etem 2.2014 Ausgabe Energie- und Wasserwirtschaft
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etem 2.2014 Ausgabe Energie- und Wasserwirtschaft
2.2014 Magazin für Prävention, Rehabilitation und Entschädigung Energie und Wasserwirtschaft Betriebsmanagement Erfolgsfaktor Gesundheit 12Kreative im Fokus Welche gestalterischen Berufe in der BG ETEM versichert sind 14Schutz gegen Absturz Wie Auffangsysteme zum Lebensretter werden 24Auf Tuchfühlung Wie das Hautarztverfahren Versicherten hilft editorial Blick hinter die Kulissen Olaf Petermann Vorsitzender der Geschäftsführung Was hat die Arbeit hinter der Kamera mit der Herstellung von Schuhen oder was hat Mediengestaltung mit der Wartung von Windrädern zu tun? Die meisten Beschäftigten dieser Bereiche sind in der BG ETEM versichert. Unter den 3,7 Millionen Versicherten unserer BG in 200.000 Betrieben sind auch Angehörige der kreativen Berufe: Fotografen, Grafiker, Tontechniker oder Computerdesigner in Filmstudios. Sie bereichern das Spektrum der zahlreichen Branchen in der BG ETEM. Auch wenn wir täglich fernsehen, Zeitung lesen oder im Internet surfen, wissen wir oft nur wenig darüber, wie die Menschen hinter der glitzernden Medienwelt leben und arbeiten. Daher starten wir in „etem“ eine Serie, in der wir einige dieser Berufe vorstellen wollen. Auch andere Branchen rücken in dieser Ausgabe in den Fokus: Eine Reportage aus der Produktion eines der wenigen in Deutschland verbliebenen Schuhhersteller zeigt, wie gesundheitsfördernde Angebote für Beschäftigte zu einem wichtigen Erfolgsfaktor werden können. Ein Schlüssel zum Erfolg dieses betrieblichen Gesundheitsmanagements liegt in der Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In Gesundheitszirkeln können sie ihre Ideen einbringen und so die Gesundheitsvorsorge im Unternehmen aktiv mitgestalten. inhalt 8 Titelthema Die Gesundheitsförderung der Beschäftigten ist dem Schuhh ersteller Lloyd ein besonderes Anliegen. Das rechnet sich. 24 Hautschutz Beruflich bedingte Hauterkrankungen gehören zu den am häufigsten angezeigten Berufskrankheiten. Mit dem Hautarzt verfahren hilft die BG ETEM Betroffenen. 18 Hubarbeitsbühnen Trotz hohen Sicherheits niveaus besteht auf Hub arbeitsbühnen ein Absturz risiko. Mit einer geeigneten Schutzausrüstung kann dies deutlich reduziert werden. kompakt 4 Zahlen, Fakten, Angebote Fotos: wdv-Andreas Burmann; wdv-O. Hermann; BG ETEM Meldungen und Meinungen mensch & arbeit 8Betriebliches Gesundheits management Der Gesundheits-Virus 12 Neue Serie, Teil 1 Kreative im Fokus 14 Klemmringmontage Eine sichere Sache betrieb & praxis service 18 Schutzausrüstung gegen Absturz 26 Bildungsangebote der BG ETEM für Hubarbeitsbühnen Lebensretter Auffangsystem 21 Fachtagung Gasversorgung Immer auf der sicheren Seite 22 Betriebsbesichtigungen in Klein unternehmen Hilfe vor Ort Brandschutz ist Übungssache 29 Beitragsbescheid 2013 Alles klar?! 30 Versicherung für Betriebsfremde Gastfreundschaft ohne Risiko 31Hätten Sie es gewusst?/ Impressum Schuhe und ihre Macher gesundheit 24 Hautschutz Auf Tuchfühlung etem 02.2014 3 kompakt Recht kompakt Arbeitsmedizinische Vorsorge Verordnung neu gefasst standardisierte Bescheinigung für Arbeitgeber und Beschäftigte bei allen Vorsorgearten ohne Untersuchungsergebnis. Darüber hinaus gibt es Regelungen zu Vorsorgekartei, Impfungen, nachgehender Vorsorge, psychischen Gefährdungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen, Druckluft-Verordnung, biologischen Arbeitsstoffen sowie Auslösung einer Pflichtvorsorge bei Gefahrstoffen. Weitere Informationen in der nächsten Ausgabe von „etem“. Seit 31. Oktober 2013 ist die neueste Fassung der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbmedVV) in Kraft. Sie enthält neben neuen Begriffen wie Angebots-, Pflicht- und Wunschvorsorge sowie nachgehende Vorsorge auch folgende wesentliche Änderungen: ▪▪ klare Trennung von arbeitsmedizinischer Vorsorge und Eignungsuntersuchung – Letztere ist nicht Teil der arbeitsmedi zinischen Vorsorge; ▪▪ Fokus auf Beratung und Aufklärung durch den Betriebsarzt; ▪▪ zielgerichtete Untersuchung bei Bedarf und nach Zustimmung; ▪▪ Stärkung des Selbstbestimmungsrechts der Beschäftigten (bei Pflichtvorsorge bleibt die Pflicht zur Teilnahme; einer Untersuchung muss der Mitarbeiter jedoch zustimmen); www.bmas.de, Suchbegriff: ArbmedVV Download der ArbmedVV sowie der wichtigsten Fragen (FAQ). „Gesetze“ neu aufgelegt Wenn die Augen brennen Die neu aufgelegte CDROM „Gesetze und Vorschriften“ enthält Unfallverhütungsvorschriften und andere Regeltexte zur Arbeitssicherheit. Sie helfen Betrieben z. B. Arbeitsverfahren und Arbeitsorganisation sicher zu gestalten. Zum Inhalt gehören Regeln für die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (BG-Regeln) mit konkreten Ausführungen zu Unfallverhütungs- und anderen Arbeitsschutzvorschriften, erläuternde BG-Informationen, Technische Regeln zur Arbeitssicherheit sowie Gesetze und Verordnungen. Gelegentlich klagen Beschäftigte in Büros oder Ausstellungsräumen über brennende Augen, Kratzen im Hals, eine verstopfte Nase oder Kopfschmerzen. Die Broschüre „Innenraumarbeitsplätze“ der DGUV bietet Hilfe bei der Suche nach den Ursachen. Sie zeigt, wie man solchen Beschwerden systematisch auf den Grund gehen und praxistaugliche Lösungen finden kann. Dabei sind unter anderem die Qualität der Atemluft, das Raumklima, störende Geräusche, die Beleuchtung, die Arbeitsplatzgestaltung und psychische Faktoren zu berücksichtigen. Informationen für die Neugestaltung leistungsfördernder Arbeitsbedingungen in Innenräumen ergänzen das Informationsangebot. 4 → info → info www.dguv.de, Webcode: d650356 Download der Broschüre: „Innenraumarbeitsplätze Vorgehensempfehlung für die Ermittlungen zum Arbeitsumfeld“, hg. von der DGUV, 3. Auflage. etem 02.2014 Fotos: BG ETEM; wdv-F. Blümler; wdv-J. Lauer → bestellen www.bgetem.de, Webcode 12201321. Klicken Sie auf „Multimedia [DVD-/CD- ROM]“ E-Mail: [email protected] Telefon: 0221 3778-1020, Telefax: 0221 3778-1021. Bestellnummer: CD 020, Preis: 5 Euro für Mitgliedsbetriebe der BG ETEM (sonst 10 Euro zzgl. Versand). ▪▪ kompakt 500.000 Faktencheck Gerüchte um Berufsgenossenschaften und was wirklich dahintersteckt Patienten werden jährlich in den bundesweit 13 berufsgenossenschaft lichen Kliniken behandelt. Insgesamt 11.000 Mitarbeiterinnen und Mit arbeiter, darunter 1.500 Ärzte, kümmern sich um sie. Das medizinische Spektrum der Kliniken reicht von der Akutmedizin bis zur Rehabilitation. Die Versorgung von Patienten mit schweren Brand-, Hand- oder Rückenmarksverletzungen gehört ebenso dazu wie die Wiedereingliederung ins Berufs- und Privatleben. Mehr Informationen über das Leistungsangebot der BG-Kliniken bietet die neu gestaltete Website des Klinikverbunds der gesetzlichen Unfallversicherung. → info www.k-uv.de Durchwahl für Leser Sie haben eine neue Adresse oder brauchen mehr Exemplare von „etem“? Ab sofort können Sie Ihre Wünsche direkt durchgeben. Der Leserservice der BG ETEM hat dazu eine neue Rufnummer und eine E-Mail-Adresse: Servicenummer: 0221 3778-1070 E-Mail: [email protected] → weitere termine www.bgetem.de, Webcode 12568821 Behauptung: Die Berufsgenossenschaften verzögern die Bearbeitung von (Asbest-)Renten, bis die Be troffenen tot sind, um Kosten zu sparen. Fakten: „Diese Behauptung ist absurd, angesichts der Tatsache, dass die Berufsgenossenschaften eine eigene Einrichtung zur Früherkennung unterhalten – die gvs-Gesundheitsvorsorge. Hier werden gut eine halbe Million Menschen betreut, die in ihrem Berufsleben Kontakt mit Asbest hatten. 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich aktiv darum, dass diese Menschen regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Das kostet insgesamt 7,5 Millionen Euro im Jahr. Außerdem geben Berufsgenossenschaften und Unfallkassen rund eine halbe Milliarde Euro pro Jahr für die medizinische Behandlung und die finanzielle Entschädigung von Asbesterkrankungen aus.“ Christian Sprotte, Pressesprecher der BG ETEM ↓ Termine ▪06.05.-08.05.2014, Köln 21. Fachmesse „Energieeffizienz 2014“ ▪13.05.-16.05.2014, Leipzig OTWorld 2014, Internationale Fachmesse und Weltkongress ▪20.05.-21.05.2014, Kassel Vortragsveranstaltung ELEKTROTECHNIK ▪11.06.