Verona als Kellnerin und andere Witze
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Verona als Kellnerin und andere Witze
Die 140. Peep!Show Verona Feldbuschs sollte ganz im Zeichen des Humors stehen Verona als Kellnerin und andere Witze Ihre Show gehört zu den Rennern auf bundesdeutschen Bildschirmen. Wie geht es aber hinter den Kulissen zu? Veronas Fauxpas sind geradezu legendär. Ein Alstertaler Redakteur wollte der Sache auf den Grund gehen. Bonbons ohne Ende. Mit Veronas Markenzeichen wird bei der Einstimmung auf eines der absoluten Highlights der neudeutschen Fernsehkultur nicht hinter dem Berg gehalten. Auf allen Tischen liegen die Naschereien. Ansonsten geht es aber eher spartanisch zu. Die Zuschauer werden in die Katakomben des Ateliers 7 auf dem Gelände des Studios Hamburg gebeten. Wer über 1,80 Meter ist, sollte besser den Kopf einziehen. Die Kellergänge und -räume sind äußerst knapp dimensioniert. Ein langer Abend steht bevor. Dicke Schweißtropfen laufen dem „Warm-Upper“ über die Stirn. Der Animateur soll die Zuschauer für die Show in Schwung bringen. Er bittet Zuschauer auf die Bühne: „Flamenco“ müssen sie tanzen und „spanisch“ sprechen. Die Zuschauer in den Rängen werden aufgefordert, auf einen Wink aufzuspringen und „Olé“ zu rufen. Nach sehr zögerlichem Beginn klappt es ganz gut. Weniger ist der „Warm-Upper“ mit den Beifallsbekundungen der Zuschauer zufrieden. Immer wieder müssen sie das Klatschen üben, bis es einem dem Klatsch-Experten genehmen Phon-Pegel erreicht hat: Schließlich sollen die Zuschauer am Bildschirm auch durch die Geräuschkulisse merken, daß sie sich bei „dem“ Highlight der Showkultur eingeschaltet haben. Verschlossene, gelangweilte Gestik wird unbarmherzig geoutet. „Da sehe ich doch etwas, was mich an Kühe auf der Weide erinnert.“ Flugs nimmt sich der WarmUpper den Täter zur Brust: Kaugummi-Kauen ist besonders verpönt. Aber die wenigsten sind darauf erpicht, derart aus der anonymen Menge herausgestellt zu werden. Schnell werden die Taschentücher gezückt, die unliebsamen Kauutensilien verschwinden klammheimlich: Bloß nicht auffallen! Auch verschränkte Arme sind nicht gerne gesehen. Die Zuschauer in der vierten Reihe gegenüber scheinen eine schwache Blase zu haben. Auf die Frage des Animateurs, wer noch mal austreten wolle, gehen gleich in der ganzen Reihe die Arme hoch. Pustekuchen! Sehr schnell merken die Besitzer der schwachen Blasen, daß Zuschauer einer Fernsehsendung einiges an Durchhaltevermögen mitbringen müssen. Komisch soll es heute bei Verona zugehen. Darauf bereitet sie ihre Gäste vor: „Finden Sie nicht auch, daß Erotik erst richtig schön ist, wenn sie mit Humor verbunden wird?“ Die Gäste: Der Komiker Kalle Pohl, bekannt aus der RtlSendung „7 Tage, 7 Köpfe“, und Tatjana Simic, blonde Schauspielerin und Sängerin aus Holland („Eine Familie zum Knutschen“). It's Kallauertime. Die ersten Scherze des Komikers Pohl finden allerdings nur ein laues Echo. Selbstkritischer Kommentar: „Ich kenne das schon: Meine Witze brauchen manchmal etwas Zeit, bis sie verstanden werden. Das schneiden wir dann wohl besser raus.“ Auch Verona versucht sich im Komiker-Metier: „Ich habe drei Jahre in einer Kneipe gejobbt. Der Grund war, daß mir mein Augenarzt sagte, ich müßte Gläser tragen.“ Erste Pause: „So etwas Peinliches, Albernes habe ich noch nie erlebt!“, mindestens einer der Zuschauer ist mit Bestimmtheit kein Freund Veronas. Der Warm-Upper versucht die unerwarteten Wogen des Mißfallens zu glätten: „Du wirst es aber wohl noch etwas aushalten? Es ist okay, wenn es dir nicht gefällt, solange du hier nicht zu randalieren anfängst.“ Der mißlaunige Gast verdrückt sich nach manchem Murren und Meckern in der vorletzten Pause. Eine Stunde ist um, es fällt schwer, sich auf das seichte Geplapper auf der Bühne zu konzentrieren. Die Hitze, die von den vielen Scheinwerfern ausgeht, ermüdet. Was hat die Blondine auf der Bühne für Neuigkeiten: „Sex bringt nur Spaß, wenn beide es wollen. Es hat keinen Zweck, wenn die Frauen nicht wirklich bei der Sache sind.“ Sie selbst habe mal währenddessen einen Fernsehfilm angeguckt. Da vorne folgt jetzt Veronas Aufklärung über die erotischen Zonen: „Wenn du eine Frau von hinten siehst, dann schaust du ihr schon mal auf den Hintern?“ Überraschende Antwort von Kalle Pohl: „Ja, das kommt vor.“ Endlich wissen wir es: Küssen im Fernsehen ist langweilig. Zungenküsse sind tabu, erklärt uns Verona. Veronas Mundwinkel sind beim Plaudern ständig in die Höhe gezogen. Wie schafft es die Frau nur, bei soviel Flachsinn immer so aufmerksam zu wirken? Da kommt es sehr gelegen, daß jetzt die Technik für Abwechslung sorgt. Die Bühne dreht sich, der Barraum verwandelt sich in ein Wohnzimmer. Annina Ucatis, Blondinchen vom Dienst für die Ankündigung von Pausen, darf wieder aufreizend in die Kamera lächeln. Aber halt! Die Kamera hat den Bühnendreh nicht richtig eingefangen. Also, alles noch mal. Verona ist glücklich: „Da könnt ihr sehen, daß es nicht immer nur an mir liegt, wenn etwas schief geht!“ Die letzte Einstellung spielt in Veronas Badezimmer. Eine hocherotische Abschlußszene wird versprochen. Enttäuschung: Züchtiger geht's kaum. Tatjana Simic steigt keusch in einen Bademantel gehüllt in das Wasser des Whirl-Pools. Die blonde Tatjana geht für eine Schauspielerin ziemlich rauhbeinig mit der Technik um: Beim Planschen im Pool planscht das Mikrofon gleich mit, kurz danach gibt es den Geist auf. Hohl klingt die anonyme Stimme aus der Regie: „Wir bedanken uns bei den Zuschauern. Es war eine gute Aufzeichnung.“ Alstertal-Magazin, Heft 11 (21.11.1998), S.18.