Mitteilungen und Nachrichten - Deutsche Gesellschaft für

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Mitteilungen und Nachrichten - Deutsche Gesellschaft für
30. Jahrgang
Heft 57
April 2008
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.
((1/1 Anzeige: Thieme/Osteotomie))
Mitteilungen
und Nachrichten
h
Deutsche
Gesellschaft für
Unfallchirurgie e. V.
Mitteilungen und
Nachrichten
30. Jahrgang
Heft 57
April 2008
Schriftleitung:
Prof. Dr. Hartmut Siebert,
Schwäbisch Hall
Redaktion:
Dipl.-Pol. Joachim Arndt,
Berlin
Inhaltsverzeichnis
2 Impressum
3Geschäftsführender Vorstand 2008 –
Frühere Präsidenten und Kongress­
orte
10Bericht aus dem Generalsekretariat
eutscher Kongress für D
Orthopädie und Unfallchirurgie
13Ansprache des Präsidenten zur Er­
öffnung des DKOU 2007
16Nachlese zum DKOU 2007
19Ansprache des Präsidenten zur
Abschlussveranstaltung des
DKOU 2007
21Hans-Liniger-Preis 2007
22Innovationspreis 2007
24Georg Friedrich Louis StromeyerMedaille 2007
26Reisestipendium der DGU 2007
28 Einladung: Deutscher Kongress
für Orthopädie und Unfallchirurgie
2008
29Einladung: Deutscher Kongress
für Orthopädie und Unfallchirurgie
2009
Aus der Gesellschaft
30Jahresbericht Präsident 2007
32Bericht über die Mitgliederver­
sammlung der DGU
34Geänderte Mitgliedsbeiträge ab
1.1.2008
35Ermäßigtes Abonnement von
„Der Unfallchirurg“ für Mitglieder
36Das Profil der Mitglieder unserer
Gesellschaft
37Ausschreibungen der Preise und des
Reisestipendiums
38 In letzter Minute
Union Orthopädie/Unfall­chirurgie
40Zwischenbilanz der Präsidenten
und General­sekretäre der DGU und
DGOOC
42Empfehlungen zur Weiterbildungs­
befugnis-Erteilung im Facharzt
Orthopädie und Unfallchirurgie
46Zusatzweiterbildungen von hoher
Bedeutung für Orthopäden und
Unfallchirurgen
47 Delegation ärztlicher Leistungen
50 „Fit after Eight“
53Zusammenführung der Orthopädie
und Unfallchirurgie
Berichte der Ausschüsse, Arbeits­gemeinschaften, Kommissionen und Sektionen
56 Bildungsausschuss
59 Grundsatzausschuss
60G-DRG 2008 – auf der Zielgeraden
der Konvergenzphase
61 Kommission „Gutachten“
62 Sektion „Handchirurgie“
63 Sektion „Kindertraumatologie“
64Sektion „Notfall-, Intensivmedizin
und Schwerverletztenversorgung“
65Sektion „Physikalische Therapie
und Rehabilitation“
66TraumaNetzwerkD – der aktuelle
Stand
68 AG „Alterstraumatologie“
70 AG „Arthroskopische Chirurgie“
71 AG „Geschichte der Unfallchirurgie“
72AG „Gewebe­regeneration,
Gewebeersatz“
73 AG „Prävention von Verletzungen“
74AG „Rechner­gestütztes Operieren“
(AGROP)
75AG „Sporttraumatologie“
77 AG „Ultraschall“
Aktuelles
78Einladung: 125. Kongress der
Deutschen Gesellschaft für Chirur­
gie 2008
7911. Chirurgische Forschungstage
81Australien: Trauma Management
in „Down Under“
83Klinische Versorgung von Trauma­
patienten im US-Gesundheitssy­
stem
85Das Traumanetzwerk der Nieder­
lande
87Bilder und Tagebuchnotizen des Hu­
medica-Erdbebeneinsatzes in Pisco
90Bundesverband der für Berufsgenossen­schaft tätigen Ärzte e. V.
92Arbeitskreis der AWMF „Ärzte und
Juristen“
96Neue Dienstleistungsrechte für
Private Krankenversicherungen nach
der Reform des Versicherungsver­
tragsrechts
98 Erich Lexer Gedächtnisvorlesung
Personalia
107 Aus den Hochschulen
108Nachruf auf Professor Dr. med. Dr.
h.c. mult. Martin Allgöwer
109Wir gedenken unserer verstorbenen
Mitglieder
110 Buchbesprechungen
113 Veranstaltungskalender
116 Aktualisierung der Mitgliederkartei
Redaktionsschluss für Heft 58 im Herbst 2008:
8.8.2008 Manuskripte reichen Sie bitte entweder
per E-Mail oder auf Datenträger und ausgedruckt
bei der Geschäftsstelle der DGU ein
(E-Mail: [email protected]).
Impressum
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.
Mitteilungen und Nachrichten
30. Jahrgang
Schriftleitung
Prof. Dr. med. Hartmut Siebert
Chirurgische Klinik II
Diakonieklinikum
Heilbronnerstr. 100
74523 Schwäbisch Hall
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Verlag
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Redaktion
Dipl.-Pol. Joachim Arndt
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Allgemeine Informationen
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.
Mitteilungen und Nachrichten, 1436-6142,
erscheint 2-mal im Jahr.
Wichtiger Hinweis
Wie jede Wissenschaft ist die Medizin
ständigen Entwicklungen unterwor­
fen. Forschung und klinische Erfahrung
erweitern unsere Erkenntnisse, insbe­
sondere was Behandlung und medika­
mentöse Therapie anbelangt. Soweit in
diesem Heft eine Dosierung oder eine
Applikation erwähnt wird, darf der Le­
ser zwar darauf vertrauen, dass Autoren,
Herausgeber und Verlag große Sorg­
falt darauf verwandt haben, dass diese
Angabe dem Wissensstand bei Fertig­
stellung der Zeitschrift entspricht. Für
Angaben über Dosierungsanweisungen
und Applikationsformen kann vom Ver­
lag jedoch keine Gewähr übernommen
werden. Jeder Benutzer ist angehalten,
durch sorgfältige Prüfung der Beipack­
zettel der verwendeten Präparate und
gegebenenfalls nach Konsultation eines
Spezialisten festzustellen, ob die dort
gegebene Empfehlung für Dosierungen
oder die Beachtung von Kontraindika­
tionen gegenüber der Angabe in dieser
Zeitschrift abweicht. Eine solche Prüfung
ist besonders wichtig bei selten verwen­
deten Präparaten oder solchen, die neu
auf den Markt gebracht worden sind.
Jede Dosierung oder Applikation erfolgt
auf eigene Gefahr des Benutzers. Auto­
ren und Verlag appellieren an jeden Be­
nutzer, ihm etwa auffallende Ungenau­
igkeiten dem Verlag mitzuteilen.
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Informationen für Autoren
Manuskripteinreichung:
an die Schriftleitung
Grundsätzlich werden nur solche Manu­
skripte angenommen, die vorher weder im
Inland noch im Ausland (in vollem Umfang,
in ähnlicher Form oder in jedweder anderen
Medienform) veröffentlicht worden sind.
Die Manuskripte dürfen auch nicht gleich­
zeitig anderen Publikationsorganen zur Pu­
blikation angeboten werden.
Soweit Abbildungen aus anderen Veröffent­
lichungen entnommen sind, räumt der Ver­
fasser dem Verlag lediglich das nicht aus­
schließliche Nutzungsrecht im Umfang des
vorstehenden Absatzes ein. Der Verfasser
ist für die vollständige Quellenangabe so­
wie die Einholung der schriftlichen Einwil­
ligung des anderen Verlages zu den vorste­
henden Rechtsräumungen verantwortlich
und weist diese dem Verlag nach.
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart • New York 2008
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Geschäftsführender Vorstand 2008
Präsident
Prof. Dr. Axel Ekkernkamp
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Erwin-Payr-Lehrstuhl
Sauerbruchstraße
17475 Greifswald
Tel.: (0 38 34) 86 61 01 (Frau Hacker-Schmidt)
Fax: (0 38 34) 86 61 02
E-Mail: [email protected]
Erster Vizepräsident
Prof. Dr. Kuno Weise
Ärztlicher Direktor, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Schnarrenbergstraße 95
72067 Tübingen
Tel.: (0 70 71) 606 10 03
Fax: (0 70 71) 606 10 02
E-Mail: [email protected]
Zweiter Vizepräsident
Prof. Dr. Hans Zwipp
Direktor, Klinik für Unfall- und
Wiederherstellungschirurgie
Universitätsklinikum der TU Dresden
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
Tel.: (03 51) 458 37 77 (Frau von Burski)
Fax: (03 51) 458 43 07
E-Mail: [email protected]
Dritter Vizepräsident
Prof. Dr. Norbert P. Südkamp
Ärztl. Direktor, Department für Traumatologie und Orthopädie der Universitätsklinik
Hugstetter Straße 55
79106 Freiburg
Tel.: (07 61) 270-26 99
Fax: (07 61) 270-27 83
E-Mail:
[email protected]
Generalsekretär
Amtszeit: 1.1.2006–31.12.2008
Prof. Dr. Hartmut Siebert
Chefarzt, Chirurgische Klinik II
Unfall-, Hand-, Wiederherstellungschirurgie
Diakonie-Klinikum
74523 Schwäbisch Hall
Tel.: (07 91) 75 342 31 (Frau Rößler)
Fax: (07 91) 753 49 03
E-Mail: [email protected]
Schatzmeister
Amtszeit: 1.1.2006–31.12.2008
Prof. Dr. Tim Pohlemann
Direktor, Klinik für Unfall-, Hand- und
Wiederherstellungschirurgie
Universitätskliniken des Saarlandes
Kirrberger Straße 1
66421 Homburg/Saar
Tel.: (0 68 41) 162 26 01 (Frau Schober)
Fax: (0 68 41) 162 25 27
E-Mail: [email protected]
Schriftführer und Schriftleiter der
Homepage dgu-online.de
2. Amtszeit: 1.1.2007–31.12.2010
Prof. Dr. Johannes Sturm
Chefarzt, Klinik für Unfall- und
Wiederherstellungschirurgie des Klinikums
Lippe-Detmold
Röntgenstraße 18
32756 Detmold
Tel.: (0 52 31) 72 11 60 (Frau Juilfs)
Fax: (0 52 31) 72 11 69
E-Mail: [email protected]
Ständiger Beirat
Prof. Dr. Norbert Haas, Berlin
Prof. Dr. Peter Hertel, Berlin
Prof. Dr. Lothar Kinzl, Ulm
Prof. Dr. Peter Kirschner, Mainz
Prof. Dr. Gert Muhr, Bochum
Prof. Dr. Wolf Mutschler, München
Prof. Dr. Axel Rüter, Neusaess
Prof. Dr. Leonhard Schweiberer, München
Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller,
Tübingen
Nichtständiger Beirat
PD Dr. Hermann Josef Bail, Berlin
(Amtszeit 1.1.2008–31.12.2010)
Prof. Dr. Felix Bonnaire, Dresden
(Amtszeit: 1.1.2006–31.12.2008)
Prof. Dr. Florian Gebhard, Ulm
Prof. Dr. Christian Krettek, Hannover
PD Dr. Ulrich Christoph Liener
(siehe Präsidialrat)
(Amtszeit: 1.1.2006–31.12.2008)
Prof. Dr. Johannes Helmut Lill, Hannover
(Amtszeit: 1.1.2007–31.12.2009)
Prof. Dr. Thomas Mittlmeier, Rostock
(Amtszeit 1.1.2008–31.12.2010)
Prof. Dr. Axel Prokop, Sindelfingen
(Amtszeit 1.1.2007–31.12.2009)
Prof. Dr. Dieter Rixen, Köln
(Amtszeit 1.1.2008–31.12.2010)
Prof. Dr. Steffen Ruchholtz, Marburg
(Amtszeit: 1.1.2007–31.12.2009)
Univ.-Prof. Dr. Ulrich Stöckle, München
(Amtszeit: 1.1.2007–31.12.2009)
Dr. Iris Trompler, Schwabach
(Amtszeit: 1.1.2007–31.12.2009)
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, Celle
Prof. Dr. Klaus Rehm, Köln
(Sprecher des Ständigen Beirates 2008)
Fachbeirat
Prof. Dr. Hartmut Siebert, Schwäbisch Hall
(siehe Vorstand)
Prof. Dr. Hartwig Bauer, Berlin
(Generalsekretär der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie)
Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer, Göttingen
Prof. Dr. Andreas Wentzensen,
Ludwigshafen
Senat
Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta, München
Prof. Dr. Günther Hierholzer, Allensbach
(Sprecher des Senates ab Sommer 2007
bis einschl. Sommer 2010)
Prof. Dr. Ulrich Holz, Stuttgart
(Sprecher des Senates ab Sommer 2007
bis einschl. Sommer 2010)
Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth, Hamburg
Prof. Dr. Eugen H. Kuner, Umkirch
Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena
Prof. Dr. Alfred Pannike,
Dreieich-Götzenhain
Dr. jur. Joachim Breuer, Berlin
(Hauptgeschäftsführer der Deutschen
Gesetzlichen Unfallversicherung)
Dr. Peter Kalbe, Rinteln
(Vertreter der niedergelassenen
Unfallchirurgen)
Prof. Dr. Günter Lob, München
(DGU-Beauftragter für Weiterbildung)
Prof. Dr. Tilman Mischkowsky, Kempten
(Vizepräsident des BDC)
Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard, Aachen
(Generalsekretär der DGOOC)
Prof. Dr. Dietmar Pennig, Köln
(1. VLU-Bundesvorsitzender und Leiter des
Referates Unfallchirurgie im BDC)
Prof. Dr. Dr. h.c. Karsten Vilmar, Bremen
Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau
Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin
DGU Mitteilungen und Nachrichten­ 57/2008
Mitglieder des Präsidialrates
PD Dr. Julia Seifert, Berlin
(Grundsatzausschuss)
Prof. Dr. Norbert M. Meenen, Hamburg
(Wissenschaftsausschuss)
Prof. Dr. Almut Tempka, Berlin
(Bildungsausschuss)
Prof. Dr. Bertil Bouillon, Köln
(Programmausschuss)
Prof. Dr. Reinhard Hoffmann
Frankfurt/Main und Offenbach
(Berufsständischer Ausschuss)
Leitlinien
Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer (L)*
Prof. Dr. Walter Braun (V)*
AG-Arbeitskreis „Geschichte der
Unfallchirurgie in der DDR“
Prof. Dr. Eberhard Markgraf (L)*
Aufnahmekommission
Generalsekretär, Schriftführer,
Schatzmeister
Geweberegeneration und Gewebeersatz
Prof. Dr. Kuno Weise (L)*
Wissenschaftliche Preise
Besetzung nach der jeweiligen Preissatzung
(Ansprechpartner für die Preise:
Prof. Dr. Norbert M. Meenen, Leiter des
Wissenschaftsausschusses)
PD Dr. Ulrich Christoph Liener, Ulm
(Vertreter der nicht selbstständigen Ärzte)
Reisestipendium
1. Vizepräsident, Schatzmeister,
ein Mitglied des Nichtständigen Beirats
Ausschüsse
Sektionen
Berufsständischer Ausschuss
Prof. Dr. Reinhard Hoffmann (L)*
PD Dr. Alexander Beck (V)*
Handchirurgie
Prof. Dr. Joachim Windolf (L)*
Dr. Klaus-Dieter Werber (V)*
Arbeitskreis DRG des BSA
Prof. Dr. Joachim Windolf (L)*
Kindertraumatologie
Prof. Dr. Wolfgang Schlickewei (L)*
Prof. Dr. Hans-Georg Dietz (V)*
Bildungsausschuss
Prof. Dr. Almut Tempka (L)*
Prof. Dr. Felix Bonnaire (V)*
Grundsatzausschuss
PD Dr. Julia Seifert (L)*
PD Dr. Peter Biberthaler (V)*
Programmausschuss
Prof. Dr. Bertil Bouillon (L)*
Prof. Dr. Wolgang Ertel (V)*
Wissenschaftsausschuss
Prof. Dr. Norbert M. Meenen (L)*
Prof. Dr. Ingo Marzi (V)*
Kommissionen
Entgelte
Prof. Dr. Joachim Windolf (L)*
(zuständig für DRG)
Prof. Dr. Walter Schäfer (V)*
(zuständig für Gebührenordnung)
Gutachten
Prof. Dr. Kuno Weise (L)*
Rechtsfragen
N.N.
Notfall- und Intensivmedizin, Schwer­
verletztenversorgung (NIS)
Prof. Dr. Andreas Seekamp (L)*
Prof. Dr. Steffen Ruchholtz (V)*
Osteologie
Prof. Dr. Johannes M. Rueger (L)*
Dr. Matthias Schieker (V)*
Prävention von Verletzungen
Prof. Dr. Martinus Richter (L)*
Prof. Dr. Günter Lob (V)*
Rechnergestütztes Operieren (AGROP)
Prof. Dr. Christian Krettek (L)*
Prof. Dr. Florian Gebhard (V)*
Sporttraumatologie
Prof. Dr. Gerhard Bauer (L)*
Dr. Andreas Losch (V)*
Ultraschall
Prof. Dr. Jürgen Volker Wening (L)*
PD Dr. Christian Tesch (V)*
Wirbelsäulenchirurgie
Ao. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Beisse (L)*
Ao. Univ.-Prof. Dr. Christian Knop (V)*
Beauftragte
Physikalische Therapie und Rehabilitation
Prof. Dr. Volker Bühren (L)*
Dr. Meinald Settner (V)*
AWMF- Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften
Generalsekretär (Delegierter)
Leiter des Wissenschaftsausschusses (V)*
Arbeitsgemeinschaften
AWMF-Arbeitskreis
„Einheit von Forschung und Lehre“
Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer
Alterstraumatologie
Univ.-Prof. Dr. Michael J. Raschke (L)*
Univ.-Prof. Dr. Ulrich Stöckle (V)*
Arthroskopische Chirurgie
Prof. Dr. Helmut Lill (L)*
PD Dr. Manfred Bernard (V)*
Becken III
Dr. Ulf Culemann (L)*
Dr. Fabian Stuby (V)*
Fort- und Weiterbildung
Prof. Dr. Wolf Mutschler (L)*
Fuß
Prof. Dr. Hans Zwipp (L)*
Prof. Dr. Thomas Mittlmeier (V)*
Geschichte der Unfallchirurgie
Prof. Dr. Jürgen Probst (L)*
AWMF-Arbeitskreis
„Krankenhaus- und Praxishygiene“
Dr. Volkmar Heppert
AWMF-ad-hoc-Kommission
„Versorgungsforschung“
Prof. Dr. Wolf Mutschler
Berufsverband der deutschen Chirurgen
(BDC) – Leiter des Referates Unfallchirurgie
Prof. Dr. Dietmar Pennig
Bone & Joint Decade
Prof. Dr. Johannes M. Rueger
Bundesärztekammer – Beirat für Erste Hilfe
und Wiederbelebung
PD Dr. Hermann Josef Bail
*L=Leiter / V=Stellvertreter
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung
(BQS), Fachgruppe Orthopädie und
Traumatologie
Prof. Dr. Friedrich Thielemann
Dr. Kai Bauwens
Dachverband der deutschsprachigen
wissenschaftlichen Gesellschaften
für Osteologie (DVO)
Leiter der AG Osteologie
Deutsche Gesellschaft für
Chirurgie (DGCh) – Vorstand
Generalsekretär, Präsident (V)*
DGCh-AG Krankenhausstruktur
Prof. Dr. Andreas Dávid
DGCh-AG Medien
Prof. Dr. Axel Prokop
DGCh-AG Perioperative Medizin
Prof. Dr. Johannes Sturm
(Stellv. AG-Leiter)
DGCh-Sektion Biomaterialien
Prof. Dr. Johannes M. Rueger
DGCh-Sektion Chirurgische Forschung
Prof. Dr. Wolf Mutschler
DGCh-Sektion Onkologische Chirurgie
Prof. Dr. Erich Hartwig
DGCh-Sektion Onkologische Chirurgie –
Arbeitsgruppe Weichteilsarkom
PD Dr. Michael Schulte
DGCh-Studienzentrum Heidelberg –
Aufsichtsrat
Prof. Dr. Tim Pohlemann
Deutsche Gesellschaft für
Wundheilung – Konsensuskonferenzen
PD Dr. Mark Bischoff
Dr. Ingo Flesch
Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR)
Generalsekretär
DVR-Ausschuss für Verkehrsmedizin,
Erste Hilfe und Rettungswesen
Prof. Dr. Johannes Sturm
Deutsches Institut für Normung (DIN) –
Beirat
Dr. J. Weidringer
Deutsches Netzwerk für Versorgungsforschung e. V. (DNVF)
Prof. Dr. Norbert M. Meenen
Prof. Dr. E. Neugebauer
(V*; Geschäftsführer des DNVF)
DGU Mitteilungen und Nachrichten­ 57/2008
Deutsche Zentralbibliothek für Medizin –
Beirat
Prof. Dr. Norbert M. Meenen
ESTES – European Society for Trauma and
Emergency Medicine
Generalsekretär
Europäische Facharztprüfung der Division
of Traumatology der Union Européenne
Médécins Specialistes/European Union of
Medical Specialists
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern
Fachbeirat zur Begleitevaluation der
Mindestmengen Knie-Tep im Auftrag des
Gemeinsamen Bundesausschusses
Dr. Kai Bauwens
Gemeinsame DRG-Kommission von
DGCh und BDC
Prof. Dr. Joachim Windolf
Gemeinsamer Weiterbildungsausschuss
von DGCh und BDC
Leiterin des Bildungsausschusses,
Prof. Dr. Günter Lob, Generalsekretär
German Resuscitation Council/Deutscher
Rat für Wiederbelebung
Prof. Dr. Christian Lackner
Prof. Dr. Andreas Seekamp
Interdisziplinäre AG „OP-Technik“ der
DGCh und DGAI
Prof. Dr. Reinhard Hoffmann
Lehrakademie Wolfgang Müller-Osten
Beirat
Prof. Dr. Wolf Mutschler
Nationale Versorgungs-Leitlinie
„Akuter und chronischer Rückenschmerz“
(Ärztliches Zentrum für Qualität in der
Medizin)
Prof. Dr. R. Beisse
Prof. Dr. Ch. Knop (V)*
Prof. Dr. Christoph Ulrich (V)*
Schulter-Endoprothesenregister der DAOI,
DGOOC, DGU, DVSE
Prof. Dr. Axel Rüter
Geschäftstelle der DGU
Susanne Lehnert,
Dipl.-Pol. Joachim Arndt (Leiter)
Langenbeck-Virchow-Haus
Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin
Tel.: (0 30) 28 00 34 00
Fax: (0 30) 28 00 43 06
E-Mail: [email protected]
Ehrenmitglieder
Prof. Dr. Dr. Horst Cotta, München (1993)
Prof. Dr. Günther Hierholzer,
Allensbach (1995)
Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth,
Hamburg (2002)
Obermed.-Rat Dr. Wolfgang Krösl, Amlach,
Österreich (1975)
Prof. Dr. Eugen Kuner, Umkirch (1994)
Prof. Dr. Günter Lob, München (2004)
Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena (2007)
Prof. Dr. Peter Matter, Davos-Platz,
Schweiz (2000)
Prof. Dr. Dr. h.c. Maurice E. Müller, Bern,
Schweiz (1972)
Prof. Dr. Alfred Pannike, Dreieich (1996)
Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau (1992)
Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin (2001)
Prof. Dr. Axel Rüter, Neusaess (2006)
Prof. Dr. Leonhard Schweiberer,
München (1998)
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Spann,
München (1985)
Prof. Dr. Ernst Teubner, Göppingen (2003)
Prof. Dr. Otmar Trentz, Zürich,
Schweiz (2005)
Prof. Dr. Emanuel Trojan, Wien,
Österreich (1980)
Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover (1989)
Prof. Dr. Dr. h.c. Karsten Vilmar,
Hamburg (1998)
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller,
Tübingen (1986)
AUC – Akademie der Unfallchirurgie
GmbH
1. Geschäftsführer
Prof. Dr. Christian K. Lackner, München
2. Geschäftsführer
Schatzmeister
Korrespondierende Mitglieder
Prof. Dr. Jacques Ives Nordin, Paris,
Frankreich (1995)
Prof. Dr. Robert Baley, Baltimore, USA
Prof. Dr. Stephan Perren, Davos-Platz,
Schweiz (1978)
Suthorn Bavonratanavech, M.D.,
Bangkok (2006)
Prof. Dr. Georg Berentey, Budapest,
Ungarn (1988)
Prof. Dr. William F. Blaisdell, Sacramento,
Kalifornien, USA
Dr. Vladimir Pokorny, Brünn,
Tschechische Republik (2001)
Prim. Dr. F. Povacz, Wels, Österreich (1988)
Prof. Dr. Richard A. Brand, Iowa City, Iowa,
USA (2005)
Prof. Dr. Jean Prévot, Nancy,
Frankreich (2002)
Prof. Dr. Paul Louis Oscar Broos, Löwen,
Belgien (2005)
Prof. Dr. Pietro Regazzoni, Basel,
Schweiz (2002)
Prof. Dr. Oldrich Čech, M.D. D. Sc.,
Prag, Tschechische Republik (1990)
Prof. Dr. Daniel Reis, Haifa, Israel (1985)
Prof. Dr. Christopher Lewis Colton, M.D.,
Nottingham, England (1994)
Prof. Dr. Antal Renner, Budapest,
Ungarn (1990)
1956 Dr. Armin Bauermeister (Chirurgische Universitätsklinik Kiel): Ergebnisse
einer Maceration und Verpflanzung von
Knochenspänen und ihre Bedeutung für
den Aufbau der Knochenbank.
1958 Prof. Dr. Leo Koslowski: Intravitale
Autolyse als pathogenetisches Prinzip.
1961 Wilhelm Thorban (Gießen):
Klinische und experimentelle Untersuchungen zur Ätiologie und Pathogenese der
posttraumatischen Sudeckschen Gliedmaßendystrophie.
Univ.-Prof. Dr. Herbert Resch (2007)
1962 Keine Preisverleihung.
Prof. Dr. Freddie H. Fu, Pittsburg,
Pennsylvania, USA
Prof. Dr. Charles A. Rockwood, M.D.,
San Antonio, Texas, USA (1989)
1964 Keine Preisverleihung.
Prof. Dr. Dantin Gallego, Madrid, Spanien
Prof. Dr. Thomas Rüedi, Chur,
Schweiz (1985)
1966­ Keine Preisverleihung.
Prof. Dr. Rheinhold Ganz, Bern,
Schweiz (1995)
PD Dr. Emanuel Gautier, Freiburg,
Schweiz (2003)
Prof. Augusto Sarmiento, M.D., Los Angeles,
Kalifornien, USA (1992)
Prof. Dr. Andras Savary, Budapest, Ungarn
Prof. Dr. Jan Goris, Nijmwegen,
Niederlande (1989)
Prof. Dr. Salomon Schächter, Buenos Aires,
Argentinien (1985)
PD Dr. Dr. h.c. Urs Heim, Gümlingen,
Schweiz (1984)
Prof. Dr. Joseph Schatzker, Toronto, Ontario,
Kanada (1989)
Prof. Dr. David Helfet, M.D. M.B. CH. B., New
York, New York, USA (2000)
Prof. Dr. Sergej A. Shlinikov, St. Petersburg,
Russland
Prof. Dr. James Langston Hughes, M.D.,
Jackson, Mississippi, USA (1990)
Prof. Dr. Franklin H. Sim, Rochester,
Minnesota, USA
Dr. Jack C. Hughston, Columbus, Georgia,
USA (1981)
Prof. Dr. Knut StrØmsØ, Oslo, Norwegen
(2001)
Prof. Dr. Eric E. Johnson, M.D., Los Angeles,
Kalifornien, USA (2000)
Prof. Dr. Rudolf Szyszkowitz, Graz,
Österreich (1985)
Prof. Dr. Robert J. Johnson, Burlington,
Vermont, USA
Prof. Dr. Henk ten Duis (2007)
Prof. Dr. James Kellam, M.D., FRCS,
Charlotte, North Carolina, USA (2004)
Prof. Dr. Ivan Kempf, Strassburg,
Frankreich (1987)
Doz. Dr. Heinz Kuderna, Wien,
Österreich (1983)
Prof. Dr. Elias Lambiris, Patras,
Griechenland (2003)
Prof. Dr. Fritz Magerl, St. Gallen,
Schweiz (1992)
Prof. Dr. René Marti, Amsterdam,
Niederlande (1986)
Prof. Dr. Joel M. Matta, Los Angeles,
Kalifornien, USA
Dr. Jacques Meine, Basel, Schweiz (1992)
Prof. Dr. P. A. Mohandas, Madras,
Indien (1993)
Prof. Dr. Johannes Poigenfürst, Wien,
Österreich (1984)
Hans-Liniger-Preisträger
(vor 1966 „Wissenschaftlicher Preis)
Prof. Dr. Karl-Göran Thougren, Lund,
Schweden
Prof. Dr. Marvin Tile, Toronto, Ontario,
Kanada (1993)
Prof. Dr. Donald D. Trunkey, Portland,
Oregon, USA (1986)
Prof. Dr. Vilmos Vécsei, Wien,
Österreich (2002)
Prof. Dr. Claude Edouard Verdan, Lausanne,
Schweiz
Prof. Dr. Enrico Vigliani, Mailand, Italien
Univ.-Prof. Dr. Michael Wagner, Wien (2006)
Prof. Dr. Verge S. Wjapius,
Prof. Dr. Chris van der Werken, Utrecht,
Niederlande (2000)
1968 PD Dr. Horst Kindler (Klinikum Benjamin Franklin der FU Berlin, Chirurgische
Klinik): Die Hemmwirkungen von Hydrocortison und Antibiotika auf die Wundheilung.
1970 PD Dr. Wilfried Schramm (Knappschaftskrankenhaus Bergmannsheil, Gelsenkirchen-Buer, Chirurgische Abteilung):
Klinische und tierexperimentelle Untersuchungen über die Transplantation autoplastischer Spongiosa.
1972 Prof. Dr. Manfred Weigert (Städtisches Krankenhaus am Urban, Berlin,
Abteilung für Orthopädie und Traumatologie): Anregung der Knochenbildung durch
elektrischen Strom.
1974 Prof. Dr. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg (Universitätsklinikum der Gesamthochschule Essen, Abteilung für Unfallchirurgie) und PD Dr. Christian-Dietrich Wilde
(Kreiskrankenhaus Bad Homburg v.d.H.,
Unfallchirurgische Abteilung): Experimentelle Untersuchungen zur Einheilung massiver Cortikalis-Transplantate.
1976 PD Dr. Hans-Otto Dustmann (Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg):
Altersabhängige Reaktionen des Gelenkknorpels nach Verletzungen.
1978 PD Dr. Leo Gotzen (Hannover): Untersuchungen zur NeutralisationsplattenOsteosynthese und der Richtlinien für ihre
praktische Durchführung.
PD Dr. Hans-Jürgen Refior (München):
Tierexperimentelle Untersuchungen zum
Verhalten der Mikrostruktur des Hyalin-Gelenkknorpels unter Druckbelastung.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
1980 PD Dr. Günter Lob (Universität
Ulm, Department für Chirurgie, Abteilung
Unfallchirurgie): Chronische, posttraumatische Osteomyelitis: Tierexperimentelle
und klinische Untersuchungen zu einer
oralen antibakteriellen Vaccination.
1982 PD Dr. Hans-Jörg Oestern (Med.
Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie): Eine klinische und experimentelle
Studie zur Pathogenese, prognostischer
und therapeutischer Wertigkeit früher
kardiopulmonaler Veränderungen nach
schwerem traumatischem Schock.
zyten und den kapillären Endothelzellen in
traumatisch induzierten Ischämie/Reperfu­
sionsschäden.
1999 PD Dr. Stefan Rose (Chirurgische
Universitätsklinik Homburg/Saar, Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie): Studien zur pathogenetischen
Bedeutung neutrophiler Granulozyten nach
Extremitätenischämie, Polytraumatisierung
und bakterieller Sepsis.
1984 PD Dr. med. Volker Echtermeyer
(Med. Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie): Diagnostik und Therapie des
Compartment-Syndroms – Eine klinische
und tierexperimentelle Studie.
2000 Dr. Gerhard Schmidmaier (CharitéKlinikum der Humboldt-Universität zu Berlin, Campus Virchow, Klinik für Unfall- und
Wiederherstellungschirurgie): Die lokale
Freisetzung von IGF- und FGF-β1 aus einer
biodegradierbaren Poly (D, L-Laktid)-Beschichtung von Implantaten beschleunigt
die Frakturheilung.
1986 Prof. Dr. Klaus E. Rehm (Unfallchirurgische Klinik der Justus-Liebig-Universität
Gießen): Die Osteosynthese der Thoraxwandinstabilitäten.
2001 Dr. Martin Grotz (Med. Hochschule
Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die
Darmhypothese des Multiorganversagens
nach schwerem Trauma.
1988 PD Dr. Hans Zwipp (Med. Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die
anterolaterale Rotationsinstabilität des
Oberen Sprunggelenks.
2002 Dr. Frank Kandziora (Charité, Campus Virchow, Berlin): Experimentelle Spondylodese der Schafswirbelsäule.
1990 PD Dr. Johannes M. Rüger (Klinikum
der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität,
Unfallchirurgische Klinik): Knochenersatzmittel.
1992 PD Dr. Harald Knaepler (PhilippsUniversität Marburg, Klinik für Unfallchirurgie): Untersuchungen zur Knochendesinfektion und Sterilisation sowie deren
Auswirkungen auf die biologische Wertigkeit des Knochenimplantates.
1994 PD Dr. Gerd Regel (Med. Hochschule Hannover, Unfallchirurgische Klinik):
Die unspezifische Immunabwehr nach
schwerem Trauma und ihre Bedeutung für
den generalisierten Zellschaden und das
Multiorganversagen.
1996 PD Dr. Hans-Christoph Pape (Med.
Hochschule Hannover, Unfallchirurgische
Klinik): Pulmonale Komplikationen nach
intramedullärer Stabilisierung des Femurschaftes bei Polytrauma.
1997 PD Dr. Christian Voigt (Klinikum
Benjamin Franklin der FU Berlin, Unfallchirurgische Klinik): Reaktion endostaler Zellen des Kaninchenhumerus bei Störung der
physiologischen Kraftverteilung in vivo.
PD Dr. Andreas Seekamp (Med. Hochschule
Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die
Interaktion von neutrophilen GranuloDGU Mitteilungen und Nachrichten­ 57/2008
2003 PD Dr. med. Michael Amling (Klinik
für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der Universität Hamburg): Von der
skelettalen Mikroarchitektur über die Knochenzellbiologie zur zentralen Kontrolle der
Knochenmasse.
2004 PD Dr. med. Johannes Zeichen (Unfallchirurgische Klinik, Med. Hochschule
Hannover): Modulation der Zellproliferation. Synthese von Procollagen Typ I, Typ
III und Expression von Hitzeschockprotein
72 von humanen Fibroblasten unter dem
Einfluss von zyklischer mechanischer Dehnung.
2005 PD Dr. Johannes Frank (Abteilung
für Handchirurgie, Klinik für Unfall-, Handund Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Frankfurt/Main): Intravitalmikroskopische Analyse und Quantifizierung
der Angiogenese und Mikrozirkulation im
Gewebe und in der Wundheilung am Tiermodell.
2006 PD Dr. med. Niels C. Riedemann (Unfallchirurgische Klinik der Medizinischen
Hochschule Hannover): Die pathophysiologische Bedeutung des C5A-Rezeptors in der
Entstehungsphase der Sepsis
2007 Frau PD Dr. med. Pia Pogoda
(Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum
Hamburg-Eppendorf): Knochenmasseverlustsyndrome im Schaf: Entwicklung und
Charakterisierung neuer klinikrelevanter
Osteoporose-Großtiermodelle
Preisträger des Innovationspreises
(gesponsort von der Fa. DePuy)
1998 Angela Olinger (Abteilung für
Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Chirurgische Universitätsklinik
Homburg/Saar) et. al.: Minimalinvasiver
endoskopischer Zugang zur ventralen
Spondylodese der lumbalen Wirbelsäule
(Lumboskopie).
1999 Dr. Christian Dahlen (Dresden):
PC-basierte 3D-Software zur Operations­
planung in der rekonstruktiven Fußchirurgie.
2000 Dr. Alexander Hofmann (Klinik für
Unfallchirurgie der Philipps-Universität
Marburg) et al.: Bioengineering eines vitalen Knochentransplantats mit autologen
Eigenschaften.
2001 PD Dr. P. Euler (Chirurgische Klinik
und Poliklinik der LMU München) et al.:
Evaluation und klinische Einführung eines
neuen Bildwandlergerätes zur intraoperativen Herstellung dreidimensionaler Röntgenbilder.
2002 Dr. Peter Biberthaler (Chirurgische
Klinik und Poliklinik der LMU München) et
al.: Die Mikrozirkulation der Supraspinatussehne am Menschen: erstmalige Invivo-Analyse nach degenerativer Läsion der
Rotatorenmanschette.
2003 Dr. Tim Rose (Klinik für Unfallund Wiederherstellungschirurgie des
Universitätsklinikums Leipzig) et all.: Die
Verbesserung der Knochenheilung im
osteoporotischen Rattenmodell durch die
zellvermittelte Expression von Bone Morphogenetic Protein 4 (BMP-4) nach Ex-vivoGentherapie.
2004 Nicht vergeben.
2005 Dr. Arndt Schilling (Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums
Hamburg-Eppendorf) et al.: Resorbierbarkeit von Knochenersatzmaterialien durch
humane Osteoklasten – Entwicklung eines
quantitativen Assays als Leitschiene für den
klinischen Einsatz.
2006 Dr. Felix Walcher (Klinik für Unfall-,
Hand- und Wiederherstellungschirurgie des
Klinikums der Johann Wolfgang GoetheUniversität Frankfurt/Main): Präklinische
Sonographie – Entwicklung, Validierung
und klinische Anwendung in der Notfallmedizin
2007 PD Dr. Peter Gross (Leiter Traumatologie und Vice-Primario Chirurgie, Ospedale
Civico Lugano [CH]): Der Einsatz eines
multifunktionalen bildgestützten Interventionsraumes (MBI) in der Initialphase
stationärer Schwerverletzten-Versorgung:
Erwartungen, Realität und Perspektive
Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste
Die 1982 als ehrenvolle Auszeichnung für
wissenschaftliche Verdienste um die Unfallheilkunde gestiftete Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste wurde bisher verliehen an:
1982 Prof. Dr. Herbert Junghanns und
Prof. Dr. Alfred Nikolaus Witt
1983 Prof. Dr. Hans Willenegger
1984 Prof. Dr. Jörg Rehn
1985 Prof. Dr. Martin Allgöwer
1986 Bundeshauptstadt Berlin
1987 Prof. Dr. Günter Friedebold
1988 Keine Vergabe
1989 Prof. Dr. Siegfried Weller
1990 Prof. Dr. Wilhelm Schink
1991 Keine Vergabe
1992 Prof. Dr. Walter Blauth
1993 Prof. Dr. Stephan Perren
Georg Friedrich Louis StromeyerMedaille
Den Literaturpreis in Form der 2000 gestifteten Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille erhielten:
2001 Prim. Dr. Fritz Povacz, Gaspolzhofen,
Österreich, für sein Werk „Die Geschichte
der Unfallchirurgie“
1996 Prof. Dr. Lutz Claes, Ulm
1997 Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau
1998 Prof. Dr. Cajus Burri, Ulm
1999 Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin
2000 Prof. Dr. Gert Muhr, Bochum
2001 Prof. Dr. Horst Cotta, München
2002 Prof. Dr. Lutz Jani, Riehen (Schweiz)
2003 Prof. Dr. Ulrich Lanz, Neustadt/Saale
2004 Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau,
Bochum
2005 Prof. Dr. rer. nat. Dipl. Ing. Edmund
A.M. Neugebauer, Köln
2006 Prof. Dr. sc. Techn. Erich Schneider,
Davos (Schweiz)
2007 Prof. Dr. Ulrich Holz, Stuttgart
2007 Prof. Dr. Heinrich Reilmann,
Braunschweig
Goldene Ehrennadel
Die Goldene Ehrennadel, gestiftet 1989,
wurde bisher verliehen an:
2002 PD Dr. Dr. h.c. Urs Heim, Gümligen,
Schweiz, für sein Werk „Das Phänomen AO.
Gründung und erste Jahre der Arbeitsgemeinschaft für das Studium der Osteosynthese (1958-1963)“
1989 Gisela Vopel, Berlin †
2003 Dr. Eduard M. Walthers, Marburg an
der Lahn, für seine Übersetzung des Werks
von A. Grenspan: Orthopedic Radiology. A
practical Approach unter dem Titel „Skelettradiologie – Orthopädie, Traumatologie,
Rheumatologie, Onkologie“
1993 Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried
Borelli, München
2004 Prof. Dr. Ernst Teubner, Göppingen,
für sein Werk „Der Schultergürtel. Form
und Funktion, Entwicklung, Biomechanik
und Trauma“
2005 Prof. Dr. Michael Sachs, Frankfurt
am Main, für sein Werk „Die Geschichte der
operativen Chirurgie“, 5 Bände.
2006 Prof. Dr. Benno Kummer, Erfstadt,
für sein Werk „Biomechanik. Form und
Funktion des Bewegungsapparates“
1990 Dr. jur. Friedrich Watermann, Bonn †
1991 Keine Vergabe
1992 Hans-Jürgen Gühne, Bochum, und
Klaus Hug, Umkirch
1994 Keine Vergabe
1995 Keine Vergabe
1996 Dr. Heinz Volk, Bochum
1997 Dr. h.c. Hannelore Kohl, Bonn †
1998 Medico International, Kampagne
zum Verbot von Landminen, Frankfurt/Main
1999 Dipl.-Ing. (FH) Max Schuster,
Neusaess
2000 Gerhard Kugler, Geschäftsführer
a. D. ADAC-Luftrettung, Geretsried
2001 Ursula von Voigt, Berlin
2002 Keine Vergabe
2003 Siegfried Steiger,
Björn-Steiger-Stiftung.
2007 Prof. Dr. Jürgen F.M. Rudigier, Offenburg, für sein Werk „kurzgefasste Handchirurgie. Klinik und Praxis“
2004 Dr. jur. Günther Sokoll,
Sankt Augustin
Carl-Thiem-Gedenkmünze
2006 Dr. Annette Güntert, Bundesärztekammer, Berlin
Die Carl-Thiem-Gedenkmünze, gestiftet
1997 aus Anlass des 75-jährigen Bestehens
der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, wurde bisher verliehen an:
2007 Prof. Dr. med. habil. Dr. Ing. Dr. med.
h.c. Michael Ungethüm, B. BraunAesculapTuttlingen
1997 OMR Dr. sc. med. Wolfgang Kurz,
Lübben
Frühere Präsidenten und Kongressorte
1994 Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover
1995 Dr. Klaus Klemm, Frankfurt/Main,
und Dr. Wulf-Dieter Schellmann,
Peine
2006 Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Meinecke,
Reinbek bei Hamburg
1998 Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, Celle
1999 Prof. Dr. Gert Specht, Berlin
2000 Dr. Klaus Welz, Cottbus
2001 Dr. Hans Rudolph, Rotenburg/Wümme
2002 Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena
2005 Prof. Dipl. Ing. Dietmar Otte,
Hannover
1. Jahrestagung (Leipzig 1922)
Prof. Dr. Hans Liniger †
2. Jahrestagung (Innsbruck 1924)
Prof. Dr. Hans Liniger †
3. Jahrestagung (Köln 1926)
Prof. Dr. Hans Liniger †
2003 Nicht vergeben
4. Jahrestagung (Nürnberg 1927)
Prof. Dr. Hans Liniger †
2004 PD Dr. Wolfgang Hundshagen,
Nordhausen
5. Jahrestagung (Berlin 1929)
Prof. Dr. Hans Liniger †
2005 Nicht vergeben
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
6. Jahrestagung (Breslau 1930)
Obermedizinalrat Dr. Paul Jottkowitz †
32. Jahrestagung (Hamburg 1968)
Prof. Dr. Heinrich Bartelheimer †
7. Jahrestagung (Bochum 1932)
Prof. Dr. Georg Magnus †
33. Jahrestagung (Nürnberg 1969)
Dr. Wolfgang Perret †
8. Jahrestagung (Frankfurt/Main 1933)
Prof. Dr. Victor Schmieden †
34. Jahrestagung (Düsseldorf 1970)
Prof. Dr. Günther Könn †
9. Jahrestagung (Würzburg 1934)
Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Fritz König †
35. Jahrestagung (Freiburg i. Brsg. 1971)
Prof. Dr. Jörg Rehn †
57. Jahrestagung (Berlin 1993)
Prof. Dr. Ulrich Holz
10. Jahrestagung (Berlin 1935)
Geheimer Medizinalrat
Prof. Dr. August Borchard †
36. Jahrestagung (= Deutsch-Öster­
reichisch-Schweizerische Unfalltagung,
Bern 1972)
Prof. Dr. Georg Maurer †
58. Jahrestagung (Berlin 1994)
Prof. Dr. Axel Rüter
59. Jahrestagung (Berlin 1995)
Prof. Dr. Gert Muhr
37. Jahrestagung (Berlin 1973)
Prof. Dr. Günter Friedebold †
60. Jahrestagung (Berlin 1996)
Prof. Dr. Eberhard Markgraf
38. Jahrestagung (Berlin 1974)
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ulmer
61. Jahrestagung (Berlin 1997)
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern
39. Jahrestagung (= 2. Deutsch-Öster­
reichisch-Schweizerische Unfalltagung,
Berlin 1975)
Prof. Dr. Wolfgang Faubel †
62. Jahrestagung (Berlin 1998)
Prof. Dr. Lothar Kinzl
40. Jahrestagung (Berlin 1976)
Prof. Dr. Heinz Contzen †
64. Jahrestagung (Hannover 2000)
Prof. Dr. Norbert P. Haas
11. Jahrestagung (Hamburg 1936)
Prof. Dr. Max zur Verth †
12. Jahrestagung (Würzburg 1937)
Prof. Dr. Martin Reichardt †
13. Jahrestagung (Kiel 1939)
Prof. Dr. A.W. Fischer †
14. Jahrestagung (Bochum 1950)
Prof. Dr. Heinrich Bürkle de la Camp †
15. Jahrestagung (Bonn 1951)
Prof. Dr. Erich Freiherr von Redwitz †
16. Jahrestagung (Oldenburg 1952)
Prof. Dr. Helmut Bohnenkamp †
17. Jahrestagung (Bad Neuenahr 1953)
Ministerialrat a. D. Prof. Dr. Dr. Michael
Bauer †
18. Jahrestagung (Stuttgart 1954)
Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Kreuz †
19. Jahrestagung (Goslar 1955)
Prof. Dr. Gottfried Jungmichel †
20. Jahrestagung (Heidelberg 1956)
Prof. Dr. Dr. med. h.c. Dr. jur. h.c. K.H. Bauer †
21. Jahrestagung (Köln 1957)
Prof. Dr. Wilhelm Tönnis †
22. Jahrestagung (Kiel 1958)
Prof. Dr. Gustav Störring †
23. Jahrestagung (Berlin 1959)
Prof. Dr. Helmut Reinwein †
24. Jahrestagung (Lindau/Bodensee 1960)
Prof. Dr. Berthold Mueller †
25. Jahrestagung
(Garmisch-Partenkirchen 1961)
Prof. Dr. Alfons Lob †
26. Jahrestagung (Bad Godesberg 1962)
Ministerialrat Dr. Clemens Dierkes †
27. Jahrestagung (Berlin 1963)
Oberregierungsrat a. D. Dr. jur. Herbert
Lauterbach †
28. Jahrestagung (Würzburg 1964)
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Alfred Nikolaus Witt †
29. Jahrestagung (Stuttgart 1965)
Prof. Dr. Carl Humperdinck †
30. Jahrestagung (Frankfurt/Main 1966)
Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Junghanns †
31. Jahrestagung (Berlin 1967)
Prof. Dr. Herbert Elbel †
DGU Mitteilungen und Nachrichten­ 57/2008
41. Jahrestagung (Berlin 1977)
Prof. Dr. Günther Dotzauer †
42. Jahrestagung (Berlin 1978)
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller
43. Jahrestagung (= 3. Deutsch-Öster­
reichisch-Schweizerische Unfalltagung,
Wien 1979)
Prof. Dr. Harald Tscherne
44. Jahrestagung (Berlin 1980)
Prof. Dr. Walter Düben †
45. Jahrestagung (Berlin 1981)
Prof. Dr. Leonhard Schweiberer
46. Jahrestagung (Berlin 1982)
Prof. Dr. Jürgen Probst
47. Jahrestagung (= 4. Deutsch-Öster­
reichisch-Schweizerische Unfalltagung,
Lausanne 1983)
Prof. Dr. Caius Burri †
48. Jahrestagung (Berlin 1984)
Prof. Dr. Hermann Ecke †
55. Jahrestagung (= 6. Deutsch-Öster­
reichisch-Schweizerische Unfalltagung,
Wien 1991)
Prof. Dr. Dieter Havemann †
56. Jahrestagung (Berlin 1992)
Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh
63. Jahrestagung (Berlin 1999)
Prof. Dr. Peter Hertel
65. Jahrestagung (Berlin 2001)
Prof. Dr. Peter Kirschner
66. Jahrestagung (Berlin 2002)
Prof. Dr. Klaus Rehm
67. Jahrestagung (Berlin 2003)
Prof. Dr. Hartmut R. Siebert
68. Jahrestagung (Berlin 2004)
Prof. Dr. Andreas Wentzensen
69. Jahrestagung (= 1. Gemeinsamer
Kongress Orthopädie – Unfallchirurgie,
Berlin 2005)
Prof. Dr. Wolf Mutschler
70. Jahrestagung (= Deutscher Kongress
für Orthopädie und Unfallchirurgie,
Berlin 2006)
Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer
71. Jahrestagung (= Deutscher Kongress
für Orthopädie und Unfallchirurgie,
Berlin 2007)
Prof. Dr. Kuno Weise
49. Jahrestagung (Berlin 1985)
Prof. Dr. Günther Hierholzer
50. Jahrestagung (Berlin 1986)
Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta
51. Jahrestagung (= 5. Deutsch-Öster­
reichisch-Schweizerische Unfalltagung,
Berlin 1987)
Prof. Dr. Eugen H. Kuner
52. Jahrestagung (Berlin 1988)
Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth
53. Jahrestagung (Berlin 1989)
Prof. Dr. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg †
54. Jahrestagung (Berlin 1990)
Prof. Dr. Alfred Pannike
Die Angaben zu Präsidium, Preisträgern
und früheren Präsidenten werden nur im
Frühjahrsheft veröffentlicht.
Bericht aus dem Generalsekretariat
„Immer ein bisschen weiter“ – Hugo Pratt alias Corto Maltese 1996
H. Siebert
Verehrte Kolleginnen,
liebe Kollegen,
wir haben unseren Mitteilungen und
Nachrichten ein neues „Gesicht“ gegeben,
hoffentlich auch mit einem entsprechend
informativen und attraktiven Inhalt. Allen
Autoren danken wir, Herr Arndt und ich, die
wir für die mehr technische Seite der Umsetzung Sorge tragen, herzlich für ihre Beiträge!
Der Bericht aus dem Generalsekretariat,
wie meine Vorgänger diese Information benannt haben, wird Sie nicht über den Alltag
der Mitgliederverwaltung, der Beantwortung vielfältigster Anfragen, dem Ersuchen
von Medien nach den Sachverhalt häufig
unvollständig wiedergebenden Informa­
tionen, der mannigfachen Unterstützung
unserer Organe, einzelner Mitglieder oder
Arbeitsgruppen durch die „hervorragende
Arbeit“ (O-Ton vieler Mitglieder) informieren. Ich versuche Ihr Interesse auf die Beiträge in diesem Heft zu lenken, die die Arbeit
vieler Mitglieder, die Herausforderungen an
uns alle und Schwerpunkte unserer Tätigkeit in den letzten Monaten thematisieren.
Unglaublich: Wochen sind bereits vergangen, seit unser Präsident des Jahres
2007, Kuno Weise, den Staffelstab in Form
einer „Präsidenten-Luftkette“ an Axel Ekkernkamp, unseren derzeitigen Präsidenten,
weitergegeben hat. Unglaublich auch, dass
das Kongressformat „Deutscher Kongress
Orthopädie/Unfallchirurgie“ so viele Interessierte nach Berlin locken konnte. Nicht
nur deshalb gebührt den „Veranstaltern“
Kuno Weise, Joachim Hasenpflug und Siegfried Götte und Ihren Teams Respekt, Anerkennung und ein herzliches Dankeschön!
„Der Blick nach vorne“ – das Kongress-Motto 2007 – hat sich gelohnt! Keineswegs ging
es in kleinen Schritten weiter. Kuno Weise
und Joachim Hassenpflug gaben mit ihrem
Team eine durchaus als sportlich zu bezeichnende Schlagzahl an. Bereits zur ersten
Sitzung des Koordinationsausschusses –
der Vorstände beider Fachgesellschaften –
im Oktober 2007 konnten wir Ergebnisse
der Unions-Arbeitskreise zur Weiterbildung,
zu Versorgungsstrukturen, zum Leitbild, zur
Primärarzt-Tätigkeit und zum berufsgenos-
10
senschaftlichen Heilverfahren ausführlich
beraten und noch zum Jahresende eine
Empfehlung der Union zur Befugniserteilung in der Weiterbildung Facharzt Orthopädie/Unfallchirurgie allen Präsidentinnen
und Präsidenten der Landesärztekammern,
der Bundesärztekammer und den Weiterbildungsausschüssen vorlegen. Ziel und Absicht gleichermaßen ist es, bundeseinheitliche Regelungen allen Verantwortlichen,
Kammern wie gutachtenden Kolleginnen
und Kollegen, an die Hand zu geben. Diesen
Kollegen obliegt die Verantwortung, für alle
einsehbare und damit transparente Entscheidungen zu treffen. Diese finden nicht
überall Begeisterung, sie sind ein Kompromiss. Sie stellen den Kammern und uns allen unsere Bemühungen dar, die Qualität
der Weiterbildung zu verbessern – auch unter dem Gesichtspunkt des Wettbewerbes
um die BESTEN, die engagiertesten Studierenden für unser Fach! Sie finden den Wortlaut dieser Empfehlungen in diesem Heft.
Dieser Arbeitskreis wird von Almut Tempka
geleitet. Die Vertreter des BVOU konnten
schlussendlich nicht der mehrfach überarbeiteten Fassung zustimmen, da ihrer Meinung nach der konservative Anteil zu wenig
Berücksichtigung fand. Schade, denn damit
haben wir eine Chance vertan, uns als monolithischer Block in der Öffentlichkeit und
bei den Landesärztekammern darzustellen.
Diese ungenutzte Chance spiegelt wider,
welch grundsätzliche Differenzen trotz aller positiven Entwicklungen in der Bildung
gemeinsamer Strukturen zwischen den Vorstellungen des Berufsverbandes der Orthopäden und Unfallchirurgen und den Fachgesellschaften noch in manchen Fragen und
Bereichen bestehen.
„Gemeinsam die Zukunft gestalten“ – das
Motto des diesjährigen Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie
vom 22. bis 25.10.2008 in Berlin – verstehen
die Präsidenten mit ihren Teams als die Herausforderung ihrer Präsidentschaft, insbesondere was die Arbeitsplatzbedingungen,
die Weiterentwicklung unseres Faches und
die Zusammenführung beider Fachgesellschaften in eine arbeitsfähige Gesellschaft
unter Erhalt bewährter Strukturen angeht.
Verbesserung der Arbeitsplatzbedingungen
in Klinik und Praxis: Immer ein bisschen
weiter, aber bislang doch nur im Kreis herum. Nach einer Umfrage des Marburger
Bundes aus dem Jahr 2007 (www.marburgerbund.de), an der sich fast 10.000 Mitglieder beteiligt haben, bringen immer noch
65 % der Klinikärzte täglich bis zu 3 Stunden
patientenferne Verwaltungstätigkeiten auf.
Familienfreundlichkeit bleibt weiterhin ein
Fremdwort. Resümierend wird festgestellt,
dass nur 69 % der Assistenzärzte, 66 % der
Fachärzte und 70 % der Oberärzte den Arztberuf ein zweites Mal ergreifen würden.
Sogar 59 % der Assistenz- und Fachärzte
erwägen ihre Tätigkeit im Krankenhaus
aufzugeben. Eine verheerende Bilanz unter
den Mitgliedern des Marburger Bundes.
Sie spiegelt sicherlich die reale Situation
in Kliniken wider. Die fast monatlich steigende Zahl an Stellenausschreibungen im
Deutschen Ärzteblatt belegt diese Einschätzung. Erschreckend auch das Ergebnis einer
Befragung anlässlich einer Fortbildungsveranstaltung, in der weniger als 20 % der
Teilnehmer angaben, nach ihrer Einstellung
in der Klinik vom Chef der Klinik bzw. Abteilung zu einem Eingangsgespräch gebeten
worden zu sein. Natürlich sind die Rahmenbedingungen erheblich verbesserungswürdig, doch auch wir als leitende Ärzte können
manches zur klimatischen Besserung der
Arbeitsplatzsituation beitragen! Regelmäßige strukturierte Mitarbeitergespräche,
klare transparente Weiterbildungscurricula
und Informationen über den Arbeitsablauf
in der Klinik sollte jeder neu eintretende
Mitarbeiter zu Beginn seiner Tätigkeit erhalten. Unser Bildungsauschuss kann Ihnen
dabei helfen, ein Weiterbildungscurriculum
für Ihre Klinik zu erarbeiten.
Ob durch die Einrichtung neuer Berufsgruppen patientenferne ärztliche Tätigkeiten
bald der Vergangenheit angehören, wird
u. a. auch davon abhängen, wie wir bei der
Einführung dieser neuen Berufsgruppen,
z. B. chirurgisch-technischer Assistent, unsere Erfahrung und unser Selbstverständnis ärztlicher Tätigkeit im Bereich Orthopädie/Unfallchirurgie einbringen. Die Politik
wünscht eine derartige Neuorientierung
ärztlicher Tätigkeit, sie plant dies und wird
es noch im Jahr 2008 gesetzlich festlegen.
Wir haben deshalb den Aufruf der Bundes­
ärztekammer im Herbst 2007, eine Stellungnahme zur Einführung dieser neuen BerufsDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
gruppen abzugeben, sehr ernst genommen
und als Union klar Chancen und Grenzen
dieser bereits existierenden Berufsgruppen
definiert. Sie sollten aus erster Hand darüber informiert sein, deshalb geben wir den
vollen Wortlaut in diesem Heft wieder.
Um Ihnen einen Blick über den viel beschriebenen Tellerrand zu ermöglichen, haben wir
unsere Kollegen Ch. Pape, Pittsburgh/USA
und M. Schütz, Brisbane/Australien gebeten, von ihrer Tätigkeit zu berichten und die
Versorgungsstrukturen und Möglichkeiten
in diesen Ländern darzustellen.
„Immer ein bisschen weiter“ schreitet auch
die Atomisierung der Medizin, der Chirurgie
und unseres Faches voran. Fast monatlich
werden neue Fachgesellschaften, Vereinigungen und Gruppierungen von Spezialisten für Spezialisten gegründet. Sie fühlen
sich in ihren „Mutter-Fachgesellschaften“ zu
wenig repräsentiert, haben zu wenig Raum,
sich und ihre Nöte darzustellen und erhoffen sich dadurch mehr Gehör zu verschaffen und uns bessere Fortbildungsangebote
bieten zu können. Häufig formieren sie sich
interdisziplinär und interprofessionell, und
versuchen damit die Praxis, die Wirklichkeit
ihrer Tätigkeit in einer Gesellschaft besser
abzubilden. Wir sollten diese Entwicklung
unterstützen, diesen Gesellschaften Raum
und Platz für diese Ziele geben und sie
einladen, ihre Ziele auf dem berufs- und
gesundheitspolitischen Sektor zusammen
mit den etablierten Fachgesellschaften zu
artikulieren. Eine Atomisierung der Ärzteschaft bringt politisch das Aus. Wir haben
aus der Vergangenheit gelernt und deshalb
in den letzten Jahren vermehrt den Schulterschluss mit AWMF und den aktiven medizinischen Fachgesellschaften gesucht und
gefunden (DRG, Weiterbildung, Hochschulpolitik). Deshalb laden wir die interdisziplinäre Deutsche Wirbelsäulen-Gesellschaft
ebenso wie die in Gründung befindliche
Deutsche interdisziplinäre Gesellschaft für
Intensivmedizin ein, diese Einladung anzunehmen.
In den letzten Jahren haben wir als Vorstand
immer wieder hingewiesen, dass es nicht
alleine darum geht, in Universitätskliniken
Orthopädie und Unfallchirurgie rein formal
durch zwei auf gleicher Augenhöhe stehende Repräsentanten vertreten zu sehen. Die
Breite und die Tiefe des Faches Orthopädie/
Unfallchirurgie muss an den Hochschulen
durch Darstellung der verschiedenen Spezialitäten unseres Faches Orthopädie und Unfallchirurgie verstärkt nach außen sichtbar
gemacht werden, indem die Leistungen in
Wissenschaft und Lehre aktiv und aggressiv
der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Nur
DGU Mitteilungen und Nachrichten­ 57/2008
so können wir unsere Minimalforderungen
nach leistungsgerechten Strukturen inhaltlich stützen. Wir sind uns deshalb mit den
Vertreten der Deutschen Gesellschaft für
Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
einig, dass an allen Universitätsstandorten
mehrere „Leuchttürme“ unser Fach vertreten müssen. Exemplarisch für diese Sicht
sind die Bemühungen unseres Wissenschaftsausschusses, zusammen mit den
Netzwerken der Deutschen Gesellschaft für
Orthopädie und Orthopädische Chirurgie,
die vielfältigen Forschungsvorhaben eng zu
verknüpfen, damit trotz mieser Rahmenbedingungen ein Optimum an Ergebnissen,
aber auch Öffentlichkeitsarbeit, erzielt werden kann.
Ende letzten Jahres fand in Homburg die
jährliche Sitzung der Sektion „Chirurgische
Forschung“ statt. Hier konnten auf eindrucksvolle Weise Aktivitäten und Ergebnisse klinischer und patientenbezogener
Grundlagenforschung und deren flexible
Organisationsformen einem breiten Publikum vorgestellt werden.
„Immer ein bisschen weiter“ war unser Motto Anfang des Jahres 2007 in der Gestaltung
der Zusammenarbeit beider Fachgesellschaften. „Wir sind einen großen Schritt“
vorangekommen, so formuliert unser Präsident 2007, Kuno Weise, zum Ende seines
Amtsjahres, in seinem Tätigkeitsbericht und
ich glaube, es ist uns allen gelungen, die
mannigfachen Bedenken aufzunehmen,
Missverständnisse auszuräumen und die
Wirklichkeit, wie sie sich an der hohen Zahl
an Umbenennungen der Kliniken nachweisen lässt, Rechnung zu tragen. Die gemeinsame Strukturkommission der Union Orthopädie/Unfallchirurgie hat erhebliche Fortschritte erzielt. Anfang Januar haben beide
Vorstände die Weichen gestellt. In Arbeitsgruppen werden Vorschläge zur Beratung
und Beschlussfassung durch die Präsidien
beider Fachgesellschaften zur Bildung einer
Fachgesellschaft „Deutsche Gesellschaft für
Orthopädie/Unfallchirurgie e. V.“ erarbeitet,
wie dies unserem Vorstand vom Präsidium
im Oktober 2006 in Berlin aufgetragen wurde. Dabei werden wir alle Gruppierungen
unserer Mitglieder und Gesellschaft in diese neue Struktur einbinden. Die Deutsche
Gesellschaft für Unfallchirurgie wird mit
all ihren vielfältigen und aktiven Sektionen,
Arbeitsgemeinschaften, Kommissionen und
Gremien weiterhin die spezifischen und
speziellen unfallchirurgischen Interessen in
dieser neuen Struktur vertreten. Wir werden
Sie über die Entwicklungen weiterhin zeitnah informieren. Diese Verpflichtung ist uns
nicht nur selbstverständlich, sie ist Grundlage unseres gegenseitigen Vertrauens.
Wie interessiert und engagiert unsere
Mitglieder diese Entwicklung beobachten
und mittragen, erfahren wir auf den vielen
Gründungstreffen zur Bildung regionaler
Traumanetzwerke. Das Interesse ist groß,
Strukturen einer regionalen Kommunikation
über das rein fachliche hinaus zu finden und
zu nutzen. So wird unser Projekt TraumaNetzwerkD DGU auch dazu beitragen, die besonderen Interessen der Unfallchirurgen
regional zu vertreten und in die Gremien
unserer Gesellschaft einzubringen.
Es sind gerade erst 12 Monate her, dass der
Vorstand nach intensiver Beratung und unter Berücksichtigung der vielfältigen Auswirkungen den Auftrag an AKUT zur Umsetzung der Inhalte des Weißbuches übertrug.
Es zeichnet sich derzeit ein so nicht erwartetes Interesse der Kliniken aller Versorgungsstufen ab, sich daran zu beteiligen.
Parallel zur Umsetzung dieses Projektes
haben wir nicht nur die verschiedensten
Fachgesellschaften, sondern auch Kostenträger, Krankenhausgesellschaften und die
Landesärztekammern darüber informiert
und um Unterstützung gebeten. Ohne flankierende Maßnahmen von deren Seite und
einer Mitgestaltung aller an der Versorgung
von Schwerverletzten Beteiligten an diesem
Projekt werden wir das Ziel der Qualitätssicherung in der flächendeckenden Schwerverletztenversorgung nicht erreichen. Wir
haben mit viel Engagement und in zahlreichen Besprechungen dieses Projekt betreut, wir wissen auch um manche Defizite,
Versäumnisse und Ungereimtheiten in der
Umsetzung. Wir haben deshalb vermehrt
professionelle Unterstützung eingebunden.
Über den derzeitigen aktuellen Stand informiert Sie der Sprecher des Arbeitskreises
Steffen Ruchholtz, Marburg, in dieser Ausgabe.
Erneut dient die Ihnen vorliegende Ausgabe von Mitteilungen und Nachrichten auch
dazu, Sie, die Mitglieder unserer Gesellschaft, über die vielfältigen Projekte in Arbeitsgemeinschaften, Kommissionen, Sektionen und Ausschüssen zu informieren. Nicht
nur ich hatte in den letzten Jahren vielfältige
Gelegenheit über den Tellerrand unserer Gesellschaft hinaus zu blicken und kann ohne
Überheblichkeit feststellen, dass unsere Gesellschaft mit ihren Arbeitgemeinschaften,
Sektionen und Kommissionen überaus
wichtige Ergebnisse im wissenschaftlichen
und unsere praktische Tätigkeit unterstützenden Bereichen aufzuweisen hat. So
wurden in der Leitlinien-Kommission über
10 Leitlinien grundlegend überarbeitet. Die
Sport-AG hat die Rad-Weltmeisterschaft in
Stuttgart zum Anlass genommen, um jüngeren interessierten Kolleginnen und Kolle-
11
12
gen hautnah Einblick in die Tätigkeit eines
sportärztlichen Dienstes bei Profi-Sportlern
zu geben. Die Arbeitsgemeinschaft Gelenkchirurgie hat neue, wichtige Studien aufgelegt; es ist ihr gelungen im Verbund mit der
Arbeitsgemeinschaft Alterstraumatologie,
unserem methodologischen Beratungszentrum (MBZ) und dem Zentrum für klinische
Studien in Heidelberg, Drittmittel für eine
Versorgungsforschungsstudie zur Behandlung von Osteoporose assoziierten Frakturen beim BMFW erfolgreich anzuwerben.
Die Becken AG berichtet über das weltweit
größte Datenregister zu Verletzungen des
Beckens. Und da komme man uns „die jüngeren Kolleginnen und Kollegen seien müde,
ohne Ideen und Engagement“!
unseren sehr aktiven, unsere Gesellschaft in
vielfältiger Weise unterstützenden Kreis der
Senatoren mit ihrem Schatz an Erfahrungen
sein, gemeinsam mit den Senatoren der
Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und
Orthopädische Chirurgie dieses Projekt zu
fördern und uns, die wir aufgerufen sind zu
gestalten, durch ihren Rat zu unterstützen.
Hier ein Zeichen zu setzen, hätte weitreichende Wirkung.
Auf den verschiedenen Ebenen bilden sich
derzeit gemeinsame „Plattformen“ beider
Gesellschaften, um aus ihrer Sicht und den
gemachten Erfahrungen vor Ort die Entwicklung des Zusammenwachsens von Unfallchirurgen und Orthopäden zu fördern.
Vielleicht kann dies auch ein Zeichen für
Sie, wir, konnten im vergangenen Jahr
einiges trotz mancher Bedenken erfolgreich
umsetzen im Sinne der Zielsetzung unserer
Gesellschaft, jedem Unfallverletzten die
medizinisch notwendige Behandlung in bester Qualität zu sichern.
Ein neues Jahr hat begonnen, eine Gelegenheit allen turnusmäßig aus ihren Ämtern
ausscheidenden Kolleginnen und Kollegen
für ihr großes Engagement, ihre erfolgreiche
Leistung und ihre vertrauensbildende Arbeit
herzlich zu danken!
Bleiben Sie unserer Gesellschaft weiterhin
gewogen, artikulieren Sie Ihre Kritik, Ihre
Wahrnehmungen, wir brauchen Sie!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
H. Siebert
Prof. Dr. Hartmut Siebert
Chirurgische Klinik II
Unfall-, Hand-, Wiederherstellungschirurgie
Diakonie-Klinikum
74523 Schwäbisch Hall
Tel.: (07 91) 75 342 31
Fax: (07 91) 753 49 03
E-Mail: [email protected]
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
K. Weise
Verehrte Gäste, liebe Freunde,
Volker Ewerbeck bezeichnete 2004 in seiner
ebenso scharfzüngigen wie wachrüttelnden Ansprache unter anderem das über den
jeweiligen Kongressen schwebende Motto
als eine Art programmatischen Einheitsbrei
aus dem Widerstreit von Gut-Böse, Fort- und
Rückschritt sowie Kompetenz und Inkompetenz. Sein eigenes: nämlich Licht – Liebe –
Leben persiflierte er als krass gelungen. Unser diesjähriges Kongressmotto, es ist Ihnen
allen sicherlich gewärtig, richtet den Blick
nach vorn, dieweil Stillstand Rückschritt
hieße. Damit erfüllt es die Ewerbeck'schen
Kriterien voll umfänglich, sozusagen megakrass!
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
gestatten Sie mir, dass ich im Weiteren diesem unserem Kongressmotto vorsätzlich
zuwiderhandle. Ich blicke zurück, mitunter
in gelindem Zorn, auf jene vor nunmehr
über 3 Jahren gebrandmarkten Missstände
im Gesundheitswesen und deren Weiterentwicklung bis zum heutigen Tag, speziell
was die Interessen von uns Unfallchirurgen
und Orthopäden anbelangt. Dies sei ein
beliebtes Thema, so Ewerbeck, welches ein
Kongresspräsident öffentlichkeitswirksam
nutzen könne, auch ich möchte, wie alle
meine Vorgänger, dieser Versuchung nicht
widerstehen. Hauptsächlich gehe es, so
Ewerbeck, um Folgendes, von mir im Weiteren als Kurzfassung umformuliert:
„Die Berufsausübung der hier und jetzt
tagen­den Gruppierungen ist für das Wohl
zumindest des bundesrepublikanischen,
wenn nicht gar des überwiegenden Teils der
Menschheit insgesamt unverzichtbar, obgleich schon gegenwärtig, erst recht aber
angesichts zukünftiger Entwicklungen, die
bereits real existierenden, gleichermaßen
menschenunwürdigen wie verbesserungsbedürftigen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen, ungeachtet der Zugehörigkeit
unserer Fachgesellschaften zur internationalen Spitzenklasse, dass also, sofern nicht
alsbald eine Wende eintrete, diese Rahmenbedingungen unmittelbar in einen Abgrund
führen.“
Ein veritabler Schachtelsatz, fürwahr, aber
umschreibt er nicht die ganze Misere, der
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
wir bei aller fachlichen Kompetenz und
internationalen Reputation bis heute ausgesetzt sind? Bezüglich der gefühlten Einschätzung dieser beklagenswerten Umstände hat sich in den vergangenen Jahren
wohl kaum Entscheidendes geändert. Und
mit Blick nach vorn können wir solches auch
zukünftig schwerlich erwarten, entsprechend einer Bemerkung von Harold Pinter,
englischer Dramatiker („Der Hausmeister“):
„Die Zukunft ist die Ausrede derer, die in
der Gegenwart nichts tun wollen.“
Gegenwärtig, so Ewerbeck weiter, be­
stehe eine zunehmende Neigung eines
nicht unbeträchtlichen Teils der Ärzteschaft
dahingehend, in vorauseilendem Gehorsam
noch ökonomischer als die Ökonomen zu
denken, zu reden, und womöglich auch noch
so zu handeln. Dies wirkt sich in meiner eigenen Wahrnehmung bis heute der Gestalt
aus, dass der Patient als „Kunde“, mehr oder
weniger freiwillig, auf ein wohlsortiertes
Team sogenannter „Leistungserbringer“
(Sie erinnern sich, früher haben wir die DDR
auch mit sogenannt und Gänsefüßchen tituliert), also auf diese Leistungserbringer
trifft, welche ihn auf einen Clinical Pathway
geleiten, auf dem ihm die gewünschten bzw.
erforderlichen Gesundheitsleistungen in
definierten Zeiträumen und unter Anwendung preisgünstiger Methoden bei gleichzeitig geringst möglichem personellem Aufwand zu Teil werden. Ein solches, im Grunde
erschreckendes Szenario wird von alerten
Experten aus dem Klinikmanagement mit
tatkräftiger Unterstützung eilfertiger Controller unablässig verfeinert und unter wirtschaftlichen Aspekten verschlankt. Der treffend als Umkehr der Motivationskette der
sogenannten „Leistungserbringer“ bezeichnete Wandel von der Patientenbetreuung
zur Fokussierung auf Rentabilitätsaspekte
ist unverändert voll im Gang. Und unsere alles andere als schlanke Gesundheitsreform
tut in dieser Richtung ihr Übriges. Wir sogenannten „Leistungserbringer“ hier im Saal
haben die galoppierend fortschreitende
Ökonomisierung auch in unserer unmittelbaren Umgebung als solche entlarvt, aber
keinen ernsthaften Versuch unternommen,
diesen Trend zu konterkarieren. Dazu Oswald Spengler „Der Untergang des Abendlandes“:
„Der Geist denkt, das Geld lenkt.“
Kongress
Ansprache des Präsidenten zur
Eröffnung des DKOU 2007
Ist es das, was wir anstreben, als Leitbild für
die Möglichkeiten, mit welchen wir heutzutage unsere Patienten behandeln wollen
bzw. nicht mehr behandeln können?
Breiten Raum räumt Ewerbeck der Beschreibung menschlicher Aktivitäten ein, wofür
von jeher spezielle Triebfedern existierten,
nämlich Geld, Macht und – zögerlich von
ihm hinzugefügt, na was wohl? – Sex. Eine
Prioritätenliste hinsichtlich der realen Bedeutung dieser Begriffe hat er wohlweislich nicht aufgestellt, dafür aber alle 3 in
Beziehung mit Forschung gebracht, welche
für deren Betreiber durchaus Sexappeal besitze. Wohlgemerkt, die Forschung.
Und dann sei da noch die Neugier, welche selbst in der Ökonomie ihren Platz habe.
Ich möchte noch die Phantasie hinzufügen,
nach Einstein bekanntlich noch wichtiger
als Wissen. Der Neugier und der Fantasie
sind in der Forschung keine Grenzen gesetzt, im Erfolgsfall können Geld und Macht
nachkommen, und das andere wollten wir
ja offen lassen …
Nun sind diese Begriffe ja möglicherweise auch in den Gehirnen ökonomischer
Vordenker virulent, deren Visionen vom
Outsourcing über Marketinginitiativen bis
zu vielgestaltigen Synergieeffekten reichen, sämtlich getragen vom ultimativen
Wirtschaftlichkeitsgebot. Wir sogenannten
„Leistungserbringer“ sollten hierbei Acht
geben, dass wir nicht gleichfalls dem Outsourcing oder anderen Verschlankungsmaßnahmen zum Opfer fallen. Und dann sind
da noch so eine Art „Hermaphroditen“ moderner Krankenhausstruktur: überwiegend
dem ärztlichen Berufsstand entronnene
Zeitgenossen, mit allerlei durch bedeutungsschwangere Worthülsen gekennzeichnete Zusatzqualifikationen ausgestattet, für
die kurative Medizin erkennbar ungeeignet,
die kraft ihres unabhängigen Status und ihrer Weisungsbefugnis durchaus in der Lage
sind, ihren medizinisch tätigen Ex-Kollegen
retourkutschenhaft das Leben schwer zu
machen. Einige Vertreter dieser Spezies,
teilweise aufgestiegen bis in höchste Führungsetagen, sind nicht selten überfordert, da jeweils hälftig medizinisches und
ökonomisches Wissen nicht zwangsläufig
den erfolgreichen Manager eines Großklinikums kürt. Fragen wir uns nun, ob in den
13
Kongress
letzten 3 Jahren in unseren Krankenhausstrukturen diesbezüglich ein Paradigmenwechsel zu verzeichnen ist, so müssen wir
solches schlicht negieren und uns mit dem
Blick nach vorn wünschen, dass Oskar Wilde
Recht hat mit seiner Aussage:
„Erfahrung ist der Name, den wir unseren
Irrtümern geben.“
Und einen schwäbischen Sinnspruch möchte ich hinzufügen:
­ „Herr schmeiß Hirn ra!“ (Übersetzt: Lieber
Gott, werfe Gehirn herunter)
Hoffen wir also, dass das Erkennen von
Irrtümern im Gesundheitswesen positive
Rückwirkungen auf die Entwicklung tragfähiger Zukunftsstrategien haben möge,
welche unseren Patienten wieder in den
Mittelpunkt aller Bemühungen rückt. Dort
soll er umgeben sein von einem dann nicht
nur mehr aus sogenannten „Leistungserbringern“ bestehenden Team, sondern vielmehr aus einem solchen von Ärzten, Pflege­
personal, Physiotherapeuten und all den
anderen Berufsgruppen, welche sämtlich an
einer, medizinisch gesehen , optimalen Betreuung der ihnen anvertrauten Patienten
höchstgradig interessiert sind. Dabei sollen
ökonomische Gesichtspunkte ja nicht unbeachtet bleiben. Allerdings wird die Politik
für Derartiges Geld und Mut aufzubringen
haben, ersteres um die Rechnung für eine
mehr patientenorientierte Form von Gesundheitsleistung zu begleichen, letzteres
um die erhöhten Kosten hierfür der Öffentlichkeit begreiflich zu machen.
„Wahrhaftigkeit und Politik wohnen selten
unter einem Dach“,
meint Stefan Zweig, und nach Goethe:
„Ist einer neuen Wahrheit nichts schädlicher als ein alter Irrtum.“
doch Shakespeare verheißt:
„Wo Geld vorangeht sind alle Wege offen.“
Volker Ewerbeck wähnte sich bei seiner
Ansprache in 2004 auf einer Art gesundheitspolitischen Reise mit unbekanntem
Ziel, wobei er sich wortreich mit Politikerstatements und Wahlchancen auseinander
setzte. Dazu passt das uns seit Kurzem vorliegende Gutachten des Sachverständigenrates mit dem griffigen Titel: „Kooperation
und Verantwortung. Voraussetzungen einer
zielorientierten Gesundheitsversorgung“,
was ich Ihnen zur allfälligen, womöglich
aber wenig erbaulichen Lektüre ans Herz
lege. Es wird, sofern die Politik diesem folgt,
für uns Ärzte, insbesondere uns Unfallchirurgen und Orthopäden, nicht zwangsläufig bessere Arbeitsbedingungen bieten.
Das gilt vor allem für diejenigen unter uns,
welche auf der Basis ihres Versorgungsauftrages nicht überwiegend als DRG-kundige
Rosinenpicker agieren und sich so der opulenten Filetstücke bei der Abrechnung von
14
Mühewaltungen am muskuloskeletalen Sys­
tem bemächtigen können. Auch der, erlösmäßig betrachtet, undankbare Patient hat
ein Recht auf fachkundige Behandlung, die
eben nicht nur, frei nach Voltaire:
„darin bestehe, dass der Arzt den Kranken/
Verletzten so lange zu amüsieren habe, bis
die Natur diesen geheilt hat.“
Bei aller Bedeutung des Arzt-PatientenGesprächs: wir sogenannten „Leistungser­
bringer“ haben in unseren Fächern weit
mehr zu bieten, mit Blick nach vorn auch
vielerlei, was vielleicht nicht alles evidenzbasiert, dafür offenkundig und erfahrungsgemäß hilfreich und wirksam ist.
