Die anziehende Stadt
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Die anziehende Stadt
Gemalte Monarchie: Das Goldene Zeitalter Spaniens – Seiten 20 und 21 Deutsche Geschichte: Georg-Büchner-Preis für Marcel Beyer – Seite 17 BERLIN, MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / 72. JAHRGANG / NR. 22 802 * Iran sucht in Deutschland Atomtechnik EM 2016: Alle Spiele und die besten Geschichten in 11 Freunde täglich – Seiten 27 – 30 WWW.TAGESSPIEGEL.DE BERLIN / BRANDENBURG 1,50 €, AUSWÄRTS 2,00 €, AUSLAND 2,20 € Merkel und der Brexit Die anziehende Stadt Viel nichts um Lärm Der Blick in die modische Zukunft für den nächsten Sommer macht richtig Spaß. Und leuchtende Ideen gibt es auch noch – Seiten 13 und 15 Von Stephan-Andreas Casdorff W Foto: Jörg Carstensen/dpa Berlin - Der Iran setzt trotz des Abkommens über eine Drosselung seines Nuklearprogramms die Versuche fort, in Deutschland an Atomtechnik heranzukommen. Die 2015 festgestellten illegalen Beschaffungsaktivitäten hätten sich weiterhin auf einem „quantitativ hohen Niveau“ befunden, berichtet das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in einer Kurzfassung seines Jahresberichts zu Aktivitäten von Extremisten und ausländischen Nachrichtendiensten. Den Report stellten Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen am Dienstag in Berlin vor. Im Bereich des iranischen Trägertechnologieprogramms, das auch dem Einsatz von Kernwaffen dienen könnte, registriert das BfV sogar eine „steigende Tendenz der ohnehin schon erheblichen Beschaffungsbemühungen“. fan — Seite 4 und Meinungsseite Merkel: Briten werden Privilegien verlieren Bundeskanzlerin zeigt Großbritannien die Folgen des Brexits auf / EU-Kommissionschef verbietet Vorverhandlungen mit London Berlin - Fünf Tage nach dem Referendum in Großbritannien über ein Ausscheiden aus der Europäischen Union wird der Druck auf die Regierung in London größer. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) machte in ihrer Regierungserklärung am Dienstag deutlich, dass die Briten nach einem Brexit nicht alle Privilegien der Gemeinschaft behalten werden. „Es muss und es wird einen spürbaren Unterschied machen, ob ein Land Mitglied der Familie der Europäischen Union sein möchte oder nicht. Wer aus dieser Familie austreten möchte, der kann nicht erwarten, dass damit alle Pflichten entfallen, die Privilegien aber weiter bestehen bleiben“, sagte Merkel in ihrer Regierungserklärung. „Wir werden sicherstellen, dass die Verhandlungen nicht nach dem Prinzip der Rosinenpickerei geführt werden“, sagte sie weiter und betonte: „Die EU ist stark genug, um den Austritt Großbritanniens zu verkraften.“ Die Kanzlerin gestand den Briten zwar zu, dass sie gemäß Artikel 50 des EU-Vertrages selbst bestimmen könnten, wann sie in Brüssel den Austrittswunsch anmelden. Sie warnte Großbritannien aber davor, dass es bis dahin keine „formellen oder informellen Verhandlungen“ über den künftigen Status des Landes mit der EU geben werde. Erst mit dem formellen Austrittswunsch könne der zweijährige Verhandlungsprozess starten, in dem das Land weiter Mitglied sei und dieselben Rechte und Pflichten wie alle anderen EU-Länder habe – Zahlungen an die EU inbegriffen. Norwegen habe als Nicht-EU-Mitglied etwa nur vollen Zugang zum EU-Binnen- markt, weil es gleichzeitig die vier Grundfreiheiten der EU für Menschen, Güter, Dienstleistungen und Kapital akzeptiere, und dazu gehöre auch die Einwanderung aus der EU. Die Ablehnung der Zuwande- „Verhandlungen ohne Rosinenpickerei“ Angela Merkel, Bundeskanzlerin (CDU) rung von EU-Bürgern auf die Insel war ein zentrales Thema der Brexit-Befürworter gewesen. Zeitgleich zur Kanzlerin redete EUKommissionspräsident Jean-Claude Juncker vor dem Europäischen Parlament. Juncker verbot nach eigenen Angaben zudem jegliche Vorverhandlungen mit der C Unicef warnt vor dem Tod von 69 Millionen Kindern bis 2030 Köln/New York - Trotz großer Fortschritte in den vergangenen 25 Jahren leben weltweit noch immer Millionen Kinder unter furchtbaren Bedingungen. Bis zum Jahr 2030 werden nach UnicefSchätzungen allein 69 Millionen Jungen und Mädchen unter fünf Jahren an vermeidbaren Krankheiten sterben, wenn nichts dagegen unternommen wird. Besonders dramatisch ist die Lage laut dem am Dienstag in Köln und New York veröffentlichten Jahresbericht des UN-Kinderhilfswerks im südlichen Afrika. Eine bessere Welt für Kinder sei möglich, betont Unicef und mahnt die Staatengemeinschaft, mehr dafür zu tun. Wenn sichanderEntwicklung nichtsändert, werden laut Bericht bis 2030 weltweit167Millionen Kinder in extremerArmut leben. In Afrika südlich der Sahara seien davon dann neun von zehn Kindern betroffen. Bereits jetzt leiden dort zwei von drei Kindern – insgesamt 247 Millionen Mädchen und Jungen – unter Armut. Das Hilfswerk forderte die Staaten auf, mehr Geld in die Überwindung von Armut und sozialer Benachteiligung zu stecken. „Wir haben die Wahl, jetzt in diese Kinder zu investieren oder zuzulassen, dass unsere Welt noch gespaltener und ungerechter wird“, sagte Unicef-Direktor Anthony Lake. Wenn mehreren hundert Millionen Kindern eine faire Chance im Leben vorenthalten werde, gefährde dies die Zukunft der ganzen Gesellschaft. Ungerechtigkeit sei weder vorprogrammiert noch unüberwindbar. Das effektivste Mittel gegen Armut sei Bildung, heißt es im Unicef-Bericht „Zur Lage der Kinder 2016“. Um für mehr Chancengleichheitzu sorgen, seien Investitionenin dieBildung der am stärkstenbenachteiligten Kinder und eine Umverteilung öffentlicher Bildungsgelder nötig. Derzeitgehenweltweit 124MillionenKinder nicht zur Schule. Seit 1990 wurde die Zahl der Kinder halbiert, die in extremer Armut leben. epd INDEX WIRTSCHAFT & BÖRSEN . . . . . . . . . . . . . . 6–8 Die Anleger sind Dax wieder optimistischer. Der Dax steigt und geht bei 9551 Punkten aus dem Handel. WETTER ............................................ 2 Wolken, Schauer, Sonne – das Wetter wird wechselhaft. 23 /16 Ab Donnerstag ist es wieder freundlicher. Bis zum Wochenende kann es aber gelegentlich etwas regnen. SPORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 TAGESTIPPS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 MEDIEN/TV-PROGRAMM . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 IMPRESSUM & ADRESSEN . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 [email protected] TEL. REDAKTION . . . . . . . . . . . . . (030) 29021 - 0 TEL. ABO-SERVICE . . . . . . . (030) 29021 - 500 TEL. SHOP . . . . . . . . . . . . . . . . . . (030) 29021 - 520 TEL. TICKETS . . . . . . . . . . . . . . (030) 29021 - 521 ISSN 1865-2263 30026 4 190662 202006 britischen Seite, solange der Antrag auf den Austritt nicht vorliegt. Am Dienstagnachmittag begann in Brüssel ein zweitägiger EU-Gipfel, an dem zunächst auch der britische Premierminister David Cameron teilnehmen soll. Am Mittwoch wollen die übrigen 27 Regierungen dann ohne Cameron über den weiteren Weg der Union und die Verhandlungen mit London beraten. Ein Streitpunkt ist derzeit, wie viel Zeit sich die britische Regierung mit dem Austrittsantrag lassen kann. Cameron hatte angekündigt, dies seinem Nachfolger überlassen zu wollen. Nach dem mehrheitlichen Ja der Briten zu einem Austritt hatte der Premierminister für Oktober seinen Rücktritt erklärt. Cameron will eine direkte Konfrontation mit den europäischen Partnern aber vermeiden. „Ich will, dass dieser Prozess so konstruktiv wie möglich ist“, sagte Cameron vor Beginn des EU-Gipfeltreffens in Brüssel. Die EU-Regierungen und die Wirtschaft pochen auf einen schnellen Beginn über den zukünftigen Status des Landes im Verhältnis zur EU. Die britische Regierung selbst gerät zunehmend unter Druck, nachdem mehrere Ratingagenturen die Bonität des Landes wegen der politischen Unsicherheiten herabgestuft hatten. Das Pfund konnte sich zwar am Dienstag nach der Talfahrt der vergangenen Tage stabilisieren. Der britische Finanzminister George Osborne kündigte als Folge des Brexit-Votums und seiner Auswirkungen aber bereits die Erhöhung von Steuern und die Kürzung staatlicher Ausgaben an. mit rtr Mindestlohn steigt um 34 Cent auf 8,84 Euro 15 Milliarden – USA bitten VW zur Kasse Berlin - Arbeitnehmer in Deutschland bekommen künftig einen spürbar höheren gesetzlichen Mindestlohn. Die Lohnuntergrenze steigt Anfang 2017 von derzeit 8,50 Euro auf 8,84 Euro pro Stunde. Das legte die Mindestlohnkommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern am Dienstag in Berlin fest. Der Beschluss sei einstimmig gefallen, sagte der Vorsitzende der Kommission und ehemalige Arbeitsdirektor des Energiekonzerns RWE, Jan Zilius. „Die Höhe der Anpassung orientiert sich nachlaufend an der Tarifentwicklung.“ Der Mindestlohn war eine zentrale sozialpolitische Neuerung der schwarz-roten Koalition. Seit eineinhalb Jahren gilt die Lohnuntergrenze. Die Kommission, die frei von politischer Einflussnahme entscheiden soll, legt die Höhe nun alle zwei Jahre neu fest. dpa Berlin - Volkswagen muss in den USA zur Beseitigung der Folgen des DieselSkandals mehr als 15 Milliarden Dollar zahlen. Wie das US-Justizministerium und die Umweltbehörden am Dienstag mitteilten, soll Volkswagen fast eine halbe Million manipulierter Diesel-Fahrzeuge für rund zehn Milliarden Dollar zurückkaufen. Kunden, die ihr Auto reparieren lassen, sollen zwischen 5000 und 10 000 Dollar Schadenersatz bekommen. Erwartet worden war eine Belastung von rund zehn Milliarden Dollar. Der Diesel-Skandal ist nach Einschätzung des Justizministeriums eine der schwerwiegendsten Verletzungen von Verbraucherund Umweltrecht in der Geschichte der USA. Verbraucherschützer und Anwälte forderten ähnliche Entschädigungen auch für deutsche VW-Kunden. mot — Seite 6 und Meinungsseite — Seite 6 — Seiten 2, 3, 8 und Meinungsseite D Foto: Arno Burgi/dpa Von Lutz Haverkamp enn doch stimmt, dass wir uns mit dem Brexit in revolutionären Zeiten befinden, die den ganzen Kontinent erfassen können – dann war die Regierungserklärung der Bundeskanzlerin die Abdankung der Politik. Das soll eine Antwort gewesen sein auf das, was geschehen ist und noch geschehen soll, nämlich EU-Europa zu retten? Darum geht es aber! Da, wo Angela Merkel – immerhin fünf Tage nach dem Einschnitt, wie sie selbst sagt – nicht banal war, war sie irrelevant. Ihre Politik in, sagen wir, Handeln übersetzt bedeutet: strikte Einhaltung des einmal Vereinbarten. Abgesehen davon, dass das wie weiland bei Breschnew klingt, dem ehemaligen sowjetischen KPGeneralsekretär – das ist keine Politik. Europa, so lautet wohl ihr Theorem, soll sich in Zeiten der Krise als Hort der Rechtsstaatlichkeit verstehen und präsentieren. Nun wollen wir annehmen, dass die Bundeskanzlerin damit die Hoffnung verbindet, die Briten und alle anderen, die sich an Regeln der Europäischen Union nicht weiter halten mögen, ins Unrecht zu setzen. Bloß, was ist mit den Franzosen, die das seit Jahren in Etatfragen tun? Ungestraft! Gerecht ist das nicht. Und was ist mit denen, für die Regelverletzung gerade der Vorsatz ist? Gleich wie der Paragraf heißt, auf den sich Merkel bezieht – Revolutionen verlaufen nicht nach Paragrafen. Wenn die Kanzlerin schon von Fliehkräften spricht, die nicht gestärkt werden dürften, dann darf sie das auch nicht tun. Ruhe, Besonnenheit, Analyse, ihre Kernbegriffe: alles gut, alles richtig. Nur stellt sich die Frage, wie viele Tage Zeit sie noch braucht, um die Lage zu analysieren? Eine Lage, die das Kanzleramt, die alle sogenannten Experten um sie herum Wochen, Monate hätten vorhersehen können, antizipieren müssen. „Worst-CaseSzenarien“, davon reden sie doch immer so gern gescheit. Die übrigens zur Analyse und zur strategischen Vorausschau gehören. Aber nein, nichts davon. Klein, klein, klein ist die Rede im Bundestag, die sie der Kanzlerin für diesen Tag, einen weiteren historischen, aufgeschrieben haben. Mit Erasmus plus als dem Besten, das sie zu bieten haben? Ja, schon recht, die Briten müssen sich, solange sie noch in der EU sind, auch an alle Pflichten aus den Verträgen halten. Wie alle anderen, die nicht zu vergessen. Bloß braucht es dafür keine Regierungserklärung, zumal die auch keinen Aufschluss darüber gegeben hat, wie zu verfahren wäre, wenn sich London einfach nicht daran halten wollte. Nein, dazu gab es nichts – und zur Zukunft konkret auch nichts. Nichts Konkretes außer dem Hinweis auf den Vertrag (!) von Lissabon, in dem 2000 versprochen wurde, Wachstum, Arbeitsplätze und mehr sozialen Zusammenhalt zu schaffen. Dass Versprechen gehalten, Verträge und Regeln geachtet werden müssen. Das ist so wahr wie banal. Nur wie? Mit welchen Ideen? Welchen konkreten Maßnahmen? Die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, der allein schon ökonomisch stärksten Macht in Europa, nannte nicht eine einzige. Dabei hängt von den Maßnahmen der Fortbestand Europas ab. Politik ist das nicht. Merkels Kurs ist permanente Rückversicherung. Ist Tasten und Warten und Hoffen und Schauen. Und am Ende die Vermutung, dass sich alles fügen wird. In Revolutionen ist das nicht so sicher. Zusammen mit Ein Abend zum Genie SS en Mediterrane Sommerküche Wir laden Sie herzlich zu unserem exklusiven Genießerabend ein! Unsere Partner stellen sich persönlich vor und erzählen aus dem Nähkästchen ... 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Nun hätten sich „die kleinen Leute“ aber den Konzernen, den Banken und den Politikern entgegengestellt und gesagt: „Wir wollen unser Land zurückhaben“, erklärte Farage: „Jetzt lachen Sie nicht mehr.“ Das Vereinigte Königreich werde nicht der letzte Mitgliedstaat sein, der die Europäische Union verlässt, sagte Farage, der auf dem Weg in den Sitzungssaal von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker persönlich begrüßt wurde. ch mit einem Lächeln und einer Umarmung begrüßt. Während der Debatte wurde der Ton aber zunehmend rauer. Juncker bezichtigte Farage, im Wahlkampf gelogen zu haben. Am Ende sprach er nur noch französisch mit dem Briten – Juncker klang dabei versöhnlich, aber nicht ohne die ihm eigene Ironie: „Ich habe es, Herr Farage, gemocht, mit Ihnen zu debattieren. Wir haben denselben Sinn für Humor.“ Er bedauere es sehr, dass dies nun das letzte Mal gewesen sei. „Denn Sie werden nicht wiederkommen.“ Farage forderte die EU auf, mit Großbritannien ein Freihandelsabkommen ohne Zölle zu schließen. Eine solche Vereinbarung nach dem Austritt der Briten aus der EU sei „vernünftig, pragmatisch und realistisch“, sagte der Politiker von der Unabhängigkeitspartei Ukip. Denn ohne ein solches Abkommen wären die wirtschaftlichen Folgen für die EU-Staaten „weit schlimmer als für uns“. AFP/dpa DAVID CAMERON D er scheidende britische Premierminister David Cameron hofft nach dem Austritt seines Landes auf ein weiter gutes Verhältnis zur EU. Er wolle „engstmögliche“ Beziehungen mit der Europäischen Union „in den Bereichen Handel und Zusammenarbeit bei Sicherheitsfragen“, sagte Cameron am Dienstag vor dem EU-Gipfel in Brüssel. „Ich möchte, dass dieser Prozess so konstruktiv wie möglichwird.“ Großbritannien wolle„Europa nicht den Rücken zukehren“. Nach seiner Rücktrittsankündigung bringen sich nun mögliche Nachfolger in Stellung. Als Favoriten gesetzt gelten Londons Ex-Bürgermeister Boris Johnson, der für den Brexit war, und Innenministerin Theresa May. Berichten zufolge werben beide bereits seit dem Wochenende unter den konservativen Abgeordneten um Unterstützung. Gesundheitsminister Jeremy Hunt sagte am Dienstag, er ziehe eine Bewerbung „ernsthaft in Betracht“. Hunt hält eine zweite Volksabstimmung über die Mitgliedschaft seines Landes inder EU für möglich. Voraussetzung sei, dass mit der EU ein Ein- wanderungsabkommen erzielt werde, das Großbritannien die vollständige Kontrolle über seine Grenzen einräume, erklärte Hunt in einem vom „Daily Telegraph“ am späten Montagabend veröffentlichten Brief. Immigranten aus EU-Ländern waren ein zentrales Thema bei der Kampagne der Brexit-Befürworter. Hunt schrieb, der neue Regierungschef solle die Chance erhalten, mit der EU zu verhandeln, bevor Großbritannien einen Antrag auf Austritt stelle. Finanzminister George Osborne, lange Zeit einer der Favoriten auf die Nachfolge Camerons, will sich nicht bewerben. „Ich bin nicht die Person, die die Einigkeit bieten kann, die meine Partei braucht“, schrieb der Politiker in einem Gastbeitrag für die „Times“. Osborne hatte gegen den Brexit gestimmt. Formell kandidieren für die Tory-Parteispitze und damit auch das Amt des Premierministers können die Politiker voraussichtlich ab Mittwoch. In der Gunst der Tory-Wähler liegt einer YouGov-Umfrage vom Dienstag zufolge May vorn. Auch sie war gegen den Brexit. AFP DIDIER SEEUWS B ei aller Brexit-Unsicherheit steht zumindest schon einmal eine Personalie fest: Ein Scheidungsanwalt, der die Interessen der EU vertreten wird, ist benannt. Der Belgier Didier Seeuws soll auf Seiten der EU die Trennungsverhandlungen mit dem Vereinigten Königreich führen. Der 51-jährige Karrierediplomat wurde am Wochenende zum Chef der „Brexit-Arbeitsgruppe“ berufen. Die belgische Zeitung „Le Soir“ schreibt dem dunkelhaarigen Flamen, der mühelos zwischen holländisch und französisch wechselt, die Attribute „leutselig“ und „brillant“ zu. Seeuws, der wie viele Belgier in seiner Freizeit gern in die Pedale tritt, hat Jura studiert und ist mit 26 Jahren in den diplomatischen Dienst eingetreten. Er hat auf Auslandsposten etwa in den USA gearbeitet und hatte Positionen als Pressesprecher inne – im Außenministerium und für den belgischen Premier Guy Verhofstadt. Er leitete von 2012 bis 2014 das Büro seines Landsmannes Herman Van Rompuy, dem ersten Ratspräsidenten der EU. Seeuws hat sein Büro aktuell im Ministerrat, der die nationalen Regierungen auf EU-Ebene in Brüssel repräsentiert. Seit Ende 2014 ist Seeuws Direktor der Abteilung für Verkehr, Telekommunikation und Energie. Von ihm wird jetzt Pionierarbeit verlangt: Artikel 50 des EU-Vertrags regelt nicht einmal im Ansatz, wie die Schei- JEREMY CORBYN dungsverhandlungen ablaufen sollen. Klar ist nur, dass sie zunächst einmal auf zwei Jahre angesetzt sind. Offenbar gibt es eine Rangelei zwischen den EU-Institutionen um die Kompetenzen beiden Scheidungsverhandlungen.DieKommission soll verwundert über die Benennungvon Seeuws sein.DamitseiEU-Ratspräsident Donald Tusk gegenüber der EU-Kommission vorgeprescht, hört man. In Brüssel heißt es: „Tusk beansprucht so für sich und den Ministerrat eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen mit London.“ Ein Sprecher der Kommission erklärte, es sei zentrale Aufgabe der Kommission, die Gespräche mit London zu führen. Wie man hört, kam die Sache auch bei der Sitzung der Kommissare am Montag zur Sprache. Jean-Claude Juncker ist dort dem Vernehmen nach aufgefordert worden, für die Kommission das Verhandlungsmandat zu beanspruchen. Der Sachverstand der EU-Beamten werde dringend für die Abwicklung der Beziehungen benötigt. Die Finanzbeziehungen seien so komplex, dass damit der Ministerrat überfordert sei. Einen offenen Streit erwartet aber niemand. Vermutlich wird es auf eine Arbeitsteilung hinaus laufen. Dabei könnte der Ministerrat eher für die politischen Fragen der Scheidungsverhandlungen zuständig werden. Und die Kommission würde den technischen Sachverstand beisteuern. mgr NICOLA STURGEON A D ihm jetzt vor, sich beim Brexit-Referendum nicht genügend für den Verbleib in der EU eingesetzt zu haben. Wähleranalysen zeigen, dass das Austrittslager auch in Labour-Hochburgen im Nordwestens Englands punkten konnte. Einen offensichtlichen Kandidaten für die Nachfolge gibt es nicht. Bevor Corbyn 2015 zum Favoriten avanciert war, hatte der Abgeordnete Andy Burnham vorn gelegen. Der 46-Jährige aus der nordenglischen Arbeiterschicht gibt sich als Durchschnittsbürger, der jeden Labourwähler vertreten kann. Kritiker werfen ihm Opportunismus vor. Am Wochenende hatte er deutlich gemacht, dass er sich nicht an einem „Coup“ gegen Corbyn beteiligen wolle – das könnte ihn zusätzlich als Konsenskandidat positionieren. Bereits zuvor waren mehr als die Hälfte der Labour-Schattenminister zurückgetreten, um so den Druck auf Corbyn zu erhöhen. Allerdings reagierte dieser prompt mit der Bildung eines neues Schattenkabinetts. dpa uch in der britischen Opposition brodelt es. Der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn wehrt sich gegen massive Rücktrittsforderungen aus den eigenen Reihen. Zahlreiche Abgeordnete fürchten, mit Corbyn an der Spitze schwere Verluste bei Neuwahlen. Teilnehmer bezeichneten die Stimmung des Treffens als „feindselig“ und „katastrophal“. Am Dienstag stand ein Misstrauensvotum gegen den 67-Jährigen an (das Ergebnis lag bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht vor). Ein enger Vertrauter Corbyns erklärte, der Labour-Chef werde auf keinen Fall weichen. Es seien lediglich einige Abgeordnete, die sich gegen ihn stellten. Notfalls werde sich Corbyn erneut einer Urwahl der Partei stellen. Der 67-jährige, der dem linken Parteiflügel angehört, war erst vor neun Monaten bei einer Urwahl mit breiter Mehrheit an die Parteispitze gekommen – in der Fraktion gab es aber schon immer viel Kritik. Zahlreiche Abgeordnete halten tritt Großbritanniens aus der EU und für einen Verbleib gestimmt. Seitdem stemmt sich Schottland gegen das Votums-Ergebnis und strebt ein neues Referendum über eine Unabhängigkeit von Großbritannien an. Im Herbst 2014 hatten 55 Prozent der Schotten dafür gestimmt, Teil des Vereinigten Königreichs zu bleiben. Eine neue Abstimmung werde „keine Wiederholung des Referendums von 2014“, hatte Sturgeon schon am Sonntag der BBC gesagt. „Der Kontext und die Umstände haben sich dramatisch verändert."“Das Vereinigte Königreich, für das Schottland 2014 gestimmt habe, „existiert nicht mehr“. Sturgeon trat im November 2014 als erste Frau an die Spitze der schottischen Regierung. Wegen ihrer sachlichnüchternen Beharrlichkeit wird sie gelegentlich mit Kanzlerin Angela Merkel verglichen. Sie profilierte sich in ganz Großbritannien mit bissiger Kritik an der Sparpolitik des konservativen Premiers David Cameron. dpa/AFP ie schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon ist nach dem Brexit-Votum der Briten entschlossen, Schottlands Platz in der EU zu verteidigen. Sie werde am Mittwoch nach Brüssel reisen und dort Gespräche mit den Spitzen des EU-Parlaments führen, sagte sie am Dienstag im schottischen Parlament. Sie sei „vollkommen entschlossen“, Schottlands Beziehung zur EU und seinen Platz in dem Staatenbund zu bewahren. Sollte sich eine Unabhängigkeit als geeignetster Weg dazu erweisen, wolle sie dem Parlament in Edinburgh einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten. Sturgeon sagte bei ihrer Rede im Parlament weiter, sie werde am Mittwoch in Brüssel „die Position und die Interessen Schottlands darlegen“. Geplant seien Gespräche mit Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) und Vertretern der Fraktionen. Die Wähler im schottischen Landesteil hatten am vergangenen Donnerstag mit 62 Prozent deutlich gegen einen Aus- Fotos: Francois Lenoir/Reuters, Benoit Doppagne/AFP, Vincent Kessler/Reuters, Imago, Neil Hall/Reuters, Fotolia; Montage: Tsp Berlin und die Ostsee Deutschland AUSSICHTEN 29. 06. 2016 Göhren 20/17 Waren/Müritz 22/15 Prenzlau 23/15 Schwedt 23/15 Berlin Rathenow 24/15 Berlin Frankfurt/Oder 24/15 Brandenburg 24/15 Luckenwalde 24/14 Lübben 24/16 Finsterwalde 24/15 Cottbus 24/16 HEUTE IN BERLIN Am Mittwoch beginnt der Tag in Berlin und Umgebung mit starker Bewölkung und es regnet noch zeitweise ein wenig. Am Nachmittag lockern die Wolken dann schon wieder etwas öfter auf, einzelne kurze Regenschauer sind aber weiterhin noch möglich. Die Temperaturen steigen leicht an und erreichen Werte um 24 Grad. Wind: Der Wind weht mäßig, zeit- Fr 24/16 Potsdam 24/15 23/16 Do Sa So Kiel 19/15 Rostock 22/15 Hamburg 20/16 Bremen 19/15 Hannover 20/16 Magdeburg 24/15 Dortmund 20/15 weise auflebend aus Südwest bis West mit der Stärke 3 bis 4 im Mittel. Biowetter: Es ist vor allem am Nachmittag wieder mit mäßigen Belastungen durch Gräserpollen zu rechnen. Roggenpollen und Beifußpollen sind nur in geringer Konzentration in der Luft vorhanden und beeinträchtigen kaum Allergiker. Es sind eher neutrale Biowetterreize zu erwarten. 25/18 25/13 22/13 Köln 21/15 GESTERN IN BERLIN Ozon um 13 Uhr 89 bis 93 µg/m3 (Grenzwert 180) Tegel Tempelhof Dahlem Schönefeld Potsdam 16.8 17.1 14.8 15 16.2 19.8 22.5 21.3 21.1 21.2 1.9 0 0 0 0 10.1 9.1 10.2 8.3 11.6 Berlin 23/16 Leipzig 24/15 Eberswalde 22/15 Sonnenstunden vorgestern Neuruppin 23/15 Wittenberge 23/15 Niederschlag bis 12 Uhr (mm) Pritzwalk 23/14 Am Donnerstag zeigt sich die Sonne wieder etwas öfter, die meiste Zeit ist es trocken, die Temperaturen steigen ein wenig an. Am Freitag und am Sonnabend ist es zeitweise länger sonnig, ein kurzer Regenschauer ist aber möglich. Am Sonntag ist etwas kühler, aber meist sonnig. Temperatur um 14 Uhr Schwerin 21/15 Heringsdorf 21/16 Rostock 22/15 Frankfurt 22/16 Erfurt 23/16 Dresden 25/17 Nürnberg 24/15 Stuttgart 25/18 Saarbrücken 21/16 München 24/17 Freiburg 24/18 21˚C 21˚C 21˚C 21˚C 21˚C SONNE & MOND 20.07. 01:37 04.07. 15:23 Namenstage: Peter, Paul, Gero, 27.07. 12.07. HEUTE IN DEUTSCHLAND Am Vormittag überwiegt im Nordosten und Osten zunächst die starke Bewölkung und es regnet besonders in Mecklenburg-Vorpommern, sonst kommt es nur örtlich zu Regenschauern und zeitweise scheint die Sonne. Im Tagesverlauf lockern die Wolken Auf der Iberischen Halbinsel ist es sonnig und heiß mit Temperaturen um 35 Grad. Am NachmittagundAbend bilden sich aberörtlich Hitzegewitter. In Frankreich kommt es im Nordwesten und im Süden zu ein paar Regenschauern oder einzelnen Gewittern. In Italien und im gesamten Adriaraum ist es sonnig und sommerlich warm, hier wirkt das Hoch Xaver. Sehr kühl und regnerisch ist das Wetter auf den Britischen Inseln, hier zeichnet das Tief Pamela verantwortlich. In Skandinavien ist es ebenfalls unbeständig mit Regenschauern bei gedämpften Temperaturen. In Griechenland ist es sonnig und warm. In der Türkei kommt es zu Regenschauern und Gewittern. H im Osten wieder auf. Einzelne gewittrige Regenschauer sind am Nachmittag vor allem im Süden möglich. Es weht schwacher bis mäßiger, nach Norden zu teils lebhafter Wind aus Südwest bis West. Tageshöchsttemperaturen zwischen 18 und 26 Grad. Reykjavik 13 DEUTSCHLAND T OLIANE Oslo 17 T Bordeaux 23 Malaga 30 Las Palmas 22 Riga 23 Wilna 25 Kopenhagen 19 Dublin 17 PAMELA London 16 Paris 21 Lissabon Madrid 33 24 Stockholm Helsinki St. Petersburg 21 20 21 Moskau 25 Berlin Warschau 23 26 Brüssel Kiew 19 27 Zürich Wien 29 24 Budapest Venedig 28 Bukarest 26 Cannes 26 Dubrovnik XAVER 24 Rom Sofia Istanbul 26 27 25 24 H Palma 31 Algier 32 Athen 29 Tunis 30 T Antalya 29 H Über dem Nordatlantik herrscht rege Tiefdrucktätigkeit. Das mächtige Tief, das bis in große Höhen reicht, bleibt zunächst nahezu ortsfest. West- und Mitteleuropa bleiben vorerst in einer Südwestströmung, eingelagerte Frontensysteme gestalten den Wetterablauf unbeständig und insgesamt nur mäßig warm. Im gesamten Mittelmeerraum ist es meist sonnig und heiß. H Hochdruckzentrum Warmfront Kaltfront Mischfront Schauerlinie WASSERTEMPERATUREN Nordsee Ostsee Biskaya Adria Ägäis Schwarzes Meer 17˚ 18˚ 20˚ 25˚ 25˚ 24˚ Westliches Mittelmeer Östliches Mittelmeer Algarve Kanarische Inseln Karibik Thailand Auf unserer Internetseite: Das neue Berlin-Wetter – mit der Wetterlage und den Aussichten für jeden einzelnen Berliner Bezirk. Zu finden unter: wetter.tagesspiegel.de Aachen Bonn Brocken Düsseldorf Feldberg/Schw. Fichtelberg Garmisch-P. Hof Karlsruhe Konstanz Passau Schwerin Sylt Trier Weimar Würzburg Zugspitze stark bewölkt wolkig heiter stark bewölkt wolkig wolkig leichte Regenschauer wolkig heiter wolkig heiter leichte Regenschauer leichte Regenschauer leichte Regenschauer wolkig wolkig leichte Regenschauer 19˚ 22˚ 17˚ 20˚ 17˚ 19˚ 22˚ 20˚ 24˚ 24˚ 25˚ 21˚ 16˚ 19˚ 20˚ 21˚ 12˚ EUROPA UND DIE WELT T Tiefdruckzentrum AUSSICHTEN WASSERTEMPERATUREN Wannsee Müggelsee Ruppiner See Müritz Halensee 04:47 21:33 Reisewetter WETTERLAGE Tiefstwert bis 8 Uhr Kühlungsborn 20/16 Europa 23˚ 27˚ 21˚ 21˚ 28˚ 30˚ Amsterdam Barcelona Bern Djerba Eilat Genf Hongkong Innsbruck Jerusalem Kapstadt Kairo Korfu Kreta Larnaca Los Angeles Mailand Malta Miami New York Palermo Peking Prag Reykjavik Salzburg St. Moritz Sydney Tel Aviv Tokio Zermatt leichter Regen heiter heiter sonnig sonnig leichte Regenschauer Regenschauer wolkig heiter sonnig sonnig sonnig sonnig sonnig sonnig wolkig sonnig Regenschauer wolkig sonnig wolkig heiter leichte Regenschauer wolkig wolkig sonnig heiter leichte Regenschauer heiter Quelle: mowis GmbH / www.mowis.com 18˚ 26˚ 24˚ 27˚ 37˚ 26˚ 29˚ 30˚ 30˚ 15˚ 37˚ 28˚ 29˚ 31˚ 34˚ 27˚ 28˚ 30˚ 26˚ 26˚ 30˚ 25˚ 13˚ 27˚ 16˚ 16˚ 31˚ 23˚ 14˚ MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802 DIE DRITTE SEITE DER TAGESSPIEGEL 3 fragt Farage bei der Gelegenheit, was er eigentlich noch wolle im Europaparlament. Aber wenn es um sie selbst geht, sind die Europakritiker seit jeher nicht ganz so streng mit Europa. Merkel ist die Letzte, die sich nicht weiter gute und enge Wirtschaftsbeziehungen mit Großbritannien wünscht. Diese Art von Erpressung kann sie schlechterdings nicht durchgehen lassen. „Wir werden sicherstellen, dass die Verhandlungen nicht nach dem Prinzip der Rosinenpickerei geführt werden“, versichert sie. „Es muss und wird einen spürbaren Unterschied machen, ob ein Land Mitglied der Familie der Europäischen Union sein möchte oder nicht.“ Freihandel mit der EU sei nicht zu haben ohne die übrigen Freiheiten, die Freizügigkeit von Arbeitnehmern inklusive. Johnson und Farage werden das nicht gerne hören, zu schweigen von ihren Wählern, denen man versprochen hatte, dass Schluss sein werde mit dem Bei der SPD klatscht demonstrativ keiner Chaosverwaltung. Ihre Regierungserklärung hat Angela Merkel in sechs Punkte unterteilt. Die Frage ist, ob Nummerieren in einer historischen Krise hilft. Foto: John Macdougall/AFP Erstens, zweitens, drittens ... V erwaltungshandeln ist auch eine Möglichkeit in chaotischen Zeiten. „Erstens“, sagt Angela Merkel. Die Kanzlerin steht im Reichstag am Rednerpult und blickt in einen ungewöhnlich gut besetzten Plenarsaal. Ungewöhnlich nicht nur, weil an einem Dienstag hier normalerweise nur Besuchergruppen leere blaue Bänke vor dem Bundesadler betrachten. Aber die Tagesordnung des deutschen Parlaments ist noch das Geringste, was die britischen Wähler durcheinandergebracht haben. Seit dem Brexit-Votum tobt Chaos in London, Hektik in Brüssel, Durcheinander in Berlin. Es wird Zeit, das alles mal etwas zu ordnen. „Erstens“, sagt Merkel also. Am Ende ihrer Regierungserklärung kommt sie bei „sechstens“ an. Die Frage ist nur, ob das Nummerieren weiterhilft in einer historischen Krise. Ob das Ausmaß eigentlich alle schon begriffen haben, also so richtig? „Diese Katastrophe wird schleichend kommen“, hat ahnungsvoll einer aus der Regierungsspitze am Brexit-Tag vorhergesagt. Wenn man von der vollen Besetzung absieht, geht es im Plenarsaal zu wie immer. Wolfgang Schäuble lässt seinen Rollstuhl schwungvoll die flache Rampe vor dem Rednerpult hinunterflitzen. Bevor es losgeht, redet Merkel länger mit ihrem Finanzminister, weil sie hinterher gleich weg muss zum EU-Sondergipfel nach Brüssel. Schäuble, der alte Europäer, der hat bestimmt begriffen, was da passiert ist. Am Montagabend bei einer Veranstaltung in seiner baden-württembergischen Heimat hat er gesagt, dass ihm zum Weinen zumute ist und den Briten inzwischen wahrscheinlich auch. „Das nützt jetzt aber auch nichts, das hätten sie sich vorher überlegen sollen.“ Schäuble hat dabei in einer Schule gesessen. In dem Satz klingt er wie ein alter Lehrer, der sich darin fügen muss, dass seine Schüler ihn bitter enttäuscht haben. Es ist ja nicht nur so, dass da einfach mal ein Land beschlossen hat, Europa zu verlassen, und dass das so ähnlich wäre wie ein Beitritt, bloß umgekehrt. Nein, der Brexit hat die Europäische Union aus der Bahn geschleudert, einer Bahn, auf der es seit Menschengedenken immer nur vorwärts zu gehen schien – größer, besser, tiefer, mehr. Auf Rückschläge war die Antwort fast automatisch immer die gleiche: Europa wachse an seinen Krisen. Aber wenn ein Land wie Großbritannien wegbricht, fällt dieser Trost schon deshalb aus, weil das Bild vom Wachsen allzu offensichtlich nicht mehr stimmt. Vielleicht haben deshalb die ersten Reaktionen der Amts- und Herzenseuropäer so hilflos trotzig geklungen, die „Jetzt erst recht“- und „Mehr Europa“-Rufe der Das Brexit-Referendum hat die EU in ihren Grundfesten erschüttert. Nun herrscht Durcheinander in London, Hektik in Brüssel und Berlin. Angela Merkel hat auch noch keine Lösung. Doch im Bundestag wird klar, was sie jetzt verhindern will Von Robert Birnbaum Schneller Abgang. EU-Präsident Jean-Claude Juncker begrüßte Premierminister David Cameron (rechts) in Brüssel vor einem Ensemble aus britischer und europäischer Fahne. Foto: Olivier Hoslet/dpa Jean-Claude Junckers, Martin Schulzes und wie sie alle heißen. Es ist etwas passiert, also weiter so? Merkel hat diesen Schwung vom ersten Moment an zu bremsen versucht. Das betreibt sie fort. „Naturgemäß“, sagt die Kanzlerin, gebe es jetzt jede Menge Vorschläge, von „Nun erst recht“ bis zum Ruf, Kompetenzen von Europa an die Mitgliedsländer zurückzuverlagern. Aber all das müsse sich einem Ziel unterordnen: Zusammenhalt. „Jeder Vorschlag, der die Europäische Union der 27 als Ganzes aus der Krise führen kann, ist willkommen“, sagt Merkel. Jeder Vorschlag, der die vorhandenen „Fliehkräfte“ stärke, würde Europa nur weiter spalten. Das wolle „die ganze Bundesregierung“ verhindern, mit aller Kraft. Bei der Union klatschen sie demonstrativ Beifall. Bei der SPD klatscht demonstrativ fast keiner. Frank-Walter Steinmeier blickt von der Regierungsbank mit Weltschmerzmiene ins Nirgendwo. Sigmar Gabriels Mimik erkennt man hinter verschränkten Händen nicht. Sie wären jetzt gerade lieber nicht „ganze Bundesregierung“, nicht mal halbe. Gabriel hat gleich nach dem Brexit mit dem EU-Parlamentspräsidenten Schulz zusammen ein Zehn-Punkte-Papier in Umlauf gebracht, Steinmeier hatte mit dem französischen Kollegen Jean-Marc Ayrault schon auf Vorrat einen Plan B formuliert. Merkel tut beide als parteipolitische Schnellschüsse ab. Ihr Fraktionschef Volker Kauder wird hinterher noch deutlicher. Man müsse die Lage sorgfältig analysieren „und nicht nach politischen Interessen“. Den „lieben Koalitionspartner“ erinnert Kauder bei der Gelegenheit daran, welche Rolle zum Beispiel Steinmeier bei der Formulierung der Agenda 2010 gespielt hat. Steinmeier muss da sogar lächeln, weil, das stimmt ja. Das kleine Geplänkel deckt einen der Gründe für Merkels Unwillen gegen rasche Reaktionen und schnelle Schlussfolgerungen auf: Nach Lage der Dinge würden die allemal so ausfallen, dass sie ihr nicht passen können. Europas Sozialisten und Sozialdemokraten wittern Morgenluft. Die Briten waren Merkels Verbündete, wenn es um Wirtschaftsreformen und gegen großzügige Investitionsprogramme im Süden des Kontinents ging. Die CDU-Chefin will verhindern, dass der Brexit zum Anlass und Vorwand für einen Linksschwenk in Brüssel wird. Das Motiv dürfte auch hinter der Einladung an die zwei Besucher stecken, die den Montagabend mit Merkel im Kanzleramt verbrachten: der Franzose François Hollande und der Italiener Matteo Renzi, „zwei Sozialisten zum Abendbrot“, wie anderntags ein CDU-Abgeordneter bissig vermerkt, der sich darüber ärgert, dass alle anderen Fraktionen am Diens- tagmorgen zur Sondersitzung einberufen waren, bloß ausgerechnet die Union der Frau Kanzlerin nicht! Merkel wird sich aber gedacht haben: Gerade die zwei Sozialisten, gerade die muss sie an ihre Seite binden beim Versuch, die Krise in ihrem Sinne zu steuern. Die müssen mitmachen bei „erstens“ bis „sechstens“, Schritt für Schritt. Was übrigens funktioniert hat. Merkels Plan ist vor allem ein Zeitplan, sie trägt ihn vor wie eine staatsrechtliche Vorlesung: Erst muss London den Austritt erklären, dann muss Rest-Europa die Bedingungen für die Austrittsverhandlungen festlegen. Und was die Zukunft der übrig gebliebenen 27 angeht, sollen bis zum September Vorschläge ausgearbeitet werden, die dann im März zum 60. Jahrestag der Römischen Gründungsverträge verabschiedet werden sollen. „Ein erfolgreiches Europa“ müsse das werden, sagt Merkel, „ein Europa, das sich an seine Verträge und seine Versprechen hält.“ Verwaltungshandeln, ja. Aber Verwaltung schafft immerhin Ordnung, bremst die Revolution und verhindert weitere Ob alle verstanden haben, was da passiert ist? Unordnung. Davon gibt es ja auch so schon genug. Europa hat sich in den letzten Monaten als zerstrittener Haufen präsentiert, gerade noch zu gemeinsamen Beschlüssen fähig, aber – man braucht da ja nur mal kurz an die Flüchtlingskrise denken – überhaupt nicht willens, die dann auch umzusetzen. Und alleine was in London los ist! Der Premierminister David Cameron geht, bleibt aber noch etwas, über seinen Nachfolger raufen sich die Konservativen, die Labour-Opposition wäre ihren Chef am liebsten auch los, im Parlament hat der Brexit keine Mehrheit, die Schotten drohen mit Sezession – und die Brexit-Sieger präsentieren wahlweise komplette Ratlosigkeit und große Klappe. Boris Johnson hat den Briten schon versprochen, dass alles so bleibt, wie es ist, nur noch besser – was man dreist oder hilflos finden kann von dem früheren Londoner Bürgermeister mit der blonden Fusselfrisur und den klemmenden Anzügen oder, was vermutlich die Wahrheit ist, beides zugleich. Wie viel Angst der Brexiteers vor den Folgen des eigenen Erfolgs haben, kann man am Dienstag besonders gut bei Nigel Farage studieren. Der Chef der antieuropäischen Ukip-Partei fordert im Brüsseler Europaparlament sozusagen ultimativ ein Freihandelsabkommen. Sonst wären bei den deutschen Auto-Arbeitern „hunderttausende Jobs“ in Gefahr. Juncker Zuzug von Polen oder Rumänen oder Bulgaren. Dafür kriegt die Kanzlerin an dem Punkt mal fast allgemeinen Beifall aus dem Bundestag. Den bekommt sie auch für die Absage an eine weitere kreative Idee der Sieger in London. Nein, es wird keine Verhandlungen geben, bevor Großbritannien nicht förmlich den Austritt erklärt hat. An dem Punkt herrscht EU-weit Einigkeit. Kommissionspräsident Juncker hat seinen Mitarbeitern schon einen, sagt er, „Mufti-Befehl“ erteilt: keine Gespräche über den Austritt, auch nicht vertrauliche, vor dem Austritt. Für den EU-Gipfel ist damit der Rahmen ziemlich klar abgesteckt. Man wird sich anhören, was Cameron zu sagen hat, wird dem Briten die Botschaft mitgeben, dass es keinen Ausstieg de luxe geben wird, und ansonsten Zeitpläne und Kommissionen beschließen. Das ist nicht ganz das, was sich Gabriel oder Steinmeier gewünscht haben mögen. Aber was sollen sie machen als Teil einer „ganzen Bundesregierung“? Selbst in der Frage des Tempos, das die Briten bei ihrer Austrittserklärung vorlegen sollen, hält die SPD nur noch den Anschein eines Streits aufrecht. Es sei die „Pflicht der Bundesregierung“, in Brüssel auf Tempo zu drängen, ruft SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann in Richtung Regierungsbank. Aber im Satz davor, sozusagen im Kleingedruckten, hat er zugestanden, dass die Drängerei nichts bringt. Natürlich entschieden die Briten allein, wann sie den Austrittsartikel 50 in Anspruch nehmen. In Brüssel redet Sozialdemokrat Schulz schon vom September. Im Bundestag hat es dann übrigens noch eine Debatte gegeben über Merkels Regierungserklärung, so wie es sie immer gibt. Hinterher im Foyer sagt einer, dass er so etwas Überflüssiges noch nie erlebt habe in seiner Abgeordnetenzeit. Aber das stimmt eigentlich nicht. Sie war bloß relativ ratlos. Die alte Erzählung von Europa, sagt Unionsmann Kauder, die funktioniere nicht mehr so gut heutzutage. „Jetzt muss eine neue Geschichte erzählt werden!“ Aber wie die gehen soll, das weiß er wohl auch noch nicht. So wenig wie Katrin Göring-Eckardt von den Grünen, die findet, dass man viel mehr gut reden müsse über Europa, aber auch viel mehr darüber streiten, und die außerdem plötzlich Probleme hat mit alten grünen Grundsatzforderungen. „Ich bin nicht plötzlich gegen direkte Demokratie, aber die Abstimmung über Politik ersetzt nicht Politik!“ Oder wie Dietmar Bartsch. Der Linken-Fraktionschef hält eine sehr kritische Rede, deren Adressaten überwiegend in den Reihen rechts von seiner eigenen Fraktion zu vermuten sind. „Wir brauchen endlich eine andere Politik!“, ruft Bartsch, und dass der SPD-Chef Gabriel ja völlig recht habe mit seinen zehn Punkten zum Beispiel für mehr Investitionen gegen Jugendarbeitslosigkeit, nur leider stehe das Papier „diametral der aktuellen Politik entgegen“. Außerdem, sagt Bartsch, sei der letzte Europäer im Kanzleramt Helmut Kohl gewesen. Was dem SPD-Kollegen Oppermann die Chance zu dem Witz gibt, dass die Christdemokratisierung der Linken voranschreite. Das übliche Geplänkel also. Was das genau mit dem Brexit zu tun hat? Gute Frage. Vielleicht ist das Ereignis aber auch einfach zu groß für so eine Debatte irgendwo zwischen der Tagespolitik. Das vereinte Europa, hat Merkel am Ende ihrer Rede gesagt, stehe an einem „historischen Scheideweg“. Was für ein Wort in diesen Tagen – und was für ein Bild: Es gibt eine Wahl, aber danach kein Zurück. 4 POLITIK DER TAGESSPIEGEL DEUTSCHLANDS SICHERHEIT Gefahr Berlin - Das Kanzleramt legt den Bundesnachrichtendienst (BND) als Konsequenz aus dem Skandal um Spionage unter Freunden an eine kürzere Leine. Das Kabinett verabschiedete den Entwurf für ein neues BND-Gesetz, das die Kontrolle und die Arbeit des Auslandsgeheimdienstes auf eine neue rechtliche Grundlage stellen soll. Das Gesetz muss noch vom Bundestag verabschiedet werden. Eine Zustimmung der Koalitionsfraktionen von Union und SPD gilt als sicher. Kernpunkt des BND-Gesetzes ist eine neue externe Kontrollinstanz. Das neue Kontrollgremium besteht aus zwei Richtern und einem Bundesanwalt am Bundesgerichtshof. Die Juristen sollen vom Kanzleramt über brisante Aktionen informiert werden und über Spionage gegen Einrichtungen der Europäischen Union oder ihrer Mitgliedsstaaten entscheiden. Diese Abhöraktionen bleiben ausdrücklich erlaubt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. So müssen die Aktionen nötig sein, um Gefahren für die innere und äußere Sicherheit zu begegnen, die Handlungsfähigkeit Deutschlands zu wahren oder „sonstige Erkenntnisse von außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung“ zu gewinnen. Die neuen BND-Regeln sollen gemeinsam mit dem Gesetzentwurf für eine bessere parlamentarische Kontrolle der Geheimdienste in die parlamentarische Beratung eingebracht werden. Der Bundestag soll noch in diesem Jahr zustimmen. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, ehemalige Bundesjustizministerin und Vorstand der Friedrich-Naumann-Stiftung, findet die Reform „schlecht gemacht und nicht gut gemeint“. So funktionierten die neuen Regelungen nur im Auftrag der Mehrheit im parlamentarischen Kontrollgremium und Whistleblower könnten noch immer keine Abgeordneten direkt und geschützt kontaktieren. „Abhören unter Freunden bleibt“, sagt sie, „statt die verfassungswidrige Überwachung der europäischen Partner einzustellen, wird sie legalisiert.“ dpa/Tsp durch Extremisten und ein neues Gesetz Mit aller Gewalt Geheimdienst an der Leine BND soll besser kontrolliert werden NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 Das Bundesamt für Verfassungsschutz beschreibt in seinem Jahresbericht 2015 die zunehmende Militanz bei Radikalen. Außerdem schwindet bei der Anti-Asyl-Agitation die Abgrenzung von Neonazis zu Normalbürgern Von Frank Jansen Berlin - Wie selten zuvor wird die innere Sicherheit der Bundesrepublik durch extremistische Umtriebe gefährdet. Neonazis, Autonome, Islamisten, fanatisierte Kurden und nationalistische Türken hetzen, drohen und scheuen auch nicht vor Gewalt zurück. Deutschland wird zudem von ausländischen Nachrichtendiensten attackiert. In welchem Ausmaß die Feinde der Demokratie agieren, zeigt der Jahresbericht 2015 des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV). Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat am Dienstag gemeinsam mit BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen den mehr als 300 Seiten umfassenden Report in Berlin vorgestellt. Der Tagesspiegel dokumentiert wesentliche Aussagen. Rechtsextremismus Die Debatte um den enormen Zustrom von Flüchtlingen hat 2015 nicht nur die Willkommenskultur hervorgebracht, sondern auch einen Aufschwung der rechtsextremen Szene bewirkt. „Der exorbitante Anstieg rechtsextremistischer Gewalt und die zunehmende Anschlussfähigkeit des Rechtsextremismus sind zwei Entwicklungen, die für das Berichtsjahr prägend waren“, sagt das BfV in einer Zusammenfassung des Reports. Die Anti-Asyl-Agitation sei „zum beherrschenden Thema“ geworden und werde geprägt „von einer schwindenden Abgrenzung zum Rechtsextremismus und einer Akzeptanz von Gewalt und Militanz in Teilen der Bevölkerung“. Das BfV warnt denn auch vor der Gefahr rechten Terrors. Im Mai 2015 hob die Polizei die militante Bande „Oldschool Society (OSS)“ aus, sie hatte Anschläge auf Flüchtlinge geplant. Für den Verfassungsschutz ist die OSS der Beleg für das Risiko rechter Fanatisierung über das Internet. Mitglieder der OSS hatten sich bei Facebook kennengelernt. „Die enthemmte Hetze im Internet kann zu einer individuellen und kollektiven Radikalisierung führen“, sagt das Bundesamt. Die Polizei registrierte 2015 insgesamt 22 960 rechte Straftaten (2014: 17 020), darunter 1485 Gewaltdelikte (1029). Pa- rallel stieg die Zahl der vom BfV als gewaltorientiert eingestuften Rechtsextremisten auf 11 800 (2014: 10 500). Damit ist mehr als die Hälfte der Rechtsextremisten in der Bundesrepublik (2015 insgesamt 22 600, 2014: 21 000) zumindest potenziell militant. Beim Blick auf das Spektrum fällt auf, dass die vom BfV als „subkulturell geprägte Rechtsextremisten“" bezeichneten Milieus rechter Hooligans, Skinheads und mäßig politisierter Anhänger einschlägiger Musik um 1000 Personen auf nun 8200 zugenommen haben. Bei den hart politisierten Neonazis gab es einen Zuwachs um 200 auf 5800. Die NPD konnte sich laut Jahresbericht bei 5200 Mitgliedern „konsolidieren“. Das BfV erwähnt im Jahresbericht auch Pegida und weitere „Gida“-Gruppierungen. Die Bewegung insgesamt sei „heterogen“ und kein Beobachtungsobjekt des Verfassungsschutzes, heißt es. Aber: die „Versuche der Einflussnahme durch Rechtsextremisten“ hat der Nachrichtendienst im Blick. Denn „Intention und Rhetorik der Gida-Bewegung bieten grundsätzliche Anknüpfungspunkte für Rechtsextremisten“. Einige Gida-Gruppierungen hält das BfV auch für rechtsextremistisch eingefärbt. Genannt werden Thügida in Thüringen und MVGida in Mecklenburg-Vorpommern – in beiden dominiert die NPD – sowie Magida 2.0 in Magdeburg, Bärgida in Berlin, BraMM-Pegida in Brandenburg und Pegida Franken. Islamismus Der größte Risikofaktor ist für den Verfassungsschutz die Terrormiliz „Islamischer Staat“. Vor allem die Anschläge im November in Paris „haben uns in Europa eine neue Dimension des Terrors vor Augen geführt“, heißt es. Es sei davon auszugehen, „dass der IS Pläne für weitere Anschläge in Europa, und damit auch in Deutschland, verfolgt“. Das BfV verweist aber auch auf die unvermindert große Gefahr, die von Al Qaida ausgeht. Auch wenn die Ausreisen von Salafisten zum IS nicht mehr so stark zunehmen wie 2014, sieht das Bundesamt keinen Anlass für Entwarnung. Denn vor allem die Propaganda des IS und weiterer dschi- hadistischer Gruppierungen in sozialen Netzwerken bereitet große Sorgen. Sie trage „wesentlich zur Radikalisierung insbesondere junger Menschen bei“, heißt es. Und die Dauer der Radikalisierung „bis zum Eintreten für den militanten Kampf“ werde immer kürzer. Die Zahl der Salafisten liegt aktuell bei 8900. Aus dem Milieu der Islamisten wie der anderen Ausländerextremisten wurden 2015 insgesamt 1524 Straftaten mit 235 Gewaltdelikten begangen. Das ist etwas weniger als im Vorjahr. Weitere ausländische Extremisten Die Szene der extremistischen Ausländerorganisationen jenseits des Islamismus war 2015 mit 29 050 Personen fast genauso groß wie im Vorjahr. Die „mit Abstand aktions- und kampagnenfähigste Organisation“ im Bereich des „säkularen“ Ausländerextremismus ist laut BfV die PKK (Arbeiterpartei Kurdistans). Ihr werden 14 000 Anhänger zugerechnet. Angesichts des heftigen Konfliktes zwischen der PKK und türkischen Sicherheitskräften sowie der Kämpfe zwischen PKK-nahen Milizen und dem IS in Nordsyrien befürchtet der Verfassungsschutz weiterhin „Stellvertreter-Auseinandersetzungen“ in Deutschland. Auf 10 000 Personen schätzt das BfV die Szene der türkischen Rechtsextremisten. Linksextremisten Etwas kleiner geworden ist das Spektrum der Linksextremisten, doch die Militanz nahm zu. Das BfV zählte 2015 insgesamt 26 700 (Vorjahr: 27 200) Personen, darunter 7700 gewaltorientierte Linksextremisten (2014: 7600). Die meisten Militanten sind Autonome (6300, zuvor 6100). Die Zahl der linken Gewalttaten stieg drastisch. Die Polizei stellte 2246 fest (zuvor 1664). Damit wuchs auch die Zahl aller linken Straftaten von 8113 auf 9605. Das „Aktions- und Aggressionsnviveau“ der gewaltorientierten Autonomen sei beträchtlich gestiegen, sagt das BfV. Tatort Sachsen. In Heidenau kommt es im August 2015 zu gewalttätigen Ausschreitungen Foto: Christian Ditsch/imago gegen eine Flüchtlingsunterkunft. Mehr zum BfV-Bericht lesen Sie unter: www.tagesspiegel.de/politik Mehr Beratung, mehr Kontrolle Gemeinsam gegen Gröhe Wie die Regierung das Pflegesystem in Deutschland verbessern will Abgeordnete aller Fraktionen wollen Arzneitests an Dementen beschränken Berlin - Strengere Kontrollen für ambulante Pflegedienste und eine deutlich bessere Beratung von Pflegebedürftigen in den Kommunen: Mit diesem Doppel will Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) das gesetzliche Pflegesystem weiter verbessern. Am Dienstag wurde sein drittes Pflegestärkungsgesetz vom Bundeskabinett beschlossen. „Mir ist wichtig, dass die Hilfe auch dort ankommt, wo sie gebraucht wird“, sagte Gröhe. Gute Pflege müsse „wie ein Maßanzug auf die persönliche Situation zugeschnitten sein“. Dafür sollten sich Städte und Gemeinden künftig stärker und eigenverantwortlicher in der Beratung engagieren. Dem Gesetz zufolge soll erprobt werden, ob durch die Vernetzung der Angebote von Pflegekassen, Selbsthilfeeinrichtungen oder Mehrgenerationenhäusern die Beratung verbessert werden kann. Gleichzeitig erhalten die Kommunen das Recht, an Ort und Stelle zentrale Anlaufstellen für Pflegebedürftige und deren Angehörige zu gründen. Dafür sind in den nächsten fünf Jahren bis zu 60 Modellvorhaben vorgesehen. Bisher gibt es in Deutschland mehr als 550 solcher Pflegestützpunkte, die noch von der früheren Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) initiiert wurden. Sie sind aber ungleich verteilt. Während es in Rheinland-Pfalz weit über 100 gibt, kommt Bayern auf gerade mal neun. Der Städtetag warnte davor, die Kommunen bei der Pflegeberatung in ein „zu enges Korsett“ zu pressen. Die Versicherer wiederum ärgert die Finanzierung. „Es kann nicht sein, dass die Kommunen aus den Portemonnaies der Beitragszahler gesponsert werden“, sagte Gernot Kiefer vom GKV-Spitzenverband. Im zweiten Teil des Gesetzes reagierte Gröhe auf bekannt gewordene Betrügereien durch vorwiegend russischstämmige Pflegedienstbetreiber. Sein Gesetz sieht nun auch in der häuslichen Krankenpflege systematische Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Kassen (MDK) vor. Bisher wurden nur Dienste kontrolliert, die reine Pflegeleistungen erbringen. Den Grünen geht das nicht weit genug. „Die bloße Verschärfung von Kontrollen stellt eine ganze Branche unter Generalverdacht und nützt nur wenig“, sagte ihre pflegepolitische Sprecherin Elisabeth Scharfenberg. Nötig sei es, die die Zusammenarbeit der Kassen mit den Sozialhilfebehörden zu intensivieren. Zudem müssten sogenannte Whistleblower geschützt und die Umstellung auf elektronische Pflegedokumentation vorangetrieben werden. Rainer Woratschka Berlin - Die Einigung ist gelungen, nun geht es ans Stimmensammeln. Mit einem gemeinsamen Änderungsantrag stemmen sich Abgeordnete aller vier Bundestagsfraktionen gegen den Plan von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), die Möglichkeiten für Arzneiversuche an Demenzkranken auszuweiten. Unterzeichnet sind Antrag und erklärendes Begleitschreiben, die dem Tagesspiegel vorliegen, vom behindertenpolitischen Sprecher der Union, Uwe Schummer (CDU), der früheren Gesundheitsministerin und Bundestags-Vizepräsidentin Ulla Schmidt (SPD) sowie den Expertinnen von Linken und Grünen, Kathrin Vogler und Kordula Schulz-Asche. Klinische Prüfungen, so heißt es in dem Änderungsantrag, dürften an Nichteinwilligungsfähigen nur durchgeführt werden, wenn die Teilnahme „einen di- rekten Nutzen für die betroffene Person zur Folge hat, der die Risiken und Belastungen einer Teilnahme an der klinischen Prüfung überwiegt“. Gröhe dagegen möchte auch Studien erlauben, von denen die Probanden selber nichts haben. Bisher ist das in Deutschland verboten. Über den Gesetzentwurf des Ministers will der Bundestag am Freitag nächster Woche entscheiden. Aufgrund der ethischen Brisanz wurde dafür der Fraktionszwang aufgehoben. Für Aussprache und Beschluss sind knapp zwei Stunden angesetzt. Vorher hatte es den Versuch gegeben, die Änderungen in wesentlich kürzerer Zeit beschließen zu lassen. Das Thema flog dann aufgrund heftiger Kritik aber wieder von der Tagesordnung. Gröhes Vorhaben würde „die hohen Schutzstandards, die es in Deutschland für Studien an Nichteinwilligungsfähigen gibt, erheblich unterhöhlen“, schreiben die Antragsteller. Gleichzeitig verweisen sie darauf, dass eine Änderung der Rechtslage nicht zwingend sei. Die umzusetzende EU-Verordnung gestehe den Mitgliedstaaten ausdrücklich zu, Nichteinwilligungsfähige „weiterhin von einer rein fremdnützigen Forschung auszunehmen“. Zudem gebe es keinen Bedarf für solche Studien. Bislang sei „kein Forschungsvorhaben bekannt, das an der bisherigen Rechtslage gescheitert wäre“. Die Opposition wird dem Vernehmen nach nahezu einhellig für den Änderungsantrag stimmen. Die Grünen verweisen darauf, dass die darin enthaltenen Forderungen dem Beschluss ihres Fraktionsvorstandes nahezu entsprechen. Und bei den Linken heißt es, dass sogar die forschungspolitischen Experten gegen Gröhes Pläne votierten. Rainer Woratschka ANZEIGE Der 6. Elektromobilitäts-Gipfel am 25. und 26. Oktober 2016 Helfen die Kaufprämien der Bundesregierung dabei, das Ziel von einer Million wir mit der Digitalisierung vor einer Mobilitätsrevolution: dem automatisierten und vernetzten Elektrofahrzeugen bis zum Jahr 2020 zu erreichen, und wie sieht die erste Bilanz für Ver- Fahren? Diesen und anderen Fragen widmet sich der Tagesspiegel beim sechsten eMobility braucher und Unternehmen aus? Diesel- und Feinstaub-Diskussion: Beflügelt sie die Summit am 25. und 26. Oktober im Tagesspiegel-Haus in Berlin. Wir erwarten nationale und Entwicklungen in der Elektromobilität? Wie stehen die Chancen für eine nationale internationale Entscheider aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft. Batteriefertigung, und welche Ministerien, Behörden und Unternehmen gehen bei der Jetzt sichern: Teilnahme, Unternehmenspräsenz. Die Plätze sind begrenzt, wir empfehlen Elektrifizierung ihrer Flotten bereits mit gutem Beispiel voran? Wieso sind E-Bikes in den Ihnen sich zeitnah anzumelden. Fragen zu Ihrer Firmenpräsenz beantwortet Ihnen Susan Knoll Städten so erfolgreich und wie sehen neue Mobilitätskonzepte für die Stadt Berlin aus? Stehen unter Tel. (030) 29021-15556 oder per Mail [email protected]. 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Berlin - Der Deutsche Städtetag fordert Bund und Länder auf, ihren vor einer Woche gefassten Beschluss zur Entlastung der Kommunen um fünf Milliarden Euro zu korrigieren. „Die fünf Milliarden Euro, die uns der Koalitionsvertrag ab dem Jahr 2018 direkt zugesagt hat, müssen voll bei den Kommunen ankommen. Deshalb darf nicht eine Milliarde davon an die Länder fließen“, sagte Städtetagspräsidentin Eva Lohse dem Tagesspiegel. „Wir haben immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Gelder, die der Bund zur Entlastung der Kommunen bereitstellt, nicht vollständig bei uns ankommen. Solche Umwege über die Länder sind deshalb ein handfestes Problem für uns.