-12.06.2014, Düsseldorf 3. Fachtagung „Arbeitssicherheit in der Gasversorgung“ Hilfe für Asbestopfer Neue Rechengrundlage Sowohl die Mindestversicherungssumme der freiwilligen Versicherung als auch die Pflichtversicherungssumme der Unternehmerpflichtversicherung sind am 1. Januar 2014 auf 24.000 Euro gestiegen. Die Mindestversicherungssumme beträgt 70 Prozent der für das jeweilige Kalenderjahr geltenden Bezugsgröße, aufgerundet auf den nächsthöheren durch 1.200 teilbaren Betrag (§ 53 Abs. 4 unserer Satzung). Die Bezugsgröße wird jährlich vom Bundeskabinett in einer Verordnung festgelegt. Sie beträgt in diesem Jahr 33.180 Euro. Damit ist eine automatische Anpassung der Versicherungssumme an die allgemeine Lohnentwicklung gewährleistet. → info www.bgetem.de, Webcode: 11712279 und 11827788 kompakt DGUV ordnet Publikationen neu „Gold“ auf DVD – jetzt bestellen 2013 lief der Film über drei Paralympics-Athleten im Kino. Jetzt ist er auf DVD, Blue-ray oder als Video on Demand zu haben. „Gold – du kannst mehr als du denkst“ erzählt die bewegende Geschichte der Schwimmerin Kirsten Bruhn, des Marathon-Läufers Henry Wanyoike und des Rennrollstuhl-Fahrers Kurt Fearnley. Die Kamera begleitet sie im Alltag, beim Training und bei den Paralympics-Wettkämpfen 2012 in London. Mitgliedsbetriebe der BG ETEM können die DVD im Internet kostenlos bestellen (so lange der Vorrat reicht). → info www.bgetem.de, Webcode 14678934 6 Publikation erhält eine eigene mehrstellige Kennzahl. Sie zeigt, um welche Art von Schrift es sich handelt und welcher Fachbereich der DGUV sich um den Inhalt kümmert. Die Fachbereiche halten das Vorschriften- und Regelwerk auf dem aktuellen Stand der Technik, der Arbeitsmedizin und der Rechtsprechung. Dabei arbeiten Experten aus Berufsgenossenschaften mit Vertretern der Wirtschaft und der Sozialpartner zusammen. Nach der Umstellung auf das neue System stellt die DGUV eine Transferliste mit den alten und den neu vergebenen Nummern bereit. In der DGUV-Publikationsdatenbank wird es möglich sein, sowohl nach den alten als auch nach den neuen Nummern zu suchen → bestellen http://publikationen.dguv.de Gewonnen In Sömmerda probierte Yvonne Tetzel von der Nicolai & Weichold Sanitätshäuser GmbH ihr neues Netbook mit den mitgelieferten Filmen zur Arbeitssicherheit sofort aus. Da schaute auch ihr Chef Bernd Weichold interessiert zu. Fotos: BG ETEM; DGUV; Fotolia, Visions-AD Das umfangreiche Vorschriften- und Regelwerk der gesetzlichen Unfallversicherung unterstützt Betriebe und Beschäftigte aller Branchen darin, Arbeitsplätze gesund und sicher zu gestalten. Ab Mai 2014 wird sich seine Systematik verändern. Überschneidungen, die sich aus der Fusion der beiden Spitzenverbände von Berufsgenossenschaften und öffentlichen Unfallversicherungsträgern ergeben hatten, werden so bereinigt. Kürzel wie BGV/GUV-V, BGI/GUV-I oder GUV-SI wird es in Zukunft nicht mehr geben. Die Schriften sind dann durchgängig in vier Kategorien eingeteilt: ▪▪ DGUV Vorschriften, ▪▪ DGUV Regeln, ▪▪ DGUV Informationen und ▪▪ DGUV Grundsätze. Auch die Nummerierung der Schriften wird neu geordnet. Jede etem 02.2014 kompakt Rücken und Gelenke entlasten Rückentest per Video Nur fünf Minuten dauert es, die vier Übungen mitzumachen. Prof. Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln macht sie vor. Danach weiß man, wie es um den eigenen Rücken steht und ob man etwas für ihn tun muss. Sportkleidung ist nicht nötig. Die Übungen lassen sich auch in Jeans und T-Shirt und an jedem belieben Ort nachmachen. Sie sind auch etwas für das Klassenzimmer oder den Aufenthaltsraum im Betrieb. Der Test ist eines der Angebote der DGUV für junge Leute auf der Seite „Jugend will sich-er-leben“. → info www.jwsl.de/aktion2013/videos/rueckentest.php Erste Hilfe in Offshore Windparks Die Projektgruppe „Rettung und Erste Hilfe Offshore“ im Fachbereich „Erste Hilfe“ der DGUV hat Aussagen zur Organisation der Ersten Hilfe in Offshore Windparks und ein neues Weiterbildungskonzept zum „Ersthelfer Offshore“ erarbeitet. In der Wartezeit bis zum Eintreffen externer Rettungskräfte soll der „Ersthelfer Offshore“ mit verbesserter Ausbildung und Ausrüstung auch in schweren Notfällen Hilfe leisten können. Dabei geht es um qualifizierte Maßnahmen wie Blutstillung, Freihalten der Atemwege, Immobilisation und Schmerzbehandlung. Leitsätze hierfür sind: angemessen – leistbar – zumutbar – sicher. Mittels Telekonsultation berät die Notfallleitstelle den Ersthelfer und lässt ihn „draußen nicht allein“. → info www.dguv.de, Webcode: d96268 Rückenbeschwerden verursachen Schmerzen – und Kosten: Muskel- Skelett-Erkrankungen sind der Grund für fast ein Viertel aller Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland. Sie sind auch die zweithäufigste Ursache für Frühverrentungen. Was können Betriebe tun, um die Gesundheit ihrer Beschäftigten zu erhalten? Wie erkenne ich Belastungen für Rücken und Gelenke? Die Berufsgenossenschaften bieten Hilfe mit der im Rahmen der Präventionskampagne „Denk an mich. Dein Rücken“ neu aufgelegten Information „Belastungen für Rücken und Gelenke – was geht mich das an“. Die Broschüre stellt ein Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung einzelner Tätigkeiten vor, bietet eine Checkliste für Belastungen des Muskel-Skelett-Systems, informiert über gesundheitliche Auswirkungen von Fehlbelastungen und zeigt mit dem TOP-System Möglichkeiten der Prävention auf. TOP steht für technische, organisatorische und personenbezogene Maßnahmen. → info www.bgetem.de, Webcode 14614774 Für Mitgliedsbetriebe der BG ETEM kostenloser Download oder Bestellung. Hingucker Arbeitsschutz ist oft ganz einfach. Die neuen Plakate der BG ETEM zeigen, wie es geht. Für Mitgliedsbetriebe sind sie kostenlos. → info www.bgetem.de, Webcode 14822765 E-Mail: [email protected] Tel.: 0221 3778-1020 mensch & arbeit Die höhenverstellbare Ausputzmaschine ermöglicht ergonomisch sinnvolles Arbeiten. Verena Leichnitz und ihre Kollegen profitieren davon. Betriebliches Gesundheitsmanagement Das Gesundheits-Virus Für den Schuhhersteller Lloyd ist die Gesundheit der Beschäftigten ein Erfolgsfaktor. Dafür setzt sich das Unternehmen ein. Z wischen Hannover und Bremen, abseits der schnellen Pisten, weitet sich der Blick in eine flache Landschaft mit kleineren Orten und verstreuten Gehöften. Hier in der Kleinstadt Sulingen hat einer der letzten in Deutschland verbliebenen namhaften Schuhbetriebe seinen Firmensitz: die Lloyd Shoes GmbH. Das vermuten sicher die wenigsten, wenn sie Schuhe mit dem prägnanten roten Streifen auf dem Absatz kaufen. Das mittelständische Unternehmen hat die Gesundheitsförderung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum strategischen Ziel erklärt: „Das betriebliche Gesundheitswesen betrachtet die Gesundheit der Beschäftigten als einen der wichtigsten Faktoren, der Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter, die Unternehmenskultur und das Image der Firma hat.“ Betriebliches Gesundheitsmanagement bei Lloyd → 1/2000 Start Gesundheitszirkel Produktion 8 → 11/2004 Kooperation mit Fitness-Studio – 60 Mitarbeiter sind dabei → 3/2006 Anschaffung von Defibrillatoren → 10/2006 Ausbildung von 49 Ersthelfern → 9/2007 Aktionstag Gesundheit etem 02.2014 mensch & arbeit Heike Rath leitet den Bereich betriebliche Gesundheitsförderung. Sie hat bereits auf mehreren Kongressen und Symposien über die erfolgreiche Gesundheitspolitik in ihrem Unternehmen referiert. Selbstbewusst und stolz berichtet sie über das bisher Erreichte. Seit dem Jahr 2000 seien zahlreiche Projekte und Maßnahmen auf eine aktive Gesunderhaltung der Beschäftigten ausgerichtet. Wenn Heike Rath über die dynamische Entwicklung der Gesundheitspolitik in den letzten Jahren berichtet, sieht man ein Funkeln in ihren Augen und spürt das große Engagement für ihre Kolleginnen und Kollegen. Wer so lange mit dem Betrieb verbunden ist, wäre – wie sie – vom „Lloyd-Virus“ infiziert. „Gesundheitserfolg“: Dank automatischer Aufroller gibt es keine Stolperfallen durch Druckluftschläuche mehr. „Gesundheitsbaustelle“: Beim Ausleisten können statische Entladungen zu einem „Schlag“ führen. Nach einer Lösung wird gesucht. Baustellen und Erfolge Das Herzstück der Gesundheitspolitik bei Lloyd bilden die vor 13 Jahren gegründeten Gesundheitszirkel. Heike Rath koordiniert deren Arbeit, getragen von den Verbesserungsvorschlägen der Beschäftigten in Büro und Produktion. Die Zirkelmitglieder treffen sich viermal pro Jahr und tauschen Erfahrungen und Ideen aus, die sie vorher mit dem jeweiligen Meister besprochen haben. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Einbeziehung der Auszubildenden gelegt. Die Zirkelmitglieder verstehen sich auch als Multiplikatoren bei der Einbeziehung aller Kolleginnen und Kollegen in die Gesundheitsvorsorge. Arbeitsplätze, an denen Sicherheitsdefizite erkannt oder bereits beseitigt wurden, sollen auch optisch sofort ins Auge fallen. Dafür haben die Gesundheitszirkel zwei Schilder entwickelt, die sonst (noch) in keiner offiziellen Kennzeichendatei zu finden sind: ▪▪ Rotes Dreieck – Gesundheitsbaustelle; ▪▪ Grünes Dreieck – Baustelle beseitigt: Gesundheitserfolg. Aufbruch Poul Haugaard Petersen ist einer der drei Geschäftsführer. Für ihn sind engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die wichtigste Quelle des Erfolgs. Deshalb sei → 11/2007 Start mobile Massage am Arbeitsplatz etem 02.2014 Mit einer Hebehilfe können Aloys Wilkens und seine Kollegen im Lager auch schwere Kartons mühelos aus dem Regal nehmen. der Firmenleitung die Gesundheitsförderung ein besonderes Anliegen und Auftrag zugleich. Petersen ist stolz auf das Erreichte. Er kenne viele Schuhbetriebe, Lloyd sei etwas Besonderes. Mehr als 90 Prozent der Arbeiter und Angestellten beteiligten sich an der jüngsten Mitarbeiterbefragung – für ihn ein Indiz für die hohe Identifikation mit dem Unternehmen. Auch Petersen bezeichnet das Jahr 2000 als Aufbruch in eine neue Firmenkultur. Damals wurde die neue Produktionshalle fertiggestellt. Erstmals sei ein → 1/2008 Arbeitsplatzanalyse in der Produktion → 3/2008 Rauchentwöhnung mit 20 Teilnehmern besonderes Augenmerk auf ergonomische Belange gelegt worden: Lärmschutzmaßnahmen, hohe Luftwechselrate und spezielle Beleuchtungen wurden bereits bei der Planung berücksichtigt. Alle Arbeitsplätze, an denen mit Lösemitteln gearbeitet wird, sind geprüft und gelten als dauerhaft sicher – eine besondere Herausforderung, denn bei der Herstellung von Schuhen werden erhebliche Mengen Klebstoffe verwendet. Bis auch die Beschäftigten ihre Gesundheit als persönlichen Erfolgsgaranten → 3-7/2008 Mehrere Sportgruppen, darunter Nordic Walking, Entspannungsübungen, Triathlon → 3/2011 Start Gesundheitszirkel Büro 9 mensch & arbeit verstanden, war es ein langer Weg. Einen Wendepunkt sieht Petersen in dem 2007 erstmals organisierten Gesundheitstag. Alle Mitglieder der Gesundheitszirkel waren daran beteiligt. Gesundheitstag Um alle Beschäftigten zu erreichen, stand dafür sogar einen halben Tag die Produktion still. Selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, betont