Machbarkeitsstudie Stand Oktober 2012 letzte

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Machbarkeitsstudie Stand Oktober 2012 letzte
MACHBARKEITSSTUDIE
ZU EINEM PILOTPROJEKT
Machbarkeitsstudie zum
Pilotprojekt „Einführung einer
Berufsausbildungsmodalität
nach dem Vorbild
deutschsprachiger Länder für
das Hotelgewerbe in Tunesien“
2011
1
Vorwort
Als ehemaliger Ausbilder für anerkannte Ausbildungsberufe in Deutschland, vor
allem für Hotelberufe, blicke ich auf über zehn Jahre Berufserfahrung mit
Auszubildenden, die nach dem Dualen System ausgebildet wurden, zurück.
In den vergangenen drei Jahren und im Rahmen der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit war ich in Tunesien Mitglied eines bereits
abgeschlossenen Projekts zur Förderung der Nachhaltigkeit einer
unternehmensorientierten Berufsausbildung. In diesem Zusammenhang war
meine Expertise als Hotelbetriebswirt und Ausbilder für das Hotel- und
Gaststättengewerbe bei der staatlichen Agentur für Berufliche Bildung Tunesiens
(Agence Tunisienne de la Formation Professionnelle/ATFP) gefragt.
Vermittelt durch das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM)
und integriert in den nationalen Strukturen der beruflichen Bildung des Landes,
begleitete ich während der Konsolidierungsphase des in Tunesien in den 90er
Jahren entstandenen Ausbildungssystems schulische und betriebliche Ausbilder,
Schuldirektoren und technische Schulkoordinatoren bei deren täglichen Arbeit.
Zur pädagogischen Abteilung der AFTFP pflegte ich regen Kontakt sowie auch
zu Hoteliers und Mitgliedern des Branchenverbands der Hoteliers (FTH).
Heute, wo das unterstützende Projekt seitens der Deutschen
Entwicklungszusammenarbeit abgeschlossen wurde und das Bildungssystem in
die sog. Ausbauphase übergegangen ist, stehe ich den gastronomischen
Ausbildungszentren der ATFP weiterhin überwiegend beratend zur Seite und
unterhalte die Kontakte zu allen Beteiligten der betrieblichen Berufsausbildung.
Die Ausbildung für Hotelberufe in Tunesien steckt aber trotz vieler Bemühungen
in einer schweren Krise. Ergebnisse aus Umfragen, die von Reiseveranstaltern
regelmäßig durchgeführt werden, lassen darauf schließen. Sinkende
Besucherzahlen, vor allem wiederkehrender Besucher, verdeutlichen dies. Die
Qualität der Ausbildung genügt nicht, um dem internationalen Wettbewerb
standzuhalten. Die Ursachen sind vielfältig, aber nicht unüberwindbar. Eine
sofortige Kehrtwende bei der Organisation der beruflichen Ausbildung und eine
klarere Ausrichtung am deutschen Modell wären aber dafür dringend notwendig.
Mit dieser Machbarkeitsstudie soll festgestellt werden, ob und wie ein solches
Vorhaben durchgeführt werden könnte, welche Schwierigkeiten dabei zu
überwinden sind, aber auch, welche Chancen und Risiken mit einer solchen
Umstrukturierung verbunden sein könnten.
Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Einleitung
1-4
2. Beschreibung/ Vergleich/ Bewertung (der beruflichen Bildung für Hotelberufe)
2.1 Gesetzliche Zuständigkeit
4
2.1.1 Das Gesetz „loi n° 2008-10“
4
2.2 Die Traeger der Aus- und Fortbildung (Lernortbereiche)
4-5
2.3 Begründung der Ausbildungsverhältnisse
5
2.4 Inhaltliche Regelung der Ausbildung
5-6
2.5 Qualifizierungsniveaus
6-7
2.6 Die Modalitäten der Erstausbildung im Hotelgewerbe
7
2.6.1 Alternance
7
2.6.2 Apprentissage
7-8
2.7 Lehrende
8-9
2.8 Zusammenfassung
10
3. Vorstellung projektrelevanter Institutionen und Zuständigkeiten
3.1 Ministerium für Berufliche Bildung und Arbeit (MFPE)
10 - 11
3.2 Ministerium für Tourismus (ONTT)
11
3.3 Abgeordnetenkammer (Chambre des Députés/ des Conseillers)
11 - 12
3.4 Agentur für Berufliche Bildung (ATFP)
12
3.5 Centrum fuer die Ausbildung der Ausbilder (CENAFFIF)
13
3.6 Branchenverband der Hoteliers (FTH)
13
4. Auftragsklärung
4.1 Anlass des Vorhabens
14
4.2 Vorgeschichte der aktuellen Situation
15 - 17
4.3 Bevorstehende Änderungen bei Realisierung des Pilotprojekts
17 - 18
4.4 Äußere Bedingungen
19
4.5 Ziele des Vorhabens
19 - 20
4.6 Zusammenfassung
20 - 21
5. Vorstudie zur Machbarkeitsstudie
5.1 Strategische Notwendigkeit der Machbarkeitsstudie
21 - 22
5.2 Die Situation der Ausbildungszentren
22
5.3 Die Situation der Ausbildungsbetriebe
23 - 24
5.4 Ressourcen/ Zeitrahmen/ Kosten
24
6. Projektplanung
6.1 Arbeitspakete
24
6.2 Termine
24 - 25
6.3 Ressourcen- und Kosten
25
6.4 Risiken
25
6.5 Projektergebnis
25 - 27
7. Ausblick
7.1 Die Zukunft des tunesischen Tourismus
28
7.2 Die Chancen des tunesischen Tourismus durch die neue Struktur
28
8. Anhang Planungsinstrumente
8.1 Projektstrukturplan
1-2
8.1.1 Tabellarische Form
1
8.1.2 Organigramm-Form
2
8.2 Vorgangsliste
3
8.3 Terminplanung
4
8.4 Kostenplanung
5
8.5 Risikomanagement
6
8.5.1 Risikodiagramm
6
8.5.2 Risikotabelle
6
9. Anhang
9.1 Tabellenverzeichnis
1
9.2 Literaturverzeichnis
1-2
9.3 Abkürzungsverzeichnis
3
9.4 Fremdsprachliche Begriffe
4
9.5 Aktionsplaene FTH und CENAFFIF
5 -7
9.5.1 Aktionsplan CENAFFIF
5
9.5.2 Aktionsplan FTH
6-7
Einleitung
Das Duale System der beruflichen Bildung im deutschsprachigen Raum ist ein
weltweit bekanntes und begehrtes Ausbildungsmodell für zukünftige Facharbeiter
der unterschiedlichsten Branchen. Es befähigt die Absolventen, eine qualifizierte
Beschäftigung aufzunehmen, und sichert gleichzeitig den Fachkräftebedarf der
Zukunft. Es trägt damit entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit eines Landes, bzw.
eines Wirtschaftsraumes bei. Das System ist gekennzeichnet durch die Aufteilung
der Ausbildung auf unterschiedliche Lernorte, die sich in der Trägerschaft einer
staatlichen beruflichen Bildungseinrichtung und einem qualifizierten
Ausbildungsbetrieb der freien Wirtschaft oder des öffentlichen Diensts befinden. Es
können bei Bedarf auch überbetriebliche Lerneinrichtungen genutzt werden. Die
öffentlichen beruflichen Bildungseinrichtungen (Berufsschulen) übernehmen dabei
die fachtheoretischen und allgemeinbildenden Inhalte. Sie bieten somit vor allem
Unterricht in Fächern mit konkretem beruflichem Bezug.
Obwohl sich das Duale System der beruflichen Bildung in Deutschland, Österreich
und der Schweiz, in deren sich sehr ähnelnden Form, erwiesenermaßen bewährt
hat, ist es so in keinem anderen Staat anzutreffen. Dies ist u.a. auf die Geschichte
der technischen Qualifikationsbedürfnisse, die Entwicklung der Berufsstände sowie
auf die politischen Entscheidungen der einzelnen Staaten zurückzuführen.
Heute versuchen immer mehr Länder, diese größte Qualifizierungsmaschinerie
deutschsprachiger Länder für Facharbeiter zu kopieren und bei sich einzuführen.
Aber im Szenario einer erfolgreichen Implementierung und dauerhaften Erhaltung
eines solchen Systems spielen staatliche und nicht-staatliche Akteure
verschiedener Ebenen kompensierende Rollen. Nur so kann sichergestellt werden,
dass unverzüglich nach einer beruflichen Ausbildung Fachkräfte in die Arbeitswelt
integriert werden können und auch integriert werden.
Investitionen seitens Unternehmen wirtschaftsstarker Nationen in Tunesien, einem
Land mit niedrigem bis mittlerem Lohnniveau, aber auch die eigenen nationalen
Vorhaben und Privatinvestitionen ließen dort den Bedarf an qualifizierten Kräften
steigen. In früheren Zeiten auch in der tunesischen Tourismusindustrie. So kam es,
dass die Regierung dieses aufstrebenden Landes in der Vergangenheit den
Versuch unternahm, die Nachfrage nach Fachpersonal durch die Implementierung
eines eigenen Modells der beruflichen Bildung zu befriedigen und zugleich den
zukünftigen Fachkräftebedarf zu sichern. Hierbei orientierten sie sich zunächst an
dem überwiegend verschulten französischen System, später an dem deutsche
1
System mit seinem großen Anteil an betrieblicher Ausbildung und zuletzt an dem
komplexen und umstrittenen Modell „Approche par compétences“, das aus Kanada
importiert wurde.
Nach dem Attentat von Djerba im Jahr 2002 brach der tunesische Tourismus stark
ein. Kurz darauf, im Mai 2003, wurde ein deutsch-tunesisches Projekt ins Leben
gerufen, das die in Tunesien bereits teilweise eingeführte betriebliche Ausbildung
nachhaltig fördern sollte (pérennisation de la formation avec l’entreprise). Es gab
offensichtlich immer wieder Bestrebungen, die Tourismusindustrie u.a. auch über
die berufliche Bildung zu fördern. Vor dem Hintergrund der unplanmäßigen
Verschmelzung verschiedener Ausbildungsmodelle unterschiedlicher Länder ist es
jedoch zwischenzeitlich zu einer sich widersprechenden Vorgehensweise bei der
Ausbildung für Hotelberufe gekommen.
Im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden immer wieder
bilaterale Projekte geplant und durchgeführt, die bei der Gründungs-,
Konsolidierungs- und Ausbauphase von nationalen Bildungssystemen
unterstützend und parallel abgewickelt werden. Aber leider, so wie in Tunesien,
nicht immer mit dem erwarteten Erfolg. Trotz immer wieder leicht ansteigender
Besucherzahlen nach touristischen Tiefs kann davon ausgegangen werden, dass
sich Tunesien bis zu einer Erneuerung seines touristischen Angebots in der
Niedergangsphase des Lebenszyklusmodells von Touristendestinationen befindet.
Die zeitweise angestiegenen Besucherzahlen sind in den letzten Jahren nur durch
drastischen Preisverfall erzielt worden, der vor allem Gäste mit schwacher Kaufkraft
angezogen hat und die Leistungen qualitativ so sinken ließ, dass sich viele
Hotelbetriebe nicht mehr als Ausbildungsort eignen. Dies hat einen
selbstzerstörerischen Prozess ins Rollen gebracht, der nur unter größten
Anstrengungen aufgehalten werden könnte.
Der Ausweg aus dieser Krise ist - neben der Erneuerung des touristischen
Angebots - die Reformierung der beruflichen Bildung der entsprechenden Berufe
als Teil eines systemischen Reformansatzes. Dies beinhaltet die Trennung der
Umsetzung der operationellen Aufgaben der beruflichen Bildung von der politischen
Ebene und die Übertragung dieser Verantwortung auf die Ausbildungsbetriebe.
Eine der grundlegenden Voraussetzungen, um ein solches Projekt erfolgreich
umzusetzen, ist die Anpassung der entsprechenden Gesetze an die Projektziele.
Um jedoch die gewünschten Änderungen herbeizuführen und die Effekte einer
2
echten Reform in ihrer Gesamtheit wirken zu lassen, sind eine Reihe von
relevanten Institutionen und Interessensgruppen angesprochen.
Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass unter dem Aspekt der
Jahrhunderte zurückreichenden Geschichte der beruflichen Bildung im
deutschsprachigen Raum sowie der gesellschaftlichen Entwicklung und bisheriger
Regierungs-Qualität Tunesiens nur im Zusammenhang einer umfassenden
Darstellung der genannten Punkte, d. h. unter Einschluss der gesamten
schulischen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Landes, exakt erklärt
werden kann, welche Faktoren einer erfolgreichen Einführung eines solchen
Bildungsmodells im Wege stehen könnten und warum das aktuelle Bildungssystem
für das Hotel- und Gaststättengewerbe für gescheitert erklärt werden kann. Dies ist
aber im Rahmen dieser Machbarkeitsstudie nicht durchführbar und auch nicht
zielführend. Deshalb beschränken sich die Ausführungen im Hauptteil dieser
Machbarkeitsstudie, anknüpfend an die Einschätzungen* des deutsch-tunesischen
Projekts von 2003, auf die Untersuchung der Realisierungsmöglichkeiten dieses
damals noch fernen Ziels. Dazu gehört einerseits die Untersuchung der aktuellen
Regelungen für berufliche Bildung samt deren Effekte und andererseits die Analyse
der Institutionen, deren Beiträge zur erfolgreichen Umsetzung von Bedeutung
sind. Dabei sind die Überprüfung der Handlungsfähigkeit dieser Institutionen sowie
die Beschreibung der notwendigen Maßnahmen, die durch diese für die Anpassung
an neue Strukturen getroffen werden müssten, von zentraler Bedeutung. Die
Ergebnisse dieser Arbeit sollen ferner die Botschaft transportieren, dass die Ziele
und Ergebnisse des Projekts nicht nur auf die technische Umsetzung reduziert
werden dürfen, sondern dass es die Umsetzung der Ziele auch erlauben würde, zu
dem tieferen vorherrschenden Problem des zentralistisch-hierarchischen
Organisationsdenkens über die Veränderungseffekte zu grundlegenden
Erfahrungen zu kommen, die im Laufe der Zeit durch Reflektion zu einer
deutlichen Entwicklung des Bildungssystems führen könnten.
* im Operationsplan 2003-2005 des deutsch-tunesischen Projekts pérennisation de la
formation avec l’entreprise wurde eingeschätzt, dass die zwei Modalitäten der tunesischen
Berufsausbildung die Tendenz haben, zu einer betrieblichen Berufsausbildung
zusammenzulaufen.
3
Nach einer Beschreibung des tunesischen Bildungssystems und Vorstellung
relevanter Institutionen werde ich die Projekt-Auftragsklärung eingehend darstellen.
Eine sich an die Auftragsklärung anschließende Untersuchung soll die
Durchführbarkeit dieser Machbarkeitsstudie sicherstellen.
Die Beschreibung der Arbeitspakete sowie die Zuordnung der dafür
verantwortlichen Personen gehen einer ausführlichen Planung und Darstellung der
Durchführung vor.
2. Berufliche Bildung in Tunesien
2.1 Gesetzliche Zuständigkeit
Die gesetzlichen sowie die administrativen Zuständigkeiten obliegen einzig und
allein dem Staat, vertreten durch das Ministerium für berufliche Bildung und Arbeit
sowie durch die für das Berufsbild zuständigen Fachministerien. Die operationellen
Aufgaben der beruflichen Bildung werden von der Planung über ihre Durchführung
bis hin zu den Lernerfolgskontrollen, Abschlussprüfungen und Zertifizierungen von
regierungspolitischer Ebene umgesetzt. Bis auf den Teil der sog. betrieblichen
Ausbildung, delegiert der Staat keine weiteren Aufgaben auf andere potenziell
Zuständige der gewerblichen Wirtschaft, wie beispielsweise die Handwerks-,
Industrie- oder Handelskammern.
2.1.1 Das Gesetz „loi n° 2008-10“
Vergleichbar mit dem deutschen Berufsbildungsgesetz (BBIG) stellt das Gesetz
„loi Nr. 2008-10 vom 11. Februar 2008 relative à la formation professionnelle“ die
wichtigste rechtliche Grundlage für die Berufsausbildung dar. Der Geltungsbereich
ist die berufliche Aus- und Fortbildung. Es beinhaltet kaum arbeitsrechtliche
Komponenten, sondern reguliert vielmehr die Ausbildungszyklen, die
Ausbildungsmodalitäten, die Berufsbezeichnungen, die
Zulassungsvoraussetzungen und die Träger der Aus- und Fortbildung samt den
Vertragsbeziehungen zwischen den Beteiligten.
2.2 die Träger der Aus- und Fortbildung (Lernortbereiche)
sind staatlich geführte oder staatlich genehmigte private berufliche Bildungsstätten,
Ausbildungsbetriebe der freien Wirtschaft oder Ausbildungsstätten der
Unternehmen der freien Wirtschaft mit eigenen genehmigten schulischen
Bildungsstätten.
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Ein wesentlicher Unterschied zu deutschem Recht ist, dass es in Tunesien auch
privaten Gesellschaften, Kollektiven, Fachministerien, etc. ausdrücklich gestattet
ist, berufliche schulische Bildungsstätten zu gründen und zu führen, die zu einem
staatlich anerkannten Berufsabschluss führen. Die Qualifizierung durch private
betriebliche Bildungsträger mit schulischen Ausbildungsstätten ist im Hotel- und
Gaststättengewerbe jedoch kaum bekannt.
2.3 Begründung der Ausbildungsverhältnisse
Die rechtliche Grundlage, auf der die Ausbildungsverhältnisse beruhen, ist, wie in
Deutschland, der Ausbildungsvertrag. Bis auf die Ausnahme im Ausbildungsmodell
„Apprentissage“, ein Modell mit relativ geringer Bedeutung, auf das ich aus
gegebenem Anlass später noch näher eingehen werde, wird aber der
Ausbildungsvertrag nicht etwa nach Privatrecht zwischen dem Ausbildenden und
dem Auszubildenden oder dessen gesetzlichem Vertreter, sondern zwischen den
Berufsschulen und den Ausbildenden geschlossen. Die Verträge sind faktisch
öffentlich-rechtliche Verträge. Die Auszubildenden selbst gehen somit keinen
verbindlichen Vertrag ein. Diese Entbindung der Azubis aus der vertraglichen
Verantwortung führt zu massiven Problemen bei deren Präsenz während der sog.
betrieblichen Ausbildungsphasen. Abbrüche und häufige Wechsel in andere als die
vorgesehenen Betriebe sind an der Tagesordnung. Teilweise werden die
betrieblichen Ausbildungsphasen gar nicht absolviert und nur auf dem Papier
bescheinigt.
Aussagen zum Vertragsverhältnis bei der Ausbildung in Betrieben, die zugleich
eigene schulische Ausbildungsstätten betreiben, sind im Gesetz nicht zu finden.
2.4 Inhaltliche Regelung der Ausbildung
Durch erlassenen Rechtsakt (décret 2004-512 du prémier mars 2004) verpflichtet
der Gesetzgeber alle berufsbildenden Institutionen zur Anwendung der offiziellen
Lehrpläne, die nach bestimmten Maßgaben und Regelungen durch das Ministerium
für berufliche Bildung und Arbeit (MFPE) und das zuständigen Fachministerium -im
Falle des Hotel und Gaststättengewerbes das Ministerium für Tourismus (ONTT) genehmigt werden. Für die Entwicklung der Curricula ist das Centre National de
Formation de Formateur et d’Ingénierie de Formation/ CENAFFIF
(Ministerialbehörde für Lehrerausbildung und Bildungskonzeption) zuständig. Diese
Behörde unterliegt dem MFPE. Die offiziellen Lehrpläne entsprechen in etwa der
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deutschen Ausbildungsordnung (AusbV) nach § 25 BBIG, wobei im Hotel- und
Gaststättengewerbe hinsichtlich des Gegenstandes der Ausbildung
(Mindestfertigkeiten und -kenntnisse) in allen Lehrplänen aller Ausbildungszyklen
nur unzureichende Aussagen zu finden sind. Dies hat aus fachlicher Sicht sehr
negative Auswirkungen auf die Qualität der Ausbildung, denn in Abhängigkeit des
Ausbilders wird sowohl der praktische als auch der fachtheoretische Unterricht
i.d.R. ohne Unterrichtsplanung vom Repertoire/ Fachwissen des Lehrenden
geprägt. Dies wirkt sich auch negativ auf die im folgenden Punkt beschriebenen
Qualifizierungsniveaus aus.
2.5 Qualifizierungsniveaus (cycles de cursus de la formation initiale)
Resultierend aus einem Dekret für die nationale Klassifizierung von Arbeitsstellen
(Décret n° 94-1397 du 20 juin 1994, fixant la classification nationale des emplois),
in dem eine Einstufung von Arbeitsstellen und deren entsprechende Bedürfnisse an
Vorbildung vorgenommen wird, schreibt tunesisches Recht in Bezug auf die
berufliche Qualifizierung sehr explizit vor, dass in Abhängigkeit der Vorbildung der
Schulabgänger drei unterschiedliche „Ausbildungszyklen“ mit je eigener
Berufsbezeichnung zu durchlaufen sind. Das bedeutet, dass innerhalb einer zu
erlernenden Disziplin in drei verschiedene Niveaus kanalisiert wird. So heißen
beispielsweise die Ausbildungsgänge für den Beruf „Koch“ für Schulabgänger, die
das neunte Schuljahr, das elfte oder das Abitur abgeschlossen haben, respektive:
a) „cycle de certificat d’aptitude professionnelle/ CAP“ (Ausbildungsgang mit dem
Abschluss „Zertifikat für berufliche Befähigung in der Küche“)
b) „cycle de brevet de technicien professionnel/ BTP“ (Ausbildungsgang mit dem
Abschluss „Professioneller Küchentechniker“) und
c) „cycle de brevet de technicien supérieure/ BTS“ (Ausbildungsgang mit dem
Abschluss „Gehobener Techniker für die Küche“).
Diese Regelung ist für alle Berufe verbindlich. Somit gibt es für alle Berufsgruppen
die Bezeichnungen CAP, BTP und BTS.
In dem Versuch, durch frühestmögliche Klassifizierung der beruflichen Abschlüsse
von vornherein den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden, steckt ein
hohes Maß an Unverständnis der Branche.
Bedenkt man noch, dass im Sektor des Hotel- und Gaststättengewerbes aus
fachlicher Sicht faktisch keine Rahmenlehrpläne existieren, drängt sich die Frage
6
auf, worin sich die fachliche Ausbildung der verschiedenen Qualifizierungsniveaus
überhaupt unterscheidet.
2.6 Die Modalitäten der beruflichen Erstausbildung
Hierrunter versteht man die Unterscheidung von zweierlei Ausbildungsmodellen
hinsichtlich der Intensität des schulischen bzw. des betrieblichen Anteils, des
Abwechslungsrhythmus zwischen Schule und Betrieb und der rechtlichen
Vereinbarung, die das Ausbildungsverhältnis begründet.
Es wird unterschieden zwischen:
2.6.1 Alternance (Abwechslung)
wird auf Grundlage eines de facto öffentlich-rechtlichen Vertrags zwischen der
Berufsschule und dem Ausbildungsbetrieb durchgeführt. Die Ausbildungsdauer
beträgt zwei Jahre und gliedert sich in sechs Blöcke zu ca. 15 Wochen, die
abwechselnd in der Berufsschule und dem Ausbildungsbetrieb absolviert werden.
Die schulischen Ausbildungsperioden umfassen sowohl praktischen als auch
theoretischen Unterricht, der auch allgemeinbildende Fächer und Fremdsprachen
beinhaltet. Der fachpraktische Unterricht umfasst ca. zwei Drittel der
Unterrichtszeiten. Genau an diesem Punkt drängen sich weitere Probleme auf, die
den mangelnden Fachinhalten der Lehrpläne zuzuschreiben sind. Obwohl der
fachpraktische Unterricht zu einem großen Teil dazu genutzt wird, die Verpflegung
des gesamten Schulpersonals sowie der angegliederten Schülerinternate
sicherzustellen, und es aufgrund von typischen Essgewohnheiten, Zeitdruck und
niedrigen Verpflegungsbudgets meist zu einer einseitigen Vermittlung von
Fertigkeiten und Kenntnissen kommt, ist diese Art und Weise der Hinführung zum
Beruf dennoch legitimiert, da die offiziellen Lehrpläne diesen
Interpretationsspielraum zulassen. Erstrebenswert wäre hier die Erhöhung der
Anteile betrieblicher Ausbildung durch Umkehrung der Ausbildungsverantwortung
auf die Partnerbetriebe des Dualen Systems und die Einführung verbindlicher
Fachlehrpläne.