“ Die CDU-Politikerin Lohse bewertet positiv, dass die Fünf-Milliarden-Entlastung der Kommunen jetzt bald als Gesetz beschlossen werden soll. „Besonders notwendig ist eine Entlastung im Sozialbereich, da die Sozialausgaben der Kommunen inzwischen bei 54 Milliarden Euro im Jahr liegen“, betonte Lohse. Die von Soziallasten besonders betroffenen Städte sollen zielgerichtet entlastet werden. Lohse fordert, dass die Kommunen einen größeren Teil der fünf Milliarden Euro bekommen, mit denen der Bund sich an den Unterkunftskosten für HartzIV-Empfänger beteiligt. Bund und Länder hatten sich nach langem Gerangel geeinigt, wie die schon 2013 im Koalitionsvertrag vereinbarte Entlastung der Kommunen konkret aussehen soll. Demnach sollen 1,6 Milliarden Euro über die Bundesbeteiligung an den Unterkunftskosten verteilt werden. 2,4 Milliarden Euro gehen direkt über die Umsatzsteuer an die Kommunen. Eine Milliarde fließt dagegen indirekt über die Länderhaushalte an Städte, Kreise und Gemeinden – somit können die Landesregierungen bei der Verwendung mitbestimmen. Auch der Landkreistag ist unzufrieden mit diesem Bund-Länder-Beschluss. Vizepräsident Bernhard Reuter pocht darauf, dass die eine Milliarde Euro, die indirekt über die Länder ausgezahlt wird, auch „in voller Höhe“ in den Kommunalhaushalten ankommt. Nur mit dieser Maßgabe werde die Zusage aus dem Koalitionsvertrag erfüllt. Albert Funk Missbrauch in der Kirche: Kritik an Aufarbeitung RERUM CAUSAS COGNOSCERE ZEITUNG FÜR BERLIN UND DEUTSCHLAND Pflichtblatt der Börse Berlin Verleger: Dieter von Holtzbrinck. Herausgeber: Giovanni di Lorenzo, Sebastian Turner. Chefredakteure: StephanAndreas Casdorff, Lorenz Maroldt. Stellvertretender Chefredakteur: Arno Makowsky. Berater der Chefredaktion: Gerd Appenzeller. Geschäftsführender Redakteur: Dr. Christoph von Marschall. Leitende Redakteure: Ingrid Müller, Gerd Nowakowski, Lutz Haverkamp (Nachrichten), Malte Lehming (Meinung), Norbert Thomma (Sonntag), Christian Tretbar (Newsroom). Autoren: Harald Martenstein, Dr. Hermann Rudolph. Ressortleitungen: Politik: Juliane Schäuble; Berlin: Robert Ide; Wirtschaft: Kevin P. 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Auf gut 500 Seiten hat die Kommission, der neben acht Wissenschaftlern und acht Vertretern gesellschaftlicher Gruppen auch Politiker aus dem Bundestag und den Ländern angehörten, Kriterien für die Suche nach einem Standort für ein Atomendlager erarbeitet und Vorschläge gemacht, wie die Bürgerbeteiligung über den langen Such-, Bau- und Betriebsprozess organisiert werden könnte. Die beiden Vorsitzenden der Endlagerkommission, Ursula Heinen-Esser (CDU) und Michael Müller (SPD), sind erleichtert, dass weitgehende Einigkeit gefunden werden konnte. Heinen-Esser sagte dem Tagesspiegel, die Endlagerkommission habe einen „Katalog erarbeitet, mit dem man die Endlagersuche probieren kann“. Sie lobte: „Der Wille zum Konsens war spürbar.“ So hätten die Grünen beim Thema Gorleben „gestanden“, sagte Hei- nen-Esser anerkennend. Sogar der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne), der sich damit lange schwergetan hatte, stimmte am Ende zu. Auf der anderen Seite steht in Gestalt des Bundestagsabgeordneten Steffen Kanitz zumindestdie CDU zumKompromiss. Kanitzbetont „die Gleichbehandlung aller potenziellen Standorte durch die Anwendung wissenschaftlicher Kriterien ineinem vergleichenden Verfahren“. Außerdem stellt er klar, dass „alle drei für Deutschland in Betracht kommenden Wirtsgesteine berücksichtigt werden: Steinsalz, Tongestein und Kristallingestein“. Damit widersprichtKanitzderbayerischenUmweltministerin Ulrike Scharf (CSU) und ihrem sächsischen Kollegen Thomas Schmidt (CDU), die ein Sondervotum angekündigt haben. Scharf sagte dem Tagesspiegel: „Die Gesteine in Bayern sind nicht für ein Endlager geeignet – das gilt für Granit, Ton und Salz. Sie bieten die notwendige geologische Barrierewirkung nicht.“ Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hofft, dass das Umweltministerium die Arbeit der Endlagerkommission noch in dieser Legislaturperiode mit einer Novelle des Standortauswahlgesetzes (StandAG) um- setztunddieSuchedann tatsächlichbeginnen kann. „Es wird beim Standortsuchund -auswahlverfahren jetzt darauf ankommen, dass Einzelinteressen nicht wieder die Überhand über die gesamtgesellschaftliche Notwendigkeit gewinnen, ein an höchsten Sicherheitskriterien ausgerichtetes Endlager zu bauen“, sagte er am Dienstag. „Diese Chance nicht zu verspielen, sind wir unGanz am seren Nachkommen Schluss schuldig.“ Michael Müller sagte: „Der scherte der Bericht hat mehr geBUND aus bracht, als ich erwarhabe.“ Zufrieden und stimmte tet ist er mit der „politidagegen schen Einordnung der Technikbewertung und Zukunftsethik“, denn Fehler wie den Einstieg in die Atomenergie könnte man mit diesem moralischen Kompass vermeiden. Bei den Sicherheitskriterien, über die am Montag noch stundenlang verhandelt wurde, „haben wir einen Sprung nach vorn gemacht“, findet Müller. Allerdings kritisiert der Kommissionsvorsitzende Müller, „dass die Kommis- sion nicht die Kraft hatte, Gorleben als Standort auszuschließen“. Aus der AntiAkw-Bewegung gab es deshalb Kritik. Der Atomexperte Tobias Münchmeyer von Greenpeace findet: „Der Endbericht ist kontaminiert durch ein Wort: ,Gorleben‘.“ Die Atomexpertin der grünen Bundestagsfraktion, Sylvia Kotting-Uhl, bedauert die Gegenstimme von Klaus Brunsmeier vom BUND, denn er „hat viel zum guten Ergebnis der Kommission beigetragen“. Noch am Montag setzte Brunsmeier durch, dass betroffene Bürger nach jedem Verfahrensschritt noch individuell Klage erheben können, was im StandAG nicht vorgesehen war. „Schade, dass es seinem Verband nicht genug war“, bedauerte Kotting-Uhl. Sie findet: „Mit unseren Empfehlungen eröffnen wir die Möglichkeit eines fairen und gerechten Verfahrens." Die beiden Industrievertreter, Bernhard Fischer (Eon) und Gerd Jäger (RWE), stimmten zwar bei den Einzelabstimmungen über die Suchkriterien und den Rechtsschutz der Bürger am Montag mehrfach nicht zu. In der Schlussabstimmung stellten sie sich aber dennoch hinter den Bericht der Endlagerkommission. — Meinungsseite IS-Anschläge im Jemen Ende eines Alleingangs Selbstmordattentäter töten Dutzende Menschen Türkeis Präsident Erdogan sucht wieder Verbündete Aden - Bei mehreren Selbstmordanschlägen auf Soldaten im Süden des Jemen sind am Montag mehr als 40 Menschen getötet worden. In der Hafenstadt Mukalla, einer ehemaligen Hochburg des Terrornetzwerks Al Qaida, sprengten sich nach Angaben der örtlichen Regierung fünf Angreifer an vier verschiedenen Orten in die Luft. Die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) bekannte sich am Dienstag zu der Anschlagsserie und sprach sogar von 50 Toten. Nach Angaben von Sicherheitskräften sprengte sich zunächst zeitgleich an drei Kontrollpunkten je ein Attentäter in die Luft. Dort schlugen die Angreifer zu, als die Soldaten am Abend gerade das Fastenbrechen begingen. Einer der Attentäter fragte demnach die Streitkräfte noch, ob er mit ihnen essen dürfe, bevor er die Bomben zündete. Wenig später gab es eine vierte Attacke am Eingang eines Militärcamps, dort schlugen zwei Selbstmordattentäter zu. Insgesamt wurden mindestens 40 Soldaten sowie eine Frau und ein Kind getötet, sagte der höchste Gesundheitsbeamte der Provinz Hadramaut, deren Hauptstadt Mukalla ist. Außerdem gab es demnach mindestens 37 Verletzte. Wie das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site berichtete, bekannte sich der IS zu den Angriffen. Die Dschihadisten sprachen von acht Attentätern, die insgesamt 50 Mitglieder der jemenitischen Sicherheitskräfte getötet hätten. Die jemenitischen Regierungstruppen hatten die ein Jahr lang von Al-QaidaKämpfern kontrollierte Hafenstadt Mukalla erst Ende April zurückerobert. Die Die Jemeniten leiden auch unter einer akuten Hungersnot. Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Foto: Y.Arhab/dpa Armee vertrieb die Islamisten mit Unterstützung der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition. Allerdings sind die Al-Qaida-Kämpfer in der Küstenprovinz am Golf von Aden nach wie vor präsent. Die sunnitische Militärallianz hatte im März 2015 in den Konflikt eingegriffen, umdie schiitische Huthi-Milizzubekämpfen. Die vom Iran unterstützten Rebellen hatten Anfang vergangenen Jahres die Hauptstadt Sanaa und andere Städte erobert und den jemenitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi zur Flucht nach Saudi-Arabien gezwungen. Die Islamistengruppe Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel sowie auch der IS selbst machten sich den Konflikt zunutze, um ihre Macht im Südjemen auszuweiten. AFP Athen - Wladimir Putin spricht wieder mit ihm. Schlag zwölf Uhr Mittag wird der russische Präsident am Mittwoch bei Recep Tayyip Erdogan anrufen. So wurde es am Dienstag in Ankara freudig verbreitet. Putin will sich erkenntlich zeigen, heißt es. Wie viel Überwindung dem türkischen Präsidenten die Entschuldigung für den Abschuss eines russischen Kampfjets vor sieben Monaten gekostet hat, mag der ähnlich starrköpfige Putin nachempfinden. Trotzdem will er die Türken noch ein wenig zappeln lassen. Eine schnelle Normalisierung soll es nicht geben. Vor allem nicht vor dem Hintergrund der türkisch-israelischen Annäherung vom Beginn der Woche. Vor ein paar Jahren noch waren sie ganz groß im Geschäft. Das dachten Erdogan und sein langjähriger Außenminister Ahmet Davutoglu, der ihm später im Amt des Regierungschefs nachfolgte, jedenfalls. „Ich grüße Sarajevo, Baku, Kairo, Mekka und Medina“ – so oder abgewandelt lauteten die Formeln, mit denen die beiden zu Hause ihre Reden auf Parteitagen und in der Provinz eröffneten und dabei in neo-osmanischen Wunschträumen schwelgten. Davutoglu, der Politikprofessor, wollte eine aktivere Rolle für die Türkei als jene mit dem gern bemühten Bild von der „Brücke“ zwischen Orient und Okzident, über die dann andere gehen. So wurde zunächst die Idee von der Politik der „null Probleme“ mit den Nachbarn geboren. Diese Politik der ausgestreckten Hand reichte Ankara dann nicht mehr, als 2011 der Arabische Frühling begann. Nun sollte die Türkei als Modell für die neuen Demokratien dienen, die ihre Autokraten abgeschüttelt hatten. Geworden ist daraus nichts. Bis vor wenigen Tagen hatte es sich Erdogans Türkei mit so ziemlich allen in der Region verscherzt. Vor allem die russischen Wirtschaftssanktionen treffen die Türkei empfindlich. Jetzt wird hartnäckig an der außenpolitischen Wende gearbeitet. Davutoglus Ablösung als Ministerpräsident im vergangenen Mai dient als Vorwand für die Kurskorrektur. Ihm werden die Fehler vor allem in der Syrienpolitik in die Schuhe geschoben. Erdogan lässt nun seinen getreuen Regierungschef Binali Yildirim auftreten, der den Türken die Normalisierung mit Israel nach sechs Jahren Auszeit als diplomatischen Sieg verkauft und schon die nächste Ouvertüre mit Ägypten ankündigt. „Kontakte auf Ministerebene können beginErdogan nen“, erklärte Yildirim, „Geschäftsleute können kommen und gehen“. Noch bis vor Kurzem nannte Erdogan den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al Sisi einen „Putschgeneral“. Einfach gestaltet sich der Ausbruch aus der außenpolitischen Isolation aber nicht. „Israel kniet“, schrieb das national-islamistische Boulevardblatt „Günes“ am Dienstag. „Er hat kapituliert“, schrieb dagegen „Sözcü“, eines der letzten regierungskritischen Blätter, über Erdogan. Weil er sich bei Putin entschuldigt hat, obwohl er schwor, es nie zu tun. Und weil er Israels Seeblockade des Gazastreifens doch akzeptiert hat. Markus Bernath Foto: Emmanuel Dunand/AFP DER TAGESSPIEGEL So nicht. Atommüllfässer mit schwach und mittel radioaktivem Müll lagern in Morsleben. Die Fässer sind für abgebrannte Brennelemente allerdings zu unsicher. Berlin - Es braucht schon einiges, damit Johannes-Wilhelm Rörig der Kragen platzt. Doch jetzt ist es so weit. Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung fordert von der katholischen Kirche „volle Transparenz“, was die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs betrifft. Die Namen der Bischöfe und kirchlichen Vorgesetzten, die Taten verschwiegen hätten, müssten genannt werden. Hintergrund sind die Aussagen von Kriminologen, Forensikern und Gerontologen, die seit 2014 im Auftrag der Bischofskonferenz die Fälle aufarbeiten. „Wir dürfen kein Bistums-Bashing betreiben. Wenn es ein Problem in den Führungsstrukturen gab, beschreiben wir das, aber ohne Namen zu nennen“, sagt Harald Dreßing vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Es gehe darum, die spezifischen Strukturen herauszuarbeiten, die den Missbrauch in der Kirche begünstigten. Die Ethikrichtlinie der Universität Heidelberg verbiete es, Namen zu nennen. Für Matthias Katsch vom Betroffenenverein „Eckiger Tisch“ wäre das unbefriedigend. „Wir wollen, dass die Verantwortlichen klar benannt werden.“ Zumal diese Frage Brisanz bekommen hat, seitdem Papst Franziskus Anfang Juni einen neuen Erlass veröffentlicht hat. Danach kann es Bischöfe das Amt kosten, wenn sie nachlässig mit Missbrauchsfällen umgehen, sie ignorieren oder zu vertuschen versuchen. Ein erster Versuch der Bischofskonfe- In vielen renz, die Verbrechen vom Kriminolo- Fällen gibt es gen Christian Pfeif- keinerlei fer aufarbeiten zu lassen, war 2013 ge- Spuren in scheitert. Die For- den Akten scher, die nun Interviews mit Betroffe- der Bistümer nen führen und Informationen der Kirche auswerten, mussten ihre Methodik mehrfach verändern, weil sich herausstellte, dass die Personalakten der Bistümer nicht sehr aussagekräftig sind. „In vielen Fällen finden sich überhaupt keine Spuren in den Akten“, sagt Harald Dreßing – weil Dokumente aus Datenschutzgründen vernichtet, Hinweise vertuscht wurden oder weil sich Kinder nicht trauten, über das zu sprechen, was ihnen angetan wurde. Umso mehr sind die Forscher darauf angewiesen, dass sich Betroffene melden. Sie können seit Kurzem anonym an einer Online-Umfrage teilnehmen (http://fleaweb.zi-mannheim.de). „Nur die Betroffenen kennen die Wahrheit“, sagt Dreßing. Die Auswertung vorhandener Studien ergab, dass sich Geistliche vorwiegend an Jungen vergriffen und sie in einem Viertel aller Fälle vergewaltigten oder Oralverkehr erzwangen. Fast jedem dritten Täter bescheinigten die Forscher emotionale oder sexuelle Unreife, bei 22 Prozent lag eine Persönlichkeitsstörung vor. Claudia Keller E NACHRICHTEN F EUROPA Frontex-Chef: Flüchtlinge kommen immer häufiger über Ägypten Berlin - Der Direktor der EU-Grenzschutzagentur Frontex, Fabrice Leggeri, warnt vor einer Verlagerung der Flüchtlingskrise. „Mittlerweile kommen aus Libyen 13- bis 14-mal mehr Flüchtlinge nach Italien als Migranten aus der Türkei nach Griechenland“, sagte Frontex-Chef Leggeri den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die zentrale Mittelmeerroute sei so stark frequentiert wie noch nie. Die Zahl der illegalen Grenzübertritte zwischen Libyen und Italien übersteigt Leggeri zufolge in diesem Jahr die Zahl aller anderen illegalen Grenzübertritte in die EU. Zudem hob Leggeri hervor, dass Frontex-Beamte einen „neuen Hotspot“ für Überfahrten nach Europa erkennen: „Ägypten beginnt nun auch, ein Abreiseland zu sein. Und die Route wächst. Die Überfahrt ist hochgefährlich, die Fahrt dauert oft länger als zehn Tage.“ KNA USA Regierung wirft Russland Schikanen gegen Diplomaten in Moskau vor Washington - Die USA haben Russland eine gezielte Schikanierung von US-Diplomaten und deren Familien vorgeworfen. Die US-Vertreter würden in Moskau von Sicherheitsbeamten und Verkehrspolizisten vermehrt observiert und drangsaliert, sagte eine Sprecherin des US-Außenministeriums in Washington. Es sei ein „beträchtlicher Anstieg“ solcher Fälle beobachtet worden, seitdem Russland vor zwei Jahren die ukrainische Halbinsel Krim annektierte. „Wir nehmen dies ernst“, fügte die Sprecherin hinzu. Mit ihren Äußerungen reagierte sie auf einen Bericht der „Washington Post“ vom Montag, in dem Details solcher Vorfälle dargestellt wurden. AFP Mauer im Kopf: Eine Initiative will mehr Gerechtigkeit für Frauen im Job – Seite 9 WIRTSCHAFT WWW.TAGESSPIEGEL.DE/ WIRTSCHAFT Dax 28.06. M-Dax zum Vortag 9.477,42 + 2,25 % 28.6. 28.06. (16:45 Uhr) 28.06. zum Vortag Tec-Dax 19.333,78 + 2,18 % 28.6. 28.06. zum Vortag Dow Jones 1.557,07 + 2,38 % 28.06. zum Vortag Nasdaq 17.311,45 + 1,00 % 28.6. SEITE 6 28.06. zum Vortag 4.665,45 + 1,55 % 28.6. Euro 28.06. in Dollar zum Vortag 1,1073 + 0,68 % 28.6. Rohöl 28.06. zum Vortag 47,10 + 1,66 % Dollar je Barrel 28.6. (US-Leichtöl /WTI) 28.6. * © Nihon Keizai Shimbun, Inc. MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802 ++ S-Dax 8.578,37 (+ 1,31 %) ++ Euro Stoxx 50 2.769,04 (+ 2,65 %) ++ Nikkei 15.323,14 (+ 0,09 %) ++ Gold 1.312,91 (– 0,84 %) ++ Rex 143,76 (– 0,02 %) ++ Euro-Bund-Future 166,67 (– 0,11 %) ++ Euroleitzins 0,00% ++ Umlaufrendite -0,21 (+ 9,52 %) ++ KURVE des Tages K+S 18,015 – 2,75% Kurs vom 28.06.16 (16.34 Uhr) Veränderung zum Vortag Schlusskurs Vortag 18,6 18,4 18,2 18,0 17,8 9.00 11.00 Angaben in Euro 13.00 15.00 17.30 Uhr Tsp/PM K+S-Aktien gehörten zu den Verlierern im M-Dax. Der Salz- und Düngerkonzern hatte dieAnleger zumWochenauftaktmiteiner Gewinnwarnung geschockt, nun kamen negative Analystenkommentare hinzu. PARKETT Geflüster Sie war die Ober-Streberin – dabei war alles nur ein Fake. In Indien ist jetzt eine 17-Jährige festgenommen worden, weil ihre guten Noten nur durch Schummeln zustande gekommen sind. Bei einer Nachprüfung für das Abschlussexamen konnte sie selbst einfachste Fragen nicht richtig beantworten. So meinte sie etwa, im Fach Politikwissenschaften lerne man Kochen. Da hat wohl jemand zu viel USFernsehen geschaut. Die Amerikaner kennen schließlich das Geheimnis des Erfolgs: Fake it till you make it. Nur erwischen lassen darf man sich nicht. cne E F NACHRICHTEN Ifo: Flüchtlinge sind positiv für die Konjunktur in Ostdeutschland Dresden - Die nach Ostdeutschland gekommenen Flüchtlinge wirken sich nach einer Prognose des ifo-Instituts günstig auf die Konjunktur aus. Die Flüchtlingsmigration gebe positive Impulse für die ohnehin kräftige Binnennachfrage, teilten die Wirtschaftsforscher am Dienstag in Dresden mit. Das ifo-Institut rechnet für das laufende Jahr mit einem Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts in Ostdeutschland um 1,7 Prozent, in Sachsen sogar um 1,8 Prozent. Für das kommende Jahr wird ein Wachstum von 1,3 Prozent in Ostdeutschland und von 1,5 Prozent in Sachsen vorhergesagt. Auch bei der Aussicht für 2017 wirken sich nach den ifo-Berechnungen Migranten günstig für die Konjunktur aus. epd Steilmann-Insolvenzverwalter kündigt Schließungen an Bergkamen - Der Insolvenzverwalter des Bekleidungsunternehmens Steilmann will bis Ende August den Betrieb in mehreren Gesellschaften einstellen. Davon seien insgesamt rund 680 Mitarbeiter betroffen, von denen ein Großteil noch in diesem Monat die Kündigung erhalten werde, teilte ein Sprecher des Insolvenzverwalters am Dienstag mit. Geschlossen werden sollen unter anderem die Unternehmen Apanage, DC Design & Concept sowie Kirsten Mode Design in Gelsenkirchen sowie die Klaus Steilmann GmbH & Co. Kommanditgesellschaft in Bergkamen. dpa C TELEFONTARIFE Volkswagen hält US-Kunden schadlos Autokonzern zahlt in den USA für Reparaturen, Rückkäufe und Strafen mehr als 15 Milliarden Dollar Schwarzer Dienstag für Matthias Müller. Der VW-Chef dankte den Kunden für ihre Geduld. Neun Monate nach Aufdeckung der Diesel-Affäre ist nur ein kleiner Teil des Schadens behoben. Von Henrik Mortsiefer Berlin - VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hatte schon vor einer Woche bei der Hauptversammlung in Hannover vor höheren finanziellen Risiken gewarnt, die Volkswagen in den USA drohen könnten. Nichts, so Pötsch, dürfe bis Dienstag aus den Vergleichsverhandlungen mit den US-Behörden nach außen dringen. Doch alles Schweigen hat nicht geholfen. Die Befürchtung des ehemaligen VW-Finanzchefs bewahrheitet sich: Statt der erwarteten zehn Milliarden Dollar muss VW mehr als 15 Milliarden Dollar zur Behebung des Diesel-Schadens in den USA zahlen. Verschiedene Medien und Agenturen hatten am Dienstagmorgen über die Summe berichtet, VW hüllte sich zunächst weiter in Schweigen. Am Nachmittag gab es dann Klarheit. Die Gesamtsumme des Vergleichs mit der US-Umweltbehörde EPA und den klagenden Besitzern von Diesel-Autos beläuft sich auf 14,733 Milliarden Dollar, wie den mehrere hundert Seiten umfassenden Unterlagen zu entnehmen ist, die am Dienstag bei einem Gericht in San Francisco eingereicht wurden. Dies ist der teuerste Vergleich, den ein Autohersteller bislang wegen Vergehen in den USA mit Behörden schließen musste. Laut US-Justizministerium hat der Skandal historische Ausmaße. Verbraucher hätten VW vertraut und seien bitter enttäuscht worden, sagte Vize-Generalbundesanwältin Sally Q. Yates in Washington. „Sie haben über 500000 Amerikaner unwissentlich zu Komplizen gemacht.“ Yates bestätigte den Eingang des Dokuments bei Gericht in San Francisco. D Günstig telefonieren Uhrzeit 0−7 7−18 18−19 19−24 Vorwahl 01028 01070 01097 01028 01097 01028 01070 01013 Anbieter Cent/Min. Sparcall 0,10 Arcor 0,69 01097telecom 1,12 Sparcall 1,68 01097telecom 1,12 Sparcall 1,68 Arcor 0,69 Tele2 0,94 Ferngespräche: Montag − Freitag 0−7 7−8 8−18 18−19 19−24 01028 01070 010052 010012 010052 01094 010052 01045 01070 01045 Sparcall Arcor 010052 010012 010052 Star 010052 01045 Arcor 01045 0,10 0,53 0,84 0,87 0,84 1,00 0,84 0,94 0,66 0,94 Vom Festnetz zum Handy: Montag − Freitag 0−24 01045 010011 01045 010011 2,09 2,49 Günstige Call-by-Call-Anbieter mit Tarifansage, die Sie ohne Anmeldung sofort nutzen können. Tarife mit Einwahlgebühr oder einer Abrechnung schlechter als Minutentakt werden nicht berücksichtigt. Teltarif-Hotline: 0900 1 330100 (Mo-Fr 9-18 Uhr; 1,86 Euro pro Minute von Telekom) Stand: 28.06.16 Quelle: www.teltarif.de AUDI-KLAGE D Trotz Abgas-Schummelsoftware wird ein Audi-Käufer seinen Wagen wohl nicht zurückgeben können. Das Düsseldorfer Landgericht beschied dem Kläger am Dienstag wenig Aussichten auf Erfolg. Er habe dem Verkäufer keine Frist gesetzt, um den Mangel zu beheben, sagte Richter Joachim Matz. Außerdem sei fraglich, ob ein so schwerer Mangel vorliege, dass eine Rückgabe gerechtfertigt sei. Schließlich könne er seinen Wagen praktisch ohne Einschränkungen nutzen. Zudem liege keine arglistige Täuschung vor: Es sei nicht erkennbar, dass der Händler, der ihm den Wagen vor vier Jahren verkauft habe, von den Manipulationen des Herstellers wusste (Az.: 6 O 413/15). In anderen Fällen waren Besitzer von Modellen der VW-Kernmarke mit Klagen auf Rücknahme ihrer Dieselautos teils erfolgreich gewesen. In Belgien hat vor zwei Wochen derweil die belgische Verbraucherschutzorganisation Test-Achat eine Sammelklage wegen des Abgas-Skandals beim Wolfsburger Autobauer angekündigt. Mit der Klage solle VW zu Entschädigungszahlungen gezwungen werden, teilte Test-Achat mit. Bislang habe sich der Konzern taub gegenüber der Forderung nach finanzieller Entschädigung seiner belgischen Kunden gestellt. „Belgische Kunden sind genauso Opfer der Machenschaften bei VW geworden wie Kunden in den USA“, begründet Test-Achat die Klage. Aber nur die VW-Kunden in den USA seien bislang finanziell entschädigt worden. dpa wertet. Nun sei die Lage in den USA weniger unsicher, hieß es bei Analysten. Die VW-Aktie stieg um 3,4 Prozent. Volkswagen hatte vor neun Monaten auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, Abgaswerte mit einer Software manipuliert zu haben. Am Dienstag lief die vom Bezirksgericht in San Francisco gesetzte Frist ab, bis zu der die Kläger einen mit dem Konzern ausgehandelten außergerichtlichen Vergleich präsentieren sollten, wie die Manipulation von Dieselabgasen technisch behoben und die US-Kunden entschädigt werden sollen. Es wird damit gerechnet, dass VW weitere fünf Milliarden Euro für die Schadensbeseitigung in Europa aufbringen muss, wo insgesamt 8,5 Millionen Fahrzeuge betroffen sind. Angesichts der Ungleichbehandlung von US- und deutschen Kunden fordert der oberste deutsche Verbraucherschützer ein stärkeres Engagement der Bundesregierung. „Die Bundesregierung ist gefordert, sich konsequent für Verbraucherbelange einzusetzen. Betroffene Kunden müssen angemessen entschädigt werden“, sagte Klaus Müller, Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, dem Tagesspiegel. Strafen und Zahlungen an Geschädigte von bis zu 10000 Dollar seien ein deutliches Zeichen, dass die USA Abgasbetrügereien nicht tolerierten, betonte Müller. Die hohen Zahlungen in den USA zeigten, dass das Rechtssystem dort Betrügereien und Tricksereien hart bestrafe. „Leider lehnt VW eine Entschädigung europäischer Verbraucher weiterhin ab“, kritisierte Müller. „Auch in Deutschland haben wir offenkundig Kunden zweiter Klasse.“ Volkswagen hat wiederholt deutlich gemacht – und am Dienstag erneut bekräftigt –, dass eine Entschädigung wie in den USA in Europa und damit auch in Deutschland nicht infrage komme. Einige Anwaltskanzleien haben sich dennoch zum Ziel gesetzt, auch für betroffene Autobesitzer in Europa Schadenersatz zu erstreiten. Die Erfolgsaussichten sind aber aufgrund der unterschiedlichen Rechtssysteme ungewiss. Fraglich ist, ob die Rückstellungen von mehr als 16 Milliarden Euro, die VW für Rückrufe, Reparaturen und Rückkäufe von weltweit elf Millionen Diesel-Fahrzeugen sowie andere Schadenersatzleistungen gebildet hat, ausreichen werden. Rechtsanwalt Andreas Tilp, der milliardenschwere Klagen institutioneller VWAnleger betreut, glaubt, dass weitere rund 5,5 Milliarden Euro notwendig sind, um alle Schäden zu beheben. „Die bisherigen Rückstellungen der Volkswagen AG für die „Dieselthematik“ reichen nicht aus“, teilte Tilp am Dienstag mit. Analysten rechnen mit einem Gesamtschaden für Volkswagen in Höhe von rund 30 Milliarden Euro. Nachbesserungsbedarf bei den Rückstellungen sieht Volkswagen indes nicht: Der erzielte Vergleich in den USA bewege sich im Rahmen der bereits veröffentlichten Rückstellungen und sonstigen finanziellen Verpflichtungen, erklärte Finanzvorstand Frank Witter am Dienstag. „Wir sind in der Lage, die Konsequenzen zu beherrschen.“ Der angestrebte Vergleich mit US-Behörden und -Klägern bedeute aber eine „sehr erhebliche Bürde für das Geschäft“, räumte Witter ein. mit hej, dpa, rtr Der neue Mindestlohn: 8,84 Euro Preiswert anrufen mit Call-by-Call Ortsgespräche: Montag − Freitag Danach sind gut zehn der 14,7 Milliarden Dollar für den Rückkauf oder Leasingrücknahmen von fast einer halben Million manipulierter VW-Dieselautos mit 2,0-Liter-Motoren vorgesehen. Dabei handelt essichallerdings umeine Obergrenze:Lassen Volkswagen-Kunden ihren Diesel reparieren, bekommen sie von Volkswagen zwischen 5100 und 10 000 Dollar Schadenersatz. Zudem hat sich Volkswagen nach eigenen AngaVW-Chef ben mit mindestens Müller: 44 Bundesstaaten Es bleibt viel auf einen separaten Vergleich geeinigt, zu tun, um der den Konzern 603 Millionen DolVertrauen lar kosten wird. Dader Kunden mit werden Verbrauzu gewinnen cherschutzklagen vermieden, wie VW mitteilte. 2,7 Milliarden Dollar bringt der Konzern in den kommenden drei Jahren für Zahlungen in einen Umweltfonds auf sowie Investitionen in Null-Emissions- Fahrzeuge in den kommenden zehn Jahren. „Wir wissen das konstruktive Zusammenwirken aller Beteiligten zu schätzen und sind unseren Kunden sehr dankbar für ihre Geduld auch im weiteren Verlauf dieses Verfahrens“, teilte VW-Chef Matthias Müller mit. Man sei sich bewusst, dass Volkswagen noch viel tun müsse, „um das Vertrauen der Menschen in Amerika zurückzugewinnen“. An der Börse wurde der Vergleich, der noch nicht rechtskräftig ist, solange der zuständige US-Richter Charles Breyer dem Entwurf nicht zustimmt, positiv ge- Foto: Julian Stratenschulte/dpa Statt 8,50 Euro bekommen Geringverdiener ab dem nächsten Jahr 34 Cent mehr in der Stunde. Nicht alle sind damit zufrieden Berlin - Ab dem nächsten Jahr bekommen deutsche Arbeitnehmer einen höheren gesetzlichen Mindestlohn. Die Lohnuntergrenze soll Anfang 2017 von derzeit 8,50 Euro auf 8,84 Euro pro Stunde steigen – was für jemanden mit einer Vollzeitstelle gut 55 Euro mehr im Monat ist. Die Erhöhung legte die Mindestlohnkommission von Arbeitgebern und Arbeitnehmern am Dienstag einstimmig fest. Der Mindestlohn war eine zentrale sozialpolitische Neuerung der schwarz-roten Koalition und gilt seit eineinhalb Jahren. Neben dem Vorsitzenden Jan Zilius gehören der Kommission je drei Vertreter der Gewerkschaften und der Arbeitgeber sowie zwei beratende Wissenschaftler an. Im Kern orientiert sich die Kommission am Tarifindex – der Steigerung des durchschnittlichen tariflichen Stundenlohns. Die Abschlüsse, die in den letzten eineinhalb Jahren wirksam wurden, machen ein Plus von 3,2 Prozent aus, womit der Mindestlohn auf exakt 8,77 Euro gestiegen wäre. Das Gremium hatte aber einen eigenen Entscheidungsspielraum. In ihrem Beschluss berücksichtigte die Kommission den jüngsten Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst. Die Gewerkschaften scheiterten allerdings an der Forderung, auch den jüngsten Tarifabschluss für die Metall- und Elektrobranche miteinzubeziehen. Dann hätte der künftige Mindestlohn bei 8,87 Euro gelegen. Kommissionsmitglied und DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell meinte trotzdem: „Aus unserer Sicht ist das Glas etwas voller als halbleer.“ Der Mindestlohn gilt für alle volljährigen Arbeitnehmer. Mit Ausnahme von Azubis, Menschen mit einem Pflichtpraktikum oder einem Praktikum unter drei Monaten, und Langzeitarbeitslosen nach einer Arbeitsaufnahme in den ersten sechs Monaten. Vor der gesetzlichen Einführung hatten Unternehmer und Wirtschaftsexperten vor dem Verlust vieler Arbeitsplätze gewarnt. Das sei zwar ausgeblieben – aber die Kommission räumte ein, noch immer nicht genügend Kennt- nisse über die Wirkung des Mindestlohns zu haben. Zudem hieß es: „In den Beratungen wurden einzelne Aspekte des Berichts kontrovers diskutiert.“ Weit gingen auch die Reaktionen auseinander: 34 Cent mehr. Von der ersten Mindestlohn-Erhöhung sollen rund vier Millionen Geringverdiener profitieren. Allerdings umgehen einige Arbeitgeber noch immer die Lohnuntergrenze. Foto: dpa Auf der einen Seite wurden noch höhere Personalkosten, mehr Bürokratie und schwindende Chancen für Langzeitarbeitslosen genannt. Auf der anderen Seite wurde der Beschluss als unzurei- chend bezeichnet. „Der Mindestlohn muss deutlich erhöht werden“, sagte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher. Er müsse garantieren, dass Beschäftigte von ihrem Einkommen leben und für das Alter vorsorgen könnten. Verdi-Chef Frank Bsirske bedauert, dass der Mindestlohn in den nächsten zwei Jahren nicht die Neun-Euro-Marke erreichen wird. Damit bleibe er „deutlich hinter denen der westeuropäischen Nachbarländer zurück“. Was Ökonomen zudem beschäftigt, sind mögliche Auswirkungen für die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. Ifo-Präsident Clemens Fuest hätte es in diesem Zusammenhang für angemessen gehalten, den Mindestlohn vorerst nicht zu erhöhen. DIW-Präsident Marcel Fratzscher glaubt zwar, dass die große Mehrheit der Unternehmen die Erhöhung des Mindestlohns verkraften könne, ohne viele Arbeitsplätze abbauen zu müssen. Sagt aber auch: „Viele derFlüchtlinge werden mit niedrigen Löhnen in den Arbeitsmarkt einsteigen.“ Marie Rövekamp ANZEIGE Anzeige Die neue Ausgabe Tagesspiegel Genuss – Das Magazin für gutes Essen, Trinken & Kochen in Berlin Partner der aktuellen Ausgabe Tagesspiegel Genuss: www.hamberger-cc.de www.miele-gallery.de www.skykitchen.berlin Jetzt im Handel oder versandkostenfrei bestellen! www.weinland-mosel.de www.rogacki.de NEU www.gerolsteiner.de Nur 6,50 € www.berlinwasser.de www.meliaberlin.com www.kueche-aktiv-berlin.de Aufschlag Peru: Ceviche & Co – wie die peruanische Küche Berlin erobert und die spannendsten Ceviche-Interpretationen unserer Spitzenköche. w w w.t a g e s s p i e g e l . d e/s h o p Bestellhotline (030) 290 21-520 Berlin BBQ für Genießer: Meister der Flammen Josh Jabs zeigt, wie man Fisch, Steaks, Gemüse und Krustentiere einfach besser grillt. Plus: Was Berliner Genuss-Experten zuhause auf den Rost legen und die Wahrheit über „Grillweine“. 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Kontoführungsgebühren fallen nicht an, auch die Mastercard ist kostenfrei. Dafür ist der Sollzinssatz für den Dispokredit vergleichsweise hoch. In eineinhalb Jahren konnten die Berliner 200 000 Kunden gewinnen. Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen 40 Millionen US-Doller für die weitere Expansion eingesammelt. Sabine Hölper ANZEIGE Du gründest ein digitales Unternehmen oder führst dieses bereits erfolgreich? Zeit für eine starke Bank an Deiner Seite! Schreib uns: [email protected] Immer mehr Milchbauern geben auf Wiesbaden - Wegen geringer Ertragsaussichten geben immer mehr kleine Milchbauern in Deutschland die Viehhaltung auf. Die Zahl der Betriebe mit Milchkühen war Anfang Mai um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert gesunken, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Zum Stichtag besaßen noch 71 302 Betriebe Milchkühe. Das waren 3460 Betriebe weniger als 2015. Die Zahl der Milchkühe sank hingegen im selben Zeitraum nur um 0,3 Prozent auf 4,27 Millionen Tiere. Allgemein sind die Zahlen der Rinder und Schweine zurückgegangen. Rund 12,56 Millionen Rinder und gut 27 Millionen Schweine standen im Mai in den Ställen und auf den Weiden. Das waren 0,7 Prozent respektive 3,7 Prozent weniger als 2015. dpa Fresenius-Chef lenkt künftig Nestlé Wie das Referendum die Geschäfte durcheinanderwirbelt Soros kann es nicht lassen präsentiert START-UP des Tages NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 Der Star-Investor hatte auf einen Brexit gesetzt – und über Umwege damit Millionen gewonnen Von Rolf Obertreis Frankfurt am Main - Es war das Jahr 1992, als aus dem „Investor George Soros“ der „Star-Investor George Soros“ wurde. Damals hatte der heute 86-jährige Amerikaner ungarischer Herkunft gegen das britische Pfund und die Bank of England gewettet, eine Milliarde Dollar Gewinn eingefahren und schließlich bewirkt, dass sich die britische Währung aus dem Europäischen Währungssystem (EWS) verabschieden musste. Jetzt hat Soros wieder Geld mit den Briten verdient – auch über den Umweg Frankfurt am Main. Wieder hat er gewonnen. Neue Regeln haben ihm das Geschäft gleichwohl ein wenig erschwert. Bereits seit Ende 2012 kann man große Wetten auf die Kurse von Aktien nicht mehr im Dunkeln laufen lassen. Seitdem müssen hierzulande Leerverkäufe deutscher Aktien ab einem Volumen von 0,5 Prozent des ausgegebenen Kapitals im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. Am Freitag teilte die Soros Fund Management mit, dass sie eine Leerverkaufsposition von 0,51 Prozent am Kapital der Deutschen Bank halte. Mit anderen Worten: Soros hat mit 100 Millionen Euro darauf gewettet, dass die Aktie der Bank nach dem Brexit-Votum abstürzt. Rund sieben Millionen Aktien der Deutschen Bank hat er sich geliehen und danach mit Gewinn verkauft. Beobachter schätzen den Gewinn auf mindestens zehn Millionen Euro. Dem Investor, von dem Soros die Aktien geliehen hatte, muss er sie wieder zu einem bestimmten Termin zurückgeben. Zwar ist eine Leihgebühr fällig. Aber Soros kann sich die Aktien nach dem dramatischen Kursverfall wegen des Brexits erheblich günstiger wieder kaufen. Am 23. Juni kostete das Papier 15,60 Euro, einen Tag später waren es nur 13,40 Euro, am Montag dann sogar nur noch 12,50 Euro – ein Minus von rund 20 Prozent. Für sieben Millionen Deutsche-Bank-Aktien mussten am Donnerstag, bevor das Ergebnis der Brexit-Abstimmung bekannt war, rund 109 Millionen Euro auf den Tisch gelegt werden, am Montag aber nur noch gut 87 Millionen. Das entspricht sogar einem Brutto-Gewinn von 22 Millionen Euro. Ein Sprecher Soros’ bestätigte lediglich, dass dieser von den Entwicklungen an den Finanzmärkten nach der Bre- Goldenes Händchen. Investor Soros könnte mit Wetten auf die Deutsche Bank und den Goldpreis viel Geld verdient haben. xit-Entscheidung profitiert habe. Großinvestoren und Hedgefonds scheinen es zwar vor allem auf Banken abgesehen zu haben, aber nicht nur: Der Londoner Hedgefonds Marshall Wace meldete ebenfalls Leerverkäufe im Volumen von 0,5 Prozent bei der Deutschen Bank. Er ging aber auch eine Wette mit der Lufthansa-Aktie ein. Dort ging der Hedgefonds vor der Brexit-Entscheidung laut Bundesanzeiger eine Leerverkaufsposition sogar von 2,44 Prozent der ausgegebenen Aktien ein. Das sind rund zwölf Millionen Papiere. Am Donnerstag waren die bei einem Kurs von zwölf Euro noch 144 Millionen Euro wert, am Montag bei 10,15 Euro nur noch rund 122 Millionen Euro. Bei Covestro ging Marshall Wace eine Wette im Volumen von 0,8 Prozent der ausgegebenen Aktien ein, was 16 Millionen Stück entspricht. Hier rutschte der Kurs von Donnerstag bis Montag um rund zehn Prozent ab. Ob Soros und andere Investoren auch an Wetten vor allem gegen das britische Pfund verdient haben, ist derzeit unklar. Wahrscheinlich ist es. Ein Sprecher von Soros bestritt am Wochenende aber solche Investments. „George Soros hat nicht gegen Sterling spekuliert, während er für den Verbleib Britanniens in der EU gestritten hat.“ Er habe sogar auf die britische Währung gesetzt. Das Pfund hat nach der Brexit-Entscheidung dramatisch an Wert verloren und ist zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit 31 Jahren abgerutscht. Soros soll aber auch auf den Goldpreis gewettet haben. Die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin hat die Entwicklung an den Börsen und speziell auch bei den Banken seit Tagen im Blick. Hedgefonds könnten die Banken sicher weiter im Auge haben. Ob Foto: Reuters sie die Institute aber langfristig attackieren, sei reine Spekulation, sagte Bafin-Präsident Felix Hufeld. Der Kurssturz bei Bank-Aktien allein sei noch kein Problem. Es werde erst kritisch, wenn dies auf das Geschäftsmodell durchschlage, das Rating beeinträchtige oder die Refinanzierung verteuere. Erst das könne die Stabilität der Institute gefährden. „Wenn es mit dem Kurs mal zehn Prozent runter- und am nächsten Tag wieder acht Prozent hochgeht, ist das kein Problem“. Nach Angaben von Hufeld hat das Risikomanagement bei Versicherungen, Börsen und Banken in den letzten Tagen funktioniert. Auch die Liquidität sei sichergestellt. Auch beim größten deutschen Geldhaus sieht Hufeld eine stabile Lage, die Attacken von Soros und anderen betrachtet er gelassen. „Die Deutsche Bank ist sicher. Daran hat sich durch den Brexit nichts geändert“. Das Brexit-Votum schmerzt noch Die Märkte erholen sich zwar von den extremen Kursstürzen. Doch es zeigen sich neue Risiken London/Frankfurt/Berlin - Unternehmen und Märkte verarbeiten den Schock des britischen Referendums von Donnerstag. „Wir steuern auf ein Desaster zu. Ich glaube nicht, dass die Bürger schon begriffen haben, was für einen Schlamassel ihr Votum auslösen wird“, sagte der englische Milliardär Richard Branson, Gründer der Virgin-Gruppe, am Dienstag im britischen Fernsehen. Seine Fluggesellschaft habe nach dem Referendum bereits einen „sehr großen“ Deal abgesagt, der etwa 3000 Arbeitsplätze geschaffen hätte. Virgin habe seit der Entscheidung ein Drittel an Wert eingebüßt. Tausende und Abertausende Stellen würden dadurch verloren gehen. Salz in die Wunden der Briten streute der Ire Michael O’Leary, Chef der Billigfluglinie Ryanair. Es sei „höchst unwahrscheinlich“ dass im kommenden Jahr auch nur eines seiner 50 neuen Flugzeuge in Großbritannien stationiert werde. „Wir werden all unser Wachstum in die Europäische Union umleiten“, drohte O’Leary. Die Rating-Agenturen Fitch und S&P beließen es derweil nicht bei Drohungen, sondern entzogen dem Land bereits die Top-Bonitätsnoten. Das treibt üblicherweise die Finanzierungskosten für den Staat und dort tätige Unternehmen in die Höhe. Diesmal freilich blieben die Folgen begrenzt. Die Rendite für zehnjährige britische Anleihen steigen am Dienstag zwar auf 0,986 Prozent, blieben aber in Reichweite des Rekordtiefs von 0,933 Prozent. Grund für die verhaltene Reaktion der Anleger dürften Spekulationen auf Zinssenkungen durch die Bank of England gewesen seien. In diesem Fall wären neue Anleihen noch niedriger verzinst als die aktuellen. Ein weiterer Grund: Nach den brutalen Kursstürzen – das Britische Pfund notierte am Montag noch auf dem tiefsten Stand seit 31 Jahren – war das Marktumfeld am Dienstag insgesamt freundlicher. Fast alle Indizes legten wieder zu. Die Analysten von Fitch teilten mit, sie würden aber mittelfristig Rückschläge auch für andere europäische Volkswirtschaften erwarten und nannten jene Länder, die enge Beziehungen zu Großbritannien pflegen: Irland, Malta, Belgien, die Niederlande, Zypern und Luxemburg zum Beispiel. Der Brexit war auch das große Thema auf der Notenbankerkonferenz im portugiesischen Sintra. EZB-Präsident Mario Draghi rief die Notenbanken der Welt zu einer besseren Zusammenarbeit auf. Alle würden davon profitieren, wenn sich die Zentralbanken besser absprechen würden. Eine formal geregelte Zusammenarbeit sei vielleicht gar nicht nötig - aber alle könnten von einer gemeinsamen Abstimmung profitieren. dpa/rtr/kph GEPLANTE FUSION D Bafin gegen London als Sitz der Riesen-Börse Die Finanzaufsicht Bafin ist gegen London als Sitz der geplanten europäischen Superbörse aus Deutscher Börse und der Londoner LSE. „Es ist schwer vorstellbar, dass der wichtigste Börsenplatz im Euroraum von einem Standort außerhalb der EU gesteuert wird“, sagte Bafin-Präsident Felix Hufeld am Dienstag. Deutsche Börse und LSE planen ein Gemeinschaftsunternehmen, dessen Dachgesellschaft ihren rechtlichen Sitz in London haben soll. Das Tagesgeschäft soll wie bisher von den beiden Zentralen in Eschborn bei Frankfurt sowie London gesteuert werden. dpa Vevey - Der Schweizer Lebensmittelkonzern Nestlé bekommt einen neuen Chef aus Deutschland. Ab dem 1. Januar 2017 übernimmt der bisherige Vorstandsvorsitzende des Gesundheitskonzerns Fresenius, Ulf Schneider, den Posten. Er folgt auf Paul Bulcke, der den Vorsitz des Verwaltungsrats von Nestlé übernehmen soll. Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, fange Schneider schon am 1. September bei Nestlé an, teilte das Unternehmen am Montag mit. Vorgänger Bulcke wiederum soll auf der Hauptversammlung im April 2017 in sein neues Amt gewählt werden. Er beerbt Peter Brabeck-Letmathe, der sich laut Nestlé nicht erneut zur Wahl stellt. Der 50-jährige Schneider hatte erst am Wochenende sein Ausscheiden bei Fresenius bekannt gegeben. Er hatte die Geschicke des Gesundheits-Spezialisten mehr als 13 Jahre gelenkt und das Geschäft dabei deutlich ausgebaut. So trieb Schneider die Übernahme einer Reihe von Kliniken des Krankenhauskonzerns Rhön-Klinikum voran. Schneider bringe eine ganze Reihe von Fähigkeiten mit, die die Kultur von Nestlé ausgezeichnet ergänzten, sagte sein Vorgänger Bulcke. Schneider soll auch in den Verwaltungsrat von Nestlé einziehen. Der Wechsel an der Spitze von Nestlé war erwartet worden und auch die Nachfolge von Bulcke für Brabeck-Letmathe galt als sicher. Als mögliche Kandidaten für den freiwerdenden Chefposten wurden hingegen vor allem konzerninterne Lösungen gehandelt. dpa Windows 10: Entschädigung für Update Seattle - Microsoft entschädigt erstmals eine Nutzerin für ein sogenanntes Zwangsupdate auf das neue Betriebssystem Windows 10. Wie die „Seattle Times“ online berichtete, war der Software-Konzern zunächst gegen ein Urteil in Berufung gegangen, einigte sich dann jedoch mit der betroffenen Anwenderin Teri Goldstein aus Kalifornien auf eine Zahlung von 10 000 Dollar. Die Frau aus Sausalito hat demnach glaubhaft machen können, dass das Upgrade auf das neue Betriebssystem auf ihrem Rechner fehlerhaft war und ihren Rechner für Tage unbrauchbar gemacht habe. „Ich habe nie von Windows 10 gehört“, erklärte sie. „Niemand hat mich gefragt, ob ich ein Update möchte.“ Der Rechtsstreit ist dem Bericht zufolge bereits vergangenen Monat beigelegt worden. Microsoft betonte, dass die Zahlung kein Schuldeingeständnis sei. Das Unternehmen habe nur Kosten für einen weiteren Rechtsstreit vermeiden wollen, sagte eine Sprecherin der Zeitung. Auch in Deutschland hatten sich vielfach Nutzer über ein automatisches Update auf Windows 10 beschwert. Verbraucherschützer störten sich daran, dass Microsoft ein bis zu sechs Gigabyte großes Installationspaket auf der Festplatte ablege – ohne das Wissen und die Zustimmung der Nutzer. Bis Ende Juli bietet Microsoft das System für Nutzer von Windows 7 und höher bei einem Upgrade noch kostenlos an, danach soll die Software allerdings umgerechnet rund 100 Dollar kosten. dpa ANZEIGE Die 5. Konferenz für Vielfalt in der Arbeitswelt am 10. und 11. November 2016 im Tagesspiegel-Haus in Berlin Wirtschaft braucht Vielfalt. Wie sieht die Praxis aus? Auf der Fach- Was die Zukunft bringt: Bei „Visions of Diversity“ stellen fünf Wissen- konferenz „Diversity 2016“ im Tagesspiegel-Haus in Berlin stehen die schaftler in jeweils zehn Minuten ihre Vision für das Diversity-Management praktischen Erfahrungen von Unternehmen und Organisationen mit Vielfalt der Zukunft vor. Und die „Diversity-Debatte“ liefert einen unterhaltsamen im Mittelpunkt. Es erwarten Sie Keynotes aus Politik und Wirtschaft und Schlagabtausch zu relevanten Streitfragen mit Tempo und Argumenten. Workshops, die zeigen wie man unbewusste Vorurteile überwindet welche Vorteile barrierefreie Services und Dienstleistungen bieten wie man vorurteilsfrei kommuniziert und welche Trends im Diversity-Management für Unternehmen relevant sind Jetzt sichern: Teilnahme, Unternehmenspräsenz. Wegen begrenzter Plätze empfehlen wir, sich zeitnah anzumelden. Fragen zu Ihrer Firmenpräsenz beantwortet Ihnen Nadja Holzmaier unter Tel. (030) 29021-15529 oder per Mail [email protected]. Teilnahme und weitere Infos unter www.diversity-konferenz.de WIRTSCHAFT MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802 „Geschlechterklischees sind tief verankert“ Ministerin von der Leyen unterstützt die Initiative „Chefsache“. Sie setzt sich für die Chancengleichheit von Frauen und Männern ein Von Marie Rövekamp BERLINER WIRTSCHAFT Berlin - Als sie Familienministerin wurde, wollten Journalisten ständig wissen, wie sie das denn schaffen wolle, mit sieben Kindern. Im Amt der Verteidigungsministerin sollte sie acht Jahre später erklären, was es für ein Gefühl sei, wenn ein Mann vor einer Frau strammstehen müsse. Ursula von der Leyen lacht kurz beim Erzählen der Anekdoten. Nicht, weil es sie amüsiert, sondern weil sie so exemplarisch sei. „Geschlechterklischees sind in den Köpfen noch immer tief verankert.“ Ihren Impulsvortrag hielt die Bundesministerin am Montagnachmittag beim Jahrestreffen der Initiative „Chefsache“. Elf Firmen, soziale Institutionen und das Verteidigungsministerium hatten sich im Juli 2015 zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Ihre Motivation: die Chancengleichheit von Männern und Frauen. Im ersten Jahr wurden Veranstaltungen organisiert, Best-Practice-Beispiele gesammelt, Broschüren und Magazine erstellt. Inzwischen engagieren sich 14 Mitglieder bei der Initiative. Hinzugekommen sind der Energieversorger EnBW, Tüv Rheinland und die Lufthansa. Was die Initiative vor allem verändern will, sind Denkmuster – und zwar unbewusste („unconscious bias“). Viele bringen Frauen nach wie vor mit Familie und Männer mit Karriere in Verbindung. Ohne es immer zu merken. Damit es in der Arbeitswelt zu weniger Diskriminierung kommt, stellt Siemens-Personalchefin Janina Kugel Bewerbungen mit Fotos generell infrage. Der erste Eindruck könne Personalentscheidungen beeinflus- sen. „Negativ betroffen sind möglicherweise junge Männer mit Piercings, Ältere oder Bewerber mit Migrationshintergrund“, meinte sie. In manchen Staaten wie Kanada sind Fotos in Bewerbungen schon jetzt verboten. In Europa bewege man sich bei dem Thema hingegen „nicht ganz so schnell“, sagte Kugel vor ein paar Tagen. An die Adresse potenzieller Siemens-Bewerber appellierte sie: „Bewer- Talanx Wacker Chemie Zalando So war der Tag Erholung N ach dem massiven Kurseinbruch infolge des Brexit-Votums hat sich der Dax am Dienstag erholt. Bis zum Nachmittag baute der deutsche Leitindex seinen Zuwachs auf 3,1 Prozent auf 9551 Punkte aus. An den beiden vorangegangenen Handelstagen hatte er fast 1000 Punkte eingebüßt und den tiefsten Stand seit Februar markiert. Der M-Dax der mittelgroßen deutschen Werte erholte sich am Dienstag um 2,5 Prozent auf 19 395 Punkte, und der Tec-Dax gewann 2,5 Prozent auf 1559 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es sogar um knapp 3,5 Prozent nach oben. Zu den Favoriten der Anleger gehörten einige Finanztitel, die mit dem Brexit besonders heftig unter die Räder gekommen wa- GEWINNER 1 Jenoptik Kurs absolut 13,89 + 0,71 % + 5,35 RWE St. Morphosys EVOTEC Dt. Pfandbriefbank Hugo Boss NA Zalando Steinhoff Intern. Deutsche Börse Xing NA 12,76 34,96 3,66 8,88 48,79 24,03 4,81 73,50 165,10 + 0,63 + 1,71 + 0,18 + 0,42 + 2,07 + 0,99 + 0,19 + 2,87 + 6,40 + 5,15 + 5,14 + 5,08 + 4,90 + 4,42 + 4,30 + 4,14 + 4,06 + 4,03 ren. So erholten sich Deutsche Bank und Allianz deutlich. Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Verzinsung deutscher Bundesanleihen von minus 0,23 Prozent am Vortag auf aktuell minus 0,21 Prozent. Am Montag war sie auf ein Rekordtief gefallen. Der Rentenindex Rex fiel um 0,02 Prozent auf 143,75 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,21 Prozent auf 166,51 Punkte. Der Kurs des Euro fiel: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1073 (Montag: 1,0998) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9031 (0,9093) Euro. Tsp 16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate 28.06. z. Vortag Hoch/Tief – 1,20 + 2,61 + 5,57 – 1,47 – 0,30 + 0,79 ± 0,00 + 3,61 + 2,23 + 4,75 + 4,71 – 1,85 + 2,67 – 2,12 + 1,00 – 1,69 + 0,89 + 0,46 + 3,98 ± 0,00 – 0,41 – 1,51 + 1,43 – 2,57 – 6,31 + 6,08 – 1,21 + 2,11 + 4,65 – 2,22 + 12,55 + 1,01 – 1,35 – 1,45 + 2,72 – 2,50 – 2,85 + 0,46 – – 3,56 + 22,22 + 4,79 + 0,97 ± 0,00 – 6,59 – 8,54 ± 0,00 2,56/1,01 5,64/2,56 1,19/0,61 3,38/1,42 5,36/0,43 55,69/42,07 23,50/12,86 8,11/6,77 3,55/1,55 0,89/0,54 1,21/0,88 3,33/1,97 1,57/0,99 6,92/2,41 3,60/0,92 14,86/10,58 24,28/17,12 25,10/8,67 6,76/1,75 37,48/32,90 12,59/9,00 4,85/3,58 79,07/50,22 5,46/4,03 5,64/0,80 94,21/24,66 4,63/2,84 6,56/4,38 2,16/1,18 31,65/18,70 5,41/2,28 2,69/1,95 8,25/2,30 1,14/0,55 14,69/10,61 1,53/1,11 40,85/16,72 3,89/3,15 11,19/4,90 9,88/7,08 0,23/0,10 2,63/1,22 4,59/3,12 2,50/0,68 3,07/1,64 5500/3600 4000/2900 Div. – – – – – 1,80 – 0,40 – – – – – – – 0,70 0,60 – – 1,45 – 0,12 1,40 0,30 – – – – – 0,57 – 0,12 – – 0,21 – – 0,16 – – – – – – – – – + 1,84 + 1,74 + 4,30 30,60/23,59 95,12/58,20 36,63/22,81 1,30 2,00 – 1 Salzgitter Kurs absolut 23,51 – 0,88 16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate 28.06. z. Vortag Hoch/Tief % – 3,59 28.6. K+S NA Siltronic STRATEC Biomed. Kion Group Henkel Vz. Vonovia DMG Mori CTS Eventim RTL Group 17,96 14,17 51,30 43,06 105,60 32,17 42,00 27,88 74,33 – 0,57 – 0,32 – 0,85 – 0,41 – 0,25 – 0,08 ± 0,00 + 0,09 + 0,25 16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate 28.06. z. Vortag Hoch/Tief Aareal Bank 27,59 Airbus Group (NL) 51,19 Alstria Office 11,85 Aurubis 40,61 Axel Springer SE 47,05 Bilfinger 26,10 Brenntag NA 41,81 Covestro 38,12 CTS Eventim 27,88 DMG Mori 42,00 Dt. EuroShop NA 40,47 Dt. Pfandbriefbank 8,88 Dt. Wohnen Inh. 30,10 Dürr 64,87 Evonik Ind. 25,66 Fielmann 63,01 Fraport 46,03 Fuchs Petrolub Vz. 34,38 GEA Group 40,35 Gerresheimer 67,31 Hann. Rückvers. NA 91,22 Hella 29,53 Hochtief 109,85 Hugo Boss NA 48,79 Jungheinrich 27,12 K+S NA 17,96 Kion Group 43,06 Krones 93,86 Kuka 106,85 Lanxess 38,33 LEG Immobilien 81,54 Leoni 25,18 Metro St. 26,82 MTU Aero Engines 82,19 Norma Group 42,50 Osram Licht 43,53 Rheinmetall 53,22 Rhön-Klinikum 25,65 RTL Group (LU) 74,33 23,51 Salzgitter Schaeffler 12,07 Stada Arznei vNA 43,95 Steinhoff Intern. (NL) 4,81 Ströer SE & Co. 41,00 Südzucker 18,98 Symrise 57,90 TAG Immob. 11,69 + 0,71 + 2,57 + 1,85 + 1,22 + 0,79 + 1,32 + 1,49 + 2,29 + 0,32 ± 0,00 + 2,57 + 4,90 + 2,12 + 2,97 + 1,91 + 0,82 + 1,71 + 3,29 + 2,23 + 3,00 + 2,08 + 3,31 + 2,52 + 4,42 + 0,69 – 3,05 – 0,94 + 1,34 + 0,52 + 1,12 + 2,33 + 0,62 + 2,04 + 1,75 + 1,12 + 1,86 + 1,29 + 2,21 + 0,34 – 3,59 + 3,61 + 3,96 + 4,14 + 2,41 + 2,98 + 3,63 + 2,82 + 0,92 12,04/6,90 – + 1,46 7,74/2,91 – + 2,31 103,00/68,50 1,40 + 3,05 52,99/28,60 0,50 + 1,59 35,19/22,19 0,38 + 3,16 40,26/24,49 0,35 + 1,97 53,85/23,21 – + 2,39 99,44/51,12 0,19 + 2,33 49,60/32,60 1,75 + 5,08 4,31/2,86 – + 1,01 33,11/22,20 1,55 + 0,99 32,70/16,73 0,30 + 5,35 15,31/10,47 0,22 + 5,14 76,96/32,90 – + 2,21 54,25/26,82 0,50 + 3,54 33,90/20,70 – + 2,86 115,65/75,28 3,20 + 2,23 26,05/17,76 – + 2,15 16,94/8,00 0,16 + 3,95 65,78/39,00 0,38 – 2,21 36,72/12,18 – + 1,24 26,27/13,32 – + 2,28 56,01/19,75 0,14 + 1,03 36,70/22,80 0,55 – 1,63 62,85/41,00 0,75 + 2,11 9,95/4,76 – + 1,30 5,99/3,52 0,24 + 3,42 51,94/35,50 0,70 + 2,04 48,96/29,40 0,14 + 4,03 200,00/135,80 2,53 S-DAX VERLIERER 28.06. (16:40 Uhr) 7,37 5,27 93,09 43,99 33,58 35,25 26,45 54,46 35,36 3,66 22,57 17,78 13,89 34,96 48,24 24,89 82,78 18,60 8,32 61,81 14,17 22,06 44,79 29,01 51,30 6,43 3,65 37,02 38,51 165,10 Div. Am Dienstag sind drei Berliner Betriebe für ihr vorbildliches Engagement bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgezeichnet worden. Die Jury berücksichtigte familienbewusste Arbeitszeiten und Angebote für die Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen. Ein Augenmerk lag auch darauf, ob speziell Väter angesprochen und erreicht werden. „ Wenn die Work-Life-Balance stimmt, steigt nicht nur die Freude am Job. Die Mitarbeiter sind produktiver, fehlen seltener und bleiben länger“, sagte Melanie Bähr, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin. Der Landeswettbewerb „Unternehmen für Familie – Berlin 2016“ fand in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Von den 24 Bewerbern wurden die ekon Haus- und Vermögensverwaltung (Kategorie drei bis 20 Beschäftigte), die Projektron GmbH (Kategorie 21 bis 250 Beschäftigte) und der Deutsche Rentenversicherung Bund (Kategorie ab 250 Beschäftigte) prämiert. Der Geschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), Alexander Schirp, meinte: „Gerade im Zuge des fortschreitenden digitalen und demografischen Wandels wird es für Unternehmen immer existenzieller, gute Fachkräfte zu finden und langfristig zu binden.“ röv Foto: Fotolia Um seine eigenen Vorurteile zu reflektieren, stellt die Initiative einen Test und ein Training auf ihrer Internetseite zur Verfügung. Damit jeder sehen kann, in welchen Situationen er sich indirekt von Rollenbildern und Klischees leiten lässt. Im Oktober ist im Bundeskanzleramt eine Konferenz des Netzwerks geplant, zu der Angela Merkel einlädt. Sie ist Schirmherrin der Initiative. DAX 30 (Xetra-Handel) 28.06. Adidas NA Allianz SE vNA ◊ BASF NA ◊ Bayer NA ◊ Beiersdorf BMW St. ◊ Commerzbank Continental Daimler NA ◊ Deutsche Bank NA ◊ Deutsche Börse Deutsche Post NA ◊ Deutsche Telekom NA ◊ E.ON SE ◊ Fresenius Med. Care St. Fresenius SE&Co ◊ HeidelbergCement Henkel Vz. Infineon NA Linde Lufthansa vNA Merck Münchener Rück vNA ◊ ProSiebenSat.1 RWE St. SAP SE ◊ Siemens NA ◊ ThyssenKrupp Volkswagen Vz. ◊ Vonovia 16:40 Uhr 123,00 124,35 66,12 88,63 80,43 66,13 5,99 170,25 53,82 12,80 73,50 24,34 14,44 8,43 76,07 63,27 67,77 105,60 12,67 123,15 10,43 88,09 145,40 38,38 12,76 66,36 89,52 17,60 108,15 32,17 Veränderung % zum Vortag 2,71 WWWWWWWW 3,50 WWWWWWWWWW 1,43 WWWWW 1,90 WWWWWW 1,68 WWWWWW 0,70 WWW 1,94 WWWWWW 2,19 WWWWWWW 0,84 WWW 2,03 WWWWWWW 4,06 WWWWWWWWWWWW 2,83 WWWWWWWWW 3,33 WWWWWWWWWW 2,36 WWWWWWW 3,60 WWWWWWWWWWW 2,15 WWWWWWW 2,73 WWWWWWWW WW -0,24 2,55 WWWWWWWW 1,53 WWWWW 3,73 WWWWWWWWWWW 2,62 WWWWWWWW 1,15 WWWW 1,00 WWWW 5,15 WWWWWWWWWWWWWWW 1,78 WWWWWW 2,44 WWWWWWWW 3,50 WWWWWWWWWWW 1,93 WWWWWW WW -0,23 KGV Div. 2016 Rendite 30,37 1,30 8,43 5,87 16,53 4,39 15,55 2,82 26,81 0,87 6,82 4,84 5,99 3,34 11,27 2,20 6,19 6,04 31,99 – 16,33 3,06 12,81 3,49 19,25 3,81 11,23 5,93 18,55 1,05 21,82 0,87 13,83 1,92 21,33 1,39 19,80 1,58 17,59 2,80 3,59 4,80 24,81 1,19 8,43 5,67 15,66 4,17 12,38 – 20,11 1,73 13,99 3,91 16,00 0,85 5,85 0,16 15,32 2,92 Div. 1,60 7,30 2,90 2,50 0,70 3,20 0,20 3,75 3,25 – 2,25 0,85 0,55 0,50 0,80 0,55 1,30 1,47 0,20 3,45 0,50 1,05 8,25 1,60 – 1,15 3,50 0,15 0,17 0,94 Hoch 124,75 170,00 85,87 138,00 89,54 104,85 12,30 231,90 86,59 32,31 87,41 29,10 17,57 12,69 83,17 70,00 79,99 113,05 14,20 182,55 15,41 98,82 193,65 50,95 20,58 75,75 100,90 25,13 218,60 33,10 12 Monate Range Tief 62,51 119,05 56,01 83,45 67,92 65,01 5,76 165,85 52,00 12,07 69,80 19,55 13,39 7,08 63,10 52,39 58,17 87,17 8,32 113,50 9,90 70,68 142,80 37,00 9,13 53,91 77,91 12,56 86,36 24,92 DIE WICHTIGSTEN INDIZES IM ÜBERBLICK – 3,05 – 2,21 – 1,63 – 0,94 – 0,24 – 0,23 ± 0,00 + 0,32 + 0,34 M-DAX BERLINER WERTE aap Implantate 1,32 Accentro Real Est. 4,72 Air Berlin (GB) 0,72 Artnet 2,68 Auden 3,33 Axel Springer SE 47,05 Bechstein 16,70 7,80 Berliner Effekten Beta Systems Software 2,98 0,64 bmp Holding Cinemedia 0,96 2,70 Co.don CR Capital Real Estate 1,19 3,14 Deag 1,83 Deutsche Real Estate Dt. Grundstücksaukt. 