Werner Schroeter
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Werner Schroeter
Oktober 09 | #470 Das Kommunale Kino Wiens, Schwarzenbergplatz 7-8, 1030 Wien Werner Schroeter, Diese Nacht, ab 13. Oktober im Stadtkino Kenan Kiliç, Gurbet - In der Fremde, ab 2. Oktober im Filmhaus Kino Lichtblick-Schau „Afrika im Film“, im Filmhaus Kino Die Passion eines Mannes, „an das Nichts genagelt“ „Diese Nacht“, der jüngste Film des großen deutschen Filmemachers Werner Schroeter ist so etwas wie die Rekapitulation seines Lebenswerks. BERT REBHANDL W erner Schroeter ist „der größte unter den marginalen deutschen Filmemachern“. Für dieses seither oft zitierte Diktum des Filmwissenschaftlers Thomas Elsaesser gibt es gute Gründe, und man könnte es im Hinterkopf behalten, wenn nun Diese Nacht - Nuit de chien in die Kinos kommt, der jüngste Film von Schroeter und zugleich so etwas wie eine Rekapitulation seines Lebenswerks, das tatsächlich weitgehend marginal geblieben ist, vermutlich vor allem deswegen, weil es zum geläufigen Erzählkino immer auf Distanz blieb. In einer Nachrede auf Maria Callas hat Werner Schroeter einmal eine emphatische Selbstdefinition als Künstler gegeben: „In meinen Filmen geht es darum, die wenigen grundsätzlichen menschlichen Ausdrucksmomente bis in den musikalischen und gestischen Exzeß auszuleben – diese wenigen total vertretbaren Gefühle: Leben, Liebe, Freude, Haß, Eifersucht und Todesangst in ihrer Totalität und ohne psychologische Analyse vorzutragen.“ Wie alle Formeln enthält auch diese eine Suggestion: Schroeter führt das Publikum auf eine Spur, die von den naheliegenden Begriffen begrenzt wird. Exzess, Gestus, Totalität sind zweifellos wesentliche Markierungen zu diesem Werk, das 1968 mit Super-8-Filmen wie Maria Callas Porträt oder Neurasia beginnt und vierzig Jahre später mit Nuit de chien einen seiner aus der Perspektive des Erzählkinos zugänglichsten Punkte erreicht hat. Der Exzess ist hier durch den Gestus gezähmt, die Totalität einer am Horizont ausnehmbaren endgültigen Erfahrung bestimmt das Geschehen und setzt es in ein Verhältnis des Fragmentarischen zum uneinholbaren Ganzen. Die Vorlage bildet ein in deutscher Sprache bis vor kurzer Zeit unbekannter Roman des Argentiniers Juan Carlos Onetti: Para esta noche (Für diese Nacht) erschien im Sommer 2009 in der Werkausgabe des Suhrkamp Verlags erstmals auf Deutsch, in einer Übersetzung von Svenja Becker. Onetti stellte seinem Roman 1943 ein Motto voraus, Fortsetzung auf Seite 2 » Inhalt Der letzte Manierist Begegnungen zwischen Werner Schroeter und Peter Kern. 3 Universum Afrika Von Schlingensief bis Depardon: Eine Filmschau über Afrika. 4/5 In der Fremde Kenan Kiliç bewegender Dokumentarfilm „Gurbet“. Zulassungsnummer GZ 02Z031555 Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b. 6 02 Werner Schroeter, „Diese Nacht“ StadtkinoZeitung » Fortsetzung von Seite 1 das den Ästhetizismus von Werner Schroeter in ein prekäres Licht zu rücken scheint. „Dieses Buch ist aus dem - auf schäbige und risikolose Weise befriedigten - Drang geschrieben, an fremden Schmerzen, Ängsten und Heldentaten teilzuhaben. Es ist folglich ein zynischer Versuch der Befreiung.“ Die Kunst lebt von der Gefahr, das gilt auch für den Film Diese Nacht, in dem ein Mann in eine Hafenstadt kommt, in der ein willkürliches Regime an der Macht ist. Ossorio (Pascal Greggory) versucht eine Passage auf dem letzten Schiff zu bekommen, das aus Santa María (gedreht wurde in Lissabon) abgeht. Er muss sich aber noch eine ganze Nacht mit Vasallen der Macht und mit Vertretern des Widerstands herumschlagen; er muss sich auf dubiose Ratschläge einlassen, zwischen Freund und Feind, Avancen und Hinterlist unterscheiden. Er muss der Versuchung widerstehen, sich auf die falsche Seite zu schlagen, und er muss zusehen, wie sich das Schicksal um ihn allmählich zusammenzieht. Das Ende ist nicht nur deswegen absehbar, weil es für Geschichten dieser Art lang eingeführte Konventionen gibt, sondern weil die Situation, die Werner Schroeter heraufbeschwört, von Beginn an nicht durch Offenheit charakterisiert ist. Man bekommt ein Gefühl dafür, wie es sich anfühlt, wenn Menschen für ihr Verhalten keine Gründe mehr finden außer Gestus, Exzess und ein Gefühl von Totalität. Es ist im Gegenteil ein geschlossenes, ein sich schließendes Universum, in dem eine eigene Zeitrechnung gilt. Nicht von ungefähr wird an einer Stelle das berühmte Hörspiel vom Krieg der Welten, das Orson Welles nach der Vorlage von H.G. Wells gestaltet hat, zitiert, das mit der Stimme des mutmaßlich letzten Menschen auf dem Planeten endet. Die gefährliche politische Lage, der Kampf zwischen Macht und Untergrund, ist denn auch nur Kulisse für ein Drama, dem Werner Schroeter selbst durch das vorangestellte Motto eine zweite Ebene gibt: Er bezieht es ausdrücklich auf den Tod, und schon bei Onetti sind die Motive der Passage und des Mysteriums übermächtig. Ossorio ist ein Pascal Greggory, Star von „Diese Nacht“, am 13. Oktober zu Gast im Stadtkino. Mann, der dem Tod geweiht ist. Seine letzte Nacht gleicht einem Geisterreigen; er begegnet Menschen, die er gekannt hat oder wiederzuerkennen glaubt. Er muss ständig hinter Vorhänge blicken oder Türen zu unbekannten Räumen öffnen. In den Bars der Stadt, unter den Agenten und Prostituierten, scheint die Zeit auch deswegen stillzustehen, weil schon der nächste Moment eine Verhaftung, ein Verhör, einen Anschlag bringen könnte. Ossorio, der sich mit argwöhnischem Blick, aber auch dem Air eines Weltmanns bewegt, kommt in dieser vom Zweifel erfüllten Gegenwart gar nicht so richtig an, denn er ist umgeben von den Schemen seiner Vergangenheit. Auf