Koordinationstraining - Allgemeine Betrachtung

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Koordinationstraining - Allgemeine Betrachtung
Koordinationstraining - Allgemeine Betrachtung
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Grundsätzliches
Definition
Warum überhaupt spezielles Koordinationstraining
Wann sollte man beginnen?
Elemente des Koordinationstraings
Wie sieht Koordinationstraining aus?
1. Grundsätzliches
Das Training der Koordination wurde in den vergangenen Jahren teilweise aus Unkenntnis (fast) nie im
täglichen Training berücksichtigt. In den letzten Jahren wird in den technisch versierten Ländern (wie z.B.
Frankreich und Niederlande) in jedes Trainingsprogramm Koordinationstraining eingeflochten.
Koordination ist überhaupt erst die Grundlage jeglichen menschlichen Bewegens. Je differenzierter die
Bewegungen sind, um so schwerer sind diese zu erlernen.
Denken wir an das Kleinkind, das mit dem Laufen beginnt. Für das Kind sind die Bewegungsabläufe
derart schwer zu beherrschen, daß das Erlernen des Laufens einige Zeit in Anspruch nimmt. Hat das
Kind einmal die Bewegungen automatisiert, so macht es sich darüber keine Gedanken mehr, sondern
versucht vielmehr, die Bewegungen zu verfeinern. Ähnliche Beispiele sind im Alltag häufig zu finden (z.B.
Fahrrad fahren). Einmal gelernte koordinative Fähigkeiten werden in aller Regel nicht mehr verlernt, es
kann lediglich einige Zeit dauern, bis man die Abläufe, die man längere Zeit nicht mehr benötigt hat,
wieder beherrscht.
Fachleute rechnen die Koordination als fünftes neben Kraft, Schnellkraft, Beweglichkeit und Ausdauer zu
den konditionellen Fähigkeiten. Andere wiederum sind der Meinung, daß es sich bei der Koordination
aufgrund der Vielfalt um einen eigenständigen Lernbereich handelt. Hier kann man geteilter Meinung
sein.
Wichtig ist die Schulung der koordinativen Fähigkeiten allemal.
2. Definition
Koordination ist das Zusammenwirken des zentralen Nervensystems und der Skelettmuskulatur innerhalb
eines gezielten Bewegungsablaufes.
Hier unterscheidet man die intramuskuläre und intermuskuläre Koordination. Die intramuskuläre
Koordination bezeichnet die Abstimmung der einzelnen Muskelfasern eines Muskels. Die Abstimmung
der einzelnen Muskeln nennt man dann intermuskuläre Koordination.
3. Warum überhaupft spezielles Koordinationstraining?
Körpers und des Spielgerätes verfügt. Die individuellen Fähigkeiten eines jeden Menschen sind von
Natur aus Ein Spieler kann absolute Top-Leistungen nur zeigen, wenn er über eine optimale
Beherrschung des eigenen verschieden. Trotzdem muß ein Fußballer in der Lage sein, den Ball zu
beherrschen. Im Umgangston heißt es dann so schön, daß ein Spieler sein Handwerk versteht bzw. mit
dem Handwerkszeug gut umgehen kann.
Somit kann man davon ausgehen, daß die Qualität eines Spielers deutlich zunimmt, wenn er gut mit dem
Ball und seinem Körper umgehen kann. Dadurch steigt dann auch die Leistung des Spielers. Wer in der
Lage ist, gute Leistungen zu bringen, ist auf der anderen Seite im Lernbereich einfacher zu motivieren,
weil er sich nicht mehr auf den Umgang mit dem Ball konzentrieren muß!
Die Auswirkungen fehlenden Koordinationstrainings lassen sich vielfach bemerken. So sind u.a.
schlechte Zielgenauigkeit beim Paß bzw. Torschuß, Orientierungslosigkeit ("Spiel ohne Ball"), falsche
Berechnung der Flugkurve eines Balles, eckiger (d.h. "unrunder") Bewegungsablauf des Laufes, das
Armrudern beim Laufen, Unelastizität beim Wiederaufkommen nach Sprüngen, unsicherer Stand auf
einem Bein Mängel der Koordination und durch bewußtes und gezieltes Training auszumerzen.
Eine ausgeprägte und vielseitige Koordination ist auch unumgänglich für das fußball-spezifische
Schnelligkeitstraining. Sie ist ein Grundstein zur Verbesserung der Antrittsschnelligkeit, welche aber
ebenso speziell trainiert werden soll und muß.
Den Kindern wird heutzutage durch besondere (für den Fußballsport negative) Trends die Koordination
nicht mehr beigebracht. So kann man heute mit der Play-Station ebenso erfolgreich (in den Augen der
Kindern) Fußball spielen wie man es früher auf dem Bolzplatz getan hat. Kinder sind bewegunsärmer
geworden, was nicht zuletzt durch die riesengroße Medienlandschaft kommt. Wer macht denn schon
freiwillig Sport, wenn er auf der Couch sitzen und in die Flimmerkiste schauen kann? Natürlich gibt es
beileibe noch genügend Spieler. Ich will lediglich einmal den Unterschied zu früheren Zeiten aufzeigen, in
denen man die koordinativen Fähigkeiten nicht speziell im Training schulen mußte, weil die Kinder sie
unbewußt in ihrer Freizeit trainiert haben.
