5000 Jobs verdrängt - IHK Nord Westfalen

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5000 Jobs verdrängt - IHK Nord Westfalen
AusrufeZeichen
5000 Jobs verdrängt
D
ie Hartz-IV-Verwaltung bleibt in der Kritik. Nicht nur, weil wesentliche Teile der Agenda
2010 wieder zurückgedreht werden. Auch die negativen Nebenwirkungen des eigentlich
überfälligen „Förderns und Forderns“ werden immer deutlicher. Der Bundesrechnungshof
jedenfalls stellt in seinem aktuellen Bericht den Architekten und Bauleitern dieses vermeintlichen Vorzeigeprojektes ein schlechtes Zeugnis aus. Bei den 1-Euro-Jobs wurde erheblicher
Missbrauch festgestellt.
Die Erkenntnis der Oberprüfer klingt vernichtend: bei zwei Dritteln der „Arbeitsgelegenheiten
mit Mehraufwandsentschädigung“, so der offizielle Sprachgebrauch, sind die Fördervoraussetzungen anscheinend recht locker ausgelegt worden.
Sprich: meist werden reguläre Tätigkeiten der öffentlichen Hand gefördert und damit offizielle Arbeitsplätze
verdrängt. Dies betrifft nicht nur den Garten- und Landschaftsbau, sondern auch haushaltsnahe Dienstleistungen in Form „legaler Schwarzarbeit für Kommunen“, wie
es schon bei Einführung der 1-Euro-Jobs ein Kommentator befürchtete. Zudem stellte sich heraus, dass in drei
von vier Fällen ein messbarer Integrationsfortschritt in
den ersten Arbeitsmarkt nicht erkennbar ist.
Im Klartext: Nicht nur wird das eigentliche Ziel verfehlt,
eine Brücke in ein reguläres Arbeitsverhältnis zu bauen,
sondern obendrein gehen auch noch offizielle Arbeitsplätze verloren.
Der eine kommt, der andere geht: 1-Euro-Jobs
verdrängen besonders im Garten- und Landschaftsbau reguläre Arbeitsplätze.
Foto: fotolia.com
Demnach entgingen dem ersten Arbeitsmarkt allein im
IHK-Bezirk Nord-Westfalen 5300 reguläre Arbeitsplätze. Nur 2000 Geförderte hatten entsprechend der Überprüfung des Bundesrechnungshofes
eine reelle Chance auf einen Zugang in den ersten Arbeitsmarkt. Und das bei hochgerechneten
Ausgaben von 42 Millionen Euro im Jahr 2007 – nur im IHK-Bezirk!
„Hartz IV“ muss offensichtlich dringend renoviert werden, wobei auch die Kostenstruktur des
Instruments erstaunlich ist: die durchschnittliche Unterstützung belief sich in NRW auf 1,30
Euro je Stunde, was dann im Schnitt zu einer Mehraufwandsentschädigung von 135 Euro je
Teilnehmer und Monat führte – aber dann kommen noch „Maßnahmekosten“ in Höhe von 298
Euro hinzu. Die Verwaltung bei den Trägern kostet also doppelt so viel wie die eigentliche Förderung der Teilnehmer. Ist das nicht ein geradezu lukratives Geschäftsmodell?
Ihre IHK Nord Westfalen
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
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Inhalt
Rubriken
1 AusrufeZeichen
4 TerminBörse
6 NachrichtenPool
Vier Überflieger
Unter dem Kürzel BRIC sind
Brasilien, Russland, Indien und
China zum Inbegriff aufstrebender Wachstumsmärkte geworden.
Wie auch kleinere Unternehmen
an diesem Wachstum teilhaben
können, zeigt der IHK-Außenwirtschaftstag NRW.
Titelthema
12 Vom Wachstum profitieren
BRIC-Staaten sind Thema des
IHK-Außenwirtschaftstages in Essen
17 „Bin begeistert von Brasilien“
Interview mit Unternehmer und
DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun
18 Kein Billiglohnland
Brasilien macht für die August
Friedberg GmbH heute richtig Sinn
20 Der wilde Osten wird zahmer
Seite 12
Die Gesetze in Russland sind
harmonisiert, der Geschäftsalltag
oft noch abenteuerlich
Mächtig in Fahrt
23 Gewinne, nicht nur Umsätze
Erfolgreiche Tochter in Indien
gegründet
Die Branche der Fahrzeugbauer
trägt kräftig zum Wachstum in
Nord-Westfalen bei. Insbesondere
im Auslandsgeschäft haben die
Unternehmen aus der Region 2007
kräftig Gas gegeben.
25 Von der „Werkbank“
zum Exportland
Wirtschaft Chinas kann nicht mehr
ohne Weltwirtschaft leben –
und umgekehrt
28 Mächtig in Fahrt
Fahrzeugbau hat großen Anteil am
Wachstum in Nord-Westfalen
Seite 28
30 In Bildung investieren
Vollversammlung traf Entscheidungen
zur Aus- und Weiterbildung
34 Wir fahren mehr als
einen Porsche
Ehrenpreis
Vor der Vollversammlung zeichnete IHK-Präsident Hans Dieler
seinen Amtsvorgänger Hubert
Ruthmann für seine besonderen
Verdienste um die regionale
Wirtschaft mit dem IHK-Ehrenpreis „Balance“ aus.
Profilbildung der Region auf dem
Münsterland-Tag in Coesfeld
42 Marketing mit Mut
40-jähriges Bestehen des MarketingClubs Münster/Osnabrück
43 Blogger ernst nehmen
IT-Forum Nord Westfalen mit Experten
zum Thema „Web 2.0“
44 Schwarze Zahlen ohne Rauch
Wie Gastronomen mit dem
Nichtraucherschutzgesetz umgehen
46 Bild und Ton: StellVa
Seite 30
2
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Erfüllter Lebenstraum mit passgenauer
Bild- und Klangqualität
Inhalt
48 „Europameister braucht
Platz fürs Spiel“
Schwarze Zahlen
ohne Rauch
IHK-Jahresempfang als Sommerfest
54 Für ökologische Schäden haften
Das Nichtraucherschutzgesetz
ist seit 1. Juli auch in NRW in
Kraft getreten. Viele kleine
Kneipen werden versuchen
müssen, komplett qualmfrei in
die Zukunft zu gehen.
Unternehmen nicht genügend aufs
Umweltschadensgesetz vorbereitet
56 Kein Weg führt vorbei
Große Zustimmung für B 474n
57 Für Putz-Profis
Fachgesprächsreihe für
Dienstleister im Haushalt
59 Fachkräfte „vor Ort“ sichern
VWA-Studiengang auch in Rheine
100 Die Mobil-Macher
Seite 44
BetriebsBesichtigung bei der LMC
Caravan GmbH & Co. KG, Freckenhorst
10
29
50
52
53
55
8
36
58
60
60
76
102
104
104
Starthilfe |
Unternehmensförderung
Standortpolitik
Aus- und Weiterbildung
Recht | FairPlay
International
Innovation | Umwelt
Wirtschaftsjunioren
BetriebsWirtschaft
Kein Weg führt vorbei
Eine überwältigende Mehrheit der Waltroper
stimmte für die neue Ortsumgehung B 474n, die
nicht nur die Kommune entlastet, sondern auch
den newPark erschließt.
Seite 56
Neues aus Berlin und Brüssel
SteuerVorteil
Amtliche Bekanntmachungen
Handelsregister
Seminare
Impressum
Schlusspunkt
Fachkräfte
„vor Ort“ sichern
Die IHK Nord Westfalen stärkt
die Bildungslandschaft im Kreis
Steinfurt. Ab Herbst 2009 wird
in Rheine der duale Studiengang
„Betriebswirt VWA/Bachelor of
Arts“ angeboten.
Verlags-Spezial
Rechtsanwälte/Steuerberater/
Unternehmensberater
Informationen ab Seite 64
Verlags-Spezial
Der Wirtschaftsraum
Coesfeld
Informationen ab Seite 70
Seite 59
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
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TerminBörse
job-messe Münsterland
MentorenNetz
Neue Mitarbeiter
Starthilfe
Rund 11 200 Besucher und fast
50 Unternehmen und Institutionen konnten sich auf der
„job-messe münsterland“ im
vergangenen Jahr in Münster
kennen lernen – am 30. und 31.
August steht die Neuauflage im
Autohaus Hakvoort in Münster
an. Die IHK Nord Westfalen
wird an ihrem Stand über Ausund Weiterbildungsmaßnahmen beraten. Informationen für
Unternehmen unter www.jobmessen.de oder unter Tel. 0541
44045-0.
Jungunternehmer, die auf den
Rat gestandener Führungskräfte zurückgreifen wollen,
sollten sich beim MentorenNetz
Nord Westfalen umschauen.
Mehr als 40 Experten, allesamt
ehemals Führungskräfte in
namhaften Unternehmen, haben es sich zum Ziel gesetzt,
ihre langjährige Berufserfahrung an Unternehmerinnen und
Unternehmer weiterzugeben.
Die Jungunternehmer führen
ein Einzelgespräch mit vier
Mentoren, danach kommt es je
nach Bedarf zu einer langfristigen Begleitung. Anmeldung bei
Michael Meese 0251 707-226,
nächster Gesprächstermin: 24.
Juli 2008
www.ihk-nordwestfalen.de/
existenzgruendung/Mentoren
Forum VIA Münster
Für Azubis
„Forum VIA Münster“ ist ein
Kongress für die Veranstaltungsbranche am 2. und 3.September 2008 in der Halle Münsterland mit begleitender Fachausstellung. Ausgerichtet wird
er von Auszubildenden für
Auszubildende der Veranstaltungs-, Hotel- und Tourismusbranche, unterstützt von der
IHK Nord Westfalen. Info:
Stefanie Hülck, 0251 707-282,
www.forum-via-muenster.de.
Business online
Saubere Lösung
Die IT-Fachmesse „business
online 2008“ stellt am 26. und
27. November in der Halle
Münsterland Wege zu einer
einfacheren und effizienteren
Kommunikation vor und blickt
auf neue Trends wie „Green IT“.
„Für 70 Prozent der HardwareKäufer sind Energieeffizienz
und Umwelteigenschaften sehr
wichtige Kriterien“, verweist
Projektleiterin
Dorothea
Krückel auf eine Umfrage des
Branchenverbandes Bitkom.
www.business-onlinemesse.com.
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wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Den Ball ins Spiel bringen wollen hier v. l. Thomas Gladigau, Direktor des
Courtyard by Mariott Gelsenkirchen, Gerd Laudwein, IHK-Außenwirtschaftsreferent und Dr.-Ing. Bronislaw Jaworski, Generalkonsul der Republik Polen.
Foto: IHK
Investitionen zur EURO 2012 „Polen–Ukraine“
Nach der EM ist vor der EM
Kaum ist die Euro 2008 beendet, laufen auch schon die Vorbereitungen auf die nächste
EURO, die 2012 in Polen und in
der Ukraine stattfinden wird.
Hier stehen zum Beispiel Investitionen in Stadien und in die
Verkehrs- und Tourismusinfrastruktur an. Auch müssen organisatorische Aufgaben bewäl-
tigt werden. Hierzu haben viele
deutsche Unternehmen das passende Know-how. Über diese
Marktchancen informiert die
IHK Nord Westfalen zusammen
mit dem Generalkonsulat der
Republik Polen.
6. August 2008, Veltins Arena,
Gelsenkirchen
Werben – aber richtig!: Die IHK Nord Westfalen
bietet am 26. August 2008 um 18.00 Uhr in der
IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen in der
Reihe „Fachgespräche für Dienstleister in Haushalten“ eine Informationsveranstaltung an. Claudia Moseler von der CMH Werbeagentur
in Ahlen berät junge Unternehmen zum Thema
Werbung. (siehe auch Seite 57). Informationen
bei Martha Rabeler-Freise, 0251 707-258.
Unternehmensfinanzierung
Wer Gründungen, Betriebserweiterungen, betriebliche Umstrukturierungen oder auch Sanierungen realisieren will, findet in Bürgschaften
oder Nachrangdarlehen oftmals
wichtige Hilfsmittel. Bei den Experten-Sprechtagen „Unternehmensfinanzierung“ stehen Unternehmern in
einem zeitlich befristeten Einzelgespräch Finanzierungsexperten der
KfW-Mittelstandsbank, der NRW.BANK und der
IHK Nord Westfalen zur Verfügung.
15. Juli 2008, IHK Nord Westfalen, Gelsenkirchen
13. August 2008, IHK Nord Westfalen, Münster
Gründen in den Niederlanden: Am 11. September
und am 20. November können alle international
orientierten Unternehmen in der IHK Nord Westfalen in Bocholt Fragen stellen an Mitarbeiter der
Kamer van Koophandel voor Veluwe en Twente
(KvK) in Enschede zu Niederlassungsgesetzen im
Nachbarland, Meldepflichten, Handelsregister,
Rechtsform u. ä. Anmeldung bei Gerlinde Bölting, Telefon 02871 990314.
Unternehmenssicherung
Die IHK Nord Westfalen führt Sprechtage für kleinere Mitgliedsbetriebe
aus der Region in besonderen
Unternehmenssituationen
durch. Ein unabhängiger und
kompetenter Gesprächspartner
hilft bei der Einordnung von
Problemstellungen und zeigt erste Handlungsmöglichkeiten auf. Beim Sprechtag in Rheine unterstützen auch Gesprächspartner der EWG
Rheine. Eine vorherige Anmeldung für diese vertraulichen Einzelgespräche ist erforderlich.
26. August 2008, IHK Nord Westfalen, Bocholt
4. September 2008, EWG für Rheine mbH, Rheine
Anmeldung zu den Experten-Sprechtagen „Unternehmensfinanzierung“ und „Unternehmenssicherung“ bei Jutta Plötz, Telefon 0251 707-221.
NachrichtenPool
Beste Partnerschaften
Förderwettbewerb Ernährung
Schule machen
Rennen um 10 Millionen Euro
Mehr als die Hälfte aller weiterführenden Schulen in NRW
haben eine feste Partnerschaft
mit einem oder mehreren Unternehmen. Um herausragende Projekte auszuzeichnen, wurde jetzt ein landesweiter Unternehmenspreis gemeinsam vom Wirtschaftsund Schulministerium ausgeschrieben.
Bewerbungsschluss: 18. Juli.
www.wir-wollen.nrw.de/
unternehmenspreis.php.
Insgesamt 10 Millionen Euro schaftsförderung Kreis Coesfeld
stellt die EU im Förderwettbe- GmbH. Die Bewerbungsfrist
werb „Ernährung.NRW“ zur endet am 4. September 2008.
Förderung von Projekten der Ernährungswirtschaft in
NRW zur Verfügung. Erster Ansprechpartner für
alle Unternehmen
aus den Kreisen
Borken, Coesfeld,
Steinfurt und Warendorf sowie aus
der Stadt Münster,
die am Wettbewerb
teilnehmen wollen, Ernährung NRW: Anreizprogramm für Ernährungswirtschaft.
Foto: Hartmann
ist die wfc Wirt-
Beste Arbeitgeber
Neue Qualität
Das deutsche „Great Place to
Work Institute“ sucht in Kooperation mit der Initiative
„Neue Qualität der Arbeit“ des
Bundesarbeitsministeriums,
dem „Handelsblatt“ und dem
„personalmagazin“ Deutschlands beste Arbeitgeber. Unabhängig von einer späteren
Platzierung erhalten alle teilnehmenden
Unternehmen
über ein Benchmarking wertvolle Informationen für die
Optimierung ihrer Personalarbeit. Nichtplatzierte Unternehmen bleiben anonym.
www.greatplacetowork.de
Beste Patente
Zukunftspreis
Eine gute Idee, die Entwicklung einer neuen Technologie
oder innovative Verfahren
und Produkte, die zum Patent
angemeldet oder bereits patentiert sind, können zum Sieger des erstmalig ausgeschriebenen Patent Award 2008
werden. Der Gesamtpreis der
IP Bewertungs AG (IPB) für
die drei werthaltigsten Patente
beläuft sich auf 40 000 Euro.
Anmeldeschluss: 31. Juli.
www.patentaward.de
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wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
80 Jahre
65 Jahre
Dr. Anton
Wilhelm Hüffer
Hermann
Grewer
80 65
Dr. Anton Wilhelm Hüffer feierte am 18. Juni
2008 seinen 80.
Geburtstag. Der
ehemalige
geschäftsführende
Dr. Anton
Gesellschafter der Wilhelm
Aschendorffschen Hüffer Foto: WN
Verlagsbuchhandlung leitete nicht nur erfolgreich eines der ältesten Familienunternehmen Münsters,
sondern engagierte sich auch in
der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen über
Jahrzehnte ehrenamtlich für die
Belange der gewerblichen Wirtschaft in der Region.
Hermann Grewer,
Geschäftsführender Gesellschafter
der H. Grewer
Spedition GmbH &
Co. KG, Gelsenkirchen, ist am 6. Hermann
Juni 65 Jahre alt Grewer
Foto: IHK
geworden. Grewer
wurde 1980 Mitglied des IHKRegionalausschusses Gelsenkirchen und 1984 der IHK-
So setzte er sich von 1972 bis
1997 in der IHK-Vollversammlung und darüber hinaus im
IHK-Regionalausschuss für die
Stadt Münster aktiv für die Unternehmen der Region ein. Für
seine Verdienste verlieh ihm die
Vollversammlung der IHK 1988
die Ehrennadel in Silber.
In Zeiten hart umkämpfter
Märkte sind gute Ideen von
existenzieller Bedeutung. Das
Konzept der innovativen Unternehmensführung zielt darauf
ab, die Organisation systematisch und kontinuierlich
durch Neuerungen weiterzuentwickeln. Hierzu baut die
Innovativ führen
Die Gewinner erhalten Gelder
aus dem Europäischen Regionalfond in Höhe von bis zu 80
Prozent der Projektkosten. Gefördert werden Projekte zur Innovationförderung. Beste Aussichten auf Erfolg
haben Kooperationen von Wirtschaft
und Wissenschaft,
die die Wettbewerbschancen von
Unternehmen erhöhen und Arbeitsplätze schaffen.
Mehr Informationen: wfu, Annette
Görlich,
Telefon
02594 78240-0.
Vollversammlung. Den Verkehrsausschuss leitet er seit
1992. 1995 wurde er zum Vorsitzenden des Vorstands der
Vestischen Gruppe und zum
IHK-Vizepräsidenten gewählt.
Grewer, zugleich Präsident des
Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung, macht sich besonders für
die verkehrspolitischen Anliegen der Wirtschaft stark, zum
Beispiel wichtige Infrastrukturprojekte wie der Ausbau des
Flughafens Münster/Osnabrück
und bessere Rahmenbedingungen für die Transportwirtschaft.
Führung Strukturen auf, die es
ermöglichen, neue Ideen zu generieren und realisieren. Das
Buch behandelt folgende Themen: innovative Strukturen in
Führung und Organisation, Ermittlung des Innovationspotenzials,
Instrumente
des
Innovationsmanagements.
Innovative
Unternehmensführung
Jürgen Witt, Thomas Witt
Hardcover, 212 Seiten, 39
Symposion Publishing,
Düsseldorf 2008
ISBN 978-3939707-13-4
NachrichtenPool
Tipps für die Praxis
Fotoausstellung „Bilder des Erfolgs“ in der IHK
Sozialen Einsatz
planen
Unternehmen ins rechte Licht gerückt
Mehr als 40 Prozent der kleinen
und mittleren Unternehmen
engagieren sich mindestens
einmal im Jahr gemeinnützig.
Viele Tipps dazu, wie sie und
ihre Mitarbeiter den sozialen
Einsatz am besten planen und
ausgestalten können, enthält
die Broschüre „Gemeinsam für
den guten Zweck“ der Initiative
„für mich, für uns, für alle“.
www.buerger-engagement.de
Fotokünstler trifft Erfolgsunternehmen aus dem Münsterland:
Was bei solchen Begegnungen
herauskommt, ist noch bis zum
14. Juli in der IHK Nord Westfalen in Münster, Sentmaringer
Weg 61, zu sehen.
Roman Mensing, Fotograf aus
Münster, hat zehn erfolgreiche
Unternehmen aus der Region
ins rechte Licht gerückt. Die
Ausstellung wurde von der IHK
im Auftrag der MünsterlandKonferenz realisiert. „Das Münsterland ist ein guter Boden für
innovative und international
agierende Unternehmen. Der
Erfolg spielt sich aber oft im
Verborgenen ab. Die Ausstellung soll dazu beitragen, dass
der Erfolg zuhause wahrgenommen wird und sich über die
Grenzen hinaus herumspricht“,
so IHK-Hauptgeschäftsführer
Karl-F. Schulte-Uebbing.
Mit kunstvollen Fotoideen
macht Mensing auf einen Blick
sichtbar, was die Unternehmen
auszeichnet. Ein Beispiel: Für
die Suwelack Skin & Health
Care AG in Billerbeck, Weltmarktführer für hautpflegende
und wundheilende Auflagen
aus gefriergetrocknetem Kollagen, stellte er mit Mitarbeitern
des Unternehmens Rembrandts
berühmtes Bild „Die Anatomie
des Dr. Tulp“ nach.
RWE
Lehrstuhl für
Energiewirtschaft
Für fünf Jahre hat die RWE
Energy AG eine Stiftungsprofessur am Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik
der TU Dortmund eingerichtet
und gibt dafür rund eine halbe
Million Euro aus. Der wissenschaftliche Fokus des neuen
Lehrstuhls richtet sich auf ausgewählte Felder des industriellen und privaten Energieverbrauchs.
Ungewöhnliche Unternehmensansichten: Fotograf Roman Mensing (2. v. l.) bei der Ausstellungseröffnung in der IHK
Nord Westfalen mit Regierungspräsident Peter Paziorek (links), IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich SchulteUebbing (Mitte), und Gerd Wiesmann (2. v. r), Landrat des Kreises Borken. Die drei gehören zum Präsidium der Münsterland-Konferenz, für die die IHK die Fotoausstellung realisiert hatte.
Foto: Stein
Petersberger Industriedialog
Experten-Sprechtag
Atmen ist gefragt
Unternehmensnachfolge
Der Industriestandort Deutschland besitzt im internationalen
Vergleich erhebliche Stärken
bei der flexiblen Produktion.
Wenn diese in Abstimmung mit
den Arbeitnehmern ausgeschöpft werden, ist das so genannte „atmende Unternehmen“ eine reale Chance für den
Standort Deutschland. So lautete die Zusammenfassung des
Moderators Prof. Dr. Robert
Fieten,
Management-Forschungs-Team, Köln, beim
Petersberger Industriedialog am
15. Mai in Königswinter.
„Das atmende Unternehmen:
Flexibel
produzieren
in
Deutschland“ – dies war auch
der Titel der vierten Gemeinschaftsveranstaltung der Industrie- und Handelskammern
in Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz sowie der Stiftung Industrieforschung Köln.
240 Unternehmer folgten der
engagierten Diskussion.
Für alle, die noch Informationsbedarf bei
der Vorbereitung der
Übergabe oder Übernahme eines Unternehmens haben oder
Einzelaspekte erörtern möchten, bietet die IHK Nord Westfalen den Nachfolgesprechtag an.
Für die Lösung konkreter Probleme stehen an diesem Tag im
persönlichen vertraulichen Gespräch die IHK-Experten Arnold Isken und Markus Lübbe-
ring zur Verfügung.
Alle Themen, die beim
Stabwechsel für angehende und abgebende
Geschäftsinhaber interessant sind, können angesprochen werden. Die Teilnahme ist
kostenlos. Anmeldung bei Jutta
Plötz Telefon 0251 707-221. ist
erforderlich.
16. September 2008, Regionalbüro der IHK Nord Westfalen,
Schlenkhoffs Weg 57, Beckum
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
7
Wirtschaftsjunioren
Interesse an der Arbeit
der Wirtschaftsjunioren?
Ansprechpartner sind:
Geschäftsführer Jens von Lengerke
Telefon 0251 707-224
[email protected]
Öffentlichkeitsarbeit: Christian Rieke
Telefon 0251 3222611, [email protected]
www.wj-nordwestfalen.de
Von Sahnelinien und Backstraßen
Unternehmensbesuch bei Coppenrath & Wiese
Im Alter von 33 Jahren schon
einen Marktanteil von mehr als
65 Prozent zu erreichen: Solch
süße Zahlen sind der Traum
jedes Jungunternehmens. Die
Conditorei Coppenrath & Wiese
GmbH & Co. KG hat dies
mit ihren Tiefkühl-Backwaren
längst geschafft. Am 10. Juni
konnten die Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen am Produktionsstandort Mettingen einen
Blick hinter die Kulissen des
größten Herstellers tiefgekühlter Kuchen, Torten und Brötchen in Deutschland werfen.
In Mettingen produziert Coppenrath & Wiese ‚Frozen Food‘
für den deutschen und den internationalen Markt. Das im
Jahr 1975 von Aloys Coppenrath und Josef Wiese gegründete Unternehmen erwirtschaftet damit einen Jahresumsatz
von rund 300 Mio. Euro und
beschäftigt insgesamt 1800
Mitarbeiter.
Bei Kaffee und Kuchen sprach
Martin Wallmeier, Mitglied der
Geschäftsführung von Coppenrath & Wiese, mit den Wirtschaftsjunioren über unternehmerische Themen: Über Möglichkeiten der langfristigen
Preis-Absicherung bei Rohwaren beispielsweise, die das
Unternehmen vorzugsweise in
der Region einkauft. Auch die
Auswirkungen des Lieferboykotts der Milchbauern auf das
Konditorei-Unternehmen waren ein Thema. Zum Glück, so
Wallmeier, habe der Milchbau-
Besuchserlaubnis nur unter Hygieneauflagen: Wirtschaftsjunioren durften
die Tortenproduktion besichtigen.
Foto: Jürgen Schäfer, Coppenrath & Wiese
Werkstattgespräch mit Dr. Peter Paziorek
WJ-Visionär Nr. 4
Regierungspräsident steht Rede und Antwort
Batterien aufladen
Wie lässt sich die schulische
Ausbildung im Regierungsbezirk Münster besser an die Bedürfnisse der Wirtschaft anpassen? Diese und weitere Fragen
diskutierten die Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen und der
Arbeitskreis Junger Handwerksunternehmer (AJH) bei einem
Treffen mit Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek in Drensteinfurt. Anlass war eine Einladung des AJH zum Werkstattbesuch bei der Alfons Böcker
Am 27. August wird MarketingProfessor Dr. Claudius A.
Schmitz mit fachlicher Ernsthaftigkeit und rheinischer Lebendigkeit erläutern, wie man
„seine Batterien immer wieder
aufladen“ kann, wie man also
neudeutsch zu einer „WorkLife-Balance“ findet und Karriere und Lebensfreude verbindet. Veranstaltungsort ist Gut
Havichhorst in Münster-Handorf, Anmeldungen bis zum 25.
Juli an die WJ-Geschäftsstelle.
GmbH & Co. KG. Das Unterneh- versprach, auch den Praxisbemen aus Drensteinfurt ist welt- zug des Unterrichts stärker zu
weit im hochwertigen Innen- prüfen.
ausbau und in der
Ausstattung von Luxusschiffen
aktiv.
Regierungspräsident
Peter Paziorek berichtete, mit welchen
Maßnahmen die Bezirksregierung
als
Aufsichtsbehörde die
Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek (M.) disQualität an den Schu- kutierte mit Firmengründer Alfons Böcker (l.) und
len steigern will und Betriebsinhaber Xaver Böcker (r.).
Foto: Axel Bose
Die Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen treffen sich in der Regel am ersten Montag im Monat in Borken,
Münster und Recklinghausen zu Stammtischen. Interessenten können sich bei den Stammtischleitern anmelden.
8
ern-Streik die Produktion nicht
lahmgelegt, auch wenn die Vorräte gegen Ende knapp geworden seien. Für das in Mettingen
hergestellte Backwerk benötigt
Coppenrath & Wiese bis zu 80
Tonnen Sahne – täglich.
Stammtisch Borken
Stammtisch Münster
Stammtisch Recklinghausen
Christoph Peveling
Telefon 02872 9275-12
E-Mail: [email protected]
Lukas Winkelmann
Telefon 02547 9300-56
E-Mail: [email protected]
Markus Krems
Telefon 02361 9016-86
[email protected]
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Mittwoch, 9. Juli 2008
Betriebsbesichtigung Ontex
Recklinghausen GmbH
Sonntag, 17. August 2008
Familientag
11.–14. September 2008
BuKo Berlin/Potsdam
Starthilfe | Unternehmensförderung
Verlängert
Eingeschränkt
Kabotageverbot für EU-Neulinge
Nur drei Fahrten in sieben Tagen
Deutschland hat das Kabotageverbot für Estland, Lettland, Litauen,
die Tschechische Republik und die Slowakische Republik bis zum
30. April 2009 verlängert. Für diese, im Mai 2004 der EU beigetretenen Länder, gelten teilweise Übergangsregelungen, so auch bei
der Kabotage. Unternehmer aus Rumänien und Bulgarien, EU-Mitglieder seit 2007, dürfen bis zum 31. Dezember 2009 keinen
innerstaatlichen Verkehr in Deutschland durchführen.
Seit Mai 2008 sind in Deutschland nur noch drei Kabotagefahrten
innerhalb von sieben Tagen zulässig. Der Zeitraum von sieben Tagen während einer grenzüberschreitenden Beförderung errechnet
sich von der ersten teilweise oder vollständigen Entladung bis zur
letzten Entladung, bevor Deutschland wieder verlassen wird. Ein
nahezu identischer
Vorschlag wird zurzeit auf europäiKabotage ist der von einem Unternehmer
scher Ebene diskumit Sitz oder Niederlassung in einem EUtiert, sodass diese
Mitgliedsstaat durchgeführte gewerbliRegelung vorausche Güterkraftverkehr innerhalb eines
sichtlich in allen
anderen Mitgliedsstaates der EuropäiMitgliedstaaten für
schen Union, in dem er weder Sitz noch
Kabotagefahrten in
Niederlassung hat
der Europäischen
Union gelten wird.
www.ihk-nordwestfalen.de/verkehr_logistik/euerwei.php
Stichwort Kabotage
1. Elevator Pitch Night in Münster
Unternehmensgründung im Aufzug
Einkaufsmesse: Die „business to dialog“ bringt bundesweit in zehn Regionen
über 1500 Aussteller und über 15 000 Fachbesucher zusammen.
Foto: b2d
Business to Dialog
Einkäufer treffen
Deutschlands nach eigenen Angaben größte regionale Mittelstandsmesse „b2d Business to
Dialog“ verschafft Mittelständlern den direkten Kontakt zu
den Einkäufern großer Unternehmen. b2d findet am 20. und
21. August in der VELTINSArena in Gelsenkirchen statt
und richtet sich an Unterneh-
men aus Industrie, Handwerk,
Handel und Dienstleitung. Gute
Erfahrungen hat Heiko Bauer,
Geschäftsführer der Bauer Industriebau aus Dorsten, gemacht: „Wir haben bislang von
jeder b2d-Messe gute Kunden
und Aufträge mitgenommen.“
www.dialogmesse.de
Die Presseagentur PR-Büro Fischinger und Stevens English
Training hat in Zusammenarbeit mit der Siemens AG NL
Münster eine Plattform geschaffen, bei der Existenzgründer, Ideengeber und Unternehmer die Chance erhalten, sich
und ihre Geschäftsidee Investoren in nur drei Minuten auf
englisch darzulegen – so, als
würden sie mit einem Investor
in einem Aufzug stehen. Bei der
ersten „Elevator Pitch Night“,
die in der IHK in Münster stattfand, wurden Christian Lex und
Ricardo Campos mit dem Preis
für die beste Präsentation. Sie
verkauften ihre Idee, Wein und
Delikatessen aus Portugal in
Deutschland zu vermarkten,
besonders überzeugend. Über
den zweiten Preis für die
innovativste
Geschäftsidee
freute sich Sonja Schrapp mit
ihrem „Blind-Date-Cooking“.
Den Publikumspreis schließlich
gewann Elin Hanna Klumb mit
„Homelifting“ – einer Idee zumehr als Wohnungseinrichtungsberatung.
www.elevator-pitch-muenster.com
Starthilfe | Unternehmensförderung
Für Lkw
Ferienreiseverordnung
Spiegel
nachrüsten
Lkw-Fahrverbot
am Samstag
Der Bundesrat hat am 23. Mai
2008 der Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) zugestimmt. Danach müssen alle ab 1. Januar
2000 erstmalig zugelassenen
Lkw über 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht mit einem
Weitwinkel- und Nahbereichsspiegel an der Beifahrerseite
ausgerüstet sein. Dieser soll den
gefürchteten „toten Winkel“
beseitigen und damit Fußgänger, Radfahrer und Motorradfahrer schützen. In Deutschland
wird diese Ausrüstung ab Oktober 2008 im Rahmen der vorgeschriebenen Hauptuntersuchung überprüft.
Im Juli und August gilt in
Deutschland an allen Samstagen in der Zeit von 7 bis 20 Uhr
auf bestimmten Autobahnabschnitten und Bundesstraßen
das Ferienreisefahrverbot für
Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen
oder Anhänger, die hinter Lkw
geführt werden. Auch in diesem
Jahr musste die Ferienreiseverordnung den aktuellen Erfordernissen, wie zum Beispiel
Baumaßnahmen,
angepasst
werden. Details auf der Internetseite des Bundesverkehrsministeriums: www.bmvbs.de Rubrik Verkehr, Straße, LkwFahrverbot.
Der Handelsausschuss der IHK Nord Westfalen besuchte Düsseldorf. Stationen
waren die neu entstehenden Düsseldorf Arcaden (ein Projekt mit 24 000 Quadratmetern Verkaufsfläche), der architektonisch interessante Medienhafen sowie als Höhepunkt der Verkaufssender QVC. Moderatorin Angie Herzog erläuterte die Verkaufsstrategien des Senders, der 2006 mit fünf Millionen Teleshopping-Kunden 674 MillionenEuro Nettoumsatz verzeichnete.
Foto: IHK
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
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Titel BRIC-Staaten
Boarding for BRIC
Vom Wachstum
profitieren
Unter dem Kürzel BRIC sind Brasilien, Russland, Indien
und China zum Inbegriff aufstrebender Wachstumsmärkte geworden. Wie auch kleinere Unternehmen an
diesem Wachstum teilhaben können, zeigt der 5. IHKAußenwirtschaftstag NRW.
12
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
ie Abkürzung BRIC wurde 2001 von
Jim O'Neill, Goldman Sachs-Chefvolkswirt, geprägt. Bei jährlichen
Wachstumsraten der Wirtschaftsleistung
von 5 bis 10 Prozent (zum Vergleich: EU
etwa 2 Prozent) sagen Prognosen voraus,
dass die BRICs bis 2050 die G8-Staaten
überflügeln werden. Damit würde die
„westliche Welt“ – Europa und Nordamerika – erstmals seit etwa fünf Jahrhunderten ihre dominierende Stellung in der
Weltwirtschaft verlieren.
D
Der Aufwärtstrend wird sich angesichts des
hohen Modernisierungsbedarfes in diesen
Staaten mittelfristig fortsetzen. Deutsche
Investitionsgüter werden auch weiterhin in
Schwellenländern besonders nachgefragt.
Dabei profitiert die deutsche Wirtschaft
von der Offenheit des Marktes. Ihre Erfolge
im Exportgeschäft sichern hierzulande Beschäftigung: Allein der Export deutscher
Waren in die BRIC-Staaten steht für
rund eine halbe Million Arbeitsplätze in
Deutschland.
Rund 2,8 Milliarden Menschen leben in den
BRIC-Staaten; dies entspricht über 40 Prozent der Weltbevölkerung und einem
großen Wirtschafts- und Kaufkraftpotenzial. Die deutschen Ausfuhren in diese
Staatengruppe sind 2007 um 12 Prozent –
von 63 auf 72 Milliarden Euro – gestiegen.
Die IHK-Organisation und die deutschen
Auslandshandelskammern (AHKs) rechnen
damit, dass bereits 2008 in die BRIC-Staaten insgesamt mehr exportiert wird als in
die USA.
Große Absatzmärkte
Auch die NRW-Statistik spiegelt die zunehmende Bedeutung der BRIC-Staaten wider.
So haben sich die NRW-Ausfuhren in diese
Länder innerhalb der letzten fünf Jahre
weit mehr als verdoppelt. Sie lagen 2007
bei über 15,1 Milliarden Euro mit einem
Plus von 12,1 Prozent gegenüber 2006.
Dies unterstreicht die verstärkte Rolle der
BRICs als Absatzmärkte für die NRW-Wirtschaft.