der Geschäftsführer, werde bei Lloyd das Thema Gesundheitsförderung finanziellen Zwängen nicht geopfert. Auch dann gelte das Motto: Gesunde Mitarbeiter brauchen einen gesunden Betrieb und ein gesunder Betrieb braucht gesunde Mitarbeiter. Zu den Angeboten gehört die Möglichkeit, sich an einem Tag in der Woche am Arbeitsplatz massieren zu lassen. Die Beschäftigten tragen nur die Hälfte der Kosten. Wer sich fit halten will, profitiert von einer Vereinbarung mit einem Studio vor Ort und zahlt einen vergünstigten Beitrag. „Wer regelmäßig trainiert, bekommt von uns sogar bis zu 10 Euro im Monat zurück“, sagt Petersen. In der Produktionshalle herrscht rege Betriebsamkeit, aber keine Hektik. Im Jahr 2000 wurde von Akkordarbeit an ei- Heike Rath Heike Rath ist gelernte Indus triekauffrau. Seit über 25 Jahren ist sie bei Lloyd beschäftigt – zuerst als Akkord arbeiterin, später im Versandlager. Über ihre Betriebsratstätigkeit kam sie zu ihrer heutigen Aufgabe. Seit Kurzem hat sie eine junge Mitstreiterin, die sich um die Gesundheitspolitik bei der internationalen Ausrichtung des Unternehmens kümmert. Bis 2018 soll das Betriebliche Gesundheitsmanagment an allen Standorten – auch in Indien und Rumänien – eine Rolle spielen. → 4/2011 Schulung Ergonomie in der Stepperei 10 nem Arbeitsplatz zum Rotationssystem an zwei bis drei Stationen umgestellt. Das hat auch im Umgang zwischen den Kolleginnen und Kollegen ein Umdenken vom „Ich“ zum „Wir“ nach sich gezogen. Der Vorteil liegt in wechselnden physischen und psychischen Belastungen, z. B. der Möglichkeit zwischen sitzender und stehender Beschäftigung. Außerdem ist mehr Kommunikation zwischen den Teampartnern notwendig. Das zwingt auch dazu, Probleme im Fertigungsablauf gemeinsam zu lösen. Nicht weit vom Eingang entfernt hängt das erste Schild einer Gesundheitsbaustelle. An der Ausleistmaschine bereitet die statische Aufladung Probleme. Der „elektrische Schlag“ durch die Funkenentladung wird als unangenehm empfunden und kann beim schnellen Ausweichen zu schmerzhaften Prellungen am Arm führen. Das „Baustellenschild“ zeigt an: Hier wird an einer Lösung getüftelt. „Gesundheitsbaustellen“ Nicht weit entfernt künden grüne Schilder von der erfolgreichen Beseitigung einer „Baustelle“. Dies müssen nicht immer spektakuläre Neuerungen sein, oft haben einfache Ideen und kleine Verbesserungen einen großen Nutzen. Hier wurden gefährliche Stolperstellen von auf dem Boden liegenden Druckluftschläuchen mit Schlauchaufrollern beseitigt, die → 1-3/2012 Schulung Ergonomie an Büroarbeitsplätzen → 6/2012 Vortrag psychische Belastungen am Arbeitsplatz den Luftschlauch automatisch einziehen. Zischende „Stolperschlangen“ gehören somit der Vergangenheit an. Bessere Arbeitsbedingungen Höhenverstellbare Arbeitsplätze sind bereits so selbstverständlich, dass sie gar nicht mehr als besondere Verbesserungen empfunden werden. Ein gutes Beispiel dafür findet sich an Reinigungs tischen. Ein Mann und eine Frau mit unterschiedlicher Körpergröße beseitigen überschüssige Klebereste mittels rotierender Kunststoffbürsten. Ihre Arbeitsplätze sind höhenverstellbar und können damit aufrecht bedient werden. Ein besonderes Augenmerk gilt der Vermeidung von Rückenbeschwerden. Die Beachtung ergonomischer Gestaltungsprinzipien für das belastungsarme Sitzen und Stehen sowie die Bereitstellung von Transporteinrichtungen für manuelle Hebe- und Tragevorgänge ist für den Betrieb der Schlüssel zur Prävention von Muskelund Skeletterkrankungen. Im Lager gibt es ein Transportsystem, mit dem ohne Kraftanstrengung und in ergonomisch günstiger Haltung Kisten und Kartons aus dem Regal entnommen werden können. Palettenwender Auf ein Highlight in Sachen Gesundheitsschutz ist Heike Rath besonders stolz. Wo früher Kartons mühsam vom Stapel → 1-3/2013 Workshops zu Gesundheitsthemen → 4-5/2013 Lauftreff unter Anleitung etem 02.2014 mensch & arbeit Links: Heike Rath demonstriert, wie Kartons früher von hohen Stapeln „gezerrt“ werden mussten ... Fotos: wdv-Andreas Burmann Rechts: ... heute legt sie der Palettenwender flach ab, so dass Olaf Rentz und seine Kollegen die Kartons ohne Kraftanstrengung auf einen Rollenförderer schieben können. gehoben werden mussten, erledigt jetzt ein Palettenwender diese Arbeit. Auf Knopfdruck neigt sich der Stapel in die Waagerechte, wo die Kisten ohne große Kraftanstrengung abgenommen und zum Weitertransport auf einen Rollenförderer abgelegt werden können. Rath demons triert, wie sie früher selbst die oberen Kartons „herunterzerren“ musste und dabei ein heftiges „Ziehen“ spürte. Sch(m)erzhaft merkt sie an, dass jetzt auch Männer diese Arbeit machen können. Am Ende des Rundgangs fällt noch ein rotes „Baustellenschild“ auf. Schuhteile werden in Plastikstiegen auf Transportwagen von einem Arbeitsplatz zum nächsten gefahren. Die ansonsten ergonomisch gestalteten Transportwagen mit schräg nach vorn geneigten Fachböden haben einen entscheidenden Nachteil: Damit in der Schräglage die Stiegen nicht aus dem Wagen fallen, haben die Ablageflächen an der Vorderseite eine Kante. Bei Entnahme der bis zu 20 kg schweren Behälter muss dieser über die Kante gehievt werden. Eine etwas kleinere Mitarbeiterin zeigt, wie schwer das ist. Hoffentlich kann an dieser „Baustelle“ auch bald ein grünes Schild von einer Lösung künden. Heike Rath ist überzeugt von der Gesundheitspolitik des mittelständischen Unternehmens: „Das ist das Lloyd-Virus – das hält fit“, sagt sie und lacht. Dr. Ronald Unger → 6/2013 Kurs progressive Muskelentspannung etem 02.2014 → 8/2013 Bildung von Multiplikatorengruppen Interview „Es gibt noch viel zu tun.“ Lloyd-Geschäftsführer Poul Haugaard Petersen über betriebliche Gesundheitsvorsorge und zufriedene Mitarbeiter als Garanten für hochwertige Produkte. Für Geschäftsführer Poul Haugaard Petersen sind die Beschäftigten die wichtigste Ressource des Unternehmens. ? Welche Bedeutung hat das betrieb liche Gesundheitsmanagement für das Unternehmen? Das ist sehr, sehr wichtig. Denn wir wollen ein sehr hochwertiges Qualitätsprodukt anbieten. Und ein hochwertiges Produkt entsteht durch qualifizierte und zufriedene Mitarbeiter. Unsere Mitarbeiter sind unsere wichtigste Ressource, um die wir uns intensiv kümmern. Wir sprechen nicht nur darüber, sondern wir tun es auch. ? Wie reagieren die Beschäftigten auf die Angebote? Sehr gut. Die meisten nehmen das gut an. Das zeigen auch die Ergebnisse unserer Mitarbeiterbefragung. Vor allem die Kommentare dokumentieren, dass die Beschäftigten mit unserem Angebot sehr zufrieden sind. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Erwartungen der Kolleginnen und Kollegen steigen. ? Was ist das wichtigste Ergebnis der Mitarbeiterbefragung und welche Schlüsse ziehen Sie daraus? Das ist eine ganz wichtige Frage. Es gibt noch einen großen Bedarf bezüglich möglicher Verbesserungen, die wir mit den Beschäftigten gemeinsam angehen müssen. Unsere Grundlage ist sicher sehr gut, aber wir haben noch viel zu tun. ? Können Sie ein konkretes Beispiel nennen? In der Diskussion über die Ergebnisse der Mitarbeiterbefragung im Produktionsbereich haben wir beschlossen, von den 100 angesprochenen Themen zwei he rauszupicken. Das eine Thema lautet Zusammenarbeit unter Kollegen und das andere dreht sich um Spielregeln. Dabei geht es darum, dass man innerhalb von Teams bestimmte Spielregeln einhalten muss, was in der Realität nicht immer klappt. Daher beschäftigen wir uns in den nächsten sechs Monaten intensiv damit, denn diese Themen haben sehr viel mit Arbeitszufriedenheit zu tun. ? Sind die Führungskräfte in diese Pro jekte eingebunden? Selbstverständlich. ? Und wie funktioniert das? Jedes Team wird von einem Meister geführt. Der ist dafür verantwortlich, dass diese Themen in den Teamsitzungen Priorität haben. Abarbeiten sollen es aber die Teammitglieder. ? Nutzen Sie selbst Angebote der be trieblichen Gesundheitsförderung? Bis jetzt nicht, aber ich habe meiner Frau versprochen, in den nächsten Monaten 10 kg abzunehmen. Und dabei hilft sie mir: Wir gehen jeden Tag eine Stunde schnell spazieren. 11 mensch & arbeit Bei Konzerten mit elektrisch verstärkten Instrumenten spielen Tontechniker eine wichtige Rolle. Neue Serie, Teil 1 Kreative im Fokus Film und Fernsehen, Presse und Mode: In diesen Branchen arbeiten viele Kreative. „etem“ stellt einige von ihnen vor. S pätestens seit den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts leben wir im Medienzeitalter. Fernsehen, Rundfunk und Internet machen Film, Musik und Fotos immer und überall verfügbar. Tablets und Smartphones sind für die meisten Menschen selbstverständlich geworden. Die ständige Nutzung von Medien gehört mittlerweile oft zum beruflichen und privaten Alltag. Das macht sich auch in der Neu- und Weiterentwicklung zahlreicher Berufsbilder bemerkbar. „Angehörige vieler dieser technischen oder gestalterischen Berufe sind in der BG ETEM versichert“, erklärt Gerhard Geller, Mitglied der Abteilungsleitung Mitgliedschaft und Beitrag der BG ETEM. Im Jahr 2012 waren nach einer überschlägigen Schätzung etwa 120.000 Menschen aus den „kreativen“ Berufen in der BG ETEM versichert. „Und die techno12 hinter der Kamera) ebenso wie in Organisation, Planung und Realisierung. Für Filmproduktionen engagierte Schauspieler sind ebenfalls pflichtversichert. Ton- und Kameratechnik/Kinos logische Entwicklung deutet darauf hin, dass ihre Zahl weiter wächst“, erwartet Geller. Filmherstellung Neben den amerikanischen „Giganten“ wie Warner Bros., Paramount Pictures, Sony Pictures, oder 20th Century Fox gibt es auch in Deutschland eine Reihe von Unternehmen, die zur Filmindustrie zählen. Weithin bekannt sind zum