MAIBAUM, ZAUBERTRANK UND HEXENFEUER

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MAIBAUM, ZAUBERTRANK UND HEXENFEUER
li.: „Angenehme Anstrengung“: Die HSV-Handballer als Maibaumträger.
re: Freuen Sie sich auf das Hexenfeuer auf dem Wildauer Hexentanzplatz!
u.: Der Mai kann kommen.
Fotos: Agentur Zeesen
MAIBAUM, ZAUBERTRANK
UND HEXENFEUER
Tanz in den Mai bei der 6. Wildauer Walpurgisnacht
Patrick Hohenstein absolviert in Halle (Saale) ein Lehramtsstudium für Sport und Biologie. Ob es ihn nach Beendigung
seines Studiums wieder nach Wildau verschlägt, vermag er
heute noch nicht zu sagen. „In die nähere Umgebung sollte
es aber schon sein.“ Eins aber sei gewiss, versichert der junge
Mann: „Zum Maibaumtragen bin ich immer da.“
Patrick Hohenstein ist nicht nur Student, sondern auch aktiver
Handballer. Schon seit Grundschulzeiten hat er sich diesem
Sport verschrieben, zunächst bei Motor, heute beim HSV
Wildau. Als Mann auf der Kreismitte sorgt er in den Abwehrreihen der derzeitigen Verbandsliga-Gegner für Unruhe und
Lücken. Über den Handball kamen schließlich auch
Patrick Hohenstein und der Wildauer Maibaum
zusammen.
„Von diesem Brauch hatte ich zwar schon
gehört, aber live erlebt hatte ich ihn bis
2008 noch nicht.“ In jenem Jahr lud die
Wildauer Wohnungsbaugesellschaft zu
ihrer ersten Walpurgisnacht ein – inklusive Maibaumtragen. Träger wurden in den
von der WiWO unterstützten einheimischen
Sportvereinen gesucht und schnell gefunden.
Auch bei den Handballern. Begonnen hat damals alles
noch in kleinem Rahmen. „Da blieben wir Maibaumträger
unter uns.“ Der Maibaum sei zudem kleiner und leichter
gewesen als das zuletzt verwendete Exemplar, erinnert sich
Frank Hohmuth, Co-Trainer der ersten Männermannschaft
des HSV Wildau. Auch er ist ein Wildauer „Maibaum-Pionier“ der ersten Stunde. Schmunzelnd erzählt er, dass man
in den Anfangsjahren einmal vergaß, vor dem Aufstellen des
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Maibaums die Krone zu entfalten. Sodass der Handballer
Steve Rüger den schon aufgerichteten Maibaum hochkraxeln musste, um die Krone in ihrer ganzen Pracht erscheinen zu lassen.
Für die erste Männer-Vertretung des HSV Wildau ist das Maibaumtragen inzwischen eine „Pflichtveranstaltung“. Patrick
Hohenstein: „Eine nette Anstrengung und teambildende
Maßnahme zugleich.“ Und seit 2009 längst keine Domäne
dieser Mannschaft mehr. Diese musste damals noch ein Punktspiel bestreiten, sodass Akteure auch aus anderen Teams beim
Maibaumtragen zum Einsatz kamen. Inzwischen sind Sportler
aus allen Männerteams, aus der A-Jugend und von
den Frauen dabei. Zumeist mehr, als eigentlich benötigt werden. Gern erinnern sich
Frank Hohmuth und Patrick Hohenstein
an das vorjährige Fest, als viele Wildauer
und ihre Gäste den Maibaum durch den
Ort begleiteten und auf dem Festplatz in
Empfang nahmen. „Das Freibier hat hinterher auch immer geschmeckt“, bekennen beide Handballer lächelnd.
Das Brauchtum des Maibaumaufstellens, zumeist
am 30. April, am 1. Mai oder auch zu Pfingsten, ist
in vielen Teilen Mittel- und Nordeuropas verbreitet. Seine
Ursprünge sind jedoch weitgehend ungeklärt oder umstritten. In seiner heutigen hohen Form - mit belassener grüner
Spitze und Kranz geschmückt - ist der Maibaum seit dem 16.
