frank widmer, küchendirektor im «park hyatt zürich
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frank widmer, küchendirektor im «park hyatt zürich
FRANK WIDMER, KÜCHENDIREKTOR IM «PARK HYATT ZÜRICH» «Hyatt»-Küchendirektor Frank Widmer: «Wir sind mit unserem Konzept der Zeit noch etwas voraus.» FOOD & BEVERAGE FRANK WIDMER So macht gesundes Essen wirklich Spass! Er ist ein Pionier in der schweizerischen Hotel-Küche, wenn es um gesundes Essen geht: Brainfood, Beauty- oder Moonfood. Frank Widmer, Executive Chef im «Park Hyatt Zürich», hat zusammen mit einer Ernährungswissenschafterin ein neues und für die Schweiz einzigartiges Food-Konzept entwickelt. «Hotelier» sprach mit ihm über die jüngsten Food-Trends, vegane und glutenfreie Küche und gesunde Business-Menus. INTERVIEW Hans R. Amrein BILDER Tanya Hasler F rank Widmer, Sie waren einer der ersten Küchenchefs in der Schweiz, der ein spezielles Food-Konzept für Geist, Schönheit und Wohlbefinden umgesetzt hat. Dies in Zusammenarbeit mit einer Ernährungswissenschafterin. Erklären Sie uns, um was es dabei geht? Die drei sogenannten «Brain-, Beauty- und Moodfood»-Konzepte basieren auf modernsten ernährungswissenschaftlichen Grundlagen und unzähligen Studienresultaten. Das nötige Wissen dafür bringt die Ernährungswissenschafterin Marianne Botta mit, gemeinsam mit meinem Team setzen wir es genussvoll in die Praxis um. Eines steht fest: So macht gesundes Essen wirklich Spass! Denn bei diesen Gerichten muss auf nichts verzichtet werden. Im Gegenteil, sie machen einen fitter, besser gelaunt und erst noch schöner. « BEI DIESEN GERICHTEN MUSS AUF NICHTS VERZICHTET WERDEN. IM GEGENTEIL, SIE MACHEN EINEN FITTER, BESSER GELAUNT UND ERST NOCH SCHÖNER. » FRANK WIDMER Stichwort Brainfood. Essen für den Geist. Was ist Brainfood? Nennen Sie uns doch bitte ein konkretes Beispiel … Brainfood, wie der Name schon sagt, bedeutet Ernährung fürs Gehirn. Solches Essen ist das Mittel der Wahl gegen Konzentrationsschwierigkeiten, Müdigkeitsattacken und Leistungseinbrüche. Nur wer richtig isst, versorgt seine grauen Zellen mit allem, was nötig ist, um Top-Leistungen zu erbringen. Ein konkretes Beispiel dafür ist unser «Kinglas», ein geräuchtes Lachsmittelstück mit Hüttenkäse und in Safran geschmorten Endivien. Das Kalzium aus dem Hüttenkäse spielt eine wichtige Rolle bei der Informationsvermittlung. Das in Safran enthaltene Antioxidans Crocin wirkt stimmungsaufhellend. Gerichten hat es wertvolle Fettsäuren für eine straffe Haut, alle nötigen Inhaltsstoffe für ein tolles Bindegewebe und glänzende, gesunde Haare. Am Anfang war ich eigentlich auch davon überzeugt, dass mit diesem Angebot mehrheitlich Frauen angesprochen werden. Jedoch ist es so, dass sich mehr und mehr auch viele Männer für das Angebot interessieren. Studien zufolge macht das Konzept sogar sehr viel Sinn. Es reicht aber nicht, bloss alle zwei Monate einmal so zu essen! Um was geht es bei Moodfood? Moodfood, Essen für die Stimmung, ist genau das Richtige für Menschen, die leicht in Stress geraten oder hin und wieder «den Blues» haben. Die Ernährungswissenschaft kennt mittlerweile eine ganze Reihe von Ernährungsfaktoren, die der Laune Aufschwung verleihen und als Emotionsmanagement dienen. Gut erforscht sind körpereigene, psychoaktive Substanzen wie das Hormon Serotonin oder der Botenstoff Dopamin, die nur dann in ausreichender Menge hergestellt werden können, wenn das Richtige gegessen wird. Bei der Zusammenstellung der Gerichte achte ich auch darauf, dass Lebensmittel verarbeitet werden, die direkt beruhigend oder stimmungsaufhellend wirken. Achten Business-Gäste heute vermehrt auf gesundes, stimmungsvolles Essen? Aber sicher! Der grösste Trend liegt derzeit im Bereich der glutenfreien Ernährung. Ich nenne dies «Trend», da viele unserer Gäste nicht unbedingt an einer Intoleranz leiden, sondern sich aus eigenen Stücken für eine glutenfreie Ernährung entscheiden. Die vegane Küche ist derzeit ein Trend. Kochen Sie auch vegan? Wir haben vegetarische Ge richte auf der Menü-Karte, davon kann eine Auswahl auch problemlos vegan zubereitet