Den zweiten Teil seiner Ausführungen widmete Ewerbeck der Situation des Faches
„Orthopädie“, nicht ohne gedankliche Exkur­
sionen in Richtung Unfallchirurgie. Letztmalig wollte er über die langjährige, von
allerlei Krisen geschüttelte Beziehungskiste
dieser beiden reden, ein aus der Sicht ex
post gleichermaßen heroisches wie zum
Scheitern verurteiltes Unterfangen. Proble­
me mit der Beziehungsarbeit liegen keineswegs am mangelnden Sexappeal dieser
beiden oder deren Protagonisten. Dazu später mehr. Das von ihm in Richtung mancher
orthopädischer Kollegen angeprangerte
Verhalten der Exekutierung von Wertschöpfung an als Kunden verstandenen Patienten
unter Ansatz teurer, dafür weitgehend
wirkungsfreier Therapiemaßnahmen trifft
naturgemäß auch auf ein paar schwarze
Schafe aus der Unfallchirurgie zu. Geben
wir der Hoffnung Ausdruck, dass bei der
schrittweisen Zusammenführung unserer
Fächer hierbei keine „unheiligen Allianzen“
entstehen, mittels welcher sich Kollegen
auf den Schlachtfeldern des unbarmherzigen Verteilungskampfes um budgetierte
Fleischtöpfe unredlicher Verhaltensweisen
befleißigen. Vielmehr sollten wir unsere gemeinsamen Feinde entlarven, welche uns
mit dem Hinweis auf angeblich nicht nachvollziehbare Indikationsstellungen und zu
großzügiges Abrechnungsverhalten mit der
Folter anschwellenden Argumentationswus­
tes, steigender Lust am Controlling und
überbordendem
Regulierungswahnsinn
mal­trätieren. Der französische Filmregisseur René Clair („Die Schönen der Nacht“)
formuliert dies für uns Ärzte so:
„Weniges auf der Welt verbindet so stark
wie die Abneigung gegen Dritte.“
Sorgen wir aber zuvor dafür, dass gemäß
eines chinesischen Sprichwortes:
„Bevor Du Dich daran machst, die Welt zu
verbessern, gehe 3-mal durch Dein eigenes
Haus“,
dasjenige von Unfallchirurgie und Orthopädie tadellos in Ordnung ist.
Dies bedeutet auch, dass wir die erwähnten,
unredlich agierenden Zeitgenossen auf den
rechten Weg zurückführen.
Um das Orthopädenschiff sicher auf Kurs
zu halten, nennt Volker Ewerbeck diejenigen
Aufgaben, welche die Crew zu erfüllen habe:
Die exakte Zuweisung und Durchführung
nautischer, sprich das Fach stützender Manöver und die Ausschau nach Verbündeten.
Letztere seien auf 3 Gebieten zu suchen:
In der Sache (uns Unfallchirurgen), bei solchen mit Geld (Kostenträger, Industrie) und
schließlich bei jenen mit politischer Macht.
Lassen Sie mich mit den beiden letzteren
fortfahren. Von den Kostenträgern haben
wir zukünftig eher weitere Restriktionen
zu erwarten, mit den Herstellern von Medizinprodukten verbündet uns eine Konstellation, die das Wesen der griechischen
Tragödie erfüllt: es gibt 2 Wege und beide
sind schlecht. Zu enge Verbindung kann aus
medikolegalen Erwägungen gefährlich sein,
zu loses Zusammenarbeiten dient schwerlich dem Fortschritt. Klingende Wortschöpfungen wie virtuelle Vorteilsnahme und die
Buchstaben aus dem Antikorruptionsgesetz
bringen uns in den Ruch unlauterer Verbindungen mit der Industrie, aber Drittmittel
einwerben dürfen wir schon, und deren
Höhe beeinflusst unser „Ranking“. Derlei
Problematik wird diesjährig eines der Hauptthemen unseres Kongresses sein, denn ohne
einander können wir nicht, vielmehr möchten wir miteinander eine beglückende Lebensabschnittspartnerschaft ohne permanentes Tapsen in umherstehende juristische
Fettnäpfchen pflegen. Darüber hinaus muss
es uns gelingen, am Standort Deutschland
für unsere Fächer einen Boden von innovationsförderndem, fruchtbarem „Humus“ zu
bereiten, der unser Leistungspotential stärkt und unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit beflügelt. Stillstand wäre bedauernswerter Rückschritt, mit Goethe richten
wir den Blick nach vorn und sagen:
„Es ist nicht genug zu wissen, man muss
auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.“
Was haben wir am Ende von denjenigen
zu erwarten, die die Hebel der Macht betätigen? Es wäre wohl töricht zu glauben, dass
sich bei der derzeit herrschenden politischen
Konstellation unvermutet eine Art unfallchirurgisch-orthopädisches Schlaraffenland
auftut, in welchem uns gebratene Tauben
in Gestalt voluminösen Finanz-Dopings nur
so um die Ohren, will sagen in den Mund
fliegen. Gehen wir getrost davon aus, dass
uns in Folge von Stillstand und Rückschritt
der Mangel treuer Begleiter und beim Blick
nach vorn Schmalhans Küchenmeister im
Gesundheitssystem bleiben wird. Dies enthebt uns nicht der Pflicht, zur Erhaltung der
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Sehnsucht, so lange man (noch) voneinander getrennt ist?
Ich entrate der Versuchung, auf diese Fragen hier und heute eine definitive Antwort
geben zu wollen. Nur soviel: Man kann nicht
mehr ohne einander, man ist entbrannt füreinander, man hegt Gefühle zueinander
und man endet höchstwahrscheinlich in
unauflösbarem Miteinander. Stillstand wird
es in unserer Beziehung nicht geben, unser
gemeinsamer Blick nach vorn in Richtung
vertrauensvoller Gemeinsamkeit gipfelt in
einem ultimativ letzten Zitat, diesmal von
Georg Christoph Lichtenberg:
„Es sind gewiss wenig Pflichten in der
Welt so wichtig als die, die Fortdauer des
Menschengeschlechts zu befördern und sich
selbst zu erhalten, denn zu keiner werden wir
durch so reizende Mittel gezogen als durch
diese beiden.“
Ich denke, mit dieser Aussage habe ich
mich bezüglich dieser etwas heiklen The-
matik mit Anstand aus der Affäre ziehen
können.
Im Namen der Deutschen Gesellschaft für
Unfallchirurgie darf ich den diesjährigen
Kongress, zusammen mit unseren orthopädischen Freunden, offiziell eröffnen und
Ihnen und uns einen ebenso erfolgreichen
wie angenehmen Verlauf desselben wünschen.
Kongress
Art und im Interesse unserer Patienten das
Wort zu erheben und berechtigte Forderungen zu stellen.
„Es gibt immer wieder Leute, in deren
Gegenwart es nicht ratsam ist, bescheiden
zu sein, sie nehmen einen allzu gern beim
Wort“,
meint dazu Louis Pasteur, also alleine mit
Bescheidenheit sind die erwünschten Verbesserungen wohl kaum zu realisieren.
Nachdem die Suche nach Geld und Macht
nicht ganz unproblematisch ist, bleibt noch
diejenige nach Verbündeten. Dies sind wir
mittlerweile: Unfallchirurgen mit Orthopäden und vice versa. Da taucht doch noch
einmal die Frage nach der Triebfeder „Sex“
auf, vielleicht so: wie viel Sexappeal hat die
Union Orthopädie/Unfallchirurgie? Macht
uns unser jeweiliger Partner an? Wer ist der
Lover, wer ist die Geliebte? Brennt das Feuer
zwischen uns oder haben sich beide schon
die Finger verbrannt? Verzehrt man sich in
Vielen Dank!
Prof. Dr. Kuno Weise
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Schnarrenbergstr. 95
72076 Tübingen
Tel.: (0 70 71) 606 10 03
Fax: (0 70 71) 606 10 02
E-Mail: [email protected]
15
Kongress
Nachlese zum DKOU 2007
„Blick nach vorn – Stillstand ist Rückschritt“
K. Weise
Vom 24. bis 27. Oktober 2007 fand der gemeinsame Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) statt, der
mit seinen Rekorden bezüglich Teilnehmerund Besucherzahlen als ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Zusammenführung unserer Fachgesellschaften gewertet
werden darf. Die ganz überwiegend positive
Resonanz bezüglich der von uns ausgewählten wissenschaftlichen Themen, die
hohe Akzeptanz des Angebots an Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung und das
große Interesse an Sitzungen zur Berufsund Gesundheitspolitik waren sichtbarer
Ausdruck dafür, dass der mittlerweile größte europäische Kongress für unsere Fachgebiete von Unfallchirurgen und Orthopäden
in Kliniken und Praxen ohne Frage sehr gut
angenommen wurde. Mit einer Teilnehmerzahl von knapp 7400 und einer Besucherzahl von mehr als 10.600 Personen konnten
wir ungeachtet der Kürzung der Kongresstage deutliche Steigerungen gegenüber
dem Vorjahr verbuchen ( Tab. 1). Wir, die
Kongresspräsidenten 2007, schreiben dies
zunächst einmal dem zunehmenden WirGefühl bei Unfallchirurgen und Orthopäden
zu, nicht zuletzt aber auch den attraktiven
wissenschaftlichen Themen und den angebotenen Veranstaltungen zur Fort- und Wei-
Vorsitzender, Referent
Chefarzt
Oberarzt, Facharzt
1125
868
1996
Assistenzarzt
768
Niedergelassener Arzt
926
Ehrengast
450
Angestellte
656
OP-Pflegepersonal
285
Physiotherapeut
156
Student
94
Sonstige
66
Summe
7390
Weitere Kongressbesucher
Aussteller
1977
Besucher Fachausstellung
1072
Presse
Gesamtsumme
Tab. 1 Teilnehmerstatus
16
204
10.643
Mitglieder DGU (von 3321*)
Mitglieder DGOOC (von 2290*)
2003
2004
2005
2006
2007
1274
1518
1392
1591
1882
719
884
857
859
932
Mitglieder BVOU (von 6760*)
1202
1453
1593
1427
1536
Nichtmitglieder
2899
2805
3024
3502
3040
Tab. 2 Entwicklung der Teilnehmerzahlen der Fachgesellschaften von 2003 bis 2007; * inkl. Mehr­
mitgliedschaften
terbildung. Ganz erfreulich ist zudem, dass
die Mitglieder unserer Fachgesellschaften
und des Berufsverbandes der Orthopäden
und Unfallchirurgen die höchste jemals
registrierte Teilnehmerzahl aufwies, wobei
die besonders hohe Steigerung durch Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie mit selbstbewusstem Stolz und
verbunden mit herzlichem Dank hervorgehoben werden darf ( Tab. 2). Naturgemäß
kommt die weitaus größte Zahl aktiver Teilnehmer am Kongress aus Deutschland, immerhin 520 Kollegen, aber auch aus Österreich und der Schweiz ( Tab. 3). Es wird für
die kommenden Jahre sicher von größter
Bedeutung sein, unseren Kongress als die
wissenschaftliche europäische Veranstaltung der Fachgebiete Orthopädie und Unfallchirurgie zu platzieren und dadurch neben der Erhöhung der Anziehungskraft des
DKOU für unseren Nachwuchs dieses auch
Deutschland
6711
in Richtung unserer europäischen Kollegen
zu befördern. Auf diese Weise könnte sich
der Kongress zu der bedeutendsten Veranstaltung unserer Fachgebiete entwickeln.
Die ca. 7400 Teilnehmer entschieden sich
ganz überwiegend für die Nutzung einer
Dauerkarte (knapp 5000-mal), bezüglich der
Tageskarten standen der Donnerstag und
der Freitag im Vordergrund ( Tab. 4). Trotz
eines Kongresstages weniger im Vergleich
zu 2006 hatten wir praktisch die identische
Anzahl an Sitzungen, was eine gewisse Verdichtung in der Programmgestaltung im
Sinne von deutlich mehr Veranstaltungen
pro Tag zur Folge haben musste ( Tab. 5).
Ungeachtet einer leichten Reduktion im
Kursangebot konnte die Gesamtzahl der
Kursteilnehmer ebenso gesteigert werden wie diejenige der Teilnehmer pro Kurs
( Tab. 6).
Dauerkarte (inkl. Ref./Vorsitz./VIP)
4929
Österreich
246
Tageskarte Mittwoch
407
Schweiz
272
Tageskarte Donnerstag
881
Osteuropa
35
Tageskarte Freitag
881
Übriges Europa
98
Tageskarte Samstag
399
Übersee
15
Summe
Tab. 3 Herkunft der Teilnehmer
Kongresstage
Sitzungen
Durchschnitt/Tag
7.390
Tab. 4 Dauer des Kongressbesuchs
2003
2004
2005
2006
2007
6
5
4
5
4
245
197
182
257
254
41
39
46
51
64
2003
2004
2005
2006
2007
43
36
38
49
40
2091
1390
2272
1526
1619
40
39
60
31
40
Tab. 5 Programmdichte von 2003 bis 2007
Kurse
Buchungen
Teilnehmer/Kurs
Tab. 6 Kurse von 2003 bis 2007
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Tabelle 8 ( Tab. 8) zeigt die Entwicklung
der Annahmequote bei angemeldeten Abstracts und Postern, die verständlicherweise
von der Kongressdauer mitbestimmt wird.
Wir sind überzeugt davon, dass eine Annahmequote zwischen 50 und 60 % angemessen sein sollte und dass dies u.a. auch
ein Qualitätsmerkmal eines Kongresses darstellt. Die Resonanz der Teilnehmer am wissenschaftlichen Programm weist eindeutig
darauf hin, dass die Qualität der Präsentationen im Lauf der Jahre kontinuierlich gesteigert werden konnte.
Die Parallelveranstaltungen der Operationspflege sowie der Physiotherapie erfreuten
sich eines stattlichen Zuspruches und wurden bezüglich der ausgewählten Themenkreise und deren Abhandlung ausgesprochen positiv bewertet. Auch diese Feststellung entspricht den Erfahrungen aus dem
Vorjahr, so dass sich diese Veranstaltungen
einen festen Platz im Programm des DKOU
erobert haben dürften. Dies darf den jeweiligen Organisatoren als Erfolg zugeschrieben und als verdienter Lohn für die anhaltenden Bemühungen verbucht werden.
Last but not least möchte ich im Namen
der Organisatoren dem Team der Fa. Intercongress für deren professionelle Unterstützung bei der Planung, Vorbereitung,
Organisation und Durchführung des DKOU
ganz herzlich danken. Ohne die fachkundige Beratung und die vielfachen Hilfen
durch das Team von Interkongress wäre der
weitgehend reibungslose Ablauf unserer
Veranstaltung nicht möglich gewesen. Dafür möchten wir uns gerade an dieser StelDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
1. Wertigkeit
sehr gut
gut
mäßig
schlecht
keine Meinung
Wie beurteilen Sie Ihren
Informationsgewinn?
19 %
68 %
10 %
0 %
3 %
Wie bewerten Sie den praktischen Gewinn für Ihre tägliche
Arbeit?
11 %
61 %
25 %
1 %
2 %
Wie beurteilen Sie die
Kommunikation mit Kollegen/
Innen während des Kongresses?
35 %
50 %
11 %
1 %
3 %
Wie bewerten Sie den Überblick
über Neuentwicklungen aus der
Industrie?
22 %
61 %
12 %
0 %
5 %
Werden Sie den Kongress wieder
besuchen?
ja: 86 %
vielleicht: 7 %
nein: 0 %
o. A.: 7 %
2. Konzept
sehr gut
gut
mäßig
schlecht
keine Meinung
Wie beurteilen Sie die Kongress­
dauer von Mittwoch bis
Samstag?
28 %
57 %
11 %
2 %
2 %
Wie war die Raumgröße den
Sitzungen angepasst?
13 %
50 %
25 %
10 %
2 %
Wie gefällt Ihnen das PosterCenter in Halle 13?
11 %
48 %
21 %
3 %
17 %
Wie finden Sie die
Mittagsvorlesungen?
14 %
47 %
14 %
2 %
23 %
Wie beurteilen Sie die
Einbeziehung der OP-Pflege?
18 %
43 %
11 %
3 %
25 %
Wie beurteilen Sie die Ein­bezieh­
ung der Physiotherapie?
20 %
46 %
11 %
2 %
21 %
sehr gut
gut
mäßig
schlecht
keine Meinung
Wie gefiel Ihnen die Anzahl der
Sitzungen?
18 %
67 %
12 %
1 %
2 %
War die Diskussionszeit ausreichend bemessen?
12 %
57 %
23 %
5 %
3 %
< 5
9%
5–10
40%
11–15
33%
16–20
13%
> 20
5%
3. Quantität
Wie viele Sitzungen haben Sie
besucht?
sehr gut
gut
mäßig
schlecht
keine Meinung
Wie beurteilen Sie das Niveau der
Wissenschaftlichen Sitzungen?
15 %
67 %
11 %
1 %
6 %
Wie beurteilen Sie das Niveau des
Experimentellen Forums?
10 %
41 %
10 %
1 %
38 %
Wie beurteilen Sie das Niveau
der Kurse?
10 %
38 %
7 %
1 %
44 %
Wie beurteilen Sie das Niveau der
Tipps & Tricks?
18 %
47 %
8 %
0 %
27 %
Wie beurteilen Sie das Niveau der
BVOU Fortbildung?
7 %
30 %
8 %
1 %
54 %
Wie beurteilen Sie das Niveau der
Expertenrunden?
17 %
45 %
7 %
0 %
31 %
Wie beurteilen Sie das Niveau der
Forschungs-, Gesundheits- und
Berufspolitik?
8 %
34 %
13 %
1 %
44 %
Wie beurteilen Sie das Niveau der
AG-, AK-, Sektionssitzungen?
8 %
37 %
8 %
1 %
46 %
Wie beurteilen Sie das Niveau der
Posterbeiträge?
6 %
45 %
14 %
1 %
34 %
4. Qualität
Kongress
Wie in den Vorjahren wurde der Kongress
evaluiert, um die Akzeptanz bei den Teilnehmern zu überprüfen. Wir haben dabei
bewusst auf den Vergleich mit den Vorjahren verzichtet, weil die Bewertungskriterien
etwas verändert worden sind. Beim Betrachten der aufgelisteten Prozentzahlen
bezogen auf die einzelnen Kriterien war
festzustellen, dass ganz überwiegend gute
und sehr gute Noten verteilt wurden, wobei lediglich die bekannten Problemkreise
wie Raumgröße, Diskussionszeit, allerdings
auch der praktische Gewinn für die tägliche
Arbeit etwas schlechtere Bewertungen erhielten ( Tab. 7). Zu beachten ist darüber
hinaus, dass die Rubrik „keine Meinung“
auch jene Teilnehmer einschließt, die an
der jeweiligen Veranstaltung gar nicht teilgenommen haben. Dies gilt speziell für die
Mittagsvorlesungen, die Veranstaltungen
der OP-Pflege und der Physiotherapie, das
experimentelle Forum und die Kurse bzw.
Fortbildungsveranstaltungen wie auch
nicht zuletzt das Rahmenprogramm.
Tab. 7 Auswertung der Evaluation 2007 (Fortsetzung nächste Seite)
17
Kongress
le nochmals ganz ausdrücklich bedanken.
Unser Dank gilt in besonderem Maße auch
unseren Partnern aus der Industrie, mit welchen uns eine vertrauensvolle Kooperation
verbunden hat. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir die richtige Mischung
aus hoher Präsenz der Industrie einerseits
und der damit verbundenen Unterstützung
unseres Kongresses andererseits gefunden
haben. Was die Zusammenarbeit mit den
Medien, in Sonderheit der Presse anbelangt,
können wir ebenfalls auf eine erfolgreiche
und weiter ausbaufähige Kooperation verweisen.
Der Deutsche Kongress für Orthopädie und
Unfallchirurgie 2007 war, nach allem was
wir wissen, ein uneingeschränkt großer Erfolg, der viele „Väter“ und „Mütter“ hat. Allen
an der Organisation und Durchführung Beteiligten darf ich am Ende meines Berichtes
die gebührende Anerkennung aussprechen,
verbunden mit meinem herzlichen Dank. Es
sei mir erlaubt, dies in besonderem Maße
gegenüber „Mister Congress“, meinem Kongresssekretär und Mitarbeiter Dr. Dirk Al­
brecht und dem Organisationsteam unserer
Klinik zu tun. Unseren Nachfolgern, zuständig für den DKOU 2008, wünschen wir die
gleiche Freude und den nämlichen Erfolg
bei ihrer Vorbereitungsarbeit.
„Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts“ bemerkt Goethe; in diesem Sinne wünschen
wir den Präsidenten des Kongresses 2008
die geballte Neugier zahlreicher Kollegen
und Kolleginnen in Form vielfacher Teilnahme an einem mit Sicherheit höchst attraktiven Programm.
Prof. Dr. Kuno Weise
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Schnarrenbergstr. 95
72076 Tübingen
Tel.: (0 70 71) 606 10 03
Fax: (0 70 71) 606 10 02
E-Mail: [email protected]
18
5. Organisation
sehr gut
gut
mäßig
schlecht
keine Meinung
Wie benutzerfreundlich fanden
Sie die Kongress-Homepage?
18 %
51 %
15 %
3 %
13 %
Wie übersichtlich waren die
Drucksachen (Einladungs-, Vor-,
Hauptprogramm)?
22 %
58 %
13 %
2 %
5 %
Wie hilfreich waren die Informa­
tio­nen auf den Monitoren vor
den Sälen für Sie?
23 %
51 %
14 %
2 %
10 %
Wie professionell haben Sie die
Präsentationstechnik in den
Sälen erlebt?
35 %
55 %
5 %
0 %
5 %
Wie empfanden Sie die
Betreuung durch Intercongress?
28 %
56 %
5 %
1 %
10 %
Gesamtbewertung
16 %
46 %
11 %
1 %
26 %
sehr gut
gut
mäßig
schlecht
keine Meinung
Wie hat Ihnen die feierliche
Eröffnung gefallen?
9 %
21 %
3 %
0 %
67 %
Wie hat Ihnen die
Eröffnungsparty gefallen?
7 %
18 %
4 %
1 %
70 %
Wie hat Ihnen die Kongressparty
(Dresdner Bahnhof) gefallen?
4 %
12 %
3 %
1 %
80 %
Wie hat Ihnen/Ihrer Begleitung
das Begleitpersonenprogramm
gefallen?
4 %
14 %
2 %
0 %
80 %
6. Rahmenprogramm
Tab. 7 Auswertung der Evaluation 2007 (Beginn auf vorheriger Seite)
2003
2004
2005
2006
2007
1388
1565
1289
1498
1402
335
377
243
450
630
Angenommene Abstracts
1094
1194
1046
1048
772
Quote
79 %
76 %
81 %
69 %
55 %
Angenommene Poster
202
202
172
193
209
Geladene Vorträge
k. A.
455
453
814
883
Summe Vorträge/Poster
1053
1643
1499
1862
1655
Kursbuchungen
1619
Angemeldete Abstracts
Abgelehnte Abstracts
2091
1390
2272
1526
Anzahl der Firmenworkshops
23
33
41
46
43
Anzahl der Ausstellerfirmen
206
196
193
215
236
Tab. 8 Präsentationen von 2003 bis 2007
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
K. Weise
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freunde und Gäste,
der Kongress tanzt nicht mehr, er geht vielmehr zu Ende. Wir Verantwortlichen für Gestaltung und Organisation des Deutschen
Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie 2007 sind gleichermaßen glücklich
wie erleichtert, dass wir in diesen Tagen ein
Mammutprogramm an wissenschaftlichen
Veranstaltungen und gesellschaftlichen
Events aus unserer Sicht einigermaßen erfolgreich über die Runden bringen konnten.
Das bis dato vernommene Echo und die
erfahrene Akzeptanz bestärken uns darin,
dass es uns in gemeinsamer Anstrengung
gelungen sein könnte, die Attraktivität
des größten europäischen Kongresses für
Unfallchirurgen und Orthopäden zumindest zu erhalten bzw. noch zu steigern. Die
Auswertung von Daten aus der Evaluation
durch die Teilnehmer und die statistischen
Erhebungen durch Intercongress werden
uns im Weiteren die Möglichkeiten geben,
das Erreichte kritisch zu würdigen und unseren Nachfolgern Tipps zur weiteren Optimierung in Organisation und Ablauf des
Kongresses mitzugeben.
Apropos Nachfolger: Anlässlich der Abschlussveranstaltung im letzten Jahr hatte ich persönlich ein traumatisierendes
Erleb­nis, indem mir, und sicher auch vielen
von Ihnen, der Unterschied zwischen der
wohlhabenden und prosperierenden Orthopädie einerseits und dem armen Vetter
Unfallchirurgie andererseits unübersehbar
vor Augen geführt wurde. Während Joachim Hassenpflug zu seinem Amtsantritt eine
schwere Goldkette umgehängt bekam, die
er sich im Laufe des Jahres sicher immer mal
wieder um den Hals gelegt und sich mit dieser heimlich im Spiegel betrachtet hat, fühlte sich der gemeine Unfallchirurg, in diesem
Falle ich, angesichts dieser Ungleichstellung
doch merklich zurückgesetzt. Eine derartige
Attitüde entspricht zwar exakt dem Geist
des in Tübingen virulenten schwäbischen
Pietismus, gleichwohl spiegelt es nicht im
Entferntesten die Bedeutung des kommenden unfallchirurgischen Präsidenten Axel Ek* siehe Übersetzung im AnhangL=L
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
kernkamp wider. Es ist mir daher ein großes
Bedürfnis, unserem Incoming President
eine Art „Luftkette“, sozusagen eine chaîne
d’air begleitet von einer kleinen schwäbischen Eloge, Sie wissen um die frankophilen Spuren in unserem Sprachschatz*, also
so a chaînle net in echt, noi mehr em Hirn
ond der Vorschdellong zum verleiha. Ma ka
scho a bissle neidisch werda, wemmer dia
Prachtskett’ vo selle Orthopäda aguckt, die
wahrscheinlich an Haufa Geld koschtet hôt,
obwohl dia Großkopfete von dene die Kett
au net emmer romtraga könnet. Des Geld
hätt mr vielleicht renger (übersetzt: besser)
so a paar arme orthopädische Assistentla
gebba, damit se net so viel demonschtriera
oder sogar ins Ausland ganga müsset, wo
mr mehr Schotter verdiena kann.
Also jetzt zom Axel Ekkernkamp. Sei
Nôchnama sagt jô scho, dass er net von
hier, i moin aus am Schwôbaländle stammt,
ond trotzdem isch der a Allmachts-Käpsele en seim Beruf. Was sag i, en seim Beruf,
des isch so a Gscheidle wie der Späth, der
hôt glei mehrere Berufe ond en älle isch er
supper. Drom hôt er’s au so weit brocht ond
onser Bundespräsident Köhler, au an halber
Tübinger, hôt em deswege scho wieder so a
bsonders Bundesverdienstkreuz omghängt.
Was der scho älles kriegt hôt, des goht uff
koi Kuhhaut. Jetzt fehlt em eigentlich bloss
no der Pour le mérite oder der Hosabandorda; i sag des mit Fleiß, weil a bissle a Perspektiv muss der Kerle jô scho no han.
Was aber net älle wisset, der Axel, onser
Maître-de-plaisir im nächschta Johr, war
zom passe-le-temps au scho öfter in Tübenga ond hôt dô uff ma Verbindungshaus
gwohnt. So schaffig isch der Kerle, dass er
au nô en der CDU, also bei de rechte (bei
den richtigen) a ganz große Nummer isch.
Mit am Axel Ekkernkamp isch die Ära
von dene preschthafte schwäbische Präsidenta (Rehm, Siebert, Mutschler, Weise)
aus onserm Jahrzehnt erscht amôl vorbei.
Mir wellet jô au koine Inzucht-Präsidiale
aus em Schwäbischa, drom isch es ganz
gut, dass dô jetzt oiner kommt, den ma au
z’Berlin verschtanda ka. I denk, die ganz unfallchirurgisch Bagage isch gschpannt ond
freut sich, ond mir wissat jô au net genau,
wia des mit sellera Amitié ortho-traumatologique ganga ka. Vielleicht hend mir dann
gar koine oigene Präsdenta mehr und müs-
Kongress
Ansprache des Präsidenten zur
Abschlussveranstaltung des DKOU 2007
set älles mit de Orthopäda teila. Aber des
hoißt au, dass dia Goldkett’, falls es doch
no so an Präsidenta von dr DGU geba sollt,
dem au zustôht, ond des wär doch a gmähts
Wiesle.
Für Di, Axel, kommt dia Chance zom Traga von der Goldkett z’spät, aber Dein Kompagnon Joachim Grifka tät Dir vielleicht den
Gfalla, dass er se Dir am Wochenend amôl
ausleiha dät, weil, ond da wett i mit älle ond
jedem, die vor allem Dir ganz bsonders gut
stôht. Heut kriagsch halt no selle virtuelle
Luftkett, damit Du net so weidaged enttäuscht bischt, wie mir Präsidenta vor Dir.
Jetzt isch gnug Heu honta, hôt mei Großvadder emmer gsagt, i hör auf ond wensch
Dir, lieber Axel, älles Guate fürs nexschd
Jôhr.
A la bonheur …
Anhang
Sprachschatz –, also so eine kleine Kette,
zwar nicht real, nein mehr gedacht und in
der Imagination zu verleihen. Man kann
schon ein wenig neidisch werden, wenn
man die Prachtkette dieser Orthopäden
betrachtet, die wahrscheinlich mit der Aus­
gabe eines größeren Geldbetrags verbunden war, obwohl Ex-, amtierende oder zukünftige Präsidenten unserer befreundeten
Fachgesellschaft diese auch nicht ständig
mit sich herumtragen können. Diesbezügliche finanzielle Aufwendungen hätte man
womöglich besser auf notleidende orthopädische Assistenten in Weiterbildung übertragen, damit sie nicht so häufig demonstrieren oder gar ins Ausland abwandern
müssen, wo die Verdienstmöglichkeiten
vergleichsweise günstiger sein sollen.
Nun zum Axel Ekkernkamp. Sein Nachname deutet bereits darauf hin, dass er ursprünglich nicht von hier, d.h. aus Württemberg stammt, gleichwohl zählt er in seinem
Beruf zu den absoluten Spitzenleuten. Was
heißt in seinem Beruf, er ist ja ähnlich wie
Lothar Späth von solch hoher Intelligenz,
dass er gleich mehrere Berufe bekleidet und
in all diesen ist er führend. Infolgedessen
hat er's auch schon so weit gebracht, dass
ihm unser Herr Bundespräsident Köhler,
übrigens ein alter Tübinger, das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verleihen konnte. Was
19
Kongress
20
der Ekkernkamp schon alles an Orden erhalten hat, sprengt jegliches normale Vorstellungsvermögen. Jetzt fehlt ihm eigentlich
nur noch der Orden „Pour le mérite“ oder
der Hosenbandorden; ich sage dies absichtlich, weil unser künftiger Präsident ja schon
noch gewisse Perspektiven benötigt.
Was aber nicht jeder weiß ist, dass Axel
Ekkernkamp, der erste Mann unserer Fachgesellschaft für 2008, zum Zeitvertreib
auch schon öfter in Tübingen weilte, wo er
in einem Verbindungshaus abstieg. Darüber hinaus ist er derart umtriebig, dass er
auch noch in der CDU, also bei den Rechten
(d. h. den Richtigen) hohe innerparteiliche
Bedeutung besitzt. Mit ihm ist die Ära der
preschthaften (unübersetzbar, am ehesten
dominierenden) schwäbischen Präsidenten
unserer Dekade erst einmal Vergangenheit. Wir möchten ja auch keine präsidiale
Inzucht aus Württemberg, deswegen ist
es durchaus von Vorteil, wenn jetzt einer
ans Ruder kommt, der sich auch zu Berlin
verständlich machen kann. Ich denke, die
gesamte unfallchirurgische Gemeinschaft
ist gespannt und freut sich darüber, obwohl man nicht so genau weiß, wie es mit
unserer orthopädisch-unfallchirurgischen
Freundschaft weitergeht. Womöglich haben wir dann keinen eigenen Präsidenten
mehr und wechseln uns in zukünftigen Präsidentschaften mit unseren orthopädischen
Freunden ab. Dies würde aber eigentlich
bedeuten, dass die Goldkette auch einem
DGU-Präsidenten zustünde, und das wäre
doch eine feine Sache.
Für Dich, Axel, kommt die Chance zum
Tragen der Goldkette allerdings zu spät, aber
Dein Kompagnon Joachim Grifka könnte Dir
vielleicht den Gefallen tun, diese Dir übers
Wochenende einmal auszuleihen, weil, und
da gehe ich jede Wette ein, sie vor allem Dir
ausgesprochen gut steht. Heute erhältst Du
allerdings nur diese virtuelle Luftkette, da-
mit Du nicht genauso tief enttäuscht bist,
wie wir Präsidenten der DGU vor Dir.
Damit soll es genug sein (der Originalton
meines Großvaters wird nicht übersetzt),
ich schließe hiermit und wünsche Dir, lieber
Axel, alles Gute fürs nächste Jahr.
Wie würde man in Bochum, Deiner früheren
Wirkungsstätte, sagen?
Glück auf!
Prof. Dr. Kuno Weise
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Schnarrenbergstr. 95
72076 Tübingen
Tel.: (0 70 71) 606 10 03
Fax: (0 70 71) 606 10 02
E-Mail: [email protected]
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Kongress
Hans-Liniger-Preis 2007
Knochenmasseverlustsyndrome im Schaf: Entwicklung und
Charakterisierung neuer klinikrelevanter Osteoporose-Großtiermodelle
P. Pogoda
Die Osteoporose und die osteosynthetische
Versorgung osteoporoseassoziierte Fraktu­
ren stellt eine zunehmende Herausforderung für die Unfallchirurgie dar. Für die Entwicklung innovativer Therapieansätze und
deren präklinische Testung ist die Verfügbarkeit von geeigneten Großtiermodellen
unverzichtbar. Da es bisher keine ethisch
vertretbaren Osteoporose-Großtiermodelle,
jenseits der Primaten, gab, war es das Ziel
der vorliegenden Arbeit neue, klinikrelevante Osteoporose-Schafmodelle zu entwickeln.
Durch stereotaktische, chirurgische Eingriffe
am Schaf und eine anschließende Auswertung, die radiologische, histologische, histomorphometrische und laborchemische
Untersuchungen umfasst, ist es gelungen,
erfolgreich zwei neue Osteoporose-Modelle
im Schaf zu generieren.
Das erste Modell beruht auf der Instrumentierung des Hirnventrikelsystems mit
kontinuierlicher Leptinapplikation. Dieses
Modell konnten wir kürzlich im Journal of
Bone and Mineral Research publizieren.
Das zweite Modell, welches auf einer
einzigen chirurgischen Intervention, nämlich der Diskonnektion von Hypophyse und
Hypothalamus, beruht, ist Grundlage des
Teilprojekt 1 der soeben bewilligten überregionalen DFG Forschergruppe 793 „Mechanismen der osteoporotischen Frakturheilung“‚ und wird in diesem Kontext in der
Kooperation mit Ulm (Prof. Claes), München
(Prof. Mutschler) und Würzburg (Prof. Jakob)
von uns weiter verfolgt.
1998
Approbation als Ärztin, Ärztekammer
Hamburg
1998–2005
Wissenschaftliche Assistentin, Klinik
und Poliklinik für Unfall-, Hand- und
Wiederherstellungschirurgie, Chirurgische
Universitätsklinik, Universität Hamburg
PD Dr. Pia Gross
Kurze Vita
2002–2003
Forschungsaufenthalte am Prince Henry
Institute of Medical Research, Monash
University, Melbourne, Australien
T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T
1986–1987
Studium der Chemie und Zahnmedizin,
Universität Hamburg
1987–1996
Studium der Humanmedizin,
Universität Hamburg
1996
Promotion, Radiologische Klinik,
Universität Hamburg
1996–1997
Ärztin im Praktikum, Abteilung für Unfallund Wiederherstellungschirurgie UKE,
Universität Hamburg
2003
Fachärztin für Chirurgie, Ärztekammer
Hamburg
Seit 2005
Oberärztin, Klinik und Poliklinik für
Unfall-, Hand- und Wiederherstellungs­
chirurgie, Zentrum für Operative Medizin,
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
2006
Habilitation für Chirurgie und Verleihung
der venia legendi durch die Medizinische
Fakultät der Universität Hamburg
PD Dr. Pia Pogoda
Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und
Wiederherstellungschirurgie
Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
21
Kongress
Innovationspreis 2007
Der Einsatz eines multifunktionalen bildgestützten Interventionsraumes (MBI) in der Initialphase
stationärer Schwerverletzten-Versorgung: Erwartungen, Realität und Perspektive
T. Gross
Hintergrund
Die Notfallversorgung Schwerverletzter
stellt aufgrund der oft gravierenden Verletzungsmuster und komplexen Behandlungsoptionen eine besondere Herausforderung
für alle Beteiligten dar. Eine effiziente
Erstversorgung im Spital, unmittelbar im
Anschluss an den Notfalleinsatz am Unfall­
ort und den Rettungstransport, ist für das
Erreichen eines bestmöglichen Ergebnisses
entscheidend. Angestrebt wird eine optimale Kombination von Zeitmanagement
(„golden hour“) und Therapiequalität mit
dem Ziel der Verminderung von unfall- bzw.
behandlungsbedingter Letalität und Morbidität, sowie einer Verbesserung des Langzeitergebnisses (Lebensqualität).
Ziel unserer Untersuchung war es, in
einem ersten klinischen Schritt das Optimierungspotenzial notfallmäßiger Versorgung
Schwerverletzter, welches die Implementierung der weltweit neuen integrierten Technik- und Operationssaaleinheit „Multifunktioneller Bildgestützter Interventionsraum“
(MBI) in die bestehende Behandlungsabfolge am Universitätsspital Basel bewirken
sollte, zu überprüfen.
Methode
Die quasi-randomisiert angelegte prospektiv konsekutive klinische Studie erfasste vom
Februar 2003 – April 2005 168 erstversorgte
polytraumatisierte Patienten mit einem ‚injury severity score’ (ISS) > 16 (124 m, 44 w;
Ø ISS 30; Ø 42 J). Nach initialer Aufnahme
aller Verletzten im REA-Raum wurden 87 im
multifunktionalen bildgestützten Interventionsraum (MBI) weiterversorgt gegenüber
81 im Kontrollarm (KON) konventioneller
Behandlungsabläufe. Ergänzend zur medizinischen und sozioökonomischen quantitativen Analyse von Zeitabläufen, Prozessen
sowie patientenbezogenen Kurz- und Langzeit-outcome-Parametern erfolgte erstmalig in einem derartigen klinischen Notfallszenario eine standardisierte Evaluation der
Technologieintegration durch die in die Behandlung involvierten Mitarbeitenden, wofür ein neues Instrument entwickelt wurde.
22
1997–1998
Capoclinica chirurgia Ospedale Civico
Lugano (CH)
seit 1999
Oberarzt Allg.-chirurgische Klinik,
Universitätsspital Basel (USB)
PD Dr. Thomas Gross
Kurze Vita
T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T
1980
Beginn Medizinstudium an der Universität
Heidelberg
1987
Ärztliche Prüfung an der Universität
Freiburg i. Brg.
1987
Medizinische Promotion an der Universität
Heidelberg
1987–1994
Chirurgische Assistenzarzt-Ausbildung:
Unfall- und Durchgangsarztpraxis Bühl,
Universitätsklinik Heidelberg
Allg.-chirurgische Klinik Universitätsspital
Basel, St. Claraspital Basel
Kreiskrankenhaus Bad Säckingen,
Forschungsabteilung Departement
Chirurgie der Universität Basel
2000
Europ. Facharztexamen:
European Board of Surgery-Traumatology
2003
Schwerpunkttitel „Allgemeinchirurgie
und Traumatologie“, Schwerpunkttitel
„Viszeralchirurgie“
2003–2005
1. Oberarzt Abteilung Traumatologie,
Allgemeinchirurgie, Universitätsspital
Basel (CH)
seit 2005
Leiter Traumatologie und Vice-Primario
Chirurgie, Ospedale Civico Lugano (CH)
2006
Anerkennung „Klinische Notfallmedizin“
Schweiz. Gesellschaft für Notfall- und
Rettungsmedizin (SGNOR)
2006
Habilitation Medizinische Fakultät
Universität Basel:
„Der Einsatz eines multifunktionalen
bildgestützten Interventionsraumes
(MBI) in der Initialphase stationärer
Schwerverletzten-Versorgung: Erwar­
tungen, Realität und Perspektive“
1994–1994
Oberarzt Allg.-chir. Universitätsklinik,
Kantonsspital Basel
1995–1996
Oberarzt Chirurgische Klinik Stadtspital
Triemli Zürich
1995
Aequivalenzbescheinigung FMH Chirurgie
(CH), Facharzt für Chirurgie (D)
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Die beiden Behandlungsgruppen erwiesen sich epidemiologisch und bez. Unfall­­s­chwere als vergleichbar. Obwohl die radiologischen Abklärungen im REA-Raum in
der MBI-Gruppe umfangreicher waren als
in der Kontrollgruppe (z. B. Röntgen: Becken
in 79 vs. 58 % der Fälle, p=0,002), konnte
bei MBI-Patienten das CT im Mittel > 12
Minuten früher als im konventionellen Behandlungsarm durchgeführt werden (34,7
+11,5 vs. 47,3 +19,9 min, p < 0,001). MBIPatienten erfuhren signifikant weniger
Transporte und Umlagerungen innerhalb
des Spitals bis zur Verlegung auf die Intensivstation (p<0,001), obwohl in einem 1/3
der Fälle das Potenzial des MBI nicht einmal
vollumfänglich ausgenutzt wurde (inten­
tion-to-treat-Analyse). 60 % (n=50) der nicht
verstorbenen MBI-Patienten konnten direkt
auf die Intensivstation verlegt werden gegenüber nur 19 % (n=15) der Verletzten in
der konventionellen Gruppe (p<0,001). Das
schnellere Behandlungsprozedere in der
MBI-Gruppe setzte sich tendenziell noch bis
zum durchschnittlichen Beginn eines ersten
operativen Eingriffes fort (> 30 min früher
als Kontrollgruppe), war aber im weiteren
Verlauf (z. B. bez. Eintreffen auf der Intensivstation oder Spitalaufenthaltsdauer) nicht
mehr nachweisbar. Klinisches Outcome
(SOFA, SAPS II, 24 h o. 30-Tage-Letalität etc.)
und subjektives Langzeitbefinden der Pa­
tienten (SF-36, EQ 5D, MFA, FIM, GOS, POLO,
ALOS, NHP etc. > 1 Jahr nach Unfall) ließen
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
angesichts der beschränkten Patientenzahl
keine signifikante Abhängigkeit von der Behandlungsgruppe erkennen, auch wenn z. B.
die 30-Tage Mortalität in der MBI-Gruppe
6,3 % niedriger als in der Kontrollgruppe war
(17,2 vs. 23,5 %). Ebenso fanden sich keine
relevanten Unterschiede bez. erhobenem
Personalaufwand resp. Spitalkosten und
-erlösen. Die Mitarbeiterbefragungen vor
und nach Einführung des MBI im Polytrauma-Management bzw. pro Behandlungsfall wiesen bez. MBI im Wesentlichen eine
Erfüllung der gehegten Erwartungen und
eine zunehmende Verbesserung der Zufriedenheit der Mitarbeitenden über die Zeit
mit der Schwerverletzten-Versorgung nach.
Die Befragungsergebnisse ließen allerdings
trotz statistisch signifikanter Diskriminierung zwischen den einzelnen Behandlungsfällen keine Korrelationen zu klinischen
Ablaufkoordinaten oder Outcome-Parametern erkennen. Hauptkritikpunkte des
involvierten Personals waren bez. MBI die
technische Bedienungsanfälligkeit, sowie
Behandlungsgruppen-unabhängig u. a. ein
persistierendes Ausbildungsbedürfnis der
Mitarbeitenden und eine oft als inadäquat
erlebte Teamleader-Funktion im Behandlungsablauf.
Schlussfolgerung
zu einer nachweisbaren Beschleunigung initialer Behandlungsabläufe, Reduktion von
Transporten und Umlagerungen sowie Steigerung der Zufriedenheit der involvierten
Mitarbeitenden führen. Die Anwendungslernkurve und Komplexität eines derartigen
Szenarios müssen allerdings organisatorisch
wie ausbildungsmäßig adäquat berücksichtigt werden. Als nächster Anwendungsschritt wird eine weitere Beschleunigung
und Vereinfachung der Behandlungsabläufe
mit dem Einsatz des MBI bereits als REARaum angestrebt. Sofern unter optimiertem
Einbezug bewährter und interdisziplinär
eintrainierter
Behandlungsalgorithmen
sowie gleichzeitiger professioneller Prioritätensetzung für die Schwerverletzten-Versorgung die komplette Erstversorgung vor
Verlegung auf die Intensivstation in einem
derartigen integrierten Diagnostik-, Thera­
pie- und Operationssraum durchgeführt
werden kann, erscheint zukünftig neben
einer verbesserten Mitarbeiterzufriedenheit auch eine relevante Morbiditäts- bzw.
Letalitätsverminderung für die betroffenen
Polytrauma-Patienten durchaus realistisch.
Kongress
Ergebnisse
PD Dr. Thomas Gross
Traumatologie und Vice-Primario Chirurgie
Ospedale Civico Lugano
Via Tesserete 46
6903 Lugano
Schweiz
Der Einbezug eines integrierten Diagnostikund Behandlungsraumes wie des MBI in die
Notfallversorgung Schwerverletzter kann
23
Kongress
Georg Friedrich Louis
Stromeyer-Medaille 2007
Laudatio auf Herrn Professor Dr. med. Jürgen Rudigier
Literaturpreis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
J. Probst
Sehr verehrter Herr Kollege Rudigier!
Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie verleiht Ihnen mit der Georg Friedrich
Louis Stromeyer-Medaille ihren Literaturpreis 2007, indem sie damit Ihr Werk „Kurzgefasste Handchirurgie – Klinik und Praxis“
würdigt. Sie haben dieses Buch im vergangenen Jahr in 5., überarbeiteter Auflage
herausgegeben und damit vielen Kollegen
über den engeren Kreis der Handchirurgen
hinaus erneut einen instruktiven, umfassenden, vielseitigen und zuverlässigen, von
Auflage zu Auflage gewachsenen Wegweiser an die Hand gegeben und mit diesem
nicht nur die speziellen Anforderungen,
die dieses komplexe Organ in der täglichen
Praxis stellt, in allen ihren Einzelheiten beschrieben, sondern auch das Bewusstsein
der besonderen Stellung der menschlichen
Hand gefördert. In Sichtweite den vorangegangenen folgende Auflagen machen auch
neugierig und tragen so nicht nur zur Verbreitung des Buches, sondern auch zur repetitio litterarum bei. Ganz besonders hervorzuheben ist, dass Ihr Buch das Werk Ihrer
alleinigen Autorenschaft, einer leider selten
gewordenen Kunst, ist. In diesen Tagen richten sich die Blicke auf die Nobelpreisträger,
da können wir freilich nicht mithalten; aber
der Literaturpreis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie hat seine eigene
Nobilität. Wir danken Ihnen für diese großartige Leistung und beglückwünschen Sie
zu diesem verdienstvollen Lebenswerk!
Professor Dr. Jürgen Rudigier bei der Verleihung
der Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille
Cover des Buches „Kurzgefasste Handchirurgie –
Klinik und Praxis“
Prof. Dr. Jürgen Probst
Alter Mühlhabinger Weg 3
82418 Murnau/Staffelsee
24
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Kongress
Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille (½ Größe)
Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.
verleiht unter der Präsidentschaft von Professor Dr. Kuno Weise
auf einstimmigen Beschluss ihres Literaturpreis – Kuratoriums
bestehend aus den Professoren Dres. P. Hertel, H.-J. Oestern,
A. Pannike, J. Probst und K. M. Stürmer
Herrn Professor Dr. med. Jürgen Rudigier
Chefarzt der Klinik für Unfall- und Handchirurgie und
Leitender Arzt des Traumatologischen Zentrums am Ortenau-Klinikum
Offenburg
die
GEORG FRIEDRICH LOUIS STROMEYER-MEDAILLE
Sie würdigt dadurch sein im Jahre 2006 erschienenes Buch
Kurzgefasste Handchirurgie
- Klinik und Praxis Mit diesem im Jahre 2006 in 5. Auflage erschienenen Werk, das erstmals 1985 vorgelegt worden war und seither in den
folgenden Auflagen die zum Teil raschen Fortschritte der Handchirurgie einarbeitete, hat der Verfasser aus den persönlichen
Erfahrungen und der Sicht der in drei Jahrzehnten gewachsenen Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und klinischpraktischer Anwendung und Beobachtungen einen handchirurgischen Wegweiser geschaffen, der Zuverlässigkeit mit
Instruktivität, umfassende Information mit subtiler handwerklicher Anleitung, vielseitige Betrachtung im Sinne der Einheit von
Pathologie und Therapie mit gekonnter Stilsicherheit und sprachlicher Ausdruckskraft verbindet. Die schon ursprüngliche
Zielsetzung, nicht nur ein Lehrbuch für den angehenden Handchirurgen, sondern auch ein Vademekum für den Unfallchirurgen,
den handchirurgisch interessierten Orthopäden, den plastischen Chirurgen sowie für den Allgemeinchirurgen in der Praxis zu
schreiben, ist in idealer und unübertrefflicher Weise erfüllt. Das im Titel beanspruchte Kurzgefasstsein bedeutet hier nicht eine
der Sache letztlich abträgliche Verkürzung, sondern eine den Erfordernissen der täglichen Arbeit gerecht werdende Straffung der
dennoch lückenlosen Bearbeitung des großen Stoffgebietes, das gleichermaßen akute wie rekonstruktive, ästhetische und
umfassende wiederherstellungschirurgische Aufgaben stellt. Dazu gehören auch die zahlreichen fachlichen Überschneidungen
und nosologischen Einflüsse, insonderheit neurologische Beziehungen sowie grob- und feinfunktionelle Bedingungen, die in der
Handchirurgie vorrangig zu berücksichtigen sind. Dem Verfasser gebührt Dank und Anerkennung auch für die Darstellung der
Bedeutung der Handchirurgie im Rahmen der gesamten Chirurgie einerseits, für den von einer Verletzung oder Erkrankung der
Hand betroffenen Patienten andererseits. Die Einzigartigkeit der menschlichen Hand und ihre Unersetzlichkeit stellen nicht nur
hohe spezielle Anforderungen an ihre chirurgische Behandlung, sondern erfordern auch ein umfassendes Bewusstsein ihrer
Stellung in der Geschichte und im Dasein des homo sapiens. Dieses zu wecken und wach zu halten, ist dem Autor vollendet
gelungen. Das Werk vereinigt darüber hinaus vorbildlich fachliche Darstellung mit sprachgestalterischer Qualität. J. Rudigier hat
sich mit diesem seinem Lebenswerk um die Chirurgie verdient gemacht.
Berlin, den 23. Oktober 2007
K. Weise
Präsident
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
J. Probst
Vorsitzender des Kuratoriums
25
Kongress
Reisestipendium der DGU 2007
B. König
Abb. 1 Montecello, Lebenswerk und Wirkstätte von Thomas Jefferson
Die durch das Reisestipendium der DGU
2007 geförderte Reise ging an das University of Virginia Medical Center, speziell zu
Prof. David Kahler, orthopädischer Chirurg
mit Spezialisierung in Unfallchirurgie und
den Einsatz chirurgischer Navigation am
Becken.
Das University of Virginia Medical Center in
Charlottesville Virginia ist mit 579 Betten
als Level I Trauma-Zentrum für die Primärversorgung eines großen Landkreises zuständig. Der dazugehörige Rettungs-Hubschrauber ist in Charlottesville stationiert.
Alle medizinischen Fachrichtungen sind vor
Ort vertreten.
Im Abrechnungsjahr 2006/2007 wurden im
University of Virginia Medical Center 30.145
Patienten (ohne Wochenbett-Patientinnen)
aufgenommen, die durchschnittliche Liegedauer betrug 5,69 Tage. Des Weiteren
wurden 630.201 ambulante Patienten sowie 59.756 Notfälle im Emergency Room
behandelt.
An das Krankenhaus gekoppelt ist die University of Virginia School of Medicine, gegründet 1825. Die in den USA auf Platz 6 gerankte medizinische Fakultät konnte 1999
bis 2000 an Fördergeldern 123 Millionen
US-Dollar einwerben.
Vor dem ersten Klinik-Besuch wurde mir
am Anreise-Wochenende ein Ausflug in die
26
Abb. 2 Setup für eine chirurgisch navigierte hohe Tibia-Osteotomie
Historie Virginias und der gesamten USA
empfohlen: die Besichtigung von Montecello, welches durch Thomas Jefferson
(1743–1826, Gouverneur von Virginia, amerikanischer Präsident 1801–1809) erbaut
und mit Unterbrechungen lebenslang bewohnt wurde. Jefferson ist Autor der Unabhängigkeitserklärung von 1776, gilt als sehr
fortschrittlich in allen Belangen der Gesellschaft und war neben seinen politischen
Aktivitäten als Architekt von Montecello,
Richter, Forscher und Erfinder sowie insbesondere als Farmer tätig. Seine Ideen sind
bis heute allgegenwärtig.
Im Wesentlichen werden die orthopädisch-unfallchirurgischen Patienten an vier
verschiedenen Stellen behandelt: in dem
University Hospital des University of Virginia Medical Center in Charlottesville mit
täglich 28 parallel laufenden chirurgischen
Operationssälen, dem UVa Outpatient Surgery Center für ambulante Eingriffe und
zwei Ambulanzbereiche für primäre Pa­
tientenvorstellungen und Nachkontrollen,
dem UVa Musculosceletal Center sowie
dem Orthopaedics McCue Center bzw. UVaHealthSouth Sports Medicine & Rehabilitation. Letzteres findet sich im Gebäude des
Trainings- und Rehabilitationsbereiches des
Virginia Cavaliers Football Team.
Ein typischer OP-Tag fängt um 6.15 Uhr bzw.
6.30 Uhr mit Fortbildungen an. Im Rahmen
einer solchen Fortbildung habe ich über un-
ser gemeinsames Forschungsfeld referiert,
den Einsatz chirurgischer Navigationssysteme in Orthopädie und Unfallchirurgie.
Navigationssysteme haben noch lange keine so breite Akzeptanz in Nordamerika gefunden wie in Deutschland. In der anschließenden Diskussion und in Gesprächen mit
amerikanischen Kollegen an anderen Tagen
zeigte sich, dass Vorurteile wie: „das brauche ich doch nicht“ oder „ich kann das auch
ohne Navigation“ noch relativ verbreitet
sind. David Kahler ist sozusagen ein Pionier
der Navigation in den USA.
Nach den Fortbildungen wurden Patientenfälle postoperativ durch die behandelnden
Teams präsentiert und im Kollegenkreis
diskutiert. Nachfolgend wird ein Kaffee auf
dem Weg in den OP genommen. Als besonders interessante OP-Punkte sind die offen
oder perkutan teils navigiert versorgten
Beckenring- und Acetabulumverletzungen
sowie eine navigiert ausgeführte hohe
Tibia­osteotomie bei posttraumatischer Varusfehlstellung zu nennen. Aus juristischen
bzw. versicherungsrechtlichen Grünen durfte ich mich nicht einwaschen, jedoch gaben
die präoperative Vorstellung und die intraoperativen Beobachtungen genügend interessanten Diskussionsstoff.
In allen Operationssälen und Behandlungszimmern können Ärzte über ein Intranetsystem auf alle Dokumente und Bilddaten
aller Patienten zugreifen, einige präoperaDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Während eines der Besuche im UVa Outpatient Surgery Center wurde ich dem Sportorthopäden mit Schwerpunkt auf Knie- und
Schulterchirurgie Mark D. Miller vorgestellt.
Während der zwei Ambulanztage pro Woche konnte ich viele interessante Verläufe,
unter anderem konservativ behandelte
vordere Pfeiler-Frakturen des Acetabulums
sehen. Während einer Rufbereitschaft nutze
David Kahler die Zwischenzeit, mir den UniCampus von Charlottesville zeigen, eine
reizvolle Anlage, deren Anlage ebenfalls
Thomas Jeffersons Spuren unübersehbar
trägt, zum Beispiel in Form von die Studentengärten eingrenzenden serpentinenförmig gebauten Mauern, welche durch ihre
Bauweise vor dem Umstürzen bewahrt werden. Die Studenten können sich in kleinen
holzgeheizten Räumen direkt am Campus
einmieten, deren Sanitäranlagen im darunter liegenden Stockwerk nur über Außenanlagen zu erreichen sind.
Am letzten Tag meines Klinikaufenthaltes
besuchte ich das Orthopaedics McCue Center und das im selben Gebäude befindliche
UVa-HealthSouth Sports Medicine & Rehabilitation Center. In dieser Trainingsstätte
der Virginia Cavaliers direkt neben dem alten Stadion findet sich ein großer Fitnessund Physiotherapiebereich, verschiedene
Badebecken und Wasser-Trainingsbereiche.
Am Tag vor dem Rückflug habe ich noch eine
Rund-Tour nach Virginia Beach gestartet.
Erster Haltepunkt war Jamestown-Island,
dem Ort, an welchem die erste feste britische Kolonie gegründet worden war, nachdem dort am 13. Mai 1607 drei englische
Schiffe angelandet waren. Heutzutage sind
die Grundmauern des Forts, eine Ruine der
alten Kirche, Denkmäler und Ausgrabungsstätten sowie das archäologische Museum
zu besichtigen. Es gestattet mit dem modernen Besucherzentrum einen schnellen
historischen Einblick in die Geschehnisse
des 17. Jahrhunderts. Daran anschließend
bot sich der Besuch von Williamsburg an,
einer äußerst sehenswerten Kleinstatt, in
welcher Autos verboten sind und unter anderem Geschäfte und Gewerke wie in der
Zeit des 17. Jahrhunderts gepflegt werden.
Die Tour habe ich nach Virginia Beach
fortgesetzt, nach einem Strandbummel im
Sonnenschein den 20 Meilen langen Chesapeake Bay Bridge-Tunnel über die Lower
Chesapeake Bay genommen. Die Brücke mit
zwei Tunneln für den kreuzenden Schiffsverkehr brachte mich nach Fishermans Island
und wiederum einen tollen Sandstrand, der
Anfang Dezember ein grandioses Farbenspiel des Sonnenunterganges bot. Leider
kam der Tag des Abfluges viel zu schnell.
Mit dem Aufenthalt bei David Kahler konnte ich bei einem international anerkannten
Spezialisten für Navigation in der Beckenchirurgie wichtige neue Erfahrungen gewinnen und zukünftige gemeinsame Forschungsprojekte planen.
Kongress
tive Planungen ausführen und den Verlauf
abrufen. In vielen Gesprächen konnte ich
mit David Kahler Unterschiede in Setup und
Vorgehensweise navigierter Operationen
diskutieren. Gemeinsame Forschungsprojekte speziell für die navigierte Versorgung
von Beckenring- und Acetabulumfrakturen
wurden vereinbart.
Dr. Benjamin König
Abteilung für Unfallchirugie
Klinikum rechts der Isar
TU München
Ismaninger Str. 22
81675 München
Ich danke der Deutschen Gesellschaft für
Unfallchirurgie, dass sie mir diesen sehr
interessanten Aufenthalt in Virginia mit
diesem Reisestipendium ermöglicht hat. Ich
habe neue Freunde und Forschungspartner
gewonnen und werde die vielen Eindrücke
und Anregungen für meine weitere klinische und wissenschaftliche Tätigkeit am
Klinikum rechts der Isar der TU München
nutzen.
Abb. 3 Sonnenuntergang auf Fishermans Island
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
27
Kongress
Einladung: Deutscher Kongress für
Orthopädie und Unfallchirurgie 2008
22. bis 25. Oktober 2008, Berlin
A. Ekkernkamp
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freunde,
gut sechs Monate vor Kongressbeginn darf
ich Sie im Namen der beteiligten Teams
von DGOOC, BVOU, DGU, der Union Orthopädie/Unfallchirurgie, aber auch im Namen von Intercongress sehr herzlich nach
Berlin einladen. Die Vorbereitungen laufen
auf Hochtouren, viele von Ihnen sind aktiv
in die Programmgestaltung eingebunden.
Sehr erfreulich war die große Zahl von Vortragsanmeldungen, am 16. Januar konnten
wir 1482 zählen und in den Review-Prozess
einbringen. Unter der Vorstellung, dass die
langjährig erfahrenen Reviewer auf dem
Boden der ausgeklügelten Methodik nicht
nur ihre eigenen Schwerpunkte beurteilen
können, haben wir eine Randomisierung in
der Zuteilung der Abstracts zu Bewertern
vorgenommen. Nur Themen des experimentellen Bereiches wurden davon ausgenommen.
Schon jetzt können wir mit Bestimmtheit
prophezeien, dass es zu einem hochinteressanten wissenschaftlichen Aus-, Weiterund Fortbildungsprogramm kommen wird.
Was die reine Organisation des Kongressablaufes anbelangt, so haben wir uns die
positiven Erfahrungen unserer Vorgänger in
der Gestaltung des wissenschaftlichen Programms zu eigen gemacht. Etwas ändern
werden wir die Zielgruppe am Samstag, die
Themen sollen ganz besonders Kliniker und
den heute leider häufig unter der Woche
schwer abkömmlichen wissenschaftlichen
Nachwuchs interessieren. Natürlich freuen
wir uns über niedergelassene Kolleginnen
und Kollegen, denen wir auch am 25. Oktober 2008 ein interessantes Angebot machen
wollen.
Bezüglich der Kursplanung haben wir eine
gewisse Konzentrierung vorgenommen, indem wir solche Themen erneut anbieten,
welche in den vergangenen Jahren stets gut
besucht und entsprechend begehrt waren.
Die Kursleiter haben ein festes „Korsett“
für ihre Planung erhalten. Die Kursgebühr
bleibt unverändert.
28
72. Jahrestagung der Deutschen
Gesellschaft für Unfallchirurgie
Präsident: Prof. Dr. Dr. Axel Ekkernkamp
94. Tagung der Deutschen Gesellschaft
für Orthopädie und orthopädische
Chirurgie
Präsident: Univ.-Prof. Dr. Joachim Grifka
49. Tagung des Berufsverbandes der
Fachärzte für Orthopädie und
Unfallchirurgie
Präsident: Dr. Siegfried Götte
Gemeinsam die Zukunft gestalten
www.orthopaedie-unfallchirurgie.de
Kurse stellen ebenso wie Sitzungen zu
„Tipps und Tricks“ sowie „Expertenrunden“
Teile eines abgestuften Weiter- und Fortbildungsprogramms dar, welches wir in drei
Levels unterteilt haben. Ausrichtung und
Zielgruppen dieser Veranstaltung verstehen
wir wie folgt:
Level I: Ärzte(Innen) in der Weiterbildung
zum Facharzt, interessierte Fachärzte
Level II: Fachärzte(Innen)
Level III: Ärzte(Innen) in leitender Funktion
(Chefärzte[Innen], Oberärzte[Innen])
Die verschiedenartigen Weiterbildungsveranstaltungen sollen dem unterschiedlichen
Erfahrungsstand der einzelnen Teilnehmer
Rechnung tragen:
Level I: Kurse
Level II: Tipps und Tricks
Level III: Expertenrunden
Die Inhalte sind wie folgt definiert:
Kurse
Vermittlung von Basiswissen über die häufigsten Verletzungen und Erkrankungen,
orientiert an den Weiterbildungsinhalten
zum „Facharzt Orthopädie und Unfallchirurgie“. Darstellung des „State of the art“
inklusive stadien- und klassifikationsgerechter Standard-Therapieverfahren. Dar-
stellung praxisbezogener Vorgehensweisen
und Algorithmen.
Tipps und Tricks
Darstellung praxisrelevanter Operationstechniken durch erfahrene Spezialisten
unter Verzicht auf Basiswissen. Aufzeigen
von Fallstricken und Komplikationsmöglichkeiten mit jeweiligen Lösungen. Exemplarische Falldemonstrationen.
Expertenrunden
Themenbezogene Sitzungen mit zum Teil
fachübergreifenden
Diskussionsrunden,
Vermittlung von Expertenwissen zu speziellen Fragestellungen, Bewertung von
neuen Trends und Methoden.
Die Themen unseres wissenschaftlichen
Programms sind Ihnen schon seit längerem
bekannt und werden hoffentlich Ihr Interesse finden. Seit der Tagung des Jahres 2007
handelt es sich um den größten Kongress
dieser Art in Europa.
Spezielle Sitzungen für Mitarbeiter der Operationspflege und für Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sind als Forum
für diese Berufsgruppen erneut in das wissenschaftliche Programm eingestellt worden, sie werden als separate Sitzungs-Slots
berücksichtigt. Weiterhin wird der Bereich
Technische Orthopädie ebenso wie der
wichtige Bereich Arbeitsmedizin in eigenen
Sitzungssträngen präsentiert.
Die Planungen zur Ausgestaltung der Eröffnungsveranstaltung sind noch nicht abgeschlossen, die Gestaltung des Festabends
ist vereinbarungsgemäß geheim. Angestrebt wird natürlich ein rauschendes Fest
in attraktiver Umgebung.
Herzlich einladen darf ich schon heute zu
der Get-together-Party, die sich bündig an
die Eröffnungsveranstaltung am Mittwoch,
22.10.2008, anschließen wird.
Die Mitgliederversammlungen von DGU,
DGOOC und BVOU werden wir unter mehreren Gesichtspunkten entzerren. Erfreu­
licherweise gehören immer mehr Kolleginnen und Kolleginnen mehreren der
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Das Interesse der Industrie ist erfreulicherweise groß, bei mehr als 7000 ärztlichen
Teilnehmern im Oktober 2007 und insgesamt 10.000 Anwesenden kein Wunder.
Auch hatten wir die Kongresse der Einzelgesellschaft in enger Abstimmung mit den Re-
präsentanten der medizintechnischen und
pharmazeutischen Industrie zusammengeführt. Für alle Beteiligten ein Erfolg.
Die Vorbereitungen des Rahmenprogramms
sind weitgehend abgeschlossen, interessante Programme sind garantiert.
So bleibt mir nur, Sie im Namen der Teams
aus Regensburg, Bad Abbach, München,
Berlin und Greifswald, natürlich ganz besonders im Namen der Kollegen, Professor
Grifka, dem Sprecher der UOU, und Dr. Götte
sehr herzlich nach Berlin einzuladen. Unsere Hauptstadt und speziell der DKOU sind
auf jeden Fall eine Reise wert. Wir alle freuen uns über Ihr Interesse, auf Ihr Erscheinen
und auf ein Wiedersehen im Oktober 2008
in Berlin.
Kongress
genannten Fachgesellschaften und dem
Berufsverband an, es soll aber auch nicht zu
Parallelen von Mitgliederversammlungen
und wissenschaftlichem Programm kommen, was die Kongressplaner vor nicht geringe Herausforderungen stellt.
Prof. Dr. Axel Ekkernkamp
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Erwin-Payr-Lehrstuhl
Sauerbruchstraße
17475 Greifswald
Einladung: Deutscher Kongress für
Orthopädie und Unfallchirurgie 2009
21. bis 24. Oktober 2009, Berlin
H. Zipp
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
der Deutsche Kongress für Orthopädie und
Unfallchirurgie wird im kommenden Jahr
von Mittwoch, dem 21. Oktober bis Samstag, den 24. Oktober 2009 in Berlin stattfinden. Mit zwischenzeitlich über 10.000
Besuchern signalisiert dieses herbstliche
Event in der jeweils letzten vollen Woche
des Oktobers, welche wissenschaftliche,
berufspolitische und medizin-industrielle
Bedeutung diesem Kongress zukommt. Er
zählt bereits zu den größten Medizin-Kongressen europaweit.
Im Jahr der endenden DRG-Konvergenzphase und des Beginns des Gesundheitsfond im
Rahmen der neuen Gesundheitsreform gibt
es neben noch ungelösten medizinischen
Problemstellungen eine Vielfalt von Herausforderungen, denen wir uns vonseiten
der Orthopädie und Unfallchirurgie stellen
müssen. Deshalb haben wir gemeinsam mit
Prof. K.-P. Günther und Dr. S. Götte das Motto: „Mit Herausforderungen leben“ für das
Kongressjahr 2009 gewählt. „Leben“ heißt
in diesem Kontext, die Herausforderungen
nicht passiv zu ertragen, sondern sich aktiv
mit ihnen auseinanderzusetzen und sie mit
gestalterischer Kraft anzunehmen.
Neben den ärztlichen Kolleginnen und
Kollegen der speziellen Orthopädie und
speziellen Unfallchirurgie, möchten wir
vor allem der neuen Generation von Ärztinnen und Ärzten in der Ausbildung für den
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
73. Jahrestagung der Deutschen
Gesellschaft für Unfallchirurgie
Präsident: Prof. Dr. Hans Zwipp
95. Tagung der Deutschen Gesellschaft
für Orthopädie und orthopädische
Chirurgie
Präsident: Prof. Dr. Klaus-Peter Günther
50. Tagung des Berufsverbandes der
Fachärzte für Orthopädie und
Unfallchirurgie
Präsident: Dr. Siegfried Götte
Mit Herausforderungen leben
www.orthopaedie-unfallchirurgie.de
neuen Facharzt Orthopädie und Unfallchirurgie nicht nur ein Forum im wissenschaftlichen Diskurs, eine Plattform der intensivierten Fortbildung in zahlreichen Kursen,
sondern auch eine Begegnungsstätte berufspolitischer Fragen anbieten.
Ein zentrales Thema soll die Interdisziplina­
rität zu speziellen Behandlungsalgorithmen
sein wie beispielsweise der Versorgung
von „Schwerverletzten“ und körperlich
„Schwerstbehinderten“. Dies soll dadurch
erkennbar werden, dass wir insbesondere
Kolleginnen und Kollegen der Nachbardiszi­
plinen einladen möchten. Dies gilt in der
Erkennung und Behandlung des „Schwerstverletzten“ für die Rettungs- und Intensiv­
medizin, Radiologie, Neuro-, Viszeral-, Tho-
rax-, Gefäßchirurgie, Urologie, Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie und andere. Analoges gilt für die Einbindung von Physio­
therapeuten, Orthopädietechnikern, Logo­
päden, Sozialarbeitern und speziellen
Reha-Managern verschiedener Berufsgenossenschaften und anderer Sozialversicherungsträgern zur Rehabilitation und Wiedereingliederung von körperlich „Schwerstbehinderten“ ins Berufsleben oder deren
Alltag.
Andere Themen sollen ebenfalls das Gemeinsame für Unfallchirurgie und Orthopädie wie zwei Seiten einer Medaille herausstellen, d. h. auf der einen Seite die akute
Erstversorgung und auf der anderen die
sekundäre Wiederherstellungschirurgie einschließlich der Rehabilitation des Patienten.
Wir freuen uns über alle Anregungen zu
bisher zu kurz gekommenen oder noch
nie thematisierten Problemkreisen, um sie
möglichst noch in die Kongressplanung
aufzunehmen. Aktuelle Hinweise zur Programmgestaltung werden Sie ab Mai 2008
auf unserer Internetseite finden:
www.orthopaedie-unfallchirurgie.de
Ihr Hans Zwipp
Prof. Dr. Hans Zwipp
Universitätsklinikum Dresden, Klinik und Poliklinik
für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
29
Jahresbericht Präsident 2007
Aus der DGU
K. Weise
„Die Zeiten ändern sich und wir uns mit
ihnen.“
Ovid
Mein Jahr als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie verging wie
im Fluge, was wohl allen angenehmen Erfahrungen zu eigen ist. Kaum hat man die
„präsidialen Hürden“ übernommen, schon
ist man sie wieder los und das ist gut so.
Auf diese Weise gerät man schon nicht in
Versuchung, dies gleichermaßen besondere wie anspruchsvolle Amt so zu verstehen,
als sei man am Ende derjenige, der dieses
am besten von allen ausfüllen könne. Und
man lernt Demut angesichts zunehmender
Erfahrung mit der Tatsache, dass ohne die
tatkräftige Hilfe und Unterstützung der Vorstandskollegen, des Präsidiums und vieler
anderer die auf einen zukommenden Anforderungen nur höchst unzureichend zu
bestehen wären. Daher möchte ich gleich
zu Beginn meines Berichtes meinen ehrlichen Dank abstatten an die Adresse all
derer, die mir in vielfältiger Form „unter die
Arme gegriffen haben“. Und diejenigen unserer Mitglieder, die mit meinem Handeln
unzufrieden und von meinen Aktivitäten im
Präsidentenjahr eher enttäuscht sind, bitte
ich um Nachsicht, es anders oder besser zu
machen lag nicht im Bereich meiner Möglichkeiten.
Im „Gepäck“ ausgestattet mit unserem Präsidiumsbeschluss vom Oktober 2006, der
Vorstand möge sich mit angemessenen
Schritten auf den Weg zu einer gemeinsamen Fachgesellschaft mit unseren orthopädischen Freunden machen, war mir von
vorneherein klar, dass dieser Auftrag wesentlicher Bestandteil meines Amtsjahres
sein würde. Die 2006 in Göttingen während
einer Klausurtagung von Unfallchirurgen
und Orthopäden erarbeiteten Grundlagen
für das Zusammengehen unserer Fachgesellschaften mündeten in das während des
Potsdamer Wochenendes der Kooperationsplattform erarbeitete Protokoll ein, in welchem die Instrumente für die weitere Sacharbeit definiert wurden. Zudem wurden den
paritätisch zusammengesetzten Gremien
ihre jeweiligen Zuständigkeiten und Aufgaben zugeeignet. Als „Arbeitspferd“ zur
Bewältigung dieses Auftrages der Präsidien
wurde die Union Orthopädie/Unfallchirurgie (UOU) kreiert.
30
Die Kooperationsplattform besitzt vorbereitende und beratende Funktion für Vorstände und Präsidien, in ihr sind alle wichtigen Repräsentanten der unterschiedlichen
Gruppierungen von DGOOC und DGU, von
den Senatoren bis zum Jungen Forum vertreten. In Potsdam wurden die als Task
Forces bezeichneten Arbeitsgruppen mit
Themen ausgestattet, die sie im Sinne der
Schaffung einer Basis für eine gemeinsame
Gesellschaft zu bearbeiten haben. Der aus
den beiden Vorständen zusammengesetzte
Koordinationsausschuss hat die vorgelegten
Papiere zu prüfen, zu überarbeiten und danach an die Arbeitsgruppen zurückzugeben,
bis eine zustimmungsreife Version vorliegt.
Bis zum Ende meines Amtsjahres war der
Sachstand bezüglich einer verabschiedungsfähigen Fassung dieser Papiere unterschiedlich vorangekommen, am weitesten
fortgeschritten zeigte sich die Arbeitsgruppe „Weiterbildung“ unter Leitung von Frau
Tempka. Die Arbeitsgruppen „Primärarzt“,
„Leitbild“, „BG-Verfahren“ und „Versorgungsstrukturen“ befanden sich Ende Dezember
noch in der Phase der Weiterentwicklung zu
konsentierender Vorschläge.
Ähnliches gilt auch für die Tätigkeit der
Strukturkommission, welche sich intensiv
mit Überlegungen zur Zusammensetzung
einer gemeinsamen Fach- bzw. Dachgesellschaft bemüht. Die Vorstellungen dahingehend, in welchem zeitlichen Rahmen
sich die Zusammenführung von DGU und
DGOOC bewegen sollte reichen von „lieber
heute als morgen“ bis zu „gut Ding muss
Weile haben“. Nach meiner persönlichen
Einschätzung liegt die Wahrheit, wie so oft,
in einer Art kalendarischer Mitte zwischen
diesen beiden Extremen, wobei ich fest davon überzeugt bin, das wesentliche Bedingung für harmonischen Vollzug dieses wegweisenden Schrittes dessen subtile Vorbereitung sein muss. Diese Forderung wird am
besten in der immer wieder bekräftigten
Aussage deutlich, alle unsere Mitglieder
sollten bestmöglich mitgenommen und
keinesfalls mit unverträglichen oder nicht
kommunizierten Vereinbarungen konfrontiert werden. Auf dem Weg zur optimalen
Lösung müssen Kompromisse eingegangen,
zu Teilen auch Besitzstände aufgegeben
und allerlei „Steine“ aus dem Weg geräumt
oder umgangen werden, damit sich keiner
in der neuen Struktur übervorteilt, sondern
jeder gut aufgehoben fühlt. Wir bemühen
uns mit dieser bedeutenden Aufgabe sicher
nicht um die „Quadratur des Kreises“, streben aber etwas an, was ohne „heißes Bemühen“ wohl kaum gelingen kann.
Auch ein langer Marsch beginnt mit dem
ersten Schritt heißt es, wobei wir, ohne uns
auf irgendwelchen Lorbeeren ausruhen
zu wollen, schon zahlreiche Schritte in die
richtige Richtung getan, aber nach meinem
Dafürhalten das Ziel noch nicht ganz erreicht haben. Mittlerweile sind wir noch ein
großes Stück weitergekommen, aber das
gehört nicht eigentlich zu meinem Bericht,
sondern vielmehr zu demjenigen meines
Amtsnachfolgers.
Ein gutes Beispiel für das bereits Erreichte
stellt der im Oktober 2007 unter dem Motto „Blick nach vorn – Stillstand ist Rückschritt“ abgelaufene Deutsche Kongress
für Orthopädie und Unfallchirurgie dar,
der in freundschaftlicher Atmosphäre mit
einem ausgewogenen und sehr gut akzeptierten Programm und nach Lage der Dinge
mit einigen Rekordergebnissen bezüglich
Beteiligung aufwarten konnte, zumindest wenn man die Zahl der Besucher, der
aktiven Teilnehmer und anderer Gruppierungen zugrundelegt (siehe auch Bericht
über den Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie vom 24. bis 27.
Oktober 2007). Stellvertretend für bereits
als selbstverständlich angesehene Gemeinsamkeiten darf ich auf von Unfallchirurgen
und Orthopäden miteinander geleitete Sitzungen in Zusammenarbeit verfasste und
veröffentlichte Pressemitteilungen und das
einvernehmlich zusammengestellte wissenschaftliche wie auch Rahmenprogramm
dieser Veranstaltung verweisen. Das erkennbare Interesse der Teilnehmer an den
von den wissenschaftlichen Leitern und deren Teams zusammengestellten Themen ist
erfreuliche Bestätigung für den eingeschlagenen Kurs in Richtung Zusammenführung
unserer Fachgesellschaften.
Die kraft Amtes bestehende Präsenz in Vorstand und Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie ging mit den Turbulenzen einher, die durch die beabsichtigte
Umbenennung der Deutschen Gesellschaft
für Viszeralchirurgie mit dem Anspruch auf
die Allgemeinchirurgie ausgelöst wurden.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
In enger Zusammenarbeit mit dem Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie, Herrn Prof. Bauer, hat die Arbeitsgemeinschaft „Geweberegeneration, Gewebeersatz“ unserer Fachgesellschaft, in Sonderheit repräsentiert durch Herrn Dr. Gaissmaier, an verträglichen Modalitäten für das
durch europäisches Recht inaugurierte neue
Gewebegesetz gearbeitet. Da ich selbst Leiter dieser Arbeitsgemeinschaft bin war ich
mit den für eine verträgliche Anwendung
dieses Gesetzes unerlässlichen Modifikationen regelmäßig befasst. Auf diese Weise
und durch den unermüdlichen Einsatz von
Herrn Gaissmaier sowie die enge Begleitung von dessen Aktivitäten durch den Generalsekretär der DGU konnten nicht nur
die beabsichtigten Änderungen, sondern
auch allen chirurgischen Fachgesellschaften
zugängliche Ausführungen zur guten fachlichen Praxis bei der Gewebeentnahme erarbeitet werden.
Ein weiterer Meilenstein während meiner
Präsidentschaft war die auf dem im September 2006 vorgestellten Weißbuch der
DGU zur Schwerverletzten-Versorgung
basierende, flächendeckende Umsetzung
des Traumanetzwerks. Der hierfür zuständige Arbeitskreis unserer Fachgesellschaft
(AKUT) hat zum einen die organisatorischen
Voraussetzungen geschaffen, auf der anderen Seite den Prozess der Etablierung regionaler Traumanetzwerke befördert und
nötigenfalls Gespräche zur Ausräumung allfälliger Irritationen moderiert. Der Weg bis
zur Einrichtung funktionsfähiger KooperaDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
tionen entsprechend der bestehenden Vorgaben ist bereits zu einem beträchtlichen
Teil zurückgelegt, das anvisierte Ziel des
funktionierenden Zusammenwirkens der
einzelnen Häuser nach deren erfolgter Zertifizierung aber noch keineswegs erreicht.
Hier bleibt die für diesen Prozess begleitenden Gremien unserer Fachgesellschaft auch
in Zukunft noch einiges zu tun.
Allergrößtes Interesse des Präsidenten der
DGU muss es sein, unseren Nachwuchs
nachhaltig zu fördern und diesem die Attraktivität unseres Faches bildhaft vor Augen zu führen. Es ist in keinster Weise ein
Widerspruch, in der Phase der Zusammenführung von Unfallchirurgen und Orthopäden die jeweiligen Besonderheiten und
Potentiale beider Disziplinen entsprechend
herauszuarbeiten. Das angestrebte gemeinsame Fach besitzt eine solche Breite,
dass die Spezialisierung in Richtung unfallchirurgischer Expertise nicht nur sinnvoll, sondern auch unbedingt notwendig
sein wird. Die Tatsache, dass in 2007 und
insbesondere während des Kongresses
viele neue Mitgliedschaften für die DGU
beantragt wurden, und dies insbesondere
von unfallchirurgischem Nachwuchs, unterstreicht diese Auffassung in besonderer
Weise. Darüber hinaus wird es fortwährend
Verpflichtung für uns Ältere sein, die Rahmenbedingungen für die Weiterbildung in
spezieller Unfallchirurgie ebenso wie für
die praktische Tätigkeit der nachrückenden
Generation von Unfallchirurgen so optimal
wie möglich zu gestalten.
