M1010-Pflanzenhaarfarben

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M1010-Pflanzenhaarfarben
Beim Schopf gepackt
Färben mit Pflanzenhaarfarben
Haupt-Sache Natur
Pflanzenhaarfarben werden immer vielfältiger und leichter in
der Anwendung. In vielen Fällen sind sie eine unbedenkliche
Alternative zu Oxidationshaarfarben.
Wer seinen natürlichen Haarton
Naturhaarfarben dringen im Ge-
schicht wird geschädigt. Zwar sollen
verändern will, muss nicht unbedingt
gensatz zu Oxidationshaarfarben
beiliegende Pflegespülungen die stra-
zur chemischen Keule greifen. Inzwi-
nicht ins Haar ein, sondern lagern
pazierten Haare wieder glätten, das
schen gibt es ein großes Spektrum
sich außen an. Trotzdem sind die
gelingt aber nur bedingt.
an
verschiedener
Naturfarben nicht auswaschbar. Weil
Ein weiterer Vorteil der Naturfarben:
Hersteller. Zu kaufen sind sie nicht
die Naturfarben das Haar umgeben,
Das Tönungsergebnis wird nuancierter,
nur im Bio-Handel, sondern auch im
haben sie sogar eine schützende Wir-
weil die Abdeckung nicht so absolut
Drogeriemarkt an der Ecke.
kung und machen den Schopf schön
funktioniert wie bei konventionellen
glänzend. Außerdem er-
Produkten. Das ist gewöhnungsbe-
spart man seinem Kör-
dürftig, wenn man von chemischen auf
per mit den natürlichen
pflanzliche Haarfarben wechselt, das
Farben die problemati-
Ergebnis wirkt aber viel natürlicher.
schen Substanzen, die
Da die meisten Pflanzenfarben mit
Pflanzenfarben
Bei den pflanzlichen
Haarfarben gibt es zwei
starke Farbtöne: rotes
Henna und schwarzes
Graue Haare widerstehen den
Pflanzenfarben
Indigo, das oft auch als
schwarzes Henna bezeichnet wird.
in chemischen Farben stecken. Eine
Weitere Bestandteile der natürlichen
chemische Färbung greift das Haar
Haarfarben sind unter anderem Faul-
an, denn die Farben ver-
baumrinde, Kaffee, Rote Bete, Rhabar-
ankern sich fest im
berwurzeln, Blau-, Rot- und Gelbholz
Haar, die obere
oder Kurkuma, die Nuancen verstär-
Schuppen-
ken oder verändern können.
Wichtig zu wissen
zenfarben individuell ausfällt, erst mal
eine Strähne zur Probe färben.
Bei hellen Haaren fällt das Färberesultat intensiver aus als bei dunklen.
Mit Pflanzenfarben kann man nicht
blondieren und blondes Haar nicht
schwarz färben.
Nach einer chemischen Haarfärbung sollte man mindestens vier
Wochen warten, bis man zur Pflanzenfarbe greift, sonst kann es zu
Fehlfärbungen kommen.
Bei Verletzungen der Kopfhaut sollte man auf Färbung verzichten.
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ÖKO-TEST Ratgeber Kosmetik & Wellness 2009
Foto: A. Jakuscheit
Da das Färbeergebnis mit Pflan-
außerdem seinen Farbton individuell
zusammenstellen.
Doch das Färben mit Pflanzenprodukten hat auch Nachteile. Zwar ist
die Farbpalette inzwischen beachtlich, doch nicht jedes Farbergebnis
lässt sich erzielen. Blondierungen
sind zum Beispiel auf natürlichem Weg
nicht drin, denn dazu braucht man das
aggressive Wasserstoffperoxid. Eine
totale Grauabdeckung ist schwer zu
erreichen, dafür muss man auf jeden
Totales Vertrauen zum Friseur
Meine Frisur ist mir sehr
wichtig, denn ich arbeite
bei meinem Mann in der
Arztpraxis und stehe daher
viel in der Öffentlichkeit. Da
ich nicht viel Talent mit den
eigenen Haaren habe, gehe
ich auch zum Waschen und
Föhnen zum Friseur. Mal mit
der Bürste oder den Fingern
„durchgehen“ ist für mich
persönlich das höchste
der Gefühle. Aber das ist
Bettina Moerchel,
52 Jahre, aus
Mainz-Mombach
kein Problem, denn mein
Friseur schneidet perfekt.
Auch bei der Entscheidung
für einen neuen Stil vertraue
ich ihm. Früher habe ich mir
zusätzlich zur Haarfarbe
noch ganz helle Strähnchen
machen lassen, weil meinem Mann die Haarfarbe nie
hell genug sein konnte. Das
habe ich auf Anraten meines
Friseurs der Haarqualität
zuliebe eingestellt.