2.6.2 Apprentissage
Bei dieser Variante wird das Ausbildungsverhältnis durch einen privatrechtlichen
Vertrag zwischen dem Ausbildenden und dem Auszubildenden oder dessen
gesetzlichem Vertreter begründet. Die Ausbildung findet, unter Vorbehalt einer
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zeitlich verhältnismäßig geringen schulischen Ausbildung, in den Betrieben der
freien Wirtschaft statt. Die regelmäßige Ausbildungsdauer beträgt zwei Jahre.
Die Altersgrenze liegt bei dieser Modalität bei 20 Jahren. Auffällig sind bei diesem
Ausbildungsmodell die Ähnlichkeiten mit dem so erfolgreichen Modell
deutschsprachiger Länder. Beide sind wenig verschult, die Auszubildenden sind
Betriebsangehörige und obliegen der Fürsorge des Unternehmens. Dies begründet
sich durch den privatrechtlichen Ausbildungsvertrag, der auch arbeitsrechtliche
Komponenten beinhaltet. Aufgrund der einfachen Zulassungsvoraussetzungen
(abgeschlossene neunte Klasse), dem starken praktischen Bezug und der
Betitelung de Berufsbezeichnung (CAP) wird dieser in Tunesien aber stigmatisiert.
Und Obwohl die Durchlässigkeit des Bildungssystem den Erwerb der nächst
höherer Qualifizierung ermöglicht, bleibt das Modell Apprentissage dennoch
unattraktiv, da die curricularen Inhalte der höher angesiedelten Zyklen (BTP, BTS)
keine bessere fachliche Ausbildung garantieren und somit für den CAPAbsolventen eine zeitaufwändige Wiederholung der fachlichen Ausbildung
darstellen würde. Trotz der Stigmatisierung hat aber die Modalität Apprentissage
die entscheidenden Vorteile, die sich unmittelbar aus dem Abhängigkeitsverhältnis
zwischen dem Ausbildenden und dem Azubi ergeben, nämlich die Übernahme der
Verantwortung für die inhaltlich und organisatorisch geregelte Ausbildung durch
den Ausbildenden und die Einbindung der Auszubildenden in die Vertragspflichten
eines Berufsausbildungsvertrags. Der höhere betriebliche Ausbildungsanteil ist ein
weiteres Plus.
2.7 Lehrende
Das pädagogische Personal besteht aus zweierlei Ausbilderstatus, den des
Formateur (Ausbilder) und den des Conseiller d’apprentissage (Fachberater für
Ausbildung). Diese sichern laut Gesetz die Ausbildung und die Betreuung in beiden
Lernorten, in den Berufsschulen und in den Ausbildungsbetrieben, wobei sich
Tutoren aus den Reihen des Personals der Ausbildungsbetriebe an der Ausbildung
und Betreuen der Auszubildenden beteiligen. Fachausbilder und Fachberater sind
im Sektor der Hotelerie in den meisten Fällen gehobene Fachkräfte aus dem
jeweiligen Beruf. Sie verfügen über das brevet de technicien supérieur (BTP) und
haben zusätzlich eine dreimonatige pädagogische Grundbildung durchlaufen.
Betriebliche Tutoren sind in der Regel gewerbliche Arbeiter und ausgebildete
Fachkräfte. Während die Formateurs ausschließlich in der Berufsschule
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unterrichtend tätig sind, haben die Conseillers d’apprentissage neben der
theoretischen Unterrichtung und praktischen Unterweisung in der Berufsschule
auch die Verantwortung für die Sicherung der Ausbildung im Betrieb. Das heißt,
dass diese die Ausbildungsbetriebe regelmäßig besuchen müssen, um den
Ausbildungsstand der Azubis zu überprüfen und gegebenenfalls mit den
betrieblichen Tutoren die Ausbildungsinhalte zu beraten.
Der Gesetzgeber versucht mit diesen Regularien, die betriebliche Ausbildung
qualitativ zu sichern, vergisst aber dabei den beruflichen Bildungseinrichtungen und
den Ausbildungsbetrieben Durchführungskonzepte mitzuliefern. Zum einen
existieren weder betriebliche Rahmenausbildungslehrpläne noch betriebliche
Ausbilder, zum anderen sehen sich die Conseillers d‘apprentissage vor einer Schar
von Ausbildungsbetrieben, die schon aus logistischen und materiellen Gründen in
den meisten Fällen nicht persönlich kontaktiert werden können. Ziel sollte es hier
sein, die schulischen Ausbilder von der betrieblichen Ausbildung abzukoppeln und
sie verstärkt auf ihren Erziehungsauftrag in den Schulen vorzubereiten.
Folgende Tabelle soll im Überblick noch einmal die Rahmenbedingungen und
Akteure der beruflichen Bildung sowohl in Tunesien als auch in Deutschland
aufzeigen.
Abb. 1
Vergleich Duale Systeme der beruflichen Bildung Deutschland/ Tunesien (Hotelberufe)
Schulisch
Deutschland
Betrieblich
Deutschland
Schulisch Tunesien
Betrieblich Tunesien
Sphäre
öffentlich
öffentlich/ privat
privatwirtschaftlich
privatwirtschaftlich
Gesetzliche Zuständigkeit
Bundesländer
Staat
Bund
Staat
Gesetzliche Regelung
Schulgesetze
Gesetz zur beruflichen
Bildung
Berufsbildungsgesetz
Gesetz zur beruflichen
Bildung
Lernort
Schulen
Schulen
Betriebe/ Produktion
Betriebe/ Produktion
Grundlage
Schulpflicht
Gesetz zur beruflichen
Bildung
Privatrechtliche
Ausbildungsverträge
öffentlich-rechtliche/
privatrechtliche
Ausbildungsverträge
Inhaltliche Regelung
Lehrpläne
faktisch keine
Ausbildungsordnung
keine
Adressaten
Schüler
Auszubildende
Auszubildende
Auszubildende
Lehrende
Lehrer
Ausbilder
Ausbilder
keine
Ausbildungsaufsicht
Bundesländer
Ministerien
Kammern (IHK)
Schulen
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2.8 Zusammenfassung
Das tunesische System für die berufliche Bildung der Hotelberufe ist differenziert
ausgeprägt und verfügt trägerbedingt in vielen Fällen über die notwendigen
Sachmittel, um eine qualifizierte berufliche Bildung durchzuführen. Über zehn
staatliche, spezifische (sektorielle) Fachschulen für gastronomische Berufe sowie
verschiedene kulinarische Plattformen in polyvalenten Ausbildungszentren sind auf
das nationale Gebiet verteilt. Dem zur Seite stehen über 900 Hotels nationaler und
internationaler Hotelketten, die größtenteils als Ausbildungsbetriebe geeignet sind.
Das System ist staatlich-zentral geführt. Die Ausbildung wird vom Staat geplant,
ausgeführt und kontrolliert. Die Gesamtverantwortung ist einseitig.
Das schlechte Abschneiden Tunesiens bei Beurteilungen durch Besucher und
Reiseveranstalter ist direkt dem Unvermögen des Dienstleistungspersonals
zuzuschreiben, und die Ursache ist deshalb direkt bei der beruflichen Bildung zu
suchen. In Reiseberichten, E-Foren, Hotelreklamationsbüchern und letztendlich in
den Auswertungen der Reiseveranstalter wird vernichtende Kritik an der
Destination geübt.
Die Ursachen sind nicht monokausal, denn der tunesische Fremdenverkehr
befindet sich in einem Teufelskreis, zu dem auch Investoren und Reiseveranstalter
in erheblichem Maße beigetragen haben. Es fällt oft schwer zu bestimmen was
Ursache und was Wirkung ist.
Die Rahmenbedingungen des beruflichen Bildungssystems müssen verändert
werden, um aus diesem Zirkel auszubrechen. Die bürokratischen Hürden, die sich
dahinter verbergen, sind mit dem entsprechenden politischen Willen ohne große
personelle oder finanzielle Anstrengungen überwindbar. Der Fokus sollte sich dabei
vor allem auf die Dezentralisierung und Abkoppelung der Verantwortlichkeiten
richten sowie auf die Festschreibung konkreter fachlicher und
allgemeinverbindlicher Ausbildungsinhalte.
3. Projektrelevante Institutionen
3.1 Ministerium für berufliche Bildung und Arbeit (MFPE)
Aufgrund von Umstrukturierungen in diversen Ministerien wurden vor kurzem alle
Belange der beruflichen Bildung vom Ex-Ministerium für Erziehung und berufliche
Bildung auf das neue Ministerium für berufliche Bildung und Arbeit übertragen. Das
neue Ministerium ist im Rahmen der allgemeinen Staatspolitik damit beauftragt,
Grundsatzentscheidungen zu treffen, angestrebte Ziele zu definieren und die
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strategische Ausrichtung festzulegen. Es ist in diesem Zusammenhang damit
beauftragt, Pläne und Programme zu erarbeiten, diese in Kraft zu setzen und die
Resultate zu evaluieren. Im Zusammenhang mit Gesetzesergänzungen zur
Diversifizierung der Verantwortung für die inhaltlich und organisatorisch geregelte
Ausbildung obliegt es dem Minister bzw. den Ministerialbeamten, einen
entsprechenden Gesetzesentwurf zu verfassen.
3.2 Ministerium für Tourismus (vertreten durch ONTT)
Als zuständiges Fachministerium für das Hotel- und Gaststättengewerbe nimmt die
ONTT eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des angestrebten Projekts ein.
Bereits in den 60er Jahren, als der tunesische Tourismus in den Anfängen stand,
gründete es im Rahmen eines deutsch-tunesischen Projekts eine renommierte
Hotelfachschule in Bizerte. Heute ist das Ministerium der führende
Ausbildungsträger für die Berufe der Touristik sowie der Gastronomie und unterhält
landesweit acht berufliche Fachzentren.
Durch Präsidentenerlass wurde diesem Ressort im Jahre 2005 schließlich die
Verantwortung übertragen, Vorschläge für Fachlehrpläne, die ihr Ressort betreffen,
zu überprüfen und zu genehmigen.
Auch bei diesem Ministerium könnte im Zusammenhang mit der Anpassung des
Gesetzes zur beruflichen Bildung an die Projektziele ein Gesetzesentwurf verfasst
werden. Eine entsprechende Kooperation mit dem Ministerium für berufliche
Bildung und Arbeit ist ebenso denkbar. Was jedoch die dringend benötigten
Fachlehrpläne betrifft, so hängen die Projektziele von beiden Ministerien ab. Des
weiteren müssten sich die Organisationsstrukturen dieser Behörde dem Pilotprojekt
dahingehend anpassen, dass Strukturen zur Aufsicht der Ausbildung nach der
neuen Modalität geschaffen werden.
3.3 Abgeordnetenkammer (Chambre des Députés/ des Conseillers)
Bis zur teilweisen Abtretung ihrer Kompetenzen - bedingt durch die politischen
Ereignisse - übte die Abgeordnetenkammer als legislatives Organ der tunesischen
Verfassung die Gesetzgebungsmacht aus. Sie verabschiedete Gesetze und war
befugt, inhaltliche Verordnungsermächtigungen an die Regierung zu erteilen. Sie
gilt auch in der Zukunft weiterhin als maßgeblich beim Zustandekommen von
Gesetzen. Seit dem Ministererlass vom 26. Februar 2003 verfügte die
Abgeordnetenkammer über einen ständigen Ausschuss für die Koordination der
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beruflichen Bildung (comission permanente pour la coordination de la formation
professionnelle). Dieser bereitete u.a. die ihm zugetragenen Parlamentsarbeiten in
allen Zusammensetzungen vor und gab Empfehlungen zu Vorschlägen oder
Dossiers, die dem Parlament zur Begutachtung oder Entscheidung übermittelt
wurden. Anträge auf Genehmigung von Lehrplänen und Gesetzesvorlagen zu
Ergänzungen des Berufsbildungsgesetzes fielen ebenso darunter. Es bildete somit
das Nadelöhr, durch das Vorschläge der Ministerien für Tourismus und für
berufliche Bildung und Arbeit geschleust werden mussten. Heute, wo die
Abgeordnetenkammer zu einer vorübergehenden Verfassungsbildenden Kammer
umgestaltet worden ist, stellt sich die Frage, ob dieser ständige Ausschuss für
berufliche Bildung überhaupt noch existiert. Entscheidungen, die die Genehmigung
von neuen Lehrplänen betreffen, obliegen dem zufolge wahrscheinlich
ausschließlich den zuständigen Ministerien.