Dieses Thema und eine Reihe anderer waren Gegenstand von Verlautbarungen und
Pressemitteilungen, insbesondere auch im
Vorfeld und während des Kongresses. Die
Zusammenarbeit mit den Medien ist unabdingbare Voraussetzungen für das Bekannt- und Öffentlichmachen der Leistungs­
fähigkeit unserer Fachdisziplinen wie auch
von deren Schwierigkeiten unter den existierenden Rahmenbedingungen unseres
Gesundheitswesens. Einiges davon konnten wir thematisieren und entsprechende
öffentliche Aufmerksamkeit erzielen; es
bleibt aber eine anhaltende Verpflichtung
und Aufgabe, sowohl unseren Patienten als
auch der Politik umfassende Informationen
und Hinweise zu Problemen unserer Tätigkeit weiterzugeben.
persönliche Erfahrung gewesen ist. Ich habe
mit meinen bescheidenen Mitteln versucht,
diesem Amt gerecht zu werden und ihm
auch ein wenig individuelle Note zu verleihen. Ob mir das auch nur annäherungsweise gelungen ist, mögen andere beurteilen,
ich habe es zumindest versucht. Meinem
Nachfolger Axel Ekkernkamp, der seine Präsidentschaft mit der ihm eigenen Dynamik
und unter Nutzung seiner hochentwickelten
politischen Fähigkeiten ausüben wird, wünsche ich im übertragenen Sinne eine allzeit
glückliche Hand und mindestens ebensoviel
Freude an präsidialer Tätigkeit, wie sie mir
vergönnt gewesen ist.
Aus der DGU
Zusammen mit den anderen chirurgischen
Fachgesellschaften waren Generalsekretäre
und Präsidenten dazu aufgerufen, einerseits zu diesem Ansinnen Stellung zu nehmen und andererseits den Zusammenhalt
der Säulen unter dem Dach der DGCH nicht
zu gefährden. Zum Ende meines Amtsjahres
waren die Diskussionen noch keineswegs
abgeschlossen, sodass mein Nachfolger
Axel Ekkernkamp zusammen mit unserem
Generalsekretär in dieser Angelegenheit
weiterhin präsent und in die Suche nach
verträglichen Lösungen auch zukünftig eingebunden sein wird. Für den Kongress der
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie haben
die Präsidenten der DGU und der DGOOC
mit ihren jeweiligen Teams den unfall­
chirurgischen Part des wissenschaftlichen
Programms zusammenzustellen. Diese
Aufgabe wurde nach bestem Wissen und
Gewissen erfüllt, wobei gewisse Schwierigkeiten in der Interaktion zwischen den
Beteiligten nicht übersehen werden sollten.
Daraus zu lernen und die Absprachen zur
Programmgestaltung weiter zu optimieren
sind als gemeinsame Aufgabe erkannt.
„Nichts ist beständiger als der Wechsel“,
meint Wolf Biermann.
Meinem Nachfolger Axel Ekkernkamp wünsche ich für sein Präsidentenjahr alles Gute,
in Sonderheit eine glückliche Hand dabei,
das Schiff DGU allzeit auf gutem Kurs zu
halten. Dabei hilft womöglich ein Rat aus
China:
„Wenn der Wind des Wandels weht,
bauen die einen neue Mauern,
die anderen Windmühlen.
Lasst uns Windmühlen bauen!“
Prof. Dr. Kuno Weise
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Schnarrenbergstr. 95
72076 Tübingen
Tel.: (0 70 71) 606 10 03
Fax: (0 70 71) 606 10 02
E-Mail: [email protected]
Am Ende meines Berichts bleibt mir neben
der Wiederholung meines Dankes an alle,
die meinen Weg im vergangenen Jahr wohlwollend begleitet haben, das Fazit, dass die
Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft
für Unfallchirurgie für mich gleichermaßen
eine hohe Ehre wie eine äußerst positive
31
Bericht über die Mitgliederversammlung der DGU
Aus der DGU
H. Siebert, K. Weise
Ort: ICC/Messe Berlin, Saal 3
Zeit: 25. Oktober 2007
ca. 16.35 Uhr bis ca. 17.50 Uhr
Der Präsident, Professor Dr. Kuno Weise, Tübingen, eröffnete die Sitzung und hieß die
rund 190 Teilnehmer im Namen der DGU
willkommen. Einwände zur Tagesordnung
waren nicht geäußert worden, ebenso wenig Ergänzungswünsche.
Aufnahme neuer Mitglieder
Der Generalsekretär, Herr Professor Dr. Hartmut Siebert, Schwäbisch Hall, berichtet,
dass der Mitgliederzuwachs außerordentlich erfreulich sei. Zwischenzeitlich sei die
Zahl von 3.300 Mitgliedern überschritten.
Gegen die fristgerechte Benennung der
Aufnahmekandidaten in “Mitteilungen und
Nachrichten“ war kein Einspruch eingegangen. Die Mitgliederversammlung stimmte
der Aufnahme neuer Mitglieder zu.
Wahlen
Die Wahlen zum Dritten Vizepräsidenten
2008 und drei neuen Mitgliedern für den
Nichtständigen Beirat (2008 bis 2010) fanden unter der Leitung des Wahlleiters, PD
Dr. Helge Schauwecker, Berlin, statt.
Mit überwältigender Mehrheit wurde
auf Vorschlag des Präsidiums Professor Dr.
Norbert Südkamp, Freiburg, zum 3. Vizepräsidenten (2008) und damit zum Präsidenten
für das Jahr 2010) gewählt. Der Gewählte
dankte der Mitgliederversammlung für das
Vertrauen und nahm die Wahl an.
Für den Nichtständigen Beirat wurden
die Herren PD Dr. Hermann Bail, Berlin, Professor Dr. Thomas Mittlmeier, Rostock, und
Professor Dr. Dieter Rixen, Köln, gewählt,
diese dankten und nahmen die Wahl an.
Der Präsident dankte den ausscheidenden drei Mitgliedern des Nichtständigen
Beirats PD Dr. Peter Biberthaler, München,
Professor Dr. Hans-Christoph Pape, Pittsburgh, und Professor Dr. Andreas Seekamp,
Kiel, für ihre Mitarbeit.
32
Bericht des Präsidenten
DGU und DGOOC haben im Rahmen der
neu gegründeten Union Orthopädie/Unfallchirurgie (UOU) die Arbeiten aufgenommen. Es werden die möglichen Strukturen
einer weiteren Zusammenarbeit der beiden
Fachgesellschaften diskutiert.
Die verschiedenen Möglichkeiten, in
denen die Zusammenarbeit vertieft wird,
reichen von der Gründung einer gemeinsamen Gesellschaft mit Fusion und damit
Verschwinden der bisherigen Fachgesellschaften bis zur Bildung einer Dachgesellschaft unter Beibehaltung der bisherigen
Fachgesellschaften. Die Alternativen werden in einer Strukturkommission erörtert.
Juristischer Rat, besonders im Hinblick auf
das Vereinsrecht, werde eingeholt.
Die Ergebnisse und Strukturvorschläge
werden im Vorstand und Präsidium behandelt, um sie schließlich der Mitgliederversammlung vorlegen zu können.
Satzungsänderungen sind unumgänglich.
Die Informationen über den Fortgang dieses
Prozesses sind ständig in der Internet-Präsenz der DGU zu erfahren und werden in
„Mitteilungen und Nachrichten“ publiziert.
Parallel wird an der Entwicklung eines
Leitbildes für das neue, gemeinsame Fach
gearbeitet. Weise stellte der Mitgliederversammlung einen ersten Entwurf vor. Wichtig ist eine prägnante und möglichst kurze
Formulierung, die die beiden Fächer Unfallchirurgie und Orthopädie in voller Breite
und Tiefe darstellt.
Ein weiteres Gremium der UOU ist der Koordinationsausschuss (Vorstände von DGU
und DGOOC). Dort mit Zuarbeit verschiedener Arbeitsgemeinschaften an der Klärung verschiedener Positionen von DGU
und DGOOC gearbeitet, so z. B. der Stellung
des D-Arztes, an Weiterbildungsfragen und
anderen.
Die Diskussion war offen, mit Benennung der unterschiedlichen Standpunkte,
die Teilnehmer sind jedoch alle bemüht, die
Positionen rasch anzunähern.
Weise betont, dass durch die entstandene
Dynamik und das gewünschte hohe Tempo
bei dem Prozess der weiteren strukturierten
Zusammenarbeit die gründliche Betrachtung wichtiger Punkte nicht vernachlässigt
werden dürfe.
Der Kongress sei bisher erfolgreich verlaufen. Bis um 12.00 Uhr des 25. Oktobers sei
die Zahl der Teilnehmer auf 6202 gestiegen,
die Überschreitung der bisher noch nie erreichten Zahl von 7000 Teilnehmern bis
Ende des Kongresses sei damit zu erwarten.
Der DKOU 2007 biete 1655 Vorträge, davon
883 geladene; von den eingereichten Abstracts wurden etwa 55 % angenommen.
Die rund 40 Kurse seien weitgehend ausgebucht; bis 12:00 Uhr des Tages habe es 1485
Kursbuchungen gegeben. Es stellten 236
Firmen auf 5222 m2 aus – dies sei die bisher
größte Anzahl von Ausstellern auf der bisher größten Fläche.
Abschließend bedankte er sich bei allen,
die ihn bei seiner Präsidentschaft unterstützten.
Bericht des Generalsekretärs
Siebert dankte als erstes dem Vorstand für
die gute kollegiale Mitarbeit und den Angestellten der Geschäftsstelle für ihre Unterstützung.
Er stellt seinen Bericht unter das Motto:
„Was bewegte uns und was bewegten wir?“
Richtschnur und oberstes Ziel der DGU sei
die Frage, welche Bedingungen die Ärzte
bräuchten, um die Behandlung der Patienten optimal durchführen zu können.
Dann berichtete er über folgende Themen:
■ Information der Mitglieder: Die E-MailVersendung solle ausgebaut und verstärkt
genutzt werden.
■ Mitteilungen und Nachrichten: Das Heft
werde ein neues Layout erhalten. Er bat
die Mitglieder um Einreichung von Beiträgen.
■ Das Mitgliederverzeichnis ist dieses Jahr
neu erschienen. Zur Berichtigung von
Fehlern und zur Aktualisierung soll alle
halbe Jahre das Klinikverzeichnis auf
DGU-online veröffentlicht werden.
■ Die DGU vergibt an unfallchirurgische
Veranstaltungen auf Antrag das DGULogo (Schirmherrschaft). Die Voraussetzungen dafür können bei der Geschäfts-
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Formate: „Schwerpunkt Unfallchirurgie“
bzw. „spezielle Unfallchirurgie“ neu gestaltet werden. Die AG beteiligt sich auch
an der Gestaltung eines neuen Formates
für die Fortbildung „common trunk“.
■ Der Bildungsausschuss der DGU sei unter Federführung von Professor Dr. Felix
Bonnaire, Dresden, dabei, einen Musterarbeitsvertrag für die Rotation in der Weiterbildung zu erarbeiten. Sobald der Vertrag fertig gestellt sei, könne er von der
Geschäftsstelle abgefordert werden.
■ Der Bildungsausschuss habe sich an der
Erarbeitung der Weiterbildungscurricula
beteiligt; diese seien im Logbuch Weiterbildung, welches beim Berufsverband der
deutschen Chirurgen (BDC) bestellt werden könne, eingeflossen.
■ Darüber hinaus habe das Junge Forum
unter Federführung von Dr. Christoph
Wölfl, Ludwigshafen, ein elektronisches
Logbuch erstellt. Auch plane das Junge
Forum die Umsetzung einer Hospita­
tionsbörse auf DGU-online.
■ Der Wunsch der Deutschen Gesellschaft
für Viszeralchirurgie durch Umbenennung
auch den Allgemeinchirurgen zu vertreten, berge die Gefahr zur Wiederauferstehung des früheren Allgemeinchirurgen,
der in allen chirurgischen Bereichen zu
Hause war, z.B. auch in der Unfallchirurgie, angelehnt an den „general surgeon“,
wie er in den USA vertreten wird. So wie
auch der „orthopedic surgeon“ nicht die
Realität in Deutschland abbildet, ist auch
der „general surgeon“ kein Modell für
die BRD. Die Allgemeinchirurgie Teil aller
chirurgischen Säulen und wird im Common trunk abgebildet.
■ Siebert dankte dem AK Traumaregister
in der Sektion Notfall-, Intensivmedizin
und Schwerverletzten-Versorgung (NIS)
für die hervorragende Betreuung und
Weiterentwicklung des Traumaregisters.
Dieses habe internationale Beachtung erreicht. Die Existenz dieses Registers wird
in dem Gutachten des Sachverständigenrates für die BRD zur Gesundheitspolitik
gewürdigt, es schaffe die Grundlagen für
Versorgungsforschung und gebe die Basis
für Qualitätsmanagement in der Schwerverletzten-Versorgung.
Das bisherige Traumaregister werde in einer Arbeitsgruppe der Sektion NIS (Notfall-,
Intensivmedizin und Schwerverletzten-Versorgung) fortgeführt, eine verkürzte Fassung
– TraumaRegister QM DGU wird im Rahmen
des TraumaNetzwerkesD DGU als Qualitätsmanagement-Tool verwendet werden.
Mit dem Arbeitskreis AKUT (Arbeitskreis zur
Umsetzung des Weißbuches Traumanetzwerk) begleitet die DGU die Entwicklung
von flächendeckenden Traumanetzwerken in der gesamten BRD. Dieses Projekt
mit einer Zertifizierung von Struktur- und
Prozessqualität Schwerverletzter sei das
erste dieser Art weltweit. Zurzeit seien 32
regionale Traumanetzwerke in Gründung.
Bereits jetzt würden sich andere Fachgesellschaften informieren.
Je Bundesland wird es einen Ansprechpartner für die Traumanetzwerke geben.
Die Kosten für die Zertifizierung von Kliniken werden einmalig 5969 € (inklusive
Mehrwertsteuer) und danach jährlich 500 €
betragen, eingeschlossen ist die Teilnahme
an der verkürzten Version des Traumaregisters „TraumaRegisterQM DGU“ (Qualitätsmodul). Die Umsetzung werde schrittweise
erfolgen. Ein Treffen der Sprecher und Moderatoren der Traumanetzwerke werde am
28.11. in Frankfurt stattfinden.
■B
ezüglich der schrittweisen Anpassung
des DRG-Systems an die Bedürfnisse der
Unfallchirurgie rief Siebert dazu auf, eventuelle Änderungswünsche an den DRGBeauftragten der DGU, Prof. Dr. Joachim
Windolf, Düsseldorf, zu senden. Generell
gebe es bisher kaum Fortschritte für die
Unfallchirurgie betr. Abbildung der Vorhaltekosten für die Notfallbehandlung,
der Weiterbildung. Bis 2009 müssten die
Fragen der Finanzierung der Weiterbildungskosten und der Extrakosten geklärt
werden. Dies sei aber nicht über das InEK,
sondern nur über Einflussnahme auf die
Politik gemeinsam mit der DGCH, AWMF
und anderen Fachgesellschaften erreichbar.
Aus der DGU
stelle abgefordert oder auf DGU-online
eingesehen werden.
■ Das Weißbuch „Schwerverletzten-Versorgung“ wurde mit Unterstützung der
Herren Hans-Christoph Pape, Pittsburgh,
und Michael Schütz, Brisbane, ins Englische übersetzt. Das Whitebook „Medical
Care of the Severely Injured“ kann von der
Geschäftsstelle bezogen werden.
■ Zur Untermauerung ihrer Position in der
berufspolitischen Diskussion benötigt die
DGU Daten zur beruflichen Situation der
Unfallchirurgen sowie zur Versorgungsrealität. Siebert rief in diesem Zusammenhang die Mitglieder auf, sich an den
Umfragen des Berufsständischen Ausschusses zu Versorgungsstrukturen und
des Bildungsausschusses zur Umsetzung
der Weiterbildungsordnung und des Arbeitszeitgesetzes zu beteiligen.
■ Zur weiteren Werbung neuer Mitglieder
bat Siebert die Mitglieder, bei Veranstaltungen den entsprechenden DGU-Flyer
auszulegen. Dieser kann ebenfalls von
der Geschäftsstelle bezogen werden.
■ Die Harmonisierung der Umsetzung der
Weiterbildung in den einzelnen Ärztekammerbezirken sei leider nicht gelungen. Siebert forderte die Mitglieder dazu
auf, vor Ort auf die Weiterbildungskommissionen Einfluss zu nehmen, um die
unfallchirurgischen Interessen dort zu
artikulieren.
■ Bei der Bundesärztekammer würden weitere Zusatzweiterbildungen beantragt, so
etwa die für „konservative Orthopädie“,
dies diene dem Ziel, dass der neue Facharzt alle Inhalte des gemeinsamen Facharztes anbieten könne.
■ Die Arbeitsgemeinschaft „Aus-, Fort- und
Weiterbildung der UOU“ plane Empfehlungen heraus zu geben, nach denen Anträge auf Weiterbildungsbefugnis beurteilt werden könnten.
■ Die Bundesärztekammer plane die Weiterbildungsstätten unter Qualitätsgesichtspunkten zu überprüfen. Solche
qualitätssichernden Maßnahmen seien
die Grundlage für die gewünschte und
erhoffte Abbildung von Weiterbildungsleistungen in den DRGs.
■ Die Akademie für chirurgische Fort- und
Weiterbildung, die vom Berufsverband
der deutschen Chirurgen (BDC) und der
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
(DGCh) gebildet wurde, strebe gemeinsame Fortbildungskonzepte an. Die AG
Weiterbildung (Prof. W. Mutschler) erarbeitet in einer mit Vertretern aus DGOOC,
BVOU und DGU besetzten Gruppe ein
Berufsbegleitendes Format für den FA Orthopädie/Unfallchirurgie aus. Die ersten
Seminare sollen noch im Herbst 2008
beginnen. Danach sollen die bisherigen
Abschließend stellte Siebert fest, dass die
DGU als pluralistische, aber zielorientiert
arbeitende Fachgesellschaft gut aufgestellt
sei.
Bericht des Schatzmeisters
Professor Dr. Tim Pohlemann, Homburg/
Saar, teilt mit, dass die DGU zur Zeit 3319
Mitglieder habe, was gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs um 262 Mitglieder entspricht. Die Finanzlage sei nach wie vor positiv. Einnahmen von 589.151,79 € ständen
453.425,48 € Ausgaben gegenüber. Es folgte
die Aufteilung der verschiedenen Einnahmeblöcke sowie einige Angaben über die
aufgestellte Finanzplanung.
Die Arbeitsgemeinschaften werden auf
Antrag mit jährlich 2500 € gefördert, bei
entsprechender Publikationstätigkeit (die
im Namen der DGU zu erfolgen hat), kann
diese Förderung um 2500 € aufgestockt
werden.
Da die Einnahmeentwicklung und die
Kongressentwicklung gewisse Unsicherheiten beinhalte, werden entsprechende
Rückstellungen gebildet.
33
Aus der DGU
Weitere Gelder seien etwa für die Entwicklung des Projektes TraumaNetzwerkDDGU,
die grundlegende Entwicklung der Zertifizierung und für das TraumaRegister vorgesehen. Geld fließt auch in die Außendarstellung der Gesellschaft und die Pflege und
Entwicklung der Internet-Präsenz.
Die finanziellen Grundlagen für begonnene
Projekte seien gesichert.
Er dankte dem Geschäftsführer der AUC –
Akademie der Unfallchirurgie GmbH, Prof.
Dr. Christian Lackner, München, für die
Durchführung des operativen Geschäftes.
Die Bilanz der AUC 2006 betrage eine
„schwarze Null“. Schwerpunkte der AUC
seien Administration, Service, Weiter- und
Fortbildung, Versorgungsstrukturen und
Qualitätsmanagement. Hervorzuheben ist
die außergewöhnlich positive Entwicklung
der ATLS-Kurse, kein Land hat in der ATLS-Historie innerhalb so kurzer Zeit so viele Kurse
auf die Beine gestellt, wie in Deutschland.
Auch die Beteiligung der DGU an der Intercongress GmbH entwickle sich positiv.
Das der DGU zustehende Fixum aus der
Überlassung der Rechte am DKOU konnte
angehoben werden, auch sei eine höhere
Gewinnausschüttung zu erwarten.
Die Mitgliedsbeiträge sollten neu strukturiert werden, der Vorstand schlägt der Mitgliederversammlung folgende Staffelung
ab 1.1.2008 vor:
Studenten
€ 10,–
Assistenten und Fachärzte
€ 40,–
Oberärzte, Chefärzte und
Niedergelassene € 110,–
Außerordentliche Mitglieder
€ 160,–
Die Mitgliederversammlung stimmte den
neuen Mitgliedsbeiträgen einstimmig zu.
Zu Kassenprüfern für das Rechnungsjahr
2007 wählte die Mitgliederversammlung
auf Vorschlag des Präsidiums die Herren
Professor Dr. Christoph Eggers, Hamburg,
und Dr. Thomas Kolombe, Luckenwalde.
Verschiedenes entfällt.
Der Präsident dankt den Teilnehmern
und schließt die Versammlung. (Stand:
27.11.2007)
Prof. Dr. H. Siebert
Generalsekretär
Bericht der Kassenprüfer,
Rechnungsjahr 2006
Prof. Dr. Weise
Präsident
Dr. Rainer Kübke, Berlin, und Professor Dr.
Rüdiger Döhler, Plau am See, haben die Kasse geprüft und keinerlei Beanstandungen
festgestellt.
Prof. Dr. Hartmut Siebert
Chirurgische Klinik II
Diakonieklinikum
Heilbronnerstr. 100
74523 Schwäbisch Hall
Auf Antrag Döhlers erteilte die Mitgliederversammlung dem Vorstand die Entlastung.
Prof. Dr. Kuno Weise
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Schnarrenbergstr. 95
72076 Tübingen
Geänderte Mitgliedsbeiträge
ab 1.1.2008
T. Pohlemann
Sehr geehrte Mitglieder, liebe Kolleginnen
und Kollegen,
wie Sie dem Bericht über die Mitgliederversammlung in diesem Heft entnehmen können, wurde die Höhe der Mitgliedsbeiträge
ab dem 1.1.2008 neu festgelegt.
Der Grund hierfür ist vor allem, dass wir die
Mitgliedschaft für den Nachwuchs noch attraktiver gestalten wollen; ferner wollten
wir die „krummen Beträge“ abrunden, die
sich im Zuge der Währungsumstellung ergeben hatten.
34
Die neuen Beiträge sind in Euro:
Studenten
10,–
Assistenten und Fachärzte 40,–
Oberärzte, Chefärzte und Niedergelassene
110,–
Außerordentliche Mitglieder (Institutionen, Firmen usw.)
160,–
Mit freundlichen Grüßen
Tim Pohlemann
Prof. Dr. Tim Pohlemann
Schatzmeister der DGU
Klinik für Unfall-, Hand- und Wieder­
herstellungschirurgie
Universitätskliniken des Saarlandes
Kirrberger Straße 1
66421 Homburg/Saar
Sie erhalten entsprechende Rechnungen
von unserer Geschäftsstelle zugesandt.
Wir bitten um Ihr Verständnis!
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Ermäßigtes Abonnement von
„Der Unfallchirurg“ für Mitglieder
Wir möchten darauf aufmerksam machen,
dass der Springer-Verlag den Mitgliedern
unserer Gesellschaft ein ermäßigtes Abonnement der Zeitschrift „Der Unfallchirurg“
einräumt. Die Zeitschrift ist das offizielle
Organ unserer Gesellschaft sowie der Union
Orthopädie/Unfallchirurgie (UOU).
Mitglieder der DGU erhalten einen 30%igen
Rabatt auf den regulären Abonnementpreis:
216,30 € statt 309,– € (zuzüglich Versand­
kosten).
Unabhängig von einer Mitgliedschaft erhalten Studentinnen und Studenten sowie
Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung einen
40%igen Rabatt auf den regulären Abonnementpreis: 185,40 € statt 309,– € (zuzüglich
Versandkosten). Eine entsprechende Bescheinigung ist bei der Bestellung erforderlich.
Das Abonnement von „Der Unfallchirurg“
umfasst
■1
2 Ausgaben jährlich,
■d
en Zugang zu den Volltexten von „Der
Unfallchirurg“ im Online-Archiv rückwirkend bis 1996 (inklusive Zugang zum
Service „Online first“, in dem alle zur Pu-
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
blikation angenommenen Beiträge nach
der Freigabe durch den Autor umgehend
elektronisch publiziert werden, unabhängig von der geplanten Druckausgabe),
■d
ie kostenlose Teilnahme an den CMEEinheiten von „Der Unfallchirurg“ und
„Der Orthopäde“.
Interessant ist auch das Kombiabonnement
von „Der Unfallchirurg“ und „Der Orthopäde“ zum Preis von 399,– € statt von 618,– €
(zuzüglich Versandkosten).
Studentinnen und Studenten sowie Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung können
das Kombiabonnement mit 40 % Rabatt,
also für 239,40 € beziehen (zuzüglich Versandkosten). Eine entsprechende Bescheinigung ist bei der Bestellung erforderlich.
Das Kombiabonnement, welches den
Bezug von 24 Heften im Jahr umfasst, beinhaltet zusätzlich zu den oben genannten
Vorteilen des Abonnements des „Unfallchirurgen“ die kostenlose Teilnahme an den
CME-Einheiten von „Der Orthopäde“.
Aus der DGU
M. Kretz
Zu bestellen sind die Zeitschriften im Buchhandel, über die Springer-Website
http://www.derunfallchirurg.de
oder direkt beim Springer-Verlag.
Springer Verlag
Kundenservice Zeitschriften
Haberstraße 7
69126 Heidelberg
Tel.: (0 62 21) 345 43 03
Fax: (0 62 21) 345 42 29
E-Mail: [email protected]
35
Das Profil der Mitglieder
unserer Gesellschaft
Aus der DGU
J. Arndt
Nachdem wir im Heft Nr. 55 der Mitteilungen und Nachrichten über die günstige
Entwicklung der Mitgliederzahlen berichten
konnten, möchten wir diesmal etwas eingehender die Zusammensetzung der Mitgliedschaft nach Position und Alter behandeln.
Die Angaben beziehen sich jeweils auf den
Stand vom 19. Februar dieses Jahres.
Die altersmäßige Gliederung aller
Mitglieder
Insgesamt hat die Deutsche Gesellschaft
für Unfallchirurgie 3459 Mitglieder, davon
sind 3422 natürliche Personen und 39 Institutionen wie Berufsgenossenschaften, Versicherungen, Firmen u. ä. Von 80 Personen
ist uns das Geburtsdatum nicht bekannt,
weswegen sie in der Folge nicht berücksichtigt werden können.
Die ältesten Mitglieder sind 1909 geboren worden, mithin 99 Jahre alt, das jüngste
1981, also 27 Jahre alt. Zwischen ihnen liegen rund 70 Jahre. Das Durchschnittsalter
beträgt rund 52 Jahre (Geburtsjahr 1956), so
wie schon im Frühjahr 2007 (siehe Heft 55).
Die Altersverteilung der Mitglieder zeigt Abbildung 1 ( Abb. 1).
sich möglicherweise bei einigen Älteren dieser Gruppe um angestellte Ärzte handelt,
so dass der Altersdurchschnitt in Wahrheit
etwas niedriger liegen dürfte.
Oberärztinnen und Oberärzte
In der DGU sind 750 Oberärztinnen und
Oberärzte, diese machen rund 22 % der Gesamtmitgliedschaft aus. Die Altersangaben
reichen vom Geburtsjahr 1980 bis 1941, das
jüngste Mitglied dieser Gruppe, ein Funk­
tionsoberarzt, ist also 28 Jahre, der jüngste
„reguläre“ Oberarzt dagegen 34 Jahre alt.
Das Durchschnittsalter beträgt 48 Jahre
(Geburtsjahr 1960).
Wie sich die einzelnen Tätigkeitsfelder unserer Mitglieder nach Altersgruppen geordnet verteilen, zeigt Abbildung 2 ( Abb. 2).
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte
In der Niederlassung tätig sind 287 DGUMitglieder, also etwas über 8 % aller Mitglieder. 7 konnten wegen fehlender Angabe
des Geburtsdatums nicht berücksichtigt
werden. Die Geburtsdaten liegen zwischen
1932 und 1970, der jüngste niedergelassene
Arzt ist also 38 Jahre alt. Im Durchschnitt
sind die Mitglieder dieser Gruppe 1955 geboren worden, also etwa 53 Jahre.
Wir werden Sie auch in den kommenden
Jahren über die weiteren Entwicklungen der
Mitgliedschaft informieren.
Dipl. Pol. Joachim Arndt
Geschäftsstelle der
Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.
Langenbeck-Virchow-Haus
Luisenstraße 58/59
10117 Berlin
Tel.: (0 30) 28 00 43 00 und 01
Fax: (0 30) 28 00 43 06
Im Folgenden wollen wir uns etwas näher
mit den 4 größten Gruppen in unserer Gesellschaft beschäftigen.
Assistenärztinnen und Assistenzärzte
736 Personen, also rund 21 % der Gesamtmitgliedschaft, befinden sich laut den Angaben der Mitgliederdatenbank in Weiterbildung. Die Altersangaben reichen vom Geburtsjahr 1948 bis 1981, die jüngsten sind
also etwa 27 Jahre alt. Das Durchschnittsalter beträgt etwa 37 Jahre (Geburtsjahr
1971) – dabei ist aber zu beachten, dass es
Abb. 1 Altergruppen der DGU-Mitglieder
Abb. 2 Altergruppen der DGU-Mitglieder klassifiziert nach Tätigkeitsgebieten
Altersverteilung nach Tätigkeitsfeldern
36
Leitende Ärztinnen und Ärzte
Die Gruppe der leitenden Ärztinnen und
Ärzte besteht – ohne Berücksichtigung der
leitenden Oberärztinnen und Oberärzte –
aus 822 Personen, dies entspricht etwa
einem Anteil von 24 % an der Gesamtmitgliedschaft. Da bei 14 Personen dieser
Gruppe das Geburtsjahr nicht vermerkt ist,
beziehen sich die Altersangaben auf 808
Mitglieder. Die Altersangaben reichen vom
Geburtsjahr 1939 bis zum Geburtsjahr
1969, d. h. die jüngsten Chefärzte sind 39
Jahre alt. Im Durchschnitt sind die leitenden
Ärzte in der DGU 1954 geboren und damit
etwa 54 Jahre alt.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Hans-Liniger-Preis
Herbert-Lauterbach-Preis
Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. schreibt den nach ihrem Begründer
benannten Hans-Liniger-Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
für besondere Leistungen aus den Gebieten Unfallheilkunde, Versicherungs-, Versorgungs- und Verkehrsmedizin oder ihren
Grenzgebieten aus.
Der Preis, um den sich jeder approbierte
Arzt, jeder Jurist und jede(r) Versicherungsfachfrau/-mann bewerben kann, besteht
in einer Urkunde und einem Geldbetrag
(5000 €).
Die Bewerbung ist unter Beifügung der
als Preisarbeit besonders kenntlich gemachten Arbeit in 5-facher Ausfertigung zu richten an:
Herrn Prof. Dr. H. Siebert
Generalsekretär der DGU
c/o DGU-Geschäftsstelle
Luisenstr. 58/59
10117 Berlin
Die Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher
Kliniken (VBGK) schreibt den mit 7500 €
dotierten Preis für herausragende wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der
Unfallmedizin aus.
Die eingereichte Arbeit kann in dem
Kalenderjahr, das dem Verleihungsjahr vorangeht, in einer deutschen oder fremdsprachigen Zeitschrift oder in Buchform
veröffentlicht oder in einem Manuskript
niedergelegt sein. Eine bereits anderweitig
ausgezeichnete oder einem anderem Gremium parallel vorgelegte Arbeit kann nicht
eingereicht werden.
Der Bewerbung sind 4 Exemplare der
Arbeit in deutscher Sprache und eine Erklärung beizufügen, dass die Arbeit nicht
bereits anderweitig ausgezeichnet ist oder
sich in einem anderen Bewerbungsverfahren befindet.
Arbeiten sind einzureichen bei:
Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher
Kliniken
An der Festeburg 27–29
60389 Frankfurt am Main
Abgabefrist: 31.5.2008 (Poststempel)
Innovationspreis
der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.
Der Preis wird jährlich von der Firma DePuy
gestiftet. Der Preis ist mit 10.000 € der
höchstdotierte Preis der DGU. Es sollen Arbeiten eingereicht werden, die Innova­tionen
in der Unfallchirurgie zum Thema haben. Er
kann für diagnostische oder anwendungstechnische Ideen vergeben werden. Entscheidend ist der potentielle klinische Impact der Innovation
Die Bewerbung um den Innovationspreis
der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. ist zusammen mit fünf Exemplaren
der Preisarbeit, einem Lebenslauf und einem
Publikationsverzeichnis (jeweils in 5-facher
Ausfertigung) einzusenden an:
Herrn Prof. Dr. H. Siebert
Generalsekretär der DGU
c/o DGU-Geschäftsstelle
Luisenstr. 58/59
10117 Berlin
Abgabefrist: 30.6.2008 (Poststempel)
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Abgabefrist: 30.6.2008 (Poststempel)
Preis zur Förderung der
Rehabilitationsforschung
Die Union Orthopädie/Unfallchirurgie
(UOU) schreibt ihren ersten gemeinsamen
Preis aus. Der Preis in Höhe von 5000 € wird
jährlich von der Klinikgruppe Enzensberg
gestiftet.
Eingereicht werden können wissenschaftliche Arbeiten aus Klinik, Forschung
und Praxis, die den Nutzen und Erfolg der
Rehabilitation nach Verletzungen und Erkrankungen aus dem Gebiet Orthopädie
und Unfallchirurgie untersuchen.
Die eingereichte Arbeit kann in einer deutschen oder fremdsprachigen Zeitschrift
oder in Buchform veröffentlicht oder in
einem Manuskript niedergelegt sein. Bereits
anderweitig ausgezeichnete Arbeiten oder
solche, die sich aktuell in einem Preiswettbewerb befinden, können nicht eingereicht
werden. Es ist eine entsprechende Erklärung
beizufügen.
Der Bewerbung sind 5 Exemplare der Arbeit
und einer Zusammenfassung der zentralen
Ergebnisse in deutscher Sprache beizufügen. Das Antragsschreiben muss die besondere Bedeutung der Arbeit für das Förderungsthema erläutern.
Aus der DGU
Ausschreibungen der Preise und
des Reisestipendiums
Die Arbeiten sind zu senden an:
DGU- oder DGOOC-Geschäftsstelle
Luisenstr. 58/59
10117 Berlin
Abgabefrist: 31.5.2008 (Poststempel)
Reisestipendium
der Deutschen Gesellschaft für Unfall­
chirurgie e. V.
Das Stipendium soll dem wissenschaftlichen Nachwuchs den Besuch einer klinisch
oder experimentell bedeutenden ausländischen Einrichtung ermöglichen.
Das Stipendium wird jährlich vergeben.
Bewerber müssen Mitglied der Gesellschaft sein und sich in nicht selbstständiger
Stellung befinden.
Die Höhe des Stipendiums wird vom Präsidium festgesetzt und betrug im letzten
Jahr 2500 €. Das Stipendium kann geteilt
werden.
Der Bewerbung sind in 3-facher Ausfertigung zuzufügen:
Lebenslauf, Verzeichnis der Veröffentlichungen, Beschreibung des mit dem Aufenthalt verbundenen Zwecks, Bescheinigung der einladenden Einrichtung und der
entsendenden Institution.
Bewerbungen sind zu senden an:
Herrn Prof. Dr. H. Siebert
Generalsekretär der DGU
c/o DGU-Geschäftsstelle
Luisenstr. 58/59
10117 Berlin
Abgabefrist: 31.5.2008 (Poststempel)
37
In letzter Minute
Mitte März 2008
Aus der DGU
H . Siebert
„Endlich – Tabuwände werden niedergerissen, Ärzte gestehen Fehler ein“ – so und
ähnlich titelten viele Gazetten vor wenigen
Tagen und suggerierten der Laien-Öffentlichkeit, dass wir Ärzte jetzt erstmals uns
mit dem Thema Patientensicherheit und
eigenen Fehlern beschäftigen.
Hintergrund
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit
(siehe www.aktionsbuendnis-patientensicherheit.de) hat über Monate eine Broschüre vorbereitet, in dem Ärzte der verschiedenen Fachbereiche eigene Fehler, die sie
vor Jahren gemacht haben, kommentieren
und darstellen, welche Lehren sie persönlich daraus gezogen haben. Diese Broschüre
wurde in einer Pressekonferenz vorgestellt
und fand wohl auch in Ermangelung anderer Themen bundesweit höchstes Interesse.
Dass das Thema wichtig ist und wir tagtäglich mit Beinahfehlern oder unerwünschten
Ereignissen konfrontiert werden, das kennen wir.
Wir wissen aus eigener Anschauung auch,
dass der Umgang mit Fehlern oder Beinahfehlern aus vielerlei Gründen noch nicht
überall Teil unseres Qualitätsmanagements
ist. Das Critical Incidence Management, d. h.
der regelhafte Umgang mit unerwünschten
Ereignissen, Fehlermanagement, Fehler­
kultur, bedarf weiterer aktiver Maßnahmen.
So dümpelt das Fehlermeldesystem, in der
Schweiz vor einigen Jahren eingerichtet und
seitdem europaweit in verschiedenen Fachgesellschaften eingeführt, mehr oder weniger erfolgreich vor sich hin. Auch die Bundes­
ärztekammer und die Bundes-KV haben es
aufgegriffen, um die Patientensicherheit zu
verbessern. Fehler oder Beinahfehler sollen
identifiziert werden, Ursachen abgeklärt
und darauf basierend Maßnahmen zur künftigen Verhinderung dieser Fehler ergriffen
werden. In diesem anonymen, freiwilligen
Meldesystem werden kritische Ereignisse
systematisch erfasst, dadurch dass derartige
Ereignisse anonym von jedem Klinikangestellten in das System eingegeben werden.
Nach Fehleranalysen werden Vorschläge
zur Vermeidung zukünftiger systematischer
Fehler gemacht. Die Deutsche Gesellschaft
für Chirurgie hat, um eine breitere Nutzung
38
des Systems zu ermöglichen und CIRS in der
Chirurgie als ein wichtiges strategisches Instrument der Fehlererkennung und Fehlerprävention besser zu implementieren, es im
offenen Bereich der Homepage www.dgch.
de freigegeben. Somit ist es für jeden Chirurgen aller Fachrichtungen nutzbar. Eine
wichtige Voraussetzung für eine breitere
Akzeptanz und höhere Effizienz. Einen
Schritt weiter gehen erstmals von einer medizinischen Fachgesellschaft eingerichtete
Trainingsprogramme der DGU: „Save: TRAC“
steht für „Savety in Traumacare“. Schon vor
3 Jahren hat eine Arbeitsgruppe der damaligen Intensiv- und Notfall-AG der DGU die
Idee aus der Luftfahrt für die Medizin und
vor allem Unfallchirurgie aufgegriffen und
in handliche Kursformate, die interdiszi­
plinär und interprofessionell angelegt sind,
für chirurgische Belange übertragen. So
kann der Kurs in Ihrem Krankenhaus für das
Format Schockraum, Notfall, OP und Intensivstation eingespielt werden. Sie üben in
wirklichkeitsnahen Szenarien zusammen
mit dem jeweiligen Personal – OP, Intensiv, Notaufnahme – und entwickeln dabei
gemeinsame Konzepte des Fehlermanagements zur Vermeidung vor allem systematischer Fehler. Der nächste Kurs wird im September in Essen und während des DKOU in
Berlin angeboten. Sogenannte Inhouse-Kurse können Sie jederzeit über die Homepage
www.spls.de für Ihre Klinik einkaufen. Da
dieses einmalige Kurssystem nicht nur für
die Unfallchirurgie, sondern für alle chirurgischen Fächer geeignet ist, wird die DGCH
Unterstützung leisten, dieses Kurssystem
auch für viszeral-, gefäß- und andere fachchirurgische Disziplinen zu adaptieren.
„Tue Gutes und rede darüber“
Das haben wir auch so gemacht und in
einer Pressemitteilung auf dieses schon
seit Jahren bestehende Kurssystem hingewiesen, wissend, dass positive Meldungen
kaum wahrgenommen werden. Sie finden
die Pressemitteilung auf unserer Homepage. Dieses Thema beinhaltet aber noch
wesentlich mehr, z. B. warum wir uns in der
Praxis oft so schwer tun, Fehler den Betroffenen gegenüber ohne wenn und aber darzustellen. Es ist die Angst vor der Haftungsübernahme, es ist die Sorge, dass unsere
Haftpflichtversicherung vor Klärung des tatsächlichen, ursächlichen Zusammenhangs
ein Zugeständnis den Angehörigen oder Betroffenen gegenüber kategorisch ablehnt.
Hier gibt es Auswege. Als Verantwortlicher
sprechen Sie mit Ihrer Geschäftsführung
und sorgen für eine klare Regelung im Umgang mit Fehlern im Sinne eines Leitfadens,
der allen Ihren Mitarbeitern zu Kenntnis
gebracht wird und ihnen hilft, sich auch in
diesen Situationen ärztlich zu verhalten.
Zuallerletzt
Ende Februar hatten wir unser jährliches
„Spitzengespräch“ mit der Geschäftsführung des InEK, um nach wie vor bestehende
Ungereimtheiten bei der Abbildung unserer
Leistungen im System zu diskutieren und
Änderungen anzumahnen. Dies betrifft
vor allem die Abbildung der Vorhaltung für
Notfälle, die Fälle mit Extremkosten und
die mehrfachen und mehrzeitigen Eingriffe mit komplexen Situationen. Laut den
Verantwortlichen beim InEK ließen sich
Regelungen finden, wenn die an der Kalkulation teilnehmenden Einrichtungen ihre
Leistungen genauer abbilden und Rückfragen des InEK’s detailliert und ausführlich
beantworten würden. Der Ball wurde also
zurückgespielt auf uns Ärzte, in diesem Fall
auf die für diesen Bereich zuständigen Kontrolleinrichtungen unserer an der Kostenkalkulation teilnehmenden Häuser!
Wissen Sie, wie das Schockraum-Mangement in Ihrem Haus bei der Versorgung eines
Schwerverletzten exakt aufgenommen und
kalkuliert wird? Wissen Sie, welches Personal, wem und wie lange für diese Versorgung zugerechnet wird? Haben Sie schon
Rückfragen des InEK für Extrem­kostenfälle
bekommen und detailliert beantworten
können? Wenn nicht, machen Sie sich bitte
kundig. Ihr Controllingsystem ist mit verantwortlich für die Erlössituation aller unfallchirurgischen Einrichtungen in der Bundesrepublik. Für nähere Erläuterungen und
Anmerkungen wenden Sie sich bitte an Prof.
Dr. Joachim Windolf, Düsseldorf.
Auch wenn wir noch nicht genau wissen,
ob zum 1. Januar 2009 das DRG-System
„scharf“ gestellt wird, Fakt ist, die einzelnen
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Fragen Sie mal nach, sofern Ihr Haus an der
Kostenkalkulation teilnimmt. Es lohnt sich.
Prof. Dr. Hartmut Siebert
Chirurgische Klinik II
Unfall-, Hand-, Wiederherstellungschirurgie
Diakonie-Klinikum
74523 Schwäbisch Hall
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Aus der DGU
DRGs werden jährlich neu kalkuliert, wir
haben jährlich die Möglichkeit, wenn auch
zeitlich um Jahre versetzt, die Wichtung zu
ändern und Systemverbesserungen einzubringen. Nur, es muss sich rechnen lassen
anhand realer bzw. realistischer Daten, die
wiederum in den Kalkulationshäusern generiert werden.
39
Zwischenbilanz der Präsidenten und
General­sekretäre der DGU und DGOOC
Stand: 12.12.2007
K. Weise, H. Siebert, J. Hassenpflug, F. U. Niethard
Union
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitglieder der Fachgesellschaften
DGOOC und DGU,
der Prozess der Annäherung zwischen Orthopäden und Unfallchirurgen schreitet
unaufhaltsam weiter fort, wohl vorbereitet
und fachkundig begleitet von unseren Gremien und einer Reihe von Arbeitskreisen
(Task Forces) zu definierten Fragestellungen.
Auf diesem Wege möchten wir Ihnen zum
Ende des Jahres 2007 die jüngsten Entwicklungen und den derzeitigen Sachstand darstellen. Sie sollten insbesondere darüber informiert sein und nachvollziehen können,
dass wir uns unaufhaltsam auf dem Weg
zu einer gemeinsamen Gesellschaft befinden, in welcher Gestalt auch immer diese
am Ende erscheinen wird. Dieser Umstand
hat nichts mit Verzögerungstaktik oder
hinhaltendem Widerstand, wohl aber mit
Bedachtsamkeit und Gründlichkeit in der
Vorbereitung zu tun, denn Vorstand und
Arbeitskreise möchten den Wünschen und
Vorstellungen unserer Mitglieder nach Kräften Rechnung tragen und sie auf dem Weg
zur Gemeinsamkeit möglichst alle mitnehmen.
Wie Sie wissen, wurde in Potsdam die Union
Orthopädie/Unfallchirurgie (UOU) ins Leben gerufen, deren handelnde Gremien das
Exekutivkomitee (die beiden Präsidenten
und die beiden Generalsekretäre), der Koordinationsausschuss (Vorstände beider Fachgesellschaften) und die Kooperationsplattform (Repräsentanten unter­schiedlicher
Gruppierungen beider Fachgesellschaften)
sind. Zudem haben wir mehrere Arbeitskreise mit ausgewogener Besetzung durch
Persönlichkeiten beider Fachgesellschaften
eingerichtet und ihnen im Wesentlichen
die Klärung von Sachfragen übertragen
(Leitbild, Weiterbildung, Primärarzt, Versorgungsstrukturen, BG). Eine Sonderstellung
nimmt diesbezüglich die Strukturkommission bestehend aus Mitgliedern der Vorstände von DGU und DGOOC ein, bezogen auf
die DGU ergänzt durch jeweils einen Vertreter des Ständigen bzw. Nichtständigen Beirates, für die DGOOC durch zwei zusätzliche
Repräsentanten aus dem Gesamtvorstand.
40
Sitzungen dieser Strukturkommission fanden nach entsprechender Vorbereitung in
den jeweiligen Vorständen am 10.09. und
13.11.2007 jeweils in Frankfurt statt. Zum
ersten Termin stand die Frage im Vordergrund, welche Organisationsstruktur eine
gemeinsame Gesellschaft haben könnte.
Tradition und Historie von DGOOC und
DGU und deren Personifizierung in Gestalt
von die Gesellschaften über Jahre prägenden Mitgliedern waren dabei ebenso
zu berücksichtigen, wie die neue Weiterbildungsordnung, die strukturellen Gegebenheiten durch bereits existierende Gruppie­rungen (Arbeitsgemeinschaften, Arbeitskreise, Sek­tionen, Kommissionen) und die
berufs- bzw. gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen. Unter dieser Prämisse
wurde dahingehend Einigung erzielt, dass
zu den Überlegungen zur Struktur der gemeinsamen Gesellschaft Beratungsbedarf
durch einen Experten, d. h. einen in solchen
Zusammenschlüssen erfahrenen Juristen
besteht. Herrn Dr. Wienke, Köln, wurde ein
zusammen erarbeiteter Anforderungskatalog vorgelegt, der darauf abzielt, die
zukünftige Struktur der gemeinsamen Gesellschaft auf eine durch unsere Mitglieder
vorgegebene und den Rahmenbedingungen
gerecht werdende breite Basis zu stellen.
Am 13.11. fand die zweite Sitzung der Strukturkommission statt. Der Berater schlägt als
flexibelste Lösung die Gründung eines Vereins (z. B. Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie, DGOU e. V.) vor,
gebildet aus den beiden Fachgesell-schaften
DGU und DGOOC, die ihrerseits als „Vereine im Verein“ fungieren. Diesem gemeinsamen „Dachverein“ werden von beiden
Gesellschaf­ten Aufgaben und Kompetenzen
übertragen, basierend auf überarbeiteten
Versionen der derzeit gültigen Satzungen.
Weitere Vereine können assoziiert werden,
wie z. B. die bereits bestehenden Sektionen
etc. Darüber hinaus müssen wirtschaftliche
und steuerliche Konsequenzen bedacht und
hierzu kompetente Beratung und fachliche
Expertise eingeholt werden.
Weitere Diskussionspunkte sind nach wie
vor Fragen der Mitgliedschaft, der Modalitäten zu deren Erwerb, der Stimmrechte in
Mitgliederversammlungen und Vorstand/
Präsidium, der Höhe und Verteilung von Beitragszahlungen, der Stellung der Berufsverbände sowie zum Zeitrahmen bis zur Gründung der gemeinsamen Gesellschaft. Die
nächste Sitzung der Strukturkommis­sion ist
für den 4.2.2008 veranschlagt, zu welcher
Herr Dr. Wienke als Berater hinzugebeten
werden wird.
Anlässlich des Deutschen Kongresses für
Orthopädie und Unfallchirurgie fand am
23.10.2007 eine Sitzung des Koordinationsausschusses statt.
Die Leiter der verschiedenen Task Forces
waren zur Berichterstattung über die bisher
geleistete Arbeit eingeladen. Nach kontroverser Eingangsdiskussion mit Erörterung
unterschiedlicher Standpunkte im Hinblick
auf die „Geschwindigkeit“ der Zusammenführung von DGOOC und DGU wurde man
sich darin einig, dass die Lösung der Sachfragen durch die Arbeitskreise eine ebenso
elementare Voraussetzung für die Gründung der neuen Gesellschaft sein muss wie
Einigkeit über die gemeinsamen Ziele und
Aufgaben. Die bis dato erarbeiteten Papiere
wurden im weiteren Verlauf durch die Sprecher der Arbeitskreise vorgestellt. Sie haben
nach übereinstimmender Auffassung des
Gremiums zunächst vorläufigen Charakter, werden eventuell durch die Vorstände
beider Fachgesellschaften mit Anmerkungen und Korrekturen versehen und zur
weiteren Bearbeitung an die Arbeitskreise
zurückgereicht. Die erwähnten Vorlagen
sind allerdings in ihrer Entwicklung bisher
unterschiedlich weit vorangekommen. Beispielhaft und wegen des berufspolitischen
Zeitdrucks ist das Papier des Arbeitskreises
„Weiterbildung“ bereits im Umlaufverfahren bei den Vorständen, um noch in diesem
Jahr an die Bundesärztekammer weitergegeben zu werden. Das nächste Treffen des
Koordinationsausschusses ist während des
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie Ende April 2008 geplant.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Am Ende eines ereignisreichen Jahres möchten wir Ihnen allen für Ihre nachhaltige Unterstützung bei unserem ehrgeizigen wie
verantwortungsvollen Vorhaben sowohl in
Form vielfacher Zustimmung als auch durch
Ihre konstruktive Kritik ganz herzlich danken. Wir versprechen Ihnen, dass wir auch
zukünftig in unserem Bemühen nicht nachlassen werden, im Sinne der Hegel'schen Dialektik aus These und Antithese eine allseits
akzeptierte Synthese zu bilden, welche breiten Konsens bei den Mitgliedern unserer
beider Fachgesellschaften finden kann. Wir
werden Sie in jedem Falle über den weiteren
Fortgang der Gespräche zwischen DGOOC
und DGU ebenso auf dem Laufenden halten wie über Vorstandsempfehlungen und
Präsidiumsbeschlüsse, denn wie bereits
erwähnt, wir möchten Sie alle mitnehmen
auf dem nicht immer ganz einfachen, weil
nachvollziehbar nicht schnurgeraden Weg
in Richtung Ziel der angestrebten gemeinsamen Gesellschaft.
Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien
ein frohes und erholsames Weihnachtsfest
sowie uns allen gemeinsam ein gesundes,
im Hinblick auf die bevorstehenden Aufgaben und Herausforderungen erfolgreiches
neues Jahr
Ihre
Prof. Dr. med. K. Weise
Präsident der DGU
Prof. Dr. med. J. Hassenpflug
Präsident der DGOOC
Prof. Dr. med. H. Siebert
Generalsekretär der DGU
Prof. Dr. med. F. U. Niethard
Generalsekretär der DGOOC
Langenbeck-Virchow-Haus
Luisenstr. 58/59
10117 Berlin
Tel.: DGU: (0 30) 28 00 43 00
Tel.: DGOOC: (0 30) 84 71 21 31
Union
Die Unterzeichnenden sind unisono der
festen Überzeugung, dass seit der „Potsdamer Konferenz“ im Februar diesen Jahres bereits eine beträchtliche Wegstrecke
hin zu einer gemeinsamen Gesellschaft
zurückgelegt wurde. Sichtbarer Ausdruck
wachsenden Wir-Gefühls war der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie Ende Oktober 2007. Mit mehr
als 10.600 Besuchern, knapp 7400 aktiven
Teilnehmern sowie unter Würdigung der
zahlreichen positiven Rückmeldungen gerade auch im Hinblick auf den interdisziplinären Charakter des Kongresses wurde
der Prozess der Zusammenführung durch
die „normative Kraft des Faktischen“ in eindrucksvoller Art und Weise bestätigt. Darauf sind die hierfür Verantwortlichen nicht
wenig stolz. Wir werden uns aber nicht auf
unseren Lorbeeren ausruhen, sondern auch
im kommenden Jahr und nach Wechsel in
den Präsidentschaften ganz intensiv um
weitere Fortschritte in Sachen Gemeinsamkeit einschließlich der dafür zu schaffenden
Voraussetzungen bemüht sein.
41
Empfehlungen zur Weiterbildungs­
befugnis-Erteilung im Facharzt
Orthopädie und Unfallchirurgie
Union
vorgelegt von der Union Orthopädie/Unfallchirurgie
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
Präambel
mit beigefügten Anlagen möchten wir Ihnen Kenntnis davon geben, dass die Vorstände beider Fachgesellschaften eine Empfehlung zur Erteilung der Weiterbildungsbefugnis unter dem Aspekt Einheitlichkeit,
Transparenz und Praktikabilität an die einzelnen Landes- und Bezirksärztekammern
versandt haben. Leider konnte der BVOU
unserer gemeinsamen Empfehlung nicht in
allen Punkten folgen.
Diese Empfehlungen stellen einen Kompromiss-Vorschlag weitergehender Wünsche einzelner Gruppierungen in unseren
Fachgesellschaften dar und sind das Ergebnis ei-ner langen, intensiven Diskussion und
Vorarbeit des Unionsarbeitskreises Weiterbildung unter Federführung von Frau Prof.
Dr. Almut Tempka.
Ich darf Ihnen diese Empfehlungen zur
Kenntnis geben, in der Hoffnung, dass Sie
im Rahmen Ihrer beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeit auf regionaler und
Bundes­ebene diese Empfehlungen unterstützen und mittragen können. Für Ihre Unterstützung bedanke ich mich.
Die Einführung des neuen Facharztes Orthopädie/Unfallchirurgie erfordert die Neuerteilung von Befugnissen für die Weiterbildungsbefugten und deren Weiterbildungsstätten.
Die große Anzahl der zu erwartenden
Anträge, aber auch der Anspruch der Weiterbildungsbefugten und Weiterzubildenden auf nachvollziehbare Entscheidungen,
macht es notwendig zur Bearbeitung der
Anträge ein strukturiertes, transparentes
Instrumentarium anzubieten.
Die „Union Orthopädie/Unfallchirurgie
der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (DGOOC)
und der Deutschen Gesellschaft für Unfall­
chirurgie (DGU)“ haben die vorliegenden
Empfehlungen konsentiert.
Qualitätssicherung und Verbesserung in
der Weiterbildung, Transparenz für Weiterzubildende und Befugte, Harmonisierung
der Vorgaben zur Befugnis Erteilung in der
BRD in der Weiterbildung sowie Praxisnähe
bei der Umsetzung der Weiterbildungsinhalte sind die wichtigsten Ziele dieser Empfehlungen und sollen bereits bestehende
Regelungen der Kammern unterstützen.
Ihr H. Siebert
42
Wir verstehen diese Empfehlungen als
einen Entscheidungskorridor und zusätzlich als Dokumentationsinstrument für die
Befugniserteilung zur Weiterbildung in der
Facharztkompetenz „Orthopädie/Unfallchirurgie“. Die Befugniserteilung zur Weiterbildung im „Common Trunk Chirurgie“ ist
nicht Gegenstand dieser Empfehlungen.
Die vorgeschlagenen Mindestanforderungen sind nicht isoliert als starre Faktoren
zu bewerten, sondern sollen darauf aufmerksam machen, in welchen Bereichen gegebe-nenfalls Kooperationen nachzuweisen
oder andere Auflagen zu erfüllen sind.
Die Einzelfallentscheidung der Kammergremien nach § 5 WBO ist unbenommen,
bedarf dann aber nach § 5 (4) der entsprechenden Auskünfte an die Kammer und
deren sorgfältiger Dokumentation. Auch
Protokolle von Begehungen der Weiterbildungsstätten können in Zweifelsfällen zur
Entscheidungsfindung und Dokumentation
beigezogen werden.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Empfehlungen
Beurteilung von Anträgen auf Erteilung einer Weiterbildungsbefugnis in der Facharztkompetenz
Orthopädie und Unfallchirurgie
Beantragter Umfang der Weiter­bildungs­befugnis:
_________ Monate
Höchstzeitraum im ambulanten Bereich (ohne operative Tätigkeit)
in der Regel: 12 Monate
Grundkriterien
1. Bei Nichterfüllung mehrerer der festgelegten Kriterien kann
dem Antrag nicht bzw. nicht im beantragten Umfang entsprochen werden.
2. In Einzelfällen muss die zu erteilende Befugnis bei bestehenden
Defiziten mit einer entsprechenden Auflage (Hospitation, Kurse
etc.) versehen werden.
A. Allgemeine Daten
Anerkennungen
Facharzt für Orthopädie und Unfall­chirurgie:ja/nein seit:_ ____
B. Umfang der beantragten Befugnis
1. Antrag: 6 Monate WBB – ambulante Versorgung
Mindestkatalog geforderter Kriterien:
Fallzahl von ca. 800 pro Quartal für Einzelpraxis
Zahl: _______
Fallzahl von ca. 1200 pro Quartal für Gemeinschaftspraxis ja/nein Zahl: _______
Röntgen vorhanden und/oder in direkter räumlicher Nähe
ja/nein
Sonographie vorhanden und/oder in direkter räumlicher Nähe
ja/nein
Verbandstechniken/Gipsraum, kleinere Wundversorgung
ja/nein
technische Orthopädie ja/nein
Wirbelsäulennahe und intraartikuläre Injektionen
ja/nein
2. Antrag: 12 Monate WBB – ambulante Versorgung
Chirurgie:
ja/nein seit:_ ____
Mindestkatalog geforderter Kriterien:
Schwerpunkt Unfallchirurgie:
ja/nein seit:_ ____
Orthopädie:
ja/nein seit:_ ____
Fallzahl von ca. 1000 pro Quartal für Einzelpraxis oder mindestens 500 D-Arztfälle/Jahr Zahl: _______
Andere: ____________________________ seit:_ ____
Derzeitige ärztliche Tätigkeit
niedergelassen:
ja/nein seit:_ ____
Ort der Tätigkeit:_ _____________________________________
belegärztliche Tätigkeit:
ja/nein seit:_ ____
Ort der Tätigkeit:_ _____________________________________
ja/nein Fallzahl von durchschnittlich ca. 1600 pro Quartal in einer Gemein­schaftspraxis mit entsprechender fachspezifischer Quali­fi­kation
Zahl: _______
ja/nein ja/nein Vorliegen von mindestens einer Schwer­punktbezeichnung/ Zu­satz­weiterbildung ja/nein z. B.: Spezielle Unfall­chirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Orthopädische Rheumatologie, Manuelle Medizin/Chirotherapie, Kinder­orthopädie, Spezielle Schmerz­therapie, Magnetresonanztomo­graphie, Notfallmedizin, Physikalische Therapie/und Balneologie, Sozialmedizin, Handchirurgie, Sport­medizin Röntgen vorhanden und/oder in direkter räumlicher Nähe
ja/nein
Ort der Tätigkeit:_ _____________________________________
Sonografie vorhanden und/oder in direkter räumlicher Nähe
ja/nein
WBB bereits vorliegend:
Verbandstechniken/Gipsraum, kleinere Wundversorgung
ja/nein
wenn ja, für:__________________________________________
technische Orthopädie
ja/nein
Umfang: ___________________________ Monate_ _________ wirbelsäulennahe und intraartikuläre Injektionen
ja/nein
Ltd. klinische Tätigkeit:
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
ja/nein seit:_ ____
ja/nein seit:_ ____
Union
Antragsteller _ ______________________________________
43
3. Antrag: 15 Monate WB – ambulante konservative und
operative Versorgung
Zusätzlich bei Praxen mit ambulanter OP-Einrichtung und bei
Belegärzten
Bis zu 800 Eingriffe inklusive Repositionen jährlich auf orthopädisch-unfallchirurgischem Fachgebiet
Zahl: _______
Erfüllung von mindestens 3 der in Anlage C aufgeführten inhalt­lichen Anforderungen
ja/nein ja/nein
Mindestkatalog geforderter Kriterien:
Union
Mindestkatalog geforderter Kriterien:
Bis zu 1600 Eingriffe inklusive Repositionen jährlich auf orthopädisch-unfallchirurgischem Fachgebiet ja/nein Zahl: _______
Vorliegen von mindestens zwei Schwer­punkt- bezeichnung/Zusatz­weiterbildung ja/nein Röntgen, CT, MRT vorhanden und/oder jederzeit verfügbar
ja/nein
Sonografie vorhanden und/oder jederzeit verfügbar
ja/nein
Verbandstechniken/Gipsraum, kleinere Wundversorgung
ja/nein
technische Orthopädie ja/nein
wirbelsäulennahe und intraartikuläre Injektionen
ja/nein
Erfüllung von mindestens 3 der in Anlage C geforderten inhaltlichen Anforderungen
ja/nein
z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Orthopädische Rheumatologie, Manuelle Medizin/Chirotherapie,
Kinderorthopädie, Spezielle Schmerztherapie, Magnetresonanz- tomogra­fie, Notfallmedizin, Physikalische Therapie/ und Balneologie,
Sozialmedizin, Rettungsmedizin, Handchirurgie, Sport­­medizin
4. Antrag: 12 Monate WBB – Kliniken konservative
Orthopädie/Unfallchirurgie
Fallzahl: mindestens 1500/Jahr stationär, teilstationär, ambulant
Zahl: _______
6. Antrag: 24 Monate WBB – Orthopädisch-Unfallchirur­
gische Kliniken/Abteilungen, Orthopädische Kliniken/
Abteilungen, Unfallchirurgische Kliniken/Abteilungen,
Orthopädisch-Unfallchirurgische Praxen mit operativer
Versorgung
ja/nein Vorliegen von mindestens einer Schwer­punkt- bezeichnung/Zusatz­weiterbildung ja/nein z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Orthopädische Rheumatologie, Manuelle Medizin/Chirotherapie,
Kinderorthopädie, Spezielle Schmerztherapie, Magnetresonanz- tomografie, Notfallmedizin, Physikalische Therapie/ und Balneologie,
Sozialmedizin, Handchirurgie, Sportmedizin
Röntgen vorhanden und/oder in direkter räumlicher Nähe ja/nein
Sonografie vorhanden und/oder in direkter räumlicher Nähe
ja/nein
Verbandstechniken ja/nein
technische Orthopädie
ja/nein
wirbelsäulennahe und intraartikuläre Injektionen
ja/nein
Erfüllung von mindestens 2 der in Anlage C geforderten inhaltlichen Anforderungen
ja/nein
7. Antrag: 36 Monate WBB – Orthopädisch-Unfallchirur­
gische Kliniken/Abteilungen, Orthopädische Kliniken/
Abteilungen, Unfallchirurgische Kliniken/Abteilungen,
Orthopädisch-Unfallchirurgische Praxen mit operativer
Versorgung
Mindestkatalog geforderter Kriterien:
5. Antrag: 12 Monate WBB – OrthopädischUnfallchirurgische Kliniken/Abteilungen, Orthopädische
Kliniken/Abteilungen, Unfallchirurgische Kliniken/
Abteilungen, Praxiskliniken
Mindestkatalog geforderter Kriterien:
Bis zu 800 Eingriffe inklusive Repositionen jährlich auf orthopädisch-unfallchirurgischemFachgebiet jährlich
Zahl: _______
Vorliegen von mindestens einer Schwer­punkt- bezeichnung/Zusatz­weiterbildung z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Orthopädische Rheumatologie, Manuelle Medizin/Chiro­therapie,
Kinderorthopädie, Spezielle Schmerztherapie, Magnetresonanz- tomografie, Notfallmedizin, Physikalische Therapie/und Balneologie,
Sozialmedizin, Handchirurgie, Sportmedizin, Rettungs­medizin
44
ja/nein ja/nein Mindestens 1600 Eingriffe inklusive Repositionen jährlich auf orthopädisch-unfallchirurgischem Fachgebiet
ja/nein Zahl: _______
Vorliegen von mindestens zwei Schwer­punkt- bezeichnungen/Zusatzweiterbildungen ja/nein Röntgen, CT, MRT vorhanden und/oder jederzeit verfügbar
ja/nein
Sonografie vorhanden und/oder jederzeit verfügbar
ja/nein
z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Orthopädische Rheumatologie, Manuelle Medizin/Chirotherapie,
Kinderorthopädie, Spezielle Schmerztherapie, Magnetresonanz- tomografie, Notfallmedizin, Physikalische Therapie/und Balneologie,
Sozialmedizin, Rettungsmedizin, Handchirurgie, Sport­medizin
Verbandstechniken/Gipsraum, kleinereWundversorgung ja/nein
Röntgen vorhanden und/oder jederzeit verfügbar
ja/nein
Sonografie vorhanden und/oder jederzeit verfügbar
ja/nein
Verbandstechniken/Gipsraum, kleinere Wundversorgung
ja/nein
technische Orthopädie ja/nein
Erfüllung von mindestens 2 der in Anlage C geforderten inhaltlichen Anforderungen
ja/nein
technische Orthopädie ja/nein
wirbelsäulennahe und intraartikuläre Injektionen
ja/nein
Erfüllung von mindestens 9 der in Anlage C geforderten inhaltlichen Anforderungen
ja/nein
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
1. > 50/Jahr Wirbelsäulenchirurgie
Zahl: _______
2. Kinderorthopädie, z. B.. Kindersprech­stunde und Sonografie der Säuglings­hüfte 120 Fälle
Mindestkatalog geforderter Kriterien:
> 3000 Eingriffe inklusive Repositionen jährlich auf orthopädisch-unfallchirurgischem Fachgebiet
Zahl: _______
Vorliegen von mindestens zwei Schwer­punkt- ­ ezeichnungen/Zusatz­weiterbildungen
b
z. B.: Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Orthopädische Rheumatologie, Kinderorthopädie, Handchirurgie
ja/nein ja/nein Röntgen, CT, MRT vorhanden und/oder jederzeit verfügbar ja/nein
Sonografie vorhanden und/oder jederzeit verfügbar
ja/nein
Verbandstechniken/Gipsraum, kleinere Wundversorgung ja/nein
technische Orthopädie
ja/nein
wirbelsäulennahe und intraartikuläre Injektionen
ja/nein
Erfüllung von allen der in Anlage C geforderten inhaltlichen Anforderungen
ja/nein Nur in begründeten Ausnahmefällen sollte einer Klinik ohne weitere
Verbund­weiterbildungsangebote die volle Weiterbildungsbefugnis erteilt werden.
ja/nein ja/nein
3. Konservative Orthopädie und/oder Rehabilitationsabteilung 250 Konservative Behandlungen einschließlich schmerztherapeutischer Maß­nahmen bei degenerativen und
entzündlicher Erkrankungen, angeborenen und erworbenen Deformitäten
und Unfallfolgen in mehrtägigen Verläufen Inklusive: – Osteodensitometrie (Befundung) – Anordnung, Überwachung und Dokumentation von
Verordnungen orthopädischer Hilfsmittel – Injektions- und Punktionstechniken an Wirbelsäule und Gelenken – Indikation, Anordnung und Überwachung physikalischer Therapiemaßnahmen bei chronisch orthopädischen Erkran­
kungen und Unfallfolgen
ja/nein
4. > 25/Jahr Schwerverletzte ISS > 16
Zahl: _______
ja/nein 5. Rheumaorthopädie, z. B. rheumato­lo­gi­sche Spezial­
sprechstunde ja/nein
Union
8. Antrag: 48 Monate = volle WBB – OrthopädischUnfallchirurgische Kliniken/Abteilungen
6. Tumororthopädie, z. B. Teilnahme am Interdisziplinären
Tumorzentrum
ja/nein
7. > 100/Jahr Endoprothetik ja/nein Zahl: _______
C. Gliederung inhaltlicher Anforderungen
8. > 200/Jahr Arthroskopische Operationen
Zahl: _______
ja/nein Bewertungsgrundlage
9. > 50/Jahr septische Chirurgie
ja/nein
Erfüllung aller 12 geforderten Inhalte 48 Monate WBB
Erfüllung von mindestens 9 der geforderten Inhalte 36 Monate WBB
Erfüllung von mindestens 3 der geforderten Inhalte 24 Monate WBB
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
10. > 50/Jahr komplexe Extremitätenverletzungen (von insgesamt mindestens 250 Frakturen) ja/nein Zahl: _______
11. > 50/Jahr gelenkerhaltende Osteo­tomien und Achsen­
korrekturen ja/nein Zahl: _______
12. Spezielle Verletzungsformen, z. B. im Kindes- und Jugendalter, 45
Zusatzweiterbildungen von hoher
Bedeutung für Orthopäden und
Unfallchirurgen
E. Lindhorst
Union
„Röntgendiagnostik – fachgebunden“
„Magnetresonanztomografie –
fach­gebunden“
„Physikalische Therapie und
Balneologie“
Mit der jetzt gültigen Weiterbildungsordnung wurde die Zusatzbezeichnung „Röntgendiagnostik – fachgebunden“ neu eingeführt. Dringend muss hier die Verwechslung
mit der Fachkunde Röntgen Notfalldiagnostik bzw. der fast gleichlautenden Fachkunde
Röntgendiagnostik des gesamten Skelettes
vermieden werden, die auf staatlicher Bundesgesetzgebung, speziell der Strahlenschutz- und Röntgenverordnung beruht.
Die neue Zusatzweiterbildung regelt die
fachliche Befähigung nach der Weiterbildungsordnung, d.h. einer über die ärztliche
Selbstverwaltung der Landesärztekammern
implementierten und dann von der Aufsichtsbehörde Landesgesundheitsministerium per Heilberufsgesetz sanktionierten Regelung. Die fachliche Befähigung wird dann
in der Landesärztekammer durch Prüfung
nachgewiesen.
Zu unterscheiden sind 2 Konstellationen:
jüngere Kollegen, die erst nach Inkrafttreten
der neuen Weiterbildungsordnung in Weiterbildung eingetreten sind, können diesen
Zusatz nur erwerben, wenn sie bei einem
befugten Weiterbilder tätig sind. Der Erwerb dieses Zusatzes darf – sinnhafterweise
– auch während der Facharztweiterbildung
erfolgen, was für viele andere Zusätze nicht
möglich ist.
Die zweite Konstellation und die zunächst
wesentliche höhere Anzahl sind „ältere“
Kollegen, die zu der Zeit ihre Weiterbildung
unternommen haben, als es diese neue Zusatzweiterbildung noch nicht gab, die aber
bereits die Sach- und Fachkunde nach Röntgenverordnung erworben haben. Diese können bzw. konnten in den meisten Kammern
im Rahmen von Übergangsbestimmungen
ebenfalls den Antrag auf Zulassung zur Prüfung stellen.
Bisher haben nur recht wenige Orthopäden und Unfallchirurgen den neuen Zusatz
46
„Röntgendiagnostik – fachgebunden Skelett“ erworben. Dabei geht es nach Entwicklung der letzten Jahre für die Fachärzte aus
den chirurgischen Fächern um den grundsätzlichen Erhalt der Möglichkeit im eigenen Fach, also ohne Extrazeit beim Radiologen diesen Zusatz erwerben und später
ggf. weiterbilden zu dürfen. Analog gilt dies,
besonders relevant für (Unfall-)Chirurgen,
auch für den Thorax und das Abdomen.
Zukünftige Risiken eines Nichterwerbs des
neuen Zusatzes sind zur Zeit schwierig vorherzusagen. Grundsätzlich erscheinen aber
neben dem Verlust der Kompetenz im Fach
Orthopädie und Unfallchirurgie Verschärfungen über neue Regelungen sowohl bei
der eigenen Möglichkeit röntgen zu dürfen
wie bei der Abrechenbarkeit denkbar. Sicher­
lich wäre es schwerwiegend, wenn die zukünftige Generation von Unfallchirurgen
und Orthopäden mangels nicht mehr gegebener Weiterbildung Patienten nur noch
durch mehrfache Vorstellung beim Radiologen diagnostizieren und behandeln könnte.
Dies dürfte zumindest in der ambulanten
Versorgung vom Patienten wütend quittiert
werden, da so erhebliche Zeitverzögerungen
in Diagnostik und Behandlung akuter und
degenerativer Erkrankungen (z. B. einfache
Frakturen, Diagnostik von Kox- und Gonarthrose) entstehen.
Selbstverständlich ist dieser Zusatz damit
sowohl für Kliniker als auch für niedergelassene Kollegen relevant, die deshalb bei
gegebener Voraussetzung der Sach- und
Fachkunde ebenfalls unbedingt das fachspezifische Röntgen erwerben sollten. Zu
beachten ist, dass jede Landesärztekammer
spezifische Regelungen treffen konnte (gilt
insbes. ob Erwerb mit oder ohne Prüfung)
und wann genau die Fristen im Fall einer
Übergangsregelung ablaufen. Auch zu bedenken ist, dass die Anforderungen an die
vorhandene Röntgenanlage unter eigener
Verantwortung und ggf. in der radiologischen Abteilung von den einzelnen Kammern unterschiedlich hoch gehangen werden. Somit empfehlen sich Erkundigungen
bei Kollegen bzw. der zuständigen Kammer
bereits im Vorfeld der Antragstellung.
Das „fachgebundene MRT“ ist sicher für wesentlich weniger Kollegen erreichbar, da neben der vorhandenen Expertise auch immer
zusätzlich eine Mindestzahl von eigenen
Untersuchungen nachgewiesen werden
muss. Als bundesweite Empfehlung wurde eine Mindestanzahl von 1000 durch die
Ständige Konferenz Weiterbildung empfohlen. Auch hier gilt: wer die Untersuchungstechniken anbieten und selbst darin weiterbilden will, muss zunächst diesen neuen
Zusatz gemäss der Weiterbildungsordnung
erworben haben.
Nur am Rande sei auch noch einmal darauf hingewiesen, dass Unfallchirurgen und
Orthopäden sich beispielsweise auch in der
„Physikalischen Therapie“ der Problematik
des Kompetenzverlusts im Fach per Neueinführung eines Zusatzes und Titels stellen müssen. Zukünftig ist der Erwerb des
neu eingeführten Zusatzes „Physikalische
Therapie und Balneologie“ Voraussetzung
für die Weiterbildungsbefugnis. Erneut
ist nicht sicher vorherzusehen, welche genauen Auswirkungen jenseits des Verlusts
der Möglichkeit zur Weiterbildung eintreten werden. In den Landesärztekammern,
deren Übergangsfristen noch nicht abgelaufen sind, sollten Kollegen deshalb zügig
die 2 Kurse zur Balneologie nachholen, um
den Zusatz nach neuer Weiterbildungsordnung selbst führen und auch weiterbilden
zu können.
PD Dr. Elmar Lindhorst
Mitglied des Berufsständischen Ausschuss und
Mitglied des Bildungsausschuss der DGU
Rossertweg 17
65817 Eppstein
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Delegation ärztlicher Leistungen
Ein trojanisches Pferd?
Einleitung
„Doch wir horchen allein dem Gerücht und
wissen durchaus nichts“
Homer (8./7. Jh. v. Chr.) – Ilias, 2. Ges. 486
Das ärztliche Berufsbild steht unter wachsendem Druck. Staatliche Eingriffe und Reglementierungen der Sozialagenturen engen ärztliche Handlungsspielräume zunehmend ein [12]. Die Arztzahlen sinken; die
Unzufriedenheit mit den Arbeits- und Vertragsbedingungen steigt [1, 8, 14, 21–24].
Versorgungsengpässe scheinen künftig vorprogrammiert [18]. Der Schwund an Medizinstudenten beträgt bis zum Eintritt in die
Patientenversorgung 41 % (Erstsemester
1997). Sie wechseln in andere Berufe oder
wandern ins Ausland ab. Derzeit geben 28 %
der Kliniken an, offene Arztstellen nicht
besetzten zu können. Auch der Bereich der
niedergelassenen Ärzte ist betroffen und
warnt vor einem eklatanten Ärztemangel
vor allem im Hausarztbereich.
Die für 2008 angekündigte Gesetzesinitiative des Bundesgesundheitsministeriums,
ärztliche Arbeitsbedingungen dadurch zu
verbessern, dass man Pflegekräften mehr
ärztliche Kompetenzen übertragen wolle,
bezeichnete der damalige Vorsitzende des
Marburger Bundes, Frank Ulrich Montgomery, als „ideologiebehaftete Alibimaßnahme“. Das Gutachten „Kooperation und
Verantwortung – Voraussetzungen einer
ziel­orientierten Gesundheitsversorgung“
des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen bildet jedoch eine wichtige Plattform
für derartige Initiativen [20, 27, 28]. Nach
den Empfehlungen sollen nichtärztliche Gesundheitsberufe stärker in die Versorgung
und Verantwortung einbezogen werden
und die Kooperation zwischen den Berufsgruppen verbessert werden. Bemängelt
wird eine noch immer arztzentrierte Krankenversorgung. Die Neuverteilung der Aufgaben zwischen den Gesundheitsberufen
soll dabei immer auch von einer Reform
der Berufsausbildung begleitet werden. Der
Sachverständigenrat begrüßt den Akademisierungsprozess verschiedener Gesundheitsberufe (Bologna-Prozess). Jedwede
Hierarchie soll aus der Gesundheitsversorgung entfernt werden. Dies soll sich insbeDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
sondere durch die Wahl der Berufsbezeichnungen widerspiegeln. Eine gestufte Verantwortung innerhalb und auch zwischen
den Berufsgruppen räumt der Sachverständigenrat jedoch ein. Wegen der Brisanz der
Veränderung der Aufgabenverteilung empfiehlt der Sachverständigenrat, mit kleinen
Schritten vorzugehen. Der erste Schritt sei
über den Weg der Delegation ärztlicher Aufgaben an nichtärztliche Gesundheitsberufe
zu gehen. Im zweiten Schritt sollen regionale Modellprojekte zur Veränderung des
Professionenmixes und zur größeren Eigenständigkeit nichtärztlicher Gesundheitsberufe durchgeführt und evaluiert werden. Im
dritten Schritt könne dann bei bewiesener
Praktikabilität eine breite Einführung der
Neuerungen erfolgen.
Es werden somit umfassende Änderungen
des bisher bekannten und gewachsenen
Arztbildes vorgeschlagen mit gravierenden
Umstellungen für Ärzte, Patienten und
nichtärztliche Leistungserbringer. Die Delegation ärztlicher Leistungen ist somit als
verdeckter erster Schritt in einen Ausstieg
aus dem Arztberuf zu benennen, wie er bisher bekannt und tradiert war.
Eine Versorgungsverbesserung oder Kostenersparnis durch mit Bachelor- und Masterstudiengängen weithin akademisierten,
nichtärztlichen Gesundheitsanbieter ist
spekulativ und eher fraglich. Ein wesentlicher Motivationsgrund für derartige Initiativen mag daher die Umverteilung von
vermeintlichen Prestige- und Einkommensvorteilen des Arztberufes sein. Ob unter
kontinuierlich verschlechternden Arbeitsbedingungen und einem der Erosion preisgegebenen Arztbild ein sich ankündigender
Ärztemangel wird verhindern lassen ist zumindest fraglich [11].
Die politische Motivation von Delegation
ärztlicher Leistungen entpuppt sich somit
als ein trojanisches Pferd mit den Zielen:
Zerschlagung angeblicher ärztlicher Macht
über die Heilkunde und Umverteilung vermuteter materieller Pfründe.
Delegation ärztlicher Leistungen
An vielen Stellen hat die Delegation ärztlicher Leistungen auf nichtärztliches Personal bereits begonnen [2, 3, 5, 6, 7, 8, 10,
13, 15, 16, 25]. Teilweise handelt es sich
um eine begrüßenswerte Rückdelegierung
von Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben [10, 13]. Der Rhön-Konzern hat
Assistenzkräfte im Patientenmanagement
(AAP) eingeführt zur Entlastung der Ärzte
von nichtärztlichen Tätigkeiten. Hier geht
es um eine Entlastung von einfachen Routinen (Blutentnahmen, Verweilkanülen) und
bürokratischer Tätigkeit [10]. Als Vorbild gilt
der „physician assistant“ der USA. Bei diesen Maßnahmen handelt es sich zweifellos
um Schritte, die von der Ärzteschaft unterstützt werden können. Andernorts werden
Studienprogramme aufgelegt mit weit reichenden Eingriffen in ärztliche Tätigkeiten.
Hierbei handelt es sich um Studienprogramme zu einer erweiterten OP-Assistenz
auf privat universitärer Ebene oder um Projekte einzelner medizinischer Fachgesellschaften [5, 6, 7, 15, 25, 26].