Von der biologischen Seite bewirkt das Koordinationstraining eine Herstellung von Verbindungen
einzelner Gehirnzellen. Diese Verbindungen werden Synapsen genannt. Je mehr Synapsen der Mensch
in seinem Gehirn herstellen kann, desto besser ist er geschult. Die einfachste Methode zur Herstellung
von Synapsen ist einfache körperliche Bewegung.
4. Wann sollte man beginnen?
Für das Koordinationstraining gibt es eigentlich nur die eine Regel, daß man so früh wie möglich damit
anfangen sollte, weil es in jüngeren Jahren für die Menschen einfacher ist, sich Bewegungsabläufe
einzuprägen. Versäumnisse auf diesem Gebiet lassen sich zwar später noch beseitigen, wobei die
Erfolge dann jedoch spärlich erzielt werden.
Das beste Lernalter ist zwischen dem 10. und 12. Lebensjahr.
5. Elemente des Koordinationstrainings
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Folgende verschiedene Elemente lassen sich im täglichen Training schulen:
Anpassung
Hier ist die Fähigkeit, sich auf neue und damit unerwartete Dinge schnellstmöglich einstellen zu
können, gemeint. In einem Spiel kann man immer wieder beobachten, daß einige Spieler z.B.
das Absprungverhalten des Balles auf einem weichen Untergrund falsch einschätzen.
Differenzierung
Das bewußte Einsetzen der Muskulatur bei bestimmten Bewegungen wird als
Differenzierungsfähigkeit bezeichnet. Falscher Sprung zu einem Kopfball (nicht zu früher
Absprung, sondern zu niedriger Sprung), bei dem unter dem Ball durchgesprungen wird, obwohl
der Ball erreichbar gewesen wäre, ist hier das klassische Beispiel.
Peripheres Sehen
Das Stellen und dementsprechendes Verhalten im Raum allein durch Wahrnehmung wird als
peripheres Sehen bezeichnet. Langläufig ist peripheres Sehen eine der Grundvoraussetzungen
für eine gut funktionierende Raumdeckung.
Timing
Eine Handlung soll dann durchgeführt werden, wenn sie am sinnvollsten ist. Ein zufrüher
Absprung (nicht zu niedrig) zum Kopfball ist wohl allen bekannt und als schlechtes Timing auch
geläufig.
Gleichgewicht
Halten des Gleichgewichts oder Wiederherstellung nach einem Rempler.
Kopplung
Teilbewegungen sollen miteinander verknüpft einen flüssigen Bewegungsablauf ergeben. Beim
Kopfball - um bei dem Beispiel zu bleiben - sollte der Absprung, die anschließende
Ausholbewegung und der Kopfstoß sehr flüssig ablaufen.
Orientierung
Auch diese Fähigkeit wird bei einer guten Raumdeckung benötigt. Hierunter versteht man das
Stellen zu einem Objekt (Gegenspieler oder Ball) in einem Raum, d.h. auf dem Spielfeld.
Reaktion
Das Verwerten von abgefälschten Torschüssen oder die reflexartige Abwehr eines Balles durch
den Torwart bezeichnet man als gute Reaktion. Der Spieler soll auf ganz bestimmte Reize (z.B.
abprallender Ball) ohne große Verzögerung reagieren.
Rhythmus
Hierunter fallen u.a. der Schrittrhythmus beim Absprung zum Kopfball oder zu einem Schuß. Dies
wird durch Entspannen und Spannen der einzelnen Muskeln erreicht.
7. Wie sieht Koordinationstraining aus?
Hierbei werden nicht nur einzelne Bewegungen geschult, sondern komplexe Bewegungsabläufe. Trainiert
wird am besten direkt nach dem Aufwärmen, weil hier die Ermüdung der Spieler sehr gering und die
Konzentration sehr hoch ist.
Dann sollte man alle Koordinationsübungen im höchsten Tempo durchführen, was jedoch von Spieler zu
Spieler unterschiedlich hoch sein kann. Die Dauer der Belastung hingegen muß relativ gering bleiben.
Hier sind 30 Sekunden als Richtwert nicht verkehrt. Übungen können grundsätzlich so lange wiederholt
werden, bis sie gekonnt durchgeführt werden. Im Anschluß bietet sich ein höherer Druck an, um zu
erkennen, ob die Fähigkeiten auch unter größerem Druck noch gekonnt abrufbar sind. Sind hier Mängel
erkennbar, dann sollte man den Druck wieder niedriger ansetzen.
Gelegentlich können koordinative Übungen auch am Trainingsende durchgeführt werden, wenn der
Erschöpfungsgrad sehr hoch ist. Hierbei kann man dann erkennen, welcher Spieler in der Lage ist, die
erlernten koordinativen Fähigkeiten auch im ermüdeten Zustand abzurufen.
Quelle: Der Supercoach