3.4 Agentur für berufliche Bildung (ATFP)
Die 1993 gegründete Agentur ist dem Ministerium für berufliche Bildung und Arbeit
unterstellt und ist mit aktuell 136 Ausbildungseinrichtungen und jährlich ca. 50.000
(fünfzigtausend) ausgebildeten Abgängern der größte Bildungsträger Tunesiens.
Die ATFP ist eine Behörde nicht administrativen Charakters, die zur Aufgabe hat,
die strategischen Ziele des Staates in puncto berufliche Erstausbildung zu
konkretisieren. Sie organisiert die berufliche Erstausbildung für eine breite Palette
von Berufen, angefangen von der Beschaffung von Grundstücken für neue
Bildungsstandorte und der Planung der Immobilien bis hin zur Berufsberatung von
Schulabgängern und zur Integration von fertigen Fachkräften in den Arbeitsmarkt.
Im Jahr 2003 gründete die ATFP in Hammamet ihr erstes berufliches Fachzentrum
(Centre Sectoriel) für das Hotel- und Gaststättengewerbe. Es folgte 2005 ein
weiteres im touristischen Zentrum von Tabarka. Die ATFP führte außerdem weitere
gastronomische Ausbildungsgänge in bereits bestehende polyvalente
Bildungszentren ein. Gemessen in der Anzahl der Abgänger ist die ATFP heute,
noch vor der ONTT, Tunesiens größter Bildungsträger für Berufe des Hotel- und
Gaststättengewerbes. Dies ist nicht zuletzt einer Ausbildungsoffensive
zuzuschreiben, die in den letzten Jahren leider zu mehr Qualifikation auf dem
Papier als bei den Fertigkeiten und Kenntnissen der Ausbildungsabgänger geführt
hat. Bei einer Gesetzesergänzung zur Diversifizierung der Verantwortung für die
inhaltlich und organisatorisch geregelte Ausbildung auf den Ausbildenden müssten
12
sich die ATFP ebenso wie die ONTT organisatorisch verändern. Die Konzentration
würde sich für die vom Pilotprojekt betroffenen Azubis auf die schulische
Ausbildung und Ausbildungsaufsicht richten.
3.5 Centrum für die Ausbildung der Ausbilder (CENAFFIF)
Ein weiteres Instrument des Ministeriums für berufliche Bildung und Arbeit ist das
CENAFFIF. Wie die ATFP hat diese nationale Behörde keinen administrativen
Charakter. Ihre Aufgaben sind primär auf die Ausbildung der Ausbilder
ausgerichtet, die in staatlich anerkannten Bildungseinrichtungen tätig werden. Sie
legt die Ausbildungsmethoden fest und konzipiert hierzu das didaktische Material.
Des weiteren ist sie mit der Konzeption von Lehrplänen für die berufliche
Erstausbildung beauftragt. Hierzu organisiert das CENAFFIF Lehrplanausschüsse
mit Vertretern aus den Reihen der Fachausbilder, Methodologen und Arbeitgeber.
Vor dem Hintergrund ergänzungsbedürftiger Lehrpläne und betrieblicher
Ausbildungsrahmenpläne ist das CENAFFIF im Zusammenhang mit dem
angedachten Projekt von zentraler Bedeutung. Die Behörde wäre aufgerufen, die
vorhandenen Lehrpläne zu überprüfen und entsprechend zu aktualisieren.
3.6 Branchenverband der Hoteliers (FTH)
Die Fédération Tunisienne d’Hôtellerie ist ein Zusammenschluss privater
Hotelunternehmer. Die Aufgaben des Verbands definieren sich vor allem aus den
Interessen der Investoren. Es besteht in dieser Hinsicht eine enge Bindung zur
ONTT, mit der auch kollektive Maßnahmen für die Promotion des touristischen
Angebots durchgeführt werden. In puncto berufliche Aus- und Fortbildung ist die
Institution nicht aktiv, jedoch als Arbeitgebervertreter immer beratend gefragt. Im
Zuge der Beteiligung der Arbeitgeberkreise bei der Entwicklung von Fachlehrplänen
ist diese in den entsprechenden Lehrplanausschüssen vertreten. Als sehr hilfreich
für die Erreichung der Ziele dieser Machbarkeitsstudie ist das Kontaktmanagement
zu den FTH Mitgliedern zu beurteilen. Dieses sollte von der FTH übernommen
werden, um durch gezielte Fragenstellungen zu messen und festzustellen, wie
hoch die Bereitschaft zur Anstellung von Auszubildenden unter den angestrebten
Bestimmungen seitens der Verbandsmitglieder ist und welche Ausbildungsbetriebe
für das Pilotprojekt zu favorisieren sind.
13
4. Auftragsklärung
4.1 Anlass des Vorhabens
“Die Situation ist bereits alarmierend und riskiert sich zu verschlimmern, wenn
dringende Maßnahmen nicht getroffen werden“
•
„~520.000 Arbeitslose, davon 160.000 Akademiker, zu denen sich 150-200.000
potenzielle Arbeitslose reihen (durch die regionale Krise befürchtet werden +
80.000 hinzukommende Ausbildungs- und Universitätsabgänger nach Juli 2011
+…….)“.
Mit oben zitierter Einführung wendet sich das Ministerium für berufliche Bildung und
Arbeit (MFPE) an die Öffentlichkeit und stellt das „Programme du MFPE pour la
sauvegarde et la relance d’emploi“ vor. Tunesien sieht sich einer Masse von
Arbeitslosen gegenüber, die es nicht bewältigen kann, und bittet um Hilfe aus dem
In- und Ausland. Der Dringlichkeitscharakter wird aus dem Appell des MFPE
deutlich. Im Rahmen der deutsch-tunesischen Entwicklungszusammenarbeit und
anknüpfend an die erste und dritte Achse („créer des nouveaux emplois salariés“
„soutenir les entreprises pour préserver les emplois existants“) des Programms
empfiehlt die GIZ dem MFPE ein Pilot-Programm zur Sicherung der Qualifizierung
des Personals des bedrohten Sektors Hotelerie an, um mittel- bis langfristig diesen
Sektor zu stärken, konkurrenzfähig zu machen und die Arbeitslosigkeit zu mindern.
Dieses Vorhaben erfordert eine Grundsatzentscheidung über die weitreichenden
Folgen, Vorzüge und Nachteile. Dafür wird eine Studie erstellt, welche die
grundsätzliche Machbarkeit und Rahmenbedingungen der „Einführung einer
Ausbildungsmodalität nach dem Vorbild deutschsprachiger Länder“ und mögliche
Alternativen klärt.
Da das fernere Ziel in der Zukunft die Einführung eines Ausbildungsmodells
entsprechend des Modells Deutschlands, Österreichs und der Schweiz ist, bietet
sich ein Vorgehen in drei Stufen an. Erste Stufe ist diese Vorstudie, welche die
grundsätzliche Machbarkeit und die Rahmenbedingungen für die Einführung einer
Ausbildungsmodalität klären soll. Als zweite Stufe wird sich bei positiver
Entscheidung eine Planung zur Umsetzung des Pilot-Projekts anschließen. Es
obliegt dem MFPE, diese Planung in Auftrag zu geben. Ergibt das Pilotprojekt, dass
die Weiterverfolgung verantwortbar und sinnvoll ist, folgt als dritte Stufe der
Ausbau auf andere Berufsgruppen und die Berücksichtigung notwendiger
Organisationsaspekte.
14
4.2 Vorgeschichte der aktuellen Situation
Die tunesische Regierung hat in Angelegenheiten der beruflichen Bildung in den
vergangenen drei Jahrzehnten die Beratung verschiedener Geber- und
Entwicklungsorganisationen in Anspruch genommen. Die Anlehnung an
verschiedene Ausbildungsmodelle und der Versuch, diese ohne jegliche
Anpassung der Kompatibilität durch einen Spagat zu konvergieren,
hat bei der Ausbildung der Berufe des Hotel- und Gaststättengewerbes in den
letzten 15 Jahren zu massiven Rückschlägen geführt. Die unbefriedigenden
Ergebnisse sind im Einzelnen darauf zurückzuführen, dass aus verschiedenen
Bildungskonzepten nur selektierte Teile übernommen wurden, ohne deren
Zusammenhänge im Gesamtkontext zu erkennen und spezifische Hintergründe zu
berücksichtigen. Aus dem so erfolgreichen deutschen Dualen System, das sich in
seiner heutigen Form über viele Generationen aus soziokulturellen und politischen
Gegebenheiten entwickelt hat, wurde das erfolgsversprechende Element
„betriebliche Ausbildung“ isoliert, um es in das verschulte, aber in seiner Reinform
effektive, französische System (mode résidentiel¹) einzuflechten. Die
Ausbildungseignung der Betriebe wurde weder untersucht noch gefördert, und
vermeintliche betriebliche Tutoren wurden weder auf ihre Rollen vorbereitet noch
mit betrieblichen Ausbildungsrahmenplänen ausgestattet.
Dem so entstandenen System wurde später ohne jegliche Vorbereitungsarbeit die
in vielen Ländern verbreitete komplexe und umstrittene Methode „Approche Par
Compétences²“ per Generalisierung verschrieben. Die bestehenden Strukturen
blieben aber weiterhin verbindlich erhalten. APC geht ebenfalls von einem „mode
résidentiel“ aus und ist ebenso wie das französische System nicht ohne weiteres
mit einer betrieblichen Ausbildung vereinbar. Als verheerend wirkte sich aber aus,
dass bei der Erarbeitung der speziellen Lehrpläne, die für APC entwickelt werden
mussten, teilweise keine Fachausbilder in die Lehrplanausschüsse einberufen
wurden. Es entstanden deshalb Lehrpläne, die
¹ unter Mode résidentiel versteht man die Vollzeitausbildung in einer Bildungseinrichtung, in
der auch Praxisunterricht vermittelt wird. Dabei werden gegenseitig, entsprechend des zu
erlernenden Berufs, Dienstleistungen zwischen den Auszubildenden ausgetauscht. Der
Ausbildungsstätte ist meist ein Internat für die Auszubildenden angegliedert.
² unter Approche par Compétences versteht man ein Ausbildungskonzept, dass die
Lehrpläne über zu erlernende Kompetenzen, Teilkompetenzen und Leistungskriterien, die
bei Ausübung des Berufs benötigt werden, definiert. Es verfolgt primär die berufliche
Handlungsfähigkeit der Lernenden und das selbstständige Lernen.
15
verwissenschaftlicht, fachentfremdet und irreführenden sind. Diese werden heute,
nach sechs Jahren der Nicht-Anwendung, immer noch sakralisiert.
Die betriebliche Ausbildungsplanung wurde auch bei dem APC-Novum wieder
gänzlich außer Acht gelassen. Nach dem Alleingang, bei der Erarbeitung der
Lehrpläne versuchten die verantwortlichen Behörde nachträglich, die Fachausbilder
mit der Methode APC vertraut zu machen, und setzten dafür in Fachseminaren
Methodologen mit elektrotechnischem Berufshintergrund ein. Andere gab es nicht.
Diese verwendeten als Schulungsmaterial ausgerechnet jene Lehrpläne, die bereits
Anlass eines Konflikts waren und die sich schon im Entwurf als obsolet erwiesen
hatten. Dies führte zur Vertiefung des bereits bestehenden Konflikts zwischen dem
Lehrpersonal und den überstellten Behörden. In Kreisen der Ausbilder stellte sich
infolgedessen eine Depression ein. Die Auswirkungen dieser Umstände gehen seit
Jahren zu Lasten der Qualität der beruflichen Bildung. Die Lehrpläne werden
ignoriert, und das ganze Bildungssystem wird in Frage gestellt. Die
Leistungsbereitschaft ist von Demotivation geprägt.
Ernsthafte pädagogische Inspektionen gibt es seitdem nur noch auf dem Papier.