In einer zunehmend öffentlich geführten
Diskussion über die Delegation ärztlicher
Leistungen sind die medizinischen Fachgesellschaften gefordert eindeutig Stellung zu
beziehen [26]. Die DGU hat hierzu ein Positionspapier veröffentlicht [11]. Die Einbeziehung nichtärztlicher Gesundheitsberufe
in chirurgische Behandlungsteams mit unterschiedlichem Kompetenzlevel kann auch
als Chance für einzelne chirurgische Fachgebiete gesehen werden. Dieses Assistenzpersonal, das immer nur arztunterstützend und
nicht arztersetzend tätig werden kann, ist
dem ärztlichen Dienst zuzuordnen, die ärztliche Supervision muss sichergestellt sein.
Auf eine Anfrage zur Kassenärztlichen
Bundesvereinigung und Bundesärztekammer zur Delegation ärztlicher Leitungen
vom 1.10.2007 wurde eine gemeinsame
Stellungnahme der Union Orthopädie/
Unfallchirurgie verfasst. Hierbei wurden
Tätigkeiten definiert, die unter Arztvorbehalt stehen oder delegierbar erscheinen.
Juristische Aspekte wurden berücksichtigt
[4, 9, 17, 19].
Definitionskritisch sind die juristische
Festlegung des Arztvorbehaltes, der Delegierbarkeit und der Substitution.
Union
R. Hoffmann, F. Thielemann, D. C. Wirtz, F. U. Niethard, H. Siebert
Arztvorbehalt
Ärztlich vorbehalten sind Tätigkeiten, deren
Erledigung (allgemein oder im Einzelfall)
47
gerade einem Arzt eigene Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen voraussetzen.
Hierzu gehören nach allgemeiner Meinung
z. B.:
■ körperliche Untersuchung, Diagnose- und
Indikationsstellung
■ Therapieplanung
■ Indikation, Auswahl, Dosierung von Medikamenten
■ OP-Aufklärung
■ Operationsführung und Narkose
■ Behebung von Komplikationen
■ Bluttransfusionen
Union
Delegierbarkeit
Eine Delegation ärztlicher Tätigkeiten ist
grundsätzlich möglich. Dabei ist zwischen
„nicht delegierbar, delegierbar, im Einzelfall
delegierbar (bei individuell dokumentierter
Qualifikation des nichtärztlichen Mitarbeiters)“ zu unterscheiden. Bei delegationsfähigen Tätigkeiten ist weiterhin zu definieren, ob direkte und unmittelbare Arztpräsenz zusätzlich erforderlich ist.
Auch muss die Nachvollziehbarkeit des
Facharztstandards für alle Tätigkeiten und
Maßnahmen gewährleistet sein. Solches
ist jedenfalls im Ergebnis sicherzustellen.
Schriftliche Arbeits- und Verfahrensanweisungen für delegierte Tätigkeiten sind zu
fordern. Eine strukturierte Ausbildung der
nichtärztlichen Mitarbeiter ist ebenso erforderlich wie eine arbeitsvertragliche Aufgabendefinition und Festschreibung. Eine Aufklärung der Patienten über Art und Umfang
der delegierten Maßnahmen ist unabdingbar. Das Primat der ärztlichen Beurteilung,
Entscheidung und Anordnungsbefugnis
wird hierdurch nicht beeinträchtigt. Alle delegationsfähigen Tätigkeiten müssen ärztlicherseits angeordnet, überwacht un dokumentiert werden.
Delegation vs. Substitution
Während es sich bei der Delegation um
eine vorübergehende Übertragung von
ärztlichen Tätigkeiten handelt, stellt die
Substitution eine dauerhafte Übertragung
von ärztlichen Tätigkeiten dar. Bei der Delegation verbleibt die juristische Endverantwortung beim Arzt. Bei der Substitution
müsste sie auf den Empfänger übergehen.
Bei fehlender „Letztentscheidungsbefugnis“ ist auch eine „Letztverantwortlichkeit“
des Arztes nicht akzeptabel.
Nicht delegierbare Tätigkeiten
Dies sind grundsätzlich ärztlich vorbehaltene Tätigkeiten (Arztvorbehalt).
48
In Anlehnung und Ergänzung daran werden
aufgeführt:
■ k örperliche Untersuchung
■B
efunderhebung und -bewertung
■D
iagnose- und Indikationsstellung
■P
lanung, Festlegung und Durchführung
von Diagnostik und operativen Therapiemaßnahmen
■D
urchführung von Operationen (Schnitt
bis Naht), Frakturreposition, Röntgendurchleuchtung, Operationsbericht
■1
. Assistenz bei allen operativen Eingriffen
■ z entralvenöse Zugänge, Thoraxdrainagen
■B
eurteilung komplexer, kritischer und
schwieriger Wunden inkl. Verband- und
Wundmanagement
■ I ndikation und Festlegung und Überwachung der medikamentösen Therapie
■ I ndikation und Durchführung von Bluttransfusionen/Körperersatzstoffen/Hormonen u. ä.
■P
atienten- und Angehörigenaufklärungsgespräche prä-, peri- und postoperativ
■K
onsilmanagement und fallgebundene
Kommunikation mit anderen ärztlichen
Fachdisziplinen und niedergelassenen
Ärzten (inkl. Arztbriefe)
■M
anagement med. Komplikationen
■ä
rztliche Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen
■D
okumentationen med. Sachverhalte
■n
otärztliche Tätigkeit
■P
lanung; Indikation und Überwachung
von med. Rehabilitationsmaßnahmen
■P
lanung, Indikation und Überwachung
von immobilisierenden (Gips-) Verbänden, Funktionsorthesen, und Prothesen/
Epithesen
■m
edizinische, fachorthopädisch-unfallchi­
rurgische Begutachtung
■ Organisation von Nachsorge in Koopera­
tion mit Angehörigen und Sozialdienst
■ Verwaltungs-Dokumentationsaufgaben
■ Standard-Patientenlagerung, OP-Feld­
desinfektion und Abdeckung
■ OP-Assistenz (2. Assistenz)
■ Wundverband, Lagerungsschienen
■ OP-Verwaltungs-Dokumentationsauf­
gaben
■ Qualitätssichernde Maßnahmen (Ausfüllen von Evaluationsbögen, von Behandlungsergebnissen (Scoring) u. ä.
■ Fall- und Belegungsmanagement
Delegierbare Tätigkeiten
Medizinische Kodierassistenten
■ OP-Verwaltungs-Dokumentationsaufgaben
■ Qualitätssichernde Massnahmen (Ausfüllen von Evaluationsbögen, von Behandlungsergebnissen (Scoring) u. ä.
■ Organisation von Nachsorge in Koopera­
tion mit Angehörigen und Sozialdienst
■ Verwaltungs-Dokumentationsaufgaben
■ Fall- und Belegungsmanagement
■ v orbereitende Anamnese (Dokumenta­
tion), vorbereitende OP-Aufklärung (Standardeingriffe),
Befunddokumentation,
vor­­bereitende Standardarztbriefe
■e
infache Verbandswechsel
■ Wundmanagement (bei Vorliegen eines
Wundleitfadens und einer Kursausbildung)
■A
nlegen immobilisierender Verbände,
Orthesen
■B
lutentnahmen, Legen peripher venöser
Zugänge, Infusionsanlage
■S
icherstellung der Umsetzung angeordneter medizinischer Maßnahmen, Untersuchungen und Konsile
■M
edikamentengaben (oral, i.v., i.m., s.c.,
oral) einschließlich Umsetzung in Äquivalenzdosen
■B
ilanzierung
Von diesen delegierbaren Tätigkeiten sind
a)grundsätzlich delegierbar
an folgende Fachberufe
Krankenpflege und Arzthelfer-/innen
(sowie neue Berufsfelder wie CTA, OTA, Physician Assistant)
■ vorbereitende Anamnese (Dokumenta­
tion), vorbereitende OP-Aufklärung (Standardeingriffe),
Befunddokumentation,
vor­bereitende Standardarztbriefe
■ einfache Verbandswechsel
■ Wundmanagement unkomplizierte Wunden (bei Wundleitfaden)
■ Bilanzierung
■ Sicherstellung der Umsetzung ärztlicher
Anordnungen (Untersuchungen, Konsile
etc.)
■ Standard-Patientenlagerung, OP-Feld­
desinfektion und Abdeckung
■ Wundverband, Lagerungsschienen
■ OP-Verwaltungs-Dokumentationsauf­
gaben
■ technische Assistenz (Arthroskopietürme,
Navigationsgeräte u. ä.)
■ Organisation von Nachsorge in Koopera­
tion mit Angehörigen und Sozialdienst
■ Verwaltungs-Dokumentationsaufgaben
b) im Einzelfall delegierbar
an dokumentiert qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter von Krankenpflege,
OTA, CTA
■ Blutentnahmen, Infusionsanlage, Medika­
mentenverabreichung
■ OP-Assistenz (2. Assistenz), Wund­
verschluss
■ Anlegen immobilisierender Verbände,
Orthesen
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
d) mit notwendiger Präsenz des Arztes
■ Wundverschluss einfacher Wunden
(ca. 1 Jahr)
Nicht ärztliche Tätigkeiten die derzeit von
Ärzten ausgeführt werden und daher im
Sinne einer Substitution abgegeben werden
müssen:
■ Schreibarbeiten (Schreibdienst)
■ Codierungsarbeiten (Codierassistenten)
■ Organisation, Sortieren, archivieren medizinischer Unterlagen/Krankenakten (Verwaltungsmitarbeiter, Archivare)
Tätigkeiten nichtärztlicher Berufe in
Eigenverantwortung
a) nach ärztlicher Indikationsstellung
■ Physiotherapie, Ergotherapie u. ä. nach
Erstverordnung
■ Wundmanagement bei Dekubitus
b) ohne ärztliche Indikationsstellung
■ Physiotherapie, Ergotherapie u. ä.
■ Folgeverordnungen
■ paramedizinische „Wellness“-Verfahren
Folgeabschätzung einer Delegation
oder Übertragung in nichtärztliche
Verantwortung
Die Folgen einer Delegation ärztlicher Leis­
tungen auf Ärzte, neue Leistungserbringer
und Patienten sind noch schwer anzuschätzen. Auch potentielle Kostenersparnisse
sind derzeit eher vermutet und keinesfalls
bewiesen.
Nicht akzeptabel wären Qualitätseinbussen in der medizinischen Behandlung für
den Patienten.
Potentielle Vorteile
■ Entlastung des Arztes von nichtärztlichen
oder delegierbaren Tätigkeiten
■ steigende Berufszufriedenheit der Ärzte,
mehr Zeit für „Arbeit am Patienten“
■ Fokusierung von ärztlicher Arbeitskraft
und Qualität
■ Standardisierung bestimmter medizini­
scher Leistungen
■ Motivation, Teambildung, Mitarbeiter­
bindung
Potentielle Nachteile
■ Stellenabbau im ärztlichen Bereich
■ Kompetenz-/Qualifikationswanderung
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
■u
mfangreicheAufklärungspflicht,Haftungs­
unklarheiten, juristische „Grauzonen“
■ Verunschärfung und Beeinträchtigung
des Arzt-Patienten-Verhältnisses
■S
tatus- und Kompetenzverlust des Arztberufs mit resultierend schlechterer Bezahlung und Nachwuchsmangel, da suggeriert wird, die ärztliche Versorgung im
bisherigen Sinne sei insuffizient
■w
irtschaftliches Einsparpotential bei zu­
nehmender Akademisierung der nicht
ärztlichen Berufe eher fraglich
■K
oordinations-, Kommunikations-, Schnitt­
stellenprobleme durch zusätzliche neue,
professionalisierte Berufsgruppen mit
eigenem „Expertentum“
Schlussfolgerung
Entscheidend bei der Frage der Delegation ärztlicher Leistungen ist die Qualität
der medizinischen Behandlung für den
Pa­tienten. Hierzu gehört ganz wesentlich
nicht nur eine technisierte, prozessoptimierte medizinische Leistung, sondern
auch die menschlich ärztliche Zuwendung.
Die medizinischen Fachgesellschaften und
Berufsverbände sind gefordert eindeutig
Position zu beziehen und ihre Führungsposition in dieser Diskussion um Qualität
und Leistungserbringung gemeinsam mit
der Bundesärztekammer zu reklamieren.
Sie sollten die Deutungshoheit nicht Politik
und Kostenträgern überlassen. Eine schleichende Einführung von „Barfußärzten“ oder
„Ärzten light“ erscheint politisch hilflos und
durchschaubar. Die Ärzteschaft muss daher um den Erhalt des ärztlichen Leitbildes
kämpfen und sich gegen die Fremdbestimmung durch Gesetzgeber und Teile der Gesellschaft zur Wehr setzen.
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4: Doc 28
27. Wienke A, Janke K (2007) Zum Gutachten des
Sachverständigenrats zur Kooperation und Verantwortung im Gesundheitswesen: Die Kernaussagen
zur Zusammenarbeit von ärztlichen und nicht ärztlichen Gesundheitsberufen. GMS Mitteilung aus der
AWMF 2007/4: Doc 21
Union
c) mit notwendiger Überwachung durch
den Arzt
■ Punkte unter a in der Anfangsphase
(ca. ½ Jahr)
■ Punkte unter b mittelfristig (ca. 1 Jahr)
Prof. Dr. Reinhard Hoffmann
Berufsständischer Ausschuss der DGU
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik
Friedberger Landstraße 430
60389 Frankfurt am Main
Tel.: (0 69) 475 20 01, Fax: (0 69) 475 22 23
E-Mail: [email protected]
49
„Fit after Eight“
Ein neues Konzept zur berufsbegleitenden Weiterbildung als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirugie
Union
W. Mutschler
Neue Ideen zur Gestaltung der Weiterbildung und berufsbegleitenden Fortbildung
sind seit einigen Jahren im Umlauf. Begriffe
wie e-Learning, continuous medical education und continuous professional development kursierten. Deren Umsetzung im
angloamerikanischen Sprachraum und die
Übertragbarkeit in das deutsche System
kennzeichneten die Fachdiskussion. Durch
die Umorientierung des Medizinstudiums
von Faktenwissen auf Kompetenzen hielten
neue Lehrformen und eine systematische
Schulung der Dozenten in der Lehre an den
deutschen Universitäten Einzug. Begleitende wissenschaftliche Untersuchungen der
bisherigen und zukünftigen Lehre haben
einige wichtige Fakten gezeigt:
Force Fort- und Weiterbildung gegründet.
Sie setzte sich das ehrgeizige Ziel, ab Herbst
2008 ein neues Curriculum anzubieten. Aktiv wurden die Akademie der Unfallchirurgie
und die Akademie Deutscher Orthopäden
mit Einbeziehung der Gremien von DGU,
DGOOC, BVOU, und BDC. Medizin-didakti­
scher Fachverstand wurde hinzugezogen
in Form von Masters of Medical Education.
Waren anfänglich überwiegend Unfall­
chirurgen in der Gruppe, so stießen ab August 2007 weitere Orthopäden hinzu. Jetzt
dürfen wir von einer hochrangig besetzten,
zwischen Jung und Alt ausgewogenen und
mit großem Elan und Engagement arbeitenden Gruppe berichten.
■D
er bislang gewohnte Frontalunterricht
zur Vermittlung von Faktenwissen war
nicht sehr effektiv, überließ dem jeweiligen Dozenten die Festsetzung der Lernziele und überging wesentliche chirurgische Kernkompetenzen.
■E
ine systematische Evaluation des Lernerfolges fand nicht statt.
■ Aktivierende Lehrmethoden wie z. B. das
problemorientierte Lernen an realis­ti­
schen Einzelfällen und Alltagssituationen
werden zu selten eingesetzt, obwohl sie
die beste Motivation erzeugen und zu
den besten Lernerfolgen führen.
Was ist das Ziel des Curriculums?
Mit der Etablierung des gemeinsamen Facharztes für Orthopädie und Unfallchirurgie
wurden diese Ideen und Überlegungen auch
für DGU und DGOOC/BVO relevant. Die Fülle des Stoffes im gemeinsamen Fach ist so
groß, dass selbst in einem guten Crash-Kurs
bei weitem nicht mehr alle Inhalte und Zusammenhänge zu vermitteln sind. Daher
erscheint exemplarisches Lernen sinnvoller.
Exemplarisches Lernen aber erfordert neue
Lehrmethoden.
Innerhalb unserer wissenschaftlichen Fach­
ge­sellschaften wurde uns bewusst, dass wir
kein großes explizites Engagement für die
strukturierte Weiterbildung vorzuweisen
hatten. Und das, obwohl strukturierte Fortund Weiterbildung die Attraktivität des
Faches und die Attraktivität der Fachgesellschaften erhöht. Wir hatten das Feld weitgehend den Berufsverbänden überlassen.
Im Oktober 2006 wurde deshalb durch Beschluss des Präsidiums der DGU eine Task
50
Wir bieten ein inhaltlich modernes und methodisch hochwertiges Curriculum für Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung zum
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
auf der Grundlage der Weiterbildungsordnung an. Zielgruppe sind folglich in erster
Linie Facharztkandidat(inn)en, in zweiter
Linie aber auch alle Weiterbilder und Prüfer. Exemplarisches Lernen beschreiben wir
mit den Schlagworten „in die Tiefe, nicht in
die Breite“, „Mut zur Lücke“ und „Wichtiges,
Häufiges, Lebensgefährliches“. Wir üben mit
den Teilnehmern die Lösung von Problemen
auf Facharztstandard in einem anspruchsvollen beruflichen Umfeld.
Modul 1
Frakturen Teil 1/Infektionen
Modul 2
Frakturen Teil 2/Tumoren
Modul 3
Polytrauma, Mehrhöhlen­ver­
letzung. Aufklärung, Haftpflicht,
Begutachtung
Modul 4
Wunde, Weichteilschaden,
Folge­schäden. Verletzungen
(Gelenk­binnen­verletzungen, andere
Gewebearten ohne Knochen)
Modul 5
Gelenkerkrankungen, insbesondere
Arthrose
Modul 6
Erkrankungen von Knochen, Muskulatur, Nerven- und Bindegewebe.
Chronisch entzündliche (rheumatische) Erkrankungen
Modul 7
Wachstum, Fehlbildungen, Fehlent­
wicklungen, Formabweichungen
Modul 8
Rückenschmerz
Tab. 1: Leitthema der 8 Module
Als Grundlage dient die Matrix der chirurgischen Kernkompetenzen. Sie umfasst:
■ F aktenwissen (Fakten, Terminologie),
■K
onzeptwissen (Theorien, Modelle, Prinzipien, Klassifikationen),
■p
rozedurales Wissen (warum und wie etwas tun),
■ä
rztliches Verhalten,
■S
chulung zum lebenslangen Lernen und
■m
etakognitives Wissen (was weiß ich,
was kann ich)
Chirurgische Fähigkeiten und Fertigkeiten
werden bewusst ausgeklammert. Sie bleiben der Weiterbildung vor Ort und den einschlägigen Kursen, z. B. von den Berufsverbänden, der AO oder der AE, vorbehalten.
Wie ist das Curriculum aufgebaut?
Die Gruppe einigte sich darauf, ein berufsbegleitendes Curriculum aufzubauen, das
in 4 Jahren 8 Module á 2 Tage anbietet.
Die Module haben jeweils ein Leitthema
( Tab. 1). Sie sind inhaltlich aufeinander
abgestimmt, aber unabhängig und in sich
geschlossen gestaltet, sodass man jederzeit
„einsteigen“ kann. Im Rahmen der Leitthemen werden stets sog. Querschnittsthemen
berücksichtigt.
Querschnittsthemen sind:
■D
iagnostik,
■ Indikation zur konservativen und operativen Therapie
■m
edikamentöse Therapie,
■S
chmerztherapie,
■N
achsorge und Komplikationsmanagement,
■K
ommunikation
■ s pezielle Aspekte der Technischen Orthopädie,
■K
inderorthopädie und Kindertraumatologie,
■G
eriatrische Orthopädie und Unfallchirurgie
■P
hysikalische Therapie und Physiotherapie.
Für jedes Modul werden verbindliche Lernziele festgelegt und einheitliches Lehrmaterial entwickelt. Der Unterricht findet in
Gruppen zu 8 bis 10 Teilnehmern mit didaktisch geschulten Dozenten statt. Die Dozenten sind während des gesamten Kurses
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Modul 1: Frakturen Teil 1 / Infektionen
Zeit
Übersicht
Beschreibung
08:00–08:20
Begrüßung – Plenum
Das Gesamt-Programm (Modul 1–8) wird vorgestellt.
Das Programm des aktuellen Moduls wird vorgestellt.
08:30–08:45
Start der Gruppen
Die Teilnehmer stellen sich gegenseitig vor.
08:45–10:15
Großer Fall, Teil 1 in Gruppen
Die erste von 2 Sitzungen zum Thema Knochenbruch.
Ein zweitägiger paper case: Oberarmkopf- + -schaftfraktur + Femurschaftfraktur.
10:15–10:45
Pause
10:45–11:15
Referat – Plenum
Grundlagen und Therapieprinzipien der Knochenheilung.
11:20–12:00
Kurzer Fall A – in Gruppen
Die Teilnehmer bearbeiten einen kurzen Fall: Trimalleoläre Sprunggelenksfraktur
12:00–13:00
Mittagessen
13:00–13:30
Kurzer Fall A – Synthese Plenum
Zwei Gruppen stellen ihre Ergebnisse zum kurzen Fall A vor. Synthese.
(Alternativ: Ein Dozent stellt Musterlösungen vor.)
13:40–14:30
Kurzer Fall B – in Gruppen
Die Teilnehmer bearbeiten einen kurzen Fall: Eine erstgradig offene
distale Radiusfraktur mit Handwurzelbeteiligung.
14:35–15:00
Kurzer Fall B – Synthese Plenum
Zwei Gruppen stellen ihre Ergebnisse zum kurzen Fall B vor. Synthese.
(Alternativ: Ein Dozent stellt Musterlösungen vor.)
15:00–15:30
Pause
15:30–16:00
Referat – Plenum
Weichteilschaden, offene Frakturen
16:05–17:00
Tages-Rückblick im Plenum
Die Fälle (Großer Fall 1, kurzer Fall A, kurzer Fall B)
werden von Teilnehmern erneut vorgestellt.
Die Lernziele der Referate werden zusammengefasst.
Teilnehmer stellen Fragen, Dozenten antworten.
Teilnehmer notieren die 3 wichtigsten Lernerfolge auf Karten.
17:00–19:00
Recherche zum Großen Fall
Die Teilnehmer arbeiten einzeln oder in kleinen Teams mit Hilfe von Büchern
oder Computer das Tutorial 1 nach und bereiten das Tutorial 2 vor. WLAN steht zur Verfügung.
19:30–20:30
Abendessen
20:30–21:00
Referat
Union
Tag 1
Tag 2
08:00–09:00
Großer Fall Teil 2 – in Gruppen
Die zweite von zwei Sitzungen zum Thema Knochenbruch.
09:05–10:00
Simulation in Gruppen
Die Teilnehmer üben ein Aufklärungsgespräch mit Feedback.
10:00–10:30
Pause
10:30–11:15
Kurzer Fall C – in Gruppen
Die Teilnehmer bearbeiten einen kurzen Fall:
akute postoperative Implantat-Infektion nach Osteosynthese.
11:20–11:45
Kurzer Fall C – Synthese Plenum
Zwei Gruppen stellen ihre Ergebnisse zum kurzen Fall C vor. Synthese.
(Alternativ: Ein Dozent stellt Musterlösungen vor.)
11:45–12:15
Referat im Plenum
Lebensbedrohliche und komplikationsträchtige Weichteilinfektionen
(z. B. Fasziitis, Spondylodiszitis), bakteriologische Diagnostik, medikamentöse Therapie,
chirurgische Therapie, Intensivtherapie bei Infektionen.
12:15–13:15
Mittagessen
13:15–14:00
Kurzer Fall D – in Gruppen
Die Teilnehmer bearbeiten einen kurzen Fall:
chronische posttraumatische Osteitis.
14:00–14:30
Kurzer Fall D – Synthese Plenum
Zwei Gruppen stellen ihre Ergebnisse zum kurzen Fall D vor. Synthese.
(Alternativ: Ein Dozent stellt Musterlösungen vor.)
14:30–15:00
Pause
15:00–15:30
Referat im Plenum
15:45–16:00
Schriftliche Kurs-Evaluation
16:00–16:30
Schriftliche Prüfung
16:30–17:00
Modul-Rückblick im Plenum
In unterhaltsamer Weise wird der aktuelle Stand der Forschung vorgestellt,
soweit sie zur klinischen Wirklichkeit der Teilnehmer Bezug hat:
Kontroll­maßnahmen für Hepatitis, HIV, TB, Standards.
Die Lernziele der Tutorials und Referate werden zusammengefasst.
Die Teilnehmer kommentieren die einzelnen Unterrichtseinheiten,
die Methoden, die Kursmaterialien, das Konzept des Kurssystems
Tab. 2 Modul 1 als Beispiel eines Curriculums
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
51
Union
Abb. 1 Teilnehmer der Klausurtagung in Frauenchiemsee Januar 2008
anwesend. Der Unterricht stützt sich wesentlich auf authentische Probleme aus der
täglichen Praxis, die durch wenige, ausgewählte Frontalvorlesungen ergänzt werden.
Obligat sind Prüfungen und Evaluation. Attraktiv sind die Module auch dadurch, dass
man durch diese Art des Unterrichts sehr
viele CME-Punkte erwerben kann, und dass
wir ein Zertifikat verleihen.
Wie wurden die Inhalte des
Curriculums festgelegt?
In einem ersten Schritt wurden Ärzte in der
Weiterbildung befragt, wo sie Defizite in ihrem Wissen und Können sehen. Auf Grund
der Befragung und aus Überlegungen in
unserem Kreis haben wir spezifische, überprüfbare Lernziele formuliert. In einem
zweiten Schritt haben wir die gesammelten
Lernziele rund 90 erfahrenen Weiterbildern
und Facharztprüfern vorgelegt, die die Lernziele aus ihrer Sicht bewertet haben.
Daraus destillierten wir rund 300 Lernziele heraus, die wir in Kern-Lernziele und
Mantel-Lernziele sowie Lernziele für Common Trunk und Lernziele für die spezielle
Weiterbildung unterteilten. Die Kern-Lernziele mit höchster Bewertung für die berufsbegleitende Weiterbildung im neuen
Facharzt haben wir als Grundlage für die
8 Module gewählt. Die Lernziele arbeiteten
wir in die genannten modernen Lehrformen
um, die das Lernverhalten von berufstätigen
52
Orthopäden und Unfallchirurgen berücksichtigen. Ein Beispiel eines solchen Curriculums zeigt Tabelle 2 ( Tab. 2).
Wo stehen wir heute?
Nach der Erarbeitung der generellen Ziele,
der Ermittlung der konkreten Bedürfnisse
der Zielgruppe, der Umsetzung in spezifische, messbare Lernziele und in innovative
Lehrmethoden stehen wir heute in der Implementierungsphase. Alle 8 Module sind
in ihrer Grundstruktur fertig gestellt. Alle
Lernziele sind in die Lehrmethoden eingearbeitet. Ein Budget ist erstellt. Die Verantwortlichen für die einzelnen Module sind
festgelegt, sie bereiten die konkrete Umsetzung ab Herbst 2008 vor. Im November
2008 wird das 1. Modul für 80 Teilnehmer
angesetzt, die weiteren Module folgen dann
im 6-Monats-Rhythmus.
Parallel dazu beteiligen wir uns an der inhaltlichen und formalen Ausgestaltung der
zukünftigen Seminare zum Common trunk
im Rahmen der gemeinsamen „Weiterbildungsakademie der Deutschen Chirurgie“.
BDC, DCCh und die wissenschaftlichen
Fachgesellschaften haben sich darauf geeinigt, mit diesen Seminaren den Grundstein
für eine koordinierte und zukunftsorientierte Ausgestaltung der chirurgischen Weiterbildung in Deutschland zu legen.
So ist das neue Curriculum für die berufsbegleitende Weiterbildung zum Facharzt für
orthopädische und Unfallchirugie auch eingebettet in die gemeinsame Weiterbildung
während des Common trunk und – langfris­
tig – in den speziellen Weiterbildungen für
Zusatzbezeichnungen.
Abschließend sei betont, dass wir unsere
Aktivität nicht als Konkurrenz zur individuellen Weiterbildung vor Ort, auf Kongressen
und Seminaren von wissenschaftlichen
Fachgesellschaften und Berufsverbänden
sehen, sondern als spannende und sinnvolle
Ergänzung der 4 Weiterbildungsjahre nach
dem Motto „Lernen und Lehren soll Freude
machen“.
Mitglieder:
Prof. Dr. Mutschler, Dr. Bersal, Dr. Culemann,
Dr. Dreinhöfer, Dr. Eschmann, PD Dr. Engelhardt, Dr. Götte, Prof. Dr. P. A. Grützner, Dr.
Hausdorf, Dr. Hauschild, Prof. Dr. Jansson,
Dr. Kalbe, Dr. Kappe, Dr. Lanzer, Dr. Lorenz,
Prof. Dr. Mayr, Prof. Dr. Obertacke, Prof. Dr.
Parsch, Prof. Dr. Rixen, Prof. Dr. Rudert, Dr.
Rüsseler, Dr. Sandfort, Dr. Schmucker, Prof.
Dr. Siebeck, Dr. Strohm, PD Dr. Thielemann,
PD Dr. Walcher
Prof. Dr. W. Mutschler
Chirurgische Klinik und Poliklinik – Innenstadt
Klinikum der Universität München
Nußbaumstr. 20
80336 München
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Zusammenführung der Orthopädie
und Unfallchirurgie
Ein Erfahrungs­bericht aus einem Haus der Schwer­punktversorgung
Einleitung
Das Zusammenführen der Orthopädie und
der Unfallchirurgie zu einem gemeinsamen
Fach ist seit den entsprechenden Beschlüssen des Deutschen Ärztetages 2002 vereinbart. Die Gründe für eine solche Fusion
bestehen u. a. in der Harmonisierung auf
europäischer Ebene, in der Ausgestaltung
der deutschen chirurgischen Fächer unter
dem Dach der DGC, in der offensichtlichen
inhaltlichen Überschneidung und dem vorhersehbaren synergistischen Gewinn. In der
lang verabschiedeten Weiterbildungsordnung wurden die Inhalte, die nach entsprechender Prüfung zu der neuen Facharztbezeichnung „Orthopäde und Unfallchirurg“
qualifizieren, klar festgelegt. In der Praxis
hat das sinnvolle und unvermeidliche Zusammengehen jedoch zu ganz erheblichen
Schwierigkeiten geführt. Diese bestehen
in „geborenen“ Animositäten der beiden
Fächer einander gegenüber, gespeist von
manchen der diese vertretenden Personen.
Die Fusion von wissenschaftlichen Fachgesellschaften der Orthopädie und Unfallchirurgie mitsamt der Berufsverbände und
assoziierten Vereinigungen ist begleitet
von massiven Reibungen. Diese bestehen
in juristischen Details (z. B. Vereins-/Satzungsrecht) und in inhaltlichen Differenzen,
die geklärt werden müssen. Bestimmte
Hoheitsrechte der beiden Gebiete sind aufzugeben und so zu vereinbaren, dass beide
später davon profitieren. Gegenüber Mitgliedern galt es lange, das eigene Profil in
den neuen Vereinigungen nicht zu verlieren.
Nicht zuletzt führt oft die „Begleitmusik“
durch Einzelne, die sich zu provokativen
Äußerungen berufen fühlen, zu erheblicher
Disharmonie auf der Gegenseite. Wie vielfach im Leben sind es auch die in der neu
zu schaffenden Struktur zu vergebenden,
bzw. die zukünftig reduziert vorhandenen,
Positionen ein großer Diskussionspunkt.
Damit entsteht eine Gemengelage, die, gespeist von vielen Emotionen und Ängsten,
zu großen Schwierigkeiten bei dem an sich
sinnvollen Vorhaben der Vereinigung führt.
Selten wurden die Chancen einer gemeinsamen und größeren Schlagkraft der deutschen Orthopäden und Unfallchirurgen beDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
leuchtet oder wahrgenommen. Nach einer
Übergangsphase, in der nach einer Prüfung
die neue Facharztbezeichnung für die alte
Facharztgeneration beider Provenienzen erwerbbar ist, wird es nur noch zukünftig ausgebildete Ärzte dieser Fachrichtung geben,
die beide Inhalte integrieren.
Pikant an der aktuellen Situation ist,
dass längst junge Kollegen in der Ausbildung zum neuen Facharzt heranreifen und
in ca. 4 Jahren dazu werden. Viele der heute
noch stark von einer der beiden Herkunftsdisziplinen geprägten KollegInnen haben
möglicherweise die Endlichkeit des Diskutierens über die Sinnhaftigkeit/Folgen/Auswirkungen noch nicht wahrgenommen. Die
jetzt auszubildenden jungen Ärzte unserer
Disziplin verstehen die immer wieder zu
beobachtenden Aversionen und gegenseitigen Überheblichkeiten nicht, da sie in
der Klinik von Anfang an beides erarbeiten müssen. Es bestand daher der Bedarf,
seitens der Fachgesellschaften und allen
weiteren Vereinigungen beider Fächer, nunmehr endlich Schritte zu der tatsächlichen
Fusion zu unternehmen. Hier konnte der
Verband leitender Orthopäden (VLO) und
der Verband leitender Unfallchirurgen VLU),
die seit Jahren gemeinsame work-shops
und Vorstandssitzungen abhalten, im Januar dieses Jahres eine Signalwirkung erzielen.
Sie haben in einem von beiden Vorständen
einstimmig angenommen Papier die Vereinigung zu einem Verband VLOU festgelegt
und werden dieses den Mitgliedern in den
Hauptversammlungen zum schnellstmöglichen Zeitpunkt empfehlen (nachzulesen
auf den jeweiligen Homepages).
Weiterbildungsordnung
Bezüglich der Weiterbildungsermächtigung
sind aus den einzelnen Bundesländern unterschiedliche Vorgehen zu vernehmen. Für
Hessen sprechend (Prof. Rehart ist Mitglied
des Gutachterausschusses Orthopädie/Unfallchirurgie der Landesärztekammer Hessen) gilt, dass die bisherigen Inhaber einer
vollen Weiterbildungsermächtigung aus
einer der beiden Disziplinen im „special
trunk“ zunächst eine dreijährige Ermäch-
tigung zugesprochen bekommen (von den
4 erforderlichen/möglichen). Durch Nachweis des Abdeckens der Inhalte des gesamten Faches kann zukünftig auch die volle
Ermächtigung ausgesprochen werden. Die
Inte­gration der Expertise in dem „Gegenfach“ in eine Klinik kann aber auch schon
jetzt, durch persönliche Ermächtigung des
Betreffenden, insgesamt die volle Weiterbildung im „special trunk“ für eine Klinik/Abteilung ergeben. Bisherige Inhaber beider
Facharzttitel erhalten selbstverständlich
sofort die volle Ermächtigung des „special
trunk“. Bezüglich des „common trunk“ gilt
die individuelle Situation vor Ort (Notfallambulanz/Anästhesie) für die Ermächtigung zur Ausbildung dieses Abschnittes,
ggf. im Verbund mit im Hause ansässigen
(oder externen) Disziplinen. Es ist vorstellbar, dass in Zukunft eine stärker verbreitete
Verbundbildung unterschiedlicher Einrichtungen gemeinsam die Ermächtigung für
das Fach ergibt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird damit auch die Attraktivität von
speziellen Abteilungen für das Gewinnen
von Nachwuchs steigen. Auf der homepage
des VLO ist ein Muster für das Stellen von
Ermächtigungsanträgen bei den LÄKs online hinterlegt (Autoren im Auftrag des Vorstandes des VLO: Prof. Dr. St. Rehart, Frankfurt/Fr. Prof. Dr. A. Eckhardt, Rheinfelden).
Eine zwanghafte Ableistung des „common
trunk“ vor dem „special trunk“ ist in Hessen
nicht vorgesehen, es sind zuletzt nur die
Zeiten insgesamt nachzuweisen und ansonsten natürlich die Vorgaben der WBO zu
beachten.
Union
S. Rehart, U. Hötker
Approbationsordnung/Studenten im PJ
Interessanterweise hat die Approbationsordnung für die Studenten der Medizin
noch keine Adaptation mit Blick auf die
Zusammenführung der Fächer erfahren. So
kommen die „PJ-ler“ der Chirurgie weiterhin
regelhaft für ihre mehrwöchige Teilnahme
in die „Unfallchirurgie“ und die „Orthopädie“ hat „eigene PJ-ler“, die das Wahlfach
der Orthopädie belegen und ein ganzes Tertial in der Abteilung verbringen. Diese Verwerfung gilt es, kurzfristig zu beenden.
53
Union
Klinikalltag
Neben diesen berufspolitischen Aspekten
und Auseinandersetzungen gibt es jedoch
ein weiteres zu bestellendes Feld: das des
täglichen Arbeitens in den Kliniken! Viel
Aufregung entstand anfangs durch die Sorge, dass die Träger der Einrichtungen, um
Begehrlichkeiten zu befriedigen, für neu zu
besetzende Positionen eine der Fachrichtungen bevorzugen könnten (z. B. BG-Verfahren!). Das Zusammenlegen von 2 bisher
getrennten Kliniken zu einer hat den Ökonomen schnell eingeleuchtet, insbesondere die Besetzung der Spitzenposition durch
nunmehr nur noch eine einzige Person aus
einem der beiden Fächer „Orthopädie“ oder
„Unfallchirurgie“. In den allermeisten Fällen
jedoch sind die heutigen Chefarztanwärter
tatsächlich nur in einem bisherigen Fach
ausgebildet, wodurch die komplementäre
Kompetenz auf der Strecke bleibt. Die Modelle der Ausgestaltung der auch für die
Träger der Kliniken neuen Situation sind
vielfältig. Reine Orthopädien und Unfallchirurgien, solche mit Chefs einer Richtung
und Mitarbeitern der anderen und die Einrichtung kleinerer Einheiten mit spezieller
Ausrichtung (z. B. „Wirbelsäulen-Abteilung“)
sind neben weiteren bekannt.
An dieser Stelle möchten wir Sie mit dem
erfolgreichen Modell der in unserem Haus
erfolgten Zusammenlegung der beiden Fächer in einer Klinik vertraut machen.
Beispiel der Zusammenführung
von Orthopädie und Unfallchirurgie
in einem Haus der Schwerpunkt­
versorgung
Die Vereinigung der beiden Disziplinen am
Markus-Krankenhaus in Frankfurt a. M. in
der neu geschaffenen „Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie“ gestaltete sich folgendermaßen.
Vor dem Zusammenschluss war am Hause
die „Klinik für Unfallchirurgie“ etabliert, die
die gesamte Breite ihres Faches auf hohem
Niveau abdeckte und auch wirtschaftlich
sehr erfolgreich betrieben wurde. Neben
den typischen Eingriffen der Unfallchirurgie
wurden bereits zahlreiche „orthopädische“
Operationen durchgeführt, wie z. B. die
Endoprothetik an Knie, Hüfte und Schulter, sowie arthroskopische Operationen an
den großen Gelenken sowie – neben der
traumatologischen – auch schon die degenerative Hand- und Fußchirurgie. Mit dem
Erreichen der Altersgrenze des bisherigen
Chefarztes im September 2006 wurde die
Struktur der Klinik gewechselt: aus der
54
„Unfallchirurgie“ wurde bewusst die neue
„Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie“
mit einem Orthopäden als Chefarzt besetzt.
Hierdurch wurde das Leistungsspektrum im
orthopädischen Zweig erweitert auf das gesamte Gebiet der Orthopädie. In der Endoprothetik wird jetzt zusätzlich zu dem bisherigen Spektrum der künstliche Ersatz aller
hierfür denkbaren Gelenke angeboten. Des
Weiteren erfuhren die Hand- und Fußchirurgie eine deutliche Ausweitung auf orthopädischem Gebiet. Neu hinzugekommen ist
auch der große Bereich der orthopädischen
Rheumatologie vertreten über das Spezialarbeitsgebiet des neuen Chefarztes mit den
entsprechenden Operationen insbesondere
an Hand und Fuß, aber auch an allen Gelenken sowie Sehnen und an der Wirbelsäule.
Zusammenfassend führte die Zusammenlegung der Fächer am Hause zu der Versorgungsmöglichkeit aller Erkrankungen und
Verletzungen am Skelettsystem. Der Chefarzt und alle 4 Oberärzte verfügen nach
Prüfung über die neue Facharztbezeichnung
„Orthopäde und Unfallchirurg“.
Die „Sektion Unfallchirurgie“ als eine der
drei Säulen der „Klinik für Orthopädie und
Unfallchirurgie“ (neben der „Sektion Endoprothetik“ und der „Sektion Orthopädischen Rheumatologie“) am Haus wird
vom Ltd. Oberarzt, Unfallchirurg, geführt.
Reine unfallchirurgische Aufgaben wie die
D-Arzt-Tätigkeit sind dabei in typischer Weise an seine Person gekoppelt. Dienste werden am Hause von allen oberärztlichen und
assistenzärztlichen Mitarbeitern in Gesamtverantwortung für das gesamte Fachgebiet
geleistet. Es besteht ein „opt-out-Modell“
der Dienstgestaltung, die eine Mitarbeit der
Kollegenschaft von 40 + 8 (+ 5 Überstunden) Arbeitstunden pro Woche inklusive der
Dienste ermöglicht.
Junge Kollegen in der Ausbildung können
in unserer Klinik alle Stationen des „common trunk“ ableisten, wobei die Intensivsta­
tionszeit über eine Rotation in die Anästhesie erfolgt. Im „special trunk“, für den die
Weiterbildungsermächtigung gemeinsam
(3 J seitens des Orthopäden [CA] + 1 J seitens
des Unfallchirurgen in Person des Leiters der
Sektion) vorliegt, zeigen sich die Vorteile der
neuen Klinik. Ohne Abteilungs- oder Hauswechsel kann Einblick in die gesamte Bandbreite des geforderten Kataloges für den
neuen Facharzt gegeben werden. Auch nach
Erlangung der Anerkennung als „Arzt für
Orthopädie und Unfallchirurgie“ kann die
Ausbildung in unserem Haus weitergeführt
werden: die Weiterbildungsermächtigung
für „spezielle Unfallchirurgie“ liegt bereits
vor, Ermächtigungen für „spezielle orthopädische Chirurgie“ und „orthopädische Rheu-
matologie“ sind beantragt. Natürlich ist
nicht allein der faktische Nachweis der Ermächtigung für das neue Gebiet einer Klinik
entscheidend: die Auszubildenden müssen
die Inhalte gemäß Forderungen der WBO
erfüllen und darauf achten, dass sie zuletzt
die Voraussetzungen für die Anmeldung zur
Prüfung erfüllen.
Mit der Zusammenlegung der Fächer kam
es in der Klinik zu einer leichten Personalaufstockung im ärztlichen Bereich, was
die Möglichkeit zuließ, neben einer schon
immer geführten Notfallambulanz nun
auch indikationsbezogene Sprechstunden
einzurichten, die vom Chefarzt und allen
Oberärzten persönlich betrieben werden.
Diese, üblicherweise vorwiegend im orthopädischen Bereich zu findende Einrichtung,
hat in der Organisation der Klinik deutliche
Vorteile gebracht.
Gewöhnungsbedürftige Änderungen – insbesondere für die orthopädische Provenienz –
ergeben sich durch die in unfallchirurgischem Alltag häufig im OP-Programm
einzuschiebenden Notfälle, die die klare Planung von Abläufen häufig beeinträchtigen.
Die neue Generation von Assistenten (in
unserer Klinik 6 Kollegen), die ihre Ausbildung bereits unter den neuen Bedingungen
begonnen hat, ohne von Provenienzen
geprägt zu sein, empfindet den aktuellen
Zustand als Normalfall und betrachtet die
komplette Orthopädie und Unfallchirurgie
als das Gebiet ihrer Ausbildung.
Ältere Kollegen, Fachärzte, mussten sich
an einen neuen Zustand gewöhnen, frühere
Vorurteile ausräumen und zu gemeinsamer
Konstruktivität finden. Eine wichtige, auch
menschlich hilfreiche Vorraussetzung für
den sich schnell ökonomisch einstellenden
Erfolg war sicher auch, dass alle ärztlichen
Verantwortlichen schnell den neuen „Arzt
für Orthopädie und Unfallchirurgie“ erwarben, was zwangsläufig zu einer sehr intensiven Beschäftigung mit dem Komplementärfach führte und so eine gute gemeinsame Grundlage schaffte. Zum positiven
gegenseitigen Verstehen führt auch die inaugurierte wöchentliche Weiterbildung der
Abteilung, in der abwechselnd unfallchirurgische und orthopädische Themen vorgestellt und ausführlich diskutiert werden.
Geht den einzelnen Fachärzten aus beiden Fachrichtungen durch die intensive
Beschäftigung mit dem Komplementärfach
und die Erweiterung des Fachgebietes eine
gewisse Spezifität verloren? Orthopädie
und Unfallchirurgie haben von jeher große
Gemeinsamkeiten, sodass diese Befürchtung eher nicht wirksam wird und in der
Routine nicht evident ist. Sicher ist darauf
zu achten, dass in einer Klinik mit Anspruch
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
auf das Abdecken aller Inhalte auch eine
ausreichende Anzahl an Inhabern der „speziellen Unfallchirurgie“ sowie der „speziellen orthopädischen Chirurgie“ vorhanden
sind.
In der Zusammenlegung heißt der Schlüssel
zum Erfolg sicher „Teamgeist“, beginnend
bei der chefärztlichen Leitung und die gesamte „Hierarchie“ durchziehend. Die Identifikation mit dem Wohl einer Abteilung
insgesamt – und nicht mit herkömmlichen
Vorurteilen – kann nur von allen handelnden Menschen gelebt werden. Dieses kann
am ehesten erreicht werden durch Zuständigkeiten eines jeden Einzelnen für das gesamte neue Fachgebiet. Diese Bereitschaft
ist bei allen Beteiligten im vorliegenden
Falle von Anfang an vorhanden gewesen.
Dieses hat in unserer Klinik zu einem richtig
guten Miteinander geführt. Der messbare
Erfolg zeigt sich auch in Zahlen: seit der
Zusammenführung der Fächer konnte die
Fallzahl der Klinik um ca. 30 % (!) gesteigert
werden!
Union
Die Strukturänderung unserer Klinik ist von
unseren Zuweisern in hohem Maß akzeptiert worden. Die Anzahl hat sich vergrößert,
da nun auch spezielle orthopädische Probleme behandelt werden, das Echo auf die
gemeinsame Tätigkeit unter einem Dach ist
fast durchgehend positiv.
Prof. Dr. Stefan Rehart, Dr. U. Hötker
Markus-Krankenhaus
Akademisches Lehrkrankenhaus der
J.-W.-Goethe-Universität
Wilhelm-Epstein-Str. 2
60431 Frankfurt a. M.
Tel.: (0 69) 95 33 25 40
Fax: (0 69) 95 33 24 17
E-Mail: [email protected]
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
55
Bildungsausschuss
F. Bonnaire
Der Bildungsausschuss der DGU hat sich in
diesem Jahr mehrfach in Berlin getroffen,
um die aktuellen Ereignisse zu diskutieren
und Stellungnahmen für das Präsidium vorzubereiten.
Berichte
Am 9. Februar 2007 berichtete Lob aus der
ständigen Kommission der Bundesärztekammer: Bezüglich der Weiterbildungsbefugniserteilung wird in den Bundesländern
weiter unterschiedlich verfahren, aber auch
die Anerkennung des bisherigen Schwerpunktes Unfallchirurgie als Berechtigung
zur Führung der Speziellen Unfallchirurgie
ließ sich nicht konsentieren. Hier bleibt es
föderal unübersichtlich.
Einigkeit wurde in der BÄK erzielt, dass für
alle angehenden Fachärzte der Common
trunk weitestgehend am Anfang der Weiterbildung absolviert werden soll, wobei
die Zeit in der Intensivmedizin im Einzelfall
auch später abgeleistet werden kann. Hier
besteht auch Einigkeit mit der Gemeinsamen Weiterbildungskommission der
DGCh/BDC.
Aus der gemeinsamen Weiterbildungskommission Deutsche Gesellschaft für Chirurgie/BDC berichten Lob und Tempka, dass
für die Unfallchirurgie kein „Mustercurriculum“ vorgeschlagen werden soll, sondern
dass die DGU Kontakte zu Mitgliedern vermittelt, die ein Mustercurriculum bereits
erstellt haben. Auch im Bildungsausschuss
bestand einstimmig die Überzeugung, dass
jeder Weiterbilder und jeder Weiterbildungsverbund sein eigenes, an die realen
Lokalverhältnissen angepasstes Curriculum erstellen soll, da aus eigener Erfahrung
bereits die gemeinsame Erarbeitung des
Curriculums mit den Weiterzubildenden
Problembereiche deutlich macht und zu einer Verbesserung der Weiterbildung Anlass
gibt.
Bezüglich der Handhabung der Übergangsregelungen zur Erlangung des neuen Facharztes wurden umfangreiche Diskussionen
mit den Landesärztekammern geführt und
zahlreiche Berichte über total undurchschaubare Entscheidungen ausgewertet.
Eine Forderung der DGU an eine einheitliche
Handhabung in allen Landesärztekammern
war nicht zu erzielen.
56
Ausführlich diskutiert wurden die Weiterbildungsbefugnisse im Special trunk. Einigkeit besteht darin, das Ziel der Weiterbildungsordnung, die fachlichen Inhalte den
Fachgebieten zuzuweisen und von den anderen Säulen abzugrenzen, beizubehalten.
Es wurde diskutiert ein taugliches Raster
zur Handhabung der Weiterbildungsbefugniserteilung zu entwickeln. Es ist klar, dass
kaum noch eine einzelne Klinik in der Lage
sein wird, sämtliche Inhalte zu vermitteln
und damit die voll Weiterbildungsberechtigung zu erlangen. Hierzu werden nach unserer Einschätzung mehrere Klinikwechsel
notwendig sein. Um diese Klinikwechsel zu
erleichtern und bürokratische Hindernisse
aus dem Weg zu räumen, hat der Bildungsausschuss über den BDC und Herrn Dr. Heberer einen Mustervertrag entwickeln lassen, den Sie in der  Anlage 1 lesen können.
In ihm sollen die wichtigsten Festlegungen
formuliert werden, die auch einen einseitigen Arbeitsplatzwechsel ermöglichen. Ziel
ist die Bildung von Weiterbildungsbefugnisnetzen, in welchen Weiterbildungssuchende auf der Basis dieses Vertrages auch
kurzfristig wechseln können.
Es wurde beschlossen, dass mehr junge
Kollegen aus außeruniversitären Einrichtungen für den Ausschuss gewonnen werden sollten, damit auch die breite Basis der
jungen Mitglieder eine Formulierungsplattform erhalten sollte. Aus diesem Grunde
wurde eine Sitzung anlässlich der DGU/
DGOOC-Tagung im Oktober 2007 in Berlin
anberaumt mit dem Thema Weiterbildung
aus der Sicht der Betroffenen. Hier kamen
ein Assistenzarzt aus einem Städtischen
Krankenhaus, ein Chefarzt, der zwei Jahre
Erfahrung mit der Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes hat, sowie ein Assistent aus
einer Klinik mit einem existierenden Weiterbildungsverbundsystem zur Sprache. Zudem wurde die Weiterbildung aus der Sicht
der privaten Krankenhausträger mit deren
Möglichkeiten vorgetragen. Anlässlich dieser Sitzung wurden auch die aktuellen Ergebnisse einer vom Bildungsausschuss initiierten und mit dem Jungen Forum durchgeführten Umfrage über das Profil des neuen
Facharztes vorgestellt. Tenor der Diskussion
war, dass die Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes auch bei den Assistenten einen hohen
Stellenwert hat, dass sie jedoch zwangsläufig zu merkbaren Verschlechterungen in
der Weiterbildung, vor allem im operativen
Bereich führen muss. Die ärztlichen Leiter
der Kliniken haben große Schwierigkeiten,
die Übermittlungsdefizite durch häufige
Dienstzeitwechsel zu verhindern. Die Umfrage erbrachte insofern erfreuliche Ergebnisse an den Tag, als dass ein Großteil der
Neueinsteiger zum FA Orthopädie/Unfallchirurgie durch das Management des Polytrauma motiviert wird. Erst nach fertiger
Ausbildung sind die erfahreneren Kollegen
an zusätzlichen Spezialisierungen, wie z. B.
Kniechirurgie interessiert.
Als Fazit ergab sich eindeutig, dass dringend
ein Weiterbildungsfaktor für die Weiterbildungskliniken eingeführt werden muss und
zwar sowohl bezüglich der personellen als
auch der finanziellen Ausstattung. Es muss
eine Diskussion initiiert werden, welches
der beste und realistischste Weg ist, eine
hohe Qualität in der Weiterbildung unter
DRG-Bedingungen zu gewährleisten. Dies
ist aus unserer Sicht eines der wichtigsten
kurz- und langfristigen Ziele.
Lob und Tempka berichteten über die Sitzung der AG Weiterbildung in der Union
Orthopädie/Unfallchirurgie. Die orthopädischen Kollegen wünschen den Weiterbildungsbefugniskorridor hin zur konservativrehabilitativen Orthopädie weiter zu öffnen. Die DGU und DGOOC Vorstände haben
einen konsentierten Entwurf zur Erteilung
von Weiterbildungsbefugnissen an die
Kammern weitergeleitet, der in großen Teilen mit der Vorlage des Bildungsausschuss
übereinstimmt.
Der auf Initiative des BVOU neu beantragte
Facharzt „Spezielle orthopädische und unfallchirurgische Rehabilitation“ soll es den
Kollegen auch zukünftig ermöglichen, sich
auf gleicher Ebene mit den „Fachärzten für
physikalische Medizin und Rehabilitation“
für Leitungspositionen in Reha-Zentren bewerben zu können.
In diesem Jahr laufen die ersten Übergangszeiten für den Erwerb des neuen Facharztes
aus. Zunehmend werden mehr „reguläre“
Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie examiniert, wenn auch deutlich weniger
als ursprünglich erwartet. Die Qualität des
neuen Facharztes wird aber auf dem Prüfstand bleiben, auch angesichts der TatsaDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Zusatzvereinbarung
§ 5 Urlaubsregelung
zwischen
________________________________________________
(Stammkrankenhaus)
Hinsichtlich des Urlaubs wird folgendes vereinbart: __________
§ 6 Weisungsrecht
________________________________________________
(Krankenhaus)
und
________________________________________________
(Assistenzarzt)
Für die Dauer der Rotation überträgt das Stammkrankenhaus das
fachliche Weisungsrecht gegenüber dem Arzt/der Ärztin auf das _____________ Krankenhaus, insbesondere auf den Weiterbil­
dungs­befugten.
§ 7 Dienstverhinderung
Präambel
Der Arzt/die Ärztin verpflichtet sich, jeden Fall der Dienstverhinderung
(Krankheit etc.) unverzüglich (bis spätestens ______ Uhr) dem ________ Krankenhaus und dem Stammkrankenhaus zu melden.
§ 1 Beschäftigungsdauer
Dieser Vertag kann durch alle Vertragspartner jederzeit vorzeitig
beendet werden. Das Stammkrankenhaus und das ____________
Krankenhaus verpflichten sich jedoch, eine vorzeitige Beendigung
nur aus wichtigen Gründen zu verlangen. Als wichtige Gründe
gelten insbesondere:
– Beendigung der Tätigkeit eines möglicherweise für den Arzt/die
Ärztin an das Stammkrankenhaus wechselnden Arztes, egal aus
welchem Grunde
– Fortdauernde Dienstunfähigkeit (z. B. durch Erkrankung) des
Arztes/ der Ärztin für die Dauer von mehr als drei Wochen,
– unüberwindliche dienstliche Meinungsverschiedenheiten mit
dem für den Arzt/die Ärztin an das Stammkrankenhaus wechselnden Arztes.
– unüberwindliche dienstliche Meinungsverschiedenheiten mit
dem _______________ Krankenhaus und dem Arzt/der Ärztin.
Der Arzt/die Ärztin beabsichtigt, im Rahmen seiner/ihrer
Weiterbildung/ _________________ Erfahrungen im Bereich ______________________ zu sammeln. Im Einverständnis mit
dem Dienst­herrn (Stammkrankenhaus) und dem _________
Krankenhaus wird der Arzt/die Ärztin daher für den Zeitraum von
___ bis ___ als Assistenzarzt/Assistenzärztin in der Abteilung _________________ des ______________ Krankenhauses arbeiten. In Ergänzung des Dienstvertrages vom ____________ vereinbaren die Parteien daher folgendes:
Der Arzt/die Ärztin wird auf eigenen Wunsch zum Zwecke
der Weiterbildung für die Zeit von _____ bis _____ in das _______________ Krankenhaus, Abteilung _________ abgeordnet. Das __________________ Krankenhaus erteilt hierzu sein
ausdrück­liches Einverständnis. § 2 Fortbestand Dienstvertrag
Der Dienstvertrag vom ________ besteht mit der Maßgabe fort, dass
der Arzt/ die Ärztin seine/ihre vertragliche Arbeitsleistung von ___ Wochenstunden während der Dauer dieses Vertrages in dem ______________ Krankenhaus erbringt. Der Arzt/ die Ärztin wird
für diesen Zeitraum von der Arbeitsleistung im Stammkrankenhaus
freigestellt. Im ____________ Krankenhaus wird der Arzt/die
Ärztin primär mit Aufgaben gemäß ________________ der
Weiterbildungsordnung betraut.
§ 3 Gehalt
Die dienstvertragliche Vergütung einschließlich des
Gesamtsozialver-sicherungsbeitrages wird weiterhin durch
das Stammkrankenhaus bezahlt, der Arzt/die Ärztin bleibt
Angestellter/Angestellte des Stammkrankenhauses. Ein Anspruch
auf Vergütung etwaiger über die dienstvertraglich geschuldete
Wochenstundenzahl hinaus geleisteter Über-/Mehr-/Nachtarbeit
besteht gegen das Stammkrankenhaus nicht. Die Bezahlung
der Mehrarbeit/Dienste wird vom ___________________
Krankenhaus nach den dort geltenden Regelungen übernommen.
Umzugs-/Reisekosten, die im Zusammenhang mit der Tätigkeit an
dem Gast-Krankenhaus entstehen, werden im (bei?) Einvernehmen
mit dem Stammkrankenhaus übernommen.
§ 4 Haftpflichtversicherung
Für die Dauer der Tätigkeit an dem _____________ Krankenhaus,
wird der Arzt/die Ärztin über das _____________ Krankenhaus
haftpflichtversichert. Das _____________ Krankenhaus stellt das
Stammkrankenhaus von Ansprüchen Dritter ausdrücklich frei.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
§ 8 Vorzeitige Beendigung der Tätigkeit
Berichte
und
§ 9 Arbeitsplatzgarantie
Nach Beendigung der Tätigkeit am _____________ Krankenhaus,
unabhängig ob planmäßig oder vorzeitig und aus welchem
Grund, hat der Arzt/die Ärztin Anspruch auf die Fortsetzung des
Arbeitsverhältnisses zu unveränderten Bedingungen am selben Arbeitsplatz wie vor dem Wechsel an das _____________
Krankenhaus.
§ 10 Salvatorische Klausel
Änderungen oder Ergänzungen bedürfen der Schriftform,
Nebenabreden bestehen nicht. Sollte eine Bestimmung dieses
Vertrages ganz oder teilweise unwirksam sein oder werden oder
der Vertrag eine Lücke enthalten, so bleibt die Rechtswirksamkeit
der übrigen Bestimmungen hiervon unberührt. Anstelle der unwirksamen Bestimmungen gilt eine wirksame Bestimmung als vereinbart, die dem von den Parteien Gewollten am nächsten kommt,
das gleiche gilt im Falle einer Vertragslücke.
__________________________________________________ Ort, Datum
__________________________________________________ ___________________________________________________ ___________________________________________________ 57
che, dass die Ärztetage 2009 und 2010 sich
erneut mit den Richtwerten und der Durchführung der Weiterbildung befassen sollen.
Diskussionsbedarf besteht sicher, ob die
im Katalog formulierten Weiterbildungsinhalte entsprechend den Vorgaben treffend und realistisch sind oder ob sie große
Hindernisse für den Erwerb des Facharztes
darstellen und in ihrer Bedeutung neu bewertet werden müssen. Es wird notwendig
sein, hierüber Erfahrungen zu sammeln und
sie mit den Realitäten abzugleichen.
Von Frau Tempka, der Vorsitzenden des
Bildungsausschusses wurde federführend
im Rahmen der Gespräche „Union Orthopädie/Unfallchirurgie DGOOC/DGU“ ein
Weiterbildungskatalog Empfehlungen zur
Weiterbildungsbefugniserteilung erarbeitet, der ein enorm wichtiges, notwendiges
Instrumentarium für ein strukturiertes und
transparentes Prüfungsverfahren zur Befugniserteilung zu entwickeln. Hiermit werden eine Verbesserung der Weiterbildung,
Praxisnähe, eine Qualitätssicherung und
eine Harmonisierung der Vorgaben für die
Befugniserteilung angestrebt.
Ohne finanzielle Ausstattung kann dieses
Vorhaben nicht gelingen. Über die DRGs
können offenbar keine zusätzlichen Mittel
generiert werden. Weiterbildung kostet Zeit!
Weiterbildungskliniken müssen für ihre
Weiterbildung zusätzlich bezahlt werden!
Wer bezahlen soll, woher das Geld kommt
und wie die Details aussehen könnten, das
muss dringend auf politischem Wege geklärt werden.
Prof. Dr. Felix Bonnaire
Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt
Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und
Handchirurgie
Friedrichstraße 41
01067 Dresden
Tel.: (03 51) 480 13 01
Fax: (03 51) 480 13 09
E-Mail: [email protected]
Berichte
Für die nächste Zukunft wird es aus Sicht
des BADGU erste Priorität bleiben, die Weiterbildungsbedingungen in unserem Fach
zu beobachten und gegebenenfalls anhand von Leistungsprofilen der jeweiligen
Kliniken realistische Weitebildungsumfänge zu ermitteln. Absolut wichtige Voraus-
setzung wird die Beteiligung an Weiterbildungsnetzen sein, die sich ihrerseits verpflichten, die Qualität der Weiterbildung zu
garantieren und zu kontrollieren.
58
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Grundsatzausschuss
Am 1. Januar 2008 habe ich das ehrenvolle
Amt der Vorsitzenden des Grundsatzausschuss der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie von Herrn Professor Dr. Norbert
Südkamp übernommen und möchte mich
an dieser Stelle noch einmal herzlich für das
Vertrauen und die vielen Kooperationsangebote bedanken. Ich übernehme das Amt
mit der Absicht, die bisher hochqualitative
Arbeit auch zukünftig entsprechend fortzusetzen.
An dieser Stelle seien die wesentlichen Inhalte der letzten 2 Jahre zusammengefasst
und anschließend die zukünftigen Inhalte
des Ausschuss dargestellt:
Von besonderer Bedeutung ist die Erarbeitung eines Weißbuch der Schwerverletztenversorgung, das im Grundsatzausschuss
und mit Unterstützung inhaltlich betroffener Arbeitsgemeinschaften und Sektionen
im September 2006 als Buch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte
und auf großes Interesse gestoßen ist.
So ist es begrüßenswert, dass im Hinblick auf
die zunehmenden ökonomischen Zwänge
und die Unterfinanzierung der Krankenhäuser, die an der Schwerverletztenversorgung
teilnehmen, Empfehlungen zur Struktur,
Organisation und Ausstattung ebensolcher
Kliniken, die an der Schwerverletztenversorgung teilnehmen durch die wissenschaftliche Fachgesellschaft beschrieben werden.
Hieraus ergeben sich neben der Sicherung
von Qualitätsstandards und Kriterien, auch
Mindestanforderungen für die Mitarbeiterstrukturierung und -kapazität.
Integriert werden konnte die Idee eines nationalweiten Traumanetzwerkes – Trauma
NetzwerkD DGU – zur Regelung der Zusammenarbeit der Kliniken, die regelhaft an der
Versorgung von Schwerverletzten beteiligt
sind, unter Berücksichtigung ihrer strukturellen Gegebenheiten. Ziel ist es, medizinische Kompetenzen in sinnvoller Weise
zu nutzen und so ressourcensparend zu
arbeiten. Für die Umsetzung der Inhalte des
Weißbuches wurde der Arbeitskreis Umsetzung Weißbuch/Traumanetzwerk (AKUT)
gegründet. Registrierung und Anmeldung
zur Teilnahme an diesem Netzwerk sind
mittlerweile online über die DGU-Homepage möglich.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Als wesentliche Neuerung der Geschäftsordnung muss die Einrichtung einer Findungskommission (§ 13 der Geschäftsordnung
Präsidium) begrüßt werden, deren Aufgabe
die Ausarbeitung von Wahlvorschlägen für
die Wahl des 3. Vizepräsidenten, des Generalsekretärs, des Schriftführers sowie des
Schatzmeisters ist. Schon die Premiere war
erfolgreich: Die Kommission hat Professor Dr. Norbert Südkamp zum 3. Vizepräsidenten und damit zum Präsidenten der
DGU 2010 vorgeschlagen. Der Vorschlag
wurde in der Mitgliederversammlung vom
25.10.2007 mehrheitlich angenommen.
Für das kommende Jahr wird sich der Grundsatzausschuss mit 2 Kernthemen auseinandersetzen:
1. Das Thema Qualitätssicherung und
Zertifizierung wird ebenfalls ein Kernthema sein. Hier könnte der Grundsatzausschuss eine Brücke zwischen DGU und CAQ
(Chirurgischer Arbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung) durch Prof. Dr. Rüdiger Smektala schlagen, den wir als neues Mitglied
des Grundsatzausschusses gewinnen konnten und der gleichzeitig Vorstandsmitglied
der CAQ ist.
Die institutionelle Zertifizierung war bereits im Weißbuch Schwerverletztenversorgung zu einem Merkmal der Qualitätssicherung der am Traumanetzwerk beteiligten
Krankenhäuser gefordert worden.
Neben der sicherlich wünschenswerten
institutionellen Zertifizierung nehmen wir
mit wachsender Besorgnis zur Kenntnis,
dass das Instrument des „Zertifikates“ zunehmend auch personengebunden durch
so genannte hoch spezialisierte/subspezialisierte „Organchirurgen“ vergeben wird.
Entsprechende Legitimationen durch die
Wissenschaftliche Fachgesellschaft der
Deutschen Unfallchirurgen existieren hierzu nicht.
Im Gegensatz zu den Tendenzen der Spezialisierung und Subspezialisierung ist es
u. a. das Anliegen unserer Fachgesellschaft,
den „Polytraumaspezialisten“, also den Generalisten („Zehnkämpfer“), der die Versorgung Schwer- und in der Regel Mehrfachverletzter auf hohem Niveau gewährleistet,
zu fordern.
Als 2. Thema des Grundsatzausschusses sei
die Öffentlichkeitsarbeit genannt. Im Hinblick auf die ungenügende Vergütung, insbesondere der Schwerverletztenversorgung,
aber auch der Behandlung von Patienten
mit z. B. septischen Komplikationen, muss
es unser Ziel sein, die öffentliche Wahrnehmung hinsichtlich der Bedeutung des
Faches Unfallchirurgie zu erhöhen. Einen
Beitrag hierzu werden wir sicherlich im Rahmen der diesjährigen Pressekonferenzen für
den Jahreskongress 2008 leisten können.
Es ist uns ein Anliegen, dass das interessante, gelegentlich spektakuläre, manchmal anstrengende Fach der Unfallchirurgie
auch für zukünftige Generationen attraktiv
bleibt.
Um auch zukünftig eine hoch qualifizierte Rund-um-die-Uhr-Versorgung verletzter und schwerverletzter Personen
zu garantieren, sind wir alle aufgerufen,
Strukturen zu schaffen, die den Ansprüchen
und Bedürfnissen insbesondere unserer Pa­
tienten, aber auch der versorgenden Ärzte,
gerecht werden.
In diesem Sinne wird der Grundsatzausschuss der DGU seinen Beitrag leisten.
Berichte
J. Seifert
Mitglieder
P. Biberthaler (Stellv. Vorsitzender),
C. Josten, J. Oestern, J. Probst, A. Seekamp,
J. Seifert (Vorsitzende), H. Siebert, N. Südkamp, M. Stürmer
PD Dr. Julia Seifert
Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie
Unfallkrankenhaus Berlin
Warener Straße 7
12683 Berlin
59
G-DRG 2008 – auf der Zielgeraden
der Konvergenzphase
Berichte
J. Windolf
Das G-DRG-System 2008 ist die letzte Version des Fallpauschalensystems vor dem
Ende der Konvergenzphase, in der die
krankenhausspezifische Vergütungshöhe
schrittweise an ein landesweites Vergütungsniveau (einheitlicher Basisfallwert
je Bundesland) angepasst wird. 2009 wird
das Abrechnungssystem definitiv „scharf
geschaltet“. Offen bleibt die Frage, ob eine
erhöhte Transparenz und eine Verkürzung
der Liegezeit tatsächlich zu einer Kostenreduktion oder aufgrund des erhöhten Verwaltungsaufwandes vielmehr lediglich zu
einer Kostenverschiebung im Gesundheitswesen führen. Immerhin konnte das System
unsere Nachbarn in der Schweiz überzeugen: 6 Jahre nach seiner Einführung wird
das deutsche DRG-System in die Schweiz
exportiert. Hierzu wurde eigens eine Institution zur Einführung des Deutschen DRGSystems in der Schweiz (Swiss DRG AG) gegründet. Erste Tests haben zwischenzeitlich
allerdings gezeigt, dass die in der Schweiz
derzeit verwendeten Kodiersysteme zu den
deutschen Systemen inkompatibel sind,
sodass der für 2009 angestrebte offizielle
Start des DRG-Systems wahrscheinlich erst
2011 realisierbar sein wird. Dennoch sind
die Eidgenossen davon überzeugt, dass das
deutsche System eine geeignete Basis zur
Einführung der DRGs in der Schweiz darstellt. In Deutschland wird das leistungsorientierte Vergütungssystems am Ende
der Konvergenzphase von den operativen
Fachgesellschaften im Grundsatz allgemein
akzeptiert und befürwortet. Die Zufriedenheit mit dem System und der Methodik
der Weiterentwicklung in den eigenen Reihen schwankt allerdings zwischen Enttäuschung, Frustration und Resignation.
Kritik besteht insbesondere am sogenannten „strukturierten Dialog“ zur Einbindung
des medizinischen Sachverstandes in die
Weiterentwicklung des DRG-Systems. Bereits mit Inkrafttreten der aktuellen Kataloge zu Beginn eines Jahres laufen die
Vorbereitungen und Planungen für das
Vorschlagsverfahren des Folgejahres auf
Hochtouren um das „lernende“ System im
Sinne der leistungsgerechten Fallzuordnung weiter zu entwickeln. Dabei bringt
das Vorschlagsverfahren die verschiedenen
Gruppierungen zwar in das Gespräch, die
60
Fachgesellschaften sind aber deutlich im
Nachteil, da sie keinen Einblick in die komplette Datenlage des InEK haben. Mitunter
werden Abrechnungsalgorithmen generiert, die aus medizinischem Sachverstand
heraus betrachtet nicht nachvollziehbar
sind. Je umfangreicher die Datensätze werden, desto undurchschaubarer wird diese
Situation. Der strukturierte Dialog ist somit
in der Praxis kein wirklicher „Dialog“. Die
Antragsteller werden in der Regel in die Beratungen der Vorschläge nicht einbezogen.
Die offizielle Benachrichtigung über das
Ergebnis der Vorschläge erhalten sie erst
lange nach der Veröffentlichung der neuen
Kataloge. Die stereotypen Begründungen
für die Ablehnung eines Antrages („Vorschlag war nicht rechenbar“ oder „hat nicht
zu einer Verbesserung von r2 geführt“) sind
nicht nachprüfbar. Die Fachgesellschaften
fordern daher seit Jahren, eine Dateneinsicht vonseiten des InEK zu gewähren, bislang blieb diese Forderung allerdings ohne
Ergebnis.
Für das Jahr 2008 war vonseiten des InEK
eine Überarbeitung der Klassifikation insbesondere für die Intensivmedizin, Mehrfacheingriffe, Extremkostenfälle, die Pä­diatrie sowie die CC-Matrix angekündigt worden. Die Überarbeitung hat dabei aber zu
deutlich weniger Änderungen als in den
Vorjahren geführt. Diese Entwicklung lässt
vermuten, dass sich aus Sicht des InEK der
jährliche Anpassungsbedarf der Gruppierungsalgorithmen konsolidiert hat. Unsere Analyse der neuen Kataloge zeigte eine
weitere Dekompression des Systems mit
angemessen höherer Vergütung aufwändiger Leistungen bei gleichzeitiger Absenkung der weniger aufwändigen Fälle. So
findet sich beispielsweise eine bessere Bewertung der allogenen Knochentransplantation, eine Neustrukturierung komplexer
Handeingriffe, eine verbesserte Abbildung
von Verbrennungen, Eingriffen an mehreren
Lokalisationen inklusive der kontralateralen
Eingriffe sowie eine Abbildung von mehrzeitigen Operationen.
Trotz dieser erneuten punktuellen Verbesserungen muss festgehalten werden, dass
noch längst nicht alle Probleme des Sys­
tems gelöst sind. Das G-DRG-System hat
von Jahr zu Jahr an Komplexität zugenommen. So stieg die Gesamtzahl der DRGs
von den ursprünglich geplanten 800 auf
nunmehr 1137. Ungeklärt ist nach wie vor
die Abbildung von Vorhaltekosten sowohl
für die Notfallbehandlung als auch für die
Weiterbildung. Grundsätzlich besteht dabei
das Problem, dass die Höhe dieser Kosten
bisher nicht beziffert werden kann. Auch
der Einfluss des Arbeitszeitgesetztes auf die
Weiterbildung ist noch nicht kalkulierbar.
Derzeit bestehen verschiedene Ansätze zur
Finanzierung der Weiterbildung. Nachgedacht wird über eine Fondslösung, eine Ablösesumme beim Wechsel von Fachärzten
in andere Kliniken oder aber ein DRG-Zusatzentgelt für Weiterbildungskliniken.
Immerhin zeigen die bisherigen Anstreng­
ungen auf politischer Ebene erste Wirkung
und viele Gesundheitspolitiker scheinen
die Notwendigkeit einer Finanzierung der
Weiterbildung zu sehen. Handlungsbedarf
besteht darüber hinaus zur Reduktion der
mittlerweile vielerorts ausufernden Zahl an
MDK-Anfragen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schätzt die zusätzlichen Kosten
für MDK-Anfragen auf ca. 460 Mio. Euro
jährlich. Da gleichzeitig ca. 85 bis 90 % der
MDK-Anfragen zugunsten der Kliniken entschieden werden, scheinen die extrem hohen Kontrollkosten für das G-DRG-System
nicht vertretbar zu sein.
Die DRG-Gruppe der DGU wird sich zusammen mit den Kollegen der DGOOC auch
weiterhin in die Diskussion einbringen.
Auch in diesem Jahr fand hierzu wieder ein
persönliches Gespräch mit der Geschäftsführung des InEK statt. Für die Unfallchirurgie und Orthopädie konnte die Abbildungsqualität im deutschen DRG-System in den
vergangenen Jahren nicht zuletzt aufgrund
dieser intensiven Zusammenarbeit unserer
beiden Fachgesellschaften Schritt für Schritt
verbessert werden.
Prof. Dr. Joachim Windolf
Klinik für Unfall- und Handchirurgie
Universitätsklinikum Düsseldorf
Moorenstraße 5
40225 Düsseldorf
Tel.: (02 11) 810 44 00
Fax: (02 11) 810 49 02
E-Mail: [email protected]
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Kommission „Gutachten“
Das letzte Mitgliedertreffen der Kommission
fand am 26.9.2007 in Heidelberg statt. Bei
guter Beteiligung bestanden die weiteren
Planungen und strukturelle Änderungen
der Gutachtenkurse im Vordergrund. Diese
wurden bisher als 1-Tages-Kurse angeboten,
was angesichts der Fülle abzuhandelnder
Themen gewisse Probleme, insbesondere
hinsichtlich interaktiven Arbeitens aufwies.
Darüber hinaus sollten neue Kursformate
die Möglichkeit bieten, bisher nicht angebotene Themen in die Programmfolge zu
implementieren, soweit sie in der Begutachtung eine wichtige Rolle spielen. Die neu
konzipierten 2-Tages-Kurse firmieren unter
folgenden Oberbegriffen
Kurs 1: Unfallbegutachtung
Kurs 2: Begutachtung des Leistungs­
vermögens
Kurs 3: Begutachtung von Berufskrank­
heiten
Es wurde über den Vorschlag diskutiert, den
Fachgesellschaften DGU und DGOOC den
Vorschlag zu unterbreiten, auf der Basis der
ausgearbeiteten Kursformate ihren Mitgliedern vor Aufnahme gutachtlicher Tätigkeit
den Besuch dieser curricularen Veranstaltungen zu empfehlen.
Der Kurs 1 Unfallbegutachtung in seiner
aktuellen Form fand erstmals am 23. und
24.11.2007 im Berufsgenossenschaftlichen
Unfallkrankenhaus in Hamburg statt. Bei
einer festgelegten Obergrenze von 50 Teilnehmern war der Kurs ausgebucht, ärztliche
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Mitarbeiter des BG Unfallkrankenhauses
konnten die Veranstaltung zusätzlich und
unentgeltlich besuchen. Die am Kursende
im Multiple-choice-Verfahren durchgeführ­
te Evaluation der Wissensvermittlung durch
den Kurs zeigte durchweg gute bis sehr gute
Resultate, sodass alle Teilnehmer in den Besitz eines Zertifikates gelangten und zusätzlich 16 Fortbildungspunkte, anerkannt von
der Ärztekammer Hamburg, erwarben.
Der Kurs 2 Begutachtung des Leistungsvermögens findet am 14. und 15. März 2008
wiederum im Berufsgenossenschaftlichen
Unfallkrankenhaus Hamburg statt. Zum
Zeitpunkt der Abfassung dieses Berichtes
liegt bereits eine Reihe von Anmeldungen
vor, was darauf schließen lässt, dass auch
diese Veranstaltung am Ende ausgebucht
sein wird. Die Ärztekammer Hamburg vergibt für Kurs 214 Fortbildungspunkte.
Die detaillierte Programmgestaltung von
Kurs 3 Begutachtung von Berufskrankhei­
ten ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Sobald die Ausarbeitung der Themenfolge vorliegt und der Termin für die
2. Jahreshälfte festgelegt ist, wird der Flyer
in die Homepage von DGU und DGOOC eingestellt und kann dort abgerufen werden.
Zudem wird das Programm in Heft 2 der
„Mitteilungen und Nachrichten“ unserer
Fachgesellschaft angekündigt werden.
Anlässlich des Mitgliedertreffens wurde darüber diskutiert, in wieweit eine Harmonisierung der diversen Angebote an Kursen zur
Begutachtung durch verschiedene Veran-
stalter angestrebt werden sollte. In diesem
Zusammenhang wurden Veranstaltungen
ausgerichtet vom BDC, den Berufsgenossenschaften und der Bundesärztekammer genannt. Während des Deutschen Kongresses
für Orthopädie und Unfallchirurgie wurden
von der Kommission „Gutachten“ 2 Kurse
angeboten, die die Regularien der gesetzlichen und der privaten Unfallversicherung
zum Thema hatten. Auch diese Kurse waren
sehr gut besucht. Zudem konnte während
des Kongresses der 2. Supplementband mit
Empfehlungen zu spezifischen Begutachtungsfragen vorgestellt werden. Die Zusammenstellung dieser Empfehlungen liegt
den „Mitteilungen und Nachrichten“ Heft
1/2008 als Begleitheft bei. Weitere spezielle
Fragestellungen zur Begutachtung sind definiert und werden in der nächsten Zeit bearbeitet werden.
Vorschläge für Spezialseminare zur Begut­
achtung, beispielsweise zur aktuellen
Thematik der Beurteilung von möglichen
Behandlungsfehlern oder zur Reform des
Leistungsrechtes in der Haftpflichtversicherung werden diskutiert. Das nächste Mitgliedertreffen wird voraussichtlich im April
2008 in Baden-Baden stattfinden.
Berichte
K. Weise
Prof. Dr. Kuno Weise
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Schnarrenbergstr. 95
72076 Tübingen
Tel.: (0 70 71) 606 10 03
Fax: (0 70 71) 606 10 02
E-Mail: [email protected]
61
Sektion „Handchirurgie“
J. Windolf
Berichte
Die Sektion Handchirurgie der DGU engagiert sich insbesondere in der Fort- und
Weiterbildung und wird in diesem Jahr
erstmals im Konsens erarbeitete Therapieempfehlungen publizieren. Aktuell sind o. g.
63 Kolleginnen und Kollegen in der Sektion
aktiv. Die Gruppe trifft sich zu 4 Arbeitssitzungen pro Jahr und veranstaltet seit 2006
eine eigene Jahrestagung zu kontroversen
Themen in der Handchirurgie, die national
und international Beachtung findet. Sämtliche Aktivitäten erfolgen in enger Kooperation mit der handchirurgischen Sektion der
DGOOC.