Titel BRIC-Staaten
Die BRIC-Staaten (v. l. n. r.) Brasilien (Rio de Janeiro), Russland (Roter Platz in Moskau), Indien (goldener Tempel in Amritsar) und China (Platz des Himmlischen
Friedens in Peking) stehen im Mittelpunkt des 5. IHK-Außenwirtschaftstages.
Fotos: Fotolia (2), Weiß, Risch (je 1)
Auf der Importseite schlugen 2007 22,7
Milliarden Euro zu Buche. Eine Größenordnung, die die Nutzung preisbedingter
Wettbewerbsvorteile der eingeführten Produkte – vor allem aus Asien – nach wie vor
deutlich zum Ausdruck bringt. Allerdings
fiel der Anstieg der Einfuhren mit 7,3 Prozent spürbar niedriger aus als in den Vorjahren.
B wie Brasilien
Das Land am Zuckerhut hat weit mehr zu
bieten als Samba, Zuckerrohr und Fußballstars. Brasilien steht vielmehr für eine aufstrebende Wirtschaft und ist für deutsche
wie europäische Unternehmen besonders
interessant.
Ökonomen attestieren dem Land eine
außergewöhnliche Performance – begünstigt durch die gute Weltkonjunktur, hohe
Rohstoffpreise, kräftige Kapitalzuflüsse aus
dem Ausland und eine wirtschaftsfreundli-
Markttipp Brasilien
„Das südamerikanische Land wird
2014 zum zweiten Mal nach 1950
eine Fußball-Weltmeisterschaft austragen. Das weltgrößte Sportereignis
wird Investitionen von schätzungsweise 10 Milliarden US-Dollar in die
Infrastruktur Brasiliens pumpen.
Erwartet werden 500 000 Besucher
aus aller Welt und mit ihnen Einnahmen von etwa 2,5 Milliarden USDollar.“
Gerd Laudwein, IHK Nord Westfalen
che Politik. Seit 2000 befindet sich die
Wirtschaft auf einem soliden Wachstumskurs. Zwar sind die Zuwachsraten nicht
ganz so spektakulär wie in den übrigen
BRIC-Staaten, doch wird bis 2010 mit einem jährlichen BIP-Wachstum von 4 Prozent gerechnet.
Als NRW-Schwerpunktkammer für Brasilien und die übrigen Länder des MercosurRaumes kennt die IHK zu Essen das Phänomen, dass Brasilien für deutsche Unternehmen gegenüber China, Indien und
Russland etwas ins „Hintertreffen“ geraten
ist. Eine Feststellung, die u. a. auch von der
Deutsch-Brasilianischen Industrie- und
Handelskammer (AHK) bestätigt wird. Doch
nimmt das Interesse an Brasilien sowie an
ganz Lateinamerika derzeit wieder zu. Rolf
Dieter Acker, Präsident der AHK in São
Paulo und Präsident von BASF Südamerika, spricht sogar von einer eindeutigen Trendwende. „Nach den Großunternehmen in den siebziger Jahren und der
Auto-Industrie in den neunziger Jahren
kommen jetzt vor allem kleinere Unternehmen nach Brasilien“, so Acker anlässlich
der Mitte Mai 2008 durchgeführten Lateinamerika-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Nach Einschätzung der IHK-Organisation
war der Zeitpunkt dieser Reise gut gewählt
– mit positiver Signalwirkung zur Intensivierung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Ludwig Georg Braun, Präsident
des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), machte sich im Vorfeld
der Reise stark für den Subkontinent und
unterstrich insbesondere die wachsende
Bedeutung des Investitionsstandortes Brasilien. (s. Interview S. 17)
Bis heute sind rund 1200 deutsche Unternehmen in Brasilien vertreten, etwa 800
davon im Großraum São Paulo. Damit ist
dies der größte deutsche Industriestandort
außerhalb der Bundesrepublik. Die Bedeutung der deutschen Wirtschaft in und für
Brasilien ist beachtlich: Die deutschen
Tochtergesellschaften erzeugen acht Prozent des brasilianischen BIP, haben rund 25
Milliarden US-Dollar investiert und beschäftigen cirka 250 000 Menschen. Das
zurzeit größte Projekt: Ein Stahlwerk von
ThyssenKrupp in Rio de Janeiro für 3,6 Milliarden US-Dollar.
Die Gemeinschaftsveranstaltung aller 16
IHKs in Nordrhein-Westfalen wird am
16. September in der Messe Essen stattfinden – unter dem Motto „Boarding for
BRIC – Wachstumsmärkte im Blick“.
Weitere Infos und Anmeldung unter
www.ihk-aussenwirtschaftstag.nrw.de
Insgesamt gilt: Der Zeitpunkt für ein stärkeres Engagement der deutschen Wirtschaft in Brasilien ist so günstig wie nie zuvor. Vor allem der Mittelstand sollte diese
Chance nutzen. Eine Botschaft, die bereits
2007 von der 10. Lateinamerika-Konferenz
der Deutschen Wirtschaft ausging. Sie
wurde von der IHK zu Essen in Zusammenarbeit mit der Lateinamerika-Initiative der
Deutschen Wirtschaft (LAI) im Mai 2007 in
Essen veranstaltet. Bundes- und Landespolitiker machten sich stark für die Ent- bzw.
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
13
Titel BRIC-Staaten
Wiederentdeckung des Subkontinentes.
NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben begrüßte zugleich die Ankündigung
der 2007 an den Start gegangenen neuen
Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft
„NRW.International“, Brasilien und weitere
aufstrebende lateinamerikanische Länder
verstärkt in den Fokus zu nehmen.
2008 zeigt NRW besonders Flagge für Brasilien. Und dies nicht nur auf dem IHKAußenwirtschaftstag NRW sondern auch
auf den Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen in Köln vom 24. bis 26. August 2008. Zudem sind die Planungen für
2009 bereits angelaufen: Für die zweite
Jahreshälfte – voraussichtlich Oktober/
November – heißt es „NRW goes Latinamerica“. Neben Brasilien werden Argentinien, Chile und Mexiko Zielländer der von
der IHK zu Essen koordinierten Mehrbranchen-Delegationsreise sein.
R wie Russland
Deutschland ist Russlands Wirtschaftspartner Nr. 1. Gegenwärtig sind rund 4600
deutsche Unternehmen in Russland vertreten, 3000 davon alleine in Moskau. Mit der
zunehmenden Entwicklung russischer Regionen erweist es sich als notwendig, auch
dort präsent zu sein. Der Zug nach Russland fährt mit unvermindertem Tempo,
denn angetrieben von hohen Öl- und Gaspreisen setzt Russlands Wirtschaft ihren
Wachstumskurs fort. Die hohen Deviseneinnahmen schaffen zugleich auch die
Voraussetzungen für weitere Importe. Vor
diesem Hintergrund boomt der deutsche
Export nach Russland: Seit 2004 hat er sich
auf 28,2 Milliarden Euro verdoppelt.
Exporttipp Russland
„Es kommt nicht nur darauf an, für
das nachhaltige Liefergeschäft einen
vertrauenswürdigen, dynamischen
Vertriebspartner zu finden oder eine
eigene Vor-Ort-Präsenz aufzubauen;
Die kleinste Abweichung in den Zollpapieren, fehlende ZertifizierungsBescheinigungen oder Ursprungszeugnisse können Wartezeiten verursachen und die ganze Logistik ins
Wanken bringen.“
Franz-Josef Drees, IHK Nord Westfalen
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wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Dreimal neun
Indischer Hattrick
Ein starker Endspurt der indischen Landwirtschaft sorgte im abgelaufenen indischen Finanzjahr 2007/2008 für die neun
vor dem Komma. Nach den Wirtschaftsjahren 2005/06 und 2006/07 mit Wachstumsraten in Höhe von 9,4 und 9,6 Prozent schließt auch das Wirtschaftsjahr
2007/08 mit einem Anstieg des Bruttosozialproduktes von 9 Prozent ab.
Steigende Energiekosten lassen jedoch
auch den Subkontinent immer stärker
über die Nutzung erneuerbarer Energiequellen nachdenken. Hinzu
kommt eine stark wachsende
Mittelschicht, die konsumieren will und – je nach Sichtweise der Unternehmen und
ihren Produkten – zwischen
200 Mio. und rund 400 Mio.
Menschen stark ist. Dies entspricht in etwa der Konsumenten-Stärke der EU.
Indien bietet einen riesigen
Absatzmarkt mit Technologie-Bedarf aus Deutschland
sowie Unternehmen, die kostengünstig zuliefern können.
Stark vertreten in Indien sind
bereits die deutsche Automobil- und Maschinenbau-Industrien, die Verpackungs-,
Elektronik- und Elektrik-Industrie, die
Energie-Branche, konventionell und alternativ, sowie die Umwelt-Industrie.
Achim Rodewald,
Deutsch-Indische Handelskammer
Kontaktgespräch zwischen Unternehmer und potenzielle
indischen Geschäftspartner während des NRW-BusinessForums in Mumbai.
Foto: IGCC
Nordrhein-westfälische Unternehmen sind
schon seit dem Erdgas-Röhren-Geschäft
Anfang der 70er Jahre ein starker Eckpfeiler der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Der NRW-Anteil am deutschen
Russlandexport liegt bei rund einem Fünftel. In der Hitliste der wichtigsten Exportprodukte führen Erzeugnisse des Maschinenbaus, des Fahrzeugbaus sowie der chemischen Industrie. Das Russlandgeschäft
ist aber kein Geschäft nur für Großunternehmen. Auch viele mittelständische Unternehmen profitieren insbesondere von
dem russischen Bauboom. Mittlerweile
zieht auch die Investitionstätigkeit deutscher Unternehmen an. Waren es in den
letzten Jahren vorwiegend Unternehmen
aus dem Handel, so kommen inzwischen
Unternehmen der Bauwirtschaft und der
Automobilindustrie hinzu.
NRW-Schwerpunktkammer für Russland
ist die IHK zu Düsseldorf. Dies insbesondere
auch vor dem Hintergrund vielfältiger
Russland-Aktivitäten regional ansässiger
Unternehmen, der sehr lebendigen Städtepartnerschaft zwischen Düsseldorf und
Moskau und einer führenden Rolle der
Messe Düsseldorf im Messe-Geschäft in
Russland. Gemeinsam mit der Landeshauptstadt und der Messe Düsseldorf gründete die IHK als Schwerpunktkammer im
Februar 2001 das Russland-Kompetenzzentrum Düsseldorf (RKD) mit Sitz in ihren
Räumen. Seit Dezember 2007 ist auch die
Deutsch-Russische Auslandskammer Mitträger des RKD und hat somit in Düsseldorf
ihr Deutschland-Büro.
Das RKD ist regelmäßige Anlaufstelle für
deutsche Unternehmen. Es ist unter ande-
Titel BRIC-Staaten
Erste Anlaufstelle für Unternehmen mit
dem Zielland Indien ist das gemeinsame
Netz von IHKs und AHKs. Speziell in NRW
finden Unternehmen bei der IHK zu Düsseldorf – bereits seit vielen Jahren NRWSchwerpunktkammer für Indien – und
dem Düsseldorfer Informationsbüro der
Deutsch-Indischen Handelskammer die
notwendige Unterstützung bei der Vorbereitung ihres Indien-Engagements. Anfang
2008 ging der India-Desk an den Start, den
die IHK als Schwerpunktkammer in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Indischen Handelskammer eingerichtet hat. Dessen erklärtes Ziel ist es, deutsche Unternehmen
beim Aufbau des Indien-Geschäftes und indische Unternehmen bei Ansiedlung in
Deutschland zu unterstützen.
Zahlreiche deutsche Unternehmen, auch aus Nord-Westfalen, bauen Produktionsstätten im indischen
Pune.
Foto: Weiß
rem Veranstalter der jährlichen Düsseldorfer Wirtschaftstage in Moskau, die in diesem Jahr bereits zum achten Mal mit einer
Rekordbeteiligung von 72 NRW-Unternehmen stattfanden. Eine neuerliche Unternehmerreise nach Russland bereitet die
Schwerpunktkammer gemeinsam mit der
IHK zu Dortmund für Ende November 2008
vor.
I wie Indien
Seit Indien 1991 mit seinen Wirtschaftsreformen neue Kräfte freigesetzt hat, wächst
die Wirtschaft in beeindruckender Weise.
So stieg Indiens BIP in den letzten drei
Jahren durchschnittlich um über 9 Prozent.
Die ausländischen Direktinvestitionen
nahmen in diesem Zeitraum um das Vierfache auf 15 Milliarden US-Dollar zu; aller-
Markttipp Indien
„Der Subkontinent Indien muss insbesondere von Investoren sehr differenziert betrachtet werden. Logistikkosten können wegen der schlechten
Infrastruktur teuer werden. Büround Wohnraummieten in Großstädten überschreiten schon jetzt oft
10 000 Euro monatlich. Vor Verhandlungen mit indischen Geschäftspartnern ist ein interkulturelles
Training vorteilhaft. Inder sind ‚Weltmeister‘ im Handeln!“
Dr. Thomas Weiß, IHK Nord Westfalen
dings ist der Anteil deutscher Unternehmen
mit 0,5 Prozent hier noch relativ bescheiden.
Insgesamt wird Indien mit seiner wachsenden kaufkräftigen Mittelschicht für deutsche Unternehmen zunehmend interessant.
‚Made in Germany‘ hat dort immer noch
einen guten Klang und man macht gerne
mit deutschen Unternehmen Geschäfte,
weil das Verständnis wirtschaftlichen Handels dem unseren sehr ähnlich ist. Ein erfolgreicher Markteinstieg in Indien sollte
allerdings gut vorbereitet sein. Bürokratische Hürden, unzureichende Infrastruktur
und eine oft unterschätzte „Basar-Mentalität“ verlangen nach einer sorgfältigen
Planung.
Das Interesse der NRW-Wirtschaft an Indien ist sehr groß, wie die im März 2007
und April 2008 durchgeführten „NRW goes
to India“-Reisen gezeigt haben. Dabei sind
die nordrhein-westfälischen Unternehmen
hervorragend aufgestellt für das IndienGeschäft: Der NRW-Anteil machte in den
letzten vier Jahren mehr als ein Viertel des
deutschen Gesamtexports nach Indien aus.
Die Hauptausfuhrgüter sind Chemische Erzeugnisse, Elektrotechnik und vor allem
Maschinen, auf die alleine fast die Hälfte
des Gesamtexports entfallen. Das deutlichste Wachstum lässt sich allerdings im Export von Kraftwagen und Kraftwagenteilen
erkennen, der sich in den letzten drei Jahren fast verdreifacht hat.
C wie China
China avanciert inzwischen zu einem der
weltweit attraktivsten Zielmärkte für ausländische Investoren. Mit rund 1,3 Milliarden Menschen wird die weltgrößte Bevölkerung nach Schätzungen bis 2015 rund
750 Millionen zahlungskräftige Konsumenten aufweisen. Die stärkere Integration
in die Weltwirtschaft und internationale
Arbeitsteilung wird China bald zur drittstärksten Volkswirtschaft der Welt katapultieren. Das Land ist Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner in Asien. Nach
aktuellen Umfragen der IHK-Organisation
haben über 90 Prozent der in China aktiven
deutschen Firmen Expansionspläne. Allein
für das laufende Jahr plant rund ein Drittel
der auslandsaktiven deutschen Unternehmen Investitionen im Reich der Mitte.
Allerdings hat das Land auch mit enormen
Schattenseiten seines Wirtschaftsbooms zu
kämpfen – gravierende Umweltprobleme,
Energieknappheit, steigende Verbraucherpreise sowie ein eklatantes Wohlstandsgefälle. Die Volksrepublik steht auch aktuell
im Olympia-Jahr – nicht zu Unrecht – in
der internationalen Kritik. Anlass sind die
Unruhen und Forderungen nach Autonomie in Tibet, denen China mit aller Härte
begegnet. Art und Ausmaß der neu entfachten China-Debatte zeigen aber vor allem eines: Die Ratlosigkeit über den richtigen Umgang mit dem neuen Global-Player,
der anderen Wertvorstellungen und Entwicklungsmodellen folgt als wir.
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
15
Titel BRIC-Staaten
Aus Sicht der IHK-Organisation tragen
Drohgebärden – wie Olympia-Boykott oder
Wirtschaftssanktionen gegen China – nicht
zur Veränderung politischer Rahmenbedingungen bei, geschweige denn zur Verbesserung der Menschenrechtssituation. Statt
China international zu isolieren, sollte jede
Form des Dialogs zur sachlichen Auseinandersetzung genutzt werden. Das Engagement westlicher Firmen – „Wandel durch
Handel“ – kann einen wichtigen Beitrag
zur weiteren Öffnung in China leisten. Kritische Anliegen – wie etwa die aktuelle Visavergabe – gilt es weiterhin selbstbewusst
und offen anzusprechen.
Zudem würden Boykotte nicht nur dem
Reich der Mitte schaden. Im Gegenteil: Gerade die deutsche Exportwirtschaft würde
hier empfindlich getroffen werden. Auch
für den Standort Deutschland wären die
Folgen beträchtlich – hier sind immerhin
über 200 000 Arbeitsplätze vom Export
Markttipp China
„Für Einkäufer gilt: die Ware präzise
und so detailliert wie möglich beschreiben. Wenn möglich sollten internationale oder die chinesischen
Standards (GBs) herangezogen werden. Den tatsächlichen Hersteller
von Waren zu finden, ist schwierig.
Von Vorteil ist der Deutsch-Chinesische Standardliefervertrag und mit
einer vereinbarten Schiedsklausel.“
Dr. Thomas Weiß, IHK Nord Westfalen
nach China abhängig. Nordrhein-Westfalen hatte 2007 einen Anteil von 21,6 Prozent an den gesamten deutschen Ausfuhren
nach China. Fast 600 Unternehmen aus
Nordrhein-Westfalen sind mit Büros oder
Produktionsstätten in China aktiv.
Unter dem Motto „NRW goes to China“
planen die IHKs vom 26. Oktober bis 1.
November 2008 eine Mehrbranchenreise
nach China – koordiniert von der IHK zu
Köln als langjährige NRW-Schwerpunktkammer für China; die IHK Nord Westfalen
ist dabei mit dem Schwerpunkt Umwelttechnik beteiligt.
Veronika Lühl
Die Autorin ist stellvertretende Hauptgeschäftsführerin
und Leiterin des Geschäftsbereichs Außenwirtschaft
der IHK zu Essen, die den 5. NRW-Außenwirtschaftstag
ausrichtet.
16
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Brasilien
Zu Recht ein BRIC
Gemessen an der reinen Wachstumsrate
des Bruttoinlandsprodukts tanzt das Land
des Sambas im Vergleich zu Russland, Indien und der Volksrepublik China aus der
Reihe. Statt Wachstumsraten im zweistelligen Bereich erwirtschaftet Brasilien derzeit ein Plus von rund 5 Prozent. Skepsis
ist jedoch nicht angebracht.
Dem größten Land Lateinamerikas sprechen wegen der einstelligen Wachstumsraten zwar viele Experten seinen Platz in
der Riege der vier ökonomischen Weltmächte von morgen ab. Doch spätestens
seit der ausgiebigen Lateinamerika-Reise
von Bundeskanzlerin Angela Merkel im
Mai ist klar: Die Region – vorne weg Brasilien – ist in den Kreis der Wunschpartner
der deutschen Wirtschaft zurückgekehrt.
Das Land verfügt sowohl über große Reserven an Bodenschätzen als auch über
eine hochentwickelte verarbeitende Industrie. Konzerne wie der Flugzeugbauer
Embraer, der Erdölkonzern Petrobras oder
der Fleischproduzent Sadia sind auf internationalem Expansionskurs.
Energiesektor wichtig
Wie ein Magnet zieht die zehntgrößte
Volkswirtschaft der Welt die ausländischen Direktinvestitionen an. Das laufende Konjunkturprogramm der brasilianischen Regierung und die Vorbereitungen auf die Fußballweltmeisterschaft
2014 sind nur zwei von zahlreichen Argumenten für ein Engagement am Zuckerhut. Im Energiesektor kommt Brasilien
eine immer wichtigere Rolle zu. Das Land
ist nicht nur der billigste und größte
Ethanolproduzent der Welt, es hat auch
große unerschlossene Erdölquellen, wie
die kürzlich entdeckten Vorkommen vor
Santos und Rio de Janeiro.
Die günstige Lage ist auch einer besonnenen Wirtschaftspolitik zu verdanken. In
eindrucksvoller Weise schafften der amtierende Präsident Luiz Ignacio Lula und
sein Vorgänger Fernando Henrique Cardoso den konsequenten Wandel vom un-
berechenbaren Hochrisikoland zum Garanten von Wirtschaftsstabilität und Unternehmerfreundlichkeit.
Gutes Konsumklima
Selbst die US-Immobilienmarktkrise warf
Brasilien nicht aus der Bahn. Im Gegenteil
entwickelt sich das Konsumklima momentan sehr positiv, die Binnenkonjunktur ist endgültig angesprungen. Kfz-,
Elektro- und Immobilienbranche fahren
einen Rekord nach dem anderen ein. Die
deutsche Präsenz vor Ort ist bemerkenswert. Die meisten großen deutschen Industrieunternehmen sind in Brasilien gut im
Geschäft – oftmals seit mehreren Jahrzehnten.
Nadelöhr Infrastruktur
Vorerst kann der Gigant Brasilien sein
enormes Potenzial aber nicht voll entfalten. Die Weltbank bemängelte in ihren
„Doing Business“-Berichten besonders die
langwierigen Genehmigungsprozeduren
und die komplexe Steuerpraxis. Die mangelhafte Infrastruktur gilt als Nadelöhr
der brasilianischen Entwicklung. Auf der
konjunkturellen Seite befürchten Experten, dass sich der regelrechte Konsumboom bei vergleichsweise moderatem
Wirtschaftswachstum mittelfristig zu einer Blase entwickeln könnte.
Das Gesamturteil muss aber gut ausfallen.
Brasilien ist in seinem seit langem besten
wirtschaftlichen Zustand und muss zu
Recht mit den anderen drei Wachstumsmärkten in einem Atemzug genannt werden. Für deutsche Unternehmen bieten
Land wie Region hervorragende Geschäftschancen - wenn Produkt und
Durchhaltevermögen stimmen.
Oliver Döhne,
bfai-Korrespondent in Sao Paulo
Titel BRIC-Staaten
Interview mit DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun
„Bin begeistert
von Brasilien“
DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun
äußerte sich anlässlich der Lateinamerika-Reise von Bundeskanzlerin
Angela Merkel über seine eigenen
Erfahrungen als Unternehmer in dem
Land und die wachsende Bedeutung
des Investitionsstandortes Brasilien.
?
Südamerika ist angesichts der Chinaund Indien-Euphorie etwas aus dem
öffentlichen Blickfeld geraten – zu Recht?
!
Wie sind die Voraussetzungen für Unternehmer?
Unter Präsident Lula und seinem Vorgänger Cardoso hat sich Brasilien mit einer
sozialdemokratischen Politik der Mitte auf
den richtigen Weg gemacht. Das Land hat
sich wirtschaftlich geöffnet, und die unabhängige Zentralbank hat die Inflation in
Wie unterscheidet sich nach
ihren eigenen Kenntnissen
als Unternehmer der Standort
China von Brasilien?
!
Es ist zweifellos spektakulär,
bei jedem neuen China-Besuch in dem autoritär geführten
Land massive Baufortschritte
Der Unternehmer Ludwig Georg
zu erleben. Da werden ganze
Braun ist seit 41 Jahren in Brasilien.
Städte aus dem Boden geFotos: DIHK
stampft, was in gefestigten
den Griff bekommen. Das Wirtschafts- Demokratien und Rechtssystemen wie Brawachstum steht auf einer soliden Grund- silien aus guten Gründen so nicht möglich
lage. Auch was das technologische Know- ist. In China oder Vietnam kann man in riehow angeht: Große Ölkonzerne holen Ex- sigen Industrieparks Fabriken bauen, da
perten inzwischen aus Brasilien. Der neue stimmt von der Infrastruktur einfach alles.
Gouverneur von Rio de Janeiro bekämpft Dennoch: Durch die kulturelle Nähe zu
intensiv die Gewaltkriminalität. Das zeigt: Europa, gemeinsame Wurzeln und die
Die Brasilianer verlassen sich inzwischen Sprache ist in Südamerika vieles einfacher
nicht mehr nur darauf, als in Asien.
dass sich die Probleme
Wo sehen Sie in Lateinamerika noch
schon irgendwie von
Defizite?
selbst lösen werden.
Nein, das ist sehr bedauerlich. Ich bin begeistert von Südamerika und ganz besonders von Brasilien. Mein Unternehmen
Braun Melsungen, das vor allem Medizinprodukte herstellt, ist seit 41
Jahren im Land und beschäftigt
rund 1 500 Mitarbeiter in Brasilien. Bis 2010 investieren wir
weitere 65 Millionen Euro. Die
deutsche Industrie ist zwar gerade im Großraum São Paulo
mit etwa 1200 Firmen vertreten. Aber alle Unternehmen, die
noch nicht da sind, verpassen
etwas. Gerade Brasilien hat in
den letzten Jahren einen
großen Sprung nach vorne gemacht, den viele hierzulande
offenbar nicht wahrgenommen
haben. Problematisch ist, dass
deutsche Banken zahlreiche
Niederlassungen geschlossen „Alle Unternehmen, die noch
haben.
nicht da sind, verpassen etwas.“
?
!
?
?
Das zögerliche Verhalten vieler Investoren ist nach den
Entwicklungen
der
letzten Jahrzehnte sicher nicht unbegründet.
!
In den letzten Jahrzehnten gab es mehrere Phasen von Hyperinflation, es gab politische Instabilität. Auch
mein Unternehmen hat
viele Höhen und Tiefen
erlebt. Das hat sich jetzt
aber in Ländern wie Brasilien, Chile und
Peru deutlich gebessert. Neu ist für Südamerika, dass sich die Regierungen jetzt
weitgehend an die demokratischen Spielregeln halten und Regierungswechsel wie
jetzt in Paraguay möglich sind. Außerdem
wird die Justiz unabhängiger, Unternehmen werden nicht an ihrer freien Entfaltung gehindert.
?
!
Ich würde mir wünschen, dass zum Beispiel die administrative Infrastruktur vereinfacht würde. Die Zollbürokratie ist sehr
ineffizient. Außerdem bleibt die Gewaltkriminalität wohl so lange ein Thema, bis der
Wohlstand auch die untersten Bevölkerungsschichten erreicht hat, aber auch da
sehe ich schon Verbesserungen.
?
!
Was sollte seitens der EU-Länder politisch in Südamerika getan werden?
Wir Europäer brauchen Südamerika und
vor allem Brasilien nicht nur als Rohstofflieferant. Zweites wichtiges Thema ist
in meinen Augen die Bildungskooperation:
Wir sollten zum Beispiel den Austausch
von Studenten und die Zusammenarbeit
von Universitäten fördern. Die EU könnte
ein eigenes Erasmus-Programm für Lateinamerika auflegen. Eine gute Basis dafür
bieten die vielen deutschen Schulen, die es
in Südamerika bereits gibt.
■
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
17
Titel BRIC-Staaten
Brasilien – August Friedberg GmbH, Gelsenkirchen
Kein Billiglohnland
Die Gelsenkirchener August Friedberg GmbH
ist vor 34 Jahren vor Stadtplanern aus
Deutschland nach Brasilien ausgewichen.
Heute sagt die Firmenchefin: „Brasilien
macht für uns jetzt so richtig Sinn.“
Ingrid Brand-Friedberg sucht. Mit dem
rechten Zeigefinger fährt sie auf der Landkarte die brasilianische Küste ab. „Da ist
Rio de Janeiro.“ Sie kreist über Sao Paulo,
zieht ins Landesinnere: „Da liegt Campinas.
Und da ist es.“ Monte Mor. Die Stadt, der
der Gelsenkirchener Hersteller von Verbindungselementen seit 34 Jahren treu ist.
Rund 120 Mitarbeiter produzieren dort,
was auch ihre etwa 450 deutschen Kollegen
in Gelsenkirchen-Rotthausen, in Finsterwalde und bei Korbach herstellen: besonders hochwertige Verbindungselemente.
Die Friedberg-Verbindungsteile müssen
viel können: Kaum eine der riesigen Windkraftanlagen auf der Welt wird ohne diese
Schrauben aufgebaut. Und viele Autos auf
der Welt würden ohne die Qualitätsschrauben nicht fahren.
Fortschrittliche Wirtschaft
Samba, Karneval. Fußball. Dabei bleibt es
nicht, wenn die Geschäftsführerin der
August Friedberg GmbH über ihr Brasilien
redet. „Ein von der Natur gut bedientes
Land“, sagt Ingrid Brand-Friedberg. Von
den BRIC-Staaten sei Brasilien wirtschaftlich am weitesten fortgeschritten. Es ist
hochindustrialisiert, hat einen leistungsfähigen Maschinenbau, eine große Automobil- und Flugzeugindustrie, ist der
größte Agrarstaat der Erde und hat auch
noch eine gute Straßeninfrastruktur. Die
kennt sie. Ein Jahr lang hat sie mal mit der
ganzen Familie in Campinas gelebt und in
Monte Mor gearbeitet, spricht die Landessprache Portugiesisch fließend.
„Von M 5 bis M 42 fertigen wir auch in Brasilien, hier in Deutschland bis M 64.“ Das
heißt, die schweren, großen Schrauben mit
bis zu 64 Millimetern Durchmesser werden
18
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Begehrt: Ingrid Brand-Friedberg mit den Schrauben, die von Gelsenkirchen
aus in alle Welt verschickt werden.
Fotos: Hinse
nur in Deutschland gefertigt. Aber alles,
was die Umformmaschinen in Gelsenkirchen oder in Monte Mor als mehrfach vergütete Friedberg-Schraube verlässt, hat die
gleiche hohe Qualität und ein Gedächtnis.
Diese Spezialschrauben kommen aus einer
„Null-Fehler-Produktion“ und sind bis zum
Rohstoff rückverfolgbar. Dass Friedberg
längst Weltmarktführer im Bereich Verbindungen für die Windenergieanlagenindustrie ist, packt Ingrid Brand-Friedberg
nur in einen Nebensatz. Rund 30 Millionen
Schrauben werden pro Monat allein in
Deutschland produziert. Selbstbewusst sinniert sie dafür über die mittelständischen
„Hidden champions“ und deren Nehmer-
Tipp für
Exporteure:
Für die meisten Importe nach Brasilien
ist eine Einfuhrlizenz
(„Licença de Impor- Gerd Laudwein
Foto: IHK
tação“ (L.I.)) erforderlich. Diese kann bei brasilianischen
Banken, die auch zu Devisengeschäften
berechtigt sind, erworben werden. Die
Lizenz, in der Regel 60 Tage gültig, muss
den Namen und die Anschrift des Herstellers und des Exporteurs enthalten. Die
Ware muss vor Ablauf der Lizenz an Bord
des Schiffes bzw. des Flugzeuges sein. Sie
darf jedoch nicht vor Ausstellung der
Lizenz verladen werden. Der Exporteur
sollte sich immer rechtzeitig vom Importeur schriftlich bestätigen lassen, ob eine
Lizenz erforderlich ist.
Weitere Infos zu Lateinamerika und anderen Märkten gibt Gerd Laudwein,
E-Mail: [email protected]
qualitäten. Die August Friedberg GmbH
geht auf 95 Millionen Euro Jahresumsatz
zu.
Platzproblemen ausgewichen
Eigentlich sind die Friedbergs vor 34 Jahren eher nach Brasilien ausgewichen. Denn
in Gelsenkirchen sollte damals kein Platz
mehr für den mittelständischen Stahl-Traditionsbetrieb sein, der sich seit 1884 aus
einer Hufschmiede für Grubenpferde entwickelt hatte. „Die Stadt hatte uns als
Wohnbebauung überplant, so wie das Anfang der siebziger Jahre üblich war. Veränderungssperre.“ Das war einmal. Und
Brand-Friedberg ist nur viermal pro Jahr
jeweils für ein paar Tage in Brasilien.
„Etwa zehn Prozent des Volumens, das wir
in Deutschland haben, fällt heute in Brasilien an“, sagt die Diplom-Ökonomin. Das
bedeutet umgerechnet 15 Millionen Euro
Umsatz. Ingrid Brand-Friedberg hat alle
Höhen und Tiefen der wirtschaftlichen Entwicklung des südamerikanischen Landes
mitgemacht. Brasilien ging durch mehrere
Rezessionen, war lange bei der Weltbank
hochverschuldet. Mühelos zählt sie die
wechselnden Währungen Brasiliens auf:
„Da hatten wir den Cruzeiro, den Cruzeiro
Novo, dann Cruzado, neuer Cruzado. Und
wieder Cruzeiro. Jetzt gibt es den Real, der
sehr stabil ist.“ Die Firmenchefin hat festgestellt: „Die Wirtschaft ist in den letzten
fünf, sechs Jahren professioneller geworden, stellt sich auf den Weltmarkt ein.“
Westfälische Straße
Als die „A. Friedberg do Brasil“ startete, „da
wurden Schraubenhersteller wie die Könige
behandelt“. Bis zu einem Jahr lang mussten
Titel BRIC-Staaten
Kunden damals auf Schrauben warten. 120
Kilometer von Sao Paulo entfernt, der Industriestadt mit den vielen deutschen Unternehmen, ließ sich Friedberg in Monte
Mor an der „Westfälischen Landstraße“ nieder, mit Haver & Boecker und Westfalia aus
Oelde als Nachbarn. Es wurde in einer heute
fast nicht mehr vorstellbaren Welt produziert: Internationale Telefongespräche gab
es nur mit fünf Stunden Voranmeldung in
der Nachbarstadt Campinas. Telex und Fax
kamen erst später dazu. Viele Unternehmen
gingen später auch wieder.
Brasilien ist heute vor allem für Konsumgüter-Industrie interessant. Das Land hat
über 180 Millionen Einwohner, eine sehr
junge Bevölkerung, die konsumiert. „Da
wächst eine gut ausgebildete und motivierte Generation heran“, sagt BrandFriedberg. Zudem habe sich eine Mittelschicht in Brasilien herausgebildet. 1974
lebten in dem Land erst 90 Millionen Menschen. Ihre Erfahrung über die Jahre: „Es ist
zwar nicht alles anders, aber doch vieles.“
Der Investor müsse sehr viel Eigenkapital
mitbringen. Und sie warnt: „Brasilien ist
kein Billiglohnland.“ Zudem sei gesetzlich
sehr viel reglementiert. Und das Land sei
inzwischen sehr umweltorientiert. „Die
Auflagen dort gehen teilweise über die
Auflagen bei uns hinaus.“ Zudem sei Brasilien im Vergleich mit Europa noch ein relativ geschlossener Markt.
Verhaltenstipps:
„Höflichkeit ist in Brasilien immer
gern gesehen. Ein Wort, dass sich jeder vor seiner Reise nach Brasilien
unbedingt einprägen muss, ist „Obrigado!“ – Danke! oder „Muito Obrigado!“ – Vielen Dank! Das Hierarchiedenken ist in Behörden und Unternehmen gleichermaßen präsent.
So wie in kleineren Firmen nur der
Chef Entscheidungskompetenz hat,
wird in Ministerien die Zustimmung
des Ministers benötigt.“
Brasilien war für die Firmenchefin eine
Investition mit Zukunft. „Unsere hiesigen
Kunden investieren nun auch dort.“ Nicht
nur die Auto-Industrie. An der 8500 Kilometer langen Küste werden nämlich Windparks geplant, um dezentral Strom erzeugen. Ingrid Brand-Friedberg lehnt sich
zurück, freut sich über das, was sie dann
sagt: „Brasilien macht für uns nach 34 Jahren so richtig Sinn.“
Gerd Laudwein
Werner Hinse
Expertentipps
Fragen vor dem Markteintritt:
● Werden die Produkte in Brasilien
benötigt oder kann ein Bedarf geschaffen werden?
● Sind sie im reinen Export wettbewerbsfähig oder ist local content
nötig?
● Wie sollen Kosten und Preise kalkuliert werden?
● Was ist der richtige Vertriebsweg?
● Wie werden die richtigen Geschäftspartner gefunden?
● Was muss bei Vertragsabschlüssen
beachtet werden?
● Welcher Standort sollte gewählt werden?
● Wie lange dauert der Geschäftsaufbau und wie teuer wird er?
● Welche Vorbereitung ist für eine Brasilienreise nötig?
