Vortrag 27 - Astronomische Arbeitsgemeinschaft Mainz

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Vortrag 27 - Astronomische Arbeitsgemeinschaft Mainz
Vortrag 27:
- Deep Impakt – Tiefe Einschläge –
Meteorkrater und was sie uns erzählen können
Einleitung:
In großen Zeitabständen stößt unser Planet immer wieder – auch mit besonders mächtigen
„Geschossen“ aus dem Weltall zusammen. Diese Geschosse sind Asteroiden, auch Planetoiden
genannt, und Kometenbruchstücke, welche zwischen einem Millimeter und mehreren Kilometern
im Durchmesser groß sein können. Viele dieser Körper erreichen den Erdboden aber überhaupt
nicht, aber wenn es einem solchen Objekt doch einmal gelingt, den Erdboden mit enormer Gewalt
zu erreichen, dann erzeugt selbst ein kleines Geschoß einen ziemlich großen Krater.
Nachdem es den Menschen gelang, fast alle Planeten des Sonnensystems zu besuchen, und auch
die kleineren Monde - und einige Planetoiden fotografiert werden konnten, steht fest, daß selbst
die kleinsten Himmelskörper Spuren solcher Einschläge zeigen. Selbst die kleinsten
Himmelskörper sind von Kratern übersät. Mit dem folgenden Vortrag möchte ich Ihnen einige
dieser Himmelskörper vorstellen und Ihnen auch einiges über die Kraterbildung sowie über die
Erforschung der Krater erzählen.
Folgen Sie mir also bitte auf eine Reise die weniger astronomisch, dafür mehr geologisch ist.
1. Meteoritenkrater – eine kleine Einführung
Galileo Galilei war wohl der erste Mensch, der mit Hilfe eines selbstgebauten Fernrohrs einen
Mondkrater mit den eigenen Augen sah. Wenn wir heute ein Teleskop auf den Mond richten,
sehen wir viel mehr Details, die Galileo nicht sehen konnte, weil sein Gerät längst nicht mit den
heute gebräuchlichen Fernrohren mithalten kann. Blicken wir Menschen heut mit einem Fernrohr
hinauf zum Mond, dann fallen uns viele Einzelheiten der Mondoberfläche auf. Schauen wir
entlang des sogenannten Terminators ( der Licht/Schattengrenze ), dann fallen uns besonders
die Berge und die Krater auf dem Mond auf - Sie sind dort besonders plastisch.
Über den Ursprung der Mondkrater ist lange Zeit heftig gestritten worden. Mit den Jahren hat
jedoch die Erklärung der Entstehung durch Impakte, also durch Einschläge von Meteoriten,
durchgesetzt. Beobachten konnte man die Entstehung eines Einschlagskraters aber nie.
Forscher stießen aber bei ihren Missionen hier auf der Erde auf einige schüsselförmige, oder
komplexer aufgebauter Kratermulden, deren Entstehung lange Zeit ein Rätsel blieb. Neue
Untersuchungen, auch im Rahmen der „Vergleichenden Planetologie“ lassen aber über die
kosmische, meteoritische Entstehung vieler derartiger Strukturen keinerlei Zweifel mehr offen.
Der markanteste, am besten erhaltene und daher wohl auch bekannteste Meteoritenkrater
befindet sich zwischen den beiden Städten Flagstaff und Winslow im amerikanischen Bundestaat
Arizona. In der deutschsprachigen Literatur wird er nicht selten als Arizona-Krater geführt, ein
Name, der ebenso wie die synonym verwendete Bezeichnung „Canyon Diablo“ in Arizona selbst
unüblich ist. Dort spricht man schlicht vom „Meteor-Crater“.
Den Hopi-Indiandern der Umgebung ist er seit Urzeiten bekannt, von den Weißen wurde dieses
„Weltwunder“ dann im Jahr 1871 entdeckt und zuerst für einen Vulkankrater gehalten. Erst
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Jahre später deutete der Bergbauingenieur Daniel M. Barringer die Struktur als Meteorkrater.
Ihm zu Ehren heißt dieser mächtige Einschlagtrichter übrigens ganz offiziell „Barringer Meteor
Crater“. Er liegt im ebenen, wüstenartigen Gelände unweit der Schluchten des „Canyon Diablo“
und weißt einen Durchmesser von 1186 m sowie eine Tiefe ( von der Wallkrone bis zum
gegenwärtigen Kraterboden ) von 167 m auf. Der nicht ganz kreisförmige Krater unterbricht die
lokalen Kalk- bzw. Sandsteinschichten, wobei die Gesteine unterhalb des Kraters bis in eine
größere Tiefe ( 175 m ) entweder zertrümmert oder zum Teil sogar gefrittet und angeschmolzen
sind. Auch der Ringwall besteht aus aufgebogenem bzw. lockerem, aufgeworfenem Material,
während der Kraterboden von den Ablagerungen eines mittlerweile wieder verlandeten 12 ha
großen Sees bedeckt wird.
Barringer war seinerzeit besessen von dem Gedanken, den Meteoriten auszugraben, der den
Krater gerissen hatte und offenbar noch irgendwo im Verborgenen liegen mußte. Rund um den
Krater herum fanden sich vereinzelte Eisenmeteorite, entsprechend hoffte der Ingenieur, auf
ein gewaltiges Erzvorkommen zu stoßen und damit dann beträchtliche wirtschaftliche Gewinne zu
erzielen. Das Gegenteil war der Fall. Im Verlauf seiner erfolglosen Bohrungen und Grabungen
verlor er sein gesamtes Vermögen und war zum Schluß finanziell ruiniert. Hier wie auch bei den
anderen entdeckten Kratern ist der Erzeuger-Meteorit selbstverständlich deshalb nicht mehr
aufzufinden, weil er mit kosmischer Geschwindigkeit auf dem Erboden aufschlug. Dabei wurden
aber derart große Energiemengen frei, daß nicht nur ein großer Teil der unmittelbar getroffenen
Gesteinskruste, sondern auch der Meteorit selbst verdampfte. Die gelegentlich in der Nähe des
Kraters aufgefundenen kleinen Bruchstücke des Meteorits – bisher in einer Gesamtmenge von ca.
30 Tonnen – sind die einzigen nachweisbaren, übriggeblieben Reste des Hauptmeteorits.
Der Meteorkrater selbst ist in prähistorischer zeit entstanden, etwa vor 40 000 Jahren, als den
Kontinent wohl nur einige wenige Menschen überhaupt betreten hatten. Einige alte Legenden der
Hopi-Indianer beziehen sich nämlich auf den Ursprung des großen Kraters. Er sei, so wird
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überliefert, die Grabstätte eines ihrer Götter, der einst unter Blitz und Donner vom Himmel
niederstürzte.
Man hat auch die während der Explosion frei gewordene Energie berechnet. Sie lag ( Bei einer
Aufprallgeschwindigkeit von 15 bis 20 km/s ) etwa im Bereich des Äquivalents von 5 bis 10
Megatonnen des herkömmlichen Sprengstoffes Trinitrotoluol ( TNT ), was der Gewalt von
tausend gleichzeitig gezündeten Atombomben des Hiroshima-Typs entspricht!
In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Suche nach weiteren derartigen Kratern intensiviert
bzw. durch neue wissenschaftliche Methoden überhaupt erst ermöglicht.
Bis heute hat man rund 140 Krater festgestellt, die man mit dem Einschlag größerer Meteorite
auf den Erdboden in Zusammenhang bringt. So verblüffend diese Zahl auch sein mag, entspricht
sie absolut den erwarteten und normalen Verhältnissen im Sonnensystem. Schon der Blick auf
den Mond erinnert an die Heftigkeit des einstigen kosmischen Bombardements, dem die Erde
freilich in einem Vergleichbaren Maße ausgesetzt war. Wie gesagt sind auch alle anderen
Himmelskörper des Planetensystems von Kratern bedeckt.