13,39 Eckert + Ziegler 19,35 8,74 elumeo 4,83 Epigenomics Fernheizwerk Neukölln 33,73 First Sensor 9,08 3,79 Francotyp-Post. 72,40 GSW Immobilien Haemato 4,73 0,89 Heliocentris Hypoport 81,43 IVU Traffic Technologies 3,01 MagForce 4,80 1,42 Maternus-Kliniken 29,28 MBB Mologen 2,86 MPH Mittelst. Pharma 2,61 4,24 MyHammer Hold. Pelikan 0,61 PSI NA 13,02 quirin bank 1,17 Rocket Internet 16,72 SHF Communication 3,29 Social Commerce Group SE – Tele Columbus 7,70 Teles 0,19 wallstreet:online 1,88 Westgrund 3,87 0,69 Wild Bunch YOC 2,44 Zoo Berlin m. Aquarium5030,10 Zoo Berlin o. Aquarium3850,10 ADVA Optical Aixtron SE NA Bechtle Cancom Carl Zeiss Meditec CompuGroup Med. Dialog Semic. NA (GB) Drägerwerk Vz. Drillisch EVOTEC freenet NA GFT Technologies Jenoptik Morphosys Nemetschek Nordex SE Pfeiffer Vacuum Qiagen (NL) RIB Software Sartorius Vz. Siltronic SLM Solutions Group SMA Solar Techn. Software STRATEC Biomed. Süss MicroTec Telefonica Deutschl. United Internet NA Wirecard Xing NA Mehr Börsenkurse und Finanzthemen unter: www.tagesspiegel.de/ wirtschaft/finanzen/ 2 3 4 5 6 7 8 9 10 26,08 76,16 24,03 16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate 28.06. z. Vortag Hoch/Tief 28.6. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 ben Sie sich auch gerne ohne Foto.“ Bei Bosch ist man anderer Auffassung. „Ohne Fotos würde sich nichts gravierend ändern“, sagte Bosch-Personalchef Christoph Kübel, der auch Mitglied der Initiative „Chefsache“ ist. Man nehme in Deutschland sowieso schon Bewerbungen mit und ohne Bilder an. Er ist sich sicher: „Wir stellen sicher, dass wir nicht nach Fotos auswählen.“ TEC-DAX ermittelt aus H-DAX (DAX, M-DAX, Tec-DAX) 28.06. (16:40 Uhr) D Familienbewusste Betriebe ausgezeichnet Kindererziehung? Für viele Deutsche ist das noch immer eine Angelegenheit für Frauen. 38,04/21,51 68,50/49,53 13,11/10,76 62,23/36,65 55,69/42,07 45,35/25,61 56,91/39,86 43,24/24,35 37,74/25,30 46,00/31,82 44,06/35,76 12,35/7,29 30,21/20,71 90,30/49,52 37,75/24,35 70,37/53,42 61,50/44,70 45,49/33,20 43,93/31,16 76,62/52,09 112,60/83,00 46,02/28,31 117,20/67,78 113,90/46,38 29,47/18,41 39,25/17,57 52,64/35,50 117,10/88,51 114,40/60,67 56,50/32,90 84,73/61,44 61,93/23,24 31,76/21,58 94,72/73,02 53,30/39,90 55,38/34,25 71,29/44,71 28,73/22,29 88,20/68,53 35,00/16,81 17,47/11,45 49,40/28,05 5,84/3,77 64,49/36,10 19,10/11,84 64,47/50,37 12,41/9,54 Div. 1,65 1,30 0,50 1,35 1,80 – 1,00 0,70 0,46 0,55 1,35 0,43 0,54 1,85 1,15 1,60 1,35 0,82 0,80 0,85 4,75 0,77 2,00 3,62 0,40 1,15 0,77 1,45 0,50 0,60 2,26 1,00 1,00 1,70 0,90 0,90 1,10 0,80 3,00 0,25 0,50 0,66 1,65 0,70 0,25 0,80 0,55 Adler Real Estate ADO Properties (LU) Amadeus Fire BayWa vNA Bertrandt Biotest Vz. Bor.Dortmund Braas Monier (LU) Capital Stage CeWe Stiftung comdirect bank Deutz DIC Asset Dt. Beteiligung ElringKlinger NA Ferratum Oyj (FI) Gerry Weber Int. GfK SE Grammer Grenke Hamborner Reit Hamburger Hafen Hapag-Lloyd Heidelberger Druck. Hornbach Hold. Hypoport Indus Hold. Klöckner&Co. SE NA Koenig & Bauer KWS SAAT PATRIZIA Immob. NA Puma SE Rational SAF Holland (LU) Scout24 SGL Carbon SE Sixt SE St. Stabilus (LU) TAKKT Tele Columbus TLG Immobilien Vossloh VTG Wacker Neuson Washtec WCM Bet. Gr. Wincor Nixdorf Wüst.&Wür. Zeal Network (GB) zooplus 11,56 33,85 55,05 25,88 86,35 13,38 3,84 19,89 5,83 62,20 9,13 3,66 8,26 25,80 16,92 18,90 10,21 35,10 36,44 156,45 9,53 13,24 18,17 2,36 59,14 80,89 42,13 10,06 43,65 291,40 20,72 195,90 390,70 9,72 33,94 9,55 46,08 42,73 17,79 7,67 18,36 55,11 25,20 13,31 30,23 3,05 51,72 16,10 31,21 124,10 – 0,47 + 2,08 – 0,38 + 0,33 + 1,59 + 1,56 + 2,78 + 2,39 + 0,02 + 1,88 + 1,40 + 2,49 + 2,19 + 3,10 + 0,77 + 2,08 + 0,54 – 0,28 + 1,21 – 0,89 + 2,12 + 2,28 + 4,19 + 5,82 + 1,51 + 4,89 + 2,97 – 1,42 + 8,95 + 1,13 + 1,05 + 0,90 + 0,18 + 0,77 – 0,40 – 1,81 + 4,54 – 1,23 + 2,27 + 0,26 + 2,00 + 0,25 + 4,96 – 1,37 + 7,95 + 1,60 + 0,58 + 3,14 – 0,94 + 0,98 15,20/10,05 34,15/18,57 92,60/52,60 34,60/25,25 125,00/84,22 28,46/10,31 4,50/3,33 27,44/18,31 9,40/5,31 65,40/43,40 11,40/8,51 5,64/2,62 9,43/7,28 30,05/23,30 24,72/16,56 31,69/16,85 23,34/9,57 42,00/25,02 43,12/18,30 200,80/126,30 9,95/7,46 18,53/11,86 22,20/14,60 2,82/1,59 79,49/50,43 93,50/25,05 47,90/35,60 11,68/6,90 48,40/19,56 313,55/235,10 28,29/17,84 219,30/142,50 482,25/310,00 15,44/8,87 38,24/24,11 17,25/8,24 53,73/32,86 49,85/28,80 20,53/14,42 9,99/6,94 19,82/14,16 67,66/45,24 30,24/18,63 21,39/10,92 37,72/19,10 3,35/1,77 54,80/32,31 20,35/15,24 49,60/29,81 149,00/99,79 Div. – 0,35 3,53 0,85 2,45 0,04 0,05 0,40 0,18 1,60 0,40 0,07 0,35 1,00 0,55 0,10 0,40 0,65 0,75 1,50 0,42 0,59 – – 0,77 – 1,20 – – 3,00 – 0,50 7,50 0,40 – – 1,50 – 0,50 – 0,72 – 0,50 0,50 1,70 – – 0,60 0,70 – WEITERE DEUTSCHE TITEL 16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate 28.06. z. Vortag Hoch/Tief AdCapital Bauer Beate Uhse BMW Vz. C.A.T. OIL (AT) Celesio NA CENTROTEC S. centroth. ph.konv. Chorus Cl. Energy Clere Co.don Colonia Real Est. Constantin Med. CropEnergies Delticom DO Deutsche Office Euromicron Fuchs Petrolub St. Gesco H&R Hawesko Hold. Henkel St. Highlight (CH) Homag Group 4,31 12,06 0,22 57,75 6,35 25,25 13,05 2,95 9,09 24,83 2,76 8,55 2,73 4,88 15,11 4,71 8,52 31,23 69,91 11,51 40,53 94,75 5,51 35,00 – 0,09 – 0,51 – 3,90 – 0,01 + 1,13 + 0,98 + 2,15 + 5,36 – 2,00 + 1,14 – 3,16 + 0,41 – 2,57 + 1,73 – 0,24 + 0,21 + 0,22 + 2,38 – 1,65 + 5,69 + 1,29 – 0,39 – 0,47 ± 0,00 Div. 5,22/4,15 0,40 19,33/11,22 0,15 0,50/0,16 – 79,95/56,63 3,22 9,78/4,99 0,12 26,80/24,25 1,04 15,37/11,50 0,25 5,14/2,42 – 10,58/7,70 0,18 35,30/22,00 11,00 3,51/2,00 – 9,33/5,74 – 2,82/1,43 – 6,30/3,21 – 25,69/14,00 0,50 4,85/3,43 0,15 10,10/5,42 – 39,33/29,50 0,81 75,60/62,29 1,75 12,36/6,62 – 44,41/38,26 1,30 96,37/75,60 1,45 6,07/4,16 – 36,50/34,00 1,01 Kanada / S&P TSX 13.838,54 + 1,09% England / FTSE 100 6.150,43 + 2,81% Russland / RTS 906,58 + 2,00% Japan / Nikkei 225 15.323,14 + 0,09% Italien / MIB 30 15.678,47 + 3,81% USA / Dow Jones 17.297,07 + 0,91% Singapur / Straits Times 2.756,53 + 0,98% EURO STOXX 50 (ohne deutsche Indexwerte) 28.06. Air Liquide (FR) Anh.-Busch Inbev (BE) ASML Hold. (NL) AXA (FR) Banco Santander (ES) BBVA (ES) BNP Paribas (FR) Carrefour (FR) Danone (FR) Enel (IT) Engie (FR) Eni (IT) Essilor (FR) Generali (IT) Iberdrola (ES) Inditex (ES) ING Groep (NL) Intesa Sanpaolo (IT) L’Oréal (FR) LVMH (FR) Nokia (FI) Orange (FR) Philips Elec. (NL) Safran (FR) Sanofi S.A. (FR) Schneider Electr. (FR) Société Générale (FR) St. Gobain (FR) Telefónica (ES) Total (FR) Unibail-Rodamco (FR) UniCredit (IT) Unilever N.V. (NL) Vinci (FR) Vivendi (FR) 16:40 Uhr 90,34 110,25 84,93 17,16 3,39 4,88 38,47 21,75 60,75 3,74 13,51 13,68 115,65 10,26 5,71 28,97 8,84 1,63 165,50 134,95 4,84 14,05 21,34 57,70 72,60 50,85 27,18 33,56 7,88 41,47 229,15 1,96 39,87 60,30 15,71 Veränderung % zum Vortag 1,84 WWWWW 0,68 WWW 1,72 WWWWW 4,60 WWWWWWWWWWW 2,67 WWWWWWW 2,39 WWWWWW 4,23 WWWWWWWWWWW 1,40 WWWW 0,48 WW 4,29 WWWWWWWWWWW 2,50 WWWWWWW 3,40 WWWWWWWWW 2,25 WWWWWW 2,65 WWWWWWW 3,10 WWWWWWWW 1,95 WWWWW 2,74 WWWWWWW 5,16 WWWWWWWWWWWWW 1,66 WWWWW 2,70 WWWWWWW 6,23 WWWWWWWWWWWWWWW 3,39 WWWWWWWWW 1,55 WWWW 3,00 WWWWWWWW 3,10 WWWWWWWW 2,26 WWWWWW 2,99 WWWWWWWW 3,21 WWWWWWWW 2,81 WWWWWWW 2,83 WWWWWWW 1,53 WWWW 2,57 WWWWWWW 1,84 WWWWW 2,95 WWWWWWWW 2,78 WWWWWWW KGV Div. 2016 Rendite 16,43 2,88 22,97 1,81 25,74 1,24 7,00 6,41 7,70 4,41 6,97 1,64 6,81 6,00 12,79 3,22 20,25 2,63 12,47 4,28 11,75 7,40 45,60 5,85 28,91 0,97 6,41 7,02 14,28 0,53 28,97 2,07 7,37 7,35 8,15 8,59 25,66 1,87 16,26 2,63 16,15 5,37 14,05 4,27 17,07 3,75 15,59 2,39 16,88 4,04 15,41 1,10 6,47 7,42 15,25 3,70 11,25 10,16 14,81 5,88 11,46 4,19 5,59 6,13 20,98 3,03 15,08 3,05 31,41 19,10 2,82 90,77 90,48 29,15 16,75 19,68 82,27 42,92 28,96 9,29 25,72 2,98 10,60 6,30 0,91 20,42 3,52 10,60 12,85 123,40 Frankfurt am Main - Hapag-Lloyd treibt den geplanten Schulterschluss mit dem kleineren arabischen Rivalen UASC voran. Beide Unternehmen haben sich auf einen Fusionsvertrag geeinigt, teilte Hapag-Lloyd am Dienstag mit. Durch die Verschmelzung baut das Hamburger Traditionsunternehmen seine Position als weltweit fünftgrößte Containerreederei aus. UASC rangiert derzeit an elfter Stelle. Die Aktien des Hamburger Konzerns stiegen nach der Ankündigung in der Spitze um zehn Prozent. Konkret sollen bei der Fusion sämtliche Aktien der UASC in Hapag-Lloyd eingebracht werden. Der Hapag-Lloyd-Aufsichtsrat habe dieser Transaktion unter dem Vorbehalt zugestimmt, dass die Ankeraktionäre die in der Vereinbarung vorgesehenen Verpflichtungen übernehmen. Die Aktionäre von UASC müssen dem Deal auf einer Hauptversammlung am Mittwoch in Dubai noch zustimmen. Hapag-Lloyd transportierte Waren mit 175 Containerschiffen um die Welt. Rund 7,4 Millionen Standardcontainer jährlich werden von den rund 9300 Mitarbeitern nach Unternehmensangaben auf Reisen gebracht. Wegen des Preiskampfs in der Branche war der Jahresstart 2016 wieder mit roten Zahlen von fast 43 Millionen Euro versehen – nach einem Gewinn von 128 Millionen ein Jahr zuvor. Operativ blieb die Reederei knapp in der Gewinnzone. Der Umsatz lag im Auftaktquartal bei 1,9 Milliarden Euro. Vor der UASC-Fusion hatte Hapag zuletzt die chilenische CSAV übernommen, die mit 31,4 Prozent Anteilseigner ist. rtr/dpa + 0,86 4,10/2,45 – – 0,13 96,40/89,00 3,07 – 0,35 95,00/88,16 3,07 + 3,91 77,34/22,38 – + 0,60 17,40/16,00 0,69 – 0,91 22,66/19,05 0,90 + 0,45 117,48/75,74 3,20 + 1,68 78,27/34,14 2,01 + 0,48 28,96/17,07 – + 5,56 15,60/7,28 0,13 + 1,46 43,21/18,53 1,00 – 0,40 6,82/2,60 – + 4,90 16,37/8,14 – + 1,94 17,10/5,21 – ± 0,00 1,13/0,91 – + 2,41 24,00/17,03 0,70 + 3,38 9,76/3,28 – + 2,89 17,35/10,19 0,56 – 0,32 14,90/11,00 0,49 + 1,98 216,50/95,07 0,11 Div. 2,60 2,00 1,05 1,10 0,15 0,08 2,31 0,70 1,60 0,16 1,00 0,80 1,12 0,72 0,03 0,60 0,65 0,14 3,10 3,55 0,26 0,60 0,80 1,38 2,93 0,56 2,02 1,24 0,80 2,44 9,60 0,12 1,21 1,84 3,00 Hoch 123,65 124,20 98,92 26,02 6,73 9,46 61,00 32,34 66,50 4,45 18,12 16,34 125,15 18,27 6,71 35,38 16,00 3,65 178,95 176,60 7,11 16,98 26,10 72,45 101,10 65,26 48,77 44,84 14,31 47,40 257,85 6,45 42,84 68,29 24,83 12 Monate Range Tief 88,25 87,73 70,25 16,11 3,15 4,50 35,27 20,90 51,73 3,33 12,34 10,93 95,01 9,93 4,80 26,00 8,30 1,52 140,40 130,55 4,48 12,21 20,48 48,87 62,50 45,32 25,00 31,47 7,45 35,21 212,05 1,88 32,86 51,10 14,87 ERLÄUTERUNGEN: Alle Angaben in Euro. Dividenden in Landeswährung einschließlich eventueller Boni. Dax, M-Dax, Tec-Dax und S-Dax auf Xetra-Basis (Schluss 17:30 Uhr), weitere Berliner Werte sind Börsenplatz Berlin, weitere deutsche Titel und Auslandsaktien Börsenplatz Frankfurt (Schluss jeweils 20:00 Uhr). Die Länderkennung steht in Klammern hinter dem jeweiligen Titel. ABKÜRZUNGEN: St. = Stammaktie, Vz. = Vorzugsaktie, NA = Namensaktie, ◊ = Euro Stoxx 50 Wert. Alle Angaben ohne Gewähr. Quelle Standard Chartered (GB) 6,33 – 2,57 14,29/4,90 0,14 Starbucks Corp. (US) 49,05 0,70 Telecom Italia (IT) 1,99 Tesco (GB) Time Warner New (US) 63,15 44,82 Toyota (JP) + 0,37 + 4,47 + 4,80 + 0,37 – 1,06 59,21/38,90 1,30/0,65 3,16/1,84 83,50/51,00 69,20/41,60 0,20 – 0,01 0,40 110 Twitter (US) UBS Group (CH) UPS (US) Vodafone Group (GB) Westpac Banking (AU) + 2,68 – 1,60 + 1,20 + 2,24 – 0,10 34,15/11,85 21,91/11,47 99,16/79,80 3,53/2,33 23,24/17,20 – 0,85 0,78 0,08 0,94 14,58 11,47 94,85 2,69 18,65 Woolworth (AU) 13,61 32,40 Yahoo (US) Zurich Insur. Grp (CH) 210,14 – 1,00 19,71/13,40 0,44 – 0,33 37,01/23,36 – + 2,85 294,06/178,03 17,00 ANLEIHEN UND ZINSEN DOW JONES 16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate 28.06. z. Vortag Hoch/Tief 3M American Express Apple Inc. Boeing Caterpillar Chevron Corp. Cisco Systems Coca Cola Disney Co. DuPont Exxon Mobil General Electric Goldman Sachs Home Depot IBM Intel Johnson&Johnson JP Morgan Chase McDonald’s Merck & Co. Microsoft Nike Pfizer Procter & Gamble Travelers Comp. United Technol. UnitedHealth Group Verizon VISA Inc. Wal-Mart Stores 152,51 52,38 83,81 112,32 65,39 92,08 25,06 39,58 86,65 58,00 81,65 26,96 128,90 113,00 130,83 28,06 106,03 53,04 107,05 50,11 44,59 47,36 30,91 74,10 101,46 88,97 124,69 49,82 68,10 65,00 + 0,36 – 0,81 + 0,59 + 0,01 + 1,17 + 0,73 + 1,14 – 0,22 + 0,28 + 0,02 + 1,52 + 0,42 + 2,03 – 1,39 + 0,64 – 0,02 + 1,08 + 1,26 + 1,08 – 0,39 + 1,58 + 0,65 + 1,36 + 0,67 + 1,46 – 0,01 + 0,69 – 0,24 + 1,53 + 0,81 153,90/116,17 73,63/44,73 123,20/78,49 141,38/91,08 77,77/51,80 92,35/59,87 26,73/19,91 41,47/31,40 113,73/76,58 69,00/41,45 81,65/57,95 29,04/19,08 197,15/124,99 128,30/95,00 159,85/103,33 33,25/21,41 106,46/73,18 64,34/46,81 115,74/77,28 54,69/42,51 52,82/34,08 64,10/43,21 33,35/25,00 76,65/58,00 109,86/84,38 103,20/74,59 125,71/92,14 49,98/32,79 76,30/53,80 68,08/51,41 16:40 Uhr Veränd. % 12 Monate 28.06. z. Vortag Hoch/Tief HK / Hang Seng 20.191,94 – 0,12% Südafrika / JSE 77.336,94 + 2,02% Kontron MAN SE St. MAN SE Vz. Manz Medion MVV Energie NA Pfeiffer Vacuum Porsche SE Vz. Rofin-Sinar (US) RWE Vz. SHW SKW Stahl-Metall. SMT Scharf SolarWorld konv. Stöhr Surteco SE Tom Tailor TUI NA Villeroy&Boch Vz. Volkswagen St. Hapag-Lloyd und Araber sind sich einig Div. 1,11 0,29 0,57 1,09 0,77 1,07 0,26 0,35 0,71 0,38 0,75 0,23 0,65 0,69 1,40 0,26 0,80 0,44 0,89 0,46 0,36 0,16 0,30 0,67 0,67 0,66 0,63 0,57 0,14 0,50 WEITERE AUSLANDS-TITEL Frankreich / CAC40 4.090,36 + 2,65% Brasilien / Bovespa 50.041,26 + 1,62% 9 DER TAGESSPIEGEL ABB (CH) 17,50 3,51 Alcatel-Lucent (FR) 8,20 Alcoa (US) Alphabet Inc. A (US) 625,76 Amazon (US) 635,44 Anglo American (GB) 7,80 ArcelorMittal (LU) 4,00 AstraZeneca (GB) 51,84 37,95 AT&T (US) AXA (FR) 17,18 Bank of America (US) 11,41 1,63 Barclays PLC (GB) BB Biotech NA (CH) 39,92 BHP Biliton (AU) 12,42 BP PLC (GB) 4,97 Brit. Am. Tobacco (GB) 55,22 Canon (JP) 25,29 China Mobile (HK) 10,06 0,63 China Petroleum (CN) 35,63 Citigroup (US) Colgate-Palmolive (US) 63,49 23,50 CRH (IE) 23,62 Diageo (GB) Dow Chemical (US) 45,00 eBay (US) 20,86 Ericsson B (SE) 6,65 Facebook (US) 100,92 Fanuc (JP) 141,77 11,21 Ford Motor (US) 3,84 Gazprom (RU) General Motors (US) 25,09 GlaxoSmithKline (GB) 18,51 68,88 Heineken Hold. (NL) Hennes&Mauritz (SE) 25,64 Honda Motor (JP) 22,20 HP Inc. (US) 10,47 HSBC Hold. (GB) 5,40 Imp. Tobacco (GB) 46,65 Japan Tobacco (JP) 35,89 0,67 Lloyds Bank.Grp. (GB) Lockheed Martin (US) 215,91 36,76 Lukoil Nefty. (RU) 3,91 Mitsubishi UFJ (JP) Morgan Stanley (US) 21,68 Nestlé NA (CH) 67,53 Nintendo (JP) 120,30 8,13 Nissan Motor (JP) Novartis NA (CH) 71,46 Novo-Nordisk AS B (DK) 46,93 24,43 NTT DoCoMo (JP) Oracle (US) 35,10 91,90 Pepsico (US) 88,20 Philip Morris (US) Reckitt Benckiser (GB) 86,91 68,80 Renault (FR) Rio Tinto (GB) 26,31 Roche Hold. GS (CH) 227,50 28,96 Rofin-Sinar (US) 23,47 Royal D.Shell A (GB) 11,15 Ryanair Hld. (IE) Samsung (KR) 536,14 12,88 Securitas B (SE) 49,71 Softbank (JP) 24,86 Sony (JP) – 1,04 + 1,30 – 0,13 + 1,71 + 0,97 + 3,39 – 1,96 + 2,15 – 0,63 + 2,48 + 2,03 + 3,04 + 0,97 + 4,79 + 3,41 + 1,38 – 3,22 + 1,16 + 2,95 + 0,61 – 0,75 – 1,95 + 0,84 – 1,06 + 1,81 + 2,43 + 1,95 + 2,36 + 2,24 + 1,78 – 1,48 + 0,36 – 0,61 + 2,38 – 1,75 – 1,62 + 0,95 + 3,34 – 5,54 + 4,99 – 0,24 + 0,44 – 2,47 – 0,11 + 1,56 – 0,19 – 1,02 + 1,37 + 2,01 + 1,28 + 0,49 + 0,25 – 0,08 + 3,24 + 3,96 + 2,77 + 0,82 + 0,48 + 0,76 + 0,47 + 1,93 – 2,03 – 0,71 + 0,73 19,44/14,50 3,87/2,70 10,20/5,65 750,72/486,20 656,55/388,89 13,25/2,90 6,98/2,02 65,65/47,74 38,32/27,41 26,01/16,14 16,91/9,83 4,15/1,51 62,30/35,61 18,75/8,52 6,25/3,97 56,56/44,18 29,84/23,41 12,24/9,09 0,77/0,44 55,30/30,87 64,47/51,94 28,40/20,86 28,36/21,50 52,38/34,38 28,00/19,21 10,33/6,28 108,14/65,00 188,49/118,00 14,37/9,77 4,75/2,67 34,52/23,65 20,98/16,67 75,80/57,54 38,21/24,02 32,72/21,80 13,76/7,89 8,57/5,17 52,40/40,06 38,50/26,35 1,26/0,62 218,66/163,00 39,95/23,51 6,71/3,38 37,51/19,39 71,24/60,75 182,50/111,39 10,24/7,27 98,66/61,36 56,40/40,64 24,43/14,59 37,81/30,22 95,62/74,00 90,27/66,00 92,97/73,02 97,98/59,75 37,97/20,08 272,38/205,82 28,96/17,07 27,10/16,40 15,67/10,45 554,35/363,48 14,89/10,58 56,00/32,90 27,40/17,42 Div. 0,74 – 0,03 – – 0,32 0,16 1,31 0,48 1,10 0,05 0,04 0,45 0,16 0,10 1,05 75,00 1,20 0,06 0,05 0,39 0,44 0,23 0,46 – 3,70 – 208 0,15 0,23 0,38 0,19 0,86 9,75 22,00 0,12 0,10 0,24 64,00 0,02 1,65 0,81 9,00 0,15 2,25 120 21,00 2,70 6,40 35,00 0,15 0,75 1,02 0,89 2,40 0,74 8,10 – 0,47 – 8,65 3,50 21,00 10,00 16:40 Uhr 28.06. 102,37 108,95 103,40 118,10 Staatsanleihen 10 Jahre Frankreich Großbritannien Japan Schweiz Bundesanleihen Bund v. 14/24 Bund v. 14/24 Bund v. 15/25 Bund v. 15/26 Bund v. 15/25 Bund v. 16/26 Veränd. % z. Vortag + 0,41 – 0,34 + 0,25 – 0,13 Rendite 0,26 % 0,98 % -0,23 % -0,53 % – 0,16 – 0,18 – 0,20 – 0,21 – 0,23 – 0,25 -0,31 % -0,28 % -0,22 % –% -0,16 % -0,09 % 114,48 110,53 106,32 109,99 110,66 105,73 SONSTIGE 28.06. Basiszins Rex EuroBundFuture Euroleitzins Umlaufrendite -0,83 % 143,76 % 166,69 % 0,00 % -0,21 % DEVISEN & NOTEN 28. Juni 1 Euro = 1,95583 DM Sorten (1 €)* Ankauf Verkauf Devisen (1 €)* Geld Brief Australien (Aus. Dollar) 1,393 1,603 1,4996 Bulgarien (Lew) 1,731 2,171 1,9483 Dänemark (Kronen) 7,095 7,840 7,4370 England (Pfund) 0,791 0,865 0,8306 Japan (Yen) 107,380 121,380 113,5710 Kanada (Kan. Dollar) 1,360 1,520 1,4459 Kroatien (Kuna) 6,104 9,246 7,4830 Neuseeland (NZD Dollar) 1,294 1,864 1,5701 Norwegen (Kronen) 8,988 9,988 9,3929 Polen (Zloty) 3,962 5,076 4,4315 Russ. Rubel 64,072 81,715 71,4545 Schweden (Kronen) 8,979 10,129 9,4455 Schweiz (Franken) 1,045 1,128 1,0839 Südafrika (Rand) 15,074 19,474 16,8145 Thailand (Baht) 31,753 49,553 38,9500 Tschechien (Kronen) 23,385 29,785 27,0970 Türkei (Lira) 3,034 3,468 3,2112 Ungarn (Forint) 264,610 394,610 316,7500 USA (US-Dollar) 1,041 1,173 1,1062 1,4998 1,9633 7,4375 0,8306 113,5820 1,4460 7,5460 1,5705 9,3967 4,4323 71,5036 9,4488 1,0840 16,8405 39,0400 27,1130 3,2121 316,9500 1,1062 * mitgeteilt von der Deutschen Bank, Devisen Freiverkehr ÖL WELTSPOTMARKTPREISE ROHÖL 28.06. Rohöl, Brent ($/Barrel) 47,92 + 0,82% Veränderung zum Vortag 28.6. USA, WTI Cushing ($/Barrel) Rohöl OPEC (Vortag) LEICHTES HEIZÖL BERLIN 47,18 44,32 23.06. VORWOCHE 1.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .55,63 - 62,28 54,92 - 61,09 3.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .51,65 - 60,87 50,93 - 59,68 5.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .50,68 - 60,08 49,97 - 58,89 10.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .49,86 - 59,24 49,15 - 58,05 15.000 Liter . . . . . . . . . . . . . .49,74 - 58,31 49,03 - 57,12 Preise je 100 Liter incl. MwSt. Tagespreise zur Zeit nur im Internet unter www.verbraucherzentrale-berlin.de abrufbar. ROHSTOFFE & MÜNZEN METALLE (in Euro je 100 kg) Blei in Kabeln Kupfer; DEL-Notiz Messing MS 63 28.06. 27.06. 180 440–443 442–444 180 435–438 438–440 EDELMETALLE (in Euro) Gold ($/Feinunze) Veränderung zum Vortag 1313,32 – 0,81% 28.6. Gold (1 Kilo) 37625/38291 37735/38405 Silber (1 Kilo) 481/549 485/553 Platin (100 g) 2770/2907 2769/2910 Ankauf/Verkauf aus Sicht der Bank. Quelle: UniCredit Bank AG MÜNZEN (in Euro) Britannia / Am. Eagle (1 Unze) 1159/1232 1174/1247 1/2 Am. Eagle 579/642 586/650 Krügerrand (1 Unze) 1159/1232 1174/1247 Maple Leaf (1 Unze) 1159/1230 1174/1245 Ankauf/Verkauf aus Sicht der Bank. Quelle: Deutsche Bank 10 MEINUNG DER TAGESSPIEGEL STUTTMANN NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 D Mehr als Worte braucht das Land Mindestlohn bei 8,84 Euro Absurde Statistik Zum Bericht des Verfassungsschutzes A m Ende ging es zu wie bei Tarifverhandlungen. Ein Geschacher um jeden Cent. Aber warum auch sollten Arbeitgebervertreter und Gewerkschafter in der Mindestlohnkommission nicht ebenso einen Verteilungskonflikt ausstehen wie normale Tarifpartner? Weil das Gesetz etwas anderes vorsieht: Als Grundlage für die Erhöhung des Mindestlohns ist der Tarifindex des statistischen Bundesamtes vorgeschrieben, in dem ein paar hundert Tarifabschlüsse aus einen bestimmten Zeitraum einfließen. Die Statistik gibt also vor, um wie viel Cent der Mindestlohn steigt. Das klingt gut, ist aber absurd, wenn nicht das Inkrafttreten eines neuen Tarifs entscheidend ist, sondern der erstmalige Auszahlungszeitpunkt. Ganz konkret hätte das beinahe die Empfänger des Mindestlohns sechs Cent je Arbeitsstunde gekostet, weil die Schnarchnasen in den öffentlichen Verwaltungen eine bereits ab März fällige Tariferhöhung für die Beschäftigten der Kommunen erst nach dem 30. Juni auszahlen. Das ist aber der Stichtag der Statistiker, die deshalb diesen Abschluss nicht eingerechnet haben. Schließlich hat sich doch der gesunde Menschenverstand der Mitglieder der Mindestlohnkommission durchgesetzt, die sechs Cent werden gezahlt. alf Von Frank Jansen S Der Bauch kann irren — Seiten 1 und 6 *** Suche nach Atommüll-Endlager Es hat sich gelohnt Wofür in Demokratien Abgeordnete da sind – über Sinn und Unsinn von Referenden Von Arno Makowsky J örg Sommer hat sich getraut. Der Vorsitzende der Deutschen Umweltstiftung stimmte in der Nacht zum Dienstag dem Abschlussbericht der Endlagerkommission zu, an dem er selbst zweieinhalb Jahre lang mitgearbeitet hatte. Der BUND dagegen, der seinen Vizepräsidenten Klaus Brunsmeier in die Kommission geschickt hatte, verweigerte die Zustimmung am Ende. Der gesellschaftliche Großkonflikt um den Atommüll ist also noch nicht ganz gelöst. Zumal auch Bayern schon wieder einen Sonderweg auf Kosten aller anderen angedroht hat und verhindern will, dass auch im Kristallingestein nach einem Endlager für die abgebrannten Brennelemente aus dem deutschen Atom-Irrtum gesucht wird. Dennoch hat die Endlagerkommission eine gute Grundlage für die Suche nach einem Endlagerstandort erarbeitet. Das war mühsam. Für alle Beteiligten war die Diskussion eine echte Tortur. Aber sie haben sich um Kompromisse bemüht, die auch den politischen Nahkampf im Bundestag überleben können. Die Kommission hat zudem Verfahren und Beteiligungsformen erfunden, die auch für andere Großprojekte zum Vorbild werden könnten. Die Mühe hat sich gelohnt. deh — Seite 5 N ach dem Brexit kommt der „Bregret“: das Bedauern, bei einer historischen Entscheidung womöglich einen historischen Fehler gemacht zu haben. Es dämmert vielen Briten, dass ihr harmloses Kreuzchen beim Referendum plötzlich unumkehrbare, unüberschaubare Folgen hat. Herrje, so war das doch nicht gemeint! Ganz offensichtlich war vielen Wählern nicht bewusst, was sie da anrichten. Was sofort zur Frage führt: Hätten sie es dann tun dürfen? Ist es ein Fehler, über politische Fragen von solcher Tragweite das Volk in einem Referendum abstimmen zu lassen? „Das ist russisches Roulette für Demokratien“, sagt zum Beispiel der Harvard-Ökonomieprofessor Kenneth Rogoff. In Großbritannien sei es einfacher, die EU zu verlassen, als in den meisten anderen Gesellschaften, eine normale Ehescheidung durchzuziehen. Dabei gehören in den westlichen Ländern, auch in Deutschland, Instrumente der direkten Demokratie ganz normal zum politischen Prozess. Bei Referenden steht eine Vorlage von Regierung oder Parlament zur Abstimmung, beim Volksentscheid geht es um ein konkretes politisches Anliegen, das aus dem Volk heraus an die Öffentlichkeit gebracht wird. Volksabstimmungen sind neben Wahlen im Grundgesetz (Artikel 20) ausdrücklich vorgesehen. Es gibt viele Beispiele dafür, dass Volksentscheide gerade auf regionaler Ebene viel Gutes bewirken können. Ihr Ergebnis wird von den Bürgern in der Regel akzeptiert und führt vor allem bei Streit- themen zu einer Befriedung. Von „Stuttgart 21“ über das strikte Rauchverbot in Bayern bis zur Nutzung des Tempelhofer Felds in Berlin: Nach der Volksabstimmung ist Schluss mit Demos und Diskussionsschlachten. Direkte Demokratie wirkt direkt demokratisch. Allerdings: Viel spricht dafür, dass komplexe Fragen à la Brexit für eine Volksabstimmung ungeeignet sind. Nicht umsonst sind Volksentscheide in Deutschland auf Bundesebene nicht zugelassen. Nicht weil man die Bürger von heiklen Entscheidungen fernhalten müsste. Sondern weil sich Fragen von nationaler Bedeutung nicht auf Ja oder Nein reduzieren lassen. Genau das war das Problem beim Brexit. Keine Bevormundung durch Bürokraten, sondern „Britain first!“. Keine Überforderung durch Migranten, sondern „Stop Refugees!“. Populisten haben es leicht – es gibt keine Abwägungen, keine Zwischentöne, keine Kompromisse. Genau darauf kommt es aber an bei so schwierigen Fragen wie den Vor- und Nachteilen einer EU-Mitgliedschaft. Und für eben diese (manchmal unattraktiven) Kompromisse gibt es Abgeordnete, die vom Volk gewählt wurden. Wer über komplexe Themen mit Fachwissen und Erfahrung urteilt, kommt zu anderen Ergebnissen als Menschen, die aus dem Bauch heraus entscheiden. Nur 30 Prozent der britischen Unterhaus-Abgeordneten stimmten für den Brexit – aber 52 Prozent der Bürger. Dieses Missverhältnis offenbart die Haltung vieler Briten (und anderer Europäer), die parlamentarische Demokratie vertrete nicht mehr ihre Interessen. Dass sie es doch getan hätte, wird vielen jetzt schmerzlich bewusst. Was WISSEN schafft Angstmacherei statt sachlicher Argumente D ie Zeit drängt: Am Donnerstag läuft die Zulassung für das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat in der EU aus. Am Montag sollte die EU-Kommission entscheiden, ob es weiter eingesetzt werden darf, doch nach dem Brexit-Entschluss der Briten hatte das oberste EU-Gremium andere Sorgen. Wahrscheinlich wird es in letzter Minute eine Zulassungsverlängerung bekannt geben um bis zu 18 Monate. Es wäre eine Gnadenfrist, mehr nicht. Die Debatte um das Herbizid hat längst eine Stufe erreicht, auf der die schrillen Töne der Kampagnenführer dominieren und Sachargumente weitgehend ignoriert werden. Das kennt man von anderen verpönten Themen wie Grüne Gentechnik oder Fracking. Studie um Studie wird angefertigt, doch die Einschätzungen der Experten werden nur dann als Argumente aufgegriffen, wenn sie ins Bild pas- sen. Widersprechen sie der Parteilinie oder dem, was der lautstarke Teil der Öffentlichkeit einfordert, werden sie nicht weiter beachtet. Dementsprechend fiel der Koalitionskompromiss zum Fracking aus, der im Schatten der BrexitAufregung am vergangenen Freitag vom Bundestag gebilligt wurde. Das Verfahren, bei dem tief liegende Gesteine mittels Wasserdruck, Sand und Chemikalien aufgebrochen werden, um mehr Erdgas und Erdöl zu fördern, wurde seit Jahrzehnten in Deutschland angewandt. Nach einem faktischen Moratorium soll es nun wieder genutzt werden dürfen, aber nur in „konventionellen“ Lagerstätten, wo die Kohlenwasserstoffe in Sandstein liegen, und unter strengeren Auflagen als zuvor. Für „unkonventionelle“ Lagerstätten wurde ein Frackingverbot beschlossen. Dazu gehören Schiefer, Kalkmergel und Kohleflöze, die Die Wissenschaft wird bei Glyphosat und Fracking ignoriert Von Ralf Nestler Gas und Öl führen können und als Hoffnungsträger galten, um den Rückgang der Erdgasproduktion auszugleichen. Ausnahme: In unkonventionellen Lagerstätten sol- len vier „Erprobungsmaßnahmen“ möglich sein, damit Forscher klären, welche Folgen die Technologie für die Umwelt hat – vorausgesetzt die jeweilige Landesregierung genehmigt das. Kontrolle ist gut, aber es gibt bereits viele Daten zu Risiken und Nicht-Risiken von Fracking. In Deutschland sind bisher keine Schadensfälle bekannt geworden. Anders sieht es in den USA aus, wo es vereinzelt Unfälle gab. Angesichts von tausenden Bohrungen ist das nicht überraschend. Hinweise auf eine systematische und weitreichende Beeinträchtigung des Grundwassers gibt es nach Einschätzung der US-Umweltbehörde aber nicht. Nicht zu vergessen: Die Sicherheitsanforderungen sind hierzulande strenger. So verwundert es nicht, wenn die Staatlichen Geologischen Dienste der Bundesrepublik sagen, Fracking sei sicher und um- weltverträglich, wenn die technischen Standards eingehalten werden. Von den Studien, die – unter anderem im Auftrag des Umweltbundesamts – gestartet wurden, kommt keine zu dem Fazit, es handele sich um eine „Risikotechnologie“, die verboten werden sollte. Vor diesem Hintergrund muss der Fracking-Beschluss zumindest als wissenschaftsignorant bezeichnet werden. Nicht anders verhält es sich mit der Forderung, Glyphosat zu verbieten. Bis auf eine Institution, die so ziemlich alles unter Krebsverdacht stellt, was sie näher anschaut, sagen alle anderen Experten: Bei sachgemäßer Anwendung des Herbizids sind keine Erkrankungen zu befürchten. Zweifelsohne setzt ein überbordender Einsatz der Biodiversität zu und gehört reglementiert. Ein völliger Verzicht erfordert jedoch häufigeres Pflügen, was fruchtbaren Boden schneller erodieren lässt. Diese Fakten waren sicher im Bundesumweltministerium bekannt. Zumindest kündigte Barbara Hendricks (SPD) im April einen Kompromiss an: weitere Glyphosatzulassung, aber unter strengen Anforderungen. Unterdessen hat sie eine andere Meinung. Solange nicht zweifelsfrei geklärt sei, dass die Chemikalie gesundheitlich unbedenklich ist, soll sie nicht weiter zugelassen werden. Dieses Vorsorgeprinzip, einst eine segensreiche Errungenschaft der Umweltbewegung, wird in der Politik zunehmend als Verhinderungsprinzip angewandt: Was ich – aus welchen Gründen auch immer – ablehne, stelle ich unter Risikoverdacht. Je mehr mitmachen, umso schneller kommt das Verbot. Es fällt allerdings auf, dass noch keiner gegen Mobilfunk vorgeht. Auch da ist eine Krebsgefahr nicht völlig ausgeschlossen. ie werden dreister, aggressiver, gewalttätiger. Extremisten, gleich welcher Couleur und Herkunft, scheinen die Republik als eine Art Abenteuerspielplatz zu betrachten. Rassisten zünden Flüchtlingsheime an, Autonome verwüsten Straßenzüge in Frankfurt und Leipzig, kurdische Separatisten prügeln sich mit türkischen Rechtsextremisten, Salafisten agitieren in Fußgängerzonen gezielt Jugendliche und versuchen, sie in den angeblich heiligen Krieg zu locken. Was das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in seinem Jahresbericht 2015 auflistet, ist zwar weitgehend bekannt, aber in der geballten Wucht doch unvermindert schockierend. Außerdem wird dieses Jahr offenbar kaum weniger schrecklich, zumindest was die Attacken auf Asylbewerber angeht. Geht das immer so weiter? Die Rufe nach mehr Personal für Polizei und Verfassungsschutz sind berechtigt, aber Staat und Zivilgesellschaft müssen mehr zustande bringen. Extremismus lässt sich nur eindämmen, wenn Prävention weitflächig, koordiniert und früh ansetzt, schon in Kindergarten und Grundschule. Extremisten ihrerseits haben keine Hemmungen, Kinder und Jugendliche zu werben, auch für Mord. Der Messerangriff, den eine 15-jährige Salafistin im Februar auf einen Bundespolizisten in Hannover verübte, und der Bombenanschlag zweier 16-jähriger Islamisten im April in Essen auf einen Sikh-Tempel sollten als drastische Warnung verstanden werden. Auch bei rechten Schlägern ist das Einstiegsalter oft erschreckend niedrig. Familien- und Innenministerien, Polizei, Verfassungsschutz, Schulbehörden, Kirchen, Parteien und weitere Institutionen sollten gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Initiativen überlegen, wie stärker als bisher einer Radikalisierung vorgebeugt werden kann. Ein Mittel könnten pädagogische Programme für Schulen und Kindergärten sein, für Lehrer, Betreuer wie auch für Minderjährige, zur Aufklärung über extremistische Lock- und Verführungsmethoden. „Extremismus“ müsste in allen Schulen Pflichtstoff werden. Bundesinnenminister Thomas de Maizière spricht sich für einen „ganzheitlichen Präventionsansatz“ aus und hat jetzt bei der Vorstellung des BfV-Berichts eine „Gesamtstrategie“ angekündigt. Das klingt gut, doch angesichts der jahrelangen Wurstelei der Politik bei Programmen gegen Rechtsextremismus dürfte Skepsis verständlich sein. Das Land braucht mehr als große Worte, die oft genug in bürokratische Prozeduren und kleinteilige Finanzierung münden. Vorbeugende Aufklärung über Extremismus muss nachhaltig wirken, sie braucht Geduld, sie wäre arbeits- und kostenintensiv. Wenn die Republik dazu nicht die Kraft hat, werden Extremisten immer weiter in junge Köpfe eindringen. ANZEIGE Ja, ich bestelle: Umhängetasche „Emma“ 189,– € | Bestellnr. 12292 grenadine-ink Klein, aber fein | naturel-taupe Umhängetasche „Emma“ Name/Vorname Straße/Hausnummer Abnehmbarer und verstellbarer, langer Riemen 1 großes Steckfach mit Druckknopf 2 kleine Steckfächer Clipverschluß PLZ/Ort Telefon Material: 100 % Kalbleder Maße: 32 x 18 x 3 cm Farben: grenadine-ink, naturel-taupe E-Mail Ich zahle per SEPA-Lastschrift. Rechnung. Ich ermächtige die Verlag Der Tagesspiegel GmbH, Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von der Verlag Der Tagesspiegel GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. 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Sie zielt genau in Richtung Tagesspiegel, was sie nicht wichtiger macht als andere Rolltreppen – aber sie wird naturgemäß genauer beobachtet. Deshalb wissen wir, dass sie sensibel ist, öfter kaputt als ein 50 Jahre alter englischer Roadster. Nun ist es aber anders als vor 50 Jahren so, dass die Bahnleute kundenfreundlich und transparent sein wollen: Sie lassen den Kram nicht einfach liegen, bis die neuen Teile da sind. Sondern kleben umgehend einen Zettel an mit dem finalen Reparaturdatum, damit die Bahnkunden wissen, aha, die kümmern sich und geben ihr Allerbestes. Als unsere Rolltreppe also Mitte April, ungefähr, wieder mal kaputt ging, folgte alsbald ein erstes Versprechen: Repariert werde in „KW 18“. Das war raffiniert ungenau, weil kein Mensch aus dem Ärmel weiß, wann die 18. Kalenderwoche ist (gleich nach dem 1.Mai.). Geraume Zeit später wurde alles mit einem präzisen Termin überklebt: 24.5. Auch dieser Termin verstrich, man versprach den 3.6., dann neue Termine im Wochenrhythmus bis zum 28.6. Nun plötzlich ein Rückfall: 5.6. Ein Irrtum? Wir fürchten: Diesmal ist womöglich 2017 gemeint. Das ist Berlin, wir kennen das Prinzip. Unsere Rolltreppe orientiert sich natürlich am Flughafen BER. Das Ergebnis hier wie dort: Man glaubt überhaupt nichts mehr, fühlt sich aber für sackdumm verkauft. Manchmal scheint es, als seien die Verantwortlichen nicht mal mehr bemüht, diesen Eindruck zu vermeiden. Wäre es besser, wenn die zwölf Berliner Bezirke von „Koalitionsregierungen“ geführt werden? Die Frage ist so alt wie die Großstadt Berlin mit ihrer zweigeteilten Verwaltung, die sich immer wieder gegenseitig ins Gehege kommt. Die Aufgaben- und Kompetenzverteilung ist seit 1920 ein ständiger Streitpunkt zwischen Haupt- und Bezirksverwaltung. Aber auch die Frage, welche Parteien die Bürgermeister und Stadträte stellen dürfen, wurde oft kontrovers diskutiert. Jetzt fordern die Grünen wieder die Einführung eines „politischen Bezirksamts“, damit auch die Bürger klar erkennen können, wer die Verantwortung jeweils trägt. „Das könnte hilfreich sein, um die Bezirke zu stärken“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop am Dienstag bei der Vorstellung eines Reformkonzepts für den öffentlichen Dienst. Sie betonte, dass es ihr nicht darum gehe, die AfD aus den Bezirksämtern fern zu halten. Denn die Bildung von Mehrheitskoalitionen in den Bezirken müsste nach der Wahl am 18. September erst einmal in die Berliner Verfassung geschrieben werden und könnte frühestens ab der übernächsten Wahlperiode gelten. Seit 1971 werden in Berlin (vor dem Mauerfall im Westen der Stadt) die Bezirksämter nach Proporz, also dem Stärkeverhältnis der Parteien in den Bezirksverordnetenversammlung (BVV) besetzt. Nur die Bezirksbürgermeister dürfen seit 1992 von politischen Mehrheiten in der BVV, sogenannten Zählgemeinschaften gewählt werden. In den Bezirksämtern kommt deshalb ein bunter Mix von Parteienvertretern zusammen, die sich oft nicht viel zu sagen haben und sehr verschiedene politische Interessen vertreten. Ob das für die Arbeit der Kommunalverwaltung gut oder schlecht ist, bleibt in Berlin eine umstrittene Frage. Eigentlich wollten SPD und Linke, als sie noch zusammen regierten, das politische Bezirksamt einführen, um klare politische Verantwortlichkeiten zu schaffen und die Bezirke gegenüber dem Senat zu stärken. Der damalige SPD-Landes- und Fraktionschef Michael Müller war auch dafür, doch dann schwenkten die Sozialdemokraten 2008 überraschend um. Die geplante Verfassungsänderung kam nicht zustande. Das Thema wurde zu den Akten gelegt, obwohl es nach wie vor in allen Parlamentsparteien sowie der FDP entschiedene Befürworter des politischen Bezirksamts gibt. Aber bitte ohne Fahne Al-Quds-Demo: Polizei verschärft Auflagen Nicht in Stein gemeißelt. Welche Aufgaben und Kompetenzen die Bezirke in Berlin – hier das Spandauer Wappen – gegenüber der Hauptverwaltung haben, ist seit bald 100 Jahren umstritten. Nach der Wahl könnte das Thema neu verhandelt werden. Foto: Doris Spiekermann-Klaas Auch in den Bezirken sprachen sich in einer Umfrage des Tagesspiegel die Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln, Spandau, Marzahn-Hellersdorf, Treptow-Köpenick und Steglitz-Zehlendorf für ein politisches Bezirksamt aus, manche knüpften dies an Bedingungen. Etwa eine Richtlinienkompetenz der Bezirksbürgermeister bzw. ein Weisungsrecht gegenüber den Stadträten oder sogar eine Direktwahl der zwölf Bürgermeister. Aber auch jene Bezirksvertreter, die mit dem Proporzsystem zufrieden sind, wollen mehr Einfluss der Bezirke auf die finanziellen und personellen Ressourcen der öffentlichen Hand. Einige Bezirksbürgermeister beklagten zentralistische Tendenzen des Senats und des Abgeordnetenhauses und forderten eine klarere Abgrenzung der Landes- und Bezirksaufgaben. Das Verhältnis zwischen Senat und Bezirken hält auch die Grünen-Politikerin Pop für ein „zentrales Thema“ bei künftigen Reformen der Verwaltung. GRÜNES KONZEPT FÜR DIE BERLINER VERWALTUNG D Jedes Jahr 6000 Stellen besetzen ROT-GRÜNER KONSENS Den schlechten Zustand der Berliner Verwaltung sehen die Grünen als eine schwere Hypothek für die nächste Regierung. „Die Probleme werden sich aber nicht von heute auf morgen beheben lassen“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop. Sie sieht bei den Vorschlägen ihrer Partei viele Übereinstimmungen mit einem Konzept, das der SPD-Spitzenkandidat und Regierende Bürgermeister Michael Müller letzte Woche vorgestellt hatte. Konsens ist beispielsweise die künf- tige Bündelung der Verantwortung für das öffentliche Personal in einem Senatsressort. Während die SPD das Finanzressort im Auge hat, käme für die Grünen auch die Innenverwaltung des Senats in Frage. MEHR PERSONAL Auch die Grünen gehen davon aus, dass jährlich 5000 altersbedingt frei werdende Stellen im öffentlichen Dienst neu besetzt werden müssen. Außerdem fordern sie für Lehrer jedes Jahr 800 bis 850 zusätzliche Stellen und für die allgemeine Verwaltung eine jährliche Aufstockung um 150 bis 200 Stellen. Das Outsourcing von Aufgaben müsse gestoppt werden. Die Anpassung der Gehälter an das bundesweite Niveau soll bis 2022 erreicht werden. Dafür müsse auf die bisherige Finanzplanung jährlich ein Sockelbetrag von 200 Euro pro Arbeitnehmer draufgelegt werden. Die Polizei hat für die Al-Quds-Demonstration am Sonnabend Flaggen der libanesischen Partei und Miliz Hisbollah verboten. Dies teilte Innensenator Frank Henkel (CDU) am Dienstag mit: „Es wird nicht erlaubt sein, für die Hisbollah zu werben und Kennzeichen, Symbole oder Embleme dieser Organisation zu zeigen.“ Henkel hat die Polizei angewiesen, Verstöße gegen die Auflagen „umgehend zu unterbinden und bei wiederholtem Verstoß die Versammlung notfalls auch aufzulösen.“ Der Al-Quds-Tag war nach der Islamischen Revolution 1979 im Iran erfunden worden; weltweit gehen seitdem vor allem schiitische Muslime auf die Straße, um für die „Befreiung“ Jerusalems (arabisch: Al Quds) von den Israelis zu demonstrieren. In Berlin gibt es die Aufzüge seit 1996 – mehrfach hatte es Störungen durch volksverhetzende und israelfeindliche Parolen gegeben. Wie berichtet, hat das American Jewish Committee (AJC) ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses fordert Auflagen gegen die Demo und ihre Verlegung vom Kurfürstendamm auf die parallele Kantstraße. Hisbollah-Flaggen hat die Versammlungsbehörde nun untersagt. Begründung der Berliner Polizei: Die libanesische Hisbollah habe keinen thematischen Bezug zum iranischen Al-Quds-Tag und könne deshalb versammlungsrechtlich verboten werden. Offen bleibt, ob der Anmelder der Demo, die Al-Quds-AG, gegen das Verbot klagen wird. 2006 hatte die Polizei schon einmal Hisbollah-Fahnen bei einer Demo verboten – war vor Gericht aber gescheitert. Damals war SCHNELLER EINSTELLEN Jede freie Stelle wollen die Grünen innerhalb von drei Monaten besetzen, derzeit dauern die Verfahren bis zu neun Monate. za Diesmal nicht. Hisbollah-Flagge bei der AlQuds-Demo 2015. Foto: imago/Christian Ditsch Zurück nach vorn: Die handgemalte Info am Anhalter Bahnhof. Foto: Kitty Kleist-Heinrich U-Bahn bekommt W-Lan Beim kostenlosen Surfen will jetzt auch die BVG ganz vorne mitmischen. Auf acht U-Bahnhöfen soll in den nächsten Tagen ein frei zugängliches W-Lan-Netz verfügbar sein. „BVG-Wifi“ gibt es dann an diesen Stationen: Mehringdamm, Möckernbrücke, Gleisdreieck (Ebene U2), Alt-Tempelhof, Hausvogteiplatz, Bülowstraße, Rosa-Luxemburg-Platz und Nollendorfplatz (Ebene U2). Die BVG lässt sich den Ausbau rund fünf Millionen Euro kosten. Das Einwählen soll unkompliziert funktionieren: W-Lan auf dem Smartphone aktivieren, BVG-Wifi anklicken, eine beliebige Seite im Browser öffnen, das System leitet dann automatisch auf eine Seite mit den Nutzungsbedingungen weiter, akzeptieren – fertig. Anmelden mit Benutzernamen und Passwort sei nicht nötig, teilte die BVG mit. Die Nutzungsbedingungen müssen nur einmal akzeptiert werden. Erst bei einer „siebentägigen Nutzungspause“ werde die Anmeldeprozedur wiederholt. Die Zugangspunkte befinden sich in der Regel in der Bahnsteigmitte. Am Bahnhof Osloer Straße (U8/U9) war bereits im vergangenen Jahr ein W-Lan-Netz getestet worden. Weitere Bahnhöfe sollen in den nächsten Monaten folgen, darunter Zoologischer Garten, Rathaus Spandau, Hermannplatz, Leopoldplatz, Wittenbergplatz, Kurfürstendamm und Stadtmitte. Die BVG will „auf den größten und umsteigestärksten Bahnhöfen“ mit vielen Pendlern und Touristen freies W-Lan anbieten. Tsp Showdown mit Tiger Plan mit Pfusch Aktion „Flüchtlinge fressen“ neben Gorkitheater: Syrer durften nicht einreisen Für die geplante S21 muss ein U-Bahn-Zugang am Hauptbahnhof vorübergehend verschwinden Ob die provokante Aktion des Zentrums für politische Schönheit am Dienstagabend tatsächlich wie angedroht ein blutiges Finale fand, war bis Redaktionsschluss der Frühausgabe noch nicht klar – die Bühne für die Aktion „Flüchtlinge fressen“ durch vier Tiger am Gorkitheater in Mitte war jedenfalls bereitet. Dienstagvormittag wurde bekannt, dass der Charterflieger, mit dem die Künstler mehr als 100 syrische Flüchtlinge ohne Visa nach Berlin bringen wollten, am Boden bleiben muss – und auch das Bundesinnenministerium ließ sich nicht zu einer Ausnahme erweichen. Machen die Künstler wie angekündigt ernst, wollten sich um 18.45 Uhr mehrere Menschen freiwillig an vier Tieger verfüttern. „Wir haben elf Freiwillige“, sagte eine Sprecherin. Mindestens die Hälfte sei so verzweifelt, dass sie sich fressen lassen würden. Die Fluggesellschaft Air Berlin hatteden seit Monaten bestehenden Charterflugvertrag mit dem Künstlerkollektiv am Montagabend „außerordentlich aus wichtigem Grund“ gekündigt. Dienstagmorgen sollte ein Flugzeug von Berlin nach Antalya fliegen, abends mit mehr als 100 Menschen zurück sein. Daraus wurde nichts: Die Künstler hätten den „Transport von Statisten eines Theaterstücks“ angekündigt, aber erst kurzfristig mitgeteilt, dass kaum ein Passagier eine Einreiseerlaubnis für Deutschland habe, so Air Berlin. Man sei über „wesentliche Aspekte der Beförderung“ im Unklaren gelassen worden, das „Vertrauensverhältnis zum Vertragspartner“ sei erschüttert, hieß es. Zuvor war das „Zentrum für politische Schönheit“ beim Bundesinnenministerium mit dem Ersuchen abgeblitzt, die syrischen Flüchtlinge ausnahmsweise ohne Visa einreisen zu lassen. Man werde „weder die Aufnahme der Personen anordnen noch von einer Einreiseverweige- Im Käfig. Ein Tiger vor dem MaximFoto: Maurizio Gambarini/dpa Gorki-Theater. rung oder Zurückschiebung absehen“, teilte das Ministerium schriftlich mit. Die rechtlichen Einreisevoraussetzungen Deutschlands könnten nicht wegen einer Kunstaktion außer Kraft gesetzt werden. Im Übrigen seien „Unterstützungshandlungen zur unerlaubten Einreise in das Bundesgebiet“ strafbar, ließ das Ministerium wissen. Nach Angaben des Zentrums für politische Schönheit will man die Flüchtlinge nun dabei unterstützen, ihre Einreise aus humanitären Gründen vor Gericht zu erzwingen. Man werde gegen die Bundesregierung klagen, im Zweifel sogar bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, um „im Wege des Eilverfahrens eine Einreiseerlaubnis nach Deutschland zu erhalten“, sagte die Sprecherin. Schließlich würden die Flüchtlinge aus Syrien schon von ihren Verwandten in Berlin erwartet. Die Polizei kündigte vorsorglich an, dass man etwaige Selbstverfütterungen verhindern werde. „Wir werden am Theater präsent sein, um Aktionen am Tigerkäfig, die Menschen möglicherweise in Gefahr bringen, wirksam zu begegnen“, sagte eine Sprecherin. Timo Kather So böse kann weitsichtige Planung in die Grütze gehen: Vor mehr als zehn Jahren hatte die Deutsche Bahn bei der Errichtung des Hauptbahnhofs gleich noch die „vorbereitenden Bauwerke für die S21“ angelegt. Die S-Bahn-Linie soll in einigen Jahren dort halten, ebenso wie die U5 übrigens; die „Kanzler-U-Bahn“ U55, die schon jetzt am Hauptbahnhof hält, wird ja derzeit zur U5 verlängert. Doch nun stellt sich heraus: „Pläne und vorgefundene Bauwerke passen nicht zusammen“ und „entsprechen nicht den erforderlichen Anforderungen“ – deshalb wird das vorbereitende S-Bahn-Bauwerk abgerissen und außerdem noch der Eingang zum U-Bahnhof, direkt daneben gelegen. Wie viele Millionen diese eines Sisyphos würdige Arbeit verschlingen wird, berechnet die Bahn noch und will die kursierenden vier Millionen Euro nicht bestätigen. Bei der BVG heißt es, die Kosten trage die Bahn allein. Außerdem „setzen wir uns dafür ein, dass der Ausgang im Jahr 2020 wieder aufgebaut ist“, sagt ein BVG-Sprecher. Denn im Jahr 2020 soll der U-Bahn-„Lückenschluss“ fertig sein und die U5 am Hauptbahnhof halten. Da wäre es wünschenswert, wenn die Fahrgäste auch aus dem unterirdischen Bahnhof ans Tageslicht gelangen könnten. Genau genommen an das Friedrich-List-Ufer, das neben dem Hauptbahnhof gelegen zum Humboldt-Hafen führt. Die BVG versichert, dies sei nur einer von „je nach Zählweise vier oder fünf Ausgängen“ – und sicher nicht der am meisten benutzte. Wobei das daran liegen mag, dass noch nicht alle Neubauten an dem schönen Wasserbecken stehen, die dort geplant sind – sei’s drum, die Fahrgäste kämen notfalls auch anderswo raus aus dem Schacht. Dass beide Bahn-Trassen betroffen sind, liegt daran, dass dieser „südliche Ausgang der U55 und der südliche Aus- gang der S21 über ein und dieselbe Passerelle führen“, wie die Bahn weiter mitteilt. Das soll auch so bleiben. Trotzdem sei es „technisch und wirtschaftlich“ aber die „günstigste Lösung“, dass der südliche U-Bahnhof-Ausgang komplett abgebaut wird – „und mit der Errichtung des S21-Bauwerks genau so wieder aufgebaut wird“. Schuld daran sei das „Baukonzept für den Neubau des Bahnhofs der S21“, das geändert werden musste. Warum das so ist? Nichts genaues erfährt man nicht. Warum Anforderungen geändert werden Abriss und identischer Aufbau sei die „günstigste Lösung“ mussten, bleibt unklar. Schlampereien bei den Bauarbeiten wegen des Zeitdrucks, unter dem der Hauptbahnhof kurz vor der Fußball-WM 2006 fertig gebaut werden musste? „Es geht nicht schlicht um Mängel“, so die Bahn. An anderer Stelle aber nennt sie „auch“ den „schwierigen Berliner Baugrund“ und die „dadurch eintretenden Setzungen bei der vorhandenen Bebauung“ als weitere Ursache. Zurzeit bemühen sich die Verantwortlichen um Schadensbegrenzung. Immerhin gibt es ein Notkonzept: „Die Bahn hat mit dem Land Berlin die Errichtung eines unterirdischen Interimsbahnsteigs im Bereich der Invalidenstraße vereinbart, um von dort trockenen Fußes zum Hauptbahnhof gelangen zu können“, heißt es weiter. Über den Zeitpunkt der Inbetriebnahme dieses Interimsbahnsteiges fänden allerdings ebenfalls noch weitere Abstimmungen mit dem Senat statt. Dass Zwischennutzungen in Berlin schon mal zur Dauereinrichtung werden, ist ein ander’ Ding. Ralf Schönball aber der Krieg zwischen Israel und Hisbollah Thema der Demo, die Flagge hatte also thematischen Bezug, so die Richter. 2009 hatte das Verwaltungsgericht ein Verbot von Hamas-Flaggen gekippt. Gegen die Route über den Kurfürstendamm gibt es „keine rechtliche Handhabe“, wie es im Präsidium hieß. Der Anmelder einer Demo habe freie Wahl der Route. Tatsächlich lief die Demo meistens über den Ku’damm. Nur in den Jahren 2003 bis 2005 hatte die Polizei die Kantstraße mit dem Endplatz Savignyplatz durchgesetzt. Die Kanzlei des AJC empfiehlt die Verlegung, da nahe dem Ku’damm mehrere Synagogen seien. Dieses Argument hält die Polizei für unsinnig. „Wir können diese Einrichtungen schützen“, sagte ein leitender Beamter. Die Jüdische Gemeinde in der Fasanenstraße und die Synagoge in der Joachimsthaler Straße seien weit genug entfernt. Starten soll die Demo am Sonnabend mit bis zu 1500 Menschen um 14 Uhr am Adenauerplatz, um bis zum Wittenbergplatz zu ziehen. Der Anmelder, die islamistische Gruppe „Al-Quds-AG“, wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Zwei pro-israelische Demos sind zeitgleich angemeldet: Eine Kundgebung am Adenauerplatz und eine Demo „Gegen Antisemitismus, Islamismus und Homophobie“. Diese soll am Joachimsthaler Platz beginnen und vermutlich ebenfalls über den Kurfürstendamm zum GeorgeGrosz-Platz ziehen. Jörn Hasselmann BER ups and downs 1488 550 Tage seit Nichteröffnung * Tage bis zur Eröffnung ** *Der Flugbetrieb sollte ursprünglich am 3. Juni 2012 starten **Der Flughafen soll im 4. Quartal 2017 eröffnen. Wir rechnen mal großzügig mit dem 31. Dezember – aber ob das reicht? 12 BERLIN DER TAGESSPIEGEL FDP setzt auf Planwirtschaft Liberale treten mit Lenin-Look zur Wahl an Den Blick auf eine bessere Zukunft gerichtet wie vor ihm Lenin und Ernst Thälmann: So will Sebastian Czaja, Spitzenkandidat der Berliner FDP, im Wahlkampf Interesse an den Ideen seiner Partei wecken. Czaja hat das Plakat, das provozieren will und ab Anfang August für die Liberalen werben soll, am Dienstag auf dem Molkenmarkt vorgestellt, ziemlich genau zwischen dem Roten Rathaus und der Innenverwaltung. Dem Regierenden Bürgermeister Michael Müller und dessen Koalitionspartner, dem Innensenator Frank Henkel, wirft er kleingeistige Politik vor. Die FDP habe Ideen für „das nächste Berlin“, denn es sei an der Zeit, „Berlin groß zu denken“. Was er meint, hat Czaja schon mit der Initiative für die Offenhaltung des Flughafens Tegel gezeigt. Dem Senat fehle die Kraft, neue Ideen zu entwickeln und „der Stadt endlich wieder eine Vision zu geben“. Die Liberalen, so Czaja, fassen ihre Vorstellungen von einer jährlich um 40 000 bis 50 000 Menschen wachsenden Stadt unter dem Begriff Plan B zusammen. Plan A, so Czaja – das sei eben die Senatspolitik, zu besichtigen in den Bürgerämtern. Der Plan B der Liberalen setzt Der Zukunft zugewandt. Sebastian Czaja, Frontmann der Berliner FDP. Foto: Zinken/dpa darauf, mit der Digitalisierung vieler Dienstleistungen die Ämter den Bürgern wieder nahezubringen. Eine andere Großbaustelle sei das Wohnen, so der FDP-Mann. Die Liberalen wollen es den Bürgern möglich machen, „in dieser Stadt Eigentum zu bilden“. Die Verkehrspolitik will die FDP so modernisieren, dass der „Krieg zwischen Ampel und Auto, Fußgänger und Radfahrer, ÖPNV und Individualverkehr“ endet. Heftig fiel Czajas Attacke auf den Innensenator aus. Sicherheit sei in Berlin zum „Fremdwort“ geworden, sagte er. Berlin nehme inzwischen einen Spitzenplatz in der Kriminalitätsstatistik ein. Dabei sei es möglich – so zitierte Czaja eine Polizeigewerkschaft –, 3000 Polizisten mehr auf die Straßen zu bringen. Allerdings müssten sie von einer Bürokratie entlastet werden, die sie in einer Schicht von zwölf Stunden für sechs Stunden an den Schreibtisch binde. Die FDP will außerdem die Ordnungsämter zentralisieren, sodass sich Streifenwagenbesatzungen nicht mehr um Falschparker in der zweiten Reihe kümmern müssten. wvb. Halbe Million Besucher bei Dino „Tristan“ Das Berliner Naturkundemuseum erwartet an diesem Donnerstag den 500 000. Besucher des Dino-Skeletts „Tristan“. Zu dem Ereignis ist auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) eingeladen, teilte das Museum mit. Der Saurier gilt unter internationalen Experten als ganz besonderer Fund und wird seit Mitte 2015 in Berlin erforscht. Das zwölf Meter lange Originalskelett eines Tyrannosaurus rex ist seit dem 17. Dezember 2015 im Naturkundemuseum zu sehen und hat dem Haus einen Besucheransturm beschert. Es soll mindestens drei Jahre im Museum bleiben. Auf 50 bis 70 beziffern Experten die Zahl der Funde zum T. rex weltweit – oft nur einzelne Knochen oder Fragmente. Tristan gehört hingegen zu den vollständigsten Skeletten, beeindruckend ist vor allem sein 180 Kilogramm schwerer Schädel. Das Skelett wurde 2012 in Montana (USA) gefunden und gilt unter Experten als einmaliger Fund. Das Alter des Fossils wird mit mehr als 65 Millionen Jahren angegeben. Auf das zwölf Meter lange Skelett von „Tristan“ ist im Naturkundemuseum eine Kopie des Kopfes montiert, da der originale Schädel zu schwer wäre. Er wird in einer extra Vitrine gezeigt. Das Museum verdankt T-Rex „Tristan“ dem dänischstämmigen Mäzen Niels Nielsen. Neben der Ausstellung des Skeletts wird an den Knochen durch das Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung geforscht. dpa/epd NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 In die Höhe geschossen Sie waren’s nicht In Tegel entsteht das erste Modul-Gebäude für Flüchtlinge, das Wohnungsbaugesellschaften errichten Von Frank Bachner Majestätisch langsam dreht sich der mächtige Ausleger über dem Betonboden. Ein Bauarbeiter in gelber Signalweste steht auf einem Gerüst im dritten Geschoss und wartet lässig, bis der Ausleger zum Stehen kommt. Es ist wichtig, das dritte Geschoss. Es zeigt die Geschwindigkeit, mit der hier gebaut wird. Am 3. Juni war in der Bernauer Straße 138 A, in Tegel, ein paar Fußminuten entfernt vom Tegeler See, gerade mal die Bodenplatte gegossen worden. Am 17. Juni stand schon das Erdgeschoss. Und Dienstagabend war das dritte Geschoss fertig. Weihnachten werden acht Geschosse stehen, so ist der Plan, dann sollen in dieses Gebäude 230 Flüchtlinge einziehen. Dann hat der Betonklotz zwar 5,5 Millionen Euro gekostet, 1700 Euro pro Quadratmeter, wurde aber auch in nur sieben Monaten hochgezogen. Die Modulbauweise macht es möglich, die Methode, mit der ganz schnell auf die Flüchtlingsproblematik reagiert werden soll. Für acht dieser Gebäude, erstellt von kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, gibt es in diesem Jahr noch den ersten Spatenstich. Die Adresse Bernauer Straße 138 A ist die erste Unterkunft in Modulbauweise, die eine der sechs kommunalen Wohnungsbaugesellschaften von Berlin errichtet. Für sie ist die Gewobag zuständig. Und weil es die erste ist, wurde sie am Dienstag sehr feierlich präsentiert. Engelbert Lütke Daldrup, Staatssekretär für Bauen und Wohnen, redete nochmal „von dem sehr großen Druck“, der in November herrschte, als Tausende Flüchtlinge plötzlich in Berlin ankamen und hektisch in Notunterkünften untergebracht werden mussten. Turnhallen, Verwaltungsgebäude und die Hangars des Tempelhofer Feldes taugen vielleicht als logistische Erste-HilfeMaßnahme, aber sie sind natürlich kein Dauerzustand. Derzeit sind sieben Turnhallen geräumt, in 57 leben noch Flüchtlinge. Im Oktober soll auch die letzte dieser Turnhallen wieder dem Sport zur Verfügung stehen. Und wegen der Not erhielten die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften im November Order, jede von ihnen sollte zwei Projekte zur Unterbringung von Flüchtlingen errichten. 