Die Wahl des Partners in Brasilien ist
entscheidend für den Erfolg, mehr als
alles andere! Damit die kleinen und
mittleren Firmen kostengünstig an den
Stolperschwellen vorbei geführt werden, wurde der Firmenpool Brasilien/
Mercosur geschaffen. Träger ist die IHK
Essen, Poolmitgliedsfirmen teilen sich
kostengünstig die Infrastruktur des
Firmenpoolbüros in São Paulo. Über
die Leistungen informiert Tobias
Slomke bei der IHK Essen, Telefon
0201 1892244.
Besonders gute Chancen für einen
Markteinstieg gibt es im Moment in den
Branchen Bergbau, Automobilbau/-zulieferung, Medizintechnik, Maschinenbau, Sicherheitstechnik, Erdöl- und
Erdgasgewinnung, -verarbeitung und
-verteilung sowie Landwirtschaft einschließlich Biokraftstoffgewinnung.
Karlheinz Kurt Naumann leitet seit mehr als
zehn Jahren den Firmenpool Brasilien/Mercosur
in São Paulo. Seine Erfahrungen hat er auch
in dem Buch „Wirtschaftsboom am Zuckerhut,
Strategien für langfristigen Erfolg in Brasilien“
aktuell zusammengefasst.
Nur das Beste: Die Qualitätskontrolle der gewichtigen Schrauben ist handverlesen.
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
19
Titel BRIC-Staaten
Markttipps:
Russland – Windmöller und Hölscher, Lengerich
Der wilde Osten
wird zahmer
Das Geschäft mit Russland hat sich normalisiert.
Die Gesetze sind harmonisiert worden. Nur der Alltag
im Einsatz für den Lengericher Maschinenbauer Windmöller & Hölscher ist manchmal noch abenteuerlich.
Reinhard Elting war schon in Russland, da
gehörte das Land noch zur Sowjetunion.
Das war die Zeit, in der Elting und seine
Frau nie ohne Tragenetz und leere
Schraubgläser in die Stadt gingen. Man
musste zum Einkaufen die Transportverpackung mitbringen, erzählt Elting. „Tragetaschen waren das absolute Souvenir.“ Es
klingt ein wenig staunend, dieser Blick
zurück. Aber auch diese Ära geht in dem
riesigen Land zu Ende. Waren werden dort
mittlerweile auch verpackt. Und das freut
Elting – beruflich.
Denn der gebürtige Bocholter arbeitet als
Verkaufsdirektor des Lengericher Unter-
nehmens Windmöller & Hölscher (W&H)
für Russland und die baltischen Staaten.
Die Lengericher W&H-Gruppe ist im Bau
von Maschinen und Anlagen zur Herstellung flexibler Verpackungen seit Jahrzehnten weltweit Technologieführer. Mit Produktions-, Service- und Vertriebsgesellschaften bietet sie an 16 Standorten rund
um den Globus ein komplettes Leistungspaket von Beratung und Engineering über
die Lieferung hochwertiger Maschinen bis
hin zur kompletten Verpackungsmittelproduktion. „Russland ist ein sehr interessanter Markt für uns“, unterstreicht Reinhard
Elting, „Verpackung wird dort immer wichtiger.“ Lose verpackte Ware, Silos und
Die russischen Märkte
befinden sich seit
Jahren im Höhenrausch. Faktisch alle
Konsum- und Investitionsgüter
lassen
sich dort verkaufen.
Franz-Josef Drees
Besonderre Chancen
Foto: IHK
haben
Maschinen
und Anlagen aller Art, Nutzfahrzeuge
und Pkws sowie Baustoffe. Seit einiger
Zeit werden verstärkt auch Lebensmittel
nachgefragt. Die zunehmenden realen
Einkommenszuwächse der russsischen
Verbraucher führen dazu, dass der Bedarf
an hochwertigen Konsumgütern, insbesonderre Markenartikeln, rasant wächst.
Beim Aufbau einer eigenen Präsenz empfiehlt sich – zumindest temporär – der
Einsatz eines deutschen Mitarbeiters vor
Ort. Wenn russsisches Personal eingesetzt
wird beachten, dass Fachkompetenz vor
Sprachkompetenz geht. Russsiche Gesetze strikt einhalten, um keine Abhängigkeiten entstehen zu lassen!
Franz-Josef Drees,
E-Mail: [email protected]
Tankwagen werden von Firmen mehr und
mehr durch gestaltete Verkaufs- und Transportverpackungen ersetzt.
Keine lose Waren mehr
Elting wohnt heute mit seiner Familie in
Ibbenbüren, hat lange in Moskau gelebt,
kennt den russischen Markt durch und
durch. Sechs Jahre war er für Thyssen dort,
und elf Jahre hat er für MAN Ferrostaal
diesen Markt betreut. Seit 2006 ist er nun
der Mann für die GUS-Staaten und das
Baltikum bei W&H in Lengerich. Russland
ist ein großer Markt und war es auch schon
zu Sowjet-Zeiten, weiß Elting und zollt
gleichzeitig den Dimensionen des Landes
Respekt. „Ein Riesenreich mit neun Zeitzonen.“ W&H hat wie der Russland-Experte
einen Vorteil in dem Land – sie waren
schon zu Sowjet-Zeiten dort. Seit einem
halben Jahrhundert ist das Unternehmen
im Osten aktiv, und hat in dieser Zeit ständig guten Kontakt zu den jeweiligen Ansprechpartnern, anfangs hauptsächlich zu
den Außenhandelsgesellschaften und heute
direkt zum Endkunden gehalten.
Reinhard Elting, Verkaufsdirektor von Windmöller & Hölscher Lengerich für Russland und die Baltischen
Staaten, mit dem Kundenmagazin „Extra“ in russischer Sprache.
Foto: Hinse
20
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
„Damals lief alles zentral über Moskau. Die
Außenhandelsgesellschaften steuerten das
Geschäft“, berichtet Elting. Das Erleben
Schönes Ambiente im „wilden Osten“: Der Firmensitz von Windmöller & Hölscher in Moskau.
und Wissen um dieses Kapitel der russischen Wirtschaftsgeschichte verbindet.
Denn gerade das Verständnis für die kulturelle Situation helfe beim Verkaufen. Elting
ist überzeugt: „Menschen machen Geschäfte.“
Experten für den russischen Markt mit diesem Hintergrundwissen und guten Sprachkenntnissen sind rar. Russische Kunden
seien nämlich an langfristigen und nachhaltigen Beziehungen zu Unternehmen im
Ausland interessiert. Deshalb greift das
Lengericher Unternehmen auch gerne auf
Mitarbeiter zurück, die einst als Deutsche
aus Russland nach Deutschland übersiedelten und sich nun für W&H in Russland
engagieren.
Sitz in Moskau
Vor zwölf Jahren haben die Lengericher das
Russland-Geschäft in die eigene Hand ge-
Tipps für Exporteure:
Russland-Lieferungen sind logistisch
und zolltechnisch nicht einfach abzuwickeln. Ansprechpartner sind die
IHK, der Spediteur, die Zertifizierungsgesellschaft (SGS oder TÜV),
die eingeschaltete Bank oder der
Zoll. Vorauszahlungen, Bank-Akkreditive oder Hermes-Bürgschaften
bieten ausreichend Sicherheit.
Infos: www.ihk-nordwestfalen.de/
International
Deutsch-Russische Auslandshandelskammer: http://russland.ahk.de
Russland Kompentenzzentrum bei
der IHK Düsseldorf: [email protected]; www.duesseldorf.ihk.de
22
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
nommen. Seit diesem Jahr ist daraus eine
GmbH russischen Rechts geworden – mit
Sitz in Moskau und elf Mitarbeitern vor Ort
für Vertrieb und Service am W&H-Kunden.
Ein wenig stolz meint Elting: „Diesen Service bieten unsere Konkurrenten nicht.“ In
der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde
ebenfalls ein Büro eröffnet.
Aber der Osten ist nicht unendlich für die Hersteller von Maschinen für Druck, Großsack,
Folie und Papierbeutel aus Lengerich. „Jenseits des Urals wird
es schwierig.“ Dort beginnt die
Einflusssphäre der asiatischen
Konkurrenten. Eltings Hoffnung: Der Markt entwickelt
sich auch außerhalb der großen
sibirischen Industrie-Zentren,
in denen W&H sich durchsetzen kann. Zudem nimmt die
Fertigungstiefe der russischen
Industrie zu. Das Geschäft hat
sich normalisiert, sagt der
Russland-Kenner. „Die russische Gesetzgebung ist harmonisiert worden.“ Der wilde
Osten wird zahm.
Noch nicht
handzahm
Aber das hindert Reinhard
Elting nicht daran, sich über
den alltäglichen Protektionismus in Russland zu ärgern.
Über „undurchsichtige Zollbestimmungen“ und eine überbordende Bürokratie, die selbst
das Anliefern von Firmenpro-
spekten zu einer logistischen Herausforderung
werden lässt. Nicht zu reden von Visa-Bestimmungen, die eine plötzlich anberaumte Dienstreise scheitern lassen.
„Alles was planbar ist,
klappt“, sagt Elting.
„Aber spontan?“ Da sind
dann Kreativität und
Flexibilität gefragt. Wie
übrigens auch die Postzustellung in Moskau. Die
Foto: W & H
übernimmt in der russischen Metropole am
besten der eigene Fahrer, wenn man sicher
gehen will, dass die Post den Empfänger
auch rechtzeitig erreicht. Und in solchen
Situationen zeigt sich dann, dass es
manchmal gut ist, sich noch an die Zeiten
erinnern zu können, als alles noch viel
komplizierter war.
Werner Hinse
Olympische Winterspiele 2014 in Sotschi
Viele Chancen für deutsche
Unternehmen
Der russische Schwarzmeerkurort Sotschi empfängt
2014 Athleten aus aller Welt zu den Olympischen
Winterspielen. Es ist ein Prestigeprojekt von nationaler Bedeutung. Entsprechend gewaltig sind die
Investitionssummen. Insgesamt sollen rund neun
Milliarden Euro fließen. Nicht nur Sportstätten müssen neu errichtet werden, auch der Ausbau und die
Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur, der Energieerzeugung, des Telekommunikationsnetzes und
des Gastronomie- und Hotelsektors stehen an. Herausgeputzt und modernisiert wird auch die Gebietshauptstadt Krasnodar.
Allein wird die russische Wirtschaft die in Gang getretene Investitionslawine nicht bewältigen können.
Das Land ist auf ausländische Experten und Zulieferer angewiesen. Deutschen Unternehmen bieten sich
zahlreiche Geschäftschancen, so zum Beispiel im
Straßen- und Kraftwerksbau. Auch bei der Errichtung von Hotels und deren Ausstattung, etwa mit
Küchen-, Klima-, Sanitär- und Sicherheitstechnik,
gibt es Möglichkeiten für deutsche Firmen und Ausrüster. Gefragt sein werden darüber hinaus Dienstleistungen bei der Projektierung und Ausführung
technisch anspruchsvoller Spezialbauten in Sotschi
und im Gebirge.
Quelle: bfai
Titel BRIC-Staaten
Russland
Eine Weltmacht meldet sich zurück
Der Wirtschaft des größten Flächenstaates
ist es längst gelungen, auf der Weltbühne
wieder ein Wörtchen mitzureden. Rekordpreise für die wichtigsten Ausfuhrgüter Öl
und Gas lassen das Wachstum prächtig
gedeihen.
mieprodukte verkaufen sich blendend – mit
jährlich zweistelligen Zuwachsraten.
Seit einem Jahrzehnt legt Russlands
Bruttoinlandsprodukt jährlich um sechs
bis sieben Prozent zu. Getragen wird das
Wachstum derzeit von den Bruttoanlageinvestitionen (2007: plus 21 Prozent)
und der starken Binnennachfrage. Die
Realeinkommen steigen jährlich um ein
Zehntel, die Einzelhandelsumsätze sogar
um 20 Prozent.
Großes Potenzial bietet die russische Baukonjunktur für Planer, Baustofflieferanten
und Spezialgewerke. Auch die Automobilindustrie steht unter Volldampf. Fast alle
Weltkonzerne bauen Kfz-Fabriken in Russland auf und suchen händeringend nach
Zulieferern. Für Maschinenbauer ist das
Land schon jetzt ein Eldorado, denn über
die Hälfte der russischen Einfuhren entfallen auf Investitionsgüter. Ausrüstungen
„Made in Germany“ sind dank Produktivitätsvorteilen, Qualität und Service begehrt.
Westliche Unternehmen fühlen sich von
dem Boom förmlich angezogen. Die Auslandshandelskammer in Moskau schätzt,
dass inzwischen rund 4600 deutsche Firmen in Russland aktiv sind, in der Mehrzahl Mittelständler – von Architekten und
Bankern bis hin zu Logistikern, Maschinenbauern und Konsumgüterproduzenten. Als Lieferanten sind deutsche Hersteller in Russland die Nummer eins. Besonders Maschinen, Fahrzeuge und Che-
Doch bei aller Euphorie: Russland ist kein
leichter Markt, die kulturellen Unterschiede
erweisen sich bei Geschäften größer als die
geographische Nähe vermuten lässt. Auch
die Dauerbrenner Korruption und Bürokratie bleiben aktuell. Der Staat macht sich zunehmend in der Wirtschaft breit, kontrolliert wichtige Kernbranchen wie den Flugzeug- oder Schiffbau und reglementiert
ausländische Investments in als strategisch
definierten Branchen (unter anderem
Rüstung, Atomkraft, Energie- und Transportsektor). In Forschung und Entwicklung wird wenig investiert. Die Infrastruktur ist in weiten Teilen des Landes
marode und bremst den Aufschwung.
Wer als Mittelständler den ersten Schritt
nach Russland wagt, sollte sich vorher gut
über den Markt informieren und zuverlässige Partner vor Ort suchen. So fördert der
Bund 2008 die Beteiligung an 46 Fachmessen im Land. Das Bundesministerium
für Wirtschaft und Technologie organisiert Unternehmerreisen und Kontaktbörsen in russischen Regionen. Wichtige
Erstinformationen zur Wirtschaftsentwicklung, zu einzelnen Branchen sowie
zu Rechts-, Zoll- und Steuerfragen bietet
die Bundesagentur für Außenwirtschaft
(www.bfai.de).
Gerit Schulze,
bfai-Marktbeobachter in Moskau
Venti Oelde – Der Markt Indien
Gewinne, nicht
nur Umsätze
Venti Oelde hat vor gut einem Jahr mit
Erfolg in Indien die erste Tochtergesellschaft
gegründet.
Das riesige Land mit der hohen Bevölkerungsdichte und der ganz anderen Mentalität ließen den mittelständischen Anlagenbauer sein Engagement auf dem indischen
Markt Schritt für Schritt angehen. „Das
Land ist so groß wie Europa“, sieht Thomas
Gandt, technischer Geschäftsführer der
Ventilatorenfabrik Oelde GmbH, das
enorme Marktpotenzial des indischen Sub-
kontinents. Der 42-jährige DiplomIngenieur ist überzeugt: „Als Anlagenbauer in der Zement- und
Stahlindustrie muss man heute in Indien sein.“ Die Venti-Kunden waren
dort bereits im Exportgeschäft vertreten und wiesen den westfälischen
Anlagespezialisten immer wieder
darauf hin, jetzt auch in Indien zu
Thomas Gandt, Technischer Geschäftsführer von Venti
Oelde, im Versand des Unternehmens.
Foto: Hinse
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
23
Titel BRIC-Staaten
investieren. Aber mit „langem Atem“, hatten sich die Oelder vorgenommen.
Erste Tochter in Indien
Vor drei Jahren feierte das Familienunternehmen sein 75-jähriges Firmenjubiläum.
Vor gut einem Jahr hat das Unternehmen,
das einen Jahresumsatz von knapp 60 Millionen Euro aufweist, in Mumbai eine
Tochtergesellschaft gegründet. „Die erste“,
so Gandt, „darauf schauen natürlich alle.“
Die rund 250 Mitarbeiter von Venti bauen
spezielle Ventilatoren, die zwischen 500
und über zwei Millionen Kubikmeter Luft
pro Stunde bewältigen. Selbst ein Laufrad
mit 4,50 Meter Durchmesser läuft genauso
präzise und ruhig wie ein nur halb so
großes. Das ist das vertraute Kerngeschäft
des Unternehmens.
Nachhaltig und vorsichtig-bedächtig haben sich die Münsterländer an ihr IndienEngagement gemacht. „Wir wollen Gewinne machen – nicht nur Umsätze.“ Denn
bei Venti wissen sie, wie kompliziert der
Alltag in Indien sein kann. „Das Land hat
schon Tradition bei uns“, erklärt Gandt. In
den 1970er Jahren hatte Venti dort ein
Jointventure zum lizensierten Nachbau
von Ventilatoren aufgebaut.
Vorteil: Bekannte Partner
Das Unternehmen verließ sich bei der
Gründung der Tochter auf bekannte Partner
in Indien aus diesen Zeiten.
„Ein Riesenvorteil. Das ist
doch eine andere Mentalität.
Wir haben das große Glück
Leute zu haben, die man
über Jahrzehnte kennt.“
Mit ihnen zusammen arbeitete sich Venti durch das indische
Bürokratie-Chaos.
„Sie müssen da einige Instanzen durcharbeiten. Die
Entscheidung gibt es nicht
so schnell wie in Europa.“
Und gründete dann die indische Tochter mit Sitz in
Mumbai, in FlughafenNähe. Die Vorteile der indischen Metropole bezahlt das
Unternehmen
allerdings
auch. Die Höhe der Mieten
und die Kosten für Elektrizität haben Gandt „schon
überrascht“.
Venti-Geschäftsführer Thomas Gandt (r. o.) schaut einem Mitarbeiter
beim Bearbeiten eines Ventilatorenlaufrads über die Schulter.
Foto: Hinse
Schritt für Schritt sind die Oelder ihr Indien-Engagement angegangen. Aus dem
reinen Verkaufsbüro ist längst eine Firma
mit sechs Mitarbeitern geworden, die in
Zusammenarbeit mit den Kollegen in Oelde
vor Ort Projekte bearbeiten. Das Vertrauen
in den indischen Markt wächst. Aber es soll
kein Galopp daraus werden – auch wenn
bereits zwei indische Konstrukteure für das
Engineering von Gehäusen im Einsatz sind.
Demnächst soll noch aufgestockt werden.
Selbst wenn Venti in Indien nicht selbst
fertigt, der Export von dort in den Nahen
Osten und in weitere asiatische Länder ist
fest eingeplant. Es gibt aber eine klare Vorgabe aus dem Management an alle Mitarbeiter: „Der Standort Oelde ist fest und wird
von allen unterstützt. Und das Know-how
bleibt hier.“ Darüber wacht Venti, das in
sechs Geschäftsfeldern operiert.
Bisher ist der Einsatz von Indien aus erfolgreich. Der Anlagenproduzent arbeitet derzeit am Bau von sechs großen Zementfabriken mit, den größten weltweit. Mitte der
1990er Jahre hatte das Unternehmen kaum
noch Aufträge aus Indien, zur Jahreshälfte
2008 hat sich der Umfang so gesteigert,
dass Gandt trotz seiner Vorliebe für Understatement bemerkt: „Eine deutliche Steigerung, die wir uns so auch nur erhofft hatten.“
Langwierige Verhandlungen
Präzise Schnitte auch durch dickes Eisen macht der Laser möglich.
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wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Foto: Hinse
Thomas Gandt hat schon viel von Indien
gesehen auf seinen Touren mit den indischen Partnern zu den Kunden. Bis zu viermal im Jahr ist er dort unterwegs. Seit es
die „kleine Tochter“ in Mumbai gibt, pendeln deutsche Venti-Mitarbeiter weniger
häufig zwischen Indien und Oelde. Früher,
stöhnt Gandt, habe es einen „immensen
Aufwand“ an Reisekosten und Zeit für die
in Indien traditionell langwierigen Ver-
Titel BRIC-Staaten
Marktinfos
Indien
Die Lohn- und Gehaltskosten sind auch
bei den hervorragend
ausgebildeten Fachund
Management- Dr. Thomas Weiß
kräften noch verFoto: IHK
gleichweise gering,
die Bereitschaft, für mehr Geld den Arbeitsplatz zu wechseln, ist recht hoch.
Schwierigkeiten beim Markteintritt sind
unter anderem bürokratische Hürden, die
besser und schneller mit Dienstleistern
überwunden werden können. Der öffentliche Sektor wird oft begünstigt. Die Infrastruktur ist noch relativ schlecht. Das
Zoll- und Steuersystem ist kompliziert.
So sollten notwendige Einfuhren von
Maschinen mit der Zollverwaltung peinlich genau abgestimmt sein.
Ansprechpartner bei der IHK Nord Westfalen: Dr. Thomas Weiß, E-Mail: weiss@
ihk-nordwestfalen.de
tragsverhandlungen gegeben. „Das ist die
indische Mentalität: Möglichst nichts verkehrt machen, und auch bis zum letzten
Detail zu verhandeln.“
Aber auch in Indien haben sich in den vergangenen Jahren die Ansprüche im Anlagenbau verschoben, stellt Gandt fest. „Es
muss längst nach unseren Maßstäben produziert werden.“ Gerade im Wettbewerb
mit vielleicht preiswerteren Anbietern aus
dem eigenen Land setze die garantierte
Qualität „Made in Germany“ den höheren
Preis dafür durch. Noch. Geschätzt werde
auch der nun schnell ansprechbare VentiService in Indien: „Ein Pluspunkt“.
„Der Riesenvorteil“ Indiens gegenüber
China ist für Gandt die Handels- und Verkehrsprache Englisch. Hinzu komme das
Wirtschaftssystem Indiens, das seit der Öffnung Mitte der 1990er Jahre westlichen
Vorstellungen entspreche. Thomas Gandt
merkt, das Indien längst auf dem Sprung
ist: „Da ist eine unheimliche Energie in dem
Land, ein regelrechter Aufbruch.“
Werner Hinse
Dr. Wang – Mittler zwischen China und Deutschland
Von der „Werkbank“
zum Exportland
Die Wirtschaft Chinas kann nicht mehr ohne die
Weltwirtschaft leben. Und die Weltwirtschaft auch
nicht mehr ohne China. Das steht für den umtriebigen
Dr. Chengwu Wang fest, der seit fast 25 Jahren in
beiden Ländern tätig ist.
„Der letzte Zug der chinesischen Reformpolitik ist Tjanjin.“ Für Augenblicke wird Dr.
Chengwu Wang zu einer Art Bahn-Schaffner. Tjanjin kennt der 50-Jährige gut. Nur
rund zwei Autostunden von Peking entfernt liegt sie, eine der wichtigsten Hafenstädte und eines der wirtschaftlichen Entwicklungszentren Chinas - und Wangs Heimatstadt.
die Hälfte der Gewinnsteuern zahlen. Das
gibt es dann nur noch, wenn die Produkte
für China interessant sind oder als Hightech-Produkte anerkannt werden“, weiß
Wang. „Die Partei will ja nun chinesische
Unternehmen stärker unterstützen.“ China
emanzipiert sich von der Rolle als „Werkbank der Welt“ zum Exporteur höherwertiger Produkte.
Hier, zwischen Peking und der Küste, soll
sich das „bombastische“ Wirtschaftswunder von Shanghai und Pudong noch einmal
wiederholen. In dem Gebiet werden bald 30
Millionen Menschen leben und arbeiten.
Von dort soll auch noch der Norden des
chinesischen Reisenreichs wirtschaftlich
erschlossen werden.
Wang ist „Consultant“, Unternehmensberater, Spezialist für deutsch-chinesische Geschäftsbeziehungen. Mit einem Koffer
voller Bücher ist der Erziehungswissenschaftler und Sportpädagoge in der Aufbruchzeit Chinas 1985 zum Studium nach
Hannover gekommen. Wang promovierte
über Risikofähigkeit und blieb – als Mittler
zwischen China und Deutschland.
Vom „Arbeiter“
zum Exporteur
„Tjanjin ist die letzte Möglichkeit, um noch
auf den Zug aufzuspringen. Ansonsten ist
die Zeit vorbei“, ist seine Einschätzung.
Vorbei die Zeit des uneingeschränkten Investierens und Exportierens, die spätestens
mit dem WTO-Beitritt Chinas 2001 ihren
Höhepunkt erreicht hatte. „Zwei Jahre
Steuerfreiheit für Unternehmen, drei Jahre
Der letzte Zug der chinesischen Reformpolitik ist
Tjanjin, das der Unternehmensberater Dr. Chengwu
Wang auf der Landkarte Chinas zeigt.
Foto: Hinse
Nach dem Tod Mao Zedongs 1976, des
„großen Gotts Chinas“, wie Wang sagt, hat
das Riesenreich durch die Entwicklungspolitik von Deng Xiaoping den Weg zu einem
attraktiven chinesischen Markt geschafft.
Chinas Wirtschaft wandelt sich rasant weiter. Es gebe schon Unternehmen aus Taiwan und Korea, berichtet Wang, die ihre
Fabriken in inzwischen noch kostengünstigere asiatische Länder verlegt hätten.
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
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Titel BRIC-Staaten
Beziehungen aufgebaut
Beziehungen sind alles
Wang ist und war umtriebig. Er
gründete eine Trading- und Consultingfirma, organisierte Anfang der
1990er Jahre für deutsche Unternehmen Reisen ins sich immer weiter öffnende China. Gleichzeitig
baute er ein Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin in Münster und Coesfeld mit auf, das deutsche Ärzte mit dem chinesischen Immer den Überblick behalten: Ausblick von der AHK in
Foto: Risch
Wissen rund um Akupunktur ausbil- Shanghai.
det. Und Wang hilft staatlichen Stellen in Deutschland und China beim Ausfor- Wer jetzt auf den chinesischen Markt gehen
mulieren von Abkommen und Verträgen. wolle, müsse dorthin reisen und sehen, was
die Chinesen schon produzieren, ist Wangs
Experten-Tipp. „Wenn ein Produkt in China
Markttipp:
noch nicht so populär ist oder noch nicht
„Im Vorfeld von Investitionen emphergestellt wird, und man nicht hingeht,
fiehlt sich eine Überprüfung der
dann verpasst man eine Chance.“ Die chiBonität und Zuverlässigkeit chinesischer Partner. Angaben zu Betriebsnesische Seite zahle auch Subventionen,
abläufen chinesischer Unternehmen
wenn dadurch interessante Hightech-Instellen sich häufig als ungenau, zum
vestitionen ins Land geholt würden.
„Ohne guanxi, Beziehungen, ist es sehr
schwierig in China, besonders am Anfang“,
sagt Wang. Zu Behörden, zu Handelsfirmen
und zum wechselfreudigen Personal müssten Beziehungen aufgebaut werden. „Man
braucht vertraute Personen vor Ort als Einstiegshilfe, am besten Chinesen oder Deutsche, die gerne in China arbeiten und leben.“ Manchmal reiche ja schon eine preiswerte Repräsentanz in China, um von dort
im Markt recherchieren zu können.
Teil verfälscht heraus.“
Dr. Thomas Weiß, IHK Nord Westfalen
„Ich bin vertraut mit beiden Richtungen
und kenne die Mentalitäten sehr gut.“ Und
für chinesische Unternehmen sei es bestimmt nicht leichter, erzählt Wang, in
Deutschland Fuß zu fassen, als für deutsche
Firmen in China.
Es gehe heute im Kern um die Frage, ob
man sich traue, mit Chinesen zu konkurrieren. Indien sei lange noch nicht so weit wie
China, meint Wang. Verbreitete Klagen
über Produktpiraterie oder Fälschungen
kontert er mit dem Hinweis auf über 500
Verurteilungen von Firmen wegen solcher
Delikte allein im vergangenen Jahr.
Wie man ein Geschäft in China pflegt? „Das
ist anders als in Deutschland.“ Die ortsüblichen Gegebenheiten sind zu beachten.
Auch das große Land China habe Strukturen mit vielen Gremien. Die gelte es zu verstehen. Dabei ist das alles nicht so schwer,
betont Wang. „In China ist eine Firma in
einer Stunde registriert. Der Bürgermeister
kommt inklusive aller zuständigen Beamten vorbei – und man hat alle Lizenzen
letztlich innerhalb von einer Woche.“
Deutschen Interessenten für ein ChinaEngagement schreibt Wang aber ins
Stammbuch: „Die deutsche Mentalität des
‚Schnell, schnell‘ und ‚Eins, zwei, drei und
fertig‘ geht nicht in China nicht. Sie müssen
schon Geduld haben, wenn sie Erfolg haben wollen.“
Werner Hinse
VR China
Noch Chancen für den Mittelstand?
Eine aktuelle Studie unter deutschen Firmen in China – durchgeführt von den
größeren Handelskammern in China –
zeigt deutlich, dass dort weiterhin Chancen für deutsche Unternehmen bestehen.
Mehr als 80 Prozent der Teilnehmer gaben
an, ihre Ziele bislang erreicht zu haben,
mehr als 70 Prozent konnten innerhalb
von längstens vier Jahren in China Gewinne erwirtschaften. Das Hauptmotiv für
Aktivitäten ist nicht die Verlagerung von
Arbeitsplätzen durch Nutzung niedriger
Lohnkosten, sondern primär der Aufbau
des Vertriebs in China sowie das Folgen
eines internationalen Kunden; und zwar
zu 50 Prozent von mittelständischen Unternehmen.
26
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Die Rahmenbedingungen für Geschäftsaktivitäten sind jedoch nicht leicht: fehlender Schutz geistigen Eigentums, Herausforderungen bei der Einstellung von Personal,
Bürokratie und Rechtsunsicherheit stellen
die Hauptprobleme deutscher Firmen in
China dar. Dennoch werden über 90 Prozent der befragten Firmen ihre Aktivitäten
in dem Land ausbauen, fast jeder zweite
plant die Gründung neuer Büros oder Gesellschaften.
Die Chancen deutscher Firmen liegen künftig noch mehr in den neuen Sektoren:
Umwelttechnologie, alternative Energien,
Spezialmaschinen,
Luxusgüterindustrie.
Auch der Dienstleistungssektor wird inte-
ressanter. Die wirtschaftlichen Veränderungen Chinas gehen einher mit einer
deutlichen Kostensteigerung und letztendlich wird auch dies neue Chancen für
den Produktionsstandort Deutschland
bringen.
Bernd Reitmeier,
Stellvertretender Delegierter der Deutschen
Wirtschaft in Shanghai;
www.china.ahk.de
Alle Unternehmen mit Geschäftsinteresse in den so genannten
BRIC-Ländern laden wir herzlich ein zum 5. IHK-Außenwirtschaftstag NRW am 16. September 2008 in Essen. Unter dem
Motto „Boarding for BRIC – Wachstumsmärkte im Blick“ geht
es einen Tag lang um die Märkte Brasilien, Russland, Indien und
China – um Marktzugang, Konzepte und Lösungen zur Marktbearbeitung. Zwölf verschiedene Workshops, Podiumsdiskussionen, interkulturelle Kompakttrainings, Gesprächsmöglichkeiten
mit Vertretern der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs)
sowie eine integrierte Begleitausstellung bieten - nebst interessantem Rahmenprogramm – umfassend Gelegenheit, unternehmensindividuelle Marktchancen auszuloten.
Programmübersicht
Registrierung der Teilnehmer
15:30–16:00 Uhr
Erfrischungspause
9:30 Uhr
Eröffnung und Begrüßung
Dirk Grünewald, Präsident der IHK zu Essen
16:00–17:30 Uhr
9:35 Uhr
Grußwort
Christa Thoben, Ministerin für Wirtschaft,
Mittelstand und Energie des Landes NRW, Düsseldorf
Workshop-Block 3 (parallel)
1. Indien: Erfolgreich exportieren und investieren
2. Indien: Chancen im globalen Sourcing
3. China: Vertrieb – Fallstricke beim Export
4. China: Investieren – Chance oder Schleudersitz?
9:50 Uhr
Panel-Diskussionsrunde
Die BRICs – Wachstumsmärkte vor allem
auch für den Mittelstand
ab 8:30 Uhr
11:00-12:30 Uhr
12:30–14:00 Uhr
13:00 Uhr
14:00–15:30 Uhr
Workshop-Block 1 (parallel)
1. Brasilien: Strategien und Taktiken
bei der Markterschließung
2. Brasilien: Lohnende Investitionen
3. Russland: Erfolgreich exportieren
4. Russland: Investieren (k)ein Problem?
Imbiss
nachmittags
14:00–14:30 Uhr
15:00–15:30 Uhr
16:00–16:30 Uhr
17:00–17:30 Uhr
ganztägig
„Rotes Sofa“
Workshop-Block 2 (parallel)
1. BRIC: Eine Frage der Logistik
2. BRIC: Finanzierung von Export
und Investitionen
3. BRIC: Sicherheit von Geschäften
4. BRIC: Erfolgsfaktor „Personalmanagement“
ab 17:40 Uhr
18:20 Uhr
Kompakttrainings zum Thema:
Erfolgreich Verhandeln –
Interkulturelle Kommunikation
Indien
China
Brasilien
Russland
AHK-Lounge
Vertreter der AHKs in den BRIC-Ländern stehen
für Gespräche zur Verfügung mit aktuellen
Infos zu Ländern und Märkten. Kostenlose
Erstberatung im Rahmen der Dienstleistungen
von DEInternational.
Zusammenfassung und Abschluss-Event
Ende der Veranstaltung
Das Teilnehmerentgelt beträgt für einen Teilnehmer 110 Euro und ermäßigt sich bei der Anmeldung mehrerer Teilnehmer.
Weitere Informationen und Online-Anmeldung: www.ihk-aussenwirtschaftstag-nrw.de.
Mit freundlicher Unterstützung unserer Partner:
www.ihk-aussenwirtschaftstag-nrw.de
5. IHK-Außenwirtschaftstag NRW am 16.09. 2008
im Congress Center West, Messe Essen
Kleine Branche mit
enormen Zuwächsen,
besonders im Auslandsgeschäft: der Fahrzeugbau.
Foto: Schmitz Cargobull
Fahrzeugbau
Mächtig in Fahrt
Dass Nord-Westfalen eine Wachstumsregion ist, zeigt
sich einmal mehr an einer Branche: den Herstellern von
Fahrzeugen und ihrer Zulieferindustrie. Insbesondere im
Auslandsgeschäft haben hier die nord-westfälischen
Unternehmen im letzten Jahr kräftig Gas gegeben.
So ist das Exportvolumen von 996 Milllionen Euro in 2006 um mehr als ein Drittel
(36 Prozent) auf 1,4 Milliarden Euro in
2007 gestiegen. Damit fiel die Wachstumsrate doppelt so hoch aus wie in der gesamten Industrie und fast dreimal so hoch wie
in Nordrhein-Westfalen. Schon in 2006 war
das Auslandsgeschäft zweistellig gewachsen (um 19 Prozent), von 2004 bis 2007 hat
es sich sogar verdoppelt.
Mittlerweile erzielt die Branche mehr als
die Hälfte ihres Gesamtumsatzes auf ausländischen Märkten. Die Exportquote ist im
letzten Jahr auf 53 Prozent gestiegen. Damit ist die Automobilindustrie in Nord-
Westfalen neuer Spitzenreiter – der Maschinenbau, traditionell die Branche mit
dem höchsten Wert, belegt mit 51 Prozent
nunmehr den zweiten Rang.
Beispielsweise erwirtschaftet der Aufliegerhersteller Schmitz Cargobull – nach eigenen Angaben mit über 66 000 produzierten
Trailern in 2007/2008 europäischer Marktführer – sogar zwei Drittel des Umsatzes im
Ausland. Auch die von LMC in Sassenberg
gefertigten Caravans und Motorcaravans
werden in nahezu alle europäischen Länder
von Finnland bis Spanien exportiert. Bei
den LMC-Caravans liegt der Exportanteil
sogar bei über 70 Prozent.
Internettipp:
Branchensteckbrief „Fahrzeugbau“ unter
www.ihk-nordwestfalen.de/volkswirtschaft_
statistik/branchendaten.cfm
Tabelle „Kennzahlen ausgewählter Industriezweige“ unter
www.ihk-nordwestfalen.de/volkswirtschaft_
statistik/industrie-kennzahlen.php
28
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Der regionale Arbeitsmarkt hat
davon deutlich profitiert: Fast
2500 Arbeitsplätze sind innerhalb von zwei Jahren entstanden, Leiharbeitnehmer nicht
eingerechnet. Allein in 2007
ging mehr als die Hälfte des Zu-
wachses an Industrie-Arbeitsplätzen auf
das Konto der Automobilindustrie (1400
von insgesamt 2400 Arbeitsplätzen). Mit
zweistelligen Wachstumsraten in dieser
Branche (plus 17 bzw. plus 20 Prozent in
den Jahren 2006 und 2007) war die JobEntwicklung in Nord-Westfalen deutlich
besser als im gesamten Bundesland, denn
in NRW gab es in 2006 noch ein Arbeitsplatzminus von drei Prozent und erst im
letzten Jahr ein leichtes Plus von drei Prozent. Allein der Filterhersteller Hengst hat
an seinen Standorten in Münster und Nordwalde im vergangenen Jahr über 200 neue
Arbeitsplätze geschaffen. Aktuell könnte
der Zuwachs allerdings durch mögliche
Verluste beim Automobilbauer Karmann in
Rheine geschmälert werden.