dieser Ebene ist Werner Schroeter in Diese Nacht so vollständig in seinem Element, dass französische Kritiker ihn mit Jean Cocteau vergleichen konnten. Die traumwandlerische Kamera, die theatralischen Dekors, die abgründige Stadtlandschaft schaffen einen Raum, in dem Ossorio sich verlieren muss. Er mag noch einmal Liebe machen, er mag noch einmal dem Feind Auge in Auge gegenübersitzen - es sind alles Abschiede. Vor diesem Hintergrund muss es dann auch zweitrangig sein, dass das konspirative Moment in Diese Nacht, die politische Dramatik in diesem ins Existenzialistische und in die radikale Einsamkeit gewendeten Doppelgänger von Casablanca, sich auf keine konkrete Situa- tion beziehen lässt. Dies ist kein Film über die letzten Menschen, die das faschistische Europa verlassen, und auch kein Film über Menschen, die vor lateinamerikanischen Despoten fliehen müssen, und sei es in eine letzte Lustbarkeit. Allenfalls bekommen wir ein Gefühl dafür, wie es sich anfühlt, wenn ein Staat, ein Gemeinwesen, ein Lebensraum für seine Bewohner unlesbar wird, und Menschen für ihr Verhalten keine guten Gründe mehr finden können außer Gestus, Exzess und ein Gefühl von Totalität, das sich im Kino selten einmal einstellt – zu sehr ist diese Kunst gewöhnlich selbst in Momenten des Phantastischen der Logik einer alltäglichen Wahrnehmung verpflichtet. Werner Schroeter sprengt diese Logik und erzählt die Passion eines Mannes, der „an das Nichts genagelt“ ist (Juan Carlos Onetti), und auf dieser Ebene ist Diese Nacht kein zynischer, sondern ein melancholischer Versuch der Befreiung und damit ein Sieg der Kunst über nicht nur diese Nacht. • Taurand nach dem Roman von Juan Carlos Onetti Kamera Thomas Plenert Schnitt Bilbo Calvez, Julia Gregory, Peter Przygodda Musik Eberhard Kloke Ton Pierre Tucat Produktion Alfama Films, Filmgalerie 451, Clap Filmes Verleih Poool Filmverleih Länge 118 Minuten Technik 35mm / Farbe / 1:1,85 / Dolby Digital Darsteller Pascal Greggory, Amira Casar, Samy Frey, Nathalie Delon; Bruno Todeschini, Jean-Francois Stevenin, Marc Barbé, Eric Caravaca, Elsa Zylberstein, Bulle Ogier Premiere am 13. Oktober 2009 im Stadtkino; 20.00 Uhr Regulärer Kinostart: 16. Oktober 17:30 / 19:45 / 22:00 im Stadtkino Ab 16. Oktober 2009 im Stadtkino und ab 21. Oktober im Filmhaus Kino. Bereits am 13. Oktober findet im Stadtkino um 20.00 Uhr die Premiere statt - in Anwesenheit von Regisseur Werner Schroeter und Hauptdarsteller Pascal Greggory. Kartenvorbestellung unter 522 48 14! Werner Schroeter Diese Nacht - Nuit de Chien (Deutschland / Frankreich / Portugal 2009) Regie Werner Schroeter Drehbuch Werner Schroeter und Gilles DVDEdition ;VaiZg 8]g^hi^VcEZiodaYhbZ^h iZga^X]ZKVg^Vi^dc`aVhh^ hX]Zg;^ab"Cd^g"Bdi^kZ 9ZjihX]aVcYh/ Z^c :m"HdaY /9gZ^BZchX]Zc^bCdgY Vi! YZg YVh =Vjh hZ^cZg dhiZc ci^\Z <ZaY [g] Vc kZghidgWZcZc BjiiZg Z^cZc <a~jW^\Zg kZga^Zgi0 gZcdk^ZgZc l^aa! VWZg Z^c ~aiZgZg Ig`Z! 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Peter Kern T okyo. Shinkansen, der schnellste Zug der Welt, bringt Werner Schroeter und mich von Tokyo nach Kyoto, wir lassen die Eigenheit und Schönheit Japans in Dokumentarfilmlänge vorbeiziehen. „Schau die schönen Tempel!“ Ich bringe meinen schläfrigen Kopf in die Waagerechte, die Schnelligkeit des Zuges, bis zu 350 Kilometer pro Stunde, ist wie ein Rausch. Draußen fliegt eine unbekannte Welt vorbei. Kein Tempel, keine Menschen, nur Industrie. Kurzer Halt in Kyoto, endlich Tempel, es gibt sie wirklich. Wir gehen die Stufen des berühmten Tempels Kiyomizu-dera hoch. Werner geht aufrecht, ein Lächeln in den Augen, fast feierlich, hoch oben neben dem Tempel wartet das Glück. Ein kleines Stück Papier und ein Bleistift werden gereicht, für das Buch des Lebens. Tausende dieser gefalteten Papierchen hängen auf einem Wunschbaum. Ich versuche Werner über die Schulter zu schauen: Was er sich wohl wünscht? Schroeters Wunschzettel hängt schon längst an einem Zweig und schaukelt im Wind wie ein fröhlicher Gesang in der Abendsonne. Werner erzählt mir auf der Rückfahrt über seinen Film De l’Argentine (Zum Beispiel Argentinien, 1986), über eine argentinische Tänzerin aus den dreißiger Jahren und den wunderbaren Kazuo Ohno, einen 80-jährigen japanischen Künstler, der sich vom Tanz der „Argentina“ so inspirieren ließ, dass er ihn für sich weiterentwickelte, ihm einen sehr persönlichen künstlerischen Ausdruck schenkte und damit die Welt der Theater eroberte. Berlin. Zwanzig Jahre später, im August 2008, treffe ich Schroeter in Berlin unter dem Wasserturm im „Gagarin“-Restaurant. „Ist das Sashimi frisch?“ Er arbeitet jede Nacht mit seiner französischen Cutterin in Frieder Schlaichs Studio, in der Filmgalerie 451, am Schnitt seines neuen Filmes, Diese Nacht, nach dem Roman von Juan Carlos Onetti. Werner strahlt im violetten Licht, drei Ringe mit gelben, violetten und klaren Steinen zieren seine Hand, Geschenke, Erinnerungen an Leidenschaften strahlen in sein charmantes Gesicht. Der obligatorische Hut wehrt zu aufdringliche Schauspieler ab. Die Gesten weich und fließend, das Lachen müde, die Augen kreuzen Freude mit Neugierde und einer großen Lust, über seine Arbeit zu sprechen. Peter Kern Ist der Tanz von Kazuo Ohno jetzt Manierismus? Das Wort manieriert ist doch negativ besetzt. Werner Schroeter Manierismus ist eine Kunstform. Kern Eine, die du eingebracht hast in die Filmkunst. Schroeter Sicherlich am Anfang. Kern Alle anderen, die sich mit dem Manierismus beschäftigt haben, haben von dir abgeschaut. Schroeter Das kann man so sagen. Weil es einfach etwas Neues war. Formal auch neu. Dass man so frei mit Material umgeht und dadurch die merkwürdigsten, zum Teil