Überträgt man einmal die auf dem Mond vorgefundenen Kraterzahlen auf die Fläche der
Erdkruste, so ergibt sich, daß nach und nach rund 400 000 Meteoritenkrater auf der Erde
entstanden sein müssen. Allerdings fielen die meisten von ihnen über die langen Zeiträume
hinweg größtenteils den vielfältigen Erosionseinflüssen zum Opfer. Wie alle Strukturen der
Erdoberfläche werden mit zunehmendem Alter auch die durch Meteoriteneinschläge erzeugten
Krater bzw. Ringwälle ( was das ist, dazu später mehr ) durch die ständig wirkenden geologischen
Kräfte ( Verwitterung, Abtragung, Aufschüttung und Krustenbewegungen usw. ) zunehmend
eingeebnet oder aber von jüngeren Schichten überdeckt. Nicht unerheblich wirkt sich schließlich
auch die zivilisatorische Tätigkeit des Menschen negativ aus ( Landwirtschaft, Baumaßnahmen
aller Art usw. ), die zur Folge hat, daß Meteoritenkrater zerstört werden. Deshalb also wird der
Nachweis erdgeschichtlich älterer Meteoritenkrater auf der Erde immer mit großen
Schwierigkeiten und Unsicherheiten verbunden sein, ganz im Gegensatz zum Mond, auf dem nur
relativ unwesentliche Erosionskräfte wirken, wie der Einfall der Kosmischen Strahlung und der
von Mikrometeoriten. Aber auch schwache Mondbeben und Verwitterung durch die krassen
Temperaturschwankungen bedeuten keine wesentliche Veränderung an den Kratern. Nach groben
Schätzungen dürfte eine Struktur auf dem Mond rund 100 Millionen Jahre überdauert, unter
irdischen Bedingungen bereits nach rund 1000 Jahren verwittert sein.
Trotzdem mehren sich die Meldungen über neu entdeckte Krater auf der Erdoberfläche, die sich
auf große Meteoriteneinschläge zurückführen lassen. Etliche der großen, alten und bereits stark
erodierten Krater wurden aus der Luft oder mit Hilfe von Weltraumsatelliten entdeckt. 1938
wurde der Aouelloul-Krater aus der Luft, durch ein Flugzeug entdeckt und seine Entdeckung
führte dazu, das man alte Luftbildaufnahmen nach Aufnahmen durchsuchte. Auf diesen
Aufnahmen fand man viele Hinweise auf Krater und auf Strukturen, welche vielleicht früher
einmal Krater gewesen sein könnten.
Das Verständnis der Kraterbildung durch Impakt ist besonders durch Experimente mit Kanonen
für Projektile hoher Geschwindigkeit gefördert worden, wie sie im Ames Research Center der
NASA in Kalifornien konstruiert und genutzt wurden. Die Kanone verschießt kleine Kugeln aus
unterschiedlichen Materialien, und aus unterschiedlichen Positionen auf einen künstlichen Boden
unverfestigten Sandschichten. In nachfolgenden Darstellungen sind die einzelnen Phasen der
Kraterbildung abgebildet. Es zeigte sich, das es Unterschiede bei der Kraterbildung zwischen
Kratern verschiedener Größen gibt. Bei großen Kratern rutscht meist der Kraterrand in den
eigentlichen Krater dazu, daß der Durchmesser des Kraters größer wird, indem sich an seinem
inneren Rand Terrassen bilden.
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Wie aus der Tabelle zu entnehmen ist, gibt es auch in Deutschland einen großen
Meteoritenkrater, der allerdings einen weiteren, in der Nähe gelegenen Krater in seiner Größe
bei weitem Übertrifft. Der erste Krater ist das auf der Schwäbischen Alp gelegene Nördlinger
Ries, und der zweite Krater ist das Steinheimer Becken.
Daten größerer und großer Meteorkrater:
Krater
Durchmesser in
Kilometer
Masse in
Tonnen
Energie in Mt
TNT-Äquivalent
Arizona/USA
1,2
1,1 x 105
10
2,3
5
32
6
91
6
100
8
5,8 x 104
Holleford/Canada
New Quebec/Canada
Brent/Canada
3,2
4,0
3,6 x 10
1,0 x 10
1,1 x 10
Deep Bay/Canada
13,6
5,7 x 10
Ries/Deutschland
23,0
1,6 x 109
1,6 x 105
Manicougan/Canada
65,0
5,3 x 1010
5,4 x 106
Vredefort/Südafrika
100,0
1,9 x 1011
1,9 x 107
Sehen wir uns im Folgenden das Nördlinger Ries und das Steinheimer Becken etwas genauer an:
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Das Nördlinger Ries
Das Ries unterbricht die Höhenzüge der Schwäbisch-Fränkischen Alp in auffallender Weise. Es
bildet einen nahezu kreisrunden, etwa 100 m tiefen Kessel von ca. 25 km Durchmesser, der von
flachen Anhöhen im Westen und Norden sowie einem steileren und höheren Anstieg im Süden und
Osten umgrenzt ist. Auch sonstige geologische Erscheinungen sind ungewöhnlich. Während der
Kessel selbst u. a. mit jungen Seeablagerungen angefüllt ist, liegen alte kristalline Gesteine –
Granit und Gneis – im Ries und seiner Umgebung, neben und auf fast 300 Millionen Jahren
jüngeren Sedimentgesteinen. Des weiteren erscheint im sogenannten „Suevit“
( = „Schwabenstein“ ) das Kristallin in stark verändertem, z. T. sogar im aufgeschmolzenem
Zustand. Es verwundet deshalb nicht, daß das Ries schon seit den frühen Tagen der geologischen
Wissenschaft ganz besondere Aufmerksamkeit auf sich zog. Bereits im 18. Jahrhundert suchten
Gelehrte das Rätsel der Riesbildung durch vulkanische Vorgänge zu klären, was besonders durch
die explosionsartigen Ausbruch des Krakatau in Indonesien ( 1883 ) erwiesen schien. Auch der
1792 von Carl v. Caspers entdeckte Suevit wurde als vulkanisches Produkt gedeutet. 1960 jedoch
fanden die amerikanischen Geologen Eugene M. Shoemaker und Edward C. T. Chao im Suevit des
Rieses dieselben Hochdruckmodifikationen von Quarz – Coesit und Stishovit -, die sie auch kurz
zuvor im Arizonakrater entdeckt hatten. Damit wurde das Ries schlagartig zum attraktiven
Forschungsziel und jederzeit zugänglichen Vergleichsobjekt für Einschlagskrater auf dem Mond
und auf den inneren Planeten.
Der Ablauf der Rieskatastrophe
Vor ca. 15 Millionen Jahren geriet ein kosmischer Körper auf Kollisionskurs mit der Erde und riß
einen über zwanzig Kilometer weiten Krater in ihre Kruste. Derartige Strukturen können
entweder von einem Eisenmeteoriten mit 600 m, einem Steinmeteoriten mit 900 m oder einem
Kometenkern mit rund 1 500 Meter Durchmesser erzeugt werden. Da jedoch vom Riesmeteoriten
praktisch nicht das geringste übrigblieb, läßt sich seine genaue Natur nicht mehr eindeutig
feststellen. Allerdings sind Geologen bei Bohrungen in 602 bis 618 m Tiefe auf eisen-, chromund nickelhaltige Kondensate gestoßen, die auf einen Steinmeteoriten hindeuten.