Zu diesen Gegebenheiten kommt noch die Überforderung des Lehrpersonals mit
der Massenqualifizierung von Jugendlichen in den Zentren der ATFP.
Konkurrierend um Abgängerzahlen hat es die damals in diesem Sektor unerfahrene
und budgetschwache Behörde in kürzester Zeit nach der Eröffnung der sektoriellen
Zentren fertig gebracht, bei weitem mehr junge Menschen zu qualifizieren, als es
das in diesem Sektor erfahrene und budgetstärkere Tourismusministerium
vermochte.
Vor all diesen Hintergründen ist das pädagogische Personal der Schulen in vielen
Fällen frustriert und maßlos überfordert.
Die Verantwortung für die Ausbildung und deren Überwachung unterliegt den
Ministerien, diese delegieren sie aber an die zuständige Behörde bzw. Schulen
weiter. Gemessen an den Standards europäischer Reiseveranstalter kommt es in
den Ausbildungszentren faktisch nur zu einer Hinführung in die unqualifizierte
Hilfsarbeiterwelt.
Die Arbeitgeber wurden bisher von der Verantwortung weitgehend ausgeschlossen.
Deren Beitrag ist lediglich das zur Verfügung-stellen von teilweise unbezahlten
Praktika, die in vielen Fällen, aufgrund mangelnder Kontrollen und Zuständigkeit,
gar nicht absolviert werden. Die betrieblichen Partner verfügen über keinerlei
16
pädagogische Hilfs- und/oder Druckmittel. Von betrieblicher Ausbildung kann nur in
den wenigsten Fällen gesprochen werden.
Im Rahmen einer Sektor-Direktorenkonferenz*, die auf Einladung des damaligen
Generaldirektors der ATFP im Februar 2010 in Tunis stattfand, waren auch alle in
der beruflichen Bildung tätigen CIM-Fachkräfte geladen. Es wurde allen
Teilnehmern die Gelegenheit gegeben, Erfahrungen auszutauschen und
allgemeine Vorschläge zur Verbesserung der Ausbildungssituation zu äußern.
Die Konferenz endete mit einem Auftrag des Generaldirektors an alle Direktoren
der beruflichen Bildungszentren der ATFP, die einen CIM-Berater zur Seite hatten.
Vor dem Hintergrund der Besorgnisse die von Regierungskreisen über die
mangelnde Anwendung teuer erstellter APC Lehrpläne geäußert wurden, so
der Generaldirektor, sei es im Jahr 2010 oberste Priorität der ATFP, den Nachweis
der Anwendung bestehender Lehrpläne zu dokumentieren und bei Feststellung der
Nicht-Anwendbarkeit der Curricula entsprechende Veränderungsvorschläge zu
generieren. Die Ergebnisse waren der ATFP bis Jahresende vorzulegen. Seitens
der drei wichtigsten Ausbildungszentren für Hotelberufe der ATFP wurde ein erster
Lehrplanvorschlag für den Beruf Koch (BTP Cuisine) erarbeitet und über den
damals zuständigen Projektleiter der GTZ direkt dem MFPE ausgehändigt. Das
Ministerium verteilte das Dokument unverzüglich an die ATFP, ONTT, FTH und
CENAFFIF zur Beurteilung.
Aufgrund der politischen Ereignisse, die in Tunesien im Januar 2011 in einer
Revolution endeten und die gesamte Regierung zum Rücktritt zwangen, wurde das
Thema bis dato nicht wieder aufgegriffen.
4.3 Bevorstehende Änderungen bei Realisierung des Pilot-Projekts
Die folgenden Änderungsvorschläge ermöglichen die Übertragung der
Verantwortung für die inhaltliche und organisatorische Ausbildung bei der
Ausbildungsmodalität „Alternance“ auf den Ausbildenden und verpflichten diesen
zur Zahlung einer Ausbildungsvergütung an die betroffenen Auszubildenden.
Dem aktuellen Lehrplan BTP Cuisien code: 1002304 wird die Genehmigung
entzogen, und ein alternativer, bereits fertiger Vorschlag wird genehmigt. Alle
übrigen Lehrpläne der Hotelberufe werden überprüft und abgeändert.
*unter Sektor-Direktor versteht man einen Schuldirektor der dem Ausbilder-Fachausschuss
eines speziellen Ausbildungssektors (z. B. Hotelerie) verschiedener Ausbildungszentren
vorsteht und für diesen Spricht.
17
Vorgesehen ist, dass
•
Ausbildende und Auszubildende oder deren gesetzlichen Vertreter
Berufsausbildungsverträge für die Ausbildungsmodalität „Alternance“
abschließen dürfen;
•
die betroffenen Auszubildenden eine Ausbildungsvergütung erhalten;
•
ein geeigneter Lehrplan für zunächst einen Beruf zur Verfügung steht;
•
andere Lehrpläne unverzüglich überprüft und aktualisiert werden.
Hierzu ist es notwendig:
•
•
das Gesetz
Loi n° 2008-10 du 11 février 2008, relative à la formation professionnelle
-
Artikel 15 und 17 in seinem Text so zu ergänzen, dass ein
Berufsausbildungsvertrag für die Ausbildungsmodalität „Alternance“,
zwischen dem Ausbildenden und dem Auszubildenden zulässt;
-
Artikel 19 in seinem Text so zu ergänzen, dass auch Auszubildende, die
nach der Modalität „Alternance“ ausgebildet werden, dieselben Ansprüche
auf eine Ausbildungsvergütung haben wie die Auszubildenden der Modalität
„Apprentissage“.
dass entsprechend des Dekrets
Décret n° 94-1397 du 20 juin 1994, fixant la classification nationale des emplois
ainsi que les conditions d’homologation des certificats et diplômes de formation
professionnelle initiale et continue
-
gemäß Artikel 7
der Minister des MFPE die Gültigkeit des Lehrplans BTP cuisine code:
10002305“ aufhebt;
-
gemäß Artikel 4
der Minister des MFPE den Lehrplanvorschlag der
Ausbildungseinrichtungen CSFTH Tabarka, CSFTH Hammamet-Sud und
CFP-Ezzouhour entgegennimmt;
-
gemäß Artikel 5
der Minister des MFPE den genannten Lehrplanvorschlag gegebenenfalls
bei dem ständigen Ausschuss für berufliche Bildung der
Abgeordnetenkammer zur Prüfung einreicht;
-
gemäß Artikel 6
der Minister, gegebenenfalls, bei entsprechender Empfehlung durch den
Parlamentsausschuss, den eingereichten Lehrplan durch Ministererlass
genehmigt und für allgemeinverbindliche erklärt.
18
4.4 Äußere Bedingungen
Tunesien befindet sich heute in einer schwierigen Situation. Nach dem Rücktritt der
damaligen Regierung hatte sich das damalige Parlament aufgelöst. Das Land
befindet sich im Ausnahmezustand und wird seit kurzem von einer nach
demokratischen Gesichtspunkten gewählten Regierung geleitet. Es ist noch nicht
abzusehen, welche Richtung der Minister für berufliche Bildung und Arbeit bis zur
geplanten Verfassungsverabschiedung einschlagen wird. Dennoch ist es die
Sternstunde für Veränderungen. Alle Institutionen, die für die Projektziele
Bedeutung haben, sind intakt und gehen ihrem Tagesgeschäft nach. Seitens
Länder der Europäischen Union gibt es Zusagen für die Bereitstellung von Mittel für
die berufliche Bildung und die Bildungseinrichtungen der ATFP sehen dem
Vorhaben mit großen Erwartungen entgegen.
Der neue Minister Abdelwaheb Maatar und der Ex-provisorische Mininister des
MFPE, Said Aidi, versuchen, bzw. haben versucht, alle verfügbaren Kräfte des Inund Auslandes zu mobilisieren, um die krisenbedingte Arbeitslosigkeit zu
bewältigen und dem noch bevorstehenden Zuwachs von Arbeitslosen
vorzubeugen. Dafür sprechen die vielen Programme, die vom Ministerium MFPE
ins Leben gerufen worden sind, in das sich die Ziele und Ergebnisse dieser
Machbarkeitsstudie reihen.
4.5 Ziele des Vorhabens
Erstes Etappenziel ist es, die Aufmerksamkeit des MFPE in Bezug auf die
Problematik der Bildungslandschaft der Hotel- und Gaststättenberufe zu gewinnen.
Durch eine plausible und schlüssige Darstellung der Hintergründe und Analyse der
Akteure, die sich in der festgefahrenen Situation befinden, soll erreicht werden, das
politische Interesse am Aufschwung des Arbeitsmarktes über die Erschließung des
deutschen Tourismusmarktes, auf den direkten Bezug zwischen den mangelhaften
Dienstleistungen und Produkten, die vor allem im Niedrigpreissegment erbracht
werden, und den Defiziten bei der beruflichen Bildung zu lenken. Zentral ist dabei
davon zu überzeugen, dass nicht mehr vom Selben, sondern das Gleiche von
etwas Anderem zu befriedigenden Lösungen führen könnte. Weiterhin soll dem
Ministerium, durch die konkrete Erarbeitung und Zuordnung von Aktionsplänen für
die Systembeteiligten, Aufschluss über die Abhängigkeiten gegeben werden. Die
Kooperationsbereitschaft der Arbeitgeber widerzuspiegeln, stellt eines der
schwierigsten Ziele dar, ist aber in Anbetracht des Pilotcharakters des Vorhabens
19
keine zwingende Voraussetzung. Zukünftige positive Erfahrungen werden
möglicherweise das Interesse der Arbeitgeber auf dieses Modell lenken. Ein
weiteres und sehr wichtiges Ziel ist es, durch die Darstellung des Verlaufs, der zu
der heutigen Situation geführt hat, darauf hinzuweisen, dass im Vorfeld dieser
Studie ein erster Lehrplanvorschlag entwickelt wurde, der dem Ministerium schon
im Oktober 2010 vorlag. Dies ist wichtig zu erwähnen, da es für das anvisierte PilotProjekt von zentraler Bedeutung ist. Es handelt sich um ein solides Werk, das alle
im Gesetz vorgeschriebenen Anforderungen erfüllt. Ein Programm nach APCPrinzipien, das sowohl von renommierten Arbeitgebern, betrieblichen Ausbildern
und schultechnischen Koordinatoren über einen Zeitraum von zwei Jahre begleitet
wurde und ausnahmslos von allen Ausbildern der ATFP und einigen Mitgliedern der
FTH befürwortet wird. Es könnte dem Parlamentsausschuss für berufliche Bildung
sofort vorgelegt werden. Vor diesem Hintergrund würde die Vorlaufzeit einer
Lehrplanausschussbildung, Lehrplanentwicklung sowie Konsensfindung, die für den
Start des Pilot-Projekts Voraussetzung wäre, entfallen und nur für weitere zu
verbessernde Lehrpläne nötig sein. Dem Ziel, das Ministerium bei affirmativem
Ergebnis dieser Machbarkeitsstudie zu einer baldigen Pilotprojektplanung zu
bewegen, kommt man auf diese Weise erheblich näher.
Hinweise auf juristische und organisatorische Anpassungsmaßnahmen sollen nur
der Vollständigkeit halber gegeben werden und sind nicht als Projektziele zu
verstehen.
4.6 Zusammenfassung/ Auftrag/ Projektziele/ Projektergebnisse
•
Aufgrund der Arbeitsmarktsituation Tunesiens
•
der öffentlichen Appelle der Regierung
•
der wirtschaftlichen Lage des Hotelsektors
•
der beobachteten Defizite des Bildungssystems in Bezug auf Hotelberufe
•
der Vorleistungen, die durch den Ausbilderkörper der ATFP erbracht wurden
•
des Interesses der GIZ an der Unterstützung des Bildungssystems Tunesiens
und der von der GIZ zur Verfügung gestellten Mittel
wird die Planung dieser Studie zur Machbarkeit des Pilot-Projekts „Einführung
einer Ausbildungsmodalität nach Vorbild deutschsprachiger Länder“ von der GIZ in
Auftrag gegeben.
