es leider nicht ganz stressfrei vor allem auf Grund der mangelnden Zeit bis zum
gebuchten Flug.
Man sollte daher darauf achten, dass sich die Leute vor Ort mit dem Prozedere der Einreise
auskennen und einem dabei weiterhelfen können, sonst ist man mit dem ganzen Papierkram etwas
verloren.
Erwartungen
Ich wusste schon vor Antritt des Praktikums, dass es auf Hawaii eventuell schwerer sein könnte
sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Es würde mehr Disziplin erfordern den Job nicht zu
vernachlässigen. Besonders ein Forschungspraktikum ist sehr zeitintensiv. Ich habe jedoch die
Erfahrung gemacht, dass eine hohe Anzahl von Wochenstunden kein Problem ist, wenn die Arbeit
Spaß macht und die Lebensqualität nebenbei wahnsinnig hoch ist. Man hat auf Hawaii auf jeden
Fall das Gefühl, dass das Leben auf der Insel jede Überstunde wert ist. Man darf trotzdem nicht
vergessen, dass ein Praktikum in einem Labor mit einem eigenen Projekt mehr Engagement
erfordert, als 2 mal die Woche an die Uni zu gehen. Wer einfach nur die Zeit am Strand genießen
möchte sollte sich überlegen regulär an der Uni zu studieren. Jedoch bleibt man dann nicht von
den immensen Studiengebühren in den USA verschont und kann sich kein Bild von der
amerikanisch/hawaiianischen Arbeitswelt machen.
Sehr beeindruckend in Erinnerung bleibt mir, die positive Einstellung und enorme Freundlichkeit
der Kollegen.
Natürlich war ich neben der Arbeit auch wahnsinnig gespannt auf die hawaiianische Kultur und
darauf etwas komplett Neues zu erleben.
Praktikum
Ich hatte eine internship Stelle im “Laboratory of cell and molecular signaling”. Meine Erwartung
an das Praktikum war herauszufinden ob ich mir nach meinem Studium vorstellen kann in der
Forschung zu arbeiten. Ich wollte sehen ob ich auf diesem bestimmten Gebiet später meine
Doktorarbeit machen wollte. Rückblickend bin ich sehr zufrieden mit der guten Organisation
meines Projekts durch die Betreuer. Mir wurde ein genaues Ziel gesetzt, ich habe die Praxis
bezüglich meines Projekts gelernt und viele neue Eindrücke in die Forschungsarbeit bekommen.
Meine Aufgabe war es einen Ionenstrom in dendritischen Zellen unter unterschiedlichen
Bedingungen mittels Patch-Clamp-Technik zu untersuchen und zu charakterisieren. Einen
Großteil der Praktikumszeit habe ich damit verbracht allein die Technik, die nicht ganz einfach ist
und viel “Fingerspitzengefühl” erfordert, zu lernen. Bis meine Daten wirklich zuverlässig waren
hat es einige Zeit gedauert. Ich habe zusätzlich die verschiedenen Proteine mittels Western Blots
in den Zellen nachgewiesen und verglichen. Außerdem musste ich meine Zelllinie, die als
vergleich diente selbst in der Zellkultur versorgen und für das Patchen vorbereiten. Ebenso
musste ich die dendritischen Primärzellen vom Knochenmark der Mäuse isolieren und zur
Ausdifferenzierung kultivieren.
Was nicht ganz einfach war, war dass mir mehrere Betreuer zugeteilt wurden für die
verschiedenen Bereiche meiner Arbeit. Zeitweise wusste ich nicht wer für mich zuständig war
oder an wen ich mich wenden sollte und niemand hat sich 100% zuständig gefühlt. Ich habe mich
ein wenig wie eine zusätzliche Belastung für die Arbeitskollegen gefühlt. Besser ist es einen
Betreuer zu haben der genau mit dem eigenen Projekt vertraut ist bzw. daran arbeitet und zu
Beginn die Versuche mehr als einmal mit einem zusammen durchführt. Es ist natürlich schwer
nach mehr Hilfe zu fragen da man denkt es wird erwartet selbständig zu arbeiten. Rückblickend
hätte ich mich öfter dazu überwinden müssen nochmals nach Hilfe zu fragen, besonders da mein
Projekt für einen Anfänger nicht ganz einfach war, theoretisch aber vor allem praktisch.