Beispiel die Filmstudios Babelsberg bei Berlin oder die Bavaria Film GmbH bei München. Daneben arbeitet eine Reihe weiterer Produktionsfirmen an Filmprojekten, (Talk-) Shows, Unterhaltungssendungen oder Dokumentarfilmen für Kino, Werbebranche und Fernsehen. Die Beschäftigten bei Filmproduktionsunternehmen sind bei der BG ETEM unfallversichert – Mitarbeiter am Set (vor und Kamera- und Tontechnik gehören ebenfalls zur Filmherstellung. Kameraleute arbeiten zwar oft freiberuflich, können sich aber bei der BG ETEM freiwillig versichern. Fest angestellte Kameraleute bei Filmproduktionsunternehmen sind als „normale“ Arbeitnehmer ebenso pflichtversichert wie Tontechniker. Auch wenn ein fertig produzierter Film ins Kino kommt, bleibt die BG ETEM als Unfallversicherung im Spiel. „Alle Mitarbeiter in den Lichtspielhäusern – Verkäufer und Reinigungspersonal ebenso wie die inzwischen sehr kleine Zahl der Filmvorführer – sind hier unfallversichert“, sagte Geller. Filmbearbeitung/ Synchronsprechen Trick- und Animationsfilme werden in Studios an Tischen mit speziell ausgerüsteetem 02.2014 ten Computern hergestellt. Auch die digitale Nachbereitung eines real hergestellten Films erfolgt am Computer-Tisch. „Diese ,Schreibtisch-Täter‘ gehören ebenfalls zu unseren Versicherten, sind aber wegen ihres geringen Unfallrisikos am Arbeitsplatz zu deutlich günstigeren Konditionen versichert als andere Beschäftigte bei Filmproduktionsfirmen“, weiß der BG-Versicherungsexperte. Der Versicherungsstatus von Synchronsprechern sei dagegen „nicht immer eindeutig“, erklärt Gerhard Geller. „Manche sehen sich als selbstständige Unternehmer, andere als versicherungspflichtige Angestellte.“ In der nächsten Folge unserer Serie wird diese Problematik näher beleuchtet. Die Menschen hinter der Kamera arbeiten oft freiberuflich. Grafiker/Mediengestalter Fotos: F1 Online; Getty Inages, vgajic; Getty Images, Nathan Jones; Getty Images, Maskot Aufgrund technischer Entwicklungen haben sich die Berufe in der grafischen Branche in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Klassische Arbeitsfelder wie die des Schriftsetzers oder des Reinzeichners sind vielerorts verschwunden, an ihre Stelle sind „Mediengestalter Digital und Print“ getreten. „Für die Bedienung moderner Druckmaschinen gibt es heute zum Beispiel den Ausbildungsberuf ‚Medientechnologe Druck‘“, so Geller. Die Gestaltung von Medien in Verlagen und Agenturen wird heute in aller Regel von Grafikdesignern übernommen. „Als Angestellte sind diese Beschäftigten über die BG unfallversichert, der ihr Arbeitgeber angehört“, erläutert Gerhard Geller. „Die vielen selbstständigen Grafiker fallen aber in den Bereich der BG ETEM.“ Designer sind in verschiedenen Berufsfeldern tätig – in Verlagen ebenso wie in der Modebranche. Fotografen Auch Fotografen arbeiten vielfach auf eigene Rechnung und für zahlreiche Auftraggeber. Vergleichsweise wenige sind bei mittelständischen und großen Verlagen fest angestellt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind oft nicht „nur“ Fotostrecken, sondern auch Videos oder Foto-Slide shows, die sie mit einem Bildbearbeitungs-Schnittprogramm am Computer für verschiedene Informationskanäle aufbereiten. Auch Fotografen arbeiten häufig auf eigene Rechnung. etem 02.2014 13 mensch & arbeit Klemmringmontage Eine sichere Sache Ein Beispiel aus der Praxis: So funktionieren Arbeiten unter Spannung mit voll isolierten Klemmringen auch ohne Verwendung von PSA gegen elektrische Gefährdung. peraturen. Nach der innerbetrieblichen Prüfung folgte 2010 die Freigabe der neuen Montagetechnik. Danach wurde sie in das Regelwerk der damaligen E.ON Mitte AG aufgenommen. Pilotphase Mustermontage bei E.ON Mitte AG. S eit den 90er-Jahren verfolgt die EAM GmbH & Co. KG (EAM) die Idee zur Entwicklung eines voll isolierten Klemmrings. Ziel war es, durch die Konstruktion des Klemmrings sowie das Verwenden spezieller Werkzeuge die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) gegen elektrische Gefährdung bei der Montage unter Spannung überflüssig zu machen. Die BGFE, Vorgängerin der BG ETEM, war neben Anwendern und Herstellern in diesen Prozess eingebunden. Sie setzte bereits 2003 die BGI 862 „Montage eines Klemmrings unter Beachtung der Grundsätze für den Berührungsschutz bei Arbeiten unter Spannung (AuS) bis 1kV“ in Kraft. Darin wurden die Anforderungen an den Klemmring, die Werkzeuge, die Montageanleitung, das Montagepersonal und den Montageablauf beschrieben. 2008 war erstmals ein Klemmring verfügbar, der die Anforderungen der BGI 862 erfüllte. 14 Zahlreiche Prüfungen Über die Prüfungen hinaus, die der Hersteller im Rahmen des Nachweises der Normenkonformität (DIN VDE 0220 Teil 3) absolvierte, hat die EAM weitere Tests im eigenen Haus vorgenommen. Hierbei standen insbesondere die praxistaugliche Montage sowie die Kontakt eigenschaft in Hinblick auf die Betriebs sicherheit im Vordergrund. Zum Vergleich montierten die Prüfer im Materialprüflabor acht neue und vier konventionelle Klemmringe. Diese Montagen erfolgten zum Teil unter ungünstigen Bedingungen, z. B. gekreuzte Adern vor der Einführung in den Klemmring. Die Musterklemmringe wurden in Anlehnung an die obige Norm mit mehr als 2.000 Belastungszyklen beaufschlagt. In keinem Fall wurden die normativen Anforderungen verletzt. Darüber hinaus simulierten die Tester auch die Montage bei tiefen Tem- Anschließend starteten sieben ausgewählte AuS-Monteure eine Pilotphase. Bei den Monteuren wurde entsprechend der BG-Regel BGR A3 „Arbeiten unter Spannung“, Ziffer 3.2.3 auf die vorhandene AuS-Berechtigung aufgebaut. Die notwendigen Kenntnisse zur Montage erhielten sie im Rahmen einer eintägigen Unterweisung in Theorie und Praxis. Nach mehr als 100 Montagen in der Betriebspraxis erfolgte eine Auswertung unter Beteiligung der Monteure. Die Beteiligten beurteilten das Verfahren unter Beachtung der Arbeitsabläufe und Verwendung des vorgeschriebenen Werkzeugs insgesamt als sicher. Daher wurde die neue Montagetechnik anschließend für alle AuS-Monteure in das innerbetriebliche AuS-Schulungsprogramm aufgenommen. Der Montageablauf orientiert sich an der BGI 862, Ziffer 4 sowie an den Montagehinweisen des Klemmringherstellers. Darüber hinaus ist für diese spezielle Montagetechnik das zu verwendende Werkzeug exakt festgelegt. Die Montagen dürfen bei der EAM von einer Person allein ausgeführt werden. Genaue Vorschriften Bei Störungen im oder bei Abweichungen vom Montageablauf ist die Fortführung der Montage nur in konventioneller Weise mit PSA gegen Störlichtbögen/Körperdurchströmung und bei Anwesenheit einer zweiten Person (EuP mit HLW) erlaubt. Über die Anforderungen der BGI 862 hinaus ist in den Arbeitsabläufen etem 02.2014 mensch & arbeit der EAM beschrieben, dass beim Auf spreizen der Adern des Hauptkabels bis zum Einbringen evtl. erforderlicher Zusatzkeile Isolierhandschuhe zu tragen sind. Wenn die Aderisolierungen nach Abschluss dieser Montageschritte unbeschädigt sind, können die Isolierhandschuhe abgelegt werden. Die AuS-Montagen fallen bei der EAM gemäß DIN VDE 0105-100, Ziffer 6.3 in den Bereich der Arbeiten, die besonderer technischer und organisatorischer Maßnahmen bedürfen. Die Monteure werden entsprechend der BGR A3, Ziffer 3.2.4 alle vier Jahre geschult. In der Zwischenzeit muss der betriebliche Vorgesetzte über eine jährliche Kontrolle mit Blick auf Montagepraxis, gesundheitliche Einschränkungen und Einhaltung der innerbetrieblichen AuS-Regelungen die Berechtigung überprüfen. Ansicht der Prüfungen im Materialprüflabor Bedingungen für Dienstleister ▪▪ der Im letzten Jahr wurde die neue Montagetechnik auch Monteuren von Dienstleistern vermittelt, die bei der EAM AuS-Montagen ausführen. Voraussetzung für die Freigabe der Monteure für die AuS-Montagen war der personenbezogene Nachweis ▪▪ der Ersten-Hilfe-Schulung mit HLW, gesundheitlichen Eignung (G25-Untersuchung) und ▪▪ der AuS-Schulung an kunststoffisolierten Kabeln. Weiterhin musste der AuS-Dienstleister einen AuS-Anweisungsberechtigten nachweisen. Für die AuS-Dienstleister stellen die innerbetrieblichen Regelungen Mindestanforderungen dar. Insbesondere mit Blick auf die neue Montagetechnik ist es ihnen freigestellt, konventionelle PSA bei der Montage zu tragen. Frank Groppe (EAM), Lars Mierdel (EAM) Im Folgenden ist der Montageablauf in einigen Schritten dargestellt: 2 1 Es ist sicher zustellen, dass alle 4 Leiter galvanisch von der Kundenanlage getrennt sind. Sicherheitswerkzeug kontrollieren und griffbereit legen 3 festen Standort schaffen bei Regen oder Schnee fall ist für einen trockenen Arbeitsbereich zu sorgen, z. B. durch ein Montagezelt Arbeitsbereich gegen Zutritt Unbeteiligter sichern Hausanschlusskabel abmanteln, ausrichten etem 02.2014 15 mensch & arbeit 4 Hausanschlusskabel vor Beginn der Montage auf Kurzschluss zwischen den Leitern prüfen (Isolationsmessung) 5 PVC-Außenmantel und Füllstoff des Hauptkabels bis auf die Aderisolierung entfernen PVC-Außenmantel in den Bereichen der Muffe mit Schmirgelleinen aufrauen 16 6 7 Isolierhandschuhe anziehen etem 02.2014 mensch & arbeit 8 Adern des Hauptkabels mit isolierenden Keilen spreizen 9 Zwickelschnur durchtrennen und entfernen (Bild zeigt Hilfswerkzeug zum Herausführen der Zwickelschnur) Gehäusehälften mittig über den Fixierkeil ansetzen und auf Anschlag verrasten 12 10 Fixierkeil und Querkeile zwischen die gespreizten Adern einbringen 11 Sofern die Aderisolierung nicht verletzt wurde, können die Isolierhand schuhe abgelegt werden 13 Abzweigleiter ausbiegen, an den Anschlägen der Gehäusehälften kürzen und bündig in die Leiteraufnahmen einschwenken Fotos: EAM GmbH & Co. KG 14 Abreißmutter