20
Die Machbarkeitsstudie beinhaltet:
•
die Beleuchtung der Peripherie der beruflichen Bildung der Hotelberufe
•
die Beleuchtung der Ziele dieser Vorstudie
•
die Beleuchtung der Pilot-Projektziele, insbesondere die Schaffung der
Möglichkeit zum Abschluss von Ausbildungsverträgen zwischen den
Ausbildenden und Auszubildenden bei der Modalität „Alternance“ (Section I,
article 15 und 17, loi relative à la formation professionnelle) sowie die
Erörterung der Bedeutung des Aktualisierungsvorschlags der Ausbilder der
ATFP für den Lehrplan BTP cuisine/ code 1002304 (dem Ministerium
vorliegend, übergeben am 1. Oktober 2010 über Herrn Mouldi Bedoui, exdirecteur pour les relations avec l’Entreprise)
•
die Beleuchtung der erwarteten Ergebnisse des Pilot-Projekts, insbesondere
die Verantwortungsübernahme für eine inhaltlich und organisatorisch geregelte
Ausbildung durch die Ausbildenden, die Verantwortungsübernahme von
Vertragspflichten des Berufsausbildungsvertrages durch die Auszubildenden,
die fachlich geregelte und kongruente Ausbildung in Schule und Betrieb durch
den Einsatz zeitgemäßer Lehrpläne bzw. Rahmenlehrpläne.
•
die Planung der Aktionspläne für die mit der Umsetzung einer neuen
Ausbildungsmodalität zu betrauenden Behörden und Interessensgruppen
•
Die Planung der Machbarkeitsstudie selbst
-die benötigten Ressourcen und Kosten
-die Terminplanung
-die Risikoplanung
•
Das Festhalten der Ergebnisse dieser Vorstudie
5. Vorstudie zur Machbarkeitsstudie
5.1 Strategische Notwendigkeit des Projekts
Die Umstrukturierung eines bestehenden Bildungssystems bedarf erprobter
Konzepte. Es ist eine Angelegenheit, die nur auf höchster Regierungsebene
vollzogen werden kann, und sie stellt einen langwierigen Prozess dar, der von
interdisziplinären Teams geplant und begleitet werden muss. Von großem Nutzen
für eine solche Planung sind Erfahrungswerte, die unter Bedingungen gewonnen
wurden, die das Gesamtspektrum der Akteure und die spezifischen
Gegebenheiten, denen sich ein solches Projekt gegenübersieht, beinhalten.
21
Die Machbarkeitsstudie soll im Vorfeld die Bereiche fokussieren, die für die
Gewinnung solcher Erfahrungen von Bedeutung sind. Es gilt insbesondere
festzustellen, ob die Bildungsperipherie mit all ihren Bestandteilen den
Herausforderungen eines Pilotprojekts zur „Einführung einer Ausbildungsmodalität
der beruflichen Bildung nach dem Vorbild deutschsprachiger Länder für das Hotelund Gaststättengewerbe“ gewachsen ist. Wichtig ist dabei, die Gegebenheiten
herauszukristallisieren, die Anlass zu einer solchen Projektidee geben, und dazu
Lösungen zu generieren, die ihre Kraft möglichst aus dem bestehenden System
schöpfen. Die Machbarkeitsstudie ist der notwendige erste Schritt der
Erkenntnisgewinnung der Handlungsorientierung der Akteure, die das
Bildungsumfeld maßgeblich geprägt haben, und soll als erste Orientierung zu
Handlungen beitragen, die für die Planung des anvisierten Pilotprojekts
unentbehrlich sind.
Parallel zu dieser Machbarkeitsstudie wurden empirische Sekundärinformationen
durch Interviews mit einer Vielzahl von Branchenexperten gewonnen, deren Inhalte
nicht nur zur Anfertigung dieser Machbarkeitsstudie dienen, sondern auch zur
Planung des Pilotprojekts zur Verfügung stehen.
5.2 Die Situation der Ausbildungszentren
Es gilt grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Ausbildungszentren der ONTT und
Ausbildungszentren der ATFP. Die ONTT verfügt ausschließlich über sektorielle
Ausbildungszentren, die sich auf touristische Berufe konzentrieren. Darunter fallen
auch Hotelberufe.
Die ATFP bildet in allen Bereichen aus, konzentriert sich aber in sektoriellen
Zentren auf Hotelberufe. Während die sektoriellen Zentren der ATFP über das
ganze Jahr unterrichtend tätig sind, d.h., dass während der Praxisphase der im
Sommer begonnenen Jahrgangsstufe die im Winter gestartete Jahrgangsstufe
unterrichtet wird und umgekehrt, konzentrieren sich die Ausbildungszentren der
ONTT auf nur einen Schülerjahrgang. Die Praxisphasen der ONTT-Auszubildenden
werden von deren Ausbildern für die Begleitung und Verfolgung der betrieblichen
Ausbildung genutzt. Alle Ausbildungszentren sind verpflichtet, dieselben Lehrpläne
anzuwenden, und alle gleichen Ausbildungsgänge führen zu denselben
Abschlüssen. Dennoch unterscheidet sich die Ausbildung zwischen den
Institutionen erheblich. Denn in Anbetracht der Praxisphasen, die ein Teil der
Auszubildenden der ATFP zwangsweise auch im Winter durchführen muss, kann
22
aufgrund der schwachen Belegungszahlen in den Wintermonaten von einer
mangelhaften praktischen Erfahrung ausgegangen werden. Denn oftmals werden
diese Praktikumsphasen entweder nicht absolviert oder mit berufsfremden
Tätigkeiten ausgefüllt. Vor diesem Hintergrund ist es nahezulegen, die
berufsbildenden Schulen zu einer diesen Umständen entsprechenden Planung der
betrieblichen Ausbildungsblöcke anzuweisen. Dies könnte zwar bei hoher
Nachfrage nach Ausbildungsplätzen für Hotelberufe zu einer Minderung der
Gesamtkapazität der Schulen führen, ist aber in Anbetracht der damit
einhergehenden qualitativen Verbesserung der Ausbildung sinnvoll. Erhebliche
Unterschiede bestehen auch in der materiellen Ausstattung der Schulen. Während
die Schulen der ONTT teilweise überausgestatten sind, leiden die Schulen der
ATFP unter chronischem Mangel an Arbeitsgeräten und –material, vor allem bei der
Ausstattung der Ausbilder und der für die Auszubildenden dringend benötigten
Arbeitsinstrumente und Hygieneprodukte. Mit einem großen Problem sehen sich
aber alle Ausbildungszentren des Hotelsektors konfrontiert:; Die existierenden
Lehrplane für beinahe alle Berufe der Hotellerie werden aufgrund deren Qualität
und der mangelhaften Ausbildung der Ausbilder ignoriert, was zu einer
willkürlichen Vermittlung von Fertigkeiten und Kenntnisse geführt hat.
5.3 Die Situation der Ausbildungsbetriebe
Aufgrund der „Taxe sur la formation Professionnelle (TFP)“ (Ausbildungsabgabe/
Steuer) sind, bis auf wenige Ausnahmen, im Grunde genommen alle mittleren und
größeren Unternehmen Tunesiens per Gesetz ausbildungsverpflichtet. Diese im
Voraus abzuführende Steuer ist bei nachgewiesenen eigenen
Ausbildungsaufwendungen von den Mehrwertsteuereinnahmen abzugsfähig. Dies
betrifft auch den Hotelsektor. Unabhängig davon, ob ein Betrieb über
Ausbildungsqualitäten verfügt oder nicht, ist er aufgrund dieser Fiskalregelung
bemüht, Bedingungen zu schaffen, die diese Ausbildungsabgaben mindern. Allem
voran werden hier entweder Ausbildungsverträge mit Auszubildenden (für die
Ausbildungsmodalität Apprentissage) und mit den Berufsschulen (für die Modalität
Alternance) abgeschlossen. Es muss hier wiederholt werden, dass die
Ausbildungsbetriebe im Hotelgewerbe - ähnlich wie die Ausbildungszentren - ohne
jegliche von öffentlicher Seite geregelten Lehrpläne ausbilden müssen.
Das touristische Angebot Tunesiens konzentriert sich vornehmlich auf SommerBadeurlaub. Die Infrastruktur entlang der Küsten ist ausgeprägt. Dies hat zur Folge,
23
dass aufgrund der klimatischen Bedingungen in den Herbst,- Winter- und
Frühlingsmonaten die Besucherzahlen stark abnehmen. Viele Hotels bleiben über
die Wintermonate sogar geschlossen. Es ist in diesem Zusammenhang darauf
hinzuweisen, dass die Hotels unter diesen Umständen keine Ausbildungsleistung
erbringen können. Es empfiehlt sich daher, Anreize zu schaffen oder gesetzliche
Regelungen in Betracht zu ziehen, die Ausbildungsbeschäftigungen während dieser
Perioden vermeiden bzw. regulieren.
5.4 Ressourcen, Zeitrahmen, Kosten
Die dieser Arbeit vorangegangenen Absprachen zwischen Projektauftraggeberin
und Projektauftragnehmer haben ergeben, dass sowohl die finanziellen als auch
die personellen Mittel für die Durchführung des Projekts in ausreichendem Maße
bereit stehen. Der Zeitrahmen für die Fertigstellung der Vorstudie wird auf 6
Monate geschätzt und von beiden Seiten als ein realistischer Rahmen angesehen.
6. Projektplanung
6.1 Arbeitspakete
•
Kontaktmanagement mit den betroffenen Ministerien (MFPE, ONTT)
•
Kontaktmanagement mit dem CENAFFIF
•
Kontaktmanagement mit der FTH
•
Kontaktmanagement mit der ATFP
•
Projektmanagement
•
Situationsanalyse und Redaktion der Studie
Eine detaillierte Auflistung der Aufgaben bzw. der verantwortlichen Personen kann
unter Punkt 8.3.2 und 8.3.1 (Projektstrukturpläne) eingesehen werden.
6.2 Termine
Der zugrunde gelegte Zeitrahmen für die Erbringung aller Leistungen und Erfüllung
aller Arbeitspakete wird auf ca. sechs Monate geschätzt. Der Projektstart war
Montag, der 17.09.2011, der Projektabschluss ist für Donnerstag, den 15.03.2012,
geplant. Eine detailierte Terminplanung kann im Anhang unter Punkt 8.6
(Terminplanung) eingesehen werden.
24
6.3 Ressourcen- und Kosten
Für die Erledigung der Aufgaben und Arbeitspakete werden Kommunikationsmittel,
Büromaterial, Computer, Drucker, Mietfahrzeug, Reiseverpflegungspauschalen
etc. und ein sechsköpfiges Projektteam benötigt.
Projektkosten: ca. 10.000 DT
Eine genaue Kostenauflistung kann im Anhang Punkt 8.8 (Ressourcen- und
Kostenplanung) eingesehen werden.
6.4 Risiken
Die Erststellung dieser Vorstudie ist mit relativ geringen Risiken verbunden, da sie
zum großen Teil fertig ist und die bereits entstandenen Kosten übersichtlich sind.
Ein unerwarteter Ausfall der Projektleitung oder der Auftraggeberin würde jedoch
den Abschluss der Studie gefährden und möglicherweise dazu führen, dass die
Idee des Pilotprojektes den entsprechenden Ministerien nie vorgelegt wird. Eine
detaillierte Risikoidentifizierung, -analyse und -bewertung sowie Maßnahmen zur
Minderung der Auswirkungen können im Anhang unter Punkt 8.9
(Risikomanagement) eingesehen werden.
6.5 Projektergebnis
Die gesetzlichen Bestimmungen lassen grundsätzlich ein Pilotprojekt in der
dargestellten Form über Ministererlass zu. Für eine dauerhafte Beibehaltung und
allgemeine Einführung einer Ausbildungsmodalität beschriebener Art sind
gesetzliche Anpassungen möglich. Die Kooperationsbereitschaft der Institutionen
die die Umsetzung des Projektes tragen würden, ist jedoch unterschiedlich und
teilweise intransparent.
Die Agence Tunisienne pour la Formation Professionnelle (ATFP)
Als für die Ausbildungsdurchführung verantwortliche Institution hat sich die ATFP in
den vergangenen zwei Jahren um die Verbesserung der Lehrpläne bemüht.
Seitens des Lehrkörpers und der Direktoren der drei wichtigsten
Ausbildungszentren für die Gastronomie hat es eine Initiative für die Erstellung
eines ersten Lehrplanvorschlages gegeben. Die Initiative wurde vom damaligen
Generaldirektor der ATFP ins Leben gerufen. Der erste Lehrplanvorschlag wurde
im Jahr 2010 aus unterschiedlichen Gründen von der Generaldirektion des
CENAFFIF abgelehnt. Aufgrund der politischen Ereignisse im Jahr 2010/2011 kam
es sowohl in der ATFP als auch in dem CENAFFIF zu einem Führungswechsel, der
25
den Generaldirektor des CENAFFIF zum Generaldirektor der ATFP werden ließ.