Fall wiederholt färben. Und auch dann
Foto: privat
Pulver angerührt werden, kann man
bleibt das graue Haar oft heller als der
Rest. Manchmal bekommen die unpigmentierten Haare durch Pflanzenfar-
und Tropfen aufs Haar zu befördern.
wenn dem Produkt die INCI-Dekla-
ben einen Rotstich. Damit kann sich
Wer sich die Mühe und Matscherei im
ration (Internationale Nomenklatur
nicht jeder anfreunden. Grundsätzlich
heimischen Bad sparen will, sollte bei
für kosmetische Inhaltsstoffe) fehlt,
fällt das Färberesultat bei Pflanzenfar-
seinem Friseur nach Naturhaarfarben
denn eine korrekte Deklaration ist
ben individuell aus und hängt stark
fragen oder gleich zum Naturfriseur
auch ein Hinweis auf eine ordentliche
vom Ausgangsfarbton ab.
gehen, wo nur natürliche Farben und
Qualitätskontrolle.
bietet
Pflegemittel zum Einsatz kommen.
Henna war geraume Zeit im Gerede.
Pflanzenhaarfarbe zum einfachen
Der
Hersteller
Logona
Solche Salons gibt es bereits in vielen
Der natürliche Farbstoff Lawson, der
Auftragen in der Tube an. Solche
Städten, einfach mal im Telefonbuch
in Henna steckt, wurde vom wissen-
gebrauchsfertigen Mischungen sind
unter „Naturfriseur“ gucken.
schaftlichen Ausschuss der EU als
aber die Ausnahme – meist muss
Leider sind nicht längst alle
erbgutschädigend eingestuft. Das
der Farbbrei selbst mit heißem Was-
Naturfarben völlig unbedenklich.
deutsche Bundesinstitut für Risiko-
ser oder Tee angerührt werden. Für
Manche stammen aus zweifelhaften
bewertung gab jedoch Entwarnung,
Anfänger ist es nicht ganz leicht, die
Quellen, sie werden manchmal in
nachdem sich nach Tierversuchen
richtige Konsistenz hin zu bekom-
internationalen Supermärkten oder
keine Erbgutschädigung durch Law-
men und die Farbe ohne Bröckeln
Billigshops angeboten. Finger weg,
son nachweisen ließ.
Mit Pflanzen färben: So funktioniert’s
Pflanzliche Haarfarben bekommt man mittlerweile auch
schon aus der Tube, das erleichtert die Anwendung. Die
meisten Hersteller bieten ihre Produkte aber nach wie vor als
Pulver an, das mit Wasser angerührt werden muss. So klappt
die Anwendung:
1. Haare waschen, gut ausspülen, keine Haarspülung oder
Kur anwenden. Das Haar muss sauber und fettfrei sein.
2. Damit keine Sauerei im Bad entsteht: Läufer, Teppiche,
Duschvorhang und saubere Handtücher außer Reichweite
bringen. Alte Kleidung tragen, nicht mehr salonfähige Handtücher bereithalten.
3. Das Pulver zunächst mit 70 Grad heißem Wasser zu einer
sämigen Masse verrühren, die an Schlamm erinnert. Die Mengenverhältnisse sind auf der Verpackung angegeben. Richtwert: Die Konsistenz muss so sein, dass der Brei nicht sofort
vom Kopf bröckelt. Allerdings darf das Ganze auch nicht zu
flüssig sein.
4. Legen Sie ein altes Handtuch um die Schultern, schützen
Sie die Haut am Haaransatz durch eine fetthaltige Creme.
Handschuhe anziehen. Wenn keine beiliegen, dünne, stabile
aus der Apotheke besorgen.
5. Die noch warme Masse auftragen. Am Hinterkopf beginnen, wo das Haar am dichtesten ist. Alle Strähnen bedecken,
auch dünne, abstehende Haare. Es können aber auch nur
einzelne Strähnen gefärbt werden.
6. Haare mit einer Plastikhaube abdecken, die meist der Packung beiliegt. Handtuch darumwickeln. Das so entstehende
feuchtwarme Klima trägt mit dazu bei, dass sich die Farbpartikel wie ein Film an das Haar anlagern. Zusätzliche Wärme, ob
Sonne oder Trockenhaube, intensiviert das Farbergebnis. Die
Einwirkzeit richtet sich nach der gewünschten Intensität und
der natürlichen Haarfarbe und kann von 15 Minuten bis zu gut
zwei Stunden betragen. Feine und blonde Haare brauchen
dabei weniger Zeit als dunkle oder dicke.
7. Nach dem Färben den Pulverbrei auswaschen und die Haare mit einem milden Shampoo reinigen.
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