anziehen, bis die Montageschraube vollständig abgeschert ist 15 Die Deckel in die Gehäusehälften einrasten, dabei die Montageschraube durch den Fixierkeil führen Muffenschalen montieren 16 Spannung im Hausanschlusskasten zwischen den Außenleitern und gegen PEN prüfen PEN-Leiter ggf. anschließen Drehfeld prüfen Muffe mit Gießharz ausgießen Während der Aushärtezeit (2 Stunden) darf die Muffe nicht bewegt werden etem 02.2014 17 mensch & arbeit 18 etem 02.2014 mensch & arbeit Schutzausrüstung gegen Absturz für Hubarbeitsbühnen Lebensretter Auffangsystem Fahrbare Hubarbeitsbühnen werden als hochgelegener Arbeitsplatz immer öfter verwendet. Trotz ihres generell hohen Sicherheitsniveaus bestehen für Nutzer dieser Bühnen Absturzrisiken. Durch Verwendung einer geeigneten Persönlichen Schutzausrüstung können die Risiken aber deutlich reduziert werden. W eltweit sind mittlerweile über 1,5 Millionen Arbeitsbühnen im Einsatz. Dies liegt unter anderem an der größeren Wirtschaftlichkeit und dem höheren Sicherheitsniveau, z. B. gegenüber Gerüsten und Leitern. Dennoch gibt es bei der Verwendung fahrbarer Hubarbeitsbühnen Restrisiken, die es zu minimieren gilt. Die Gefahr des Herausstürzens aus dem Arbeitskorb wird begünstigt durch: Katapult- oder Peitscheneffekte, hervorgerufen durch z. B. ▪▪ Kollision der Hubarbeitsbühne mit anderen Fahrzeugen, ▪▪ Versetzfahrten der Hubarbeitsbühne oder ▪▪ Festklemmen / Verhaken des Arbeitskorbes an Teilen des Arbeitsumfeldes wie z. B. Konstruktionen im Industriebau, Äste in der Baumpflege. Herausschleudern oder Herausstürzen der Bediener, verursacht z. B. durch ▪▪ Abkippen der Bühne durch Einsinken einer oder mehrerer Abstützungen, ▪▪ Versagen der Tragkonstruktion bei Hydraulik- oder Materialschäden oder ▪▪ Erhöhen des Standplatzes innerhalb des Arbeitskorbes, zum Beispiel Stehen auf der Knieleiste (Bild 1). etem 02.2014 Die Gefahr eines Peitschen- oder Katapulteffekts besteht überwiegend bei auslegergestützten fahrbaren Hubarbeitsbühnen (Teleskop- und Lkw-Arbeitsbühnen). Bei der Verwendung von scheren- und mastgeführten Hubarbeitsbühnen kann das Herausschleudern des Bedieners durch das Verhaken bzw. das Aufsetzen des Arbeitskorbes an Teilen des Arbeitsumfeldes verursacht werden. bühnen müssen nach dem Stand der Technik mit Anschlagpunkten in den Arbeitskörben ausgerüstet sein. Dies kann auch für scheren- und mastgeführte Hub arbeitsbühnen gelten. Die Anschlagpunkte sind für eine Kraft von mindestens 3 kN bei Verwendung eines Rückhaltesystems ausgelegt. Untersuchungen des Sachgebietes „Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz/Rettungsausrüstungen“ im Fachbereich „Persönliche Schutzausrüstungen“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ergaben jedoch, dass nur die Verwendung eines speziellen Auffangsystems einen ausreichenden Schutz bieten kann. So können durch das Herausstürzen aufgrund der beschriebenen Katapultoder Peitscheneffekte sowie durch das Herausschleudern oder -stürzen der Per- Unfallgeschehen Diese Risiken bestehen nicht nur theoretisch; sie werden vielmehr durch das aktuelle Unfallgeschehen bestätigt. Eine erste Auswertung der neuen Unfalldatenbank der IPAF (International Powered Access Federation – Internet: www.ipaf.org) ergab für 2012 weltweit 31 tödliche Unfälle mit Hub arbeitsbühnen. Ein Drittel der Unfälle ereignete sich demnach durch einen Sturz aus dem Arbeitskorb. Zu den meisten Unfällen kam es mit Teleskop-Hubarbeitsbühnen, Lkw- und Scherenarbeitsbühnen. Im ersten Halbjahr 2013 wurden bereits 28 tödliche Unfälle registriert. Bild 1: Nicht erlaubtes Stehen auf der Knieleiste. Schutzmaßnahmen Auslegergestützte fahrbare Hubarbeits19 mensch & arbeit sonen bei Verwendung des Rückhaltesystems Kräfte von über 3 kN am Anschlagpunkt der Hubarbeitsbühne eingeleitet werden. An der Auffangöse des Auffanggurtes des Dummies wurden Kräfte über den im Bereich der PSA gegen Absturz normativ erlaubten 6 kN ermittelt. Berücksichtigen die Verantwortlichen dies bei ihrer Gefährdungsbeurteilung, muss unter Umständen im Gegensatz zur Betriebsanleitung des Hubarbeitsbühnenherstellers nicht ein Rückhaltesystem, sondern ein geeignetes Auffangsystem zum Schutz gegen Absturz festgelegt werden (Bild 2). Bild 3: Beispiel für Hinweis in der Kennzeichnung der Schutzausrüstung zu deren Eignung. Lösungen zum Schutz gegen Absturz Im Vergleich zu den „üblichen“ Ausrüstungen ist hier die Systemlänge auf maximal 1,80 Meter begrenzt. Damit ist eine akzeptable Bewegungsfreiheit der Benutzer gewährleistet. Zudem werden die Ausrüstung und der Anschlagpunkt im Arbeitskorb in einem kalkulierbaren Rahmen beansprucht. Wesentlich für die Schutzfunktion ist, dass das Verbindungsmittel bzw. die bewegliche Führung immer so kurz wie möglich eingestellt ist. Zusätzlich ist die Auswahl der richtigen Position des Anschlagpunktes im Arbeitskorb entscheidend. Hier werden folgende Positionen empfohlen: 20 Bild 2: Simulation der Sicherung durch ein Höhensicherungsgerät mithilfe eines Dummies. Bild 4: Lösungsansatz Auffangsystem mit einer maximalen Länge von 1,80 Meter mit Höhensicherungsgerät. beim Verfahren des Arbeitskorbes: in Höhe des Zwischenholmes vorzugsweise hinten (wenn vorhanden) oder vorne; ▪▪ beim Arbeiten im Korb: maximal in Höhe des Zwischenholmes, besser im Bereich des Bordbrettes. Müssen mehrere Personen im Arbeitskorb gesichert werden, so ist für jede Person ein separater Anschlagpunkt zu benutzen. Ein geeignetes Rettungskonzept muss vorliegen, insbesondere wenn man davon ausgeht, dass die Person nach dem Auffangvorgang sich nicht selbst retten kann. Dabei ist die Anwesenheit einer zweiten Person notwendig, die zudem die sachgemäße Betätigung des Bühnen-Notablasses kennt. ▪▪ Empfehlungen Ergibt sich nach der Gefährdungsbeurteilung der Verantwortlichen das Risiko des Herausfallens aus dem Arbeitskorb, dürfen nur Hubarbeitsbühnen mit geeigneten Anschlageinrichtungen für PSAgA, ausgelegt für mindestens 3 kN, besser 6 kN, eingesetzt werden. Bei der Bewertung der Gefährdungen sind die verbleibenden Restrisiken, wie z. B. die Verletzungsgefahren beim Auffangvorgang und das Umkippen der Hubarbeitsbühne als Folge des Auffangvorganges mit einzubeziehen. Die Empfehlung des Verfassers lautet: Künftig grundsätzlich die spezielle PSAgA benutzen! – übernommen nach dem Motto für den Straßenverkehr: „Erst angurten, dann starten“. Dies gilt insbesondere für das Verfahren des Arbeitskorbes und dort, wo die PSAgA ein sicheres Arbeiten im Korb nicht behindert. Dipl. Ing. Wolfgang Schäper, Leiter des Sachgebietes „PSA gegen Absturz/ Rettungsausrüstungen“ im FB „PSA“ der DGUV → info Weitere Informationen unter „www.dguv.de/fb-psa“ (Homepage des FB PSA) etem 02.2014 Fotos: Wolfgang Schäper, BG Bau Ein geeignetes Auffangsystem für die Verwendung in Hubarbeitsbühnen ist eine Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA), die im Rahmen der EG-Baumusterprüfung für diesen speziellen Verwendungszweck geprüft wurde und zum Beispiel die am Anschlagpunkt auftretende Kraft auf max. 3 kN begrenzt. Im Rahmen dieser speziellen Prüfungen wird u. a. auch die Kantenbeanspruchung der Ausrüstung mit 180°-Umlenkung am Geländer abgeprüft. Für die Anwender ist die Eignung der PSAgA zum Gebrauch in Hubarbeitsbühnen anhand der Gebrauchsanleitung und teilweise durch die Kennzeichnung der PSAgA (z. B. durch ein entsprechendes Piktogramm, Bild 3) ersichtlich. Ein geeignetes Auffangsystem besteht aus einem Auffanggurt nach DIN EN 361 mit vorderer und hinterer Auffangöse in Verbindung mit einem speziell geprüften ▪▪ längenverstellbaren Verbindungsmittel mit Falldämpfer oder ▪▪ mitlaufenden Auffanggerät mit beweglicher Führung oder ▪▪ Höhensicherungsgerät (siehe Bild 4). mensch & arbeit Mitarbeiter eines Gasversorgungsunternehmens führen Arbeiten in einer Gasanlage durch. Aktuelle Regelungen zum Arbeitsschutz, die hierbei zu beachten sind, werden bei der Fachtagung der BG ETEM in Düsseldorf vorgestellt. 3. Fachtagung „Arbeitssicherheit in der Gasversorgung“ Immer auf der sicheren Seite Am 11. und 12. Juni 2014 lädt die Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM) Führungs- und Sicherheitsfachkräfte aus Gasversorgungsunternehmen nach Düsseldorf ein. Foto: BG ETEM W ichtige Informationen zu den neuen gesetzlichen Arbeitsschutzregelungen im Bereich Gasversorgung bekommen die Teilnehmer der dritten Fachtagung „Arbeitssicherheit in der Gasversorgung“ der BG ETEM. Sie bietet speziell für Gasversorger ein aktuelles Diskussionsforum für Fragestellungen aus dem Bereich Arbeitssicherheit. Die Fachtagung richtet sich an Sicherheitsfachkräfte, Führungskräfte, Betriebsräte und Mitarbeiter von Dienstleistern. Zu den vorgegebenen Schutzzielen werden Möglichkeiten für eine praxisgerechte Umsetzung aufgezeigt und diskutiert. Referenten von Herstellern, Gasversorgungsunternehmen sowie Vertreter staatlicher Arbeitsschutzbehörden und von Unfallversicherungsträgern stellen beispielhafte Lösungen vor. Schwerpunktthemen der Tagung sind: ▪▪ Neue gesetzliche Bestimmungen und Regelwerke zum Arbeitsschutz ▪▪ Sicheres Arbeiten an Gasleitungen ▪▪ Sicherer Betrieb von Biogasanlagen ▪▪ Arbeitsschutz beim Betrieb von Gasanlagen und Explosionsschutz. Veranstaltungsort ist das Hotel NH Düsseldorf City Nord, Münsterstr. 