Ich habe durch meine Fehler dennoch sehr viel gelernt und auch an Eigenständigkeit im Labor
sehr dazugewonnen.
Die Datenanalyse hat mich sehr viel Zeit gekostet. Leider habe ich viele Fehler gemacht die mir
erst nach meiner Abschlusspräsentation bewusst wurden. Insgesamt gesehen habe ich aber gerade
dadurch am meisten gelernt und war am Ende des Praktikums sehr sicher mit dem
Analyseprogramm.
Meine Betreuer, Kollegen und Vorgesetzten waren immer sehr hilfsbereit. In der
Einarbeitungsphase ist man oft ratlos und kann froh sein um jede Hilfe der Kollegen. Ich hatte das
Glück in einem tollen, netten Team zu arbeiten. Es war zwar manchmal eine Überwindung die
Kollegen von der eigenen Arbeit abzuhalten und ich konnte oft schwer einschätzen: Was wird
von mir erwartet? Muss ich dieses Problem selbst lösen? Die Kollegen haben mir jedoch immer
gerne weitergeholfen, trotz eigener zeitlicher “Engpässe”. Ich hätte trotzdem noch mehr nach
Feedback fragen sollen von Beginn an, um Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen. Erfülle ich
die Erwartungen? Muss ich mehr arbeiten um diese zu erfüllen?
Dies kann wirklich hilfreich sein!
Was mir erst nachteilig erschien half mir jedoch selbständiger zu arbeiten und meine Experimente
besser im Vorraus zu planen. Ich habe gelernt noch öfter nach Hilfe zu fragen, um Fehler zu
vermeiden. Was die Gestaltung meines Projekts anbelangte, so hatte ich sehr viel Freiheit.
Dadurch war ich sehr motiviert, da das Projekt wirklich in meiner Hand lag und ich
mitentscheiden konnte, wohin das Ergebnis führt
Hawaiian Lifestyle – das Leben neben dem Praktikum
Zu Beginn ist es wichtig zu wissen, dass es in der Forschung durchaus eine 7 Tage Woche geben
kann. Nicht unbedingt weil es der Chef verlangt, sondern weil Experimente oft nicht laufen wie
man es erwartet und gute Ergebnisse viel Einsatz erfordern. Was man präsentieren möchte ist
einem selbst überlassen, jedoch möchte man natürlich gute Resultate bei der Präsentation am
Ende des Praktikums vorweisen. Es ist also etwas anderes auf Hawaii zu leben als dort Urlaub zu
machen. Wer davon träumt den ganzen Tag am Strand unter Palmen zu liegen hat eine falsche
Vorstellung.
Die Lebensunterhaltskosten auf Hawaii sind unglaublich hoch. Besonders wer ein unbezahltes
Praktikum absolviert kann sich hier ganz leicht verschätzen. Mietkosten sowie
Lebensmittelkosten sind doppelt so hoch. Die Wohnungssuche sollte man am besten vor Ort
vornehmen evtl. schon vor Reiseantritt Termine für Besichtigungen vereinbaren. Zu empfehlen ist
www.craigslist.org. Mehr als ein WG Zimmer ist auf Grund der Mietpreise jedoch nicht
bezahlbar und auch vom europäischen Hygienestandard muss man sich etwas lösen. Öfter
umziehen ist verschwendete Zeit da ein halbes Jahr wie im Flug vergeht. Man sollte bei der
Wohnungssuche darauf achten dass der Vermieter seriös erscheint. Sollte einem irgendetwas
komisch erscheinen, sollte man sich zu nichts drängen lassen. Besonders mit internationalen
naiven Studenten wird versucht Geld zu machen. Im Vertrag sollte ausdrücklich stehen, dass die
“security deposit” zum Ende des Mietvertrags zurück gezahlt wird. Am besten ist es unter der
oben angegebenen Adresse nach Studenten-WGs zu suchen. Achtung vor nicht drogenfreien
Mitbewohner! Auf Hawaii leider weitverbreitet.
