Ob`s heute gefällt, ist zweitrangig

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Ob`s heute gefällt, ist zweitrangig
Datum: 14.07.2016
Hauptausgabe
St. Galler Tagblatt AG
9001 St. Gallen
071 227 69 00
www.tagblatt.ch
Ob's heute gefällt, ist zweitrangig
Die Diskussionen
unter Fussballanhängern gehen
hoch, wenn Anfang
Saison das Geheimnis um das
neue Trikot der Lieblingsmannschaft gelüftet wird. «Gefällt»
oder «gefällt nicht»? Als ob es
darauf ankäme! Gekauft werden
die Shirts von eingefleischten
Fans ohnehin. Und aus sportlicher Sicht ist es unwichtig, wie
die Mannschaft optisch auf den
Platz geht. Entscheidend ist
vielmehr, wie das Stück in Erinnerung bleiben wird. Mal ehrlich: Wem gefiel 1999 der weisse
FC-St. Gallen-Lumpen mit übergrosser Werbung und der grünen Achselpartie? Der breite
Fahnen, bei dessen schlabbriger
Langarmversion die Spieler wie
Deltasegler daherkamen? Dennoch denkt man gerne daran
zurück. In Erinnerung bleibt
Charles Amoah, wie er nach
einem Tor mit ausgebreiteten
Armen vogelartig über den
Rasen jubelt.
Die grell hellgrünen Trikots
mit Rhombusmuster-Streifen
hingegen? Im Hirn abgelegt als
erfolgloser Flicken, mit dem Uli
Forte St. Gallen in Richtung Abstieg manövrierte.
Diagonal erinnert an Erfolg
Positiv in Erinnerung sind die
grünen Leibchen mit schwarz-
weissen Diagonalstreifen: Sie
sind der Inbegriff der EuropaLeague-Erfolge 2013. Vielleicht
will das neue Trikot in seiner
diagonalen Ausrichtung daran
anknüpfen. Fürs erste auf jeden
Fall, das zeigt sich schon bei
Diskussionen an der Medienkonferenz unter Journalisten,
polarisiert das neue Stück mehr
als frühere Versionen.
der neckische Kragen seien originell, loben die einen. Wie die
Uniform einer Universitätsverbindung, murren die anderen.
Und: Der weisse Werbebalken
beim grün-weissen Heimtrikot
störe. Aber eben: Wie das Neue
wirklich gefällt, weiss man erst
in einigen Jahren besser. Auch
wenn die Trikots dann längst
aus der Mode sein werden.
Murren und loben
Ralf Streule
Der diagonale Kontrast und
StGaller
St.GMler
Kantonalbark
4-