230-238, D-40470 Düsseldorf. Bis zum 15. Mai 2014 steht dort ein reserviertes Abrufetem 02.2014 kontingent unter dem Stichwort „BG ETEM“ zur Verfügung (Hotelbuchung unter Telefon 01807 644600 oder 0800 0115 0116). Die Teilnahme ist für Mitarbeiter aus den Mitgliedsbetrieben der BG ETEM kostenfrei (inklusive Pausenverpflegung, Mittagsimbiss und Abendessen). Kosten für An- und Abreise sowie Übernachtung werden von der BG ETEM nicht erstattet. Dr. Albert Seemann → info Ihre Ansprechpartner.... ... bei inhaltlichen Fragen: Georg Haug Telefon: 0211 9335-4210 E-Mail: [email protected] Dr. Albert Seemann Telefon: 0221 3778-6164 E-Mail: [email protected] .... bei organisatorischen Fragen: Marion Korfmacher Telefon: 0211 9335-4223 Bitte melden Sie sich online an unter: www.bgetem.de, Webcode 14436389 21 betrieb & praxis Noch Fragen zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz? Bei Betriebsbesichtigungen unterstützt der Aufsichtsdienst der BG ETEM Unternehmen direkt vor Ort. So lassen sich Unklarheiten am besten beseitigen. ohne Terminabsprache vorbei. Denn so kann die Arbeitsschutzberatung unter realen Bedingungen stattfinden. Nach Sozialgesetzbuch VII darf der Aufsichtsdienst Unternehmen zu den Betriebs- und Geschäftszeiten betreten, besichtigen und prüfen. Sollte niemand vor Ort sein oder der Unternehmer oder Betriebsleiter als Ansprechpartner nicht zur Verfügung stehen, kann auch ein Termin vereinbart werden. Beratung im Fokus Betriebsbesichtigungen bei Kleinunternehmen Hilfe vor Ort Besuch von der BG ETEM: Bei Betriebsbesichtigungen bekommen Kleinunternehmen gezielt Unterstützung in Sachen Arbeitsschutz. D ie Präventionsabteilung der BG ETEM beaufsichtigt und berät die Mitgliedsbetriebe in allen Fragen des Arbeitsund Gesundheitsschutzes. In den letzten Jahren wurde der Aufsichtsdienst so strukturiert, dass alle Betriebe, also auch Kleinbetriebe regelmäßig besucht werden. In vielen Fällen kommen die Mitarbeiter der BG ETEM bei Betriebsbesichtigungen 22 Der Aufsichtsdienst berät bei der Betriebsbesichtigung in Sachen Arbeits sicherheit und Gesundheitsschutz, und zwar auf Grundlage des geltenden Arbeitsschutzrechts. Dabei wird dem Unternehmer erläutert, welche Pflichten er als Unternehmer und Vorgesetzter hat. Bei einem Rundgang durch den Betrieb weist der Mitarbeiter der Berufsgenossenschaft auf eventuelle Mängel im Betriebsgeschehen hin und zeigt gleichzeitig Lösungen zur Beseitigung der Mängel auf. Zudem bietet die BG ETEM zahlreiche Hilfsmittel an, um den Arbeitsschutz im Unternehmen fest zu verankern. Die Besuche sollen vermitteln, dass die BG ETEM dem Unternehmer unterstützend zur Seite steht: zum einen, um Arbeitsunfälle zu verhüten, zum anderen, um für Rechtssicherheit nach einem Arbeitsunfall zu sorgen. Falls in einem Unternehmen ein Arbeitsunfall passiert ist, besucht der Aufsichtsdienst das jeweilige Unter nehmen möglicherweise auch außerhalb des normalen Turnus. Das hängt von der Schwere des Unfalls ab und geschieht meistens nach Terminvereinbarung. Bei solch einem Anlass geht es darum, die genaue Unfallursache herauszufinden, Unternehmen gezielt im Arbeitsschutz zu beraten und Lösungen zu erarbeiten. Vergleichbare Unfälle sollen schließlich vermieden werden. Feste Ansprechpartner Jedes Unternehmen hat eine Aufsichtsperson als festen Ansprechpartner. Ein etem 02.2014 weiterer Vorteil der Betriebsbesichtigung: Unternehmer können ihrem persönlichen Ansprechpartner an Ort und Stelle alle Fragen rund um Arbeitsschutz und Berufsgenossenschaft stellen. Auch wenn sich betriebliche Änderungen ergeben, wie zum Beispiel neue Arbeitsverfahren oder ein Arbeitsstättenwechsel, profitieren Betriebe von der BG ETEM: Auf Wunsch kommt die zuständige Aufsichtsperson vorbei und berät das Unternehmen außerhalb des geregelten Turnus. Aufblättern Nachlesen Anwenden Arbeitsschutzmaterialien online Bei dem Besuch weist die Aufsichtsperson auch auf das umfassende Angebot an Hilfsmitteln auf der Webseite der BG ETEM (www.bgetem.de) hin. Hier befinden sich beispielsweise Vorlagen zum Durchführen der Gefährdungsbeurteilung für verschiedene Gewerke. Mitgliedsbetriebe können die Muster herunterladen und bearbeiten. Jedes Unternehmen mit Beschäftigten in der Europäischen Gemeinschaft muss Gefährdungsbeurteilungen durchführen und dokumentieren. Darüber hinaus können zahlreiche Unterweisungsvorlagen, Software zum Erstellen einer Gefährdungsbeurteilung, Regelwerke, interaktive Lernprogramme und weiteres Informationsmaterial über www.bgetem.de angefordert werden. Zudem bietet die BG ETEM zahlreiche Seminare an, an denen Mitgliedsunternehmen meist kostenlos teilnehmen können. Richard Hundseder etem – das Magazin für Prävention, Rehabilitation und Entschädigung Als E -Pa und P per DF im Ne tz jed verfü erzeit gbar . Info Ansprechpartner bei der BG ETEM im Internet: www.bgetem.de, Webcode ansprechpartner ▪▪ Regelwerk, Informationsmaterial und Vorlagen im Medienshop: www.bgetem.de, Webcode 11205644 ▪▪ I nfos zu Bildungsangeboten samt Seminardatenbank: www.bgetem.de, Webcode 11919750 ▪▪ Infos zum Unternehmermodell: www.bgetem.de, Webcode 12108806 ▪▪ Seminartermine des Unternehmermodells: www.bgetem.de, Webcode 12750623 Fotos: BG ETEM; Fotolia, radub85 ▪▪ etem 02.2014 ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... ......................................................................... www.bgetem.de, Webcode 12484059 gesundheit Hautschutz Auf Tuchfühlung Persönliche Betreuung und maßgeschneiderte Lösungen: Das Hautarztverfahren der BG ETEM ist erfolgreich. H autkrankheiten gehören bei allen Unfallversicherungsträgern zu den am häufigsten gemeldeten Erkrankungen mit Verdacht auf eine berufliche Ursache. Der BG ETEM wurden im Jahre 2013 insgesamt 1.667 Verdachtsanzeigen zugesandt (2012 waren es 1.706). Die meisten kommen von Hautärztinnen und Hautärzten – inzwischen auch häufig von Betriebsärztinnen und Betriebsärzten. Ebenso wie die Präventionsabteilung richten alle Bezirksverwaltungen ein besonderes Augenmerk auf die in den Berichten beschriebenen 24 Krankheits- und Berufsbilder. Ihr Ziel: dem Eintreten einer Berufskrankheit mit allen geeigneten Mitteln entgegenwirken. Haut im Fokus 2006 beteiligte sich die BG ETEM mit den Branchen Feinmechanik, Elektrotechnik und Textil an einem Benchmarkingprojekt. Dabei wurden die im Jahre 2004 gemeldeten Hauterkrankungen im Rahmen einer statistisch signifikanten Stichprobe untersucht. Die Auswertung ergab, dass 18 Prozent der Betroffenen ihre Tätigkeit aufge- ben mussten. Sie zeigte aber auch, dass die Berufsgenossenschaften diese Quote zugunsten einer Weiterbeschäftigung am Stammarbeitsplatz beeinflussen können. Die Ergebnisse waren der Anlass, das Thema Haut mit Kennzahlen und Zielvereinbarungen stärker in den Fokus zu rücken. Seitdem wurde unter anderem die Gewichtung der Hautarztberichte verändert. Ist von einer beruflichen Verursachung oder Mitverursachung auszugehen, beauftragen die Bezirksverwaltungen die behandelnden Hautärzte mit einer berufsgenossenschaftlichen ambulanten Heilbehandlung. Deren Dauer richtet sich nach dem Bedarf im Einzelfall und kann auch mehrere Monate umfassen. etem 02.2014 gesundheit Hauterkrankungen schnell zu erkennen und gezielt zu behandeln ist ein Ziel des Hautarztverfahrens. Dabei arbeiten Ärzte, Betriebe und die Berufsgenossenschaft eng mit den Betroffenen zusammen. Der Behandlungsauftrag ergeht innerhalb der ersten Woche nach Eintreffen des Hautarztberichts. Die Patienten werden darüber und über die Ziele der BG ETEM schriftlich informiert. Wenige Tage später nehmen Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter für Berufskrankheiten persönlich Kontakt mit ihnen auf. Dies erfolgt telefonisch oder in einem Gespräch vor Ort. Foto: wdv-O. Hermann Weitere Maßnahmen In Fällen mit konkreten Hinweisen auf eine berufliche Ursache der Krankheit arbeiten Bezirksverwaltungen und Präventionsabteilung eng zusammen. Sie untersuchen eventuell krankheitsauslösende Stoffe, besichtigen Arbeitsplätze und etem 02.2014 suchen gemeinsam mit den Beteiligten (Betrieb, Dermatologe, Betriebsarzt/Betriebsärztin) nach Lösungen zur Beseitigung der Gefährdung. Die Betreuung der Patienten kann – je nach Schwere des Krankheitsbildes und der Intensität beruflicher Einwirkungen – einige Monate dauern. Nicht selten sind Hauterscheinungen so massiv, dass nur eine stationäre Behandlung erfolgversprechend ist. Neben der Heilbehandlung bietet die BG ETEM den Erkrankten auch Beratung durch medizinische Sachverständige mit Kompetenzen in der Berufsdermatologie. Die Beratungen erfolgen telefonisch, im Rahmen ambulanter Vorstellungen oder in zweitägigen Seminaren. Partner sind dabei unter anderem die Universitätshautkliniken Heidelberg und Osnabrück sowie das Hautschutzzentrum Berlin. Persönliche Betreuung Das Hautarztverfahren sorgt für umfangreiche Informationen, die durch die persönliche Betreuung an alle Beteiligten fließen. Die Umsetzung des jeweils individuellen persönlichen Hautschutzes wird dadurch wesentlich erleichtert. In den meisten Hautfällen kann die BG heute, gemeinsam mit den Mitgliedsbetrieben und Betriebsärzten/Betriebsärztinnen, eine Fortsetzung der betrieblichen Tätigkeit ohne krankheitsauslösende Hautgefährdung erreichen. Hautschutz ist dennoch Hintergrund Hauterkrankungen Berufskrankheiten (BK) werden durch besondere Einwirkungen verursacht, denen die Betroffenen durch ihre Arbeit in erheblich höherem Maß als die übrige Bevölkerung ausgesetzt sind. Diese Erkrankungen sind in einer Liste aufgeführt, die von der Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrats erstellt wird. Unter der BK-Nummer 5101 enthält sie schwere oder wiederholt rückfällige Hauterkrankungen, die die Betroffenen dazu zwingen, alle Tätigkeiten aufzugeben, die für die Entstehung, die Verschlimmerung oder das Wiederaufleben der Krankheit ursächlich waren oder sein können. Dem wollen alle Beteiligten (Betriebe, Patienten, BG ETEM) entgegenwirken. für viele Patienten auf längere Sicht erforderlich. Grundsätzlich hat dies der Arbeitgeber