Insgesamt ist die Branche eher klein: Im
Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region gibt es rund 60 überwiegend mittelständisch geprägte Unternehmen. Knapp
zwei Drittel der Betriebe liegen in der Umsatzgrößenklasse bis eine Milliarde Euro.
Der Großteil beschäftigt weniger als 500
Mitarbeiter. In diesem Industriezweig sind
zuletzt (30. 6. 2007) rund 8300 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gezählt
worden (ohne Leiharbeitnehmer). Das sind
ein Prozent aller Beschäftigten in NordWestfalen beziehungsweise fünf Prozent
aller Industrie-Beschäftigten.
Jutta Gogräfe
Standortpolitik
IHK-Regionalausschuss für den Kreis Borken
IHK-Regionalausschuss Bottrop
Unternehmer gehen auf Schulen zu
Engagement für die Stadt
Mit Schulpatenschaften will
sich die Wirtschaft im Kreis
Borken stärker in der Berufsorientierung engagieren. „Wir
müssen mit den Schulen an einem Strang ziehen, wenn sich
die Ausbildungsreife der Schülerinnen und Schüler verbessern soll“, bekräftigte Egbert
Weber, Vorsitzender des IHKRegionalausschusses für den
Kreis Borken, gegenüber Schulrätin Barbara Becker. Becker informierte den Regionalausschuss über die Arbeit der Stu-
dien- und Berufskoordinatoren,
die im Kreis Borken seit diesem
Jahr die Berufsorientierung gezielt gestalten.
Die Unternehmerinnen und Unternehmer im IHK-Regionalausschuss für die Stadt Bottrop
sind bereit, die angesichts der
mittelfristigen Entwicklung des
Bergbaus notwendige Neuausrichtung der städtischen Wirtschaftspolitik konstruktiv und
engagiert zu begleiten. Dabei
müssten die Betreuung der ansässigen Unternehmen und die
Ausweisung von Flächen insbesondere für Industriebetriebe
im Mittelpunkt stehen. Zu diesem Schluss kam das örtliche
Masterplan Logistik
Impuls für Innenstädte und Stadtteilzentren
Die Unternehmerin Stefanie
Schäfer aus Ibbenbüren stellte
dem Regionalausschuss ein
Schulpatenschafts-Projekt vor.
Dabei werden mit Unterstützung der IHK Nord Westfalen
Bewerbungstrainings angeboten, Lehrer geschult und zu Betriebsbesichtigungen eingeladen.
Parlament der Wirtschaft Ende
Mai unter Vorsitz von IHKVizepräsidentin Birgit Wiesehahn-Haas. Die Kirchhellener
Unternehmerin hatte den Ausschuss in den eigenen Betrieb
eingeladen. Sie zeigte die Produktion der IBK Wiesehahn
GmbH, die z. B. Kühlwasser-,
Edelstahlwell- und Chemieschläuche sowie Kompensatoren und Dichtungen an Hüttenwerke, Chemieanlagen und den
Maschinenbau liefert.
Kritik der Verbände IHK: ISG-Gesetz bietet neue Chancen
Das
Bundesverkehrsministerium hat am 14. März 2008 den
Entwurf eines Masterplans Güterverkehr und Logistik vorgestellt. Der Deutsche Industrieund Handelskammertag hat gemeinsam mit ADAC, AMÖ, BDI,
BGL, BWVL, DSLV, Pro Mobilität und VDA daraufhin gefordert, den Entwurf grundlegend
zu überarbeiten, da er kein zukunftsorientiertes Konzept darstellt, um Deutschland zu einem
Logistikstandort mit „Jobmotor“ auszubauen.
Auch in Nordrhein-Westfalen
können künftig Immobilienund Standortgemeinschaften
(ISG) auf verbindlicher Basis
gegründet werden. Das am 4.
Juni 2008 vom Landtag gebilligte Gesetz wird von der IHK
Nord Westfalen als Chance gesehen, die Attraktivität von Innenstädten und Stadtteilquartieren zu erhöhen. Die IHKVollversammlung und der IHKHandelsausschuss hatten sich
bereits 2006 für die Schaffung
einer Rechtsgrundlage ausgesprochen, die den ISG einen
verbindlichen Rahmen bietet.
Die Erfahrungen mit ISG-Initiativen in Bocholt, Castrop-Rauxel, Münster und Rheine hätten
gezeigt, dass eine verbindliche
Regelung hilfreich sei, so die
IHK. In einer Umfrage hatte sich
zudem die große Mehrheit der
Werbegemeinschaften im IHKBezirk für ein ISG-Gesetz ausgesprochen. „Das Gesetz wird
nicht alle Probleme lösen, es
gibt aber Immobilienbesitzern
und Gewerbetreibenden künftig
eine neue Chance, sich für ihren
Standort nachhaltig zu engagieren“, so Jens von Lengerke,
stellvertretender
IHK-Geschäftsführer für Handel und
Verkehr. „Jetzt können die Akteure in den Stadtquartieren erfolgreicher Leerstände bekämpfen, für mehr Sauberkeit und
Sicherheit sorgen oder gemeinsame Werbekonzepte umsetzen.“
Der Wortlaut der Erklärung ist
im Internet abrufbar unter:
www.ihk-nordwestfalen.de/
verkehr_infrastruktur/
Flughafen Münster/Osnabrück
Besser fliegen
Mit Beginn des Winterflugplans
ab dem 26. 10. 2008 wird die Air
Berlin ihr Angebot am Flughafen
Münster/Osnabrück verbessern.
So sind beispielsweise zukünftig
wieder Tagesausflüge nach London möglich. Auch die Verbindungen nach München, Berlin
und Wien werden verbessert.
Ein Beispiel für eine funktionierende ISG: Die ISG Bahnhofsviertel Münster e.V. will aus der Straße ein neues Aushängeschild für die Stadt machen und sie zu einem würdigen Stadttor entwickeln.
Foto: ISG Bahnhofsviertel
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
29
IHK-Vollversammlung
diesem wichtigen Thema zu befassen. Mit
der Stärkung des Bildungsauftrags und der
Intensivierung der Weiterbildungsaktivitäten gingen Überlegungen einher, die Weiterbildung auch organisatorisch zu stärken.
Derzeit ist die berufliche Weiterbildung in
der Stadt Münster räumlich auf fünf Standorte verteilt. Nur ein Teil findet im Hauptgebäude der IHK statt, der Rest in angemieteten Räumen. 2003 hatte die IHK ein angrenzendes Grundstück erworben, um sich
die Möglichkeit zum Bau eines Weiterbildungsgebäudes offen zu halten. Hier
könnte ein Erweiterungsbau errichtet oder
angemietet werden.
Ausschuss für Erweiterung
Girl’s Day bei Winkhaus: Die Zusammenarbeit von Unternehmen und Schulen ist ein wichtiger Beitrag zur
Stärkung des Wirtschaftsstandortes.
Foto: Winkhaus
Unternehmer unterstreichen Auftrag
In Bildung investieren
Dass die IHK Nord Westfalen sich als „aktive Bildungskammer“ versteht, untermauerte die Vollversammlung in
ihrer Sitzung am 10. Juni. Neben der Zusammenarbeit
von Schule und Wirtschaft prägte eine Entscheidung zur
beruflichen Weiterbildung die Tagesordnung.
Nach intensiver Diskussion, die IHK-Präsident Hans Dieler leitete, haben die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Vollversammlung auf Empfehlung des Bauausschusses und des Präsidiums beschlossen,
Optionen für eine Konzentration der IHKWeiterbildung in Münster am Sentmaringer Weg zu prüfen.
IHK-Türöffner für Bildung
Schon im März 2007 hatte die Vollversammlung in einer Resolution die stetige
berufliche Weiterbildung und ihre konzeptionelle Fortentwicklung als eine Investition in die Zukunft der Unternehmen und
der Region bewertet und als „wichtige Aufgabe der IHK“ festgeschrieben. Hierbei
betonten die gewählten Unternehmer die
30
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Der Bauausschuss, der unter Leitung von
IHK-Ehrenpräsident Ruthmann sieben Mal
tagte, um alle möglichen Varianten zu erarbeiten, hat sich einstimmig für einen Erweiterungsbau ausgesprochen. „Wir sehen
dies als einmalige Chance, Synergien herstellen zu können“, betonte Ruthmann.
Doch jetzt ist zunächst einmal der Finanzausschuss am Zug. In der November-Sitzung der Vollversammlung sollen die Ergebnisse zur Entscheidung vorgelegt werden.
Wie wichtig aktive Beiträge der Wirtschaft
für die Bildung sind, um Schüler frühzeitig
für Aus- und Weiterbildung zu begeistern
und sich damit die Fachkräfte von morgen
zu sichern, wie IHK-Präsident Hans Dieler
erläuterte, veranschaulichten anschließend
Rolle der IHK als „Türöffner für Bildung“, drei Praxisbeispiele von IHK-Initiativen.
der gerade auch bei kleineren Unternehmen Die Gymnasiasten Guido Falk von Rudorff
die Hemmschwelle senke, sich aktiv mit und Michael Thiel aus Steinfurt hatten an
dem von der IHK
Nord Westfalen organisierten Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ teilgenommen
und
nach dem Regionalsieg auch den Landessieg errungen.
Beim Bundesfinale
in Bremerhaven haben sie einen Sonderpreis mit ihrem
Nachwahlen: Robert Baresel (l.), Vorstandsvorsitzender der LVM VersicherunProjekt gewonnen.
gen (Münster), und Thomas Scheffer, Geschäftsführer der Scheffer Krantechnik
Sie gaben den MitGmbH (Sassenberg), wurden auf Vorschlag des Präsidiums in die Vollversammlung gewählt.
Fotos: PD
gliedern der Voll-
IHK-Vollversammlung
IHK-Ehrenpreis für Hubert Ruthmann
„Mann des Ausgleichs“
Höchste Anerkennung für Hubert Ruthmann. Das Präsidium zeichnete den IHKEhrenpräsidenten mit der „Balance“ aus.
Damit würdigte das Spitzengremium Ruthmanns besondere Verdienste um die regionale Wirtschaft.
Ruthmann (65), der in Coesfeld wohnt,
setzt sich seit über 36 Jahren ehrenamtlich
für die Interessen der regionalen Wirtschaft ein, stand von
1995 bis 2007 an der Spitze der
Selbstverwaltung der regionalen Wirtschaft und ist als Ehrenpräsident auch heute noch
aktiv in der Interessenvertretung. 27 Jahre war er geschäftsführender Gesellschafter
der Anton Ruthmann GmbH &
Co. in Gescher, seinem Geburtsort. Für sein ehrenamtliches gesellschaftliches
Engagement
war der ehemalige IHK-Präsident 2001 bereits mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt worden.
Für IHK-Präsident Hans Dieler,
der im vergangenen Jahr zum
Nachfolger Ruthmanns gewählt
worden war, ist das langjährige
Engagement „in jeder Hinsicht beispielhaft
und außergewöhnlich“. Ruthmanns nachhaltiger und erfolgreicher Einsatz „für die
Wirtschaft und mit der Wirtschaft“ des
Münsterlandes und der Emscher-LippeRegion habe ihn zu einem überzeugenden
und allgemein anerkannten Repräsentanten der nord-westfälischen Wirtschaft gemacht, sagte Dieler.
Ehrenpräsident Ruthmann habe frühzeitig
erkannt, dass Unternehmer neben der Verantwortung für ihr Unternehmen auch eine
gesellschaftliche Vorbildfunktion haben.
„Deshalb lag Ihnen das Image des Unternehmers in der Öffentlichkeit immer am
Herzen“, nannte Dieler einen Arbeitsschwerpunkt des ehemaligen IHK-Präsidenten. Allerdings sei Ruthmann nie ein
„krachlederner Fundamentalist“ gewesen,
der fortwährend dem Markt das Wort geredet habe. Das Soziale in der Marktwirtschaft sei für ihn immer „ein zentrales mitmenschliches Gebot“ gewesen. Frühzeitig
habe Hubert Ruthmann erkannt, dass
die IHK eine Plattform zur offensiven
Werbung für die
Soziale Marktwirtschaft biete.
Für die Wirtschaft stark gemacht: Aus den Händen seines Nachfolgers Hans Dieler (r.)
nahm Hubert Ruthmann den IHK-Ehrenpreis „Balance“. entgegen.
Foto: Emmerich
versammlung einen Einblick in ihre Arbeit
als Nachwuchsforscher und bedankten sich
für die Unterstützung sowie die Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln: „Wir
haben viel gelernt und profitieren auch
beim Abitur davon“, war ihr Resümee.
Über die Erfolge, aber auch die Schwierigkeiten, ökonomische Bildung in die Schulen zu bringen, berichtete der Vorsitzende
des Berufsbildungsausschusses, Dieter Berens. Mit dem IHK-Modellprojekt PRAWIS
(Praxiskontakte Wirtschaft – Wirtschaft in
die Schule) sei es dank der Unterstützung
vieler Unternehmen aus Nord-Westfalen
gelungen, das Thema Wirtschaft sogar zum
Abiturfach zu machen. Doch diese theoretische Möglichkeit, ökonomische Bildung
dadurch endlich in den ihr zustehenden
Rang der Allgemeinbildung zu erheben,
scheitere häufig an den praktischen Rahmenbedingungen, etwa bei der Lehrerausbildung oder in der Schule selbst. Die gelte
es nun zu beseitigen, rief Berens die regionale Wirtschaft auf, sich nicht vom Ziel abbringen zu lassen.
Wirtschaft geht in die Schule
„Schulpatenschaften“ ist der für sich sprechende Titel eines sehr erfolgreichen Projektes des IHK-Regionalausschusses für den
Kreis Steinfurt, das die Unternehmerin Stefanie Schäfer aus Ibbenbüren vorstellte und
als „wichtigen Beitrag zur Sicherung des
Wirtschaftsstandortes“ bezeichnete. 15 Unternehmen aus Ibbenbüren stehen allen sieben weiterführenden Schulen der Stadt als
Die „Balance“ ist
der Ehrenpreis der
IHK. Die Skulptur
steht
symbolisch
für eine der zentralen Aufgaben der
IHK, nämlich den
Ausgleich von Einzelinteressen und
deren Bündelung
zum Gesamtinteresse der regionalen
Wirtschaft.
– gk –
Paten zur Verfügung, dienen ihnen als realistisches „Modell der unternehmerischen
Arbeitswelt“. So heißt es in der offiziellen
Kooperationsvereinbarung, die von allen
Schulen und Unternehmen unterzeichnet
wurde. Zu den ganz konkreten Zielen
gehört neben einer erhöhten Akzeptanz der
Wirtschaft bei den Jugendlichen auch eine
bessere Berufsorientierung der Schüler.
„Bislang haben die Jugendlichen das Spektrum der Ausbildungsberufe nur ansatzweise im Blick“, betonte Stefanie Schäfer.
Auf der Tagesordnung der Vollversammlung standen zudem die Berichte der Rechnungsprüfer über den Jahresabschluss
2007 der IHK Nord Westfalen sowie über
die Haushaltsrechnung 2007 des Studienzweigs Betriebswirtschaft der Westfäli-
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
31
IHK-Vollversammlung
schen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, deren Geschäfte von der IHK geführt
werden. In beiden Fällen erteilte die Vollversammlung Entlastung.
Pinnekamp Vizepräsident
Neues Mitglied des Präsidiums ist Carl Pinnekamp aus Warendorf. Die Vollversammlung wählte den 56jährigen geschäftsführenden Gesellschafter der Teutemacher Glas GmbH
einstimmig zum Vizepräsidenten. Der
Diplom-Kaufmann
ist Nachfolger von
Walter Tacke, der
seine Führungsämter in der IHK aus
persönlichen Gründen
niedergelegt
Carl Pinnekamp hatte. Pinnekamp
32
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
gehört seit 1988 dem Regionalausschuss für den Kreis Warendorf an und ist seit 2003 Mitglied der Vollversammlung.
2003 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Sein Unternehmen ist in der
Isolierglasproduktion,
Glasschleiferei und Glasmontage
tätig. Es wurde 1920 von Pinnekamps Großvater gegründet
und beschäftigt rund 70 Mitarbeiter sowie neun Auszubildende.
Auf Vorschlag des Präsidiums
wählte die Vollversammlung
Robert Baresel, VorstandsvorRückte in die Vollversammlung nach und wurde von IHK-Präsitzen-der der LVM Versiche- sident Hans Dieler (r.) verpflichtet: Ralph Jansen, Geschäftsrungen (Münster), und Thomas führer der Jansen GmbH & Co. KG (Münster).
Foto: IHK
Scheffer, Geschäftsführer der
Scheffer Krantechnik GmbH (Sassenberg), Vollversammlung ist Ralph Jansen, Gein das zentrale Entscheidungsgremium der schäftsführer der Jansen GmbH & Co. KG
– gk –
IHK Nord Westfa-len. Nachgerückt in die (Münster).
Mit dem Pfund der Wirtschaft wuchern
Wir fahren mehr
als einen Porsche
Und jetzt? Beim Münsterland-Tag Ende Mai in Coesfeld
hat die regionale Wirtschaft gezeigt, wie richtig und
wichtig es ist, dass sie sich stärker einbringt in die Regionalpolitik. Jetzt gilt es, dieses Angebot zu nutzen und
mit diesem Pfund im Standortmarketing zu wuchern.
Der Porsche schwebt. Zuerst leibhaftig über
der Bühne im Konzert Theater Coesfeld.
Und dann über dem Münsterland – als
Leitbild. „Das passt“, sagt Karl-F. SchulteUebbing mit einem Lächeln im Anschluss
an die Rede von Wendelin Wiedeking, dem
Vorstandsvorsitzenden der Porsche AG.
Schließlich, so der IHK-Hauptgeschäftsführer, sei das Vorzeigeunternehmen aus dem
Süden Deutschlands so wie die meisten der
Unternehmen im Münsterland: „Traditionsbewusst, innovativ und westfälisch geführt“.
Wendelin Wiedeking, in Beckum geboren
und in Ahlen aufgewachsen, hat als Wahlschwabe „die Distanz, die notwendig ist,
um ein relativ unabhängiges Urteil über die
Landsleute in meiner Heimat fällen zu können.“ Dass der Münsterländer „einfach nur
durch gute Leistungen überzeugen“ will
und ansonsten „eben nicht viel Aufhebens
um seine Arbeit und Person“ macht, ehre
die Menschen. Doch wenn es darum gehe,
34
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
wahrgenommen zu werden, dann sei diese
Bescheidenheit „eher hinderlich“. Das gelte
erst recht, wo intensiver Wettbewerb herrsche und „auch die Aufmerksamkeit den
Gesetzen der Ökonomie unterworfen“ ist.
Aufgrund seiner Erfahrungen bei der Entwicklung eines klaren Profils für das Unternehmen Porsche weiß er, dass man über
Erfolge „sogar reden muss“. Und was für
Porsche gilt, „das gilt letztendlich – im wei-
Der Porsche im Konzert Theater Coesfeld: Nicht
nur die bühnenreife Inszenierung der Wirtschaftskraft der Region überraschte manchen der rund
600 Teilnehmer. Auch die „phantastische Spielstätte“ (Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek)
selbst beeindruckte.
Foto: Witte
testen Sinne – auch für das Münsterland“,
betont er: „Wer Erfolg haben will“, sagt
Wiedeking, „der muss aus dem Windschatten der Konkurrenten heraustreten und
konsequent seine eigenen Ziele verfolgen,
die ausgetretenen Pfade verlassen und sich
seinen eigenen Weg bahnen“. Nur so entwickle sich ein klares, unverwechselbares
Profil, „mit dem man sich vom Wettbewerbsumfeld abhebt“.
Genau darum geht es an diesem Abend, um
das Profil, um das Image, um die Marke
Münsterland im Wettbewerb der Regionen
– vor allem um Fachkräfte sowie um Mittel
privater und öffentlicher Investoren. Doch:
„Wer nimmt außerhalb der Region denn
war, dass das Münsterland mehr ist als Reiten und Fahrradfahren, wenn wir selbst
und gelegentlich auch Einrichtungen unse-
Wirtschaft im Gespräch mit Alexander Niemetz (2.v.r.): Bernd Münstermann (Geschäftsführer, Bernd
Münstermann GmbH & Co. KG, Telgte-Westbevern), Sonja Groneweg (Geschäftsführerin, Groneweg
Gruppe, Greven), Christoph Pliete (Geschäftsführer, d.velop AG, Gescher).
Fotos Joachim Busch
Münsterland-Tag
res Bundeslandes das Münsterland primär
als Tourismus- und Erholungsregion darstellen?“, fragte der Vorsitzende der Münsterland-Konferenz, Regierungspräsident
Dr. Peter Paziorek, zu Beginn noch einmal
kritisch. Das Image des Münsterlandes vernachlässige wesentliche Teile der neuen
wirtschaftlichen Struktur und der besonderen wirtschaftlichen Dynamik der Region.
Das könne im Wettbewerb der Regionen
schnell zum Nachteil werden, warnt er.
Tatsächlich habe das Münsterland wirtschaftlich „viel Substanz und ein großes
Potenzial“, betonte auch Porsche-Chef
Wiedeking. Der Norden Westfalens sei geprägt „von einem gesunden Branchenmix
mit zahlreichen Weltmarktführern und vie-
Münsterland-Konferenz
Der Münsterland-Tag 2008 ist im Auftrag der Münsterland-Konferenz vom
Präsidium dieses Gremiums durchgeführt worden. Dazu gehört neben Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek
und Landrat Gerd Wiesmann (Kreis
Borken) auch IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. Schulte-Uebbing.
len kleineren Unternehmen, die als Spezialisten nahezu unbemerkt von der breiten
Öffentlichkeit in ihren Nischenmärkten international eine Spitzenposition einnehmen.“ Ganz im Gegensatz zur Porsche AG,
hätte Wendelin Wiedeking ergänzen können. Porsches Erfolge bleiben schließlich
keinesfalls unbemerkt, sondern sind (mindestens) bundesweit in den Schlagzeilen
führender Medien nachzulesen.
Der Vorsitzende des Präsidiums der Münsterland-Konferenz, Dr. Peter Paziorek, mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Porsche-Chef Wiedeking, und den Präsidiumsmitgliedern Gerd Wiesmann (Landrat Kreis Borken) und IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. Schulte-Uebbing (v. r.).
exklusiver Sportwagen genauso wie für die
Fachkräfte, die diese Autos bauen.
aber zusammen mindestens genauso viel
PS auf die Straße des Erfolgs bringen.
Aber, um im Bild zu bleiben und mit Verlaub: Wir fahren mehr als einen Porsche!
Von A wie apetito oder Armacell über B wie
BASF Coatings oder Brillux, C wie Compo
oder Crespel & Deiters bis hin zu Schmitz
Cargobull, Tobit, Westfalen und zeb – für
(fast) jeden Buchstaben lassen sich Unternehmen und Marken im Münsterland finden, die zwar allein nicht über die Strahlkraft des süddeutschen Vorbilds verfügen,
Eine Bündelung der Kräfte ist die Lösung,
die sich anbietet. Auf politischer Ebene hat
der Münsterland-Tag den Boden dafür bereitet. Mit der Coesfelder Erklärung haben
die Unterzeichner öffentlich ihren Willen
erklärt, alles daran zu setzen, das Münsterland im Standortwettbewerb zu profilieren.
Ohne die Wirtschaftskraft der Region darzustellen, wird das nicht gehen.
Guido Krüdewagen
Denn natürlich hinkt der Vergleich zwischen dem Münsterland und Porsche. Genau da, wo die Stärke des Münsterlandes
liegt, in der Vielzahl der mittelständischen
Unternehmen und der Vielfalt der Branchen, da liegt ein zentrales Problem für die
Außendarstellung: Was fehlt, ist eine Marke
wie Porsche, die eine enorme internationale
Anziehungskraft besitzt – für die Liebhaber
Das Münsterland im Gespräch: Begegnung und
Austausch ermöglichte der Münsterland-Tag im
Konzert-Theater Coesfeld, das von Kurt und Lilli
Ernsting (Foto unten links, gemeinsam mit IHKHauptgeschäftsführer Schulte-Uebbing und Coesfelds Bürgermeister Heinz Öhmann) errichtet wurde.
Auch die Landesminister Laumann und Pinkwart
kamen sich näher (Foto unten rechts).
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
35
BetriebsWirtschaft
Fiege Gruppe
Verschlankt
Der Beirat der Fiege Gruppe,
Greven, hat sich nach dem
Ausscheiden von Dr. Eckhard
Cordes, der neue berufliche
Aufgaben angenommen hat,
neu aufgestellt. Vorsitzender ist
jetzt Dr. Jens-Jürgen Böckel.
Gleichzeitig wurde der Holding
Vorstand der Fiege Gruppe
schlanker aufgestellt. Für die
Finanzen verantwortlich ist Alfred Messink, der an das Vorstandsmitglied der Fiege Holding Stiftung, Carsten Taucke,
berichtet. Das Unternehmen
teilt seine Trennung vom vorherigen Finanzvorstand der
Fiege Holding Stiftung, Manfred Schnor, nach Jahren sehr
erfolgreicher Zusammenarbeit
im besten Einvernehmen mit.
Ein „großer Vogel“ baut im kommenden Jahr sein Nest auf Münsters Gewerbepark Loddenheide: Pelikan Technologies,
spezialisiert auf die Herstellung von Medizintechnik, verlegt seine Europa-Zentrale dorthin. Ab März 2009 wird das Unternehmen in einem Neubau mit 2.400 Quadratmetern sowie einer Produktionshalle mit 3.600 Quadratmetern rund 120
Mitarbeiter beschäftigen. Im Kreise der Mitarbeiter begrüßte Geschäftsführer Gerhard Rühl (Mitte l.) Bürgermeisterin
Karin Reismann (Mitte r.).Pelikan Technologies will künftig pro Jahr mehrere hundert Millionen Bio-Sensoren produzieren, die in innovativen Blutzucker-Messgeräten für Diabetiker Verwendung finden. Das Gerät selbst wird vom Mutterunternehmen Pelikan Technologies Inc. im kalifornischen Palo Alto entwickelt.
Foto: Pelikan Technologies
TUJA-Gruppe
Jöst-Gruppe
Vizepräsident
Größter Auftrag
Thomas
Bäumer
Foto: Tuja
Thomas Bäumer,
Geschäftsführer
der
TUJAGruppe Münster,
ist zum VizePräsidenten des
Bundesverbands
Zeitarbeit Personaldienstleistungen e.V. (BZA),
ernannt.
Die international tätige JöstGruppe mit Sitz in DülmenBuldern hat den bisher größten
Auftrag ihrer Firmengeschichte
erhalten. Ein führender deutscher Hersteller von Buntmetallen mit Sitz in Süddeutschland
hat bei dem international aufgestellten Unternehmen eine
schwingungstechnische Anlage
im Gesamtwert von fünf Millionen Euro bestellt.
Es ist eine schlüsselfertige
Transport- und Chargieranlage
für Messingspäne, Schrotte und
Legierungsmittel. Die gesamte
Lieferung wird von Jöst-Mitarbeitern montiert und bis Mitte
2010 betriebsbereit gestellt.
Damit baut das Unternehmen
nach eigenen Angaben seine
Stellung als Marktführer in der
Schwingungstechnik aus. Derzeit wird eine hochmoderne
Strahl- und Lackieranlage installiert. Insgesamt investiert
Jöst im laufenden Jahr in
Buldern rund vier Millionen
Euro.
Trenkwalder
TechDo GmbH
Ausgezeichnet
Innovativ
Als eines von 40 innovativsten
Unternehmen in NRW ist die
Recklinghäuser TechDo GmbH,
ein 2002 gegründeter Spezialist
für Soft- und Hardwareentwicklung sowie Anlagendokumentation, für die Jahre 2008/2009
ausgezeichnet worden. In diesem Zusammenhang wird das
Unternehmen im Medienprojekt
„Wirtschaftsstandort
Nordrhein-Westfalen“ porträtiert.
36
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Am Hauptsitz von Jöst in Dülmen-Buldern wird eine neue Strahl- und
Lackieranlage installiert. Insgesamt investiert das Unternehmen hier 2008 rund
vier Millionen Euro.
Foto: Jöst
Die Trenkwalder Personaldienste GmbH ist beim DEKRA
Award 2008 für ihre exzellenten Managementsysteme ausgezeichnet worden. Das bundesweit agierende Zeitarbeitsunternehmen mit einer Geschäftsstelle auch in Gelsenkirchen erreichte bei dem internationalen Benchmark einen dritten Platz vor allem wegen der
Systematik und Konsequenz im
Management.
BetriebsWirtschaft
AMG-Gruppe
Engagiert für
den Nachwuchs
Die AMG-Gruppe, ein Personaldienstleistungs–Unternehmen
mit Hauptsitz in Münster und
16 weiteren Standorten in
Deutschland, nimmt als aktiver
Partner bei der bundesweiten
Aktion „Jugend denkt Zukunft“
teil. Bei dem Projekt engagieren
sich Unternehmen als Paten für
Schulen und begleiten das jeweilige Innovationsspiel. 27
Elftklässler aus einem münsterschen Gymnasium waren für
eine Woche zu Gast im Hause
AMG und beschäftigen sich mit
Trends der Branche: Wie sieht
die Personaldienstleistungswelt
der Zukunft aus? Welche Bedürfnisse haben die Kunden im
Jahre 2020? Wie wirken sich
Veränderungen in unserer Gesellschaft auf die Branche aus?
Unter Anleitung spürten die Jugendlichen Fragen wie diesen
nach und entwickelten Visionen
und Zukunftsszenarien.
Deltacity.NET
Selbst frankieren
Die Emsdettener Agentur
deltacity.NET hat gemeinsam
mit der itemis AG aus Lünen für
die Deutsche Post ein großes
Prestige-Projekt
realisiert.
„Mass Customization“ findet
nun auch im Brieftransport
statt. Die Deutsche Post bietet
ihren Kunden ab sofort die
Möglichkeit, im Internet ihre
Briefmarken selbst zu kreieren.
Damit will sie sich nach der Öffnung des Briefverkehrmarktes
als besonders serviceorientiert
positionieren. Darüber hinaus
hofft der Exmonopolist im Zeitalter des E-Mail-Verkehrs auf
Zusatzumsätze. Denn nur noch
zehn Prozent der von der Post
verschickten Sendungen wurden mit Briefmarken frankiert.
Elsinghorst war sein 160-jähriges Bestehen eine 5000 Euro hohe Sponsoring- Aktion für alle Bocholter Kinderfußballmannschaften wert.
Foto: Elsinghorst
Elsinghorst
Zum 160-jährigen Bestehen entschied sich die Elsinghorst Stahl
und Technik GmbH, Bocholt,
anstatt ein großes Fest zu feiern,
die Kindermannschaften aller
heimischen Fußballvereine mit
neuen Trikots auszustatten.
Dafür stellte das Traditionsunternehmen dem Stadtsportverband rund 5000 Euro zur Verfügung. Die oftmals schwierige finanzielle Situation der Sportvereine erkennend, hatten sich
die Geschäftsführer Hans-Christian und Annick vom Kolke
Meypack
Coppenrath Verlag
Messeerfolg
Piratenstarker Erfolg
Gleich vier Verpackungsmaschinen verkaufte das Appelhülsener Unternehmen Meypack unmittelbar auf der diesjährigen interpack 2008 in Düsseldorf. Weitere konkrete Anfragen aus dem In- und Ausland werden verhandelt.
Das Kinderspiel „Capt’n Sharky –
Abenteuer auf der Schatzinsel“
aus dem Coppenrath Verlag,
Münster, wurde für das „Kinderspiel des Jahres 2008“ nominiert.
Die bunte Bilderwelt und die Geschichten des bekannten Bilderbuch-Helden setzte Autor Kai
Trikots statt Feier
ganz gezielt die kleinsten Mannschaften für das Sponsoring
ausgesucht. „Wir sind als dreifache Eltern aktiv geworden, denn
der Sport im Kindesalter fördert
die körperliche und soziale Entwicklung und stärkt das Selbstbewusstsein“, bringt es Annick
vom Kolke auf den Punkt.
Haferkamp spielerisch um. Die
Jury sah das fast schon als Spielzeug konzipierte Brettspiel als
„gelungene Mischung aus Reaktionsvermögen, Merkfähigkeit
und Zielsicherheit, die das Spiel
für die ganze Familie attraktiv
machen“.
Dr. Suwelack AG
Hauttransplantat
Bei einem internationalen Treffen von Hautärzten in Wien mit
dem Schwerpunkt Verbrennungen stand die biologische Matrix Matriderm der Dr. Suwelack Skin & Health Care AG,
Billerbeck, im Mittelpunkt der
Diskussion. Diese unter Fachleuten als „vielversprechend“
eingestufte Entwicklung erlaubt es, schwere Hautdefekte
in einem einzeitigen Vorgehen
in Kombination mit Hauttransplantaten zu behandeln.
„Capt'n Sharky“ könnte Kinderspiel des Jahres werden.
Foto: Coppenrath Verlag
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
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BetriebsWirtschaft
Haver & Boecker
Tochter in Arabien
Steigende Verkäufe in der
Middle-East-Region sowie das
Bemühen, den Kunden nah zu
sein, haben das Oelder Unternehmen Haver & Boecker veranlasst, in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Tochtergesellschaft zu gründen. Haver
Middle East wird für Kunden
sowie für die Haver-Geschäftsbereiche und Gruppenmitglieder Verbindungsbüro sein, um
die zukünftigen Aktivitäten der
Haver-Gruppe in dieser Region
zu forcieren. Aufgrund des
Wirtschaftsbooms in fast allen
Golf-Staaten, die voraussichtlich weitere Investitionen im
Bereich Zement und BaustoffeMinerialen nach sich ziehen
wird, erwartet das Unternehmen einen wachsendenb Bedarf
an Produkten aus der gesamten
Haver-Technology-Group.
Ein apetito-Prospekt aus dem Jahre 1960 zeigt die Anfänge des Unternehmens, das heute international erfolgreich tätig ist.
Foto: apetito
apetito
50 Jahre kochen für andere
Das münstersche IT-Beratungsunternehmen noventum consulting GmbH ist
in London beim europäischen Wettbewerb „Best Workplaces in Europe“ mit
dem stolzen 25. Platz gekürt worden. Frank Hauser, Leiter Great Place to WorkInstitute Deutschland, überreichte die Auszeichnung. Bereits beim deutschen
„Great Place to Work“-Wettbewerb belegte noventum consulting Anfang des
Jahres den 13. Platz. Unternehmenslenker Uwe Rotermund (l., mit Ehefrau
Marion) beschreibt die Art zu arbeiten im Hause mit „… fantasievoll, querdenkend, persönlich, Grenzen überschreitend, die Dinge aus immer neuen
Perspektiven betrachtend.“
Foto: noventum
Volksbank Tecklenburger Land eG
Erfolgreich entwicklt
„Die Volksbank Tecklenburger
Land hat sich im Jahr 2007 erfolgreich entwickelt und unterstreicht damit ihre Position als
regionale Mittelstandsbank für
das Tecklenburger Land.“ Dieses positive Fazit zog Aufsichtsratsvorsitzende Dagmar
Flier auf der Vertreterversammlung. Bankvorstand Jürgen
Vicktor präsentierte die zufrieden stellenden Bilanzzahlen für
2007. Die Bilanzsumme kletterte im Vergleich zum Vorjahr
um 5,3 Prozent auf 915 Millio-
38
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
nen Euro. Die Forderungen an
Kunden stiegen um 5,7 Prozent
auf 542 Millionen Euro. Auch
die Kundeneinlagen wuchsen
deutlich, und zwar um 6,6 Prozent auf 720 Millionen Euro.
Die Gesamtzahl der Mitglieder
erhöhte sich auf 32 432. Der
Jahresüberschuss beläuft sich
auf 2 040 701,10 Euro. Davon
werden nach Beschluss der Versammlung sechs Prozent Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet, das macht einen Betrag von über 884 000 Euro aus.