Ein Schwerpunkt der Sektionsarbeit liegt
auf der intensiven Vorbereitung des „Handkurses“ im Rahmen des Jahreskongresses
in Berlin (DKOU). Nach der gemeinsamen
Themenauswahl erfolgt die abgestimmte
Vorbereitung der einzelnen Referate, die
anlässlich einer im Juli jeden Jahres stattfindenden Sondersitzung vor den Sektionsmitgliedern Probegehalten und diskutiert
werden. Hierdurch war es in den letzten
Jahren möglich, ein hohes Niveau der Präsentationen sicher zu stellen und einen
großen Kreis interessierter Kollegen zu erreichen. Die mittlere Teilnehmerzahl bei den
Handkursen lag stets weit über 100, wobei
sowohl junge Facharztanwärter als auch
erfahrene Ober- und Chefärzte sowie niedergelassene Kollegen unter den Zuhörern
waren. Die Veranstaltungen lebten von der
offenen und kollegialen Diskussion und die
am Kursende durchgeführte Evaluation bestätigte das positive Feedback.
Im Jahr 2007 wurde das Kursformat im Rahmen der Neustrukturierung des gemeinsamen Kongresses von den Organisatoren
überarbeitet. Als primäre Zielgruppe der
Kurse sind nun ausschließlich junge Kollegen in der Weiterbildung zum neuen Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
definiert, sodass die Sektion Handchirurgie
die inhaltliche Ausrichtung des Kurses 2007
entsprechend geändert hat. Leider lag darauf hin die Teilnehmerzahl an beiden Kurstagen nur knapp über 30. Die Sektion bedauert diese Entwicklung außerordentlich
und geht davon aus, dass diese Zahlen bei
der Kongressevaluation der DGU entsprechend diskutiert werden.
62
Neben den zahlreichen Operationskursen,
die in Zusammenarbeit mit der Handgruppe der AO, der DGH und dem BDC veranstaltet wurden hat die Sektion im Feb­ruar
2007 die Arbeit an ihren ersten Artikel
„Empfehlungen der Sektion Handchirurgie
der DGU“ abgeschlossen und diesen in der
Zeitschrift „Der Unfallchirurg“ zur Publika­
tion einreichen können. Die Arbeit enthält
die konsentierten Empfehlungen der Gruppe zur Therapie der Fingerfrakturen. Dabei
ist es gelungen zu dieser Thematik erstmals
im deutschsprachigen Raum eine Expertenempfehlung auf breiter nationaler Basis zu
erarbeiten. Ein weiterer Artikel zum Thema
Mittelhandfrakturen befindet sich derzeit
in Vorbereitung.
Als wissenschaftliches Projekt hat die Sektion zum 1. Januar 2008 ein „Komplika­tions­register zur palmaren winkelstabilen
Plattenosteosynthese am distalen Radius“
initiiert. Multizentrisch erfasst und zentral
gesammelt werden alle von den Sektionsmitgliedern operierten palmaren winkelstabilen Plattenosteosynthese am distalen
Radius, die eine operationstechnische Komplikation oder einen operativen Misserfolg
aufwiesen. Hierzu wurde eine Studienzentrale am Universitätsklinikum Düsseldorf
eingerichtet. Die Auswertung zielt auf die
Analyse der Fehlerursachen und die Herausarbeitung etwaiger indikatorischer
Grenzen des Verfahrens.
A. Eisenschenk, H. J. Erli, A. Frangouli, J. Frank,
R. Friedel, H. Frobenius, G. Germann, M. Graf,
P. Gruber, H. W. Grunwald, A.-C. Grzimek,
K. Haßelbacher, H. J. Helling, M. Infanger,
A. Junge, E. Kollig, H. Krimmer, C. Kühne,
P. Laier, M. Langer, M. Lautenbach, W. Linhart, M. Lopatecki, A.-K. Martini, M. Meier,
R. Meier, M. Mentzel, M. Nicoloff, T. Pillukat,
P. Pogoda, P. Preisser, K.-J. Prommersberger, P. Reill, L. Rudig, J. Rudigier, J.M. Rueger,
M. Sauerbier, U. Schächinger, M. SchädelHöpfner, W. Schäfer, J. Schmidt, H. Siebert,
R. Slodicka, H. Towfigh, K. Tsironis, C. Voigt,
B. Weber, K.D. Werber, J. Windolf (Leiter),
K. Wolf, R. Zettl.
Prof. Dr. Joachim Windolf
Klinik für Unfall- und Handchirurgie
Universitätsklinikum Düsseldorf
Moorenstraße 5
40225 Düsseldorf
Tel.: (02 11) 810 44 00
Fax: (02 11) 810 49 02
E-Mail: [email protected]
Abschließend sei noch darauf hingewiesen,
dass die Sektion am 12. April 2008 zu ihrer
3. Jahrestagung nach Düsseldorf einlädt.
Zum Thema „Kontroverses in der Handchirurgie – Gelenkverletzungen“ lagen bei Redaktionsschluss mehr als 150 Anmeldungen
interessierter Kollegen aus ganz Deutschland vor. Neben den geladenen Übersichtsreferaten werden die Sektionsmitglieder
in diesem Jahr ausgewählte Fälle aus ihrer
klinischen Praxis vorstellen und mit den
Tagungsteilnehmern diskutieren. Für den
nächsten Bericht über die Aktivitäten der
Sektion in den „Mitteilungen und Nachrichten“ werden wir eine kurze Zusammenfassung dieser Veranstaltung vorbereiten.
Mitglieder
P. J. Altmann, K. Becker, T. Bertrams, B. Bickert, G. Böhringer, Ch. Braun, E. Brück, P. Catalá, W. Dée, J. Degreif, C. Dumont, T. Ebinger,
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Sektion „Kindertraumatologie“
W. Schlickewei
Tagungen
Die Sektion sieht sich als offene Diskus­
sionsrunde für jeden am Kinder-Trauma
Interessierten. Die aktiven Mitglieder sind
in unfallchirurgischen oder kinderchirurgischen Kliniken und auch im niedergelassenen Bereich aktiv. Als regelmäßiger Treffpunkt dienen die Jahresveranstaltungen
(siehe Tagungen).
Die Sektion veranstaltet eine jährliche Tagung, deren Programm auf der Internet-Seite der DGU veröffentlicht wird. Die Tagung
2007 fand vom 21. bis 23.6.2007 in Graz/
Österreich statt. Motto „Der Kinderfuß bewegt Traumatologen und Orthopäden“. Das
Programm ist unter dem Link http://www.
kindertrauma2007.info einzusehen.
Projekte
Die Sektion führt eigene Studien durch:
Derzeit steht im Vordergrund eine Studie
zur Behandlung des Schädel-Hirn-Traumas
im Kindesalter (Leitung Prof. Dr. med. Ingo
Marzi und Dr. Mayer, Universitätsklinikum
Frankfurt). Es handelt sich um eine prospektive Studie, in der ein Überblick über das aktuelle Behandlungskonzept und Outcome
beim Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter
gewonnen werden soll.
Darüber hinaus soll hier auch die viel diskutierte Frage des Stellenwertes der Röntgendiagnostik des Schädels in der Primärbehandlung der Kopfverletzungen bei Kindern
beantwortet werden.
Kurse über Kindertraumatologie sind etabliert. Der erste Operationskurs hat im
September 2004 in Freiburg stattgefunden
(AO-Kurs). Der Kurs im September 2008,
wiederum unter Leitung von Prof. Marzi und
Prof. Schlickewei, wird in Frankfurt stattfinden. Für 2009 ist als Kursort Hamburg vorgesehen.
Bei den Kursen sind im wesentlichen Referenten aus der Sektion aktiv.
An weiteren Projekten wurde federführend
durch Prof. Schmittenbecher aus der Gesellschaft für Kinderchirurgie eine gemeinsame Leitlinie zur Condylus radialis Fraktur
erstellt.
Darüber hinaus gibt es ein Diskussionsforum zur Beschreibung der Stellung der
Kindertraumatologie im von der Deutschen
Gesellschaft für Unfallchirurgie vorgestellten Weißbuch für Traumatologie.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Die wissenschaftlichen Themen waren:
■ Trauma von Sprunggelenk und Fuß
■ Osteomyelitis im Sprunggelenks- und
Fußbereich
■ Behandlung
angeborener/erworbener
Fuß­deformitäten
■ Tumoren des Kinderfußes
■ Neue Ansätze bei komplexen Weichteil-/
Knochendefekten
■ Verletzungen, Infektionen, Fehlstellungen
in Unterschenkel- und Kniebereich
Wie bei früheren Veranstaltungen war auch
hier die Zusammenarbeit zwischen Kindertraumatologen und Kinderorthopäden wesentlicher Bestandteil.
Die Sektion verwendet regelmäßig die Internetseite der DGU, um auf ihre Veranstaltungen hinzuweisen. Programme und
Anmeldeformulare sind hier frühzeitig
aufzufinden. Ansprechpartner innerhalb
der Sektion sind genannt. Aktuell ist das
Programm der Jahrestagung 2008 in Mainz
(Prof. Dr. Rommens) einzusehen, um auch
hier Interessierten eine frühzeitige Anmeldung zu ermöglichen.
Unverändert ist die Resonanz auf kindertraumatologische Themen bei Tagungsveranstaltungen groß, was sich auch im
guten Besuch dieser Veranstaltungen und
Sitzungen widerspiegelt. Die Sektion ist
bemüht, diesem Interesse durch entsprechende Aktivitäten Rechnung zu tragen.
Prof. Dr. W. Schlickewei
Sautierstraße 1
79104 Freiburg
Tel.: (07 61) 27 11 21 01
Fax: (07 61) 27 11 21 02
Berichte
Mitglieder
Die 27. Tagung im Jahr 2008 wird vom
6. bis 7.7.2008 in Mainz mit dem Thema
„Anspruchsvolle Verletzungen im Kindes­
alter“ stattfinden (Vorsitzender: Prof. Dr.
med. Dr. hc. Pol Maria Rommens). Vorge­
sehen ist bei dieser Tagung eine gemeinsame Sitzung mit der Arbeitsgemeinschaft
Arthroskopie der DGU.
Vorgesehene Themen:
■ Die metaphysäre Fraktur
■ Die pathologische Fraktur
■ Komplikationen nach ESIN
■ Patellaluxationen im Kindesalter
■ Fallvorstellungen
Darüber hinaus sind Kurse zur ESIN Technik
und zur Kniegelenksarthroskopie bei Kindern vorgesehen.
Der mit 30.000 SF dotierte „Ralf-Loddenkemper-Preis“ für Fortschritte auf dem Gebiet
der Unfallchirurgie, im Speziellen der Unfallchirurgie des Kindes im Jugendalter, wird
im Jahr 2008 wiederum im Rahmen der Jahrestagung verliehen. Die Stifterin, Frau Claudia Loddenkemper, wird die Preisverleihung
auch in diesem Jahr vornehmen.
63
Sektion „Notfall-, Intensivmedizin und
Schwerverletzten-Versorgung“
Bericht der Projektgruppe „Netzwerk Katastrophenmedizin“
H. J. Bail
Zielsetzung
Berichte
Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) verfolgt in der Sektion Notfall-,
Intensivmedizin und Schwerverletzten-Versorgung das Vorhaben einer bundesweiten
Strukturierung der Klinikkapazitäten für
den Großschadens- und Katastrophenfall.
Mit Unterstützung des Bundesamtes für
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist die Erstellung eines Katastrophen-Klinik-Netzwerkes basierend auf dem
TraumaNetzwerkDGU beabsichtigt.
Die Arbeit der Projektgruppe „Katastrophenmedizin“ hat zum Ziel, mittels automa­
tisierter Software länderübergreifend eine
strukturierte Opferverteilung vom Schadensort und eine effektive Ressourcennutzung
der erreichbaren Kliniken zu ermöglichen,
sodass die Aufrechterhaltung einer optimalen Individualversorgung der Patienten über
einen möglichst langen Zeitraum gewährleistet werden kann.
Aktivitäten seit Januar 2007
Am 14.2.2007 fand in Berlin ein Treffen mit
einem Projektleiter des Koordinierten Sanitätsdienstes der Schweiz (KSD) und Vertretern der Schweizer Firma Itelligence zur
Abstimmung und Feststellung der Brauchbarkeit der Software „Information und Einsatz im Sanitätsdienst (ISD)“ statt. Mehrere
Kontakte diesbezüglich folgten. Erstellung
eines Pflichtenheftes für die automatisierte
Software.
Organisation und Durchführung der ersten
Sitzung der Forschungsbegleitenden Arbeitsgruppe zur Initiative „Netzwerk Katas­
trophenmedizin“ am 12.3.2007 in Berlin. Bei
diesem Zusammentreffen wurden hauptsächlich Basisfragen zum Forschungsvorhaben bezüglich der Datenerhebung und der
Software-Lösung erläutert.
Bis 1.4.2007 wurden Vorschläge zum Inhalt
des TOP-Themas der DGU-Internetseite,
zum Anschreiben an die Chefärzte aller relevanten Kliniken und dem Datenerhebungs-
64
bogen zusammengetragen. Es erfolgte die
Ausschreibung einer Doktorarbeit mit dem
Thema: „Modus der Patientenzuweisung
in die Krankenhäuser im KatastrophenfallÜberprüfung der Validität unterschiedlicher
Verteilungsmodelle“.
Am 10.5.2007 fand ein Treffen der Projektgruppe in Frankfurt/Main statt, auf dem
Themen wie die Präsentation der Internetseite der DGU zum Forschungsvorhaben,
das Anschreiben der Kliniken, der Erhebungsbogen für die Kenndaten der Kliniken,
die Datenerfassung sowie die Software-Lösung konkretisiert wurden. Es wurde das
Thema Katastrophenmedizin in der Lehre
besprochen.
Am 9.7.2007 trafen sich wiederum ausgewählte Mitglieder der Projektgruppe mit
Vertretern des KSD und der Firma Itelligence, um deren Angebot zur Software zu
besprechen.
Das Promotionsthema „Modus der Pa­
tientenzuweisung in die Krankenhäuser im
Katastrophenfall-Überprüfung der Validität
unterschiedlicher Verteilungsmodelle“ wurde vergeben und erste Ergebnisse der Literaturrecherche des Doktoranden zum Thema
zur Kenntnis genommen.
Am 11.9.2007 fand die zweite Sitzung der
Forschungsbegleitenden Arbeitsgruppe zur
Initiative „Netzwerk Katastrophenme­dizin“
statt. Es wurde vor allem der Stand der Software-Lösung und Datenerhebung analysiert.
Seitens des Beirates und der Forschungsbegeleitenden Arbeitsgruppe wurde von einer
SAP-basierten Software abgeraten.
Am 7.2.2008 traf sich die Projektgruppe in
Berlin. Der aktuelle Stand der Datenerhebung wurde berichtet. Bis Dezember 2007
wurden insgesamt 1300 Briefe an die relevanten Kliniken verschickt mit dem Ersuchen, Kenndaten für das Katastrophennetzwerk zur Verfügung zu stellen. Daraufhin fand in 395 Kliniken ein Log-in auf die
Online-Datenerhebung statt. 209 Kliniken
stellten ihre Kenndaten bisher zur Verfügung.
Anfang Februar 2008 wurden 1110 Erinnerungsbriefe verschickt. Diese lösten ein
bedeutend größeres Echo aus als das erste Rundschreiben. Der Schwerpunkt der
Projektgruppentätigkeit liegt derzeit auf
der Software-Recherche unter Leitung von
L. Mahlke. Es sind mehrere Windows-kompatible Programme analysiert worden.
Das primäre Ziel der Projektgruppe „Netzwerk Katastrophenmedizin“ besteht in der
Bereitstellung einer strukturierten, realisierbaren Lösung der Verletztenverteilung
im Großschadens- und Katastrophenfall.
Weiterhin wird verfolgt, einen möglichst
modularen Krankenhaus-Alarmplan bereitzustellen. Im Zuge dessen erfolgte beim
letzten Treffen die Vorstellung eines Buches
zur Krankenhausalarmplanung durch Dr.
Schneppenheim.
Das Projekt „Krankenhaus Katastrophennetzwerk“ wurde durch das BBK bis 12/2008
verlängert. Das nächste Treffen mit der Forschungsbegeleitenden Arbeitsgruppe wird
am 1.4.2008 in München stattfinden.
Publikationen
Bail, H. J., Mahlke, L., Matthes, G., Sturm,
J., Ruchholtz, S., & Weidringer, J. W. (2006).
Netzwerk Katastrophenmedizin. Ein Vorschlag der AG Notfallmedizin der DGU zur
Strukturierung der Krankenhauskapazitäten
im Katastrophenfall. Notfall & Rettungsmedizin, 3, 309–311.
Bail, H. J., Fischer, P., Mahlke, L., Matthes,
G., Preck, O.-S., Ruchholtz, S., & Weidringer,
J. W. (2007). Katastrophenmedizin in der
Bundesrepublik Deutschland. Das Netzwerk
Katastrophenmedizin der DGU. Trauma und
Berufskrankheit, 4, 279–283.
Mitglieder der Projektgruppe
H.J. Bail (Leiter), P. Fischer, L. Mahlke,
G. Matthes, S. Ruchholtz, J.W. Weidringer
PD Dr. Hermann Josef Bail
Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Virchow-Klinikum
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Sektion „Physikalische Therapie
und Rehabilitation“
V. Bühren
Leitlinien für die Physiotherapie finden sich
in der wissenschaftlichen Literatur nur spärlich und in der Regel mit geringem Evidenzniveau. Unter Absprache mit der Schwestersektion der DGOC wurde die Erstellung
einer Leitlinie zur Physiotherapie nach
Sprunggelenksverletzungen begonnen. Abgeschlossen ist die Literaturrecherche mit
dem Einstieg in eine Metaanalyse. Geplant
ist eine Delphi-Verfahren und anschließend
die Formulierung von für die Praxis relevanter Leitlinien.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Die international anerkannte und sich zunehmend durchsetzende Klassifikation der
Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) ist in der deutschen klinischen
Praxis wenig verbreitet und insbesondere
in der Unfallchirurgie kaum bekannt. Die
Sektion hat es sich zum Ziel gesetzt, den
lohnenden Grundgedanken dieser umfassenden Klassifikation in die Unfallchirurgie
einzuführen und als Assessmentmethode
nutzbar zu machen. Ein erster Schritt hierzu
ist eine Evaluationsstudie bei polytraumatisierten Patienten, die durch das Institut für
Rehabilitation der LMU München durchgeführt werden wird. Für die Studie werden
noch kooperierende Kliniken gesucht, die
über ein entsprechend großes Patientengut
Mehrfachverletzter verfügen, die Kontaktaufnahme kann über
[email protected] erfolgen.
Eine kommende Thematik ist die Einbeziehung der Rehabilitation in die Traumanetzwerke. Zur Definition und Erarbeitung sinnvoller Anknüpfungspunkte ist es zunächst
einmal notwendig, eine Begriffsbestimmung der Rehabilitation durchzuführen.
Rehabilitation wird in der Gesetzlichen Unfallversicherung als Prozess von der Unfallstelle bis zur sozialen Wiedereingliederung
gesehen, der klassische Rehabilitationsprozess umfasst die Wiederherstellung nach
Krankheit oder Trauma in entsprechen ausgestatteten Abteilungen. Neuere Begriffe
sind die Früh- oder Akutrehabilitation, die
sehr früh nach Primärbehandlung in der
Akutklinik einsetzt. Ein denkbarer Ansatz
für die Einbeziehung von Reha-Kliniken in
das Traumanetzwerk wäre die frühzeitige
Übernahme chirurgisch ausbehandelter
Patienten, auch wenn sie aufgrund der erlittenen Verletzungen für einige Wochen noch
nicht im eigentlichen als rehafähig gelten.
Eine erste Standortbestimmung zur Rehabilitation von polytraumatisierten und
schwerstverletzten Patienten wird das erste
Symposium der Sektion am 4.4.2008 in Erfurt geben (Anmeldung unter
www.vbg.de/vbg-forum/).
Prof. Dr. Volker Bühren
BG-Unfallklinik Murnau
Prof.-Küntscher-Straße 8
82418 Murnau
Berichte
Die durch das Präsidium der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie neu formierte
Sektion Physikalische Therapie und Rehabilitation unter der Leitung von V. Bühren
und M. Settner hat im Jahr 2007 dreimalig
am 22.2.2007, 10.5.2007 und anlässlich des
DGU-Kongresses am 27.10.2007 getagt.
Gemeinsam mit der Schwestersektion der
DGOC unter B. Kladny wurde auf dem Berliner Kongress eine gemeinsame Sitzung zu
Assessment – Verfahren in der Rehabilita­
tion unter dem Titel „Ist Rehabilitation
messbar?“ veranstaltet. Wesentliches Ziel
der Aktivitäten der Sektion war entsprechend einer Findungsphase die Definition
klinisch relevanter Themen und Fragestellungen sowie die Initiierung erster Aktivitäten zu den im Folgenden als Hot-Topics
identifizierten Thematiken.
65
TraumaNetzwerkD – der aktuelle Stand
Berichte
S. Ruchholtz, H. Siebert, C. Kühne, Arbeitskreis Umsetzung Weißbuch/Traumanetzwerk
Wie an dieser Stelle bereits beschrieben
verfolgt das Konzept TraumaNetzwerkD der
Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
das Ziel die Inhalte des Weißbuchs „Schwerverletzten-Versorgung“ der DGU flächendeckend in Deutschland umzusetzen, um
damit eine qualitativ hochwertige Versorgung schwerverletzter Patienten auszubauen und auch unter Sicherung der Versorgungsqualität längerfristig sicherzustellen.
Es ist damit derzeit eines der größten und
aufwendigsten Projekte unserer Fachgesellschaft und ohne Vergleich im europäischen
bzw. internationalen Ausland.
Diese Initiative der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie ist in den letzten
18 Monaten auf ein sehr positives Interesse und großes Engagement unfallchirurgischer Kliniken gestoßen. Nach derzeitigem Stand (2/2008) haben sich etwa 50
regionale Traumanetzwerke mit ca. 500
Kliniken gegründet und jeweils in zum Teil
bereits mehrfachen Treffen Absprachen zur
Verbesserung der lokalen flächendeckenden
Traumaversorgung entsprechend der Kriterien der DGU getroffen.
Zur Sicherung der Versorgungsqualität
werden Qualitätssichernde Maßnahmen
der teilnehmenden Kliniken, wie des jeweiligen Traumanetzwerkes im Rahmen eines
strukturierten
Zertifizierungsprozesses
un­ter Einbindung einer ZertifizierungsGesell­schaft (Fa. DIOcert, Braun Melsungen)
durchgeführt. Der Zertifizierungsprozess
wird mit einem Audit der teilnehmenden
Kliniken und des jeweiligen Traumanetzwerkes abgeschlossen. Eine Rezertifizierung
erfolgt nach 3 Jahren.
Da es bisher keine vergleichbaren Aktivitäten in entsprechendem Ausmaß gibt, ließ
es sich nicht vermeiden, dass der Prozess der
Zertifizierung in den letzen Monaten gelegentlich in seinem Tempo reduziert werden
musste, um die Software zur Zertifizierung
regelmäßig weiter zu entwickeln und um
den unterschiedlichen (unvorhersehbaren)
Neuanforderungen bei der Registrierung,
Umstrukturierung und Ausgestaltung von
regionalen Traumanetzwerken gerecht zu
werden.
Im Folgenden sollen die Organisationsstruktur der Zertifizierung sowie aktuelle
Fragen zur Umsetzung dargestellt werden
(Näheres finden Sie auch unter www.dgutraumanetzwerk.de).
I. Organigramm ( Abb. 1.)
Die wissenschaftliche Begleitung und Konzeptgebung des Zertifizierungsprozesses
wird durch den Arbeitskreis zur Umsetzung
des Weissbuchs/Traumanetzwerk (AKUT)
sichergestellt. AKUT ist direkt an den Vorstand der DGU angebunden. AKUT wird in
wissenschaftlichen Belangen von der Sek­
tion für Notfall-, Intensiv- und Schwerver-
letztenversorgung der DGU (NIS) beraten.
Des weiteren ist geplant einen Beirat aus
Vertretern an der Schwerverletztenversorgung direkt und indirekt beteiligten Verbänden (Rettungsdiensten, Kostenträgern
etc.) als beratende Institution ins Leben zu
rufen.
AKUT wird durch die Akademie der DGU
GmbH (AUC), welche den Prozess der Zertifizierung in wirtschaftlichen und organisatorischen Belangen begleitet, unterstützt.
Bei der Umsetzung sind von der AUC
wiederum unterschiedliche Bereiche/Organisationen beauftragt den regelhaften Ablauf der Zertifizierung zu gewährleisten.
a) DIOcert: Die Zertifizierung vor Ort, im
Sinne von Besuchen durch geschulte Auditoren erfolgt durch die Firma DIOcert, eine
Tochter der Firma Braun-Melsungen AG.
Der Wechsel von der ursprünglich beteiligten Firma NISzert zu DIOcert ist durch den
Wechsel der das Zertifizierungsprojekt von
Anfang an betreuenden Experten begründet. Alle vertraglichen Aspekte konnten dabei unter den gleichen Konditionen auf den
neuen Partner übertragen werden.
b) AKUT-Geschäftsstelle: Um durchgehend
die Kliniken bei dem Prozess der Zertifizierung zu beraten (telefonische und webbasierte Hotline) und um sicher zu gehen, dass
relevante Aspekte bei der Entwicklung des
Zertifizierungsprozesses in der Weiterentwicklung berücksichtigt werden, wurde eine
AKUT-Geschäftsstelle ins Leben gerufen. Die
Geschäftsstelle wird durch Herrn PD Dr.
Kühne geleitet. Sie stellt gewissermaßen
auch ein Verbindungsglied zwischen AKUT
und den regionalen Traumanetzwerken dar.
AKUT berät die Fa. DIOcert in medizinisch
fachlichen Aspekten des Zertifizierungsprozesses und führt die Auditorenschulung
durch. Alle Anfragen bezüglich TNW sollten
deshalb direkt an die Geschäftstelle AKUT
gerichtet werden.
c) Institut für Notfallmedizin (INM): Die Entwicklung und kontinuierliche Anpassung
der Zertifizierungssoftware und Traumanetzwerk-Homepage (www.dgu-traumanetz­
werk.de) erfolgt durch das INM an der
Ludwigs-Maximillian-Universität München
in direkter Abstimmung mit AKUT und der
AUC GMBH.
Abb. 1 Organigramm TraumaNetzwerkD
66
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
II. Gestaltung von Traumanetzwerken
Um den Prozess der Zertifizierung nicht
unnötig zu komplizieren ist es vorgesehen,
dass jede Klinik nur in einem regionalen
TraumaNetzwerk angemeldet und dort zertifiziert wird. Gleichzeitig ist jedoch die Kooperation jeder Klinik bzw. regionalen oder
überregionalen Traumazentrum in weiteren
angrenzenden Traumanetzwerken möglich. So sind sekundäre Verlegungen bei
Patienten ohne akute lebensbedrohlichen
Behandlungssituation, beispielsweise zur
definitiven Behandlung einer komplexen
Beckenfraktur, gemäß bereits bestehender überregionaler Absprachen zwischen
Kliniken von den Regelungen in einem
TraumaNetzwerk unberührt. Sie sollten
jedoch in den Vereinbarungen der betroffenen TraumaNetzwerken fixiert und strukturiert werden.
Entsprechend der bisherigen Erfahrung
erscheint die bundeslandübergreifende
Etablierung von TraumaNetzwerken möglich zu sein. Dieses Vorgehen bietet sich in
bestimmten Regionen aufgrund lokaler, geographischer Verbindungen an.
III. Beginn der Zertifizierungsbesuche
Die Zertifizierung ist nur in einem Verbund
aus unfallchirurgischen Kliniken/Abteilungen einer definierten geographischen
Region möglich. Um den Ablauf der Zertifizierung in einem regionalen TraumNetzwerk nicht durch einzelne Kliniken/Abteilungen zu verzögern, erhalten die Sprecher
dieser TraumaNetzwerke von der AKUT-Geschäftstelle regelmäßig Nachricht, welche
ihrer Kliniken die Zertifizierungsunterlagen
eingereicht haben. Es liegt dann an den
Sprechern, die säumigen Kliniken aufzufordern und abzufragen, inwieweit sie tatsächlich sich am TraumaNetzwerk beteiligen. Die Initiierung der Prüfung der online
eingereichten Unterlagen zur Zertifizierung
erfolgt nach Überweisung der Gebühren
und der damit verbundenen Zustimmung
der Geschäftsführung der jeweiligen Klinik.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Sobald der Sprecher festgestellt hat,
welche Kliniken eines Traumanetzwerkes
definitiv und endgültig (nach setzen einer
„Deadline“) an dem Netzwerk teilnehmen,
meldet er dies an die AKUT-Geschäftsstelle unter Angabe der tatsächlich teilnehmenden Kliniken.
IV. Zielpatienten im TraumaNetzwerk
Um allen teilnehmenden Kliniken an
einem regionalen TraumaNetzwerk die
Befürchtung vor einer zentralen und unidirektionalen Patienten-Akquisition durch
regio­nale/überregionale Traumazentren zu
nehmen, sollten klare Vereinbarungen getroffen werden. Dabei ist gemeinsam mit
dem Rettungsdienst eindeutig festzuhalten, dass ausschließlich Patienten mit einer
potentiellen Lebensbedrohung für Zu- und
Weiterverlegungen im TraumaNetzwerk
berücksichtigt werden.
V. Allgemeine Empfehlungen
Wir haben inzwischen von einigen LandesSozial-Ministerien, Krankenkassen und
Landesverbänden der gesetzlichen Unfallversicherungen positive und konstruktive
Rückmeldungen zu unserem Projekt erhalten. Auch verschiedene Fachgesellschaften
haben ihre Mitwirkung uns mitgeteilt. So
empfehlen wir, innerhalb der Kliniken und
innerhalb des Netzwerkes, insbesondere
die Rettungsdienste, Notärzte und beteiligten Einrichtungen (z. B. Anästhesie, Neurochirurgie etc.) frühzeitig zu informieren und
in die Gestaltung einzubinden.
Sobald Sie Kenntnis darüber haben, wie
viele Kliniken Ihres Netzwerkes tatsächlich
die Vereinbarung unterschrieben haben
und damit am Netzwerk teilnehmen, empfiehlt sich über den Moderator des jeweiligen Bundesland eine Kontakt-Aufnahme
mit der Landesärztekammer, dem SozialMinisterium und den überregional für das
Rettungswesen zuständigen Gremien aufzunehmen, um sie über den aktuellen Stand
der Entwicklung zu informieren und ggf.
Hinweise zur Anpassung aufzunehmen. Diese durchaus als sensibel einzustufende Informationen sollten abgestuft und im Einvernehmen mit dem/den Moderatoren des
jeweiligen Bundeslandes vorgenommen
werden und Information von AKUT.
VI. Informationsaustausch
Aktuelle Informationen insbesondere Hinweise und Erfahrungen aus einzelnen Netzwerken werden über die regelmäßig stattfindenden Treffen des AKUT gesammelt und
auf der Homepage des TraumaNetz­werkesD
DGU publiziert. Ein zeitnaher Austausch
von Erfahrungen sollte über die Sprecher,
die Moderatoren und AKUT wechselseitig
erfolgen und so dem „lernenden System“
unseres Projektes zugute kommen.
Abschließend wollen wir uns bei allen
Personen und Institutionen für die Unterstützung, die Geduld und die regelmäßige
konstruktive Rückmeldung bedanken. Es
hat sich in den letzten Monaten gezeigt,
dass trotz der unterschiedlich begründeten Schwierigkeiten der Prozess der Umsetzung von Traumanetzwerken in ganz
Deutschland voranschreitet. Um unsere
gemeinsame Vision einer optimalen flächendeckenden und qualitätsgesicherten
Versorgung Schwerverletzter mit der bisherigen Dynamik weiterzuentwickeln und um
das TraumaNetzwerkD den unterschiedlichen Anforderung verschiedener Regionen
unseres Landes anzupassen, benötigen wir
auch in Zukunft Ihre regelmäßige Rückmeldung
(www.dgu-traumanetzwerk.de;
[email protected];
Tel.-Hotline: (0 64 21) 286 62 16
Berichte
d) TraumaRegisterQM: DGU: In der Sektion
für Notfall-, Intensiv- und Schwerverletztenversorgung (NIS) der DGU wurde aus
dem Traumaregister der DGU in deutlich
reduzierter Form der Datensatz zum Qualitätsmanagement für das TraumaNetz­werkD
entwickelt. Ein Arbeitskreis aus NIS betreut
unter der Leitung von PD Dr. Lefering und Dr.
Paffrath das TraumaRegisterQM DGU sowie
das damit verbundene Bench-Marking und
Feedback-System.
Mitglieder AKUT:
Bail, Bouillon, Grass, Kühne, Lackner, Matthes, Mahlke, Marzi, Mittlmeier, Petereit,
Ruchholtz, Schmidt, Seekamp, Siebert, Stürmer, Sturm, Südkamp, Thielemann, Wentzensen, Winkler
Univ.-Prof. Dr. Steffen Ruchholtz
Klinik für Unfall-, Hand- und Wieder­herstellungs­chirurgie
Universitätsklinikum Gießen-Marburg
Standort Marburg
Baldingerstraße
35033 Marburg
Tel.: (0 64 21) 286 62 16
E-Mail: [email protected]
67
AG „Alterstraumatologie“
Berichte
M. J. Raschke, U. Frerichmann
Alterstraumatologie wird zunehmend in
Deutschland thematisiert. Zentren, die sich
speziell mit der operativen Versorgung von
Frakturen geriatrischer Patienten beschäftigen, formieren sich. Osteosynthesen beim
osteoporotisch veränderten Knochen sind
schwierig und stellen hohe Anforderungen
an den Operateur. Durch spezielle Implantate konnte zwar eine Verbesserung der
Möglichkeiten in der operativen Therapie erreicht werden, der Patient im hohen Lebensalter ist jedoch häufig multimorbide und
benötigt eine interdisziplinäre Versorgung
mit anschließender geriatrischer Rehabilitation zur vollständigen Wiedereingliederung.
Demographische Daten lassen befürchten,
dass in den nächsten Jahrzehnten mit einer
dramatischen Kostenexplosion nur für diesen Bereich zu rechnen ist, und das bei immer knapper werdenden Ressourcen.
Versorgungsrealität in Deutschland
Die Arbeitsgemeinschaft „Alterstraumatologie der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie“, bestehend aus Teilnehmern von
über 20 renommierten Kliniken und der Industrie, hat sich zum Ziel gesetzt zunächst
die Versorgungsrealität zu beschreiben.
In einem Kooperationsprojekt mit dem
Verband der Angestellten – Krankenkassen
e. V. (VdAK) und dem AEV-Arbeiter-Ersatzkassen-Verband e. V., (Mitglieder: Barmer
Ersatzkasse (BARMER), Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK), Techniker Krankenkasse (TK), Kaufmännische Krankenkasse – KKH, Hanseatische Krankenkasse
(HEK), Hamburg Münchener Krankenkasse
(HMK), Handelskrankenkasse (hkk), Gmünder ErsatzKasse (GEK), HZK – Krankenkasse
für Bau- und Holzberufe, KEH Ersatzkasse),
wurden der Arbeitsgemeinschaft Alterstraumatologie die relevanten Daten für diese
Studie zur Verfügung gestellt.
Dieser Datensatz umfasst die Krankenhausdaten von ca. 23 Millionen Versicherten aus
den Jahren 2002 bis 2004. Die ersten beiden
Publikationen wurden im Unfallchirurgen
veröffentlicht:
–P
roximale Femurfrakturen im Alter
Auswertung von Krankenkassendaten von
über 23 Millionen Versicherten – Teil 1
R. Lohmann, U. Frerichmann, U. Stöckle, T.
Riegel, M. Raschke
68
Unfallchirurg 2007, 110: 603–609
– Proximale Femurfrakturen im Alter
Krankenkassendaten von über 23 Millionen
Versicherten – Teil 2
U. Frerichmann, M. Raschke, U. Stöckle, S.
Wöhrmann, R. Lohmann
Unfallchirurg 2007, 110: 610–616
Periprothetische Frakturen
Seit 2006 erfolgt die Erstellung eines Frakturregisters für periprothetische Frakturen
im Rahmen des Clinical Priority Progamms
der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese
„Fracture Fixation in Osteoporotic Bone“ in
Zusammenarbeit mit Lohmann & Birkner
Health Care Company.
Nach Entwicklung einer neuen Klassifika­
tion für periprothetische Frakturen konnten
durch zahlreiche Meetings im Jahr 2007 ein
umfangreiches Register erstellt und 105 Fälle aus vier Zentren (Berlin, Braunschweig,
Celle, Münster) retrospektiv erfasst werden.
Die Fälle wurden im Rahmen des AG Treffens
in München nach Johansson, Vancouver und
der neuen AO-Klassifikation eingeteilt.
Ab Januar 2008 beginnt die Phase der prospektiven Datenerhebung. Alle Mitglie­der
der Arbeitsgemeinschaft werden zur Teilnahme hierzu aufgerufen. Mindestens
dreimonatige Rückmeldungen hinsichtlich
der Aktivität einzelner Kliniken werden beschlossen.
ICUROS (International Costs and
Utilities Related to Osteoporotic
Fractures Study)
Die European Health Economics in Stockholm hat diese internationale Studie initiiert. Im ersten Schritt wurde eine schwedische Studie (KFOR) zur Erfassung der
Kosten sowie der Lebensqualität durchgeführt (Borgström et al., Costs and quality
of life associated with osteoporosis-related fractures in Sweden, Osteoporos Int.
2006;17(5):637–50).
Das Ziel der jetzigen Studie ist die europaweite Erfassung der Kosten und der gesundheitsbezogene Lebensqualität nach
osteoporotischen Frakturen innerhalb der
ersten 18 Monate. Dadurch kann die volkswirtschaftliche Relevanz dieser Frakturen
in Europa beurteilt werden. Durch den Vergleich der Lebensqualität nach unterschiedlichen Versorgungsarten (z. B. konservativ
vs. operativ bei bestimmten Frakturen) können potenziell Empfehlungen für eine optimierte Versorgung ausgesprochen werden.
Die Studie ist in vier Phasen aufgeteilt: Frakturzeitpunkt, 4 Monate, 12 Monate und 18
Monate nach Fraktur.
Es sollen drei Frakturlokalisationen untersucht werden:
■ Proximales Femur
■ Wirbelsäule
■ Distaler Radius
Laut vorläufiger Darstellung sollen pro
Lokalisation 200 Patienten in Deutschland prospektiv erfasst werden. Die Studie
erlaubt die Beurteilung der durch eine osteoporotische Fraktur innerhalb der ersten 18
Monate entstehenden Kosten.
Weitere Informationen unter der Homepage www.icuros.org.
Zertifizierung Alterstrauma
Die Zertifizierungskriterien in der Alterstraumatologie mit Anforderungen für
Strukturen und Algorithmen gewinnen an
zunehmender Bedeutung. Das Klinikum
Oberhausen hat sich bereits für die Alterstraumatologie zertifizieren lassen. Mehrere weitere Kliniken haben ihr Interesse an
einer derartigen Zertifizierung bekundet.
Für die Erstellung dieser Zertifizierungskriterien wurde eine Arbeitsgruppe gebildet.
Ein erstes Treffen dieser Arbeitsgruppe zur
Entwicklung möglicher Strukturkonzepte
fand am 19.12.2007 in Karlsruhe statt.
Die entwickelten Strukturkonzepte werden auf dem nächsten AG Treffen im Frühjahr 2008 vorgestellt.
Wissenschaftliche Sitzungen auf der
Jahrestagung der DGU 2007
Wissenschaftliche Sitzung der AG Alterstraumatologie am 25.2.2007
Thema: „Die fehlgeschlagene Osteosyn­
these – proximales Femur“
Vorsitzende:
Raschke (Münster), Gebhard (Ulm)
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Pertrochantäre Fraktur – Windolf (Düssel­dorf)
Schenkelhalsfraktur – Kälicke (Bochum)
Fallvorstellung – Liener (Ulm)
Fallvorstellung – Suhm (Basel)
halb der interdisziplinären Therapie den
Hauptteil des Programms, das durch Betrachtungen zur Ergebnisqualität der Akutund Rehabilitationsbehandlung abgerundet wurde.
Fallvorstellung – Stumpf (Düsseldorf)
Fallvorstellung – Frerichmann (Münster)
Fallvorstellung – Hartwig (Karlsruhe)
Fallvorstellung – Klier (Murnau)
Fallvorstellung – Rebers (Gronau)
Der überfüllte Vortragsraum (es waren keine Sitzplätze auf dem Boden frei…) belegte
das große Interesse an dieser Thematik und
dem Format, welches auch im kommenden
Jahr fortgesetzt werden wird.
Arbeitstreffen 2007
7. März 2007 in Düsseldorf
25. Oktober 2007 in Berlin (DGU)
23. November 2007 in München
Alterstrauma-Tagung in
München 2007
Bei dem interdisziplinärem Arbeitstag
„Trauma im Alter“ am 27.11.2007 in München (Gastgeber Univ.-Prof. Dr. Stöckle)
wurden die fachübergreifenden Aspekte der
Behandlung älterer Patienten in den Mittelpunkt gestellt und mit interdisziplinären
Experten diskutiert.
Neben Übersichtsvorträgen zur Frakturversorgung der oberen Extremität bildeten
Vorträge zu neuen medikamentösen und
ernährungsphysiologischen Ansätzen inner­
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Vorschau 2008
1. Geriatrischer AO Kurs in Münster
am 18./19.4.2008
Bei diesem Operationskurs am 18. und
19. 4. 2008 soll an Thielfixierten Leichenpräparaten die spezielle Vorgehensweise
bei Osteo­synthesen an osteoporotischen
Knochen bei entsprechenden Frakturen in
Kleingruppen geübt werden.
Die einmaligen Möglichkeiten der Vermittlung neuerer Operationstechniken an
thielfixierten Präparaten ermöglichen, im
Gegensatz zur herkömmlichen Formalinfixation, realitätsnahe Operationsbedingungen. Es werden Techniken an der oberen
Extremität abgehandelt. Renommierte Experten werden den aktuellen Stand darstellen und realitätsnah Tipps und Tricks an den
Präparaten demonstrieren. Es wird ein besonderer Wert auf die operativen Zugangswege gelegt werden.
Insgesamt stellt der Kurs eine sehr personalintensive Übungsmöglichkeit für Interessierte dar.
Arbeitstreffen AG
Alterstraumatologie 2008
Die nächsten Arbeitstreffen der AG Alterstraumatologie werden im Frühjahr 2008 in
Wolfenbüttel (Hockertz) sowie im Rahmen
der DGU im Oktober in Berlin geplant.
Mitglieder
S. Arens, P. Augat; C. Bahrs, C. Bartl, F. Bonnaire, V. Bühren, K. Dreinhöfer, S. Elenz, W.
Franck, U. Frerichmann, B. Friemert, T. Friess,
R. Frigg, F. Gehard, T. G. Gerich, T. Gerke,
G. Gradl, D. Grapentin, A. Gruner, M. Hahn,
J. Hammel, E. Hartwig, H. Heep, H. Hessler,
C. Hirgstetter, T. Hockertz, R. Hoffmann,
G. Hörster, T. Hüfner, A. Illgner, C. Juhra,
G. Jukema, T. Kälicke, R. Ketterl, L. Kinzl,
M. Klein, R. Klemm, T. Klier, H.-J. Kock, F.
Krug, E. Kunz, A. Kurth, A. Lenich, U. Leyer,
U. C. Liener, W. Linhart, R. Lohmann, M. Lucke,
R. Meffert, T. Mittlmeier, G. Muhr,
H. J. Oestern, C. Orthey, T. Pap, T. Pohlemann,
M.J. Raschke, U. Rebers, O. Rehm, H. Reilmann, G. Röderer, M. Schieker, A. Seekamp,
H.R. Siebert, R. Stange, R. Stangl, H. Stein,
U. Stöckle, G. Streicher, U. Stumpf,
M. Stürmer, N. Suhm, A. Wentzensen,
J. Windolf, R. Wirbel, T. Wißmeyer
Berichte
Abb. 1 Treffen der AG Alterstraumatologie im November 2007 in München
Weitere Informationen über die Tätigkeiten
der AG Alterstraumatologie finden Sie auf
der Homepage der DGU:
http://www.dgu-online.de/de/dgu/
gruppierungen/ags/alterstraumatologie.jsp
Univ.-Prof. Dr. Michael J. Raschke
Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und
Wiederherstellungschirurgie
Universitätsklinikum Münster
Tel.: (02 51) 835 63 37
Fax: (02 51) 835 63 18
E-Mail: [email protected]
Internet: www.traumacentrum.de
69
AG „Arthroskopische Chirurgie“
Berichte
H. Lill
Die AG „Arthroskopische Chirurgie“ befasst sich mit den Schwerpunkten Knie und
Schulter sowie dem Einsatz der Arthroskopie bei der Frakturversorgung.
Im Rahmen des DKOU 2006 fand ein
Führungswechsel statt; die Leitung wurde
Herrn Prof. Dr. med. Helmut Lill, Hannover
übertragen, PD Dr. med. Manfred Bernhard,
Potsdam, wurde sein Stellvertreter.
Erfreulicherweise steigt die Zahl der aktiven AG-Mitglieder stetig auf mittlerweile
65 Mitglieder. 2 bis 3 regelmäßige Arbeitstreffen pro Jahr wurden fest etabliert. Das
letzte, sehr konstruktive Treffen fand am
1. und 2.2.2008 in Berlin statt.
Hier wurde der aktuelle Stand dreier im
Oktober 2006 gestarteter, umfangreicher
Studien-Projekte besprochen und Modifikationen bzw. noch offene Fragen diskutiert.
Aktuelle Studien der Arbeits­gemein­
schaft „Arthroskopische Chirurgie“
1. Multicenterstudie „Akute Patellalux­
ation“ (Prof. Dr. med. Johannes Zeichen,
PD Dr. med. Michael Jagodzinski, PD Dr.
med. Dirk Stengel)
Studienprotokoll, Studienablauf und Logistik sind klar definiert. Studienaufbau und
Statistik werden von Herrn PD Dr. med. Dirk
Stengel überwacht. 20 Kliniken werden
teilnehmen. Geplanter Studienstart ist der
1.3.2008. Eine zentrale Studienkoordinatorin (Frau Marquardt, MH Hannover) wird
die Daten verwalten. Zur weiterführenden
Finanzierung ist ein DFG-Antrag geplant.
Ziel ist die mittelfristige Publikation der
Studienergebnisse in einer internationalen
Fachzeitschrift.
2. Multicenterstudie „Vordere Kreuzband­
rupturen im Wachstumsalter“ (PD Dr. med.
Karl-Heinz Frosch, Dr. med. Christine Voigt)
Für diese klinisch sehr relevante Fragestellung mit kleiner Fallzahl pro Klinik bot sich
die Form einer Multicenterstudie der AG
„Arthroskopische Chirurgie“ an. Auch für diese neue Studie mit klinisch relevanter Fragestellung konnte das Studienprotokoll abschließend besprochen werden. Eine eigene
Homepage mit Informationen zum Studienstand sowie den Nachuntersuchungsbögen ist eingerichtet. Die Studie startete
am 1.2.2008. Geplant ist eine kurzfristige
Publikation in Form einer Metaanalyse der
Literatur und erster Ergebnisse der retro-
70
spektiven Datenerfassung von ca. 30 Fällen
sowie das Weiterführen in Form einer prospektiven Studie.
3. Multicenterstudie „Anteriore und ante­
rosuperiore Rotatorenmanschettenläsio­
nen“ (Dr. med. Markus Scheibel)
Initial stand im Focus dieser Studie die Erfassung und Dokumentation sehr seltener
isolierter
Subscapularissehnenrupturen.
Auf dem letzten Arbeitstreffen wurde bei
mangelnden Fallzahlen isolierter Subscapularissehnenrupturen eine Erweiterung auf
kombinierte Subscapularis- und Supraspi­
natusrupturen (anterosuperiore Rotatorenmanschettenläsionen) beschlossen. Auch
diese Studie beginnt aktuell. Alle Fälle werden standardisiert videodokumentiert und
in periodischen Zeiträumen von den aktiven
Mitgliedern der Subscapularisgruppe gemeinsam ausgewertet. Ziel ist die Entwicklung einer neuen Klassifikation und die Publikation der Nachuntersuchungsergebnisse.
Die Publikation der abgeschlossenen
Multicenterstudie: Scheffler S, Riediger N,
Gerlach H, Lill H, Besch L, Lobenhoffer P, Angele P, Reilmann H, Ost P, Hofmann G, Weiler
A, Höher J, Hertel P: „Behandlungskonzepte
der Knieluxation und deren klinisches Outcome – eine Multicenterstudie“ befindet
sich in der Endphase.
Neben der wissenschaftlichen Arbeit im
Rahmen neuer Studien ist die AG „Arthroskopische Chirurgie“ in der Gestaltung wissenschaftlicher Sitzungen sehr aktiv. Erstmals konnten im Rahmen des DKOU 2007
zwei erfolgreiche und sehr gut besuchte
gemeinsame Sitzungen mit der AGA mit
den Schwerpunkten „Neue Entwicklungen
in der Arthroskopie – Frakturen“ und „Rotatorenmanschette“ durchgeführt werden.
Auch der Kurs „Patellaluxation“ verzeichnete sehr positive Rückmeldungen.
Für 2008 sind folgende wissenschaft­
liche Sitzungen geplant:
30./31.5.2008: Sitzung der AG Arthros­
kopische Chirurgie auf dem Jahres­kongress der DVSE e. V. in Hannover
6./7.7.2008: Gemeinsame Sitzung auf dem
Jahreskongress der Sektion Kindertraumatologie der DGU in Mainz
22. – 24.10.2008: Gemeinsame Sitzungen
mit der AGA, Kurs „Patellaluxation“ auf
dem DKOU in Berlin
Die Mitglieder der AG werden jeweils entsprechend ihrer Spezialgebiete und ihrer
Beteiligung an den aktuellen Studienprojekten Sitzungen und Kurse moderieren und
mit Vorträgen gestalten.
Ein weiteres Hauptanliegen der AG-Arbeit ist die vermehrte Zusammenarbeit
mit anderen Arbeitsgemeinschaften und
Sektionen der DGU. Aktuell findet diese in
Form einer gemeinsamen Sitzung auf dem
Jahreskongress der Sektion Kindertraumatologie der DGU in Mainz statt. Auch im
Rahmen der prospektiven Multicenterstudie „Vordere Kreuzbandrupturen im Wachstumsalter“ findet eine enge Zusammenarbeit mit der Sektion Kindertraumatologie
(Leiter: Prof. Dr. med. Wolfgang Schlickewei)
und der AG Sporttraumatologie (Leiter: Prof.
Dr. med. Gerhard J. Bauer) der DGU statt.
Für die Zukunft werden eine vermehrte
Mitarbeit an der Gestaltung von Leitlinien
(Patellaluxation, vordere Kreuzbandrupturen im Wachstumsalter), an (zertifizierten) Weiterbildungskursen anlässlich
des DKOU sowie die Mitgestaltung von
Weiterbildungsseminaren des BDC für die
Bezeichnung „Spezielle Unfallchirurgie“ avisiert.
Weiterhin bieten die Mitglieder der AG
als Experten mit unterschiedlichen Schwerpunkten („Centers of Excellence“) künftig
vermehrt Hospitationsmöglichkeiten auf
dem Gebiet der arthroskopischen Gelenkchirurgie an und freuen sich über eine rege
Nachfrage. Detaillierte Informationen dazu
sind auf der Homepage oder im Sekretariat
von Prof. Lill erhältlich.
Wir heißen interessierte und aktive Mitglieder für unsere AG jederzeit herzlich willkommen.
AG „Arthroskopische Chirurgie“
Leitung: Prof. Dr. Helmut Lill; Stellvertreter:
PD Dr. Manfred Bernhard; Studienleiter:
Prof. Dr. Johannes Zeichen, PD Dr. Michael
Jagodzinski, PD Dr. Dirk Stengel, PD Dr. KarlHeinz Frosch, Dr. Christine Voigt, Dr. Markus
Scheibel; Mitglieder: s. Homepage der AG
auf http://www.dgu-online.de
Prof. Dr. Helmut Lill
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbH
Postfach 2040
30020 Hannover
Tel.: (05 11) 129 23 31
E-Mail: [email protected]
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
AG „Geschichte der Unfallchirurgie“
Über die Tätigkeit der AG „Geschichte der
Unfallchirurgie“ (AGG) ist in MuN 50/2004
berichtet worden. Mit Ablauf der Sommersitzung 2007 des Präsidiums hat die AGG
turnusgemäß ihre Tätigkeit beendet. Den
Mitgliedern der AGG sei an dieser Stelle für
ihre Anregungen aufrichtig gedankt. Die
Hauptaufgabe der AGG war in der Sicherung und Bewahrung historischer Dokumente zu sehen, wobei sie sich auf die rührige Mitarbeit des Geschäftsstellenleiters
Herrn Dipl.-Pol. Arndt stützen konnte; auch
ihm gilt besonderer Dank. Im Berichtszeitraum konnten einige für die Unfallchirurgie
bedeutsame Bücher „aufgestöbert“ und
angekauft und dem von der Geschäftsstelle
inzwischen eingerichteten Archiv zugeführt
werden. Besonderes Augenmerk wurde auf
die Vervollständigung der Monatsschrift
für Unfallheilkunde, die 1894 gegründet
worden ist, gelegt; die Reihe ist noch nicht
komplett hergestellt. An die Mitglieder der
Gesellschaft wird die Bitte gerichtet, eigene Altbestände, die nicht mehr benötigt
werden (und im Antiquariatshandel kaum
noch abzusetzen sind), nicht zu vernichten,
sondern der Geschäftsstelle zur Verfügung
zu stellen. Die fehlenden Bände sind in der
Fußnote angegeben. Interessiert ist die DGU
auch an den Jahrgängen des „Archiv für orthopädische und Unfallchirurgie“, in denen
sich insbesondere zahlreiche Kongressberichte (nicht in der Monatsschrift enthalten) befinden. Von „Archiv“ fehlen derzeit
fast alle Bände. In diesem Zusammenhang
sei daran erinnert, dass im 2. Weltkrieg
nicht nur alle Bestände der DGU vernichtet
worden sind, sondern auch sämtliche Mitgliederunterlagen in Verlust gerieten. Die
Wiedergründung und der Wiederaufbau der
DGU waren nur aus dem Gedächtnis der damaligen Präsidiumsmitglieder möglich.
Die AGG hatte sich auch zur Aufgabe gestellt, dem Wirken und dem Schicksal ihres
Präsidenten von 1932, Oberregierungsmedizinalrat Dr. Paul Jottkowitz, nachzuspüren. Jottkowitz folgte dem Gründungspräsidenten Prof. Dr. Hans Liniger nach, weil er
einerseits von Anfang an der Gesellschaft
angehörte, wahrscheinlich sogar Gründungsmitglied, sodann als Leiter der orthopädischen Versorgungsstelle Berlin mit den
damaligen Zielsetzungen der Gesellschaft
besonders vertraut war. Er war aus einem
der damals namhaftesten Unfallkrankenhäuser, dem Knappschaftskrankenhaus
Königshütte in Oberschlesien, hervorgeDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
gangen und hat uns bedeutende Beiträge
in Zeitschriften und Büchern hinterlassen.
1868 geboren, dürfte er um 1933 die Beamten-Altersgrenze erreicht haben. Inwieweit
er den bereits 1933 einsetzenden Unrechtsmaßnahmen des Naziregimes unterworfen
gewesen ist, konnte trotz intensiver Nachforschungen bisher nicht geklärt werden.
Seit 1937 ist er verschollen. Beschämend ist,
dass er nach bisherigen Feststellungen im
Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft vom
1.2.1937 auch unter den früheren Vorsitzenden nicht mehr genannt wurde, kommentarlos verschwunden, auch sein Tod nicht
verzeichnet, geschweige denn eine Würdigung seiner Verdienste erfolgt ist. Auch
Sterbeort und -tag sind bisher nicht genau
festzustellen gewesen, hinreichend sicher
ist nur sein Sterbejahr 1937, sodass angenommen werden kann, dass er jedenfalls
den späteren Deportationen entgangen ist.
Die 1950 wiedergegründete DGU schuldet
Paul Jottkowitz Dank und Anerkennung
und die Bewahrung seines Andenkens. Eine
ausführlichere Darstellung seines Lebens
und Wirkens steht noch auf der Agenda der
AGG.
In Einzelschriften aus der AGG ist zu
geschichtlichen bzw. personengeschichtlichen Themen Stellung genommen worden.
Insbesondere wurde an G. F. L. Stromeyer erinnert und in besonderer Form am 6.3.2004
an seinem Standbild in Hannover seines
200. Geburtstages gedacht (s. MuN 49, S.
47–49 u. MuN 50, S. 44–45). In MuN 55, S. 80
wurde an den 100. Todestag Ernst von Bergmanns erinnert. Prof. Dr. Eugen Kuner hielt
auf dem Deutschen Kongress Orthopädie
und Unfallchirurgie, 71. Jahrestagung der
DGU, die Gedächtnisvorlesung aus Anlass
des 140. Geburtstages und 70. Todestages
von Erich Lexer (Abdruck in diesem Heft).
A. Ekkernkamp und J. Probst veröffentlichten 2004 in der Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen
zu deren 100-jährigem Bestehen den Beitrag
„Von der Unfallheilkunde zur Unfallchirurgie“ (auch erschienen in den Mitteilungen
der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
Heft 4/2004, S. 367–373). Die Mitteilungen
und Nachrichten der DGU Heft 56 S. 64–66
brachten eine Würdigung von Themistokles
Gluck, Vordenker der Deutschen Chirurgie
1853 bis 1942 (Probst).
Seit 2005 bildete sich eine besondere Arbeitsgruppe in der AGG mit dem Auftrag, die
Geschichte der Unfallchirurgie in der DDR
zu bearbeiten. Diese Arbeitsgruppe steht
unter der Leitung von Prof. Dr. Eberhard
Markgraf, Mitarbeiter sind ferner K. Franke,
S. Grafe, W. Kurz, D. Miehle, W. Otto, D. Paul,
K. Sandner, U. Schäfer, W. Senst, K. Welz sowie J. Probst. Voraussichtlich kommen die
Arbeiten in den kommenden Monaten zum
Abschluss, sodass noch in diesem Jahr eine
Veröffentlichung als Supplement zu MuN
erfolgen kann. Im Laufe der Bearbeitung
und bei mehreren Autorenkonferenzen
musste festgestellt werden, dass auch im
Tätigkeitsbereich der ehemaligen Sektion
Traumatologie in der DDR viele Unterlagen
ungesichert blieben und verlustig gingen.
Dies sollte als Mahnung verstanden werden, Dokumente rechtzeitig zu sichern bzw.
der Geschäftsstelle zugänglich zu machen.
Nach Beendigung der ersten Arbeitsperiode der AGG hat sich die Arbeitsgruppe
Geschichte der Unfallchirurgie mit den
o. g. Mitgliedern unter Leitung von J. Probst
(L) und E. Markgraf (stv. L) zur zweiten Arbeitsperiode der AGG konstituiert.
An alle Mitglieder der DGU ergeht die
Bitte, sich für die Geschichte der Unfallchirurgie und der DGU zu interessieren. Insbesondere sollten diejenigen, die ihre aktive
berufliche Tätigkeit beenden, sich nicht
scheuen, Erlebnisse und Erfahrungen zu
dokumentieren und der DGU zur Verfügung
zu stellen oder, noch besser, ihre persönliche Mitarbeit in der AGG anzubieten. Aber
auch alle aktiven und selbstverständlich die
jüngeren Mitglieder mit ihren Fragen an
die Vergangenheit und mit ihren Ideen sind
herzlich zur Mitarbeit eingeladen. Die AGG
ist keine „historische Kommission“ im strengen Sinne. Wenn aber in nachfolgenden
Generationen das Bedürfnis entsteht, im
Sinne Leopold Rankes festzustellen „wie es
wirklich gewesen ist“, dann sollte das nicht
daran scheitern, dass die Quellen unserer
Geschichte verschüttet oder gar nicht mehr
auffindbar sind. Geschichte ist immer auch
identitätsstiftend! Früher oder später eintretende Entwicklungen können in ihren
Auswirkungen nicht vorhergesehen werden. Es liegt im Wesen unseres Faches, dass
Erkenntnisse und Methoden, auch organisatorische Bedingungen und Strukturen sich
fortbilden oder auch äußeren Einwirkungen
oder gar Zwängen unterworfen werden. Da
kann es hilfreich sein, auch auf Erfahrungen
positiver wie negativer Art zurückgreifen zu
können. Golo Mann hinterließ uns die Mahnung „Unkenntnis der Vergangenheit ist
Berichte
J. Probst
71
ein Verlust für das Bewusstsein der Gegenwart“. Wir sollten sie für unsere einzigartige
Unfallchirurgie nicht unbeachtet lassen!
Im Archiv der DGU fehlen folgende
Jahrgangsbände der Monatsschrift für
Unfallheilkunde:
Prof. Dr. Jürgen Probst
Leiter der Arbeitsgemeinschaft
„Geschichte der Unfallchirurgie“
Alter Mühlhabinger Weg 3
82418 Murnau am Staffelsee
3–15 (1896–1908), 17–18 (1910–1911),
22–27 (1915–1920), 30–35 (1923–1928),
37–38 (1930–1931), 40 (1933), 45 (1938),
48–50 (1941–1943), 90–108 (1987–2005).
Ferner fehlen folgende Bände der Reihe
Hefte zur Unfallkunde: Kongressbände:
1924, 1926, 1927, 1929, 1932, 1950.
Kolleginnen und Kollegen, die in der Arbeitsgemeinschaft Geschichte der Unfallchirurgie, auch zur Bearbeitung selbst gewählter
Themen, mitarbeiten wollen, mögen sich
mit dem Leiter der AGG in Verbindung setzen. Im Rahmen des Deutschen Kongresses
für Orthopädie und Unfallchirurgie 2008
wird hiermit eine Arbeitssitzung der AGG
angekündigt, zu der alle Mitglieder herzlich
willkommen sind. Näheres folgt in MuN 58.
AG „Gewebe­regeneration,
Gewebeersatz“
Berichte
K. Weise
Die Arbeitsgemeinschaft „Geweberegene­
ration, Gewebeersatz“ tagte zuletzt am
1.2.2008 in Tübingen. Nachstehende Tagesordnungspunkte wurden während dieses
Treffens abgehandelt:
1. Die Arbeitsgemeinschaft führt zur Zeit
zwei Studien durch, die sich zum einen
mit den Nachbehandlungskonzepten nach
Knorpelzellzüchtung und -transplantation
befassen, federführend in dieser Studie ist
Herr Dr. Feil aus Berlin.
Die zweite Studie befasst sich prospektiv
mit den Ergebnissen der Matrix-ACT, wobei
sich diese Untersuchung noch im Stadium der Planung befindet. Im Rahmen des
Mitgliedertreffens werden Eckpunkte des
Studiendesigns diskutiert, insbesondere
die Frage der Vergleichsgruppe (z. B. mit Mikrofrakturierung) bzw. die Problematik, dass
unterschiedliche Trägermaterialien zur Anwendung kommen. Der Vergleich zwischen
den Trägermaterialien wäre grundsätzlich
wünschenswert, würde aber voraussichtlich die Zahl einzuschleusender Patienten
deutlich erhöhen, sodass zu dieser Frage
statistische Beratung erfolgen sollte.
Die Betreuung der Studie bezüglich der
statistischen Auswertung der ermittelten
Daten ist aufwändig, sodass hier evtl. ein
kommerzieller Anbieter einbezogen werden soll. Die dafür aufzuwendenden Kosten
sollen eingeworben werden. Zudem ist das
Votum der Ethikkommission erforderlich,
wobei dieses Votum in Tübingen eingeholt
und dann an die anderen mitbeteiligten
Zentren weitergegeben werden kann.
Federführend für diese prospektive multi-
72
zentrische Studie ist Herr Privatdozent Dr.
Nöth aus Würzburg.
Im Hinblick auf die Kongressplanung für
den DKOU 2008 hat der Unterzeichnende
den Wunsch nach einer durch die Arbeitsgemeinschaft konzipierten und organisierten
Sitzung geäußert. Wünschenswert wären
insgesamt 2 Sitzungen, wobei die eine mit
der Epidemiologie von Knorpelschäden,
einem Übersichtsreferat über gängige Therapieverfahren und zusätzlichen Referaten
zum Thema Mikrofrakturierung, OATS und
ACT durchgeführt werden könnte. Eine
2. Sitzung hätte mehr gesundheitspoliti­
schen Charakter und würde sich mit Regularien des neuen Gewebegesetzes und
mit dem Leitfaden zur guten fachlichen
Praxis bei der Gewebeentnahme befassen.
In dieser Sitzung könnten auch juristische
Aspekte des Gewebegesetzes abgehandelt
werden.
erarbeitet hat. Ebenso werden von ihm die
Bedingungen für den Leitfaden § 20c AMG
präsentiert, beide Tagesordnungspunkte
werden von den Mitgliedern eingehend diskutiert. Die Papiere sind mittlerweile publiziert und stellen eine wichtige Orientierung
für den Umgang mit dem neuen Gewebegesetz dar.
Das nächste Mitgliedertreffen ist im Sommer diesen Jahres geplant, wobei der genaue Termin noch nicht feststeht.
Prof. Dr. Kuno Weise
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Schnarrenbergstr. 95
72076 Tübingen
Tel.: (0 70 71) 606 10 03,
Fax: (0 70 71) 606 10 02
E-Mail: [email protected]
2. Die Arbeitsgemeinschaft hat derzeit
einen Mitgliederstand von 32 Personen.
In den letzten Jahren ist aufgefallen, dass
einzelne Mitglieder bereits mehrfach an
Mitgliedertreffen, entschuldigt oder unentschuldigt, nicht teilgenommen haben. Auf
der Basis der Satzung der DGU soll diesen
Mitgliedern ein Beendigung der Mitgliedschaft vorgeschlagen werden.
3. Von Herrn Dr. Gaissmaier wird das Konzept zur guten fachlichen Praxis erläutert,
welches er nicht zuletzt im Auftrag der
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und
in Zusammenarbeit mit deren Generalsekretär Prof. Bauer und dem Unterzeichneten
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
AG „Prävention von Verletzungen“
Monografie „Prävention von Verletzun­gen.
Risiken erkennen, Strategien entwickeln
– eine ärztliche Aufgabe“
Herausgeber Günter Lob, Martinus Richter,
Frank Pühlhofer, Johannes Siegrist
Schattauer Verlag, 2008
Eine Initiative der Arbeitsgemeinschaft Prävention von Verletzungen der Deutschen
Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und
der Bundesärztekammer (BÄK)
Die Prävention von Verletzungen hat nach
wie vor einen viel zu geringen Stellenwert
im Bewusstsein der Öffentlichkeit und der
Gesundheitspolitik. Auch der Umstand,
dass die Prävention von Verletzungen ein
Hauptthema der „Bone and Joint Decade
2000 – 2010“ der WHO darstellt, konnte
den Stellenwert der Prävention nur gering
erhöhen. Die hohe Bedeutung von Verletzungen für die gesamte Gesellschaft lässt
sich beispielsweise dadurch untermauern,
dass durch Verletzungen mehr Lebensjahre
verloren gehen als durch Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle oder Zuckerkrankheit. Diese Situation erfordert vor
allem, dass das im Bereich der Medizin vorhandene Wissen über Ursachen und Folgen
von Verletzungen zusammengefasst und
den entscheidenden Zielgruppen zugänglich gemacht wird.
Dieser Initiative liegt ein Beschluss des 104.
Deutschen Ärztetages zugrunde, der auf
der Basis eines vorliegenden Berichtes („Verletzungen und deren Folgen – Prävention
als ärztlich Aufgabe, 1. Auflage“) eine intensivere Bearbeitung dieses Themas forderte.
Die Herausgeber (G. Lob, M. Richter, F. Pühlhofer, J. Siegrist) haben es sich zur Aufgabe
gestellt, diese Thematik in Abstimmung mit
der DGU und BÄK und in Kooperation mit
internationalen Experten zu bearbeiten und
als Monographie zu veröffentlichen. Folgende Themenschwerpunkte der Prävention
von Verletzungen werden bearbeitet: Verletzungen im Verkehr, im häuslichen Bereich,
beim Sport, durch Gewalt, Verletzungen bei
Arbeitsunfällen, im Kinder-/Jugendalter, Im
Erwachsenenalter, im höheren Lebensalter,
besondere Situation der Schwerverletzten,
ökonomische Aspekte und internationale
Perspektive. Die Finanzierung dieses Projekts erfolgt zu gleichen Teilen durch den
Berufsverband der Deutschen Chirurgen
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
e. V. (BDC), die Berufsgenossenschaften (BG)
und die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. (DGU).
Mit dieser Publikation soll eine fundierte Beschreibung der aktuellen Problemlage und
der sich daraus ergebenden Folgerungen für
die Prävention von Verletzungen geschaffen
werden. Sie richtet sich sowohl an die Ärzteschaft als auch an die Öffentlichkeit um eine
Grundlage für die weitere Verbesserungen
der Prävention von Verletzungen zu bieten.
Im folgenden Leitthemenartikel werden die
relevanten Inhalte der Monografie für alle
in der Unfallchirurgie und Orthopädie tätigen komprimiert wider gegeben. Der/die
Unfallchirurg/in ist Spezialist für Prävention
von Unfallverletzungen, da er/sie die Verletzungsentstehung und -folgen besser kennt
als alle anderen Expertengruppen. Deshalb
soll der/die Unfallchirurg/in mehr als bisher
in die Optimierung von Präventivmassnahmen eingebunden werden. Obwohl durch
eine verbesserte Prävention die Abnahme
von Unfallverletzungen zu erwarten ist,
widerspricht dies nicht den Interessen der
klinisch tätigen Unfallchirurgen/-innen.
Vielmehr führt die Optimierung der Prävention genauso wie die Optimierung der
Behandlung oder Nachbehandlung zur
Verbesserung des Ausheilungsergebnisses
bei Unfallverletzten. Prävention von Verletzungen geht aber deutlich über das unfallchirurgische Fachgebiet hinaus. Deshalb
wurden bei unserer Initiative Experten der
Fachgebiete Orthopädie, Kinderchirurgie,
Kinder- und Jugendmedizin, Epidemiologie
und Public Health, Soziologie, Rechtsmedizin, Psychologie, Sportmedizin, Geriatrie und Gerontologie und Anästhesiologie
einbezogen. Dabei sind sich alle Experten
einig, dass die Prävention von Verletzungen
einen ähnlichen Stellenwert wie beispielsweise die Tumorvorsorge erreichen muss.
Ein zu schaffendes Verletzungsregister für
Deutschland ist wichtiger Teil dieser Strategie.
Inhaltszusammenfassung
Mehr als 9 Millionen Personen erleiden in
Deutschland jährlich eine Verletzung und
mehr als 30.000 sterben an Verletzungen.
Nach Schätzungen könnten durch Präventionsmaßnahmen die Hälfte aller Unfälle
verhindert und die andere Hälfte so beeinflusst werden, dass leichtere Verletzungen
entstehen.
Das Ziel der Initiative der Arbeitsgemeinschaft Prävention von Verletzungen der
Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
e. V. (DGU) ist eine möglichst umfassende
Bestandsaufnahme bestehender Präven­
tionsprogramme verschiedenster Expertengruppen und eine Zusammenfassung der
Erkenntnisse als Basis für weitere interdisziplinäre Präventionsbemühungen. Besonderes Merkmal ist die konsequente interdisziplinäre Ausrichtung unter Einbeziehung
der Fachgebiete Unfallchirurgie, Orthopädie, Kinderchirurgie, Kinder- und Jugendmedizin, Epidemiologie und Public Health,
Soziologie, Rechtsmedizin, Psychologie,
Sportmedizin, Geriatrie und Gerontologie,
Anästhesiologie und anderer. Spezielles Augenmerk wurde auch auf das Kindes- und
Jugendalter und das höhere Lebensalter
gelegt. Die Aufarbeitung dieser breiten Thematik führte zu folgenden praxisrelevanten
Feststellungen:
Berichte
M. Richter
■ Es existieren eindeutige und wissenschaftlich basierte Empfehlungen zur
Kinderunfallprävention in Deutschland.
■ Durch Informationen und Schulungen
bekannter Risikogruppen kann das Bewusstsein für die alltäglichen Unfallgefahren geweckt und die Bereitschaft zur
Vorsorge gefördert werden.
■ Im Straßenverkehr sind PKW-Insassen im
normalen Unfallschwerebereich heute
gut geschützt; erhebliches Verletzungspotential besteht immer noch bei Fußgängern und Fahrradfahrern. Dies betrifft
vor allem das Kindes- und Seniorenalter.
■ Gewalt in der Familie ist in unserer Gesellschaft die am häufigsten ausgeübte
Gewaltform. Gerade im Kindesalter sind
die Folgen besonders dramatisch. Gewalt
im höheren Lebensalter wird unterschätzt
und stellt ein wachsendes Problem dar
■ In der sportpsychologischen Unfall- und
Ver­letzungsprävention stehen neben
der sportpsychologischen Diagnostik
Ver­fahren der Aktivierungs- und Stressre­
gu­lation, der Motivationsregulation, der
Optimierung von Bewegungs- und
Handlungsabläufen sowie komplexe
Metho­den im Vordergrund. Trainingsprogramme mit propriozeptiven und koordinativen Übungen liefern präventive Ansatzpunkte.
73
■ Die Unfallverhütung im Bereich der gewerblichen und landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft war in der Reduktion
von Arbeits- und Wegeunfällen wirksam,
bedarf jedoch im Bereich der Schul- und
Schulwegeunfälle einer verstärkten Präventionsarbeit.
■ Die Vermeidung von Stürzen und sturzbedingten Verletzungen ist von erheblicher
Bedeutung für die Gesundheit im Alter.
Folgen von Stürzen sind neben Verletzung und Behinderung auch die Angst
vor erneuten Stürzen.
■Ü
ber die Inzidenz schwerer Mehrfachverletzungen ist immer noch zu wenig
bekannt. Aus einer repräsentativen Untersuchung ergibt sich eine Inzidenz von
25 schweren Mehrfachverletzungen pro
100.000 Einwohner.
Prof. Dr. Martinus Richter
II. Chirurgische Klinik (Unfallchirurgie,
Orthopädie und Fußchirurgie)
Klinikum Coburg
Ketschendorfer Str. 33
96450 Coburg
Tel.: (0 95 61) 22 62 46
Fax: (0 95 61) 22 62 09
E-Mail: [email protected]
Internet: www.traumatologie-orthopaedie.de
AG „Rechner­gestütztes Operieren“
(AGROP)
T. Hüfner
Berichte
Mitglieder und Struktur
Die AGROP hat 60 Mitglieder (Stand Dezember 2007). Seit Jahren besteht eine enge
Abstimmung und Koordination mit den
orthopädischen Kollegen des korrespondierenden Arbeitskreises AK16 der DGOOC,
Leiter PD Dr. R. Haaker, Brakel. Als wichtiger
Partner wurde von Beginn an die Industrie
mit einbezogen. Der direkte und offene und
wissenschaftliche Dialog ermöglicht einen
Austausch von Informationen ohne direkte
Interessen.
Tagungen
Als Forum existiert eine Frühjahrstagung an
wechselnden Orten. Während der Jahrestagung der DGU/DGOOC werden ein „Businessmeeting“ und eine öffentliche Sitzung
mit wechselnden Themen abgehalten. Da
viele computergestützte Techniken im Bereich der muskuloskeletalen Operationen
erst seit wenigen Jahren eingesetzt werden,
und verlässliche Daten fehlen, werden zu
den Frühjahrstagungen bewusst Vertreter
anderer Disziplinen eingeladen.
Themen in 2007
Bei der AGROP Frühjahrstagung am
20.6.2007 in Heidelberg (Tagungspräsident
PD Dr. P. Grützner) stand die computerassistierte Chirurgie am Becken und Femur
im Fokus. Dabei wurden endoprothetische
Aspekte, die konventionelle Navigation am
Femur, aber auch die Bewertung von
74
Messtechniken wie der Ultraschall- und Impingementanalyse beleuchtet.
Die AGROP initiierte unterstützt vom
Präsidium der DGU eine NUB Initiative zur
DRG Abbildung im Rahmen eines Zusatzentgeltes bei der Knie TEP Navigation (Projektleiter PD Dr. Bäthis, Köln) und bei der intraoperativen 3D-Bildgebung (Projektleiter
PD Grützner, Stuttgart). Eine Entscheidung
durch das INEK steht noch aus.
reduktion spekulativ bleibt. Ein weiterer
hochaktueller Aspekt ist die rechtliche Lage
für den Einsatz der Navigation und das RISC
Management. Noch ist klar, dass man Navigation nicht einsetzen muss. Die weitere
Entwicklung dazu wird aktiv von der AGROP
begleitet und durch die Studien auch aktiv
gesteuert werden.
Klinische Studien Navigation: Femur,
Knieprothese
Die AGROP ist aber auch eine „Service-AG“.
So wurde für den damaligen Präsidenten
der DGU, Prof. Dr. H. Siebert eine Anfrage
des Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte zur Risikoabwägung beim
Einsatz des Roboters in der Hüftendoprothetik vorbereitet. Die AGROP steht den
DGU Mitgliedern und externen Fragestellern zur Verfügung, wenn es um den Einsatz
von computergestützten Verfahren im und
um den Operationssaal geht. Die hochpräzise Technologie soll gefördert, aber durch
proaktive Einflussnahme auch Anwender
orientiert gestaltet werden. Denn nur der
systematische Einsatz von Planung, Simulation, Navigation und Robotik wird zu einer
verbesserten Patientenversorgung führen.
Zwei prospektive Multicenter-Fall­sammel­
studien werden zurzeit durch­geführt:
1. I st die navigierte Knieprothese wirklich
passgenauer implantiert als nach konventioneller Operation (Leiter Prof. Dr.
Gebhard, Ulm)?
2. B
ei der Femur-Marknagelosteosynthese
kann im Grunde jeder Arbeitsschritt mit
konventioneller C-Arm Technik kontrolliert werden mit Ausnahme der Rotation.
Navigation bietet erstmals intraoperativ
ein präzises Messinstrument um dieses
Problem zu beheben, immerhin in den
USA einer der Hauptgründe von Patientenklagen. Ab dem Sommer 2007 wird
eine Studie durchgeführt werden mit der
Fragestellung, ob Navigation das Problem
der Rotationsdifferenz bei der FemurMark­nagelosteosynthese tatsächlich reduzieren kann (Leiter Prof. Dr. T. Hüfner).
Letztlich bleibt bei allen Technologien die
Kosten-Nutzen-Rechnung offen, da bei
hohen Investitionen zurzeit eine Kosten-
AGROP – Service für die DGU
Leiter: Prof. Dr. C. Krettek, Hannover
Stellvertreter: Prof. Dr. F. Gebhard, Ulm
Schriftführer.: Prof. Dr. T. Hüfner, Hannover
Prof. Dr. Tobias Hüfner
Unfallchirurgische Klinik
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
AG „Sporttraumatologie“
Mitten im Peleton
Straßenrad-WM 2007 in Stuttgart – ein
Erfahrungsbericht aus dem „Fellowship“Sportveranstaltungs­betreuung der AG Sporttraumatologie
Ende September fand in Stuttgart die UCI
Straßenrad-WM statt. Die nationalen Profi­
mannschaften der Frauen, Männer und
Männer U 23 aus 42 Nationen kämpften
um die Weltmeistertitel im Einzelzeitfahren
sowie Straßenrennen. Ein schweres Programm für alle Athleten, auf einer äußerst
anspruchsvollen Strecke. So mussten die
Profi-Herren 267,4 km zurücklegen und dabei noch 5679,8 Höhenmeter überwinden.
Genauso anspruchvoll und voller Hürden
gestaltete sich die medizinische Betreuung
der Fahrer/innen. Unter der Leitung von Dr.
med Daniel Wagner (Sportklinik Stuttgart)
war ein Team aus 10 Ärzten und 5 Voluntaristen praktisch rund um die Uhr im Einsatz,
um die Versorgung der Fahrer/innen während der Rennen und des gesamten Aufenthaltes zu gewährleisten. Teil des Teams waren 3 „Fellows“ der AG Sporttraumatologie,
die sich im Vorfeld um eine Teilnahme beworben hatten. Dr. med Nicole Buschmeier
(Markgröningen), Johannes Rueth (Regensburg) und Dr. med Wolfgang Roth (Mosbach) waren als „Fellows“ nicht Beobachter,
sondern aktiver Teil des Teams.