auch exotischsten Kombinationen findet. Es ist eine Art Überhöhung in eine große Ästhetik. Hingegen wenn jemand dumm ist und wenn der nicht mal ein Spiegelei anbraten oder ein Gedicht schreiben kann und tut so, als wäre er Oscar Wilde, dann ist das manieriert. Eine Form, die angenommen wird, die aber gar nicht die eigene ist. Das ist ein Getue. Die Marlene-Dietrich-Filme sind richtige kinematographische manieristische KunstformFilme. Kern Es ist ja nicht nur Zufall, dass du für deinen ersten langen Film Eika Katappa (1969) den Josef-von-Sternberg-Preis überreicht bekommen hast. Schroeter Der Weg, etwas weit zu treiben, bedeutet, etwas aus dem Rahmen zu reißen. Aber es hat auch die Freiheit des Ausdrucks in seiner Form. Im Grunde genommen ist auch der Humor eine tragische Form des Manierismus. Kern Die Kamera ist während des ganzen Prozesses konzentriert an dem Jungen dran, der nicht mehr zuhören kann, der die Welt nicht mehr versteht. Schroeter Eines Morgens, ich war kurz vor den Dreharbeiten, kam eine Frau an und hatte ihre Hand in der Tasche, totenbleich, und es stellte sich heraus, dass dieser Junge (dessen Geschichte ich in Palermo oder Wolfsburg erzählte) tatsächlich aus diesem Dorf Palma kam. Es war der gleiche Junge wie in meinem Film. Sie hatte einen Revolver in der Tasche und wollte mich töten. Sie zitterte. Ich hab‘ stundenlang versucht ihr beizubringen, dass dieser Film eine Verteidigung ihres Sohnes ist. Und über die Unvereinbarkeit von Systemen und die für mich notwendige Parteinahme. Ich habe keine Angst vor dem Tod oder vor meinem Mörder. Berlin. Hier sitzt sie, die Roter-Teppich-Gesellschaft des deutschen Films.Vor der „Paris Bar“. Und unter den vergilbten Bildern des Lokals fühlt man sich sogar als Filmkünstler. Werner Schroeter am Set von „Diese Nacht“. Portugal. Hier ist sie nun, die schroetersche Magie, die jeder Forderung nach Distanz und nach Kälte widerspricht. Ich sehe Teile einer Arbeitskopie von Diese Nacht. Schroeter geht in die Küche. Auf dem Bildschirm geht ein etwas dicklicher Mann pfeifend durch eine ausgestorbene Stadt irgendwo in Portugal. Er trägt Luftballons in seiner Hand. Weiße, rote und schwarze Luftballons. Diese Nacht wurde in neun Wochen in Porto immer nur nachts gedreht. Die Novelle über die Heimkehr in eine entfremdende, entmenschlichte Welt spielt nur in einer einzigen Nacht. In einer belagerten Stadt versucht der Held einer gescheiterten Widerstandsbewegung, seine ehemaligen Verbündeten und seine Geliebte zu finden. Während eine hemmungslose Miliz die Stadt terrorisiert, versucht jeder nur noch, seine eigene Haut zu retten. In den Hauptrollen: Sami Frey, Nathalie Delon, Bulle Ogier und Pascal Gregory. Schroeter Die Schauspieler sind ja zum Normaltarif gar nicht zu haben. Sie erkannten aber die Notwendigkeit, dass dieser Film entsteht. Nathalie Delon hat schon 15 Jahre lang alle Angebote abgelehnt. In Frankreich haben sie nie versucht, meine Phantasie zu reduzieren oder kritisch zu zerlegen, als wäre sie der Widerspruch zum Intellekt. Es wurde bei mir als Gesamtheit genommen. Der Gedanke und das Gefühl. Bei Diese Nacht gab es ein bisschen Geld aufgrund der Aktivität von Frieder Schlaich und weil Paulo Branco mir diesen Film angeboten hat. Der Rest der Deutschen dachte, dass ich eh Krebs habe und nicht mehr lange leben werde. Es ist klar, dass es immer als marginal gilt, meine Filme zu finanzieren, weil sie tatsächlich im Erscheinungsbild recht ungewöhnlich sind. Sie sind halt entfernt vom Alltäglichen. Sie sprechen eher von der Alltäglichkeit der Seele, und diese Alltäglichkeit ist die Wirklichkeit für mich und nicht die Alltäglichkeit der Bank und Steuerfahnder. „Was mich am Kino wirklich interessieren würde, ist die Suche nach neuen Formen. Ästhetische Innovationen. Das müsste parallel gehen mit der Suche nach dem eigenen Leben.“ Die Bilder wirken wie ein Sog. Ein junger Soldat wird von einem Polizeikommandanten vorgeführt. In meinen Gedanken überblenden sich Filme wie Neapolitanische Geschwister (1978) und Palermo oder Wolfsburg (1980). Die Mächtigen spielen mit Menschen wie Marionetten, schaffen sich Freiräume für ihre Perversionen. Die Polizisten fordern den jungen Mann auf, die Hose runterzulassen und mit dem Penis hin und her zu schlagen. Die Polizisten haben Spaß an dieser Erniedrigung. Sie scherzen, dann wird der Junge mit fünf Schüssen brutal erschossen. Schnitt - ein Soldat sitzt vor einem Maschinengewehr, das wie ein Phallus in den Abendhimmel gerichtet ist. Schroeter unterlegt die Szene mit Franz Liszt, der leise durch die Armeeradios nach Reichsheimat klingt. Kern Die Franzosen sind die Hauptfinanziers deiner Filme. Hat das was mit der Kultur zu tun, dass die mehr Kunst zulassen als die Deutschen? Kern In Neapolitanische Geschwister wird die südländische Vitalität durch eine Leichenkutsche immer wieder durchbrochen. Der Tod als Leitmotiv, er wird zum Bestandteil des Lebens und kein theatralischer Vorgang. Ich bin, weil ich sterbe. Ähnlich auch wie der Junge in Palermo oder Wolfsburg? Schroeter Der Junge aus Palermo war ein „Ingenuo“, ein erdverbundener Mensch. In Italien ist das nicht gleichzusetzen mit Dummheit, sondern eher mit „ursprünglich“, also so ein ursprünglicher Mensch aus einem sizilianischen Dorf. Und in einem absurden Prozess, den ich im Laufe des Films mit viel Humor und Satire steigere, wird er letztendlich vom Mord freigesprochen, und die Rechtsanwälte halten ihre Schlussrede - da ruft er in den Saal: „Ich habe sie getötet (die Verführer seiner Geliebten), und ich wollte sie töten!