Eine Ausgabe des amerikanischen Life-Magazins brachte
Karl Düsterberg 1958 damals
auf den Gedanken, tiefgekühlte,
in Aluminiumschalen abgefüllte Komplettgerichte anzubieten – eine Pioniertat in
Deutschland. Er gründete das
Familienunternehmen apetito
in Rheine. Zunächst zählten
Privathaushalte zu den Kunden,
kurze Zeit später kamen die Belegschaften von Firmen dazu.
Mit zehn Mitarbeitern und einer
Auswahl von vier Gerichten
starteten die ersten Versuche.
Nach einer Werbekampagne
1960 stellten sich schließlich
die Erfolge ein.
Die ersten kindgerechten Mahlzeiten 1969, das Catering und
das 1971 mit dem Deutschen
Roten Kreuz Berlin entwickelte
heutige Essen auf Rädern
brachten das Wachstum voran.
1989 begann mit der Gründung
der ersten ausländischen Tochtergesellschaft in den Niederlanden die Internationalisierung des Unternehmens. Es
folgten Tochtergesellschaften
in England, Frankreich und
Kanada. 2007 ermöglichte der
Zukauf des niederländischen
Unternehmens Bonfait den Einstieg in den Kühlkost-Markt.
Wolfgang Düsterberg, der Sohn
des Firmengründers, übernahm
1982 die Unternehmensleitung.
Seit 2007 steht mit Andres Ruff
erstmals ein Mann an der Unternehmensspitze, der nicht der
Familie angehört, Wolfgang
und Michael Düsterberg sitzen
im Aufsichtsrat. Heute erwirtschaftet die apetito Gruppe
mehr als 600 Millionen Euro
Umsatz und beschäftigt fast
7400 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter.
Brandappeal
Regionaler Sieger
Die brandappeal Werbeagentur
aus Münster ist unter einer
Vielzahl eingereichter Beiträge
zweifacher Regionalsieger beim
Mailing-Wettbewerb der Deutschen Post 2008. Ausschlaggebend dafür war nach Agenturangaben unter anderem die besonderen Erfolgsquoten der
kreativen brandappeal-Arbeiten. Die Agentur hat neben der
Deutschen Post sowohl regionale, wie auch nationale und
internationale Kunden wie
Hansa Luftbild, die SparkassenVersicherung Stuttgart oder internationale Tabakwarenmarken.
BetriebsWirtschaft
Sparkasse Westmünsterland
Horst Geuer GmbH
Rekordwachstum erzielt
Neues Lager
Die Sparkasse Westmünsterland hat 2007 ein Rekordwachstum erzielt. Das Kundengeschäfts-Volumen
kletterte
auf 8,3 Milliarden Euro. Die
Summe aus Krediten und Geldanlagen stieg um 6,2 Prozent der höchste Wachstumssprung
seit 2003.
Pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum hat die Horst Geuer
GmbH in Senden eine neue Lagerhalle eingeweiht und ihre
Kapazitäten auf 5000 Kubikmeter nahezu verdoppelt. Das von
den damaligen Studenten Horst
Geuer und Thomas van Hövell
1983 gegründete Umzugsunternehmen zählt heute auf dem
Gebiet der Laborumzüge und
der Laborlogistik zu den Marktführern. Zu den Kunden des
Unternehmens zählen Ministerien, Behörden, Hochschulen,
Banken und Versicherungen.
Das Institut weist einen leicht
gestiegenen Überschuss von
12,8 Millionen Euro aus. Der
Gesamtbestand an Krediten
kletterte um 1,7 Prozent auf
3,72 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen legten um gut
zehn Prozent auf 4,45 Milliarden Euro zu. „Unser Geschäftserfolg übertrifft zum zweiten
Mal den addierten Wert beider
Vorgängersparkassen“,
sieht
Der Vorsitzende Heinrich-Georg Krumme (Mitte) und seine Vorstandskollegen
Gerd Krämer, Karlheinz Lipp, Ludger Gödde und Jürgen Büngeler (v. l.) vermeldeten ein Rekordergebnis.
Foto: Sparkasse Westmünsterland
der Vorstandsvorsitzende Heinrich-Georg Krumme im Zusammenschluss vor fünf Jahren
eine richtige Entscheidung.
Als zentraler Sponsor fördert
die Sparkasse, die sich insge-
samt mit drei Millionen Euro
gesellschaftlich engagierte, die
Regionale
„ZukunftsLAND“.
40 000 Euro wurden für die erfolgreiche Bewerbung investiert, für Anlaufkosten sind
100 000 Euro reserviert.
sonntagmorgen.com
109 Millionen Kaffee-Varianten
Dirk (l.) und Frank Waterkamp mit
Gütesiegel.
Foto: HolzLand Waterkamp
HolzLand Waterkamp
Gütesiegel
Als bundesweit erster Holzfachhandel hat HolzLand Waterkamp auf der HolzLand Expo in
Hannover das Dekra-Gütesiegel
„Best Service im Handel“ erhalten. Die Dekra-Fachleute hatten
1205 Kunden in Nordwalde
und Rheine nach ihrer Zufriedenheit befragt. Positiv bewertet wurde, dass die Mitarbeiter
in den vergangenen fünf Jahren 10 000 zusätzliche Stunden
in Weiterbildung investiert haben.
Als Studenten trinken Till
Achinger und Tamer El-Hawari
gerne Kaffee. Aus ihrer Leidenschaft ist jetzt ein eigenes Unternehmen geworden: Unter
www.sonntagmorgen.com bieten die beiden Gründer Kaffeemischungen
auf
Kundenwunsch an.
„Jedes Kaffeepaket wird von
Hand gemischt und verpackt“,
berichten
der
24-Jährige
Achinger und sein 28-Jähriger
Partner, die in Münster-Coerde
bereits fünf studentische Aushilfen beschäftigen. Ihre neun
reinen Ländersorten und 13
Aromen lassen sich rein rechnerisch zu knapp 109 Millionen
Varianten mischen. „Der Sonntagmorgen-Kaffee wird gern
verschenkt, weil die Kunden
eine persönliche Botschaft auf
das Etikett drucken lassen können“, erzählen sie. Damit setzt
ihr Webshop auf den Trend zu
individualisierten Produkten.
Kaum Werbung, trotzdem schon ein voller Erfolg: Der Kaffee-Webshop von
Tamer El-Hawari (l.) und Till Achinger.
schrank-werk.de
Maßschrank
online
Individuelle Schrank- und Regallösungen bietet das neue
Online-Portal schrank-werk.de
an. Die Schranksysteme können
im Internet zusammengestellt
und bestellt werden. Hinter
schrank-werk.de steht der mittelständische Spezialist für Ladenbau und Inneneinrichtungen Dickmänken GmbH & Co.
KG aus Rheine.
pact Finanz AG
30 Jahre
30-jähriges Bestehen feierte die
pact Finanz AG. Sitz der Zentrale ist Düsseldorf, von Anfang
an gab es eine Geschäftsstelle
in Münster, wo 2100 Kunden
vor allem aus Heilberufen betreut werden. Vor 170 Gästen in
Münster betonte Vorstand Raimund Ernst, dass pact sich ausschließlich in Mitarbeiterhand
befinde – in dieser Branche eine
Besonderheit. Prof. Bernd Raffelhüschen sprach zum Thema
„Demografischer Wandel versus
Generationengerechtigkeit“.
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
39
BetriebsWirtschaft
왘 Neu im Management
Die TECTUM Group, Kommunikationsdienstleister mit Sitz
in Gelsenkirchen, hat das
Management-Team verstärkt:
Anna Metten ist seit Juni als
Chief Financial Officer verantwortlich für den Bereich
Controlling und Finanzen.
Die Managerin ist 39 Jahre alt
und wurde in Finnland geboren.
왘 Innovationspreis
Die SWG Stuckmann Wirtschaftliche Gebäudesysteme
GmbH,
Ahlen-Beckum,
wurde mit dem Innovationspreis „Business Building Innovation“ für die innovativste Anlage in Europa im
Jahre 2007 der Firma Delta
Controls aus Vancouver/Kanada, ausgezeichnet. FranzGerd Stuckmann nahm den
Preis von Dusko Lukanic
Simpson,
Geschäftsführer
Delta Controls Deutschland,
beim Europa-Meeting in Krakau entgegen.
Franz-Gerd Stuckmann (l.) nahm
den Innovationspreis entgegen.
왘 Beste Testkäufer
Das Internetportal www.
mysteryshopping-info.de hat
das Marktforschungsunternehmen MSM Germany,
Münster, zum besten Testkauf-Anbieter des Jahres
gekürt und ihm den „Anbieter-Award 2007“ verliehen.
40
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Sturm Folientechnik
Schöner Schutz für Oldtimer
Auftragsboom
zur
Fußball-Europameisterschaft:
Sturm-Folientechnik, Recklinghausen, hat in den
vergangenen Wochen für fußballbegeisterte Kunden
ausgefallene Vorstellungen für das Design ihrer Fahrzeuge erfüllt. „Die Wünsche sind so individuell wie
unsere Fußballer“, so das Fazit von Firmengründer
Patrick Sturm. Der Recklinghäuser betreibt seit fünf
Jahren einen Handel für Lackschutzzubehör und eine
Werkstatt, in der Nutzfahrzeuge, Luxuskarossen und
wertvolle Oldtimer mit individuell gestalteter Lackschutzfolie aus Polyurethan veredelt werden. Auch der
Wahlkampfbus der Landes-CDU und der Mannschaftsbus des VfL Bochums trägt die Handschrift der Recklinghäuser Spezilisten. Sturm-Folientechnik wird seit
geraumer Zeit von Mentoren der IHK beraten.
Sturm Folientechnik: Schöner Schutz für Oldtimer
und Luxuskarossen.
Foto: Sturm
Masterflex AG
Metallwerke Renner
Auf Wachstumskurs
Schüler stärken
Die Hauptversammlung der Unternehmen
WasserstoffMasterflex AG, Gelsenkirchen, Brennstoffzellen für Leistungshat die Ausschüttung einer Di- bereiche von 250 bis 1000 Watt.
vidende von 0,80 Euro pro Ak- Ende 2007 beschäftigte die Matie für das Geschäftsjahr 2007 sterflex AG weltweit fast 800
beschlossen. Vom Bilanzge- Mitarbeiter.
winn von rund 7,3
Millionen
Euro
fließen fast 3,5 MilSeit einigen Jahren veröffentlicht die
lionen Euro an die
Masterflex AG im Geschäftsbericht die
Aktionäre.
2008
Vorstandsbezüge. 2007 verdiente der
rechnet Masterflex
dreiköpfige Vorstand 724 000 Euro, damit einem Wachsvon 61 000 Euro als erfolgsabhängige
tum des Gewinns
Vergütung. Die Bezüge des Vorstandsvorvor Steuern und
sitzenden Detlef Herzog betrugen 309 000
Zinsen (EBIT) zwiEuro. „Für uns hat eine verantwortungsschen sechs und
bewusste, auf Werthaltigkeit orientierte
zwölf Prozent, beUnternehmensführung und Kontrolle eikräftigte Dr. Annen hohen Stellenwert. Als börsennodreas Bastin, seit
tierte Gesellschaft gilt für uns der DeutApril
Vorstandssche Corporate Governance Kodex als
vorsitzender.
Die
Maßstab. Ein wichtiges Ziel von CorpoAktionäre beriefen
rate Governance ist, durch Offenheit und
den langjährigen
Transparenz das Vertrauen der nationaVorstandschef Detlen und internationalen Anleger, der Mitlef Herzog in den
arbeiter und der Öffentlichkeit in unser
Aufsichtsrat. MaUnternehmen zu fördern“, erläutert Pressterflex ist Technosesprecherin Stephanie Kniep. Der Kodex
logieführer für Verenthält wesentliche Vorschriften zur Leibindungssysteme
tung und Überwachung börsennotierter
und Schläuche aus
Aktiengesellschaften und entspricht inHochleistungsternational anerkannten Standards.
bs
kunststoffen. Zudem entwickelt das
Mit dem Projekt „Lernpartnerschaften“ unterstützen die Metallwerke Renner GmbH, Ahlen, die Berufsorientierung an
der Overbergschule und Bodelschwinghhauptschule in Ahlen.
„Jugendliche müssen wissen,
was auf sie zukommt, wenn sie
mit ihrer Ausbildung beginnen.
Deshalb wollen wir ihnen die
Arbeitswelt greifbar und nachvollziehbar zeigen“, kündigt
Geschäftsführer Jürgen Henke
an. Ziel ist, die Berufsorientierung und Ausbildungsreife der
Jugendlichen zu stärken.
Nachgefragt
Tobit.Software, Ahaus, und der
WDR, die zweitgrößte Sendeanstalt
Europas, haben eine Software für den
Mitschnitt von Radiosendungen entwickelt. „WDR RadioRecorder“ steht
für Gebührenzahler kostenfrei auf der
WDR-Homepage als Download zur
Verfügung.
Foto: Tobit
BetriebsWirtschaft
CARA, Coesfeld
Scherben bringen
kein Glück
Kann man eine Autoglasscheibe, ein Prototyp und
darum wertvoll, so sicher verpacken, dass man sie einem Kurierdienst guten Gewissens anvertrauen kann? „Man kann“,
antwortete CARA Dienstleistung, Coesfeld, der Fotoverbundglas, Marl, und fertigte für
die zerbrechliche Fracht einen
maßgeschneiderten Transportschutz auf der Grundlage des
selbst
entwickelten
Ver-
Sicherheit geht vor: Pappwaben schützen empfindliche Güter auf dem Transport.
packungssystems Safety-Pack.
In der innovativen Papp-Verpackung überstehen bruchemp-
findliche Güter nach Angaben
von CARA sogar Stürze aus vier
Metern Höhe unbeschadet.
25 Jahre Quitmann: Literarischer Katalog zum Jubiläum
Von Menschen und Fahrrädern
Literatur und Leeze
Spinnen dafür, fünf
– Fahrradhändler
kurze Geschichten
Stephan
Quitüber fast liebevolle
mann,
Münster,
Beziehungen von
bringt zusammen,
Mensch zu Zweirad
was nicht von Nazu schreiben. Zum
tur aus zusammenBeispiel die über
gehört. Für den
Rainer K., heute 43
zweiten
Katalog Stephan Quitmann
Jahre alt und Beraüber sein Fahrradter, früher Student
label „Quitmann – klassisch mit einem Faible für Fundräder.
schöne Fahrräder“ gewann er Oder die über Veronika Z., 41
den Schriftsteller Burkhard Jahre alt und dank absoluter
Wetterfestigkeit
bei
ihren
Schülern zur Legende gewordene Lehrerin. Im Katalog Nr. 2
informiert Stephan Quitmann
zudem, wie aus dem einstigen
Kunststudenten ein Fachhändler mit dem Anspruch wurde,
das Beste von gestern mit der
modernsten Technik von heute
zu verbinden. Das Fahrradfachgeschäft Quitmann feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen.
bs
Illusionsmaler Jünemann
Schein und Sein
Das Wechselspiel von Schein
und Sein hat Steffen Jünemann aus Münster zu einer gefragten Geschäftsidee kultiviert. Der Illusionsmaler aus
Münster verschafft Unternehmen einen starken Auftritt mit
Kunst, die die Realität täuschend echt widerspiegelt. Jünemanns Fertigkeiten sind
weltweit gefragt. Im Juni flog er
nach Vancouver/Kanada, um
die Techniken zu präsentieren,
die unter dem Begriff „Trompel'oeil“ (übersetzt: Täusche das
Auge) bekannt sind.
Foto: CARA
왘 Chancen schaffen
Die mediaBEAM GmbH,
Ahaus, wurde zum ersten Mal
mit dem Total E-Quality-Prädikat ausgezeichnet. Der Verein Total E-Quality Deutschland verfolgt das Ziel, Chancengleichheit in Wirtschaft,
Wissenschaft und Verwaltung zu verankern. Bundesregierung und Spitzenverbände
der deutschen Wirtschaft unterstützen die Initiative.
왘 Projekt „boje“ läuft
Mit dem Projekt „boje“ unterstützt
die
Sparda-Bank
Münster Schülern an Haupt-,
Real- und Gesamtschulen auf
dem Weg von der Schule in
die Berufsausbildung. Bis
zum 15. Juli können sich
Schüler, Eltern, Lehrer, Schulen und Initiativen oder private Träger der Jugendhilfe
und Berufsausbildung um
Fördergelder in Höhe von
150 000 Euro bewerben.
www.boje-ms.de
왘 Museums-Stapellauf
Täuschend echt: Mit Illusionsmalerei verschafft Steffen Jünemann
Unternehmen einen starken Auftritt.
Ende Juni wurde in Hamburg
das Internationale Maritime
Museum eröffnet. Für den
reibungslosen Ablauf der
Veranstaltung sowie für Ton-,
Licht-, Kamera- und Videotechnik sorgte die MEDIA
Marketing & Event GmbH,
Nienberge.
Foto: privat
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
41
40 Jahre Marketing-Club Münster/Osnabrück e.V.
Mittelstandsforum
Marketing mit Mut
Der Marketing-Club Münster/Osnabrück feierte in
diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen – und lud nicht
nur zur Jubiläumsparty, sondern auch zu einem
Fachforum gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen.
Hauptreferenten waren der Marketing-Experte Prof. Dr. Hermann Simon und der
Wirtschafts-Querdenker Dr. Peter Kreutz.
Aber auch die Benchmarks der Region boten sich in verschiedenen Foren zum Austausch an, so z. B. Stephan Swinka, Geschäftsführung EHG/Ernstings Family, und
Ulrich Schöpker, Vorstand Schmitz Cargobull AG.
„Marketing im Mittelstand“ ist für Stephan
Swinka ein schwer zu fassender Begriff -
brauchen Sie eine Mischung aus Mut zum
Risiko und Analytik und Erfahrung. Sie
brauchen Ihr Bauchgefühl, um neue Trends
aufzuspüren und zu wagen; aber Sie brauchen auch Handwerkszeug und Professionalität, damit es gelingt.“ Unabdingbar war
in seinen Augen dabei eine vernünftige
Fehlerkultur im Unternehmen: „Wenn Sie
Mut von Ihren Mitarbeitern fordern, müssen Sie auch Flops tolerieren“, appellierte
er – „die richtig guten Flops haben wir sogar gefeiert!“, gestand er schmunzelnd.
holzener Alpenquelle, die mit „Active O2“,
dem Powerstoff mit Sauerstoff, einen
großen Erfolg hat. Die Quelle gehört nicht
etwa einem jungen Unternehmer, sondern
der Kongregation der Barmherzigen
Schwestern des hl. Vinzenz von Paul. Der
Erlös fließt zu 100 Prozent in Krankenhäuser, Pflegeheime und soziale Projekte.
Weitere Informationen unter
www.marketingclub-ms-os.de
Ulrich Schöpker brachte auf den Punkt, was
den Erfolg des Altenberger Herstellers von
Aufliegern und Anhängern ausmacht: „Unsere Maxime ist ganz klar und einfach:
Kundenorientierung!“ Mit einem Umsatz
von 2,14 Milliarden ist dieser „Hidden
Champion“ unangefochtener Marktführer
in Europa und lässt seine Konkurrenz weit
hinter sich – 2015, so das Ziel der „Trailer
Company“, soll der Marktanteil gar 40 Prozent betragen; 100 000 Fahrzeuge sollen
dann jährlich in den neun europäischen
Werken (fünf davon in Deutschland) gebaut
werden.
Auf Kernkompetenz
konzentrieren
Ein hochkarätiges Fachforum erwartete die Gäste des Marketing-Clubs in der Sparkassenakademie in
Münster - und eine rauschende Jubiläumsparty in Bröker´s Speicher.
Foto: Marketing-Club Münster/Osnabrück
schon, was sein eigenes Unternehmen angeht: „Streng genommen ist Ernstings
Family ein Konzern. Tatsächlich aber sind
wir sehr mittelständisch geprägt!“ Die „mittelständische Denke“ also war Swinka, der
zuvor bei Tchibo tätig war, nicht fremd.
Und so stellte er zwei Thesen für ein erfolgreiches Marketing in diesem Bereich auf:
„Seien Sie mutig. Und seien Sie modern!“,
war sein Ratschlag.
42
„Flops gefeiert“
Modern zu sein, offen für Neues, war sein
zweiter Appell: „Mit der Globalisierung
sind Wege kurz geworden; Konsumenten
können überall bestellen; die Märkte sind
offen!“ Diese Vorteile der modernen Zeit
gelte es zu nutzen. „Das Internet bietet unendliche Chancen – sogar für Ihre Marktforschung“, so Swinka weiter, der damit auf
Foren und Blogs anspielte. „Lesen Sie die
Kommentare über Ihr Unternehmen und
Sie erfahren mehr als in mancher großen
Umfrage …!“
Jede Woche erfand Swinka bei Tchibo „eine
neue Welt“. „Um da erfolgreich zu sein,
Wie sich Mut und Modernität perfekt ergänzen, erläuterte er am Beispiel der Adel-
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Ganz entscheidenden Anteil an diesem Erfolg habe, so Schöpker, dabei beispielsweise eine klare Konzentration auf die
Kernkompetenzen des Unternehmens:
„Man muss nicht alles können, aber das,
was man macht, muss man perfekt machen!“ In der Konsequenz produziert
Schmitz Cargobull AG heute in vier Produktfeldern und nutzt dabei die Vorteile
eines modularen Produktfolios. „Durch
diese Standardisierung sind die Stückkosten signifikant gesunken“, erläuterte er.
Kundenorientiert bietet Schmitz Cargobull
AG mit so genannten Value Added Services
eine Betreuung vom ersten bis letzten Tag:
Finanzierung, Telematik (ein Ortungssystem für Trailer), Ersatzteilservice und vieles
mehr zählen hierzu. „Dazu kommt, dass
unsere Mitarbeiter stets da sind, wo unsere
Kunden sind“, erklärte Schöpker.
Ingrid Giese
Wandel im WEB
IT-Forum Nord Westfalen
Blogger ernst nehmen
Vor echten Experten in Sachen „Web 2.0“ spricht
Thomas Knüwer eher selten, wie der Journalist und
Blogger selbst einräumte.
Beim IT-Forum Nord Westfalen waren seinen Zuhörern Begriffe wie „Twitter“ oder
„Mashup“ allerdings nicht fremd. Neu waren dafür die vielen Ideen, wie Unternehmen das Internet der Zukunft nutzen können. Die IHK Nord Westfalen und das ITForum hatten gemeinsam auf den Leonardo-Campus in Münster eingeladen, um
über den „Wandel im Web 2.0“ zu diskutieren. Das Internet erlebt derzeit seinen
grundlegendsten Wandel, und der geht
nicht nur IT-Unternehmen etwas an. „Der
Weg führt von einem Leseweb zu einem
Lese- und Schreibeweb“, erklärte Prof.
Gottfried Vossen vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität Münster. Nutzer stellen eigene Informationen
ins Netz, statt nur Daten heraus zu ziehen.
Prof. Vossen demonstrierte, wie das funktioniert und was die neuen Technologien
leisten. „Mashups“ zum Beispiel, „die sich
jeder selber bauen kann, ohne Programmierkenntnisse“: Diese „Mashups“ ermöglichen unter anderem eine personalisierte
Webseite, die ihre Informationen wie Wetter, Nachrichten oder Börsendaten aus verschiedensten Quellen mischt. Kommuniziert wird per „Twitter“, einem Miniblog,
der den Austausch mit einer Gruppe sogar
per Handy erlaubt. Warum all diese Möglichkeiten des Webs 2.0 für Unternehmen
interessant sind, erklärte Thomas Knüwer.
„Schauen Sie sich die Szene an, es lohnt
sich“, ermunterte er seine Zuhörer. Die
Szene, das sind die Blogger, zu denen der
Reporter des Handelsblatts selbst gehört.
Sein digitales Journal „Indiskretion Ehrensache“ zählt mit monatlich 80 000 Lesern
zu den meist besuchten Blogs in Deutschland.
Manipulation schnell entlarvt
Wer aber Blogs für sich nutzen möchte, tritt
leicht ins Fettnäpfchen. Manipulationsversuche von Unternehmen, die auf kritische
Einträge über ein Produkt mit Unmengen
positiver Kommentare reagierten, wurden
rasch entlarvt. Die Szene sollte also ernst
genommen werden: „Ruft ein Blogger Ihre
Pressestelle an, behandeln Sie ihn wie einen Journalisten“, empfahl Knüwer und
hatte noch Tipps parat, wie Firmen aktiv
Blogs nutzen.
Opel zum Beispiel stellte vier Autoren einen
neuen Astra zur Verfügung. Einzige Bedingung: Sie sollten darüber in
ihren Blogs schreiben. „Keiner
von ihnen hat den Wagen verrissen, dafür wurden mit geringem Aufwand hunderttausende
Menschen erreicht.“ In der Diskussion fielen allerdings skeptische Fragen zur rechtlichen Sicherheit sowie zur Abhängigkeit von Google-Listungen.
Prof. Vossen konnte die Sorgen
nachvollziehen, stellte aber
auch im Vergleich zu den unbeAuch Mittelständler sollten das Web 2.0 nutzen, meinten die
fangeneren Nutzern in den USA
Indal-Geschäftsführer Cornelia Gaebert (auch Sprecherin des ITForums) und Jörg Friedrich (vorne) sowie Dr. Christoph Asmacher,
in Deutschland noch ein Menstellvertretender IHK-Geschäftsführer, Prof. Gottfried Vossen von
talitätsproblem beim Web 2.0
der Uni Münster und Handelsblatt-Journalist Thomas Knüwer
fest.
Tobias Hertel
(v. l.).
Fotos: Hertel
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
43
Gastronomie
Nichtraucherschutzgesetz in Kraft
Schwarze Zahlen
ohne Rauch
Seit 1. Juli hat sich’s auch in NRW
ausgeraucht – vor ein paar Tagen trat
das Rauchverbot für die Gastronomie in
Kraft. Die Zigarette in Nichtraucherbereichen kann jetzt für die Wirte teuer
werden. Viele kleine Kneipen werden
versuchen müssen, komplett qualmfrei
in die Zukunft zu gehen.
Eine Ausnahme hat der Gesetzgeber für Betriebe ermöglicht, die einen abgetrennten
Raucherraum einrichten. Ana Voogd, Betreiberin von drei bekannten Kneipen in
Münster, in denen sowohl viele Gäste wie
auch die meisten Angestellten Raucher
sind, hat sich schon im vergangenen Jahr
über Alternativlösungen Gedanken gemacht. „Hier im Bunten Vogel sind wir mit
dem Extraraum in der oberen Etage natürlich in einer bevorzugten Situation“, weiß
sie um die existenziellen Probleme kleiner
Eckkneipen mit nur einem Raum, die
vom Thekengeschäft leben. Das ehemalige
„Jagdzimmer“ wurde früher nur für Partys
oder Fußballübertragungen genutzt. Mit
Unterstützung eines Zigarettensponsors,
Zur Nichtraucherzone müssen seit 1. Juli alle Gastronomiebetriebe im Land
werden, wenn sie nicht einen abgetrennten Raucherraum einrichten können.
der auf verschiedene Gastronomiebetriebe
zugegangen ist, konnte Voogd den komplett abgetrennten Raum als Raucherlounge gestalten.
„Jeweils ein Drittel der insgesamt rund
10 000 Euro teuren Investition zahlten der
Sponsor, unser Vermieter und wir als Pächter“, erzählt die Gastronomin. Neue, leichtere Möbel kamen herein, ein attraktives
Lampenkonzept, die Fenster wurden erneuert und Teile der Theke und der Wände in
Rot, der Farbe des Sponsors gestrichen.
„Selbst wenn die Lounge nicht als Raucherraum angenommen werden sollte, ist es
hier oben auf jeden Fall schöner geworden“, sieht sie die positiven Effekte des finanziellen Einsatzes. Die
komplette untere Etage ist
rauchfrei.
Reaktionen
abwarten
Umbau für die Raucherlounge: Ana Voogd im ehemaligen Jagd- und
heutigen Raucherzimmer.
Foto: Zurstraßen
44
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
„Es gibt einige Gastronomen, die erstmal nichts
verändert haben und somit seit 1. Juli zur Nichtraucherkneipe wurden“,
weiß Ana Voogd aus Treffen mit ihren Betreiberkollegen. Viele hoffen, dass
während des Sommers die
Gäste keine Probleme haben, draußen eine zu rauchen. Auch sie selbst will
Foto: Fotolia
Aktuelle Infos
www.dehoga-bundesverband.de
www.ihk-nordwestfalen.de/
freizeit_gastro_tourismus/index.php
mit ihrer zweiten Kneipe direkt gegenüber,
die nur einen Raum hat und kaum Austrittsmöglichkeiten, „keinen Schnellschuss“
abgeben. Da noch kurz vor dem Inkrafttreten des Gesetzes Musterklagen von Einraumkneipen gegen die Nichtraucherregelung vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt wurden, will sie erstmal
abwarten. „Sollten stärkere Umsatzeinbrüche durch die Nichtraucherregelung
kommen, kann ich immer noch zum Beispiel Raucherkabinen aufstellen“, rechnet
sie sich aus. Die Karlruher Richter haben
für Juli eine Entscheidung angekündigt, die
für alle Bundesländer richtungsweisend
sein soll.
In der dritten Kneipe in Münsters Innenstadt, ebenfalls von vielen Rauchern frequentiert, hat Voogd die Möglichkeit, den
hinteren Teil als Raucherbereich abzutrennen. Das geht auch nur, weil der Zugang
zur Toilette vom Gesetz her nicht unbedingt rauchfrei sein muss. In ihrer Einraumkneipe hat die Gastronomin erstmal
viele geschlossene Gesellschaften angenommen. Denn in diesem Fall macht das
Nichtraucherschutzgesetz NRW eine Ausnahme vom Rauchverbot. Ebenso bei extra
ausgewiesenen Raucherclubs, von deren
Gründung der Dehoga – der Deutsche Hotel- und Gasttättenverband – jedoch in den
meisten Fällen abrät. Eine Vereinsgründung habe etliche Auflagen und wäre bei
der Vielzahl ehemaliger „Eckkneipen“ nicht
gewinnbringend.
Gastronomie
Gute Ergebnisse ohne Qualm
Andere Cafés, andere Sitten. Eine bewusste
Entscheidung zur Nichtraucherkneipe –
nach positiven Gästereaktionen auf einen
rauchfreien Bereich – trafen Thomas Behm
und Jens Schneiderheinze, Geschäftsführer
des an das Cinema angeschlossenen Café
Garbo – und zwar schon acht Monate vor
der Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes. Mitgetragen und begrüßt wurde
diese Entscheidung von sämtlichen Mitarbeitern, zu denen auch Raucher gehören.
„Die Feinstaub-Belastung war vorher schon
enorm“, weiß die Leiterin des Cafés Karoline Philipps, selbst Gelegenheitsraucherin,
die qualmfreie Luft zu schätzen. „Es ist unglaublich, wie viel weniger Schmutz wir
nach Feierabend von der Theke wischen
oder aus den Kleidern schütteln“. Das hätte
sonst auch die Atemwege „beschichtet“.
Umsatzrückgänge hat sie bisher nicht bemerkt, nicht zuletzt wegen der Gästestruktur. „Es wird ein bisschen weniger Bier
getrunken, dafür aber mehr gegessen“, hat
Philipps festgestellt. „Das liegt sicher auch
daran, dass unsere eigentlich rauchenden
Gäste jetzt vorwiegend später
kommen, und bis zum Abend
mehr Leute mit Kindern zum
Essen kommen.“ Das Café
hat ebenso wie der Bunte
Vogel bereits am Nachmittag geöffnet. Es zieht
jedoch mit Bio-orientiertem Speiseangebot eher
Gäste an, für die das Rauchen nicht im Vordergrund
steht. Gequalmt wird aber weiterhin auf der Terrasse, weist Karoline Philipps auf die Alternative hin.
Klare Regelung
„Man hat uns aus unternehmerischer Sicht
schon ein Stück Selbstbestimmtheit weggenommen“, bedauert Ana Voogd als Gastronomin mit vorwiegend rauchenden Gästen,
dass es vor der Ausführung des Gesetzes
keinen Dialog über die Möglichkeiten für
die Betriebe gegeben habe. Dann wäre ein
strenges Rauchverbot ihrer Meinung nach
die bessere und einfachere Lösung gewesen. Unter den jetzigen Ausnahmeregeln
schielt man schon mal auf die Konkurrenz
und fühlt sich unter Druck gesetzt, Investi-
tionen zu machen“, weist sie auf ein Ungleichgewicht bei den Gastronomiebetrieben hin, abhängig von den sehr unterschiedlichen räumlichen und finanziellen
Voraussetzungen agieren zu können.
Für eine klare Regelung im Sinne aller betroffenen Gastronomen spricht sich auch
der für Handel zuständige stellvertretende
Geschäftsführer der IHK Nord Westfalen,
Jens von Lengerke aus. „Dass etwas zum
Schutz der Nichtraucher passieren würde,
wussten wir alle in Deutschland. Jetzt humpeln wir mit unseren Regelungen hinter
Europa her und die Vielzahl der Bundesländer macht es auch nicht besser“, kommentiert er. „Eigentlich war nur Bayern
konsequent mit seinem anfangs generellen Verbot. Die Ausnahmeregelungen in
NRW können nun für Ein-Raum-Kneipen
zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen
führen“, weist er auf eine aktuelle Umfrage
des Dachverbandes DIHK hin, nach der besonders die kleinen Eckkneipen unter Umsatzrückgängen leiden. Eine Wahlfreiheit
für Ein-Raum-Kneipen zur Raucher- oder
Nichtraucherkneipe könne helfen, so der
Vorschlag des DIHK, die Ungerechtigkeit
auszugleichen. Auch die Zahlen
des Statistischen Bundesamtes
von 2007 zeigen, dass in den
Bundesländern mit Rauchverbot besonders Kneipen, Diskos und Bars an
Umsatz verloren haben.
„Ein Zusammenhang ist
wahrscheinlich“, so ein
Sprecher. Der Knick sei jedoch auch feststellbar, seitdem parallel die Preise für
Energie und Lebensmittel sowie die
Mehrwertsteuer angehoben wurden.
Und was passiert, wenn in den Nichtraucher-Gasträumen trotzdem geraucht wird?
„Ich fürchte, manchmal ist es sehr schwer,
in kleinen vollen Kneipen jeden einzelnen
Gast bei Nichtbeachtung darauf hinzuweisen“, meint Voogd. Ein Bußgeldkatalog ist
jedoch schon erarbeitet worden. Bis zu
1000 Euro Strafe können einem Wirt drohen, der in seiner Kneipe nicht gegen das
Rauchen vorgeht. „Ich glaube jedoch nicht,
dass die Leute wegen des Rauchverbots
dauerhaft zu Hause bleiben“, sieht die
Gastronomin positiv in die dunstfreie Zukunft.
Britta Zurstraßen
Jungunternehmer
titel „home entertainment“.
Gerade 29 geworden, hat der
gelernte Bankkaufmann zusammen mit seinem Partner
Nico Valarik vor einigen Jahren dieses Hightech-Unternehmen gegründet. Wichtigstes Argument für den Standort Marl war natürlich das
Bauernhaus mit umgebauter
Tenne, das sich seit über hundert Jahren im Familienbesitz
befindet. Dieser individuelle
Verkaufsraum entspricht dem
Zeitgeist, der Kunde will nicht
nur kaufen, er will als Person
im Mittelpunkt stehen, er will
gehört und verstanden werden.
Wie fing’s an? Wie so oft in
der Schulzeit, als man sich mit
Freunden in der Tenne Videos
ansah. Das führte dann zu der
Idee, eine Firma zu gründen
und „dann richtig professionell loszulegen“. Im Sommer
2004 wurde das Unternehmen
als oHG eingetragen und als
zwei Jahre später die ersten
Referenzen vorzeigbar waren,
kam der Durchbruch.
Lebenstraum erfüllt: Christian Stellmach in seinem „Showroom“.