60 Häuser in Modulbauweise sollen in Berlin entstehen, sie werden aus Fertigtei- Schnell gewachsen. Die Staatsekretäre Gerstle (links) und Lütke Daldrup (Mitte) besichtiFoto: Frank Bachner gen mit Gewobag-Vorstandsfrau Michaelis das neue Gebäude. len zusammengesetzt, deshalb wächst ein Geschoss nach dem anderen so schnell. Sieben Monate bis zur Fertigstellung, das läuft nur so. Ein konventioneller Bau ist verglichen damit zeitraubend. „Da benötigt man allein für den Rohbau neun Monate“, sagt Snezana Michaelis, die leitende Bauingenieurin bei der Gewobag und Vorstandsmitglied des Unternehmens. Aber so viel Zeit haben sie in Berlin nicht, die Verantwortlichen für die Unterbringung der Flüchtlinge. Schließlich erreichten allein nach 4. September 2015, als Bundeskanzlerin Angela Merkel das Dublin-Abkommen zeitweise außer Kraft setzte, tausend Flüchtlinge pro Tag die Hauptstadt. „Und die Unterbringung dieser Menschen bedeutete im vergangenen Jahr eine ganz erhebliche Herausforderung“, sagte Dirk Gerstle, der Staatssekretär für Soziales. „Ab September hatten wir eine völlig veränderte Situation.“ Die völlig veränderte Situation erforderte auch Ideen, wie man die geflohenen Menschen integriert, schließlich werden viele von ihnen die nächsten Jahre in Berlin leben. Deshalb werden die Modul-Bauwerke auch direkt in Kieze gesetzt, im Fall Bernauer Straße 138 A in eine Umgebung, die sozial eher etwas schwierig ist. Und, wenig überraschend, kritische Fragen von Anwohnern und Nachbarn blieben nicht aus. Aber jetzt, so sieht es jedenfalls aus, ist alles in Ordnung. Zumal ja die Planung nicht davon ausgeht, dass die Flüchtlinge dauerhaft unter dieser Adresse leben werden. Nachnutzung ist ein großes Thema, zwei Zukunftskonzepte existieren. Das erste geht davon aus, dass irgendwann Studenten in das Gebäude ziehen, das zweite basiert auf der Überlegung, dass die Wohnungen umgebaut und auf dem normalen Wohnungsmarkt angeboten werden. Und damit diese Angebote auch angenommen werden, wird dann jede Wohnung noch einen Balkon erhalten. Aber erstmal ziehen vor allem Menschen aus dem Irak, aus Syrien, Pakistan und Afghanistan in die Bernauer Straße 138 A. Sprachenvielfalt ist man bei der Gewobag ohnehin gewöhnt. In einem Kiez in Kreuzberg artikulieren sich die Gewobag-Mieter in 78 Sprachen. Die Vielfalt hat inzwischen auch die Gewobag-Führung erreicht. 50 Prozent der Vorstandsmitglieder haben einen Migrationshintergrund. Terminstress Zweite soll Erste sein Wieland, Geisel und die Verwirrung um ein Treffen Neue Spitze für Sozialgericht noch vor der Wahl Genug zu besprechen hätten sie ja, der „Beirat für Zusammenhalt“ und Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD). Deshalb hatte Wolfgang Wieland (Grüne) sich für den Beirat eindringlich um einen Termin mit Geisel bemüht. Denn das Gremium, das als eine Art Vermittler zwischen Bürgern und Politik bei Flüchtlingsfragen agiert, hat einige Fragen: zu den Grundstücken, auf denen die sogenannten „Tempohomes“ entstehen sollen, zur Zusammenarbeit der Bezirke bei den „MUFs“, den Mobilunterkünften für Flüchtlinge und dazu, wie bestehender Wohnraum für Flüchtlinge effektiv genutzt werden könnte. Dennoch kam ein Termin bislang – wie berichtet – nicht zustande. Darüber hatten sich Wieland und Geisel nun ein absurdes Theaterstück geliefert. Wieland hatte dem Senator im Interview mit dem Tagesspiegel vorgeworfen, kein Interesse an einem Gespräch zu haben. Dem Senator sei der Wahlkampf wichtiger. Geisel wies das auf Nachfrage von sich. Ihm seien zwei Termine vorgeschlagen worden, an beiden habe er bereits andere Verpflichtungen gehabt.Über die Unterstellung Wieland sei er deshalb „angefasst“ gewesen. Das ruft nun wiederum den Beirat auf den Plan. Man habe zwar zwei Terminvorschläge gemacht, dazu aber explizit ergänzt: „„Natürlich können Sie mir gern alternative Termine zusenden.“ Erst nach mehrmaligem telefonischen Nachfragen habe das Büro des Stadtentwicklungssenators schließlich reagiert, dann aller- Senats-Kritiker. Der Grünen-Politiker Wolfgang Wieland, hier mit dem ehemaligen Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, macht Bausenator Geisel Vorwürfe. Foto: Thilo Rückeis dings mit einer Pauschalabsage. Eine Mitarbeiterin des Büros Geisel habe einem Mitarbeiter aus Wielands Büro am Telefon wissen lassen, die Arbeit des Beirats sei zwar schön, aber für den Senator nicht relevant. Da aber der Wahlkampf bevorstehe und damit auch zahlreiche (Themen-)relevante Termine, könne man generell keine Zusage geben. Ein Sprecher des Senators weist diese Darstellung nun zurück, das sei „schlichtweg falsch“. Um weitere Unklarheiten zu beseitigen, werde sich der Senator aber am Freitag mit dem Beirat treffen. Es sei nun auch wenig sinnvoll, in ein „Aussagen-Ping-Pong über das Finden von Terminen“ einzutreten. Aufzuklären wäre dann auch, wieso der Senator behauptet hatte, sich bereits im April mit dem Beirat getroffen zu haben, während Wieland beteuert: „Herr Geisel hat noch nie mit uns gesprochen.“ Seine Vermutung: Geisel verwechsle schlicht den „Beirat für Zusammenhalt“ mit dem „Runden Tisch zur Versorgung von Flüchtlingen“. Den moderiert ebenfalls Wieland, insofern könne er eine Verwechslung verstehen, ebenso wie Termindruck. „Aber ansonsten sollte man bei der Wahrheit bleiben.“ Über Geisels Reaktion sei er deshalb „verschnupft“. Die mögliche Verwechslung von Beirat und Rundem Tisch durch den Senator kommentierte ein Sprecher der zuständigen Senatsverwaltung auf Anfrage lapidar: „Sie können sicher sein, dass der Senator den Unterschied kennt.“ Christian Vooren Jetzt soll es mit der Besetzung des seit Ende 2013 vakanten Präsidentenpostens am Landessozialgericht Berlin-Brandenburg in Potsdam ganz schnell gehen – wenn es keine neuen politischen Ränke im Berliner Senat gibt. Nach dem Rückzug des Favoriten für die Stelle wollen Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) und Brandenburgs Justizminister Steffen Ludwig (Linke) die Personalie noch vor der Berliner Abgeordnetenhauswahl im September regeln, durch die Kabinette und den gemeinsamen Richterwahlausschuss bringen. Dabei läuft es auf Sabine Schudoma zu, die Präsidentin des Sozialgerichts Berlin, des größten Deutschlands. Sie ist auch Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes Berlin. Eine Neuausschreibung wollen alle Beteiligten vermeiden. Die Zeit drängt: Im Herbst geht der Vize-Präsident des Gerichts, Herbert Oesterle, in Pension. Ohne eine zügige Entscheidung wäre es führungslos. Wie berichtet, hatte Senatskanzleichef Björn Böhning (SPD) seit Jahresbeginn verhindert, dass der Senat dem Favoriten E zustimmt, dem Bundessozialrichter Martin Karl Ernst Estelmann – obwohl Brandenburg das längst getan hatte. Böhning hatte rechtliche Bedenken gegen die Wahl des als CDU-nah geltenden Estelmann angemeldet, riet zu einer Neuausschreibung und wollte die zweitplatzierte Bewerberin auf den Posten hieven: Sabine Schudoma. Seither verhandelten Böhning und Justizsenator Heilmann nur noch schriftlich. Es drohte, dass die Personalie im Wahlkampf um das Abgeordnetenhaus versinkt. Böhning warf Heilmann indirekt vor, Schudoma wegen ihrer SPD-Nähe verhindern zu wollen. Die Senatsjustizverwaltung sah sich gezwungen, Böhning über die Grundsätze des Ausschreibungs- und Stellenbesetzungsrechts und die vorherigen Verfahrensfehler zu belehren, wegen derer sich die Auswahl um zwei Jahre verzögerte. Estelmann zog seine Bewerbung dem Vernehmen nach zurück, um allen Seiten einen langen Rechtsstreit zu ersparen. Zudem habe er sich zunehmend durch die Ränke beschädigt gesehen. Alexander Fröhlich NACHRICHTEN F Senat vertagt Beschluss über Sondersitzung zu Videoüberwachung Dozent wehrt sich gegen Kündigung wegen islamfeindlicher Äußerungen Der Senat hat am Dienstag die Entscheidung vertagt, ob die Videoüberwachung gefährlicher Orte in dieser Legislaturperiode beschlossen werden kann. Über die Ausgestaltung des Vorhabens sind CDU und SPD uneins. Der Antrag von Innensenator Frank Henkel (CDU), zur Verabschiedung des Gesetzes eine Parlamentssondersitzung einzuberufen, wurde lediglich diskutiert. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte jüngst signalisiert, dem Wunsch der CDU nachzukommen. Solange sich aber die Fraktionen nicht einig seien, brauche man keine Sondersitzung zu beschließen. Die CDU fordert Müller auf, die SPD-Fraktion von dem Projekt zu überzeugen. „Müller ist unverändert in der Pflicht, die Vorlage zur Videoüberwachung in den eigenen Reihen durchzusetzen“, sagte CDU-Fraktionschef Florian Graf. Das Verhalten der SPD-Fraktion werde zeigen, ob auf die Worte Müllers Verlass sei, sagte der Innenexperte der CDU-Fraktion, Robbin Juhnke. sik Der umstrittene Statistikdozent Wolfgang Hebold wehrt sich juristisch gegen die fristlose Kündigung seines Lehrauftrags an der privaten Hochschule SRH. Für Freitag ist ein Gütetermin am Arbeitsgericht anberaumt. Die Hochschule hatte Hebold nach islamfeindlichen Ausfällen gekündigt. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung ein. Hebold selbst beteuert, kein Rassist zu sein. kat Bezirksamtsbüros in Wilmersdorf wegen Schadstoffbelastung geräumt Die gesundheitsschädliche und möglicherweise krebserregende Chemikalie Naphthalin strömt aus dem Dach des Gebäudes des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf am Hohenzollerndam 174-177. Fünf Büros der Bauaufsicht wurden geräumt; Mitarbeiter hatten den Geruch, Kopfschmerzen und Übelkeit beklagt. Die soeben gestartete Dachsanierung soll zwei Monate lang dauern. CD Lobby schrieb laut Senat nicht an Gutachten mit Stümperhaft vorbereitet war der geplante Zugriff auf das Gasnetz durch den Senat. Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) war dabei. Doch er zog spät und für viele unerwartet die Notbremse und rettete so dem Marktmonopolisten Gasag das Geschäft. Begründet wurde der Schritt mit einer im Juni 2014 vorgelegten gutachterlichen Stellungnahme, die die Entscheidung zugunsten einer landeseigenen Firma regelrecht zerpflückt. Besser hätte es die Lobby der zunächst unterlegenen Bieter nicht tun können. Oder tat sie vielleicht mit bei der Expertise? Dieser Verdacht drängte sich den beiden SPD-Abgeordneten Nikolaus Karsten und Daniel Buchholz auf, sie fragten den Senat: „Schreiben Lobbyisten Prüfberichte für den Justizsenator bei der Vergabe von millionenschweren Energiekonzessionen?“ Die Antwort liegt nun vor: „Es haben neben der Leitungsebene ausschließlich langjährige Mitarbeitende der Senatsverwaltung für Justiz einschließlich eines abgeordneten Richters mitgewirkt“ an dem Prüfbericht, der den Plan durchkreuzte, das Gasnetz zurück in Landeshand zu bringen und mehr Wettbewerb sicherzustellen. Der Senat schließt sogar aus, dass die Gasag oder andere Lobbyisten mitgewirkt haben könnten. Alle Zweifel ausgeräumt? „Es bleibt für uns ein großes Mysterium, warum der Justizsenator als Senatsmitglied zunächst alle Entscheidungen zur Rekommunalisierung des Netzes mitgetragen hat und auf der Zielgeraden mit einem kritischen Gutachten kommt“, sagt Buchholz. Dieser „sehr deutliche Meinungsumschwung“ sei nicht nachvollziehbar, ebenso wenig wie die Verbreitung des Gutachtens in der Öffentlichkeit. Auf welchem Wege dies geschah, kann sich der Senat nicht erklären. Ralf Schönball ANZEIGE Ihr IhrWein des desMonats Monats 2015er Rosé Weingut Tobias Rickes Dieser frische Rosé begeistert durch seinen feinen Duft nach frischen Erdbeeren und seinen elegant fruchtigen Geschmack. Er zeichnet sich durch eine perfekte Balance zwischen Süße und Säure aus. Damit überzeugt er Liebhaber trockener sowie feinherber Weine. Herkunft: Deutschland – Nahe Prod.: Weingut Tobias Rickes 2015, 0,75 l, 12 % Preis pro Flasche: 7,50 € (10,– €/Liter) Bestellnr. 12556 Preis inkl. MwSt. zzgl. 3,90 € Versand. 1 Flasche gratis – beim Kauf von 11 Flaschen. Bestellhotline (030) 290 21 - 520 www.tagesspiegel.de/shop Streit um Gebühren für Rettungseinsätze Der Berliner Senat will noch vor der Abgeordnetenhauswahl das neue Rettungsdienstgesetz vom Abgeordnetenhaus verabschieden lassen. Die zuständigen Fachleute von Innensenator Frank Henkel (CDU) hatten dazu fast 200 Seiten voller Details ausgearbeitet. Doch nicht nur die Grünen lehnen das Gesetz in der geplanten Form ab. Auch die Krankenkassen, die für die Noteinsätze der Feuerwehr bezahlen, sind dagegen. An diesem Mittwoch wird in einer Sondersitzung des Innenausschusses darüber gesprochen. Dem Vernehmen nach wollen Kassenvertreter vor dem Verwaltungsgericht klagen, wenn das Gesetz in seiner aktuellen Form verabschiedet werden sollte. Für den neuen Senat ab September wäre das ungünstig – insbesondere weil unklar ist, welche Kosten auf ihn zukommen. Denn die Kassen kritisieren die aus dem Gesetz resultierende Gebührenordnung. Ihnen sind die abgerechneten Einsätze schonseit Jahrenzuteuer– die Kassenzahlendeshalb nurunter Vorbehalt.BeideSeiten warten aufeinUrteil zurGebührenordnung, das in den nächsten Tagen erwartet wird: Gibt das Oberverwaltungsgericht den Kassen recht, dann hat die Feuerwehr jahrelang zu viel abgerechnet – oder die Summen schlecht begründet. Womöglich müsste das Land den Kassen dann bis zu 80 Millionen Euro zurückzahlen. hah STADTLEBEN MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802 START DER FASHION WEEK DER TAGESSPIEGEL E STADTMENSCHEN F Die Stadt ist nicht nur in den kommenden Tagen anziehend Donnersmarck dreht wieder Revolution im Kleiderschrank Fashion Week öffnet sich weiter fürs Publikum Momentaufnahme. Auch das Logo der Modemesse Bread & Butter hat sich verändert. Im Herbst gibt es einen Neustart. Foto: Caroline Seidel / dpa Mercedes Benz ist zwar nach wie vor der Namensgeber der Fashion Week, aber die Trend-Apostel von Vogue und vom Zeit-Magazin setzen mit ihren Events ringsum immer mehr Akzente. Traditionell feiert das „Zeit-Magazin“ in das Erscheinen der neuen Ausgabe hinein. Anlässlich der Fashion Week würdigt die Redaktion diesmal die „Russische Revolution“ in Berlin, die Tatsache, dass Berlin wieder zum Sammelpunkt der russischen Kreativen wird, die mit ihrem hier geprägten Stil die Modewelt begeistern. Der 26-jährige Fotograf Vitali Gelwich aus Nowosibirsk, der seit sechs Jahren hier lebt, erklärt die Unterschiede. „In Russland laufen die sozial Schwachen in dem rum, was Gosha Rubchinsky und Demna Gvasalia in Paris auf dem Laufsteg zeigen. Ein reicher Russe würde sich niemals so anziehen.“ Fotografiert haben sie ihre Modestrecke in der Karl-Marx-Allee. Gelwich demonstriert die zwei Kulturen in sich, indem er zur Rolex einen Trainingsanzug von „Adidas x Palace“ trägt und Söckchen von America Apparel. Der Trend, dass die Mode nicht nur für eiHillerin nen exklusiven Zirkel da ist, sondern für alle, setzt sich weiter fort. Auch diesmal hat sich das KaDeWe mit der deutschen „Vogue“ zusammengetan, um noch bis 10. Juli den „Berliner Mode-Salon“ zu präsentieren. Wegen der laufenden Umbauarbeiten sind Designer wie Dawid Tomaszewski und Isabell de Hillerin diesmal im „Apartment“ im vierten Stock zu sehen. Für Marketing-Chefin Petra Fladenhofer ist es wichtig, ungewöhnliche Orte zu finden, „um unseren Kunden kreative Pop-up-Ideen zu zeigen.“ Natürlich wird der Erfolg des letzten Salons motivierend gewirkt haben. Passanten ohne jegliche Kaufabsicht können sich infizieren lassen bei einer Aktion der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie zur Förderung der Ausbildung von Nachwuchskräften. Auf den U-Bahnsteigen der Linie 6 werden die Siegerfilme zum European Fashion Award Fash gezeigt. Das Thema „Change“ wie Wandel soll neue Modewege aufgreifen. Synergie-Effekte erreichen auch die Diplomatie. US-Botschafter John Emerson und seine Frau Kimberly luden am Dienstag in die Botschaft ein um das Thema „Sustainability & Style“ zu feiern und eine kulturelle Brücke zu schlagen zwischen jungen deutschen Modetalenten und US-Designern. Die sind nicht nur in Gestalt von American Apparel präsent in Berlin. Ralph Lauren oder Donna Karan begegnet man zum Beispiel im KaDeWe an mehreren Stellen. Auch die Ungarische Botschaft lud am Dienstag in einen speziell zur Fashion Week eingerichteten Showroom ein. Elisabeth Binder Von der alten Bread & Butter-Messe bleibt wenig übrig – nicht einmal der Erfinder Karl-Heinz Müller. Ab Herbst läuft sie in der Treptower Arena und gibt sich weniger exklusiv Von Grit Thönnissen Das ist auf jeden Fall eine clevere Idee, um die Massen zu begeistern: Zalando lud zusammen mit den Modebloggern von Dandy Diary zu einer Party zum Beginn der Fashion Week ein. Wobei im SEZ an der Landsberger Allee am frühen Montagabend erst einmal nicht gefeiert, sondern diskutiert wurde, der Berliner Onlinehändler stellte das neue Konzept der Bread & Butter vor. Zalando hat die Messe vor zwei Jahren von ihrem Gründer Karl-Heinz Müller gekauft, im kommenden September soll sie in die Treptower Arena ziehen. Sie richtet sich dann nicht mehr ans Fachpublikum, sondern an all jene, die sich eine Eintrittskarte für 15 Euro kaufen wollen. Schon das Logo zeigt es deutlich: Von der alten Bread & Butter ist nicht viel übrig. Kein Bär weit und breit, dafür knallbunte Zeichen. Was Zalando-Chef David Schneider wohl vor allem an der ehemaligen Fachmesse für Denim-, Sports- und Streetwear interessierte, war einzig die Marke. Der Standort Tempelhof ist ebenso Geschichte wie die Ausrichtung als Messe für Händler. Schneider war seinerzeit sicher beeindruckt von der Jahrmarktatmosphäre, die die Bread & Butter bis zu ihrem Ende im Sommer 2015 auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof ausstrahlte. Das lag eher am Drumherum mit Liegestühlen, Viel Platz. Unterm Dach der Treptower Arena, einem früheren Bus-Depot, präsentieren sich künftig Streetwear-Firmen für ein paar Tage. Foto: Markus Nass/promo Karussells und Planschbecken als an der Mode selbst. Man weiß ja, wie die Produkte von G-Star, Adidas und Desigual aussehen. An der Markenausrichtung wird sich laut Carsten Hendrich, Vice President Marketing von Zalando, nicht viel ändern: „Das war immer eine Messe, die den coolen Mainstream abgebildet hat. Das wollen wir fortführen. Deshalb sind Marken wie Adidas, Reebok, Eastpak und Nike dabei.“ Auch Hugo Boss kommt mal KLEINE ANZEIGEN A – Z ANTIQUITÄTEN/VERKAUF Bedarf und Anbieter Wir bringen sie zusammen. Täglich im Anzeigenmarkt des Tagesspiegels. MASSAGEN Gänsehaut-Feeling-Massage, 53 79 59 54 Sanfte Massage privat, 030 - 26 55 41 32 Traumhafte Citymassagen am Kudamm! Auf zwei Etagen erstreckt sich eine märANTIQUITÄTEN/ANKAUF chenhafte Luxusoase in sehr diskreter Atmosphäre und einem Spitzenkonzept! Kaufe alte Ölgemälde, auch besch., Silber, Martin-Luther-Str. 14 / Montag - Sonntag Bronzen, Nachlässe, Schmuck, Uhren, Mehr Eindrücke hier: www.libertyberlin.com Porzellan. 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Oberhofer Weg 2 12209 Berlin-Lichterfelde Tel.: 772 50 15 www.ouli.de — Mehr Fashion Week auf Seite 15 Im Team. Sebastian Koch (l.), Paula Beer, Tom Schilling und Florian Henckel von Donnersmarck. Foto: Nadja Klier/promo E STADTLICHTER F Themen – Trends – Termine Der rosarote Panther kehrt zurück. In der Reihe „Mein Film“ zeigt die Deutsche Filmakademie an diesem Mittwoch, 19.30 Uhr, in der Astor Film Lounge am Kurfürstendamm 225 Blake Edwards „The Return of the Pink Panther“ von 1975 in der Originalfassung. In der Reihe stellen Prominente Filme vor, die in ihrem Leben und Denken eine wesentliche Rolle spielen. Diesmal ist es der deutsch-russische Pianist Igor Levit. Im Anschluss an die Vorführung wird er eine Kostprobe seines Könnens geben – und im Gespräch mit der Schauspielerin, Opern-Regisseurin und Autorin Adriana Altaras seine Wahl begründen. ac Schaufenster Berlin # $# ! " %&'()'' ! ! "#$ Wenn Handwerk, %! & '( dann Innung! Die Fachbetriebe der Innungen! ,- *+$ Dr. med. Rainer Biglmaier Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie i ul .J 10 wieder mit einer Schau nach Berlin, aber dieses Mal mit Kleidern, die man sofort auf der Messe und online kaufen kann. Zalando will Marken, die wissen, wie man auf dem Markt agiert. Das bestätigte auch der Chefdesigner von Adidas, Dirk Schönberger. Er saß auf einem Podium neben Jeremy Tai Abbott von Google vor lauter fröhlichen „Digital Natives“ und sollte über die neue Messe reden. Aber erst mal stellte er klar, dass er nicht mit dem Handy in der Hand geboren wurde: „Ich bin altmodisch.“ Brav trug er trotzdem vor, wie sich Adidas eine Revolution vorstellt: „Wir lassen die Kunden jetzt in unsere Entwicklungsabteilung, die war bisher geheim.“ Auf der Bread & Butter soll es ein Adidas-Labor geben. Die Berliner Designerin Marina Hoermanseder durfte auch etwas dazu sagen, wie wichtig die digitale Welt für sie geworden ist: „Fans posten uns, weil sie uns mögen, nicht, weil wir sie kaufen.“ So richtig schienen sich aber die meisten geladenen Gäste nicht für die Diskussion über die neue Bread & Butter zu interessieren, sie waren wohl vor allem froh, schon im Kellergeschoss des SEZ an ihren Getränken zu nippen und nicht draußen vor der Tür in der langen Schlange zu stehen, die sich immer bildet, wenn David Roth und Carl Jakob Haupt zu ihren Partys einladen. Auch ihr Dandy Diary ist eine Marke, und das kommt an bei Zalando. Erst wurden Häppchen herumgereicht, später durften alle an der muskelentspannenden Droge Poppers schnüffeln, die unter Schwulen beliebt ist. Passend dazu gab es eine Hüpfburg. Zu einer gelungenen Party von Dandy Diary gehört normalerweise, dass irgendwann die Polizei auftaucht. Diesmal wurden die Grenzen der Legalität und des guten Geschmacks nur gedehnt. Neun Jahre liegt der Oscar-Erfolg von „Das Leben der Anderen“, dem Erstling des Regisseurs Florian Henckel von Donnersmarck zurück, auch zahlreiche andere Preise, darunter drei Lolas, konnte der Film einheimsen. An den Kinokassen war die Stasi-Geschichte ein Renner, wie auch Donnersmarcks zweite Arbeit „Der Tourist“ von 2010, der bei Filmkritikern allerdings meist schlecht wegkam. Derzeit arbeitet der Regisseur an seinem dritten Film, die Dreharbeiten zu „Werk ohne Autor“ haben kürzlich in Berlin begonnen, werden später in Sachsen und Nordrhein-Westfalen fortgesetzt. In Dresden suchte die Berliner Agentur Filmgesichter bereits 1500 Komparsen für Szenen, die in der NS-Zeit und in den beiden folgenden Jahrzehnten spielen sollen. Wie in „Das Leben der Anderen“ handelt es sich um einen deutschen Stoff über das Verhältnis von Kunst und Staat. Im Mittelpunkt steht der von Tom Schilling gespielte junge DDR-Künstler Kurt Bannert, der zwar in die Bundesrepublik geflohen ist, aber seine Kindheits- und Jugenderlebnisse in der NS- und der SED-Zeit treiben ihn weiter um. Zum Glück trifft er Ellie, die Liebe seines Lebens, und nun gelingen ihm Bilder, die sein eigenes Schicksal wie auch die Traumata einer ganzen Generation widerspiegeln. Er hoffe, „dass es uns gelingen wird, einen Film zu machen, der zeigt, dass Kunst Dinge erahnen kann, die dem Verstand für immer verschlossen bleiben“, lässt sich der Regisseur zum Drehstart zitieren. Neben Schilling hat er unter anderem Sebastian Koch, Paula Beer, Saskia Rosendahl und Ina Weisse vor der Kamera versammelt. Bis zum August sollen die Dreharbeiten dauern. ac DIE HUNDEKITA 0157 / 73 82 19 85 Schildhornstraße 70 12163 Berlin-Steglitz Mo – Fr 7 – 19 Uhr www.die-hundekita.de Büro/Geschäftssitz Blankenburger Straße 85-105 13156 Berlin Tel.: 030 / 47 60 13 28 Restaurant Dalmacija-Grill Schorfheidestraße 23 13439 Berlin Tel. 415 40 41 www.dalmacija-grill.de Täglich von 12-23 Uhr Alle Speisen auch außer Haus Sommergarten Extraräume für 20-50 Personen Berlin-Brandenburgische Kundendienst GmbH (0800) 54 99 730 Gebührenfrei aus dem dt. Festnetz 12459 Berlin • Firlstraße 36 Tel. (030) 54 99 730 14471 Potsdam • Zeppelinstraße 12 Tel. (0331) 29 20 46 www.monsator.de 14 BRANDENBURG DER TAGESSPIEGEL NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 Lausitz statt Languedoc Verstörende Funde Im Prozess gegen Silvio S. berichtet die Polizei, was der Angeklagte in seiner Wohnung sammelte Mit Wein und Gründergeist raus aus der Braunkohle. Wie die Potsdamer Regierung ihr Land präsentiert Von Dagmar Dehmer Welzow/Cottbus - Vor drei Jahren sind die Stare in Scharen über die Trauben hergefallen. Damals gab es keine Ernte vom Wolkenberg, einer Rekultivierungsfläche des Braunkohletagebaus Welzow in der Lausitz. Inzwischen werden die Weinstöcke mit Netzen vor den Vögeln geschützt. 2015 hat der Meißener Kellermeister Martin Schwarz 15 000 Flaschen Wein aus der Lese auf dem Wolkenberg gekeltert. Dort wachsen seit 2010 auf sechs Hektar Reben. Hartmuth Zeiß, Vorstandsvorsitzender der Kohlesparte von Vattenfall, zeigt fröhlich auf ein paar schlanke Flaschen mit Grauburgunder, Weißburgunder und Rotem Riesling – „eine echte Rarität“, schwärmt Zeiß. 2005 hatte Schwarz mit 99 Reben getestet, ob auf dem Gelände des ehemaligen Dorfes Wolkenberg, das den Braunkohlebaggern zum Opfer gefallen war, Wein erzeugtwerden kann. Es kann. Der erfolgreiche Winzer vermarktet seinen Wein für zehn bis 16 Euro pro Flasche. Vermutlich zahlen die Kunden nicht nur für das Getränk, sondern auch für den leichten Grusel. Schließlich kommt der Wein aus einer Mondlandschaft. Der Wolkenberg hatdieses Stadium allerdings schon hinter sich. Direkt daneben erstrecken sich Naturschutzflächen, Aufforstungsgebiete und einige Äcker, die schon wieder bewirtschaftet werden. Die Lerchen stehen in der Luft und singen ihr Lied. Keinen Kilometer weiter frisst sich der Braunkohlebagger weiter durch die Erde. Auf der Suche nach den Lausitzer Perspektiven nach der Braunkohle darf der Wolkenberg nicht fehlen. Deshalb hat Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) den Weinberg mit einer Gruppe Hauptstadtjournalisten bei einer Rundfahrt angesteuert. Gerber will einerseits vermitteln, dass er weiß, dass das Kohlezeitalter ans Ende gekommen ist. „Auch ich bin am Erfolg der Energiewende interessiert – auch wenn das nicht jeder so wahrnimmt“, sagte er am Montag. Die Braunkohle werde aus Gründen der Versorgungssicherheit „noch eine ganze Weile gebraucht“, sagte Gerber aber auch. Brandenburg überarbeitet gerade sein Energiekonzept, ergänzt sein Abteilungsleiter Energie und Rohstoffe, Klaus Freytag, der bis Ende 2015 das Landesbergamt geleitet hat. Die rituelle Verteidigung der Braunkohle durch die bran- Nach der Kohle. Der Wolkenberg ist heute ein Weinberg. Birgit Zuchold (SPD) ist seit sieben Jahren Bürgermeisterin von Welzow und trauert der Braunkohle nach. Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) sucht derweil nach der Zukunft. Fotos: Dagmar Dehmer denburgische Landesregierung klingt etwas müde an diesem sonnigen Sommertag in der Lausitz. Die Fahrt führt vorbei an unzähligen Windrädern, gegen die ein Teil der Brandenburger in einem Volksentscheid „Rettet Brandenburg“ gerade Sturm läuft. Gerber bedauert, dass es hier kaum gelungen sei, die Bürger direkt an den Gewinnen aus den Windenergieanlagen zu beteiligen. Die meisten Windparks stünden in strukturschwachen Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit wie der Prignitz, „wo sich die Leute Beteiligungen gar nicht leisten können“. Aber da suche sein Ministerium gerade nach praktikablen Lösungen. Diese Lösungen sucht auch René Markgraf. Der Gründer und Alleingesellschafter der Firma Ibar Systemtechnik in Cottbushatsichkurz nachderWende mitAutomatisierungssoftware selbstständig gemacht. Inzwischen beschäftigt er 50 Programmierer und sich selbst unter anderem mit dem Stromnetz und der Steuerungstechnik, die nötig ist, um erneuerbare Energien zur Wärmeversorgung und im Verkehr einzusetzen. Markgraf träumt von Cottbus als „energieautarker Stadt“. Mit 100 000 Einwohnern würde die Stadt die zahlreichen energieautarken Dörfer ausstechen, und es ermöglichen, „die Lausitz besser zu vermarkten“, sagt er. Das Vermarkten scheint überhaupt das Kernproblem der Lausitz zu sein. Hans Rüdiger Lange ist seit April Geschäftsführer der „Innovationsregion Lausitz GmbH“. Er hat „innovative Unternehmer“ und „findige Technologiepioniere“ gefunden, denen sein Netzwerk nun helfen will, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und in Kooperation mit anderen Unternehmen neue Produkte für neue Märkte herzustellen. Daran arbeitet auch Professor Jörg Steinbach. Der ehemalige Präsident der TU Berlin führt nun die Brandenburgische Technische Universität Cottbus und will vor allem den Gründergeist der jungen Ingenieure wecken. Albrecht Gerber betont am Ende seiner Exkursion: „Vom Tretbootvermieten können wir nicht leben.“ Aber keine Region in seinem Bundesland habe einen stärkeren industriellen Kern als die Lausitz. Hans Rüdiger Lange ist sich sicher, dass sich in der Lausitz viel Neues „nicht nur neben sondern auch nach der Kohle“ entwickeln kann. Die Lausitzer müssten sich das nur zutrauen. Und nicht darauf warten, dass andere ihre Probleme lösen. Potsdam - Fesselutensilien, Fetisch- Masken, Kinderkleider, lebensechte Kinderpuppen, ausgeschnittene Kinder-Bilder, bizarre Wunschzettel – die Ermittler machten nach der Festnahme von Silvio S. Ende Oktober 2015 erschreckende Funde. Am Dienstag schilderten mehrere Beamte im Mordprozess gegen Silvio S., der den sechsjährigen Elias aus Potsdam ermordet und den vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed sexuell misshandelt und dann stranguliert haben soll, Details von der Durchsuchung der Wohnung des 33-Jährigen. Die Polizeibeamtin Annika D. berichtete, dass S. am Tag nach dem Tod von Elias, den er am 8. Juli 2015 entführt hat, noch einmal im Wohngebiet Am Schlaatz gewesen sein muss. Jedenfalls hätten die Ermittler in der Wohnung von Silvio S. zwei Handzettel gefunden. Sie waren in in einer Klarsichtfolie verpackt und offensichtlich von einem Mast abgerissen worden. Es waren die ersten Flyer, die auf der Suche nach Elias im Wohngebiet verteilt worden waren – und zwar nur einem Tag nach seinem Verschwinden, sagte die Ermittlerin. Anika D. berichtet auch von Notizzetteln, die die Beamten in der Wohnung unter Müllsäcken fanden, beschrieben mit rosa Textmarker und den Worten: „Mädchen Junge Messer“, „Kind fesseln“, „Mund zukleben“, „Wohnwagen im Wald“ oder „Kind betrunken machen“. Die Schrift sei dem Angeklagten zuzuordnen. Ein DNA-Abgleich sei aber nicht erfolgt, sagte die Ermittlerin. Auf Nachfrage des Richters erklärte sie: „Die Worte scheinen die Interessen von Herrn S. wiederzugeben.“ Ebenso sei bekannt, dass er sich für Wohnwagen interessiert habe. „Es klingt, wie eine Fantasieanleitung“, sagte sie. Offenbar gehe es um Wünsche des Angeklagten, die in die Tat umgesetzt werden sollten. Zu den Polizisten, die das Haus von Silvio S. in Kaltenborn bei Jüterbog (Teltow-Fläming) untersuchten, gehörte auch Grit H. Ihre Aufgabe war es, mit Leichenspürhunden nach Kleidung der in Sachsen-Anhalt vermissten Inga zu suchen. Sie fanden zwar Mädchenkleidung, aber keine Spuren zu Inga. Im Schlafzimmer seien lebensechte Puppen, Kinderbekleidung, Perücken und Fesselwerkzeug entdeckt worden, im Wohnzimmerschrank gefüllte und leere Kondome. In einer zwei mal drei Meter großen Kammer, in der auch der Leichnam von Mohamed zwischenzeitlich abgelegt war, habe sich ein „Riesenhaufen Müll“ befunden – unter anderem mit „Massen an ausgeschnittenen Babyköpfen, Mädchenköpfen, Jungenköpfen“ oder ein Fotobuch mit Zeitungsausschnitten von Kindern. Das sei präzise Kleinarbeit gewesen. In einer Einkaufstüte fand sich etwa Mädchenkleidung, ein Kinderslip, Einmalhandschuhe und Paketband, anderswo etwa ein Baderock. In der Mitte des Raums stand ein aufblasbarer schwarzer Fesselstuhl. „Für mich ist schon klar, dass sich der Angeklagte wohl ziemlich lange mit diesem Thema beschäftigt hat“, sagte die Beamtin. Die Ermittler hätten den Eindruck gehabt, dass das alles zur Vorbereitung einer Kinderentführung dienen sollte. Das Gericht verlas auch eine Einkaufsliste von S. bei der Internetauktionsplattform Ebay. Dort kaufte sich der Angeklagte Säuglings- und Künstlerpuppen, Prinzessinnenkleider, ein Tigerkostüm für ein Kleinkind, Horrormasken und Die Ermittler entdeckten Kinderbilder, Horrormasken und Handschellen eine Bondage-Ledermaske, Handschellen, Riemen, Mundknebel und eine Halskrause für Kinder. Dabei waren auch ein ein Nachtsichtgerät, diverse Kameras, auch eine in einem Teddy verbogene Kamera. Darauf fanden die Ermittler Bilderreihen, darauf zu sehen war, „wie sich eine männliche Person sich auf dem Bett mit einer Puppe sexuell beschäftigt. Es gibt auch ein Bild, wo die männliche Person mit Latexmaske zu sehen ist“, sagte die Beamtin. Silvio S. muss sich seit zwei Wochen vor dem Landgericht Potsdam wegen zweifachenMordes verantworten.Trotz mehrfacher Appelle des Gerichts, eine Aussage zu machen und den Müttern damit zu helfen, schwieg der Angeklagte auch amfünften Verhandlungstag. Am Montag wird die Verhandlung fortgesetzt. Ein Urteil gegen Silvio S. wird Ende Juli erwartet. Henri Kramer/Alexander Fröhlich ANZEIGE Vom Persischen Golf ins Mittelmeer Vereinigte Arabische Emirate – Muscat – Aqaba – Kreta – Rom Vorprogramm in Dubai und Kreuzfahrt mit MSC FANTASIA vom 23. März bis 11. April 2017 • Tolle Reisekombination aus Hotelaufenthalt in Dubai und Kreuzfahrt mit Suezkanal • Stadtrundfahrt Dubai inklusive • Inkl. Getränkepaket zu den Hauptmahlzeiten • Zusätzliche Reisebegleitung Entdecken Sie Dubai Abu Dhabi MSC FANTASIA Viel Spaß in Rom Lufthansa-Flüge ab/bis Berlin! 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Die Verlag Der Tagesspiegel GmbH tritt lediglich als Vermittler auf. In Kooperation mit Hanseat Reisen GmbH, Langenstr. 16, 28195 Bremen Ihre Tagesspiegel-Leserreisen – persönliche Beratung und Buchung: (030) 21 91 56- 56 www.tagesspiegel.de/leserreisen · [email protected] · Besuchen Sie uns in der Nürnberger Straße 49 · 10789 Berlin · Öffnungszeiten: Montag–Freitag 9 bis 18 Uhr Kabinenbeispiel Reisepreise pro Person: Kat.* 2-Bettkabine I1 I2 O1 O2 B1° B2 innen, Bella innen, Fantastica Meerblick, Bella Meerblick, Fantastica Balkon, Bella Balkon, Fantastica Euro 1.939,– 2.039,– 2.139,– 2.239,– 2.339,– 2.439,– Einzelkabinen ab € 2.999,– auf Anfrage buchbar. Sie erhalten Ihre Kabinennummer mit den Reiseunterlagen, ggf. bei Einschiffung. *Die Kabinengröße innerhalb einer Preiskategorie kann variieren. °Kabinen mit teilweise Sichtbehinderung. Zusätzlich nur vorab p.P. buchbar: Wüsten-Safari mit Barbecue-Dinner 1 € 49,– Das Getränkepaket gilt für die Hauptrestaurants und das Selbstbedienungsbuffet, nicht für die Spezialitätenrestaurants. BERLINER MODEWOCHE MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802 DER TAGESSPIEGEL 15 FASHION WEEK Tägliche Modeseiten RENÉ STORCK In Berlin wird jede Menge geredet, auch darüber, ob die Schauen künftig größer ausfallen und Endkunden einschließen sollten. Für den Frankfurter Designer René Storck ist das nichts, er zeigte in kleinem Rahmen. „Für mich ist ein Defilee nach wie vor eine professionelle Veranstaltung und kein Entertainment“, sagt er. Das passt auch zu seiner Mode, die leise Töne anschlägt. „Man zieht sich an und muss nie wieder darüber nachdenken“, das sei sein Credo. Das erste Mal auch für Männer. „Bisher war für meine Idee von Männermode noch nicht die richtige Zeit“, sagt Storck. Nun wolle er aber die Lücke zwischen Freizeitund Businessmode schließen: Seine Looks tragen sich leicht vom Büro in den eleganten Feierabend. mav Heute geht es mal wieder um die Zukunft der Mode. Die soll möglichst intelligent sein und, wenn es nach Lisa Lang geht, leuchten. Ganz altmodisch begann die Modewoche mit einer Schau des Niederländers Erik Frenken, der einen hohen Standard für die Woche vorgab. René Storck und das Designerduo Odeeh reichten schon mal locker heran. So macht der Blick in die Zukunft richtig Spaß. gth Fotos: dpa Von Ariane Bemmer W Fummel oder Fusel? Warsteiner hat jetzt Foto: dpa eine Modekollektion. Bier zum Anziehen! War ja klar, dass das irgendwann noch kommt, können sie jetzt verächtlich sagen, die grundsoliden, ehrlich durstigen und jedem Chichi abgeneigten Biertrinker, wie man sie kennt: Männer, dürr oder mit Bäuchen und Pranken, in denen halbe Liter versinken. Klar, dass das nicht ausbleibt, in einer Welt, in der flaumbärtige Hipster Craft Biere erfinden, so süß, so gar nicht Bier, dass ihre Freundinnen dafür ihre Hugo-Plörre stehen lassen. Und nun kommt der große Bierlieferant Warsteiner zur Fashion Week mit der Nachricht von einer Modekollektion raus. Mehr noch: „Wir sind die erste Brauerei mit einer eigenen Modekollektion auf der Fashion Week.“ Ja, woran mag das liegen? Bier und Mode, das ging bisher nicht zusammen. Champagner, Kir Royal, Sekt, na klar, das trinkt die Society, die vorm Kleiderschrank die Hacken knallt. Bier dagegen war mehr der Saft zum karierten Kurzarmhemd, zur Herrensandale, zum Kapuzenpulli mit Bärchenprint, gezapftes Antimodestatement. Nun also Schluss damit – und Crossover mit Gärbottich. Hicks. Die Kollektion, teilt Warsteiner mit, biete „22 Artworks“, da weiß man doch gleich nicht mehr, worum es geht, die sprachliche Annäherung an die Modebranche darf als gelungen bezeichnet werden. Entworfen wurde die Kollektion von „Miss Goodlife“, die laut Warsteiner, „mutig feinste Stoffe und Strickwaren mit trendigen und ausdrucksstarken Motiven kombiniert“. Genau das Richtige für uns, brüllt da schon der Erste am Stammtisch, und wischt er sich etwa mit einem Warsteiner-Kaschmir-Artwork-Piece die Empörung vom Kinn? Hoffentlich nicht, denn für ihn und Konsorten ist die Kollektion natürlich nicht gedacht. „Wir verkörpern damit einen jüngeren Lifestyle und wenden uns einer jüngeren Zielgruppe zu“, teilt Warsteiner mit. Na dann: Wohl bekomm’s. ari D Grillen und Chillen in Mitte Auf der Fashion Week wird angegrillt: „Head & Heart“ laden zum Crew Barbeque. Mitgucken und mitessen darf aber nicht nur die Agentur-Besetzung, sondern jeder, der Lust auf Bratwurst und Kartoffelsalat hat. Wobei das Grillgut der Fashion Week entsprechend sicherlich ein wenig exotischer ausfällt. Mode gibt’s natürlich auch noch: Designerin Anne Gorke und Modekollektiv Zukker präsentieren ihre neuen Kollektionen. mav Head & Heart Crew Barbecue, 29. Juni ab 18 Uhr in der Gartenstraße 1 in Mitte, www.headnheart-store.com Light my wire TECH FASHION Pullis blinken, Jacken weisen Wege, technisch alles möglich, aber das ist nicht die einzige Frage. Pionierin Lisa Lang über die Chancen der digitalisierten Mode – und die Risiken Rot gesträhnt geht sie voran: Lisa Lang, Gründerin von Elektrocouture Auch das ist Bio. Der Pullover aus 80 Prozent BioMerinowolle wird mit einem USB-Kabel geladen. Er ist aus der Kollektion „Berlin Graffiti“, einer Zusammenarbeit von Elektrocouture und Christopher Santos. ja immer zu langsam. Wenn das dann endlich irgendwann geklärt ist, sei es noch eine Frage der Zeit, bis leuchtende T-Shirts auch bei H & M und Co. verkauft würden. Lang selbst kann das nur recht sein, ihr Modemotto lautet unmissverständlich: „Bei mir persönlich muss es immer leuchten.“ Leuchtend darum auch die Zukunftsaussichten, die sie sieht: Sie baue sich mit ihren Ideen und Kontakten „ein kleines Imperium auf und navigiere das Ganze“. Und die Mode selbst? Was kann sie sich da vorstellen? Zum Beispiel dies: Stoffe als interaktive Oberflächen, die permanent verändert werden können. „Wenn ich ins Museum gehe und einen van Gogh sehe und mir gefällt das Motiv, dann – wisch“, sie streicht mit der rechten Hand über ihren linken Unterarm, „ziehe ich mir das einfach auf den Ärmel.“ Eine Idee, die man direkt rahmen und aufhängen möchte. — Mehr unter elektrocouture.com, Infos zum Ideenwettbewerb unter fashionfusion.telekom.com. Die Fashion Tech beginnt am Mittwoch um 10 Uhr auf der Premium, Luckenwalder Straße 4–6, im Kühlhaus. Das Programm unter fashiontech.berlin Pragmatische Avantgarde Foto: promo MODE FÜR ALLE enn eine Modefirma namens Elektrocouture ihre Büros in einer Straße namens Wattstraße hat, muss man sich nicht wundern, wenn die Kleider, Hosen oder Pullover, die dort gefertigt werden, leuchten. Und so ist es dann. Der pink gemusterte Pullover für Herren leuchtet. Der Schal leuchtet. Der Kettenanhänger leuchtet. Der Rock soll auch leuchten, ist aber noch nicht fertig. Er ist gespickt mit vielen Mini-LED-Leuchten, die wie dürre Würmchen aus dem Stoff hervorlugen. Alles kann leuchten oder blinken, audiogesteuert, also auf Zuruf. Manche sagen, das sei die Zukunft der Mode. Tech-Fashion, Weareables, Smart Textiles sind ihre Schlagworte. Sie wollen die Technologie aus der Roboterwelt zur Mode für jedermann manchen, und nennen die Google Brille als Beispiel dafür, wie es nicht geht: zu hässlich. Sie wollen schöne und vor allem waschbare Produkte entwickeln und denken beispielsweise an Yogakleidung aus einem silberbasierten Stoff, der Körperwärme speichert und mit dieser Energie dann das Smartphone aufladen könnte, das später über eine mit leitfähigen Fasern versetzte Stoffstelle am Jackenärmel bedient werden könnte. Oder an Diabetikerkleidung, die Insulinwerte registriert, oder die Fahrradjacke, die den Weg weist. Oder eben das Kleidungsstück, das zweckfrei, aber schön leuchtet. Technisch sei fast alles möglich, sagt Lisa Lang, die Elektrocouture 2014 in Berlin gründete. Und darum liege hier die Lösung für die Krise der Branche. Sie sagt das mit einer Entschlossenheit, die jeden Zweifel abräumt, und kann darauf verweisen, dass bei ihr als Pionierin und Netzwerkerin des Metiers zunehmend um Rat nachgesucht werde. „Wir haben es mit ziemlich verzweifelten Leuten zu tun“, sagt sie. Vor allem aus Modehäusern, denen nichts mehr einfällt, die sich jahrelang nur auf den Vertrieb konzentrierten und die Mode vergaßen, sodass die Kundschaft sich gelangweilt abwendet. Aber auch bei Technikhäusern lodere Interesse auf, wie etwa der Telekom, mit der sie einen Ideenwettbewerb ersonnen hat, der am heutigen Mittwoch auf der Fashion Week präsentiert wird. „Wenn du Innovationen stoppst, das killt dich“, sagt Lisa Lang. Sie lehnt am großen Arbeitstisch in der Mitte des Studios, wieder in Schwarz gekleidet, und in die Haare knallrote Strähnen gefärbt, als wolle sie die Elektrisierung des Lebens nicht nur vorantreiben sondern auch symbolisieren. Im Hintergrund brummt ein Lasercutter, irgendwo formt ein 3-D-Drucker eine zuckerbasierte Masse zu Knöpfen, an Tischen sitzen junge Frauen vor Laptops und beraten Designs und Features. Es gehören auch Ingenieure zum Team, denn eine der Herausforderungen der Tech Fashion sind die Batterien. Klein, leicht, versteckbar, waschbar, biegbar? Es gibt viel zu tun. An einem Tisch wird über ein Jackett nachgedacht, in dessen Brusttasche ein visitenkartenähnliches Display stecken soll, das den Namen des Jackettträgers zeigen kann und ihn – beispielsweise auf Konferenzen – durch den Tag lotst. Dass das alles keine Spinnereien sind, sei spätestens seit März wohl jedem klar, sagt Lisa Lang. Da verkündeten Google und Levi’s, dass sie bis 2017 gemeinsam eine smarte Jacke auf den Markt bringen würden. Die Giganten schreiten voran. Lisa Lang zieht eine Augenbraue hoch. Alles klar? Das sei vielleicht der letzte Warnschuss gewesen. Aber das ist nur der eine Acker. Der andere ist der bürokratische. Da sieht Lisa Lang den allerdringendsten Handlungsbedarf. Bisher könne man beispielsweise smarte Kleidung nur schwer handeln, weil nicht geklärt ist, ob es sich dabei um Kleidung oder Elektronik handelt. „Aber auf den entsprechenden Formularen muss man das eine oder andere ankreuzen“, sagt sie. Soll die modische Revolution der digitalen Welt etwa an fehlenden Ankreuzkästchen scheitern? Ha!, sie schaut kämpferisch und ihr fränkisches R rollt grollend. Nicht, wenn sie das verhindern kann. Auch im Bereich Datenschutz gebe es enormen Klärungsbedarf. Was ist denn, fragt sie, wenn die Diabetiker-Jacke nicht nur den Kranken up to date hält, sondern auch der Krankenkasse meldet, dass er sich in der Konditorei versündigt? Was, wenn die Jacke gehackt wird – und der Kranke an einem Insulinschock stirbt? Das muss alles geklärt werden, hätte nach Lisa Langs Vorstellungen längst geklärt sein können. Aber Pionieren sind die anderen Foto: promo ALLES auf Anfang Erik Frenken macht mit seinem Label Avelon Kleidung, die nach viel aussieht, aber ganz einfach zu tragen ist Vor zwei Jahren hat sich meine Mutter in Rotterdam ein schwarzes Kleid von Avelon kauft. Toll sah sie darin aus! „Genau so soll es sein, meine Sachen sollen elegant, aber einfach zu tragen sein“, sagt der Designer Erik Frenken. Er kann sich genau an das mehrlagige Kleid erinnern. Dass eine 62-Jährige sich in seiner Mode wohlfühlt, ist ihm nur recht. Diesen Eindruck machen auch seine Entwürfe, die am Dienstagmorgen bei der ersten Schau der Berliner Modewoche im Erika-Hess-Eisstadion zu sehen sind. Da merkt man, wie hilfreich das Insiderwissen der eigenen Mutter sein kann. Die anderen müssen das erst lernen, immer wieder hört man die Frage, wer Avelon eigentlich sei. Das ist der Grund, warum Frenken sich entschlossen hat, seine Mode diese Saison nicht nur in Paris, sondern auch in Berlin zu zeigen. Wobei das einem Zufall geschuldet war: Eine Mitarbeiterin des Veranstalters der Mercedes Benz Fashion Week kam Richtig gewickelt. Ein Outfit aus der ReFoto: dpa sort-Kollektion von Avelon. nach der Mittagspause mit einem neuen Rock von Avelon zurück. Auch er war schwarz, er hatte tiefe Falten, die von innen knallgelb leuchteten und gefiel allen so gut, dass sie beschlossen, den 40-Jährigen nach Berlin einzuladen. Das kam dem Niederländer gerade recht, denn in Deutschland will er expandieren. Es gibt landesweit 15 Läden, aber er glaubt, dass mehr Geschäfte seine Kleider im Sortiment vertragen könnten. „Die Boutiquen stehen sehr unter Druck. Sie brauchen etwas, das einzigartig genug ist, um aufzufallen, aber auch nicht so, dass man lächerlich wirkt.“ Eben wie das Kleid meiner Mutter. Auch die in Berlin gezeigten Kleider erfüllen diesen Anspruch, aber vor allem wirken sie professionell gemacht, im Gegensatz zu einigen Kollektionen, die man von Berliner Designern während der Fashion Week zu sehen bekommt. Da sitzt jede Falte einer Bluse, ein knallroter Rock ist genau an der richtigen Stelle in der Taille geschnürt, das lange Kleid im klassisch gestreiften Blusenstoff fällt locker um die Hüften. Das nennt Frenken „Casual Couture“, und es trifft gleich doppelt auf das hier Gezeigte zu: Es ist seine Resort-Kollektion, die zwischen die Winter- und Sommersaison geschoben wird, um den Kunden öfter etwas Neues zu bieten und die Umsätze nicht nur auf die zwei Hauptkollektionen zu konzentrieren. Deshalb bekamen die Berliner Zuschauer auch keine flatterigen Sommerkleider zu sehen, das aufwendigste Kleidungsstück war ein aus einzelnen Streifen zusammengesetzter Lederrock. Auch wenn Erik Frenken in Amsterdam lebt, ist Paris das Zentrum für seine Arbeit. Trotzdem findet er die Berliner Modewoche nicht überflüssig: „Hier ist es ähnlich chaotisch wie in Amsterdam. Wir sollten uns nicht mit den großen Modestädten wie Mailand oder Paris vergleichen, es ist gut, dass es Modewochen wie ANZEIGE EXQUISITE MANUFACTURE SCENTS FRAU-TONIS-PARFUM.COM die Berliner gibt. Da geht es darum, den Kunden vor allem mehr über Mode beizubringen, das ist unser Job.“ Den hat Erik Frenken mit seiner Modenschau erfüllt. Sie zeigt, wie gut Mode auf einem internationalen Level aussehen kann. Grit Thönnissen 16 BERLIN DER TAGESSPIEGEL NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 Zum Trösten durch die Geheimtür SPIELORT Kleine Schlammschlacht. Kinder mögen die Wasserpumpe. Foto: saa Spielplatz am Wildenbruchplatz WO IST DAS? In Neukölln – am südlichen Ende des Wildenbruchplatzes. WAS KANN MAN DA MACHEN? In die mit Mosaik verzierte Fantasiefigur klettern, um danach die Tunnel-Rutsche hinunterzusausen. Die Wasserpumpe anwerfen und im Sandkasten Matschkugeln formen. FÜR WEN? Für Kinder im Windelalter, die gerne mit Wasser spielen und Ältere, die gerne klettern, Tischtennis spielen oder sich trauen, auf dem Bolzplatz mit den großen Jungs Bälle zu kicken. Davor oder danach kann man es sich auf der Liegewiese im Park gemütlich machen. Kaffee und Süßes gibt’s in der Café-Bäckerei Zimt & Mehl (Wildenbruchstraße/Ecke Weigandufer). WANN? Das ganze Jahr über. An heißen Tagen spenden die großen Bäume rings um den Wasserspielbereich genug Schatten. saa — Weigandufer/Ecke Innstraße in Neukölln. E FÜR GROSS & KLEIN F GERETTETES GEMÜSE KOCHEN Mittwoch, 29.Juni Unter dem Titel „Schnell, gesund, frisch: Essen für die ganze Familie aus geretteten Lebensmitteln“ kann man von 15 bis 17 Uhr im STZ Pestalozzi Treff, Pestalozzistr. 1A, 12623 Berlin, unter Anleitung einer Ernährungsberaterin Brotaufstriche, Salate und Fingerfood herstellen. Eine Anmeldung unter Tel. 56 58 69 20 ist erforderlich. dma *** SUPERSONDEREXTRA-ZIRKUS Donnerstag, 30. Juni Zum 30. Geburtstag des Kindertheaters Rasselbande gibt es von 10–12 Uhr eine „Märchen-Lieder-Circus-Supersonderextrajubiläumsvorstellung“ mit Mitspiel-Märchen (Theater Dreikäsehoch), Lieder-Geschichten (Rainers Kindermusik) und dem Clown Pico für Kinder ab 3 im Kompass – Haus im Stadtteil, Kummerower Ring 42 in 12619 Berlin. Eintritt: 3 Euro, Erzieher frei, Anmeldung unter Tel. 56 49 74 01 erforderlich. dma *** DOSENWERFEN UND RADIO TEDDY Sonnabend, 2. Juli Von 13 bis 18 Uhr ist Kindertag (für alle bis 15 Jahre) im Forum Steglitz, Schlossstraße 1, mit Dosenwerfen, Airbrush-Tattoo-Studio, Schnellzeichner, Fotostudio, Luftballons, Popcorn und Bühnenprogramm von Radio Teddy. dma AUF DIESER SEITE FAMILIE Was macht die FAMILIE ? Wie ein Vater die Stadt erlebt In Prenzlauer Berg gibt es Berlins erste Kita mit angeschlossenem Gemeinschaftsbüro für Eltern. Aber wie funktioniert das im Alltag? Ein Besuch Im zauberhaften Schweinestall Lars Spannagel trifft Hühner, Schafe und den Bundespräsidenten Von Susanne Grautmann Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf lässt sich jetzt besichtigen. Natürlich in Prenzlauer Berg: An einem Mittwoch, pünktlich um halb zwölf sitzen Kinder, Eltern und Erzieher der Kita „Coworking Toddler“ im Gemeinschaftsraum und essen zu Mittag. Es gibt Seelachsfilet mit Currysauce, geliefert von einem Vollwert-Caterer. Der Kommunikationsberater Clemens Lerche, 48, hat seine kleine Tochter Fritzi auf dem Schoß und schiebt abwechselnd sich selbst und ihr eine Gabel davon in den Mund. Eine Mutter hat sich mit ihrem vier Monate alten Baby in die Stillecke zurückgezogen. Bis vor einer Minute haben die Eltern noch an ihren Schreibtischen gearbeitet und die Kinder waren mit Erzieher Yannick draußen unterwegs. „Coworking Toddler“ ist Berlins erste Kita mit angeschlossenem Gemeinschaftsbüro. Vorne in der Kita können zwölf Kinder zwischen drei Monaten und sechs Jahren spielen, während hinten im Bürobereich zwölf feste Arbeitsplätze für die Eltern eingerichtet sind. Jeder Erwachsene hat einen Schreibtisch und ein Schließfach, es gibt eine Teeküche und W-Lan. Büro und Kita sind getrennte Bereiche, die durch einen kurzen Gang miteinander verbunden sind. Mittags kommen Eltern und Kinder zum Essen zusammen. „Als unser zweites Kind zur Welt kam, habe ich ein Betreuungskonzept gesucht, das es uns erlaubt hätte, noch nah bei unserem Sohn zu sein und trotzdem konzentriert zu arbeiten“, sagt Gründerin Sandra Runge, 38. Gerade Freiberufler, die relativ ortsunabhängig und flexibel arbeiten können, hätten dazu grundsätzlich die Möglichkeit. Aber es gab in Berlin noch keine Kita, die Kinderbetreuung und Arbeitsplätze für Freiberufler unter einem Dach anbot. Dabei waren hier nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg im letzten Jahr immerhin 12,4 Prozent aller Erwerbstätigen selbstständig. Damit ist Berlin Spitzenreiter unter allen Bundesländern und liegt auch über dem Bundesdurchschnitt: Deutschlandweit arbeiteten nur zehn Prozent freiberuflich. Runge war so überzeugt von der Idee, dass Berlin eine Kita mit anliegendem Coworking Space fehlte, dass sie mit Mann Marc, einem selbstständigen Unternehmensberater, eine gründete. Ihr Ziel: „Coworking Toddler“ sollte eine öffentlich geförderte Kita werden, für die die Kitagutscheine vom Jugendamt gelten. Soweit der Plan, über den der Tagesspiegel im vergangenen Frühjahr berichtete. Vor wenigen Wochen nun konnten Kinder und Eltern ihren ersten Kita- und Arbeitstag in den Räumen an der Greifenhagener Straße verbringen. Zeit für einen Besuch, um nachzusehen, wie gut das im Alltag funktioniert. Für Clemens Lerche ist „Coworking Toddler“ so etwas wie ein Betriebskindergarten, der der Arbeitswelt von heute gerecht wird. Die üblichen Kinderbetreuungsangebote würden den real existieren- MONTAG GESUND D Getrennte Bereiche. Hier das Spielzimmer, da das Büro für die Eltern. Foto: Thilo Rückeis DIENSTAG LERNEN FIRMEN UND KITAS D Auch die Mitarbeiter einiger großer Unternehmen in Berlin genießen die Vorzüge von Kinderbetreuung am Arbeitsplatz: Die Bayer Pharma AG unterhält seit 1972 einen Betriebskindergarten in Wedding. Siemens hat im Dezember 2015 seine erste betriebseigene Kita in Berlin in Siemensstadt eröffnet. Auch Firmen ohne eigenen Kindergarten können ihren Mitarbeitern Kinderbetreuung vor Ort anbieten: Es gibt freie Kita-Träger, wie zum Beispiel die Fröbel-Gruppe, bei denen Unternehmen sogenannte Belegplätze für die Kinder ihrer Mitarbeiter reservieren können. Mit den Beiträgen, die die Träger dafür von den Unternehmen erhalten, finanzieren sie die sieben Prozent Eigenanteil, die sie zu ihren Betriebskosten beitragen müssen. In Berlin bietet das Spielesoftwareunternehmen Wooga in Mitte seinen Mitarbeitern solche Belegplätze an. Firmen, die bei ihrer Suche nach Arbeitskräften in starkem Wettbewerb mit Konkurrenten stehen, können mit Kinderbetreuungsangeboten bei den Bewerbern punkten. Auch die Berliner Verwaltung hat Belegplätze für die Kinder von Mitarbeitern in nahe gelegenen Kitas reserviert. Die Senatskanzlei kooperiert zum Beispiel mit der Fröbel-Kita auf der Fischerinsel. Oft bieten diese Kitas in Abstimmung mit den Firmen auch verlängerte Öffnungszeiten an. MITTWOCH FAMILIE den Beschäftigungsverhältnissen nicht gerecht, findet er. „Und wie so oft ist es dann ein kleines Start-up, das neue Wege beschreitet.“ Den Büroplatz müssen die Eltern zusätzlich für 350 Euro netto im Monat anmieten. Dafür können sie den Schreibtisch ganz flexibel unter allen Mitgliedern der Großstadtfamilie aufteilen: an einem Tag kann ihn der Papa nutzen, am nächsten Oma. Das Angebot trifft offenbar auf großes Interesse. Runge sagt, dass sie sich vor Anfragen kaum retten könne. Die Familien kommen aus ganz Berlin in die Kita in Prenzlauer Berg, aus Neukölln, Pankow, Weißensee oder Friedrichshain. Nicht alle sind Freiberufler – auch Angestellte ohne Anwesenheitspflicht, Studenten und Stipendiaten arbeiten hier. Dass die Eltern mindestens genauso von dieser Lösung profitieren wie die Kinder, liegt für Marie-Luise Mähler auf der Hand. „Ich esse zum ersten Mal anständig, seit ich Kinder habe“, sagt die 38-jährige PR-Assistentin, die zurzeit ein Aufbaustudium absolviert. Solange sie von zu Hause aus gearbeitet habe, habe sie mittags nie für sich gekocht. Aber noch wichtiger ist ihr, dass sie die Mahlzeit gemeinsam mit ihrer Tochter einnehmen kann, sie noch mal sieht und mit ihr kuscheln kann, bevor die Erzieher die Kleine zum Mittagsschlaf hinlegen. Kommunikationsberater Lerche genießt es, dass er seinen Tag am Schreibtisch nicht mehr allein verbringt, seitdem er und seine Tochter bei „Coworking Toddler“ sind. „Das ist hier ein Gemeinschaftserlebnis, ein echter Zugewinn an Lebensqualität.