Studium in Glasgow, Schottland „Heute fühle ich mich

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Studium in Glasgow, Schottland „Heute fühle ich mich
Studium in Glasgow, Schottland
September 2012 bis voraussichtlich Juni 2016
„Heute
fühle
ich
mich
aufgeschlossener, kontaktfreudiger,
selbstbewusster und vielleicht noch
abenteuer- und reiselustiger.“
Name: Natalie Bereuter
Alter: 20 Jahre
Kommt aus: Feldkirch
Warum warst du im Ausland?
Ich habe mich für ein vierjähriges Vollzeitstudium im Ausland entschieden, genauer gesagt in Schottlands
größter Stadt Glasgow. Was mir nämlich immer noch kaum einer glaubt: Als EU-Bürger kann man in
Schottland studieren ohne die sonst immensen britischen Studiengebühren zu zahlen (EU-Recht sei Dank!).
Zuerst wollte ich mit der Bewerbung an britischen Universitäten einfach meine Möglichkeiten offen halten.
Erst als ich schon mitten im Bewerbungsprozess war, habe ich mir richtige Gedanken darüber gemacht und
fand, dass es das Richtige für mich ist nach Schottland zu gehen.
Einer meiner Hauptgründe, im Ausland zu studieren, war definitiv meine Studienwahl. Ich studiere jetzt
Politikwissenschaften mit Schwerpunkt auf Internationale Beziehungen und dies lässt sich eben besonders
gut verknüpfen mit einem Leben als internationaler Student an einer Universität in Großbritannien, bei der
man Studenten aus aller Welt trifft. Außerdem wollte ich natürlich mein Englisch perfektionieren und
konnte auch u.a. mein Französisch noch weiter pflegen, aufgrund des besonderen Unisystems in
Schottland, das großen Wert auf Nebenfächer legt.
Wie hast du den Platz auf der Uni bekommen?
Wer sich an britischen Universitäten bewerben will, sollte
vor allem früh genug dran sein. Die Bewerbungsfrist ist
nämlich für die meisten Fächer schon im Jänner für den
Studienbeginn im darauf folgenden Wintersemester zu
ende (die Frist für u.a. Medizin bzw. auch generell für
Oxford und Cambridge ist schon im Oktober). Ich habe
mich damals im späten Sommer vor meinem Maturajahr
erstmals damit beschäftigt und musste dann rasch mit
der Bewerbung anfangen.
Das Bewerbungsverfahren verläuft meist alles online
über die ucas-Internetseite (unten angeführt). Man kann
sich da für einen Bachelorstudium für höchstens 5
Universitäten in ganz Großbritannien bewerben. Dafür zahlt man eine Bearbeitungsgebühr von rund 20
Pfund, das sollte also nicht der Knackpunkt sein. Bei der Bewerbung zählt natürlich das Maturazeugnis.
Wenn man, wie ich, erst im Maturajahr ist, kann man die Noten natürlich noch nicht angeben und bekommt
dann von den Universitäten zuerst ein “conditional offer“, das erst bei Vorlage des gewünschten
Maturanotenschnitts zu einer fixen Zusage umgewandelt wird. Die ungefähren Notendurchschnitte, die die
Universitäten verlangen, kann man auf ihren Internetseiten nachsehen (es ist teils für Deutschland
angegeben und im Zweifelsfall würde ich einfach die Uni anschreiben) und das variiert schon gewaltig je
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nach Universität. Der persönlichste Teil der Bewerbung ist das “personal statement“, das 4000 Zeichen
nicht überschreiten darf und an dem man solange wie möglich feilen sollte. In diesem Schreiben geht es
einerseits um die schon gesammelte Erfahrung, aber es sollte vor allem die Wissbegierde und die
Motivation, das Fach unbedingt studieren zu wollen, widerspiegeln. Ich habe mir da unzählige solcher
Statements im Internet durchgelesen… Weiters wird eine Referenz benötigt, die normalerweise von einem
Lehrer geschrieben wird. Der Großteil der österreichischen Lehrer hat noch nie eine Referenz für eine ucasBewerbung geschrieben, deshalb habe ich mich damals mit meinem Lehrer zusammengesetzt und wir
haben den Aufbau etc. gemeinsam besprochen – das war sicherlich eine gute Idee. Eine Englischprüfung
wie z.B. Toefl oder CAE/CPE wird bei manchen britischen Universitäten auch vorausgesetzt, ich musste
beispielsweise das CAE mit Note B bestehen, um an der Universität Glasgow angenommen zu werden.