Mit einer Geschwindigkeit von ca. 20 Kilometer pro Sekunde ( = 70 000 Kilometer pro Stunde )
durchbrach dieser Himmelskörper die Erdatmosphäre fast ungebremst und schlug in der Gegend
des heutigen Rieses auf der Erdoberfläche auf. Mit der unvorstellbaren Aufprallenergie von
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rund 120 Milliarden Tonnen TNT, was wiederum einer Sprengkraft von 10 Millionen HiroshimaAtombomben entspricht, durchbohrte der Meteorit die einzelnen Gesteinsschichten bis zu einer
Tiefe von maximal einem Kilometer. Die dabei vom Einschlagszentrum ausgehende Stoß-( Druck )Welle erreichte Höchstwerte von etwa 5 bis zehn Millionen bar. Dadurch wurde das hier
lagernde Gestein, sowie der kosmische Körper selbst, auf einen Bruchteil seines ursprünglichen
Volumens komprimiert, was wiederum eine augenblickliche, extreme Erhitzung auf rund
30 000° C ( etwa das fünffache der Sonnenoberflächentemperatur ) und damit ein sofortiges
Verdampfen des Meteorits sowie des Gesteinuntergrundes zur Folge hatte.
In Abhängigkeit vom Abstand zum Einschlagzentrum wurde das Gesteinsmaterial aufgeschmolzen
oder mechanisch deformiert. Hätte während der Explosion ein hypothetischer Beobachter das
geschehen von der Zugspitze aus zu verfolgen versucht, er wäre von der enormen Druckwelle mit
Wucht gegen die Felsen geschleudert worden.
Unmittelbar nach dem Einschlag führte die explosionsartige Druckentlastung nach dem
Verdampfen des Meteorits zu einem heftigen Rückfedern des Kraterbodens. Geschmolzenes und
zertrümmertes Gestein wurde aus einer Tiefe von bis zu 3 000 Metern mit hoher
Geschwindigkeit ausgeworfen. Man hat berechnet, daß dabei rund 150 Milliarden Kubikmeter
Gesteinsmaterial bis fast 50 Kilometer ins Umland geschleudert wurden. Große Gesteinsmassen
sind außerdem durch, vom Zentrum des Kraters ausgehenden horizontal wirkenden
Schubkräften, in Form eines rollend-gleitenden Transports, oft Kilometer weit weggeschoben
worden. Dieser durcheinandergemischte Gesteinsschutt findet sich heute als „Bunte
Trümmermasse“ oder „Bunte Breccie“ in Mächtigkeiten von bis zu 150 Metern. Anschließende
Ausgleichsbewegungen erweiterten den zunächst ca. 12 Kilometer großen Einschlagskrater zum
heutigen großen Rieskrater mit fast 25 Kilometer Durchmesser. Bereits nach etwas weniger als
10 Minuten war die Kraterbildung abgeschlossen.
In dem mehrere hundert Meter tiefen Krater entstand allmählich ein zwar flacher, aber
abflußloser See. Während der nächsten zwei Millionen Jahren bildeten sich darin mächtige
Ablagerungen, die mit der Zeit den gesamten Krater auffüllten.
Durch die Forschungsbohrung „Nördlingen 1973 ( FBN 1973 ) wurden 314 Meter dieser
Sedimente ans Tageslicht gebracht. In die Sedimente sind zahlreiche Fossilien eingebettet, die
hinweise auf die damalige Flora und Fauna im Ries-See sowie seiner Umgebung lieferte. Die
Tierwelt war relativ artenarm, aber sehr individuenreich. Unter den Fossilien finden sich
versteinerte Vogelknochen und –eier, Schildkrötenpanzer, Überreste von kleinen marderartigen
Raubtieren, Hasen, Hirschen, Fledermäusen oder auch von Schlagen. Aus den
Riesseeablagerungen sind auch zahlreiche Wasserschnecken bekannt, die einen leichten
Salzgehalt anzeigen. Offensichtlich kam es also wegen des fehlenden Abflusses, sowie infolge
einer kräftigen Verdunstung zu einer zunehmenden Anreicherung von Salz in diesem, „nur“ für
zwei Millionen Jahre existierenden See. Während dieses Zeitabschnittes fehlte am Grund des
Gewässers auch weitgehend der Sauerstoff, so daß sich dort Faulschlamm ansammelte, der dann
zur Bildung von bituminösen Tonsteinen führte. Erst im letzten Drittel seines Bestehens zeigte
der See wieder Süßwassercharakter.
Ab dem Ende des Tertiärs vor ca. 2,4 Millionen Jahren bildeten sich schließlich Öffnungen im
Kraterrand, durch die das Wasser allmählich abfloß. In der Folge wurden durch die heutige
Wörnitz alle weicheren Sedimente des Riesbeckens bis auf das heutige Niveau ausgeräumt.
Das Steinheimer Becken
Ebenfalls in der Schwäbischen Alp, nur 40 Kilometer südwestlich vom Zentrum des Rieses
entfernt, befindet sich bei Heidenheim ein weiterer kreisrunder Einschnitt in der Landschaft,
das Steinheimer Becken. Sein Durchmesser beträgt rund 3,5 Kilometer, seine Tiefe 120 m.
Geologische Untersuchungen brachten auch hier teilweise ähnliche Gesteinsverhältnisse wie im
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Falle des Rieses zutage, so daß mit Recht auf die gleiche Entstehungsursache und –geschichte
geschlossen werden kann. Charakteristisch sind vor allem die sogenannten Strahlenkegel
( shatter cones ) und die zahlreichen zerbrochenen, aber wieder „verheilten“ Fossilien
( insbesondere Belemniten ), die durch die Stoßwelle beim Einschlag entstanden sind. Als
Besonderheit fällt vor allem der „Klosterberg“ auf, der sich zentral im Steinheimer Becken
erhebt. Man kann davon ausgehen, daß dieser Hügel bei der Rückfederung des Untergrundes
sofort nach auftreffen des Meteoriten
unglaublich kurzer Zeit entstand, wobei die
Gesteinsschollen des Untergrundes ( Malm und Dogger ) im Zentrum des Einschlages
emporgepreßt wurden. Die weichen Opalinus- und Ornaten-Tone dienten dabei gewissermaßen als
„Schmiermittel“ und erleichterten diesen Vorgang sicher wesentlich. Auch im Steinheimer
Becken bildete sich ein See. Er hinterließ bis zu 40 m mächtige Sedimente, die ein ähnliches
Alter wie im Ries aufweisen.
Da Ries und Steinheimer Becken vermutlich gleichaltrig sind, ist ihre Entstehung
höchstwahrscheinlich auf ein kosmisches Objekt zurückzuführen, das sich unmittelbar vor dem
Aufprall in zwei ungleiche Teile aufspaltete. Mit ca. 80 m Durchmesser war der Steinheimer
Meteorit um einiges kleiner, als der Brocken, der zur Rieskatastrophe führte. Dort war demnach
auch die erzeugte Energie entsprechend größer, weshalb sich im Ries die erwähnten
Hochdruckmodifikationen des Quarzes – Coesit und Stishovit – bilden konnten.
Tektite – stumme Zeugen des Einschlags
Vor bereits mehr als 200 Jahren tauchten in der Literatur die ersten Berichte über sogenannte
„Chrysolithe“ aus Böhmen auf, fremdartig wirkende, flaschengrüne und durchsichtige Gläser, die
wegen ihres Aussehens auch „Bouteillensteine“ genannt wurden. 1844 fand man auf den Inseln
des Sunda-Archipels ähnliche Gläser. Ihre vielfach kugelige bis tropfenartige Form, sowie die
zerfressen wirkende, zum Teil markante Fließstrukturen aufweisende Oberfläche deuten klar
daraufhin, daß diese Gläser aus einem Schmelzfluß entstanden sind, weshalb man sie heute als
„Tektide“ ( griech. Tektos = geschmolzen ) bezeichnet.