“ Ein willkommener Nebeneffekt: Auch berufliche Netzwerke und Synergien entstehen dabei. Wie können sich die Eltern konzentrieren, wenn sie ihr kleines Kind nur einen Raum weiter wissen oder wenn sie es weinen hören? „Ich arbeite viel mit Kopfhörern“, sagt Lerche und lacht. Mähler meint, sie höre ihre Tochter deutlich häufiger lachen als weinen. Bei „Coworking Toddler“ bekomme man eben mehr vom Alltag der Kinder mit als in anderen Kitas. Mähler hat schon einen älteren Sohn DONNERSTAG HELFEN in einer anderen Kita. Auch dort hätte sie einen Platz für ihre Tochter haben können. Aber Mähler und ihr Mann haben sich für „Coworking Toddler“ entschieden, weil sie nach der Geburt ihres zweiten Kindes beide früh wieder arbeiten wollten. Die Kleine schon im Alter von zehn Monaten komplett abzugeben, konnten sie sich aber nicht vorstellen. Laut Senatsjugendverwaltung entscheiden sich berlinweit nur 2,7 Prozent aller Eltern dafür, ihre Kinder schon im ersten Lebensjahr in eine öffentliche Betreuungseinrichtung zu Nebenbei geben. entstehen Und die Kinder? Stehen die nicht neue ständig an der Zwiberufliche schentür, weil sie zu Mama und Papa wolNetzwerke len? Bisher nicht. Was allerdings auch daran liegen könnte, dass sie noch gar nicht mitbekommen haben, dass ihre Eltern direkt nebenan arbeiten. Die geben ihre Kinder nämlich morgens am Kitaeingang ab und gehen dann einmal um das ganze Gebäude herum bis zur Bürotür. Die Zwischentür ist das am besten gehütete Geheimnis von „Coworking Toddler“. Es dürfte wohl trotzdem nur eine Frage der Zeit sein, bis die Kinder darauf kommen, wieso ihre Eltern so schnell bei ihnen sein können, wenn sie mal dringend Trost brauchen. Wie gut sie dann akzeptieren werden, dass ihre Eltern in der Nähe, aber nicht für sie greifbar sind, wird sich zeigen. Im Moment wirken alle Beteiligten ziemlich entspannt. Allerdings ist bisher auch nur ein Drittel aller Kinder eingewöhnt. Wenn erst mal alle zwölf mit ihren Eltern angekommen sind, wird es wohl turbulenter werden. Runges eigener Sohn wird übrigens nicht darunter sein. Er geht inzwischen in eine andere Kita und Sandra Runge wollte ihn nicht wieder aus seinem gewohnten Alltag herausreißen. FREITAG GENUSS — www.coworkingtoddler.com omenedale. Wenn meine Tochter das sagt, klingt es wie ein Zauberspruch. Abrakadabra, Domenedale, Hexhex. Dabei meint sie einen ganz und gar bodenständigen – wenn auch recht zauberhaften – Berliner Ort. Die Domäne Dahlem, offiziell „Freilandmuseum für Agrar- und Ernährungskultur mit ökologischem Schwerpunkt“. Für uns ist es der Bauernhof für Stadtkinder. Im Zoologischen Garten und im Aquarium kann man exotischere, gefährlichere und größere Tiere aus der Nähe sehen. Auf der Domäne Dahlem kann man die eher normalen Tiere beobachten, die im Leben einer knapp vierjährigen Charlottenburgerin aber trotzdem kaum eine Rolle spielen. Umso schöner ist es, Hühner, Ziegen, Schafe, Kühe, Pferde und Schweine zu besuchen und zu schnuppern, wie das Landleben so duftet. Unsere Besuche in Dahlem laufen eigentlich immer gleich ab: Zuerst spazieren wir einmal über die ganze Anlage und klappern die Tiergehege ab. Meistens versuche ich dabei, Jola irgendeinen Quatsch zu erzählen. Leider glaubt sie mir schon lange nicht mehr alles. Die Schweine werden beispielsweise auf einer großen, matschigen Freifläche gehalten, als Unterkunft stehenihnen zeltähnliche Mini-Hütten zur Verfügung. Ich versuchte deshalb, Jola diese spezielle Rasse ganz offiziell als „Camping-Schweine“ zu verkaufen. Ihre knappe Antwort: „Mann, Papa!“ Auch meinVorschlag,wir könnten einpaarHühner für unseren Balkon anschaffen, nahm meine Tochter nicht ernst. Nach dem Rundgang geht es zuerst zum Kletterbaum, dann zu dem Baumstumpf-Hüpf-Parcours, dann zum Voltigierplatz, dann zur Töpferei. Hier darf sich Jola immer ein kleines Ton-Tier aussuchen und bunt anmalen, das abschließende Anstreichen mit Glitzerlack übernimmt meine Frau. Danach geht es kurz auf den Spielplatz, zum Bratwurststand und für eine Runde aufs historische Karussell. Bevor wir gehen, wird das mittlerweile getrocknete Ton-Tier eingesammelt. Zu Hause zieren schon ein Igel und ein Pinguin unser Bücherregal, die Großeltern sind mit Osterhasen versorgt. Wirklichspektakulärist keine dieserAktivitäten, dafür aber entspannt. Neulich sah ich Jola auf dem Spielplatz zu, wie sie aufeinem stillgelegtenTraktor herumkletterte. Neben mir stand ein alter Herr, der seinen Enkel gerade mit dem Fahrrad über das Gelände geschoben hatte. Wir nickten uns freundlich zu, erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass es sich um Joachim Gauck handelte. Kurz darauf verlor ich den Bundespräsidenten auch schon wieder aus den Augen, Gauck war nur kurz wie ein alter Zauberer aufgetaucht. Domenedale eben. — Königin-Luise-Straße 49. Der Eintritt auf das Hofgelände ist frei, es wird aber um ein freiwilliges Eintrittsentgelt von 1–2 Euro gebeten. SONNABEND KINDERSEITE SONNTAG LESERMEINUNG ANZEIGE Überarbeitete und aktualisierte NEUAUFLAGE 2016/2017 Neue Kollegin? Neuer Nachbar? Heißen Sie sie mit diesem Geschenk willkommen. Das Tagesspiegel-Spezial „Neu in Berlin & Potsdam“: Unverzichtbar für den perfekten Start in der Hauptstadtregion. Alles Wissenswerte, um in Berlin und Potsdam heimisch zu werden Berlin und Potsdam kompakt: Stadtteile, Kieze und Wohnlagen im Überblick Umziehen aber richtig – der komplette Service für Neuberliner Die besten Adressen: 90 Seiten Empfehlungen für alle Lebensbereiche Extra: Potsdam-Booklet mit zwei Spaziergängen und Top-Adressen Ab 29. Juni im Handel erhältlich oder einfach versandkostenfrei vorbestellen: nur 8,50 € www.tagesspiegel.de/neu-in-berlin Bestellhotline (030) 290 21 - 520 Der Sieg der Feder: Ein Ausflug ins John-Heartfield-Haus – Seite 18 KULTUR WWW.TAGESSPIEGEL.DE/KULTUR MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802 Frau des Rabbis Die US-Schriftstellerin Silvia Tennenbaum ist tot Foto: dontworry/Wikipedia Ihr schönstes Buch hat einen programmatischen Titel: „Die Straßen von gestern“. Es ist ein Erinnerungs- und ein Abschiedsbuch, denn die Straßen, die Silvia Tennenbaum da beschreibt, gehören zu einer Stadt, die nicht mehr existiert. „Es ist im Grund ein Buch über meine Familie, ein Schlüsselroman“, hat sie erzählt. Das Haus ihrer Großeltern mütterlicherseits – der Familie Stern, die mit Anne Frank verwandt war – stand wie das Haus der Wertheims aus dem Roman im Frankfurter Westend. Heute ragen dort die beiden Türme des Deutsche-Bank-Hochhauses auf. Mit der Figur des Eduard Wertheim setzte die Autorin ihrem Großonkel ein Denkmal, dem Industriellen Paul Hirsch, der die größte private Musikbibliothek in Europa aufbaute. „Straßen von gestern“ folgt der Familie Wertheim durch KaiTennenbaum serreich und Weimarer Republik bis ins „Dritte Reich“, von der Geburt der jüngsten Tochter Lene 1903 bis ins Jahr der Pogromnacht 1938, als es einigen Familienmitgliedern gelingt, den Nationalsozialisten zu entkommen und ein Ausreisevisum für die USA zu bekommen. Als Frankfurt am Main im Jahr 2012 den Roman für die Reihe „Frankfurt liest ein Buch“ aussuchte und mit 70 Veranstaltungen ehrte, kam die Schriftstellerin noch einmal aus New York zurück in ihre Geburtsstadt. Sie war gerührt: „Mir wurde fast schwindelig. Noch nie bin ich so gefeiert worden.“ Als Silvia Tennenbaum Frankfurt 1936 mit ihrer Familie verlassen musste, war sie acht Jahre alt. Sie entstammte einer großbürgerlichen jüdischen Familie, ihr Vater war der Journalist und Schriftsteller Erich Pfeiffer-Belli, der am Bauhaus studiert hatte. Nachdem die Eltern sich scheiden ließen, heiratete die Mutter Charlotte Stern den Dirigenten Hans Wilhelm Steinberg. Die Emigration führte über die Schweiz nach New Jersey. Tennenbaum heiratete einen Rabbi, zog mit ihm nach Virginia, bekam drei Söhne, zog zurück nach New York, um an der Columbia-Universität Kunstgeschichte zu studieren, ließ sich scheiden und arbeitete als Kunstkritikerin. Ihr erster Roman „The Rabbi’s Wife“ erschien 1978 und wurde ein großer Erfolg, 1983 folgte „Yesterday’s Streets“. Beide Bücher sind in den letzten Jahren in deutschen Übersetzungen herausgekommen. Silvia Tennenbaum ist am Montag auf Long Island gestorben, wie der Schöffling Verlag mitteilte. Sie wurde 88 Jahre alt. Christian Schröder Ich stand unter der Erde, der Himmel blieb Deutsche Geschichte nach Schuld und Sühne: Der Dichter und Erzähler Marcel Beyer erhält den Georg-Büchner-Preis Von Gregor Dotzauer Dresden, Radeberger Straße 101. Ein sechsstöckiger Plattenbau in der Neustadt, Google Street View zeigt ihn in seiner ganzen gesichtslosen Geheimnislosigkeit. Wer sich aber mit Marcel Beyer dorthin begibt, dem verrutschen alsbald die Koordinaten. Man betritt ein Stück Russland, das zu DDR-Zeiten auf dem Stadtplan gar nicht existierte. Im dritten Stock wohnte Mitte der 80er Jahre der junge KGB-Hauptmann Wladimir Putin. Kaum aber geht der Leser mit Beyer auf die Suche nach „Putins Briefkasten“ (2012), wie die Titelgeschichte seiner acht Expeditionen in gleichermaßen reale wie imaginierte Räume zwischen Estland und Weißrussland heißt, folgt er ihm schon in den Dresdner Zoo, wo Fjodor M. Dostojewski 1867 den Tagebucheintragungen seiner Frau zufolge einen einäugigen Löwen so lange fixierte, bis dieser zu brüllen begann. Und zwei Absätze weiter, nach Elias Canettis Überlegungen zum Führen von Tagebüchern, stolpert man mit höchster assoziativer Selbstverständ- Dresden lichkeit in Beyers Erkenntnis hinein: „In stieß der Fremde erweist für ihn sich die eigene Sprache als der unzähm- das Tor bare Löwe selbst.“ zum Osten Welche Fremde? Die terra incognita, Europas auf die ihn zu diesem Denkbild inspirierte, fand er vor der Haustür. 1965 im württembergischen Tailfingen geboren, studierte er Germanistik und Anglistik in Siegen, lebte dann einige Jahre in Köln, bevor er 1996 nach Dresden zog. Die Stadt wurde sein Tor zum Osten, den er sich reisend nach und nach eroberte. Er betrieb „Erdkunde“ (2002), wieder Eröffnungszyklus des gleichnamigen Gedichtbands hieß: „Mir träumte von Knochen, / ich war im Gelände, / mein Gesicht, meine Füße, / ich schaute auf meine Hände. // in den Staub, den Niesel, / ich wusste nicht, bin ich /in Teplitz, in Teplice oder in Tepl, / ich berührte nichts, alles // fürchtete ich, würdezerbröckeln, / so wie derName, porös, / porös in der Hand, der Senke, / es roch,als seietwasverbrannt,/ eineSchürfstelle sicher, / ich stand unter der Erde, / doch der Himmel blieb / da. Nirgendwo Knochen.“ Es war die natürliche Fortsetzung seiner Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte, die in Beyers bis heute berühmtestem Roman „Flughunde“ (1995) einen ersten Höhepunkt fand. Er erzählt darin die Geschichte des Schallforschers E NACHRICHTEN F ANZEIGE Tu dies!* *aus: »Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs« von Milo Rau, Regie: Milo Rau Mit: Ursina Lardi und Consolate Sipérius Am 29.6. und 1., 2. und 8.7. Karten: 030 890023, www.schaubuehne.de Deutscher Kulturrat setzt Kunstfest Weimar auf „Rote Liste“ Der Deutsche Kulturrat hat das Kunstfest Weimar aufdie „Rote Liste“bedrohterKultureinrichtungengesetzt. Durchden angekündigten Wegfall der städtischen Förderung und der damit verbundenen Landeszuschüsse wäre das Kunstfest ab 2019 „massiv bedroht“, so der Kulturrat in seiner Zeitschrift „Politik & Kultur“. Die Entscheidung falle zeitlich zusammen mit dem100.Jahrestag derGründung desBauhausessowieder Verabschiedungder Weimarer Verfassung. Gerade hier bestünde „in ganz besonderer Bedarf an differenzierter künstlerischer Auseinandersetzung mit diesen historischen Ereignissen und ihrer aktuellen Bedeutung“. KNA Im Olymp angekommen. Der diesjährige Büchner-Preisträger Marcel Beyer 2014 auf der Frankfurter Buchmesse. Hermann Karnau, der sich immer enger in die Dienste der Nazis begibt, bis er als Wachmann im Führerbunker die letzten Stunde von Goebbels und Hitler begleitet. Als Tontechniker ist er anfangs nur für die Akustik bei Propagandaveranstaltungen zuständig. Später nimmt er an der Front das Geröchel sterbender Soldaten auf und assistiert bei Kehlkopfoperationen, die auf Himmlers Betreiben das Wesen der „arischen“ Stimme erforschen. Auch „Flughunde“ ist imaginiert und real zugleich: erfunden in der Figur des Stimmenvampirs Karnau, ansonsten aber, nicht zuletzt unter Zuhilfenahme der Goebbels-Tagebücher, historisch weitgehend verbürgt und mediengeschichtlich sorgfältig recherchiert. Beyer legt Schichten eines Abhörterrors frei, in dem sich die ganze Tyrannei spiegelt – und das vor allem auf der Ebene der Handlanger und Opfer. Wenn Marcel Beyer am 5. November den mit 50 000 Euro dotierten GeorgBüchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung erhält, wird ein Schriftsteller ausgezeichnet, der sich als Nachgeborener anfangs zunächst selbst wunderte, warum er sich so tief mit der Vergangenheit einließ. Doch von Buch zu Buch fand er genauer heraus, wie sie ihn und sein Schreiben jenseits unmittelbar moralischer Schuld und Sühne bedingte. Mit ihm würdigt die Jury einen Autor, „der das epische Panorama ebenso beherrscht wie die poetische Mikroskopie. Er widmet sich der Vergegenwärtigung deutscher Vergangenheit mit derselben präzisen Hingabe, mit der er die Welten der Tiere und Pflanzen erforscht. Er hat den Sound der Straße im Ohr, er kennt die Testgelände der ästhetischen Avantgarden, er ist vertraut mit der tückischen Magie der Medien. Seine Texte sind kühn und zart, erkenntnisreich und unbestechlich. So ist während dreier Jahrzehnte ein unverwechselbares Werk entstanden, das die Welt zugleich wundersam bekannt und irisierend neu erscheinen lässt.“ Foto: Arno Burgi/dpa Das gelang ihm, wie in dem 2008 erschienenen Roman „Kaltenburg“, nicht immer überzeugend. Darin versucht er sich an einer Art Ost-Pendant zu den „Flughunden“. Der Ich-Erzähler begibt sich, von den Dresdner Bombennächten des Jahres 1945 traumatisiert, in denen er massenweise Vögel vom Himmel stürzen sieht, in die Obhut des an den Tierforscher Konrad Lorenz angelehnten Zoologen Ludwig Kaltenburg und wird Ornithologe. An Kaltenburgs Seite erlebt er die Wechselfälle des kommunistischen Nachkriegszeitalters – und sieht, wie das Experiment am Tier eigentlich das menschliche Verhalten im Visier hat. Selbst für das zusammengezwungene Stückwerk von „Kaltenburg“ aber gilt jene Suche nach einer „Haltung des Hörens“, die er in seiner Dankesrede zum Uwe-Johnson-Preis 1997 herausstellte. „Schweigen ist unmöglich.“ Und: „Die guten Leute sollen das Maul halten.“ Diese beiden Johnson-Sätze, die sich in den „Jahrestagen“ noch zur Bemerkung „Die Toten sollen das Maul halten“ steigern, bilden für ihn die Spannung seines Schreibens: „Als Nachkomme von Schweigegeneration und Antwortgeneration, dazu als jemand, der weder einen Stern noch einen farbigen Winkel sich an die Kleidung hätte heften müssen, der nicht zur Ermordung vorgesehen wäre, weiter als jemand, der mit Worten umgeht, aus Neigung zudem vor der Öffentlichkeit, und der aus seiner Neigung notwendigerweise eine Befragung, eine unabschließbare Prüfung seines Materials, der Spraableitet.“ Eine Haltung cheAngefangen hat des Hörens – Beyer nach ersten Gedichten indes mit um das wahren IntertextualiSchweigen tätsexzessen. Sein Debütroman „Das zu Menschenfleisch“ überwinden (1991) verwurstete Zitate postmoderner Heroen von Antonin Artaud und Roland Barthes und montierte sie ein in eine hochfragmentierte Körper- und Liebesgeschichte: Sie verschlingt ihren Erzähler am Ende in einer fleischfressenden Pflanze. Es war die Zeit, in der er unter dem Einfluss von Alain Robbe-Grillets nouveau roman jeder historischen Erzählsubstanz misstraute. Es war die Zeit, in der er, ein Bewunderer der Cut-up-Techniken von William S. Burroughs und Brion Gysin, für das Kölner Musikmagazin „SPEX“ zu schreiben begann. Und es war die Zeit, in der er noch ganz unter dem Einfluss von Friederike Mayröcker stand, die seine Leseinteressen zwischen Michel Leiris und Francis Ponge prägte. Manche Verrenkung und Verrätselung mag ihm davon geblieben sein – mit ihr aber auch die Widerständigkeit gegen ein unbefragt realistisch-mimetisches Literaturverständnis, das der Dichter Beyer ohnehin scheut. Sein jüngster Lyrikband „Graphit“ (2014), ein „Grundbuch für zeitgemäße Dichtung“, wie Michael Braun in dieser Zeitung schrieb, durchquert – mit einer großen Verneigung vor seinem verstorbenen Freund Thomas Kling – einmal die Welt vom Rheinland bis zum Schwarzen Meer. Dabei macht er mit dem großen Gedicht „Sanskrit“ Halt bei Karl May in Radebeul bei Dresden. Ihm widmete er ein Libretto zum Musiktheater von Manos Tsangaris, nachdem er bereits dreimal mit dem Komponisten Enno Poppe arbeitete. Höher geht es in der deutschen Literatur seiner Generation nach dieser Wahl kaum noch hinaus. Es wird deshalb spannend, in welchen Regionen sich die Akademie in den kommenden Jahren umsehen will. Ein Halleluja für zwei Fäuste Expat Philharmonic Orchestra spielt „Fidelio“ in Berlin Am Sonntag, den 10. Juli, wird im Großen Sendesaal des RBB in der Masurenallee Beethovens „Fidelio“ aufgeführt. Der syrische Regisseur Anis Hamdoun will dabei das Thema der politischen Freiheit und der individuellen Verantwortung, um die es in der Oper geht, in den Kontext aktueller Ereignisse stellen. Julien Salemkour, ehemaliger Assistent Daniel Barenboims an der Staatsoper, wird das Expat Philharmonic Orchestra dirigieren, den Florestan singt Ünüsan Kuloglun, Barbara Krieger übernimmt die Rolle der Leonore. Außerdem wirken Mitglieder des Chores sowie des Kinderchores der Staatsoper mit. Tsp SEITE 17 Er sei kein Schauspieler, hat Bud Spencer immer wieder versichert. Jetzt ist der Publikumsliebling gestorben Das wäre eine gute Quizfrage: Was haben Hans Rosenthal und Bud Spencer gemeinsam? Figürlich und beruflich nicht das Geringste, aber nach beiden hat man Schwimmbäder benannt. Der Showmaster wurde 2012 Namensstifter des Stadtbads Berlin-Schöneberg, in dem er einst mit Vorliebe untergetaucht war. Der neapolitanische Haudrauf erfuhr solche Ehre noch zu Lebzeiten, als 2011 der Gemeinderat von Schwäbisch Gmünd, angestiftet durch eine Art Volksentscheid, das örtliche Freibad nach ihm benannte. Dort hatte Bud Spencer, noch als italienischer Schwimmstar und unter dem bürgerlichen Namen Carlo Pedersoli, an einem Wettbewerb teilgenommen. Aber nicht die Erfolge im Wasser – 1950 schwamm er als erster Italiener 100 Meter Freistil unter einer Minute, war wiederholt italienischer Meister und nahm an den Olympischen Spielen 1952 und 1956 teil – waren der Grund für die Namenspatronage, vielmehr die auf der Leinwand. Allerdings, als Schauspieler hat Bud Spencer, der am Montag in Rom im Alter von 86 Jahren starb, sich nie gesehen. Oder jedenfalls fast nie. Ein Schauspieler habe viele Persönlichkeiten, er nur eine, aber die könne niemand besser spielen als er – so oder ähnlich hat er es viele Male betont, nur 2004, beim Besuch der Berlinale, hat er diese selbstkritische Sicht, mit der er sich nur als ikonenhafte Marke, nicht als Schauspieler gelten ließ, gemildert: Ermanno Olmis Film „Singing Behind Screens“, eine Art kunstvoller Italo-Eastern um eine chinesische Piratin des18. Jahrhunderts, mit ihmals altem Kapitän – das war für Bud Spencer „mein erster wichtiger Film“, der Regisseur habe ihn darin zum Schauspieler gemacht – „ein Wunder“. Allein schon die Dialoge, die er nun zu bewältigen hatte! Ganz anders als in seinen Westernrollen. Denn wie viele Wörter braucht schon ein Cowboy? „40 bis 50 genügen.“ Aber ihm genügten sie nun nicht, als er ausführlicher über den Piratenfilm zu sprechen begann, der doch von den klassischen Spencer-Rollen tausende Seemeilen entfernt war. Ein Kerl wie ein Bär, noch immer,saßdaimHotelzimmer, massig,gewaltig, das nun schüttere Haar zurückgekämmt, der Vollbart ergraut, aber wuchernd wie gewohnt. Ein alter Mann, gewiss, aber Sogar einTypeben,beidesein Freibad sen Anblick jeder noch immer verwurde nach stand, warum man dem alten 1967 gerade ihn, den schauspielerischen Haudrauf Laien, in dem Italobenannt western „Gott vergibt... Django nie!“ als Hauptdarsteller eingesetzt hatte, neben Terence Hill, Beginn einer wunderbaren Partnerschaft. Und Start in das Leben unter dem Künstlernamen Bud Spencer, Reverenz an sein Lieblingsbier Budweiser und seinen Lieblingsschauspieler Spencer Tracy. Damals hatte er schon eine gehörige Portion Leben hinter sich. Am 31. Oktober 1929 war er als Sohn eines neapolitanischen Fabrikanten geboren worden. 1940 war im Hafen ein Munitionsschiff durch Bomben in die Luft geflogen und die Fabrik gleich mit, und so zog die Familie erst nach Rom, später nach Südamerika, von wo der junge Italiener 1948 zurückkehrte, um ein Jurastudium zu beginnen, das er nie beendete. Die Schwimmkarriere war nun wichtiger, nach deren Zufrieden mit der Gesamtsituation. Bud Spencer mit Terence Hill in der Westernparodie „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ von 1970. Foto: imago/United Archives Ende Spencer sich in wechselnden Jobs wieder in Südamerika herumtrieb, ab 1960 zurück in Rom für die Schallplattenfirma RCA arbeitete, als Komponist von Filmmusiken und Schlagern für die Sängerin Rita Pavone, die auch in Deutschland erfolgreich war. Und er heiratete, was sich als nützlich erweisen sollte: Sein Schwiegervater war Giuseppe Amato, einer der einflussreichsten italienischen Produzenten, über den Spencer Zugang zur Filmszene in Roms Cinecittà fand und kleine Nebenrollen ergatterte. Den Sprung zum Hauptdarsteller verdankte er zunächst seiner Leibesfülle, wie Spencer 2012 im Tagesspiegel verriet. Ob ernoch immer so muskulös sei wie bei den Olympischen Spielen, wollte ein befreundeter Regisseur, der seine Frau angerufen hatte, wissen. Sie musste verneinen, er sei nun viel dicker: „Er frisst nur noch und macht keinen Sport mehr.“ Genau so ein Typ wurde gesucht. Der Django-Film war noch ein klassisch-knallharter Italowestern, aber mit dem Gespann Spencer-Hill war der Grundstein für ihre Zusammenarbeit gelegt, die besonders in Deutschland, in West wie Ost, das jugendliche Publikum in den siebziger und achtziger Jahren in Massen in die Kinos trieb. Schon die Titel sagten alles über Inhalt und Tendenz der Filme aus: „Vier Fäuste für ein Halleluja“, „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ oder „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“. Es waren Krawallkomödien, Parodien auf den klassischen und mehr noch auf den Italowestern, mit Hill als blauäugig-draufgängerischem Mädchenschwarm und Spencer als brummig-gutmütigem Kraftmenschen und Raufbold, berühmt-berüchtigt besonders für „La bomba“, seinen Dampfhammer-Schlag mitten auf die Birne des jeweiligen Gegners – eine Kampftechnik, die sich auch ohne Hill als Kampfgenossen bewährte, in Filmen wie „Sie nannten ihn Mücke“ oder der „Plattfuß“-Reihe. Ein Vielfraß blieb er in allen Rollen, und man hatte mitunter den Eindruck, dass er sich vor allem von aufgewärmten Bohnen ernährte, die einmal sogar, in „Auch die Engel essen Bohnen“, titelstiftend waren. Doch wie immer seine Filme auch hießen – Bud Spencer blieb Bud Spencer und er war es gern, wie er im Tagesspiegel-Interview versicherte: „Ichhabevier Generationen von Fans, die meine Filme mögen. Die Menschen sehen diesen Typen, der das tut, was sie selbst nicht tun dürfen: dem nervigen Chef einfach mal eine Backpfeife verpassen – ohne dass Blut spritzt. Dashatdiese Figurinder ganzenWelt sympathisch gemacht. Und ich bin eins mit ihr geworden.“ Andreas Conrad 18 KULTUR DER TAGESSPIEGEL NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 Beethoven und sein Klangschatten Die Uhr tickt Runnicles’ Sinfoniekonzert in der Deutschen Oper András Schiff zu Gast bei der Staatskapelle Foto: Christian Stelling Während die 6. Armee Deutschlands im Herbst 1942 versucht, Stalingrad zu erobern, findet in München die glänzende Uraufführung der Strauss-Oper „Capriccio“ unter der Leitung von Clemens Krauss statt. In der Handlung wird auf einem Schloss die ästhetische Streitfrage diskutiert, ob der Dichtung oder der Musik der Vorrang einzuräumen sei. Aristokratischer Rokoko-Charme. Naturgemäß weiß auch die schöne Gräfin Madeleine keine Entscheidung. Deren Schlussgesang im Licht des Mondes aber hält seine Beliebtheit bei bedeutenden Sängerinnen und ihrem Publikum, auch wenn es schwerfallen mag, beim Hören des „Konversationsstücks“ den Weltkrieg wegzudenken. In der Deutschen Oper versenkt sich Michaela Kaune in die große Soloszene der Gräfin: „Was sagt dein Herz?“ Wählt sie den Dichter oder den Musiker? Mit innigem Klang, leicht tremolierend schon, besingt sie die „himmlisch-süße Not“ eindrucksvoll – beinahe Tragödin – in der hymnischen SteigeMichaela rung. Und es passt zu Kaune der feinsinnigen Rolle, dass sich Michaela-Madeleine laut Regieanweisung des Textbuchs „graziös mit einem tiefen Knicks“ verabschiedet. Dabei fungiert die Bühne an der Bismarckstraße an diesem sinfonischen Abend als Podium, und die Szene des Mozart-Verehrers Richard Strauss wird von Wiener Klassik gerahmt. Was an Qualität im Orchester der Deutschen Oper Berlin steckt, das zeigt sich im Andante der Sinfonie Nr. 101 von Joseph Haydn, deren Variationen immer eindringlicher werden wie auch die vielen Farben der Ticktack-Begleitung, die zu dem Beinamen „Die Uhr“ geführt hat. „Abgründe“ erkennt ein Musiker wie Donald Runnicles durchaus in der g-Moll-Sinfonie KV 550 von Wolfgang Amadeus Mozart. Und seine theatererfahrenen Musiker wissen aus ihrer Arbeit, dass die Tonart bei den Operngestalten Constanze und Pamina den Affekt tiefer Traurigkeit ausdrückt. Aber von den Gedanken der schmerzensreichen Welt bis zur „Selbstquälerei“, die der Mozartforscher Hermann Abert in der Sinfonie sah, lässt der Chefdirigent der Deutschen Oper sich nicht leiten. Eher geht es ihm mit dem wiederum im sinfonischen Bereich spürbar motivierten Orchester um ein differenziertes Ausleuchten der kompositorischen Charaktere, Schatten werden nicht geleugnet, vibrierende Achtel rollen im Finale. Die Kapellmeisternatur des Dirigenten Runnicles steht dafür ein, dass die Interpretation im besten Sinn musikantisch gefärbt ist. Sybill Mahlke Mit Empfehlung von Brecht. John Heartfield (1891–1968) bezog in seinen letzten Lebensjahren dieses Häuschen im brandenburgischen Waldsieversdorf. Foto: Astrid Landsmann, Freundeskreis Der Sieg der Feder Eine Ausstellung im Brandenburger Sommerhaus des Bildkünstlers John Heartfield Von Peter von Becker Im Frühjahr 2018 plant die Berliner Akademie der Künste am Pariser Platz eine große Ausstellung zum Werk John Heartfields. Dann wird der 50. Todestag des Berliner Bildkünstlers sein, dessen politisch wie auch dadaistisch inspirierte Druckgrafiken, Fotomontagen, Bühnenbilder und Buchumschläge die Nazis so gefürchtet hatten, dass sie Heartfield 1933 sofort verhaften wollten. Knapp ist er den Fängen der Gestapo entkommen und über Prag ins englische Exil gelangt, bevor er im Sommer 1950 wieder nach Deutschland (in die DDR) zurückgekehrt und in Ostberlin 1968 gestorben ist. An seine wenig bekannte Zeit als Emigrant in London erinnert nun eine kleine, bemerkenswerte Ausstellung im John-Heartfield-Haus im brandenburgischen Örtchen Waldsieversdorf. Freund Brecht, der sein Sommerhaus im nahen Buckow besaß, hatte dem zunächst nach Leipzig gezogenen Heartfield (Geburtsname: Helmut Herzfeld) des anregenderen Klimas wegen Berlin und seinem „lieben Johnny“ für „gemeinsame Kamingespräche“ auch die Märkische Schweiz empfohlen. Freilich erst nach Brechts Tod konnte Heartfield mit seiner Frau das auf einem waldigen Hügel mit Zugang zum eigenen Bootssteg am Däbersee gelegene Holzhaus beziehen. Nach einigem Streit ums Haus und den von Rhododendren, Fliederbüschen und lichten Kiefern gesäumten Garten, ist die Immobilie nunmehr in Gemeindebesitz – und das vom Verfall bedrohte Haus ist mit EU-Mitteln, lokalen Geldern und dem Engagement eines Heartfield-Freundevereins vor sieben Jahren schön grundsaniert als kleines Heartfield-Museum mit teilweise originalem Mobiliar und Erinnerungsstücken von Mai bis Oktober zu besichtigen. Die jetzige Ausstellung führt mit Bildern und Dokumenten durch Heartfields Jahrzehnt des Londoner Exil (ab 1938), in dem der einstige Starillustrator der auflagestarken „Arbeiter Illustrierten Zeitung“, der Freund und Partner von George Grosz, der satirisch aggressive linke Plakatkünstler und Buchgestalter des legendären Malik-Verlags mangels Be- achtung und Auftraggebern zunächst ziemlich darben musste. Gleichzeitig war Heartfield aber auch ein Kopf der (mitunter von Neid und Streit erschütterten) deutschen Emigrantenszene, er arbeitete im Freien Deutschen Kulturbund und war Mitglied des von Lion Feuchtwanger und Ernst Toller in London gegründeten Deutschen PEN-Clubs im Exil. Das Motto der Waldsieversdorfer Ausstellung, kuratiert von der Berliner Kunsthistorikerin Anna Schultz, die in der Akademie der Künste unter anderem den grafischen Nachlass von John Heartfield betreut, lautet „The Pen is Mightier“. Da ist natürlich die Feder der Zeichner und Schriftsteller gemeint, und eine 1946 in England erschienene Anthologie mit Anti-Kriegscartoons von Heartfield und anderen Künstlern trug diesen Titel. Aber die kleine Verwechslung, die bei der Ankündigung der Ausstellung einem lokalen Blatt unterlief, hätte Heartfield vermutlich auch gefallen: „The Penis is Mightier“. Übrigens wird – aus kuratorischen Gründen wie alle seltenen Werke hier als Faksimile – auch das Urvorbild für das Motto präsentiert: eine Zeichnung Goyas aus dem Fitzwilliam Museum in Cambridge, die eine Richterwaage zeigt, auf der ein Schwert und eine Feder liegen. Und Letztere wiegt schwerer. Interessant ist, wie in Waldsieversdorf nun Heartfields Verhältnis nicht nur zur großen englischen Tradition der satirischen, politischen Cartoonkunst mit William Hogarth oder James Gillray dokumentiert wird. Es geht gleichfalls um die Beziehung zu seinen deutschen Zeitgenossen, etwa dem auch im britischen Exil erfolgreichen Zeichner Walter Trier (1890–1951). Trier wurde als Illustrator der Bücher von Erich Kästner berühmt und hat für die sonst von Heartfield gestaltete Buchanthologie „The Pen is Mightier“ den Titel und die Schlussvignette gezeichnet. Man sieht beide nun, aus Heartfields persönlichem Nachlass. — „The Pen is Mightier“, bis 2. Oktober im John-Heartfield-Haus, 15377 Waldsieversdorf (Schwarzer Weg 12, Fr–So, 13–18 Uhr, Eintritt frei, Spenden willkommen). Ein Abend der feinen Bezüge: „Con brio“ hat Jörg Widmann seine Konzertouvertüre genannt, Verweis auf das „Allegro con brio“, mit dem Beethovens 5. Symphonie eröffnet. Allerdings sind es dann vor allem die 7. und 8., mit denen sich Widmann auseinandersetzt. Es komme ihm auf Gestus und Geist an, sagt er, keine einzige Note werde direkt zitiert. Ein F-Dur-Akkord, der in ein Lachenmann’sches Luftgeräusch übergeht, klappernde Bögen, Rasseln, Pusten, dazwischen an Beethoven erinnernde Klangfragmente: Das Stück spielt mit seinen Materialien, denkt ihn weiter, Steinbruch und Hommage zugleich. Die Staatskapelle unter Daniel Barenboim stürzt sich heißhungrig in die Kleinteiligkeit der Partitur, ohne darüber das Ganze zu vergessen. Buhfreier Jubel ist die Belohnung. Sein Landsmann Béla Bartók liegt, könnte man denken, András Schiff nahe. Doch mit dem 1. Klavierkonzert hat er seine Mühe. Bartók hat es in den 1920er Jahren geschrieben, Maschinenstampfen und Rhythmusdominanz entspringen dem Geist der Zwischenkriegszeit, in der zugleich eine barocke Form wieder in Mode kam, die fast auf Beethovens Epoche zurückverweist: das Concerto, in dem das Tutti mit ei- Barenboims ner Solistengruppe wetteifert, hier: Kla- Heißhunger vier plus Schlag- auf Details werksolisten. Die Expressivität des gipfelt Stücks, seine ins Jaz- verletzlich zige ragenden Rhythmen scheinen Schiff in der Eroica nicht zu liegen, in den ersten beiden Sätzen versanden seine Impulse, enthuscht er ins Unscheinbare. Erst den virtuoseren Finalsatz druckbetankt er mit Farbe und Glanz, hier kann er seine Qualitäten ausspielen: Balance, die nicht auf Kosten der Dramatik geht, überraschende Attacken, lyrische Augenblicke. Dann„originaler“ Beethoven.Edelbronzen, mit verhaltenem Tempo geht die Staatskapelle die Eroica an, nimmt sich Zeit zur Entwicklung von Phrasen und Bögen, stellt die Grandezza der Symphonie damit noch stärker heraus. Die Detailverliebtheit, die schon das Widmann-Stück prägte, steigert sich noch – und äußert sich nicht nur in glänzenden Oboen, Flöten oder Hörnern, sondern in der quicklebendigen Bewegtheit des gesamten Orchesters: atmende Musik. Wer immer der „grand Uomo“, der „große Mensch“ war, dem Beethoven das Werk widmete: Hier zeigt er sich als Held und Mensch, nahbar, fehlbar und verletzlich. Udo Badelt ANZEIGE Klick-Tipps der Woche Wohnen KETTLER PREMIUM PARTNER NATÜRLICH UND SCHÖN ! Massivholzmöbel für alle Wohnbereiche. Kantstraße 17, 10623 Berlin www.trollhus.de Hochwertige Gartenmöbel auf über 500 m² Ausstellung Oskar Matthäi Inh. W. Lang Rhenaniastr. 35, 13599 Berlin–Spandau / Haselhorst www.gartenmoebel-lang.de Genuss Mode FLORIDA EIS Qualität seit 85 Jahren! Bei uns finden Sie alles rund ums Bett auf über 700 qm. Gute Beratung, Gute Ware, Gute Nacht! · www.betten-anthon.de Wir machen aus Sonne Eis. 24 h Eisgenuss! Eis bestellen im Florida-Online-Shop! Berliner Eis-Manufaktur seit 1927. www.floridaeis.de yogastore & ecowear Bismarckstraße 39 · 10627 Berlin · Mo. – Fr. 11 – 19, Sa. 11 – 16 ALLER GUTEN DINGE SIND 3 !!! 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JUNI 2016 / NR. 22 802 Räterepublik und Re-Education DER TAGESSPIEGEL 19 Máximo Líder Eine Biografie über Otto Neurath I n seinen „Erinnerungen eines deutschen Revolutionärs“ erwähnt Ernst Niekisch einen österreichischen Kollegen, der – wie er selbst als Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates – ein kurzes Gastspiel in der Münchner Räterepublik von 1918/19 gab: Otto Neurath, für sechs Wochen Leiter des Zentralwirtschaftsamts und zuständig für die geplante umfassende Sozialisierung. Obwohl seine Pläne nicht mehr zum Tragen kamen, wurde er beim Sturz der Räterepublik verhaftet, zu Festungshaft verurteilt und schließlich nach Österreich abgeschoben. Niekisch behielt ihn als energischen Kämpfer für seine Ideen in Erinnerung, der wie ein „Diktator und Pistolenpolitiker“ auftreten konnte. Max Weber dagegen fand Neuraths Vorhaben dilettantisch, das den Sozialismus „für hundert Jahre diskreditieren“ könne. In einem sehr kollegialen Brief warnte er: „Ich fürchte, Sie tragen dazu bei, diese Gefahr zu steigern, die Sie gewaltig unterschätzen.“ Das mochte zutreffen, aber zum „Oberkommunisten“, wie ihn ein missgünstiger früherer Schüler nannte, hat der umtriebige, aber menschenfreundliche Befürworter einer demokratischen Planwirtschaft so wenig getaugt wie für Terror und Kommandowirtschaft nach russischem Vorbild. Im Gespräch über gemeinsame Sozialisierungspläne für Bayern und Sachsen sagte er, „daß wir das Glück Sachsens nicht durch Massenhinrichtungen schaffen wollen“. Die Versuchung, auf Lenins Spuren zu wandeln, war für ihn und seine Wiener Freunde nie sehr stark, seit Lenin den Philosophen und Physiker Ernst Mach als unmarxistisch verdammt hatte, dessen empirisch-kritische Methode unter Austromarxisten populär war und blieb. Otto Neurath gehörte 1928 zu den Gründern des „Vereins Ernst Mach“, der aus dem Wiener Kreis um die empirisch orientierten Philosophen Carnap und Schlick und ihrem Projekt einer „Wissenschaftlichen Weltauffassung“ als „Einheitswissenschaft“ hervorging. Ziel war die „Reinigung der Sprache von Metaphysik“. Von dogmatischen Marxisten und der „Frankfurter Schule“ wurde das als blanker Positivismus abgetan. Neuraths eigener Beitrag war die Entwicklung der „Wiener Methode der Bildstatistik“, die sich nach dem Urteil seines Biografen Günther Sandner zu einer grafischen Weltsprache entwickelte, die empirische statistische Tatsachen ohne Sprachbarrieren darzustellen vermag. Wir kennen sie bis heute unter der Bezeichnung „Piktogramme“, Neurath und seine Frau Marie tauften sie 1935 Isotype (International System of Typographic Picture Education). Das Wort Education steht dabei für den pädagogischen und volksbildnerischen Gebrauch, den Neurath von seiner Methode so erfolgreich machte, dass sie sogar in der Sowjetunion Anfang der 30er Jahre Anwendung fand. Obwohl sich Neurath in Wien im Umkreis der österreichischen Sozialdemokratie und ihrer Volksbildungsarbeit bewegte und deshalb von konservativer Seite und den Austrofaschisten der Parteipropaganda beschuldigt wurde, ließ er sich nie parteipolitisch vereinnahmen. Auch nicht im niederländischen und Londoner Exil, wo er sich kommunistischem Bündniswerben entzog. Wahrscheinlich hat Ernst Niekisch mit seinem Urteil recht behalten: „Die politische Verfassung des Landes war ihm völlig gleichgültig, er war nur besessen von dem Gedanken, sein Projekt durchzuführen.“ Trotzdem nennt Günther Sandner sein Buch über Neurath mit gleichem Recht eine politische Biografie, denn politisch war und blieb dessen menschheitsbeglückende Utopie einer aufgeklärten Gesellschaft von Gleichen ohne Gleichmacherei und Zwangsbeglückung. In der englischen Zivilgesellschaft fühlte er sich wohl und begann sich gegen Kriegsende schon Gedanken über eine re-education der Deutschen zu machen. Doch er starb unverhofft nach einem Schlaganfall Ende 1945 in Oxford. Sein letztes Porträt zeigt einen heiteren alten Herrn, das eine von Ernst Niekisch ebenfalls überlieferte Legende widerlegt: Bei einem Wiedersehen 1924 habe er Neurath gefragt, warum er sich als Verkünder reiner Sachlichkeit noch immer hinter seinem roten Vollbart versteckt halte. Neurath habe ihm zögernd recht gegeben, „aber sehen Sie mich doch an, der Bart gibt meinem Gesicht ein imposantes Aussehen. Ohne Bart kommt eine fiese Visage zum Vorschein“. Einspruch! Hannes Schwenger – Günther Sandner: Otto Neurath. Eine politische Biographie. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2014. 352 Seiten, 24,90 Euro. Unterwegs auf Kuba. Fidel Castro ist heute ein alter Mann und die Feindschaft zu Amerika fast vorbei. Lee Lockwood war auf Kuba, als es noch anders war: Der amerikanische Fotograf (1932–2010) kam dem Revolutionsführer nah, fotografierte ihn, sein Land und auch seine Gefängnisse – und sprach sieben Tagen mit ihm: So lange dauerte das Interview auf der Veranda seiner Plantagenvilla. Immer wieder kehrte Lockwood in den 60er Jahren auf die Insel zurück und schickte seine Bilder an „Newsweek“ und „Life“. Seine Gespräche und Reportagen, ursprünglich 1967 als „Castros Kuba“ veröffentlicht, erscheinen nun als prächtiger Nachdruck. – Lee Lockwood: Castros Kuba. Ein Amerikaner in Kuba. Reportagen aus den Jahren 1959–1969. Taschen Verlag, Köln 2016. 368 S., 49,99 €. Politik des Überlebens Hans Kundnani schreibt über ein deutsches Europa. Doch um Deutschland geht es nicht mehr Von Thomas Speckmann I n Europa wird immer wieder der Ruf nach einer „neuen Erzählung“ laut. Sie soll helfen, ein europäisches Bewusstsein zu schaffen, eine gemeinsame Identität. Dann, so die Hoffnung, werden die Europäer weiter zueinanderhalten – trotz aller Krisen in und um Europa, trotz Brexit. Dochwie könnte solch eineErzählung lauten? Auffallend in der Europa-Literatur der jüngsten Krisenjahre ist, dass dort zwar häufig nach kollektivem Denken und vor allem Handeln der Europäer gerufen wird. Aber zugleich leisten viele Autoren eben dazu keinen produktiven Beitrag. Ihnen scheint es bei der Wahl ihrer Thesen vielmehr um das angeblich Trennende in Europa zu gehen, um Unterschiede, Gegensätze und Konflikte.Dazu wird eine Erzählung der jüngeren europäischen Geschichte bemüht, die eher Mythen bildet, als der Realität zu entsprechen. Hans Kundnani ist dafür ein Beispiel. Der Senior Transatlantic Fellow des German Marshall Fund, bis 2015 Forschungsdirektor am European Council on Foreign Relations in London, schreibt an einer Legende mit, die inzwischen weite Verbreitung gefunden hat: Die Euro-Krise habe Deutschland in eine außergewöhnliche – und in der Geschichte der EU beispiellose – Position befördert. Die gesamte Euro-Zone habe auf Deutschland geblickt – den größten Gläubiger in einer Krise der Gemeinschaftswährung souveräner Staaten – und Führungsstärke erwartet. Doch aus Angst vor einer „Transferunion“ – in der haushaltspolitisch verantwortungsvolle Mitgliedstaaten fiskalisch verantwortungslose Mitgliedstaaten subventionierten – habe sich Deutschlandeiner Vergemeinschaftung der Schulden widersetzt und anderen Staaten in der Euro-Zone eine harte Austeritätspolitik verordnet, um Europa „wettbewerbsfähiger“ zu machen. Dieser Ansatz habe die Kluft zwischen Überschuss- und Schuldenstaaten in mancherlei Hinsicht vertieft statt verringert:Währenddie Arbeitslosigkeit in Deutschland auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung gesunken sei, habe sie in den Ländern der sogenanntenPeripherie außergewöhnlicheDimensionen erreicht. Und dann spitzt Kundnani seine Darstellung noch einmal zu, indem er Andrew Moravcsik, Professor an der Princeton University, aus der Zeitschrift „Foreign Affairs“ 2012 zitiert, die Anpassungskosten der Einheitswährung hätten in übergroßem Maße die „Armen und Machtlosen“ zu tragen. Es ist nicht nur der tendenziöse Duktus einer solchen Darstellung, der verhindert, dass in Europa eine „neue Erzählung“ seiner Gegenwart entstehen kann, die dem wirklichen Geschehen zumindest nahekommt. Es ist vor allem die Faktenlage, die Kundnani nicht ausreichend zur Kenntnis genommen zu haben scheint: 2016, im Jahr des Erscheinens dieses Buches, hat sich längst gezeigt, dass der zu Beginn der Krise 2010 eingeschlagene Weg der richtige war – vor allem für die von der Krise besonders betroffenen Staaten, denen Hilfe zur Selbsthilfe geleistet worden ist, in einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds, zusätzlich unterstützt von bilateralen Hilfen wirtschaftlich gerade besser dastehender Mitgliedstaaten. In der Folge ist kein „deutsches Europa“ entstanden, das Kundnani thematisiert, obwohl diese Debatte spätestens mit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 als überholt zu gelten hat. Schon gar nicht ist ein selbstgerechtes Streben nach Dominanz und ökonomischem Vorteil das Kennzeichen deutscher Politik, wie es bei Kundnani diskutiert wird. Wer derlei Begriffe für die gegenwärtigen Protagonisten in Berlin verwendet, zeigt allenfalls, dass er scheinbar keinen wirklichen Einblick in die entscheidenden Personen, ihr Denken und Handeln hat. Es ist auch nicht die „deutsche Frage“ in Europa zuANZEIGE Jetzt jedes Buch versandkostenfrei bestellen! Bestellhotline: (030) 290 21-520 www.tagesspiegel.de/shop Askanischer Platz 3, 10963 Berlin Mo.–Fr. von 9.00 bis 18.00 Uhr Mit eigenem Kundenparkplatz! rückgekehrt, wie das Ergebnis von Kundnanis Beobachtungen lautet, zumal er auch hier etwas spät dran ist – diese ohnehin künstlich erscheinende Debatte beschäftigte Leitartikler und Feuilletons vor allem 2014. Zurückgekehrt ist vielmehr eine Politik, die das wirtschaftliche und damit auch das politische Überleben Europas ermöglichen wird, sollte sie konsequent fortgesetzt werden. Was bei Kundnani zu kurz kommt, ist die aktuelle Verfasstheit Europas, die aber prägend sein dürfte für die gegenwärtige wie zukünftige Wahrnehmung und damit auch Rolle Deutschlands in Europa: Der Euro-Raum wie die EU insgesamt steht heute strukturell besser da als zu Beginn der Krise. Die Institutionen der Währungsunion wurden verbessert. Solidarität der Mitgliedstaaten untereinander wurde geübt. Und es wurden Verfahren eingeführt, die eine solide Haushaltspolitik und eine nachhaltige Wirtschaftspolitik wahrscheinlicher machen. In der Folge sind öffentliche Defizite gesunken. Mitgliedstaaten – gerade und vor allem die Länder, die mit Hilfsprogrammen unterstütztwurdenoder werden– haben begonnen, ihre Wettbewerbsfähigkeit durch Reformen zu stärken. Dadurch ist Wachstum zurückgekehrt. Und mitder unvermeidbaren Verzögerung sinkt auch die Arbeitslosigkeit in Europa wieder. Ist es an sich überaus sinnvoll, die Gegenwart in die Geschichte einzubetten, um sich wiederholende Prozesse und Mechanismen sichtbar zu machen und daraus Rückschlüsse für das aktuelle und zukünftige Handeln zu ziehen, so lässt Kundnani bei seiner Einordnung Deutschlands in die Geschichte Europas weitgehend außer Acht, was historisch betrachtet weit über den europäischen Kontinent hinaus gilt, aber auch hier entscheidend sein dürfte für die nähere Zukunft: Politische Gebilde – das gilt für alle Formen gleichermaßen, ob Nationalstaaten, Zusammenschlüsse von Staaten oder Imperien, ob Demokratien oder Diktaturen – haben im Lauf der Geschichte oft gerade auch deswegen an Bedeutung und Gestaltungsmacht verloren, weil ihnen finanzielle Solidität und wirtschaftliche Stärke abhandenkamen. Von diesen Zusammenhängen kann sich niemand frei machen – auch das heutige Europa nicht. Ohne finanzielle Solidität und wirtschaftliche Stärke wird es geradezu zwangsläufig seine strategische Handlungsfähigkeit verlieren. Doch die neuen und sicherlich nicht weniger werdenden Herausforderungen in und um Europa können nur von einer finanziell und ökonomisch gesunden Europäischen Union bewältigt werden. Da wirkt es umso irritierender, wenn Kundnani Frankreich und Italien dazu aufruft, sich gegen Deutschland zu stellen, um die erste Erfolge zeigende Reformpolitik in Europa zu beenden. Und dies in einer Zeit, wo sich die chinesische G-20-Präsidentschaft auf die Förderung nachhaltigen Wachstums durch Strukturreformen und weitere weltwirtschaftliche Integration konzentriert – als Folge eines globalen Lernprozesses, in dem die Notwendigkeit von Strukturreformen allmählich besser begriffen wird. Auch hier scheint Kundnani nicht auf der Höhe der Debatte. — Der Autor ist Historiker und Politikwissenschaftler und Leiter des Referats Reden und Texte, Stab Strategie und Kommunikation im Bundesministerium der Finanzen. Der Beitrag gibt seine persönliche Meinung wieder. – Hans Kundnani: German Power. Das Paradox der deutschen Stärke. Aus dem Englischen von Andreas Wirthensohn. C.H. Beck Verlag, München 2016. 207 Seiten, 18,95 Euro. Ein Lob der Vielseitigkeit Der Historiker David Schoenbaum hat eine beeindruckende Kulturgeschichte der Violine geschrieben E in Buch wie eine Abenteuerreise. Dabei verfügt David Schoenbaum als Historiker über einen gefestigten Ruf. Seine Studie „Die braune Revolution“ machte in den sechziger Jahren Furore, weil sie zum ersten Mal den sozialen Modernisierungsschub zum Thema machte, der mit dem „Dritten Reich“ auch einherging – und damit das bis dahin politisch dominierte Bild des Regimes sozialhistorisch öffnete. Sein Buch über die „Spiegel-Affäre“ fand auch das Lob von Rudolf Augstein. Doch außerdem ist der emeritierte Professor für Geschichte an der University of Iowa ein passionierter Amateurgeiger. Die Folge davon ist ein 730-Seiten-Wälzer. Er heißt lapidar „Die Violine“. Rund zwanzig Jahre lang dauerte Schoenbaums Exkursion in die Welt des – wie er sogleich im Untertitel seines Buches erklärt – „vielseitigsten Instruments“ der Musikgeschichte. Wes Geistes Kind da unterwegs war, verrät schon die Einleitung, in der das Instrument in den Kontext der Globalisierung gestellt wird, die Erfindung des Buchdrucks und die rasend schnelle Verbreitung der Kar- toffel ihren Auftritt haben, während mit Beispielen aus der Sozial- wie die Kolonialgeschichte die Einzigartigkeit des Instruments koloriert wird. Und mit Benedikts auf die Geige bezogenen Frage aus Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ – wie es denn sein könne, „dass Schafdärme die Seele aus eines Menschen Leib Joachim steht für ihn an der Pforte zur neuen Musikkultur ziehen können“ –, nähert sich Schoenbaum dem Rätsel der Unvergleichbarkeit des Geigenklangs. Was entstanden ist, ist kein lexikalisches Handbuch, obwohl ein Personenregister es auch für die normale Neugierde brauchbar macht. Es ist eine ambitionierte Kulturgeschichte, und in Wahrheit ist es eine Liebeserklärung. Keine verschämte, sondern fallweise eine unverschämte, die den Leser immer wieder mit Kuriositäten und Anekdoten, Pointen und mit Ausflügen auf Nebenschauplätze überschüttet. Das nimmt dem Buch nichts von seiner Außerordentlichkeit. Schoenbaum hat eine beeindruckende Fülle von Forschungsergebnissen, Lesefrüchten und Gesprächen zusammengetragen – nicht zuletzt auch in den Berliner Archiven, zumal dem des Instituts für Musikforschung. Die Lust am Musik-Feuilleton, die überall zwischen Thesen, Erkenntnissen und Informationen sprießt, lenkt nicht ab – oder nur dann und wann –, sondern fordert vor allem das Staunen darüber heraus, worauf ein origineller Kopf wie Schoenbaum bei seinen Recherchen alles gestoßen ist. Er geht sein Thema auf ausgedehnten Touren, ja, Kraftmärschen an, quer durch das Feld der Geschichte des Instruments, seine Entwicklung und seine technischpraktischen Aspekte. Zum Beispiel wird die Geschichte des Geigenbaus zu einem faszinierenden Gemisch aus Familiengeschichten, zumal der Lombardei zu Beginn des 16. Jahrhunderts, und dem aufregenden sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Aufbruch der Epoche; Schoenbaum konstatiert ein „goldenes Zeitalter“, ohne dessen Nachbarschaft zu Krisen und Kriegen zu unterschlagen. Dem Geigenhandel sind gut hundert Seiten des Buches gewidmet – eine spannende Geschichte mit kriminellen Einschlägen. Das Kapitel über das Geigenspiel entfaltet sich als Kaleidoskop von Spielern und Lehrern, von Ausbildungsstätten und Schulen – mit einem Schwerpunkt bei Joseph Joachim, dem großen ungarisch-deutschen Geiger, dessen Tod 1907 der „New York Times“ nicht nur einen Nachruf, sondern auch einen Leitartikel wert war. Dem großen Virtuosen und Pädagogen, Gründungsrektor der Berliner Musikhochschule, gehört David Schoenbaums besondere Sympathie; er steht für ihn an der Pforte zur neuen Musik- und Konzertkultur, auch der Berliner Musikkultur. Wenn etwas an diesem Buch zum Problem wird, dann ist es Schoenbaums Drang, nichts auszulassen. Zur breiten Erörterung der großen Geiger-Karrieren treten die Schatten – oder grellen Lichter –, die Politik und Geschäfte auf das Instrument werfen, und auch die Rolle der Geige in Dichtung, Malerei und Film wird gewürdigt. Hätte man sich mehr Be- grenzung der Forschungs- und Erzählfreude des Autors gewünscht? Manchmal schon. Aber vielleicht hätte solche Selbstregulierung dem Buch einiges an Unterhaltsamkeit und Witz gekostet, die Schoenbaums Stärke ausmachen. Und möchte man zum Beispiel auf die hübsche Antwort verzichten, die der Geiger Rudolf Kolisch auf die Frage gab, wohin die Musik sich entwickele? Der aus Wien stammende Emigrant, der als Lehrer an einer Universität im Mittleren Westen Schoenbaums Musikleidenschaft erweckte, bekannte, das wisse er nicht: „Aber hätten sie mich das zu Schumanns Zeiten gefragt, hätte ich auch keine Antwort gehabt.“ Hermann Rudolph – David Schoenbaum: Die Violine. Eine Kulturgeschichte des vielseitigsten Instruments der Welt. Bärenreiter Metzler, Kassel/ Stuttgart 2015. 730 Seiten, 49,95 Euro. 20 SONDERTHEMA DER TAGESSPIEGEL DAS GOLDENE ZEITALTER SPANIENS Ausstellung NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 zur Ära Velázquez in der Gemäldegalerie Berlin vom 1. Juli bis 30. Oktober Gemalte Monarchie Zeitalter der Widersprüche: Mit einer Flut von Kunstwerken untermauern die spanischen Könige ihren Herrschaftsanspruch – trotz des drohenden Niedergangs Von Fernando Bouza Caspar Schoppe (1576–1649) rühmte sich, in weniger als 20 Tagen die spanische Sprache erlernt zu haben. Hierzu bediente er sich einer neu ausgearbeiteten Methode, die das Lernen von Fremdsprachen erleichtern sollte und 1611 in Salamanca entwickelt wurde. Als er nun drei Jahre später in Madrid weilte, besuchte er den aus Irland stammenden, nach Spanien immigrierten jesuitischen Schriftsteller William Bathe. Dieser veröffentlichte als Erster die Methode des vereinfachten Lernens, vor allem, um den Ansprüchen der Missionare zu genügen; sowohl zur Unterstützung für Botschafter als auch für Sprachlehrer. Für jemanden, der in Pappenberg (Oberpfalz) geboren und im Schoße einer lutherischen Familie aufgewachsen war und später als Student in Heidelberg wohnte, war es eine besondere Herausforderung, sich den Gepflogenheiten des streng katholischen Hofes und seiner Majestät zu unterwerfen und anzupassen. Katholiken aus der ganzen Welt zog es in die politische Metropole. Obwohl Schoppe dem Protestantismus bereits 1598 während seines Aufenthalts in Prag abgeschworen hatte und schon einige Jahre in Rom wohnte, erinnerte er sich an seine alten Glaubensgenossen, für die dieser Ort stets das Zentrum jenes Spinnennetzes darstellte, in dem Dämonen Verwirrung und Tyrannei stifteten. In Madrid widmete er sich dann einer neuen Publikation, einem Traktat mit dem Titel „De admirandis Hispaniae“, das beweisen sollte, dass das „Spanische Imperium“ dem Römischen Reich bereits weit überlegen war und den Spaniern weitaus mehr Bewunderung zustand als den Römern. Der Plan war, die These zu untermauern, dass die Monarchie von Philipp III. (1598–1621) das Römische Reich nicht nur hinsichtlich territorialer Expansion weitaus übertraf, sondern auch größere militärische Stärke aufwies, einen beträchtlicheren Reichtum – dank des in Amerika angehäuften Reichtums, und trotz der steigenden Preise – und das antike Reich nicht zuletzt im Geiste und im Wissen übertraf, da sie heute im Dienste des wahren Glaubens handelten. Die spanischen Habsburger schufen die erste globalisierte Monarchie In seinem Werk „An alle Spanier“ (1614) rief er dazu auf, die Entwürfe seiner Arbeit als theoretische Grundlage zu nutzen. Gleichzeitig bat er jedoch jeden, der ihn mit weiteren Informationen und Nachrichten zu seinen Themen versorgen konnte, den Kontakt zu ihm zu suchen, um seine Niederschriften zu vervollständigen und zu stützen. Die beiden kleinen Episoden über den Aufenthalt eines Deutschen in Madrid im frühen 17. Jahrhundert enthalten einige Lehren, die es erlauben, sich der Geschichte jener Zeit zu nähern. Velázquez wurde 1599 in Sevilla in eine Monarchie hineingeboren, der ein großes hegemoniales Potenzial zu Zeiten Philipp II. (1556–1598) zugeschrieben wurde. Trotz aller Rückschläge, die das Ende der Herrschaft vermuten ließen – wie zum Beispiel der Untergang der „Unbesiegbaren Armada“ (1588) –, wurde den westeuropäischen Mächten klar, dass die Monarchie der spanischen Habsburger, die als Erste die Dimension einer wahrhaften Globalisierung erreichte (was auf die Expansion in Amerika und Asien zurückzuführen war und natürlich auch darauf, dass Portugal sich seit 1580 dem spanischen Reich unterwarf), ihr Imperium unter Einbezug der bereits geerbten und eroberten Gebiete, ständig grö- ßer und mächtiger machte. Es schien der Moment gekommen zu sein, dass sich die klassische Legende des Königreichs der nie untergehenden Sonne bewahrheitete, voller politischer und theologischer Hallräume. Und es ist wichtig zu betonen, dass die spanische Habsburger-Monarchie sich nicht nur als das größte Königshaus seiner Zeit präsentierte, sondern das größte aller Zeiten. Es ist auch zu beachten, dass Schoppe die Habsburger Monarchie Spaniens nicht nur als die größte ihrer Zeit, sondern als die größte in der Geschichte beschrieb. Der Deutsche aus der Oberpfalz sprach von einem einzigartigen Imperium, obwohl er diese Bezeichnung nur im Vergleich mit dem Heiligen Römischen Reich verwandte. Alle jedoch verband das gleiche Schicksal: die Ausbreitung des Katholizismus, der sich bis an die Enden der damals bekannten Welt ausdehnte. In der militanten Verteidigung des katholischen Glaubens fanden die Spanier eine Form, ihren Hegemonieanspruch zu rechtfertigen – ein Anspruch, der ohnehin kaum versteckt wurde. Es war die Zeit der Zuwanderer wie Bathe oder Schoppe, die den Schutz Spaniens suchten und die Fragen stellten über den Status einer Welt. Eine Welt, die erste Schritte in Richtung Globalisierung einschlug. Das Spanien der Ära Velázquez konsolidierte zu jener globalen Lebensform und schuf ein iberisches Imperium von universellen Dimensionen, auch dank der Eingliederung Portugals (1580–1640). Portugal war weit von einer staatlichen Einheit entfernt, in administrativen, rechtlichen oder Zentralisierungsfragen bei Weitem nicht ausreichend entwickelt. Eine ganze Reihe von Binnengrenzen, die als Gebiete des katholischen Monarchen anerkannt waren, blieben unter der Regierung des Königs von Spanien und wurden wie alter Besitz regiert. Die Monarchie war die eines Königs, der (außer in Kastilien) nicht vor Ort regierte, mit Ausnahme von sporadischen Reisen zu Zeiten Philipps II. Ganz gleich, ob die Gebiete friedlich oder mit Waffengewalt erobert oder vererbt wurden: Diese Monarchie der Absente Reyes (Könige in Abwesenheit) schaffte es, sie alle unter ihrer Herrschaft zusammenzufügen, auch wenn ihre Differenzen zu Fragen der Gesetzgebung, einer einheitlichen Sprache und Währung sowie zu institutionellen Maßnahmen in der Regel ungeklärt blieben. Die Monarchie der Abwesenden Könige bewies eine enorme Anpassungsfähigkeit, mit der sie sich auf die unterschiedlichsten Situationen in Zeit und Raum einstellte. Sie erlaubte ihr, mit kompliziertesten Krisen umzugehen, wie die Revolutionen und die Aufstände der 1640er Jahre, die die Herrschaft von Philipp IV. (1621–1665) prägten. Die Trennung von Portugal, das seit 1640 von der Dynastie der Braganza regiert wurde, war der stärkste Verlust in dieser kritischen Zeit. Aber die Monarchie war in der Lage, auch diese Verluste zu überwinden und sich nachhaltig durchzusetzen, sogar bis in die nächsten Jahrhunderte. Ein wichtiger Teil dieser Anpassungsfähigkeit war in den Absprachen und mehr oder weniger formalisierten Pakten begründet, die die Monarchie mit den lokalen Eliten der unterschiedlichen Territorien einging – wobei sie sich natürlich immer auf hypothetische oder auch grausam reale militärische Einschüchterung stützte. Man könnte auch sagen, dass dieses iberische Reich auf der Basis der kontinuierlichen, freiwilligen oder erzwungenen internen Verhandlungen funktionierte, von Portugal über die Lombardei bis in die Grafschaft „Franco Rio de la Plata“. Nach außen sollte sie ein Bild der Universalmacht transportieren, einen Ruf, den es um jeden Preis zu verteidigen galt. Die spanische Monarchie zu Zeiten Velázquez’ vertrat eine interessante These, in der es zu einer Debatte über den „äußeren Eindruck“ dieser Macht kam. Wie war sie zu gestalten und wie zu verbreiten? Wie konnte ungünstigen Vorzeichen entgegengewirkt werden? Um nur ein Beispiel zu geben, war die Schrift „De admirandis Hispaniae“ von Schoppe etwa ein Versuch, den guten Ruf der Monarchie im Ausland zu stützen. Viele Schriftsteller diskutierten die Vorteile und Möglichkeiten einzelner Kommunikationsformen, um wissenschaftliche Theorien zu verbreiten. Es galt, sie zu dokumentieren und zu verbreiten, dabei war auch die Dokumentation von Überzeugungen und Ideologien zu beschreiben und schließlich eine immerwährende Treue und Gehorsam den Königen gegenüber zu betonen. Die spanische Monarchie wurde auch als „Reich der Tinte“ beschrieben. Durch die Implementierung eines Schriftsystems, die sowohl zur Entscheidungsfindung und zur Kommunikation an entfernten Standorten, als auch zur Dokumentation benutzt wurden, wurde eine dokumentenbasierte Verwaltung möglich. Die Monarchen Spaniens waren somit Könige, die nicht nur auf Archive von handgeschriebenen Exemplaren zurückgreifen konnten, sondern auch auf Druck- Druckschriften festigten in Übersee die „Macht der Könige in Abwesenheit“ schriften zu Propagandazwecken und Regelwerke für die Verwaltung. So entstanden einige der ersten Fragebögen und Rundschreiben der Geschichte. Die Einführung der Drucktechnik in Lima 1584 und auf den Philippinen in den 1590er Jahren erleichterte es der Monarchie, die Ausbreitung der Buchdruckerkunst durchzusetzen. Wenn wir uns an die Lebensabschnitte von Schoppe erinnern, können wir sehen, wie sich diese Form der modernen Kommunikation im Spanien zu Zeiten von Velázquez ausbreitete. Somit wuchs auch der Anreiz zum Erlernen von Fremdsprachen und zum Sammeln von Schriften. Dies war für die kollektive Gemeinschaft aller Spanier ein großer Fortschritt. Das öffentlich zugängliche Werk eines Gelehrten wie Schoppe förderte diese Entwicklung. Viele Analphabeten waren bezeichnend für diese Zeit, deshalb verstand sich die Monarchie vor allem als eine Monarchie der visuellen Bilder. Einerseits gab es also die informelle Komponente der diplomatischen Geschenke: Es gab den Brauch, Gemälde als diplomatische Geschenke zu überreichen; so hat Philip II. dem Botschafter des Kaisers von China eine Serie seiner Porträts geschenkt. Andererseits ging es darum, wie man die Präsenz eines Königs in einem so weitläufigen Königreich sicherstellen kann. Die beste Möglichkeit dafür wurde darin gesehen, mit Abbildern in Form von Münzen, Medaillen, Statuen, Gemälden oder Drucken als effizienteste Mittel zu arbeiten. Dies diente nicht nur der Darstellung von dem jeweiligen Abbild, sondern auch als Zeichen der Ehrerbietung und Verehrung seiner Untertanen in der Zeit seiner Abwesenheit. Letztlich lag der Sinn darin, die Macht der „Könige in Abwesenheit“ zu unterstreichen und sich die Ergebenheit ihrer Untertanen zu sichern. Diego Velázquez konnte sich so als erfolgreicher Verfasser und hervorragender Vertreter der Monarchie behaupten und verewigen. „Der ruhende Mars“ (1638) von Diego Rodríguez de Silva y Velázquez (1599–1660). Das Gemälde ist eine der Ikonen der Kunst des Meisters aus Sevilla und zeigt deutliche Einflüsse seiner Reisen nach Italien, naturalistische Wiedergabe der Körperhaltung sowie die Farbkontraste. Auch die Rezeption der antiken Bildhauerkunst ist in dieses Werk eingeflossen, dessen Deutung Rätsel aufgibt: Die einen sehen das Bild als satirische Parodie auf die antiken Mythen, die anderen als Verkörperung von Spaniens Niedergang. Foto: © Museo Nacional del Prado ANZEIGE Von Dali bis Digital. Von Kandinsky bis Kanada. Von Neapel bis Napoléon. Von Barbarossa bis Barock. Von uns für alle. Kultur bedeutet Vielfalt: Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bietet Museen, Bibliotheken, Archive, Forschung und vieles mehr. Als Mitglieder des Kuratoriums Preußischer Kulturbesitz sind wir stolz darauf, die vielfältigen Aktivitäten der Stiftung mit unserem Engagement zu unterstützen. Erfahren Sie mehr: preussischer-kulturbesitz.de/engagement — Der Autor ist Professor für Moderne Geschichte an der Universidad Complutense Madrid. Aus dem Spanischen von Carmen Garcia und Fabian Federl SONDERTHEMA MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802 DAS GOLDENE ZEITALTER SPANIENS Ausstellung 21 DER TAGESSPIEGEL zur Ära Velázquez in der Gemäldegalerie Berlin vom 1. Juli bis 30. Oktober Die früheste Weltarchitektur Die andalusischen Kirchen des 16. und 17. Jahrhunderts waren die wichtigsten Vorbilder der neu gegründeten Bischofskirchen in Amerika Von Henrik Karge 1492 war ein Jahr von zweifacher welthistorischer Bedeutung: Spanische Truppen eroberten Granada, die letzte arabische Bastion auf der Iberischen Halbinsel, und drei spanische Schiffe unter Führung von Christoph Kolumbus landeten auf einer Insel der heutigen Bahamas. Beide Vorgänge – der Sieg über den Islam im Westen Europas und die Entdeckung Amerikas – markieren den Aufstieg des kurz zuvor vereinigten Königreichs Spanien zur Weltmacht und werden nicht ohne Grund häufig als Wendemarke vom Mittelalter zur Neuzeit angesehen. Als ein Symbol des Triumphs über den Islam kann die Kathedrale von Granada gelten, die ab 1523 an der Stelle der vormaligen Hauptmoschee errichtet wurde. 