Abb. 1 „Fellow“ Dr. Wolfgang Roth auf der
Zielgeraden
Denn es galt nicht weniger als 19,1 km
Rennstrecke zu sichern. So wurde als zentrale Kommandobrücke ein Medical Center
installiert, zwei Außenposten auf der Strecke und zwei Medical Boxen im Start/ZielBereich besetzt, außerdem zwei RTW und
ein Motorrad. Dr. Wagner als Rennarzt war
im Medical Car über mehrere Funksysteme
und Handys verantwortlich für die Kommu-
nikation mit der Rennleitung und seinem
Team. Ein Highlight für „Fellow“ Dr. Roth
war sicherlich die Besetzung des Medical
Motorbike. Als erfahrener Unfallchirurg
und langjähriger Notarzt am Boden und in
der Luftrettung war dies auch für ihn eine
völlig neue Erfahrung. Mitten im Peleton
mitzufahren, allzeit die Rennsituation zu
überblicken um dann plötzlich eingreifen zu
müssen, bereitete ihm sichtlich großes Vergnügen. Vor allem die Fahrt im Peleton, bei
50 km/h und mehr, mit teilweise wenigen
Zentimeter Abstand zum Fahrer war ein einmaliges Erlebnis. Dass der große personelle
und materielle Aufwand gerechtfertigt war,
zeigten die vielen Stürze auf teilweise nasser und mit Laub bedeckter Strecke. In erster Linie mussten akut Schürfungen und
Prellungen behandelt werden. Dies häufig
aus dem fahrenden Medical Car heraus. In
guter Zusammenarbeit mit dem DRK wurden Fahrer bei Bedarf von der Rennstrecke
aus direkt in die Klinik zur weiteren Behandlung gebracht. Eine logistische Herausforderung die allen Beteiligten ein hohes Maß
an Konzentration und Engagement abverlangte. Auch bei der direkten medizinischen
Betreuung an der Strecke war Konzentration gefragt, nicht zuletzt durch die Präsenz
der Medien, die bei jeder Aktion sofort vor
Ort sind. Auch die Wahl der Medikamente
Berichte
G. Bauer
Abb. 2 Das Medical-Team rund um den leitenden Rennarzt Dr. Daniel Wagner
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
75
Berichte
muss den strengen Doping-Richtlinien der
NADA und WADA angepasst sein. Ein Fehler
hier wäre angesichts der aktuellen DopingKontroversen katastrophal. Eine Sportveranstaltungsbetreuung (nur für die Sportler)
in dieser Größenordnung ist für den verantwortlichen Arzt eine große Herausforderung. Eine Vorbereitung in Studium und
Ausbildung gibt es nicht. Umso wichtiger
ist es, interessierten Kollegen die Möglichkeit zu geben, in einem eingespielten Team
Erfahrungen zu sammeln, um dann selbst
Veranstaltungen professionell betreuen
zu können. Dieser Aufgabe hat sich die AG
Sporttraumatologie verschrieben und wird
auch in Zukunft entsprechende Angebote
bereithalten. 2007 waren „Fellows“ bereits
bei der Leichtathletik-WM, EnBW Turn-WM
und Handball-WM im Einsatz. Näher als im
Peleton der Straßenrad-WM war aber sicherlich keiner dran!
Ärztliche Betreuung der
Straßenrad-WM 2007
Dr. med Daniel Wagner,
Sport­klinik Stuttgart (Rennarzt)
Dr. med M. Buschmeier, Sportklinik
Stuttgart
Dr. med H. Kapferer, Sportklinik Stuttgart
Dr. med J. Lemke, Sportklinik Stuttgart
Dr. med S. Rosenstock, Sportklinik Stuttgart
Dr. med C. Jung, Sportklinik Stuttgart
Dr. med S. Thoma, Universität Tübingen
Sportmedizin
Dr. med N. Buschmeier, Orthopädische
Klinik Markgröningen
Dr. W. Roth, KH Mosbach
J. Rueth, KH Barmherzige Brüder
Regensburg
Prof. Dr. G. Bauer
Sportklinik Stuttgart
Taubenheimstr. 8
70372 Stuttgart
Tel.: (07 11) 553 51 75
76
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
AG „Ultraschall“
J. V. Wening, C. Tesch, J. L. Huhnholz
2006
Unter Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft
sind 4 Veranstaltungen abgehalten worden:
■ „ Grundkurs Chirurgische Sonographie“
zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft
Chirurgischer Sanitätsoffiziere und der
DEGUM im Bundeswehrkrankenhaus
Ulm vom 13.–17.3.06 (Friemert/Schwarz/
Tesch)
■ Symposium „Vorderer Knieschmerz“ im
AK Altona am 20.5.2006 (Väterlein, Huhn­
holz, Wening)
■ Wissenschaftliche Sitzung „MRT und
Sono­grafie akuter und chronischer
Gelenk­schäden – Möglichkeiten und
Gren­zen“ im Rahmen der DGU/DGOOCJahres­tagung am 6.10.2006 (Huhnholz,
Tesch,Wening)
■ Gemeinsame Jahrestagung mit dem AK
Bildgebende Verfahren der DGOOC am
6.10.2006
Wie sich herausstellte, war die Zusammenarbeit mit den Orthopäden noch etwas
schleppend.
Außerdem wurde die Datenbank für Ultraschall aus den Disziplinen TraumatologieOrthopädie-Chirurgie (Miller, LeinfeldenEchterding) fortgeführt.
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft haben
folgende Studien und Veröffentlichungen
2006 veröffentlicht:
■B
. Friemert und W. Schwarz, Ulm: Bene­fits
of active motion for joint position sense.
Knee Surg Sports Traumatol Arthro­sc.
2006 Jun;14(6):564–70. Epub 2005
Nov 23 Therapeutic cooling:no effect on
hamstring reflexes and knee stability. Med
Sci Sports Exerc. 2006 Jul;38(7):1329–34
■ S. Rehart, Frankfurt: The importance of ultrasonography in orthopedics. Orthopäde
2006 Jun;35(6):602–04
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
■P
. Keppler, Ulm: Limb malalignment
and functional outcome after antegrade versus retrograde intramedullary nailing in distal femoral fractures.
JTrauma
2006
Aug;61(2):375–81
Flexible intramedullary nailing in pediatric
lower limb fractures. J Pediatr Orthop. 2006
Jul-Aug;26(4):505–09
2007
Im letzten Jahr hat die Arbeitsgemeinschaft
folgende Aktivitäten durchgeführt:
■ „Grundkurs Chirurgische Sonographie“
zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft
Chirurgischer Sanitätsoffiziere und der
DEGUM im Bundeswehrkrankenhaus
Ulm vom 12.–16.3.07 (Friemert, Schwarz,
Tesch)
■ Ultraschallkurs „Notfallsonografie im
Schockraum“ im Helios Klinikum BerlinBuch (mit DEGUM) am 24.3.2007 (Wes­
tendorf, Wening)
■ Verfassen eines Leitartikels „ Stellenwert
der Sonographie in der Unfallchirurgie“
für die Zeitschrift „Der Unfallchirurg“
2008 (Wening, Tesch, Friemert, Huhnholz)
■ Planung eines Ultraschallbasiskurses für
angehende Chirurgen im „common trunc“
2008 im AK Altona, Hamburg (Huhn­holz,
Wening, Tesch)
■ Fortführen der Datenbank für Ultraschall
aus den Disziplinen Traumatologie-Ortho­
pädie-Chirurgie (Miller)
■ Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft am 27.10.2007 im Rahmen
der Jahrestagung der DGOOC und DGU
Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft haben im letzten Jahr folgende Artikel veröffentlicht:
■B
. Friemert, Ulm: Bilateral Fixed Dislocation of the Long Head of the Biceps Tendon. Ultraschall Med. 2007 Aug 16
■ P. Keppler, Ulm: A new experimental measurement and planning tool for sonographic-assisted navigation. Orthopedics.
2007 Oct;30(10 Suppl):S144–7.
■ T. Ambacher, Pforzheim: Intraoperative localization of calcification in the supraspinatus via a percutaneous marking suture
after preoperative ultrasound. J Shoulder
Elbow Surg. 2007 Mar-Apr;16(2):146–9.
Planung für das Jahr 2008
Es sind folgende Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaft Ultraschall geplant:
■V
eröffentlichung des Leitartikels „Stellenwert der Sonografie in der Unfallchirurgie“ in der Zeitschrift „Der Unfallchirurg“ 2008 (Wening, Tesch, Friemert,
Huhnholz)
■ „Grundkurs Chirurgische Sonografie“ zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft
Chirurgischer Sanitätsoffiziere und der
DEGUM im Bundeswehrkrankenhaus Ulm
(Friemert, Schwarz, Tesch)
■ Ultraschallkurs „Notfallsonografie im
Schockraum“ im Helios-Klinikum BerlinBuch (mit DEGUM) (Westendorf, Wening)
April 2008
■ Durchführung eines Symposiums „Diag­
nostik und Therapie bei Schultergelenksinstabilität und Verletzungen der Rotatoren“ in Hamburg Altona. Mai 2008
■ Ultraschallbasiskurs für angehende Chirurgen im „common trunc“ 2008 im AK
Altona, Hamburg (Huhnholz, Wening,
Tesch). September 2008 (der genaue Termin wird noch bekanntgegeben)
■ Planung eines Expertengespräches „Bild­
gebende/Sonografische Diagnostik nach
operativen Eingriffen“ im Rahmen der
DGOOC/DGU Jahrestagung in Berlin, gemeinsam mit orthopädischen Kollegen.
Oktober 2008 (Huhnholz, Wening, Tesch)
(der genaue Termin wird noch bekanntgegeben)
■ Fortführen der Datenbank für Ultraschall
aus den Disziplinen Traumatologie-Ortho­
pädie-Chirurgie (Miller)
Berichte
Nach dem Erscheinen des letzten Berichtes
in den Mitteilungen und Nachrichten Nr. 52
im September 2005 hat die Arbeitsgemeinschaft folgende Projekte bearbeitet.
Die Mitgliederversammlung wird wieder
im Rahmen des Deutschen Kongresses für
Orthopädie und Unfallchirurgie abgehalten
werden. Interessenten sind willkommen.
Der genaue Termin wird noch bekannt gegeben.
Dr. Jörg L. Huhnholz
Schriftwart der Arbeitsgemeinschaft Ultraschall
Abteilung für Unfall-, Hand- und Wiederher­
stellungschirurgie
Asklepios-Klinik Altona
Paul-Ehrlich-Straße 1
22763 Hamburg
E-Mail: [email protected]
77
Einladung: 125. Kongress der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie 2008
22.–25. April 2008, ICC Berlin
R. Arbogast
Aktuelles
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
78
mit großen Schritten nähert sich der 125.
Kongress der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie.
Hiermit lade ich Sie herzlich vom 22.
bis 25. April 2008 in das ICC-Messegelände
nach Berlin ein.
Unter dem Leitthema „Chirurgische Heilkunst – von Empirie zu Evidenz“ werden
wir einerseits eine Bestandsaufnahme zur
evidenzbasierten Medizin (EbM) in der Chirurgie erheben und andererseits aktuelle
Möglichkeiten in Klinik, Wissenschaft und
Forschung auf diesem schwierigen Weg
überprüfen. Sind es die Implementierung
von Leitlinien, unser Studienzentrum oder
das Netzwerk evidenzbasierte Medizin,
die uns unserem Ziel – der bestmöglichen
Versorgung unserer Patienten – näher bringen? Die klinische Entscheidungsfindung
ist eine komplexe, oft einsame und vielschichtige Aufgabe mit schwerwiegenden
Konsequenzen, bei der die randomisierten,
kontrollierten Studien (RCT) diese zwar unterstützen, aber nicht ersetzen können. Wir
müssen zudem verinnerlichen, dass die Bezeichnung „Evidenz“ in Kontinentaleuropa
eine völlig andere Bedeutung besitzt als in
Schottland, wo man von der „empirischen
Evidenz“ spricht. Schwerpunkt ist außerdem
die Qualitätssicherung, deren möglichem
Nutzen mehrere Sitzungen gewidmet sind.
In der „Stunde der Senatoren“ evaluieren erfahrene Operateure für die chirurgische Jugend die Aus- und Weiterbildung
sowohl im Studium als auch in der Klinik.
Wir hoffen, dass durch diese Sitzungen die
Kontakte von den Jüngeren zu den Erfahrenen vertieft werden können. Des weiteren
wird die Frage behandelt werden, welche
neuen Qualitätskriterien die EbM in die
Chirurgische Forschung bringt. Hat die EbM
Einfluss auf die Patientensicherheit, so wie
dies in den Medien immer wieder postuliert
wird und welche Bedeutung kommt dabei
dem erfolgreich arbeitenden Studienzentrum zu?
Ein weiteres zentrales Thema aller Fachgesellschaften wird der so genannte „Wiederholungseingriff“ sein. Die 9 wissenschaftlichen Fachgesellschaften der DGCH
werden sich dieser zentralen Themen annehmen und aus ihrer Sicht untersuchen.
Alle chirurgischen Fächer sollen einerseits
ihre Identität bewahren, jedoch andererseits auch Gemeinsames und Verbindendes
darlegen. In gemeinsamen Sitzungen mit
dem BDC werden wir aktuelle Problemfelder behandeln, etwa die Evidenz in der
chirurgischen Weiterbildung, die Weiterbildung bei unterschiedlichen Trägerschaften
sowie das „Schreckgespenst“ der chirurgischen Assistenzberufe. Ebenso erhoffen
wir uns aktuelle Informationen zu den Auswirkungen der Gesundheitsreform auf die
Kliniklandschaft.
Es ist unstreitig, dass die Chirurgie
„weiblicher“ werden muss, daher wird Frau
Bundesministerin Dr. Ursula von der Leyen
zu der Frage „Chirurgie und Familie – ein
Widerspruch?“ einen Vortrag halten. Im
Anschluss findet dazu eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion statt. Das Forum
dient dem wissenschaftlichen Nachwuchs
unserer Gesellschaft – mit Spannung sehen wir den aktuellen Berichten über die
Ergebnisse der experimentellen und der klinischen Forschung entgegen.
Wir freuen uns, dass es wiederum gelungen ist, das so erfolgreiche Trainingslabor
in unseren Kongress einzubinden und diese
hervorragende Tradition gemeinsam mit der
Industrie für die nächsten Jahre festzuschreiben. Sowohl die Bundeswehr, als auch die
Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) werden
sich mit sehr gut strukturierten Sitzungen
zu aktuellen Themen aktiv an unserem
Kongress beteiligen. Die schon zur Tradition
gewordenen Fortbildungstage für Pflegeberufe im Operationsdienst sind ebenfalls fest
in das Kongressgefüge eingebaut.
Ich freue mich ganz besonders darüber,
dass die Deutsche Gesellschaft für Viszeralchirurgie (DGVC) erneut ihren Jahreskongress innerhalb des Deutschen Chirurgenkongresses veranstaltet, und ich habe die
Hoffnung, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.
Wir wünschen uns eine rege Beteiligung
an unserem gemeinsamen Kongress in Berlin, um zu beweisen, dass das Konzept der
Einheit in Vielfalt unter dem Dach der DGCH
eine Erfolgsgeschichte wird – denn der Jah-
reskongress lebt durch aktive und repräsentative Beteiligung der einzelnen Säulen unserer wissenschaftlichen Gesellschaft.
Schon heute gilt mein Dank allen engagierten Kolleginnen und Kollegen, die zur
Kongressgestaltung wesentlich beigetragen haben und insbesondere auch den Vertretern der Industrie, ohne deren Unterstützung das vielfältige, klinische und wissenschaftliche Angebot nicht denkbar wäre. Ich
würde mich freuen, Sie alle im April beim
125. Kongress der Deutschen Gesellschaft
für Chirurgie in Berlin begrüßen zu dürfen.
Ich wünsche Ihnen einen interessanten und
informativen Kongress mit lebhaften Diskussionen, aber auch Zeit für harmonische
Stunden zum kollegialen Gedankenaustausch.
Mehr Infos unter:
http://www.chirurgie2008.de
Schwerpunktthemen
1. Der Wiederholungseingriff
2. Klinische Entscheidungsfindung und
Evidenzbasis
3. Chirurgie am Scheideweg: Ökonomie
oder Qualität
4. Zertifizierung, Weiterbildungsstrukturen,
Arbeitszeitgesetz
5. Spezialisierung und Zentrumsbildung
6. Gesundheitsreform und Auswirkung auf
die Kliniklandschaft
7. Weiterbildung und Spezialisierung im
Ausland
8. Chirurgie als Berufsziel: Mehr Defaszination als Motivation
9. Chirurgische Assistenzberufe – Quo Vadis
10. Bedeutung der Versorgungsforschung
11. Bringt die EbM neue Qualitätskriterien
in die Chirurgische Forschung
12. Chirurgische Forschung im Spannungsfeld zwischen akademischem Anspruch
und klinischer Routine
13. Themen zu aktuellen Entwicklungen
Prof. Dr. R. Arbogast
Chirurgische Klinik, Klinikum Pforzheim
Kanzlerstr. 2–6
75175 Pforzheim
Tel.: (0 72 31) 969 22 85,
Fax: (0 72 31) 969 26 70
E-Mail: [email protected]
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
11. Chirurgische Forschungstage
„Akademische Chirurgie – zwischen Gesundheitspolitik und Fortschritt“
M. W. Laschke, P. Garcia, T. Pohlemann, M. D. Menger
Die 11. Chirurgischen Forschungstage der
Sektion Chirurgische Forschung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie wurden
2007 von den Chirurgischen Kliniken der
Universität des Saarlandes veranstaltet
und fanden vom 15.–17. November 2007
im Saarbrücker Schloss statt. Ganz im Sinne
der Struktur der Deutschen Gesellschaft
für Chirurgie wurde die Veranstaltung
von allen fünf chirurgischen Lehrstühlen
in Homburg gemeinsam organisiert und
verantwortet (D. Kohn, Orthopädie; M. D.
Menger, Klinisch-Experimentelle Chirurgie;
T. Pohlemann, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie; H.-J. Schäfers, Thorax- und Herz-Gefäß-Chirurgie; M. K. Schilling, Allgemein-, Viszeral- und Gefäß- und
Kinderchirurgie). Die Veranstalter wollten
damit einen Schwerpunkt auf die Gemeinsamkeiten der Forschungsaktivitäten der
chirurgischen Disziplinen legen und insbesondere den Gedankenaustausch und die
Interaktion unter den chirurgischen Spezialitäten fördern. Ganz bewusst wurde das
Leitthema „Akademische Chirurgie – zwischen Gesundheitspolitik und Fortschritt“
gewählt, um neben den wissenschaftlichen
Fragestellungen auch die derzeit bestehenDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
den Einschnitte der Forschungsaktivitäten
durch den steigenden ökonomischen Druck,
die Bürokratisierung und die Änderungen
des Arbeitszeitgesetzes im Gesundheitswesen zu diskutieren. Dieses Thema wurde
nicht nur in Expertenrunden abstrakt diskutiert, sondern ganz bewusst im Rahmen
eines Aktionstages auch mit Mitarbeitern
in der Weiterbildung und Studierenden
besprochen. Hier kam insbesondere die
Notwendigkeit zur Verbesserung der Attraktivität des Faches Chirurgie in seinen
einzelnen Disziplinen zur Sprache. Die Forderungen betrafen vor allem strukturierte
Weiterbildungskonzepte, die neben einer
breiten chirurgischen Weiterbildung auch
Raum und Anregung für die wissenschaftliche Betätigung bieten. Insbesondere in
der Diskussion mit dem chirurgischen
Nachwuchs wurde klar, dass möglichst
bald innovative Konzepte gefunden werden
müssen, um für angehende Chirurginnen
das Spannungsfeld zwischen Familie und
beruflicher Weiterentwicklung aufzulösen
und damit einer größeren Anzahl von akademisch interessierten Assistentinnen bei
der Realisierung einer Karriere in der Chirurgie zu verhelfen.
Unter dem Gedanken des „Hauses der Chirurgie“ wurde in einer speziellen Sitzung
allen chirurgischen Fachgesellschaften ein
Forum geboten, ihre Konzepte zur Qualifizierung des Nachwuchses und zur Forschungsförderung zu präsentieren. Es wurde
klar, dass hier noch erhebliche Unterschiede
bestehen und alle Fachgesellschaften gefordert sind, auf schon realisierte Konzepte
der Weiterbildungsangebote, wie sie z. B. in
der Akademie der Gefäßchirurgie bzw. der
Akademie der Unfallchirurgie bestehen, zurückzugreifen. Auch in der Vernetzung der
Forschungsaktivitäten gibt es erhebliche
Unterschiede. Auf der einen Seite finden
wir gut strukturierte Forschungsnetzwerke,
wie z. B. in der Deutschen Gesellschaft für
Unfallchirurgie und der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische
Chirurgie mit gezielten Anreizsystemen.
Auf der anderen Seite finden wir wissenschaftliche Fachgesellschaften, bei denen in
klassischer Weise die Forschungsaktivitäten
vollständig den einzelnen universitären
Standorten überlassen werden. Es war Konsens, dass nur gemeinsame und möglichst
koordinierte Anstrengungen das nationale
Gewicht der chirurgischen Forschung er-
Aktuelles
Abb. 1 Podiumsdiskussion zum Thema „Perspektiven der Akademischen Chirurgie“ mit (v. l. n. r.) Prof. Dr. H. Bauer (Generalsekretär der Deutschen Gesell­
schaft für Chirurgie), Prof. Dr. M. D. Menger (Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes), Prof. Dr. K. W. Jauch (Stellvertretender
Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums München), PD Dr. M. Bolli (Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und
Kinderchirurgie des Universitätsklinikums des Saarlandes) und Prof. Dr. M. K. Schilling (Direktor der Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und
Kinderchirurgie des Universitätsklinikums des Saarlandes).
79
Aktuelles
höhen können und dass der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in der Koordination
dieser Aktivitäten eine bedeutende Rolle
zukommt.
Zur großen Freude der Veranstalter war die
Beteiligung an den 11. Chirurgischen Forschungstagen größer als je zuvor. Insgesamt
wurden 161 Abstracts zur Begutachtung
eingereicht, aus denen 100 Beiträge für
freie Vorträge und 48 Beiträge für Posterpräsentationen ausgewählt werden konnten.
Diese Abstracts können in Langenbeck’s Archives of Surgery 392:769-838 nachgelesen
werden. Das breit gefächerte Themenspektrum der Sitzungen deckte alle wichtigen
Bereiche der Chirurgischen Forschung ab.
So wurden Vorträge zu den Themen „Onkologie und molekulare Onkologie“, „Viszeralchirurgie“, „Sepsis, Schock & perioperative
Pathophysiologie“, „Organtransplantation“,
„Tissue Engineering“, „Wundheilung“, „Traumatologie“, „Plastische Chirurgie“, „Orthopädie“, „Herz-Thorax-Chirurgie“, „Gefäß­chi­
rur­gie“, „Kinderchirurgie“ und „Minimalinva­sive Chirurgie“ angeboten. Traditionell
wurden die besten Beiträge wieder mit
Preisen ausgezeichnet. Der Hans-Jürgen
Bretschneider-Preis 2007 wurde an Herrn D.
Cantré, Rostock, für den besten Vortrag mit
dem Titel „Stickstoffmonoxid reduziert das
Organversagen und unterstützt die Regeneration in reduced-size-Lebern durch Hemmung der hepatic arterial buffer response“
verliehen. Frau S. Zillmer, Lübeck, erhielt den
Posterpreis 2007 für die Posterpräsentation
„C3a-Serumspiegel als Indikator für Rezidive
beim kolorektalen Karzinom?“.
Zusätzlich zu den freien Vorträgen wurden
auch auf den 11. Chirurgischen Forschungs-
tagen wieder verschiedene interessante
Keynote Lectures präsentiert. So stellte Prof.
Dr. M. Schedlowski, Essen, in seinem Vortrag
„Organtransplantation: Die gelernte Immunsuppression“ den überraschenden Zusammenhang zwischen zellulärer Immunantwort und Lernmechanismen her. Prof. Dr.
N.M. Meenen, Hamburg, stellte das „Netzwerk Experimentelle Unfallchirurgie NEU“
näher vor. Dagegen beschäftigte sich die
Keynote Lecture von Prof. Dr. M.W. Büchler,
Heidelberg, mit der Frage „Wie viel Managementqualifikation braucht der zukünftige
Chirurg?“ und Prof. Dr. Post, Mannheim, diskutierte provokativ das Thema „Warum Chirurgie?“. Schließlich berichtete Frau Prof. Dr.
M. Schrader, Lübeck, in ihrem Vortrag „Ärztinnen überlassen ihre Karriere nicht dem
Zufall“ über ihre langjährige Erfahrung mit
dem Mentorinnennetzwerk des Deutschen
Ärztinnenbundes.
Abgerundet wurde das wissenschaftliche Programm der 11. Chirurgischen
Forschungstage durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, dass den Kongressteilnehmern in entspannter Atmosphäre die Gelegenheit gab, Diskussionen
zu ihren Forschungsergebnissen weiter zu
vertiefen, neue Kontakte zu knüpfen oder
einfach nur Spaß mit guten Freunden zu
haben. So wurde im schönen Ambiente des
Saarbrücker Schlosses eine Party mit den
Industrie-Ausstellern gefeiert, ohne deren
großzügige finanzielle Unterstützung auch
diese Forschungstage nicht möglich gewesen wären. Wer danach immer noch in
Feierlaune war, konnte bei frostigen Temperaturen den neuen Beaujolais auf dem
Beaujolais-Fest in der Saarbrücker Innenstadt probieren. Beim großen Festabend in
der Aula der Saarbrücker Uni durfte dann
schließlich auch noch das Tanzbein geschwungen werden.
Insgesamt waren die 11. Chirurgischen
Forschungstage im spätherbstlichen Saarbrücken ein voller Erfolg. Dazu haben nicht
zuletzt viele fleißige Studentinnen und Studenten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Chirurgischen Kliniken und Forschungseinrichtungen der Universität des
Saarlandes beigetragen, denen an dieser
Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön
gebührt!
Abb. 2 Verleihung des Hans-Jürgen Bret­schnei­der- Preises 2007 durch den Vorsitzenden der Sektion
Chirurgische Forschung Prof. Dr. H. K. Schackert
(rechts) an D. Cantré (links), Rostock, für den
besten Vortrag auf den 11. Chirurgischen
Forschungs­tagen.
80
Dr. Matthias W. Laschke
Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie
Universität des Saarlandes
66421 Homburg/Saar
Tel.: (0 68 41) 162 65 54
Fax: (0 68 41) 162 65 53
E-Mail: [email protected]
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Australien: Trauma Management
in „Down Under“
M. Schuetz
Australien verfügt über eine Landfläche von
über 7 Mio. Quadratkilometern (vergleichbar der Größe der Vereinigten Staaten). Das
Klima variiert stark von kühlen Regionen
im Süden des Landes bis zu tropischen Zonen im Norden [3]. Die ersten europäischen
Siedler erreichten diesen Kontinent 1788.
Das stärkste Bevölkerungswachstum mit
einem Anstieg von 9 auf 20 Mio. Einwohner
fand in den letzten 50 Jahren statt [4]. Am
31.1.2008 betrug die Einwohnerzahl knapp
über 21 Mio. Der Hauptanteil der Bevölkerung lebt an der Ost- sowie Südostküste
mit den Städten Syndey, Melbourne und
Brisbane. Seit 1901 ist Australien eine Föderation von 6 Staaten basierend auf einem
demokratischen System. Nicht zuletzt aufgrund der großen Entfernungen und Besonderheiten eines jeden Staates, besteht eine
starke Autonomie in zentralen Bereichen jedes Staates. Dies betrifft auch den Gesundheitssektor.
Australien hat eine allgemeine Krankenversicherung (Medicare), deren Beiträge über
die Steuern eingezogen werden. Im Jahr
2004/2005 betrugen die geschätzten Einnahmen von Medicare 6,1 Milliarden Australische Dollar (ca. 4 Milliarden €), welche jedoch nur 17,2 % der Gesamtkosten des australischen Gesundheitssystems deckten [5].
Neben der öffentlichen Krankenversicherung gibt es ein ausgeprägtes privates Versicherungssystem (in Queensland hatten
im Jahr 2006 ca. 50 % der Bevölkerung eine
private Zusatzversicherung) und ein dem
deutschen BG-Verfahren ähnliches System
für Arbeitsunfälle (WorkCover).
Die öffentlichen Krankenhäuser werden gemeinsam von der Commonwealth
Regierung und den jeweiligen LandesreDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
gierungen finanziert. Die Verantwortung
für das Management des öffentlichen
Gesundheitssystems unterliegt aber vollständig den einzelnen Staaten. Neben den
öffentlichen Krankenhäusern haben sich
große private Krankenhäuser etabliert (mit
erheblichen Wachstumsraten) die über
eigene Notfallstationen verfügen. Die akute
Schwerstverletztenversorgung findet aber
fast ausnahmslos in den großen zentralen
öffentlichen Krankenhäusern statt.
Jeder Staat hat sein eigenes präklinisches
Rettungssystem. Dies sind entweder professionelle Unternehmen oder eine Kombination von professionellen Unternehmen und
freiwilligen Gruppen. Die Finanzierung wird
von den Gesundheitsministerien kontrolliert und beruht auf Kostenerstattung der
Rettungskosten sowie Steuereinnahmen.
Australien hat eine zentrale Notfallnummer
„000“.
Neben bodengebundenen Rettungsmitteln verfügen alle Staaten über ein Luftrettungssystem basierend auf Helikoptern
und „fixed wing“ Maschinen. Hierbei ist das
System mit zum Teil erheblichen Distanzen
zwischen den einzelnen Traumazentren
konfrontiert. Der angesehene Royal Flying
Doctor Service (RFDS) operiert seit Jahrzehnten und gewährleistet die medizinische
Versorgung sowie den Krankentransport in
den abgelegenen Gegenden (Outback) von
Australien (6).
Trauma in Australien
In 2003/2004 wurden in Australien mehr
als 370.000 Krankenhauskontakte aufgrund von Verletzungen registriert. Unfälle sind die häufigste Todesursache für die
Bevölkerung bis zum 44. Lebensjahr. Die
Gesamtzahl der Schwerstverletzten beläuft sich jährlich auf ca. 6000 (ISS > 15)
(7). Anders als in den USA sind die meisten
(> 95 %) Verletzungen stumpf. Penetrierende Verletzungen aufgrund von Kriminalität
(meistens Stichverletzungen) sind überwiegend auf bestimmte Stadtteile der Metropolen beschränkt.
Australien ist eine der führenden Nationen in der Prävention von Unfällen. Als erster Staat weltweit führte Australien 1974
die Gurtpflicht für Autofahrer ein. Neben
Geschwin­digkeitsbeschränkungen besteht
Helmpflicht für Motorradfahrer und regelmäßig werden Alkoholkontrollen im Straßenverkehr durchgeführt. Tödliche Unfälle
im Straßenverkehr konnten dadurch drastisch reduziert werden: von 3793 im Jahr
1971 auf 1730 im Jahr 1997.
Facharztausbildung in Australien
Die chirurgische Facharztausbildung wird in
Australien vom Royal Australasian College
of Surgeons (RACS) durchgeführt und deren
Qualität überwacht. Das Ausbildungssystem entspricht einem hohen internationalen Standard mit breiter, solider Ausbildung.
In Queensland rotieren die Assistenzärzte
nach dem „Basic Surgical Training“ durch
verschiedene Krankenhäuser. Die einzelnen
Ausbildungsplätze werden von den Fachgesellschaften zugeteilt und kontinuierlich
hinsichtlich ihrer Qualität beurteilt.
Aktuelles
Ein gut strukturiertes Traumasystem ist
entscheidend für eine optimale Behandlung
von verletzten Patienten [1]. Zentrale Komponenten des Systems sind die präklinische,
klinische und rehabilitative Versorgungsstruktur. Jedes Traumasystem ist beeinflusst von geografischen, gesundheitspolitischen und kulturellen Gegebenheiten [2].
Im Folgenden wird eine straffe Übersicht
des australischen Traumasystems mit spezieller Betrachtung der Entwicklung im Staat
Queensland gegeben.
Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Australien zur Zeit keine offizielle Schwerpunktbildung im Bereich Trauma/Unfallchirurgie.
Die traumatologische Ausbildung ist vielmehr fester Bestandteil des chirurgischen
und orthopädischen Curriculums. Regelmäßig finden EMST-Kurse (vergleichbar den
ATLS-Kursen) für Assistenzärzte (Residents
und Registars) statt. Unter Aufsicht des
Trauma Committee des RACS werden jährlich qualitativ hochwertige weiterführende
Trainingskurse (DSTC – Definitive Surgical
Trauma Care) für die Akutversorgung von
Schwerstverletzten veranstaltet.
Traumasysteme in Australien
Das erste australische Traumasystem wurde
1991 in New South Wales eingeführt. Mit
der Etablierung von Traumazentren wurden
auch „Bypass Rules“ in den Ballungszentren
implementiert. In Victoria, dem kleinsten
Staat Australiens, wurden Ende der 90erJahre ähnliche Strukturen eines Traumasystems etabliert. Heutzutage wird die über-
81
wiegende Anzahl von Schwerstverletzten
in den zwei Traumazentren Melbournes
primär oder sekundär behandelt. Nach und
nach folgen die übrigen Staaten.
Trauma-Management in Queensland
Queensland ist der zweitgrößte Staat Australiens, dessen Fläche der 4½-fachen Fläche von Deutschland (oder für den amerikanischen Leser der 2½-fachen Fläche
von Texas) entspricht. Im Nordosten von
Australien gelegen erstreckt sich der Staat
von subtropischen bis zu tropischen Klimazonen. Die meisten der 4,2 Mio. Einwohner
wohnen im Südosten des Staates mit den
Metropolen Brisbane und Goldcoast.
Aktuelles
Lange Zeit galt Queensland in Australien als
„hinterwäldlerisch“. Spätestens jedoch seit
den 80er Jahren, mit einem weltweit erhöhten Bedarf an Rohstoffen und der Entwicklung des Tourismus (Great Barrier Reef), hat
sich dies deutlich geändert. Während der
letzten 5 Jahre wuchs die Wirtschaftskraft
von Queensland um durchschnittlich 7 %
und ermöglicht dem Staat seine Infrastruktur neu zu gestalten. Dies spiegelt sich auch
im Gesundheitssektor wider.
Verglichen mit den übrigen Staaten Australiens hat Queensland eine der höchsten
Raten von Schwerstverletzten (>1800/Jahr).
40–60 % aller Patienten in den Notfallstationen (Emergency Departments) sind
Unfallverletzte und jede zehnte stationäre
Aufnahme ist ursächlich auf einen Unfall zurückzuführen [8]. Die geografischen
und demografischen Besonderheiten von
Queensland sind eine besondere Herausforderung. Dies kann z.B. zur Folge haben, dass
Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen in
das 2500 km entfernte Zentrum in Brisbane
transportiert werden, bevor weiterführende
Maßnahmen ergriffen werden können.
Entwicklung des Traumasystems
in Queensland
Anfang dieses Jahrzehnts wurde mit Unterstützung der Regierung und der Motor
Accident Insurance Commission (MAICS –
Konsortium der Autoversicherer) in mehreren Studien das Aufkommen von Unfällen
sowie die Versorgung der Unfallverletzten
im Staat Queensland untersucht (8).
Diese Untersuchungen bildeten die Grundlage, um 2005/2006 in einem konsultativen
Prozess eine Regierungsvorlage zur Struktuierung des Traumasystems von Queensland („Traumaplan for Queensland“) voran-
82
zutreiben (9). Das Dokument selbst wurde
über einen Zeitraum von 6 Monaten unter
großzügiger Einbeziehung von mehr als 300
Vertretern relevanter medizinischer Fachgesellschaften, Universitäten und Gesundheitsbehörden erstellt. Neben der eigentlichen medizinischen Versorgungsstruktur
wurden auch die Bereiche der Prävention,
Daten- und Qualitätssicherung, Forschung
und Lehre, sowie Finanzen beleuchtet und
kurz-, mittel- und langfristige Ziele definiert.
Der „Trauma Plan“ wurde anschließend von
den Ministerien für Gesundheit, „Emergency Services“ und Finanzen zur gemeinsamen
Regierungsvorlage vorbereitet. Nachdem
die Regierung von Queensland in einem Kabinettsbeschluss dem „Trauma Plan“ im Juni
2007 zustimmte, wurden insgesamt $ 30
Mio. für die ersten 4 Jahre zugebilligt, um
mit der Umsetzung der vorgeschlagenen
Maßnahmen zu beginnen.
Statewide Clinical Network for
Trauma – Klinische Netzwerkbildung
Als einer der ersten Schritte wurde ein
„Statewide Clinical Network for Trauma“
gegründet, um die weitere Implementierung des Traumasystems zu begleiten. Im
Netzwerk finden sich Vertreter der präklinischen Rettungseinrichtungen, relevanter
Fachgesellschaften, der Krankenhäuser (zur
Zeit vornehmlich der 3+1 Traumazentren)
und Rehaeinrichtungen. In enger Zusammenarbeit mit unfallchirurgischen Abteilungen (Trauma Services), aber auch mit
Abteilungen für Daten- und Qualitätssicherung, Forschung und – äußerst wichtig –
flächenweite Schulung wird der Aufbau
des Traumasystems koordiniert. Hierbei
empfiehlt das Klinische Netzwerk dem Gesundheitsministerium die entsprechende
Zuteilung der Ressourcen aus dem Gesamtbudget. Diese Arbeit wird durch ein eigenständiges Sekretariat des Netzwerkes (insgesamt 4 Vollstellen) unterstützt.
Zentrale Aufgaben des klinischen Netzwerkes sind im Gesamtprozess die Schnittstellenoptimierung der beteiligten Partner,
die Fokussierung der Implementierungsschritte gegenüber den Regierungsver­
tretern und die unmittelbare Kommunika­
tion mit anderen klinischen Netzwerken
(z. B. Intensivmedizin, Chirurgisches Netzwerk).
Um eine langfristige Unterstützung für das
Traumasystem zu sichern, ist es verständlich, dass sich die Tätigkeit des Netzwerkes
und die neu implementierten Strukturen
messen lassen müssen. Dabei erweist es
sich als sehr hilfreich, dass Queensland be-
reits über eine solides Datenbanksystem
zur Erfassung von Unfallverletzten verfügt.
Queensland Trauma Registery (QTR)
Während die Dateneingabe des deutschen
Trauma Registery bei den selbst nominierten Kliniken auf freiwilliger Basis geschieht, müssen alle öffentlichen Häuser
in Queensland ab einer bestimmten Größe
am Queensland Trauma Registery teilnehmen (insgesamt 15 Krankenhäuser). Hierbei werden Daten über alle stationären
Aufnahmen (> 24 h) als Verletztungsfolge
gewonnen. Die Sicherstellung der Finanzierung der Traumadatenbank wird von MAICS
(Motor Accident Insurance Commission)
und Queensland Health gewährleistet. Dies
beinhaltet neben den Dokumentationsassistenten (Trauma Registery Nurses) in den
einzelnen Krankenhäusern auch ein zentra­
les Büro zur Datenverwaltung und -verarbeitung.
Zusammen mit dem Netzwerk wird zurzeit der gesammelte Datensatz überdacht,
so dass zukünftig verbesserte Rückschlüsse
über die Leistungsfähigkeit des gesamten
Traumasystems möglich sein werden.
Zusammenfassung
Auch wenn die Entwicklung eines Traumasystems aufgrund der unterschiedlichen Bevölkerungsdichte und der Geografie der einzelnen Staaten Australiens Besonderheiten
unterliegt, sind die grundsätzlichen Komponenten einer optimierten Versorgung
von Unfallverletzten weitgehend identisch.
Neben der Verbesserung der Leistungsfähigkeit der einzelnen Glieder der Rettungskette sind die Schnittstellen zwischen den
Partnern des Systems maßgeblich für die
Gesamtleistung. Bei der Schnittstellenop­
timierung ist es eine Herausforderung, historisch gewachsene Strukturen zu erkennen, gemeinsam zu beleuchten und in eine
optimierte Versorgung Unfallverletzter zu
führen. Dieser Prozess, der auch kulturelle
Besonderheiten berücksichtigen muss,
bedarf manchmal kleiner schrittweiser
Veränderungen, um Akzeptanz und Nachhaltigkeit zu erreichen. Auch bei guter Unterstützung und Kommunikation von allen
Partnern sind für wesentliche Änderungen
zumeist Zeiträume von 5–10 Jahren anzusetzen.
In Queensland hat sich hierbei die klinische
Netzwerkbildung als eine wesentliche Plattform erwiesen, die die Möglichkeit bietet,
alle „Stakeholder“ an einen Tisch zu bringen
und gemeinsame Ansichten geschlossen
den Regierungsbehörden vorzutragen.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Literaturverzeichnis
1. Utter GH, Maier RV, Rivara, FP, et al. Inclusive Trauma Systems: Do they Improve Triage or Outcomes of
the Severely Injured? J Trauma. 2006;60:529–37
2. Resources for the Optimal Care of the Injured Patient. American College of Surgeons. 2006. ISBN
1-880696-30-4
3. Geography of Australia, Australia’s Topography.
Aus: 1301.0–Year Book Australia. Australian Bureau
of Statistics; 2006. Available at: www.abs.gov.au
Accessed 4th January 2007
4. Population Size and Growth. Aus: 1301.0-Year
Book Australia, Australian Bureau of Statistics; 2006.
Available at: www.abs.gov.au. Accessed 4th Janua­ry
2007
5. Health Care Delivery and Financing. Aus: 1301.0Year Book Australia, Australian Bureau of Statistics;
2006. Available at: www.abs.gov.au Accessed 4th January 2007
6. Delprado, AM. Graduate Certificate Bioethics.
Trauma Systems in Australia. J Trauma Nursing,
2007;14:93–7
7. Australia’s Health 2006. Australian Institute of
Health and Welfare AIHW Cat No AUS 73:528pp. ISBN
13 9781 740245654: Pub June 2006. www.aihw.gov.
au/publications/index.cfm/title/10321
Accessed
15th January 2008
8. Tippett V, Fitzgerald G, Pollard C, Schuetz M, Elcock
M. Queensland Trauma Plan project 2001-2005. Aus-
tralian Centre for Pre-hospital Research, Queensland
Ambulance Service, Brisbane. 2006
9. Fitzgerald G, Schuetz M, Pollard C, Tippett V,
Geraghty T, Bellamy N, Aitken L, McClure R, Elcock
M. The Trauma Plan for Queensland, RACS website,
2006.
Prof. Dr. Michael Schuetz
Princess Alexandra Hospital
Ipswich Road
Wooloongabba, 4102 Qld
Australia
E-Mail: [email protected]
Klinische Versorgung von Trauma­
patienten im US-Gesundheitssystem
Grundsätze klinischer
Organisationsstrukuren
Eines der wesentlichen Merkmale der klinisch ärztlichen Ausbildung in den USA ist
ein hohes Maß an Spezialisierung der ärztlichen Tätigkeit und eine reichliche Ausstattung mit nicht ärztlichem Hilfspersonal. Diese Spezialisierung dient dazu, dem
jeweiligen Fachgebiet eine Fokussierung
und bessere Effizienz zu ermöglichen. So
wird beispielsweise bei Wundinfektionen
die Antibiotikatherapie vielfach durch das
„infectious diseases“ Team (spezialisierte
Internisten), die Hypertonunsbehandlung
durch den Kardiologen, und die postoperative Schmerztherapie vollständig durch
den jeweiligen „pain service“ (Unterabteilung der Anästhesie) übernommen. Die
Konsultierung der anderen Fachgebiete
wird selbst in den Fällen vollzogen, wenn
das das primär behandelnde (z. B. orthopädische/traumatologische) Team durchaus
kompetent die entsprechenden Medikationen managen kann. Die Konsultierung
der anderen Fachbereiche ist insbesondere
dann für den orthopädischen Traumatologen sehr hilfreich, wenn nach Abschluss
der stationären Behandlung entsprechende
Nachfolgebehandlungen, Laborkontrollen,
oder langzeitige Verschreibung von Medikamenten anfallen. Diese Verteilung auf
die spezialisierten Fachgebiete bietet auch
eine sinnvolle Absicherung hinsichtlich medico-legalen Problemen. So wird vielfach ein
anderes Spezialgebiet konsultiert, um entsprechend zu dokumentieren, dass diverse
Fragestellungen entsprechend erkannt und
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
bestmöglich adressiert worden sind, auch
wenn auf den ersten Blick die Fragestellung
überschaubar erscheint.
Ärztliche Ausbildung des
Orthopaedic Surgeon
Der wesentliche Grundsatz der Ausbildung
zum Orthopädischen Chirurgen ist die Erreichung einer raschen Eigenständigkeit der
operativen Tätigkeit. Dies beinhaltet eine
relativ kurze allgemeinchirurgische Ausbildungsphase (internship, 1. Jahr,  Tab. 1),
in der primär das Patientenmanagement
erlernt wird, während der operative Aspekt
der Ausbildung nicht im Fordergrund steht.
Die orthopädisch-chirurgische Ausbildung
(Residency) beinhaltet das stufenweise
Heranführen an die operativen Aufgaben.
Im Rahmen der orthopaedic resicency rotiert der Auszubildende durch die diversen
orthopädischen Unterabteilungen (hand,
shoulder, spine, foot and ankle, total joint
reconstruction, tumor, trauma, pediatrics,
sports). Die Spezialausbildung wird dann im
Internship
1. Jahr, in dem im Wesentlichen
Stationsarbeit, Kennenlernen
der Wundversorgung und der
prinzipiellen Therapiestrategien
vermittelt werden
Residency
2.–5. Jahr, stufenweises Erlernen
der orthopädisch-chirurgischen
Tätigkeit
Fellowship
6. Jahr, Anlernen zur selbstständigen chirurgischen Versorgung
des gewählten Spezialgebietes
Tab. 1 Ausbildung zum Orthopädischen Chirurgen
Rahmen des einjährigen „fellowships“ absolviert. Die Hierarchie innerhalb unter den
der Assistentenzärzten erscheint strikter als
im deutschen System, d.h. der jüngere Assistent ist verpflichtet, zunächst dem älteren
Assistenten zu rapportieren, der dann die
entsprechenden Informationen überprüft,
und die entsprechendnen „teaching points“
(Differenzialdiagnose, Interpretation der
radiologischen Bildgebung, eventuell erforderliche weitere Tests) herausstreicht. Der
„chief resident“ (5. Ausbildungsahr) „chief
resident“ gilt zunächst als letzte Instanz,
und von ihm wird erwartet, dass er alle
relevanten Entscheidungen des Tagesgeschäfts selbständig treffen kann. Die theoretischen Hintergründe werden jährlich
landesweit in den „Orthopaedic In-Training
Exams“ (Multiple-Choice-Fragen) getestet
sowie zum Abschluss der Ausbildung mit
den „national boards“, einem anspruchsvollen schriftlichen (Multiple-Choice-Fragen) Examen. Zwei Jahre nach Abschluss
der Ausbildung erfolgt die Rezertifizierung
in einem mündlichen Examen. Bereits im 4.
Jahr der orthopädisch-chriurgischen Ausbildung muss sich der Assistent entscheiden,
welche Spezialdisziplin er für das Fellowship wählen möchte. Für das Fellowship
wird im Allgemeinen die Klinik gewechselt
und die Qualität der jeweiligen FellowshipProgramme sind zumeist gut bekannt. Die
Auswahl erfolgt durch direkte Bewerbung
und persönliche Interviewverfahren. Im
Rahmen der Jahrestagung der Orthopaedic
Trauma Association werden z. B Gespräche
zwischen Kliniken und Interessenten von
Trauma-Fellowships durchgeführt.
Aktuelles
H.-C. Pape 83
Aktuelles
Von weiterer Bedeutung ist auch, dass es
medizinische Hilfsberufe – die sogenannten „physician assistants“ – gibt, die nach
einer College Ausbildung und einer 2 jährigen klinischen Ausbildung weitegehne
klinische Funktoinen wahrnehmen können
(z. B. Assistenz inkl. Wunderöffnung und
Darstellung des Situs im Operationssaal,
sowie Wundverschluss, eigenständige Visi­
ten, Wundkontrollen und Entlassungen von
Patienten). Diese sind insbesondere in nicht
akademischen Häusern von großer Bedeutung, da sie ähnliche Aufgaben wie Assistenzärzte erfüllen können.
die vollständige initiale Diagnostik erfolgt
durch das Trauma Team, der orthopaedic
surgeon wird ebenso alarmiert und fungiert
als Konsiliarius. Nach erfolgter Diagnostik
wird die Therapiefestlegung in Absprache
aller Spezialabteilungen vollzogen, wobei
der General Surgeon als Trauma leader fungiert. Die Entscheidungssuche bei Patienten
mit Beckenringfrakturen (Becken­zwinge/fixateur, chirurgisches Packing, Anlage eines
„pelvic binder“, oder angiografische Blutstillung) ist eine gemeinsame Entscheidung
von Trauma surgeon, Interventional Radiologist und Orthopaedic surgeon.
Klinische Organisation der Patienten­
versorgung – Monotrauma
Klinische Versorgung der postoperativen Behandlung, Rehabilitation
In der Notaufnahme eines Traumazentrums
wird die Alarmierung und somit der Beginn
der Erstversorgung durch die Anmeldung
des klinischen Status über Funk mitgeteilt.
Auch im Rahmen der perioperativen Versorgung ist von Bedeutung, dass eine große
Zahl an nicht ärztlichem Personal zur Verfügung steht, um den klinischen Aufenthalt so
kurz wie möglich zu gestalten. Dies wird auf
den Normalstationen durch mehrere Sozialarbeiter pro Station erledigt, die sich 1–2mal täglich mit den behandelnden Schwestern treffen, um die Entlassungsdisposition
der Patienten organisieren. Ist der familiäre
Hintergrund entsprechend, so kann großzügig eine Entlassung nach Hause erfolgen.
In Einzelfällen kann die Überprüfung von
Wunden dort auch durch sog. „home care
nurses“ erfolgen, die täglich (ähnlich eines
ambulanten Pflegedienstes) den Patienten
visitieren, die Verbände wechseln, Redondrainagen entfernen und sich bei Problemen
mit dem Sekretariat des behandelnden
Orthopädischen Chirurgen in Verbindung
setzen. Die Sozialarbeiter stehen ebenso
in engem Kontakt zu den Versicherungen.
Dies beginnt bereits in der Notaufnahme,
wo ein „social worker“ die Diagnose aufnimmt, innerhalb der ersten Stunden an die
Versicherung übermittelt. Diese reagiert im
wesentlichen bis zum darauffolgenden Tag
und kann die Dauer des Krankenhausaufenthaltes dahingehend bestimmen, dass
sie die Kostenübernahme festlegt und auf
eine bestimte Anzahl von Tagen limitiert –
bei Überschreiten muss der Patient privat
Grundsätzlich können der Notaufnahmearzt („Emergency physician“ – eigenständiger Facharzt) oder das Trauma Team (auf
Traumatologie spezialisierter Allgemeinchirurg) einen Patienten in der Erstversorgung
behandeln. Kommt ein Patient mit geringen
Verletzungen (SHT I, Sprunggelenkfraktur)
in die Notaufnahme, so wird er zunächst
vom emergency physician gesehen, und der
orthopaedic surgeon wird gegebenenfalls
konsultiert, wenn wesentliche muskuloskeletale Verletzungen diagnostiziert werden.
Bei schwerwiegenden Verletzungen werden
die Patienten je nach Verletzungsschwere
als level I trauma oder level II trauma in die
Klinik eingeliefert und die verschiedenen
Abteilungen (emergency physician, trauma
team, anaesthesia, orthopaedic surgeon)
werden alarmiert ( Tab. 2).
Klinische Organisation der
Notfallversorgung bei Polytrauma
Bei Diagnose eines Polytraumas wird der
Patient primär durch das Trauma Team und
die Abteilung für Anästhesie behandelt –
Emergency
Physician
Ausbildung: 3 Jahre stationär in der Notaufnahme, führt die Erstversorgung
von Notfällen durch. Behandelt und entlässt Patienten aus der Notaufnahme
eigenständig oder konsultiert die entsprechenden klinischen Disziplinen,
wenn erforderlich.
Trauma Surgeon
Ausbildung: 6 Jahre (5 Jahre Residency, 1 Jahr Fellowship), Trauma team leader,
versorgt Laparotomien und Notfallthorakotomien, dies beinhaltet meist jedoch
nicht Lungenresektionen (Thoraxchirurg) oder Gefäßeingriffe (vascular surgeon)
Orthopaedic
Trauma Surgeon
Ausbildung: 6 Jahre (5 Jahre Residency, 1 Jahr Fellowship) Fungiert als
Konsiliarius, versorgt in Absprache mit General Surgeon operationspflichtige
Frakturen
Anesthesiologist
Ausbildung 4 Jahre. Verantwortlichkeit vergleichbar mit deutschem System
Tab. 2 Klinische Organisation der Patientenversorgung
84
bezahlen. Dies führt zu sehr kurzen Liegezeiten und der Notwendigkeit einer guten
poststationären Kommunikation zwischen
dem Patienten, oder der „home care nurse“,
und dem Sekretariat des orthopädischen
Chirurgen. Diese Kommunikation wird oft
durch den „physician assistant“ übernommen, der den Patienten bei Vorhandensein
verdächtiger Befunde in die Notaufnahme
einbestellt.
Im Allgemeinen ist der Einfluss der Krankenversicherungen deutlich stärker als in
Deutschland. Der erheblich stärkere Kostendruck ist wahrscheinlich auch dafür verantwortlich, dass die Patienten extrem darauf
fixiert sind, möglichst rasch entlassen zu
werden und, vor allem, wieder arbeitsfähig
zu werden. Ausnahmen bilden die Arbeitsunfälle, bei denen die betrieblichen Versicherungen eine ähnlich umfassende Abdeckung vorhalten, wie die Berufsgenossenschaften in Deutschland. Dies beinhaltet
auch eine unmittelbare Kontrolle der Nachbehandlung, zu der die Sozialarbeiter regelmäßig in die Poliklinik kommen, um direkt
mit dem behandenden Arzt die weiteren
Maßnahmen abzustimmen. Etwa 30 % der
Patienten haben keinerlei Krankenversicherung und Teilkosten werden dann von staatlichen Versicherungssystemen abgedeckt
(Medicare, Medicaid).
Bedeutung des DRG-Systems und
Versiche­rungssystems für den
Krankenhaustrager
Trotz der vollständigen Umsetzung des DRGSystems ist die Behandlung von Verletzten
im US-System auf jeden Fall mit einer Plusbilanz für den Krankenhausträger verbunden.
Dies ist einerseits darauf zurückzuführen,
dass Kosten durch die Versicherungen direkt auf den Patienten übertragen werden –
auch haben Versicherungen das Recht, bei
auffallend hohen Kosten von sich aus den
Vertrag zu beenden. Hinsichtlich der oben
genannten ca. 30 % nicht versicherten Pa­
tienten existieren für die level I Trauma Zentren spezielle Verträge mit dem Land, die
einen erheblichen Zuschuss für die Klinik
bedeuten und somit kann auch dasjenige
level I Zentrum, welches zu 70 % Schussverletzungen versorgt (z. B. Philadelphia)
trotzdem für den Krankenhausträger eine
gewinnträchtige Einrichtung sein.
Prof. Dr. H.-C. Pape
Division of Trauma
University of Pittsburgh Med. Ct.
3471 Fifth Avenue
Kaufmann Building, Suite 1011
15213 Pittsburgh, USA
E-Mail: [email protected]
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Das Traumanetzwerk der Niederlande
K. W. Wendt
Die Aufgaben des Traumazentrums sind:
■ Organisation der Versorgung schwerverletzter Patienten in den Häusern der Maximalversorgung
■ Leveleinteilung der Kliniken der Traumaregion
■ Referenz- und Expertisezentrum für die
Region
■ Traumaregister aller stationär aufgenommener Unfallopfer
■ Einrichtung eines Mobilen Medizinischen
Teams (MMT)
Organisation der Versorgung schwer­
verletzter Patienten
Jede Region hat minimal ein Krankenhaus
der Maximalversorgung. In diesem KliniDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
kum muss die Versorgung der schwerverletzten Patienten koordiniert werden. Mit
allen Behandlungspartnern (Anästhesie,
Neurochirurgie etc.) müssen verbindliche
Vereinbarungen getroffen werden. Diese
betreffen die gesamte Versorgung – vom
Schockraum bis zur Entlassung.
Leveleinteilung der Kliniken der
Traumaregion
Anhand von vorher festgelegten Kriterien
wurden alle Krankenhäuser in 3 Level eingeteilt:
Level 1 Rund um die Uhr ist die Versorgung
schwerstverletzter Patienten inklusive der
Neurochirurgie möglich.
Level 2 Rund um die Uhr ist die Versorgung
vital bedrohter Patienten möglich. Nicht alle
medizinischen Fachrichtungen zum Beispiel
die Neurochirurgie sind vorhanden.
Level 3 Diagnostik und Behandlung nicht
vital bedrohter Patienten zum Beispiel mit
einer Unterschenkelfraktur ist möglich.
So können Patienten direkt nach der präklinischen Versorgung in die richtige Klinik
transportiert werden. Hierüber wurden Vereinbarungen mit den Partnern der präklinischen Versorgung getroffen.
Referenz- und Expertisezentrum
für die Region
Das Traumazentrum inventarisiert die in
der Region vorhandene Expertise, sodass jeweils klar definiert ist, wohin Patienten mit
bestimmten Verletzungen (z. B. der Wirbelsäule oder des Kalkaneus) überweisen werden. Dies sind nicht immer die Häuser der
Maximalversorgung.
Traumaregister aller stationär auf­
genommenen Unfallopfer
Alle Traumazentren wurden durch das Gesundheitsministerium verpflichtet, ein Trau­
maregister für alle in der Region stationär
aufgenommenen Patienten einzurichten.
Das Format des Registers ist MTOS+. Hierbei
werden die Daten der „Major Trauma Outcome Study“ und zusätzliche präklinische
Daten registriert. Das Register wird für alle
Groningen
Amsterdam
Leiden
Zwolle
Utrecht
Enschede
Rotterdam
Tilburg
Nijmegen
Maastricht
Abb. 1 Die Traumazentren der Niederlande (Bild: www.traumacentrum.nl)
Regionen eingerichtet und die Daten werden landesweit zu einem großen Register
zusammengefasst.
Einrichtung eines Mobilen
Medizinischen Teams (MMT)
Die Niederlande haben – anders als
Deutschland – die Luftrettung für Unfallpatienten erst 1995 eingeführt. Davor wurden in der präklinischen Versorgung speziell
ausgebildete Rettungssanitäter eingesetzt.
Jedes Traumazentrum hat nach 1999 ein
sogenanntes „Mobiles Medizinisches Team
(MMT)“ eingerichtet. Das Team besteht
aus einem Arzt (Anästhesist oder Chirurg),
einem Rettungssanitäter und einem Fahrer.
4 Zentren (Amsterdam, Groningen, Nimwegen und Rotterdam) steht einen Helikopter
zur Verfügung.
Aktuelles
In den letzten 10 Jahren wurde die unfallmedizinische Versorgung in den Niederlanden neu strukturiert. Die demografischen
Daten der Niederlande kann man mit dem
Bundesland Nordrhein-Westfalen vergleichen. In dem dichtbevölkerten Land leben
16,4 Mio. Einwohner auf 294 Quadratkilometern. Der Großraum Amsterdam/Rotterdam ist das größte Ballungsgebiet und
wirtschaftliche Zentrum des Landes. Die
letzten 20 Jahre waren durch eine ständig
steigende Wirtschaftskraft gekennzeichnet.
Es gibt landesweit 8 Universitätskliniken
unter insgesamt 100 Krankenhäusern.
In den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts realisierten sowohl die Ärzteschaft als
auch die Politik, dass es für eine effiziente
Behandlung von Unfallopfern nötig ist, ein
integriertes Versorgungssystem aufzubauen. Bis dahin war es üblich, Patienten in das
nächstgelegene Krankenhaus zu transportieren. Es gab wenig Absprachen zwischen
den präklinischen und klinischen Partnern
in der Versorgungskette.
Deshalb hat das Gesundheitsministe­
rium die Niederlande 1999 in 10 Traumaregionen unterteilt. In jeder Region wurde ein
Krankenhaus der Maximalversorgung als
Traumazentrum ausgewiesen. Die Aufgabe
des Traumazentrums ist die Koordination
der Unfallversorgung in der Region. Das bedeutet nicht, dass das Zentrum die gesamte
Versorgung auf sich nimmt, sondern dass
der Patient direkt nach der präklinischen
Versorgung in eine Klinik transportiert wird,
die ihn adäquat versorgen kann.
Bei der Einführung des Traumanetzwerkes
hat es in den letzten 8 Jahren die erwarte­
ten Probleme gegeben. Wie schon erwähnt,
wurde in jeder Region eine Klinik der Maximalversorgung als Traumazentrum ausgewiesen ( Abb. 1). Alle Kliniken können 24
Stunden täglich die Behandlung Schwerverletzter gewährleisten. Grundvoraussetzung sind eine adäquate Notaufnahme
und Intensivstation. Weiterhin muss ein
Neurochirurg innerhalb von 15 Minuten
anwesend sein. Für die genannten Aufgaben wurden von der Regierung jährlich 4,5
Mio. € zur Verfügung gestellt. Die Summe
wurde gleichmäßig über die 10 Zentren verteilt. Um die Ziele zu realisieren, wurden in
den Regionen unterschiedliche Lösungen
gesucht. Alle Zentren haben einen eige-
85
nen Manager, der die Aktivitäten koordiniert. In den meisten Zentren ist der Leiter
der Unfallchirurgie ebenfalls der Leiter des
Traumazentrums.
Aktuelles
Da nicht alle unterschiedlichen Organisationsmöglichkeiten besprochen werden
können, beschreibe ich im Folgenden die Organisation des Traumazentrums „Nord Niederlande“ in Groningen: Wir sind eine Universitätsklinik in Groningen im Nordosten
der Niederlande (Universitair Medisch Centrum Groningen). Wir behandelten im Jahre
2006 249 Schwerstverletzte (ISS>15). Seit
4 Jahren haben wir uns dem Traumaregister
der DGU angeschlossen. Das Traumazentrum leitet ein Managementteam. Dieses
besteht aus einem Manager, einem Unfallchirurgen der Universitätsklinik Groningen,
einem Anästhesist (Leiter des MMT) und
einem Unfallchirurgen aus einer anderen
Klinik der Region. Als erstes wurde das MMT
aufgebaut. Das MMT bestehend aus einem
Arzt, einem Rettungssanitäter und einem
Piloten ist von 7.00 bis 19.00 Uhr einsetzbar.
Von 19.00 bis 7.00 Uhr ist es grundgebunden und besteht aus einem Arzt, einem Rettungssanitäter und einem Fahrer. Es wurden
Kriterien aufgestellt, aufgrund dessen das
MMT angefordert wird.
Die Leveleinteilung der Krankenhäuser
wurde den beteiligten Kliniken selbst überlassen, da es feststehende Kriterien zur Einteilung gibt. Nach einer gewissen Zeit wird
die Leveleinteilung durch Visitationen überprüft. Dies wird in Groningen jetzt in Angriff
genommen. Es war uns wichtig, diese Aufgabe dem Mitglied des Managementteams,
das aus einer anderen Klinik der Region
kommt, zu übertragen. Hierdurch wird der
Eindruck einer Kontrolle durch „den großen
Bruder“ vermieden. Alle Kliniken der Re­gion
müssen das Gefühl haben, dass die Einteilung nicht einer Einbahnstraße ähnelt,
sondern allen zugute kommt. Die Leveleinteilung wurde mit den Rettungsdiensten
besprochen und funktioniert im Großen
und Ganzen gut. Unnötige Überweisungen
werden hierdurch vermieden.
Wir haben in unserem Haus der Maximalversorgung eine Traumakommission
eingerichtet, in der alle an der unfallmedizinischen Versorgung beteiligten Fachrichtungen vertreten sind. Die Unfallchirurgie,
Anästhesiologie, Radiologie, Neurologie,
Intensivmedizin und die Notaufnahme bilden den Kern. Die Kernkommission wird alle
2 Monate, die Traumakommission 2-mal pro
Jahr einberufen. Weiterhin haben wir mit allen Abteilungen Gespräche geführt und verbindliche Absprachen über Aufgaben und
Pflichten der beteiligten Fachrichtungen
86
vereinbart. Inzwischen wird unter der koordinierenden Rolle des Unfall­chirurgen die
Behandlung von Schwerverletzten als eine
gemeinsame Aufgabe gesehen. Hiermit
haben wir noch nicht alle Probleme gelöst,
aber einen wichtigen Schritt in die richtige
Richtung gemacht.
rurgen vertreten. Weiterhin haben inzwischen alle Regionen ein in regelmäßigen
Abständen erscheinendes Mitteilungsblatt.
Die Modalitäten der Zusammenarbeit zwischen dem Traumazentrum und den Kliniken der Region wurden schriftlich festgelegt.
Um die Einrichtung eines Referenz- und
Expertisezentrums zu realisieren, ist das
Gespräch mit den Kollegen der Region eine
Grundvoraussetzung. Wir organisieren regelmäßig Treffen, bei denen die Behandlung der zu uns überwiesenen Patienten
mit den Kollegen besprochen wird. Weiterhin werden neue Probleme und Therapien
diskutiert. Unter einem Expertisezentrum
verstehen wir nicht eine Einbahnstraße in
die Richtung des Hauses der Maximalversorgung. Wir wollen dafür sorgen, dass das
unfallchirurgische Fachwissen und die Erfahrung der Region allen Kollegen zugute
kommen. Zum Beispiel kann ein schwieriger
Trümmerbruch des Kalkaneus aus einem
Haus der Maximalversorgung zu einem
Kollegen in einer Level-3-Klinik überwiesen
werden.
Fazit Die Traumazentren der Niederlande
sind seit einigen Jahren intensiv damit beschäftigt, ein flächendeckendes Traumanetzwerk aufzubauen. Vieles ist inzwischen
erreicht, aber wir sind noch lange nicht am
Ziel. Meiner Meinung nach ist es enorm
wichtig, das Vertrauen der Klinikleitungen
und der Kollegen zu gewinnen, um zu erreichen, dass sich alle als Teil des Netzwerkes
verstehen und sich für dieses engagieren.
Dr. K. W. Wendt
Koordinator Traumazentrum Nord Niederlande
Universitair Medisch Centrum Groningen
Chirurgische Abteilung
Traumatologie
Postbus 30001
9700 RB Groningen
Niederlande
Neben den Treffen mit Kollegen besprechen
wir auch regelmäßig interessante Fälle mit
den Rettungsdiensten. Dies ist in Zeiten
der Privatisierung des Gesundheitswesens
leichter gesagt als getan.
Die schwierigste Aufgabe war und ist ein
Traumaregister für die gesamte Region aufzubauen. Die Dokumentationsinfrastruktur ist in den Kliniken sehr unterschiedlich.
Weiterhin haben wir festgestellt, dass der
mit der Versorgung eines Patienten beschäftigte Kollege eingewiesene Patienten
nicht oder nur schlecht registriert. Darum
haben wir auf die Infrastruktur des schon
länger bestehenden Krebsnetzwerkes der
Niederlande (Integraal Kankercentrum) zurück gegriffen. Nach einer Pilotstudie haben
wir mit dieser Gesellschaft einen Vertrag
geschlossen. Hauptamtlich angestellte
Mitarbeiter besuchen alle Kliniken der Region und registrieren alle stationär aufgenommenen Patienten. Die Daten werden in
unserem regionalen Dokumentationszentrum gesammelt und an ein landesweites
Dokumentationszentrum weitergeleitet. Es
bestehen zurzeit noch große Unterschiede
zwischen den Regionen. Ein vollständiges
Register ist noch nicht realisiert.
Alle Traumazentren haben sich zu einer
Gesellschaft zusammengeschlossen. In
regelmäßigen Abständen treffen sich die
Vertreter der Klinikleitungen und der Mediziner. Mit einer Ausnahme (ein Orthopäde)
werden alle Zentren durch einen UnfallchiDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Bilder und Tagebuchnotizen des
Humedica-Erdbebeneinsatzes in Pisco
Vorbemerkung der Redaktion
Von unserem Mitglied Prof. Dr. med. Dr. h.c. Bernd Domres, Tübingen,
erhiel­ten wir einen Bericht über seine
Eindrücke aus seinem humanitären
Einsatz in einem peruanischen
Erdbebengebiet für die Organisation
Humedica.
Im Folgenden bringen wir einige
Ausschnitte aus dem Bericht sowie einige Fotos.
Die Stadt Pisco
Sie hatte etwa 280.000 Einwohner und liegt
rund 280 km südlich von der peruanischen
Hauptstadt Lima entfernt. Die wichtigsten
Wirtschaftszweige sind die fischverarbeitende Industrie, Erdöl, Erdgas, Hafen, Weinanbau und Brennen des Pisco, eines hochprozentigen Getränkes (es heißt „Pisco 7.9“
seit dem Beben). Draußen im Pazifik, 15 km
von der Küste, liegen mehrere Inseln, auf
denen der Naturdünger Guano abgebaut
wird.
Pisco ist erreichbar über einen Hafen,
den Airport und die Pan Americana. Diese
verläuft von Lima nach Süden am Meer entlang.
Abb. 1
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Das Erdbeben und seine Folgen
Das Erdbeben ereignete sich am 15. August
2007 um 18.30 Uhr und hatte die Stärke 7,9
auf der Richter-Scala. Es dauerte etwa dreieinhalb Minuten. Auf das Beben folgte nach
einer halben Stunde ein kleinere Flutwelle
in Höhe von 1,30 Metern, die die Pazifikküste bei Pisco-St. Andres traf. Sie richtete
aber gegenüber dem Erdbeben nur leichtere
Schäden an.
Das Beben forderte 560 Tote und 1300
Verletzte. Allein in der Kathedrale San Clemente starben 142 Menschen von etwa 300
( Abb. 1).
Etwa 70 % der Häuser in Pisco sind zerstört
( Abb. 2). Sie sind überwiegend zweistöckig, bestehen aus Backsteinen und teils
aus Steinen der Wüste und Küste, aus Holz
und Bambus. Von 145 Klassenzimmern in
Schulen sind noch 41 erhalten. 28 Kirchen
zerstört. In der 80 km entfernten Ortschaft
Chincha wurde das Gefängnisgebäude so
beschädigt, dass rund 400 Häftlinge entkamen.
Die Schilderungen verschiedener Augenzeugen machen die Auswirkungen des Bebens deutlich.
„Während des Bebens waren in der Kathedrale von Pisco ca. 300 Menschen versammelt. Das Beben dauerte 3,5 Minuten. Die
schwersten Erschütterungen waren mit
lautem Krachen in der ersten Minute. Die
Wände schwankten wie eine Schlangenbewegung, danach stürzte die Decke ein und
begrub uns. Menschen schrien, andere gaben Klopfzeichen. Leider starben dort 141
Kirchgängern“.
„Ich hatte noch mit meinem Mann telefoniert, dass er mich beim Notar der Stadt abholt. Als die Erde bebte, kroch ich unter den
Tisch, ohne nachzudenken. Aber der Notar
war ein alter Mann, blieb in seinem Sessel
sitzen. Als wir verschüttet und eingeklemmt
waren, hörte ich noch den Notar etwa 1 Minute schreien, dann war er still und tot. Ich
gab Klopfzeichen, endlich nach 30 Minuten
befreite mich mein Mann aus den Trümmern.“
„Als die Wände des Hauses schwankten,
warf ich meine beiden 3- und 5-Jahre alten
Kinder aus dem Fenster. Meine Mutter und
mein Vater wurden in zusammengestürzten
Haus mit mir verschüttet.“
„Ich bin der leitende Chirurg (Dr. A. R. Barta
Rojas) des Städtischen Krankenhauses Pisco
und operierte gerade, als das schreckliche
Beben losging, einen Verletzten mit einer
Messerstichverletzung des Bauches. Der OP
wurde total zerstört, meinen Patienten habe
ich nicht mehr lebend gesehen. Er starb wie
viele Patienten im völlig zerstörten Krankenhaus von Pisco. Nur die noch nicht in Betrieb genommenen neu erbauten Gebäude
hielten stand. Dort fingen wir an zu arbeiten. Strom und Wasser fehlen. Auch fehlt
Personal, vor allem ein Traumatologe.“
Aktuelles
B. Domres
Abb. 2
87
Anfangs gab es kein Wasser, die Elektrizität
war ausgefallen, Straßen und Brücken unwegsam, Krankenhäuser, Schulen, Ämter,
Geschäfte, Kirchen etc. zerstört und geschlossen, auch alle Geschäfte.
In den ersten 6 Tagen gab es täglich 3–4
Nachbeben. Dadurch stürzten baufällige
Häuser und Mauern um, vor allem ging jeweils ein Aufschrei durch die psychologisch
traumatisierte Bevölkerung. Jeder suchte
sofort die sicherste Position seiner Umgebung auf (unterm Tisch, im Türrahmen und
möglichst Flucht aus den Häusern ins Freie).
In den Straßen vor ihren Häusern wohnen
die bis zu 100.000 Obdachlosen in kleinen
Zelten und aus Trümmern notdürftig errichteten Behausungen. Feuerstellen bringen
abends (10°) Licht und Wärme, und es wird
an den Feuerstellen Nahrung zubereitet.
Aktuelles
Die Bedingungen der
Krankenversorgung
88
Das Beben hat die Straße teils mit tiefen
Rissen aufgebrochen, 50 km vor Pisco ist die
zweispurige Straße, wo sie in einer Kurve
über eine Anhöhe verläuft, halb weggebrochen. Beidseits stauten sich beladene LKW
und PKW in 7 km Länge. Nur eine Spur war
jeweils befahrbar. Krankenwagen mit Verletzten in Richtung Lima hatten jeweils Vorfahrt. Die Brücke über den Pisco ist Einsturz
gefährdet und seit dem 21. August gesperrt.
Der Verkehr wird über eine Sandpiste umgeleitet. Für die Strecke von Lima nach Pisco,
sonst in 3 Stunden zu fahren, brauchte unser TEAM Humedica/Associacion Christiana
De Jovenes Del Peru (CVJM) am 19. August
8,5 Stunden. Bereits in Lima versperrte ein
defekter, überladener LKW eine zentrale
Kreuzung, wo wir eine halbe Stunde im
Stau warteten. Er war beladen mit Hilfsgütern, die an den Rundfunk- und Fernsehstationen und auf den Vorplätzen mehrerer Supermärkte gesammelt worden waren. Die
Bevölkerung Limas war sehr freigiebig.
Die Bergung verlangte nicht so sehr
großes Räumgerät wie Hebekräne und
wurde daher vorwiegend von Bürgern und
örtlichen Einsatzkräften in der ersten Phase
geleistet. Da es um 18.30 Uhr bereits dunkel wurde und Strom fiel aus. So war das
Assessment des ganzen Ausmaßes anfangs
sehr erschwert. Suchhunde habe ich vor Ort
nicht gesehen. Ein aus Deutschland eingeflogenes Search-and-Rescue-Team kehrte
nach zwei Tagen zurück.
Die Mehrzahl der Verletzten wurde über
eine Luftbrücke mit Militärmaschinen nach
Lima geflogen. Über die Straße transportierte man nach Chincha (80 km), Canete
(150 km) und vor allem nach Lima. Im Hafen
Abb. 3
ankerte ein Lazarettschiff. Aus Cuba wurde
ein Lazarett für 200 Verletzte eingeflogen.
Das Lima Hospital Nacional Rebagliatti
des Ministerio de Salud, das größte und
beste Perus, hat die Hauptlast der Verletztenversorgung getragen. Ich besuchte es
bei einer Transportbegleitung eines lebensbedrohlich Erkrankten und kann folgendes
über die beispielhafte Organisation berichten.
Das Hospital ist ringsum durch einen
unüberwindbaren Zaun gegenüber einem
möglicherweise Überrennen und Stürmung
des Krankenhauses durch Hilfe Suchende
geschützt. Das Eisentor, das jeweils für den
Krankenantransport von 2 Wachmännern
geöffnet wird, ist der einzige Zugang und
Auslass. Nach 100 m Zufahrt werden auf
einen Platz vor dem Hospital die Verletzten
auf fahrbare Tragen gelegt. Die Pforte zum
Krankenhaus wird bewacht, nur der Kranke
und ein Angehöriger werden eingelassen.
Der Krankenwagen muss sofort wieder das
Gelände verlassen.
In der Eingangshalle führen ein Arzt und
eine Schwester die Triage durch. Sie unterscheiden nur, ob ein Notfall vorliegt. Der
begleitende Angehörige lässt den Patienten
registrieren. Entsprechend der Triage wird
der Patient dann in die Notaufnahmeräume gebracht wie Traumatologie, Chirurgie,
Geburtshilfe, Herz-Thorax-Notfälle, Innere
Medizin usw.
Die Gänge sind mit Krankenbetten besetzt,
das KH ist zu über 150 % belegt.
In der in unserem Fall zuständigen Inneren Notaufnahme wurde unser Patient sofort ins Bett gelegt und von freundlichen
Schwestern, Pflegern und Ärzten behandelt,
alles ohne merkbaren Stress mit Ruhe und
freundlicher Zuwendung.
Einsatz Humedica/Associacione
Christiana Jovenes De Peru (ACJ)
Das Team bestand aus den Chirurgen/Traumatologen Prof. Dr. Bernd Domres ( Abb. 3)
und Dr. Michael Hahn, der Kinderärztin
Saskia Wortmann, zwei peruanischen Allgemeinärzten: Dr. Andres und Dr. Amelia
sowie der Apothekerin Christiane Leppla,
zwei Psychologinnen, einem Koordinator,
drei Fahrern, drei Dolmetschern und einem
Ingenieur, der die Aufgabe hatte, Toiletten
und Hygienemaßnahmen durchzuführen.
Unser Quartier ist Paracas (wie der Name
für den Wind, nachdem auch der dort ansässige Inkastamm benannt war), ein Ort am
Meer 8 km südlich von St. Andres, der Vorstadt Piscos, gelegen. Wir leben spartanisch
jeweils zu dritt (schnarchend) in einem Zelt
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Organisation
Wir trafen den Bürgermeister, er verteilte
mit Helfern eingetroffene Güter (Kleidung,
Lebensmittel, kleine Zelte, Trinkwasser
usw.), hatte 3 Nächte nicht geschlafen und
mehrere Angehörige verloren.
Man hat den Eindruck, dass sich die organisierte Hilfe deutlich auf Pisco zentralisiert.
Die Ortschaften San Clemente, Gouadalupe
und auch Paracas, wo unsere Basis ist, haben Bedarf an Unterstützung und sind etwas schlechter versorgt.
Im KH trafen sich je ein Delegierter jeder Organisation jeden Morgen und jeden Abends.
Dort wurden alle Informationen ausgetauscht und die Einsätze koordiniert.
Am 4. Tag nahmen Vertreter der Vereinten
Nationen aus Argentinien daran teil. Sie
machten den Vorschlag, die Hilfsaktionen
der ausländischen Teams zu organisieren
und wollten Meldestellen für Teams am
Flughafen und in der Stadt errichten. Das
fand keine Zustimmung der örtlichen Leitung unter der Ägide des Ministerio De Salud.
Soziale Aspekte
Vulnerable Gruppen der Bevölkerung:
a) Alte Menschen, die sich selbst noch versorgten, haben niemanden mehr, der sich
um sie kümmert. Alle Geschäfte sind geschlossen. Sie werden krank durch Durst
in der trockenen staubigen Luft und leiden
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
vorwiegend an Bronchitis und grippalen Infekten.
b) Ebenso sind viele Kinder krank und behandlungsbedürftig.
c) Chronisch Kranke wie Diabetespatienten
erhalten keine Medikamente mehr, und
ihre Ernährung ist erschwert. So entgleist
ihre Erkrankung und führt zu erheblichen
Komplikationen. Wir mussten daher ein abgestorbenes Bein eines Zuckerkranken amputieren.
■W
olldecken, Nahrungsmittel in San
Cle­mente, 20.000 Zelte, Prefabricated
houses
■G
roßzelte als Schulen, Schulmaterialien
■T
oiletten, Kanalisation, Sanitation
■D
ialysematerial, Fixateur externe, Schienenmaterial
■A
llgemeinmediziner, Psychologische
Betreuung
■M
aterialien und Motoren (50 Fischerboote) in Paracas, St. Andres
Psychologische Aspekte
Lessons learned
Die Bevölkerung hat das Bestreben, ihr Erleben und Erleiden mitzuteilen. Viele leiden an Depressionen, posttraumatischem
Stresssyndrom, Rückenschmerzen.
Für den Peruaner ist die persönliche Beziehung zum anderen wichtiger als die Fakten
einer Situation oder eines Streites. Ein Schild
„Abrazos (Umarmungen) gratis“ wurde an
unseren Behandlungsplätzen aufgestellt
und schon strömten die Patienten. Vor jeder
und erst recht nach jeder Behandlung umarmt man sich, das tut gut.
Unmittelbar nach dem Beben hat sich die
Bevölkerung der Stadt Pisco im Wesentlichen selbst gerettet, geholfen und versorgt. Man spürt eine große Solidarität der
Menschen, ohne Unterschied zwischen Ansehen und sozialem Stand, Sie verstehen,
dass sie die Sorgen und Erschwernisse nur
in der Gemeinschaft und gegenseitigen Unterstützung meistern können.
Besitzer bewohnbarer Häuser stellen uns
gerne ihre Privatwohnung für die Sprechstunde zur Verfügung.
Vieles, z. B. Organisation und Ordnung in
den Krankenhäusern, ist beispielhaft. Die
Verlegung der Patienten verläuft reibungslos. Die Verlagerung der Katastrophe durch
einen Run von Angehörigen und nur leicht
Verletzten ins Krankenhaus wird verhindert.
Das Personal in den Krankenhäusern leistet
Übermenschliches; bleibt dabei freundlich
und ruhig.
Dass sich Krankheiten nach einem Erdbeben als Epidemie, z. B. Cholera, ausbreiten,
ist ein falscher Mythos. In Pisco gibt es das
nicht, wohl aber Erkältungskrankheiten der
Atemwege und auch Lungenentzündung.
Das Material von Humedica muß für unterschiedliche Einsatzszenarien (Erstversorgung, Notoperationen, Pädiatrie, ambulante
Basisversorgung) modular und unbedingt
für jedes der Einsatzszenarien autonom
sein.
Gewünscht und notwendig ist, dass der Einsatz etwas Nachhaltiges schafft. Humedica
möchte im sozial schwächsten Teil der Stadt
eine Gesundheitsstation errichten, die auch
die jetzige Phase, wo mehr und mehr internationale Hilfe eintrifft, überdauert.
Bedarf in der Phase Rekonstruktion
nach dem Erdbeben in Pisco
Prof. Dr. Bernd Domres
Weinbergweg 15
72076 Tübingen
Politik
Geschimpft wird auf die Politiker und die
Politik. Es gebe Begünstigte mit besserer
Versorgung von Lebensmitteln bei guten
Beziehungen zur Partei. Parteiführer nutzen
die Notlage und halten Propagandareden.