Bei allen Tektitenfunden fällt auf, daß keinerlei Beziehung zur Geologie und Mineralogie der
Umgebung ihrer Fundstätte besteht. Sie unterscheiden sich von allen anderen „natürlichen
Gläsern“ ( z. B. Obsidian ) durch einen hohen SiO2-Gehalt ( weshalb sie sehr schwer schmelzbar
sind ) sowie durch einen ungewöhnlich niedrigen Wassergehalt, maximal 0,01 bis 0,09%. Damit
sind Tektite die wasserärmsten „trockensten“ Gläser, die in der Natur bisher gefunden wurden.
Selbst bei Kernexplosionen aufgeschmolzenes Gestein ist wasserreicher. Auch die im Rieskrater
gefundenen Gläser enthalten ein Vielfaches davon ( 1,94% ). Ebenso fehlen den Tektiten die für
Obsidian so typischen Einschlüsse von Mikrokristallen.
Daher scheiden die Tektite als Produkte vulkanischer Eruptionen von vornherein aus. Zudem
würde die Auswurfgeschwindigkeit bei Vulkanausbrüchen – max. 700 m/s – keinesfalls
ausreichen, um die Ausdehnung bekannter Streufelder zu erklären, einmal ganz davon abgesehen,
daß in deren Nähe meist überhaupt keine Vulkane vorhanden sind. Auch ihr hoher Schmelzpunkt
( 1 200 – 1 400° C ) spricht gegen eine vulkanische Herkunft.
Könnte es sich bei den Tektiten möglicherweise um eine besondere Gruppe von meteoriten
handeln? Waren sie vielleicht „Glasmeteorite“? Schon die ersten chemischen Analysen zeigten,
daß zwischen Tektiten und Meteoriten keine Verwandtschaft besteht: Sie besteh vorwiegend
aus Kieselsäure ( SiO2, etwa 70 – 80%, Tonerde ( Aluminiumoxid Al2O3, 11 – 15% ) sowie geringen
Anteilen an Nickel, Eisen, Mangan, Titan, Barium, Chrom, Kalium, Kalzium und Natrium. Insgesamt
zeigen Tektite weltweit einen relativ ähnlichen Chemismus, obwohl auch innerhalb ein und
desselben Fundgebietes leichte Abweichungen vorkommen können. Vergleicht man Meteorite und
Tektite miteinander, ergeben sich noch weitere wichtige Unterschiede, wie die folgende Tabelle
im Groben Überblick zeigt:
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Meteorite
Tektite
Arm an SiO2
Reich an SiO2
Arm an Al2O3
Reich an Al2O3
Reich an schweren Gemengteilen wie Fe
Arm an schweren Gemengteilen
Relativ leicht schmelzbar
Schwer schmelzbar
Enthalten wenig Glas
Enthalten viel Glas
Auch wenn jene seltsamen Gläser nicht mit Meteoriten Verwandt sind, ihre Entstehung im
Zusammenhang mit größeren Meteoritenabstürzen bzw. der Entstehung großer Einschlagskrater
ist heute weitgehend akzeptiert.
Tektite werden nur innerhalb bestimmter Gebiete der Erde gefunden. Diese Gebiete nennt man
Streufelder. Im einzelnen sind folgende Streufelder bekannt:
1. Das Gebiet der Moldau in Böhmen und Mähren
Die tiefdunkel flaschengrünen Moldavite aus dieser Gegend wurden bereits 1787
beschrieben. Sie werden häufig zu Schmucksteinen verarbeitet. Altersbestimmungen
ergaben für diese Tektite ein Alter von 15 Millionen Jahren.
2. Das australasiatische Streufeld
Es umfaßt weite Gebiete von Australien und Südostasien – Indochina ( Indochinite seit etwa
1930 bekannt ), die Malaiische Halbinsel, die Inselwelt Südostasiens ( u. a. Javanite,
Billitonite ), Philippinen, südliche Gebiete von Australien ( Australite ). Letztere wurden
bereits dem berühmten Naturforscher Charles Darwin auf seiner Weltreise von
Eingeborenen angeboten. Wegen seiner ungewöhnlichen Form bildete man einen dieser
Tektite in einem von Darwins Büchern ab. Die Australite sind 0,7 Millionen Jahre alt. Das
südostasiatisch-australische Streufeld ist das größte zusammenhängende bekannte
Fundgebiet.
3. Das Streufeld der Elfenbeinküste
Dieses Fundgebiet ist seit 1935 bekannt. Das Alter der dort gefundenen Tektite ( Ivorite )
wurde auf rund 1,2 Millionen Jahre bestimmt.
4. Südstaaten der USA
Diese Tektite ( Bediasite und Georgiaite ) sind seit 1936 bekannt und mit 34,2 Millionen
Jahren die ältesten bekannten Exemplate. Die ursprüngliche Ausdehnung reichte vermutlich
von der gesamten Südostküste der USA, von dort über den Golf von Mexiko bis in die Nähe
von Caracas in Venezuela.
5. Die Streufelder der Irghizite in Rußland
Zu den seit Jahren bekannten Tektiten-Vorkommen sind in jüngster Zeit auch auf dem
russischen Territorium Tektite nachgewiesen worden. Etwa zweihundert Kilometer nördlich
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des Aralsees befindet sich unweit des Ortes Irghiz in einer wasserlosen Sand- und
Steinwüste eine rund 10 Kilometer messende Senke. Sie trägt den kirgisischen Namen
Zhamanshin und fällt durch ihr Ringprofil auf. An zwei Stellen dieses natürlichen
Kraterkessels wurden in einem Umkreis von etwa 2 qkm schwarze, mehr oder weniger
tropfenförmige Glaskörperchen von 0,2 bis 3 cm Größe gefunden. Ihr Alter wurde zu 1
Million Jahre bestimmt. Man zählt diese Tektiten zu den Impaktgläsern, da sie direkt am
Ort der Entstehung gefunden wurden.
Die meisten Tektite besitzen Massen von nur einigen Dutzend Gramm. Stücke mit mehreren
hundert Gramm werden selten gefunden, doch existieren in Form der thailändischen „MuongNong-Tektite auch Kiloschwere Brocken. Die Größe der Tektite reicht dementsprechend von
winzigen Kügelchen bis zu Gebilden mit einer Länge von 30 cm. Ihre Färbung variiert wiederum
von einem lichten Flaschengrün ( Mt.-Darwin-Impaktglas ) über Dunkelgrün ( Moldau )bis
Pechschwarz ( Ostasien, Thailand ). Auch ihr Gestalt ist in teilweiser Abhängigkeit vom
Fundgebiet recht unterschiedlich. Meist sind Tektite Kugel- oder Tropfenförmig. Aber man
findet auch seltsame Formen unter ihnen: Bei den Australiten finden sich aerodynamische
Formen wie die sogenannten „fliegenden Knöpfe mit Kragen“.
Es ist jedenfalls, angesichts solch exotischer Formen und Arten von Tektiten nicht
verwunderlich, daß derartige Tektite seit ihrer ersten Erwähnung 1787 zum Gegenstand
intensiver Untersuchungen geworden sind. Bis heute bleiben viele Fragen in Bezug auf die
Tektite ungeklärt, doch scheint sicher zu sein, daß sie beim Aufprall riesiger Meteorite aus
irdischem Gestein entstanden sind, nicht aber aus den tiefen des Weltall stammen. Dafür spricht
auch, daß den Tektiten jegliche Spuren einer Einwirkung kosmischer Strahlung fehlen, die bei
einem längeren Flug durch den Weltraum zwangsläufig auftreten würden.