1528 übernahm Diego de Siloe den Kathedralbau und formte aus der in Spanien fortwirkenden spätgotischen Bautradition und dem System der italienischen Renaissance eine neuartige Synthese, für die sich in Italien nichts Vergleichbares findet: eine weiträumige Hallenkirche mit riesigen antikisierenden Pfeilern, die gotische Sterngewölbe tragen. Die an einen Triumphbogen erinnernde Fassade wurde 1667 von Alonso Cano entworfen, der als Universalgenie des Siglo de Oro zuvor mit Gemälden und Skulpturen hervorgetreten war (s. Artikel unten). Der bedeutendste Kirchenbau der Renaissance in Spanien aber ist die Kathedrale von Jaén. Die andalusische Stadt wird noch heute von dem mächtigen Baukörper der Kathedrale überragt, die ab der Mitte des 16. Jahrhunderts von Andrés de Vandelvira als Modellbau der Renaissance erbaut wurde: Die mit korinthischen Halbsäulen besetzten Pfeiler tragen Segelgewölbe mit geometrischen Mustern, die dem rechteckigen Hallenraum der Bischofskirche eine Wirkung von ruhigem Gleichmaß verleihen – und eine Noblesse, mit der sich kaum ein anderer Kirchenbau der europäischen Renaissance messen kann. In der wirtschaft- Vorbild für Lateinamerika. Die Kathedrale von Jaén ist der bedeutendste Kirchenbau der Renaissance in Spanien, der 1667–1688 im Siglo de Foto: © Ken Welsh / Alamy Stock Photo Oro eine zweitürmige Westfront in den reichen Formen des frühen Barock bekam. lichen Krisenzeit des frühen 17. Jahrhunderts kam der Kathedralbau jedoch zum Erliegen, ab 1634 wurde er erneut aufgenommen und erhielt in den Jahren 1667–1688 eine zweitürmige Westfront nach Plänen von Eufrasio López de Rojas, nun in den reichen Formen des frühen Barock. Die großen Kirchenbauten des 16. Jahrhunderts in Andalusien, zu denen auch die Kathedralen von Málaga und Baeza zu zählen sind, wirken auf den ersten Blick wie ein Randphänomen der europäischen Renaissance. Der Süden Spaniens mit der Hafenstadt Sevilla befand sich jedoch im Zentrum des Welthandels und des kulturellen Austauschs mit den spanischen Vizekönigreichen in Mittel- und Südamerika. So lag es nahe, dass die andalusischen Kirchen des 16.–17. Jahrhun- Im Schatten des großen Meisters derts zu den wichtigsten Vorbildern der neugegründeten Bischofskirchen in Amerika und damit zu den Modellbauten des ersten Architekturstils von globaler Reichweite wurden: der spanischen Renaissance. Die bedeutendste Wirkung übte der Kathedralbau von Jaén aus, der mit seiner markanten Doppelturmfront zum Vorbild der Kathedralen von Mexiko-Stadt und Puebla in Mexiko wurde. Die politische Macht Spaniens konzentrierte sich in der neugegründeten Hauptstadt Madrid und der nahe gelegenen Klosterresidenz des Escorial. Dieser gigantische Palastbau mit seiner zentralen Kuppelkirche entstand 1563–84 im Auftrag Philipps II. und galt schon in der frühen Neuzeit als achtes Weltwunder. Tatsächlich spiegelt sich in der majestätischen Größe und dem geometrischen Regelmaß, aber auch in der bewussten Schmucklosigkeit des Palastkomplexes die Idee einer universalen Hegemonie wider, die Rationalität und katholischen Glauben zu verknüpfen versuchte. In der Realität erlitt die spanische Weltherrschaft jedoch bald massive Rückschläge: 1588 scheiterte die Armada vor England, und mit dem Abfall der nördlichen Niederlande gerieten die spanischen Armeen auch in Mitteleuropa in die Defensive. Die wirtschaftlichen und sozialen Krisen, die Spanien bis nach der Mitte des 17. Jahrhunderts erschütterten und die in einem markanten Kontrast zum Aufblühen der Künste im „goldenen Zeitalter“ stehen, wirkten sich stark auf die Baukonjunktur aus und ließen die Neubautätigkeit drastisch zurückgehen. Die wenigen neuen Kirchenbauten waren nun geprägt vom nüchternen Stil des Escorial, der für Jahrzehnte kanonisch blieb und in einigen Bauten, wie der Klosterkirche Encarnación in Madrid (1611–16), eine gewisse Eleganz entfaltete. So stand der sich nun rasch entfaltenden spanischen Malerei, die Realismus und Spiritualismus verband, eine minimalistische Architektur gegenüber – ein keineswegs unharmonisches Verhältnis beider Künste, die mit dem Begriff des Barock freilich nur schwer zu verknüpfen sind. Die Wende zum spanischen Barock erfolgte um die Mitte des 17. Jahrhunderts, in einer Zeit militärischer Misserfolge, in der aber auch die späten Meisterwerke des Velázquez, die „Meninas“ und die „Spinnerinnen“, entstanden. Nach den Jahrzehnten des architektonischen Purismus kam eine nahezu ungezügelte Freude am Ornament auf, die zu einem eigentümlichen Dekorationsstil führte, der sich von seinen italienischen Vorbildern rasch zu emanzipieren vermochte. Wegweisend waren wiederum Sakralbauten in Andalusien, wie die Sevillaner Kirche Santa María la Blanca mit ihrem überreichen Stuckdekor (1659). Die neuen Architekturtendenzen wurden beflügelt von dem wirtschaftlichen WiederaufANZEIGE Nachklang • Fr • 8. 7. 2016 • 20 Uhr Gemäldegalerie, Kulturforum ›Hispaniae Musica‹ – Musik des Goldenen Spanischen Zeitalters La Ritirata (Spanien) Konzert im Rahmen der Sonderausstellung ›El Siglo de Oro‹ Tickets 24,–/16,– € für Konzert incl. Ausstellung online unter www.elsiglodeoro.de und Kasse Kulturforum Die Ausstellung ist ab 19 Uhr für Konzertbesucher geöffnet. stieg Spaniens in der Regierungszeit Karls II. (1665–1700). Nun nahmen auch die amerikanischen Vizekönigreiche aktiv an der architektonischen Entwicklung teil und strahlten in das spanische Kernland zurück – mit der Capilla del Rosario in der Dominikanerkirche der mexikanischen Stadt Puebla entstand 1690 das erste sinnenberauschende Gesamtkunstwerk des spanischen Spätbarock. — Der Autor ist Professor für Kunstgeschichte an der Technischen Universität Dresden mit dem Forschungsschwerpunkt Architektur und bildende Kunst in Spanien und Lateinamerika. Weitere Fotos von Bauwerken der Renaissance und des Barock unter www.tagesspiegel.de/kultur ANZEIGE Francisco Pacheco war einer der bedeutendsten Kunsttheoretiker des Siglo de Oro, des Goldenen Zeitalters Spaniens. Zu seinen Schülern gehörte Diego Velázquez, der 1620 das meisterhafte düstere Porträt seines Schwiegervaters und Lehrmeisters gemalt hat, das jetzt aus dem Prado nach Berlin kommt. Es ist ein Glanzstück der Berliner Ausstellung, die erstmals das Goldene Zeitalter umfassend darstellt und viele hierzulande weniger bekannte Künstler vorstellt. Einer davon ist Alonso Cano, der wie sein zwei Jahre älterer Freund Diego Velázquez ebenfalls bei Pacheco das Malerhandwerk lernte. Cano war nicht nur ein exzellenter Maler, sondern auch ein begnadeter Bildhauer und Architekt. Er gilt als ein Multitalent des Goldenen Zeitalters in Spanien. Manch einer nennt ihn den Michelangelo Spaniens, auch wenn solche Vergleiche problematisch sind. Aber was seine Vielseitigkeit und seine Qualitäten angeht, ist Cano es wert, endlich auch in Deutschland entdeckt zu werANZEIGE ZUR AUSSTELLUNG DER K ATALOG 978-3-7774-2478-1 · € 49,90 49 90 den. In der Berliner Ausstellung ist er mit Skulpturen, Gemälden und einer meisterhaften Zeichnung vertreten. Wer ist dieser Cano? Er wird am 19. März 1601 in eine kunsthandwerklich begabte Familie in Granada hineingeboren. Der Vater ist ein bekannter Retabelbauer. Retabeln sind große Altaraufsätze, die kunstvoll geschnitzt, mit Figuren und Malereien versehen sind. Der kleine Alonso hilft früh in der Werkstatt seines Vaters mit und entwickelt ein großes Interesse für dessen Arbeit. Ein Retablero muss gleichzeitig etwas von Malerei, Skulptur und Architektur verstehen, die Aufsätze füllen oft ganze Wände aus – bis unter die Decke. Die Familie zieht 1614 nach Sevilla, das durch den Amerika-Handel reich geworden und das Kulturzentrum der Iberischen Halbinsel ist. Cano geht bei Francisco Pacheco in die Lehre, wo er Veláz- Meisterhaft. Alonso Cano: Johannes von Gott (Detail), um 1660–1665, Museo de Bellas Artes de Granada. Foto: © Javier Muñoz/Paz Pastor quez kennenlernt. Pacheco ist eine schillernde Figur: erzkonservativ und Beauftragter der Inquisition, doch gleichzeitig ein Befürworter humanistischer Bildung, die er gerade für Maler als notwendig erachtet. Cano bekommt also eine umfassende Ausbildung, die er 1626 mit der Meisterprüfung abschließt. Er interessiert sich wie Pacheco vor allem für italienische Kunst und lernt sie über Kunststiche und Skizzenbücher kennen. Anfangs neigt er mehr zur Skulptur, lässt sich aber auch von den Werken seiner Zeitgenossen wie Zurbarán und Velázquez inspirieren – eine damals übliche Methode, das Motiv eines anderen aufzugreifen und dann ein eigenes Werk zu schaffen. Canos Geschäfte in Sevilla laufen gut, er produziert Skulpturen und Re- tabeln. Das Schicksal meint es allerdings nicht gut mit ihm. Seine erste Frau stirbt im Kindbett und der zweiten, deutlich jüngeren, kann er den Unterhalt nicht mehr zahlen und landet im Gefängnis. Graf Olivares, einflussreicher Minister bei Philipp IV., holt ihn an den Hof nach Madrid, wo er 1640 nach dem großen Feuer 160 Gemälde aus dem Palast restauriert. Zusammen mit Velázquez reist er durch das Land, um neue Bilder für die königliche Sammlung zu erwerben. Zu den bedeutenden Gemälden Canos zählt „Christus in der Vorhölle“ (1646), das auch nach Berlin kommt und lange vor Velázquez’ Venus die Eva als Rückenakt darstellt. Cano gilt zudem als produktivster und bester Zeichner seiner Zeit, was man an der Zeichnung „Der heilige Sebastian“ in Berlin studieren kann. Bei allen Erfolgen überschattet die Ermordung seiner zweiten Frau Canos Leben, zumal man ihn der Tat verdächtigt. Er flieht nach Valencia in ein Kloster, kehrt aber bald nach Madrid zurück. Letztlich jedoch zieht es ihn in seine Heimatstadt Granada, wo er eine – schlecht bezahlte – Stelle bei der Kathedrale annimmt und für deren Ausgestaltung zuständig ist. Aus dieser Zeit stammen die Skulpturen „Der Heilige Johannes von Gott“ und die „Büste des Heiligen Paulus“, beide in Berlin zu sehen. Betritt man die Kathedrale von Granada durch ihr ungewöhnliches triumphbogenartiges Portal, Canos letztes Werk, findet man im Inneren viele seiner Meisterwerke: arabisch inspirierte Hängeleuchten aus Silber, die berühmte Statue der „Immaculata“ und den Zyklus zum „Marienleben“ im Altarraum. Seine Auftraggeber waren damit nicht zufrieden. Die Umsetzung seines Fassadenentwurfes von 1667erlebte ernicht mehr;er starbim gleichen Jahr. Rolf Brockschmidt VERANSTALTUNGEN ZUR AUSSTELLUNG AUS DEM PROGRAMM 29. Juni, 22 Uhr: Sommerkino: El Siglo de Oro, Kulturforum, Eintritt frei 1. Juli, 11 Uhr: Wundersame Weintrauben. Stillleben, Führung, sechs Euro 2. Juli, 14 Uhr: ¡Acción! Workshop für Neun- bis Zwölfjährige, neun Euro Vorträge: 14. Juli, 18 Uhr: „Culture and Crisis in Golden Age Spain“, Sir John Elliott 15. September, 18 Uhr: „Rubens und Velázquez“, Martin Warnke 13. Oktober, 18 Uhr: „Cervantes, Velázquez and cultural propaganda in the Spanish Golden Age“, Fernando Bouza (alle im Kulturforum, Eintritt frei) Inspirieren ist einfach. terstützen rderer un ö tf p u a H Als sstellung zquez“ wir die Au ie Ära Velá e Oro. D „El Siglo d rlin rie, Kulturforum, Be le a g e Gemäld Wenn Kulturförderung großgeschrieben wird. D Sommerkino, Kinder-Workshops und Vorträge El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez 1. Juli–30. Oktober 2016 Gemäldegalerie/Kulturforum, Berlin-Tiergarten. Eintritt: 14 Euro, ermäßigt sieben Euro, Jugendliche unter 19 Jahren frei. Alonso Cano – Bildhauer, Maler und Architekt – harrt seiner Entdeckung Aus Anlass der Ausstellung gibt es außerdem SpanienVeranstaltungen im IberoAmerikanischen Institut (www.iai.spk-berlin. de/ veranstaltungen/ themenschwerpunkte/ spanien-2016) und die Ausstellung „Reencuentros. Dialoge mit dem Siglo de Oro“ des Instituto Cervantes (berlin.cervantes.es/ de, Rubrik „Kultur“) Tsp Infos & mehr Termine: www.el-siglo-de-oro.de Kunst und Kultur setzen schöpferische Kräfte frei, öffnen Geist und Sinne für Überliefertes und Ungewöhnliches. Als größter nichtstaatlicher Kulturförderer unterstützt die Sparkassen-Finanzgruppe Projekte in allen Regionen Deutschlands. Für die Staatlichen Museen zu Berlin engagiert sie sich seit 2011 als Hauptförderer. 22 TAGESTIPPS D DER TAGESSPIEGEL NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 FESTIVAL CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF B Astor, Tel. 883 85 51: Ein ganzes halbes Jahr 15; Der rosarote Panther kehrt zurück - The Return Of The Pink Panther (OV) 19.30; Bundesplatz, Tel. 85 40 60 85: Rico, Oskar und der Diebstahlstein 16; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 18; Cafe Belgica 20.30; Cinema Paris, Tel. 881 31 19: 7 Göttinnen 15.30, 18, 20.30; Delphi, Tel. 312 10 26: Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15.30, 18, 20.30; Eva, Tel. 92 25 53 05: The Liverpool Goalie oder Wie man die Schulzeit überlebt! 10; Der alte deutsche Film: Glück im Schloss 15.45; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 17.45; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst Peggy Guggenheim: Art Addict (OmU) 20.30; Filmkunst 66, Tel. 882 17 53: F 1 Demolition - Lieben und Leben 17; Premiere: InnSaei: Die Kraft der Intuition - InnSæi: the sea within (OmU) 19.30; F 2 Athos - Im Jenseits dieser Welt 17.45; Cafe Belgica 20; Kant, Tel. 319 98 66: K 1 The Lobster (OmU) 15, 17.45, 20.30; K 2 Kill Billy 15.45, 18, 20.15; K 3 Birnenkuchen mit Lavendel 16.30; Nur Fliegen ist schöner 18.45; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst - Peggy Guggenheim: Art Addict (OmU) 21; K 4 Einmal Mond und zurück 15.30; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 17.30, 20; K 5 Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 16.15; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 18.30, 20.50; Zoo Palast, Tel. 018 05/22 29 66: Z 1 Ein ganzes halbes Jahr 14.45, 17.25, 20.15; Central Intelligence 23; Z 2 Central Intelligence 15.15, 17.50, 20.30; Ein ganzes halbes Jahr 23.10; Z 3 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15; 3D: Warcraft: The Beginning 17.45; Bastille Day 20.45, 23.10; Z 4 Angry Birds 15.30; Money Monster 18; The Nice Guys 20.30, 23.15; Z 5 3D: The Jungle Book 14.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.15; Money Monster 20; 3D: X-Men: Apocalypse 22.30; Z A Einmal Mond und zurück 15.20; Bastille Day 17.30; Vor ihren Augen 19.45, 22.15; Z B Ein Hologramm für den König 14.30; The Neon Demon 17, 23.15; FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG B b-ware!, Tel. 63 41 31 15: A Bigger Splash (OmU) 11; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst - Peggy Guggenheim: Art Addict (OmU) 11; Ein Hologramm für den König - A Hologram for the King (OmU) 11; Hope for All. Unsere Nahrung Unsere Hoffnung 12.30; Das Talent des Genesis Potini 12.45; Junges Licht (DFmenglU) 13; Wild 14.15; Monsieur Chocolat 14.45; Zen for Nothing 15; Ein letzter Tango - Un tango mas (OmU) 15.45; 3D: Einmal Mond und zurück 16.45; Everybody Wants Some!! 16.45; Der Moment der Wahrheit - Truth (OmU) 17.15; Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 18.15; Rockabilly Requiem (DFmenglU) 18.45; Miss Hokusai 19.15; 3D: Warcraft: The Beginning (OV) 20.15; Cafe Belgica 20.15; Money Monster 21; Green Room 22.15; 3D: Love (OV) 22.20; Der Nachtmahr (DFmenglU) 22.45; Babylon, Tel. 61 60 96 93: A The Neon Demon (OmU) 17.10, 19.50, 22.30; B Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen - Demain (OmU) 17; Demolition - Lieben und Leben (OmU) 19.30, 21.50; fsk, Tel. 614 24 64: f 1 Die Frau mit der Kamera - Abisag Tüllmann 18; Sworn Virgin - Vergine giurata (OmU) 20, 22; f 2 Nefesim kesilene kadar - Until I Lose My Breath: Bis ich meinen Atem verliere (OmU) 18.15; Treppe aufwärts 20.15; The Whispering Star - Hiso hiso boshi (OmU) 22.15; Intimes, Tel. 29 77 76 40: Sing Street 17.45; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 20; Money Monster 22.15; Moviemento, Tel. 692 47 85: M 1 Piranha Arts Preisverleihung "Nächte des Ramadan": Kurzfilmprogramm 19.30; Schau mich nicht so an 22; Gayby Baby (OmU) 23.59; M 2 Gayby Baby (OmU) 14.15, 20.45; Doktor Proktors Zeitbadewanne 16.15; Miss Hokusai - Sarusuberi Miss Hokusai (OmU) 18.30; Mr. Gaga (OmenglU) 22.45; M 3 Doktor Proktors Zeitbadewanne 10.15; Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft 12.30; Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs 14.45; Das Talent des Genesis Potini - The Dark Horse (OmU) 17.15; Cafe Belgica 20; Cafe Belgica (OmU) 22.45; Sputnik, Tel. 694 11 47: S 1 Dirty Games - Das Geschäft mit dem Sport (OmU) 17.30; Sing Street 19; Stolz und Vorurteil & Zombies 21; Green Room 22.45; S 2 Eva Hesse (OmU) 17.30; Treppe aufwärts 19.30; Money Monster (OmU) 21.15; B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin (OmenglU) 23; Kinobar im Sputnik Projekt A - Eine Reise zu anarchistischen Projekten in Europa (OmU) 21; Tilsiter, Tel. 426 81 29: T 1 Rico, Oskar und der Diebstahlstein 14; Mikro & Sprit 16; Mikro & Sprit - Microbe et Gasoil (OmU) 18; A Bigger Splash (OmU) 20.15; Der Nachtmahr (DFmenglU) 22.30; T 2 Parchim International 15; Mr. Gaga (OmU) 17; Wer ist Oda Jaune? (OmU) 19; The Whispering Star - Hiso hiso boshi (OmU) 20.30; Der Schamane und die Schlange: Eine Reise auf dem Amazonas - El abrazo de la serpiente (OmU) 22.45; UCI Friedrichshain, Tel. 42 20 42 20: K 1 Angry Birds 14.30; Ein ganzes halbes Jahr 14.45, 17, 19.45; Central Intelligence 14.45, 17.15, 20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.45, 17.30; X-Men: Apocalypse 16.45; 3D: Warcraft: The Beginning 16.45, 19.30; Bastille Day 17.15, 20.15; The Conjuring II 19.30; Yorck, Tel. 78 91 32 40: Yorck Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15, 17.30, 20; New Yorck 7 Göttinnen 14.50, 17.10, 19.30, 21.50; Zukunft, Tel. 01 76/57 86 10 79: Zukunft 3 Sing Street (OmU) 18; God of Happiness (OmenglU) 20; Preview: 90 Minuten: Bei Abpfiff Frieden - 90 Minutes war (OmU) 21.45; Zukunft 4 Junges Licht 18.15; Agnes (DFmenglU) 20.30; Remainder (OmU) 22.30; B LICHTENBERG CineMotion Hohenschönhausen, Tel. 471 13 70: C 1 Einmal Mond und zurück 14.50; The Conjuring II 17, 19.50; C 2 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15; Sworn Virgin - Vergine giurata (OmU) 17.30, 19.40; C 4 Central Intelligence 15.15; Bastille Day 17.40, 19.50; C 5 Ein ganzes halbes Jahr 15.10, 17.40, 20.15; C 6 Angry Birds 15.20; Warcraft: The Beginning 17.30; Central Intelligence 20.15; C 7 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.10, 20; Central Intelligence 17.40; C 8 Warcraft: The Beginning 14.50; The Nice Guys 17.30, 20.10; C 9 3D: Einmal Mond und zurück 15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.10; 3D: Warcraft: The Beginning 19.45; B MARZAHN-HELLERSDORF CineStar Hellersdorf, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 13.50; 3D: The Jungle Book 13.55; 3D: Angry Birds 14.05; Ein ganzes halbes Jahr 14.10, 17.10, 20; Einmal Mond und zurück 14.15; Central Intelligence 14.25, 17.20, 20.20; Angry Birds 14.40; The Conjuring II 16.40, 19.50; Bastille Day 16.45, 20; 3D: Warcraft: The Beginning 16.50, 19.40; 3D: Einmal Mond und zurück 17; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.15; 3D: X-Men: Apocalypse 19.20; Money Monster 19.45; Kiste, Tel. 998 74 81: Nur Fliegen ist schöner 14; The Jungle Book 16; Mängelexemplar 18; Whiskey Tango Foxtrot 20.05; UCI Eastgate, Tel. 93 03 02 60: U 3 Ein ganzes halbes Jahr 14.45, 17.30, 20.15; U 4 Central Intelligence 14.30, 17.15, 20; U 5 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.15; 3D: Warcraft: The Beginning 17, 20; U 6 Einmal Mond und zurück 14; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 16.30; The Conjuring II 19.30; U 7 Angry Birds 14.30, 17; Money Monster 20.15; U 8 The Jungle Book 14.30; Bastille Day 17.30, 20; B MITTE Acud, Tel. 44 35 94 98: A 1 Ente gut! Mädchen allein zu Haus 17; Mustang 19; Nordlichter: Kaikella rakkaudella Things We Do For Love: In aller Liebe (OmU) 21; A 2 Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen - Demain (OmU) 18; Sonderveranstaltung 20.15; Schau mich nicht so an 22; Arse- Kinder (engl.) Gewinn (ugs.) Hauptstadt von Armenien mit Namen erwähnen Norbert Gstrein John wird erstochen. Einfach so, auf offener Straße. Aber warum? Sein langjähriger Freund Hugo reist aus Österreich nach San Francisco, um diesem Rätsel auf die Spur zu kommen. „In der freien Welt“ hat der Tiroler und Wahlhamburger Norbert Gstrein sein neues Werk genannt. Aber welche ist das: Die USA, Israel, oder doch eher die Welt als abstrakte Größe? Creamcake 2015 brachte die Clubnacht-Reihe Creamcake neue und hybride Soundund Performanceprojekte aus dem Internet auf die Bühne des HAU. Als Ausblick auf die zweite Ausgabe des Festivals (11.-15.10.) präsentiert das Pre-3hd-FestivalEvent Performances der taiwanischen Rapperin und Grimes-Kollaborateurin Aristophanes und der amerikanischen Musikerin Eartheater (Foto). Kabarett-Bundesliga Seit Herbst 2015 tourten 14 Kabarettisten durch die Republik und buhlten um die Gunst des Publikums. Mit dem unvorstellbar knappen Vorsprung von 0,01 Punkten hat Klavier-Kabarettist Matthias Ningel die Meisterschaft für sich entschieden. Zeit für eine fulminante Meisterschaftsfeier! 20 Uhr, 5/3 Euro Literaturhaus Fasanenstr. 23, Charlottenburg 20 Uhr, 10/15 Euro HAU 1 Stresemannstr. 29, Kreuzberg 20 Uhr, 21,50-26,50 € Wühlmäuse Pommernallee 2-4, Westend KINOPROGRAMM nal, Tel. 26 95 51 00: A 1 Robert Gardner: Correspondence; m. Kurzfilmen 20; A 2 Magical History Tour: Ich tanz mich in dein Herz hinein - Top Hat (OV) 19.30; Babylon, Tel. 242 59 69: B 1 KinderwagenKino: Everybody Wants Some!! 11; Monsieur Chocolat (OmU) 17.15; Sing Street (OmU) 17.30; Dirty Games - Das Geschäft mit dem Sport (OmU) 18; Treppe aufwärts 19.30; Remainder (OmU) 19.30; Premiere: Meier Müller Schmidt 20; Everybody Wants Some!! (OmU) 21.30; Happy Hour 21.30; Central, Tel. 28 59 99 73: C 1 Gayby Baby (OmU) 12.45, 19.15; Doktor Proktors Zeitbadewanne 14.30; Cafe Belgica (OmU) 16.30, 23.45; The Neon Demon (OmU) 21.15; C 2 Rico, Oskar und der Diebstahlstein 11; Das Talent des Genesis Potini - The Dark Horse (OmU) 13; Mr. Gaga (OmU) 15.30; The Neon Demon (OmU) 17.30; Cafe Belgica (OmU) 20; Gayby Baby (OmU) 22.45; CinemaxX Potsdamer Platz, Tel. 040/80 80 69 69: C 1-19 Warcraft: The Beginning 13.30; Central Intelligence 13.30, 16.30, 19.30, 22.30; The First Avenger: Civil War 13.30; Bad Neighbors II 13.30, 15.45, 18, 20.40, 23; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 13.30, 15.30; Angry Birds 13.45; 3D: Zoomania 13.45; 3D: The Jungle Book 13.45; Ein ganzes halbes Jahr 14, 17, 20, 23; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 14, 16.45, 19.30; Sky - Der Himmel in mir 14; 3D: Einmal Mond und zurück 14.15; Zoomania 14.15; Bastille Day 14.30, 17, 20.20, 23; Professor Love 14.45, 17.15, 19.45; The Jungle Book 14.45, 17.30; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15; The Conjuring II 16.30, 19.45, 23; 3D: X-Men: Apocalypse 16.30, 19.15, 23; 3D: Angry Birds 16.30; Kill Billy 16.45, 19, 22; Demolition - Lieben und Leben 16.45, 20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 16.45, 19.45, 23; Vor ihren Augen 17, 19.45, 22.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17, 20, 23; Money Monster 17, 19.45, 22.30; Der Moment der Wahrheit 17.15; Elsterglanz und der Schlüssel für die Weibersauna 17.45, 20.30; Miss Hokusai 17.50; 3D: The First Avenger: Civil War 19.30, 23; The Neon Demon 20, 23; The Nice Guys 20.10, 23; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 20.15, 23; The Other Side of the Door 22.10; Stolz und Vorurteil & Zombies 22.15; Green Room 23; The Witch 23; Cineplex Alhambra, Tel. 01 80/505 03 11: A 1-7 3D: Einmal Mond und zurück 12, 17.05; Einmal Mond und zurück 12, 14.15; The Jungle Book 12; Kung Fu Panda III 12; Zoomania 12; Alvin und die Chipmunks IV: Road Chip 12; Angry Birds 12.15, 14.40; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.15, 17; Central Intelligence 14.20, 17.20, 20; 3D: Warcraft: The Beginning 14.20, 16.45, 19.30; Ein ganzes halbes Jahr 14.30, 17.30, 20; Ein Mann namens Ove 15; The Conjuring II 17, 19.45; Bastille Day 17.20, 20; Money Monster 20; The Nice Guys 20.10; CineStar CUBIX, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 11, 16.40; Ein ganzes halbes Jahr 11.10, 14, 16.50, 19.45, 22.45; Professor Love 11.15; Doktor Proktors Zeitbadewanne 11.30; The First Avenger: Civil War 11.35; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 11.40; Einmal Mond und zurück 11.50; Central Intelligence 12, 14.45, 17.30, 20.15, 23.15; The Jungle Book 12.15; 3D: The Jungle Book 13.45; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 13.50; 3D: Einmal Mond und zurück 14.10; 3D: Warcraft: The Beginning 14.15, 16.30, 19.30, 23; 3D: The First Avenger: Civil War 14.20; Angry Birds 14.50; Bad Neighbors II 15; 3D: X-Men: Apocalypse 16.20, 19.40, 22.30; The Conjuring II 17.15, 20, 23; 3D: Angry Birds 17.20; Bastille Day 17.25, 20.30, 23.10; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.50; The Neon Demon 19.50, 22.50; Money Monster 20.40; The Nice Guys 23.05; Vor ihren Augen 23.15; CineStar Sony Center, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Ein ganzes halbes Jahr - Me Before You (OV) 14, 16.45, 19.30; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln - Alice Through the Looking Glass (OV) 14; 3D: Warcraft: The Beginning (OV) 14, 16.50, 19.45; The First Avenger: Civil War - Captain America: Civil War (OV) 14.10; 3D: Angry Birds (OV) 14.20; 3D: The Jungle Book (OV) 14.40; Demolition - Lieben und Leben (OV) 14.45; Central Intelligence (OV) 14.45, 17.20, 20.10; 3D: X-Men: Apocalypse (OV) 16.40, 19.40; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln - Alice Through the Looking Glass (OV) 16.45; The Conjuring II (OV) 17.10, 20; Bastille Day (OV) 17.20, 19.45; The Nice Guys (OV) 17.30; Money Monster (OV) 20.15; The Neon Demon (OV) 20.20; CineStar IMAX, Tel. 04 51/703 02 00: 3D: Galapagos: Wunderland der Natur 11; 3D: Buckelwale: Giganten der Meere - Humpback Whales 12.15; 3D: Warcraft: The Beginning (OV) 13.30, 19.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln - Alice Through the Looking Glass (OV) 16.30; Filmrauschpalast, Tel. 394 43 44: Evolution (OmenglU) 18; Film und Diskussion 20; Sing Street (OmU) 22.30; Hackesche Höfe, Tel. 283 46 03: H 1 Die Prüfung (DFmenglU) 14.30; Cafe Nagler (OmU) 16.30; Demolition - Lieben und Leben (OmU) 18, 20.15, 22.30; H 2 Agnes (DFmenglU) 14.30; Ein neues Leben - In grazia di dio (OmU) 16.45, 19.30; The Nice Guys (OV) 22.15; H 3 Vor der Morgenröte Stefan Zweig in Amerika 15, 17.30, 20; Wild (DFmenglU) 22.15; H 4 Solness (DFmenglU) 15.15, 19.30; Sing Street (OmU) 17.15, 21.30; H 5 Wie die anderen 15.45; Kill Billy Her er Harold (OmU) 18, 20; Schau mich nicht so an 22; International, Tel. 24 75 60 11: International Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 14.30, 17, 19.30; The Lobster (OmU) 21.50; Zeughauskino, Tel. 20 30 44 21: Sohrab Shahid Saless: Wechselbalg 20; B NEUKÖLLN Cineplex Neukölln Arcaden, Tel. 01 80/505 06 44: K 1-9 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14, 17.30; Warcraft: The Beginning 14, 16.30, 19.45; Central Intelligence 14.20, 17, 19.45; Einmal Mond und zurück 14.30, 17.15; Angry Birds 14.30, 17; Zoomania 14.30; Ein ganzes halbes Jahr 14.45, 17, 19.30; Ein Mann namens Ove 15; Bastille Day 15, 17.30, 20; The Conjuring II 17, 19.30; Vor ihren Augen 17, 20.15; The Nice Guys 19.45; The Neon Demon 20; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 20.10; IL KINO, Tel. 81 89 88 99: Wild (OV) 16; Sworn Virgin - Vergine giurata (OmU) 18; Victoria (DFmenglU) 20; Petting Zoo (OmU) 22.30; Neues Off, Tel. 62 70 95 50: The Lobster (OmU) 17.15, 19.50, 22.30; Passage, Tel. 68 23 70 18: P 1 Kill Billy 16.30, 18.45, 21; P 2 Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 16; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 18.30, 21; P 3 Demolition - Lieben und Leben 18, 20.30; P 4 Sing Street (OmU) 18, 20.30; Rollberg, Tel. 62 70 46 45: R 1 The Neon Demon (OV) 17.45, 20.30, 21.40; R 2 Athos - Im Jenseits dieser Welt (OmU) 17.15, 19.30; R 3 The Nice Guys (OV) 17.30, 20, 21.50; R 4 7 Göttinnen - Angry Indian Goddesses (OmU) 17, 19.30; R 5 Cafe Belgica (OmU) 18.15, 21; UCI Gropius Passagen, Tel. 66 68 12 34: G 1 Angry Birds 14.20; Ein ganzes halbes Jahr 14.40, 17.15, 20; Central Intelligence 15, 17.35, 20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 16.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 16.50; The Conjuring II 17, 19.45; Money Monster 19.45; Bastille Day 20; B PANKOW Blauer Stern, Tel. 47 61 18 98: B 1-2 Rico, Oskar und der Diebstahlstein 15.45; 3D: Angry Birds 15.45; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 18, 20.15; Hannas schlafende Hunde 18; Schau mich nicht so an 20.15; BrotfabrikKino, Tel. 471 40 01: Zen for Nothing (OmU) 19; Miss Hokusai - Sarusuberi Miss Hokusai (OmU) 21; FT am Friedrichshain, Tel. 42 84 51 88: F 1 The Lobster (OmU) 15, 17.45, 20.30; F 2 Athos - Im Jenseits dieser Welt 15, 18; Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 15.45; 7 Göttinnen 16.45, 20.15; F 3 Kill Billy 17, 19, 21; F 4 Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen 15.30; The Neon Demon (OmU) 18, 20.45; F 5 Einmal Mond und zurück 14.45; Demolition - Lieben und Leben 19; Demolition - förmliche Anrede Berufsverband oberdeutsch: nicht krank und gebrechlich Erdgeist Lieben und Leben (OmU) 21.20; Kino in der Kulturbrauerei, Tel. 04 51/703 02 00: K 1-8 Doktor Proktors Zeitbadewanne 14.15; Ein ganzes halbes Jahr 14.30, 17, 20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.50; Kill Billy 15, 20; Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15, 17.30, 20; 3D: The Jungle Book 15; Cafe Belgica 15.10, 20.10; 3D: Einmal Mond und zurück 15.10; Demolition Lieben und Leben 17; The Neon Demon 17.15, 20.15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.20; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.30; The Nice Guys 17.30; Gayby Baby (OmU) 18; 7 Göttinnen 19.50; Preview: Lou Andreas-Salome 20; Money Monster 20.15; Krokodil, Tel. 44 04 92 98: Sworn Virgin - Vergine giurata (OmU) 19; Athos - Im Jenseits dieser Welt (OmU) 20.30; Lichtblick, Tel. 44 05 81 79: Wer ist Oda Jaune? 18.30; EXBlicks: Phantomanie (OmenglU) 20; Treppe aufwärts 22; Toni, Tel. 92 79 12 00: Toni Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.30; Der Moment der Wahrheit 17.45, 20; Tonino The Jungle Book 16; Sky - Der Himmel in mir 18.15; Money Monster 20.15; UCI Colosseum, Tel. 44 01 92 00: C 1 Zoomania 14.15; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.15; Ein ganzes halbes Jahr 14.30, 17.15, 20, 22.45; Angry Birds 14.30; Einmal Mond und zurück 14.55; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 15; 3D: Warcraft: The Beginning 15; Central Intelligence 15.15, 17.45, 20.15, 22.45; Money Monster 15.20; The First Avenger: Civil War 16.45; Vor ihren Augen 17; 3D: Angry Birds 17; The Conjuring II 17.10, 20.15, 22.45; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.15; Bastille Day 17.45, 20.15, 22.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.45, 20; X-Men: Apocalypse 19.30; The Neon Demon 20; Warcraft: The Beginning 20; 3D: The Jungle Book 20.20; The Nice Guys 22.45; REINICKENDORF säubern Fremdwortteil: mit enthaltsam Abk.: Oberinspektor englisch: eigenes Weltalter in der griech. Antike Gegner Luthers, † 1543 dt. Physiker † 1854 B A N D O A L A aus tiefem Herzen DEIKE-PRESS-1207-167 D B B A I E T E O W I S O K K U S K U E H L F O E E E L T E R N T T E R U N G H U T I T R U E B CineStar Tegel, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 13.55; Angry Birds 14, 16.45; 3D: Einmal Mond und zurück 14.10; 3D: The Jungle Book 14.20; 3D: Angry Birds 14.25; 3D: Warcraft: The Beginning 14.30, 16.40, 20.15; Ein ganzes halbes Jahr 14.35, 16.35, 19.30; Bad Neighbors II 14.45; Central Intelligence 15.05, 17.45, 20.25; Money Monster 16.55, 19.35; The Conjuring II 17, 20.10; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.05, 20; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.25; Bastille Day 17.30, 20; 3D: X-Men: Apocalypse 19.40; Vor ihren Augen 19.50; SPANDAU D THEATER Berliner Ensemble, Mitte, Bertolt-Brecht-Pl. 1, 콯 284 08-155, Frühlings Erwachen, von Frank Wedekind, Regie: Claus Peymann, 19.30 Uhr, anschl. Publikumsgespräch Der entfesselte Wotan, von Ernst Toller, Regie: Veit Schubert, Pavillon, 20 Uhr Deutsches Theater, Mitte, Schumannstr. 13a, 콯 28 44 12 25, Unterwerfung, nach Michel Houellebecq, Regie: Stephan Kimmig, 19.30 Uhr, mit engl. ÜT Deutsches Theater Kammerspiele, Mitte, Schumannstr. 13a, 콯 28 44 12 25, Die Verwandlung, nach Franz Kafka, Junges DT, Regie: Miriam Tscholl, Box, 19.30 Uhr Tape, von Stephen Belber, Regie: Stefan Pucher, 20 Uhr Kleines Theater, Friedenau, Südwestkorso 64, 콯 821 20 21, Der Kontrabass, von Patrick Süskind, Gastspiel Rainer Reiners, 20 Uhr Foto: Jana Kay SIEGEREHRUNG TERMINE Neuköllner Oper, Neukölln, Karl-Marx-Str. 131-133, 콯 68 89 07 77, Stella, von Wolfgang Böhmer, Peter Lund, 20 Uhr Ratibortheater, Kreuzberg, Cuvrystr. 20, 콯83 03 75 04, Ick & Berlin, Die Gorillas, Improvisationstheater, 20.30 Uhr Scheinbar, Schöneberg, Monumentenstr. 9, 콯784 55 39, Open Stage Varieté, Mod.: Masud, 20 Uhr Stachelschweine, Charlottenburg, Tauentzienstr. 9-10, 콯 261 47 95, Ausweg freihalten, 20 Uhr Theater am Potsdamer Platz, Tiergarten, Marlene-Dietrich-Pl. 1, 콯01805/44 44, Hinterm Horizont, von Thomas Brussig, Regie: Ulrich Waller, 19 Uhr Theater des Westens, Charlottenburg, Kantstr. 12, 콯 01805/44 44, Tanz der Vampire - Das Musical, von Michael Kunze nach Roman Polanski, 18.30 Uhr Wühlmäuse, Charlottenburg, Pommernallee 2-4, 콯 30 67 30 11, Kabarett-Bundesliga - Siegerehrung, Abschluss-Show der Saison 2015/16, 20 Uhr ROCK - POP - JAZZ D Apostel-Paulus-Kirche Schöneberg, Schöneberg, Klixstr. 2, 콯781 12 80, An intimate duo evening: Lucinda Williams feat. Stuart Mathis (The Wallflowers) Country, Folk, Americana / support: Dirk Darmstaedter, 20 Uhr A Trane, Charlottenburg, Bleibtreustr. 1, 콯313 25 50, Sommer-Wochen-Konzerte: Friedhelm Schönfeld Quartet (Modern Jazz) (CD Release), 21 Uhr Badehaus - Szimpla Musiksalon, Friedrichshain, Revaler Str. 99, 콯95 59 27 76, Sven Hammond, 21 Uhr Badenscher Hof Jazzclub, Wilmersdorf, Badensche Str. 29, 콯 861 00 80, Fuasi’s Blue Wednesday Jazz Show (Jazz with Soul), 21 Uhr Bi Nuu, Kreuzberg, Schlesische Str., 콯69 56 68 40, Highasakite (Pop, Indie), 20 Uhr HAU 1, Kreuzberg, Stresemannstr. 29, 콯25 90 04 27, Creamcake Pre-3hd Festival Event: Eartheater / Aristophanes, 20 Uhr ANZEIGE B Cineplex, Tel. 01 80/505 02 11: K 1-5 Einmal Mond und zurück 10, 12.10; Angry Birds 10, 11.55, 15; Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs 10; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 10; The Jungle Book 10, 12.30; 3D: Einmal Mond und zurück 12.20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 12.30, 14.30; Ein ganzes halbes Jahr 14.10, 16.50, 19.30; Central Intelligence 14.30, 17.10, 20.10; Ein Mann namens Ove 15; The Conjuring II 16.40, 19.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.30; Bastille Day 17.40, 20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 20; Kulturhaus Spandau, Tel. 333 60 81: Bach in Brazil 18.15; Rabbi Wolff 20.15; STEGLITZ-ZEHLENDORF TEMPELHOF-SCHÖNEBERG B Cinema Walther-Schreiber-Platz, Tel. 852 30 04: Birnenkuchen mit Lavendel 15.30; Der Moment der Wahrheit 17.50; Money Monster 20.40; Cosima, Tel. 85 07 58 02: Birnenkuchen mit Lavendel 18; Monsieur Chocolat 20.15; Urania, Tel. 218 90 91: Die Kommune 16.30, 19; Xenon, Tel. 78 00 15 30: Mr. Gaga (OmU) 18; Gayby Baby (OmU) 20; TREPTOW-KÖPENICK B Astra, Tel. 636 16 50: A 1-5 Bastille Day 10, 12, 18, 20.15, 22.30; Ein ganzes halbes Jahr 10, 12.30, 15, 17.30, 20, 22.30; Einmal Mond und zurück 10, 14; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 10, 12.30, 15; Angry Birds 10, 15; 3D: Einmal Mond und zurück 12, 16; 3D: Angry Birds 12.30; Central Intelligence 15, 17.30, 20, 22.30; The Conjuring II 17.30, 20, 22.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.30; 3D: Warcraft: The Beginning 20, 22.30; Casablanca, Tel. 677 57 52: Nur Fliegen ist schöner 16.15; Ein Hologramm für den König 18.30; Monsieur Chocolat 20.30; CineStar Treptower Park, Tel. 04 51/703 02 00: C 1 Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.30; Angry Birds 17.25; The Conjuring II 19.55; C 2 3D: Warcraft: The Beginning 14.30; Bastille Day 17.30, 20.10; C 3 God of Happiness 14.55; 3D: The Jungle Book 17.25; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 20.05; C 4 3D: Angry Birds 14.40; 3D: Einmal Mond und zurück 17.10; 3D: X-Men: Apocalypse 19.35; C 5 Ein ganzes halbes Jahr 14, 16.50, 19.45; C 6 Central Intelligence 14.05, 16.55; 3D: Warcraft: The Beginning 19.55; C 7 Einmal Mond und zurück 14.10; 3D: Warcraft: The Beginning 16.35; Money Monster 19.35; C 8 Angry Birds 14.20; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 16.50; Central Intelligence 19.45; C 9 The Jungle Book 14.05; The Conjuring II 16.35; The Nice Guys 19.45; Spreehöfe, Tel. 538 95 90: K 1 Ein ganzes halbes Jahr 15, 17.30, 20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.15; Angry Birds 15.30; Central Intelligence 15.45, 18, 20.30; Einmal Mond und zurück 15.45; The Nice Guys 17.45; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.45; Bastille Day 18, 20.30; Money Monster 20.15; 3D: Warcraft: The Beginning 20.15; Union, Tel. 65 01 31 41: Ein ganzes halbes Jahr 10, 15, 17.30, 20; Der Moment der Wahrheit 10.15, 17.30, 20.15; Mängelexemplar 15; 3D: Angry Birds 15.30; 3D: X-Men: Apocalypse 18, 21; FREILUFTKINOS B B-ware! Open Air FMP1, Tel. 63 41 31 15: Der Schamane und die Schlange: Eine Reise auf dem Amazonas - El abrazo de la serpiente (OmU) 22; Freilichtbühne Weißensee, Tel. 24 72 78 01: Lee Scratch Perry's Vision of Paradise 21.45; Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Er ist wieder da 21.45; Hasenheide, Tel. 283 46 03: James Bond 007 - Spectre (OmU) 21.45; Freiluftkino KreuzbergWild (DFmenglU) 21.45; Sommerkino Kulturforum am Potsdamer Platz, Tel. 89 37 14 31: El siglio de oro - Das goldene Zeitalter 22; Freiluftkino Rehberge The Lady in the Van 21.45; Nomadenkino Open Air im Birgit & Bier, Tel. 26 94 89 45: Carol (OmU) 21.30; Pompeji, Tel. 01 76/57 86 10 79: Preview: 90 Minuten: Bei Abpfiff Frieden (OmU) 21.45; B Autokino am BER, Tel. 01 78/333 31 50: The Nice Guys 22; Central Intelligence 22.15; ALA Falkensee, Tel. 033 22/279 88 77: Ein Mann namens Ove 15; Einmal Mond und zurück 17.40; Money Monster 20; Filmpalast Bernau, Tel. 033 38/70 54 54: FB 1-3 Ein ganzes halbes Jahr 15.30, 18, 20.30; 3D: Einmal Mond und zurück 15.30; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 15.30; Central Intelligence 18, 20.30; The Nice Guys 18; 3D: Warcraft: The Beginning 20.30; Filmpalast Oranienburg, Tel. 033 01/70 48 28: F 1 Angry Birds 15.05; The Conjuring II 17.15, 20; F 2 Ein ganzes halbes Jahr 15.05, 17.30, 20; F 3 Einmal Mond und zurück 15.30; 3D: Warcraft: The Beginning 17.45, 20.15; F 4 Central Intelligence 15.30, 17.45, 20.15; Kammerspiele Kleinmachnow, Tel. 03 32 03/84 75 84: Rico, Oskar und der Diebstahlstein 16; Mängelexemplar 18; Miss Hokusai 20.30; Movieland Erkner, Tel. 033 62/36 68: M 1 Angry Birds 15.15; Ente gut! Mädchen allein zu Haus 16.15; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 17.30; Nur Fliegen ist schöner 18.15; 3D: Warcraft: The Beginning 20; Money Monster 20.30. Alle Angaben ohne Gewähr Topics, Neukölln, Weserstr. 166, Flaneur-Abend - Über alle Aspekte des Flanierens, mit den Machern des FlaneurMagazins, 19 Uhr, in engl. Sprache VORTRÄGE THE 12 TENORS Greatest Hits Bis 10. 07. Tickets 030. 883 15 82 www.bar-jeder-vernunft.de Tickets 030. 39 06 65 50 www.tipi-am-kanzleramt.de Komödie am Ku’damm, Charlottenburg, Kurfürstendamm 206, 콯 88 59 11 88, Der Pantoffel-Panther, von Lars Albaum, 20 Uhr Renaissance-Theater, Charlottenburg, Hardenbergstr. 6, 콯 312 42 02, Schlaflos in Berlin, von Adelheid Kleineidam, Nadine Schori, Katharina Zapatka, Bruckner-Foyer, 20 Uhr Schaubühne, Wilmersdorf, Kurfürstendamm 153, 콯 89 00 23, Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs, von Milo Rau, Saal C, 19.30 Uhr Fear, Regie: Falk Richter, Saal A, 20 Uhr Das Kalkwerk, von Thomas Bernhard, Regie: Philipp Preuss, Studio, 20.30 Uhr Sophiensaele, Mitte, Sophienstr. 18, 콯283 52 66, The Root, Joséphine Evrard, Choreogr.: Joséphine Evrard, Kantine, 20 Uhr Studiotheater Schauspielschule Charlottenburg, Charlottenburg, Otto-Suhr-Allee 94, 콯34 09 77 31, Volpone, von Ben Johnson, Vanessa Baden, Rebecca Biel, Avid Moslem u. a., Regie: Kai Schubert, 1. Hof, 20 Uhr Theaterdiscounter, Mitte, Klosterstr. 44, 콯28 09 30 62, Pol Pots Lächeln, von Peter Fröberg Idling, Anne Hoffmann, Regie: Ruth Messing, 20 Uhr Theaterforum Kreuzberg, Kreuzberg, Eisenbahnstr. 21, 콯 70 07 17 10, Wie geht Frieden? Träum weiter!, Gastspiel ACT e. V., 19.30 Uhr Theater Strahl, Schöneberg, Martin-LutherStr. 77, 콯 695 99 222, Klasse Tour (ab 14 Jahre), Regie: Michael Vogel, 11 Uhr Vaganten Bühne, Charlottenburg, Kantstr. 12a, 콯 312 45 29, Shakespeares sämtliche Werke (in 90 Minuten!), von Adam Long u. a., Regie: Andreas Schmidt, 20 Uhr SHOW D Berliner Kriminal Theater, Friedrichshain, Palisadenstr. 48, 콯 47 99 74 88, Tatort Bühne, Theatersport Berlin, Improvisationstheater, 20 Uhr BKA, Kreuzberg, Mehringdamm 34, 콯202 20 07, Claire Waldoff - Ich will aber gerade vom Leben singen ..., Sigrid Grajek, 20 Uhr Bluemax Theater, Tiergarten, Marlene-Dietrich-Pl. 4, 콯 01805/44 44, Blue Man Group - The Show, Regie: Caryl Glaab, 18, 21 Uhr Chamäleon, Mitte, Rosenthaler Str. 40-41, 콯400 05 90, Roots Circus Stories, Cirk La Putyka, 20 Uhr Comedy Club Kookaburra, Mitte, Schönhauser Allee 184, 콯 48 62 31 86, How to become a Berliner in one hour?, Karsten Kaie, 19 Uhr NonSens, Michael Sens & Gäste, 20.30 Uhr Distel, Mitte, Friedrichstr. 101, 콯204 47 04, Einmal Deutschland für alle!, 20 Uhr Estrel Festival Center, Neukölln, Sonnenallee 225, 콯 68 31 68 31, Beatles-Musical „All you need is love!“, 20.30 Uhr Friedrichstadt-Palast, Mitte, Friedrichstr. 107, 콯 23 26 23 26, The Wyld, 19.30 Uhr D Tickets 030. 39 06 65 50 www.tipi-am-kanzleramt.de D KLASSIK Deutsche Oper, Charlottenburg, Bismarckstr. 34-37, 콯 343 84 343, Dornröschen, von Peter I. Tschaikowsky, Staatsballett Berlin, Regie: Nacho Duato, Choreogr.: Nacho Duato, 19.30 Uhr Hochschule für Musik Hanns Eisler - Neuer Marstall, Mitte, Schlosspl. 7, 콯203 09 21 01, Vortragsabend Klavierklasse Prof. Susanne Grützmann, 19 Uhr Kammersaal Friedenau, Friedenau, Isoldestr. 9, 콯 859 19 25, Vortragsabend Klasse Historische Tasteninstrumente von Prof. Mitzi Meyerson, 19.30 Uhr Foto: Katja Riemann BERLIN-REVUE Schlaflos in Berlin Auf der Bühne werden „Die Räuber“ gespielt – doch das wahre Drama findet in der Garderobe statt. Die nächste Vorstellung muss gerettet werden ... 20 Uhr, 18/12 €, RenaissanceTheater Hardenbergstr. 6 Komische Oper, Mitte, Behrenstr. 55-57, 콯47 99 74 00, Cendrillon (Aschenputtel), von Jules Massenet, Regie: Damiano Michieletto, 19.30 Uhr Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Villa Oppenheim, Charlottenburg, Schlossstr. 55, 콯 90 29 24-108, Michael Hussla (Cello), Tomoko Takahashi (Klavier), Beethoven: Sonate Nr. 1 op. 5 F-Dur; Schubert: Sonate „Arpeggione“ a-Moll; Strauss: Sonate op. 6 F-Dur, 18 Uhr Musikinstrumenten-Museum, Tiergarten, Tiergartenstr. 1, 콯 25 48 11 78, Jour fixe Musik am Nachmittag, 15.30 Uhr Staatsoper im Schiller Theater, Charlottenburg, Bismarckstr. 110, 콯20 35 45 55, Infektion! Festival für Neues Musiktheater: Die Luft hier: Scharfgeschliffen, von Matthias Hermann, Ernst Poettgen, Regie: Hans-Werner Kroesinger, Werkstatt, 20 Uhr UdK Kammersaal, Charlottenburg, Fasanenstr. 1B, 콯 3 18 50, Vortragsabend Klavierklasse Prof. Thomas Menrath, 19.30 Uhr Wabe, Prenzlauer Berg, Danziger Str. 101, 콯9 02 95 38 50, Earcleaning: MAM.manufaktur für aktuelle musik, Neue und Experimentelle Musik, 20 Uhr Musik & Frieden, Kreuzberg, Falckensteinstr. 48 Silverstein (Hardcore, Emo) / Flyktpunkt, 20 Uhr Olympiastadion Berlin, Charlottenburg, Olympischer Pl. 3-5, 콯 30 68 86 18, Coldplay, 18 Uhr Petruskirche Lichterfelde, Lichterfelde, Oberhofer Pl. 1, 콯 77 32 84 52, Saiten der Welt: Krishn Kypke, 20 Uhr Schokoladen Mitte, Mitte, Ackerstr. 169-170, 콯 282 65 27, fourtrack on stage: Karl Blau (Indie-Folk) / Air Cushion Finish (Experimental) (mit DJ Joe le Taxi), 19 Uhr Tipi am Kanzleramt, Tiergarten, Große Querallee, 콯 39 06 65 50, The 12 Tenors: Greatest Hits (Klassische Arien, Pop-Hymnen, Rock-Klassiker), 20 Uhr Wild At Heart, Kreuzberg, Wiener Str. 20, 콯611 70 10, Wild Wednesday: Stonerunner (Bluesrock), 21 Uhr Yaam, Friedrichshain, An der Schillingbrücke 3, 콯 615 13 54, Christopher Martin (Reggae, Loversrock, Dancehall), 20 Uhr Yorckschlösschen, Kreuzberg, Yorckstr. 15, 콯215 80 70, The Lips (Acoustic Blues), 21 Uhr Zig Zag Jazz Club, Friedenau, Hauptstr. 89, 콯94 04 91 47, Alexa Rodrian (Jazz & Songs), 21 Uhr PARTY D Alte Kantine, Prenzlauer Berg, Knaackstr. 97, 콯 44 31 50, MittwochsParty, 22 Uhr Ava, Friedrichshain, Warschauer Platz, Techno Mittwoch, 23 Uhr House of Weekend, Mitte, Alexanderstr. 7, OpenAir Wednesdays - Fashion Week Special: Reznik, Sleepy & Boo, Rohrmann & Deroux (Rooftop & Club), 19 Uhr HRD Bar, Mitte, Auguststr. 2, drafted ::: Geoff Pye, 21 Uhr Magdalena, Friedrichshain, Alt-Stralau 1-2, Daniel Boon, DeKai und Die Jungen Wilden, 23 Uhr Stereo 33, Friedrichshain, Krossener Str. 24, Bergfest: Toby aka Ondafly, 21.30 Uhr Watergate, Kreuzberg, Falckensteinstr. 49, 콯61 28 03 94, People Like Us: Cesar Merveille, Dani Ramos, Momo Trosman, 23.55 Uhr LITERATUR D C. Bechstein Centrum Berlin, Charlottenburg, Kantstr. 17, Die Bechsteins, Gunna Wendt, mit musik. Begleitung von Ulrike Haage am Flügel. Mod.: Nele Holdack. Anm. dringend erb. unter [email protected], 19.30 Uhr Literaturhaus Berlin, Charlottenburg, Fasanenstr. 23, 콯88 72 86-0, Wir schaffen das! Deutschland die postsouveräne Großmacht. Warum Sarrazin irrt. Warum Multikulti unsere Zukunft sichert, Dr. Klaus Dierlich, Buchvorstellung, anschl. Diskussion, 19 Uhr In der freien Welt, Norbert Gstrein, mit Gespräch, Mod.: Christoph Schröder, 20 Uhr D Haus am Kleistpark, Schöneberg, Grunewaldstr. 6-7, 콯 902 77 69 64, Mauermittwoch: All along the watchtower Bautyp, Symbolik und Rezeption des Wachturms, Hans Georg Hiller von Gaertringen, Matthias Struch, mit Diskussion, 20 Uhr Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz (HZT), Wedding, Uferstr. 23, The World must be Romanticised - NonHuman Performances and Humanitary Crisis, Esa Kirkkopelto, 18 Uhr, in engl. Sprache Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Mitte, Geschwister-Scholl-Str. 1-3, Palestine Ltd: Neoliberal Peacebuilding and Statebuilding in the Occupied Palestinian Territory, Dr. Toufic Haddad, 18 Uhr, in engl. Sprache Stiftung EVZ, Kreuzberg, Lindenstr. 20-25, 콯26 92 97 49, Wehrmachtsbordelle. Nach den Frauen hat bisher kaum jemand gefragt, Grußwort: Günter Saathoff, Einführung und Gespräch mit Dr. Regina Mühlhäuser, Michiko Kajimura und Uta Gerlant. Anm. erb., 19 Uhr Urania, Schöneberg, An der Urania 17, 콯218 90 91, Gesundheitstag: Tumore des Verdauungstraktes - Schonende Behandlungsverfahren für bessere Heilungschancen, Prof. Dr. med. Rudolf Ott, 17 Uhr Politik mit der Angst - Wie Rechtspopulisten Meinungen machen, Prof. Dr. Ruth Wodak, 19.30 Uhr FÜHRUNGEN B Adria, Tel. 01 80/505 07 11: Ein ganzes halbes Jahr 15.15, 17.45, 20.15; Bali, Tel. 811 46 78: Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst 18; Fritz Lang 20.30; Capitol, Tel. 831 64 17: Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in Amerika 15.30, 18, 20.30; Cineplex Titania, Tel. 01 80/505 05 20: T 1-7 Doktor Proktors Zeitbadewanne 10, 11.55; Einmal Mond und zurück 10, 12.05, 14.45; Zoomania 10, 12.20; 3D: Angry Birds 10, 12; Angry Birds 10, 12.05, 14.50, 17.15; Rico, Oskar und der Diebstahlstein 10, 12.10; The Jungle Book 10, 12.20; Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.10; 3D: Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln 14.15, 16.50, 20.10; 3D: Warcraft: The Beginning 14.20, 17.10, 20, 22.50; Central Intelligence 14.25, 17.05, 19.45, 22.30; Ein Mann namens Ove 15; The Conjuring II 17, 19.30, 22.45; Jussi Adler-Olsen: Erlösung 17.20, 20, 22.50; Bastille Day 17.30, 20.15, 22.45; The Nice Guys 20, 22.45; X-Men: Apocalypse 22.40; Thalia, Tel. 774 34 40: T 1 Ein ganzes halbes Jahr 15.30, 18, 20.30; Warcraft: The Beginning 15.30; 3D: Angry Birds 15.30; 3D: Einmal Mond und zurück 15.45; The Conjuring II 17.45, 20.30; Central Intelligence 18, 20.30; The Nice Guys 18; 3D: Warcraft: The Beginning 20.30; UMLAND störrisch Ziffernkennung (engl.) Foto: Promo Foto: Peter-Andreas Hassiepen/Hanser LESUNG D Audiotouren - stadt im ohr, 콯20 07 88 41, Berlin im Ohr - ausleihen, aufsetzen, losgehen!: Hörspaziergang ,Zwischen Schlange und Schwan' (ab 14 Jahre), Ein Hörspiel zum Mitlaufen über das Leben in DDR-Baudenkmälern, Treff: Platz der Vereinten Nationen 1. 9, 11, 14, 19 Uhr Bärentouren, Wedding, 콯 46 06 37 88, Das Berliner Schloß und seine Peripherie Führung über Geschichte, Ausgrabung und Wiederaufbau, Treff: Granitschale im Lustgarten (Anm. erf.), 14 Uhr Berlin entdecken, 콯 0179/748 72 25, Vom Brandenburger Tor zur Reichstagskuppel, Treff: Tourist-Info beim Brandenburger Tor, 11.45 Uhr Deutsches Historisches Museum, Mitte, Unter den Linden 2, 콯203 04-0, Bild und Recht - Dialogische Führung, Treff: Ausstellungshalle, 18 Uhr Die großen Schatzsucher, Mitte, 콯03379/348 18 19, Die blaue Liste! Stadtführung für Krimifans rund um das Brandenburger Tor (Anm. erf.), 14.30 Uhr KINDER D Die kleinen Schatzsucher, Mitte, 콯03379-348 18 19, Wie war das eigentlich damals in der DDR? (ab 7 Jahre), Interaktive Familienführung mit Rätseln und Geschichten rund um das Brandenburger Tor, Anm. erf., 11.30 Uhr Figurentheater Grashüpfer, Treptow, Puschkinallee 16a, 콯 53 69 51 50/52, Der Fischer und seine Frau (4-10 Jahre), Andersens Koffertheater, 10 Uhr Grips Hansaplatz, Tiergarten, Altonaer Str. 22, 콯 39 74 74 77, Ein Fest bei Baba Dengiz (ab 9 Jahre), von Volker Ludwig, 10 Uhr Hans Wurst Nachfahren, Schöneberg, Gleditschstr. 5, 콯 216 79 25, Lotte, Paul und Anton (ab 4 Jahre), 10 Uhr MACHmit! Museum für Kinder, Prenzlauer Berg, Senefelderstr. 5, 콯74 77 82 00, NamensFlaschenPost, Flaschenpost basteln, 10 Uhr KUNST D Bauhaus-Archiv - Museum für Gestaltung, Tiergarten, Klingelhöferstr. 14, 콯25 40 02-0, Die Sammlung Bauhaus, Originale der Klassischen Moderne, 10-17 Uhr Galerie Diehl, Charlottenburg, Niebuhrstr. 2, 콯22 48 79 22, Prime Time - Archetypes of Abstraction in Photography: The Decisive Aeon, Stefan Heyne, Inge Dick, Hiroshi Sugimoto u. a., 11-18 Uhr Kupferstichkabinett, Tiergarten, Matthäikirchpl. 8, 콯 266 42 42 42, Zeichnungen, Aquarelle & illustrierte Bücher vom 11. bis zum 21. Jahrhundert, 10-18 Uhr Museum für Fotografie / Helmut Newton Stiftung, Charlottenburg, Jebensstr. 2, 콯266 42 42 42, Ein Foto kommt selten allein. Paare, Reihen und Serien aus der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek, Otto Steinert, Boris Mikhailov, Francesca Woodman u. a., 11-19 Uhr Museum für Kommunikation, Mitte, Leipziger Str. 16, 콯 20 29 40, Mein Name ist Hase! Redewendungen auf der Spur, Mitmach- und Mitdenk-Ausstellung: Sprichwort-Generator, Redewendungsrätsel, Selfie-Pranger-Station u. a., 9-17 Uhr Schwerbelastungskörper, Tempelhof, General-Pape-Str. 60, Oppressive Architecture, Gesche Würfel, Fotografie, 14-18 Uhr Scotty-Enterprises Kunstverein, Kreuzberg, Oranienstr. 