Gleich wie die Matura, ist es auch möglich, den Englischtest erst nach der Bewerbungsabgabe im Jänner
abzulegen. Bei der online-Bewerbung muss man dann nur noch weitere Details über sich selbst preisgeben
und schlussendlich abschicken. Antworten der Universitäten bekommt man dann so zwischen Februar und
April und kann dann, je nachdem wie viele Zusagen man bekommen hat, eine Universität als “firm choice“
und eine als “conditional choice“ festlegen. Das trifft zumindest auf all diejenigen zu, die eine “conditional
offer“ bekommen haben, da vielleicht noch das Maturazeugnis oder die Englischprüfung ausständig war.
Schlussendlich habe ich dann den Notenschnitt und auch den Englischtest geschafft und wusste Ende Juli
2012 fix, dass ich in Glasgow angenommen war.
Was hast du vor Ort gemacht?
Ich studiere in Glasgow, wie jeder andere schottische
Student. Neben Vorlesungen wird an britischen
Universitäten generell viel Wert auf Tutorials gelegt.
Das sind Kleingruppen von ca. 10 Leuten und einem
Tutor (also meist ein PhD Student) und mündliche
Mitarbeit zählt da oft auch mit zur Note. Neben den
Stunden an der Universität, bin ich immer mit
Leselektüre zugedeckt und muss viele Essays
schreiben. Deshalb verbringe ich auch viel Zeit in der
Unibibliothek, die mit über 2,5 Millionen Büchern zu
den größten Europas zählt.
Wenn man von den stressigen Prüfungsphasen im
Dezember und Mai absieht (ja, das Studienjahr ist etwas verschoben), dann sollte man normalerweise auch
ein bisschen Freizeit genießen können. Glasgow ist die zweitgrößte Shoppingstadt in Großbritannien nach London natürlich - und wird als die “UNESCO City of Music“ bezeichnet und lädt mit unzähligen Parks
zum Verweilen ein (sollte sich die Sonne doch mal blicken lasse). Britische Unis bieten traditionell gute
Unterhaltung mit ihren unzähligen „Societies“ (das sind Vereine). Meine Uni, die University of Glasgow, ist
da mit ihren über 120 „Societies“ keine Ausnahme. Einerseits hat glaube ich jedes Fach mindestens eine
Society, aber man kann auch mit der “International Society“ Schottland bereisen oder zum Beispiel mit der
“Cheese Society“ Käse verköstigen!?
Wie hast du dich dafür vorbereitet?
Die Bewerbung an sich hat mich eigentlich schon sehr auf das Auslandsstudium vorbereitet. Das ganze Jahr
über habe ich dauernd Sachen, die irgendwie das Thema Auslandsstudium angeschnitten haben,
gegoogelt. Das Internet ist da wirklich eine Goldgrube und als internationaler Student ist man oft darauf
angewiesen, da es schwierig ist, im eigenen Land Leute zu finden, die einem weiterhelfen können. Als ich
dann mein “conditional offer“ von Glasgow bekommen habe, habe ich mich bei SAAS beworben (Student
Awards Agency for Scotland). Das ist die Agentur, die die Studiengebühren für schottische und EUStudenten übernimmt. Ich habe weiter unten einen Link zur SAAS-website angegeben, an dem man die
Voraussetzungen für diese Gebührenübernahme prüfen kann. Dann hatte ich meine Matura und die CAEPrüfung und konnte mich also wenig zusätzlich aufs Studium vorbereiten. Als dann alles überstanden war
und ich die fixe Zusage hatte (Ende Juli), bewarb ich mich für ein Studentenwohnheim und buchte den Flug.