In kurzen Worten besagt die Ursprungstheorie der Tektite, daß beim Aufprall eines großen
Meteoriten auf die Erdoberfläche irdisches Gesteinsmaterial verflüssigt und in einer Art
Fontäne in die Atmosphäre hochgeschleudert wurde. Die Schmelzmassen sind dann dort in feiner
Verteilung erkaltet und als „Tektitenschauer“ wieder auf die Erde hinabgefallen. Einige
Schmelztropfen erstarrten in Form von Kugeln, andere wurden beim Flug zu Hanteln
auseinandergezogen. Zerbrachen die Hanteln an ihrer dünnsten Stelle entstanden die
Tropfenformen. In zwei Fällen gelang es bisher den Tektiten einen Ursprungskrater zuzuweisen:
Das Nördlinger Ries ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Ursprung der
sogenannten „Moldavite“, während die seltenen Tektite der Elfenbeinküste in Verbindung mit der
ebenfalls durch Meteoriteneinschlag bewirkten Entstehung des Bosumtwi-Sees in Ghana zu
sehen sind.
Meteorite – Boten aus dem Weltall
Nun schauen wir uns die Verursacher von kleinen und großen Kratern einmal etwas detaiierte an:
Während die Astronomie als eine recht alte Wissenschaft gilt, ist ihr Teilgebiet Meteorkunde
noch ein recht junger Zweig. Lange weigerte man sich, daran zu glauben, daß Steine vom Himmel
fallen könnten. Der große Physiker und Privatgelehrte Ernst Florens Friedrich Chladni ( 1756 –
1827 ) hatte es schwer, seine Ansichten über die Herkunft der Meteorite einer ungläubigen
Wissenschaftlerschar zu vermitteln. Noch lange nach seinem Tod zweifelte man an der
extraterrestrischen Quelle der Sternschnuppen. Chladni wurde durch seine experimentelle
Erforschung der Akustik berühmt. Unter anderem bestimmte er die Schallgeschwindigkeit in
festen und flüssigen Medien. Die Chladnischen Klangfiguren schwingender Körper werden in
jedem guten Einführungswerk in die Physik vorgestellt. Von 1792 an beschäftigte Chladni sich
auch mit den Meteoren und publizierte 1819 seine Schrift „Über Feuer-Meteore und über die
mit denselben herabfallenden Massen“. Erst langsam setzte sich die Erkenntnis durch, daß die
Meteorerscheinungen von Aerolithen also von Luftsteinen hervorgerufen wurden.
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Man unterscheidet heutzutage drei Gruppen von Meteoriten: Eisen ( Siderite ), Stein-Eisen
( Siderolite oder Lithosiderite ), Stein ( Aerolithe ) Meteorite. Die Steinmeteorite
unterscheidet man des weiteren in Achondrite und Chondrite. Chondrite besitzen im Inneren
sogenannte Chondren, kleine kugelförmige Einschlüsse, die aus Metallen, Silikaten oder Sulphiden
bestehen können. In Achondriten gibt es sie nicht. Chondrite weisen eine ganz ähnliche
chemische Zusammensetzung wie die Sonne auf, abgesehen davon, daß sie keinen freien
Wasserstoff und Helium sowie kein Lithium und Bor enthalten. Man nimmt heute an, daß
Chondrite aus primitiverem Material bestehen, das sich seit seiner Entstehung kaum verändert
hat, wenngleich es Hinweise auf Metamorphismus und Veränderungen durch Wasser gibt. Kohlige
Chondrite weisen unter ihnen den größten Anteil an flüchtigen Elementen auf und ähneln in ihrer
chemischen Zusammensetzung der Sonne am meisten. Die einfachen Chondrite haben den
geringsten Anteil an flüchtigen Elementen, während die Enstatite eine Zwischengruppe dieser
beiden bilden.
Die Achondrite werden aufgrund ihrer chemischen und mineralogischen Zusammensetzung in
Zahlreiche Untergruppen unterteilt. In der Antarktis hat man an einigen Stellen besonders viele
Meteorite gefunden. Einige weisen chemische Zusammensetzungen auf, die denjenigen der
Mondproben stark ähneln.
Stein-Eisen Meteorite enthalten in etwa gleichen Anteilen freie Metalle und steiniges Material.
Pallasite bestehen aus Olivinkörnern, die in Metall eingebettet sind. Mesosiderite sind
Verklumpungen von Metallen und Silikaten. In Eisenmeteoriten hat man über 40 verschiedene
Mineralien nachgewiesen, vorwiegend bestehen sie jedoch aus Eisen und Nickel, das in zwei
Legierungen auftritt: Kamazit und Taenit. Eisenmeteorite werden aufgrund ihres Nickelgehalts
unterschieden, der die Kristallstruktur festlegt. Hexahedrite enthalten bis zu 6 Prozent Nickel,
Oktaedrite zwischen 6 und 14 Prozent und Ataxite bis zu 66 Prozent Nickel. Hexahedrite
enthält Kamazit, das kubische Symmetrie hat. Die polierte Oberfläche solcher Meteorite ist
ohne besondere Merkmale, außer einer Vielzahl von Streifen, den sogenannten Neumann-Linien,
die bei manchen Exemplaren vorkommen. Sie sind durch Schockdeformation entstanden. Bei
Oktaedriten weist die Eisen-Nickel-Legierung sowohl Kamazit als auch Taenit auf. Die Kristalle
sind oktaedral und heißen Widmannstättensche Figuren. Sie zeigen sich, wenn man die
Oberfläche eines solchen Meteoriten poliert und anschließend mit einer Ethanol-Salpetersäure
ätzt. Ataxite sind Meteorite die keinerlei Struktur im Inneren aufweisen. Widmannstättensche
Figuren sind, wenn überhaupt nur schwach ausgeprägt.
Größe und Gewicht
Die Größe der Meteorite schwankt beträchtlich, doch Objekte mit einer Masse von über 60
Tonnen wurden bisher nicht gefunden. Größere Meteorite sind auch gar nicht mehr zu erwarten,
da sie in der Lufthülle der Erde nicht mehr genügend abgebremst und daher beim Aufprall
zerstört werden – wobei sie dann auch zum Teil durchaus Verwüstungen im Umkreis ihres
Absturzortes anzurichten vermögen. Der schwerste erhaltene bzw. heute bekannte
Eisenmeteorit wiegt ca. 60 Tonnen und wurde 1920 auf dem Gelände der Hoba-Farm bei
Grootfontein ( Namibia ) gefunden. Er befindet sich noch heute als Naturdenkmal am Fundort,
etwa 1,5 m tief in den Kalk der Kalahari-Wüste eingebettet. Seine Ausmaße erreichen 2,95 x
2,84 x 1,25 m.
Dagegen nimmt sich der größte derzeit bekannte Steinmeteorit mit einer Masse von nur 1170
Kilogramm einigermaßen bescheiden aus. Dennoch ist er ein gewaltiger Brocken. Sein Absturz
konnte sogar beobachtet werden, denn dieser Meteorit fiel vor noch gar nicht so langer Zeit auf
die Erde. Am 8. März 1976 zerriß ein mehr als sonnenheller Feuerball den Himmel über dem
nordöstlichen China, kurz darauf raste ein rotglühendes Objekt mit anhaltendem Donnergrollen
in die Landschaft. Als der kosmische Steinklumpen nahe der Stadt Jilin in den Boden stieß,
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zitterte die Erde. Im benachbarten Dorf zersprangen die Fensterscheiben, die Türen fielen aus
ihren Angeln. Der Meteorit wurde bei Grabungen in einer Tiefe von sechs Metern gefunden. Er
war beim Aufprall zerbrochen; das größte Stück der Hauptmasse ( 1770 kg ) ist mit 1170 kg nur
geringfügig schwerer als der bis dahin größte Steinmeteorit von Norton County, der 1948 fiel
und auf 1073 kg auf die Waage bringt. Größere Steinmeteorite als Jilin oder Norton County
dürfte es wohl kaum jemals geben, da sie alle mit Sicherheit beim Aufschlag in mehrere Stücke
zerfallen würden.