46, Sweet Hysteria, Bettina Weiß, Malerei, 15-19 Uhr Under the Mango Tree, Schöneberg, Merseburger Str. 14, 콯 78 71 84 75, Allusion, Joris Goeritz, Malerei, 15.30-18.30 Uhr MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802 „Frei planen und gestalten“ Erwartungen an Berlins künftige Regierung: Eine Position der vier Uni-Präsidenten 1. Mit ihrer Leistungsstärke, Innovationskraft und internationalen Reputation fördern die vier Berliner Universitäten die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung, die Innovationsdynamik und globale Anziehungskraft der deutschen Hauptstadt in Wissenschaft und Kunst auf maßgebliche Weise. Aus ihren vielbeachteten Erfolgen in den Bereichen von Lehre, Forschung, Wissenstransfer, Nachwuchsförderung und Gleichstellung leiten sie einen Gestaltungsanspruch ab, den sie in Zukunft verstärkt über gemeinsame Strategien und Handlungsfelder verwirklichen werden. 2. Damit die Berliner Universitäten ihre vielfältigen Funktionen als herausragende Lehr- undLernorte, alsInnovationstreiber und Think Tanks, als Inkubatoren und Schrittmacher für eine weltoffene wachsende Stadt erfüllen können, bedarf es politischer Rahmenbedingungen, die ihre Entwicklungsdynamik aktiv fördern undnicht behindern. Im Blickauf dieWahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus und die anschließende Regierungsbildung erwarten die Leitungen der vier Universitäten eine konstruktive Wissenschaftspolitik, die es ermöglicht, die Stärken des Standorts weiter auszubauen. 3. Für die nächsten Jahre stehen den Berliner Universitäten wichtige Weichenstellungen bevor: In der dritten Runde der Exzellenzinitiative müssen sie ihre bisherigen Erfolge fortsetzen und in größtmöglicher Gemeinsamkeit die Chance auf eine dann dauerhafte Förderung nutzen. Im Rahmen der bald beginnenden Verhandlungen über die neuen, bis 2022 laufenden Hochschulverträge wird es für die Universitäten darauf ankommen, eine höhere Grundfinanzierung zu erreichen, die gestiegene Lehrlasten abfedert, Infrastruktur fortentwickeln hilft und weiterhin Forschungsleistungen auf höchstem Niveau ermöglicht. Wir erwarten von den politisch Verantwortlichen, dass sie den Universitäten die erforderliche finanzielle Sicherung verschaffen, auf deren Basis eine langfristige Planung ihrer Aktivitäten in Lehre, Forschung, Wissenstransfer und Personalentwicklung organisiert werden kann. 4. Die wachsende Stadt verlangt allen erhebliche Leistungen ab. Die Universitäten haben in den vergangenen Jahren ihre gesellschaftliche Verantwortung mit großem Engagement wahrgenommen und ständig steigende Überlasten in der Lehre getragen. Jedoch darf die Immatrikulation zusätzlicher Studierender nicht zu einer Absenkung des hohen Qualifizierungsniveaus führen. Eine Steigerung der Studierendenzahlen kann nur mit einer nachhaltigen Erweiterung der Personalstruktur bewältigt werden. Es geht um qualitatives Wachstum, nicht um die bloße Erhöhung von Zielzahlen. Das erfordert langfristige Investitionen von politischer Seite, damit dieAufgaben derZukunftüberzeugend bewältigt werden können. 5. Erfolgreiche Universitäten müssen im Rahmen ihrer sozialen Verantwortung frei planen und gestalten können. Das Gebot der Hochschulautonomie ergibt sich aus dem im Grundgesetz festgeschriebenen Wert der Wissenschaftsfreiheit. Autonomie ist die Basis für unabhängige Forschung, für akademische Lehre und interne Organisation gleichermaßen. Daher fordern die Berliner Universitätspräsidenten mit Nachdruck jeglichen Verzicht auf eine politische Detailsteuerung durch kleinteilige Zielsetzungen, überbordende Berichtspflichten und übertriebene bürokratische Formalisierung. Das Miteinander von Universitäten und Senatsverwaltung muss durch wechselseitiges Vertrauen bestimmt sein. Die Universitäten haben durch ihre Erfolge in der Vergangenheit bewiesen, dass sie mit Freiräumen verantwortungsvoll umgehen können. Es darf daher keinen Weg zurück in bürokratische Kontrolle geben – einzig und allein in Selbstbestimmung können die Berliner Forschung Universitäten ihre auf höchstem volle Leistungskraft entfalten. Niveau: Die 6. Angesichts der Universitäten Vielzahl von Aufgaben, die in den kombrauchen menden fünf Jahren eine höhere zu bewältigen sind, Finanzierung erwarten die Universitäten, dass ihre erfolgreichen Governance-Strukturen in der jetzigen Form erhalten bleiben. Eine erneute Diskussion über die Zusammensetzung von Gremien oder eine weitere Novellierung des Hochschulgesetzes wären Signale in die falsche Richtung. Sie lösten zeitraubende Anpassungsprozesse aus, die die Institutionen lähmen und den erfolgreichen Ausbau des Wissenschaftsstandorts Berlin behindern würden. Hochschulpolitik muss Gestaltungsmöglichkeiten schaffen und Handlungsbarrieren aus dem Weg räumen. 7. Erfolge, Reputation und Dynamik des Wissenschaftsstandorts Berlin können nur dann fortgeschrieben werden, wenn die politische Verantwortung für die erforderlichen Rahmenbedingungen in einem einzelnen Senatsressort vereinigt ist. Die 2011 vorgenommene Trennung der Zuständigkeiten für Wissenschaft und Forschung, die von den Berliner Universitäten stets kritisiert wurde, hat bremsende Wirkung entfaltet. Geboten ist daher ein einheitliches Ressort für Wissenschaft und Forschung, das angesichts der Wichtigkeit der hier anstehenden Aufgaben nicht mit anderen bildungs- und sozialpolitischen Arbeitsbereichen verknüpft werden sollte. Wissenschaft und Forschung sind gesellschaftliche Schlüsselfelder und müssen in ungeteilter, konzentrierter Zuständigkeit politisch verantwortet werden. Peter-André Alt (Präsident der Freien Universität Berlin) Sabine Kunst (Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin) Martin Rennert (Präsident der Universität der Künste Berlin) Christian Thomsen (Präsident der Technischen Universität Berlin) WISSEN & FORSCHEN Kindern und Enkeln geht es schlechter Mobilität nach unten: Die deutsche Gesellschaft wird weniger durchlässig und gerecht Von Astrid Herbold Der Großvater war noch ein Fabrikarbeiter, die Großmutter ein ungelerntes Dienstmädchen. Die Kinder schafften schon die mittlere Reife und arbeiteten später als Angestellte. Die Enkel und Enkelinnen haben es noch weiter gebracht: Sie konnten studieren, rückten in Führungsetagen auf oder gründeten sogar eigene Unternehmen. – So oder ähnlich klingt sie, die typische deutsche Familiengeschichte des 20. Jahrhunderts. Der stetige soziale Aufstieg war zwar nicht vorprogrammiert, aber im Westdeutschland der Nachkriegsjahre durchaus möglich. Wirtschaftliche Entwicklung, steigende Löhne, höhere Bildungsabschlüsse begünstigten den Trend. „Intergenerationale Mobilität“ nennen Soziologen das Phänomen. Doch wie stellt sich die Situation im 21. Jahrhundert dar? Leben wir in einem Land, in dem es theoretisch immer noch jeder vom Arbeiterkind zum Professor bringen kann? Und wenn ja, welcher Teil einer Generation schafft den Aufstieg? Wer tritt auf der Stelle? Und wer bleibt aufgrund seiner Herkunft chancenlos zurück? Um solche Fragen differenziert beantworten zu können, braucht man vor allem eins: sehr viele Daten. Diese müssen über einen langen Zeitraum von möglichst vielen Menschen, deren Kindern und Kindeskindern erhoben werden. Genau das liefert das „Sozio-oekonomische Panel“ (SOEP), das am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) angesiedelt ist. 1983 ins Leben gerufen, ist das SOEP heute eine der größten und ältesten Langzeitstudien der Welt. Über 22 000 Teilnehmer aus rund 11 000 Haushalten werden jedes Jahr nach Einkommen, Für ganz Erwerbstätigkeit, Europa gilt: Bildung und Gesundbefragt. Mit 40 fallen heit Die SOEP-Daten viele zurück, liefern noch keine Inmit. sie sind wie terpretationen Aber sie dienen Forfestgenagelt schern aus aller Welt als Ausgangsmaterial für sozialwissenschaftliche, psychologische, wirtschaftswissenschaftliche Studien. Seit kurzer Zeit kann dabei auch die soziale Durchlässigkeit der deutschen Gesellschaft genauer unter die Lupe genommen werden. Kürzlich hatte das SOEP in Berlin zur Jahrestagung eingeladen, wichtigstes Thema war die intergenerationale Mobilität. „Wir haben jetzt, nach rund 30 Jahren, erste empirische Ergebnisse, ob es den Kindern besser geht als ihren Eltern“, erklärt Jürgen Schupp, Direktor des SOEP. Denn nach drei Jahrzehnten ausgiebiger Familienbefragungen weiß man nun, wie sich der jeweilige Nachwuchs einer Familie langfristig beruflich entwickelt hat. Erstmals können die Lebensumstände der Eltern direkt mit denen ihrer Kinder in Verbindung gesetzt werden. Die Zahlen bestätigen, was Politik und Öffentlichkeit ohnehin längst ahnen: dass es in Deutschland einen sehr engen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und späteren Aufstiegschancen gibt. Die Abstieg. Mit Sozialdaten aus 30 Jahren lassen sich 22 000 Bildungsbiografien verfolgen. Ein Ergebnis: Die Schule kann soziale Prägungen kaum ausgleichen. Zudem fällt die junge Generation heute gegenüber Älteren beim Sozialstatus zurück. Foto: Doris Spiekermann-Klaas Schule kann familiäre Einflüsse teilweise kompensieren, aber die zentralen Weichen werden lange vor Beginn der Schulzeit gestellt. „Wie Menschen sich entwickeln, wird in der Familie in der frühen Kindheit geprägt“, sagt Schupp. Das Fundament der kognitiven und sozial-emotionalen Fähigkeiten, das hier gelegt (oder auch nicht gelegt) wird, wirkt lebenslang nach. Und das nicht nur von einer Generation zur nächsten, sondern sogar zur übernächsten. Guido Neidhöfer und Maximilian Stockhausen, Nachwuchswissenschaftler der Freien Universität, haben die SOEP-Daten genutzt, um die langfristige Bildungsmobilität in Deutschland im Vergleich zu den USA und Großbritannien zu untersuchen. „Wir fanden heraus, dass die Bildungsmobilität über einen längeren Zeitraum in Deutschland deutlich geringer ist als in den beiden anderen Ländern“, sagt Neidhöfer. Wenn man die Jahrgänge der 1960 bis 1985 Ge- borenen betrachtet, dann haben nur 20 Prozent derjenigen, deren Großeltern noch ein niedriges Bildungsniveau aufweisen, einen veritablen Bildungsaufstieg hingelegt. In den USA schafften 23 Prozent den Bildungsaufstieg über zwei Generationen, in Großbritannien waren es sogar 31 Prozent. Die Ergebnisse, die Neidhöfer selbst „erschreckend“ nennt, knüpfen nahtlos an eine andere düstere Zahl an. Schon 2013 hatte Wirtschaftswissenschaftler Daniel Schmitzlein anhand der SOEP-Daten nachgewiesen, dass sich 40 Prozent der Ungleichheit beim individuellen Arbeitseinkommen durch den Familienhintergrund erklären lassen. Beim Bildungserfolg ist der Faktor sogar noch größer: 66 Prozent der Ungleichheit bei Bildungsabschlüssen gehen in Deutschland auf familiäre Einflüsse zurück. Anders gesagt: Wer aus einer bildungsfernen Schicht kommt, studiert nicht nur deutlich seltener, sondern verdient meist lebenslang Schwangerschaft kann Infektion mit Zika verlängern Versuche mit Makaken geben erste Hinweise auf Wechselwirkungen zwischen Mutter und Kind und lassen auf Impfschutz hoffen Sie war gerade in der elften Woche schwanger, als die Ferien in Guatemala, Mexiko und Belize begannen. Ein Ausflug in den Sommer, während es Ende November in Washington D.C. allmählich kühler wurde. Als die 33-Jährige und ihr Partner in Guatemala von Mücken zerstochen wurden, dachten sie sich nichts dabei. Auch nicht, als sie fünf Tage später leichtes Fieber und Ausschlag bemerkten. Die Augen schmerzten, aber sie gingen nicht zum Arzt. Erst als die junge Frau über Weihnachten ihre Familie in Finnland besuchte, ließ sie vorsorglich ihr Blut untersuchen. Es waren Antikörper gegen Dengue- und Zika-Viren nachweisbar. Zumindest war das Kind gesund, zeigten Ultraschallaufnahmen. Nach ihrer Rückkehr in die USA wurde die Schwangerschaft fortan genau überwacht. Während bei ihrem Partner die Viren längst aus dem Blut verschwunden waren, fanden die Ärzte bei der Schwangeren immer wieder Zika. Ab der 19. Woche gab es Anzeichen, dass sich das Gehirn des Fötus nicht mehr richtig entwickelte und zu klein blieb. Sie entschied sich schließlich für einen Abbruch. Was die Ärzte um Rita Driggers von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore bei der Autopsie des Fötus entdeckten, bestätigte ihre Befürchtung: Im Hirn des Kindes hatte sich das Virus weiter vermehrt und Nervenzellen in den Tod getrieben. Auch Nabelschnur und Plazenta enthielten große Mengen Zika. Durch die infizierte Plazenta oder den Fötus könnten die Viren immer wieder neu ins Blut der Mutter gelangt sein, vermuten die Rätselhaft. Erst in Südamerika ist aufgefallen, dass eine Zika-Infektion der Mutter ungeborene Kinder schädigen kann. Forscher fahnden nun fieberhaft nach den Gründen. Foto: Antonio Lacerda, dpa Ärzte im Fachblatt „New England Journal of Medicine“. Nach der Abtreibung dagegen konnten die Antikörper das Virus erfolgreich bekämpfen, es war bald nicht mehr nachweisbar. Ähnlich ergeht es derzeit zwei Affenmüttern, die Forscher von der Universität von Wisconsin-Madison im ersten Trimester mit Zika infiziert haben. Während sechs andere Makaken – Männchen wie Weibchen – das Virus innerhalb etwa einer Woche aus dem Blut loswurden und sich knapp drei Monate später auch nicht wieder mit Zika anstecken konnten, blieb der Erreger im Blut der trächtigen Weibchen 30 beziehungsweise mindestens 70 Tage nachweisbar, berichtet das 23 DER TAGESSPIEGEL Team um David O’Connor im Fachblatt „Nature Communications“. Auch diese Forscher spekulieren, dass das Virus durch die Infektion des Fötus immer wieder in den Blutstrom der Mutter getragen wird. Eine zweite Hypothese ist, dass sich das Immunsystem der Schwangeren einfach nicht so gut gegen das Virus wehren kann. „Wenn die erste These richtig ist, wäre die andauernde Viruslast im Blut der Mutter ein Gradmesser für die Schädigung des Kindes“, sagt O’Connor. Regelmäßige Bluttests könnten den Frauen dann schneller Gewissheit verschaffen, was die Familie erwartet – ohne dass Ärzte gleich Fruchtwasser analysieren müssten. Doch noch können er und seine Kollegen nicht sagen, ob die beiden Affen-Föten geschädigt sind. Sie werden erst im September geboren und die Ultraschallbilder waren bisher nicht auffällig. Dass Zika im Körper von Menschen und Makaken ähnliche Auswirkungen habe, sei hilfreich, sagt Peter Barry von der Universität von Kalifornien in Davis. So könne man bestmögliche Impfstoffe entwickeln, die Mechanismen der Infektion während der Schwangerschaft verstehen und in Zukunft vielleicht mit Medikamenten die Ansteckung des Fötus verhindern. Die Forscher untersuchten zudem Körperflüssigkeiten wie Speichel, Vaginalsekret, Nervenwasser und Urin. Dort war Zika bis zu 21 Tage nachweisbar. Nach drei Wochen erreichte die Zahl der Antikörper ihren Höhepunkt. „Sie können zeigen, wo und wie lange das Virus sich verteilt“, sagt Barry. Dass sich die nicht trächtigen Tiere kein zweites Mal anstecken konnten, sei „ermutigend“. Experimente eines Teams um Dan Barouch von der Harvard Medical School in Boston legen ebenfalls nahe, dass ein Impfschutz gegen Zika leichter erreichbar sein könnte als gegen andere Erreger. Mäuse, denen sie einen Impfstoff aus abgetöteten Zika-Viren oder einen DNS-Impfstoff mit dem Erbgut für die Oberflächenmoleküle des Virus gaben, waren bereits nach einer Spritze komplett geschützt. Eine Auffrischung vergrößerte die Zahl der gebildeten Antikörper nochmals um das Hundertfache, berichten sie im Fachblatt „Nature“. „Man muss natürlich vorsichtig sein, wenn man von Mäusen auf den Menschen schließt“, sagt Barouch. „Aber wir waren überrascht und beeindruckt, dass eine Spritze ausreicht. Das gibt Anlass zur Hoffnung.“ Unklar sei, wie lange der Schutz anhält und ob eine vorherige Infektion mit dem eng verwandten Dengue-Virus Auswirkungen auf die Körperabwehr hat. Denn die Oberflächenmoleküle beider Viren ähneln sich besonders stark. Manche Antikörper gegen Dengue können Zika sogar neutralisieren, berichtete zum Beispiel eine Forschergruppe um Jens Wrammert von der Emory-Universität in Atlanta im Fachblatt „PNAS“. Andere verstärken die Infektion allerdings zusätzlich. Der paradoxe Effekt ist bereits vom Dengue-Virus bekannt, das vier verschiedene Varianten hat. Hat man die Krankheit einmal überstanden, kann man sich immer noch mit den anderen Subtypen anstecken. Die Antikörper können dann mitunter nicht besonders fest an diese Dengue-Variante binden. Sie transportieren die Viren zwar zu Immunzellen. Doch diese können sie nicht zerstören. Stattdessen wird das Virus freigesetzt und infiziert die Abwehrzelle. Unfreiwillig wird diese dann zum Helfer des Eindringlings. Der Mensch erleidet so eine besonders schwere, manchmal tödliche Verlaufsform von Dengue. Es sollte untersucht werden, ob Antikörper gegen Dengue die Übertragung von Zika während der Schwangerschaft erleichtern, mahnen daher Wrammert und seine Kollegen. Gleichzeitig könnte der Effekt die vermeintlich einfache Impfstoffentwicklung erheblich erschweren. Jana Schlütter auch weniger – und hat somit definitiv nicht die gleichen Chancen wie andere seines Jahrgangs. Und anders als etwa in Dänemark gleicht das deutsche Bildungssystem die unterschiedlichen biografischen Startbedingungen kaum aus. Aber nicht nur die deutsche Gesellschaft ist seit den 1970er Jahren undurchlässiger und ungerechter geworden. Der negative Trend lässt sich auch für andere westliche Staaten nachweisen. Richard Breen, Soziologieprofessor an der University of Oxford und einer der bekanntesten MobilitätsforEin Rat scher weltweit, hat der Forscher: die Geburtenjahrgänge von 1930 bis bestimmte 1975 in mehreren Gruppen europäischen Länuntersucht. Er identifizieren dern betrachtete die jeund fördern weiligen Bildungsabschlüsse, die die Befragten bis Mitte 20 erworben hatten – und verglich dann, wo die gleiche Person zwanzig Jahre später, mit Mitte 40, beruflich angekommen war. Warum dieser große Zeitsprung? Breen argumentiert, dass es in der Regel nach der Ausbildung einige Jahre dauert, bis sichtbar wird, wie und wohin sich berufliche Wege entwickeln. Während es bei vielen 30-Jährigen noch so wirkt, als wäre soziale Mobilität in großem Umfang möglich, verflüchtigt sich diese scheinbare Wahlfreiheit mit jedem weiteren Lebensjahr. Spätestens mit Anfang 40 ist man von den eigenen Wurzeln eingeholt worden. Und werde dann geradezu „festgenagelt“ von ihnen, sagt Breen. Vor allem für die Jahrgänge ab 1960 sieht Breen schwarz: „Die social fluidity stirbt aus.“ Wo die genauenUrsachen für diezunehmendeChancenungleichheit liegen, darüber können Soziologen bisher nur spekulieren. Untersuchungen zu den Mikromechanismen in den jeweiligen Ländern stehen noch aus. Die Vermutung liegt nahe, dass in Deutschland unter anderem das mehrgliedrige Schulsystem, bei dem leistungsschwächere Kinder aus bildungsfernen Familien früh von ihren leistungsstarken Klassenkameraden separiert werden, zur Ungerechtigkeit beiträgt. Aber auch fehlende Infrastrukturangebote in den ersten Lebensjahren könnten eine mögliche Ursache sein. Für SOEP-Leiter Jürgen Schupp ist jedenfalls klar: Eine breit angelegte staatliche Förderung von familiär benachteiligten Kindern muss so früh wie möglich einsetzen. „Es gibt bestimmte soziale Gruppen, die wir auch identifizieren können, bei denen besonderer Handlungsbedarf besteht.“ Denn dass Talente lebenslang unentdeckt bleiben, nur weil in den ersten Lebensjahren die kindliche Entfaltung nicht ausreichend gefördert wurde, das können sich die alternden westlichen Gesellschaft schlicht nicht mehr leisten. Für Schupp geht die SOEP-Erhebung daher mit einen ausdrücklichen politischen Auftrag einher: „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, den Ursachen für soziale Ungleichheit nachzugehen und uns mithilfe der Daten in aktuelle Debatten einzumischen.“ E NACHRICHTEN F Mehr Frauen habilitieren sich Frauen holen bei den Habilitationen weiter auf. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Dienstag lag ihr Anteil 2015 bei 28 Prozent – das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr und fünf Prozent mehr als 2005. Den höchsten Frauenanteil haben mit 33 Prozent die Geisteswissenschaften, gefolgt von Humanmedizin/ Gesundheitswissenschaften und Mathematik, Naturwissenschaften. Insgesamt dominiert die Medizin mit rund der Hälfte der abgeschlossenen Habilitationen (571 Männer, 225 Frauen). Das Durchschnittsalter liegt bei 41 Jahren. Die Zahl der abgeschlossenen Verfahren ist trotz anderer Qualifikationen, die heute zur Professur führen, darunter die Juniorprofessur und die Nachwuchsgruppenleitung, mit 1627 gegenüber2014unverändert. DenFrauenanteil bei den Professuren hatte zuletzt die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) ausgewiesen – er lag demnach 2013/14 bei 21,3 Prozent. -ry E CAMPUS F HU BERLIN Debatte zum Sozialismus Gehört der Sozialismus zurück auf die Agenda einer progressiven linken Politik? In seinem neuen Buch „Die Idee des Sozialismus“ bejaht der einflussreiche Sozialphilosoph Axel Honneth diese Frage. Soziale Freiheit sei „die eigentliche Idee des Sozialismus“. Über seine These diskutieren am 5. Juli mit Honneth Christoph Menke (Universität Frankfurt), Gesine Schwan und Sahra Wagenknecht (Linke). Die Veranstaltung ist öffentlich. –18 Uhr, Audimax der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6. Tsp 24 SPORT DER TAGESSPIEGEL Der nächste Schachzug Union Berlin verpflichtet Hosiner Tritt Alba im Eurocup an? Oder doch nicht? Der Streit in Europas Basketball nimmt wieder Fahrt auf Von Lars Spannagel Foto: dpa/Jäger Berlin - Am Dienstagmorgen war er dann endlich da. Philipp Hosiner stand auf dem Sportplatz in Kremmen, wo der 1. FC Union Berlin bis zum Donnerstag ein Kurztrainingslager abhält, bereit für seine erste Trainingseinheit mit den neuen Kollegen. Einen Tag zuvor hatte der 27 Jahre alte Angreifer einen Dreijahresvertrag beim Berliner Zweitligisten unterschrieben. Hosiner kommt vom französischen Erstligisten Stade Rennes, spielte vergangene Saison aber auf Leihbasis für den 1. FC Köln. Bei 15 Einsätzen gelang ihm ein Tor. Über die Höhe der Ablösesumme machten beide Vereine keine Angaben. „Ich bin erleichtert und glücklich, dass der Wechsel endlich geklappt hat“, sagt Hosiner. Schon länger hatten sie beim 1. FC Union eiHosiner nen Spind mit seinem Namen versehen, in den vergangenen Tagen hatten sich die Verhandlungen aber in die Länge gezogen. Es hakte an einigen Details, sodass der Österreicher den offiziellen Trainingsauftakt am Sonntag verpasste. Hosiner ist Unions Wunschspieler, er soll im Angriff den zum Hamburger SV abgewanderten Bobby Wood ersetzen, der in der vergangenen Saison 17 Tore erzielte – mehr hatte noch kein Unioner in einem Jahr geschossen. Die Erwartungen an Hosiner sind dementsprechend groß. „Philipp ist ein Stürmer an dem wir mit großer Sicherheit viel Freude haben werden“, lässt sich Manager Helmut Schulte in einer Pressemitteilung des Vereins zitieren. Wenn Hosiner gesund bleibt, ist von ihm tatsächlich einiges zu erwarten. In der Saison 2012/13 war er mit 32 Treffer Torschützenkönig in Österreich. Anfang 2015 wurde ein Nierentumor bei ihm festgestellt. Hosiner fiel einige Monate aus, in Köln erreichte er nie seine alte Form. sst E NACHRICHTEN NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 Berlin - Die Mitteilung an Montagabend wirkte wie ein definitives Statement, wie der Schlusspunkt eines langen, zähen Kampfes. Die Basketball-Euroleague verkündete offiziell,welche Klubsin der kommenden Saison im wichtigsten Europapokal und dem zweitwichtigsten, dem Eurocup, spielen sollen. Mit dabei: der Deutsche Meister Bambergin derEuroleaguesowieim Eurocupdie dreiBundesligisten Alba Berlin, FC Bayern München und Ulm. Wirklich abschließend geklärt ist der Streit zwischen der Euroleague und dem europäischen Verband Fiba Europe aber noch nicht. „Natürlich nicht“, sagt Stefan Holz, der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL). „Die Veröffentlichung ist nur ein weiterer Schachzug der Euroleague.“ Auffällig war am Dienstag, dass nur die Bamberger die Entscheidung der Euroleague offiziell vermeldeten und sich zu eigen machten. Alba, der FC Bayern und die Ulmer vermieden jede öffentliche oder gar offizielle Reaktion. Die Manager der Berliner und Münchner, Marko Pesic und Marko Baldi, reagierten auf Anfragen des Tagesspiegel nicht. Anscheinend will auch nach Monaten des Wartens und Taktierens noch kein Klub so wirklich aus der Deckung kommen. Seit Monaten ringen die Fiba Europe und die Euroleague um die besten Klubs des Kontinents. Der europäische Verband will mit aller Macht seine neue Champions League und einen neuen Spielplan für Nationalmannschaften durchdrücken. Und drohte bereits damit, Nationalteams zu suspendieren, sollten Klubs im Eurocup antreten. Mittlerweile befinden sich beide Seiten in einem erbitterten Rechtsstreit. Die BBL hat es bislang vermieden, sich klar zu positionieren. „Wir als BBL haben noch keine Vereinbarung“, sagt Stefan Holz auch noch am Dienstag. Allerdings hätten nun wohl einige Klubs angesichts ablaufender Fristen „auf individueller Basis“ im Eurocup gemeldet. „Irgendwannwärendie Wettbewerbe voll ge- F HANDBALL Fäth im vorläufigen Olympia-Kader Rückraumspieler Steffen Fäth kann sich trotz eines Mittelhandbruchs Hoffnungen auf die Olympischen Spiele machen. Der Europameister gehört zum 28 Spieler umfassenden vorläufigen Aufgebot für Rio de Janeiro, den Bundestrainer Dagur Sigurdsson am Dienstag dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vorgeschlagen hat. Fäth wechselt nach Olympia zu den Füchsen Berlin. dpa GOLF Jason Day verzichtet auf Olympia Der australische Profi Jason Day wird nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen. „Der Grund für meine Entscheidung ist die mögliche Übertragung des Zika-Virus und die potenziellen Risiken für künftige Schwangerschaften meiner Frau“, teilte der 28-Jährige mit. dpa bekomme ich nicht schon ein 15:0 zum Start oder einen Breakball geschenkt. Es geht wieder von vorne los. Und niemand gibt dir den Sieg einfach so.“ So musste Brown auch gestern in seinem Auftaktmatch hart kämpfen, bis er den serbischen Weltranglisten-82. Dusan Lajovic mit 4:6, 6:3, 3:6, 6:3 und 6:4 in einer eher nüchternen Partie noch bezwang. Nicht auf den Centre Court, sondern auf einem der Nebenplätze vor 100 Zuschauern spielte er. Aber das kennt Brown nur zu gut. Zumindest die Wildcard hatte ihm der AllEngland Club alsAnerkennung geschenkt, es ersparte ihm den mühsamen Weg durch die Qualifikation in Roehampton. Beschwerlich war sein Weg in den vergangenen 14 Jahren ohnehin. Den größten Teil davon legte Brown in einem alten VW-Campingbus zurück, den ihm seine Eltern zum Start seiner Profikarriere kauften. Mehr Unterstützung war nicht drin, und so tingelte er lange Zeit für eine Handvoll Preisgeld zu drittklassigen Challenger- und Future-Turnieren. Mit mäßigem Erfolg, Brown dümpelte jahrelang zwischen Platz 800 und 400 der Weltrangliste. Für einen Coach reichte das Geld nur selten. Aufgegeben aber hat er nie. Gut gesprungen. Brown gewann in vier Sätzen gegen den Serben Lajovic. Foto: dpa/Rain ZAHLEN Momentan steht Brown auf Rang 85. Und manchmal fragt er sich, wo er wohl sein könnte, wenn er immer einen Trainer gehabt hätte. Oder jemanden, der seine Rechnungen zahlt. „Es war nie einfach, aber ich bin einer, der es ohne Hilfe geschafft hat. Ich hatte auch viel Glück in meiner Karriere. Und wenn meine Eltern mir nicht das Wohnmobil gekauft hätten, würde ich heute wohl irgendwo in einem Laden arbeiten.“ Leben kann Brown heute zwar vom Profisein, große Sprünge sind aber nicht drin. Vor Wimbledon gewann er das Challenger-Turnier in Manchester. „Aber scheide ich in Runde eins aus, kriege ich 100 Pfund. Die Woche dort kostet mich aber 1000 Pfund plus Verpflegung. So muss man das sehen.“ Umso mehr weiß Brown die Tage im Luxus der Grand-Slam-Turniere zu schätzen. Hohes Preisgeld, alle Kosten inklusive. Die 50 000 Pfund, die ihm sein Erstrundensieg bereits bescherte, verschaffen ihm etwas Luft, wenn die Tingelei im Alltag wieder weiter geht. Bis es soweit ist, wartet am Mittwoch Australiens Shootingstar Nick Kyrgios in Runde zwei auf Brown. Es könnte wieder ein Spektakel werden. Bei Dustin Brown weiß man das nie. Petra Philippsen Wimbledon. Frauen, Einzel. 1. Runde: Serena Williams (USA/1) - Sadikovic (Schweiz) 6:2, 6:4; Ying-Ying Duan (China) - Pliskova (Tschechien) 6:3, 3:6, 7:5; Gawrilowa (Australien) - Qiang Wang (China) 2:6, 6:3, 6:4; McHale (USA) - Hantuchova (Slowakei) 7:5, 6:2; Cibulkova (Slowakei/19) - Lucic-Baroni (Kroatien) 7:5, 6:3; Putinzewa (Kasachstan) - Melnikowa (Russland) 7:5, 6:2; Wesnina (Russland) - Paszek (Österreich) 7:5, 6:2; Babos (Ungarn) - Swan (Großbritannien) 6:2, 6:3. Männer, Einzel. 1. Runde: Becker (Mettlach) - Bagnis (Argentinien) 6:3, 6:3, 6:1; Brown (Winsen) Lajovic (Serbien) 4:6, 6:3, 3:6, 6:3, 6:4; Novikov (USA) - Saville (Australien) 4:6, 6:4, 7:5, 6:4; Gasquet (Frankreich/7) - Bedene (Großbritannien) 6:3, 6:4, 6:3; Granollers (Spanien) - Burgos (Dominikanische Republik) 6:2, 6:4, 2:6, 6:4; Troicki (Serbien/25) - Lamasine (Frankreich) 6:4, 6:2, 6:2; Monaco (Argentinien) - Daniel (Japan) 7:5, 4:6, 6:3, 6:2; Tsonga (Frankreich/12) - Cervantes (Spanien) 6:4, 7:6 (7:5), 6:4; Kyrgios (Australien/15) - Stepanek (Tschechien) 6:4, 6:3, 6:7 (9:11), 6:1; Paire (Frankreich/26) - Skugor (Kroatien) 12.40; Yen-Hsun Lu (Taiwan) - Kudrjawzew (Russland) 6:4, 6:1, 6:4; Sousa (Portugal/31) - Tursunow (Russland) 3:6, 7:6 (7:2), 4:6, 6:3, 7:5; Ramos (Spanien) - Pospisil (Kanada) 6:4, 3:6, 6:3, 6:4; Millman (Australien) - Montanes (Spanien) 7:5, 4:6, 5:7, 6:4, 6:3; Lopez (Spanien/22) - Ram (USA) 7:6 (7:5), 6:4, 6:4. E FERNSEHTIPPS Sky. 12.00 Tennis. Wimbledon. ANZEIGE Ich habe für den Tagesspiegel einen neuen Abonnenten geworben. Der neue Abonnent ist nicht mit mir identisch und gehört nicht zu meinem Haushalt und zahlt das Tagesspiegel-Abonnement für mindestens 18 Monate. (Dieses Angebot gilt nicht für ermäßigte oder befristete Abonnements, z. B. Studenten-Abo.) Als Geschenk erhalte ich den JUSTUS Edelstahl-Gasgrill „Plutos“ JG200 (Angebot solange der Vorrat reicht.) Name/Vorname Straße/Nr. PLZ/Ort Telefon E-Mail a Geburtsdatum (freiwillige Angabe) Datum und Unterschrift des Vermittlers Ich bestelle den Tagesspiegel. den TAGESSPIEGEL täglich für mindestens 18 Monate und danach im laufenden Bezug zum Preis Bitte liefern Sie mir ab von zzt. monatlich 44,40 € (in Berlin und Brandenburg, 44,70 € überregional*; inkl. MwSt. und Zustellung innerhalb Deutschlands). Ich und in meinem Haushalt lebende Personen waren in den letzten sechs Monaten nicht Abonnent des Tagesspiegels. Name/Vorname Straße/Nr. 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Der Deutsch-Jamaikaner aus Winsen an der Aller mit den markanten Rastalocken war die Sensation. „Das war einer der besten Tage meiner Tennis-Karriere“, sagt Brown heute, „aber Tennis ist leider sehr schnelllebig. Man kann sich schlecht darauf ausruhen und sagen: 'Hey, das war so ein geiles Match letztes Jahr gegen Nadal.' Es geht immer Schlag auf Schlag weiter.“ Und von den besten Tagen erlebt der 31-Jährige nach wie vor nicht sonderlich viele. Auch nach dem Coup gegen Nadal kam damals gleich das Aus, so ist das mit Brown eben. Sein Tennis rangiere von furchtbar bis fantastisch, sagt er. Aber damit hat er sich inzwischen abgefunden. Brown ist Realist. Sein Sieg über Nadal zählt längst nicht mehr. „Ob ich Rafa geschlagen habe, interessiert im nächsten Match keinen mehr“, sagt Brown, „dafür Frankfurt am Main - Fünfeinhalb Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele haben bereits 187 deutsche Sportler ihr Ticket für Rio de Janeiro sicher. Der Deutsche Olympische Sportbund präsentierte bei der zweiten Nominierungsrunde am Dienstag in Frankfurt am Main 143 weitere deutsche Olympia-Teilnehmer, von denen sechs bislang noch als Ersatz vorgesehen sind. Ende Mai waren schon 44 Athleten in die deutsche Mannschaft berufen worden, die am Zuckerhut aus insgesamt rund 440 Sportlern bestehen soll. Da sich die Rugby-Auswahl nicht für Olympia qualifizieren konnte, fällt das Team etwas kleiner aus, als noch vor ein paar Wochen verkündet. Damals hatten die Verantwortlichen von rund 450 möglichen Startern gesprochen „Wir machen uns dennoch voller Zuversicht auf den Weg nach Rio“, sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper. Das Ziel steht seit Monaten: Es soll mindestens genauso viele Medaillen geben wie vor vier Jahren in London. Damals holten die deutschen Sportler insgesamt 44 Mal Edelmetall. Unter den am Dienstag nominierten Athleten sind einige Hochkaräter, die in Rio für Medaillen sorgen sollen. So stehen die deutschen Olympioniken unter anderem im Kanu, Rudern und Moderner Fünfkampf mit Lena Schöneborn an der Spitze sowie im Wasserspringen fest. „Ich brenne für eine weitere Medaille und werde alles dafür geben – selbst die Zika-Mücken sollen sich vorsehen“, sagte Wasserspringer Patrick Hausding, der 2008 in Peking Silber im Synchron-Springen vom Zehn-Meter-Brett gewonnen hatte. Der in Brasilien grassierende Zika-Virus ist auch im deutschen Lager ein Thema. Vesper erklärte am Dienstag aber noch einmal, dass die deutschen Sportler bestens informiert seien und sich die Lage in Rio zudem deutlich entspannt habe. „Die Mücke ist im Winter längst nicht so aktiv wie im Sommer“, sagte der Chef de Mission. dpa E Wimbledon ist bezahlt FUSSBALL Staatschef: Messi soll weiterspielen Argentiniens Präsident Mauricio Macri hatLionelMessigebeten,weiterfürdieNationalelf zu spielen. „Er hat ihn angerufen, seinen Stolz über die Leistung der Mannschaft zum Ausdruck gebracht und ihn gebeten, nicht auf die Kritiker zu hören“, sagte ein Regierungssprecher. Messi hatte nach der Finalniederlage bei der Copa América gegen Chile seinen Rücktritt aus dem Nationalteam verkündet. dpa Im Zeichen des blauen Pokals. Wird das Logo der Eurocups auch in der kommenden Foto: Imago/Camera4 Saison bei Heimspielen von Alba Berlin am Korb prangen? wesen“, sagt der deutsche Liga-Chef. „Die Klubssindfrei inihrerEntscheidung, stimmen sich aber untereinander ab. In anderen Ländern herrscht Kannibalismus.“ Wie zum Beispiel in Russland. Laut der Mitteilung vom Montagabend sollen vier russische Spitzenteams im Eurocup antreten: Khimki Moskau, Zenit St. Petersburg Nischni Nowgorod und Krasnodar. Russlands Basketball-Verband reagierte prompt: Die vier Vereine seien von allen nationalen Wettbewerben ausgeschlossen, die Nationalspieler würden nicht mehr im Nationalteam auflaufen, alle Transfers seien verboten. Wie ernst diese Drohungen zu nehmen sind, ist schwer zu sagen. Schließlich treten alle vier Vereine auch in der osteuropäischen VTB-Liga an, die weitaus wichtiger ist als Russlands nationale Liga. Ähnlich drastische Maßnahmen sind vom Deutschen Basketball-Bund (DBB) nicht zu erwarten. „Ich bin kein Freund von Sanktionierungen“, sagt DBB-Präsident Ingo Weiss. „ Wir werden im Einvernehmen mit der Bundesliga sehen, was wir machen.“ Weiss erwartet eine endgültige Entscheidung über die Europapokal-Teilnahme deutscher Klubs in zwei bis drei Wochen,schon am7.Juli willdie Euroleague aber die Gruppen-Auslosung für den Eurocup durchziehen. Für Ingo Weiss, der auch im Vorstand der Fiba Europa sitzt, ist mittlerweile das Maß voll. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel wir die ganze Zeit telefonieren. Mir geht das Ganze so was von auf den Wecker“, sagt der DBB-Präsident. „Ich bin überzeugt davon, dass es weiter schwelen wird. Aber wie soll ich das noch einem Fan erklären? Oder einem Journalisten?“ Auch BBL-Chef Stefan Holz hat den Dauerstreit inzwischen mehr als satt. Laut Holz können die nationalen Ligen und Vereine das Problem nicht aus der Welt schaffen. „Die beiden Blöcke müssen das lösen, entweder einvernehmlich oder durch ein Gerichtsurteil oder die EU-Kommission“, sagt Holz. „Die sollen das verdammt noch mal jetzt hinkriegen, das ist doch der komplette Irrsinn.“ Deutsches Olympia-Team wächst JUSTUS Edelstahl-Gasgrill „Plutos“ JG200 2 Brenner mit stufenlos regulierbarem Brennerventil, Piezo-Zündung und zusätzlicher Crossover-Zündung Doppelwandige Abdeckhaube aus Edelstahl mit Thermometer Seitenablagen klappbar Grillrost aus emailliertem Guss 4 leichtgängige Laufrollen Plus Grillzange „TONGLITE“ Maße: 125 x 55 x 113 (L x B x H) Gewicht: ca. 35 kg mit integrierter, herausnehmbarer Beleuchtung F MEDIEN MITTWOCH, 29. JUNI 2016 / NR. 22 802 Was kosten Scholl und Kahn? Diskussion um angebliche Millionengehälter Ausgesprochen verärgert hat die ARD auf Meldungen über ein angebliches Millionen-Honorar für ihren Fußball-Experten Mehmet Scholl reagiert. Der frühere Nationalspieler kommentiert derzeit die EM-Spiele in Frankreich und erhält nach Angaben des Medien-Branchendienstes Kress 50 000 Euro pro Einsatz. Insgesamt soll Scholl im EM-Jahr 1,6 Millionen Euro verdienen. „Es gleicht beinahe schon vorsätzlicher Bösartigkeit, welche Zahlen auch hier im Zusammenhang mit dem Expertenvertrag von Mehmet Scholl geschrieben und vervielfältigt werden“, erklärte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky am Dienstag. Genaue Zahlen nannte er nicht. Volker Herres, der Programmdirektor der ARD sagte auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die Sitzung der Zu teure Experten? Mehmet Scholl kommentiert die EM-Spiele in der ARD, Oliver Kahn im ZDF. Fotos: dpa ARD-Intendanten am Dienstag: „Die Zahlen, die sie heute lesen konnten, sind falsch, unwahr und meilenweit von der Wahrheit entfernt.“ Der frühere Nationalkeeper Oliver Kahn, der als ZDF-Experte die EM kommentiert, soll laut Kress ein ähnlich hohes Honorar wie Scholl kassieren. Kahn meldete sich via Facebook zu Wort: Bei dem Bericht „handelt es sich um eine eklatante Falschmeldung, die jeglicher Grundlage entbehrt.“ Der Dienst verbreite eine Fehlinformation, „die bewusst Neid und Missgunst in der Öffentlichkeit in Kauf nimmt und den Zuschauern die Freude an der Berichterstattung vermiesen soll“. Kahn kündigte an, sich rechtliche Schritte vorzubehalten. dpa/sag ARD D ZDF „Mit der Fernbedienung abgestimmt“ 25 VON TOR zu Tor Hagen von Ortloff über „Eisenbahn-Romantik“, die Macht der Zuschauer und die Ohnmacht der Vernunft Herr von Ortloff, seit 25 Jahren gibt es nun die Fernsehsendung „Eisenbahn-Romantik“, über 880 Folgen wurden seither produziert. Allzu viele idyllische Strecken und alte Dampfrösser, die Sie und die Redaktion noch nicht vorgestellt haben, kann es eigentlich nicht mehr geben? Wir haben noch Themen für die nächsten 50 Jahre. Es gibt so viel Strecken, Menschen, Eisenbahnen, über die man noch Folgen produzieren kann. In Deutschland gibt es beispielsweise über hundert Museumseisenbahnen. Davon haben wir vielleicht 15 porträtiert. Bei zwanzig neuen Sendungen im Jahr bräuchten wir allein vier Jahre, um alle Museumseisenbahnen vorzustellen. Dazu kommen die vielen anderen Strecken in Deutschland. Ich hatte einmal den Gedanken, Flusstäler als Thema zu nehmen. Also die Bahn entlang des Rheins, entlang von Elbe, Weser, Oder etc. Oder Bahnen durch das Bergland, wie Pfälzer Wald, Schwäbische Alb oder das Weserbergland. Und dann sind wir aber nur in Deutschland unterwegs. Nimmt man die Wiederholungen in anderen dritten Programmen hinzu, kommt jede Folge von „Eisenbahn-Romantik“ auf rund eine Million Zuschauer. Was ist so faszinierend an den qualmenden Ungetümen? Eine Dampflokomotive ist wie ein Lebewesen. Es zischt, es faucht, es setzt sich mit Getöse in Bewegung. Man sieht bewundernd die Kraft und die Technik. Man möchte augenblicklich hinauf auf den Führerstand. Der Erfolg der Sendung „Eisenbahn-Romantik“ beginnt eigentlich schon mit dem Titel. Da kommt eine kleine Lokomotive mit vier Wagen aus dem Wald gezuckelt und rollt scheinbar durch die Wiese, weil die Gleise zugewachsen sind, dazu eine heimelige Musik mit „Sentimental Journey“ – mit dieser Kombination aus Bild und Musik wurde genau das getroffen, was wir zeigen wollten. Dabei möchte ich nicht nur die Fans, sondern die ganze Familie ansprechen. Aber auch das Thema muss begeistern. Das Thema Eisenbahn oder, wenn Sie so wollen, das Thema Reisen ist etwas, was unbewusst in uns allen drin ist. Viele von uns Älteren wollten Lokführer werden. In den 50er und 60er Jahren hatte die Eisenbahn einen ganz anderen Stellenwert. Wir hatten kein Auto, wir mussten mit der Bahn fahren. Auch D RTL paar kleine Erfolge hatten wir dennoch. Wir hatten zum Beispiel eine kleine Bahnlinie im Siegerland gerettet. Die Industrie wollte den Verkehr auf die Straße bringen und die Bürgermeister wollten einen Radweg auf die Trasse bauen. Durch unseren Einsatz haben wir es geschafft, dass diese Bahnlinie nicht abgebaut werden durfte. Und die funktioniert jetzt wieder wunderbar, sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr. Am Anfang war „Eisenbahn-Romantik“ ein Pausenfüller, der jedoch schnell erfolgreicher wurde als die Sendungen davor und dahinter. Das von Hagen von Ortloff aufs Gleis gesetzte Format erreicht rund eine Million Zuschauer je Folge. Im Juli feiert die wohl erfolgreichste Nischensendung des deutschen Fernsehens ihr 25-jähriges Bestehen. Der Erfinder des Formats geht nach den Feierlichkeiten endgültig in den Ruhestand. Foto: SWR heute erfreut es viele Menschen, dass sie damit schöne Landschaften erfahren können. Oft sagen mir Zuschauer: Sie zeigen mir Gegenden aus dieser Welt, in die ich nie kommen würde, aber ich fahre mit Ihnen einfach mit. Ein bisschen Sehnsucht, ein bisschen Fernweh, ein bisschen Freude am Reisen, der Landschaft und den Menschen, das spielt alles mit. Dass die „Eisenbahn-Romantik“ 1991 auf große Fahrt ging, wird zum Jubiläum als Zufall beschrieben. Worin bestand dieser? Man suchte damals händeringend Pausenfüller für das Dritte Programm, weil die Sendungen damals zeitlich noch nicht so durchgenormt waren wie heute. Da endete ein Film für eine 90-Minuten-Leiste schon mal nach 75 Minuten. Die Sendeleitung wusste, dass ich meine Eisenbahnfilme auf jede beliebige Länge kürzen konnte. So ist die „Eisenbahn-Romantik“ in diese Lücke gerutscht. Nach einem Jahr hat man gemerkt, dass die Einschaltquote für den Pausenfüller besser war als für die Filme davor und dahinter. Die Zuschauer haben quasi mit der Fernbedienung abgestimmt. D 5.30 Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen 9.55 Sturm der Liebe 10.44 Tagesschau 10.45 Gefragt - Gejagt 11.35 Seehund, Puma & Co. 12.00 Tagesschau 12.15 ARD-Buffet 13.00 Mittagsmagazin. Cameron lässt Europa zappeln: Wie reagieren die „EU27“? / Hohe Schadenersatzzahlungen in USA: Welche Chancen haben deutsche VW-Kunden? 14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen 15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe 16.00 Tagesschau 16.10 Panda, Gorilla & Co. 17.00 Tagesschau 17.15 Brisant. Boulevardmagazin 18.00 Wer weiß denn sowas? 18.50 Hubert und Staller 19.45 Wissen vor acht - Werkstatt 19.50 Wetter 19.55 Börse 5.30 Morgenmagazin 9.00 heute Xpress 9.05 Volle Kanne - Service täglich 10.30 Die Rosenheim-Cops 11.15 SOKO Stuttgart 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 Mittagsmagazin. Milchpreisverfall Thema beim Bauerntag: Wie ein Hightech-Kuhstall zur Schuldenfalle wird 14.00 heute - in Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00 heute Xpress 15.05 Bares für Rares. Die Trödel-Show mit Horst Lichter 16.00 heute - in Europa 16.10 SOKO Wien 17.00 heute 17.10 hallo deutschland 17.45 Leute heute. Neues von Barbara Schöneberger - Arbeit am eigenen Magazin 18.05 SOKO Wismar 18.54 Lotto am Mittwoch - Die Gewinnzahlen 19.00 heute 19.20 Wetter 19.25 Küstenwache 6.00 Guten Morgen Deutschland. Info-Magazin. Mit Wolfram Kons, Susanna Schumacher 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily-Soap 9.00 Unter uns. Soap 9.30 Der Blaulicht-Report.AufregendeGeschichtenaus dem Berufsalltag von Polizisten, Sanitätern und Notärzten 11.00 Die Trovatos - Detektive decken auf. Doku-Soap 12.00 Punkt 12. Moderation: Roberta Bieling 14.00 Der Blaulicht-Report. DokuSoap 16.00 Verdachtsfälle. DokuSoap 17.00 Betrugsfälle. Doku-Soap 17.30 Unter uns 18.00 Explosiv - Das Magazin 18.30 Exclusiv - Das Star-Magazin. Mit Frauke Ludowig 18.45 aktuell 19.03 Wetter 19.05 Alles was zählt. Daily-Soap 19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily-Soap 20.00 Tagesschau 20.15 Besondere Schwere der Schuld Drama, D 2014 Mit Götz George, Hanno Koffler, Hannelore Elsner Regie: Kaspar Heidelbach 21.45 Plusminus Nach dem Brexit Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer? / Gravierende Unwetter - Angst vor der plötzlichen Flut 22.15 Tagesthemen 22.45 Maischberger Rote Karte für Brüssel: Besiegen Populisten Europa? Gäste: Viviane Reding, Heinz-Christian Strache, Jürgen Trittin, Dirk Schümer, Albrecht von Lucke 0.00 Nachtmagazin 0.20 Besondere Schwere der Schuld Drama, D 2014 1.53 Tagesschau 1.55 Kanaille von Catania Satire, I 1954. Mit Alberto Sordi, Armenia Balducci 3.18 Tagesschau 20.15 Aktenzeichen XY... ungelöst - Spezial Wo ist mein Kind? / Der Fall Annika Seidel / Der Fall Miriam und Sylvia Schulze / Der Fall Inga / Der Fall Aref / Der Fall Baumgartner und Leitner 21.45 Heute-Journal 22.15 auslandsjournal Brexit-Hochburg Boston - Splendid isolation an Englands Küste / Die Konfliktlinien des Brexit - Alt gegen Jung, Reich gegen Arm / Wer ist Boris Johnson? Der Polit-Rüpel aus gutem Hause 22.45 Das Geschäft mit der Krankheit Wie wir zu Patienten gemacht werden 23.15 Markus Lanz 0.30 heute+ 0.45 Verschwörung oder Wahrheit MH17 - Abschuss über der Ukraine 1.30 Aktenzeichen XY... ungelöst - Spezial 3.00 SOKO Wismar 20.15 Die 10 ... überraschendsten Liebesgeschichten Beiträge: Modedesigner Karl Lagerfeld liebt seine Katze / Linda Ducharme liebt Riesenrad Bruce / Von der Herzspende zur Liebe 21.15 I Like the 90’s Show 22.15 „Stern“-TV Alptraum Einbruch: So jagt die Polizei organisierte Diebesbanden in Deutschland / Fünf Jahre im Wachkoma: „Ich wusste nicht, dass ich eine Tochter bekommen hatte“ / Vom Schläger zum Einser-Abiturienten: Wie Yigit und Joe ihre zweite Chance nutzten / Tierischer Nachwuchs: Zwei weiße Löwenbabys verzaubern Magdeburg 0.00 Nachtjournal 0.30 Die 10 ... überraschendsten Liebesgeschichten 1.20 Rach, der Restauranttester 3.10 Nachtjournal RBB NDR ARTE D DER TAGESSPIEGEL D D 12.10 Verrückt nach Meer 13.00 Aktuell 13.05 Schloss Einstein 13.30 Der Berlin-Brandenburg Check 14.15 Planet Wissen 15.15 Korsika - Mit dem Zug von Calvi nach Ajaccio 16.00 rbb UM4 17.00 Aktuell 17.05 Panda, Gorilla & Co. 17.55 Unser Sandmännchen 18.00 rbb UM6 - Das Ländermagazin 18.27 wetter 18.30 zibb 19.27 wetter 19.30 Abendschau 10.00 Ländermagazine 11.30 Die fantastische Reise der Vögel 12.15 In aller Freundschaft 13.00 NaturNah 13.30 Brisant 14.00 aktuell 14.15 Bilderbuch Deutschland 15.00 aktuell 15.15 Island - Feuer im Herzen 16.00 aktuell 16.10 Mein Nachmittag 17.10 Elefant, Tiger & Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 Wie geht das? 18.45 DAS! 19.30 Ländermagazine 12.35 Das Glück liegt auf dem Teller 13.20 Journal 13.55 Der Rebell. Historienabenteuer, USA 1950 15.25 Kulinarische Reise durch Brasilien 15.50 Wie das Land, so der Mensch 16.20 Wildes Berlin 17.00 X:enius 17.30 Das Geheimnis von Phaistos. Fälscher am Werk? 18.25 Italien, meine Liebe. Die Küste der Toskana 19.10 Journal 19.30 Italien, meine Liebe 20.00 Tagesschau 20.15 Das ist Spitze! Kandidaten: Sabine Lisicki, Oliver Pocher, Andy Borg, Pinar Atalay, Thomas Heinze, Mariella Ahrens, Kamilla Senjo, Werner Schulze-Erdel 21.45 Aktuell 22.15 Klartext Das Politik-Magazin 22.45 Solo für Klarinette Thriller, D 1998. Mit Götz George, Corinna Harfouch, Tim Bergmann 0.15 Die Herbstzeitlosen Tragikomödie, CH 2006 Mit Monica Gubser, Stephanie Glaser 1.40 Klartext Das Politik-Magazin 2.10 Abendschau 2.40 Brandenburg aktuell 20.00 Tagesschau 20.15 Expeditionen ins Tierreich Wildes Deutschland Die Berchtesgadener Alpen 21.00 Der XXL-Ostfriese „Safari-Feeling“ 21.45 aktuell 22.00 Großstadtrevier Krimi-Serie 22.50 Neues aus Büttenwarder Donnerschlach. Serie 23.15 Tatort Mord hinterm Deich. Krimi-Reihe, D 1997 Mit Manfred Krug, Charles Brauer, Heiner Lauterbach 0.45 Kommissar LaBréa - Todesträume am Montparnasse Krimi-Reihe. Mit Francis Fulton-Smith, Bruno Bruni Jr. 2.30 Tagesschau - Vor 20 Jahren 30.06.1996 20.15 Ein perfektes Leben Familientragödie, F/CH/E 2002 Mit Daniel Auteuil, Géraldine Pailhas, François Cluzet Regie: Nicole Garcia 22.20 Kinogeschichten ... aus dem wahren Leben 23.15 Hinter dem Berg Familiendrama, TRK/GR 2012 Mit Tamer Levent, Reha Özcan, Mehmet Ozgur Regie: Emin Alper 0.45 Die Erbschaft Drama-Serie 2.40 Die Mauer und das Mädchen Dokumentation 3.35 Yourope Spezial 4.05 28 Minuten 3 SAT D 12.00ImBannkreisderErwählten.Sektenaussteiger und ihre Erfahrungen 12.30 Schweizweit 13.00 ZIB 13.20 Aga-Kröten - Die Eroberung Australiens 14.05 Grüne Ameisen - Freund oder Feind? 14.50 Der Garten Erde 17.00 Spaniens Burgen und Städte 17.45 Spaniens Küsten und Strände 18.30 nano 19.00 heute 19.20 Kulturzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Darf ich bitten? Liebesfilm, USA 2004. Mit Richard Gere, Jennifer Lopez, Susan Sarandon 21.55 Kom(m)ödchen-Ensemble: Deutschland gucken 22.45 Kalahari Gemsen 23.10 Stay. Mysterythriller, USA 2005. Mit Ewan McGregor, Naomi Watts, Ryan Gosling. Regie: Marc Forster 0.45 Der Bestatter 1.45 ECO. Das Wirtschaftsmagazin Für die Zuschauer ist die Sendereihe fest mit Hagen von Ortloff als Erfinder, Leiter, Autor, Moderator verbunden. Was ist Ihre Motivation? Ich will den Leuten zeigen, dass die Eisenbahn ein unverzichtbarer Bestandteil des täglichen Lebens ist. Auch wenn man über die Bahn schimpft, ohne sie würde das gesamte öffentliche Leben zusammenbrechen. Ich würde mir wünschen, „Auch wenn man über die Bahn schimpft. Ohne sie bricht das öffentliche Leben zusammen.“ dass die Politik die Bahn ein bisschen wichtiger nimmt als derzeit und keine Gedanken an die Privatisierung verschwendet. Solche Appelle sind ja auch aus ihrer Sendung bekannt. Hat es von der Bahn oder der Politik jemals Reaktionen gegeben? Bei mir selber hat sich die Bahn nie gemeldet. Das erwarte ich auch gar nicht. Ein D N24 Stündlich Nachrichten 12.45 Börse am Mittag. Stündlich Nachrichten 13.05 Die Transporter - Let’s move it! 14.05 Top Gear USA 15.30 N24 Cassini. Leckere Erfindung: Die Wurst im Brot 16.05 Der ICE - Highspeed auf Schienen 17.05 Auftrag Schwertransport - Giganten auf Reisen 18.15 Börse am Abend 18.25 N24 Cassini. Warum ist Hummer so teuer? 19.10 Welt der Wunder 20.05 The World Wars. Der Große Krieg / Fataler Frieden / Diktatoren und Demokraten / Der Blitzkrieg / Globaler Krieg / Sieger und Besiegte 1.25 Raketenwerfer und Haubitzen - Die Artillerie der Bundeswehr 2.10 Der Leopard 3.40 Schwebezustand - Mission deutscher Senkrechtstarter Viele Jahre bevor die Protestanten gegen „Stuttgart 21“ auf die Barrikaden gingen, wurde in Ihrer Sendung bereits über die Umbaupläne für den ehemaligen Kopfbahnhof berichtet. Aufgeregt hat das damals nur wenige. Hat Sie das eigentlich gewurmt? Wenn du mit einem Thema zu früh dran bist, interessiert es niemanden. Woran das liegt, weiß ich nicht. Die erste Sendung darüber hatten wir schon in den neunziger Jahren gehabt. „Stuttgart 21“ wurde erst richtig zum Thema, als man merkte, dass es jetzt tatsächlich losging. Über ein Jahrzehnt konnte man sich nicht vorstellen, dass das ernsthaft realisiert würde. Ich kann mir das heute noch nicht vorstellen, weil das eine falsche Entscheidung ist. Aber ich habe ein bisschen resigniert und mich aus dem Thema herausgezogen. Sie haben also nicht Ihren Frieden damit gemacht. Nein, und ich habe weiterhin die leise Hoffnung, dass irgendwelche Politiker noch vernünftig werden und sagen: Wir haben jetzt zwei Milliarden Euro in den Sand gesetzt, aber das ist immer noch billiger, als es durchzuziehen. Inzwischen sind Sie Pensionär, eigentlich, denn bis nach dem offiziellen Jubiläum von „Eisenbahn-Romantik“ im Juli repräsentieren Sie die Sendung weiter. Einen Nachfolger für Sie hat der SWR nicht gefunden. Warum nicht? Es gibt einen Nachfolger als Redaktionsleiter, aber für die Moderation hat man keinen Nachfolger gefunden. Wenn ein Gesicht, wie meines, 25 Jahre eine Sendung prägt – wenn es einen zweiten Moderator gegeben hätte, hätte es gar keine Diskussion gegeben – hat ein Nachfolger dies sehr schwer, zumal ich wohl auch die nächsten Jahre nahezu täglich in den Wiederholungen auftrete. — Das Gespräch führte Kurt Sagatz. PHOENIX D 7.30 Feuerberge - Oasen im Ozean 8.15 Brexit - Fakten und Hintergründe 8.30 Vor Ort 9.10 Bon(n)jour 9.30 Thema 10.45 Thema 12.00 Vor Ort 13.00 Thema 14.15 Vor Ort 16.00 Mission Mali. Der lange Weg zum Frieden 16.45 Die Flüchtlingskanzlerin. Was treibt Angela Merkel an? 17.15 Brexit - Fakten und Hintergründe 17.30 Vor Ort 18.00 Nur eine falsche Bewegung. Wenn ein Unfall das ganze Leben verändert 18.30 Feuerberge Oasen im Ozean 19.15 Risiko Vulkan. Der Feuerberg von Java 20.00 Tagesschau 20.15 Der Spreewald 21.00 Der Brocken 21.45 heute journal 22.15 Phoenix-Runde 23.00 Der Tag 0.00 Phoenix-Runde 0.45 Der Spreewald 1.30 Der Brocken TV-Tipp „Ausgebremst – Die Lance Armstrong Story“. Am Ende musste der siebenmalige Sieger der Tour de France zugeben, dass bei allen Titeln Doping im Spiel war (WDR, 23 Uhr 20). Am Samstag startet die Frankreichrundfahrt 2016 in Mont St. Michel. Foto: AFP SUPER RTL D 14.20 ALVINNN!!! und die Chipmunks 14.45 Inspector Gadget 15.15 Die Dschungelhelden 15.40 Camp Sumpfgrund 16.10 Dinotrux 16.40 Go Wild! Mission Wildnis 17.10 Coop gegen Kat 17.35 Sally Bollywood 18.15 Tom und Jerry 18.45 D.I.E. Detektive im Einsatz 19.15 ALVINNN!!! und die Chipmunks 19.45 Der gestiefelte Kater 20.15 Dr. House 23.55 Nurse Jackie KIKA D 15.50 Stoked 16.15 logo! 16.20 Pippi Langstrumpf 17.10 Der kleine Ritter Trenk 17.35 Marco Polo 18.00 Der kleine Nick 18.15 Ben & Hollys kleines Königreich 18.40 Zoés Zauberschrank 18.50 Sandmännchen 19.00 Lassie 19.25 pur+ 19.50 logo! 20.00 Ki.Ka Live 20.10 Die Mädchen-WG RTL 2 D 16.00 All About Love 17.00 Die Straßencops West - Jugend im Visier 18.00 Köln 50667 19.00 Berlin - Tag & Nacht 20.00 News / Wetter 20.15 Teenie-Mütter - Wenn Kinder Kinder kriegen. Doku-Soap 22.25 BABYs! Das erste Jahr. Doku-Soap 0.20 Autopsie - Mysteriöse Todesfälle N-TV D Stündlich Nachrichten 16.10 Überleben! 18.20 Telebörse 18.35 Ratgeber - Bauen & Wohnen 19.10 PS - Das Automagazin 20.15 Giganten der Luftfahrt 21.05 Die Black-Box - Absturz-Ermittler bei der Arbeit 22.05 Telebörse 22.10 Flugzeug-Katastrophen. Verhängnisvolles Wetter 23.05 Motorradfahrer extrem: Illegale Exkursionen 0.10 Waffentechnik der Superlative TELE 5 D 20.15 Population 436. Thriller, CDN/ USA 2006. Mit Jeremy Sisto, Fred Durst 22.05 Two Eyes Staring - Der Tod ist kein Kinderspiel. Horrorfilm, B/NL 2010. Mit Hadewych Minis, Barry Atsma 0.20 Population 436. Thriller, CDN/USA 2006 2.00 Exiled. Kriminalfilm, HK 2006 ZDF NEO D 20.15 Einsatz in Hamburg. Tödliches Spiel. Krimi, D 2008. Mit Aglaia Szyszkowitz 21.46 Wilsberg. Das Jubiläum. Krimi, D 2008. Mit Leonard Lansink 23.10 Kommissar Beck. Das tote Mädchen. Krimi-Reihe, S 2006. Mit Peter Haber 0.40 Aktenzeichen XY... ungelöst - Spezial 2.10 Wunder des Lebens WDR D 18.00 aktuell / Lokalzeit 18.15 Servicezeit 18.45 Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau 20.15 Vorsicht, Verbraucherfalle! 21.00 Die ErnährungsDocs 21.45 aktuell 22.10 Kochende Geschäfte - Schuhbeck & Kollegen 22.55 Weltweit 23.20 Ausgebremst - Die Lance Armstrong Story. Dokumentarfilm, AUS/GB/USA/NZ/ I/F 2014 1.00 Domian 2.00 Lokalzeit MDR D 19.50 Tierisch, tierisch 20.15 Exakt 20.45 Einmal noch ein spätes Glück? Vom Suchen und Finden mit 70plus 21.15 Die Spur der Ahnen 21.45 Aktuell 22.05 Polizeiruf 110. Zwischen den Welten. Krimi, D 2013. Mit Charly Hübner 23.35 Kanzleramt Pforte D - Spezial 0.20 unicato. Junger Film im MDR BR D 19.30 Dahoam is Dahoam 20.00 Tagesschau 20.15 Münchner Runde 21.00 Kontrovers 21.45 Rundschau Magazin 22.00 Akte D 22.45 Südlicht. Kunst und Literatur 23.15 kinokino 23.30 Frantic. Thriller, USA/F 1988. Mit Harrison Ford, Emmanuelle Seigner. Regie: Roman Polanski SAT 1 Ehe-Szenen D ie Partner, deren Zweierbeziehung im Folgenden analysiert werden soll, so wie sie ihrerseits für sich beanspruchen, Fußballspiele zu analysieren, haben sich nicht gegenseitig ausgesucht. Andere haben die Partnerschaften arrangiert – mit dem Hintersinn, dass sie im Idealfall die Qualität von Langzeit-Ehen entwickeln. So beschrieb einmal der Paartherapeut Ulrich Clement das Verhältnis von Günter Netzer zu Gerhard Delling, weil die „eingespielt“ seien, aber in ihrer Interaktion „noch Verführungsmomente drin“ seien. Bei dieser EM gibt es ein junges Paar: Stefan Effenberg, Ex-Nationalspieler, und Alexander Bommes, ARD-Moderator. Zum Spiel England – Island saßen sie im 90-Grad-Winkel im Studio, gleichermaßen einander sowie der Kamera zugewandt. Wie hindrapierte Schaufensterpuppen. Bommes versuchte, Effenbergs Stinkstiefel-Charisma durch ein Kichern zu kontrastieren, wie es Mädchen tun. Ein Paar in der Anbahnungsphase. Bommes warb, doch Effenberg, der mit steifem Kreuz und Nacken dasaß, als wäre er im Zeugenstand vor Gericht, ist aus schwer entflammbarem Material. Matthias Opdenhövel, der zuvor mit seinem langjährigen Partner Mehmet Scholl das Spiel Italien gegen Spanien besprach, scheint sich hingegen bereits in der abgeklärten Phase zu befinden. Reserviert reagierte er auf die Eifrigkeit seines Kompagnons, der begeistert seine Analysen vortrug. Das charmanteste Paar saß im ARD-Morgenmagazin: Gernot Rohr, Ex-Profi bei Girondins Bordeaux, zurzeit ARD-EM-Experte: gutmütig, bescheiden. Rohrs Ex-Mannschaftskollege Dieter Müller war zu Gast. Müller wirkte fast schüchtern, dabei war er Ende der 70er Deutschlands bester Mittelstürmer. Im Gespräch entfaltete sich ein Charme aus der Zeit, als Fußballer noch nicht zu Akteuren der Unterhaltungsindustrie geschliffen waren. Barbara Nolte D PRO 7 D 5.30Frühstücksfernsehen.KatjaKessler: Der Untenrum-Burnout. Mit Daniel Boschmann, Marlene Lufen. Aktuelle Informationen, prominente Gäste 10.00 AufStreife - Die Spezialisten.Reportage-Reihe 11.00 Richterin Barbara Salesch. Gerichts-Show 12.00 Richter AlexanderHold.Gerichts-Show.BeiAlexander Hold werden Deutschlands härteste Gerichtsprozesse für das Fernsehen nachgestellt und verhandelt. 