In Großbritannien geht fast jeder im ersten Jahr ins Studentenheim und ich möchte die Erfahrung, trotz
Gefängnisatmosphäre und teils Minusgraden im Zimmer, auch echt nicht missen (vom Sozialen her ist es
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definitiv die beste Wahl). In Glasgow registriert man sich jedes Jahr so Mitte August für die Kurse im
kommenden Jahr und so musste ich mich vor meinem offiziellen Studienbeginn online registrieren,
Nebenfächer auswählen, Tutorialzeiten wählen,… Ich habe mich im Sommer davor auch schon über
Bankkonten und Handydeals online informiert, würde da aber jedem empfehlen, sich erst vor Ort zu
entscheiden und den Rat von Einheimischen miteinzubeziehen (es ist nicht so lustig, 5 Wochen darauf zu
warten, dass das Konto nun endlich geöffnet wird!!). Soweit ich mich erinnern kann, wars das mit der
Vorbereitung so ziemlich und kurz vor Abflug fühlt man sich dann sowieso total unvorbereitet ;).
Welche Art von Visum war notwendig?
Ein Visum ist glücklicherweise nicht nötig, wenn ein EU-Bürger oder Schweizer in ein anderes EU-Land zieht
zum Studieren. Allgemein war ich überrascht, wie einfach es von der bürokratischen Seite her ist, im
Ausland zu studieren. Es ist nur wichtig, dass man dem Finanzamt jedes Semester eine Studienbestätigung
schickt, denn auch als Auslandsstudent hat man ganz normal das Recht auf Kindergeld. Auf ein zusätzliches
Stipendium sollte man sich aber nicht einstellen. Man bekommt als EU-Student keine schottischen “student
loans“ und trotz Zusicherung, dass ich die Voraussetzungen erfülle und dem mühseligen Zusammentragen
verschiedenster Dokumente, kann ich nun auch sagen, dass einem österreichische Leistungsstipendien
verwehrt bleiben. Meinen Wohnsitz musste ich nicht ändern, da mir bei der BH gesagt wurde, man kann zwei
Hauptwohnsitze haben, sofern die sich in unterschiedlichen Ländern befinden.
Hast du Insidertipps?
Großbritannien ist allgemein schon etwas teurer als Österreich, das variiert jedoch ziemlich von Stadt zu
Stadt. London ist ein extrem teures Pflaster, dahingegen ist Glasgow echt preiswert. Mietpreise sind zwar
in Universitätsnähe schon höher als in Österreich, dafür kann man günstig Lebensmittel einkaufen und als
Student die vielen “student deals“ nutzen. In Glasgow gibt es mehrere günstige Hostels und Hotels, bei
denen ich meine Familie und Freunde bei Besuchen einquartiert habe. Allgemein kann ich da nur empfehlen
über booking.com zu buchen, dort werden Hostels/Hotels auf der ganzen Welt geboten und man kann diese
bis kurz davor gratis stornieren. Das ist jedoch nicht Glasgow-spezifisch. Den öffentlichen Verkehr finde ich
in Glasgow eigentlich überteuert. Es gibt zwar eine U-Bahnlinie - die fährt einfach im Kreis - und viele Busse,
diese benutze ich aber nur in Ausnahmefällen. Es rentiert sich wirklich, in Gehnähe zur Universität etc. zu
wohnen und dann einfach (so wie ich) zu Fuß zu gehen oder sich vielleicht ein Rad zu beschaffen. Zum
Herumreisen in Großbritannien empfehle ich Busgesellschaften wie megabus oder citylink. Megabus ist
zwar vielleicht nicht bequem, dafür kann man richtige Schnäppchen machen (ich bin einmal für 10 Pfund
von Glasgow nach London gefahren). Citylink verbindet schottische Städtchen und ist im Vergleich zu den
innerstädtischen Öffis auch noch recht preiswert.