werden. Wir haben jedoch keine Gerichte, die wir spezifisch als vegan anbieten. Auf Nachfrage ist es jedoch kein Beautyfood ist ein anderes Thema. Essen für Problem, auch ein veganes die Schönheit. Macht das Sinn? Beautyfood sorgt für jugendliches Aussehen Gericht nach Geschmack des und eine attraktive Erscheinung. In den Beauty- Gastes herzustellen. Wie kommt das neue Food-Konzept im «Park Hyatt» bei den Gästen an? Mögen die Leute solche Speisen? Von vielen Gästen erhalten wir sehr positives Feedback. Manche Gäste interessiert es nicht, andere reagieren wiederum mit Unverständnis. Ich denke, wir sind mit unserem Konzept der Zeit noch etwas voraus. 32 Die Beschaffung (der Einkauf) von hochwertigen, gesunden Produkten aus nachhaltiger Produktion scheint für viele Köche heute eine besondere Herausforderung zu sein. Wie sehen Sie das? Die Herausforderung liegt meiner Meinung nach einzig und allein beim Preis. Komplett nachhaltig und hochwertig produzierte Produkte haben eben ihren Preis! Viele Köche sind jedoch leider nicht bereit, diesen Preis zu bezahlen. Trotzdem setzen viele Köche auf Bio und Fair Trade. Bio und Fair Trade sind zweifellos gute Labels, für mich ist es aber wichtig, ob nachhaltig oder im Einklang mit der Natur produziert wird. Dies kontrolliere ich auf meinen Reisen im In- und Ausland. Wenn ich Produkte gefunden habe, die mich überzeugen, ist es für mich zweitrangig, ob der Produzent ein Bio-Label hat oder nicht. biografie WER IST FRANK WIDMER? Nach Abschluss seiner Ausbildung im Jahr 1991 sammelte Frank Widmer Erfahrungen in verschiedenen Restaurants und Hotels, unter anderem in der Schweiz, in Österreich, Deutschland, den USA, Katar und Kuwait. 1996 kam Widmer zur Hyatt-Gruppe – als Küchenchef des Grill-Restaurants im «Hyatt Regency Almaty». Danach war er bei mehreren Eröffnungen von Hyatt-Hotels involviert, so unter anderem in Amman, Hamburg, Sharm el Sheikh, Taba Heights und Warschau, wo er als Küchendirektor (Executive Chef) von 2001 bis 2004 arbeitete. Ebenso hat Frank Widmer die Hyatt-Hotels in Johannesburg, Mainz, Belgrad und Baku während ihrer Eröffnungsphase unterstützt. In Zürich ist Frank Widmer seit der Eröffnung des Park Hyatt im Jahr 2004 als Küchendirektor tätig und verantwortlich für das gesamte Hotel-Küchenkonzept. Widmer achtet streng auf unverfälschte Aromen und TopQualität bei den Produkten. Ob Käse oder Wurst aus den Bergen, Meerwasserfisch aus dem Atlantik – in Widmers Küche werden nur nachhaltig produzierte Zutaten verwendet. Der Schwerpunkt liegt auf natürlichen Produkten, und es wird streng auf artgerechte Tierhaltung geachtet. www.parkhyatt.com 4 I2016 FOOD & BEVERAGE FRANK WIDMER « BEAUTYFOOD SORGT FÜR JUGEND LICHES AUSSEHEN UND EINE ATTRAKTIVE ERSCHEINUNG. IN DEN BEAUTY-GERICHTEN HAT ES WERTVOLLE FETTSÄUREN FÜR EINE STRAFFE HAUT, ALLE NÖTIGEN INHALTSSTOFFE FÜR EIN TOLLES BINDEGEWEBE UND GLÄNZENDE, GESUNDE HAARE. » FRANK WIDMER Im «Park Hyatt Zürich» finden viele Bankette und Business-Events statt. Wie sieht der ideale BusinessLunch für 20 bis 100 Personen aus? Um es kurz zu sagen: leicht, aber trotzdem sättigend. Vorzugsweise mit einem möglichst geringen Anteil an Kohlenhydraten, da diese den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen und verstärkt Müdigkeit hervorrufen. Bei Events bietet man den Gästen oft einen sogenannten Steh-Cocktail. Man serviert mehrere «Häppchen». Wie sieht der ideale oder gar perfekte Steh-Cocktail im «Park Hyatt Zürich» aus? Was heisst ideal? Mein persönlicher Favorit sind Live-Stationen, bei denen die Zubereitung direkt vor den Gästen stattfindet. Auf welche Dinge achten Sie denn besonders, wenn Sie das Essen für ein Bankett arrangieren? Am wichtigsten ist es für mich, dass die Zusammenstellung der Speisen harmoniert. Bezüglich Dekorationen halte ich mich gerne an das Motto «Weniger ist mehr». Meine Priorität ist, sicherzustellen, dass die Speisen heiss und nicht lauwarm serviert werden. Ob die Tische dabei üppig dekoriert sind oder nicht, steht für mich an zweiter Stelle. H Frank Widmer, vielen Dank für dieses Gespräch! 4 I2016 33