Eine erneute Initiative seitens des Lehrkörpers und des pädagogischen Dienstes
der ATFP zur Verbesserung eines Lehrplans, die am 08.12.2011 mit der
Einreichung eines offiziellen Änderungsantrags an die Generaldirektion der ATFP
endete, wurde vom inzwischen nochmals neuen Generaldirektors der ATFP,
Hamza Elfil, begrüßt und ausdrücklich unterstützt. Er sorgte für einen offiziellen
Änderungsantrag bei dem CENAFFIF und er vermittelte ein persönliches Gespräch
zwischen Minister A. Maatar und CIM-IF J. Bonetti.
Das Centrum für die Ausbildung der Ausbilder (CENAFFIF)
Die nationale Expertin für Approche par Compétences (APC) Aicha Zemni, Leiterin
der zuständigen Abteilung, hat genaue Informationen zur Vorgehensweise bei der
Überprüfung der vorhandenen Lehrpläne und deren Aktualisierung zur Verfügung
gestellt. Die Bereitschaft der Abteilung, Veränderungen zu tragen und
entsprechende Änderungen an den Lehrplänen vorzunehmen, wurde deutlich
signalisiert. Ein durch die ATFP eingereichter Antrag ist von dem CENAFFIF bereits
angenommen und an sie weitergeleitet worden. Eine entsprechende
Fachkommission von Ausbildern aus den Reihen der ATFP und der ONTT wurde
seitens der Verantwortlichen des CENAFFIF gebildet. Nach zweimaliger Tagung
hat der Fachausschuss allerdings seine Arbeit niedergelegt. Die Konsensfindung
über einen Lehrplanvorschlag der von der ATFP kommt, war erwartungsgemäß
aufgrund der vorangegangenen Ereignisse bei der Einführung des noch offiziellen
Lehrplanes im Jahr 2005 (BTP cuisine) nicht zu finden.
Der Branchenverband der Hoteliers (FTH)
Mehrere Gespräche mit der Beauftragten für berufliche Bildung der FTH haben
insgesamt ein sehr positives Ergebnis zustande kommen lassen. Die Bereitschaft
einer Zusammenarbeit zur Verbesserung der Ausbildungssituation wurde deutlich
ausgesprochen. Die Idee einer Antragstellung für die Überarbeitung der Lehrpläne
wurde seitens der Repräsentantin begrüßt, jedoch von den Ergebnissen einer
entsprechenden Besprechung bei der Zusammenkunft des Beratungsausschusses
für berufliche Bildung abhängig gemacht. Diesem Ausschuss gehören Vertreter der
Arbeitgeber, der ONTT und der ATFP an.
26
Bei den ersten Sondierungsgesprächen zwischen Vertretern der ATFP und der
ONTT die am 29 Juni 2012 stattfanden war -trotz Einladung- kein offizieller
Vertreter der FTH anwesend.
Was die Ausbildungsbetriebe, die für das Pilotprojekt zu favorisieren sind, anbetrifft,
soll darauf hingewiesen werden, dass im Rahmen des sequa-Projektes Beschäftigungspakt Tunesien - eine enge Zusammenarbeit mit der FTH
vorgesehen ist, die möglicherweise vorsieht, einen Kreis von Ausbildungsbetrieben
für eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu gründen. Dieses Vorhaben stellt eine
willkommene Überschneidung mit den Pilotprojektzielen dar, denn diese noch
auszuwählenden Betriebe könnten zugleich die für das Pilotprojekt zu
favorisierenden sein. Ein entsprechender Aktionsplan, der sowohl für das sequaVorhaben als auch für das GIZ- Pilotprojekt dienen könnte, ist im Anhang unter
Punkt 9.5.2 zu finden.
Die ONTT
Vertreter des Office National de Tourisme, die sich zu ersten
Sondierungsgesprächen am 29. Juni 2012 mit Vertretern der ATFP getroffen haben
standen dem Vorhaben bereits zu Beginn teilweise skeptisch gegenüber. Bei
weiteren, fachlichen Treffen die im Rahmen eines vom CENAFFIF gegründeten
Fachausschusses für Lehrplanüberprüfung im Frühjahr 2012 stattfanden, konnten
sich die Fachlehrer über den Lehrplanvorschlag der ATFP nicht einig werden.
7. Ausblick
7.1 Die Zukunft des tunesischen Tourismus
Die touristische Destination Tunesien befand sich bereits vor den politischen
Ereignissen des vergangenen Jahres in einer schweren Krise. Hinzu kommen nun
die postrevolutionären Besucherverluste und die Konsequenzen aus den
Konnotationen, die in den europäischen Ländern mit dem jüngsten Sieg, der bei
den ersten freien Wahlen Tunesiens von der islamistisch geprägten Partei
Ennahdha errungen wurde, verbunden sind. Die Auswirkungen der noch
anhaltenden Ereignisse in Syrien, Libyen und auch auf nationalem Gebiet sind auf
das Zielgebiet Tunesien sind derzeit in ihrer Gesamtheit noch gar nicht
einzuschätzen. Trotz aller Bemühungen seitens der Regierung und der Hilfen der
internationalen Gemeinschaft wird es Tunesien nur sehr schwer gelingen, aus
dieser Tourismuskrise auszubrechen. Es mangelt an Investoren, und es ist nicht im
27
Ansatz zu erkennen, mit welchen Mitteln das Land sein touristisches Angebot
erneuern könnte. Es ist auch zu befürchten, dass der über die vielen Jahre der
Diktatur korrumpierte Funktionärsapparat nicht in der Lage ist, die
zweckgebundenen internationalen Hilfen effektiv einzusetzen. Der Fokus muss in
erster Linie auf Investitionen gerichtet werden, die das touristische Angebot neu
definieren, und bei direkten Sachzuwendungen auf solche, die bei deren Einsatz
eine Mitgestaltung und streng begleitende Rolle seitens der Geber zulassen.
7.2 Die Chancen des tunesischen Tourismus durch die neue Struktur
Eine Umstrukturierung der beruflichen Bildung, wie sie in dieser Arbeit
vorgeschlagen wird ist ein kleiner, aber wichtiger Baustein bei der Neugestaltung
des tunesischen Touristikprodukts. Isoliert von anderen Maßnahmen würde sie ihre
potenzielle Wirkung verfehlen und auf eine simple Verbesserung der Ausbildung
reduziert. Aber im Zusammenhang mit der Erschließung neuer interessanter
Regionen und der Diversifizierung des Beherbergungs- und Verpflegungsangebots
würde eine verbesserte Ausbildung möglicherweise ein Fachpersonal
hervorbringen, das - aufgrund seiner Grundhaltung zu Gästen - eine Hebelwirkung
entfalten könnte, die Tunesien, möglicherweise noch vor der Türkei und Ägypten,
zum attraktivsten islamisch geprägten Urlaubsland avancieren ließe.
28
8. Anhang Planungsinstrumente
8.1 Projektstrukturplan
8.1.1 tabellarisch
Machbarkeitsstudie zum Pilotprojekt “Einführung einer Berufsausbildungsmodalität
nach dem Vorbild deutschsprachiger Länder für das Hotelgewerbe in Tunesien“
Arbeitspaket
1.
Kontaktmanagement mit den
betroffenen Ministerien
(MFPE, ONTT)
2.
Kontaktmanagement mit dem
CENAFFIF
3.
Kontaktmanagement mit der
FTH
4.
Kontaktmanagement mit der
ATFP
Teilaufgaben
Information und Austausch mit den
betroffenen Ministerien über die
Vorstudie
Verantwortlich
Frau Michel
Übermittlung der notwendigen
Dokumente an die Ministerien
Information und Austausch über das
Vorhaben
Erstellung eines Aktionsplans für die
Aktualisierung des Lehrplans BTP
cuisine
Information und Austausch über das
Vorhaben
Erstellung eines Aktionsplans für die
Information und Gewinnung der
potenziellen Ausbildungsbetriebe
Information und Austausch über das
Vorhaben
Erstellung eines Aktionsplans für die
Implementierung einer formellen
Struktur zur Erfassung, Verwaltung,
Auswertung und Beaufsichtigung der
Ausbildungsverhältnisse nach der
neuen Modalität
Herr Boumhalles
Herr Fourati
Herrn Lassoued
Herr Bel Haj
Vorstudie und Arbeitspakete
benötigte Ressourcen und Kosten
5.
Projektmanagement
Auftragsklärung, Zusammenfassung
Herr Bonetti
Risikomanagement, Terminplanung
Dokumentation, Präsentation,
Sonstiges
Beleuchtung der Peripherie der
beruflichen Bildung der Hotelberufe
Beleuchtung der Ziele dieser Vorstudie
Situationsanalyse und
6.
Beleuchtung der Pilot-Projektziele
Redaktion der Studie
Beleuchtung der Projektziele (der
Vorstudie)
Interpretation der Ergebnisse und
Redaktion der Studie und Texte
1
Herr Bonetti
8.1.2 Projektstrukturplan (Organigrammform)
Machbarkeitsstudie zum Pilotprojekt “Einführung einer
Berufsausbildungsmodalität nach dem Vorbild deutschsprachiger Länder für das
Hotelgewerbe in Tunesien“
Kontaktmanagement mit
betroffenen
Ministerien
(MFPE, ONTT)
Kontaktmanagement
CENAFFIF
Kontaktmanagement
FTH
Information und
Austausch mit
Ministerien über
die Vorstudie zum
Pilotprojekt
Information und
Austausch über
die beabsichtigte
Vorstudie zum
Pilotprojekt
Information
und Austausch
über die
beabsichtigte
Vorstudie zum
Pilotprojekt
Übermittlung der
notwendigen
Dokumente an
die Ministerien
Erarbeitung des
Aktionsplans für
die
Aktualisierung
des Lehrplans
Erarbeitung des
Aktionsplans
Information/
Gewinnung
potenzieller
Ausbildungsbetriebe
Termine
Wahrnehmen,
Besuche
abstatten
Termine
Wahrnehmen,
Besuche
abstatten
Kontaktmanagement
ATFP
Projektmanagement
Information und
Austausch über
die beabsichtigte
Vorstudie zum
Pilotprojekt
Vorstudie
und Planung
der Arbeitspakete
Erarbeitung des
Aktionsplans für die
Implementierung
einer formellen
Struktur zur
Erfassung,
Verwaltung,
Auswertung und
Beaufsichtigung der
AusbildungsVerhältnisse nach
der neuen Modalität
Termine
Wahrnehmen,
Besuche
abstatten
Termine
Wahrnehmen,
Besuche
abstatten
Planung der
benötigten
Ressourcen
und Kosten
AuftragsKlärung/
Zusammen
-fassung
Risiko/
Terminplanung
Dokumentation/
Präsentation
2
Situationsanalyse
und Redaktion
der Studie
Beleuchtung der
Peripherie der
beruflichen
Bildung der
Hotelberufe
Beleuchtung der
Ziele dieser
Vorstudie
Beleuchtung der
Pilot-Projektziele
Interpretation der
Ergebnisse der
Vorstudie
Redaktion der
Studie und Texte
8.2
Vorgangsliste
Machbarkeitsstudie zum Pilotprojekt “Einführung einer Berufsausbildungsmodalität
nach dem Vorbild deutschsprachiger Länder für das Hotelgewerbe in Tunesien“
I
I.I
I.II
Projektmanagement Teil 1
Vorstudie
Planung der Arbeitspakete
II
II.I
II.II
II.IIII
II.IV
II.V
Situationsanalyse und Redaktion der Studie 1
Beleuchtung der Peripherie der beruflichen Bildung der Hotelberufe
Beleuchtung der Ziele der Studie
Beleuchtung der Ziele des Pilotprojekts
Auftragsklärung
Zusammenfassung
III
III.I
III.II
III.III
Projektmanagement Teil 2
Ressourcen- und Kostenplanung
Terminplanung
Risikomanagement
IV
IV.I
IV.II
Kontaktmanagement mit dem CENAFFIF
Information und Austausch über das Vorhaben
Erstellung eines Plans für die Aktualisierung des Lehrplans BTP cuisine
V
V.I
V.II
Kontaktmanagement mit der ATFP
Information und Austausch über das Vorhaben
Erstellung eines Aktionsplans für die Implementierung einer formellen
Struktur zur Erfassung, Verwaltung, Auswertung und Beaufsichtigung der
Ausbildungsverhältnisse nach der neuen Modalität
VI
VI.I
VI.II
Kontaktmanagement mit der FTH
Information und Austausch über das Vorhaben
Erstellung eines Aktionsplans für die Information und Gewinnung der
potenziellen Ausbildungsbetriebe
VII
Situationsanalyse und Redaktion der Studie 2
VII.I Interpretation der Ergebnisse
VII.II Redaktion der Studie und verfassen aller Texte
VIII
Projektmanagement Teil 3
VIII.I Projektdokumentation
VIII.II Präsentation des Projekts
IX
Kontaktmanagement Ministerien
IX.I
Information und Austausch über das Vorhaben
IX. II Übermittlung der notwendigen Dokumente an die Ministerien
3
8.3 Terminplanung
8.4 Ressourcen- und Kostenplanung
8.5 Risikomanagement
8.5.1 Risikodiagramm
8.5.2 Risikotabelle/ Bewertungsbogen
4
9. Anhang
9.1 Tabellenverzeichnis
Abb. 1 Vergleich Duale Systeme der beruflichen Bildung Deutschland/ Tunesien
für Hotelberufe (siehe Seite 9)
9.2 Literaturverzeichnis
•
May, Herrmann (2008): Handbuch zur ökonomischen Bildung
Oldenburg Wissenschaftsverlag, Oldenburg
•
Hirtt, Nico (2009): L’approche par compétences: une mystification
pédagogique
Association pour une école démocratique, L’école démocratique n° 39
•
Scallon, Gérard (2007): L’évaluation des apprentissages dans une approche
par compétences. De Boeck Verlag, Paris
•
Plan d’opération Période: 1er janvier 2003 – 31 décembre 2005 (2003)
Archive der GIZ/ MEF
•
loi n° 2008-10 du 11 février 2008, relative à la formation professionnelle
Journal Officiel de la République Tunisienne
•
Décret n° 94-1397 du 20 juin 1994, fixant la classification nationale des
emplois ainsi que les conditions d’homologation des certificats et diplômes de
formation professionnelle initiale et continue
Journal Officiel de la République Tunisienne, 5 juillet 1994
•
Décret n° 2004-512 du 1er Mars 2004, faxant les conditions d’inscription, le
régime d’études et la sanction de la formation dans les établissements de la
formation relevant de l’agence tunisienne de la formation professionnelle
Journal Officiel de la République Tunisienne, 12 mars 2004
•
Arrêté du ministre de la formation professionnelle et de l'emploi du 22 février
1996, fixant la durée et les modalités d'organisation et de sanction de
l’apprentissage. Journal Officiel de la République Tunisienne
•
Décret n° 2002-2950 du 11. Novembre 2002 fixant les attributions du
ministère de l’éducation et de la formation.
