HERFORD
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HERFORD
Die Ratsherren und Bürgermeister der Neustadt saßen auf einer speziell für sie errichteten Empore. Der Ratsherrenamtsstuhl ist mit neun Bildern von weisen und achtbaren Königen aus dem Alten Testament geschmückt. Das Lesepult mit den Schnitzereien, Tierbildern und Rankenmustern ist Aber auch die angesehenen Bürger der Neustadt, die Höcker, die Bäcker, die Leinenweber, die Schuhmacher und die Schneider, haben sich ihre Amtsstühle mit ihren prächtigen Zunftwappen geschmückt. Sie hatten einen festen Sitzplatz in der Kirche. In ihren Wappen sind u.a. ihre Werkzeuge und Arbeitsgeräte zu erkennen. Höcker (Lebensmittelhändler): Hering und Butterschaufel Bäcker: Brezel eine Kopie. Das Original wurde wohl vor 700 Jahren gebaut und in ein Museum nach Berlin gebracht. Dort ging es leider im Zweiten Weltkrieg verloren. Leinenweber: Weberschiffchen, Werfe Schuhmacher: Reiterstiefel und Schuhe Schneider: zwei Scheren Die prächtige Kanzel wurde von Daniel Pöppelmann und seiner Frau Margarethe im Jahr 1600 gestiftet. Er war einmal Bürgermeister in der Neustadt. Dieses Faltblatt wird herausgegeben im Rahmen der Ausstellung Wendezeiten Herforder Geschichte im Daniel-Pöppelmann-Haus (24. April – 28.Juli 2010). Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1564, wie an der eingemeißelten Jahreszahl zu erkennen ist. Der schön verzierte Taufdeckel kam später dazu. Auf der Vorderseite ist die Taufe Jesu durch Johannes im Jordan zu erkennen. Wie viele Kinder hier wohl getauft wurden? Text: Angelika Bielefeld · Fotos: Angelika Bielefeld, Klaus Schilling, Pro Herford/Thorsten Gödecker, Pro Herford/Jaroslaw Siwinski, Wikipedia Etwas besonderes ist auch der Levitenstuhl, der um 1500 gebaut wurde. Hier saß der amtierende Priester mit seinen beiden Helfern, die Priester oder Diakone waren. Es ist eine sehr schöne Holzarbeit mit Rankwerken, vier Säulen und Tierkörpern an deren Fußenden. Sankt Johannis für Kinder erklärt Herford Steht man auf dem Neuen Markt in Herford, fällt einem die St. Johanniskirche mit ihren schönen gotischen Fenstern und dem schlanken hohen Turm sofort ins Auge. Die Äbtissin Gertrud zur Lippe, Herrin der Stadt, und der Erzbischof von Köln gründeten um das Jahr 1220 herum die Neustadt. Das alte Herford war damals zu klein geworden und neues Wohngebiet für die Bürger der wachsenden Stadt wurde benötigt. An der Ostseite, zum Marktplatz hin, kann man eine Viertelstundenglocke am Turm sehen. Viertelstündlich zeigt sie uns die Zeit an. Sie schlägt einmal um viertel nach; zweimal um halb; dreimal um viertel vor; viermal zur vollen Stunde. Eine der großen Glocken im Innenturm zeigt mit ihren Schlägen zur vollen Stunde die Uhrzeit an. Aber auch die vier Uhren am Turm lassen uns die Zeit nicht vergessen. Auch eine schöne große Kirche sollte gebaut werden. Die Handwerker, Steinmetze, Zimmerleute, Mörtelmischer, Gerüstbauer, Dachdecker und Maurer, brauchten An den Außenwänden sind einige sehr alte Grabsteine zu entdecken. Die hatten ursprünglich Gräber in der Kirche bedeckt und wurden vor vielen Jahren an ihren jetzigen Standorten aufgestellt. Ein Stein zeigt Oberst Gerd von Quernheim, 1625 gestorben, als Mann im Brustharnisch mit Feldbinde. viele Jahre, um die Kirche zu errichten. Sie mussten ja alles noch mit der Hand (Handwerker) und nur wenigen Hilfsmitteln erschaffen. Maschinen, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. Sie bauten eine Kirche mit dem höchsten Kirchturm (heute 73m) der Stadt und wollten damit wohl zeigen, wie einflussreich diese war. Die St. Johanniskirche von innen: In der Kirche empfängt uns ein späteres Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert ließen die Bürger der Neustadt ihre Kirche mit neuem Gestühl ausstatten, das noch heute erhalten ist und etwas über die Geschichte der Neustadt erzählt. Die St. Johanniskirche von außen: Die Kirche wurde mit wunderschön gearbeiteten Wasserspeiern verziert, die in Form von Untieren und Dämonen das Wasser von den Dächern auf die Erde leiten. Diese Dämonen sollten auch das Böse abschrecken. Im Mittelalter waren die Menschen sehr abergläubisch und konnten sich viele Ereignisse nur durch Geisterglauben erklären. Die Wasserspeier, zu Stein gewordene Untiere, sollten das Böse von der Kirche fernhalten, es sollte nicht hineingelangen können. Auch einen Nachtwächter mit seiner Hellebarde, einen Narren mit einer Narrenkappe wie Till Eulenspiegel, einen dicken Mönch, der sich Wein einschenkt und einen Mann, der einen großen Wels (Fisch) in den Armen trägt, haben die Steinbildhauer an der Kirche angebracht. Der Altar wurde um 1600 hier aufgestellt und war der erste evangelische Altar in Herford. Ein großes Abendmahlbild ziert ihn. Jesus isst mit seinen Jüngern Möpkenbrot (westfälische Blutwurst), das die Herforder gerne zur Schlachtzeit aßen. Auf dem Bild ist nicht nur Jesus mit den 12 Jüngern abgebildet, sondern eine Person mehr. Hat sich hier der Stifter oder der Maler verewigt? Darüber ist eine Kreuzigungsgruppe, Jesus am Kreuz, aus Holz gearbeitet, im Hintergrund stehen Maria und Johannes. Ganz oben krönt ein Pelikan den Altar. Er reißt sich mit dem Schnabel die Brust auf, um seine Jungen zu füttern. Er soll uns an das Opfer Jesu für uns Menschen erinnern. Der Schatz der St. Johanniskirche sind die prachtvollen und sehr wertvollen Fenster. Das älteste Fenster ist wohl um 1320 hergestellt worden. Es zeigt in 18 Bildern Szenen aus dem Leben Jesu und ist an den schönen Blautönen zu erkennen. An einem anderen Fenster sind drei Wappen mit drei Fischen zu sehen, die drei Fische haben nur einen Kopf. Ein Kirchen- und Bürgermeister der Neustadt, Henricus Stur (Stur=Stör) hat dieses Fenster um 1350 der Kirchengemeinde geschenkt. Seine Wappen erinnern noch heute an ihn.