nach Abschluss der Individualpräventionsmaßnahme zu übernehmen, da er den geeigneten Arbeitsschutz sicherzustellen hat. Beratung und Information In 1.330 Hauterkrankungsfällen wurden Bezirksverwaltungen und Präventions abteilung im Jahre 2013 im Rahmen der Individualprävention tätig. Betriebe und Beschäftigte wurden beraten. Für medizinische Leistungen wurden rund 600.000 Euro aufgewendet. Häufig erwiesen sich Hautkrankheiten als nicht beruflich verursacht. Auch für diese Personengruppe sind Beratung und Informationen der BG ETEM nützlich und insofern eine lohnende präventive Investition. Lediglich in 37 Fällen (2,78 % von 1.330 Fällen) mussten die Betroffenen nach einer anerkannten Berufskrankheit Haut (BK-Nr. 5101) ihre bisherige Tätigkeit aufgeben. Ihnen hat die BG ETEM mit Qualifizierungsmaßnahmen oder einer Umschulung eine neue berufliche Perspektive eröffnet. Manfred Tubbesing 25 service Bärlappsporen, von Brandoberinspektor Uwe Lauer in eine brennende Kerze geblasen, simulieren eine in Bäckereien und Mühlen gefürchtete Mehlstaubexplosion. Von der Explosion sind alle beeindruckt. Bildungsangebote der BG ETEM Brandschutz ist Übungssache Beschäftigte werden zu Brandschutzbeauftragten – bei einer Schulung der BG ETEM in Eppstein bei Wiesbaden. F euer – jetzt müssen Menschen gerettet, die Feuerwehr gerufen werden. Aber vorbeugender Brandschutz beginnt schon viel früher. Dafür bildet die BG ETEM Beschäftigte zu Brandschutzbeauftragten aus. Sie sollen verhindern helfen, dass ein Feuer entsteht, und die Verantwortlichen in allen Fragen des Brandschutzes unterstützen. Dafür kamen 21 Teilnehmer zum Kurs nach Eppstein. Ein Tag bei der Feuerwehr Zwei Wochen mit fast 80 Lehreinheiten werden sie für einen Ausbildungslehrgang zum Brandschutzbeauftragten freigestellt – Versicherte aus produzierenden 26 Betrieben mit hoher Brandlast und entsprechender Beschäftigtenzahl. Hier können Schadensfälle zu existenzieller Bedrohung führen, Sachversicherer stellen demzufolge Forderungen nach fachlich qualifiziertem Personal. An einem der Tage geht es gemeinsam mit dem Bus von Eppstein zur Berufsfeuerwehr nach Wiesbaden. Bei der Feuerwache 1 will man sich über die besten Methoden der Brandbekämpfung informieren. Brandoberinspektor Uwe Lauer erklärt den Kursteilnehmern am Vormittag den vorbeugenden Brandschutz, bietet eine Einführung, die an Anschaulichkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Zuerst die Brandlehre: etem 02.2014 service Jeder muss einmal Löschen üben: Brennendes Fett oder Öl oder einen brennenden Computerbildschirm. Wer das einmal ausprobiert hat, verlernt es nicht mehr. „Damit ein Feuer überhaupt entstehen kann, ist brennbare Substanz nötig, Sauerstoff, das richtige Mengenverhältnis und die nötige Zündtemperatur“, erklärt Lauer und ergänzt, was das praktisch heißen kann: „Bei der heutigen Doppel- und Dreifachverglasung kommt in vielen Räumen kaum Sauerstoff an ein Feuer. Wenn der kleine Brand den Raum vorgeheizt hat, bringt die geöffnete Tür viel Sauerstoff – das führt plötzlich zu einem sogenannten Flash-over: Alles brennt lichterloh.“ Welche Substanzen brennen? Nicht nur Holz und Benzin, auch Staub kann heftig brennen. Lauer bläst Bärlappsporen in eine brennende Kerze – die Explosion beeindruckt alle. „Mehlstaubexplosionen sind in Bäckereien und Mühlen gefürchtet“, erklärt er und zeigt: „Auch wenn ein Löffel nicht brennt – die Bohrspäne oder Schleifabfälle können sich an einer Batterie entzünden. Und auch Magnesiumspäne brennen.“ Hier demonstriert der Feuerwehrmann gleichzeitig die Probleme bei der falschen Wahl des Löschmittels: Brennende Magnesiumspäne zerlegen Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff – dann geht es erst richtig los. Wie lösche ich das Ganze? Kühlen, ersticken oder gar nicht erst zustande kommen lassen – das sind die drei Möglichkeiten, gegen einen Brand vorzugehen. Die verschiedensten Feueretem 02.2014 löscher stehen zur Verfügung: tragbare Feuerlöscher, Dauerdrucklöscher, Aufladelöscher. Bei der Bandbreite der brennbaren Stoffe ist für jeden Brand etwas dabei: ▪▪ Brandklasse A: feste, glutbildende Stoffe, ▪▪ Brandklasse B: flüssige oder flüssig werdende Stoffe, ▪▪ Brandklasse C: gasförmige Stoffe, auch unter Druck, ▪▪ Brandklasse D: brennbare Metalle (Einsatz nur mit Pulverbrause), ▪▪ Brandklasse F: Speisefette, Speiseöle. Es ist eine richtige Wissenschaft: Wasser verwendet man bei Brandklasse A, aber nicht bei Metallen, Schornstein- oder Fettbränden sowie bei quellfähigen Stoffen. Schaum löscht bei Brandklasse A und B, aber nicht bei bestimmten chemischen Stoffen sowie Metall- und Fettbränden. Kohlendioxid bei Brandklasse B für Elektrobrände in elektrischen Anlagen, Laboratorien und im EDV-Bereich. Das CO2 sinkt nach unten, verdrängt den Sauerstoff, kann so ein Feuer ersticken. „Aber bei Anlagen über 1.000 Volt dürfen ohne Fachpersonal keine Löschmaßnahmen durchgeführt werden“, ergänzt der Brandoberinspektor. Lauer fordert von den künftigen Brandschutzbeauftragten, sich schon im Vorfeld damit zu beschäftigen, was sie löschen müssen und wie sie dabei am besten vorgehen. „Üben Sie den Umgang mit kleinen Löschgeräten, mit Feuerlöscher, Wasserschlauch oder auch Löschdecken. Je geschulter man an so etwas rangeht, desto einfacher ist es.“ Angst? Die könne man haben, dürfe man haben – „Angst ist eine gesunde Sache.“ Evakuierung üben Evakuierungsübungen können angekündigt, aber auch unangekündigt stattfinden. „Dann müssen alle zum Sammelplatz, Beschäftigten mit Handicap muss geholfen werden, dann abzählen, und wenn einer fehlt, muss der Brandschutzbeauftragte die Feuerwehr darüber informieren.“ Für jede Firma muss durchgesprochen werden, wie die Feuerwehr den schnellstmöglichen Zugang zum potenziellen Brandherd bekommt. Die Feuerwehr brauche auch Zugang zum Generalschlüssel-Depot. „Suchen Sie regelmäßig den Weg zur Feuerwehr, sprechen Sie mit ihr den möglichen Notfall durch“, fordert Lauer seine Zuhörer auf. Und man müsse Strukturen aufbauen: Wer macht was? Der Brandschutzbeauftragte kann durch Stockwerksbeauftragte unterstützt werden, die ihm melden, wann ihre Bereiche geräumt sind. „Kreideschrift auf dem Boden und Bändchen an Türgriffen zeigen an: ‚Keiner mehr drin‘. Ein gut funktionierender Brandschutz geht nur, wenn man das durchspielt und rechtzeitig übt.“ Einen kleinen Eindruck davon erhalten die Teilnehmer, als ein Teil des Feuerwehrkellers mit Nebel gefüllt wird und sich alle durch den rauchgefüllten Gang zur rettenden Tür tasten müssen. 27 service In jedes Unternehmen gehören Feuerlöscher, erklärt Brandoberinspektor Uwe Lauer. Aber funktionsfähig müssen sie sein und deshalb alle zwei Jahre geprüft werden. Und man sollte die mögliche Brandklasse kennen, um im Notfall den richtigen Feuerlöscher zur Hand zu haben. Der Papierkorb brennt Bei den kontrollierten Experimenten im Hof der Feuerwehr wird eine Spraydose durch Erhitzen zur Explosion gebracht. Dann steht ein Papierkorb in Flammen und jeder muss mit dem Wasserlöscher so lange spritzen, bis er nicht mehr brennt. „Das müssen Sie Ihren Leuten im Betrieb vermitteln“, erklärt Lehrgangsleiter Wolfgang Paul von der BG ETEM, „mit Erstbekämpfungsmitteln einen Brand schon im Entstehen zu löschen. Ob Sekretärin, Azubi oder Abteilungsleiter – wer so was mal ausprobiert und so ein kleines Feuer gelöscht hat, verlernt das nicht. Aus der windabgewandten Richtung mit breitem Strahl nassspritzen, bis die Flammen ausgegangen sind – und kontrollieren, dass es nicht wieder angeht.“ Jeder Brandschutzbeauftragte sollte einen roten Brandschutzordner anlegen, empfiehlt Lauer, mit Brandschutz ordnung und jährlicher Räumungsübung, die man sich abzeichnen lassen sollte. Brennendes Fett und Öl Brand-Risiko-Analyse Nach der Mittagspause wird es wieder theoretisch, es geht um Brandursachen: ▪▪ Natürliche Ursachen wie Blitz, Sonne, Wind, Frost, Nagetiere oder Selbstentzündung, ▪▪ technische Ursachen – durch elektrischen Strom oder durch Feuerungsanlagen – und schließlich ▪▪ Brandstiftung, fahrlässig oder vorsätzlich. Für ein Brandschutzkonzept „bietet der vorbeugende Brandschutz jede Menge Ansätze, er ist quasi die Mindestanforderung eines Brandschutzbeauftrag28 ten“, erklärt Lauer. Dazu gehören die Verhinderung eines Brandausbruchs und die Sicherung der Rettungswege. Laut Arbeitsstättenrichtlinie wird ein Flucht- und Rettungsplan gefordert. Eine Brand Risiko-Analyse gehört auch zu den Aufgaben, die die Kursteilnehmer am Ende als Prüfung zu absolvieren haben. Dabei geht es darum, mindestens zwei von einander unabhängige Rettungswege festzulegen, einen Flucht- und Rettungsplan zu erstellen, die Feuerwehrzufahrt zu klären. Ein Rundgang durch die Feuerwache 1, die Besichtigung der verschiedenen Fahrzeuge, der plötzliche Start eines Löschzugs und ein Besuch des Feuerwehrmuseums im Keller runden den Tag bei der Feuerwehr ab. Warum Brandoberinspektor Uwe Lauer alles so ausführlich erklärt hat? „Bei den künftigen Brandschutzbeauftragten kann ich was bewirken, bevor was passiert“, erklärt Lauer seine Motivation. → info Bildungsstandort Wiesbaden Am Bildungsstandort Wiesbaden der BG ETEM organisieren die Mitarbeiter Seminare an verschiedenen Bildungsstätten. Dabei stehen Themen aus der Branche Druck und Papierverarbeitung sowie fachübergreifende Themen im Mittelpunkt. www.bgetem.de/Webcode 13907534 etem 02.2014 Fotos: wdv-B. Rüttger Warum darf die brennende Fritteuse nicht mit Wasser gelöscht werden? Ein Liter Sonnenblumenöl wird in einer Spezialhalterung erhitzt, dann gießt Brandmeister Lauer aus sicherer Distanz ein Glas Wasser darüber – wumm, schießen die Flammen meterhoch heraus. Mit Fettbrandlöschmittel wird der Brand erstickt. Dann übt jeder, die Flammen an einem brennenden Computerbildschirm mit Trockeneis zu ersticken – es hat gleichzeitig einen kühlenden Effekt. Brennendes Öl wird mit dem Feuerlöscher gelöscht (gelbe Aufschrift: „Fettbrandlöscher“). „Gehen Sie nicht zu nah dran, nutzen Sie die Wurfweite des Löschers. Wenn Sie zu stark in die Flüssigkeit hineinspritzen, spritzt die brennende Flüssigkeit oben raus – dann bekommen Sie einen wunderschönen Flächenbrand und stehen plötzlich mitten in den Flammen.