“, und er spricht sich damit selber vor einem höheren Gericht frei. Kern Welcher deutsche Regisseur ist denn für dich überhaupt ernst zu nehmen? Schroeter Oje. Ich habe im letzten Jahr aufgrund meiner Krankheit nur ganz wenig gesehen. Was ich gesehen habe und was mir sehr gut gefallen hat, war Gegen die Wand von Fatih Akin. Was mich am Kino wirklich interessieren würde, ist die Suche nach neuen Formen. Ästhetische Innovationen. Das müsste parallel gehen mit der Suche nach dem eigenen Leben. Kern Was ist denn die Gegenwart in deiner Kunst? Schroeter Hier und jetzt. Und nur im wirklichen Augenblick. Auf Lateinisch „hic et nunc“. Bei mir laufen verschiedene Ebenen im Kopf und im Herz parallel. Die Zukunft drängt sich zunehmend in meinen Kopf hinein. Leben und Kunst waren für mich immer identisch. Man sucht im Leben. Man sucht hier und jetzt. Kern Hier und jetzt. Und ein Film über das 16. Jahrhundert. Schroeter In Diese Nacht: Die Apokalypse, die dargestellt wird, ist ja eine Parabel, die überall gültig ist. Hier und jetzt und übermorgen leider Gottes. Zum Beispiel in der Computergeneration von heute. Da müssen die Menschen nicht mehr mitdenken. Das Ziel der Intellektuellen und intelligenteren Menschen war ja, sich eine Kunstform und einen Spielraum zu erarbeiten, aus dem man auch schöpfen kann. Der Berliner Schnürlregen überrascht uns auf der Terrasse. Wir wechseln in die „Paris Bar“, auf kostbare Ledersessel, vor missverstandener Kunst an den Wänden. Jeder, der hier den Sinn des Lebens abgefragt hat, hatte dem Besitzer ein Abfallprodukt seiner Liebe hinterlassen. Die malerischen Ergüsse an den Wänden sind Gesellschaftsbilder einer ausgetrockneten Stadt. Zeit, Werner nach seinem Wunschzettel in Kyoto zu fragen. Kern Worin siehst du den Sinn des Lebens? Schroeter Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst. Kern Kann Angst sinnvoll sein? Schroeter Aus der Angst vor dem Tod sucht der Mensch ein Leben lang nach dem Sinn des Lebens. Nicht vor dem Tod, sondern vor der Zerstörung, die er verursacht, sollte der Mensch Angst haben. Der Regisseur und Schauspieler Peter Kern, (Blutsfreundschaft), ist seit langen Jahren mit Werner Schroeter befreundet. Er hat dessen Film Der lachende Stern (1981) produziert und in Malina (1991) mitgespielt. Am 5. November startet Kerns jüngster Film Blutsfreundschaft (Stadtkino Verleih) in Österreich. Text: F.A.S. „Afrika im Film“ 04 StadtkinoZeitung Nicht nah, nicht fern. Zur Filmreihe „About Africa“ W as noch vor zwei Jahrzehnten hierzulande abschätzig als „Drittweltkino“ bezeichnet und mit allerlei Exotismen verbunden wurde, ist heute auch dank Regisseuren wie Sembene, Gerima, Makharam oder Haroun längst zum integralen Teil des Weltkinos und der internationalen Festivalszene geworden. Zwar kann es nicht schaden, zu wissen, was ein Griot ist oder ein Marabut und manche mag das langsame Erzähltempo abseits des Kinos der schnellen Schnitte irritieren, doch die Themen der Filme aus Afrika sind vertraut: Korruption, Generationenkonflikt, Geschlechterkampf, Irrationalismus, die Auseinandersetzung zwischen Tradition und Moderne, politischer Befreiungskampf... Ein, da immer noch viele afrikanische Filme im dörflichen Milieu spielen, häufig anzutreffender Topos ist jener des Heimkehrers, der, meist an europäischen Universitäten ausgebildet, auf den zähen Überlebenswillen der mit allerlei Tricks Tradition behauptende und patriachale Strukturen meinende herrschende Dorfkaste trifft, wie etwa der Ingenieur Zanga in Salif Traores Faro, der einen Staudamm gegen die ständigen Überflutungen bauen will und als die allmächtige Flußgöttin Faro störend „von Außen“ eindringender Unglücksbringer denunziert wird. Ein Heimkehrer anderer Art ist der tschadische Regisseur Mahamet-Saleh Haroun, dessen alter ego Moussa Hassan nach 15 Jahren zurückkehrt und nach Drehorten in einem Land sucht, das eine „Kultur des Krieges“ entwickelt hat, dessen Kinoszene aber zum Erliegen gekommen ist. Vergeblich forscht der Filmemacher nach den Fluchtorten seiner Kindheit, in denen das Wünschen noch geholfen hat. Kinoträume – so real wie die Aufhebung zwischen Traum und Realität im afrikanischen Erzählkino (wie in der afrikanischen Realität). Auch die das schlafende im Mutterbauch bis zur Rückkehr des Vaters schlafende Kind in L´Enfant Endormi ist Behauptung. Doch: „Es ist nebensächlich, ob der Schlafende Mythos oder Realität ist. Es handelt sich um eine gesellschaftliche Praxis, die sich aus der Anpassung der Menschen an sich herausbildende unterirdische oder geheime Realitäten entwickelt hat. “ (Yasmin Kassari) About Africa: das heißt aber auch, das als „roh“ und trashig, jedenfalls unverwechselbar urbane Videokino aus Nollywood/ Nigeria, wo offenbar wird, „dass wir ein Kontinent sind, wo es Rolltreppen gibt“ (Mahamood Ali Balagoon), dass sich mit dem etablierten afrikanischen Erzählkino weder messen kann noch will, zu zeigen und dem Erstaunen und den Fragen europäischer Autorenfilmer wie Depardon, Schlingensief, Pontecorvo, Michel oder Martens Raum geben. Manchmal steht da Selbstinszenierung im Vordergrund, bisweilen Wut über verkrustete Verhältnisse, immer aber der von Depardon formulierte Wunsch nach Genauigkeit: „Ein Bild muss nicht ehrlich sein, aber auf jeden Fall genau“ (Depardon) Auf der Suche nach „Afrika“ begegnen dem Kinobesucher „Afriques“, viele Afrikas, auf der Suche nach Gemeinsamkeiten wird er oft zur Distanznahme gezwungen, um auf diese Weise im Fernen doch wieder das Nahe zu erblicken. Kurt Hofmann The African Twintowers D/Namibia 2005-2008 Regie Christoph Schlingensief; Darsteller Christoph Schlingensief, Dirk Rohde, Irm Hermann, Robert Stadlober, Patti Smith; Österreichische Erstaufführung! Eines Tages in Lüderitz, einer Stadt in Namibia, der ehemaligen deutschen Kolonie Deutsch-Südwest: „Der Gouverneur von Lüderitz fuchtelt auf seiner Plattform: ,Dieser verdammte Hubschrauber möge endlich landen‘, brüllt er, und der Wind zerrt an seinem Cowboyhut mit der Marlboro-Reklame: ,Herr Bundeskanzler, setzen Sie endlich ihre verdammten Kufen auf diesen Wüstensand, landen Sie, Sie Feigling!