14.00 Auf Streife. Reportage-Reihe 15.00 Auf Streife - Die Spezialisten 16.00 Auf Streife 17.00 Mein dunkles Geheimnis. Doku-Soap 17.30 Schicksale - und plötzlich ist alles anders. Doku- Soap 18.00 Auf Streife - Die Spezialisten19.00 FahndungDeutschland 19.55 Nachrichten 3.45 Malcolm mittendrin 4.30 Scrubs - Die Anfänger 4.50 Mike & Molly 5.25 How I Met Your Mother 6.05 Two and a Half Men 8.00 2 Broke Girls 8.50 The Big Bang Theory 10.40 Mike & Molly 11.35 How I Met Your Mother 12.30 Two and a Half Men 12.55 Two and a Half Men 13.25 Two and a Half Men 13.55 Two and a Half Men 14.20 2 Broke Girls 14.45 2 Broke Girls 15.15 The Big Bang Theory 15.40 The Big Bang Theory 16.05 The Big Bang Theory 16.30 The Big Bang Theory 17.00 taff. Magazin. Model Debut Cheyenne Ochsenknecht / Bonnie in L. A (2) / Lascana Bikini / Dessous Night. live. Mit Daniel Aminati 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons 18.40 Die Simpsons 19.05 Galileo 20.15 15 Dinge, die Sie über Sex wissen müssen Dokumentarfilm, D 2016 Mit Paula Lambert, Matthias Killing, Désirée Nick 22.30 Körperkult Wo ist die Grenze? Dokumentarfilm, D 2015 Die Reporter treffen Menschen, die einen extremen Körperkult leben und zeigen, welche Geschichten dahinterstecken. 0.40 News & Stories Der mit den Bildern tanzt 1.25 So gesehen Gedanken zur Zeit 1.30 Auf Streife Reportage-Reihe 2.20 Im Namen der Gerechtigkeit - Wir kämpfen für Sie! Doku-Soap 3.50 Auf Streife Reportage-Reihe 4.45 Fahndung Deutschland Magazin 20.15 Man of Steel Actionfilm, USA/CDN/GB 2013 Mit Henry Cavill, Amy Adams, Michael Shannon, Kevin Costner, Diane Lane, Russell Crowe Regie: Zack Snyder 23.00 Superman Returns Comicverfilmung, USA 2006 Mit Brandon Routh, Kate Bosworth, Kevin Spacey, James Marsden, Parker Posey, Sam Huntington Regie: Bryan Singer 1.55 ProSieben Spätnachrichten 2.00 Fringe - Grenzfälle des FBI Die Bürde. Mystery-Serie 2.50 Scrubs - Die Anfänger Meine Beförderung Comedy-Serie 3.15 Malcolm mittendrin Die Tiki-Stunde Comedy-Serie 3.35 Watch Me - das Kinomagazin Ice Age - Kollision voraus! VOX KABEL 1 D D 6.00 CSI: NY 6.50 Verklag mich doch! 10.50 nachrichten 11.00 Mein himmlisches Hotel 12.00 Shopping Queen 13.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise 14.00 Mein Kind, dein Kind - Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise 17.00 Mein himmlisches Hotel 18.00 mieten, kaufen, wohnen 19.00 Das perfekte Dinner 7.50 Cold Case 8.35 Navy CIS 9.30 The Mentalist 10.25 Castle 11.20 Without a Trace 12.15 Numb3rs 13.05 Cold Case - Kein Opfer ist je vergessen 14.00 Navy CIS 14.55 The Mentalist 15.50 News 16.00 Castle 16.50 Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, dein Lokal - Wo schmeckt’s am besten? 18.55 Achtung Kontrolle! Einsatz für die Ordnungshüter 20.00 Prominent! Magazin 20.15 Rizzoli & Isles Tod im Park / Das Jüngste Gericht. Krimi-Serie 22.10 Revenge Hinterhalt / Kontakt Drama-Serie 0.00 Rizzoli & Isles Tod im Park 0.55 nachrichten 1.15 Rizzoli & Isles Das Jüngste Gericht 2.00 Medical Detectives - Geheimnisse der Gerichtsmedizin Tod aus dem Nichts / Zerstörerische Gewalt 3.35 Medical Detectives Die bessere Hälfte / Abgründe 5.15 CSI: NY Krimi-Serie 20.15 Déjà Vu Wettlauf gegen die Zeit Mysterythriller, USA 2006 Mit Denzel Washington, Paula Patton, Val Kilmer Regie: Tony Scott 22.45 Dämon - Trau keiner Seele Thriller, USA 1998 Mit Denzel Washington, John Goodman, Donald Sutherland Regie: Gregory Hoblit 1.10 Watch Me - das Kinomagazin 1.25 Late News 1.30 Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit Mysterythriller, USA 2006. Mit Denzel Washington 3.35 Late News 3.40 Dämon - Trau keiner Seele Thriller, USA 1998 Mit Denzel Washington 26 E WELTSPIEGEL DER TAGESSPIEGEL NACHRICHTEN NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 F Spiel, Spaß – und keine Schokolade Deutscher Werberat rügt Wiesenhof und Atze Schröder Berlin - Geflügelproduzent Wiesenhof und der Komiker Atze Schröder haben für ihr heftig in die Kritik geratenes Werbevideo mit Anspielungen auf das Model Gina-Lisa Lohfink nun auch eine Rüge des Deutschen Werberats bekommen. Der von dem Unternehmen bereits zurückgezogene Spot wäre beanstandet worden, teilte der Werberat am Dienstag mit. Das Gremium stufe das Video als „entwürdigend und diskriminierend“ ein. In dem Video ist Atze Schröder mit einer langen Bratwurst zu sehen. Er sagt dazu: „Danach müssen Gina und Lisa erst mal in die Traumatherapie.“ AFP Chile verbietet Überraschungseier Teurer Tennisball Syrer findet 50 000 Euro und übergibt das Geld an die Behörden Minden - Ein syrischer Flüchtling hat im nordrhein-westfälischen Minden in einem gespendeten Schrank 50 000 Euro Bargeld und mehrere Sparbücher mit einem Guthaben von mehr als 100 000 Euro gefunden und bei den Behörden abgeben. Der 25-Jährige hatte den Kleiderschrank von einer karitativen Einrichtung für seine spärlich möblierte Wohnung bekommen, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Unter einem Einlageboden entdeckte er das Geld. AFP 1109 Karat in drei Milliarden Jahren für 60 Millionen Euro – So könnte die Verkaufsanzeige für „Lesedi La Rona“ lauten, dem zweitgrößten Diamanten, der je gefunden wurde. „Unser Licht“ bedeutet das auf Setswana, einer Sprache aus Botswana, wo der drei Milliarden Jahre alte Edelstein entdeckt wurde. Das Auktionshaus Sotheby’s will den tennisballgroßen, 221,8 Gramm schweren, Diamanten am 29. Juni versteigern. David Bennett, Chef der Schmuck-Abteilung ist begeistert: „Ich habe einige der besten Diamanten der Welt verkauft. Als ich ihn das erste Mal in Händen hielt, habe ich gezittert.“ Text und Foto: dpa Ermittler sichern Daten des Egyptair-Flugschreibers Kairo - Französische Experten haben eine erste Flugschreiber-Speicherkarte der Mitte Mai ins Mittelmeer gestürzten Egyptair-Maschine repariert und die Daten sichern können. Tests hätten ergeben, dass die Flugparameter „korrekt gespeichert“ wurden, hieß es von der französischen Flugunfallbehörde BEA. Nun versuchen die Experten, auch die Speicherkarte des Cockpit-Stimmrekorders wiederherzustellen. dpa E LEUTE F Heute aus Hamburg Kultschauspieler Otto Waalkes spricht seit 14 Jahren in den Animationsfilmen „Ice Age“ die Synchronstimme des Faultiers Sid und hat damit nach eigenen Erfahrungen eine neue Generation von Fans gewonnen. „Kinder kommen auf mich zu und fordern mich auf: ,Mach mir Sid‘ “, sagte der 67-Jährige dem Magazin „Tina“. „Otto und Sid sind richtiggehend miteinander verwachsen, wir sind eine Einheit.“ AFP *** Foto: Tobias Schwarz/AFP Während ihrer Brustkrebserkrankung hat die niederländische Fernsehmoderatorin Sylvie Meis (38) Trost darin gefunden, über die Krankheit zu sprechen. „Ich habe viel gesprochen – mit Familie, Freunden, Ärzten. Ängste sollte man nicht in sich hineinfressen“, sagte Meis der Zeitschrift „Closer“. „Aber natürlich ist es auch ein Thema, mit dem man manchmal alleine sein möchte, um es für sich selbst auch richtig zu verarbeiten.“ Außerdem habe sie damals gebetet und mache das auch heute noch. Ärzte hatten 2009 bei der damals 31-Jährigen Brustkrebs diagnostiziert. dpa Der Weg der Diebe Berlin - Kindern in Chile stehen schwere Zeiten bevor, sagen manche. Dafür könnten sie bald dünner werden. Denn ein neues Gesetz verbietet es, Nahrungsmittel durch Beigabe von Spielzeug zu vermarkten. So könnte es zum Beispiel bald keine Überraschungseier mehr geben. Mit der Regelung soll Übergewicht bei Kindern bekämpft werden. Laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind in Chile 28,6 Prozent der Jungen und 27,1 Prozent der Mädchen im Alter zwischen fünf und 17 Jahren übergewichtig. Das Gesetz ist bereits seit Montag in Kraft und verlangt, die Zutaten bei Nahrungsmitteln nun „vollständig und wahrheitsgemäß“ auszuweisen. Dabei geht es vor allem um Kalorien, Zucker, gesättigte Fette und Natrium. Alle Lebensmittel, die beispielsweise 400 Milligramm Natrium oder vier Gramm gesättigte Fettsäuren enthalten, müssen speziell gekennzeichnet werden. Es gehe nicht um Erziehung, sagte der Leiter eines Gesundheitsministeriums der Region Coquimbo, Jorge d’Alençon, der Tageszeitung „El Día“. „Die Leute sollen lediglich durch eine Kennzeichnung über ungesunde Produkte informiert werden.“ Das Ministerium für Gesundheit werde überprüfen, ob alle Informationen enthalten sind. Sie müssen sichtbar und „von der Bevölkerung leicht verständlich“ lesbar auf den Etiketten zu lesen sein. Herstellern und Verkäufern, die sich an das neue Gesetz nicht halten, drohen finanzielle Strafen und die Konfiszierung Immer mehr georgische Banden brechen in Deutschland in Wohnungen und Geschäfte ein. Dabei gehen sie höchst professionell vor – und nutzen laut Polizei das deutsche Asylsystem aus Von Silvia Stöber Berlin - Der Vorwurf wiegt schwer: Georgische Einbrecherbanden begehen in Deutschland Wohnungseinbrüche und Ladendiebstähle in großem Stil. Der Schaden liegt inzwischen im dreistelligen Millionenbereich. Viele Menschen, deren Wohnungen ausgeraubt wurden, bleiben mit einem Schock und einem Gefühl der Unsicherheit in den eigenen vier Wänden zurück. Doch nicht nur das. Kriminelle Georgier nutzten das Asylverfahren aus, sagt André Schulz, Chef des Bundes der Kriminalbeamten (BDK). Obwohl sie wüssten, dass sie als Georgier praktisch keine Chance auf Bewilligung hätten, stellten sie Asylanträge und nutzten die Wartezeit. Bis sie abgelehnt und abgeschoben würden, vergehe etwa ein Jahr. Vor allem im Umfeld von Erstaufnahmeeinrichtungen in Süddeutschland hätten sich Ladendiebstähle und Wohnungseinbrüche gehäuft. Im vergangenen Jahr wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 8085 tatverdächtige Georgier registriert. Die Rekrutierung finde in Georgien statt, sagt Schulz. Beamte des Bundeskriminalamts sprechen in Zusammenhang mit den Banden von den „Dieben im Gesetz“. Sie stehen synonym für Mafia-Banden aus dem post-sowjetischen Raum, die sich in Straflagern gebildet hatten und bis heute in einem weit verzweigten Netzwerk zusammenarbeiten. Dort sind strenge Hierarchien und ein Ehrenkodex angesagt. So müssen die Banden-Mitglieder etwa zusichern, nicht mit den Behörden zu kooperieren und die Gewinne in eine Gemeinschaftskasse einzuzahlen. Die Machen- schaften der Diebe sind so oft nur schwer nachzuvollziehen. Vor diesem Hintergrund passt es einigen gar nicht, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel Georgien kürzlich die Visafreiheit zusicherte – könnten doch noch mehr Georgier nach Deutschland kommen, um Diebstähle und Einbrüche zu begehen. In der Südkaukasusrepublik jedoch warnt man vor der Verknüpfung beider Themen, schließlich könnten nicht alle georgischen Bürger bestraft werden. Dies sei inakzeptabel und ungerechtfertigt, sagt der Parlamentspräsident David Usupaschwili. Er fordert andere Maßnahmen zur Bekämpfung der Kriminalität: „Die Behörden Deutschlands, Georgiens undanderer Staaten müssen ihre Kooperation intensivieren, die Instrumente verbessern undprofessioneller gegen Verbrecher vorgehen.“ Bereits 2014 vereinbarten die deutsche und die georgische Regierung eine Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität und des Terrorismus. Bislang trat das Abkommen nach Angaben der georgischen Botschaft aber nicht in Kraft. Die deutsche Seite habe es bislang nicht ratifiziert. Davon abgesehen schickte die georgische Regierung 2015 einen Polizeiattaché nach Berlin, um die Kooperation zwischen den Ermittlungsbehörden zu verbessern. Auch bot sie eine engere Geheimdienstkooperation an. Dass die Zahl der registrierten Tatverdächtigen aus Georgien stieg, ist deshalb nicht allein auf eine wachsende Zahl an Tätern zurückzuführen, sondern auch auf die Kooperation zwischen den Behörden. Trotzdem weist der georgische Innenminister Giorgi Mghebrishvili Aussagen Schwer zu schnappen. Den Behörden gelingt es oft nicht, an die Hintermänner der Taten zu kommen. Doch zumindest werden mehr Diebe angeklagt als früher. Foto: Philipp Schulze/dpa zurück, wonach die „Diebe im Gesetz“ von Georgien aus kriminelle Machenschaften in Europa organisieren: „In Georgien haben ,Diebe im Gesetz’ nur einen Platz, und zwar im Gefängnis.“ Experten bestätigen, dass Georgien in den vergangenen Jahren die organisierte Kriminalität erfolgreich bekämpft hat und Führungsstrukturen der „Diebe im Gesetz“ zerstört wurden. Doch nicht alle Beteiligten kamen ins Gefängnis. Viele setzten sich in andere post -sowjetische Staaten und später nach Westeuropa ab, zum Beispiel nach Spanien. Dort wurde vor einiger Zeit Kachaber Schuschanischwili zu 20 Jahren Haft verurteilt. Einer seiner Untergebenen soll in München für das Sammeln von Geldern mehrerer Banden zuständig gewesen sein. Schuschanischwilis Bruder Lascha spielte einst eine führende Rolle als „Dieb im Gesetz“ in Georgien und ist anders als sein Bruder wieder auf freiem Fuß. Gemein ist allen ihre professionelle Vorgehensweise. Die Banden kundschaften potenzielle Tatorte vorher genauestens aus, überlisten Alarmanlagen in Wohnhäusern und selbst Sicherungssysteme in Geschäften. Und dabei geht es den Dieben keineswegs nur um hochpreisige Waren, sie stehlen vor allem auch Zigaretten, Kleidung oder Alkohol. Die Berichte über die Diebstähle bereiten Georgien also weiter Probleme, obwohl die Kriminalität im eigenen Land weitgehend erfolgreich bekämpft wurde. Die Kaukasusrepublik fürchtet um ihren Ruf, ist sie doch auf Auslandsinvestitionen angewiesen, um die schwache Wirtschaft in Gang zu bringen und Arbeitsplätze zu schaffen. Süße Versuchung. Das Gesetz soll Übergewicht bei Kindern verhindern. Foto: dpa der Ware. Durch das neue Gesetz wolle sich Chile „als eines der weltweiten Pionierländer bei der Förderung gesunder Ernährung profilieren“, erklärte Gesundheitsministerin Carmen Castillo. Es ist zudem von nun an verboten, ungesunde Produkte als Gratis-Geschenke an Kinder unter 14 Jahren zu verteilen. An Bildungseinrichtungen wie Schulen wird der Verkauf von „ungesunden Lebensmitteln“ generell untersagt. Außerdem dürfen Nahrungsmittel nicht mehr mithilfe von Spielzeug vermarktet werden. McDonald’s wird beim Verkauf des „Happy Meal“ das Spielzeug einfach weglassen können. Härter trifft es das Überraschungsei von Ferrero. Das Unternehmen kündigte an, vor nationalen und internationalen Gerichten gegen die neue Vorgabe vorzugehen. Auch andere Lebensmittelkonzerne hatten über Jahre hinweg versucht, das Inkrafttreten des neuen Gesetzes zu verhindern. Das Gesetz „beeinträchtigt den Ruf eines unserer beliebtesten Produkte“, sagte ein Ferrero-Sprecher. Robert Klages ANZEIGE Sudoku Zahlenspiele für Kreuzund Querdenker – täglich in Ihrem Tagesspiegel! mittel Die Lösungen vom 28.06. schwer mittel 4 Füllen Sie die leeren Felder so aus, dass in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem 3 x 3 Kästchen alle Zahlen von 1– 9 stehen. 5 8 Buchablage „Lesezeichen“ Diese innovative Buchablage ist schön auf dem Nachtkästchen, am Schreibtisch und überall, wo Bücher sind. Das aktuelle Buch hängt griffbereit auf der richtigen Seite oben im Lesezeichen. Maße: 29,5 x 11 x 27,5 cm, Material: Eiche. 39,– € | Bestellnr. 8355 1 4 7 9 Preis inkl. MwSt., zzgl. 3,90 ¤ Versandkosten. 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Doch das junge Team enttäuschte bei der EM – wieder bleibt nur die Hoffnung auf die Zukunft Das Bild des Grauens findet seine Aufnahme, als gerade alles vorbei ist. Am Strafraum, den die Engländer so phantasie- wie erfolglos belagert haben, direkt vor dem fassungslosen Anhang, der sich auf vier Wochen in Frankreich eingerichtet hat und jetzt nach Hause reisen muss. Die englischen Spieler sinken zusammen, sie kosten ein letztes Mal den Geschmack des grünen Gras von Nizza und mögen nicht hochschauen. Es braucht Zeit zum Verstehen. 1:2 gegen Island. „Das ist beschämend“, spricht Wayne Rooney, der Kapitän und Anführer von Manchester United. „Wir sind alle schwer enttäuscht. Und wir wissen, dass nur wir daran schuld sind.“ Rooney ist an diesem Abend so gut wie gar nichts gelungen, mal abgesehen von dem frühen Elfmeter, verwandelt zum Führungstor mit einer Kaltblütigkeit, wie sie dem englischen Team später komplett abging. Danach aber ist Rooney nur noch hilflos über den Rasen von Nizza gestolpert, immer wieder verspringt ihm der Ball, Pässe gehen ins Irgendwo und Schüsse Richtung Tribüne. Island schießt Roy Hodgson hatte seine Rücktrittsrede wohl für ein Aus gegen Frankreich vorbereitet zwei schnelle Tore und hat danach keine Mühe, das ideenlose Anrennen des Gegners abzuwehren. England ist im Status einer alten und doch wieder kommenden Weltmacht zur Europameisterschaft gereist. Es fährt zurück als eine Ansammlung von millionenschwerem Talent, das sich nicht gegen die angeheiterten Burschen eines Junggesellenabschieds aus der Provinz durchsetzen kann. Der Brexit vom vergangenen Freitag wirkt wie ein wohl durchdachtes Projekt im Vergleich zur Perfomance von Nizza. „Englands Absturz aus Europa – zweimal innerhalb einer Woche“, titelt der „Daily Mirror“. England hat die teuerste Liga der Welt, aber sie wird dort vertreten von einer Ansammlung unbedarfter Dilettanten. Jamie Vardy ist auch dabei, der Stürmer von Leicester City. Vardy steht für ein anderes, für ein überraschendes England. Im Frühling hat er mit Leicester City die Meisterschaft gewonnen, es war der größte Außenseiter-Triumph ever, ein Erfolg der guten alten Kameradschaft über das frische ausländische Geld. Seit Montag steht Vardy für zwei Sensationen, auf die zweite hätte er ganz gern verzichtet. Er hat es im reifen Alter von 29 Jahren in die Nationalmannschaft geschafft und zum Hoffnungsträger für die EM. Vor ein paar Wochen, als die Engländer in Berlin gastierten, hat er dasSpiel mit einem grandiosen Hackentrick gewendet und seiner Mannschaft den Status eines Geheimfavoriten beschert. Jamie Vardy entschwindet wortlos in die Nacht von Nizza. Roy Hodgson betrittdie Bühne. Taubenblauer Anzug, weißes Hemd, das graue Haar sorgfältig zurückgekämmt. Der englische Trainer hat zu Ostern in Berlin eine Mannschaft präsentiert, die den Weltmeister nach einem 0:2-Rückstand besiegte, ein neues England, das alte Werte neu beleben wollte und von dem Hodgson sagte, das seine besten Tage noch vor ihm liegen.Wo wardiesesEngland amMontagabend in Nizza? Hodgson räuspert sich, er zieht ein Manuskript aus der Tasche sei- nes Jackets, vor der Verlesung scherzt er mit den englischen Reportern. „Ihr wollt mich, oder?“ Dann referiert er. Über eine großartige Reise über vier Jahre, so lange ist er schon im Amt. Jetzt hatten sie große Ziele, aber es hat leider nicht geklappt, „deswegen ist esan der Zeit, dass ein anderer übernimmt“, er stehe jedenfalls nicht mehr zur Verfügung. Hodgson lacht. Er wirkt entspannt und hat seine Rücktrittserklärung ganz bestimmt nicht spontan in der Kabine nach dem Debakel von Nizza verfasst. Anders als seine Mannschaft ist er perfekt vorbereitet, aber wahrscheinlich war seine Rede eher für ein mögliches Aus im Viertelfinale vonSaint-Denis gegen dieFranzosen geplant. Es gibt kein Viertelfinale. Hodgson preist seinen Stab, von der Putzfrau bis zum Co-Trainer, dann steht er auf und geht. Nein, keine Fragen mehr. Hodgson entlässt England in die Ratlosigkeit. 1:2 gegen Island. Was gibt es an vergleichbaren Katastrophen? 1950 in Brasilien, als die Engländer sich zum ersten Mal bequemten, an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen, was zuvor unter ihrer Ehre war, denn als Erfinder des Fußballs fühlten sie sich als automatischer und selbstverständlicher Weltmeister. Bis sie dann 1950 in Belo Horizonte 0:1 gegen das damalige Fußball-Entwicklungsland USA verloren. Die Zeiten waren anders, mit Mundpropaganda und Telegrammen und so. Als die Zeitungsredaktionenin der Heimat dasErgebnis gekabelt bekamen, glaubten sie an einen Übermittlungsfehler und machten aus dem 0:1 ein 10:1 und ein paar Wochen später war alles vergessen. So einfach ist das heute nicht mehr. Die ganze Welt hat zugeschaut und sich köstlich amüsiert über den Fehltritt einer Mannschaft, die wieder eine Weltmacht sein wollte und doch nur fortgesetzt hat, was die englische Bevölkerung in Sachen Brexit verfügt hat, nämlich einen Abschied aus Europa. Wayne Rooney will weitermachen, „wenn mich Roys Nachfolger ruft, dann bin ich dabei“. Und: „Unsere Zukunft leuchtet, auch wenn das zurzeit schwer zu erkennen ist.“Aber werwill jetztandieZukunft denken? Sven Goldmann Erst kaltblütig, dann schwermütig. Wayne Rooney konnte England nicht vor der Blamage retten. Foto: Reuters/Pfaffenbach JE T’EM Kreislauf der Natur Wir sehen Isländer, denen Freudentränen aus den Augen schießen wie Geysire. Und auf dem toten Rasen wachsen plötzlich bunte Blumen. Lasst sie uns pflücken und Roy Hodgson schenken zum Abschied. Von Stefan Hermanns Das Duell d J oachim Löw war verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt und nicht zu erreichen. Vier Wochen wusste seine berufliche Entourage nicht, wo er steckte, ahnte nicht, was er vorhatte. Der Sommer 2012, die Wochen nach der 1:2-Niederlage im EM-Halbfinale gegen Italien in Warschau, sind wie ein schwarzes Loch in der Biografie des Bundestrainers, das hat in diesen Tagen sogar das französische Fachblatt „France Football“ noch einmal berichtet. Der Abend von Warschau war vermutlich einer der bittersten, die Löw als Bundestrainer erlebt hat – weil er an jenem Abend von den Höhen des Olymps gestürzt wurde. Diese Niederlage sei schmerzlich gewesen und habe ihm unheimlich weh getan, sagt Joachim Löw. „Aber im Nachhinein hat sie uns allen geholfen, sie hat auch mir als Trainer geholfen.“ Vier Jahre und ein Tag sind seit Warschau vergangen, drei Tage sind es noch bis zum Wiedersehen im EM-Viertelfinale in Bordeaux. Die italienische Mannschaft hat sich verändert, die deut- Joachim Löw hat aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt. Gegen Italien will der Trainer seine Spielidee durchsetzen Das 1:2 im EM-Halbfinale 2012 war eine der bittersten Niederlagen in Löws Karriere sche Mannschaft hat sich verändert – aber vor allem hat sich Joachim Löw als Trainerverändert. Und dazu hatnicht zuletzt das verlorene Halbfinale 2012 beigetragen. Es war eine von zwei epochalen Niederlagen in Löws Amtszeit. Die erste war bei der WM 2010 das 0:1 gegen den späteren Weltmeister Spanien: ein Spiel, in dem die Deutschen nur hinterherliefen. „Wir wollten gegen die Spanier auch anders spielen“, sagt Löw, „sie haben es nicht so zugelassen.“ Mehr als die Niederlage war es der Verlauf des Spiels, der ihn dazu bewogen hat, die eigene Herangehensweise zu überdenken. Sich zurückziehen, die Spanier machen lassen und sie dann auskontern – das würde gegen dieses Team auch in Zukunft nicht funktionieren. Wie soll man Kontern ohne Ball? Die Halbfinalniederlage in Südafrika war für Löw der Impuls, sich stärker an den Spaniern und deren Ballbesitzfußball zu orientieren. Das 1:2 gegen Italien zwei Jahre später war auf eine andere Art einschneidend – weil diese Niederlage zu großen Teilen selbstverschuldet war. In jenen Juni-Tagen befanden sich die Nationalmannschaft und ihr Trainer eigentlich auf der Höhe ihrer Schaffenskraft. Mit ihrem 15 Pflichtspielsieg hintereinander hatten sie gerade einen neuen Weltrekord aufgestellt. Die Mannschaft wirkte frisch und mutig, und ihr Coach wurde von den Medien als „Jogi Superstar“ gefeiert, als „Liebling Löw“, als „der Mann, der alles richtig macht“. Gegen Italien aber machte Löw ziemlich viel falsch. Mittlerweile sieht sogar er selbst das so. „Man kann sich auch mal verzocken“, sagt er. „Es war für mich auch eine gute Lehre.“ Die Niederlage entsprang einer Mischung aus Übermutund Feigheit. Einerseits glaubte Löw, dass er gar nicht falsch liegen könnte, egal welche Taktik er seiner Mannschaft verordnen würde; andererseits war er nicht mutig genug, die Mannschaft einfach ihr Ding spielen zu lassen. „An diesem Tag haben wir alle irgendwie nicht die Leistung gebracht, die wirhätten bringen müssen“, sagt er. „Solche Spiele passieren immer mal.“ Das erste der beiden Tore durch Mario Balotelli erzählt die ganze Geschichte des Spiels: Im Zentrum steht Holger Badstuber allein gegen den italienischen Stürmer – weil Mats Hummels sich nach außen hat locken lassen – weil Jerome Boateng es dort mit zwei Italie- nern aufnehmen muss – weil Andrea Pirlo den Ball aus dem Mittelkreis unbedrängt auf die Seite hat passen können. Es ist eine Fehlerkette, die ihren Anfang bei Joachim Löw genommen hat. Der Bundestrainer hatte das rechte Mittelfeld bewusst freigeräumt, um mit Toni Kroos eine Art ständigen Begleiter für Pirlo aufzubieten. „Es war eine taktische Überlegung, den Pirlo ein bisschen aus dem Spiel zu nehmen“, erinnert sich Löw. „Im Nachhinein ist der Plan nicht aufgegangen.“ In den Tagen vor dem Spiel hatte er einen solchen Plan immer entschieden dementiert – was schon deshalb sehr glaubhaft klang, weil Löw für solche Probleme inder Vergangenheit eigentlichimmerintelligentere Lösungen gefunden hatte. Löw hat das Spiel seiner Mannschaft nie auf einen einzigen Spieler des Gegners ausgerichtet. Ein bisschen hat er sich damals gegen die Italiener also auch selbst verraten. Dass ihm das seitdem nicht mehr passiert ist, ist kein Zufall. Gut gemacht, mein kleiner Iniesta. Aber ich darf den Ball nicht reinlassen, weißt du doch. Dafür bekommst du von mir noch einen Trostklaps. Foto: Reuters/Hartmann Manuel Neuer ist der beste Torwart der Welt, aber er ist kein Torwart. Zumindest nicht nur, denn er ist zugleich auch Defensivstürmer, falsche Fünf und Einserkette, er ist mit seinen acht Armen der raumgreifendste Verteidigungsoktopus des Weltfußballs, ein Monster, an das ein phantasiebegabter slowakischer Stürmer im Moment der Ballannahme nur denken muss, und schon verliert er den Mut, überhaupt loszulaufen. Neuer ist überall, vor allem in den Köpfen seiner Gegner, aber auch an der Mittellinie und an der Eckfahne – in der eigenen Hälfte, das muss man bei ihm ja dazu sagen. Noch jedenfalls hat man ihn keine Eckstöße ausführen sehen, würde sich aber wohl kaum wundern, wenn er es täte und sogleich selbst zum Kopfball hochstiege. „Wir haben kein Italien-Trauma“, sagt derBundestrainer vor dem EM-Viertelfinale. „Ich freue mich wahnsinnig darauf.“ Löw gibt sich in Frankreich demonstrativ selbstgewiss, er wirkt überzeugt und überzeugend in allem, was er tut. Viele führen das auf den Titelgewinn in Brasilien zurück, der ihn unangreifbar gemacht hat. Mag sein, dass diese Erfahrung ihn in seiner Haltung noch bestärkt hat;der Ursprung aberliegtinder Niederlage in Warschau. Als Löw in jenem Sommer wieder aus seinem schwarzen Loch gekrabbelt kam, war er noch entschlossener und mehr denn je davon überzeugt, dass er nur dann erfolgreich sein kann, wenn er seiner Idee vom Fußball bedingungslos folgt. „Unser Weg, der stimmt“, hat er im August 2012, bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach Vertrauen in die eigene Stärke. Joachim Löw streitet vehement ab, dass Italien der Angstgegner seiner Mannschaft ist. Foto: AFP/Stollarz der Niederlage in Warschau, gesagt. „Es gibt keinen Grund, völlig von unserem Konzept abzuweichen.“ Wenn man in den Tagen bis zum Viertelfinale für jede Benutzung des Worts „Angstgegner“ einen Cent Lizenzgebühren bekäme, wäre man am Ende der Woche vermutlich ein gemachter Mann. Die Italiener gelten als Schrecken der Nationalmannschaft, nie haben sie ein Pflichtspiel gegen die Deutschen verloren. „Natürlich ist es unser Bestreben, die Italiener zu schlagen. Ich habe einfach auch ein gutes Gefühl“, sagt Joachim Löw. „Wir müssen unsere Stärken ins Spiel bringen, unseren Fußball versuchen durchzuziehen.“ Also genau das tun, was sie vor vier Jahren in Warschau nicht gewagt haben. GIANLUIGI BUFFON Der Vater der Null Gütige Unbezwingbarkeit Ihn spielen zu sehen, verleiht dem Betrachter mitunter das Gefühl, er habe aus Versehen in eine osbkure N24Dokumentation über den Fußball im Jahr 2100 gezappt, in der humanoide Roboter ihre Fähigkeiten vorführen, er weiß bloß immer noch nicht, wer der beste Torwart der Welt ist, hier und heute, im klassischen Sinne, als Mann, der die Bälle hält, der aufpasst, dass die Null steht. Er muss aber nur dort nachschauen, wo die Null immer steht, in Italien, jenem Fußballland, das diese Zahl so sehr verehrt wie die Babylonier einst die 7. Ein Kult ist darum entstanden, dessen Hoherpriester seit nunmehr 19 Jahren und 158 Länderspielen im Amt ist: Gianluigi Buffon, verniedlichend Gigi genannt, aber nur, damit man nicht noch mehr Ehrfurcht vor ihm hat als ohnehin schon. Für die Generation der über 30-Jährigen, die Torhüter noch nicht als polyvalente Mittelfeldstaubsauger kannten, sondern als vierschrötige Harsardeure, die von 90 Minuten 30 quer in der Luft lagen, 30 Minuten lang Angreifer unter sich begruben und weitere 30 mit ihren Stollen mystische Markierungen in den Strafraum pflügten, ist dieser Buffon eine Reminiszenz an das einfache Spiel ihrer Jugend: Letzter Mann hält. Und der erste letzte Mann, die Nummer 1 ohne Zahl hinterm Komma, das ist er. Buffon, der Klassiker, der immer noch im Straddle die Latte überspringt, der ohne Handschuhe boxt und dessen Rad keine Gangschaltung hat. Und der trotzdem siegt. Im Achtelfinale gegen Spanien wehrte er einen Schuss von Iniesta ab wie ein Vater einen Hund, der im Park auf seine kleine Tochter zurennt. Und wie ein solcher verbreitete er hinterher keine Panik durch hysterisches Gerede, was Schlimmes hätte passieren können, er lächelte bloß und zwinkerte. Iniesta ermahnte er noch mit erhobenem Zeigefinger: du kleiner Schlingel, du! Nicht schlecht, was du und deine drolligen Freunde hier versuchen. Aber vergesst nie: Ich bin es, Buffon, der Ein-Mann-Catenaccio. Ihr kommt hier nicht rein – so leid es mir tut. Wird er mit dieser gütigen Unbezwingbarkeit im Viertelfinale gegen Deutschland auch einen Kopfball von Manuel Neuer parieren? „Nur du und ich, Manu“, hört man ihn schon sagen. „Ich geh’ ins Tor.“ Dirk Gieselmann 2016 NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 Flugbälle, wenn es mal nach vorn gehen sollte. Italien gewann locker und leicht 2:0. Gegen Spanien gelang Conte im Achtelfinale am Sonntag die nächste taktische Meisterleistung. Volles Tempo, vollesRisiko. SeineBestAger solltendie Spanier jagen, sie früh unter Druck setzen, damit sie nicht ihr Passspiel aufziehen konnten. Die Gefahr, sich früh zu verausgaben, war groß. Conte ging sie trotzdemeinundwurdebelohnt. DerTitelverteidiger ist draußen, Italien spielt gegen Deutschland. Wie vor vier Jahren. Nun muss Conte erneut zu großer Form auflaufen, um die individuell deutlich besser besetzte Mannschaft des Weltmeisters zu schlagen. „Er wird Deutschlands Schwachstellen längst ausgemacht und sich bereits einen Plan zurechtgelegt haben“, sagt Kohler. Conte wirkt mit seinem mutigen, taktischen Variantenreichtum wie der glücklichere Gegenentwurf zu Joachim Löw, dessen Pläne in der Vergangenheit im entscheidenden Moment nicht immer funktionierten. Vor einigen Jahren war Kohler für zwei Wochen zu Besuch bei Conte und schaute seinem alten Freund beim Training in Turin zu. Was Kohler imponierte: Wie akribisch Conte den Gegner studierte und einzelne Details im Training immer und immer wiederholen ließ. So wie Giovanni Trapattoni und der Denker Antonio Conte hat bei der EM als genialer Taktiker überzeugt. Gegen Deutschland will der Trainer erneut überraschen Von Sebastian Stier I mmer, wenn es Abend wurde und sichdieFußballer vonJuventusTurin vor den Spielen auf ihre Hotel zurückzogen, begannen Jürgen Kohlerund AntonioConte zu plaudern. „Panzer, was willst du später mal machen, wenn das mit dem Calcio vorbei ist?“,fragte Conte,dessen süditalienische Zunge nie Freundschaft mit dem deutschen „ü“ schließen wollte und der Kohler immer beim Spitznamen nannte. Il Panzer hatte nur wage Vorstellungen, als Spieler in den besten Jahren machte er sich darüber kaum Gedanken. „Was ist mit dir?“, fragte Kohler dann lieber schnell und Conte, deutlich jünger, begann zu erzählen. „Panzer, ich werde Trainer.“ Da war Antonio Conte 25 Jahre alt. Er ist dann tatsächlich Trainer geworden. In Arrezo, Bari, Bergamo, Siena und bei Juventus Turin, ehe er 2014 nach dem Vorrundenaus der Italiener bei der WM in Brasilien die Nationalmannschaft übernahm. Nun führt Conte, inzwischen 46, Italiendurch dieseEMwie ein fachkundiger Reiseführer eine Gruppe von Best Agern durch unwegsames Gelände. Nie war eine Mannschaft bei einer EM-Endrunde älter im Schnitt als diese Italiener und vielleicht nie mittelmäßiger von ihren Veranlagungen her. Doch das ist alles nichtig, wenn einer wie Conte an der Seitenlinie steht. Kein Trainer übte bisher bei diesem EMTurnier einen größeren Einfluss auf seine Spieler und die Ergebnisse aus als er. Im ersten Gruppenspiel entnervte Conte, die hochgehandelten Belgier, in- dem er in Person von Eder und Graziano Pellè zwei Angreifer aufbot. Nicht, weil er so offensiv spielen wollte. Eder und Pellè bekamen einen Spezialauftrag. Sie sollten die belgischen Innenverteidiger am Spielaufbau hindern. Auch wenn das Wort Manndecker im Fußballjargon dieser Tage als obsolet gilt, Eder und Pellè spielten genau das: Manndecker für die Manndecker. Passwege zustellen, anlaufen, nerven. Diese ständige Präsenz eines direkten Gegenspielers waren die Belgier, Kinder der Moderne, nicht mehr gewohnt. Contes „Straßenschläue“, wie Kohler sagt, zeigte Wirkung. Mit einfachsten Mitteln brachte er die Belgier aus dem Konzept. Die begannen in ihrer Verzweiflung und ihrem Entsetzen genau das zu tun, was Conte beabsichtigte: Sie schoben den Ball nur noch quer und schlugen lange ACHTELFINALE In Nizza: England – Island England: Hart – Walker, Cahill, Smalling, Rose – Dier (46. Wilshere) – Alli, Rooney (87. Rashford) – Sturridge , Sterling (60. Vardy) – Kane. Island: Halldorsson – B. Saevarsson, Arnason, R. Sigurdsson, A. Skulason – Gudmundsson, G. Sigurdsson, Gunnarsson, B. Bjarnason – Bödvarsson (89. Traustason), Sigthorsson (77. T. Bjarnason). Schiedsrichter: Skomina (Slowenien). Zuschauer: 35 000. Tore: 1:0 Rooney (4. Foulelfmeter), 1:1 Sigurdsson (6.), 1:2 Sigthorsson (18.). ACHTELFINALE England – Island 1:2 2:0 In St. Denis: Italien – Spanien Italien: Buffon – Barzagli, Bonucci, Chiellini – Florenzi (84. Darmian), Parolo, De Rossi (54. Motta), Giaccherini, De Sciglio – Pellè, Martins (82. Insigne). Spanien: De Gea – Juanfran, Piqué, Sergio Ramos, Alba Ramos – Fàbregas, Busquets, Iniesta – David Silva, Morata (70. Vazquez), Nolito (46. Aduriz (81. Pedro)). Schiedsrichter: Cakir (Türkei). Zuschauer: 76 165. Tore: 1:0 Chiellini (33.), 2:0 Pellè (90.+1). Italien – Spanien Eine Mannschaft ist Geschichte Nach dem frühen EM-Aus rätselt Spanien über die Zukunft von Trainer Del Bosque Gegen Belgien und Spanien hatte Antonio Conte stets die richtige Idee Mann mit Geistesblitzen. Conte ist schon auf der Suche nach dem Schlüssel zum Sieg gegen Deutschland. Foto: Reuters 29 Spanien war gerade aus dieser Europameisterschaft ausgeschieden, gedemütigt von in allen Belangen überlegenen Italienern, da sprach Gerard Piqué einen Satz in die Mikrophone, wie er treffender nicht hätte sein können, um das gerade Geschehene zu analysieren. „Wir haben einfach nicht mehr das Niveau wie zu der Zeit, als wir Welt- und Europameister wurden.“ Wer das Spiel der Spanier gegen Italien sah, konnte dem Verteidiger des FC Barcelona kaum widersprechen. Nach einer der schwächsten Leistungen der jüngeren Turniergeschichte war man mit dem 0:2 noch gut bedient. Was so verheißungsvoll begonnen hatte mit Siegen gegen Tschechien und die Türkei, endete schamvoll. 1:2 gegen Kroatien, 0:2 gegen Italien. Aus im Achtelfinale. „Wir sind Geschichte“ titelte die größte Sportzeitung des Landes, „Marca“, einen Tag später auf ihrer Online-Seite und zeigte zur Erinnerung noch mal Jubelbilder von den Europameisterschaften 2008 und 2012 und der Weltmeisterschaft 2010. So als würde sich kaum noch jemand daran erinnern können, dass es mal anders war als in dieser tristeza nach dem Aus in Paris. Vermutlich wird es wirklich einige Zeit dauern, bis wieder ähnliche Motive zur Verfügung stehen. Spanien war während dieser Turnierwochen wieder La Furia Roja, dieses ungebändigte, wilde Wesen, das sich selbst im Weg steht. Zu viele Nebenschauplätze erzeugten Unruhe. Da waren die Anschuldigungen gegen Torwart David de Gea, der bei der Vermittlung von Prostituierten eine unrühmliche Rolle gespielt haben soll. Ersatzspieler Pedro motzte über sein Reservistendasein und als sich Gerard Piqué während der Hymne mit Fingerübungen beschäftige, wurden ihm unterstellt, er zeige dem Nationalstaat den ausgestreckten Mittelfinger. Skandale und Skandälchen, die von Trainer Vicente Del Bosque gewohnt gelassen heruntermoderiert wurden. Was in den Erfolgsjahren als Del Bosques große Stärke dargestellt wurde, das Unaufgeregte, wurde ihm jetzt als zu laxe Mannschaftsführung ausgelegt. Del Bosque ließ seine Zukunft offen. „Ich muss das jetzt mit dem Präsidenten besprechen“, sagte er nur. Der, namentlich Ángel María Villar, will den Trainer weiter Marcello Lippi es einst bei Juventus getan hatten. „Das waren die zwei Trainer, die uns am meisten geprägt haben“, sagt Kohler. Conte saugte in den Einheiten als Spieler alles auf und interessierte sich mit Vorliebe für Systeme und taktische Formationen. Später diskutierte er mit seinem Freund, dem Panzer, darüber. „Vielleicht war er der lernwilligste Spieler, dem ich in meiner Karriere begegnet bin“, sagt Kohler. Sein Arbeitsethos hat den aus Lecce stammenden Conte, der wegen des Verschweigens von versuchter Spielmanipulation mal für mehrere Monate gesperrt war, auch als Trainer ganz nach oben geführt. Nach der EM wird er den FC Chelsea in der Premier League übernehmen und wagen, was er als Spieler nie wagte: den Schritt ins Ausland. Conte, als Fußballer ausgestattet mit Mut und Pferdelunge, nicht aber mit dem größten Talent, war es gewohnt, für den Erfolg mehr tun zu müssen als andere. Die Leichtigkeit eines Roberto Baggio oder Gianluca Vialli ging ihm ab. Für die EM hat er eine Mannschaft zusammengestellt, die von ihrem Wesen her ihm als Spieler gleicht. Wissbegierige Arbeiter, Soldaten des Kollektivs. Potentielle Störenfriede wie Mario Balotelli, dem im Halbfinale gegen Deutschland vor vier Jahren beide Tore gelangen, mussten zu Hause bleiben. Für ihn war kein Platz und auch Andrea Pirlo, dem großen italienischen Meister des ruhenden Balls, redete Conte den Comebackversuch aus. Er kann da ziemlich direkt sein. Seine Wort sind manchmal hart, sein Ton immer sachlich, auch wenn er an der Seitenlinie gern den Heißsporn gibt. „Er besitzt ein gutes Gespür, wann er wie mit einem Spieler reden muss“, sagt Kohler. Italienische Journalisten lud Antonio Conte einmal dazu ein, sich einer Taktikschulung bei ihm zu unterziehen. Sie sollten später in der Lage sein, auf Augenhöhe mit ihm diskutieren zu können. Joachim Löw ist gut beraten, sich vorher so seine Gedanken zu machen. Damit er am Sonnabend nicht unfreiwillig in einen Gratisunterricht hineinplatzt. im Amt halten, del Bosque wohl lieber aufhören. Bei einer Onlineumfrage der „Marca“, wer denn Spanien in Zukunft trainieren soll, landete del Bosque bei einer Auswahl von zehn Trainern nur auf Platz sieben. Mit großem Abstand sprachen sich die Leser für den ehemaligen Nationalspieler Paco Jemez aus, der gerade mit Rayo Vallecano aus der Primera Division abgestiegen ist. Der Verband favorisiert angeblich Marcelino García vom FC Villarreal. Del Bosque will sich zeitnah erklären, ob er weitermacht oder nicht. An Spaniens Mannschaft wird sich in Zukunft wenig verändern. Fast alle, die in Paris an Italien scheiterten, werden mit Spanien in die Qualifikation für die WM in Zu lax? Vicente del Bosque wird in Spanien kritisiert. Foto: dpa/Kneffel Russland starten. Dort bietet sich die baldige Möglichkeite zur Wiedergutmachung. Schon am 6. Oktober geht es gegen: Italien. Einzig Iker Casillas dürfte dann nicht mehr dabei sein. Sein Rücktritt wird erwartet. Leistungsträger wie Sergio Ramos, Gerard Piqué oder Sergio Busquets sind erst Ende zwanzig beziehungsweise im Fall von Ramos 30 Jahre alt. Der Umbruch, der nach der WM 2014 eingeleitet wurde, wird weiter langsam erfolgen, sollte Del Bosque im Amt bleiben. Ein neuer Trainer könnte den vor zwei Jahren eingeleiteten Prozess schneller angehen. Spanien verfügt weiterhin über viele Fußballer mit herausragenden Fähigkeiten. Was fehlt, das wurde auch in Frankreich deutlich, sind nicht etwa einanderes Spielsystemoder mehrFlexibilität.Es sind Fußballer wie Xavi und Xabi Alonso. Absolute Weltklasse also. Spieler, wie sie auch in Spanien nur einmal in 50 Jahren vorkommen. Sebastian Stier Spielplan der Fußball-Europameisterschaft vom 10. Juni bis 10. Juli 2016 GRUPPE A GRUPPE B Spiele Tore Frankreich Schweiz Albanien Rumänien 3 3 3 3 7 5 3 1 4:1 2:1 1:3 2:4 GRUPPE C Spiele Tore Pkt. Wales England Slowakei Russland 3 3 3 3 6:3 3:2 3:3 2:6 GRUPPE D Spiele Tore Pkt. Deutschland Polen Nordirland Ukraine 6 5 4 1 3 3 3 3 7 7 3 0 3:0 2:0 2:2 0:5 GRUPPE E Spiele Tore Pkt. Kroatien Spanien Türkei Tschechien 3 3 3 3 7 6 3 1 5:3 5:2 2:4 2:5 GRUPPE F Spiele Tore Pkt. Italien Belgien Irland Schweden 3 3 3 3 Spiele Tore Pkt. 6 6 4 1 3:1 4:2 2:4 1:3 Ungarn Island Portugal Österreich 3 3 3 3 Pkt. 5 5 3 1 6:4 4:3 4:4 1:4 VIERTELFINALE 1 DO, 30. Juni, 21.00 Uhr/ARD (Marseille) Polen – Portugal : n.V. HALBFINALE 1 MI, 6. Juli, 21.00 Uhr / * (Lyon) FR, 10. Juni, 21.00/ZDF (St. Denis) Frankreich – Rumänien SA, 11. Juni, 18.00/ZDF (Bordeaux) 2:1 SA, 11. Juni, 15.00/ZDF (Lens) MI, 15. Juni, 18.00/ARD (Paris) MI, 15. Juni, 21.00/ARD (Marseille) Frankreich – Albanien England – Wales Deutschland – Polen Russland – Wales Ukraine – Polen MO, 20. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (St. Étienne) 0:0 Slowakei – England 0:2 0:0 DI, 21. Juni, 18.00/Sat1 (Marseille) 0:3 0:0 Spanien – Tschechien Tschechien – Kroatien 2:2 SA, 18. Juni, 15.00/ARD (Bordeaux) Spanien – Türkei Belgien – Irland 3:0 Island – Ungarn Portugal – Österreich DI, 21. Juni, 18.00/ARD (Paris) DI, 21. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (Bordeaux) MI, 22. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Nizza) Nordirland – Deutschland 0 : 1 Kroatien – Spanien Schweden – Belgien 2:1 0:0 Island – Österreich 2:1 Wales – Belgien Ungarn – Portugal n.V. ACHTELFINALE 2 ACHTELFINALE 3 ACHTELFINALE 4 ACHTELFINALE 5 ACHTELFINALE 6 ACHTELFINALE 7 Sieger Halbfinale 1 – Sieger Halbfinale 2 VIERTELFINALE 3 SA, 25. Juni, 15.00 / ZDF (St. Étienne) SA, 25. Juni, 18.00 / ARD (Paris) SA, 25. Juni, 21.00 / ZDF (Lens) SO, 26. Juni, 15.00 / ZDF (Lyon) SO, 26. Juni, 18.00 / ZDF (Lille) SO, 26. Juni, 21.00 / ZDF (Toulouse) MO, 27. Juni, 18.00 / ARD (St. Denis) MO, 27. Juni, 21.00 / ARD (Nizza) Schweiz – Polen Wales – Nordirland Kroatien – Portugal Frankreich – Irland Deutschland – Slowakei Ungarn – Belgien Italien – Spanien England – Island 5:6 n.E. 1:0 0:1 n.V. 2:1 3:0 0:4 2:0 1:2 : n.V. SA, 2. Juli, 21.00 Uhr / ARD (Bordeaux) Deutschland – Italien : n.V. HALBFINALE 2 DO, 7. Juli, 21.00 Uhr / * (Marseille) 3:3 ACHTELFINALE 8 FINALE SO, 10. Juli, 21.00 Uhr / ARD (St. Denis) Sieger Viertelfinale 3 – Sieger Viertelfinale 4 VIERTELFINALE 4 ACHTELFINALE 1 n.V. : MI, 22. Juni, 18.00/ZDF/Sat1 (Lyon) 0:1 : FR, 1. Juli, 21.00 Uhr / ZDF (Lille) 1:1 MI, 22. Juni, 18.00/ZDF/Sat1 (St. Denis) 0:1 Italien – Irland VIERTELFINALE 2 SA, 18. Juni, 21.00/ARD (Paris) 3:0 MI, 22. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Lille) 0:2 1:1 SA, 18. Juni, 18.00/ARD (Marseille) FR, 17. Juni, 21.00/ZDF (Nizza) Tschechien – Türkei Portugal – Island 1:0 Italien – Schweden 0:2 DI, 14. Juni, 21.00/ZDF (St. Étienne) FR, 17. Juni, 15.00/ZDF (Toulouse) DI, 21. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (Lens) 0:1 Österreich – Ungarn 0:2 Belgien – Italien Sieger Viertelfinale 1 – Sieger Viertelfinale 2 DI, 14. Juni, 18.00/ZDF (Bordeaux) 1:1 Irland – Schweden MO, 13. Juni, 21.00/ARD (Lyon) 1:0 FR, 17. Juni, 18.00/ZDF (St. Étienne) DO, 16. Juni, 21.00/ZDF (St. Denis) 2:1 MO, 20. Juni, 21.00/ARD/Sat1 (Toulouse) 0:1 SO, 19. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Lille) Schweiz – Frankreich Ukraine – Nordirland MO, 13. Juni, 18.00/ARD (St. Denis) 0:1 Türkei – Kroatien MO, 13. Juni, 15.00/ARD (Toulouse) 2:0 DO, 16. Juni, 18.00/ZDF (Lyon) DO, 16. Juni, 15.00/ZDF (Lens) 2:0 SO, 19. Juni, 21.00/ZDF/Sat1 (Lyon) Rumänien – Albanien Deutschland – Ukraine 1:2 Russland – Slowakei SO, 12. Juni, 15.00/ARD (Paris) 1:0 SO, 12. Juni, 21.00/ARD (Lille) 1:1 England – Russland MI, 15. Juni, 15.00/ARD (Lille) 1:1 Rumänien – Schweiz Polen – Nordirland SA, 11. Juni, 21.00/ZDF (Marseille) 0:1 Albanien – Schweiz SO, 12. Juni, 18.00/ARD (Nizza) 2:1 Wales – Slowakei : n.V. S0, 3. Juli, 21.00 Uhr / ZDF (St. Denis) Frankreich – Island : n.V. * = Die letzten Spiele der Gruppenphase werden von ARD, ZDF oder Sat 1 übertragen. Die Finalrunden laufen ausschließlich bei ARD oder ZDF. Quelle: dpa (UEFA), Sportschau · Tsp/Bartel 30 EM 2016 DER TAGESSPIEGEL EM-LISTE NR. 22 802 / MITTWOCH, 29. JUNI 2016 D Kleine Geschichten von einem großen Turnier. Wäre doch schade, wir hätten sie nicht aufgeschrieben. UMSONST IST NUR DAS AUS Am Morgen nach dem Desaster von Nizza. Zwei schwer angeschlagene englische Fans besteigen den Bus zum Flughafen und fragen nach dem Preis. Der Busfahrer winkt sie durch: „Rund um die Spieltage ist die Fahrt umsonst.“ Wie schon in der Nacht zuvor verstehen die Engländer die Welt nicht mehr. „Seltsam, diese Franzosen. Bei uns würden sie die Preise verdoppeln.“ UNITED WE STAND Dienstagfrüh im Kinderladen, ein Junge ist im England-Trikot gekommen. Auf die mitleidigen Blicke der anderen Eltern antwortet die Mutter spitz: „Noch nie was von Solidarität gehört?“ VON PAPA VERSCHONT Deutschland gegen die Slowakei, Anpfiff zu kinderfreundlicher Zeit, gesehen vom fünfjährigen Enkel. Am nächsten Tag überrascht er die Erzieherin mit der Ansage: „Ich bin ein besserer Torwart als Manuel Neuer.“ Auf die erstaunte Nachfrage, wie das denn sein könne, erklärt er etwas zurückrudernd: „Naja, das kann natürlich daran liegen, dass mein Papa das Tor nie trifft.“ VON MAMA DURCHSCHAUT Deutschland gegen die Slowakei Teil zwei. Diesmal die eigene Mutter in der Hauptrolle. „Hey, Poldi! Da schlägt dein Herz sicher höher, oder“, so die rhetorische Frage per Whatsapp kurz nach der Einwechslung des Stürmers. Die Antwort: ein großes Herz. Und die Vermutung, dass man die Zuneigung zu einem einzelnen Spieler wohl lange und deutlich genug kommuniziert hat. ZWECKPESSIMIST Der Cousin der Freundin ist in Spanien als Kind deutscher Eltern aufgewachsen und fiebert im Fußball mit beiden Nationen mit. Am späten Montag, nach dem 0:2 der Spanier gegen Italien, sagt er: „Die EM ist mir nun egal, aus Selbstschutz, Ich werde mir nicht anschauen, dass meine Mannschaft zwei Mal in einer Woche ausscheidet.“ Und wenn Deutschland doch gewinnt gegen Italien? „Dann interessiert mich die EM wieder.“ 11FREUNDE TÄGLICH Das EM-Magazin des Tagesspiegels Redaktion: Friedhard Teuffel; Philipp Köster und Dirk Gieselmann (11 Freunde) Gestaltung: Sabine Wilms Produktion: Detlev Jackschenties Anzeigen: Philipp Nadler Liebe Leser, falls Sie auch kleine Geschichten erlebt haben oder uns Ihre Fanfotos senden wollen: [email protected] Feuer und Eis K urz vor zwei an der Promenade des Anglais, Nizzas mondäner Strandmeile, gleich vor dem Negresco, dem elegantesten derendlos eleganten Hotels hier. Ein junger Mann kommt vorbei geradelt. Er trägt ein blau-weiß-rotes Leibchen, schwenkt eine Bierdose und fährt abenteuerliche Linien. Ganz nüchtern ist er nicht mehr, wer mag ihm das verdenken in dieser Nacht. Es reicht noch zu einem Schwenk hinüber zu drei Engländern, auch sie halten Bierdosen in den Händen, aber keiner mag sie triumphierend schwenken. Der Isländer singt „Iceland’s on fire, nananananana!“, ein musikalischer Verweis auf den Nordiren Will Grigg und das Comeback guter Laune bei der Europameisterschaft, dann verschwindet er in der Nacht. Die Engländer starren runter auf ihre Dosen. Island will nicht schlafen gehen. Nicht zu Hause in Reykjavik, wo die Straßen der Innenstadt gesperrt werden, weil sie überquellen vor jüngeren und älteren Frauen und Männern mit Wikinger-Helmen und blauen Fahnen mit rot-weißem Kreuz. Und erst recht nicht in Nizza. An der Côte d’Azur duftet es nach Zypressen und Zitronen, nach Mittelmeer, umtost von der isländischen Wucht des Atlantiks. Niemanden schert es, dass Bier in Nizza so teuer ist wie anderswo Champagner. Iceland’s on fire! Steht im Hotel noch eine kleine Party an nach dem zugleich sensationellen und nie ernsthaft gefährdeten Island hat das ancien régime mit schnörkelloser Stringenz niedergerungen 2:1-Sieg im Achtelfinale überEngland? Ragnar Sigurdsson windet sich so souverän um eine konkrete Antwort, wie er zuvor als Innenverteidiger den englischen Angriffen getrotzt hat. „Wir reden in der Öffentlichkeit nicht über Alkohol.“ Die Pointe der Nacht von Nizza schreibt ein blonder Stürmer, der sein Geld beim französischen Erstligisten FC Nantes verdient. Einen Siegtorschützen Sigthorsson hätte sich wahrscheinlich nicht mal René Goscinny für den leider ungeschriebenen Comic „Asterix bei den Isländern“ ausgedacht. „Siegtor durch Sigthorsson“, läuft bei Twitter rauf und runter, was die Isländer ein bisschen irritiert, denn der deutsche Kontext erschließt sich im nordischen Island steht Kopf, nur das Team bleibt cool. Nach dem Triumph gegen England soll nun Gastgeber Frankreich ausgeschaltet werden Von Sven Goldmann, Nizza Zweig der indogermanischen Sprachfamilie nur über Google-Translator. Island hat 330 000 Einwohner, nicht ganz so viele wie Berlin-Neukölln, und gefühlt alle wollen sie jetzt zum Viertelfinale am Sonntag in Saint-Denis gegen Frankreich reisen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass unser Land Kopf steht“, erzählt der Mannschaftskapitän Aron Gunnarsson, ein Hüne mit Vollbart und großflächigen Tätowierungen, dem nur noch ein Helm mit zwei Hörnern zur Karikatur eines Wikingers fehlt. Aron Gunnarsson steht für die schnörkellose Stringenz, mit derderEM-Debütant das ancienrégime besiegt hat. England ist früh in Führung gegangen durch einen Elfmeter von Wayne Rooney,Island scheintgeschlagen, dennist seineStrategie nicht darauf ausgerichtet, möglichst lange ein 0:0 zu halten? Dann aber kommt Gunnarsson, sein Einwurf in den Strafraum ist wuchtiger als alle englischen Flanken, und dann liegt der Ball auch schon im Tor. Island jubelt, England verfällt in Agonie. Dasselbe hatten sie so schon vor ein paar Tagen gegen Österreich exerziert, was den Engländern offenbar verborgen geblieben war. „Keine Überraschung, Einwürfe sind unsere Waffe“, sagt der Torschütze Ragnar Sigurdsson. Das ist keine aus Effekthascherei gespielte Lakonie. Die Isländer treten in Frankreich so cool auf, wie es das Klischee des Nordländers verlangt. In diesem Sinne bilanziert Ragnar Sigurdsson das Spiel. Ja, er habe schon als kleiner Junge von diesem Spiel geträumt, aber das angebetete Ideal bleibt in Nizza alles schuldig, was den englischen Fußball einmal ausgemacht hat. Leidenschaft, Kampf, Siegeswille. „Sie hatten so gut wie keineTorchance“, sagt Sigurdsson, „nurdieseneinen Kopfball von Harry Kane“, aber der landet in den Armen von Hannes Halldorsson. „Ihr wisst ja, dass es nicht ganz einfach ist, ein Tor gegen Island zu schießen. Also, ich kann nicht sagen, dass wir besonders gestresst waren“, sagt Sigurdsson. Mal abgesehen von der Nachspielzeit, als der Triumph immer näher rückt und damit auch die Angst vor einem späten Querschläger. Es gibt keinen Querschläger, denn auch den muss man sich erst einmal verdienen, und England verdient sich nichts in Nizza. Ragnar Sigurdsson konstatiert eine gewisse Larmoyanz der einstigen Idole – „die dachten wohl, das wäre für sie ein walk in the park“, er wählt mitten im isländischen Vortrag ganz bewusst eine englische Phrase. Auch Heimir Hallgrimsson wundert sich ein wenig über den phlegmatischen Gegner, legt aberWert aufdieFeststellung,„dass wirunserbis- her bestes Spiel gemacht haben, die Mannschaft hat als Einheit perfekt funktioniert und jeder seinen Job erledigt“. Heimir Hallgrimsson verantwortet als Trainer gemeinsam mit dem Schweden Lars Lagerbäck das Fußball-Wunder aus dem hohen Norden. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat er sein Geld als Zahnarzt verdient. Jetzt steht er vor der psychologisch schwierigen Aufgabe, seine Mannschaft aus dem Rausch des Kindheitstraums he- Halb Island will am Sonntag nach Saint-Denis reisen, zum Viertelfinale gegen EM-Gastgeber Frankreich runterzuholen in die Realität, die da heißt: Frankreich. Viertelfinale im Stade de France. Keine Sorge, sagt Ragnar Sigurdsson, „das war ein gutes Spiel heute, aber gegen Frankreich wollen wir es besser machen und einbisschen dominanter spielen“. Mehr Dominanz vor 80 000 Franzosen? Sigurdssonnickt.„Frankreichhateinegute Mannschaft, aber sie hat bei der Europameisterschaft noch nicht ihren besten Fußball gezeigt.“ Kurze Pause. „Island aber auch noch nicht!“ Nackte Tatsachen. Die isländischen Spieler feierten noch lange nach Spielende mit ihren Fans, Kapitän Aron Gunnarsson hatte den Sieg seines Teams mit einem langen Einwurf eingeleitet, der zum 1:1 führte. Nach dem Abpfiff war Gunnarsson erst recht nicht mehr aufzuhalten. Fotos: Imago/Bildbyran, Imago/IBL Ein Schlachtruf verzückt ganz Europa – und lässt Island auf das nächste Wunder hoffen Die große Zeit der Wikinger, sie ist abgelaufen, seit mehr als einem Jahrtausend. Vollbärte sind in Europa längst modisches Accessoire und werden auf Longboards statt Kriegsschiffen spazieren gefahren, nordische Namen haben sich – je nach Härtegrad der Konsonantenabfolge – gleichermaßen auf Waldorfschüler (Fynn, Lasse) und verwirrte völkische Siedler (Ragnar, Thor) verteilt. Und trotzdem konnte einem am Montagabend in Nizza – die Isländer hatten England gerade aus dem Turnier geworfen – Angst und Bange werden. Schließlich waren sie plötzlich wieder da, die Wikinger. In Gestalt der isländischen Nationalmannschaft standen sie in einer Ecke des Stadions auf dem Rasen, den Blick grimmig ihren Fans auf der Tribüne zugewandt, die Arme zur Seite gestreckt. Die Stille, zuvor vom vollbärtigen Kapitän Aron Gunnarsson von den Zuschauern eingefordert, plötzlich zerschnitten durch ein gemeinsames Klatschen und ein kollektives „UUH!“. Immer schneller schallte der Schlachtruf durchs Stadion, ein mulmiger Mix aus Bewunderung und Furcht durchzog die beobachtenden Körper. Ob es sich tatsächlich um einen alten Wikingerschrei handele, lautete die Frage an den isländischen Trainer Heimir Hallgrimmsson – ein Name, wie er programmiger nicht sein könnte. Nein, ein isländischer Fanklub habe sich das Ritual ausgedacht. „Aber wenn es euch Angst macht, behalten wir es natürlich bei.“ Einschüchtern dürften die Schreie, ähnlich dem neuseeländischen Haka, in erster Linie die sportlichen Gegner. Und auch, wenn auf Frankreich im Viertelfinale keine plündernden Krieger, sondern – nur – bis zum Umfallen kämpfende Fußballer warten. Die Tatsache, dass man mit der Einschüchterung schon unmittelbar nach dem Spiel gegen England begann, dürfte den Franzosen die Vorfreude auf den Sonntag rauben. Die Isländer dagegen machten deutlich: Sie sind längst noch nicht fertig. Oder wie es Ragnar – sicher kein völkischer Siedler – Sigurdsson auf den Punkt brachte: „Wir sind Wikinger. Wir haben vor niemandem Angst.“ Max Dinkelaker