Die größten bisher bekannten Meteorite der Welt
Eisenmeteorite:
Lokalität
Fund-/Falldatum
Masse in Kilogramm
Morito, Mexiko
vor 1600
10 100
Chupaderos, Mexiko
1852
14 100
Willamette, Oregon, USA
1902
14 100
Mundrabilla, Australien
1911
ca. 16 000
Cape York, Grönland ( „Agpalilik“ )
1894
20 000
Bacubirito, Sinaloa, Mexiko
1863
22 000
Armanty, China
1898
23 500
Cape York, Grönland ( „Ahnighito“ )
1894
ca. 31 000
Campo del Cielo, Argentinien
1990
ca. 37 000
Hoba bei Tsumeb, Namibia
1920
ca. 60 000
Steinmeteorite:
Lokalität
Fund-/Falldatum
Masse
Norton County, Nebraska, USA
1948
1 073
Jilin, China
1976
1170 ( 1770 )
Man mag es kaum glauben, aber die Krater, die diese Meteoriten hinterlassen haben, waren alle
nicht einmal annähernd so groß, wie man es aufgrund der enormen Massen vermuten könnte.
Warum aber ist das so? Schließlich findet man doch riesige Krater überall auf der Erde verteilt.
Warum also hinterlassen diese Meteoriten solch gewaltige Löcher im Erdboden und warum
hinterließ selbst der massive Hoba-Meteorit nicht einmal einen richtigen Krater?
Die Antwort auf diese Frage lautet: Er war zu langsam, und nicht groß genug!
Kosmische Katastrophen
Was aber würde passieren, wenn es zu einem Zusammenstoß mit einem Körper kommt, der einoder gar zehn Kilometer groß ist? Eine solche Katastrophe dürfte wirklich weltweite
Auswirkungen haben und wahrscheinlich einen Großteil des irdischen Lebens auslöschen. Wenn
ein Planetoid ( so kann man einen großen Meteoriten auch nennen, obwohl die meisten von ihnen
auf einer Kreisbahn um die Sonne zwischen Mars und Jupiter zu finden sind. ), also wenn ein
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solcher Planetoid von vielleicht zehn Kilometer Durchmesser, mit einer Geschwindigkeit von
vielen Kilometern pro Sekunde ( nicht Kilometer pro Stunde, wie es beim Autofahren heißt ), mit
der Erde kollidiert, dann verwandelt sich seine Geschwindigkeitsenergie in wenigen Augenblicken
in eine mächtige Druckwelle und in Wärme.
Die Explosionsenergie von 10 Millionen Megatonnen TNT würde einen, im Durchmesser, hundert
Kilometer großen Krater aufreißen, und rund eine Billiarde ( 10000000000000000 ) Tonnen
Felsmaterial in die Luft schleudern.
Dabei würde die Erde eine große Menge ihrer Luft verlieren, weil sie in den Weltraum geblasen
würde. Eine Erdbebenwelle noch nie gekannten Ausmaßes würde um die Erde laufen und kein uns
bekanntes Gebäude würde ihr standhalten können. Weite Teile der Küste würden durch eine
gewaltige Flutwelle in verheerendem Ausmaß überschwemmt werden. Damit aber ist es noch
lange nicht vorbei !
Etwa ein Prozent der emporgeschleuderten Gesteins- und Erdmassen erreicht in Form kleiner
Staubteilchen die höheren Luftschichten. Der Staub wird dabei rund um den Globus getragen.
Diese Staubschicht hält Wochen und Monatelang. Durch sie wird das Sonnenlicht nicht mehr den
Erdboden erreichen und es würde fast Nacht werden auf der Erde. Dadurch sinkt dann auch die
Temperatur sehr schnell ab und es wird sehr, sehr kalt werden.
Daß irgend jemand ein solches Inferno überleben würde bleibt zweifelhaft. Zumindest die
Säugetiere, dazu zählen ja auch wir Menschen, werden auf einer solchen Erde nicht überleben
können. Die einzigen Lebewesen, die dies schaffen, sind Viren, Bakterien und Einzeller. Nach dem
Einschlag wird die Evolution wohl einen anderen Weg gehen und auf der verwüsteten Erde, die
sich schließlich langsam wieder erholt, werden von da an andere Lebensformen die Erde neu
erobern.
In der Erdgeschichte gab es mehrmals katastrophenartige Vorgänge, bei denen ein Großteil des
Lebens auf unserem Planeten vernichtet wurde, viele Arten ganz von der Bildfläche
verschwanden und andere arg dezimiert wurden. Am bekanntesten ist der große Faunenschnitt
zum Ende der Kreidezeit. ( Fauna = Tierwelt ) Vor rund 65 Millionen Jahren verschwanden nicht
nur die Dinosaurier - eine sehr erfolgreiche Art, die über 100 Millionen Jahre lang unseren
Planeten bevölkerte - recht plötzlich, sondern mit ihnen auch viele andere Arten, darunter viele
Säugetiere.
Die Ursache, dieser globalen Auslöschung eines erheblichen Teils aller Lebewesen, dürfte ein
Zusammenstoß mit einem sehr großen Planetoiden gewesen sein.
Vor 200 Millionen Jahren und vor 460 Millionen Jahren kam es ebenfalls zu einer solchen
Ausrottung von Arten. Hierbei könnte es sich schon eher auch um Veränderungen des Klimas
handeln. Dies ist jedenfalls die Meinung von vielen Paläontologen ( Tier und Artenforschern ).
Sehr schnelle Auslöschungen von sehr vielen Arten aber, deuten auf einen großen Einschnitt im
Leben von vielen Lebensformen, hin. Eine weitere Bestätigung dieser These gab es, als man das
Gestein aus dieser Zeit, das in den Erdschichten existiert, untersucht hat. Es fanden sich große
Mengen des Metalls Iridium in ihnen. ( Das Metall kommt sehr häufig in Meteoriten und den
großen Planetoiden vor. )
Von Spuren eines Bombardements aus dem All kann sich jeder Überzeugen, der ein Fernglas oder
ein kleines Teleskop hat. Dazu muß er nur die Oberfläche des Mondes betrachten. Teilweise
nebeneinander, aber auch viele ineinanderliegende Krater, sind da zu sehen. Doch nicht nur der
Mond ist übersät mit solchen Narben auf seiner Oberfläche. Wir haben auch Bilder vom Planeten
Merkur und vom Mars, auf denen sind Krater - von teilweise gigantischem Ausmaßen zu sehen.
Das gleiche gilt für die Monde der anderen Planeten: Sie zeigen überall Spuren kosmischer
Kollisionen.
Wie häufig ist nun mit solchen Kollisionen zu rechnen? Hierzu dient uns der Erdmond als
Anschauungsobjekt. Er ist etwa gleich alt wie die Erde, nämlich 4,7 - 4,8 Milliarden Jahre.
Zudem bewegen sich Erde und Mond noch in der in der gleichen Raumgegend, so daß die
Trefferwahrscheinlichkeit ähnlich ist. Allerdings hat die Erde einen etwa 16mal größeren
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Querschnitt, entsprechend häufiger sind die Kollisionen mit ihr im Vergleich zum Mond. Dann
gibt es da ja auch noch einen zweiten Faktor, den man berücksichtigen muß: das ist die
Anziehungskraft. Die Anziehung, ist die Kraft, mit der unsere Erde uns Menschen und die Tiere,
auf den Boden, in Richtung des Erdmittelpunktes zieht.
