Artikel Tiroler Tageszeitung 24.11.2012 - Schnaps
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Artikel Tiroler Tageszeitung 24.11.2012 - Schnaps
Wohn & Raum WOHNEN, BAUEN UND ARCHITEKTUR IN TIROL Nacht-Eulen im Anflug Nicht nur im Wald, sondern auch im Wohnbereich sind Eulen immer häufiger Foto: www.design-3000.de anzutreffen. Seite 8 Samstag, 24. November 2012 68. Jahrgang | Nummer 327 Ein „geistreicher“ Hof in Inzing Florian Kranebitter ist einer der erfolgreichsten Schnapsbrenner Tirols. Der markante Hof der Familie beherrscht den Kirchplatz des Dorfes. Von Peter Hörhager Inzing – „... and the winner is ...“ – es lief fast ab, wie bei der Oscar-Verleihung, vergangenen Freitag in Schwaz. Im neuen Stadtsaal SZentrum stand die 18. Tiroler Schnapsprämierung der Tiroler Landwirtschaftskammer auf dem Programm. 132 Schnapsbrenner hatten 589 Destillate oder Liköre zur Qualitätsbewertung eingereicht. Landessieger wurden bei den Bränden Hannes Dengg aus Hippach, Otto Permoser (Stift Wilten) und Florian Kranebitter aus Inzing. Letztgenannter erreichte etwas, was es bisher noch nie gab: Er wurde zum fünften Mal en suite Landesmeister. Grund genug, die Heimstatt eines so erfolgreichen Brenners unter die Lupe zu nehmen. „Unser Hof steht direkt ne- ben der Kirche“, lautete die Zielangabe des Inzingers. Er steht nicht nur dort, er dominiert den Platz, der Hof der Kranebitters. Die Lüftlmalerei – eines der Motive logischerweise der Namensgeber des Hausherrn, also der hl. Florian – ist markanter Blickfang. „Ein Maler aus Kempten hat den Bilderzyklus geschaffen“, erklärt der Florian beim Lokalaugenschein. Das Anwesen war früher ein klassischer Bauernhof mit Stall und Tennen. Wo einst Rinder wiederkäuten, also im Stall mit architektonisch interessanten Gewölben, schlürfen jetzt Besucher genussvoll Schnapsproben. Nun sind es „geistreiche“ Gewölbe, denn darunter steht auch der Brennofen. Wir hätten heute noch paradiesische Zustände, hätte der Florian schon zu Zeiten Adam und Evas gelebt Florian Kranebitter vor dem Herzstück der Brennerei – dem Brennofen. Er Fotos: Hörhager verwendet ausschließlich eigenes Obst. und – vor allem – Schnaps gebrannt. Denn in einer Aufschrift wird behauptet: „Hätt‘ Adam schon den Schnaps besessen, er hätt‘ den Apfel nicht gegessen!“ Und wo liegt das Geheimnis für die nationalen und internationalen Erfolge des Oberländer Schnapsbrenners? „Ich verwende nur das eigene Obst und kann daher den idealen Reifezeitpunkt nutzen“, ist sein Credo. Nachsatz: „Das Obst ist zu 60 Prozent entscheidend für die gute Qualität, die restlichen 40 Prozent entfallen auf den Brenner.“ Schnapsbrennen ist übrigens nur ein Teilbereich der Tätigkeit von Florian Kranebitter. Er lebt (hauptsächlich) von der Verwertung seines Tafelobstes, das auf mehr als 10.000 Bäumen wächst. Florian Kranebitter und seine Gattin Julia zogen zu Weihnachten 2010 in die im Erdgeschoß und im 1. Stock gelegene Wohnung der Eltern des Florian. Diese wohnen nun – ebenso wie der Bruder Florians – in einem neuen Wohntrakt im ehemaligen Tennen. Auffallend: In jedem Raum im Domizil der jungen Familie, die seit Februar, seit der Geburt der kleinen Magdalena, zu dritt ist, dominiert Holz. „Mein Vater war im Holzgewerbe tätig, Holz passt zum Hof“, ist die Erklärung des Juniors. Den größten Wunsch nach einem „voll vertäfelten Stübele“ hat er sich im Vorjahr erfüllt. Auch im Hausgang dominieren zwei Holztruhen, übrigens Erbstücke der Mama. Na ja, und nicht minder auffallend: die fünf Trophäen der fünf Landes- Der wuchtige Hof der Familie Kranebitter mit der markanten Lüftlmalerei im Zentrum von Inzing. „Geistreicher“ Spruch oberhalb eines Fensters und der Verkostungsraum (oben); der Hausgang mit den Sieges trophäen (links); Florian, Julia und Magdalena auf der Ofenbank in der gemütlichen Stube (rechts). meistertitel. Übrigens hat ihm auch Künstler Anton Christian mit einem Bild zu seinen Erfolgen gratuliert. Schützenscheiben im Gang weisen auf die Schützentradition der Familie, aus der Florian allerdings ausscherte. Er ist ein Musikus, spielte bei der Militärmusik und bei der Brassband Hall und ist Mitglied bei der BMK Inzing. Bei dieser verkaufte Julia als Marketenderin Schnaps – fast logisch, dass sie der Schnapsbrenner für sich gewann ... Und wie stuft das Paar seinen Wohnstil ein? „Gemütlich, warm, geeignet zum Zusammensitzen“, die gleichlautenden Attribute. Wobei es in der warmen Jahreszeit noch einen „Wohnraum“ gibt – den Garten mit gemütlicher Laube.