Journal Officiel de la République Tunisienne
•
Décret n° 2010-84 du 20. Janvier 2010 portant transfert d’attributions de l’exMinistère de l’Éducation et la Formation relatives à la formation
professionnelle au Ministère de la Formation Professionnelle et de l’Emploi
Journal Officiel de la République Tunisienne
•
loi n° 93 -11 du 17 Février 1993 portant création de l’Agence Tunisienne pour
l’Emploi et de l’Agence Tunisienne de la Formation Professionnelle
Journal Officiel de la République Tunisienne
•
Kagermeier, A.: Tourismus im Maghreb. Online (07.2011):
http://www.ceraw.uni-mainz.de/en/5_08_kagermeier.pdf
1
•
•
Hartmann, Mario (2010): Entwicklung des Rechts der beruflichen Bildung
Grin Verlag, München
Tunesisches Parlament tritt Gesetzgebungsmacht ab. Online (27.09.11)
http://www.n24.de/news/newsitem_6645384.html
•
Arrêté du Premier ministre du 26 février 2003, portant création de la
commission permanente de coordination de la formation professionnelle et
fixant sa composition et ses modalités de fonctionnement
Journal Officiel de la République Tunisienne
•
Décret n° 2005-2122 du 27 Juillet 2005 fixant les attributions au Ministère du
Tourisme. Journal Officiel de la République Tunisienne
•
Formation professionnelle aux métiers du tourisme et de l’hôtellerie.
Online (29.09.2011) http://www.tourisme.gov.tn/index.php?id=121
•
Perspectives économiques en Afrique. Online (29.09.2011)
http://www.oecd.org/dataoecd/24/38/40571890.pdf
•
Catusse, Miriam/ Destremau, Blandine/ Verdier, Eric. (2010): L’état face aux
débordements du social au Maghreb
Iremam-Karthala, collection „hommes et societé“, Paris
•
Gouvernement du Québec. Ministère de l'Éducation, du Loisir et du
Sport, 2008-07-01207 (2008): Programme d’études professionnelles 5311
Archive du gouvernement du Canada, Toronto
•
Loi n°: 2007-69 du 27 décembre 2007 relative à l'initiative économique
(chapitre 6 relatif à la facilitation de la formation professionnelle JORT n°104
du 28-31 décembre 2007)
Journal Officiel de la République Tunisienne
•
Chelbi, Ali/ Ficatier, Yves (2010): Capitalisation des démarches pour la mise
en œuvre des projets de formation professionnelle. Cas de la Tunisie et du
Maroc. Agence Française de Développement. (Online 13.10.2011)
http://www.afd.fr/webdav/site/afd/shared/PUBLICATIONS/RECHERCHE/Eval
uations/Evaluation-capitalisation/33-evaluation-capitalisation.pdf
2
9.3 Abkürzungsverzeichnis
APC
Approche par Compétences
(Methode für Ausbildung)
ATFP
Agence Tunisienne de la Formation Professionnelle
(Agentur für berufliche Bildung Tunesiens)
CENAFFIF
Centre National de Formation de Formateurs et
d’Ingénierie de Formation (nationales Zentrum für die
Ausbildung der Ausbilder und Bildungskonzeption)
CIM
Centrum für internationale Migration und Entwicklung
(Arbeitsgemeinschaft der GIZ und der Agentur für Arbeit)
EZ
Entwicklungszusammenarbeit
FTH
Fédération Tunisienne de L’Hôtellerie
(Branchenverband der Hoteliers Tunesiens)
GIZ
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
(Zusammenschluss von GTZ-DED-Invent)
MEF
Ministère de l‘éducation et formation
(ehemaliges Ministerium für Erziehung und Berufsbildung)
MFPE
Ministère de la Formation Professionnelle et de
L’Emploi
(Ministerium für berufliche Bildung und Arbeit)
ONTT
Office National de Tourisme Tunisien
(Tourismusministerium Tunesiens)
TFP
Taxe sur la formation Professionnelle
(Ausbildungsabgabe)
3
9.4 Fremdsprachliche Begriffe
Agence Tunisienne de la Formation Professionnelle
Agentur für berufliche Bildung Tunesiens
Alternance
Abwechslung (Modell der dualen Berufsausbildung)
Apprentissage
Lehre (Modell der dualen Berufsausbildung)
Approche par Compétences
Hinführung über Kompetenzen (Methode für Ausbildung)
Fédération Tunisienne de L’Hôtellerie
Branchenverband der Hoteliers Tunesiens
Centre National de Formation de formateurs et d’Ingénierie de Formation
Nationales Centrum für die Ausbildung der Ausbilder und Bildungskonzeption
Chambre des Députés/ Conseillés
Abgeordnetenkammer
Formation avec l’entreprise
betriebliche Ausbildung
Loi n° 2008-10 relative à la formation professionnelle
Gesetz zur beruflichen Bildung
Ministère de la formation Professionnelle et de L’emploi
Ministerium für berufliche Bildung und Arbeit
Ministère de l‘éducation et formation (Ex-Ministerium)
Ministerium für Erziehung und Berufsbildung
Pérennisation de la formation avec l’entreprise
Förderung einer unternehmensorientierten Berufsausbildung
(deutsch-tunesisches Projekt zwischen GTZ und MEF)
Programme pour la Sauvegarde et la relance de l’emploi
Programm zur Wahrung und zum Aufschwung des Arbeitsmarktes
Taxe sur la formation Professionnelle
Ausbildungsabgabe/Steuer
4
9.5 Aktionsplaene
9.5.1 Aktionsplan CENAFFIF
Plan d’action de la FTH dans le cadre d’un projet pilote pour l’introduction
d’une modalité de formation professionnelle en hôtellerie d’après le
modèle des pays germanophones.
1. Recevoir une requête d’actualisation du programme d’études BTP
cuisine code 1002304
La demande peut- être réalisé par :
• Les organismes chargés de la formation professionnelle (ONTT,
ATFP)
• La fédération de l’hôtellerie tunisienne (FTH)
2. Répondre à l’organisme demandant l’actualisation du programme et au
même temps faire la demande de constitution d’une équipe de travail
auprès l’ATFP et l’ONTT.
3. Convoquer les formateurs du métier choisi par le président de la
commission sectorielle de l’ATFP et de l’ONTT à une première réunion
pour présenter le sujet, faire connaissance mutuelle et fournir des
informations préliminaires afin de constituer une commission provisoire.
4. Discuter les éléments du programme d’études à changer ; Si les
éléments à changer sont mayeurs :
Procéder à l’analyse de la situation de travail (AST) du métier concerné.
5. a) Convoquer sept professionnels qui exercent le métier à un atelier de
travaille pour la définition des différentes opérations et tâches du métier.
Alternativement :
5. b) Fournir un questionnaire aux formateurs sélectionnés pour dégager
l’information nécessaire auprès des professionnels qui exercent le métier
à la seine de leurs entreprises.
6. Rédiger un rapport de l’analyse de la situation de travail (AST)
7. Rédiger un rapport « projet formation » (PJ)
8. Dériver des compétences avec la commission du programme d’études
et définir les éléments des compétences ainsi que les critères de
performance.
9. Valider le programme d’études
5
9.5.2 Aktionsplan FTH
Plan d’action de la FTH dans le cadre d’un projet pilote pour l’introduction d’une
modalité de formation professionnelle en hôtellerie d’après le modèle des pays
germanophones.
1. Identifier vingt (20) entreprises formatrices sur des critères de capacité de
formation professionnelle en cuisine.
Critères concrètes sur les quels devrais être basée l’identification des
entreprises :
• avoir un tuteur en cuisine avec une formation et compétences
appropriées
• avoir à disposition un équipement et outillage de cuisine satisfaisant
• faire profiter les apprenants d’une indemnité représentative
2. Envoyer une correspondance relative au projet aux entreprises identifiées
avec les informations figurants ci-dessous :
• Projet
“Projet pilote pour l’introduction d’une modalité de formation en hôtellerie d’après
le modèle des pays germanophones“
•
Bailleurs de fonds ? :
•
Organisation en charge du programme : MFPE/ GIZ ?
Buts du programme et de la coopération avec le secteur touristique:
-
Faire participer les entreprises aux décisions concernant la formation
professionnelle
-
Adapter la formation professionnelle aux besoins du secteur
-
Créer un cercle des entreprises formatrices qui facilitent une formation de
qualité
-
Développer, en collaboration avec la FTH, un label de qualité (signe
d’identification) pour récompenser les établissements respectant des
normes de formation déterminées.
3. Inviter les représentants et formateurs concernés des entreprises intéressées
pour un premier rencontre informative et interactive qui se tiendra à l’espace de
la FTH.
- Présenter une proposition pour l’organisation et le suivi de la formation
a) Planification de la formation en entreprise
- programme cadre
- programmes particuliers
- programme de déroulement chronologique
6
b) Documentation de la formation en entreprise
- Cahier/ livret de suivi de l’apprenant
- Audit des apprenants
-Fixer des rendez-vous avec les entreprises intéressées à l’adhésion au
cercle pour une première visite des espaces de formation.
4. Réaliser la première visite des espaces de formation des entreprises
intéressées
5. Convoquer les entreprises qualifiantes pour la formalisation du cercle
-
Présenter une première proposition pour un signe d’identification (Label)
Éventuellement accepter le dessin du label
Formaliser le cercle
Distribuer des exemples des supports pédagogiques
6. Commencer à la formation des Tuteurs des entreprises sur le volet de
l’organisation et le suivi de la formation.
7