Wenn ein Planetoid auf unsere Erde frei fällt, dann trifft dieser Körper unsere Erde mit ca. 11,2
Kilometer pro Sekunde. Den Mond jedoch, trifft derselbe Körper, mit nur ca. 2,3 Kilometer pro
Sekunde. Rechnet man jetzt noch die Geschwindigkeit des Körpers dazu, plus der
Eigengeschwindigkeit der Erde, mit der sie um die Sonne kreist, dann kommt es zu einer
Kollisionsgeschwindigkeit von ca. 60 Km/s. Das sind fast 200000 Kilometer pro Stunde !
In der Entstehungszeit unseres Sonnensystems, kam es häufiger zu kosmischen Kollisionen als
heute. Große Einschläge jedoch, sind heute sehr viel seltener als früher.
Zum Beispiel: Ein 50 Kilometer durchmessender Planetoid trifft die Erde statistisch gesehen
etwa alle 120 Millionen Jahre einmal. Ein 10 Kilometer großer Planetoid etwa alle 10 Millionen
Jahre einmal, oder ein 1 Kilometer großer Meteor schlägt alle hunderttausend Jahre einmal auf.
Noch kleinere Objekte treffen die Erde etwa alle tausend Jahre einmal. Die größten Einschläge
werden, wie schon erwähnt, von Planetoiden verursacht. Sie laufen normalerweise auf einer Bahn
um die Sonne, die zwischen den Planeten Mars und Jupiter verläuft. Aber auch hier gibt es einige
Ausnahmen :
Einige von ihnen laufen auf einer Ellipsenbahn um die Sonne, und kommen der Erde dabei ziemlich
nahe. So wurde schon 1932 der erste "Erdbahnkreuzer", der Planetoid Apollo entdeckt. Apollo
hat einen Durchmesser von 1,4 Km und läuft in 1 3/4 Jahren einmal um die Sonne, wobei sein
sonnennächster Bahnpunkt ( Perihel ) innerhalb der Erdbahn liegt, der sonnenfernste ( Aphel )
jedoch außerhalb. bald darauf wurden weitere Erdbahnkreuzer entdeckt : 1932 Amor, 1936
Adonis, 1937 Hermes. Hermes passierte am 30. Oktober 1937 in nur 600000 Km Entfernung die
Erde. Das ist sozusagen in unmittelbarer Nachbarschaft, denn es ist nur die doppelte Entfernung
Erde-Mond.
Sie sagen jetzt vielleicht: „Daß ist ja immer noch ungeheuer weit weg.“
Damit haben sie nicht ganz unrecht, aber vergessen sie bitte nicht; unser Sonnensystem ist
riesig, was sind da schon die paar Kilometerchen.
Nichts, absolut nichts ! Es ist ungefähr so, als würde eine Stubenfliege in nur einem halben
Zentimeter Abstand an ihrer Nase vorbeifliegen !
Hoppla, fast wäre es passiert, fast wäre die Fliege mit Ihnen zusammengestoßen. Und sie hätten
es wahrscheinlich nicht einmal gemerkt; aber die Fliege wäre wohl hin gewesen. Arme Fliege !
Aber zum Glück ( für die Fliege ) kam es nicht dazu. T`ja, im Weltraum kann die Erde aber einem
solchen Himmelskörper nicht so einfach aus dem Weg gehen; die Erde würde wohl kollidieren.
Bei den oben genannten Erdbahnkreuzern handelt es sich um Planetoiden, die eine Größenordnung
von bis zu 1,5 Kilometer besitzen. Sollte ein solcher Körper drohen auf die Erde zu fallen, dann
gäbe es einen ungeheuren Schaden an Menschen und Material.
Es bleibt uns eigentlich nur die Frage, was wir dagegen tun können, damit dieser Fall nicht
eintritt.
Als erstes, müßten wir erst einmal von der Bedrohung wissen. Wir müßten also gezielt nach
diesen Meteoriten suchen. Dies könnten wir tun, indem wir den Bereich um die Erde, mit sehr
hochentwickelten Radareinrichtungen von einem Satelliten aus überwachten. Wir könnten aber
auch von der Erde aus etwas tun. Man kann zum Beispiel den Weltraum mit Fernrohren
überwachen und wenn man sehr viele von diesen Geräten über die Erde verteilt, ( dazu braucht
man etwa 10 - 12 ) dann kann sich der Himmelskörper nicht mehr der Erde nähern, ohne daß man
ihn sieht. Diesen Weg gehen die Forscher, die sich mit diesen Dingen beschäftigen, seit einiger
Zeit. Die Organisation, die sich die Überwachung des Weltraums zur Aufgabe gesetzt hat, nennt
sich >SPACE WATCH< und ist eine amerikanische Behörde die der NASA und dem State
Department untersteht. Allerdings befindet sich diese SPACE WATCH erst am Anfang der
Aufgabe und bis es ein weltumspannendes Netz von Teleskopen gibt, wird wohl noch einige Zeit
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vergehen. Für Amateurastronomen mit kleinen Teleskopen, ist die Beobachtung aber ein
lohnendes Gebiet und eine schwierige Aufgabe, und eine Herausforderung noch dazu.
Mit dem Beobachten allein ist es aber nicht getan, sondern man muß die Bedrohung dann auch
beseitigen können.
Zu diesem Thema, haben schon sehr viele Wissenschaftler und auch Militärs, in den USA und
überall, ihre Meinung gesagt. Es wurden sogar schon passende Pläne ausgearbeitet. All diese
Anstrengungen aber, wurden als zu teuer abgelehnt. Um der Öffentlichkeit das ganze Ausmaß
der Bedrohung klarzumachen, wurde in Hollywood ein Film gedreht, mit dem beziehungsreichen
Titel "METEOR". ( Besser wäre es gewesen ihn METEORIT zu nennen, denn Meteore verglühen in
der Atmosphäre, Meteoriten aber gelingt es, bis zum Erdboden zu gelangen. ) Dieser Film
( METEOR ) ist als SCIENCE-FICTION-Film angelegt, aber nichts desto weniger, ist die
Bedrohung real.
Seit dieser Zeit hat Hollywood dieses Szenario für zwei weitere Filme wiederentdeckt: „Deep
Impact“ und Armageddon.
Nun, im Film METEOR gibt es eine Lösung für das ganze Problem: Man nimmt einfach ein paar
Atomraketen, lasse sie in einer Satellitenkreisbahn um die Erde fliegen. Wenn dann ein solcher
Meteorit daherkommt, wird er einfach über den Haufen gepustet.
Daß es so einfach nicht ist, möchte ich jetzt verdeutlichen :
Als erstes gibt es da ein Abkommen, daß die USA und die alte Sowjetunion miteinander
geschlossen haben.
Dieses Abkommen über „Die Stationierung von Atomwaffen im Weltraum“ verbietet es den
Supermächten, aus Gründen der Sicherheit, ( falls ein solcher Satellit einmal abstürzen sollte,
würde es eine Atomexplosion geben ) solche Waffen einfach über unseren Köpfen, sozusagen
"aufzuhängen".
Aber, um nicht nur die Bürokraten für ein fehlendes Abwehrsystem verantwortlich zu machen,
da ist noch ein Umstand, der ein solches Abwehrsystem, das mit Atomraketen einen Planetoiden
vernichten
kann, unmöglich zu machen. In einem Film wie METEOR kann man immer die
Bedrohung sehr schnell ausschalten, indem man sie einfach beschießt. Eine Untersuchung von
Wissenschaftlern des sehr anerkannten MIT, ( Massachusetts Institut of Technology ) daß auch
die Vorlage zum Film METEOR geliefert hat, besagt etwas ganz anderes.