Foto: Kloth
Erfüllter Lebenstraum
Bild und Ton: StellVa
Ein Bankkaufmann in Marl stattet Räume aus. Nicht mit
Teppichen und Gardinen, sondern mit raumangepasster
Bild- und Klangqualität für Heimkino jenseits von
Pantoffeln und Sofakissen.
ebensträume – kann man sich die erfüllen? Klare Antwort: Ja! Zum Beispiel am Rande des Ruhrgebietes, in
Marl: Westfälische Landschaft, kleine
Gehöfte, eine alte Scheune, der man zwar
ansieht, dass dort kein Stroh mehr gelagert
wird, aber schon der Eingang macht stutzig: Auf groben, bäuerlich anmutenden
Steinen steht ein blankes Edelstahlgebilde,
mit Hightech versehen: Klingel, Kamera,
Sprechanlage. Ein junger Mann öffnet, in
L
46
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Jeans und weißem T-Shirt, mit offenem
und neugierigen Blick, sagt ein fröhliches
Hallo und bittet einzutreten. Drinnen weitere Kontraste: Weißgekachelter Fußboden,
weiße Wände, schwere, dunkelbraune Eichenbalken. Dazwischen riesige, selbstverständlich flache Monitore, in Aluminium
gefasste Lautsprecher.
„Mein Lebenstraum“ sagt Christian Stellmach, Chef der StellVa oHG mit dem Unter-
Home Entertainment steht für Heimkino. Der Begriff mag irritieren, erinnert er
doch an frühere Zeiten mit surrendem
Schmalfilmprojektor und aufgestellter
Leinwand. Nein, sagt Stellmach und führt
durch seinen Showroom. „Wir arbeiten
hier mit hochmodernen Plasma-Flachbildschirmen, die wir ganz individuell für die
Kunden aussuchen und vor Ort installieren.“
Vom jugendlichen Hobby-Liebhaber zu einem führenden Fachmann geworden, von
Top-Unternehmen geschult, demonstriert
er auch gleich sein größtes Prachtstück,
eine Leinwand mit einem schwarzen Rahmen. Der kann sich elektronisch an die
jeweiligen Bildformate angleichen; der
schwarze Rahmen erhöht das empfundene
Kontrastverhältnis. Daneben hängt an dünnen Metallfäden ein Plasmamonitor von
PIONEER aus der Kuro-Serie. Ihre Bilder
verfügen über den bisher höchsten
Schwarzwert. Das bedeutet eine Reduzie-
Jungunternehmer
rung von Grauschleiern. In einem anderen
Raum prangt wieder eine zwei Meter breite
Leinwand, natürlich auch mit einem
schwarzen Rahmen. Das besondere: Diese
Firehawk Leinwand absorbiert seitlich einfallendes Licht und reflektiert das von einen Beamer projizierte Bild. Das bedeutet
einen Verkaufsvorteil bei Kunden, die ihre
Räume nicht abdunkeln können. Und wer
kauft's? StellVa verfügt über ein gutes
Kundennetz nicht nur in Deutschland.
Kommunikationstechnik wird immer komplizierter und die Anwendungen sind für
Laien oftmals nicht nachvollziehbar. Diese
Marktlücke nutzt Stellmach. Hier in Marl
ist der Kunde abseits täglicher Turbulenzen
und kann erst einmal in ruhiger Atmosphäre mit einem kompetenten Gesprächspartner die Probleme und Wünsche erörtern.
Hinauf zum oberen Showroom. Die Treppe
hat es in sich: luftiges Design nennt er es.
Senkrecht gestellte Bretter und eine Glasscheibe darüber. Beim Hochsteigen sollte
man besser nicht heruntersehen. Der obere,
leicht abgedunkelte Raum hat es wieder in
sich: Ausgestreckt liegt der Kunde auf einem Bauhaus-Klassiker, der LC 4 Liege von
Le Corbusier, vor ihm ein großer Monitor,
auf dem gerade ein Konzert von Phil Collins läuft. Das Szenario aus aufeinander abgestimmten Komponenten der Hersteller
Cyrus und Piega versetzt den Besucher direkt in den Konzertsaal. Auf dem Weg nach
unten fällt noch ein kleines Gerät auf. Was
ist das? Ein Touchscreenpanel für das intelligente Haus. Leises Berühren eines Teiles
der Oberfläche und schon geht das Licht in
einer Etage an oder aus, in der Küche schaltet sich der Grill ein oder der Wassereinlauf
für die Badewanne wird aktiviert. Verlässt
man das Haus, genügt ein Touch auf „Feierabend“ und alles schaltet sich zurück, eben
Feierabend. Hier sieht Stellmach eine große
Herausforderung für die Zukunft. In neuen
Wohnbereichen werden Elektronik und
digitalisierte Steuerungen eine immer
wichtigere Rolle spielen. Die StellVa ist mit
ihrer Kompetenz darauf eingerichtet.
Helmut Kloth
Räume optimieren
Die Kernkompetenz ist die Integration einer
HiFi- bzw. Heimkinoanlage in den Wohnraum. So werden beispielsweise die Leinwände mittels spezieller Software konstruiert und perfekt auf die gegebenen Raumparameter und persönlichen Erfordernisse
zugeschnitten. Natürlich müssen auch alle
Zusatzgeräte, wie Receiver und andere,
harmonisch dazu abgestimmt sein. Das
ganze System muss stimmen. Das heißt,
Stellmach kalibriert die Geräte auf höchste
Bild- und Tonqualität, und zwar direkt in
den Räumen des Kunden.
Ein Rundgang durch die Räumlichkeiten,
von den unteren, ehemaligen Stallungen
rauf zum Heuboden. Natürlich wird hier
kein Stroh mehr gelagert, aber ein großer,
quadratischer, mit einer dicken Glasscheibe
abgedeckter Ausschnitt auf dem Boden
erinnert daran, dass einstmals hier das
Stroh hinuntergeworfen wurde. Treppe und
Raum sind großzügig gestaltet. Christian
Stellmach zeigt sich hier als ein Designer,
der Räume in ihrer natürlichen Eigenart
optimieren kann. Das ist auch ein Verkaufsargument für die Leistungen der
StellVa. Die Anlangen müssen sich harmonisch in den Kundenraum einfügen und
dürfen keine Fremdkörper bilden. So baut
Christian Stellmach mitunter ganz neue
Gehäuse oder variable Möbelstücke, die
sich dann stilgerecht in die Umgebung einfügen.
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
47
Allianz für die Fläche
Heimspiel: IHK-Präsident Dieler und IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. Schulte-Uebbing kickten zum
Auftakt gegen die ehemaligen Nationalspieler Alfred „Aki“ Schmidt und Uli Stein.
Foto: Busch
Präsident Dieler warnt in der Flächendiskussion vor Eigentor
„Europameister braucht
Platz fürs Spiel“
Nicht im Winter und nicht drinnen – ganz anders eben
als sonst war der Jahresempfang 2008 der IHK Nord
Westfalen, der am 20. Juni in Münster stattfand. Als
Steilvorlage für das „Sommerfest“ hatte die IHK die
Fußball-Europameisterschaft genutzt.
Der Kampf um den Europameistertitel war
nicht nur beim Talk mit den ehemaligen
Nationalspielern Alfred „Aki“ Schmidt und
Uli Stein ein Thema. IHK-Präsident Hans
Dieler jedenfalls hoffte, dass die Begeisterung, die das brillante Spiel gegen Portugal
ausgelöst hatte, zu einer ähnlich positiven
Grundstimmung in Deutschland beiträgt
wie die Fußball-WM vor zwei Jahren. Die
48
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Bedingungen dafür seien in Nord-Westfalen bestens, denn: „Die Region scheint mir
mindestens so gut aufgestellt zu sein wie
unsere Nationalelf“, flachste Hans Dieler
vor den rund 400 Gästen. Schließlich habe
Deutschland gegen Kroatien mit 1 : 2 verloren, während die Wirtschaftskraft NordWestfalens „zwei Mal so hoch ist wie die
von Kroatien“.
Mehr als ernst war dem IHK-Präsidenten
allerdings der Hinweis auf ein drohendes
Eigentor: „Niemand wird Europameister,
wenn er keinen Platz fürs Spiel hat!“,
warnte Dieler vor möglichen Konsequenzen der neuen Flächenpolitik des Landes.
Hinter der „Allianz für die Fläche“ verberge
sich das Ziel, den jährlichen Gebrauch von
Flächen für Verkehr, Wohnbau, Industrie
und Gewerbe bis 2020 auf ein Drittel des
heutigen Bedarfs zu beschränken. Es gehe
nicht um einen grenzenlosen Flächengebrauch, „aber wenn der Wirtschaft weniger
Fläche zur Verfügung steht, als sie benötigt,
wird es im wahrsten Sinne des Wortes eng
auf dem Spielfeld“, so der IHK-Präsident. Er
will verhindern, dass Wachstum in andere
Regionen umgelenkt wird, wo weiter genügend Flächen zu Verfügung stehen.
„Wenn unsere Unternehmen ganz vorne
mitspielen wollen, dann brauchen sie zudem hervorragend ausgebildete Arbeitskräfte!“, unterstrich Dieler eine weitere
wichtige Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb der
Regionen. Deshalb setze sich die IHK mit
Nachdruck für berufliche Aus- und Weiterbildung ein und deshalb erarbeite sie zusammen mit den Fachhochschulen und der
Bezirksregierung ein Fachhochschulkonzept für ganz Nord-Westfalen.
Aber die Wirtschaft dürfe sich nicht erst
mit den Nachwuchskräften befassen, wenn
sie einen Lehrvertrag unterschreiben,
warnte Dieler und zitierte dafür Henry
Ford: „Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes beginnt nicht in der Fabrikhalle oder im
Forschungslabor. Sie beginnt im Klassenzimmer.“
Junge Menschen begeistern
Nur natürlich ist es somit für Dieler, dass
die IHK auch den Wettbewerb „Jugend
forscht“ unterstützt und Jahr für Jahr
die Regionalkonkurrenz im Münsterland
durchführt – mittlerweile in Kooperation
mit der BASF Coatings AG. „Wenn Sie diese
Begeisterung für wissenschaftliche Themen
erleben, dann wissen Sie: diese jungen
Menschen werden unsere Zukunft gestalten“, verbreitete Dieler Optimismus. Zwei
der diesjährigen Teilnehmerinnen, Lisa
Schowe und Anja Massolle aus Münster,
begrüßte Dieler beim Jahresempfang.
Nachdem sie bereits auf Regional-, Landesund Bundesebene gewonnen haben, kämpfen sie in wenigen Tagen in Kopenhagen
um den Europameistertitel der jungen Wissenschaftler. Für diesen Wettbewerb drückt
der IHK-Präsident den beiden Jugendlichen
„ganz fest die Daumen“. Schließlich hätte
bei einem Sieg Nord-Westfalen einen Europameistertitel schon mal sicher.
Die rund 400 Gäste aus Wirtschaft, Politik
und Verwaltung, deren Einzug in die „IHKArena“ von Fan-Gesängen und anderen
Stadiongeräuschen aus Lautsprechern begleitet wurde, fachsimpelten zwar auch
über das Können der deutschen Fußballnationalmannschaft. Die meisten Gespräche
aber dienten dem Netzwerk der regionalen
Wirtschaft, das deutlich gestärkt aus der
mehr als vier Stunden langen Partie hervorging.
– gk –
Taktikwechsel: Rund 400 Teilnehmer waren beim ersten „sommerlichen IHK-Jahresempfang“ dabei, der
Anlass für zahlreiche Gespräche war, unter anderem für: (Foto l. u.) Dr. Josef Hülsdünker (DGB-Vorsitzender
der Region Emscher-Lippe) und Marc A. Endres (msm Kommunikaton) sowie (Foto r. u.) Cornelia Gaebert
(Indal OHG) und Bruno Wigger (Wigger Fenster + Fassaden GmbH & Co. KG).
Lockeres Programm, gute Unterhaltung: Ulrike
und Hubertus Geiping verfolgten aufmerksam
(Foto l.) die von Mike Atig moderierte Talkrunde
mit Uli Stein und „Aki“ Schmidt (v. l.). Rechts: Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann und UniRektorin Prof. Dr. Ursula Nelles.
Fotos (6): Emmerich
Aus- und Weiterbildung
IHK-Umfrage
Weiterbildung lohnt sich!
Die sechste IHK-Weiterbildungs-Erfolgsumfrage bestätigt:
Weiterbildung rentiert sich – sowohl für den Einzelnen
als auch für die Unternehmen.
Foto: Fotolia
Der Bedarf an Fach- und Führungskräften
steigt, derzeit noch vor allem wegen des
wirtschaftlichen Aufschwungs. In den
nächsten Jahren wächst die Lücke zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage noch
weiter. Grund: die demografische Entwicklung. Damit müssen immer weniger Menschen immer mehr leisten, die Lebensarbeitszeiten werden steigen. Gleichzeitig
muss wegen des technologischen Fortschritts das für die Arbeit benötigte Wissen
permanent auf den neuesten Stand gebracht werden. Keiner lernt mehr aus, ständige Qualifizierungsanstrengungen sind
gefordert – sowohl bei den Unternehmen
als auch bei den Arbeitnehmern. Während
Betriebe in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter investieren, um wettbewerbsfähig zu
bleiben, müssen Arbeitnehmer eigenverantwortlich handeln, damit sie ihre Beschäftigungsfähigkeit erhalten.
Positive Resonanz
Die IHK-Organisation hat bei den Absolventen der Weiterbildungsprüfungen der
letzten fünf Jahre nachgehakt: Lohnt es,
sich weiterzubilden? Nach der Umfrage
profitieren zwei Drittel der 11 000 Antwortenden in ihrer beruflichen Entwicklung
von den Bildungsanstrengungen. Von diesen Personen gaben 70 Prozent an, eine
höhere Position und einen größeren Ver-
antwortungsbereich erreicht zu haben, 61
Prozent erhalten ein höheres Gehalt und jeder Fünfte findet, dass er die gestellten
Aufgaben besser bewältigen kann. Für 31
Prozent sicherte die Weiterbildung den Arbeitsplatz und sieben Prozent fanden einen
neuen Arbeitsplatz. Mit zunehmendem Abstand von der Prüfung steigt der Anteil derer, die von der Weiterbildung profitieren.
Fünf Jahre nach der Prüfung waren es 72
Prozent der Absolventen, die angaben, sich
beruflich verbessert zu haben.
Dieser Erfolg ist weitgehend unabhängig
vom Alter. Auch jenseits der 40 liegt der
Anteil derer, denen die Prüfung nützlich ist,
bei knapp zwei Dritteln. Allerdings wirkt
sich die Weiterbildung bei Älteren anders
aus. Sie machen seltener einen Karrieresprung, geben dafür aber häufiger an, die
gestellten Aufgaben besser bewältigen zu
können und einen sichereren Arbeitsplatz
zu haben. Interessant auch: Der Anteil derer, die nach der Weiterbildung eine Beschäftigung gefunden haben, steigt von 2,5
Prozent bei den 25jährigen auf über zehn
Prozent bei den über 45jährigen.
Karriere mit Aufstiegsbildung
Dass sich die Weiterbildung für einen
Großteil der Befragten lohnt, zeigt sich
auch an den beruflichen Positionen der Ab-
solventen vor und nach der Prüfung. Rund
3700 Personen gaben an, vor der Weiterbildung Sachbearbeiter gewesen zu sein. Nach
der Weiterbildung waren das nur noch
2400 Personen. Ähnlich war es bei den
Facharbeitern, deren Zahl sich mehr als
halbierte. Gleichzeitig vervierfachte sich
die Zahl der Meister auf fast 1200, die Zahl
der Abteilungsleiter verdoppelte sich ebenfalls auf 1200, es gab mit 210 Personen drei
mal so viele Betriebsleiter und die Zahl der
Geschäftsführer erhöhte sich von 75 auf
175. Der Name Aufstiegsbildung ist demnach gerechtfertigt. In den meisten Fällen
konnte die neue Position sogar im gleichen
Betrieb erreicht werden. Nur ein knappes
Drittel gab an, das für die berufliche Verbesserung ein Betriebswechsel notwendig
war.
Aufgrund dieser Ergebnisse ist es wenig
verwunderlich, dass 81,5 Prozent der Absolventen angeben, sie würden sich wieder
für das gleiche Weiterbildungsziel entscheiden. Und die Absolventen sind auf
den Geschmack gekommen. Vier von fünf
geben an, dass sie weitere Weiterbildung
anstreben, ein gutes Drittel beim eigenen
Arbeitgeber, die Hälfte über externe Anbieter und immerhin jeder Siebte auf Hochschulniveau.
Jan Kuper, DIHK
Die IHK hilft Berufsrückkehrern, die aus dem
kaufmännisch/verwaltenden Bereich kommen, den
Wiedereinstieg in eine Berufstätigkeit zu schaffen.
Die fehlenden Kenntnisse werden in dem Lehrgang
Teamassistent/in vermittelt, der sich aus einem
sechsmonatigen Theorieteil und einem zweimonatigen Praktikum zusammensetzt. Der Lehrgang orientiert sich an den Aufgaben, die es in der modernen Bürowelt zu bewältigen gilt, ein Schwerpunkt
liegt auf der EDV. Im April haben 19 Teamassistentinnen den Lehrgang erfolgreich absolviert und
wurden ins Praktikum verabschiedet. Interessierte
Unternehmen informiert Stephan Hols, Telefon
0251/707350, E-Mail: [email protected]
Foto: IHK
50
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Aus- und Weiterbildung
Ausbildungsumfrage 2008
2. job-messe münsterland
Bedarf schwer zu decken
Karriere-Chancen testen
Nach einer bundesweit durchgeführten IHK-Umfrage unter
mehr als 12 000 Unternehmen
konnten gut 15 Prozent der Betriebe in Deutschland nicht alle
angebotenen Lehrstellen besetzen. Das gilt auch für die Region Nord-Westfalen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die
Zahl der Unternehmen, die
keine geeigneten Auszubildenden gefunden haben, damit fast
verdoppelt.
Im
vergangenen
Jahr nutzten über
11 200 Besucher die
Gelegenheit, sich
auf der „1. jobmesse
münsterland“ über ihre potenziellen KarriereChancen beraten zu Großer Andrang herrschte schon bei der Joblassen.
Arbeits-, Messe Münsterland im vergangenen Jahr. Foto: pd
Ausbildungs- und
WeiterbilStudienplatzsuchende zwischen Fachhochschulen,
16 und 60 Jahren gaben ebenso dungsinstitute und Kammern.
wie die Aussteller eine durch- Die IHK Nord Westfalen wird
weg positive Resonanz. Für die Interessenten über ihre AusNeuauflage am 30. und 31. Au- und Weiterbildungsmaßnahgust 2008 liegen bereits rund 70 men informieren. VeranstalAnmeldungen vor, das sind 40 tungsort ist das Autohaus HakProzent mehr als 2007 – darun- voort in Münster. Informatioter neben großen regionalen nen unter www.job-messen.de
Unternehmen wie BASF, Brillux oder telefonisch unter 0541
oder der Westfalen AG auch 44045-0.
Vor allem im Gastgewerbe, im
Bereich IT/Medien sowie in den
Industrie- und Verkehrsunternehmen fällt es schwer, die angebotenen Ausbildungsplätze
zu besetzen. Die Mehrheit der
Unternehmen gibt als Grund für
die Nicht-Besetzung von Aus-
bildungsplätzen an, dass keine
geeigneten Bewerbungen vorlagen. Als besonderes Ausbildungshemmnis nennen knapp
50 Prozent der Unternehmen
die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger. 60
Prozent sehen in einer besseren
schulischen Vorbildung der Bewerber einen Beitrag zur Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen. Über 11 Prozent geben
an, dass die Zahl der Bewerberzahlen deutlich rückläufig ist.
Sie führen dies auch auf die
demografische
Entwicklung
zurück. Über 85 Prozent der Betriebe vermuten, dass der von
der Bundesregierung geplante
Ausbildungsbonus ihr Angebot
an Ausbildungsplätzen nicht
beeinflussen wird.
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
51
Recht | FairPlay
Nicht ernsthafte Bewerbung
Keine Diskriminierung
Arbeitgeber verletzen den arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz, wenn sie gegen ein gesetzlich normiertes
Benachteiligungsverbot
verstoßen. Seit dem 18. August
2006 ist dieses Verbot im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geregelt. Ziel des
Gesetzes ist, Benachteiligungen
aus Gründen der Rasse oder der
ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder
Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der
sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.
Der arbeitsrechtliche Gleichbehandlungsgrundsatz gilt nur bei ernsthaften
Bewerbungen.
Foto: Fotolia
verdiente als bei der ausgeschriebenen Stelle, und auch
andere
nachvollziehbare
Gründe für einen Stellenwechsel nicht ersichtlich waren.
Dem Kläger ging es im vorliegenden Fall offenbar nur um
die
Entschädigungszahlung.
Seine Klage wurde abgewiesen.
(Urteil des LAG RheinlandPfalz vom 11. Januar, 6 Sa
522/07, Pressemitteilung des
LAG Rheinland-Pfalz)
Schwangerschaft
Verkauf an Gewerbetreibende
Benachteiligung wegen Geschlecht
Belehrungspflicht entfällt nicht
Bewirbt sich eine schwangere
Arbeitnehmerin um eine Stelle
und besetzt der Arbeitgeber,
dem die Schwangerschaft bekannt ist, diese Stelle mit einem
männlichen Mitbewerber, so
kann die Arbeitnehmerin eine
geschlechtsspezifische Benachteiligung dadurch glaubhaft
machen, dass sie außer der
Schwangerschaft weitere Tatsachen vorträgt, die eine Benachteiligung wegen ihres Geschlechts vermuten lassen. An
diesen weiteren Tatsachenvortrag sind keine strengen Anforderungen zu stellen.
In dem vom Bundesarbeitsgericht entschiedenen Fall hatte
sich eine schwangere Abteilungsleiterin zusammen mit
zwei männlichen Abteilungsleitern auf die frei gewordene
Stelle eines Vorgesetzten beworben. Als der Arbeitgeber
seine Entscheidung für einen
der beiden männlichen Bewerber bekannt gab, tröstete er die
Mitarbeiterin mit den Worten,
sie solle sich auf ihr Kind
freuen. Aus dieser Bemerkung
52
Eine unzulässige Benachteiligung im Einstellungsverfahren
im Sinn des Gesetzes liegt jedoch nur dann vor, wenn der
Bewerber für die zu besetzende
Stelle objektiv in Betracht
kommt und tatsächlich eine
ernsthafte Bewerbung abgegeben hat. Dagegen sprach in einem vom Landesarbeitsgericht
Rheinland-Pfalz entschiedenen
Fall, dass der auf eine Entschädigung wegen Benachteiligung
aufgrund des Geschlechts klagende Bewerber bereits einer
Vollzeitbeschäftigung
nachging, bei der er erheblich mehr
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
schlossen die Erfurter Bundesrichter, dass sich das Bestehen
der Schwangerschaft durchaus
nachteilig auf die Personalentscheidung ausgewirkt haben
könnte. Dafür sprach außerdem, dass der ausgeschiedene
Vorgesetzte gerade die übergangene Mitarbeiterin als seine
Nachfolgerin
vorgeschlagen
hatte. Diese Gesichtspunkte hat
nun die Vorinstanz bei ihrer
Entscheidung über einen Entschädigungsanspruch der Frau
zu berücksichtigen.
Nach § 312c BGB müssen gewerbliche Verkäufer den Verbraucher bei sogenannten
Fernabsatzverträgen (insb. Verkauf über Internet) klar und
unmissverständlich über sein
Widerrufsrecht belehren. Die
Notwendigkeit der Belehrungspflicht entfällt nicht dadurch,
dass ein Onlinehändler auf seiner Seite den Hinweis aufnimmt „Wir verkaufen ausschließlich an Gewerbetreibende, ein Widerrufsrecht wird
deshalb ausgeschlossen“.
durch Unternehmer. Aus der
genannten Klausel kann jedoch
nicht zwingend geschlossen
werden, dass im Einzelfall nicht
doch auch an Verbraucher verkauft wird, mit der Folge, dass
die nötigen Widerrufsbelehrungen nicht entfallen können.
Dies gilt erst recht, wenn der
Hinweis, nur an Gewerbetreibende liefern zu wollen, nicht
auf den ersten Blick ersichtlich
ist. Unterbleibt die Belehrung,
handelt der Anbieter wettbewerbswidrig.
(Urteil des BAG vom 24. April, 8
AZR 257/07, Pressemitteilung
des BAG)
Zwar gelten die hier maßgeblichen Verbraucherschutzregelungen nicht für den Kauf
(Urteil des OLG Hamm vom 28.
Februar, 4 U 196/07, JurPC
Web-Dok. 75/2008)
Ernannt
Handelsrichter
Auf Vorschlag der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen hat der
Präsident des Oberlandesgerichts in Hamm Dieter Berens, Gelsenkirchen, Jürgen Feiertag, persönlich haftender Gesellschafter
Feiertag Einzelhandels oHG, Gelsenkirchen sowie Thomas Morschhäuser, geschäftsführender Gesellschafter USM Gastro-Service
GmbH, Marl, zu Handelsrichtern beim Landgericht Essen ernannt.
Die Amtszeit beträgt fünf Jahre.
Amtliche
Bekanntmachung
Gelöscht
Die öffentliche Bestellung
von Dipl.-Ing. Frank Lange,
Münster, ist erloschen. Eine
Wiederbestellung
erfolgte
durch die IHK Hannover.
International
Auslandshandelskammern
USA kompakt
Die drei USA-Auslandshandelskammern in Atlanta mit Zweigstelle in Texas, Chicago und
New York mit Dependance in
Kalifornien haben ihre Zusammenarbeit intensiviert und ausgebaut. Die Kunden werden
zum Beispiel über eine gemeinsame Dienstleistungsbroschüre
und einen quartalsweise erscheinenden Newsletter im Bereich Erneuerbare Energien in-
formiert. Unter www.ahkusa.de stehen die Ansprechpartner für die Regionen in den
USA wie auch für bestimmte
Kernindustrien.
AHK Atlanta: steffen.bayer
@DEinternational.us;
AHK New York: julia.arnold
@DEinternational.us;
AHK Chicago: mark.tomkins
@DEinternational.us
Neues EU-Projekt
Kooperationen in der Baubranche
Im April fiel der Startschuss für werkskammern aus Münster
das EU-Projekt „Asia Invest“. und Dortmund beteiligen sich
„Eine hervorragende Gelegen- weitere Projektpartner aus
heit für den Aufbau europäi- Ungarn, Tschechien, Spanien,
scher und asiatischer Koopera- Malaysia und China.
tionen zwischen kleinen und
mittelständischen
Unterneh- Weitere Informationen:
men aus der Baubranche“, er- Dr. Thomas Weiß, E-Mail: weiss
läutert Dr. Thomas Weiß von @ihk-nordwestfalen.de.
der IHK Nord Westfalen dessen Ziele.
Das Thema Energieeffizienz wird eine
bedeutende Rolle
spielen. Kernstück
des Projektes ist
eine Kooperationsveranstaltung
China und Malaysia
im Juni 2009 für
Unternehmen insbesondere
aus
NRW. Neben den Die Projektleiter unterschreiben das EU-Projekt
Foto: Weiß
IHKs und Hand- „Asia Invest“ in Xi'an, China.
Buchtipp
Länderrisiken kalkulieren
Wie groß sind die Risiken – und
Chancen – für Unternehmen
mit Kunden im Ausland? Antworten für 155 Länder auf diese
Frage, die sich jeder Exporteur
stellen sollte, liefert die Coface
Rating-Agentur Deutschland
mit zwei Publikationen. Das
neu aufgelegte „Handbuch Länderrisiken 2008“ kann beim
F.A.Z.-Institut unter www.laenderdienste.de bestellt werden,
der kostenlose Print-Newsletter
„Märkte aktuell“ bei Coface unter E-Mail: maike-maria.jung
@coface.de.
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
53
Versicherungen
Umweltschadensgesetz
Für ökologische
Schäden haften
Viele Unternehmen sind nicht genügend auf
das neue Umweltschadensgesetz (USchadG)
vorbereitet.
Das Gesetz, das die Umwelthaftungsrichtlinie der Europäischen Union in deutsches
Recht umsetzt, ist rückwirkend zum 30.
April 2007 in Kraft getreten. Aber die
meisten Umwelthaftpflichtversicherungen
für Unternehmen decken nicht die Schäden
nach dem neuen Gesetz ab.
Im Unterschied zur bisherigen Haftung
nach dem Umwelthaftungsgesetz, das eine
direkte Verletzung von Individualgütern
wie Gesundheit und persönliches Eigentum
ahndete, führt das neue Umweltschadensgesetz eine generelle Haftung für ökologische Schäden an sich ein. „Ob Landwirt
oder Winzer, Spediteur oder Handwerker –
praktisch jeden Unternehmer, der mit
Pflanzenschutzmitteln, Dünger, Reinigungsmitteln, Farben und Lacken oder anderen umweltgefährdenden Stoffen zu tun
Ein seltener Frosch hat sich auf Ihrem brachliegenden Erweiterungsgelände niedergelassen? – Ein Fall für die Umwelthaftung.
hat, kann eine solche Haftung nach dem
Umweltschadensgesetz treffen“, sagt Ludger Tillmann, Vorsitzender des Bezirksverbands Münster des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). „Aber
auch andere Unternehmen sind betroffen.
Wenn beispielsweise unabsichtlich durch
den Ausbau eines Dachstuhls eine seltene
Fledermausart vertrieben oder geschädigt
wird, haftet auch der Dachdecker dafür“,
erläutert Tillmann. „Dann schlagen schnell
fünf- bis siebenstellige Kosten für Gutachter, ökologische Ausgleichsmaßnahmen
und Verwaltungsarbeiten zu Buche. Das
kann für einen mittelständischen Betrieb
das Aus bedeuten“, ergänzt Tillmann.
Das Umweltschadensgesetz führt eine Haftung für Unternehmer und Selbständige
ein, wenn sie die Tier- und Pflanzenwelt,
Nachgefragt bei …
Rechtsanwalt Dr. Paul Lodde
?
!
Welches sind die Fußangeln des
neuen Gesetzes?
Die Haftungsrisiken sind nicht immer
auf den ersten Blick erkennbar. Es kann
schon ausreichend sein, wenn in der Nähe
des Unternehmensstandortes schützenswerte Pflanzen wachsen oder sich auf einer noch brachliegenden Erweiterungsfläche mangels Kultivierung ein Biotop
gebildet hat.
Außerdem gilt bei bestimmten potenziell
gefährlichen Handlungen – dazu gehören
unter anderem der Gefahrguttransport
oder der Umgang mit Desinfektionsmitteln oder Spezialreinigern – eine verschuldensunabhängige Haftung.
54
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
?
!
Was empfehlen
Sie?
Als Unternehmer
würde ich das Gespräch mit dem
Hausversicherer suchen. Wichtig sind in
diesem Zusammen- RA Dr. Paul Lodde ist
Fachanwalt für Verwalhang die Haftpflicht- tungs- und Medizinversicherungen für recht in der Kanzlei
Harnischmacher – Löer
Geschäftsführer,
– Wensing in Münster.
Aufsichtsräte, und
leitende Mitarbeiter, die auch persönlich
haftbar gemacht werden können. Fragen
Sie Ihren Versicherer nach vorläufigem
Versicherungsschutz, laut Gesetz greift
auch die rückwirkende Haftung.
Foto: Pixelio
Gewässer, Grundwasser oder Boden schädigen. Unternehmer sollten daher zunächst
klären, ob von ihnen Umwelteinwirkungen
ausgehen, die Haftungsschäden nach dem
neuen Umweltschadensgesetz auslösen
können. Da hierzu schon eine unbeabsichtigte Vertreibung von Tieren oder eine ungewollte Veränderung der Pflanzenwelt
zählt, ist besondere Sorgfalt geboten.
Kann das Unternehmen eine Haftung nach
dem neuen Umweltschadensgesetz nicht
ausschließen, sollte die Umwelthaftpflichtversicherung um die neue Haftungssituation ergänzt werden. Bei der Anpassung
des Vertrages hilft der selbständige Versicherungsvermittler, der die Vertragskonditionen kennt. Abzudecken sind in jedem
Fall Schäden in Betriebsstätten und bei Arbeiten auf fremden Grundstücken.
■
?
!
Was passiert, wenn was passiert?
Im Verdachts- oder Schadenfall sollte
vor der Kontaktaufnahme mit der zuständigen Behörde der Rechtsbeistand informiert werden und in Zusammenarbeit
mit diesem ein Sachverständiger beauftragt werden, der eine entlastende Ursachenforschung betreibt und ein Sanierungskonzept erarbeitet. Durch die Vorlage eines eigenen Gutachtens wird der
Behörde Arbeit erspart und möglicherweise nicht die teuerste Sanierungsmöglichkeit gewählt. Grundsätzlich gilt jedoch gegenüber der Behörde Vorsicht mit
Angaben zur eigenen Verantwortlichkeit,
da eventuell Straf- oder Ordnungswidrigkeitentatbestände erfüllt sind. In diesen
Fällen besteht ein Auskunftsverweigerungsrecht.
Innovation | Umwelt
Erlebnis Maschinenbau
„Blaumann“ eröffnet Zukunftschancen
Dass ohne Industrie auch die
meisten Büroberufe keine Zukunft haben, erfuhren Schülerinnen und Schüler der neunten
Klasse der Joseph-HennewigSchule aus Haltern am See beim
Besuch der Maschinenfabrik
Nienstedt. Das Unternehmen
gehört zu den rund 120 Firmen
aus ganz Nordrhein-Westfalen,
die sich an der Initiative „Erlebnis Maschinenbau: Technik, die
fasziniert“ beteiligen.
Mit der Initiative unter der
Schirmherrschaft von Innovationsminister Prof. Dr. Andreas
Pinkwart sollen Jugendliche
verstärkt über die Karrierechancen in industriell-technischen Berufen aufgeklärt werden. Beteiligt sind die Indu-
strie- und Handelskammern in
NRW, die IG Metall NRW, der
Arbeitgeberverband
Metall
NRW und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) NRW.
„Der Blaumann adelt, nicht nur
der weiße Kragen“, brachte der
für die industriell-technische
Berufsausbildung zuständige
Ausbildungsberater Karl-Heinz
Behrendt von der IHK Nord
Westfalen die Bedeutung der
Industrie als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt auf den Punkt. Behrendt
erläuterte den Jugendlichen die
unterschiedlichen Berufe in der
Industrie und die meist unbekannten Karrierechancen.
Bundesbericht Forschung und Innovation 2008
10,3 Milliarden Forschungsausgaben
Die Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung betrugen im Jahr 2007 insgesamt 10,3 Mrd. Euro und haben damit einen
neuen Höchststand erreicht. Das geht aus dem „Bundesbericht Forschung und Innovation 2008“ hervor, den Bundesforschungsministerin Schavan im Mai vorlegte. In diesem Jahr werden die Bundesausgaben voraussichtlich auf 11,2 Milliarden Euro steigen.
http://www.bmbf.de/pub/bufi_2008.pdf
Umfrage:
Milliardeneinsparungen
durch Ideenmanagement
Noch immer wird das enorme kreative Potenzial der eigenen Mitarbeiter nicht ausreichend genutzt. Dabei sind die Vorteile evident:
1,49 Milliarden Euro betrug allein der Wert der Verbesserungsvorschläge bei den 290 Unternehmen, die sich an der aktuellen Umfrage des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft (dib) beteiligt
haben. Das entspricht einem durchschnittlichen Effizienzgewinn
von über fünf Millionen Euro pro Unternehmen und 684 Euro rechenbare Einsparung pro Mitarbeiter. Multipliziert man dies mit
der Anzahl der etwa 40 Millionen Beschäftigten, ergibt sich ein geschätzter Benefit für die deutsche Wirtschaft von über 27 Milliarden Euro im Jahr 2007. Den dib-Report 2007 kann man herunterladen in der Rubrik „Medien“ .
www.ideen-machen-zukunft.net
In schwindelerregenden Höhen oder noch auf dem Boden der Tatsachen? In
der IHK diskutieren die RWE und Abgeordnete über die Strompreise. Foto: Pixelio
Podiumsdiskussion
Strompreis – quo vadis?
Die Energiepreise, nicht zuletzt per (CDU), MdB Frank Schwabe
auch der Strompreis, kannten (SPD), Thomas Birr, Vorstandsin der jüngsten Vergangenheit vorsitzender RWE Westfalennur eine Richtung: Aufwärts. Weser-Ems AG, Dortmund sowie IHK-VizeVieles deutet
präsident
darauf
hin,
Podiumsdiskussion:
Michael von
dass
diese
28. August 2008, 17.00 Uhr,
BartenwerfEntwicklung
IHK Nord Westfalen,
fer, von Baranhalten
Münster
tenwerffer &
wird. Das hat
Cie. GmbH &
beträchtliche
Auswirkungen auf die Wachs- Co. KG, Münster. Die Moderatumsbedingungen gewerblicher tion übernimmt der IHK-HauptUnternehmen in Nord-Westfa- geschäftsführer Karl-Friedrich
Schulte-Uebbing.