“ service Beitragsbescheid 2013 Alles klar?! Alle Mitgliedsunternehmen der BG ETEM erhalten in Kürze ihren Beitragsbescheid für das Jahr 2013. Gerhard Geller, Mitglied der Leitung der Abteilung Mitgliedschaft und Beitrag, beantwortet häufig gestellte Fragen. ? Bis wann sind die Beiträge zur Berufs genossenschaft fällig? Geller: Die BG ETEM hat zur Schaffung einheitlicher Zahlungstermine nach den Fusionen drei Zahlungstermine (Vorschüsse) eingerichtet. Die Zahlungen sind am 15.02., am 15.05. und am 15.08. zu leisten. ? Welche Konsequenzen drohen unserem Unternehmen, wenn wir un sere Beiträge zu spät zahlen? Der Gesetzgeber hat hierfür – ähnlich wie bei den Finanzämtern – Säumniszuschläge vorgesehen. Nach Mahnung vollstreckt die BG die Forderungen, was im Interesse aller Mitglieder auch fair und notwendig ist. Bei echten Zahlungsschwierigkeiten kann die BG die Zahlung stunden bzw. Raten erlauben. Deshalb sollte man hier rechtzeitig mit uns sprechen, wenn sonst wirtschaftliche Härten entstehen. Auch dies ist nur gegen Zinszahlung möglich. Foto: Privat ? Wir haben den Eindruck, dass der Um lagebeitrag für unser Unternehmen zu hoch ist. Wie können wir selbst prüfen, ob der Beitrag richtig errechnet wurde? Zunächst sollte die Beitragsrechnung die mathematische Prüfung erlauben, die einzelnen Berechnungsschritte sind dort nachvollziehbar. Falls mit der Einstufung etwas nicht stimmen sollte: Bitte die BG ansprechen, wir prüfen das nach! Ein geänderter Bescheid kann die Folge sein, wenn die Einstufung rückwirkend geändert wird. Manche Betriebe haben sich auch schon bei der eigenen Meldung der Lohnsummen vertan, hier kann unter Umständen berichtigt werden. In der Regel sind allerdings die Bescheide zutreffend. Nur ein recht geringer Anteil der Bescheide wird später geändert. etem 02.2014 »Wie können wir selbst prüfen, ob der Beitrag richtig errechnet wurde?« »Die einzelnen Berechnungsschritte sind im Beitragsbescheid nachvollziehbar. Falls doch etwas mit der Einstufung nicht stimmen sollte: Wir prüfen das nach!« ? Was ist das Beitragsausgleichsverfah Gerhard Geller ist Experte für Beitragsfragen bei der BG ETEM. ? Welche Bedeutung hat der Beitrags fuß und wie wirkt er sich auf unser Unter nehmen aus? Der Beitragsfuß stellt eine Beziehung her zwischen dem durch die Umlage abzudeckenden Betrag und den von den Betrieben in den einzelnen Gefahrtarifstellen gemeldeten Lohnsummen. Da diese beiden Größen keine gemeinsame Grundlage haben, ist die Funktion des Beitragsfußes erforderlich, damit der Bedarf der Umlage mathematisch exakt auf die Betriebe verteilt wird. Für Ihr Unternehmen sorgt der Beitragsfuß daher dafür, dass genau der Beitrag auf Ihr Unternehmen entfällt, der in Relation zu allen anderen Betrieben dem Grad der Unfallgefahr und dem Anteil der Lohnsummen entspricht. ren und wie wirkt sich das für uns aus? Der Gesetzgeber schreibt ein Ausgleichsverfahren vor, das Anreize für verbesserte Prävention bieten soll. Die BG ETEM hat inzwischen ein einheitliches Nachlassverfahren – das war ein wesentliches Ziel der Selbstverwaltung. Alle Betriebe sollen die gleichen Bedingungen hier vorfinden. Für den einzelnen Betrieb geht es um eine mögliche Ersparnis von bis zu 18 Prozent des Beitrages – das ist schon ein erheblicher finanzieller Anreiz. Das Verfahren ist in der Satzung genau geregelt. Auf der Internetseite der BG ETEM (siehe unten) wird erläutert, wie das Verfahren über mehrere Jahre gesehen funktioniert. → info www.bgetem.de, Webcode 11197352 Telefonische Fragen zum Beitrag richten Sie bitte entsprechend Ihrer Branche an: Elektro Feinmechanik: 0221 3778-1800 Medienerzeugnisse: 0221 3778-1802 Textile Branchen/Schuhe: 0221 3778-1805 Energie Wasserwirtschaft: 0221 3778-1807 29 service Nicht nur Beschäftigte, auch Besucher eines Unternehmens sind unter bestimmten Voraussetzungen durch die BG ETEM geschützt. Versicherung für Betriebsfremde Gastfreundschaft ohne Risiko Verletzte beim Tag der offenen Tür? Ein Albtraum für Unternehmer. Damit er nicht zum Desaster wird, bietet die BG ETEM Versicherungsschutz. o oder so ähnlich hätte es passieren können: Ein schöner Tag im März. „Elektro K.“ hat zur Besichtigung eingeladen. Zahlreiche Besucher haben sich auf dem Betriebsgelände eingefunden. Meister Stefan Z. führt sie herum. Auch eine Berufsschulklasse ist dabei. Plötzlich gibt es einen lauten Knall. Ein nicht gewarteter Druckbehälter ist explodiert. Es gibt einige Leichtverletzte. Sind diese bei der BG versichert? Erweiterter Versicherungsschutz Beschäftigte wie Stefan Z. sind kraft Gesetzes unfallversichert. Der Kreis dieser Personen kann von den einzelnen Berufsgenossenschaften ausgeweitet werden. Dies hat die BG ETEM genutzt. Nach ihrer Satzung besteht für betriebsfremde Personen Versicherungsschutz, wenn diese sich im Auftrag oder mit Zustimmung der Unternehmensleitung auf dem Gelände eines Mitgliedsbetriebs aufhalten – die sogenannte Aufenthalts-/Besucherversicherung. Um eine unnötige „Doppelversicherung“ zu vermeiden, gilt das allerdings nur, sofern sie nicht schon anderweitig gesetzlich unfallversichert sind: 30 Berufsschüler sind über die Unfallkasse versichert. Die bei der Besichtigung ver letzten Schüler werden daher von der Unfallkasse – und nicht der BG ETEM – versorgt. ▪▪ Die übrigen Teilnehmer sind vom Versicherungsschutz der Satzung erfasst. Die BG ETEM erbringt für sie die gleichen Leistungen wie für Stefan Z. Neu ist, dass während des Aufenthalts auf dem Betriebsgelände (die Wege von/ zum Betriebsgelände sind hiervon nicht erfasst) für den Umfang des Versicherungsschutzes das Gleiche gilt, wie für „reguläre Beschäftigte“. Somit ist nicht nur die Betriebsbesichtigung an sich versichert, sondern z. B. auch der Gang zur Toilette. Nicht versichert ist hingegen – wie sonst auch – der Aufenthalt auf der Toilette an sich. ▪▪ Kunden ausgeschlossen Gilt dieser erweiterte Versicherungsschutz auch für mich als Kunde, wenn ich z. B. bei einem Mitgliedsbetrieb einkaufe? Schließlich halte ich mich zum Zeitpunkt des Einkaufs doch auch mit dessen Zustimmung auf dem Betriebsgelände auf. Nein, dieser Personenkreis ist von dem erweiterten Versicherungsschutz ausgeschlossen. Beitragsfreie Leistungen Die BG ETEM hat von dem Recht Gebrauch gemacht, den kraft Gesetzes bestehenden Versicherungsschutz zu erweitern. Im Falle des Falles tritt somit auch eine Haftungsablösung ein: Das Unternehmen und seine Mitarbeiter müssen keine Schadensersatzansprüche fürchten (vgl. dazu „etem“, Ausgabe 5/2013, Seite 26/27). Die Versicherung nach § 63 der Satzung ist zudem sogar beitragsfrei. Die Unternehmensleitung von Elektro K. ist erleichtert. Die Verletzten werden von der zuständigen Unfallkasse und der BG ETEM optimal rehabilitiert und entschädigt. Schon bald ist der Schrecken vergessen. Gut zu wissen, dass die BG ETEM einem im Schadensfall den Rücken stärkt. Nancy Schmidt Foto: wdv-A. Peisl S etem 02.2014 ausblick Hätten Sie es gewusst? Schuhe und ihre Macher Fakten rund um ein traditionelles Handwerk 160.000 Kilometer oder viermal um den Globus läuft ein Mensch in seinem Leben. So jedenfalls Schätzungen. Für den Zentralverband des deutschen Schuhmacherhandwerks Grund genug, darauf hinzuweisen, dass man beim Kauf von Schuhen auf Qualität achten sollte. Maßschuhe anzufertigen gilt als Königsdisziplin der Schuhmacher und ist Teil der Gesellenprüfung. 30 bis 40 Stunden Arbeit braucht es vom ersten Maßnehmen bis zur Fertigstellung. „Passt wie angegossen“ hat natürlich seinen Preis. Dennoch steigt die Nachfrage wieder. 6.176 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Schuhmacher/innen, -helfer und Orthopädieschuhmacher registrierte die Bundesagentur für Arbeit 2011. Das waren 753 oder elf Prozent weniger als 1999. 2.733 Schuhmacherbetriebe und 2.487 selbstständige Orthopädieschuhmacher führt der Zentralverband des deutschen Handwerks in seiner Statistik (Stand: 30.06.2013). Dazu kommen 967 Betriebe zur „Ausführung einfacher Schuhreparaturen“. Zusammen sind das knapp 6.200 Betriebe bundesweit. → info www.schuhmie.de Infoseite des Zentralverbands des deutschen Schuhmacherhandwerks Illustration: Katharina Haines Impressum etem – Magazin für Prävention, Rehabilitation und Entschädigung. Herausgeber: Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse, Gustav-Heinemann-Ufer 130, 50968 Köln, Tel.: 0221 3778-0, Telefax: 0221 3778-1199, E-Mail: [email protected]. Für den Inhalt verantwortlich: Olaf Petermann, Vorsitzender der Geschäftsführung. Redaktion: Christoph Nocker (BG ETEM), Stefan Thissen (wdv Gesellschaft für Medien & Kommunikation mbH & Co. OHG, Dieselstraße 36, 63071 Offenbach). Tel.: 0221 3778-1010, E-Mail: [email protected]. Bildredaktion: Katrin Glückler, Corinna Gab (wdv); Gestaltung: Jochen Merget (wdv), Judith Achenbach. Druck: VS Broschek Druck GmbH. etem erscheint sechsmal jährlich (jeden zweiten Monat). Der Bezugspreis ist durch den Mitglieds beitrag abgegolten. Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfreien Papier. Titelbild: wdv-Andreas Burrmann @bg_etem www.bgetem.de etem 02.2014 twitter.com/bg_etem youtube.com/diebgetem xing.to/bgetem www.bgetem.de Webcode 13671559 31