Polizei und Militär schützen die völlig zerstörten Stadtteile, in denen Aufenthalt zu
gefährlich ist, vor Plünderung.
Spirituelle Aspekte
Die sehr religiöse Bevölkerung sieht in dem
Beben eine Strafe Gottes und fragt warum?
Die Katholische Kirche will mit dem Bürgermeister die Koordination übernehmen, die
längst mit dem Ministerium Salute und der
UN mit ihren beteiligten Organisationen
geregelt wird.
Emotionale Ebene
Aktuelles
oder kleinen Raum, kaltes oder kein Wasser,
verpflegen uns selbst.
Das Team arbeitete an verschiedenen Orten
der Region, allen voran in Santa Rosa (Holzhütte), Delameda (Privathaus) und im Krankenhaus von Pisco.
In der ersten Woche wurden 689 Behandlungen, in der zweiten Woche 1301 durchgeführt, außerdem 31 notärztliche Hausbesuche, also vom 19. August bis zum 2. September 2007 insgesamt 2022 Einsätze
Am 24. August war auch das Krankenhaus
in Pisco mit modernen Krankenbetten ausgestattet, und das Licht brannte, das Wasser floss und das Röntgen funktionierte.
3 Tage später kehrte auch der peruanische
Traumatologe zurück, sodass ich wieder im
Team an verschiedenen Einsatzorten mitarbeiten konnte.
Die vorherrschenden Verletzungen sind vor
allem mechanisch verursachte Brüche, Prellungen und Wunden sowie das für Verschüttung typische Quetschsyndrom (Crushsyndrom) mit Absterben der gequetschten
Muskulatur, nachfolgendem Nierenversagen und Wundsepsis (also Blutvergiftung).
(aufgrund der Koordinationsbesprechungen
vor Ort und persönlicher Rücksprache mit
dem Minister Dr. C. V. Sologuren im M. D.
Salud und Dr. Lamle von der Deutschen Botschaft)
89
Bundesverband der für die Berufsgenossen­schaft tätigen Ärzte e. V.
F. Bonnaire
Aktuelles
Wenig spektakulär aber effizient hat sich
der Bundesverband der für die Berufsgenossenschaften tätigen Ärzte e. V. in die Problemlösung von D- und H-Ärzten auf verschiedenen Ebenen eingebracht. Zu Beginn
des Jahres 2007 wurde nach Vorgesprächen
und in gemeinsamer Aktion mit den Vertretern des Hauptverbandes der gewerblichen
Berufsgenossenschaften zusammen mit
dem BDC eine Änderung der Bedarfsplanungsrichtlinien bewirkt, die am 18.1.2007
im Bundesanzeiger bekannt gemacht wurde (siehe www.Der-Durchgangsarzt.de).
90
Der gemeinsame Bundesausschuss hatte
einen am 18.10.2005 in Kraft getretenen Beschluss veröffentlicht, der für die Fachgruppe der Chirurgen, insbesondere aber für die
D-Ärzte und ihre zukünftigen Nachfolger
erhebliche Konsequenzen beinhaltete und
Probleme in der Praxisnachfolge aufwarf.
Der Beschluss beinhaltete, dass der neue
Facharzt Orthopädie und Unfallchirurgie der
Fachgruppe der Orthopädie und nicht mehr
der Chirurgie zugeordnet werden sollte.
Dies hätte zur Folge haben können, dass
chirurgische D-Arzt-Praxen bezüglich ihres
(chirurgischen) Vertragsarztsitzes nicht an
die neuen Fachärzte übertragbar gewesen
wären, da sie der Zulassungs-Fachgruppe
Chirurgie und nicht Orthopädie angehören und die Zulassung für orthopädischen
Praxen (wie auch für chirurgische Praxen)
begrenzt ist. Durch Intervention hat der
gemeinsame Bundesausschuss unsere Einwände in vollen Umfang berücksichtigt in
dem Sinne, dass die zu übernehmende Praxis für die Arztgruppe ausgeschrieben werden kann, in deren Versorgungsauftrag die
Praxis überwiegende ärztliche Leistungen
erbringt. Dies bedeutet, dass chirurgische
Arztpraxen (insbesondere mit D-Arzt-Zulassung) durch den Zulassungsausschuss
nicht nur für einen Facharzt für Chirurgie
und Unfallchirurgie sondern auch für die
Übernahme durch einen neuen Facharzt
für Orthopädie und Unfallchirurgie ausgeschrieben werden kann, sofern der Versorgungsschwerpunkt in diesem Bereich liegt.
Eine Gefährdung der flächendeckenden DArzt-Versorgung aufgrund von Regelungen
der Bedarfsplanungsrichtlinien wurde damit ausgeschlossen.
Zusammen mit der DGU, dem BDC, der
DGOOC sowie dem BVOU wurde eine gemeinsame Aktion zur fachbezogenen Röntgendiagnostik für die Unfallchirurgie und
Orthopädie initiiert. Die Abschaffung der
Teilradiologie für Chirurgen und D-Ärzte, die
in der KBV diskutiert wurde, konnte abgewandt werden. Damit kann auch in Zukunft
eine zeitnahe und unkomplizierte Sofortversorgung von Unfallverletzten in den DArzt-Praxen gewährleistet werden.
Am 1.3.2007 wurden Änderungen bei den
besonderen Kosten (Spalte 4, UVGOÄ) wirksam. Diese Änderungen waren zum Teil
mit Absenkungen der besonderen Kosten
verbunden, aus sachlichen Gründen jedoch nicht für alle Fälle abzuwenden. Aufgrund von Recherchen der Berufsgenossenschaften vor allem in Krankenhäusern mit
Einkaufsgemeinschaften war ermittelt worden, dass die bisher ermittelten Pauschalerstattungen von Auslagen, die in Zusammenhang mit erbrachten Leistungen entstehen, gefallen waren, sodass aus Sicht der
Berufsgenossenschaften eine Erniedrigung
dieser Pauschale angemessen erschien.
Diese Sachkosten stellen keine Vergütung
der ärztlichen Leistung dar und werden regelmäßig zwischen den Verbänden der Unfallversicherungsträger und der deutschen
Krankenhausgesellschaft im Rahmen des
BG-Nebenkostentarifes verhandelt. Diese
Kostenpauschalen werden auch den niedergelassenen Ärzten als pauschale Abgeltung
angeboten. Es wurde jedoch bei den Verhandlungen erreicht, dass alle niedergelassenen Ärzte, nicht nur die D-Ärzte, wie zuvor
ein Wahlrecht haben zwischen dem Ansatz
der besonderen Kostenpauschale (gemäß
Spalte 4) oder den tatsächlich entstandenen Auslagen. Die Entscheidung für eine
der beiden Varianten gilt allerdings für den
gesamten Behandlungsfall dieses Pa­tienten
– 3 Monate ab der ersten Leistungserbringung. Wir empfehlen dem Betroffenen von
der Wahlmöglichkeit für die tatsächlich entstandenen Auslagen Gebrauch zu machen.
In der Sitzung der Ständigen Gebührenkommission vom 28.3.2007 wurden unter
Mitwirkung unseres Verbandes mehrere
Beschlüsse zur Gebührenordnung gefasst,
die am 1. Juli 2007 in Kraft getreten sind. Es
wurden insbesondere notwendige Vergütungsregelungen für die Anfertigung und
den Versand von digitalen Medien (CD/DVD)
im Zusammenhang mit digitalem Röntgen
und dem ambulanten Operieren getroffen. Insbesondere bei Letzterem wurde die
vor bestehende eklatante Untervergütung
der Leistungen nach Ziffer 2353 durch entsprechende Anhebung der Vergütung und
Zuordnung einer Zuschlagziffer korrigiert
und eine Präzisierung der Leistungen der
Stellschraubenentfernung vorgenommen.
Die Beschlüsse können auf unserer Internetseite www.Der-Durchgangsarzt.de nachgelesen werden.
Am 8.5.2007 wurde im BDC eine Arbeitsgemeinschaft Unfallversicherung gegründet, zu der sich der Bundesverband der für
Berufsgenossenschaft tätigen Ärzte zur
Zusammenarbeit verpflichtet fühlte. Leider
sind durch nicht konsentierte und vorzeitig
veröffentlichte Vertretungsansprüche Dissonanzen zwischen dem BDC und unserem
Verband entstanden, die letztendlich durch
ein Gespräch der Präsidenten des BDC, unseres Verbandes und Generalsekretärs der
deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
am 9.1.2007 ausgeräumt werden konnten.
Fehler in der kommunikativen Struktur und
daraus resultierende Missverständnisse
wurde eingeräumt und der Anspruch des
BDC auf die Vertretung durch die Durchgangs- und H-Ärzte in Konkurrenz zu unserem Verband wurden zurückgenommen.
Eine verstärkte Zusammenarbeit zur gemeinsamen Interessenvertretung auf einer
kooperativen Basis in Verbindung mit unserem Verband, Vertretern des BDC, der niedergelassenen Chirurgen (BNC/ANC) und
H-Ärzten ist geplant.
Anlässlich einer gemeinsamen Beratung des
Vorstandes des Bundesverbandes mit Vertretern der Geschäftsführung des damals
noch Hauptverbandes der gewerblichen
Berufsgenossenschaften am 16.7.2007 in
St. Augustin nahm Herr Dr. Breuer, jetzt
Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) auch
Stellung zu der Frage der Vertretung der
D- und H-Ärzte und erklärte, dass aus seiner
Sicht kein erkennbarer Anlass für eine Aufspaltung der Interessensverbände bestehe.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Anlässlich dieses jährlich stattfindenden
Gespräches wurden u. a. auch die Probleme
mit dem elektronischen Datenversand
auf dem Wege des DALE-UV in Praxen und
Krankenhäusern besprochen. Zu diesem
Zeit­punkt lagen vor allem noch vonseiten
der Kliniken wenige und vor allem problematische Erfahrungen vor, deren Einzelaspekt mit dem Hauptverband erörtert
worden. Es wurde durch eine intensive Zusammenarbeit mit dem Hauptverband eine
stark rückläufige Tendenz von Fehleranfragen erreicht, sodass aus den bis zu diesem
Zeitpunkt übermittelten Berichten von 2,5
Mio. im Halbjahr nur noch 1 % als fehlerhaft
ausgewiesen entlarvt wurden. Die Arbeit im
DALE-UV-System hat sich im ambulanten
Sektor weitgehend stabilisiert und ist auch
im klinischen Sektor je nach Softwarebetreuungsfirma wesentlich besser geworden.
Verband zu Problemen mit Abrechnungen
deutlich zurückgegangen. Diese zunächst
für den internen Gebrauch der Berufsgenossenschaft geschaffene BG-interne Kommentierung hat zu einem bundeseinheitlichen und abgestimmten Umgehen mit
den Arztrechnungen geführt. Es handelt
sich dennoch nicht um ein Dogma und keine rechtsverbindliche Kommentierung sondern um Hilfsinstrumente zur Einigung im
Streitfall.
Änderung/Neuerung des Vertrages
Ärzteunfallversicherungsträger:
Ab dem 1.4.2008
In der letzten Sitzung der Vertragskommission (DGUV/KBV) am 11.9.2007 sind unter
Mitwirkung unseres Verbandes Beschlüsse
des o. g. Vertrages gefasst worden, die nach
noch zu erfolgender Veröffentlichung im
deutschen Ärzteblatt zum 1.4.2008 gültig
werden. Wir werden eine Zusammenfassung hiervon auf unserer Internetseite einstellen, hier einige Punkte, die besonders
D-/H-Ärzte interessieren:
Zu der Frage der D-/H-Arzt-Zulassung bei
neuen Versorgungsformen äußerte sich
Herr Dr. Breuer, dass der D-Arzt weiterhin
als zentraler Wegbereiter des D-Arzt-Verfahrens in der Zukunft fungieren soll. Von
Seiten der Berufsgenossenschaft besteht
eher ein steigender Anspruch an die Qualität der D-ärztlichen Fähigkeiten und der
Qualifikation. Konkret anstehende Zulassungsprobleme müssen mit den zuständigen Landesverbänden abgeklärt werden.
Hierbei kann vom Verband Hilfe angeboten
werden. Standardzahlen für Zulassung von
D- und H-Ärzten existieren nicht.
§ 4. neu (4): Bei wiederholten oder schwerwiegenden Verstößen gegen vertragliche
Pflichten kann der Arzt im Einvernehmen
mit der zuständigen kassenärztlichen Vereinigung durch den Landesverband der DGUV
von der Beteiligung an diesem Vertrag ausgeschlossen werden.
§ 11 Zur Einleitung besonderer Heilverfahren berechtigt sind nur der Unfallversicherungsträger, der Durchgangsarzt, der H-Arzt
in den Fällen des § 35 oder der Handchirurg
nach § 37, Absatz 3, bei Vorliegen einer Verletzung nach Ziffer 8 des Verletzungsartenverzeichnisses. Das Verletzungsartenverzeichnis hat sich gegenüber dem Verzeichnis von 2005 nicht verändert.
Umgang mit den Arbeitshinweisen für die
Abrechnung von Arztrechnungen: Nach
bundesweiter Einführung der Arbeitshinweise ist die Zahl der Anfragen an den
Neu ist nach § 51 Abs (3), dass bei Missachtung der Vorstellungspflicht kein Vergütungsanspruch mehr gewährt wird. Nach
§ 57 Abs (3) besteht für ärztliche Erstbe-
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
richte, die nicht unverzüglich erstattet werden kein Anspruch auf die Berichtsgebühr.
Eine unverzügliche Berichtserstattung liegt
dann nicht mehr vor, wenn der Bericht
später als 8 Werktage beim Unfallversicherungsträger eingeht. Die Frist beginnt mit
der Erstbehandlung zu Lasten des Unfallversicherungsträgers. Bei elektronischer
Übermittlung gilt die Sendebestätigung als
Versandnachweis. Die Rechnungslegung
soll grundsätzlich nach Abschluss der Behandlung erfolgen. Bei längerer Behandlungsdauer sollte der Abrechnungszeitraum
4 Wochen nicht unterschreiten.
In der Summe handelte es sich um ein ereignisreiches und erfolgreiches Jahr 2007.
In der Zukunft wird der Verband stärker mit
der DGUV und dem BDC, vielleicht auch
mit dem BVOU kooperieren zu Gunsten
der Mitglieder. Die Öffentlichkeitsarbeit
wird verstärkt werden sowie die Betreuung
der Praxen und Anliegen von Klinikärzten.
Durch eine Umgestaltung der Organisation
des Verbandes sollen Synergien mit den befreundeten Gesellschaften und Berufsverbänden gesucht und gefunden werden um
die für die BG tätigen Ärzte angemessen zu
vertreten.
Prof. Dr. Felix Bonnaire
Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt
Klinik für Unfall-, Wiederherstellungsund Handchirurgie
Friedrichstraße 41
01067 Dresden
Tel.: (03 51) 480 13 01
Fax: (03 51) 480 13 09
E-Mail: [email protected]
Aktuelles
Er gab im Namen auch seiner Mitarbeiter
die Versicherung ab, dass der legitime Ansprechpartner im gegenseitigen Erfahrungsund Meinungsaustausch nur der Vorstand
des Bundsverbandes der für die BG tätigen
Ärzte und seine Mitglieder sein können.
91
Arbeitskreis der AWMF
„Ärzte und Juristen“
J. Probst
Tagungsbericht 4./5. Mai 2007
Der Arbeitskreis „Ärzte und Juristen“ in der
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
(AWMF) hat sich auf seiner Sitzung am
4./5.5.2007 in Würzburg unter der Leitung
von Professor Dr. med. W. J. Bock mit nachfolgenden Themen befasst:
Aktuelles
1. Gesundheitspolitische
Not­wendigkeit und rechtliche
Hürden für ein nationales
Mortalitätsregister (nMReg)
Einführung und Moderation: Professor Dr.
Ulrich Mueller, Marburg Ein nMReg baut
auf den Mindestangaben Personendaten,
Sterbeort und -datum, Todesursache nach
ICD mit Haupt- und Nebendiagnosen sowie
Verknüpfungen zu Eltern, Kindern, Ehepartnern, Haushaltsmitbewohnern, Sozialversicherung auf. Was ein nMReg leisten könnte,
wurde an mehreren Beispielen erörtert, z. B.
Stürze und ihre langfristigen Folgen als häufigere Ursachen der Mortalität sehr alter
Menschen. Prüfung der Qualität der Versorgung bei Pat. 80+ nach Überlebenszeit und
nach Todesursache bei Pat., die aus der Akut­
behandlung entlassen wurden in Abhängigkeit von der jährlichen Zahl solcher Pat. pro
Klinik. Ein solches Register wird in anderen
Ländern bereits geführt, nicht jedoch in
Deutschland.
Mortalitätsregister in der epidemiologi­
schen Forschung: Stefanie Klug, Mainz
Wozu Mortalitätsdaten? Warum Mortalitätsregister? Epidemiologie befasst sich
mit der Verteilung von Erkrankungen sowie
deren Determinanten und Folgen in der Bevölkerung. Zu den Zielen der Epidemiologie
zählt neben der Deskription die analytische
Epidemiologie zwecks Identifikation von
präventiven Faktoren und Risikofaktoren.
Mittel zum Zweck sind Kohortenstudien und
retrospektive Kohortenstudien (aufgrund
berufsbedingter Exposition, Vitalstatus, Todesursache, Berechnung standardisierter
Mortalitätsration mittels Vergleich ursachenspezifischer Mortalität der Studienpopulation mit der Allgemeinbevölkerung).
92
Bremer Mortalitätsindex: Professor Dr. Iris
Pigeot-Kübler, Bremen Der Bremer Mortalitätsindex ist eine Datenbasis, in der der
vollständige Inhalt aller Todesbescheinigungen von Verstorbenen im Bundesland
Bremen erfasst wird. Anwendungsbereiche:
Analyse von Kodiergewohnheiten, Analyse
von Todesursachen bei Sterbefällen in Alten-/Pflegeheimen, Identifikation „schwarzer Schafe“ unter Leichenschauern, automatisches Verschlüsseln der Todesursachen
gemäß ICD 10, Verschlüsseln aller Entitäten
für multikausale Todesursachen-Analyse,
Bestimmung des Grundleidens für monokausale Todesursachenstatistik.
2. Stand des Gesetzgebungsverfahrens
zur Patientenverfügung
Bericht Prof. Dr. H.-L. Schreiber, Göttingen Manuskript nicht eingegangen.
3. Die Verwendung ärztlicher
Leitlinien bei der Begutachtung von
Arzthaftungsfragen
Entwicklung von Leitlinien (LL) der Fachge­
sellschaften als Entscheidungshilfen im
ärzt­lichen Alltag: Prof. Dr. Selbmann, Tübingen LL sind systematisch entwickelte
Aussagen, die den gegenwärtigen Erkenntnisstand wiedergeben und dem behandelnden Arzt und seinem Patienten die Entscheidungsfindung für eine angemessene
Behandlung in einer spezifischen Krankheitssituation erleichtern. LL werden derzeit nicht nur von den wissenschaftlichen
Fachgesellschaften, sondern z. B. auch von
der Arzneimittelkommission, vom Gemeinsamen Bundesausschuss, vom Deutschen
Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der
Pflege sowie von Tumorzentren, Berufsverbänden, Krankheitsligen u. a. entwickelt. Es
gibt auch gesundheitspolitisch initiierte LL
(DMP einzelner Krankenkassen nach Vorgaben von G-BA und BMG sowie IQWiG Beratungsinstitut des G-BA). Von besonderer
Bedeutung sind LL für die Zulassung strukturierter Behandlungsprogramme bei sog.
Volkskrankheiten (z. B. Diabetes I/II, chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen,
Brustkrebs, koronare Herzerkrankungen).
Chronische Erkrankungen sind häufig multimorbiditätsbelastet. Leitlinien und medizinischer Standard: Der medizinische Standard ist für behandelnde Ärzte verbindlich,
er ist somit (auch) ein rechtlicher Standard.
Der medizinische Standard ist der jeweilige
Stand der nat.-wiss. Erkenntnisse, der zur Erreichung des ärztlichen Behandlungszieles
erforderlich ist und sich bewährt hat.
4. Die Objektivität des medizinischen
Gutachtens *)
Aus der Sicht des gerichtlichen Sachverständigen: Prof. Dr. B. R. Kern, Leipzig (Wieder­
gabe gering verkürzt) Der gewöhnliche
Arzthaftpflichtprozess steht und fällt mit
dem medizinischen Gutachten. Nach ständiger Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes darf kein Gericht einen Behandlungsfehlerprozess ohne ärztliches Gutachten
entscheiden. Gesetzliche Regeln zur Beweisführung durch den Gutachter finden sich
in allen Gerichtsordnungen, wenngleich in
unterschiedlicher Ausprägung. Den größten
Normenbestand weisen ZPO (§§ 402–414)
und StPO (§§ 72–84) auf. Die Unterschiede
zwischen ZPO und StPO ergeben sich im
Wesentlichen aus den unterschiedlichen
Verfahrensgrundsätzen.
Pflicht zur Erstellung eines Gutachtens?
Wird der Arzt von einem Gericht mit der
Erstattung eines Gutachtens beauftragt, ist
er grundsätzlich verpflichtet, das Gutachten
zu erstellen, weil er im Sinne der §§ 407 ZPO
und 75 StPO zur Ausführung seines Berufes
„öffentlich bestellt oder ermächtigt“ ist.
Unter bestimmten Umständen kann der
Arzt von dieser Pflicht befreit werden; das
gilt nicht nur bei Vorliegen eines Befangenheitsgrundes (§§ 406 Abs. 1, 42 Abs. 1 ZPO
und § 76 Abs. 1 StPO), sondern auch bei
Überlastung (§ 408 ZPO).
Aufbau und Inhalt des Gutachtens Es gibt
keine gesetzlichen Vorschriften für Aufbau
und Inhalt medizinischer Gutachten in Arzthaftpflichtprozessen. Oft wird die Gestaltung des Gutachtens von der Beweisfrage
abhängen. In jedem Fall muss das Gutachten objektiv und ausgewogen, von der Fachkunde seines Verfassers getragen, in sich
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Obergutachten gibt es nicht, auch wenn
zuweilen sogar der BGH diesen Begriff
verwendet. Die Einholung eines weiteren
Gutachtens ist nach § 412 ZPO erforderlich,
wenn die Sachkunde des bisherigen Gutachters zweifelhaft ist, wenn das Gutachten
von unzutreffenden tatsächlichen Voraussetzungen ausgeht, wenn es Widersprüche
enthält, wenn der neue Sachverständige
über Forschungsmöglichkeiten verfügt, die
denen des früheren Gutachters überlegen
zu sein scheinen, oder wenn ein Gutachten für ein Strafverfahren nicht alle für
den Zivilprozess entscheidungserheblichen
Fragen klärt. Die Beauftragung eines weiteren Gutachters steht im pflichtgemäßen
Ermessen des Gerichts. Zunächst wird regelmäßig eine ergänzende Stellungnahme des
Gutachters eingeholt.
Prüfung der Kompetenz Der Sachverständige hat unverzüglich nach Eingang seines
Auftrages zu prüfen, ob er für dessen Erledigung die erforderliche Fachkunde und eigene Erfahrung besitzt. Auch das Alter, beziehungsweise der Umstand, wie lange ein
Gutachter nicht mehr praktisch tätig war,
können insoweit eine Rolle spielen. Dabei
kann nicht automatisch der schon längere
Zeit im Ruhestand lebende Gutachter als
ungeeignet angesehen werden. Handelt es
sich z. B. um die Frage, wie eine standardmäßige Behandlung vor 15 Jahren aussah,
kann er geeigneter sein als ein jüngerer
aktiver Kollege. In allen Verfahren trifft den
Gutachter die Pflicht, auf seine fehlende
Sachkunde zu verweisen. Es schadet seinem Ansehen nicht im geringsten, wenn er
mitteilt, dass die Begutachtung ein Spezialwissen voraussetze, das nicht zu seinem
Fachgebiet gehört. Andererseits verliert der
Gutachter seine Glaubwürdigkeit, wenn er
mangelnde Kompetenz zu verbergen sucht.
Gerichte, insbesondere Strafgerichte,
neigen häufig dazu, den Gerichtsmediziner
als „geborenen“ Gutachter anzusehen und
zu beauftragen. Der ist er aber für viele medizinische Fragen nicht. So fehlen ihm beispielsweise in der Regel vertiefte toxikologische Kenntnisse. Auch wird zu überlegen
sein, wer in Grenzbereichen der richtige
Sachverständige ist, ob z. B. ein Geburtshelfer der richtige Gutachter ist oder ob der Fall
nach einem Neonatologen verlangt. Hält der
Gutachter sich selbst nicht für kompetent,
darf er keinesfalls von sich aus den Auftrag
ganz oder teilweise auf andere übertragen,
auch keine Zusatzgutachten eines anderen
Faches einholen. Er hat vielmehr unverDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
züglich das Gericht zu verständigen und es
diesem zu überlassen, einen anderen oder
weiteren Gutachter zu bestellen.
Prüfung der Unbefangenheit Die Gerichte
haben zu prüfen, ob der Sachverständige
unbefangen ist. Die Gerichte neigen dazu,
die Anforderungen an die Befangenheit eher
sehr hoch zu veranschlagen und werden einen Gutachter demzufolge nur ausnahmsweise für befangen halten. Ebenso hat der
Gutachter selbst stets gewissenhaft zu prüfen, ob er beiden Prozessparteien gegenüber
die gebotene Unbefangenheit besitzt. Vorhandene Zweifel sind spontan dem Gericht
mitzuteilen. Aber auch dann, wenn sich der
Gutachter selbst für unbefangen hält, hieran aus der Sicht einer Partei aber Zweifel
bestehen können, empfiehlt sich mit der
Auftragsbestätigung eine Mitteilung an das
Gericht etwa in folgender Form: „Ich bin zur
Übernahme des Auftrags bereit, halte mich
auch für unbefangen, mache aber vorsorglich darauf aufmerksam, dass (zum Beispiel)
der Kläger früher in meiner Behand­lung war,
ich für den Beklagten mehrfach Privatgutachten erstattet habe, ich mit dem Beklagten bei der gemeinsamen Herausgabe von
Fachliteratur zusammenarbeite, im Studium/in der Weiterbildung zum Beklagten ein
Lehrer-Schüler-Verhältnis bestanden hat,
der Beklagte bei mir einen Fortbildungskurs
besucht, der Beklagte regel­mäßiger „Zulieferer“ meiner Klinik ist, ich mich mit dem
Beklagten seit meiner Weiterbildung duze,
dass eine intime Feindschaft gegenüber
dem Beklagten besteht, ich selbst zurzeit in
einen Haftungsprozess verstrickt bin“.
Da der Gutachter als Gehilfe des Gerichts
zur strengen Objektivität und Sachlichkeit
verpflichtet ist, muss er auch auf Kritik an
seinem Gutachten sachlich reagieren. Verletzt ein Gutachter diese Pflicht, kann er wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt
werden.
Weigert sich der Gutachter aus unsachlichen Gründen, die körperliche Untersuchung des zu Begutachtenden in Anwesenheit einer Vertrauensperson des zu Untersuchenden durchzuführen, begründet diese
Weigerung seine Befangenheit.
Bindung an die Beweisfrage Hat der Gutachter Zweifel an Inhalt und Umfang des
Auftrages, soll er sich zur Klärung mit dem
Gericht in Verbindung setzen und von diesem den Auftrag erläutern lassen. Gleiches
gilt, wenn er eine Änderung oder Ergänzung
der Beweisfrage anregen will. Insgesamt
handelt es sich hier um eine schwierige
Gratwanderung für den Gutachter. Er muss
einerseits dafür sorgen, dass die Sachaufklärung gelingt, andererseits darf er nicht eine
unschlüssige Klage zu einer schlüssigen ma-
chen. Ist die Beweisfrage entsprechend dem
Klagevorwurf auf ein bestimmtes ärztliches
Vorgehen (z. B. Fehler bei der Operation)
gerichtet, sieht der Gutachter jedoch nicht
hierin, sondern in einem anderen Verhalten
(z. B. Diagnose, Indikation oder Nachsorge)
einen möglichen Behandlungsfehler, soll er
beim Gericht Rückfrage halten, ob und wie
er das im Gutachten zum Ausdruck bringen
soll. Richter und Gutachter haben gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Sachaufklärung „auf den Punkt“ kommt. Bezieht sich
die Beweisfrage nur auf den Vorwurf eines
Behandlungsfehlers, ist zur Frage einer Verletzung der Aufklärungspflicht nicht Stellung zu nehmen. Größte Schwierigkeiten
für den Gutachter ergeben sich, wenn er zu
dem Ergebnis kommt, dass nicht ein Beklagter für den Fehler verantwortlich ist, sondern ein anderer Arzt. Diese Situation ist im
Strafverfahren noch schwieriger. (Anm. d.
Red.: Hier hilft nur eine intensive Fühlungnahme mit dem Richter!)
Auffälligkeiten,Widersprüche oder Lücken
in den Krankenunterlagen und andere Unklarheiten sind im Gutachten hervorzuheben. Schweigen Krankenunterlagen zu
einem Punkt, der nach allgemeiner ärztlicher Übung zu dokumentieren gewesen
wäre, ist davon auszugehen, dass die nicht
erwähnte Maßnahme (z. B. Befunderhebung, Arzneiverabreichung, Thromboseoder Dekubitusprophylaxe, Verbandswechsel, therapeutische Verhaltensinstruktion,
Wiedereinbestellung) auch tatsächlich
nicht durchgeführt wurde. In einem solchen Falle darf keinesfalls mit Unterstellungen gearbeitet werden. Keinesfalls darf
der Gutachter Kontakt zu einer der Parteien
aufnehmen, um derartige Umstände zu klären. Auch hier führt der Weg nur über das
Gericht.
Liegen einander widersprechende Aussa­
gen oder Erklärungen vor, muss der Gut­
achter – wie auch sonst bei streitigem Sachverhalt – den Richter fragen, welche Tatsachen er dem Gutachten zugrunde legen soll.
Findet diese Vorklärung zunächst nicht statt,
ist im Gutachten mit Alternativaussagen
zu arbeiten. Das gilt insbesondere auch für
Gutachten, die für Gutachter- und Schlichtungsstellen gefertigt werden. Bestehen
Unklarheiten, z. B. im Operationsbericht, die
sich möglicherweise durch informatorische
Anhörung, Zeugen- oder Parteivernehmung
der beteiligten Ärzte oder Pflegekräfte beheben lassen, soll der Gutachter den Richter
rechtzeitig darauf hinweisen, damit nach
Möglichkeit die Grundlage seines Gutachtens verbessert werden kann. Er darf sich
auch nicht scheuen, die nochmalige Vernehmung eines schon vernommenen Zeugen
anzuregen, wenn diesem aus seiner Sicht
Aktuelles
schlüssig und verständlich abgefasst sein.
Unter keinen Umständen darf ein Gefälligkeitsgutachten erstattet werden, auch nicht
in einem Privatgutachten.
93
Aktuelles
noch Fragen zu stellen sind, die zur Sachaufklärung geboten sind.
Kausalität des ärztlichen Vorgehens für
den eingetretenen Schaden: Im Arzthaftpflichtprozess sowie den anderen in diesem
Zusammenhang interessierenden Prozessen ist der Behandlungsfehler nur relevant,
wenn er zu einem Schaden geführt hat. Generell ist die Frage der Kausalität die wichtigste im Prozess. Sofern hier keine Beweis­
erleichterungen (Anscheinsbeweis, Umkehr
der Beweislast) in Frage kommen, muss
der Gutachter die haftungsbegründende
Kausalität des Behandlungsfehlers für den
Primärschaden bejahen können mit einem
„für das praktische Leben brauchbaren Grad
von Gewissheit, der Zweifeln Schweigen
gebietet, ohne sie völlig auszuschließen.“
Für die haftungsausfüllende Kausalität für
Folge- oder Sekundärschäden genügt dagegen ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit.
Damit auch der Richter diese nicht leicht
zu handhabenden Beweisregeln zutreffend
anwenden kann, sollte der Gutachter den
Grad seiner angenommenen Gewissheit
oder Wahrscheinlichkeit mit Fakten so eingehend wie möglich belegen; das sollte in
Prozentzahlen erfolgen. Besonderer Überzeugungskraft bedarf das Gutachten stets
dann, wenn ein Schaden im zeitlichen Zusammenhang mit der ärztlichen Behandlung aufgetreten ist, der Gutachter womöglich sogar einen Behandlungsfehler nicht
ausschließen kann, aber dessen Kausalität
für den Schaden bezweifelt.
Umgang mit anderen Gutachten Findet
der Gutachter in den Gerichtsakten oder
auch in Beiakten schon ein anderes Gerichts- oder Privatgutachten vor, oder liegt
ihm die Entscheidung einer Gutachterkommission oder Schlichtungsstelle vor, so hat
er sich sachlich damit auseinander zu setzen. Gelangt er zu einem abweichenden Ergebnis, hat er es in Auseinandersetzung mit
den anderen Gutachten zu begründen.
Keine Stellungnahme zu Rechtsfragen Der
Gutachter ist Gehilfe des Gerichts, nicht
selbst entscheidender Richter. Er hat sich
daher nicht zu Rechtsfragen zu äußern und
damit auch nicht zur Haftungsfrage. Es gehört zum richterlichen Entscheidungsreservat, ob den Arzt der Vorwurf der Fahrlässigkeit trifft, ein grober Behandlungsfehler anzunehmen ist, ein diagnostischer Aufwand
unverhältnismäßig, eine Nachbehandlung
für den Patienten unzumutbar wäre oder
eine Aufklärungspflicht bestanden hätte.
Auch wenn der „grobe Behandlungsfehler“
ein Rechtsbegriff ist, besteht die Neigung
manchen Richters, diese Frage an den Gutachter weiterzugeben, der sie aber nicht
94
beantworten darf. Aufgabe des Gutachters
ist es allein, dem Richter das tatsächliche
Material zu liefern, um diese Rechtsfragen
beantworten zu können. Dabei mag er in
seinem Vokabular und aus der Sicht eines
verantwortungsbewussten Arztes erklären,
ob eine Behandlung eine solche der (ersten)
Wahl war oder sie aus den vom beklagten
Arzt angegebenen Gründen nachvollziehbar und vertretbar war oder sie (noch) im
Rahmen des dem Arzt zuzubilligenden Ermessensspielraums lag oder sie als bedenklich oder gewagt zu bezeichnen ist oder sie
unverständlich oder völlig aus dem Rahmen
fallend erscheint.
Wird der Gutachter zur mündlichen Verhandlung geladen, so soll er sich anhand
des schriftlichen Gutachtens gut vorbereiten. Dazu gehört das nochmalige Anfordern
der Gerichtsakten, wenn das Gericht sie
nicht schon mit der Ladung von sich aus geschickt hat. Der Gutachter soll sich auf die
zu erwartenden Einwendungen der Rechtsanwälte oder Parteien einstellen. Medizinische Gutachter neigen dazu, Angriffe von
Juristen als persönliche Kränkungen aufzufassen. Den Juristen sei daher etwas Mäßigung anempfohlen, den Medizinern die
Kenntnis der Rechtsprechung des BVerfGs,
demzufolge es Rechtsanwälten erlaubt ist,
„die Sachkunde eines Sachverständigen zu
kritisieren“, wobei sie durchaus polemisch
sein dürfen. Für den Gutachter gilt es, jeden
Kontakt zu den Parteien vor, während und
nach der mündlichen Verhandlung zu vermeiden. Auch das Duzen von Kollegen sollte
unterbleiben.
Aus Sicht des Richters: Die Sachverhaltsfeststellung im Arzthaftungsprozess: Senatspräsidentin a. D. Dr. P. Rumler-Detzel, Köln:
Die Darlegungslast der Parteien und die
Pflicht des Gerichtes zur Sicherung eines
fairen Verfahrens („Waffengleichheit“).
„Da mihi facta, dabo tibi ius.“ Diese Aufforderung – der Beibringungsgrundsatz des
Zivilprozesses – den Parteien eines Arzthaftungsverfahrens
entgegengehalten,
wür­de Verwunderung auslösen. Durch die
richtigerweise aus dem Rechtsstaatsprinzip und dem allgemeinen Gleichheitssatz
der Verfassung abgeleitete Auflage an die
Arzthaftungsgerichte zur Sicherung eines
fairen Verfahrens insbesondere für die medizinisch weniger bewanderte Patientenseite hat der Arzthaftungsprozess in weitem
Umfang Züge eines Amtsermittlungsverfahrens angenommen. Wenn danach das
Gericht auch in erhöhtem Maße die Pflicht
hat, durch gezielte Fragen und Hinweise
eine Ergänzung des Parteivortrages anzuregen, so darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Qualität des Verfahrens
und vor allem auch die Erfolgsaussichten
der unzulänglich vertretenen Partei leiden,
wenn die Prozessbevollmächtigten sich all
zu sehr auf die nicht immer vollkommene
Arbeit des Gerichtes verlassen und sich
nicht nach Kräften bemühen, den Standpunkt ihrer Partei akzentuiert vorzutragen
und mit so viel Tatsachenmaterial wie nur
irgend möglich zu unterfüttern.
Auch sollten sie sich erforderliche und möglich rechtliche Überlegungen nicht ersparen,
beispielsweise zur persönlichen Verantwortung der verschiedenen in die Behandlung
eingebundenen Personen für einzelne Behandlungsabschnitte oder -komponenten.
Beispiel für aus solchen Gründen unüberlegte Klageansprüche sind: Inanspruchnahme eines Assistenzarztes für verzögerten
Operationstermin oder falsche Operationsindikation; Klage gegen beamteten Arzt
auf Schmerzensgeld bei gleichzeitiger Klage gegen den Krankenhausträger. Werden
derartige Klagen anhängig gemacht, um
die Beteiligten als Zeugen auszuschließen,
so wird das Gericht ein faires Verfahren
durch abweisendes Teilurteil herzustellen
versuchen, und schon droht die Aufspaltung des Prozesses in zwei Instanzen mit
entsprechender Verzögerung der Entscheidung im Kernpunkt des Verfahrens. Beim
Verteidigungsvorbringen der Arztseite ist
zu beachten, dass diese sich förmlich darauf
berufen muss, wenn sie bei fehlender Risikoaufklärung gegenüber der Patientenseite
mangelnde Plausibilität einer Operationsverweigerung geltend machen will. Entsprechendes gilt bei nicht rechtzeitiger Aufklärung für den Vortrag des Patienten. Der Arzt
muss bei angeblicher Unausweichlichkeit
der Operation die medizinischen Tatsachen
eingehend und nachvollziehbar darlegen.
Sind nämlich derartige nähere Angaben
zumutbar, so kann sich die Arztseite nicht
auf einfaches Bestreiten des Vortrages des
Patienten beschränken. Die sorgfältige Mitarbeit der Prozessbevollmächtigten ist für
die Erhaltung und Verbesserung der Qualität der Arzthaftungsverfahren unabdingbar.
In einer Zeit abnehmender Ressourcen in
der Rechtsprechung und beispielsweise der
unvermeidlichen Abwanderung „kleiner“
Arzthaftungsprozesse mit Streitwerten unter 10.000 DM an die Amtsgerichte und damit an den Einzelrichter, den der Bundesgerichtshof für grundsätzlich ungeeignet zur
Entscheidung derartiger Streitigkeiten hält,
wird der im Arzthaftungsrecht bewanderte
Rechtsanwalt als Organ der Rechtspflege
unentbehrlich, um einen fairen, von Sachkunde getragenen Prozess zu sichern.
Die Bedeutung der Behandlungsunterlagen
für die Wahrheitsfindung Obwohl diese kaum überschätzt werden können, geDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Auswahl des Sachverständigen, Befangenheitsgründe Kaum ein Arzthaftungsprozess wird ohne Sachverständigengutachten entschieden. Meist holt mindestens
das erstinstanzliche Gericht ein Gutachten ein. Nur wenn ein in seinem Gehalt
voll überzeugendes Gutachten einer Gut­
achterkommission oder Schlichtungsstelle
vor­liegt, kann dieses im Wege des Urkundenbeweises Grundlage der Entscheidung
werden, wenn keine der Parteien stichhaltige Gründe gegen die Überzeugungskraft
des Gutachtens vorbringt. Entsprechendes
gilt auch für ein Privatgutachten. In allen
Fällen hängt das Schicksal der Klage oft
entscheidend von dem Sachverständigen
ab, der die medizinischen Zusammenhänge
erforscht und erläutert. Das Gericht muss
sich deshalb größte Mühe geben, die jeweils
richtigen Fachleute zu finden, die auch willens und imstande sind, ihr Fachwissen mit
seinen Grundlagen so zu erläutern, dass Gericht und Anwälte und möglichst auch die
Parteien des Rechtsstreits sie verstehen. Die
Kriterien, die ein solcher Sachverständiger
erfüllen sollte, hat einmal Prof. Dr. K. Foerster, Tübingen, vor dem Arbeitskreis „Ärzte
und Juristen“ der AWMF so überzeugend
formuliert, dass sie hier zitiert seien: Von
dem ärztlichen Sachverständigen sind folgende Voraussetzungen zu fordern:
1. Fundierte und gründliche Kenntnisse
im eigenen Fach, die auf dem aktuellen
Stand der wissenschaftlichen Diskussion
sein müssen.
2. Grundkenntnisse der Rechtsgebiete, deren Fragen er bearbeiten soll.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
3. Kenntnis seiner Kompetenzen und vor
allem Kenntnis der Grenzen seiner Kompetenzen.
4. Fähigkeit, aus der Fülle der medizinischen
Tatsachen die juristisch wesentlichen herauszuarbeiten.
5. Fähigkeit, medizinischen Sachverhalt
und Schlussfolgerung für Juristen verständlich darzustellen und kriterienorientiert zu begründen.
6. Fähigkeit, in der gutachterlichen Situa­
tion die eigene emotionale Befindlichkeit
zu erkennen und zu reflektieren.
7. Selbstkritik und Flexibilität, wenn es darum geht, ein schriftliches Gutachten
aufgrund neuer Tatsachen zu ändern.
8. Vertrauenswürdigkeit des Sachverständigen, auf die der Auftraggeber immer
dort angewiesen ist, wo der Sachverständige Befunde erhebt.
Dazu, wie man solche Sachverständige für
den konkreten Fall findet, muss jedes Gericht sein spezielles Know-how entwickeln,
das von den Prozessbevollmächtigten wenig beeinflusst werden kann. Allerdings
sollten die Möglichkeiten erörtert werden,
Befangenheit von Sachverständigen, auch
solche im weiteren Sinne, zu vermeiden
und zwar ggf. dadurch, dass man außerhalb eines Einzelfalles diese Möglichkeiten
mit dem Gericht einmal erörtert. Es muss
unbedingt darauf geachtet werden, dass
der Sachverständige weder behandelnder
Arzt des Klägers, noch Zulieferant oder Zulieferungsempfänger des Beklagten ist. Vorsicht ist auch geboten, wenn der Gutachter
selbst oder seine Klinik in einen ähnlichen
Haftpflichtprozess verwickelt ist. Keinen
Befangenheitsgrund gegen einen Sachverständigen kann ein beklagter Arzt daraus
herleiten, dass er zur Untersuchung des Patienten für das Gutachten nicht zugelassen
wird. Diese Zulassung bedarf nämlich der
Zustimmung des Patienten, die auch nicht
deshalb entbehrlich wird, weil der Prozessgegner früher Patient des beklagten Arztes
gewesen ist. Spätestens durch die gerichtliche Auseinandersetzung ist das Vertrauen
entfallen, das Grundlage der Heilbehandlung und des dazu notwendigen Einblicks
in die Intimsphäre des Patienten war. Allgemein sollte bei den Gerichten angeregt werden, soweit dies noch nicht geschieht, den
Sachverständigen eine Urteilsabschrift aus
den Verfahren zu übersenden, in denen sie
mitgewirkt haben, und zwar auch von dem
Urteil der nächsten Instanz. Diese Rückmeldung über die Wirkung des Gutachtens im
Verfahren ist fast die einzige Kontrollmöglichkeit für die Arbeit des Sachverständigen,
die ihm schon im Interesse der Verbesserung künftiger Arzthaftungsverfahren nicht
versagt werden sollte.
Zusammenarbeit und Abgrenzung der gegenseitigen Aufgaben von Gericht und
Sachverständigen Der Beweisbeschluss
ist Grundlage der Begutachtungstätigkeit
des Sachverständigen. Er sollte dementsprechend möglichst konkret nach dem
Sachvortrag der Parteien gefasst werden.
Allerdings ist dies, insbesondere in erster
Instanz, oft leichter gesagt als getan, weil
vielfach der Patient und sein Anwalt nur
den Misserfolg der Behandlung, aber nicht
dessen Ursache kennen. Bei besonders
schwierigen Fällen, in denen z. B. auch über
den äußeren Ablauf der Behandlung noch
Zeugenbeweis erhoben werden muss, empfiehlt es sich, den Sachverständigen schon
in diesem Stadium hinzuzuziehen, damit
er auf die für das Gutachten erforderliche
Fragestellung achtet. Dagegen darf dem
Sachverständigen die tatsächliche Feststellung medizinischer Sachverhalte, die für die
Frage eines Behandlungsfehlers von Bedeutung sein können, nicht alleine überlassen
werden. In vielen Fällen bleibt dagegen häufig nichts übrig, als im Beweisbeschluss zu
fragen, ob die Behandlung fehlerfrei oder
dem Standard entsprechend abgelaufen
ist. Der Sachverständige sollte auf so globale Fragen trotzdem detailliert antworten, weil nur dies dem Gericht ermög­licht,
seinerseits die rechtlichen Schlüsse zu
ziehen. Unbedingt wünschenswert ist es,
dass der Sachverständige die Grundlagen
seiner Erkenntnisse mit angibt, weil dies
für die Frage, ob z. B. ein Anscheinsbeweis
für die Kausalität anzunehmen ist oder ein
grober Behandlungsfehler vorliegt, wichtig sein kann. Hinreichende Angaben der
Erkenntnisgrundlagen würden oft notwendige mündliche Erläuterungen überflüssig
machen. Erkennt der Sachverständige, dass
das Gericht bzw. die Parteien mit ihrer Fehlervermutung einen falschen Weg eingeschlagen haben, ist er verpflichtet, auf andere erkennbare Fehler hinzuweisen. Häufig
kann sich das Gericht nicht darauf verlassen, dass der Sachverständige in dieser Art
die Begutachtung ausweitet. Es muss dann
selbst aktiv werden, wenn es aufgrund des
Gutachtens Anhaltspunkte für eine falsche
oder zu enge Fragestellung im Beweisbeschluss erkennt und gezielte, zur Klarstellung des Sachverhalts gebotene Fragen stellen. Sachverständiger und Gericht müssen
gegenseitig darauf achten, dass sie nicht die
Begriffe des jeweils anderen missverstehen,
aber auch, dass sie nicht versuchen, die jeweils nur dem anderen zustehende Schlussfolgerung selbst zu ziehen bzw. umgekehrt,
sie dem anderen zuzuschieben. So kann ein
Kausalitätsnachweis geführt sein, obwohl
theoretisch noch eine Reihe abweichender
Möglichkeiten besteht. Umgekehrt kann bei
hoher Wahrscheinlichkeit eines bestimmten
Aktuelles
schieht es immer wieder, dass Gutachten
ohne oder aufgrund unvollständiger Behandlungsunterlagen eingeholt werden
und dass dieser Mangel erst auffällt, wenn
das Gutachten aus diesen Gründen nicht
überzeugt. Hat aber der Sachverständige
seinerseits diesen Mangel „überbrückt“
und eventuell falsche oder ungesicherte
Schlüsse gezogen, so ist es ausgesprochen
schwierig, „gedanklich vor das Gutachten“
zu gelangen. Von dieser Konstellation abgesehen, können Behandlungsunterlagen
auch für den medizinischen Laien durchaus
aufschlussreich sein, wenn man die Bereitwilligkeit aufbringt, sich sorgfältig ein- und
durchzuarbeiten. Es gibt Fälle, in denen Anwälte oder auch Gerichte, auch solche zweiter Instanz, Behandlungsfehler aus den Unterlagen aufdecken. Um Missverständnisse
zu vermeiden: es soll hier nicht der selbständigen Auswertung von Krankenunterlagen durch Juristen das Wort geredet werden, aber kriminalistischer Spürsinn kann
manchmal auch bei Juristen nicht schaden,
um den Fachleuten die Grundlage für ihre
Beurteilung vor Augen zu führen.
95
Verlaufs die Ursächlichkeit offen bleiben.
Der Sachverständige darf sich vom Gericht
nicht zur Beurteilung grober Behandlungsfehler drängen lassen, darf aber umgekehrt
auch nicht von sich aus einen solchen Fehler
ausschließen.
Aktuelles
Gericht, Anwälte und Sachverständige bei
der mündlichen Erläuterung des Gutachtens Das schriftliche Sachverständigengutachten ist eine wichtige Erkenntnisgrundlage für das Gericht, die es aber weder
kritiklos übernehmen, noch ohne hinreichende eigene Begründung ablehnen darf.
Liegen widersprüchliche Gutachten vor
(und sei darunter ein Privatgutachten), so
empfiehlt es sich, eine Klärung durch mündliche Erläuterung zu versuchen, die das Gericht dann von sich aus anordnen muss. Im
Übrigen kann jede Partei die Ladung des
Sachverständigen zur Erläuterung des Gutachtens durchsetzen, wenn sie dies rechtzeitig und begründet tut. Auch sind Unklarheiten oder offene Fragen des Gutachtens
darzulegen, die die mündliche Erläuterung
erfordern. Dagegen ist kein abschließender
Fragenkatalog vorweg einzureichen.
Das Gespräch zwischen Juristen und Me­
dizinern verhilft vielfach dazu, Verständigungsschwierigkeiten auszuräumen und
fehlende oder unzulängliche Begründungen
noch nachzureichen. Allerdings erfordert
der Umgang miteinander ein gewisses Gespür. Die Juristen müssen sich darüber im
Klaren sein, dass sie teilweise berufsbedingt
einen verhältnismäßig rauen Umgangston
an sich haben, der in den Ohren eines Chefarztes aggressiv klingt und ihn möglicherweise verschreckt, was der gegenseitigen
Verständigung nicht besonders dienlich ist.
Die Sachverständigen sollten die harschen
Formulierungen, die sich teilweise in Schriftsätzen wie in solchen Erörterungsterminen
finden, nicht zu wörtlich und vor allem
nicht persönlich nehmen: Sie beruhen auf
einer gewissen beruflichen Fehlerziehung
der Juristen, die meinen, dem Standpunkt
ihrer Partei oder ihren Argumenten mit
markigen Worten Nachdruck verleihen zu
müssen. Abgesehen von diesen Schwierigkeiten durch das berufsbedingte vermeidbar grobe Vokabular, gibt es natürlich auch
Schwellen zwischen dem medizinisch-wissenschaftlichen und dem juristischen Erkenntnisprozess. Diese müssen in der Regel
von der juristischen Seite erkannt und bearbeitet werden. Manchmal wäre es sicher
hilfreich, und von vielen Sachverständigen
wird dies auch geleistet, dass diese bei ihren
Schlussfolgerungen bereits Beurteilungskriterien aus der Lebenserfahrung und den
übrigen Parametern des Falles einfließen
lassen. Im Übrigen sind gerade derartige
Schwierigkeiten geeignet, bei der mündli­
chen Erläuterung ausgeräumt zu werden.
Wenn das Gericht auch durch die Anträge
der Prozessbevollmächtigten fast in allen
Fällen dazu angehalten werden kann, den
Sachverständigen zur mündlichen Erläute-
rung seines Gutachtens zu laden, so ist für
Prozessbevollmächtigte doch im Einzelfall
zu überlegen, ob von diesem Recht auch
dann Gebrauch gemacht werden soll, wenn
aus dem Gutachten ersichtlich ist, dass zu
den entscheidungserheblichen Fragen beispielsweise entsprechende Tatsachenerkenntnisse fehlen. Ein Sachverständiger, der
das Gefühl haben muss, ohne zureichenden
Grund von der Erledigung seiner im Übrigen
meist umfangreichen Arbeit abgehalten zu
werden, wird in der Regel selten bereit sein,
von seinem bisherigen Standpunkt abzurücken. Andererseits ist in Fällen schwerwiegender Schädigungen auf allen Seiten die
Bereitschaft vorhanden, die Zusammenhänge noch einmal geduldig miteinander
zu bedenken und zu erörtern. Und hierzu
sollten dann alle mit dem Verständnis für
den Part des jeweils anderen Teils zusammenarbeiten.
* Die beiden letztgenannten Referate sind redaktionell
geringfügig verkürzt wiedergegeben. Fußnoten und
Rechtsprechungsverweise entfallen.
Prof. Dr. Jürgen Probst
Alter Mühlhabinger Weg 3
82418 Murnau/Staffelsee
Protokolle können angefordert werden bei:
AWMF-Geschäftsstelle
Moorenstraße 5
Geb. 15.12 (Heinrich-Heine-Universität)
40225 Düsseldorf
oder AWMF online: http://awmf-online.de
E-Mail: [email protected]
Neue Dienstleistungsrechte für
Private Krankenversicherungen nach der
Reform des Versicherungsvertragsrechts
A. Wienke, K. Janke
Das Gesetz zur Reform des Versicherungsvertragsrechts vom 23.11.2007 ist zum
Jahreswechsel in Kraft getreten. Dadurch
können Private Krankenversicherungen
künftig erheblich mehr zusätzliche Dienstleistungen als Inhalt der Krankheitskostenversicherung ihren Kunden anbieten.
So dürfen Private Krankenversicherungen
insbesondere neben der Beratung über die
Berechtigung von ärztlichen Abrechnungen
nun auch die Abwehr von unberechtigten
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Honoraransprüchen für ihre Versicherungsnehmer übernehmen und diese auch bei
der Durchsetzung von Arzthaftungsansprüchen unterstützen.
Die gesetzlichen Grundlagen
Nach § 192 Abs. 1 des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG) war bisher allein Gegenstand des Versicherungsvertrages die
Verpflichtung des Versicherers, im vereinbarten Umfang die Aufwendungen für medizinisch notwendige Heilbehandlungen
wegen Krankheit oder Unfallfolgen oder
für sonstige vereinbarte Leistungen einschließlich solcher bei Schwangerschaft
und Entbindung sowie für ambulante Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von
Krankheiten nach gesetzlich angeführten
Programmen zu erstatten (Kostenerstattung).
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
1. die Beratung über Leistungen nach Abs. 1
sowie über die Anbieter solcher Leistungen;
2. die Beratung über die Berechtigung
von Entgeltansprüchen der Erbringer von
Leistungen nach Abs. 1;
3. die Abwehr unberechtigter Entgeltansprüche der Erbringer von Leistungen nach
Abs. 1;
4. die Unterstützung der versicherten Personen bei der Durchsetzung von Ansprüchen wegen fehlerhafte Erbringung der
Leistungen nach Abs. 1 und der sich hieraus
ergebenden Folgen;
5. die unmittelbare Abrechnung der Leis­
tungen nach Abs. 1 mit deren Erbringern.
Aus der Gesetzesbegründung
Nach der Gesetzesbegründung soll durch
die Aufnahme der Zusatzleistungen in das
VVG klargestellt werden, dass auch solche
Tätigkeiten des Versicherers im Rahmen
seines Leistungsmanagements Gegenstand
einer Krankenversicherung sein können, die
dem Service oder der Beratung und Unterstützung des Versicherungsnehmers im
Zusammenhang mit der Erbringung versicherter Leistungen dienen. Einige dieser
Nebenleistungen, insbesondere die Beratungstätigkeit, würden schon heute von
Krankenversicherern erbracht; insbesondere zwischen Kliniken und Versicherern
werde auch bisher schon eine unmittelbare
Abrechnung nach der oben genannten Nr. 5
praktiziert.
Das Leitbild der PKV könne zukünftig nicht
nur auf die reine Kostenerstattung begrenzt
werden, sondern müsse den Rahmen für
neue Formen und Methoden zur wirksamen
Kostensteuerung bei gleichzeitigem Erhalt
bzw. Steigerung der medizinischen Behandlungsqualität öffnen.
Anmerkungen zu den gesetzlichen
Neuregelungen
Voranzustellen ist, dass die Neuregelungen
allein die Rechtsbeziehung zwischen Versicherer und Versicherungsnehmer betreffen
und grundsätzlich keinen Einfluss auf das
Verhältnis zwischen den Versicherungsnehmern (Patient) und Ärzten haben. De
facto werden sich aber dennoch Konsequenzen für das Arzt-Patienten-Verhältnis
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
dergestalt ergeben, dass der Versicherer
durch seine zusätzlichen Kompetenzen –
die ihm der Patient einräumen muss – immer mehr zwischen den Arzt und den Privatpatienten tritt.
Ungeachtet dessen kann es für Ärzte aber
auch sinnvoll sein, an den Neuregelungen –
soweit der Patient die zusätzlichen Dienstleistungen mit seinem Versicherer vereinbart hat – „teilzunehmen“. Insbesondere
bei Patienten, deren Zahlungsverhalten
unbeständig ist, dürfte eine unmittelbare
Abrechnung mit dem Privatversicherer für
den Arzt attraktiv sein. In diesen Fällen kann
sich der Arzt mit der unmittelbaren Abrechnung einverstanden erklären. Ohne sein
Einverständnis wäre eine solche allerdings
nicht möglich, da Schuldner des Honorar­
anspruchs grundsätzlich der Patient als
Vertragspartner ist. Die Vertragsbeziehung
zwischen Arzt und Patient wird durch die
Reform des VVG aber gerade nicht berührt.
Weiterhin können aus Ärztesicht insbesondere die unter Nr. 2 bis Nr. 4 genannten
Dienstleistungen bedeutsam werden. Demnach ist es Privaten Krankenversicherungen
nunmehr ausdrücklich erlaubt, ihre Versicherungsnehmer über die Berechtigung von
Entgeltansprüchen von Ärzten zu beraten
sowie die Abwehr unberechtigter Entgeltansprüche zu übernehmen. Auch können
Private Krankenversicherungen ihre Versicherungsnehmer zukünftig bei der Durchsetzung von Ansprüchen aus Behandlungsfehlern unterstützen. Aus Sicht des Privatpatienten mögen diese Zusatzleistungen
durchaus praktisch sein, da ihm im Regelfall
die erforderliche medizinische Sachkunde
fehlt, die sowohl bei Honorarstreitigkeiten
als auch in Haftungsfällen erforderlich ist.
Im Übrigen sind auch die gesetzlichen Krankenkassen bereits seit einigen Jahren dazu
ermächtigt, ihre Kunden bei der Verfolgung
von Ansprüchen aus vermeintlichen Behandlungsfehlern zu unterstützen.
Versicherer die Abwehr von unberechtigten
Ansprüchen aktiv nur dann betreiben, wenn
entweder eine unmittelbare Abrechnung
zwischen Arzt und Versicherer mit Zustimmung des Arztes vereinbart worden ist
(dann tritt der Versicherer an die Stelle des
Patienten als Kostenschuldner) oder wenn
der Patient bereits die Honorarforderung
beglichen hat und anschließend etwaige
Rückzahlungsansprüche an seine Versicherung abtritt. Letzteres ist auch ohne Einverständnis des Arztes möglich und wurde
auch bisher schon von einigen Krankenversicherungen praktiziert. Die rechtliche
Zulässigkeit dieser Konstruktion war wegen eines etwaigen Verstoßes gegen das
Rechtsberatungsgesetz bzw. Rechtsdienstleistungsgesetz (unzulässige Besorgung
fremder Rechtsangelegenheiten) umstritten. Die Rechtsprechung dazu ist nach wie
vor uneinheitlich. Vor dem Hintergrund der
Neuregelungen des VVG und der damit getroffenen Entscheidung des Gesetzgebers
zugunsten der Versicherer wird man jedoch
zukünftig von der rechtlichen Zulässigkeit
ausgehen dürfen.
Insgesamt bleibt abzuwarten, inwieweit die
Privaten Krankenversicherer von ihren neuen Dienstleistungsmöglichkeiten Gebrauch
machen werden. Angesichts des auch in der
PKV zunehmenden Kostendrucks ist jedoch
davon auszugehen, dass die Versicherer
durchaus gewillt sind, ihren Versicherten
insbesondere bei Honorarstreitigkeiten beratend zur Seite zu stehen oder auch die Abwicklung insgesamt zu übernehmen.
Aktuelles
Nach dem neu eingefügten § 191 Abs. 3 VVG
n.F. können Versicherer nunmehr insbesondere folgende zusätzliche Dienstleistungen
anbieten, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der genannten Kostenerstattung
(„Absatz 1“) stehen:
Rechtsanwalt Dr. A. Wienke
Rechtsanwältin Dr. K. Janke
Wienke & Becker – Köln
Bonner Straße 323
50968 Köln
Tel.: (02 21) 376 53 10
Fax: (02 21) 376 53 12
E-Mail: www.Kanzlei-WBK.de
Internet: [email protected]
Während sich der Privatpatient bei Erstattungsschwierigkeiten bisher in der Regel
auf die Seite des Arztes stellte und mit diesem zusammen die Berechtigung der Entgeltansprüche gegenüber den Versicherern
erstreiten konnte, dürfte es aus Patientensicht nunmehr naheliegen, die Abwehr unberechtigter Entgeltansprüche vollumfänglich vom Krankenversicherer durchführen zu
lassen. Das Gesetz sieht insoweit nicht nur
eine Beratungs- oder Unterstützungsleis­
tung der Krankenversicherer vor, sondern
benennt die Abwehrleistung ausdrücklich.
Da Kostenschuldner aber grundsätzlich
auch weiterhin der Patient ist, kann der
97
Erich Lexer
Gedächtnisvorlesung
24. Oktober 2007, Berlin
E. H. Kuner
„Noch bietet die Wiederherstellungschirurgie
eine Fülle von neuen Aufgaben, deren Meiste­
rung die volle Befriedigung gewähren kann.
Schon deshalb, weil hier das ganze Wesen der
Chirurgie zur Geltung kommt, denn Chirurgie ist Handwerk, Wissenschaft und Kunst.“
So Erich Lexer ( Abb. 1) im Vorwort zu seinem zweibändigen Werk „Die gesamte Wiederherstellungschirurgie“ im Juni 1930 zu
München (25).
Aktuelles
„Chirurgie ist
Handwerk,
Wissenschaft und
Kunst“
München, im Juni 1930
Abb. 1 Erich Lexer. (Mit freundlicher
Genehmigung von Frau Helga Lexer, Falkau)
Meine Damen und Herren,
Am 22. Mai jährte sich zum 140. Male der
Geburtstag und am 4. Dezember wird man
des 70. Todestages von Erich Lexer gedenken, der hier in Berlin plötzlich an einem
Herzinfarkt verstorben ist.
Zum Gedenken an den 50. Todestag von
Erich Lexer – also vor 20 Jahren – hielt der
bekannte Orthopäde Alfred Nikolaus Witt
die Laudatio. Er betonte, dass heute nur
noch wenige leben, die das Glück hatten,
den Meister als Mensch, Arzt und Chirurg
kennen gelernt zu haben. Er fährt fort: „Ich
gehöre zu diesen und nur das allein gibt mit
den Mut, diese großartige Persönlichkeit in
Erinnerung zu rufen“ [39].
Ich nehme den Mut aus der Tatsache,
weil Erich Lexer von 1919 bis 1928 Lehrstuhlinhaber für Chirurgie und Direktor der
Chirurgischen Universitätsklinik in Freiburg
war und diese Institution maßgeblich geprägt hat, an der ich selbst 28 Jahre lang in
verantwortlicher Stellung tätig sein durfte.
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Chirurgie ist Handwerk, Wissenschaft
und Kunst – diese Begriffe charakterisieren
das Leben des Meisters, sein Wirken, seine Begabungen und seine Wissenschaft in
hohem Maße. Wie ein roter Faden durchziehen sie alle seine Stationen – von Berlin
über Königsberg, Jena, Freiburg und schließlich bis München und beleuchten wie durch
ein Weitwinkelobjektiv sein breites chirurgisches Spektrum.
Ich möchte versuchen ein Bild von Erich
Lexer zu zeichnen, wie es sich aus seinen
persönlichen Aufzeichnungen, seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, der Literatur, aus
Dissertationen und Dokumenten, den Erinnerungen von Zeitzeugen und den damali­
gen äußeren Bedingungen darstellt.
1. Herkunft, Schule, Begabung
Die Lexers stammen als alteingesessenes
Bauerngeschlecht aus dem Lesachtal in
Kärn­ten ( Abb. 2). Der Großvater – Andreas
Lexer – war Mühlbauer in Liesing. Im Lesachtal
fand Ende August 2007 ein ganz besonderes
Symposium statt, das von Arnulf Thiede und
Georg Lexer organisiert worden war.
Die Heimatliebe wurde Erich Lexer wohl
von seinem Vater – Matthias Lexer – mitgegeben.
Er, der einstige Bauernbub, war in der
Schule den Patres durch seine große Begabung aufgefallen. Er studierte in Graz
Sprachwissenschaften und sammelte schon
während des Studiums Mundartausdrücke
seiner Heimat, die 1862 als „Kärntnerisches
Wörterbuch“ erschienen sind.
Vater Lexer war von 1864–1869 Professor für Germanistik an der Albert-LudwigsUniversität zu Freiburg/Brsg. In dieser Zeit
erblickte Sohn Erich am 22. Mai 1867 das
Licht der Welt. Bereits zwei Jahre später
folgte der Vater dem Ruf nach Würzburg.
Erich wuchs dort mit seinen Geschwistern
Herma, die später den Chirurgen Fritz König
heiratete, und mit Luise und Karl auf.
Schon als Kind war seiner Umgebung
das zeichnerische Talent aufgefallen. Vater
Lexer war der Ansicht, dass dieses Talent
angeboren bzw. vererbt ist, da sein Bruder
– Andreas Lexer – als Kunstmaler die De-
Abb. 2 Stammhaus der Lexers im Lesachtal
ckengemälde in der Kirche in Obertilliach
gemalt hat [17].
Schon als Neunjähriger wurde Erich von
dem Würzburger Bildhauer Heussler im
Zeichnen ausgebildet. Er lernte perspektivisches Zeichnen, Schattierungen, auch
Aquarellieren und sogar Marmormeißeln.
Es keimte der Wunsch, Maler zu werden.
Er selbst sagt dazu: „Und das war gut, denn
meine Leistungen am humanistischen Gym­
nasium in Würzburg waren derart mittel­
mäßig, zum Teil auch, wie in den klassischen
Sprachen und in der Mathematik, so schlecht,
daß das Lehrerkollegium mich das Abitur nur
deshalb bestehen ließ, weil ich „ja nur Maler“
werden wollte“ [17].
Aus unserer heutigen Sicht war dies eine
sehr kluge Entscheidung des Lehrkörpers!
2. Medizinstudium
Zu Beginn des Wintersemesters 1885/86
schrieb er sich tatsächlich für Medizin ein.
Bei von Kölliker hörte er Anatomie. Samstags durfte er in einem der leeren Säle die
besten Präparate abzeichnen. Auf diese
Weise schuf er sich seinen eigenen Anatomieatlas ( Abb. 3).
Erste und direkte Eindrücke von der Chirurgie erhielt er in der sog. klinischen Stunde
bei Professor Maas. Dort erlebte er zum ersten Mal eine Operation live im Hörsaal als
bei einem Patienten die schwer verletzte
Hand unter dem „furchtbaren Karbolspray“
amputiert wurde [16].
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
zu stecken und nach ihnen den mühevollen,
aber hoffentlich lohnenden Lauf zu begin­
nen: möge derselbe nun einmünden in eine
von mir wohl gewünschte, akademische
Laufbahn oder in eine praktische Tätigkeit,
die treue Hilfe und der Segen Deines Vaters
wird Dir zur Seite stehen, so lange ihm Gott
das Leben schenkt.
Es ist mein Wille, dass diese Zeilen für immer
mit Deinem Originaldiplom vereinigt bleiben,
damit Du dereinst auch, wenn Dich der liebe
Gott das fünfzigjährige Doktorjubiläum und
die Erneuerung des Diploms erleben lässt, aus
ihnen die Glückwünsche vernehmen mögest
Deines Dich liebenden Vaters
M. v. Lexer“ [17]
Sein glanzvoll nach 4 Semestern bestandenes Physikum mit 5 Einsern und einem
Zweier war Balsam auf die Wunden, die das
Abitur hinterlassen hatte [25].
Nach einer Famulatur in der Hautabteilung des Internisten Otto Seifert schrieb
er seine Dissertation über: „Den Wert der
Quecksilberbehandlung in der Syphilis The­
rapie.“ Seine Notizen schrieb er am Stehpult
neben seinem Vater, der am „Deutschen
Wörterbuch“ arbeitete, ins Reine. Das Thema wird ihn wohl entsetzt haben.
Die Promotion erfolgte am 24. Juli 1889,
das Diplom datiert vom 10. Dezember 1889
und ist von seinem Vater, der damals zum
zweiten Mal Rektor der Würzburger Universität war, unterschrieben.
Über die innige Verbunden des Vaters
zeugt der Brief vom 13.12.1889, mit dem er
seinem Sohn das Doktordiplom überreichte.
„Würzburg, Rektoratskanzlei,
13.12.1889
Mein lieber Erich!
Mit inniger Freude, aber auch mit tief­
ernsten Gedanken habe ich am heutigen sie­
benten Geburtstage Deines kleinen Bruders
Dein „r i t e“ erworbenes und wohl verdientes
Doktordiplom als Rektor Magnificus unter­
zeichnet, um es Dir persönlich mit diesen
Zeilen zu überreichen. Du hast nun die erste
akademische Stufe erklommen und es liegt
an Dir, die weiteren Ziele Dir selbstständig
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
„Sehr geehrter Herr Doktor!
Es ist mir gelungen, die Besetzung der Va­
kanzen in meiner Klinik so einzurichten, dass
Sie am 1. April d. J. eintreten können. Ich bitte
Sie, mir nunmehr Ihr Doktordiplom und Ihren
Approbationsschein sowie eine Bescheini­
gung über Ihre anatomischen Studien in Göt­
tingen zuzusenden, damit ich die Angelegen­
heit bis dahin ordnen kann.
Hochachtungsvoll Ernst von Bergmann“ [17].
3. Weiterbildung und Habilitation bei
von Bergmann in Berlin
Vater Lexer begleitete seinen Sohn nach
Berlin, weil er ihn voller Stolz zu seinem
früheren Würzburger Universitätskollegen
bringen wollte.
Am 1. April 1892 trat Erich Lexer – 25-jährig – als Assistent bei Ernst von Bergmann in
die II. Chirurgische Klinik in der Ziegelstraße
ein ( Abb. 4).
Bei seinem Eintritt in die Klinik begrüßte
von Bergmann den neuen Mitarbeiter kurz
und bündig mit den Worten: „Gehen Sie an
die Arbeit, man wartet auf Sie“ [15]
Abb. 4 Erich Lexer, 1892. (Aus: Lob G.,
Hofmann G. Erich Lexer 1867–1937
– Gedächtnisausstellung Berlin. 1987.) © ETHICON
Am 1. April 1892 begann also die Laufbahn des Ausnahmechirurgen Lexer, den Killian als den größten Meister der Plastischen
Chirurgie bezeichnet [12].
Wenige Tage später am 16. April 1892
verstarb sein Vater an den Folgen einer
Pneumonie, die er sich auf der Reise nach
und in Berlin zugezogen hatte. Für Lexer
war dies ein schwerer Schlag. Voller Trauer
schreibt er: „So wechselt Glück und Unglück.
Wie oft im Leben habe ich, wenn ich mich
einmal vollkommen glücklich fühlte, das
Gespenst des aufsteigenden Unheils gefürch­
tet“ [17].
Aktuelles
Abb. 3 Zeichnungen aus dem Anatomieatlas, den
Erich Lexer im WS 1885/86 selbst gezeichnet hat
(Aus: Lob G., Hofmann G. Erich Lexer 1867–1937 –
Gedächtnisausstellung Berlin. 1987.) © ETHICON
1890 ging er nach dem Staatsexamen als
Assistent nach Göttingen zu Friedrich Sigismund Merkel in die Anatomie. Dort fühlte
er sich nicht wohl.
Nach Famulaturen bei Schönborn war es
für ihn keine Frage mehr, er wollte Chirurg
werden. Er hatte fest mit einer Stelle bei
ihm gerechnet, da er ihm zur Chirurgie geraten hatte und er deswegen auch für 1 Jahr
in die Anatomie nach Göttingen gegangen
war. Lexer erlebte eine ganz große Enttäuschung, als ihm mitgeteilt wurde, dass die
Stelle anderweitig besetzt worden war.
Daraufhin hat Lexer einige Bewerbungsschreiben an bedeutende Chirurgen losge­
lassen, aber keine Antwort erhalten. Ledig­
lich der berühmte Chirurg v. Bergmann
schrieb am 26.2.1892 aus Berlin zurück:
Die Chirurgische Klinik in der Ziegelstraße,
die sich durch bedeutende Chirurgen auszeichnete wie – Gräfe, Dieffenbach oder von
Langenbeck, hatte damals 200 Betten und
6 Assistenten, die auch noch die Poliklinik
zu betreuen hatten. Ein solcher Personalschlüssel ist für uns unvorstellbar. Wie heute, war auch die Bezahlung der Assistenten
damals schlecht.
An der Klinik gab es drei ältere Assis­
tenten. Dies waren Hans Schlange, Dietrich
Nasse und Kurt Schimmelbusch. Alle drei
waren bereits erfahrene Chirurgen.
Schlange, ein ausgezeichneter Lehrer,
war zunächst sein direkter Vorgesetzter. Er
war ständiger Vertreter des Chefs. Von ihm
hat er viel gelernt, litt aber unter dessen
ironischer Art. So sagte Schlange einmal
zu ihm: „Lieber Lexer, verlieren Sie erst ein­
mal Ihre süddeutsche Empfindlichkeit und
ihr bayrisches Phlegma, dann kann vielleicht
was aus Ihnen werden …“ Diesen Ausspruch
hat Lexer nie vergessen [17].
Nasse, ein freundlicher Rheinländer und
guter Lehrer, assistierte ihm viel bei größeren Operationen.
99
Aktuelles
100
Abb. 5 Aus: Lexer E. Zur experimentellen
Erzeugung osteomyelitischer Herde. Arch f klin
Chir 1894;181–200.
Abb. 6 Aus: Lexer E. Weitere Untersuchungen über Knochenarterien und ihre
Bedeutung für krankhafte Vorgänge. Arch f klin Chir 1903;481–490.
Schimmelbusch war ein sehr wissenschaftlich orientierter Mann, ein leicht angehauchter Streber. Er hat sich viel mit der
Aseptik befasst, schrieb darüber ein kleines
Büchlein und konstruierte die sog. sterilen
Trommeln und die nach ihm benannte
Schimmelbuschmaske für die ChloräthylÄther-Narkose.
Von Schimmelbusch lernte er auch das
Rudern, eine Sportart, die Lexer noch in seiner Freiburger Zeit am Bodensee, wo man
ihn mit seinem Rollsitzboot „Wackele“ antreffen konnte, pflegte [2, 17].
Seine Vorträge wurden von v. Bergmann
gefördert und gelobt. Nach einem solchen
Vortrag, den er vor der Freie Vereinigung
Berliner Chirurgen gehalten hatte, reichte
ihm v. Bergmann vor der ganzen Versammlung die Hand und sagte: „Vivant sequentes!
Ich stelle Sie auf weitere 4 Jahr an“ [17].
Anfang des Sommersemesters 1897
sollte Lexer auf Wunsch von Bergmanns
habilitieren und zwar mit einer Arbeit über
„Mikroorganismen der akuten, eitrigen Osteo­
myelitis“. Im Wintersemester 1897/98 lag
die Arbeit zusammen mit seinen anderen
Publikationen bei der Fakultät. In der Fakultätssitzung zweifelte der Internist Geheimrat Ernst von Leyden, der damals nicht gut
auf von Bergmann zu sprechen war, an der
Eignung Lexers für die Chirurgie, da keine
einzige chirurgische Arbeit von ihm vorläge.
Leyden fragte v. Bergmann: „Kann der Mann
überhaupt operieren?“ worauf v. Bergmann
antwortete: „ein Assistent von mir, den ich
empfehle, kann operieren.“ Wütend zog v.
Bergmann das Habilitationsgesuch zurück.
Lexer musste nun eine rein chirurgische Arbeit schreiben ( Abb. 5–6) [17].
Man kann sich vorstellen, wie verletzend
dies für Lexer gewesen sein musste!
In der Klinik lag gerade ein Patient mit einer
Schussverletzung. Das Röntgenbild – damals ein neues Verfahren! – zeigte, dass das
Geschoss in der Nähe eines Querfortsatzes
der Halswirbelsäule lag. Lexer mußte diesen
Fall in Gegenwart seines Chefs operieren.
v. Bergmann war von der sauberen Präpara­
tion außerordentlich beeindruckt.
Mit dieser Fallbeschreibung wurde er zur
Habilitation zugelassen.
Den Habilitationsvortrag hielt er über
„Urachusfisteln“ und zwar im Esszimmer
der Wohnung von Geheimrat Heubner
– dem Kinderprofessor. In der Türe zum Nebenzimmer war ein Pult, von dem aus man
in das Esszimmer hinein sprechen mußte.
Lexer berichtet: „der wohlgeochste, auf 12
Minuten gekürzte Vortrag, wurde frei und
langsam gesprochen. Der alte König (Franz
König, Charité) sass dicht vor mir und las Zei­
tung. Das ärgerte mich schwer“ [17].
Der Beginn seiner akademischen Laufbahn war also alles andere als ein stolzes
Schaulaufen, sondern am Wegesrand lagen
Kränkungen und Demütigungen. Er musste
sich alles hart erarbeiten, hatte aber dazu
alle Voraussetzungen in seiner Persönlichkeit vereint.
Im Sommer 1894 wurde Schlange Chefarzt an einem Krankenhaus in Hannover,
1895 starb Schimmelbusch – erst 35 Jahre
alt, an einer Sepsis und im April 1898 verunglückte Nasse auf einer Bergtour am Piz
Palu tödlich. Auf Lexer kam nun die ganze
Verantwortung des Ersten Assistenten und
Vertreter des Chefs zu [17].
1898 kündigte er eine eigene Vorlesung
über „Allgemeine Chirurgie“ an, aus der
dann 1904 bzw. 1905 das später in 20 Auflagen erschienene Lehrbuch „Allgemeinen
Chirurgie zum Gebrauche für Ärzte und Stu­
dierende“ hervorgegangen ist. Es hat wohl
in Deutschland keinen Medizinstudenten
gegeben, dem dieses Werk nicht eine große
Hilfe im Studium und Beruf gewesen ist
– sagt Lexers Schüler Nathan [30].
1902 wurde Lexer apl. Professor und leitete ab 1904 die Poliklinik. In dieser Zeit kam
es zu ernsthaften Spannungen und Meinungsverschiedenheiten mit v. Bergmann.
Lexer wurde in seiner Meinung selbstständiger und selbstbewusster. Zusammenstöße zwischen diesen dynamischen Persönlichkeiten konnten nicht ausbleiben [12].
Lexer verließ nach 12 Jahren die Berg­
mann’sche Klinik und machte sich als Privatchirurg in Berlin selbstständig. Dort erreichte ihn der ehrenvolle Ruf auf das Ordinariat für Chirurgie in Königsberg.
Glücklicherweise kam es bei der Ab­reise
Lexers auf dem Bahnsteig zu einer vollkommenen Versöhnung mit v. Bergmann,
der mit seinem Stab auf dem Bahnsteig
erschienen war, Lexer umarmte und küsste
und eine bis ans Lebensende andauernde
Freundschaft und gegenseitige Verehrung
besiegelte [12, 30].
4. Die Lehrstühle in Königsberg – Jena
– Freiburg – München
Königsberg, 1905–1910
Von 1905 bis 1910 hatte er den Lehrstuhl
für Chirurgie an der Albertus-Universität zu
Königsberg i. Pr. – heute Kaliningrad – inne.
Die Klinik verfügte über 110 Betten und galt in
jeder Hinsicht auf lange Jahre hinaus als das
Muster einer chirurgischen Lehranstalt [13].
Das Ordinariat hatten vor Lexer Johann v.
Miculicz-Radecki (1887–1890), Heinrich
Braun (1890–1895), Anton Freiherr v. EiselsDGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Abb. 8 1907 in Königsberg: vor 100 Jahren erste freie Transplantation der V. saphena magna als
Ersatz bei Aneurysma der A. subclavia (Aus: Lexer E. Dauererfolg eines Arterienersatzes durch
Venenautoplastik nach 5 Jahren. Zentralbl Chir 1917;26:569–573).
berg (1896–1901), Carl Garré (1901–1905)
und nach Lexer Erwin Payr (1910–1911)
und Paul Friedrich (1911–1916) inne. Sie
alle blieben aber lediglich zwischen 1 und 5
Jahren.
Lexers Baumaßnahmen beschränkten
sich hier auf den Umbau des Hörsaals, den
er aber infolge seiner Berufung nach Jena
nicht mehr nutzen konnte [6, 13].
1906 führte er das erste, dokumentierte
Face­lifting ( Abb. 7) weltweit durch. Er
war kein Freund von Fremdwörtern. Diese
Operations­methode bezeichnete er deshalb
als Gesichtsstraffung.
Am 3. November im gleichen Jahr transplantierte er erstmals ein halbes und am
selben Tage ein ganzes Kniegelenk. Darauf
werde ich noch eingehen.
