„Durch die Kon- takte kommen auch Menschen zu uns, um hier
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„Durch die Kon- takte kommen auch Menschen zu uns, um hier
„Es gelang, das Engagement der Menschen zu wecken“ Thorsten Klute, ehemaliger Bürgermeister, jetzt NRW-Staatssekretär für Integration anbietet. Auch ganz privat machte Thorsten Klute gute Erfahrungen mit der polnischen Partnerstadt. Denn beim ersten großen Austausch mit Dobczyce – damals war er noch einfaches Ratsmitglied und Vertreter eines Sportvereins – lernte er seine heutige Ehefrau beim Besuch in der neuen Partnerstadt kennen. „Wir haben das mit der Partnerschaft dann sehr wörtlich genommen.“ Neben Spaniern und Polen waren auch schon immer zahlreiche Serben in Versmold vertreten. Daraus entstand 2011 eine weitere Partnerschaft: die mit dem im Norden Serbiens liegenden Kurort Vrdnik, aus dessen Umgebung auch Suezana Cosic (44) kommt. „Meine Eltern kamen in den Siebzigerjahren nach Versmold und holten mich erst nach, als ich schon zehn Jahre alt war. Das war keine einfache Zeit für mich“, erinnert sie sich. „Immer wieder war da der Gedanke, in die Heimat zurückzukehren. Aber dann wurden doch viele Jahre daraus. Ein ganzes Leben.“ Heute wohnt sie mit ihrem ebenfalls aus Serbien stammenden Mann und ihren drei Kindern (12, 17, 18) in Versmold und betreibt gemeinsam mit ihm einen kleinen Baubetrieb. Sie ist auch da, wenn im „Durch die Kontakte kommen auch Menschen zu uns, um hier Arbeit zu finden“ Michael Meyer-Hermann, Bürgermeister Schwerpunkt: Kommunen › change › 4/2014 Rathaus Übersetzungen gemacht werden müssen. Und sie genießt es, dass durch die Partnerstadt plötzlich so viel serbisches Heimatgefühl auch in Versmold wohnt: „Wenn jetzt zu manchen Anlässen am Rathaus die serbische Flagge weht, hat das für mich auch etwas mit Stolz zu tun. Wir haben Gäste aus Serbien beim ersten Austausch bei uns aufgenommen. Und diesen Sommer sind wir Versmolder dann nach Vrdnik gefahren – ein ganzer Bus!“ Besonders schön fand sie es, als Vertreter aller drei Städte gleichzeitig in Versmold waren: „Beim Folklorefest ‚Europa tanzt in Versmold‘ kamen Menschen aus Tui, Vrdnik und Dobczyce. Das war unglaublich toll!“ Das Heimatgefühl stärken Genau wie 20 Jahre zuvor bei Polen gab es auch bei der serbischen Städtepartnerschaft einen wirtschaftlichen Austausch, erklärt Klutes Nachfolger im Bürgermeisteramt, Michael Meyer-Hermann (31): „Auch da war es zuerst eine Delegation von Landwirten, die nach Versmold kamen, um sich die Landwirtschaft anzuschauen.“ Wer in Zukunft aus Serbien nach Versmold komme, der finde dort gleich ein Stück Heimat: „Durch die Kontakte kommen auch weiter Menschen zu uns, um hier Arbeit zu finden. Sie an die Hand zu nehmen und ihnen möglichst gute Startbedingungen zu geben, das ist unser Ansinnen.“ Im Falle der nicht enden wollenden Wirtschaftskrise in Spanien sei das noch viel weiter gegangen: „Da wurden ganz konkret Leute in Versmolder Firmen untergebracht.“ Und die hatten es bestimmt nicht so schwer wie zwei der vier Kinder von Jesus Vieites Oliveira, die zwischenzeitlich wieder in Spanien lebten und durch die Krise das Land, genau wie einst ihre Großeltern, erneut verlassen mussten: „Mein Bruder, der Pilot ist, lebt inzwischen in London – und wurde dort ganz und gar nicht so freundlich empfangen wie die Spanier hier bei uns in Versmold“, erzählt Eva Vieites Fernandez (37), Jesus’ jüngste Tochter. „Und meine älteste Schwester war 15 Jahre lang in Barcelona, ist jetzt aber durch die Wirtschaftskrise auch wieder zurück nach Deutschland gegangen, allerdings aus beruflichen Gründen nach München.“ Umgekehrt müsse man aber auch aufpassen, dass junge Leute in Spanien nicht mit falschen Erwartungen nach Versmold kämen: „Wissen Sie, ich fühle mich spanisch, denke aber deutsch“, sagt Eva und schneidet ein Stück Serrano-Schinken in hauchdünne Scheiben. „Durch die ›› 57