Jahrhundert bekannt. Seit dem 19. Jahrhundert kam er vor
allem in Bayern auch als Ortsmaibaum für die nun selbstständigen Gemeinden als Symbol ihres Selbstbewusstseins auf.
Köpffchen - Ausgabe 01. 2013
„In der ersten Nacht des Maien
Läßts den Hexen keine Ruh;
Sich gesellig zu erfreuen,
Eilen sie dem Brocken zu.
Dorten haben sie ihr Kränzchen.
Man verleumdet, man verführt,
Macht ein lasterhaftes Tänzchen,
und der Teufel präsidiert.“
Rund um den Maibaum entwickelte sich viel lokales Brauchtum, das sich oft von Dorf zu Dorf erheblich unterscheidet.
In Wildau hat das Maibaumaufstellen zur Walpurgisnacht
am 30. April mittlerweile seit 2008 Tradition. Die Walpurgisnacht wird immer am Vorabend des Namensfestes der heiligen Walburga gefeiert, einer gelehrten Frau und Äbtissin
eines Nonnenklosters, deren Leben in keinem Zusammenhang mit Hexen und dem Teufel stand. Erst ihre Heiligsprechung durch Papst Hadrian II. an einem 1. Mai (vermutlich
im Jahr 870) stellte die Verbindung zur heutigen Walpurgisnacht her, denn durch zahlreiche Wundertaten, welche Walburga zugeschrieben werden, gilt sie als Schutzpatronin der
Wöchnerinnen, Seeleute, der Bauern und Haustiere; für das
Gedeihen der Feldfrüchte; gegen Hungersnot und Missernte,
Hundebiss, Tollwut, Pest, Seuchen, Husten, Augenleiden und
Sturm. Der Sage nach versammeln sich zur Walpurgisnacht
die Hexen auf dem Hexentanzplatz im Harz bei Thale, um
von dort aus auf Besen, Mistgabeln und anderen „Fluggeräten“
Köpffchen - Ausgabe 01. 2013
gemeinsam zum Brocken zu fliegen, wo das eigentliche Hexenfest stattfindet. Den Zeichner und Dichter Wilhelm Busch inspirierte das Geschehen zu einem Gedicht. Der Schöpfer von
„Max und Moritz“ wohnte anfangs des 20. Jahrhunderts in
Seesen am Rande des Harzes und erlebte das zu dieser Zeit
immer beliebter werdende Hexenfest hautnah mit.
Auch in diesem Jahr wird der Marktplatz in Wildau am Dienstag, dem 30. April, zum Hexentanzplatz. Das Spektakel beginnt
mit dem Maibaum-Umzug vom Verwaltungsgebäude der
Wildauer Wohnungsbaugesellschaft in der Friedrich-EngelsStraße 40 bis zum Marktplatz in der Neuen Mitte. Treffpunkt
ist um 17.30 Uhr. Die wackeren Maibaumträger aus Wildauer
Sportvereinen werden von Blasmusik und DJ Matze musikalisch begleitet und – so hoffen die Organisatoren – von vielen Zuschauern und Gästen angespornt. In Anlehnung an die
Bauernregel „Wenn sich Sankt Walburgis zeigt, der Birkensaft
nach oben steigt“, wird der geschmückte Maibaum ab 18.30
Uhr auf dem Marktplatz mit bewährter Unterstützung der Feuerwehr in die Vertikale befördert. Danach wartet Freibier auf
die Maibaumträger und ein Überraschungs-Kinderprogramm
auf die Jüngsten. Alle kostümierten Besucher – möglichst als
Hexe oder Teufel – erhalten, so lange der Vorrat im Hexenkessel reicht, ein Freigetränk. Ab 19.45 Uhr spielen der EdelweißExpress und DJ Matze zum Tanz in den Mai auf. Die Platanen
und historischen Hausfassaden rund um Wildaus „Hexentanzplatz“ werden durch Illuminationen der Gruppe Vexus wieder
zu einem einzigartigen Gemälde aus Licht und Farben. Der
Eintritt zur „Nacht der Nächte“ in der Neuen Mitte ist frei. ♦
Maibaum-Umzug: Treff 17.30 Uhr
Maibaum-Aufrichten: ab 18.30 Uhr
Tanz in den Mai:
ab 19.45 Uhr
6. Wildauer Walpurgisnacht
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