‘ Oben sieht der Haudegen einen Helikopter, unten sieht er 30 ,Hottentotten‘, die bedrohlich am schwankenden Gerüst rütteln und skandieren: ,Götterdämmerung! Götterdämmerung!‘ (...) Ein historischer Film, ganz offensichtlich. (...) Christoph Schlingensief inszeniert deutsche Geschichte, deutschen Wahnsinn. Und der reicht in diesen Tagen bis zum Koalitionsvertrag, und er führt nach Deutsch-Südwest. So hieß diese Gegend früher. Die Wüste bebt.“ Thilo Thielke/ Der Spiegel sehen mit einem abgeschlossenen Ingenieurstudium, zurück. Einen Staudamm will er bauen, um den häufigen Überschwemmungen Einhalt zu gebieten, doch die Dörfler vertrauen lieber auf die Beschwörung der Flussgöttin Faro... Der Widerstreit zwischen Tradition und Moderne, die anhaltende Kraft des Aberglaubens und der althergebrachten Strukturen. Und: Wie sich durch die Ankunft des „Eindringlings“ plötzlich Zweifel regen, an den göttlichen wie an den patriarchalen Instanzen... • Donnerstag, 15. Oktober 2009, 18.00 Uhr • Freitag, 16. Oktober 2009, 20.00 Uhr Episode 3: ‚Enjoy Poverty‘ NL/Congo 2008 Regie Renzo Martens; OmU; Österreichische Erstaufführung mit anschließender Diskussion in Anwesenheit des Regisseurs. Mitten im Kongo, Fragen über Fragen: Wie kommt es, dass das ins Land geflossene Geld mit Gewinn wieder in die Taschen der Geldgeber zurückfließt? Weshalb sind Hochzeitsfotos wertlos und Bilder des Elends und des Krieges begehrt? Renzo Martens rät den Einheimischen als advocatus diaboli, sich den Markt der aufgeregten Bilder zu erobern und den Status quo als Chance zu betrachten... Eine Inszenierung: Der Regisseur und Hauptdarsteller als Missionar, Coach, Agent Provocateur. Sarkastische Rollenspiele rund um die Frage, wann die Lethargie begonnen hat und die Geduld endet. • Samstag, 17. Oktober 2009, 18.00 Uhr Xala – Impotence Senegal 1974 Regie Ousmane Sembene; Darsteller Fatim Diagne, Makhouredia Gueye, Thierno Leye; Michel Mpambara; OmU Gott und die Welt sind eingeladen, als El Hadji Abdou Kader, ein ebenso erfolg- wie einflussreicher Geschäftsmann, zur Hochzeit mit seiner dritten Frau, die vom Alter her auch seine Tochter sein könnte, lädt. Die Hochzeitsnacht verläuft nicht wie erhofft, und so konsultiert er mehrere Marabuts (= islamische Heiler und Gelehrte), um seine Impotenz zu heilen. Nach einer in Westafrika verbreiteten Überzeugung hat einer den an schwindender Manneskraft Leidenden verflucht… Viele kommen dafür in Frage, die er übervorteilt und betrogen hat ... Ousmane Sembenes Meisterwerk Xala zeigt einen, der durch eine Pechsträhne schließlich entlarvt wird und in seinen ebenso korrupten Kollegen Ankläger von vorbildlicher Moral vorfindet... • Donnerstag, 15. Oktober 2009, 20.00 Uhr United Trash D 1996 Regie Christoph Schlingensief; Darsteller Udo Kier, Joachim Tomaschewsky, Kitten Natividad; Afrika: Land der unendlichen Sonne, Deutsche Soldaten im Einsatz der UNO. Für General Brenner wird ein Traum wahr: Hier, wo die Menschen noch einfach und simpel sind, kann der Deutsche zeigen, was er kann. Doch da gebiert Brenners jungfräuliche Frau Martha ihr erstes Kind. Ist das der neue Messias? Doch wozu benötigt man einen Messias, wenn die UNO schon da ist? • Donnerstag, 15. Oktober 2009, 22.00 Uhr Congo River, au-delà des tÉnÈbres (Beyond Darkness) Regie Ahmed Boulane; Darsteller Younes Megri, Hiam Abbas, Samla Akarriou; OmU; Österreichische Erstaufführung Schwerpunkt Maghreb/Marokko, Mitte der 1970er-Jahre: Auf einer Dachterasse in Sale treffen einander vier Freunde, um Joints zu rauchen, zu trinken, über Politik zu diskutieren. Doch es ist nicht nur die Zeit der Hoffnungen und Utopien, sondern auch der „bleiernen Jahre“ in Marokko. Das gemeinsame Idyll zerbricht jäh, als die Polizei gegen die Außenseiter vorgeht. Ali, der vermeintliche Anführer, versucht zu fliehen, tötet dabei aber einen seiner Verfolger. Er wird zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Als man ihn 20 Jahre später begnadigt, hat sich nicht nur die Welt, sondern haben sich auch Welt- und Selbstbild seiner einstigen Freunde gründlich verändert... • Sonntag, 18. Oktober 2009, 18.00 Uhr La battaglia di Algeri I/Algerien 1966 (DIE SCHLACHT UM ALGIER) Regie Gillo Pontecorvo; Darsteller Brahim Hadjadj, Jean Martin, Yacef Saadi; OmU; Schwerpunkt Maghreb Der Kongo, das längste Flussgebiet der Welt. Die vielen Geschichten, welche „er“ erzählen könnte: über Entdecker und Kolonisatoren, Revolutionäre und konterrevolutionäre Putschisten, Mythos und Realität des afrikanischen Kontinents. Und: Wie oft sich hier Blut mit Wasser gemischt hat ... „Den Fluß hinaufzufahren war wie eine Reise zu den frühen Anfängen der Welt, als noch Pflanzen zügellos die Erde überwucherten und die großen Bäume Könige waren. Ein leerer Strom, ein großes Schweigen, ein undurchdringlicher Wald. (...) Und diese Stille des Lebens ähnelte in nichts dem Frieden.