5 Schritte zur Scope-Definition in Großprojekten.
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5 Schritte zur Scope-Definition in Großprojekten.
Projektmanagement/PMO Wer hat am Scope gedreht? 5 Schritte zur internen Scope-Definition in Großprojekten Die interne Scope-Definition in Großprojekten gehört vermutlich zu den großen Wundern der Menschheit. So scheint es zumindest, wenn man nach dem genauen Scope im Projekt fragt. Gemeint sind damit nicht etwa die Ziele des Auftraggebers, sondern die Aufgaben des internen Projektteams. In der Regel existiert ein detaillierter Projektplan. Wie dieser zustande gekommen ist, bleibt jedoch häufig ein Rätsel. Oftmals ist dazu das Tracking des Projektplans ungenügend. Damit ist der Projektplan bestenfalls ein Alibidokument. Selbstverständlich existieren auch besser aufgesetzte Projekte. Dabei folgt die Erstellung des Projektplans und damit des Scopes oft dem gleichen Muster. Die Projektleitung bittet die Teilprojektleiter ihre Aufgaben zu definieren und konsolidiert diese zu einem Gesamtprojektplan. Dieser wird anschließend an alle Projektmitglieder verschickt und evtl. wöchentlich geprüft. Diese Vorgehensweise birgt jedoch drei wesentliche Risiken. Zum einen werden Abhängigkeiten zwischen den Teilprojekten nur schwer oder gar nicht entdeckt, weil die Teilprojektleiter ihre Aufgaben isoliert von den Projektkollegen definieren und zum anderen wurde nie ein gemeinsamer und ganzheitlicher Blick auf das vermeintliche Ergebnis geworfen. Ob die so definierten Arbeitspakete die Erwartungshaltung der Auftragsgeber treffen, kann ebenfalls nicht schlüssig sichergestellt werden. Dabei ist eine gemeinsame Betrachtung des Plans aus der Vogelperspektive enorm wichtig. Ein gemeinsames „OK“ sorgt nicht nur für ein einheitliches Verständnis, sondern auch für die notwendige Aufgleisung aller Beteiligten für ein gemeinsames Ziel. Gerade die fehlende Identifikation von Abhängigkeiten kann im Projektverlauf zu tiefgreifenden Missverständnissen führen. Gegenseitige Lieferleistungen der Teilprojektleiter werden nicht erbracht und es kommt folglich zu Verzögerung der Meilensteine. Zeiteinbußen und teure Workarounds sind die Folge. Darüber hinaus können Zuspitzungen der zwischenmenschlichen Beziehungen aufgrund unterschiedlicher Sichtweisen die Folge sein. Wie also sollte vorgegangen werden, um eine belastbare Scope-Definition zu erreichen? Seite 1 Vorgehensweise für eine belastbare Scope-Definition Es ist wichtig, über den Scope zu sprechen, alle Stakeholder einzubinden und Expertenmeinungen in der Gruppe zu prüfen. Das folgende Modell der Scope-Definition ist dafür ausgerichtet. Es verfolgt vier konkrete Ziele: Ziele der Scope-Definition Definition von Inputund Output-Faktoren (Welches Ergebnis wird von wem erwartet?) Identifikation aller relevanten Abhängigkeiten zwischen Teilprojekten Vollständige Erfassung aller Tasks Gemeinsame Prüfung des Scopes im gesamten Projektteam 1. Die Erstbefüllung der Teilprojektdefinition 1 Erstbefüllung der Teilprojektdefinition Input | Task | Output Die sogenannte Teilprojektdefinition ist sowohl eine Kurzbeschreibung als auch eine Art Teilprojektplan, wobei der Fokus auf den Abhängigkeiten zwischen den Teilprojekten und zu externen Stakeholdern liegt. Konkret werden zentral die Aufgaben erfasst. Links werden die InputFaktoren erfasst (Was ist für mein Teilprojekt notwendig?) und rechts werden die Output-Faktoren gelistet (Welches Ergebnis wird von mir erwartet?). 2. Klärung von Rückfragen zu den Teilprojektdefinitionen Klärung von Rückfragen (PMO & TPL) 2 Die Teilprojektdefinitionen werden geprüft und Rückfragen geklärt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der vollständigen Erfassung aller Abhängigkeiten. Jeder Input muss durch einen vorangegangenen Output abgedeckt sein. Wenn beispielsweise die Bestellung der Hardware von der Anforderungsbeschreibung eines anderen Teilprojektes abhängig ist, dann muss im nachfolgenden Teilprojekt die Anforderungsbeschreibung als Input und im VorläuferTeilprojekt als Output definiert werden. Eine Prüfung dieser Abhängigkeiten sorgt für eine frühzeitige und möglichst vollständige Erfassung von fehlenden Arbeitspaketen. Seite 2 3. Die Finalisierung der Teilprojektdefinitionen Finalisierung der Teilprojektdefinitionen 3 Fehlende Arbeitspakete und Input- bzw. Output-Faktoren werden ergänzt und damit die Teilprojektdefinition als Vorbereitung für den folgenden Scope-Workshop finalisiert. 4. Der Scope-Workshop Scope-Workshop; Tasks abhaken; Input & Output prüfen! 4 Im eigentlichen Scope-Workshop werden dann sämtliche Arbeitspakete und Abhängigkeiten von allen Projektbeteiligten geprüft und diskutiert. Das gesamte Projektteam bekommt einen einheitlichen und ganzheitlichen Blick auf den gemeinsamen Projekt-Scope. Letztendlich ist die Projektleitung in der Lage den von den Teilprojekten aufgezeigten Scope mit der Erwartungshaltung der Stakeholder abzugleichen. 5. Finalisierung des PSP, des Phasenplans, des Projektplans und des Meilensteinplan PSP, Phasen-, Projekt- und MSTPlan erstellen 5 Im letzten Schritt werden anhand der gewonnen Informationen alle Projektplanungsdokumente erstellt bzw. finalisiert. Der Scope ist fertig „gedreht“. Die beschriebene Scope-Definition sorgt für eine fundierte Definition des Scopes, für ein einheitliches Verständnis aller Projektbeteiligten und für die Identifikation von Abhängigkeiten. Die Verprobung mit der Erwartungshaltung der Auftraggeber stellt die Projektzieldefinition auf sichere Füße. Auf dieser Grundlage haben Großprojekte eine belastbare Ausgangslage. Selbstverständlich kann es auch nach einer soliden Scope-Definition zu Änderungen kommen, jedoch sollten diese auf Änderungen der äußeren Rahmenbedingungen zurück zu führen sein. Mittels transparenten Change-Prozess können diese in einen validen Projektplan eingearbeitet werden. Hinweis: In Abgrenzung zum PMI-Standard wird hier der Projektplan als Synonym für den MS-Projektplan, den Meilensteinplan und den Projektstrukturplan (PSP) verwendet. Der Begriff „interner Scope“ bezeichnet hier die Gesamtheit der Aufgaben des internen Projektteams, die erforderlich sind, um die Anforderungen des Auftraggebers zu erfüllen. Ansprechpartner Ülgen Öztürk Senior Consultant [email protected] +49/176-13300063 affinis consulting GmbH Flughafenstraße 52 D - 22335 Hamburg www. affinis.de Seite 3