Anmelden
len.
kann man sich mit dem Flyer
www.ihk-nordwestfaIn einer Podiumsdiskussion mit unter
hochkarätigen
Teilnehmern len.de/energie.
wird die IHK Nord Westfalen
Fakten und Zusammenhänge Ansprechpartner zum Thema
darstellen, Spielräume aus- Energie bei der IHK Nord Westleuchten und Perspektiven be- falen ist Bernd Sperling, Teleschreiben. Diskussionsteilneh- fon 0251 707-214, E-Mail: spermer sind MdEP Dr. Markus Pie- [email protected].
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
55
Straßennetz
geworden. „Die Diskussion um die Umweltzone Ruhr und die Fortsetzung dieser Diskussion beim Thema Lärmemissionen wird
auch für Waltrop Konsequenzen haben
wird“, warnte Sopp. „Die Belastungen an
der Leveringhäuser Straße könnte schon
bald zu Fahrverboten führen. Wie sollen
dann die Waltroper Unternehmen noch erreichbar sein?“
Hartmut Sopp jubelt über die große Zustimmung der Waltroper: Fast 80 Prozent der Bürger, die sich an
der Befragung beteilt hatten, sprachen sich für den Bau der B 474n aus.
Foto: PD
80 Prozent Zustimmung für Ortsumgehung Waltrop
An der B 474n führt
kein Weg vorbei
Waltrop hat abgestimmt. Eine überwältigende Mehrheit
will die neue Bundesstraße 474, die zum Lebensnerv für
die gebeutelte Kommune werden kann. Denn mit der
Ortsumgehung stehen und fallen die Pläne für das
Gewerbe- und Industriegebiet newPark.
Wer Straßen bauen will, braucht hierzulande einen langen Atem. Die B 474n ist
keine Ausnahme. Jahrzehnte lang wurde
geplant, diskutiert und verzögert. Die Fortsetzung der so genannten Sauerlandlinie in
Richtung Norden ab dem Autobahnkreuz
„Dortmund Nord-West“ ist zum politischen
Zankapfel geworden.
Wichtig für newPark
Die IHK Nord Westfalen hat den Bau der
Waltroper Ortsumgehung von Beginn an
gefordert. Und das nicht nur, weil die
B 474n die Innenstadt entlastet. Die B 474n
hat als Nord-Süd-Verbindung eine wichtige überregionale Funktion und ist zudem
unabdingbare Voraussetzung für eines der
ambitioniertesten Industrie- und Gewerbeflächenprojekte des Landes: newPark. Die
neue Bundesstraße soll einmal eines der
größten Industriegebiete Nordrhein-Westfalens an die A 2 und die A 45 anbinden.
56
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Die Waltroper Gewerbevereinigung ging in
diesem Jahr offensiv auf Stimmenfang für
die Ortsumgehung Waltrop. Ausgangspunkt war eine von der Bürgermeisterin
angekündigte Umfrage bei den Waltroper
Bürgern zur B 474n. Hartmut Sopp, Vorsitzender des Waltroper Gewerbevereins, war
es leid, immer wieder Verzögerungen bei
der Realisierung der Ortsumgehung hinnehmen zu müssen.
Und nicht nur er.
Immerhin
fahren
täglich mehr als
15 000 Fahrzeuge
durch die Waltroper
Innenstadt,
Tendenz steigend vor
allem im Schwerlastverkehr.
Für
viele Anwohner ist
die
Belastung
längst unerträglich
Die Waltroper Gewerbevereinigung stellte
kurzfristig eine Werbekampagne für den
Bau der Umgehungsstraße auf die Beine.
„B 474n jetzt“ hieß der Slogan. Auf Fahnen,
mit Flugblättern und in Anzeigen in der
Tagespresse machte sich die Wirtschaft für
den schnellen Ausbau der Straße stark.
Sopp suchte und fand dafür Sponsoren
nicht nur in Waltrop, sondern auch in der
Nachbarstadt Datteln.
14 000 stimmten ab
Viel Zeit hatten die Befürworter der B 474n
für die Vorbereitungen ihrer Aktivitäten
allerdings nicht. Der Starttermin der Umfrage blieb zunächst vage. Im April wurden
schließlich alle Waltroper ab 16 Jahren
nach ihrer Meinung zum geplanten Trassenverlauf der B 474n gefragt. Von den
24 500 Abstimmungsberichtigten beteiligten sich über 14 000 Waltropern an der
Bürgerbefragung - mit einem für die Befürworter sensationell guten Ergebnis: 78,6
Prozent sprachen sich für die Straße aus.
Inzwischen haben sich die Fraktionen im
Rat der Stadt dem Votum angeschlossen
und den Trassenverlauf der B 474n gebilligt. Die Aufklärungsarbeit des Waltroper
Gewerbevereins hat einen nicht unerheblichen Anteil an diesem Ergebnis. An der
B 474n führt nun kein Weg mehr vorbei.
Dr. Eckhard Göske
Haushalts-Dienstleister
Fachgesprächsreihe für Dienstleister in Haushalten
Für Putz-Profis und
Haushalts-Helden
Hilfe für Haushalte wird immer stärker nachgefragt.
Die IHK unterstützt die jungen Unternehmen mit einer
Veranstaltungsreihe – für alle, die nicht einen Putz-Job
suchen, sondern aus ihrer Dienstleistung ein professionelles Unternehmen machen.
„Wir haben im Familien- und Bekanntenkreis angefangen“, erzählt Christiane
Schmalöer, „mit Gartenpflege, Umzugshilfe, Renovierungen“. Immer mehr Bekannte von Bekannten fragten nach, suchten Hilfe. Seit 2004 sind die Olfenerin und
ihr Mann gewerblich tätig, und die ersten
Schritte zur Professionalisierung sind auch
getan. Gerade erst haben die beiden einen
Mini-Jobber eingestellt, denn alleine können sie die Aufträge nicht mehr bewältigen.
Ausleseprozess beginnt
„Die Branche der Haushaltsdienstleister
wird in absehbarer Zukunft einen Boom erleben und mit langfristig hohen Zuwachsraten rechnen können“, weiß Martha Rabeler-Freise, die IHK-Expertin für diese Unternehmen. Die demografische Entwicklung sorgt für einen wachsenden Markt.
Allerdings wird der Kuchen nicht unendlich sein und die Weichen im Wettbewerb
um lukrative Anteile werden früh gestellt
werden. Wie in allen jungen Branchen,
werden viele Firmen versuchen, die überaus positive Entwicklung für sich zu nutzen. „Ein gnadenloser Ausleseprozess wird
stattfinden und alles Nicht-Professionelle
strafen“, ist sich Rabeler-Freise sicher.
Wertvolle Informationen
Die Initiative für Dienstleister in Haushalten der IHK Nord Westfalen bietet interessierten Anbieter von haushaltsnahen
Dienstleistern seit fast zwei Jahren Begleitung, Unterstützung und Förderung. Zu
Informationen:
Martha Rabeler-Freise,
Telefon 0251 707-258 oder
www.ihk-nordwestfalen.de/
dienstleistungsbranchen/
Veranstaltungen.php
Workshopreihe
Werben – aber richtig!
26. August 2008,
IHK Nord Westfalen, Gelsenkirchen
Kosten kalkulieren! Ein Überblick über
Kosten, Rechnungen und Steuern
25. September 2008,
IHK Nord Westfalen, Münster
Mein Unternehmen wächst! Was ist zu tun?
25. September 2008,
IHK Nord Westfalen, Gelsenkirchen
Gute Mitarbeiter finden! – und behalten!
4. November 2008,
IHK Nord Westfalen, Münster
vier betriebswirtschaftlichen Themen finden in diesem Jahr Workshops statt: Werbung, Kostenkalkulation, Wachstumsphasen und Arbeitsrecht. An der ersten Veranstaltungsreihe nahmen knapp 200 Unternehmen teil. Auch die Schmalöers haben
sich dort informiert. „Wir haben aus jeder
Veranstaltung wertvolle Informationen
mitgenommen“, urteilt Schmalöer. „Wenn
man neu ist in der Branche, kann man doch
gar nichts alles wissen, wie man zum Beispiel einen Mitarbeiter-Vertrag aufsetzen
muss“, meint Ralf Wein, seit 2006 selbstständig mit einem Hausmeisterservice.
Auch er sucht nach einem Mitarbeiter und
hat sich vorab beim IHK-Workshop zum
Thema „Mitarbeiter gewinnen“ informiert.
Im August beginnt der zweite Durchlauf
der Workshopreihe. Im Anschluss an die
Workshops besteht Gelegenheit zu individuellen Gesprächen mit den anwesenden
Fachleuten und Branchenkollegen.
■
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
57
Neues aus Berlin und Brüssel
Außenwirtschaft
Förderung
vernetzen
Berlin. Kleine und mittlere
Unternehmen haben es oft
schwer, im Ausland Fuß zu
fassen. Sie sind besonders
auf zuverlässige Informationen und Hilfen angewiesen.
Der DIHK forderte auf der
diesjährigen Weltkonferenz
der Auslandshandelskammern (AHKs) in Berlin deshalb eine Bündelung der
deutschen
Außenwirtschaftsförderung unter der
Adresse der AHKs, um Unternehmen lange Wege zu
ersparen. DIHK-Außenwirtschafts-Chef Axel Nitschke:
„Von der besseren Vernetzung profitiert sowohl die
deutsche Wirtschaft bei
ihrem Engagement im Ausland als auch der Investitionsstandort Deutschland.“
sert
worden.
Dazu trug auch
eine DIHK-Umfrage bei. Jetzt
soll er für Realschüler
mit
schlechten Abschlussnoten in
Mathematik und
Deutsch nur noch
eingeschränkt
gewährt werden.
Außerdem sollen:
Der Ausbildungsbonus müsse auf Jugendliche mit
Lehrlinge,
die
speziellen Benachteiligungen beschränkt werden,
ihre
Lehrstelle
fordert der DIHK.
Foto: Heithoff Identity
wegen Insolvenz
Nachgebessert
verlieren, davon
profitieren. Und
wer eine EinBerlin. Der umstrittene Ausbil- stiegsqualifikation absolviert
dungsbonus kommt zum 1. Au- hat und im selben Unternehgust – aber er ist nach heftiger men einen Ausbildungsplatz
Kritik von Wirtschaft und Ge- bekommt, soll nicht mehr vom
werkschaften noch nachgebes- Bonus ausgeschlossen sein. 50
Ausbildungsbonus kommt
Prozent des Bonus sollen nach
Ablauf der Probezeit und 50
Prozent der Leistung nach Anmeldung des Azubis zur Abschlussprüfung ausgezahlt werden. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben wertete
die Veränderungen positiv, befürchtet aber weiter Mitnahmeeffekte. Der Ausbildungsbonus in Höhe von 4000 bis 6000
Euro für jede zusätzliche
Lehrstelle soll dann gewährt
werden, wenn die eingestellten
Jugendlichen die Schule mindestens bereits im Vorjahr verlassen haben, keinen oder einen
niedrigen Schulabschluss haben und sich schon früher um
einen Ausbildungsplatz bemüht
haben. Die Arbeitgeber müssen
nachweisen, dass es sich um einen zusätzlichen Ausbildungsplatz handelt.
Antidiskriminierung
Nicht
verschärfen!
Brüssel. Gegen eine weitere
Verschärfung der EU-Antidiskriminierungsrichtlinien
macht der DIHK Front. In der
Diskussion ist die Ausweitung der Diskriminierungsmerkmale
auf
weitere
Rechtsbereiche wie Zivilrecht, Sozialrecht, Erziehung
oder auch Baurecht. DIHKRechtsexpertin
Hildegard
Reppelmund kritisierte: „Es
besteht keinerlei Handlungsbedarf. Eine Folgenabschätzung der Kosten gibt es auch
noch nicht.“ Schon jetzt
seien aber die finanziellen
und bürokratischen Belastungen der Wirtschaft
durch die Antidiskriminierungsrichtlinien hoch.
58
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Berlin. Politiker, Verbände und Unternehmen müssen gemeinsam die Erfolge der sozialen Marktwirtschaft herausstellen,
um in der Bevölkerung wieder mehr Zustimmung für das Werte- und Ordnungssystem zu gewinnen. Über Wege aus diesem Stimmungstief diskutierte auf Einladung des DIHK eine Polit-Talkrunde mit v. l. n. r. Otto Fricke (FDP), Ludwig Stiegler
(SPD), Peter Esser (DIHK), Dr. Norbert Röttgen (CDU) und Dr. Achim Dercks (DIHK). Mehr mediale Präsenz des Mittelstandes, professionelle Medientrainings und mehr Werbung für das Unternehmertum in Schulen und Hochschulen waren
wichtige Lösungsvorschläge.
Foto: Jens Schicke
Europa-Parlament
Unternehmer haben das Wort
Brüssel. Statt Europaabgeordneten werden am 14. Oktober
im Brüsseler Parlament 750 Unternehmer Platz nehmen! Das
„Europäische Parlament der
Unternehmen“ ist eine Initiative von DIHK und Eurochambres. Die Firmenchefs kommen
anteilig aus allen Mitglieds-
staaten. Sie werden einen Tag
lang aktuelle wirtschaftspolitische Themen mit europäischen
Entscheidungsträgern, wie den
Kommissaren McCreevy und
Verheugen oder auch Parlamentspräsident Pöttering, diskutieren. Am Ende steht eine
Erklärung, die der französi-
schen Ratspräsidentschaft im
Vorfeld des informellen Gipfels
der EU-Staats- u. Regierungschefs überreicht wird. Aus
Deutschland werden – entsprechend der Zahl der Abgeordneten – 96 Unternehmer dabei
sein.
Personalgewinnung
Duales Studium
Fachkräfte
„vor Ort“ sichern
Die IHK Nord Westfalen stärkt die Bildungslandschaft
im Kreis Steinfurt. Ab Herbst 2009 bietet die IHKVerwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA) Münster
in Kooperation mit der Fachhochschule auch in Rheine
einen dualen „Studiengang Betriebswirt/-in VWA /
Bachelor of Arts“ an.
Die Kombination aus Lehre und Studium
stelle für die Unternehmen im Kreis Steinfurt ein hervorragendes Instrument zur Personalgewinnung dar, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. Schulte-Uebbing. Das
neue Bildungsangebot, das Schulte-Uebbing gemeinsam mit FH-Prorektorin Prof.
Dr. Ute von Lojewski „vor Ort“ präsentierte,
verbindet eine praxisorientierte Ausbildung im Betrieb mit einem wissenschaftlich fundierten Studium. In sieben Semestern führt es zum Erwerb von drei Abschlüssen: zum IHK-Berufsabschluss, zum
Wirtschaftsdiplom (Betriebswirt/-in VWA) sowie zum staatlich anerkannten Hochschulabschluss „Bachelor of Arts“.
Thomas Kubendorff, Landrat
des Kreises Steinfurt, und Dr.
Angelika Kordfelder, Bürgermeisterin der Stadt Rheine, bezeichneten das neue Angebot
als wichtigen regionalen Beitrag zur Bewältigung einer
der zentralen Zukunftsaufgaben. Das VWA-Studienangebot
werte den Bildungsstandort
Rheine deutlich auf. „Der gerade im Münsterland bereits
auf breiter Front spürbare
Fachkräftemangel droht angesichts sinkender Bevölkerungszahlen zum Dauerzustand zu
werden“, warnte Schulte-Uebbing. Mehr denn je seien die
Unternehmen darauf angewiesen, kluge Köpfe selbst auszu-
bilden und an das Unternehmen und die
Region zu binden. Bei dieser Aufgabe wolle
die IHK die Unternehmen unterstützen. Das
VWA-Studium biete den Unternehmen „vor
der Haustür“ die Chance zur maßgeschneiderten Ausbildung und Gewinnung von
Fach- und Führungskräften. Das hätten
viele Firmen bereits erkannt, wie der Erfolg
des Angebotes in Münster zeige. Der IHKHauptgeschäftsführer verwies dabei auf die
Liste der Unternehmen, die seit vielen Jahren ihren Fach- und Führungskräftenachwuchs aus der VWA in Münster rekrutieren.
Diese Liste lese sich wie ein „Who-is-who“
der regionalen Wirtschaft.
Entsprechend begehrt ist das VWA-Studium deshalb bei leistungsstarken Abiturienten, bei denen es als Geheimtipp und
echte Alternative zum reinen Hochschulstudium gilt. „Die Nachfrage nach Studienplätzen ist in den letzten Jahren stark gestiegen“, bestätigte Schulte-Uebbing. Derzeit sind im dualen Studiengang Betriebswirt/-in VWA „Bachelor of Arts“ mehr als
300 Studierende eingeschrieben. Während
früher im Durchschnitt jährlich rund 70
Studienanfänger zu verzeichnen waren,
wurden in diesem Jahr bereits über 90 Studienplätze vergeben. Die Zahl der Studienplätze wird durch die Anzahl der beteiligten Firmen gesteuert, bei denen sich die
Abiturienten direkt bewerben müssen.
Landrat Thomas Kubendorff betonte unter
Hinweis auf die Ergebnisse des Kreisentwicklungsprogramms, dass er „mit aller
Kraft“ die Bemühungen unterstütze, „dass
unsere Region als Bildungsstandort ihre
hohe Qualität bewahrt und weiter ausbaut“.
Die Stadt Rheine will sich verstärkt als
Wissenschafts- und Hochschulstandort
etablieren.
Weitere Informationen unter
www.vwa-muenster.de.
Freuen sich über das neue Bildungsangebot im Kreis Steinfurt (v. l.): Studiengangsleiter Prof. Dr. Jobst Thalenhorst,
Prof. Dr. Wolfgang von Zwehl, Studienleiter der VWA Münster, Prof. Dr. Ute von Lojewski, Prorektorin der FH Münster,
Landrat Thomas Kubendorff, Bürgermeisterin Dr. Angelika Kordfelder, IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. SchulteUebbing, VWA-Geschäftsführerin Dorothe Hünting-Boll und Clemens Schöpker, Leiter der Städtischen kaufmännischen
Schulen Rheine.
Foto: Krüdewagen
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
59
AmtlicheBekanntmachungen
Gemeinsame Richtlinien
der Industrie- und Handelskammern
gemäß § 5 Abs. 14 der Satzung
betreffend die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im
Güterkraft- und Personenverkehr
Gemäß § 5 Abs.14 der Satzung betreffend die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraft- und Personenverkehr vom 5. März 2008 erlässt die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen folgende
Verwaltungsvorschrift:
Die Gemeinsamen Richtlinien der Industrie- und Handelskammern gemäß § 5 Abs.
14 der Satzung betreffend die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der
Fahrer im Güterkraft- und Personenverkehr vom 10.01.2008 finden auf die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraft- und Personenverkehr Anwendung. Auf Anforderung wird diese Verwaltungsvorschrift zur Verfügung gestellt.
Münster, den 5. März 2008
Der Hauptgeschäftsführer
gez. Karl-F. Schulte-Uebbing
SteuerVorteil
Sportverein-Sponsoring
Körperschaftsteuer möglich
Ein gemeinnütziger Sportverein
ist grundsätzlich von der Körperschaftsteuer befreit. Die Umsätze werden ermäßigt besteuert. Geht der Verein aber wirtschaftlichen Tätigkeiten nach,
steht ihm kein Steuervorteil
mehr zu. So sind Sponsorengelder körperschaftsteuerpflichtig,
wenn der gemeinnützige Sportverein dem Sponsor als Gegenleistung u. a. das Recht einräumt, in der Vereinszeitung
Werbeanzeigen zu schalten und
die Mitglieder bei Vereinsveranstaltungen über einschlägige
sponsorbezogene Themen zu
informieren.
Die Einnahmen sind nicht dem
Zweckbetrieb Sportveranstaltungen zuzurechnen, da dieser
auch ohne Werbung durchgeführt werden kann. Die Gegenleistungen unterliegen dann
dem regulären Umsatzsteuersatz von 19 Prozent und nicht
mehr dem ermäßigten Steuersatz von nur sieben Prozent.
Wenn die Gemeinnützigkeit
60
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
entfällt, kann dies weiter zur
Folge haben, dass der Verein
auch keine Spendenbescheinigungen mehr ausstellen kann.
Diese Entscheidung geht in ihrer Bedeutung weit über diesen
Einzelfall hinaus. So betrifft sie
insbesondere das Verwaltungssponsoring, bei dem der Sponsor einer öffentlichen Einrichtung Geld oder Sachleistungen
zur Verfügung stellt. Wechselseitig macht die öffentliche
Einrichtung auf den Sponsor
und dessen Förderung aufmerksam und ermöglicht dem
Sponsor damit Werbemaßnahmen.
BFH-Urteil vom 7. November
2007, Az. I R 42/06.
Mehr Tipps
Details und weitere News
unter
www.ihk-nordwestfalen.de/
steuern
AmtlicheBekanntmachungen
Satzung betreffend die Prüfung zum Erwerb der
Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraftund Personenverkehr
Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen hat am
5. März 2008 aufgrund
– von §§ 1 und 4 des Gesetzes zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrieund Handelskammern vom 18. Dezember 1956 (BGBl. I S. 920), zuletzt geändert durch Artikel 7 des „Zweiten Gesetzes zum Abbau bürokratischer Hemmnisse insbesondere in der mittelständischen Wirtschaft“ vom 7. 9. 2007 (BGBl. I
S. 2246)
– in Verbindung mit dem Gesetz über die Grundqualifikation und Weiterbildung
der Fahrer bestimmter Kraftfahrzeuge für den Güterkraft- oder Personenverkehr
(BKrFQG) vom 14. August 2006 (BGBl. I S.1958) in der jeweils geltenden Fassung
– sowie in Verbindung mit der Verordnung zur Durchführung des Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetzes (BKrFQV) vom 22. August 2006 (BGBl. I S. 2108)
in der jeweils geltenden Fassung
folgende Satzung beschlossen:
Inhaltsübersicht
§1
§2
§3
§4
§5
§6
§7
§8
§9
§ 10
§ 11
§ 12
§ 13
§ 14
§ 15
§ 16
§ 17
Sachliche Zuständigkeit
Örtliche Zuständigkeit
Prüfungsarten
Vorbereitung der Prüfung
Grundsätze für alle Prüfungen
Zulassung zur Prüfung „Grundqualifikation“
Zulassung zur Prüfung „beschleunigte Grundqualifikation“
Rücktritt und Ausschluss von der Prüfung
Durchführung der Prüfung „Grundqualifikation“
Durchführung der Prüfung „beschleunigte Grundqualifikation“
Anforderungen in der theoretischen Prüfung
Anforderungen in der praktischen Prüfung
Bewertung der Prüfungsleistungen und Feststellung des Prüfungsergebnisses
Niederschrift
Erteilung der Bescheinigung
Nichtbestehen der Prüfung
Inkrafttreten
I. Zuständigkeit
§ 1 Sachliche Zuständigkeit
Die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen – im folgenden IHK genannt –
ist zuständig für die Durchführung von Prüfungen nach dem BerufskraftfahrerQualifikations-Gesetz (BKrFQG).
§ 2 Örtliche Zuständigkeit
Örtlich zuständig ist die Industrie- und Handelskammer, in deren Bezirk der Prüfungsbewerber / die Prüfungsbewerberin seinen/ihren Wohnsitz hat. Der Bewerber /
die Bewerberin kann mit seiner/ihrer Zustimmung an eine andere Industrie- und
Handelskammer verwiesen werden.
II. Prüfungen
§ 3 Prüfungsarten
Prüfungen zum Nachweis der Qualifikation sind
(1) Grundqualifikation
1. Grundqualifikation für Güterkraftverkehr oder Personenverkehr gemäß § 1
Abs. 2 BKrFQV.
2. Prüfung reduziert um die theoretischen Teile, die bereits Gegenstand der
Prüfung gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für den Güterkraftverkehr oder für den Straßenpersonenverkehr waren, gemäß § 1 Abs. 3 BKrFQV. Diese Prüfung wird im folgenden „Grundqualifikation Quereinsteiger“
Güterkraftverkehr oder Personenverkehr genannt.
3. Prüfung reduziert um die theoretischen und praktischen Teile, die bereits
Gegenstand der Prüfung der ersten Grundqualifikation waren, gemäß § 3
BKrFQV. Diese Prüfung wird im Folgenden „Grundqualifikation Umsteiger“
für Güterkraftverkehr oder Personenverkehr genannt.
(2) beschleunigte Grundqualifikation
1. beschleunigte Grundqualifikation für Güterkraftverkehr oder Personenverkehr gemäß § 2 Abs. 4 BKrFQV,
2. Prüfung reduziert um die theoretischen Teile, die bereits Gegenstand der
Prüfung gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für den Güterkraftverkehr oder für den Straßenpersonenverkehr waren, gemäß § 2 Abs. 7 BKrFQV.
Diese Prüfung wird im Folgenden „beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger“ Güterkraftverkehr oder Personenverkehr genannt.
3. Prüfung reduziert um die theoretischen Teile, die bereits Gegenstand der
Prüfung der ersten Grundqualifikation waren, gemäß § 3 BKrFQV. Diese
Prüfung wird im Folgenden „beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger“
für Güterkraftverkehr oder Personenverkehr genannt.
§ 4 Vorbereitung der Prüfung
(1) Die IHK setzt Ort und Zeitpunkt der Prüfung fest.
(2) Die Anmeldung zur Prüfung soll schriftlich unter Angabe der Prüfungsart und
unter Beachtung der Anmeldefrist auf einem Vordruck der IHK erfolgen.
(3) Der Anmeldung sind neben den Angaben zur Person die Angaben und Nachweise über das Vorliegen der Zulassungsvoraussetzungen gemäß §§ 6 oder 7
beizufügen.
(4) Die IHK soll die Bewerber/Bewerberinnen unter Berücksichtigung der Reihenfolge der eingegangenen Anmeldungen mindestens 14 Tage vor dem jeweiligen Prüfungstermin schriftlich zur Prüfung einladen. Die Einladung gibt dem
Bewerber/der Bewerberin
● Ort und Zeitpunkt der Prüfung,
● die Art der Prüfung,
● die Prüfungsdauer,
● die Art der zugelassenen Hilfsmittel,
● die Bedingungen für das Bestehen der Prüfung,
● die in § 8 der Satzung getroffenen Regelungen über Rücktritt und Ausschluss von der Prüfung
bekannt.
§5
(1)
(2)
(3)
Grundsätze für alle Prüfungen
Die Prüfungssprache ist deutsch.
Die Prüfung ist nicht öffentlich.
Die in den §§ 9 und 10 genannten Zeitansätze – sowohl für die theoretische
als auch praktische Prüfung – sind reine Prüfungszeiten. Vor- und nachbereitende Arbeiten, wie z. B. Erläuterungen zum Prüfungsablauf, Aufbau/Wiederaufbau von Übungen, Erläuterungen zur Prüfungsbewertung sind nicht Bestandteil der Prüfungszeit.
(4) Die Prüfung wird entsprechend der Anmeldung und der Zulassungsvoraussetzungen entweder für den „Güterkraftverkehr“ oder für den „Personenverkehr“
abgelegt.
(5) Bei Beginn der Prüfung wird die Identität der Prüfungsteilnehmer / Prüfungsteilnehmerinnen festgestellt. Prüfungsteilnehmer / Prüfungsteilnehmerinnen,
deren Identität nicht zweifelsfrei festgestellt werden kann, werden von der
Prüfung ausgeschlossen.
(6) Bei Beginn der Prüfung werden den Prüfungsteilnehmern / Prüfungsteilnehmerinnen der Ablauf der Prüfung sowie die Prüfer / Prüferinnen bekannt gegeben.
(7) Die Prüfungsteilnehmer / Prüfungsteilnehmerinnen sind nach Bekanntgabe der
Prüfer / Prüferinnen zu befragen, ob sie von ihrem Recht zur Ablehnung eines
Prüfers / einer Prüferin wegen Besorgnis der Befangenheit Gebrauch machen
wollen. Über einen Ablehnungsantrag entscheidet die IHK.
(8) Hält sich ein Prüfer / eine Prüferin für befangen, so kann die IHK den betroffenen Prüfer / die betroffene Prüferin von der Prüfung ausschließen. Bestehen
Zweifel an einer unparteiischen Ausübung des Prüfungsamtes, so muss die
IHK den betroffenen Prüfer / die betroffene Prüferin von der Prüfung ausschließen.
(9) Wird einem Ablehnungsantrag stattgegeben oder ein Prüfer / eine Prüferin
ausgeschlossen, so soll der Prüfungsteilnehmer / die Prüfungsteilnehmerin
zum nächsten Termin eingeladen werden, sofern der ausgeschlossene Prüfer /
die ausgeschlossene Prüferin nicht sogleich durch einen anderen Prüfer / eine
andere Prüferin ersetzt werden kann.
(10) Über die Prüfung ist eine Niederschrift zu erstellen.
(11) Die Bewertung der Prüfungsleistung ist nur in ganzen oder halben Punkten
zulässig.
(12) Wurde die Zulassung zur Prüfung aufgrund gefälschter Unterlagen oder
falscher Angaben ausgesprochen, wird sie von der IHK widerrufen.
(13) Die Vervielfältigung, Verbreitung oder Veröffentlichung der gemeinsamen
Fragebögen der Industrie- und Handelskammern für Prüfungen nach dem
BKrFQG oder von Teilen dieser Fragebögen außerhalb der unmittelbaren Prüfungsabwicklung ist untersagt.
(14) Für die Prüfungen gelten ergänzend zu den Bestimmungen dieser Satzung die
Gemeinsamen Richtlinien der Industrie- und Handelskammern betreffend die
Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraft- und
Personenverkehr, die die IHK als Verwaltungsvorschrift erlässt. Die IHK gibt
den Erlass dieser Verwaltungsvorschrift in ihrem Mitteilungsblatt bekannt.
§ 6 Zulassung zur Prüfung „Grundqualifikation“
(1) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 1
(Grundqualifikation) nur zugelassen, wenn er/sie einen gültigen Führerschein
für die entsprechende Fahrerlaubnisklasse vorlegt.
(2) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 2
(Grundqualifikation Quereinsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie einen gültigen
Führerschein für die entsprechende Fahrerlaubnisklasse und den entsprechenden Nachweis
1. für den Straßenpersonenverkehr ausgenommen Taxen- und Mietwagenverkehr gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für den Straßenpersonenverkehr
oder
2. für den Güterkraftverkehr gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für
den Güterkraftverkehr
vorlegt.
(3) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 3
(Grundqualifikation Umsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie einen gültigen
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
61
AmtlicheBekanntmachungen
Führerschein für die entsprechende Fahrerlaubnisklasse und die entsprechende
Grundqualifikation gemäß Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz vorlegt.
(4) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur praktischen Prüfung gemäß § 3
Abs. 1 (Grundqualifikation, Grundqualifikation Quereinsteiger, Grundqualifikation Umsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie sich gegenüber der IHK verpflichtet, ein geeignetes Prüfungsfahrzeug für die Abnahme der praktischen Prüfung
zu stellen. Geeignet ist ein Prüfungsfahrzeug, das den Anforderungen gemäß
§ 9 Abs. 4 Nr. 2 genügt. Sollte der Teilnehmer / die Teilnehmerin keine Möglichkeit haben, ein geeignetes Prüfungsfahrzeug zu stellen, kann die IHK auf
Antrag des Teilnehmers / der Teilnehmerin ein geeignetes Prüfungsfahrzeug
vermitteln.
(5) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur praktischen Prüfung gemäß § 3
Abs. 1 (Grundqualifikation, Grundqualifikation Quereinsteiger, Grundqualifikation Umsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie sich gegenüber der IHK verpflichtet, zur praktischen Prüfung einen Fahrlehrer zu stellen, der im Besitz einer
gültigen Fahrlehrererlaubnis gemäß Fahrlehrergesetz vom 25. August 1969
(BGBl. I S. 1336) in der jeweils aktuell gültigen Fassung für die Fahrerlaubnisklassen CE für den Güterkraftverkehr beziehungsweise DE für den Personenverkehr ist. Sollte der Teilnehmer / die Teilnehmerin keine Möglichkeit haben,
einen Fahrlehrer, der die o. g. Voraussetzungen erfüllt, zu stellen, kann die IHK
auf Antrag des Teilnehmers / der Teilnehmerin einen entsprechenden Fahrlehrer
vermitteln.
§ 7 Zulassung zur Prüfung „beschleunigte Grundqualifikation“
(1) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 1
(beschleunigte Grundqualifikation) nur zugelassen, wenn er/sie das Original eines von einer anerkannten Ausbildungsstätte gemäß § 7 BKrFQG ausgestellten
Nachweises über die Teilnahme an einer entsprechenden Schulung vorlegt.
(2) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 2
(beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie
das Original eines von einer anerkannten Ausbildungsstätte gemäß § 7 BKrFQG
ausgestellten Nachweises über die entsprechenden Unterrichtsteile und den
entsprechenden Nachweis
1. für den Straßenpersonenverkehr ausgenommen Taxen- und Mietwagenverkehr gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für den Straßenpersonenverkehr
oder
2. für den Güterkraftverkehr gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für
den Güterkraftverkehr
vorlegt.
(3) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 3
(beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie das
Original eines von einer anerkannten Ausbildungsstätte gemäß § 7 BKrFQG
ausgestellten Nachweises über die entsprechenden Unterrichtsteile und die entsprechende Grundqualifikation gemäß Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz
vorlegt.
§ 8 Rücktritt und Ausschluss von der Prüfung
(1) Ein Rücktritt von der theoretischen oder praktischen Prüfung ist nur aus einem
wichtigen Grund zulässig. Tritt ein Prüfungsteilnehmer / eine Prüfungsteilnehmerin vor Beginn der theoretischen oder der praktischen Prüfung zurück, gilt
die jeweilige Prüfung als nicht abgelegt. Das gleiche gilt, wenn ein Prüfungsbewerber / eine Prüfungsbewerberin zu einer Prüfung nicht erscheint.
(2) Tritt ein Prüfungsteilnehmer / eine Prüfungsteilnehmerin im Verlauf der theoretischen Prüfung zurück, so gilt diese grundsätzlich als nicht bestanden.
(3) Tritt ein Prüfungsteilnehmer / eine Prüfungsteilnehmerin im Verlauf der praktischen Prüfung aus einem wichtigen Grund zurück, so können bereits erbrachte, in sich abgeschlossene Teile der Prüfung als abgelegt anerkannt werden. Tritt ein Prüfungsteilnehmer / eine Prüfungsteilnehmerin im Verlauf einer
Prüfung ohne wichtigen Grund zurück, so gilt diese Prüfung als nicht bestanden.
(4) Über das Vorliegen eines wichtigen Grundes befindet die IHK. Macht der Prüfungsteilnehmer / die Prüfungsteilnehmerin als wichtigen Grund geltend, dass
er/sie wegen Krankheit an der Prüfung nicht teilnehmen konnte oder nach
Beginn eines Prüfungsteils abbrechen musste, so hat er/sie dies unverzüglich
durch Vorlage eines ärztlichen Attests, das nicht später als am Prüfungstag
ausgestellt wurde, nachzuweisen. Die IHK hat das Recht, in begründeten Einzelfällen ein amtsärztliches Zeugnis eines Gesundheitsamtes mit Aussagen zur
Prüfungsfähigkeit einzufordern, damit entschieden werden kann, ob ein wichtiger Grund vorliegt.
(5) Unternimmt ein Prüfungsteilnehmer / eine Prüfungsteilnehmerin Täuschungshandlungen oder stört er/sie den Prüfungsablauf erheblich, kann er/sie von der
weiteren Teilnahme an der Prüfung ausgeschlossen werden. Bei Ausschluss gilt
diese Prüfung als nicht bestanden.
§ 9 Durchführung der Prüfung „Grundqualifikation“
(1) Die Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 1–3 (Grundqualifikation, Grundqualifikation
Quereinsteiger, Grundqualifikation Umsteiger) besteht aus einer theoretischen
und einer praktischen Prüfung. Die theoretische und die praktische Prüfung
können in beliebiger Reihenfolge abgelegt werden.
(2) Für die theoretische Prüfung werden die gemeinsamen Fragebögen der Industrie- und Handelskammern verwendet.
(3) Die theoretische Prüfung ist schriftlich abzulegen und besteht aus MultipleChoice-Fragen, offenen Fragen und der Erörterung von Praxissituationen.
62
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
(4) Die praktische Prüfung besteht aus einer Fahrprüfung, einem praktischen Prüfungsteil und der Bewältigung von kritischen Fahrsituationen.