“ Joseph Conrad/Herz der Finsternis Faro - La Reine des Eaux Tschad/F 1998 Zanga, als uneheliches Kind zum „Bastard“ erklärt und aus seinem Dorf vertrieben, kehrt nach Jahren in der Stadt, ver- Marokko 2001 (ALI, RABIAA UND DIE ANDEREN) Regie Thierry Michel; OmU • Freitag, 16. Oktober 2009, 18.00 Uhr Regie Salif Traore; Darsteller Sotigui Kouyate, Fili Traore, Michel Mpambara; OmU Ali, Rabiaa et les autres B/F/Kongo 2005 • Mittwoch, 14. Oktober 2009, 20.00 Uhr (Stadtkino!) • Samstag, 17. Okt. 2009, 17.10, 20.15 Uhr (Filmhaus Kino) Mali/F/D 2007 (FARO – GÖTTIN DES WASSERS) und bemüht seine Erinnerungen, um Anknüpfungspunkte zu finden. Gleichzeitig beginnt er, für seinen neuen Film nach Drehorten zu suchen... Mit Laien gedreht, verwischt Harouns Bestandsaufnahme einer Irritation die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm: „Ich möchte, dass der Zuschauer meinen Film mit der Frage verlässt, wo die Realität ist und wo die Fiktion.“ Mahamet-Saleh Haroun Von Mahamet-Saleh Haroun waren bei „About Africa“ 2006 und 2008 die Filme Abouna und Darrat zu sehen. Bye Bye Africa Regie Mahamat Saleh Haroun; Darsteller Mahamet-Saleh Haroun, Garba Issa, Aicha Yelena OmU, 80 Min. Als seine Mutter stirbt, kehrt der Regisseur Moussa Hassan nach 15 Jahren Abwesenheit in den Tschad zurück. Er versucht sich in dem ihm fremd gewordenen Land zu orientieren Algier, 1957: Die Anschläge der algerischen Befreiungsbewegung FLN mehren sich und verbreiten Angst. In der offiziellen Propaganda wird die FLN als terroristisch denunziert und deren Aktivisten zum Freiwild erklärt. In der verwinkelten Altstadt, der Kasbah, suchen Einheiten der französischen Einheiten unter Colonel Mathieu nach Ali La Pointe, dem Anführer der Aufständischen. Während den Franzosen die Folter als probates Mittel gilt, um Informationen zu erlangen, sucht die FLN nach Verrätern, doch es ist leichter, einen Verdacht auszusprechen, als ihn zu beweisen... Zwischen Januar und Oktober 1957 treffen die französische Armee und die FLN in der „Schlacht um Algier“ aufeinander: Gillo Pontecorvos mehrfach ausgezeichneter Film in der Tradition des italienischen Neorealismus über diese Episode des algerischen Unabhängigkeitskampfes stützt sich auf intensive Recherchen, die eine detaillierte und ungeschminkte Auseinandersetzung mit den in Frankreich lange tabuisierten Vorgängen jener Periode ermöglichten. „Afrika im Film“ StadtkinoZeitung „Wegen seiner vollkommenen Verbindung von Form und Inhalt ist dies einer der erfolgreichsten subversiven Filme, die je gedreht wurden.“Amos Vogel/Film as a subversive art • Sonntag, 18. Oktober 2009, 20.00 Uhr L‘Autre Monde Algerien/F 2001 (EINE ANDERE WELT) Regie Merzak Allouache; Darsteller Marie Brahimi, Karim Bouaiche, Nazim Bodjenah; OmU; Schwerpunkt Maghreb Yasmine, Französin algerischer Herkunft, bricht in das fremde Land ihrer Eltern auf, um ihren verschwundenen Verlobten Rachid zu suchen. Sie wird mit Gewalt, Hass und Frauenverachtung konfrontiert. Je tiefer sie in die Provinz vordringt, desto gefährlicher wird ihr Weg, bis sie am eigenen Leibe zu spüren bekommt, welches Risiko sie für ihre Liebe eingegangen ist... Ein algerisches Road-Movie in Zeiten des Fundamentalismus. Der Widerstand in der Musik: Zu Wort kommen musikalische Größen wie Abdullah -Ibrahim, Miriam Makeba u. v. a. • Mittwoch, 21. Oktober 2009, 18.00 Uhr JOM Senegal 1981 Regie Abacar Samb Makharam; Darsteller Oumar Seck, Abou Camara, Oumar Gueye; OmU JOM (aus der Woloff): die Würde, der Mut, der Respekt 1980: In einer großen Fabrik kommt es zum Streik. Die Arbeiter sind sich uneinig. Es bilden sich zwei Gruppen. Auf einer Versammlung der zum Arbeitskampf bereiten Gruppe nimmt Khaly, der Griot, teil, erzählt eine Geschichte aus dem Jahr 1903 über den Kampf gegen die Kolonialmacht, über den Jom, und, weshalb es stets falsch ist, klein beizugeben... • Mittwoch, 21. Oktober 2009, 20.00 Uhr 05 Nollywood Glamour Girls Nigeria 1992 Regie Keneth Nnebue; Darsteller Liz Benson, Jennifer Okere, Gloria Anonzie; OV (englisch) Junge Frauen mit großen Ambitionen, glamouröser Attitüde, cool, materialistisch und stets auf den „Endzweck“ bedacht: „Black Power? Yes, I will divorce him, when I get tired of him!“ Ein Klassiker des Nollywood-Films in einer Atmosphäre alles beherrschender Korruption. Wie sich die „Glamour Girls“ in der Gesellschaft von „Business Men“ und „aufstrebenden“ Politikern ihren Platz erobern… • Freitag, 16. Oktober 2009, 21.45 Uhr (Teil1) • Samstag, 17. Oktober 2009, 21.45 Uhr (Teil2) My Life • Sonntag, 18. Oktober 2009, 21.45 Uhr Nigeria 2008 L’ENFANT ENDORMI Regie Ifeanyi Onyeabor; OV (englisch) nominiert für den African Movie Award Marokko 2004 (DAS SCHLAFENDE KIND) Regie Yasmine Kassari; Darsteller Rachida Brakni, Mounia Osd Osfur, Issa Abdessamie; OmU; Schwerpunkt Maghreb In einem abgelegenen marokkanischen Dorf feiert man die Hochzeit von Zeinab. Am nächsten Morgen verlassen die Männer das Dorf, um ihr Glück in Europa zu suchen. Als Zeinab feststellt, dass sie schwanger ist, beschließt sie, das Kind in ihrem Leib schlafen zu lassen, bis ihr Ehemann zurückkommt. Doch die Zeit vergeht und der Abwesende meldet sich lediglich mittels unregelmäßig eintreffender Videobotschaften, die mitteilen, dass das Warten auf Arbeit, die es nicht gibt, Zeinabs Warten auf ihren Mann verlängern wird. Stillhalten heißt es währenddessen für die Frauen, doch Zeinab und ihre Freundin Halima beschließen nicht allein das Bedienen einer Videokamera, sondern, mehr noch, das Überwinden der eingeforderten Passivität lernend, ihren Männern zu antworten... • Montag, 19. Oktober 2009, 17.30 Uhr Afriques: Comment Ca Va Avec La Douleur? Da ist der junge Mann, der zwischen den Autos hin-und herrennt und seine Dienste als Autoscheibenputzer anbietet. Er wird von einem, der sich durch den lästigen Jobber in seiner Weiterfahrt behindert fühlt, beschimpft und davongejagt. Ein anderer Wagen hält an und winkt den Unglücklichen herbei. Da ist die junge Frau, die ihr Autofenster herunterkurbelt, sich erst für das Verhalten des anderen Fahrers entschuldigt. Danach überreicht sie dem Niemand