In Schottland ist es üblich, dass Museen gratis sind, ich habe dieses tolle Angebot aber leider erst wenig
genutzt. Bei einem Glasgowbesuch ist sicherlich auch ein Abstecher in die schottischen Highlands und zu
den Lochs - wie z.B. Loch Lomond oder Loch Ness - ein Muss, diese sind sehr einfach und schnell mit dem Zug
zu erreichen. Glasgow ist auch bekannt für seine unzähligen Diskotheken, die sehr oft mit
Studentenangeboten, wie gratis Eintritten, locken und auch verhungern wird man bei den vielen
Restaurants und all-you-can-eat-Buffets wohl kaum (das “World Buffet Glasgow“ ist zu empfehlen).
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Wie sah es mit den ungefähren Kosten aus?
Studiengebühren muss ich ja keine zahlen, dadurch fällt ein großer Brocken schon mal weg. Die Hin- und
Rückreisen über Weihnachten, Ostern und die Sommerferien habe ich mit Billigfluglinien, also ryanair oder
easyjet, bestritten und bin pro Jahr für die sechs Flüge auf zusammen ca. 400 € gekommen. Dann kommen
noch die Wohnkosten dazu, die eher etwas teurer als in Österreich ausfallen. Ich habe letztes Jahr im
Studentenwohnheim und dieses Jahr in einer privaten WG beides Mal ein bisschen unter £ 400/ Monat
gezahlt. Die Lebenserhaltungskosten variieren natürlich stark je nach Person. Da ich eher sparsam bin und
sehr auf Rabatte und “student deals“ schaue, habe ich da glaub ich nicht viel über £ 100/ Monat für Essen
und alles Weitere ausgegeben. Für Reisen muss dann natürlich noch zusätzlich Geld einkalkuliert werden.
Es ist also schon ein bisschen teurer als ein Studium im Inland. Ich glaube jedoch, Studieren in
Großbritannien (mit dem Geheimtipp eines Studiums in Schottland) kann sehr viel preiswerter sein, als es
die meisten vermuten.
Nützliche Internet- oder Kontakt-Adressen?
Zur Bewerbung an britischen Unis: http://www.ucas.com/
Hier diskutieren britische Studenten über alles zum Thema Unis: http://www.thestudentroom.co.uk/
Der Teil über EU-Studenten auf der SAAS-Internetseite:
https://www.saas.gov.uk/full_time/ug/eu/index.htm
Hier findet man ganz viele “personal statements“ als Leitfaden:
http://www.studential.com/personalstatements/
Ein paar Ratschläge für die Referenz: http://www.ucas.com/how-it-all-works/advisers-andreferees/referees/undergraduate
Meine Uniwebsite (das sind immer super Informationsquellen): http://www.gla.ac.uk/
Reisebusse: http://uk.megabus.com/ oder http://www.citylink.co.uk/index.php
Zum Hotels buchen: http://www.booking.com
In wie weit hat dich deine Auslandserfahrung verändert?
Als ich vor ca. 2 Jahren von zu Hause ausgezogen bin und das gleich, um im Ausland zu studieren, war das
anfangs sicherlich eine große Herausforderung, die mich schnell reifer und verantwortungsbewusster
werden ließ. Mein Auslandsaufenthalt sollte jedoch auch meiner Schüchternheit den Kampf ansagen, da ich
gezwungenermaßen auf Fremde zugehen musste und diese Überwindung tat mir echt gut. Heute fühle ich
mich aufgeschlossener, kontaktfreudiger, selbstbewusster und vielleicht noch abenteuer- und
reiselustiger. Fürs nächste Studienjahr geht’s nämlich ab nach Montréal (Kanada) für ein zweisemestriges
Austauschprogramm!
Noch Fragen?
Schreib Natalie eine E-Mail: [email protected]
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