Studien haben die Schlußfolgerungen des „Projekt IKARUS“ im allgemeinen bestätigt.
Sie besagt : Je stärker die Atomexplosion ist, die auf dem Planetoiden ausgelöst wird, desto
größer ist der entstehende Krater auf ihm. Um also so etwas zu vollbringen, ist nur genügend
Sprengkraft nötig. Doch dazu reichen die Megatonnen die wir Menschen besitzen ( 13000 etwa )
locker aus. Warum also sollte man so etwas nicht tun?
Die auf die Erde zufliegenden Trümmer sind es, die diese Aktion so gefährlich machen würde !
Diese Trümmer, alle sind hoch radioaktiv verseucht, würden durch die hohe Masse, die ein
solcher Körper hat, weiter mit dem ursprünglichen Zentrum des Planetoiden, auf die Erde
zufliegen und dann über ein sehr großes Gebiet verstreut herabfallen.
Das wäre so, als ob man statt mit einer Pistole, aus der nur eine Kugel verschossen wird, und der
Wirkung die diese erzielt, mit einer Schrotflinte schießen. Danach wäre die Fläche, auf der die
Schrotkugeln auftreffen, ein einziges großes Sieb und die Verwüstungen, die von diesem Schrot,
den Trümmern des Planetoiden stammen, wären um ein vielfaches größer. Es ist daher
zweckmäßiger den Himmelskörper nicht zu vernichten, sondern vielleicht nur seine Bahn, auf der
er fliegt, zu verändern.
Auch dies ließe sich mit Atomraketen bewerkstelligen.
Dazu muß man eine viel kleinere Explosion auf der Oberfläche des Planetoiden auslösen und diese
so dosieren, daß dieser nicht zerstört wird. Diese Explosion wird dann wirken, wie ein sehr großer
Raketenantrieb und seine Flugbahn würde verändert.
Vielleicht ist es dann ja auch möglich, den Planetoiden auf eine Flugbahn zu lenken, die in einen
Orbit ( eine Satellitenbahn um die Erde ) mündet. Danach könnte man sogar das Metall - aus dem
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er ja vielleicht besteht, wie Iridium, Silber ja sogar Gold - bergmännisch abbauen und mit
Raumfrachtern auf die Erde bringen.
Diese Überlegungen sind nur spekulativ, da die anfallenden Kosten sehr hoch wären. Rein
theoretisch gesehen, ist so etwas vielleicht möglich, sogar mit unseren doch sehr bescheidenen
Mitteln. Rein konventioneller Sprengstoff könnte jetzt sogar schon ausreichen und so gäbe es
noch nicht einmal eine Verseuchung auf dem entstandenen zweiten Mond der Erde.
Der hier erwähnte subtilere Weg, das Problem zu lösen taucht aber in der ursprünglichen MITStudie überhaupt nicht auf.
Das ganze zeigt doch, daß etwas mehr Wissen eine Menge Megatonnen Sprengkraft aufwiegt.
Zusammenfassend möchte ich hier noch einmal sagen : Ein Zusammenstoß mit einem großen oder
sogar sehr großen Himmelskörper, ist unwahrscheinlich, wenn auch nicht ausgeschlossen. Ein
solcher Zusammenstoß wäre eine ungeheuere Katastrophe und das Ende der menschlichen Rasse.
Aber eine solche Katastrophe ist nicht unvermeidbar, wenn menschlicher Erfindungsreichtum
und die menschliche Intelligenz, gepaart mit dem Überlebenswillen, der uns seit Jahrmillionen,
seit den ersten Tieren angeboren ist, zusammenkommt.
Wenn wir auf eine Gefahr aus dem Weltraum vorbereitet sind und sie dann auch noch frühzeitig
entdecken, ist ein Überleben der Menschheit, solange sie ihren Planeten nicht selbst vernichtet,
gewährleistet !!
Tips für die eigene Beobachtung
Anders als bei den meisten astronomischen Forschungen ist es auf dem Gebiet der
Meteorastronomie jedem Interessenten möglich, Beobachtungen durchzuführen. Für die
Meteorbeobachtung ist nicht einmal eine technische Ausrüstung erforderlich. Dafür sind jedoch
Geduld und Ausdauer vonnöten, denn weder Zeitpunkt noch Ort des Aufleuchtens eines Meteors
sind vorhersagbar. Manchmal kommt es zu längeren Pausen, dann wieder leuchten mehrere
Meteore in dichter Folge nacheinander an unterschiedlichen Punkten auf. Auch die Helligkeit des
nächsten Meteors ist immer eine Überraschung.
Die Aufgabe eine Beobachters, der ein verwertbares Ergebnis erhalten möchte, besteht darin,
die Erscheinungen in seinem Blickfeld möglichst vollständig zu erfassen. Gerade wenn viele Leute
helle Feuerkugelmeteore für UFOs halten ist es wichtig die eigenen Beobachtungen auch an eine
geeignete Stelle weiter zu melden, damit solche UFO-Beobachtungen direkt als Meteor
erklärbar sind. Aber auch weil langsam fliegende Feuerkugeln häufig zu Meteoritenfällen führen.
Genaue Bahndaten aus exakten Beobachtungen können beim aufspüren von Meteoriten helfen. Zu
einer exakten Beobachtung gehört aber auch ein Beobachtungsprotokoll. Meldungen über
Feuerkugeln sollten auf jeden Fall enthalten:
1.
2.
3.
4.
5.
Name, Anschrift, Telefon und/oder Faxnummer, gegebenenfalls E-Mail-Adresse des
Beobachters bzw. der Beobachter;
Beobachtungsort – möglichst genau in geographischen Koordinaten ( Länge, Breite, Seehöhe )
- und auch wie diese ermittelt wurden ( z. B. mittels GPS );
Zeitpunkt des Aufleuchtens ( möglichst in Weltzeit: UT = MEZ –1h ), Dauer der Erscheinung;
Hinweise auf die Genauigkeit der Zeitangabe ( z. B. Minutengenauigkeit );
Beginn und Endpunkt der Feuerkugelspur – entweder in Azimut und Höhe oder in
Rektaszension und Deklination ( Gegebenenfalls Spur in eine Sternkarte eintragen );
Nähere Beschreibung: Geschätzte Helligkeit, Farbe ( eventuell variabel ), Zerplatzen,
Nachleuchten der Spur, Rauchfahnen, Geräusche ( Donner, Knall, Zischen ). Für die
Entfernungsschätzung ist die Zeit zwischen optischer und akustischer Erscheinung zu
vermerken. Die Sekundenzahl geteilt durch drei ergibt die Distanz in Kilometern. Auch
negative Statements sind wichtig ( z. B. kein Geräusch ...);
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6. Art der Beobachtung: visuell – mit Fernglas – photographisch – mit Videokamera usw.
7. Wetter und Sichtbedingungen ( Bewölkungsgrad, Nebel?, Dämmerung?, störende
Straßenlampen? usw. ).
Ein Diktiergerät kann bei der schnellen Protokollierung gute Dienste leisten, ebenso ein
Zeitzeichenempfänger. Qualifizierte Meldungen von möglichst mehr als einem Beobachter
können es ermöglichen den Einschlagsort eines Meteoriten relativ schnell zu ermitteln. Es ist
daher zweckmäßig, Feuerkugelbeobachtungen an eine zentrale Stelle zu melden. In Deutschland
sende man seine Beobachtungen an die
International Meteor Organisation
Friedenstraße 5
14109 Berlin
oder an den
Arbeitskreis Meteore e. V.
Berliner Straße 41
14467 Potsdam
E N D E
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