dreitausend Naira. Die Erniedrigten und Beleidigten: Wie eine Prostituierte einem Obdachlosen zu helfen versucht. Gewalt, Zwangsverhältnisse, das Leben auf der Straße. Aber auch (Kabale und) Liebe, die Frage nach der Menschenwürde und jene nach „a better future“. „Das ist meine Geschichte“ (Ifeanyi Onyeabor). • Montag, 19. Oktober 2009, 21.45 Uhr Holy City Nigeria 2008 Regie Ilochi Olisemaka; Darsteller Jim Iyke, Oge Okoye, Mike Ezuruonye; OV (englisch) Ghana 1986 Haruna, einst ein hervorragender Schüler, ist von der Schule geflogen und jobbt in einem Restaurant. Den Kontakt mit Angela und Nneka hat er jedoch nie abgebrochen, sie sind nach wie vor eng miteinander befreundet. Angelas Verlobten Chibuzor stört Harunas ständige Präsenz. Die unterschiedliche Religion (Haruna ist Moslem, Angela Christin) der beiden, die im Umgang miteinander nie ein Problem war, wird von Chibuzor benützt, Hass zu schüren – eine Intrige mit weitreichenden Folgen. Aus einem Anfall von Eifersucht wird ein Religionskrieg… Basierend auf gewaltsamen Auseinandersetzungen im Norden Nigerias, die 2006 die unterschiedlichen Religionen Nigerias (50 % Christen, 50 % Moslems) als Vorwand nahmen, zeigt „Holy City“ den Kreislauf der Gewalt. Regie King Ampaw; Darsteller Grace Nortey, Grace Ofoe, Evans Omar Hunter,Joe Eyison; OmU • Dienstag, 20. Oktober 2009, 21.45 Uhr • Mittwoch, 21. Oktober 2009, 21.45 Uhr F 1996 (Afrika:Was machen die Schmerzen?) Regie Raymond Depardon; OmU; 165 min Drei Jahre lang bereist Raymond Depardon Afrika, allein; nur die Kamera, ein Stativ und ein Diktaphon, das seinen Kommentar „unsauber und ein bisschen zu laut“ (Depardon) aufnehmen soll, sind seine Begleiter: „Wie viele Regisseure bemühe ich mich um Genauigkeit. Für mich ist das zur Ob.. session geworden, ein Bild muss nicht ehrlich sein, aber auf jeden Fall genau.“ • Montag, 19. Oktober 2009, 19.00 Uhr Juju Häuptling Nana Akoto ist es gewohnt, dass sein Wort gilt und seine Pläne nicht hinterfragt werden. Ungehörig, wenn da sein Neffe Eigeninitiative entwickelt, empörend wenn seine zweite Frau sich ihm verweigert. Durch Juju, der Zauberkraft der Ahnengeister, versucht er, dem drohenden Schwinden seiner Autorität Einhalt zu gebieten. Doch der Juju-Mann des Dorfes treibt den Alten zu immer absurderen Opfern, bis der Häuptling den Bogen überspannt... • Dienstag, 20. Oktober 2009, 17.30 Uhr MIRT SOST SHI AMIT Äthiopien 1975 (Ernte 3000 Jahre) Regie Haile Gerima; Darsteller Harege-Weyn Tafere, Melaku Makonen, Kasu Asfaw; OmU; 150 min Da ist der Großgrundbesitzer, der seine Landarbeiter und Angestellten einem Regime sadistischer Grausamkeit unterwirft. Da ist der Bauer, dem sein Land weggenommen wird, der die Leidensgenossen über ihre Lage aufklären möchte. Sie nennen ihn einen Irren... Gerima, ein Meister der Montage, macht in „Mir Sost Shi Amit“ deutlich, was 3.000 Jahre der Unterdrückung angerichtet haben. • Dienstag, 20. Oktober 2009, 19.15 Uhr AMANDLA! Südafrika 2002 Regie Lee Hirsch; Darsteller; OmU 40 Jahre Kampf gegen die Rassentrennung in Südafrika: Unter dem Apartheid-Regime war es Schwarzen verboten, laut zu singen, Lieder aufzunehmen oder Musikaufnahmen zu machen. Heute sind viele der verbotenen Lieder zu Hymnen geworden... Impressum Christoph Schlingensief in „The African Twintowers“. Telefonische Reservierungen Kino 712 62 76 (Während der Kassaöffnungszeiten) Büro 522 48 14 (Mo. bis Do. 8.30–17.00 Uhr Fr. 8.30–14.00 Uhr) 1070 Wien, Spittelberggasse 3 www.stadtkinowien.at / [email protected] Stadtkino 1030 Wien, Schwarzenbergplatz 7–8, Tel. 712 62 76 Herausgeber, Medieninhaber Stadtkino Filmverleih und Kinobetriebsgesellschaft m.b.H., 1070 Wien, Spittelberggasse 3 Graphisches Konzept Markus Raffetseder Redaktion Claus Philipp Druck Goldmann Druck, 3430 Tulln, Königstetter Straße 132 Offenlegung gemäß Mediengesetz 1. Jänner 1982 Nach § 25 (2) Stadtkino Filmverleih und Kinobetriebsgesellschaft m.b.H. Unternehmungsgegenstand Kino, Verleih, Videothek Nach § 25 (4) Vermittlung von Informationen auf dem Sektor Film und Kino-Kultur. Ankündigung von Veranstaltungen des Stadtkinos. Preis pro Nummer 7 Cent / Zulassungsnummer GZ 02Z031555 Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b. 10er-Block im Filmhaus Kino Neuerung an der Kassa des Filmhaus Kinos: Ab jetzt gilt der Stadtkino-10-Karten-Block auch am Spittelberg - und ist auch dort erhältlich. In beiden Kinos gilt also auch das Sonderangebot: Wer den 10er-Block erwirbt, erhält dazu auf DVD entweder Paranoid Park, Waltz with Bashir oder Good Night, And Good Luck. Kenan Kiliç, „Gurbet - In der Fremde“ 06 StadtkinoZeitung Fremd im eigenen Land Sachlich und intelligent präsentiert Filmemacher Kenan Kiliç in der Dokumentation „Gurbet - In der Fremde“ einen Einblick in die Leben typischer „Gastarbeiter“. Günter Pscheider V or 44 Jahren rollten die ersten Arbeiterzüge vom Istanbuler Hauptbahnhof Sirkeci in Richtung Westeuropa. Dort mangelte es an billigen Arbeitskräften, so wurden türkische Arbeiter aus dem anatolischen Hinterland zu wertvollen Devisen für die wirtschaftlich gebeutelte Türkei. Doch Gurbet – In der Fremde erzählt nicht von ökonomischen Visionen, sondern vom Schicksal des lebenslangen „Gast“-Seins. Was hat Sie an diesem Thema „erste Generation“ interessiert und wie haben Sie die Protagonisten gefunden und ausgewählt? Kenan Kiliç Ich bin in der Türkei geboren, lebe aber seit 1981 in Wien und kenne daher das Gefühl des Fremdseins, das Heimweh sowie die Sprachlosigkeit aus eigener Erfahrung. Als ich beim Integrationsfond als Berater arbeitete, lernte ich viele Migranten der ersten Generation kennen. Da wurde mir neben den Problemen dieser Menschen