Die harte Arbeit lohnt sich, da Hawaii einiges zu bieten hat. Besonders wenn man sehr aktiv ist
kann kein anderer Staat mit dem Angebot an Stränden, Wanderwegen und Sehenswürdigkeiten
mithalten. Die Lebensqualität ist wirklich enorm hoch. Ich bin beispielsweise ab und an vor der
Arbeit surfen gegangen. Das war der perfekte Ausgleich zur Arbeit. Mein Chef hatte den
Leitspruch “ the harder you work the luckier you get”. Und für Hawaii trifft dies 100% zu. Auch
wenn man eine 7 Tage Woche hat wird das belohnt. Wo sonst kann man Freitag nach der Arbeit
bei Sonnenuntergang surfen gehen. Da ist so mancher Stress schnell vergessen und man geht am
nächsten Tag wieder gerne in die Arbeit!
Ich würde auch empfehlen eher ein Praktikum auf Hawaii zu machen als an die Uni zu gehen.
Andere Studenten, die ich kennengelernt habe sind fast ausschließlich unter den meist deutschen
Mitstudenten an der Uni geblieben und haben das richtige hawaiianische Leben kaum
mitbekommen geschweige denn ihr englisch verbessert. Ich hatte das Glück, dass meine
Arbeitskollegen mir so viel wie möglich von der hawaiianischen Kultur mitgeben konnten. Sie
haben mir außerdem die schönsten Stellen der Insel gezeigt und das ist alles andere als was
Touristen in Waikiki erleben.
Was mich auch sehr beeindruckt hat war die Gastfreundlichkeit mit der man hier aufgenommen
wurde und die allgemeine gute Laune der Einwohner. Man wird oft einfach auf der Straße oder
im Bus angesprochen und in ein Gespräch verwickelt, was einem in München in der U-Bahn
selten passiert. Obwohl die Obdachlosigkeit und Armut auf Oahu ein riesen Problem ist habe ich
nirgends so viel Freundlichkeit und positive Lebenseinstellung entgegengebracht bekommen wie
hier.
Meine Arbeitskollegen haben von Beginn an etliche Ausflüge Bbqs und Abendessen organisiert.
Ich habe auf der Insel von Koreanisch, Kubanisch über nepalesisch bis hin zu traditionell
hawaiianisch, kulinarisch fast alles probiert. Besonders der asiatische Bevölkerungsanteil ist hoch.
Sushi und andere asiatische Spezialitäten bekommt man fast an jeder Ecke bei den “lunch
waggons”. Die sind meist günstiger als ein Einkauf im Supermarkt. Selbst frisch zu kochen ist
hier teurer als sich ein paar Shrimps um die Ecke zu holen.
Fazit
Insgesamt gesehen hat es sehr viel Eigeninitiative gebraucht um die ganze Reise zu realisieren.
Besonders wenn es ein Programm ist das von der Uni nicht unterstützt wird und nicht schon
“erprobt” ist.
Der Aufwand hat sich jedoch gelohnt. Ich habe durch diesen Aufenthalt sehr viel gelernt. Ich
würde es jederzeit wieder machen und kann es nur jedem Empfehlen sich dafür einzusetzen. Ich
habe herausgefunden wo ich mich beruflich in meinem Leben sehe und ich habe wahnsinnig viel
über mich selbst glernt. Meine persönliche Entwicklung ist auch meinem Umfeld zuhause positiv
aufgefallen. Der Aufenthalt hat mich nur noch mehr für mein Studium motiviert und ich weiß,
dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Ich bedanke mich bei der DAAD für die Unterstützung. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie
wichtig es ist Studenten zu motivieren ein Auslandssemester oder überhaupt ein Praktikum zu
machen. Selbst jede schlechte Erfahrung bringt einen weiter und man lernt daraus zumindest was
man nicht möchte. Eigeninitiative sollte belohnt und unterstützt werden.
Wer noch nicht genau weiß in welche Richtung sein Studium führen soll, sollte die Möglichkeit
haben das herauszufinden. Hat man zusätzlich noch die Option die Sprachkenntnisse zu
verbessern ist das ein riesiges Plus für den weiteren Lebensweg.