1907 – also vor 100 Jahren – transplantierte er frei ein autologes Venentrans­
plantat als Ersatz der A. subclavia nach
Aneurysmaresektion ( Abb. 8) [22]. Diese
Verfahren hat Gültigkeit bis heute.
Gründe, Königsberg zu verlassen, waren
wohl der ostpreußische Menschenschlag,
der ihm nicht zusagte und da waren wohl
auch private Gründe. Es zog ihn doch immer
mehr nach dem Süden.
Jena, 1910–1919
Im Juli 1910 war an der Friedrich-SchillerUniversität zu Jena der Chirurgische Lehrstuhl neu zu besetzen. Der bisherige Ordinarius Professor Riedel empfahl dem Dekan
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Erich Lexer aus Königsberg als seinen Nachfolger. Er galt als der Hervorragendste unter den jüngeren Ordinarien Deutschlands
[35].
Lexers Bedingungen für die Rufannahme
waren u. a. der sofortige Beginn des bereits
geplanten Neubaus der chirurgischen Klinik. Der Neuberufene sollte seine eigenen
Ideen einbringen [35].
Der unico sono nominierte Lexer trat
zum 1. Oktober 1910 den Dienst an. Die
Klinik verfügte über 229 Betten [37].
Auf Veranlassung von Lexer wurde erstmals die Kreuzform für ein Klinikgebäude
gewählt, weil sie den Betrieb vereinfacht
und organisatorisch übersichtlich gestaltet.
Früher war das Pavillonsystem üblich.
Die neue Klinik war für 365 Betten kon­
zipiert und konnte noch vor Kriegsbeginn
bezogen werden. Während des 1. Weltkrieges wurde sie jedoch durch Einglie­
derung eines Lazarettes ständig mit ca. 500
Patienten belegt [28].
1910 führte Lexer in Jena die erste Jejunodermato-oesophago-plastik durch und berichtete über die erfolgreiche Operation auf
dem Chirurgenkongreß am 20. April 1911
[21].
Neben der allgemeinen Chirurgie widmete sich Lexer seinem Lieblingsgebiet, das
er später – 1915 – als „Wiederherstellungschirurgie“ bezeichnete [15].
Wie üblich wurden die neu ernannten
Ordinarien dem Landesfürsten in Weimar
vorgestellt. Bei der Begrüßung war offensichtlich ein Irrtum in der Reihenfolge aufgetreten und der Fürst begrüßte Professor
Lexer mit „Herr Geheimrat“. Schlagfertig
machte Lexer die Rücknahme dieses Fehlers mit den Worten unmöglich: „Ich danke
Eurer Hoheit für diese ehrenvolle Auszeich­
nung“ [30].
Nach dem plötzlichen Tode Ottmar v.
Angerers in München machte sich Lexer
Hoffnungen auf einen Ruf nach München.
Die Fakultät berief jedoch Ferdinand Sauerbrauch, weil dieser 8 Jahre jünger als Lexer
war [6].
Freiburg, 1919–1928
1919 war in Freiburg die Nachfolge von Professor Paul Kraske zu regeln, der das Ordinariat bereits seit 36 Jahren innehatte.
Die Berufungskommission bestand
nur aus drei Mitgliedern! Aufgrund des
Kommissionsberichtes vom 27. Mai 1919
beschließt die Fakultät einstimmig, der Regierung in Karlsruhe folgenden Vorschlag
zu unterbreiten: primo loco Lexer – Jena,
secundo loco Perthes – Tübingen, tertio et
aequo loco Guleke – Marburg und Schmieden – Halle [15, 16, 36].
Über Lexer heißt es, er gelte heute unbestritten als einer der ersten Chirurgen
Deutschlands. Es wird auf sein Lehrbuch
„Allgemeine Chirurgie“ hingewiesen und
auf seine zahlreichen wissenschaftlichen
Publikationen, besonders auf die systematischen Untersuchungen der freien Transplantationen [15, 36].
Lexer war zu diesem Zeitpunkt bereits 52
Jahre alt, sodass dieser Punkt ausführlich
diskutiert wurde. Dabei spielte auch seine
im Druck befindliche „Wiederherstellungs­
chirurgie“ eine Rolle, weil man einen Zustrom von verwundeten Soldaten nach Friedensschluß aus dem Elsass erwartete [15].
Wie schon in Jena machte Lexer die Annahme des Rufes u. a. von folgenden Zusagen
abhängig:
■N
eubau der chirurgischen Klinik in absehbarer Zeit und bis dahin wesentliche Verbesserungen an den gegenwärtigen 4 bis
5 Standorten der Klinik. Dazu machte er
konkrete Vorschläge.
■M
itübersiedelung einiger Mitarbeiter aus
Jena (z. B. Albert Kohler/Röntgenabteilung, Eduard Rehn, Rudolf Eden und Hermann Niedren u. a.)
■A
nstellung seiner seit vielen Jahren bewährten und persönlichen OP-Schwester
Aktuelles
Abb. 7 Königsberg: „1906 entfernte der Chirurg
Erich Lexer durch „S“-förmige Einschnitte
Haut von den Schläfen, hinter den Ohren und
am Haaransatz und fixierte sie mit der Fascia
temporalis durch Nähte.“. Es ist dies das erste,
dokumentierte Facelift weltweit. www.excognito.
de /Johanna Westermeier. (Aus: Lexer E. Die ge­
samte Wiederherstellungschirurgie. 2. Aufl. Bd. II.
Leipzig: Johann Ambrosius Barth Verlag; 1931.)
101
als Operationsgehilfin und für seine Privatsprechstunde
■W
iedereingliederung des Orthopädischen
Instituts in die chirurgische Klinik. Für die
„mechanische Richtung“ der Orthopädie
sollte ein selbständiger Oberarzt seiner
Klinik genügen [14, 36, 38].
Aktuelles
Welch ein Sprengstoff lag in all diesen Forderungen Lexers für den bevorstehenden
Wechsel und für eine gedeihliche Zusammenarbeit!
Die Ordensoberen des heiligen Vinzenz von
Paul kamen Lexer insofern entgegen, als sie
anboten zwei OP-Schwestern für 2 Monate
nach Jena zu entsenden, damit sie dort
eingearbeitet werden. Diese Forderung hat
übrigens auch das Badischen Parlament in
Karlsruhe beschäftigt.
Der Brief des Mutterhauses vom
16.7.1919 hatte u. a. folgenden Wortlaut:
„Die Schwestern freuen sich außerordentlich,
dass Sie ihnen Gelegenheit geben, Ihre Schule
kennen zu lernen und vor allem, dass Sie das
große Vertrauen jetzt in sie setzen. Ich bin fest
überzeugt, dass sie dieses Vertrauen voll und
ganz rechtfertigen. Es wird also am 1. Au­
gust die Oberschwester der chirurgischen
Klinik- Sr. Theophile, die gleichzeitig erste
Opera­tionsschwester ist, bei Ihnen eintref­
fen. Mit ihr werden wir aber noch eine junge
Schwester schicken – Sr. Maria Theresia, die
sich ebenfalls einarbeiten soll und die dann
im gegebenen Falle, je nach Ihrer späteren
Disposi­tion, Ihnen zur Verfügung steht“ [8].
Am 23.6.1919 erhielt Lexer die Zusicherung
für einen Neubau und für zwischenzeitliche
Verbesserungen der gegenwärtigen Situa­
tion sowie die Erfüllung seiner übrigen Forderungen.
Lexer nahm daraufhin den Ruf an und
am 1. Oktober 1919 seine Tätigkeit in Freiburg auf. Er wohnte mit seiner Familie in
seinem in der Wintererstraße 10 gelegenen,
wunderschönen Haus mit herrlichem Blick
über die alte Stadt und die prächtige Um­
gebung [30].
Die Antrittsvorlesung hielt er am 20. Januar
1920 von 18–19 Uhr über: „Einiges aus der
Wiederherstellungschirurgie Kriegsverletzter“.
Trotz großzügiger Erweiterungsbauten und
einer Bettenzahl von jetzt 300 war Lexer mit
der Situation in Freiburg sehr unzufrieden
und sprach dies auch im Vorwort zu Teil II
seiner „Freie Transplantationen“ – ein bedeutendes Werk – an Ostern 1924 offen aus
[15, 23].
Die Grundsteinlegung für die neue Klinik in
der Hugstetterstraße erfolgte erst am 3. November 1926.
102
Bei ihrer Fertigstellung am 1.12.1931 war
Lexer bereits seit drei Jahren in München.
Die Einladung zur Einweihung der neuen
Klinik hatte er dankend abgelehnt [15, 36].
Eine bemerkenswerte Maßnahme während
seiner Freiburger Zeit war die Abschaffung
der Orthopädie, die er u. a. zur Bedingung
der Annahme des Rufes gemacht hatte.
1922 formulierte Lexer seinen Standpunkt
folgendermaßen: „die Hauptaufgabe der
Orthopädie liegt … in der mechanischen Rich­
tung.“ Die Fakultät urteilt: „… dass die Ortho­
pädie bei einem Manne vom Können Lexer's
nicht schlecht aufgehoben sei und als Fach
nicht Not leide ….“ [36, 38].
Lexers Tätigkeit während seiner Freiburger Zeit ist vor allem durch die systematische Weitergabe seines Wissens an seine
Mit­arbeiter charakterisiert. Man kann sagen, dass hier die „Lexer-Schule“ begründet
wurde [2, 6].
1924 war Prof. Rudolf Eden Vertreter des
Chefs geworden. Sein Name ist mit einer
Operationsmethode bei der habituellen
Schulterluxation verbunden, die er erstmals
am 25. April 1917 in Jena durchgeführt
hatte. Durch ein freies Knochentransplantat
bildete er den Ersatz für das abgerissene
Labrum glenoidale [5, 16].
Hybinette aus Stockholm hatte die gleiche Operation am 5. Mai 1917 unabhängig
von Eden durchgeführt – also gerade mal 10
Tage später [10].
Im Februar 1925 erleidet Eden auf dem
Nachhauseweg einen Fahrradsturz, zieht
sich dabei eine mediale Schenkelhalsfraktur
zu, wird stationär aufgenommen und stirbt
3 Wochen später an einer fulminanten Lungenembolie.
Im Zentralblatt für Chirurgie veröffent­
lichte Lexer am 28. März 1925 einen Nachruf. Aus diesem können wir die innige Anteilnahme Lexers am Tod seines Mitarbeiters heraus­lesen. Er schreibt: „So endet ein
überaus hoffnungsreiches Leben, ein herr­
licher Mensch, ein vortrefflicher Chirurge,
Forscher und Lehrer. Der Verlust meiner Klinik
ist schwer. Er trifft aber auch die gesamte
deutsche Chirurgie, die in ihm einen ihrer
besten Jünger hatte.“ Und am Schluss: „Aber
wenn immer EDENs Name dabei über die
Lippen kommt, wird sein Klang in unserem
Inneren an die Saite der Trauer rühren und sie
zum Schwingen bringen, dass dieses Lebens­
licht so früh erlosch“ [24].
Lexer war 1922/1923 Dekan der Medizinischen Fakultät.
Welches waren wohl die Gründe, die
dazu führten, dass Lexer schon wieder nach
nur 9 Jahren Freiburg verlassen hat?
Obwohl Lexer Freiburg als seine „Vaterstadt“ bezeichnete [15], könnten es die Aus-
einandersetzungen mit dem Extraordinariat
für Orthopädie gewesen sein, die über mehrere Jahre sogar öffentlich geführt wurden
und nun auch bei Lexer Spuren hinterlassen
haben [36, 38]. Vielleicht waren es auch
der stark verzögerte Beginn des Klinikneubaus oder die verlockende Aussicht auf den
Münchner Lehrstuhl, auf den Lexer schon
seit langem ein Auge geworfen hatte.
München, 1928–1937
Nachdem Sauerbruch 1927 den Ruf auf den
Lehrstuhl an der Humbold-Universität in
Berlin (Charité) angenommen hatte, wurde Lexer mit Wirkung vom 2. Februar 1928
zum Professor für Chirurgie an der Medizinischen Fakultät der Universität München
ernannt [6, 12].
Wie bereits erwähnt war Lexer 1918 zusammen mit Sauerbruch für das Ordinariat
in München im Gespräch. Er unterlag seinem Konkurrenten, weil Sauerbruch 8 Jahre
jünger als Lexer war. Dass Lexer jetzt bereits
61 Jahre alt ist, spielte nun plötzlich keine
Rolle mehr!
Auch in München stand die Forderung
nach einem Neubau – hier war es das Ambulatorium – im Vordergrund. Übrigens war
die Erweiterung des Schwesternhauses entlang der Pettenkoferstraße die einzige, größere Baumaßnahme unter Lexer [6, 27].
Lexer lag schon immer sehr am Herzen,
den ärztlichen Nachwuchs zu einem hohen
ärztlichen Berufsethos mit entsprechendem
Verhalten im Umgang mit Patienten, Kollegen und Personal zu erziehen. Er gab eine
Assistentenordnung heraus, auf welche
die Mitarbeiter per Handschlag verpflichtet
wurden. Er legte großen Wert auf korrekte
Dienstkleidung und dies auch gerade im
Nachtdienst.
Er erlässt ein Sprechverbot beim Operieren ( Abb. 9) und unterbindet so die
iatrogene Infektionsquelle. Es genüge die
Zeichensprache, die leicht zu erlernen sei [2,
6, 33].
Lexer's Vorlesungen waren an allen Universitäten, an denen er lehrte, äußerst beliebt und gut besucht – oft war der Hörsaal
überfüllt.
Hans May – sein Lieblingsschüler –
schreibt darüber u. a.: „Obgleich er nicht
wirklich ein Schausteller war, entwickelten
sich die meisten Vorlesungen zu Attrakti­
onen. Es fing an mit dem Augenblick seines
Eintritts in den Hörsaal. Die Türen flogen auf
und Lexer schritt majestätisch herein, schein­
bar kaum der Ovationen bewusst, die ihn
gewöhnlich begrüßten. Ihm folgte ein großer
Stab von Assistenten und anderes Personal.
Das Weiß seiner Kleidung stand in krassem
Gegensatz zu seiner bronzefarbenen Haut.
Sein Gesicht war markant mit einer Adlerna­
se und durchdringenden blauen Augen. Sein
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
5. Die Zeit von 1933–1937
Durch die NS-Diktatur veränderte sich für
Lexer und seine Klinik der chirurgische Alltag grundlegend. An der Münchner Klinik
herrschten bereits ab 1933 Unsicherheit
und eine unruhige Stimmung unter den Kollegen. Niemand hatte mehr den Durchblick
im Kompetenzwirrwarr zwischen Staat, Partei und Behörden. Intrigen, Anpöbeleien und
Klatsch waren an der Tagesordnung [3, 6].
Mit einem Schlag wurden jüdische und
politisch anders denkende Kollegen im gesamten Reich aus ihren Stellungen an den
Universitäten entfernt [11, 14, 31].
Lexer hat sich, wie viele seiner Kollegen,
auf seine Weise mit dem Regime arrangiert.
So beschrieb er das operative Vorgehen bei
der Unfruchtbarmachung des Mannes im
Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Weitere Einzelheiten* zeigen, dass
er sich in eine gewisse Abhängigkeit begeben hat, nicht zuletzt, um seine Klinik und
seine Mitarbeiter zu schützen. Diese haben
es ihm gedankt.
Von ihnen wissen wir, dass Lexer wieder­
holt auf drohende Konsequenzen hingewiesen wurde, weil er unbeirrt seinen Privatassistenten Hans May und seine Privatsekretärin als nichtarische Mitarbeiter weiter
beschäftigte [3, 6]. Er hatte sich auch nicht
gescheut, einen Mitarbeiter, welcher der
Partei angehörte und Verbindungen bis in
die höchsten NS-Kreise hatte und deswegen
bevorzugt habilitiert werden wollte, fristlos
zu entlassen [6].
Einigen Mitarbeitern an der Klinik missfiel auch, dass er weiterhin mit „Grüß Gott“
grüßte und sich weigerte in der Klinik, den
Abb. 9 Absolutes Sprechverbot beim Operieren – „deshalb brauche ich keinen Mundschutz“. (Mit
freundlicher Genehmigung von Frau Helga Lexer, Falkau)
nun üblich gewordenen deutschen Gruß zu
verwenden. Lexer war Individualist [3, 6].
Man kann leicht nachvollziehen, in welch
innerer Not und Sorge sich viele Chirurgen
quälten, die täglich ihrer verantwortungsvollen Aufgabe am Operationstisch, bei den
Visiten und im Hörsaal nachgekommen
sind, gleichzeitig auch wussten, dass sie
ständig von Mitarbeitern, welche der Partei
angehörten, beobachtet wurden.
Mit seinem unkonventionellen Führungs­
stil bewies Lexer unbeeindruckt von äußeren Zwängen seine Autorität und Stärke als
Klinikdirektor. Für viele seiner Mitarbeiter
war er in diesen schwierigen Zeiten unangefochten der alleinige Chef und Mittelpunkt
der Klinik [3, 6].
6. Das wissenschaftliche Werk von
Erich Lexer
In die Zeit von Lexer fallen epochale Entdeckungen und Entwicklungen, welche die
Chirurgie grundlegend veränderten. Zu nennen sind 1895 Röntgenstrahlen (Wilhelm
Conrad Röntgen), 1898 Lumbalanaesthesie
(August Bier), 1901 Blutgruppen (Karl Landsteiner), 1904 Operation am offenen Thorax
(Ferdinand Sauerbruch) u. v. a. m. [3, 8]
Eine Fülle von neuen Operationsver­
fahren wurde möglich und Lexer machte
von ihnen Gebrauch.
[*Ausführliche Einzelheiten zur NS-Zeit finden
sich bei Kohn S. (1987) Dissertation Med. Fakultät Freiburg; Gleißner G. (1996) Dissertation
Med. Fakultät München; Dittmann EM. (2003)
Dissertation Med. Fakultät Göttingen].*L=Leiter
/ V=Stellvertreter
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Allen von ihm entwickelten Verfahren gingen ungezählte experimentelle Untersuchungen voraus.
Wie schon erwähnt, transplantierte er
1907 in Königsberg an ein und demselben
Tag erstmals ein homologes halbes und
danach ein ganzes Kniegelenk [20, 25]. Die
Ergebnisse beurteilte er später skeptisch,
wenn er sagt … „dass es häufiger zu einer
toten Einheilung mit vollkommener Um­
kapselung kommt, als zu einem langsamen
Ersatz“ [23]. Sein Schüler Bürkle de la Camp
stellte fest, dass sich dieses Verfahren nicht
bewährt hat [2].
Finnische und norwegische Forschergruppen haben 1982 bzw. 1987 nochmals
diesen Weg beschritten. Auch sie erzielten
keine dauerhafte Lösung [1, 34].
Neuerdings versuchen Hofmann und
Mitarbeiter das Ziel mittels Gefäßanschluss,
Immunsuppression usw. zu erreichen.
Dieser Ansatz muss sicher weiter beob­
achtet werden [9]. Dabei sind aber auch
ethische Fragen zu beantworten, weil heute
die Alloarthroplastik des Kniegelenkes zuverlässige Ergebnisse liefert.
Lexers wissenschaftliches Werk baut auf
seiner „Allgemeinen Chirurgie“ auf. Dass sie
in 20 Auflagen erschienen ist zeigt, wie bedeutend dieses Buch für Studierende und
Ärzte über so viele Jahre hinweg war. Immer
wieder wurden die neuesten Entwicklungen
eingearbeitet.
Auf dem Gebiet „Freie Transplanta­
tionen“ hat er Grundlagen geschaffen, die
noch heute Gültigkeit besitzen bzw. weiterentwickelt werden konnten.
In seiner „Wiederherstellungschirurgie“
kommt nicht nur sein großartiges, künstlerisches Talent zum Tragen, das in der sinn-
Aktuelles
Haar war kurz. Sein Wesen wachsam, direkt,
seine Gesten waren einfach, aber gebiete­
risch, seine Stimme sonor, seine Sprache kurz
und klar. Er illustrierte seine Vorlesungen mit
künstlerischen Skizzen in verschwenderischer
Fülle“ [29].
Lexers Bücher und Publikationen sind
in einem vorbildlichen Deutsch geschrieben. 1934 publiziert er einen Aufsatz über
Sprachungeheuer und geißelte darin u. a.
besonders das Wörtchen „eventuell“ [26].
In der Vorlesung mußte eine Studentin
einen Kranken untersuchen. Lexer fragte,
zu welcher Diagnose sie gekommen sei. Sie
antwortete: „eventuell eine Apendicitis, Herr
Geheimrat.“ Darauf Lexer: „Was heißt hier
eventuell – wahrscheinlich, möglicherwei­
se, nötigenfalls. Liebst Du mich eventuell?“
Darauf antwortete die Praktikantin schlagfertig: „Nötigenfalls, Herr Geheimrat!“ Lexer
musste sich unter dem tosenden Beifall der
Hörer geschlagen geben [2].
103
Abb. 10 Reduktion bzw. Straffung einer
Hängebrust
nach Lexer-Kraske 1921. Prinzip:
– kranial dermal gestielter Mamillen-Areolen­
transfer
– kaudale Resektion
– Formung und Fixation des Drüsenkörpers
(Aus: Lexer E. Die gesamte Wiederherstellungsch
irurgie. 2. Aufl. Bd. II. Leipzig: Johann Ambrosius
Barth Verlag; 1931.)
b
a
Abb. 11 40-jährige Frau a. atrophische
Hängebrust; b. 1/2 Jahr nach OP. (Aus: Lexer E.
Die gesamte Wiederherstellungschirurgie. 2. Aufl.
Bd. II. Leipzig: Johann Ambrosius Barth Verlag;
1931.)
b
Aktuelles
a
Abb. 12 45-jährige Frau a. hypertrophe
Hängebrust; b. 1 Monat nach OP. (Aus: Lexer E.
Die gesamte Wiederherstellungschirurgie. 2. Aufl.
Bd. II. Leipzig: Johann Ambrosius Barth Verlag;
1931.)
lichen Wahrnehmung von Symmetrie, vom
Schönen, d. h. in der Aesthetik liegt und
das er im Bild darzustellen in der Lage ist
( Abb. 10–12). Man könnte auch sagen,
seine ganze Einstellung zur Chirurgie beruhte auf der Möglichkeit, krankheits- bzw.
verletzungsbedingte
Verstümmelungen
von Anatomie und gestörter Funktion so zu
beseitigen, dass durch die ästhetische Wiederherstellung auch die soziale Wiedereingliederung in die Gesellschaft ermöglicht
wurde; denken wir nur an die schwer verstümmelnden Gesichtverletzung der Soldaten. Der soziale Aspekt war ihm offensichtlich ein großes Anliegen.
Sein funktionelles, ästhetisches Denken
spiegelt sich auch in der Lexer-RosenthalMuskelplastik für die operative Behandlung
104
der Fazialislähmung wider. Auch die Op­
ponensplastik an der Hand ist zu nennen.
Bei der Betrachtung seines umfangreichen, wissenschaftlichen Werkes stellt
man sich unwillkürlich die Frage, wie konnte
Lexer über vier Lehrstühle hinweg – mit all
den Umzügen usw. – ein so zusammenhängendes wissenschaftliches Werk bewältigen.
M. E. war dies nur möglich, weil ihm die
Leistungsträger, die in Forschung und Wissenschaft eingebunden waren, an die jeweilige nächste Station folgten. So zog
beispielsweise von Freiburg nach München
fast der ganze Stab mit: Heinrich Bürkle de
la Camp, Ernst Paul Drevermann, Wilhelm
Hoffmeister, Albert Kohler und Hans von
Seemen sowie die Assistenzärzte Walter
Büssem, Hans May, Georg Maurer, Eberhard
Hamann, Werner Schulze u. a. [6].
Seine Forschungsschwerpunkte an den
einzelnen Kliniken betrafen „Freie Transplantationen“ und die „Wiederherstellungschirurgie“. Aber auch Themen wie
■e
itrige Knochenmarksentzündung in
Abhängigkeit der Gefäßverläufe in der
Markhöhle
■p
yogene Infektionen
■S
chock und Blutersatz
■A
sepsis und Bekämpfung der Wundinfektion
■C
hloroform-Äther-Narkose, Lokal- und
Lumbalanästhesie
■E
rsatz der Speiseröhre (antethorakale Jejunodermatoösophagoplastik)
■A
rterienersatz durch freies Venentransplantat (Königsberg, 1907)
■V
erlagerung von Muskelansätzen bei
Nervenverletzungen
■B
ehandlung von Pseudarthrosen mittels
Knochentransplantation
■e
lektisches Operieren (scharfer- bzw.
Schmelz­schnitt, Koagulieren – z. B. Hans
von Seemen)
■u
.v.a.m.
Der grundlegende Wandel in der Behandlung von Frakturen und Pseudarthrosen ist
heute offensichtlich. Während Lexer das
Einbringen von metallischen Fremdkörpern prinzipiell ablehnte, basiert die derzeit gültige Behandlungsstrategie auf einer
nach biomechanischen Gesichtspunkten
konzipierten Osteosynthese (Marknägel,
Schrauben und Platten usw.). Lexer duldete
lediglich die Drahtumschlingung. Diese
Einstellung entsprang seinem biologischen
Denken und einem tief eingewurzelten
Misstrauen gegenüber Fremdmaterial.
Lexer erteilte allen Bestrebungen der
Spezialisierung eine klare Absage. Dazu
sagt er: „Ein Chirurg hat alle Gebiete zu be­
herrschen, wenn er erfolgreich arbeiten will“
[6].
Er konnte nicht voraussehen, dass seine
Forschungen und Entwicklungen heute in
die vielen, eigenständigen Fachdisziplinen
hineinreichen und dort erfolgreich weiterentwickelt wurden (Unfallchirurgie, Orthopädie, Viszeralchirurgie, Gesichts-und Kieferchirurgie, plastische und Handchirurgie,
HNO, Urologie, Neurochirurgie und andere).
Die Möglichkeit z. B. ein Knie- oder Hüftge­
lenk alloarthroplastisch zu ersetzen, würde
Lexer heute mit Sicherheit begrüßen, weil
für ihn die Erhaltung der Gelenk­be­weglich­
keit ganz im Vordergrund stand.
Lexer's Vermächtnis umfasst 15 Lehrbücher und bedeutende Buchbeiträge sowie
mehr als 150 Zeitschriftenartikel [6, 33].
Nicht vergessen darf man, wenn der
Name Lexer fällt, die Klinikneubauten, besonders in Jena und Freiburg, um die er hart
gekämpft und so eine grundlegende Modernisierung eingeleitet hat.
7. Erich Lexer und die Kunst – einige
seiner Gemälde ( Abb. 13)
Gesetzmäßigkeiten, wie sie in der Natur und
somit auch in der Anatomie des Menschen
vorhanden sind und als Schönheit und Harmonie empfunden werden, spielen bei Erich
Lexer gerade auch in seinem chirurgischen
Abb. 13 Gemälde von Erich Lexer. a. Landhaus in Garmisch, kolorierte Zeichnung von Erich Lexer um
1900, im Besitz der Familie T. A. Lexer, private Photographie; b. Erich Lexer: Isarhang München 1937.
(Mit freundlicher Genehmigung von Frau Helga Lexer, Falkau)
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
8. Erich Lexer in der Beurteilung seiner
Kollegen, Schüler und Zeitzeugen
Helmuth Nathan (1973) nach New York ausgewandert:
„Ich selbst hatte das Glück, das erste Jahr
meiner Assistententätigkeit bei Lexer in Frei­
burg zu verbringen. Rückschauend über mehr
als 45 Jahre nach meiner Approbation muss
ich gestehen, dass die Begegnung mit Lexer
zu den eindruckvollsten Erlebnissen gehört,
die mir vergönnt waren. Er war ein vielsei­
tiger Mensch, ein großer Arzt, ein hervorra­
gender Lehrer, ein kaum nachahmbarer Chi­
rurg, ein gründlicher Wissenschaftler und ein
gediegener Künstler“ [30].
Hans Killian (1980): „Wer je Lexer operieren
sah, wird dieses großartige Erlebnis niemals
vergessen. Die ebenso prachtvolle wie sichere
Eleganz seiner Messerführung war unüber­
trefflich. Er verschmähte alle komplizierten
Instrumente und modellierte die Gewebe
und die Knochen nach Augenmaß mit dem
Handwerkszeug eines Bildhauers. Sein Kolleg
war von erstaunlicher Klarheit und stets aus
einem ungeheuren Wissensschatz geboren“
[12].
„Der Chirurg Erich
Lexer war für die
Einwohnerschaft
Freiburgs der Stern
der Fakultät.“
Rudolf Nissen, 1969
Abb. 14 Rudolf Niessen. (Aus: Schipperges H.
Die Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie 1872-1972. Deutsche Gesellschaft für
Chirurgie. Publication ETHICON; 1972.)
Rudolf Nissen (1969), Ordinarius für Chirur­
gie in Basel, Sauerbruchschüler – musste
als Jude Deutschland nach Istanbul, Boston,
New York verlassen ( Abb. 14):
„Der Chirurg Lexer war – für die Einwohner­
schaft Freiburgs – der Stern der Fakultät. Sei­
ne Leistungen in der plastischen Chirurgie,
Erzählungen von bildhauerischen Werken,
ließen ihn im Lichte einer idealen Kombina­
tion von Operateur und Künstler erscheinen.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Seine kurz angebundene Art trug dazu bei,
ihn mit dem Mysterium übermenschlicher,
technischer Leistungen zu umgeben. Sein
Lehrbuch der Allgemeinen Chirurgie hat ihn
über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt
gemacht. Im Vortrag war er formvollendet,
kurz und prägnant, wohl ein Geschenk seines
Vaterhauses“ [32].
„Die Natur hat
Lexer die Gaben
für künstle­risches
Sehen, Erkennen
und Gestalten in
die Wiege gelegt.“
Heinrich Bürkle
de la Camp, 1967
„Lexer war sicher
einer der ersten,
die den Wert der
experimentellen
Chirurgie erkannt
hatten."
Alfred Nikolaus
Witt, 1987
Abb. 15 Alfred Nikolaus Witt. Aus: (Aus: Lob G., Hofmann G. Erich Lexer 1867–1937 – Gedächtnis­
ausstellung Berlin. 1987.) © ETHICON
Alfred Nikolaus Witt (1987), Ordinarius für
Orthopädie in München ( Abb. 15):
„Lexer war sicher einer der ersten, die den
Wert der experimentellen Chirurgie erkannt
hatten.“
■ „ Lexer war hart gegen sich selbst, aber
auch zu seinen Mitarbeitern. Schwache
konnten sich an seiner Seite nicht behaup­
ten. Aber er zeigte auch Milde und Hilfe
gegenüber unschuldig in Not Geratenen.“
■U
m aber die weiche Seite des als hart
geltenden Lexers zu erkennen, sei der
Satz aus dem Vorwort zur dritten Auflage (Allgemeine Chirurgie) zitiert: „Dem
Andenken meines stets und innig verehr­
ten Lehrers Ernst von Bergmann, dem die
zweite Auflage zur Vollendung seines 70.
Lebensjahres überreicht werden konnte,
bleibe dieses Werk, zu dem er einst die An­
regung gegeben hat, von nun an gewid­
met.“ – Kann man Dankbarkeit seinem
Lehrer gegenüber noch stärker zum Ausdruck bringen [39]?
Heinrich Bürkle de la Camp (1967) LexerSchüler und langjähriger Chefarzt der BGUnfallklinik Bergmannsheil in Bochum
( Abb. 16):
„Die Natur hat Erich Lexer die Gaben für
künstlerisches Sehen, Erkennen und Gestal­
ten in die Wiege gelegt. Er war ein gewandter
Zeichner, der mit beschwingten Kreidestri­
chen seine Vorlesungen belebte, ein begabter
Maler und Bildhauer, somit ein talentierter
plastischer Chirurg, der sein Skalpell so leicht
führte wie den Zeichenstift.
Abb. 16 Heinrich Bürkle de la Camp. (Aus:
Schipperges H. Die Präsidenten der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie 1872–1972. Deutsche
Gesellschaft für Chirurgie. Publication ETHICON;
1972.)
Seine Schüler und Mitarbeiter hat er streng
erzogen, aber reich beschenkt mit Gaben, die
sie zu technisch geschulten Chirurgen und
guten, wissenschaftlich denkenden Ärzte
machten“ [2].
Abb. 17 Lexer mit seinem Lieblingsschüler Hans
May. (Aus: May H. Erich Lexer – eine biografische
Skizze. Praktische Chirurgie 1967;78:9–27)
Aktuelles
Handeln eine alles bestimmende Rolle. Er
besaß ein ausgesprochenes Talent und ein
Gespür dafür, wie wichtig die Ästhetik für
die Wiedereingliederung in Gesellschaft
und Beruf ist.
Hans May (1967) – Lexer Schüler, musste als
Jude Deutschland nach Philadelphia verlassen ( Abb. 17):
„Als Angehöriger der deutschen Marine im
1. Weltkrieg stand Lexer im Range eines Ad­
miralarztes und organisierte ein Zentrum
für plastische Chirurgie in Flandern. Solche
Arbeit an schwer verstümmelten Patienten
wurde später in seinen Kliniken in Jena und
Freiburg weitergeführt.
Es war faszinierend, Lexer bei Operationen zu
beobachten. Er hatte seinen eigenen Stil, der
sich durch Einfachheit, Zielbewusstheit und
gewebeschonende Technik auszeichnete.
Lexer war eine Säule der Deutschen Gesell­
schaft für Chirurgie, der ältesten chirur­
gischen Vereinigung der Welt“ [29].
Es bleibt noch festzuhalten, dass Lexer 2-mal
Präsident der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie war – 1923 und 1936. Diese Auszeichnung wurde nur noch seinem ChefErnst v. Bergmann, Werner Körte, August
Bier und Karl Heinrich Bauer zuteil. Darüber
hinaus hat er für sein Schaffen eine Vielzahl
von hochrangigen, nationalen und interna-
105
tionalen Ehrungen und Auszeichnungen
erhalten. Lexer war Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.
Für die vielen, heute eigenständigen Disziplinen, hat Erich Lexer Grundlagen und Voraussetzungen erarbeitet und geschaffen,
welche neue Wege für erfolgreiche Opera­
tionen öffneten.
In dieser heutigen Vorlesung begegneten
wir einer überragenden Persönlichkeit,
einem begnadeten Chirurgen, dem außergewöhnlichen Lehrer und dem Begründer
der Wiederherstellungs- und plastischen
Chirurgie. Sein Andenken wahren wir mit
größter Hochachtung und in Dankbarkeit.
Mit der Feststellung von Hans May (1967)
möchte ich schließen, wenn er sagt:
„Erich Lexer hat bewiesen: Chirurgie ist
Handwerk – Wissenschaft und Kunst“
Danksagung
Für Hilfe, Unterstützung und Rat danke ich
den Herren Professoren Seidler (Freiburg),
Markgraf (Jena), Schumann (Jena), Probst
(Murnau), Lob (München) und allen Dissertanten sowie Georg Lexer (Klagenfurt), den
Professoren Hassenpflug (Kiel) und Thiede
(Würzburg).
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Gedächtnis. Ztbl. für Chirurgie 52: 673–675
25. Lexer E (1931): Die gesamte Wiederherstellungschirurgie in zwei Bänden. Verlag von Johann Ambrosius Barth, Leipzig
26. Lexer E : (1934): Sprachungeheuer. Münch. Med.
Wschr. 81: 1894
27. Locher W, Schweiberer L (1991): 100 Jahre Chirur­
gische Universitätsklinik an der Nussbaumstraße.
Münch. Med. Wschr. 133:612–615
28. Markgraf E., Zimmermann S. (1994) Erich Lexer
in Jena und Freiburg. in: Symposion: Unfallchirurgie
1969–1994 an der Chirurgischen Klinik der AlbertLudwigs-Universität Freiburg. Eigen-Verlag 1994
29. May H (1967): Erich Lexer – eine biographische
Skizze. Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
30. Nathan H (1973): Erich Lexer (1867–1937). Med.
Welt 24/Heft 52: 2088–2090
31. Neusüß-Hunkel (1956). „Die SS“. Norddeutsche
Verlagsanstalt O. Goedel; Hannover u. Frankfurt a. M.
32. Nissen R (1969): Helle Blätter – dunkle Blätter.Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart
33. Paul U (1977): Das chirurgische Erbe. Zbl. Chir.
102: 571–573
34. Salenius P (1982): Histological changes in clinical
half-Joint allograft replacements. Acta orthop. Scand
53:295–299
35. Schumann D. (1992): Einführung in das Sympo­
sium: Erich Lexer. 22. V. 1867–4.XII. 1937 Jena
36. Seidler E (1991). Die Medizinische Fakultät der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau –
Grundlagen und Entwicklungen. Springer-Verlag Berlin-Heidelberg-New York u. a.
37. Stromeyer R (1992): Aus dem Leben Erich Lexer's
unter Berücksichtigung seiner Jenaer Zeit 1910–1919.
Dekanat der Med. Fakultät der Friedrich Schiller Universität Jena; Druckerei ebenda
38. Weber M (1985) Die Geschichte der Orthopädie in
Freiburg. - Z. Orthopädie 123: 79–88
39. Witt, A. N. (1987) Erich Lexer (1867–1937) Chirurgisches Forum'87, Springer-Verlag Berlin
Prof. em. Dr. E. H. Kuner
Chirurgische Universitätsklinik
Hugstetterstraße 55
79106 Freiburg
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Aus den Hochschulen
J. Arndt
PD Dr. Jonas Andermahr, früher Oberarzt
der Klinik und Polklinik für Unfall-, Handund Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums Köln, ist Chefarzt der
Unfallchirurgie des Kreiskrankenhauses
Mecher­nich geworden.
Der ehemalige Oberarzt der Unfallchirurgischen Universitätsklinik Ulm, Prof. Dr.
Markus Arand, ist nun Ärztlicher Direktor
der Klinik für Unfall-, Wiederherstellungschirurgie und Orthopädie des Klinikums
Ludwigsburg.
PD Dr. Alexander Beck, früher Unfallchirurgische Universitätsklinik Ulm, ist Chefarzt
der Abteilung für Orthopädie, Unfall- und
Wiederherstellungschirurgie am Krankenhaus der Stiftung Juliusspital Würzburg geworden. Er ist Nachfolger des pensionierten
Prof. Dr. Bernd Gay.
Dr. Gerhard Böhringer, früher Oberarzt der
Unfallchirurgie des Universitätsklinikums
Gießen, ist Ärztlicher Direktor der AesculapKlinik Gießen geworden.
PD Dr. Martin Engelhardt hat die Stelle als
Chefarzt im Orthozentrum München aufgegeben und ist nun Chefarzt der Klinik für
Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie des
Klinikums Osnabrück.
Die Nachfolge des pensionierten Chefarztes
der Unfall-, Hand und Wiederherstellungschirurgie des Malteser-Krankenhauses St.
Josef, Prof. Dr. Towfigh Hossein, hat der ehemalige Oberarzt der Klinik, Dr. Peter Gruber,
angetreten.
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Der frühere Oberarzt Klinik und Poliklinik
für Unfall-, Hand und Wiederherstellungschirurgie der Universität Köln, PD Dr. Axel
Jubel, ist Chefarzt der Unfallchirurgie im
Eduardus-Krankenhaus Köln geworden.
PD Dr. Frank Kandziora ist Chefarzt des Zentrums für Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie der BG-Unfallklinik Frankfurt geworden, davor war er Oberarzt des
Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie
der Charitè Berlin.
Der frühere Oberarzt, Dr. Andreas Pflug,
ist Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des Klinikums
Burglandenkreis in Zeitz geworden.
Ehrungen
Die Oberärztin des Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie der Charitè Berlin, Dr. Almut Tempka, ist zur Professorin h.c. der Universität Woronesch (Russische Födera­tion)
berufen worden.
Wir beglückwünschen alle Genannten zu
ihren neuen Aufgaben und Ehrungen und
wünschen Ihnen viel Erfolg.
Dipl.-Pol. Joachim Arndt
Langenbeck-Virchow-Haus
Luisenstr. 58/59
10117 Berlin
Dr. Ulf Schendel ist Chefarzt der Klinik für
Unfall- und Gelenkchirurgie des Diakoniekrankenhauses Chemnitzer Land in Hartmannsdorf geworden, bisher war er leitender Oberarzt der Klinik für Unfall- und Gelenkchirurgie des Klinikums Chemnitz.
Dr. Jens-Peter Stahl ist neuer Direktor der
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Klinikum Dortmund,
vorher war er Oberarzt am Universitätsklinikum Gießen.
Dr. Peter Thomaschewski ist nun Chefarzt
der Chirurgischen Klinik der Weißeritz-Kliniken in Freital.
Neuer Chefarzt der endo- und traumaclinic
München des Klinikums Dritter Orden ist
Dr. Martin Vonderschmitt.
Personalia
Professuren und Klinikleitungen
107
Nachruf auf Professor Dr. med.
Dr. h.c. mult. Martin Allgöwer
K. Weise
Am 27. Oktober 2007 verstarb in Chur, der
Stätte seines langjährigen chirurgischen
Wirkens, Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Martin
Allgöwer im Alter von 90 Jahren. Mit seinem
Tod verliert die Deutsche Gesellschaft für
Unfallchirurgie eines ihrer Ehrenmitglieder
und eine Persönlichkeit, die über Jahrzehnte
hinweg großen Einfluss auf die Entwicklung
unseres Faches, vor allem im deutschsprachigen europäischen Raum ausübte.
Personalia
Im Mai 1917 in St. Gallen geboren absolvierte er nach dem Abitur sein Medizinstudium in Genf, Zürich und Basel und legte
1942 das medizinische Staatsexamen ab.
Während seiner Weiterbildung in der Chirur­
gischen Universitätsklinik Basel bei Prof.
Rudolf Nissen wandte er sich insbesondere
Fragen der Traumatologie zu, in Sonderheit
der Behandlung von Frakturen bei wintersportlichen Aktivitäten. Als späterer Oberarzt in Basel habilitierte er sich mit einer
klinischen und experimentellen Arbeit über
zelluläre Vorgänge bei der Wundheilung.
Nachdem er 1956 zum Chefarzt des Kan­ton­
spitals in Chur gewählt worden war, gründete er mit anderen namhaften Schweizer
Chirurgen wie Walter Bandi, Maurice Müller, Norbert Schneider und Hans Willenegger die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen mit der Intention, die Qualität
der Behandlung von Knochenbrüchen zu
verbessern, zu standardisieren und zu dokumentieren. Als einer der Gründerväter
der AO trug er maßgeblich dazu bei, dass
sich diese Organisation weltweit zu einem
äußerst erfolgreichen Netzwerk für Fragen
der Behandlung von Verletzungen der Haltungs- und Bewegungsorgane etablierte.
Auch die Gründung der AO-Stiftung im
Ja­hre 1984 wurde von Prof. Allgöwer mit
inauguriert und im weiteren Verlauf nachhaltig geprägt.
Während seiner Tätigkeit als Chefarzt der
Chirurgischen Klinik des Kantonsspitals
Chur verschaffte er diesem einen herausragend guten Ruf, nicht zuletzt im Hinblick
auf die sich dort stetig weiterentwickelnden
Techniken der operativen Knochenbruchbehandlung. Das zu dieser Zeit von ihm gegründete „Laboratorium für experimentelle
Chirurgie“ in Davos befasste sich vornehm-
108
lich mit den Grundlagen der Frakturheilung
und der Prüfung der für die Osteosynthese
gefertigten Instrumentarien und Implantate. Die dort gewonnenen Erkenntnisse
flossen zu großen Teilen in das 1969 zusammen mit Maurice Müller und Hans Willenegger herausgegebene AO-Manual ein.
1963 wurde Prof. Allgöwer zum außerplanmäßigen Professor der Chirurgischen Klinik
Basel ernannt, 1967 dann dort zum Ordinarius gewählt und er bekleidete diese Position bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1983.
Darüber hinaus übte er zahlreiche Ehren­
ämter aus, wie beispielsweise von 1976
bis 1978 die Präsidentschaft der Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie und von
1979 bis 1984 diejenige der „Société Internationale de Chirurgie“ (SIC/ISS). Von 1983
bis 1988 war er Präsident der AO International und von 1984 bis 1992 erster Präsident
der von ihm maßgeblich inaugurierten und
mitgegründeten AO Foundation. Das 1992
fertiggestellte AO-Zentrum erfuhr von Prof.
Allgöwer entscheidende Förderung und
wurde durch ihn miteröffnet.
Während und nach seiner aktiven Laufbahn
in Chur und Basel wurden ihm zahlreiche
Ehrungen durch eine Reihe von Universitäten aus Europa, den Vereinigten Staaten
und Australien in Form von Ehrenmitgliedschaften und Ehrendoktorwürden zuteil.
Für die zusammen mit Maurice Müller und
Hans Willenegger verantwortlich konzipierten weiteren Auflagen des „Manuals
der Osteosynthese“ fungierte er als Herausgeber und Mitautor. Für uns deutsche
Unfallchirurgen war sein Name untrennbar
mit den AO-Kursen in Davos verknüpft, welche er über Jahrzehnte mit geprägt hat.
Begeisterung für seine operative Disziplin
auf Kollegen und Schüler zu übertragen
wurde er zu einem der großen Vorbilder
für Generationen von Unfallchirurgen und
Orthopäden. Sein Tod ist für die deutschsprachige Unfallchirurgie ebenso wie für
die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese­
fragen und alle ihre jeweiligen Mitglieder
ein außerordentlich großer Verlust.
Entsprechend seines eigenen Wunsches
fand die Trauerfeier für Prof. Martin Allgöwer im engsten Familienkreis statt. Seine
letzte Ruhe fand er auf dem Waldfriedhof
in Davos, unweit des von ihm mitgegründeten AO-Zentrums. Wir, die Mitglieder der
Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie
werden ihrem Ehrenmitglied Prof. Dr. med.
Dr. h.c. mult. Martin Allgöwer stets ein
dankbares und ehrendes Angedenken bewahren.
Prof. Dr. Kuno Weise
Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen
Schnarrenbergstr. 95
72076 Tübingen
Tel.: (0 70 71) 606 10 03
Fax: (0 70 71) 606 10 02
E-Mail: [email protected]
Prof. Allgöwer war ein medizinisch umfassend gebildeter, universeller Chirurg, der
sich in vielen Sparten der Chirurgie, insbesondere aber in der Unfallchirurgie und dort
vor allem in der operativen Knochenbruchbehandlung sowohl in praktischer Tätigkeit
als auch wissenschaftlich engagierte. Ihm
ist es mit zu verdanken, dass die hierfür
entwickelten Techniken eine weltweite Ausbreitung erfuhren. Durch seine beeindruck­
ende Persönlichkeit, sein umfassendes
Fachwissen und seine Fähigkeit, die eigene
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Wir gedenken unserer verstorbenen Mitglieder
Dr. med. Jürgen E. Müller
Heuberger Torweg 5
72076 Tübingen
*14.12.1948 †1.8.2007
Dr. med. Carl Bruno Bloemertz
Lehenerstr. 7
94227 Lindberg
*21.5.1919 †29.10.2007
Hon. Prof. Dr. Heinrich Möseneder
Alberto-Susat-Str. 4
5026 Salzburg, Österreich
*23.1.1926 †31.3.2007
Prof. Dr. med. habil. Helmtraut
Arzinger-Jonasch
K.-Prendel-Allee 101
04299 Leipzig
*25.5.1935 †11.9.2007
Dr. med. Fritz Krull
Hopfenstr. 13
47198 Duisburg
*8.1.1920 †9.12.2007
Dr. med. Ferdinand Schulte
Im Ried 8
59348 Lüdinghausen
*13.10.1918 †9.2.2008
Prof. Dr. med. Leo Koslowski
Neckarhalde 59
72070 Tübingen
Prof. em. Dr. med.
Dr. h.c. Gert Carstensen
Bleichstr. 5
45468 Mülheim/Ruhr
Personalia
Prof. Dr. med. Martin Allgöwer
Gäuggelistr. 60
7000 Chur, Schweiz
*5.5.1917 †27.10.2007
Gisela Vopel
Tübingen
*24.8.1917 †12.12.2007
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
109
Kurzgefasste Handchirurgie
Klinik und Praxis
Rezensionen
J. Rudigier
5., überarbeitete Auflage, 2006. XVIII
398 Seiten mit 950 Abbildungen, gebunden
€ 99,95/166,00 CHF
Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York
ISBN 978-3-13-126425-1
110
Diese überarbeitete, 5. Auflage des erstmals
20 Jahre zuvor vorgestellten Lehrbuches –
das der Verfasser zwar nicht so betitelt, es
jedoch in diesem Sinne aufgebaut hat – ver­
folgt wie seine Vorgänger das Ziel, gleicher­
maßen dem angehenden Handchirurgen
wie dem Unfallchirurgen, dem handchi­
rurgisch interessierten Orthopäden, auch
dem plastischen Chirurgen und nicht zu­
letzt dem Allgemeinchirurgen in der Praxis
einen ebenso zuverlässigen wie umfas­
senden Ratgeber zur Verfügung zu stellen,
der dem Erfahrenen als Bestätigung ebenso
nützlich ist wie demjenigen, der in schwie­
riger, vielleicht erstmaliger kasuistischer
Konfrontation nach faktischer Hilfe sucht.
Und zweifelsohne zieht sich durch das gan­
ze Buch wie ein roter Faden der Hinweis auf
die besondere funktionelle und chirurgische
Situation der Hand, die in jedem einzelnen
Krankheits- oder Verletzungsfall der Beach­
tung bedarf. Das im Titel genannte Kurzge­
fasstsein bedeutet insoweit keine Verkür­
zung, die auch eine Unvollständigkeit sein
könnte, sondern fördert die im chirurgischen
Alltag notwendige Straffung des sehr weit­
läufigen Stoffgebietes. Das veranschaulicht
schon der Blick auf die thematisch-syste­
matische Gliederung, die zugleich verdeut­
licht, welcher Vielfalt von Verletzungen und
Erkrankungen die Handchirurgie an diesem
komplexen Organ gegenübersteht, einer
Vielfalt, deren Erscheinungsformen gekannt
sein müssen, die von Gewebeart zu Gewe­
beart und von Struktur zu Struktur anders
beschaffen sind und deren Therapie nicht
durchgehend mit nur einem Behandlungs­
konzept zu beherrschen ist. Durchgängiges
Prinzip ist die stets angezeigte atrauma­
tische Vorgehensweise, die am Anfang der
Ausbildung in der Handchirurgie mit strik­
ter Konsequenz erlernt werden und mit
dem steten Bewusstsein gepaart sein muss,
jeglichen iatrogenen zusätzlichen Schaden
peinlich zu vermeiden. Diesem Lehrauftrag
kommt das Buch in Text und instruktiven
Abbildungen in idealer und übertrefflicher
Weise nach. Gleich ob Akutversorgung oder
Rekonstruktion, ästhetische oder wieder­
herstellungschirurgische Aufgaben anste­
hen, gibt dieses Werk verlässliche Auskunft.
Dass der Verfasser aus eigener, in drei Jahr­
zehnten erarbeiteter Erfahrung schöpft,
überträgt sich in die Klarheit und Eindeu­
tigkeit der Darstellung. Bemerkenswert ist,
dass neben dem sehr ausführlichen Sach­
verzeichnis schon das subtil gegliederte In­
haltsverzeichnis eine rasche und bezüglich
des Letzteren auch komplexe Information
vermittelt. – Prof. Dr. Rudigier wurde für
dieses Einmann-Werk 2007 von der Deut­
schen Gesellschaft für Unfallchirurgie mit
der G. F. L. Stromeyer-Medaille, Literatur­
preis der DGU, ausgezeichnet (Siehe auch
Seite 24–25 in diesem Heft).
J. Probst, Murnau
Kursbuch der ärztlichen Begutachtung
Begründet von Heinz Spohr
E. Ludolph, R. Lehmann, J. Schürmann (Hrsg.)
2006. 2. Auflage
Loseblattwerk in 2 Arbeitsordnern mit
CD-ROM. ca. 2000 Seiten
Zahlreiche Abbildungen
Tabellen und Übersichten.
€ 248,00 zzgl. Aktualisierungslieferungen
ecomed MEDIZIN
Verlagsgruppe Hüthig Jehle Rehm
Landsberg/Lech
ISBN 3-609-71301-1
an der Begutachtung andererseits erklären
nicht allein, dass innerhalb von nur acht
Jahren ein Werk dieses Umfanges in 2. Auf­
lage erscheint. Es ist evident, dass die Fülle
und Qualität des Inhalts, die Auskunftsbrei­
te und -tiefe die Benutzer überzeugt haben,
hier auch in schwierigen Fragen eine brauch­
bare Antwort zu finden. Und es ist schlicht
praktisch, alle verschiedenartigen Versiche­
rungsarten in einem Buch vereinigt vorzu­
finden. Die Kontinuität wird durch die von
zahlreichen Bearbeitern unterstützten sel­
ben Herausgeber sichergestellt. Sie haben
auch in dieser Auflage darauf geachtet, die
grundsätzliche Verschiedenheit der Denk­
ansätze von Ärzten und Juristen gegensei­
tig verständlich zu machen und damit die
Brauch- und Nutzbarkeit ärztlicher Gutach­
ten zu befördern. Was diesbezüglich schon
in der Besprechung der 1. Auflage (MuN
51/2005 S. 82) gesagt wurde, kann hier
ohne Vorbehalte bestätigt werden. Als vor­
teilhaft erweist sich, dass die wissenschaft­
lichen Fachgesellschaften in den letzen Jah­
ren im Interesse der Qualitätsmehrung und
-sicherung zunehmend ihr Interesse der
Begutachtung zugewandt und in Kommis­
sionen das Gutachtenwesen deutlich fort­
entwickelt haben, gerade diese Experten
aber auch in die Bearbeitung dieses Werkes
mit eingetreten sind. Beim Vergleich der In­
haltsverzeichnisse beider Auflagen ist zu er­
kennen, dass neue Kapitel erschlossen oder,
vorher noch nicht bearbeitet, hinzugetreten
sind, beispielsweise Sozialversicherung in
der Schweiz. Selbstverständlich nimmt die
Fortentwicklung der Berufskrankheitenbe­
gutachtung den ihr gebührenden Raum ein.
In der speziellen Fachgebiets- und Organbe­
gutachtung sind zahlreiche Kapitel neu ein­
gefügt, andere neu strukturiert und dadurch
teilweise eine übersichtlichere Gliederung
hergestellt worden, auch wurden die mei­
sten der in der 1. Auflage angekündigten
Kapitel nun konkretisiert. Beigefügt ist die­
ser Auflage eine CD-ROM; einige Abschnitte
des Gesamtwerkes sind nur auf diesem Trä­
ger abrufbar; dadurch konnte die gedruckte
Fassung in einem handlichen Umfang ge­
halten werden. Dem Erfahrenen gibt auch
diese Auflage manche wertvolle Anregung,
dem Einsteiger vermittelt sie die allgemei­
nen Grundlagen ebenso zuverlässig wie
erschöpfend, in der speziellen Begutach­
tung hilft sie den Kurs zu bestimmen.
J. Probst, Murnau
Das 1998 in 1. Auflage als Grundwerk er­
schienene und bis 2003 laufend aktuali­
sierte Kursbuch der Begutachtung liegt mit
etwa um 400 Seiten vermehrtem Umfang
vor. Der breite Interessentenkreis aus Ärzte­
schaft, gesetzlichen und privaten Versiche­
rern einerseits, das gestiegene Interesse
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Arbeitsunfall – Gewaltverbrechen – Tod
W. W. Wilk, M. Wilk
2007. 301 Seiten, kartoniert
€ 38,80
Erich Schmidt Verlag, Berlin
ISBN 978-3-503-09770-8
Die Verfasser, Psychologen und Psychothera­
peuten, legen ein Grundlagenwerk vor, das
sich an diejenigen wendet, die akut (oder im
späteren Verlauf) eines Geschehens mit der
psychischen Verletzung eines Unfallopfers
konfrontiert werden, z. B. Durchgangsärzte,
Betriebsärzte,
Notfallhelfer,
Rettungs­
dienste. Dass neben den körperlichen Schä­
den primär auch psychische Verletzungen,
oft nachhaltigerer Schwere, gesetzt werden,
ist nicht in jedem Fall unmittelbar erkenn­
bar, beeinflusst jedoch von Anfang an das
Risiko von Folgeschäden, die grundsätzlich
hintangehalten werden könnten. Nicht zu
vernachlässigen sind auch die wirtschaft­
lichen Nachteile der Verletzten und die
volkswirtschaftlichen Kosten oft langwie­
riger psychischer Erkrankungen. Das Buch
ist für psychologische Laien geschrieben, es
kommt dieser Zielsetzung didaktisch und
im lehrhaften Aufbau dem „somatisch“ ge­
prägten Verständnis mit großem Geschick
entgegen. Eine Beispielsammlung veran­
schaulicht die Praxis sowie ein kurzes Kapi­
tel über Rechtsprobleme rundet das Werk
im besten Sinne ab.
J. Probst, Murnau
Feuerzeichen
Warum Menschen sich anzünden
C. Braune
2005. 159 Seiten
kartoniert
€ 17,90
Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen
ISBN 3-525-46224-7
Dem Sonderfall Selbstverbrennung als The­
ma der Suizidforschung widmet der Autor,
Theologe und Psychotherapeut und an
einem Brandverletztenzentrum tätig, diese
Schrift, die sich mit Motiven und lebensge­
schichtlichen Ereignissen auseinandersetzt;
im deutschen Sprachraum findet sich keine
Untersuchung, die der Frage nach dem Feu­
ersuizid nachgeht. Bei einer nicht abschätz­
baren Dunkelziffer sind in Deutschland jähr­
lich etwa 100 versuchte Selbsttötungen mit
ca. einem Drittel Todesfällen zu verzeichnen.
Die Rückfallquote nach überlebtem Versuch
beträgt ebenfalls etwa 30 %. Eingehend un­
tersucht der Verfasser die Komplexität von
Scham und Schuld, aber auch Autodestruk­
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
tion einerseits, Gefährdung und Verletzung
des Selbstwertgefühls andererseits. Kultur­
philosophische Betrachtungen stellen den
Feuersuizid in historische Zusammenhänge.
Die psychotherapeutischen Hinweise sind
begleitet von eindrucksvollen Kasuistiken.
J. Probst, Murnau
Atlas der laparoskopischen Chirurgie
Th. Carus
2007. XII. 334 Seiten
644 Abbildungen in Farbe, gebunden
€ 129,95
Springer Medizin Verlag, Heidelberg
ISBN 978-3-540-33673-0
Die Laparoskopie ist schon mehr als 100 Jah­
re alt; Zwischenschritte waren das experi­
mentelle Pneumoperitoneum, die Namens­
gebung (1912), die erste laparoskopische
Bridenlösung (1933), später gynäkologische
Anwendungen. Aber erst Mitte der 1980er
Jahre hielt sie als Standardverfahren mit der
Cholezystektomie Einzug in die Chirurgie;
voraufgegangen war die erste Appendekto­
mie (K. Semm 1982). Dann folgten Leisten­
hernien, Adrenalektomie, Kolonchirurgie.
Mittlerweile gehört die laparoskopische
Chirurgie auch dank vieler technischer Fort­
schritte zum chirurgischen Allgemeingut
mit breiter Akzeptanz durch die Patienten.
Der Einzelautor schöpft aus eigenen lang­
jährigen operativen Erfahrungen, die von
der Einführung der Methode an gewonnen
wurden und aus einem unvorstellbaren
Schatz von 18.000 Operationsfotos allein
aus den Jahren 2005/2006, deren Auswahl
und drucktechnische Wiedergabe an Bril­
lanz schwerlich zu überbieten ist. Das als
Atlas vorgestellte Werk beschränkt sich
jedoch nicht auf die Wiedergabe der se­
quenziell angeordneten Situum, sondern
erklärt diese und die jeweiligen Operations­
schritte lehrbuchmäßig unter Hinzufügung
schematischer Darstellungen, die auch das
operative Umfeld projizieren. Durchgängig
sind die Kapitel einheitlich verfasst und be­
schreiben Indikationen, Kontraindikationen,
Aufklärung (!), OP-Vorbereitung und -ablauf,
Tipps, Besonderheiten, Komplikationen und
deren Therapie. Vorangestellt ist der Allge­
meine Teil, der neben den unmittelbaren
chirurgischen Grundlagen auch von Instru­
mentarien, technischen Einrichtungen und
Nahttechniken handelt. Den speziellen
Organkapiteln gehen solche zur Diagnos­
tischen Laparoskopie, Adhäsiolyse, Biop­
sie, Perforationsprozessen, hier auch zum
Bauchtrauma voraus. Dann folgen die Or­
gane: Zwerchfell, Magen, Leber, Gallenchi­
rurgie, Milz, Pankreas, Dünndarm, Appendix,
Kolon, Rektum, Hernien. Traumatologische
Schwerpunkte finden sich eingestreut, vor­
wiegend von Interesse sind diesbezüglich
Diaphragma, Milz (Erhaltung!), der gesamte
Darmbereich. Man möchte sich wünschen,
einer künftigen Auflage ein Übersichts­
kapitel der gynäkologischen Indikationen
und Techniken hinzuzufügen, überschnei­
den sich im Unterbauch doch nicht nur die
fachlichen Zuständigkeiten, sondern auch
die Überraschungsmöglichkeiten. Der vom
Verfasser erkennbar aufgewandten Sorgfalt
entspricht die vom Verlag gewährte lobens­
werte Ausstattung. Dieses Buch empfiehlt
sich „generationenübergreifend“!
J. Probst, Murnau
Viszeralchirurgie
H. Becker, A. Encke, H.-D. Röher (Hrsg.)
2006. 2. Auflage. XIII. 1.204 Seiten
892 Abbildungen
700 farbige Tabellen, gebunden
€ 239,00
ELSEVIER GmbH Spektrum Akademischer Verlag
Urban & Fischer, München
ISBN 3-437-23710-1
Rezensionen
Psychologische Erste Hilfe bei
Extremereignissen am Arbeitsplatz
Eingangs begründen die Herausgeber die
Neuauflage, 9 Jahre nach der Erstausgabe,
mit dem dem Lehr- und Fachtextbuch den
elektronischen Medien gegenüber eigen­
tümlichen Vorzug der abgeklärten, geprüf­
ten, bewährten, somit qualitätsgesicherten
Botschaft, die kurzlebige Modetrends hinter
111
sich lasse. Der Beleg hierfür findet sich in den
vornehmlich zu Therapieempfehlungen und
Methodenwahl evidenzbasierten Grundla­
gen. Darüber hinaus verspricht das 69-köp­
fige Mitarbeiterteam eine Pflege der Aktu­
alität, die ohne dieses bei der gegebenen
Stofffülle nicht geboten werden könnte.
Gleichwohl lassen die 14 Allgemeinkapitel
und die folgenden 35 Kapitel zur speziellen
Viszeralchirurgie ein Gleichmaß der Kon­
zeption erkennen, in welchem Diagnostik,
Operationsindikation, operative Therapie,
Komplikationen das Leitgerüst darstellen.
Die letzteren fassen jeweils zusammen Her­
nienchirurgie, Endokrine Chirurgie, Gastro­
intestinale Chirurgie, Kolorektale Chirurgie,
Hepatobiliäre und Pankreaschirurgie, Trans­
plantationschirurgie, Notfallchirurgie mit
speziellen Abschnitten zum abdominellen
und zum thorakalen Trauma. Es schließen
sich Themen angrenzender Fachgebiete an:
Kinder-, Gefäß-, Thoraxchirurgie, Mamma,
Malignes Melanom und andere Hauttumo­
ren, Weichgewebstumoren und plastische
Rekonstruktionen. Die didaktische Gesamt­
gestaltung stützt sich auf eingehende und
ausführliche Texte, die sich zum einen am
klassischen Prinzip von „Pathologie und
Therapie“ orientieren, der Diskussion ge­
hörigen Raum geben und alle jeweiligen
diagnostischen und therapeutischen tech­
nisch-instrumentellen Hilfsmittel einschlie­
ßen. Zum anderen erklären überwiegend
gezeichnete Abbildungen von herausra­
gender Qualität, daneben Fotos und bild­
gebende Verfahren die morphologischen
und funktionellen Situationen, ggf. auch
als Bildsequenzen, des Weiteren sachdien­
lich angelegte und aussagekräftige Tabellen
und Übersichten. So ist ein sowohl für die
Weiterbildung als auch für den praktischen
Gebrauch geeignetes Lehrbuch entstanden,
dessen Zugriffsmöglichkeiten buchstäblich
auf der Hand liegen. Das sehr differenzierte
Register ist eine zusätzliche willkommene
Hilfe.
Rezensionen
J. Probst, Murnau
112
Krankentransport und Rettungsdienst
Ergänzendes Handbuch der Rechtsvorschriften,
Gebührenregelungen, Rechtsprechung und
organisatorischen Bestimmungen
W. Gerdelmann, H. Korbmann, St. E. Kutter
2006. Loseblattwerk in 3 Ordnern, Grundwerk 5.384 Seiten (Stand 2007),
ca. 5 Ergänzungslieferungen jährlich
€ 148,00/sFr 234,00
Ergänzungslieferung je nach Umfang
ca. € 35,00
Erich Schmidt Verlag, Berlin
ISBN 978-3-503-01549-8 (Grundwerk)
Kranken-/Verletzungstransport und Ret­
tungsdienste sind in Deutschland überwie­
gend auf Ebene der Bundesländer in zahl­
reichen Gesetzen, Verordnungen, Erlassen
oder auch nur in schriftlichen behördlichen
Anordnungen geregelt. Auch örtliche Insti­
tutionen greifen in dieses Regelwerk viel­
fach ein. Nicht immer sind die nicht einheit­
lich geregelten Vorschriften für alle Betei­
ligten übersichtlich, sie liegen in der Regel
auch nicht in ganzem Umfang beim einzel­
nen Dienst vor. Dieses Handbuch vermittelt
trotz, aber auch wegen seines inhaltlichen
Umfanges einen gut gegliederten Über­
blick, der länderweise aufgebaut ist. Ein­
zelne Beiträge gehen weit über die engere
Transport- und Rettungsthematik hinaus.
So findet man z. B. auch das Rettungsassi­
stentengesetz, das Personenbeförderungs­
gesetz, einschlägige Richtlinien der Landes­
ärztekammern, Gebührenregelungen und
Entgelte, die örtlich unterschiedlich verfasst
sind. Ein eigenes Kapitel ist der Rechtspre­
chung im Verfassungs-, Sozial-, Zivil-, Ver­
waltungs- und im Arbeitsrecht gewidmet.
In den Ländergesetzen sind auch die Quer­
beziehungen zu anderen Einsatzeinrich­
tungen (Feuerwehren, Katastrophenschutz
etc.) beschrieben, aus denselben sind auch
Zuständigkeits-, Zuordnungs- und etwaige
Unterstellungsverhältnisse zu entnehmen.
Die Aktualität des Werkes wird durch die
Ergänzungslieferungen gesichert, seit Er­
scheinen des Grundwerkes sind deren zwölf
(zuletzt Lfg. 01/08) herausgegeben worden.
ursache, Alkoholgenuss, zahlreiche Versi­
che­rungsfallgestaltungen (Wege-, Betriebs­
sport-Unfall, selbstgeschaffene Gefahr,
Vor­satz und Straftat, Drogen, Medikamen­
teneinnahme). Ferner finden sich zahl­
reiche Aktualisierungen zu SGB I, IV, VII, IX, X.
(S. auch MuN 46/2002 S. 54 u. 48/2003 S. 70)
J. Probst, Murnau
Bio- und Gentechnik (BGt)
Kommentar zur Biostoffverordnung und zum
Gentechnikgesetz
Begründet von M. Nöthlichs, bearbeitet von
D. Heublein und G. Schubert
Loseblatt-Kommentar
16. Ergänzungslieferung 07/2007
153 Seiten, DIN A 5
€ 49,80 je Lieferung
Erich Schmidt Verlag, Berlin
ISBN 3-503-10513-7
Die 16. Lieferung aktualisiert die Biostoff­
verordnung sowie dazu ergangene Erläu­
terungen, ferner u. a. das Infektionsschutz­
gesetz, die Hintergrundinformationen zum
„Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe“,
die Gentechnik-Sicherheitsverordnung. Des
Weiteren werden einige Technische Re­
geln (TRBA 001 Stand derselben; TRBA 100
Schutzmaßnahmen in Laboratorien; Ar­
beitsschutz bei Influenza) erneuert. (Siehe
auch MuN 53/2006 S. 97 u. 56/2007 S. 71)
J. Probst, Murnau
J. Probst, Murnau
Der Unfallsachbearbeiter
Arbeitsunfälle – Wegeunfälle – Berufskrankheiten
– Versicherungsschutz – Leistungen – Verfahren
J. Nehls, A. R. Platz, W. Römer
3., völlig neu bearbeitete Auflage
Loseblattwerk, Lieferungen 3/04, 1+2/05,
1+2+3/06, 1+2/07. Gesamtwerk 2062 Seiten
DIN A 5, Ordner, Seitenpreis ca. € 0,18
38,80 €, ab 01/06 39,80 €
Ergänzungen bei Bedarf
Erich Schmidt Verlag, Berlin•Bielefeld•München
ISBN 3-503-00226-X
Die insgesamt 8 Lieferungen enthalten eine
breite, die gesamte gesetzliche Unfallversi­
cherung umfassende Palette von Beiträgen,
u. a. zum Versichertenstatus (Ehrenamtli­
che, freiw. Versicherung), Organisation und
Zuständigkeit der UV-Träger, Neugestaltung
der Liste der Berufskrankheiten (Neuropa­
thien durch Lösungsmittel, Bandschei­
ben bedingte Wirbelsäulenerkrankungen,
Lärmschwerhörigkeit, Erkrankungen durch
Asbeststaub, obstruktive Atemwegserkran­
kungen, Hauterkrankungen), Gelegenheits­
Messung von Gefahrstoffen
BGIA-Arbeitsmappe
K. Meffert, H. Blome, D. Reinert
Loseblatt-Ausgabe;
37. u. 38. Lieferung 10/2006 u. 04/2007
112/124 Seiten, DIN A 4
€ 36,80 bzw. € 39,80. Seitenpreis ca. € 0,19
Erich Schmidt Verlag, Berlin
ISBN 3-503-07417-1
Die vom Berufsgenossenschaftlichen Insti­
tut für Arbeitsschutz – BGIA – herausgege­
bene Arbeitsmappe erscheint mit dem
Untertitel „Expositionsermittlung bei che­
mischen und biologischen Einwirkungen“.
Beide Lieferungen enthalten BGIA-Emp­
fehlungen für die Gefährdungsbeurtei­
lung nach der Gefahrstoffverordnung. In
Lieferung 37 werden Messverfahren zur
Bestimmung von aliphatischen Aminen, Bi­
tumendämpfen und -aerobolen, chlorierten
Kohlenwasserstoffen etc., in Lieferung 38
solche zu anorganischen Säuren, amorphen
Mineralfasern u. a. dargestellt.
J. Probst, Murnau
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Datum | Ort
Veranstaltung
Informationen
April 2008
17.–18.4.2008
Hannover
Flaplab der MHH:
Lappenpräparierkurs
Kurssekretariat Frau B. Riebling, Klinik für Plastische
Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover
Tel.: (05 11) 532 88 65, Fax: (05 11) 532 88 90
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp
125. Kongress der Deutschen
Gesellschaft für Chirurgie
MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG
Frau S. Brehm, Neuwiederstr. 9, 90411 Nürnberg
Tel.: (09 11) 393 16 10, Fax : (09 11) 393 16 55
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.chirurgie2008.de/
Symposium Chirurgische Schmerzund Engpass-Syndrome der unteren
Extremität
Wiener Medizinische Akademie, Claudia Schantl
Alser Straße 4, 1090 Wien/Österreich
Tel.: +43 (1) 405 13 83 32, Fax: +43 (1) 4 07 82 74
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.sesu.at
Kinderorthopädischer Kurs I für Pädiater:
Norm und Normvarianten in der
täglichen Praxis: Wann beginnt die
Pathologie? Fuß, Achsen, Rotationen
und Gang.
Conventus Congressmanagement, Frau Karola Mannigel
Markt 8, 07743 Jena
Tel.: (0 36 41) 353 32 65, Fax: (0 36 41)35 33 21
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.li-la.org/
19.–23.5.2008
Montecorice/Italien
7. Intensivkurs Indikationen in der
Kindertraumatologie:
Die besprechungsstabile Indikation.
[email protected] oder unter
http://www.li-la.org/
21.–23.5.2008
Warschau
World Surgical Forum and 43th Congress
of the European Society for Surgical
Research
Department of Surgical Research and Transplantology
Medical Research Centre, Polish Academy of Sciences
5 Pawinskiego Str., 02-106 Warsaw, Poland
Tel.: +48 (22) 608 64 10, Fax: +48 (22) 668 53 34
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.essr2008.pl/
15. Jahrestagung der Deutschen
Vereinigung für Schulter- und Ellen­
bogenchirurgie (DVSE)
Intercongress GmbH, Thomas Miltz
Wilhelmstraße 7, 65185 Wiesbaden
Tel.: (06 11) 977 16 10, Fax: (06 11) 977 16 16
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.schulterkongress2008.de
5. Ravensburger Intensivtransportkurs
nach den Empfehlungen der DIVI
Dr. P. Lessing, Oberschwabenklinik KH St. Elisabeth
Elisabethenstr. 15, 88212 Ravensburg
Tel.: (07 51) 870
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.oberschwabenklinik.de
Medizinische Hochschule
Hannover (MHH)
22.–25.4.2008
Berlin
Messe/ICC
2.–3.5.2008
Klagenfurt/
Österreich
A.ö. Krankenhaus der
Elisabethinen Klagenfurt GmbH
8.–9.5.2008
Göttingen
Sanitätshaus o.r.t.
GmbH & Co. KG
Warsaw Medical University
30.–31.5.2008
Hannover
Herrenhäuser Gärten Hannover
30.5.–1.6.2008
Ravensburg
Oberschwaben­klinik KH
St. Elisabeth, Elisabethenstr. 15
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Veranstaltungen
Mai 2008
113
Datum | Ort
Veranstaltung
Informationen
Juni 2008
1.–4.6.2008
Würzburg
59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie/
3. Joint Meeting mit der Italienischen
Gesellschaft für Neurochirurgie (SINch)
Porstmann Kongresse GmbH, Alte Jakobstr. 77, 10179 Berlin
Tel.: (0 30) 284 49 90, Fax: (0 30) 28 44 99 11
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.dgnc.de/2008/
27. Jahrestagung der DGU-Sektion
Kindertraumatologie: Anspruchsvolle
Verletzungen im Kindesalter.
Conventus Congressmanagement, Frau Karola Mannigel
Markt 8, 07743 Jena
Tel.: (0 36 41) 353 32 65, Fax: (0 36 41) 35 33 21
E-Mail: [email protected] oder unter
http://conventus.de/skt2008/
6.–7.6.2008
Schloss Sondershausen
17. Thüringer Unfallsymposium/
7. Gemeinsames Symposium Thüringer
Unfallchirurgen und Orthopäden
Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH
Dirk Eichelberger, Markt 8, 07743 Jena
Tel.: (0 36 41) 353 32 64, Fax: (0 36 41)353 32 71
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.conventus.de/unfall2008
20.–22.6.2008
München
23. Jahreskongress der GOTS
Intercongress GmbH, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg
Tel.: (07 61) 696 99-0, Fax: (07 61) 696 99-11
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.gots-kongress.org
6th Congress of the International
Federation of Shock Societies (IFSS)/
31st Annual Conference on Shock of
the US Shock Society/
7th International Conference on Complexity in Acute Illness
Prof. Dr. Edmund A. M. Neugebauer, Institute for Research in
Operative Medicine (IFOM), Universität Witten/Herdecke
Ostmerheimer Straße 200, 51109 Köln oder unter
http://www.shock2008-cologne.org/
27. Jahrestagung der Sektion
Kindertraumatologie in der Deutschen
Gesellschaft für Unfallchirurgie
http://www.conventus.de/skt2008
Congress Centrum
Würzburg (CCW)/Maritim Hotel Würzburg
6.–7.6.2008
Mainz
Klinikum der
Johannes-GutenbergUniversität Mainz
Klinikum Groß­hadern, Marchioninistr. 15
28.6.–2.7.2008
Köln
Gürzenich Convention
Centre bzw. „Stiftersaal“ in the WallrafRichartz-Museum &
Fonda­tion Corboud
Juli 2008
6.–7.7.2008
Mainz
Universitäts­klinikum
August 2008
7.–9.8.2008
München
Priv.-Doz. Dr. Matthias Schieker, Experimentelle Chirurgie und
Regenerative Medizin, Klinikum der Universität München
Chirurgische Klinik – Innenstadt, Nußbaumstr. 20, 80336 München
Tel.: (0 89) 51 60 25 11, Fax: (0 89) 51 60 54 82
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.experimed.de (Rubrik Workshop)
Veranstaltungen
Chirurgische Klinik – Innenstadt,
Klinikum der LMU
München
IV. Intensivworkshop Regenerative
Medizin, Mesenchymale Stammzellen,
Tissue Engineering (Kurs der AUC –
Akademie der Unfallchirurgie GmbH)
114
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Datum | Ort
Veranstaltung
Informationen
September 2009
5.–6.9.2008
Oberhof
Konservativ-Technischer Kurs –
Korrektur von Posttraumatischen
Deformitäten
25.–27.9.2008
Interlaken
25. AGA-Kongress der Deutschsprachigen Intercongress GmbH, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg
Tel.: (07 61) 696 99-0, Fax: (07 61) 696 99-11
Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.aga2008.de
Casino Kursaal, Strandbadstr. 44
Conventus Congressmanagement, Frau Karola Mannigel
Markt 8, 07743 Jena
Tel.: (0 36 41) 353 32 65, Fax: (0 36 41) 35 33 21
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.li-la.org/
Oktober 2008
8.–10.10.2008
Heidelberg
Orthopädische Uni­
versitätsklinik
16.–17.10.2008
Ort noch unbekannt
16.–18.10.2008
Köln
Maternushaus
22.–25.10.2008
Berlin
ICC/Messe
46. Jahrestagung der Deutschen
Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie: „Chirurgie
zwischen Kriegsfolgen und Beautykult“
Intercongress GmbH, Karlsruher Str. 3, 79108 Freiburg
Tel.: (07 61) 69 69 90, Fax: (07 61) 696 99 11
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.dgpw2008.de/
Kinderorthopädischer Kurs II für
Pädiater: Norm und Normvarianten in
der täglichen Praxis – Wann beginnt die
Pathologie?
Conventus Congressmanagement, Frau Karola Mannigel
Markt 8, 07743 Jena
Tel.: (0 36 41) 353 32 65, Fax: (0 36 41)35 33 21
E-Mail: [email protected] oder unter
http://www.li-la.org/
7. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung
Frau Ursula Willems, Prof. Dr. Christian Ohmann, Koordinierungszentrum für Klinische Studien
Heinrich-Heine-Universität, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Tel.: (02 11) 811 97 01, Fax: (02 11) 811 97 02
E-Mail: [email protected] bzw.
[email protected] oder unter
http://www.dkvf2008.de/
Deutscher Kongress für Orthopädie
und Unfallchirurgie 2008
„Gemeinsam die Zukunft gestalten“.
(Siehe auch den Beitrag in diesem Heft)
Intercongress GmbH, Wilhelmstr. 7, 65185 Wiesbaden
Tel.: (06 11) 97 71 60, Fax: (06 11) 977 16 16
E-Mail: [email protected]
oder bei den Geschäftsstellen von DGU, DGOOC und BVOU oder unter
http://www.orthopaedie-unfallchirurgie.de
Deutscher Kongress für Orthopädie
und Unfallchirurgie 2009
„Mit Herausforderungen leben“
(Siehe auch den Beitrag in diesem Heft)
Intercongress GmbH, Wilhelmstr. 7, 65185 Wiesbaden
Tel.: (06 11) 97 71 60, Fax: (06 11) 977 16 16
E-Mail: [email protected]
oder bei den Geschäftsstellen von DGU, DGOOC und BVOU oder unter
http://www.orthopaedie-unfallchirurgie.de
(etwa ein Jahr vor dem Kongress)
21.–24.10.2009
Berlin
ICC/Messe
Vorschau auf die nächsten Deutschen Kongresse
für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), ICC Berlin
DKOU 2009: 21.–24.10.2009
DKOU 2010: 27.–30.10.2010
DKOU 2011: 26.–29.10.2011
DKOU 2012: 24.–27.10.2012
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008
Veranstaltungen
Oktober 2009
115
Aktualisierung unserer Mitgliederkartei
der Deutschen Gesellschaft für Unfall­
chirurgie e. V.
Ab sofort finden Sie in jedem Heft der Mitteilungen und Nachrichten der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. nachfolgendes
Formular. Mithilfe dieses Formulars können Sie die Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. über mögliche
Änderungen Ihrer Anschrift unterrichten. Bitte senden Sie dazu Ihre Nachricht an:
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.
Geschäftsstelle Berlin
Luisenstraße 58/59
10117 Berlin
✂
Mitgliederverzeichnis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V.
Mitteilungen an die Geschäftsstelle:
 Meine Eintragung im Mitgliederverzeichnis stimmt.
 Meine Eintragung im Mitgliederverzeichnis stimmt nicht. Sie muss lauten:
Titel, Name
Vorname
Dienstliche Stellung
Arbeitsstelle
Straße, PLZ, Ort
Tel., Fax
E-Mail
Anschrift (privat)
Tel., Fax (privat)
Bitte Maschinenschrift oder Druckbuchstaben
116
DGU Mitteilungen und Nachrichten 57/2008

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