erst bewusst, wie sehr diese Generation von der Politik und den Medien vernachlässigt wurde und in Vergessenheit geraten ist. Ich hörte ihre Geschichten, die mich sehr berührten. Daraus entstanden unbeabsichtigt einzelne Bilder mit einer bestimmten Atmosphäre, Gesichtsausdrücken und Körpersprache, die ich nicht einfach so ignorieren konnte. In dieser Phase entstand die Idee für diesen Film. Ich fand heraus, dass diese Thematik in Österreich bislang filmisch nie aufgegriffen wurde. Einige Protagonisten fand ich in meinem Bekanntenkreis, aber die meisten lernte ich bei der Recherche in Lokalen und Moscheen, oft auch zufällig, kennen. Wenn man Leute für einen Dokumentarfilm sucht, braucht man sich nur mit einer Kamera auf den Brunnenmarkt zu stellen und wird dann gleich interessiert angesprochen. Bei der Auswahl habe ich darauf geachtet, dass die Menschen die verschiedenen Aspekte des Themas gut repräsentieren. Warum haben Sie ausschließlich auf Türkisch gedreht? Kiliç Während der Recherchen habe ich mehrmals versucht, die Interviews auf Deutsch zu führen, musste jedoch jedes Mal eine starke Veränderung an meinen Interviewpartnern beobachten. Ihre Körperhaltung und ihre Gestik änderten sich und am wichtigsten, auch ihre Erzählform wurde eine andere. Sie konzentrierten sich zu sehr auf die Sprache, suchten nach den passenden Ausdrücken, wodurch der Das Ehe- und Liebespaar Hatice und Cahit Çakir lebt seit 1978 gemeinsam mit ihren Kindern in Österreich. Inhalt ihrer Geschichten und die Emotionen teilweise verloren gingen. Woran liegt es, dass diese Generation eher schlecht in Österreich integriert ist? Und wie steht sie zu dem Staat, in dem sie schon mehr als dreißig Jahre lebt? Kiliç Ich glaube, dass die Politik viel zu lange den Kopf in den Sand gesteckt hat, als ob durch konsequentes Ignorieren die Probleme verschwinden werden. Dabei haben sie schon relativ früh gewusst, dass diese Gastarbeiter in der überwiegenden Mehrheit in Österreich bleiben werden, was Studien aus den 70er Jahre belegen. Aber diese Menschen wurden am Anfang sowohl von der Türkei als auch von Österreich im Stich gelassen. Niemand hat ihnen die einfachsten Regeln des Alltags in diesem für sie völlig fremden Land erklärt, geschweige denn ihnen einen Deutschkurs angeboten. Außerdem hat man sie auch nachdem sie mehr als zehn, zwanzig Jahre hier lebten, nicht einmal auf kommunaler Ebene wählen lassen, sie also am demokratischen Prozess nicht teilhaben lassen.Viele nahmen zwar irgendwann, meist aus pragmatischen Gründen, die österreichische Staatsbürgerschaft an, aber die Wahl der Staatsbürgerschaft ist eine persönliche Entscheidung und sollte fairerweise nicht an das Wahlrecht gekoppelt sein. Schließlich zahlen alle ihre Steuern hier, dürfen aber nicht mitbestimmen, was mit ihrem Geld passiert. Man hat ihnen auf politischer Ebene nie das Gefühl gegeben, dass sie hier als Menschen und nicht nur als brave Arbeiter erwünscht sind. Damit haben sich die meisten inzwischen abgefunden, was aber fast alle extrem wütend und traurig macht, ist, dass auch ihre Kinder und Enkel, die hier geboren sind, nicht als gleichwertig anerkannt werden und nicht die gleichen Aufstiegschancen haben wie der Rest der Bevölkerung. Trotzdem sind fast alle dem Staat Österreich extrem dankbar vor allem für die relative soziale Sicherheit, die er ihnen bietet und auch den bescheidenen Wohlstand - verglichen mit dem Durchschnittsbürger der Türkei – den sie sich ihr ganzes Leben hart erarbeitet haben. Kenan Kiliç Gurbet – In die Fremde Österreich 2008 Regie, Drehbuch, Schnitt Kenan Kiliç Kamera Kenan Kiliç, Robert Angst Musik Metin Meto Ton Matthias Kiliç Produktion Kiliç Filmproduktion Produktionsleitung Monika Maruschko, Andreas Ungerböck Verleih polyfilm Länge 93 Minuten Technik DVD oder Digi-Beta / Farbe und Schwarzweiß / 16:9 Mit Kemal Akın, Ipek Dag, Hasan und Saniye Özoglu, Hüseyin Ates, Cahit und Hatice Çakır, Vahit Toy, Cemalettin Çuhacı Ab 2. 10. 2009 19:30 / 21:15 im Filmhaus Kino am Spittelberg L6AIOL>I=76H=>G6G>;DAB6C DVDEdition „Beeindruckend“ 9^ZOZ^i DVD Ed ition < DD9 CH6CI V] „Gesc h was w ichte ist, mach ir aus ihr en.“ >I=76H=>G L6AIOL B6C >9E6G@ E6G6CD HeZm g VcWZhhZ Z !\Z]ib DgZ\dc iZ^cZVjidcdb ^h dgiaVcY! `Zc^cE H`ViZg"6caV\Z # Zg 7gX aZ ^" ^YEVg`¸ Z^cZgY ^Yh#9^Z ^aaZ\V cih6jhZ i ÈEVgVcd g` jciZg c@ HV Zg Vc giZ iY a^i~ ]V hK g^h [iZFjV `i ^c <j Y^Z\Vco Zc]VWZc#=^Z ^e[Zaejc VaW"igVjb]V b[ZaY!WZ^ X] jZ nh Z^c< J ]ihojhj AVhi 9V 6aaiV\Z^cZcZ YhX]ja^hX]Zc ^aYZgjcY jh VcijcY iZcjc Y^ZY^Z7 cWZlZ" ^kV \i! n! :aZe] jhYZcZc]ZgV eg ~c kZgYg !V cZ^cZ c! ^]gZb ZHX]jaY Zg IdY`Vc \`Z^iZc cH`ViZg =ZaYZ^c c/ È9 jc^in kd 8dbb oZcigVaZ dWZgi7gZhhd Zg hY Vh G aVg^hi!Y ^Z hV\iZ ZWZ#¸ o^Zgi###L \^ai[gY^ZA^ ZcY^cà <aZ^X]Z gbVi Z^\i#9Vh Dg^\^cVa[d 6NH dgbVi)/( ^iZa9ZjihX] cYA6HI9 B^c#7^aY[ -& CD8=:j Z^i *#&JciZgi %%,AVj[o jihX]99 CD>9E6G@!B6A6 ^dcJH6' ^hX]99(#&!9Z 8I>DC E6G6 NEGD9J c\a IgV^aZgoj 8DBE6C ci! 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A6 G@ HDC!; <:DG<: 8A G6 C@ A 6C<: DDC: N!GD 7: AA 6!< G6 CI GI9DL C: =:HAD N?G#! K JETZT IM HANDEL UND AN UNSEREN KINOKASSEN Ein Film von Ramin Bahrani Eine BIG BEACH PRODUCTION in Kooperation mit MUSKAT FILMED PROPERTIES&NORUZ FILMS KOSTÜME DAPHNE JAVITCH AUSSTATTUNG RICHARD WRIGHT REGIEASSISTENZ NICHOLAS ELLIOTT KAMERA MICHAEL SIMMONDS AUSFÜHRENDER PRODUZENT PETER SARAF PRODUZENTEN LISA MUSKAT MARC TURTLETAUB JEB BRODY DREHBUCH BAHAREH AZIMI & RAMIN BAHRANI REGIE UND SCHNITT RAMIN BAHRANI Ab 6. november 2009 im Stadtkino La Pivellina EIN FILM VON MIT TIZZA COVI UND RAINER FRIMMEL PATRIZIA GERARDI, WALTER SAABEL, TAIRO CAROLI, ASIA CRIPPA Ab 13. November 2009 im Stadtkino