1. Für die praktische Prüfung setzt die IHK einen amtlich anerkannten Sachverständigen / eine amtlich anerkannte Sachverständige oder einen amtlich
anerkannten Prüfer / eine amtlich anerkannte Prüferin für den Kraftfahrzeugverkehr ein, der/die im Besitz einer gültigen Berechtigung zur Abnahme
der Fahrerlaubnisprüfung ist. Die praktische Prüfung kann auch von einem
IHK-Mitarbeiter / einer IHK-Mitarbeiterin mit gleichwertiger Qualifikation
abgenommen werden. Die IHK kann weitere sachkundige Personen hinzuziehen.
2. Für die Fahrprüfung und die Bewältigung kritischer Fahrsituationen wird
ein Kraftfahrzeug entsprechend der dem Prüfungsteilnehmer / der Prüfungsteilnehmerin erteilten höchsten Fahrerlaubnisklasse bezogen auf die Abmessungen und Gewichte von Lkw oder Omnibussen eingesetzt. Die Fahrzeuge
müssen den Anforderungen der Nummern 2.2.6 bis 2.2.13 der Anlage 7 der
Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) entsprechen. Zusätzlich muss das Prüfungsfahrzeug die Anforderungen der Nummer 2.2.16 der Anlage 7 der FeV erfüllen.
3. Für die Bewältigung von kritischen Fahrsituationen können die Kraftfahrzeuge durch den Einsatz eines leistungsfähigen Simulators ersetzt werden.
Die Entscheidung darüber trifft die IHK.
(5) Grundqualifikation gem. § 3 Abs. 1 Nr. 1 (Grundqualifikation)
1. Die Dauer der theoretischen Prüfung beträgt 240 Minuten.
2. Die praktische Prüfung besteht aus einer Fahrprüfung zu 120 Minuten, aus
einem praktischen Prüfungsteil zu 30 Minuten und aus der Bewältigung von
kritischen Fahrsituationen, die 60 Minuten nicht überschreiten darf.
(6) Grundqualifikation gem. § 3 Abs. 1 Nr. 2 (Grundqualifikation Quereinsteiger)
1. Die Dauer der theoretischen Prüfung beträgt 170 Minuten.
2. Die praktische Prüfung besteht aus einer Fahrprüfung zu 120 Minuten, aus
einem praktischen Prüfungsteil zu 30 Minuten und der Bewältigung von
kritischen Fahrsituationen, die 60 Minuten nicht überschreiten darf.
(7) Grundqualifikation gem. § 3 Abs. 1 Nr. 3 (Grundqualifikation Umsteiger)
1. Die Dauer der theoretischen Prüfung beträgt 110 Minuten.
2. Die praktische Prüfung besteht aus einer Fahrprüfung zu 60 Minuten, aus
einem praktischen Prüfungsteil zu 30 Minuten und der Bewältigung von
kritischen Fahrsituationen, die 30 Minuten nicht überschreiten darf.
(8) Die Gesamtprüfung oder die theoretische Prüfung oder die praktische Prüfung
dürfen wiederholt werden.
(9) Nach Abschluss der Gesamtprüfung sind die Unterlagen der theoretischen Prüfung ein Jahr, die Anmeldung und die Niederschriften der theoretischen und
praktischen Prüfung zehn Jahre aufzubewahren.
§ 10 Durchführung der Prüfung „beschleunigte Grundqualifikation“
(1) Die Prüfung „beschleunigte Grundqualifikation“ gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 1–3
(beschleunigte Grundqualifikation, beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger, beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger) besteht aus einer theoretischen Prüfung.
(2) Für die Prüfung werden die gemeinsamen Fragebögen der Industrie- und Handelskammern verwendet.
(3) Die Prüfung ist schriftlich abzulegen und besteht aus Multiple-Choice-Fragen
und offenen Fragen.
(4) Die Dauer der Prüfung für die „beschleunigte Grundqualifikation“ gemäß § 3
Abs. 2 Nr. 1 beträgt 90 Minuten.
(5) Die Dauer der Prüfung für die „beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger“ gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 2 beträgt 60 Minuten.
(6) Die Dauer der Prüfung für die „beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger“
gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 3 beträgt 45 Minuten.
(7) Die Prüfung darf wiederholt werden.
(8) Nach Abschluss der Prüfung sind die Unterlagen ein Jahr, die Anmeldung und
die Niederschrift zehn Jahre aufzubewahren.
§ 11 Anforderungen in der theoretischen Prüfung
(1) Gegenstände der theoretischen Prüfung:
Die in der Anlage 1 der BKrFQV genannten Kenntnisbereiche sind Gegenstand
der jeweiligen Prüfungen für den Güterkraftverkehr und den Personenverkehr
gemäß der nachstehenden Tabelle:
Kennt- KenntGrundqualifikation
nisbe- nisse/
reiche Fähigkeiten
beschleunigte
gemäß
Grundqualifikation
Anlage 1
der
BKrFQV
Grundqualifikation
Quereinsteiger
Grundqualifikation
Umsteiger
beschleunigte
Grundqualifikation
Quereinsteiger
beschleunigte
Grundqualifikation
Umsteiger
1.
1.1
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
–
1.2
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
–
1.3
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
–
1.4
Güterkraftverkehr
Güterkraftverkehr
Güterkraftverkehr
AmtlicheBekanntmachungen
2.
3.
1.5
Personenverkehr
Personenverkehr
Personenverkehr
1.6
Personenverkehr
Personenverkehr
Personenverkehr
2.1
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
–
–
2.2
Güterkraftverkehr
–
Güterkraftverkehr
2.3
Personenverkehr
–
Personenverkehr
3.1
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
–
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
3.2
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
–
3.3
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
–
3.4
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
–
3.5
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
3.6
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
3.7
Güterkraftverkehr
–
Güterkraftverkehr
3.8
Personenverkehr
–
Personenverkehr
(2) Grundsätze für die Prüfungsaufgaben
1. Die Prüfung besteht, bezogen auf die jeweilige Gesamtpunktzahl, zu gleichen Teilen aus Multiple-Choice-Fragen, offenen Fragen und der Erörterung
von Praxissituationen, sofern sie Gegenstand der Prüfung sind. Die Kenntnisbereiche 1., 2. und 3. werden, soweit sie Gegenstand der Prüfung sind, zu
gleichen Teilen berücksichtigt.
2. Multiple-Choice-Fragen werden mit je einem Punkt bewertet. Sie enthalten
vier Antwortvorschläge, wovon nur eine Antwortvorgabe richtig ist.
3. Offene Fragen werden mit mindestens je einem Punkt und höchstens fünf
Punkten bewertet.
4. Die Erörterung einer Praxissituation besteht aus verbundenen offenen Fragen.
§ 12 Anforderungen in der praktischen Prüfung
(1) Fahrprüfung
1. Ziel der Fahrprüfung ist die Bewertung der fahrpraktischen Fähigkeiten des
Prüfungsteilnehmers / der Prüfungsteilnehmerin. Sie muss auf Straßen innerhalb und außerhalb geschlossener Ortschaften, auf Schnellstraßen oder
Autobahnen und in Situationen mit unterschiedlicher Verkehrsdichte stattfinden.
2. Die Fahrprüfung soll vorzeitig beendet werden, wenn der Prüfungsteilnehmer / die Prüfungsteilnehmerin grobe Fahr- und Verhaltensfehler in Bezug
auf die StVO zeigt.
3. Wird die Fahrprüfung vorzeitig beendet, wird sie mit null Punkten bewertet.
(2) Praktischer Prüfungsteil
Ziel dieses Prüfungsteils ist die Bewertung der folgenden Kenntnisse und
Fähigkeiten der in den Anlagen 1 und 2 der BKrFQV genannten Kenntnisbereiche gemäß der nachstehenden Tabelle:
Kennt- KenntGrundqualifikation
nisbe- nisse/
reiche Fähigkeiten
gemäß
Anlage 1
und 2
BKrFQV
Grundqualifikation
Quereinsteiger
1.
3.
Grundqualifikation
Umsteiger
§ 13 Bewertung der Prüfungsleistungen und Feststellung des Prüfungsergebnisses
(1) Bewertung der Grundqualifikation
1. Grundlage der Bewertung der Prüfungsleistungen sind die in der theoretischen und der praktischen Prüfung erzielten Ergebnisse, die in Punkten ausgedrückt werden.
2. Die theoretische Prüfung ist bestanden, wenn mindestens 50 % der Gesamtpunktzahl gemäß nachfolgender Aufstellung erreicht wurden:
●
Grundqualifikation
Gesamtpunktzahl 162
●
Grundqualifikation Quereinsteiger
Gesamtpunktzahl 114
●
Grundqualifikation Umsteiger
Gesamtpunktzahl 72
3. Die Teile der praktischen Prüfung gemäß § 9 Abs. 4 werden jeweils getrennt
von einander bewertet.
Die praktische Prüfung ist bestanden, wenn mindestens 50 % der Gesamtpunktzahl gemäß der nachfolgenden Aufstellung erreicht wurden und der in
jedem Teil der Prüfung erzielte Punkteanteil nicht unter 20 % der jeweils
möglichen Punktzahl liegt.
In den praktischen Prüfungen Güterkraftverkehr und Personenverkehr sind
insgesamt höchstens folgende Punkte erreichbar:
a) Grundqualifikation und Grundqualifikation Quereinsteiger jeweils:
Gesamtpunktzahl 120
● davon Fahrprüfung
60 Punkte
● davon praktischer Prüfungsteil
30 Punkte
● davon Bewältigung kritischer Fahrsituationen
30 Punkte
b) Grundqualifikation Umsteiger: Gesamtpunktzahl 80
● davon Fahrprüfung
30 Punkte
● davon praktischer Prüfungsteil
30 Punkte
● davon Bewältigung kritischer Fahrsituationen
20 Punkte
Der Prüfer / die Prüferin hat nach Beendigung des jeweiligen praktischen
Prüfungsteils dem Prüfungsteilnehmer / der Prüfungsteilnehmerin die Bewertung und deren wesentliche Gründe mitzuteilen. Der Prüfer / die Prüferin
hat ein Prüfungsprotokoll anzufertigen und der IHK auszuhändigen.
4. Die Gesamtprüfung ist bestanden, wenn die theoretische und die praktische
Prüfung bestanden wurden.
(2) Bewertung der beschleunigten Grundqualifikation
Die Prüfung ist bestanden, wenn mindestens 50 % der Gesamtpunktzahl gemäß
nachfolgender Aufstellung erreicht wurden.
● beschleunigte Grundqualifikation
Gesamtpunktzahl 60
● beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger
Gesamtpunktzahl 40
● beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger
Gesamtpunktzahl 30
(3) Die Bewertung der Prüfungsleistung erfolgt durch die IHK. Aufgrund der erbrachten Prüfungsleistungen stellt die IHK das Prüfungsergebnis fest und erklärt die Prüfung für bestanden oder nicht bestanden.
§ 14 Niederschrift
Die anzufertigende Niederschrift enthält folgende Angaben:
● den Namen, den Vornamen, ggf. den Geburtsnamen, das Geburtsdatum und
den Geburtsort, Geburtsland sowie die Anschrift und Nationalität des Prüfungsteilnehmers / der Prüfungsteilnehmerin,
● Ort, Datum, Beginn und Ende der Prüfung,
● die Art und Bestandteile der Prüfung,
● die Feststellung der Identität des Prüfungsteilnehmers / der Prüfungsteilnehmerin sowie die Erklärung seiner/ihrer Prüfungsfähigkeit,
● die Belehrung des Prüfungsteilnehmers / der Prüfungsteilnehmerin über sein/
ihr Recht, Prüfer/Prüferinnen wegen Besorgnis der Befangenheit abzulehnen,
● Bewertung der erbrachten Prüfungsleistung,
● das Prüfungsergebnis, die Erklärung über das Bestehen oder Nichtbestehen der
Prüfung,
● Name/Namen und Unterschrift(en) der Prüfer/Prüferinnen
§ 15 Erteilung der Bescheinigung
Nach bestandener Prüfung erhält der Prüfungsteilnehmer / die Prüfungsteilnehmerin eine Bescheinigung der IHK über das Bestehen der Prüfung.
§ 16 Nichtbestehen der Prüfung
Bei nicht bestandener Prüfung erhält der Teilnehmer / die Teilnehmerin einen
schriftlichen Bescheid der IHK über das Nichtbestehen der Prüfung. Der Bescheid
ist mit einer Rechtsbehelfsbelehrung zu versehen.
1.4
Güterkraftverkehr
Güterkraftverkehr
Güterkraftverkehr
1.5
Personenverkehr
Personenverkehr
Personenverkehr
1.6
Personenverkehr
Personenverkehr
Personenverkehr
3.2
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
–
§ 17 Inkrafttreten
Die Satzung tritt am 1. Juni 2008 in Kraft.
3.3
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
–
Münster, 5. März 2008
3.5
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
Güterkraftverkehr
Personenverkehr
(3) Bewältigung kritischer Fahrsituationen
1. Ziel bei der Bewältigung kritischer Fahrsituationen ist insbesondere die Bewertung der Fähigkeiten des Prüfungsteilnehmers / der Prüfungsteilnehmerin
bezüglich der Beherrschung des Fahrzeugs bei unterschiedlichem Fahrbahnzustand je nach Witterungsverhältnissen sowie Tages- und Nachtzeit.
2. Die Bewältigung kritischer Fahrsituationen wird auf einem geeigneten Gelände durchgeführt, wobei Gefährdungen für Dritte ausgeschlossen sein
müssen.
Der Präsident
gez. Hans Dieler
Der Hauptgeschäftsführer
gez. Karl-F. Schulte-Uebbing
Genehmigt durch das Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NordrheinWestfalen – Aktenzeichen III B 2-42-00/1.
Düsseldorf, 12. März 2008
gez. Günter Karneth
Ausgefertigt: Münster, 21. Mai 2008
Der Präsident
gez. Hans Dieler
Der Hauptgeschäftsführer
gez. Karl-F. Schulte-Uebbing
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
63
Eine Firma, die Urlaub verkauft: LMC stellt Caravans und Motorcaravans unter so wohlklingenden Namen wie „Casa Familia“ oder „Ambassador“ her.
Die klassischen LMC-Käufer sind eher gut betuchte Paare aus der Generation 50 Plus. Oder aber die spontanen, sportlichen Urlauber.
LMC Caravan GmbH & Co. KG
Die MobilMacher
Strahlend blauer
Himmel – Ein Wetter
wie gemalt für eine
Werksbesichtigung
zum Thema Urlaub,
genauer gesagt
Camping-Urlaub. Eine
Handvoll Rentner und
25 Campingfreunde
aus Freckenhorst haben sich erwartungsvoll bei der Firma LMC
in Sassenberg versammelt, dem Hersteller
von Wohnwagen und
Reisemobilen.
Wobei das, was Nicht-Camper für einen
Wohnwagen halten, „Caravan“ genannt
wird. Das wissen diese Rentner aber längst,
denn sie sind allesamt LMC-Rentner. Einmal im Jahr schauen sie sich die neuen Modelle und die neuen Produktionsmethoden
an. Einige arbeiten sogar hin und wieder
zur Vertretung mit. „Das spricht doch für
ein gutes Betriebsklima hier“, sagt Paul
Havermann und lacht. Er muss es wissen,
schließlich ist er schon auf dem Foto vom
20 000-sten Wohnwagen zu sehen – neben
Firmengründer Wilhelm Saure.
Heute gehört LMC zur Hymer-Gruppe – genau wie die größten Konkurrenten Dethleffs oder Hymer. Ob das funktionieren
kann, die Konkurrenz unter einem Dach?
„Wir kaufen zusammen mit anderen Unternehmen der Gruppe gemeinsam bestimmte
Teile ein wie beispielsweise
Kühlschränke und nutzen die
Preisvorteile“, erklärt Ulrich
Schoppmann, einer der beiden
Geschäftsführer, „aber alle designorientierten Entwicklungen
treibt jedes Unternehmen für
sich voran – wir konkurrieren
am Markt um unsere eigenen
Segmente, und das ist von der
Konzernleitung auch so gewollt.“
Prunkstück der Modellpalette
ist derzeit der Innovan, ein
Drei-Personen-Caravan,
der
auf ein luftgefedertes Fahrwerk
aufgesetzt wird und dadurch
kaum ins Schlingern geraten
100
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Foto: LMC
kann. Aufmerksamkeit erregt er aber allein
schon durch sein Design. „Als in einer
Fachzeitschrift nur die Zeichnung des Innovans veröffentlicht wurde, hatten wir
schon die ersten Bestellungen“, berichtet
Marketing-Leiter Rolf Keuter. Hauptgeschäft sind aber die Modellreihen der
Marke LMC. Eine andere Käuferschicht
sprechen die Sassenberger eher mit ihrer
zweiten Marke TEC an: Die „Surfer“, junge
Leute, die ihr Reisemobil für einen spontanen, sportlichen Urlaub nutzen. Als
„designorientiert“ charakterisiert Markus
Winter, der zweite Geschäftsführer, diese
Marke, die rund 40 Prozent des Umsatzes
ausmacht.
Bei Auto-Herstellern wird ein neues Modell
nach Jahren der streng geheimen Entwicklungsarbeit mit großem Tamtam vorge-
Markus Winter (links) und Ulrich Schoppmann, die Geschäftsführer von LMC in Sassenberg.
Foto: Haarbeck
BetriebsBesichtigung
stellt. LMC stellt jedes Jahr gleich mehrere
neue Modelle beim Händlertag vor, in diesem Jahr sogar zweiunddreißig neue Modelle. Die „Erlkönige“, die bei den Autobauern wie ein Augapfel gehüteten Prototypen, stehen in Sassenberg offen auf dem
Hof, mit dem großen Schild „Proto“ hinter
der Windschutzscheibe. Obwohl bis zum
Händlertag in wenigen Wochen noch einige dieser Prototypen produziert werden
müssen, herrscht in den Produktionshallen
eine konzentrierte, aber entspannte Atmosphäre. Ein bisschen geht es zu wie auf einem von deutschen Campern bevorzugten
Camping-Platz: Die Wege sind durchnummeriert, jedes Ding hat seinen festen Platz,
alles ist sauber gefegt.
Winter und Schoppmann haben durchaus
nicht nur deutsche Camping-Urlauber im
Blick. Die Caravans und Motorcaravans aus
Sassenberg werden in nahezu alle europäischen Länder exportiert. Vielversprechend
ist für LMC aber auch der australische
Markt. „Die australische Caravan-Industrie
hinkt dem europäischen Markt um Jahrzehnte hinterher“, erläutert Schoppmann.
Außerdem seien die Modelle dort größtenteils „mit der Axt designt“, wie er urteilt.
Also haben die Sassenberger bereits einige
LMC Caravan GmbH & Co. KG
Das 1966 entstandene Unternehmen
setzt pro Jahr 2200 Reisemobile (Exportanteil: 37 Prozent) und 5700 Wohnwagen (Exportanteil: 71 Prozent) ab. Damit
erwirtschaften die 520 Mitarbeiter einen
Umsatz von 140 Millionen Euro. Hauptabsatzmärkte sind: Deutschland, Belgien,
Frankreich, Italien, Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen, Österreich, die
Schweiz , Niederlande, Australien. LMC
gehört zur Hymer-Gruppe.
www.lmc-caravan.com
Motorcaravans für Rechtsfahrer gebaut
und setzen hier rund 200 Stück pro Jahr ab.
Profitieren könnte LMC aber insbesondere
vom Trend, auch im Winter zum Camping
zu fahren, erklärt Winter, denn: „Bei der
Winterausstattung sind unsere Modelle besonders ausgereift“. Unter Beweis gestellt
wird das von den Spitzen-Biathleten wie
Olympiasiegerin Andrea Henkel, die als
Werbeträgerin für das Unternehmen mit ei-
520 Mitarbeiter produzieren in Sassenberg. Dabei werden die Seitenwände – und demnächst auch das
Dach – komplett vormontiert.
Foto: Haarbeck
nem rundum winterfesten LMC an den
Start geht.
Die Produktions-Mitarbeiter in Sassenberg
kennen das Leben im Caravan oder Motorcaravan ebenfalls. Wer kein eigenes Reisemobil hat, kann sich eines der Test- oder
Vorführfahrzeuge vom Unternehmen leihen – damit er oder sie hinterher aus
eigener Anschauung die Vorzüge der LMCModelle kennt. Das schafft Identifikation
mit den eigenen Produkten und Verständnis für die Kunden.
Sassenberg nichts kommen. Weder die
Chefs noch die Mitarbeiter. Als das Unternehmen LMC vor rund 15 Jahren kurz
vorm Konkurs stand, gab es auch Verhandlungen mit einem amerikanischen Unternehmen. „Wenn die uns gekauft hätten,
dann gäbe es uns hier in Sassenberg nicht
mehr“, vermuten viele der Mitarbeiter. Kurz
nach dem Kauf kam Erwin Hymer immer
mal wieder für ein paar Tage nach Sassenberg, um nach dem Rechten zu sehen –
nicht nur auf den Schreibtischen, sondern
in, auf und unter den Reisemobilen und Caravans. Inzwischen hat er alle offiziellen
Funktionen im Konzern abgegeben, hält
aber immer noch 77 Prozent der Aktien.
Ein Schwabe, der sein Lebenswerk weiterhin sorgsam beobachtet und beratend eingreift – so machen es Paul Havermann und
die anderen münsterländischen Rentner
auch.
Ingrid Haarbeck
Schoppmann und Winter wurden erst im
Sommer vergangenen Jahres Geschäftsführer des Unternehmens. Und waren fast
genauso überrascht wie der Rest der Mitarbeiter. Erwin Hymer selbst hatte die beiden vorherigen Geschäftsführer abgesetzt –
kurz nach dem Händlertag, direkt vor den
Sommerferien. Das
hatte für einige Unruhe unter Händlern und Mitarbeitern
gesorgt.
Warum die beiden
Vorgänger so plötzlich abgesetzt wurden? „Das müssen
Sie schon Herrn
Hymer selber fragen“, weicht Winter
aus. Auf den mittlerweile über 80jährigen Erwin Hy- Kann auch im Winter kuschelig sein: Mit Sitzheizung, Umluftheizung im
mer lassen sie in Alkoven und patentierter Fußbdenheizung geht Camping auch.
Foto: LMC
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
101
Wissen was weiterbringt
IHK-Tagesseminare
Gut ausgebildete Mitarbeiter und beständige Weiterbildung, die deren Fähigkeiten fördert und
weiterentwickelt, gehören zu den wichtigsten Wettbewerbsfaktoren. Die Akademie der Wirtschaft bietet diese Weiterbildung in jährlich über 200 Seminaren und mehr als 300 Lehrgängen.
Eine Auswahl der Angebote in den nächsten Wochen finden Sie hier. Sollte das von Ihnen
gesuchte Thema nicht dabei sein, wenden Sie sich an das Team der Weiterbildung.
Absatzwirtschaft / Marketing
Kundengewinnung durch Kundenverblüffung
Spezialseminar für Auszubildende
Ort:
Osnabrück
Kosten: 155,00 ¤
Termin: 18. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Claudia Glunz
Besser verkaufen! – IHK-Erfolgstraining für Mitarbeiter/innen
im Verkauf – Baustein 1: Kunden begeistern mit System
Ort:
Münster
Kosten: 190,00 ¤
Termin: 23. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Nikolaus Rohr
Ausfüllung und Abfertigung der wichtigsten Exportdokumente
Spezialseminar für Neueinsteiger
Ort:
Münster
Kosten: 190,00 ¤
Termin: 24. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: F.-J. Drees
Umsatzsteuer bei Export/Import und internationalen
Dienstleistungen
Ort:
Münster
Kosten: 190,00 ¤
Termin: 25. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: F.-J. Drees, Dr. T. Weiß
EDV
Fit in Microsoft Office (Version 2003) Excel
Das „Effeff“ des Verkaufens
Effektiv und effizient verkaufen im Außendienst
Ort:
Osnabrück
Kosten: 190,00 ¤
Termin: 30. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Nikolaus Rohr
Kunden telefonisch aktiv gewinnen, betreuen und binden
Ort:
Osnabrück
Kosten: 190,00 ¤
Termin: 9. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Walter Hennig
Kundenrückgewinnung und Kundenwerbung
Der erfolgreiche schnelle Weg zu neuen und ehemaligen Kunden
Ort:
Bocholt
Kosten: 190,00 ¤
Termin: 13. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Karl Hermann Künneth
Arbeits- und Führungstechniken
Besser sein im Sekretariat – Optimale Chefentlastung
Ort:
Münster
Kosten: 380,00 ¤
Termin: 17./18. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Jutta Brück
Führungstraining für Produktions- und Betriebsleiter
Teil 1: Führungsaufgaben, Führungsstil und Führungsalltag
Ort:
Münster
Kosten: 380,00 ¤
Termin: 23./24. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Dr. Klaus P. Beer
Außenwirtschaft
Akkreditive und die Erstellung akkreditivgerechter Dokumente
nach den neuen ERA 600
Ort:
Münster
Kosten: 190,00 ¤
Termin: 16. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: F.-J. Drees, W. Kleff
Spezialseminar: Exportabwicklung mit Osteuropa
Ort:
Münster
Kosten: 170,00 ¤
102
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
Termin: 18. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: F.-J. Drees
Ort:
Münster
Kosten: 165,00 ¤
Termin: 11. 9. 2008, Do., 17.30–21.30 Uhr
Trainer/in: Das Dozententeam der Akademie
der Wirtschaft
Beratung zu diesem Seminar bei Sabine Leifeld, Telefon 0251 707-338,
[email protected].
Materialwirtschaft/Einkauf
Professionell Verhandeln – Erfolgreich Einkaufen
Ort:
Münster
Kosten: 380,00 ¤
Termin: 13./14. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Hans Hermann Krieger
Personalwesen
Aktuelles aus dem
Arbeitsrecht
Die Personalpraxis benötigt
kurze und präzise Informationen über die wichtigsten
Rechtsentwicklungen, die für
das Unternehmen von Bedeutung sind. Deshalb ergänzt
dieses Seminar die anderen
grundlagenorientierten Arbeitsrechtseminare mit einem
Überblick über aktuelle Entwicklungen, Veränderungen
und Trends. Die Teilnehmer erhalten in dem Seminar einen
Überblick über neue Gesetze
und Entwicklungen im Arbeitsrecht, Neues aus dem Bereich des Kündigungsschutzrechts und über erste Erfahrungen mit dem modifizierten
Schwerbehindertenrecht.
Ort:
Gelsenkirchen
Kosten: 170,00 ¤
Die Änderungen im Schwerbehindertenrecht sind eines der Themen in diesem
Seminar.
Foto: Fotolia
Termin:
Trainer:
18. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Dr. Reiner Foer
Organisation, Revision, Verwaltung
Telefonieren, wie Kunden es wünschen
Ort:
Osnabrück
Kosten: 180,00 ¤
Termin: 23. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Claudia Doden-Harnack
Zeitgemäße Korrespondenz
Ort:
Osnabrück
Kosten: 190,00 ¤
Termin: 25. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Jutta Brück
Personalwesen
Führungstraining für Produktions- und Betriebsleiter
Teil 1: Führungsaufgaben, Führungsstil und Führungsalltag
Ort:
Münster
Kosten: 380,00 ¤
Termin: 23./24. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Dr. Klaus P. Beer
Personalarbeit in klein- und mittelständischen Betrieben
Ort:
Münster
Kosten: 170,00 ¤
Termin: 25. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Herbert Wittchen
Einsatz moderner Personalführungsinstrumente in
Klein- und mittelständischen Unternehmen (KUM)
Ort:
Münster
Kosten: 170,00 ¤
Termin: 15. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Herbert Wittchen
Recht
Aktuelles aus dem Arbeitsrecht
Ort:
Gelsenkirchen
Kosten: 170,00 ¤
Suchtprävention
Wenn Alkohol
zum Problem wird
Die rasant dynamische Veränderung der allgemeinen
Arbeitsbedingungen stellt
höchste Anforderungen an
die Unternehmens- und
Führungskultur sowie die
Entwicklungs- und Belastungsfähigkeit jedes einzelnen Mitarbeiters.
Prävention und Krisenmanagement von GesundAlkohol, Tabletten, Spielen: Es gibt viele
heitsrisiken gehören daher
Formen der Sucht. Das Seminar informiert
zu den Kernbereichen beüber Suchtprävention und Intervention im
trieblicher Fürsorge. EffekBetrieb.
Foto: Fotolia
tive betriebliche Handlungsmöglichkeiten bieten sich beim Gesundheitsrisiko „Problematischer
Suchtmittelkonsum“.
Die Seminarteilnehmer bekommen pragmatische Handlungsempfehlungen,
lernen die Bedingungsfaktoren problematischen Suchtmittelkonsums kennen
und erfahren, wie sie Veränderungsprozesse im Einzelfall und auch organisatorisch gestalten.
Seminarinhalte sind die Suchtmittelkonsumenten in der Arbeitswelt, Stress,
Stressbewältigung und psychische Belastungen, die arbeitsrechtliche Betrachtung, Co-Verhalten (im Betrieb), betriebliche Suchtprävention als Fürsorgeaufgabe, die sechs Phasen der Veränderung, die fünf Grundprinzipien
motivierender Gesprächsführung und das KLAR-Konzept.
Ort:
Münster
Kosten: 190,00 ¤
Termin:
Trainer:
Termin: 18. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Dr. Reiner Foer
15. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Martin Zumhagen-Sonius,
Dipl. Sozialarbeiter, Sozialtherapeut
und Sozialmanager
Arbeitsrecht in der Praxis – Vermeidung rechtlicher Fehler
Ort:
Osnabrück
Kosten: 200,00 ¤
Termin: 24. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Joachim Sukop
Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts und
zur Bekämpfung von Missbräuchen (MoMiG)
Ort:
Münster
Kosten: 190,00 ¤
Termin: 25. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Horst Vogt
Unternehmensführung
Seminare für Auszubildende
Telefonseminar für Auszubildende
Ort:
Osnabrück
Kosten: 155,00 ¤
Termin: 22. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Horst Kannegießer
Telefonseminar für Auszubildende
Ort:
Münster
Kosten: 155,00 ¤
Termin: 24. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Walter Hennig
Richtig lernen und Prüfungsangst überwinden
Unternehmerseminar „Meine Werte als Unternehmer/in“
Ort:
Münster
Termin: 16. 9. 2008, 9.30–17.45 Uhr
Hotel Mövenpick
Kosten: 440,00 ¤
Trainer/in: Dr. Christine Boving
und Cornelia Streb-Baumann
Management-Training für Nachwuchsführungskräfte
Teil I: Vorbereitung auf Führungsaufgaben
Ort:
Münster
Kosten: 370,00 ¤
Termin: 14./15. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Dr. Klaus P. Beer
Einsatz moderner Personalführungsinstrumente in
Klein- und mittelständischen Unternehmen (KUM)
Ort:
Münster
Kosten: 170,00 ¤
Termin: 15. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Herbert Wittchen
Problematischer Suchtmittelkonsum und psychische Belastungen
Prävention und Intervention als Ausdruck betrieblicher Fürsorge
Ort:
Münster
Kosten: 190,00 ¤
Termin: 15. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Martin Zumhagen-Sonius
Ort:
Osnabrück
Kosten: 150,00 ¤
Termin: 7. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Renate Gieskemeyer
Verkaufen am Telefon – das ist doch easy
– Spezialseminar für Auszubildende
Ort:
Osnabrück
Kosten: 155,00 ¤
Termin: 8. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr
Trainer/in: Claudia Glunz
Das Weiterbildungs-Team
Für Münster, Gelsenkirchen und Bocholt:
Christina Gaertner, Telefon 0251 707-318, Telefax 0251 707-377,
[email protected]
Für Osnabrück, Nordhorn und Lingen:
Marlene Blaauw, Telefon 0541 353-473, Telefax 0541 2020593,
[email protected]
Für Bielefeld:
Heike Sieckmann, Telefon 0521 554-105, Telefax 0521 554-119,
[email protected].
www.ihk-bildung.de
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
103
SchlussPunkt
Vorschau
Impressum
Wirtschaftsspiegel im September
Ausgabe 9/2008
Redaktionsschluss: 15. August
Anzeigenschluss: 8. August
Erscheinungstermin: 3. September
Titelthema: Klimapolitik
Verlags-Speziale:
Transport/Logistik/Verpackung
Büro und Service
Der Klimawandel ist da. Aber was machen wir jetzt damit? – Das
Titelthema der September-Ausgabe des Wirtschaftsspiegels ist die
Klimapolitik und wie man sie nachhaltig betreibt. Dazu gibt es Einschätzungen, wie sich die Klimapolitik auf den Standort Deutschland auswirken wird.
Weitere Themen sind das Bewachungsgewerbe in Nord-Westfalen,
die Gesundheit am Arbeitsplatz und warum Finanzkommunikation
wichtig ist – und wer das richtig macht.
Internet im Handel
104
wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008
1. Juli/August 2008
Auflage: 58.900
Nord Westfalen
Herausgeber und Eigentümer:
IHK Nord Westfalen, Postfach 40 24,
48022 Münster, Sentmaringer Weg 61,
48151 Münster, Telefon 0251 707-0,
www.ihk-nordwestfalen.de
Jetzt beteiligen!
Die Internetnutzung in deutschen
Handelsunternehmen
wird untersucht. Das hat das am
Institut für Handelsforschung
an der Universität zu Köln angesiedelte E-Commerce-Center
Handel (ECC Handel) bereits in
den Jahren 1999, 2002, 2004
und 2006 getan. Insgesamt beteiligten sich inzwischen über
9000 Unternehmen an den Befragungen. Zwischenzeitlich ist
im Bereich des elektronischen
Geschäftsverkehrs wieder sehr
viel geschehen. Die Studie wird
unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert und auch von der IHK Nord
Westfalen als Kooperationspartner unterstützt. Alle Teilnehmer erhalten auf Wunsch
eine regionalspezifische Kurzauswertung zugeschickt. Die
Ergebnisse werden in einem Berichtsband dokumentiert, der
voraussichtlich ab Oktober
2008 erhältlich ist. Alle Handelsunternehmen sind aufgerufen, sich an der Untersuchung
zu beteiligen, indem sie den als
pdf-Datei zur Verfügung gestellten
Fragebogen
unter
www.ecc-handel.de ausfüllen
und per Fax zurücksenden.
Oder den Link auf der Website
der IHK nutzen: www.ihk-nordwestfalen.de/handel.
Die Umfrage endet zum 25. Juli
2008!
Amtliches Mitteilungsblatt der
Industrie- und Handelskammer
Nord Westfalen, 82. Jahrgang
Namentlich gekennzeichnete Beiträge
geben nicht unbedingt die Meinung
der IHK Nord Westfalen wieder.
Redaktion:
Guido Krüdewagen (verantwortlich),
Ingrid Haarbeck, Berthold Stein,
Britta Zurstraßen,
Telefon 0251 707-319,
E-Mail: wirtschaftsspiegel@
ihk-nordwestfalen.de
Redaktion Verlagsspeziale:
words and more GmbH, Birgitta Raulf,
Telefon 0251 690-950,
Telefax 0251 690-959,
E-Mail: [email protected].
Druck und Anzeigenservice:
Karikatur: Dirk Meissner
Aschendorff Verlag GmbH & Co KG,
48135 Münster, Anzeigen: Lars
Lehmanski (verantwortlich),
Anzeigenservice/Disposition: Telefon
0251 690 571, Telefax 0251 690-578,
Anzeigenverkauf und -beratung:
0251 690-592, E-Mail: zeitschriften
@aschendorff.de. Zur Zeit ist die
Preisliste Nr. 36 vom 1.1. 2008 gültig.
Hochschultag bei Windmöller & Hölscher
Kampf um die besten Köpfe eröffnet
Der Fachkräftemangel droht und die Unternehmen werben um die
besten Mitarbeiter von morgen: 160 Studierende und ihre Professoren von sieben Hochschulen kamen zum ersten Hochschultag
von Windmöller & Hölscher in Lengerich, dem Marktführer im Bereich flexible Verpackungen. „Wir benötigen kreative Mitarbeiter,
die uns helfen, marktreife Innovationen zu entwickeln, mit denen
wir unseren Wettbewerbsvorsprung festigen können“, erklärte Geschäftsführer Peter Steinbeck seine Motivation.
Der Wirtschaftsspiegel wird den IHKZugehörigen kostenlos geliefert. Nicht
beitragspflichtige IHK-Zugehörige
können ihn kostenfrei bestellen. Als
kostenpflichtiges Abonnement ist er
für jeden erhältlich: Bestellungen zum
Jahrespreis von 19,80 Euro für elf
Ausgaben beim Verlag Aschendorff,
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