5000 Jobs verdrängt - IHK Nord Westfalen
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5000 Jobs verdrängt - IHK Nord Westfalen
AusrufeZeichen 5000 Jobs verdrängt D ie Hartz-IV-Verwaltung bleibt in der Kritik. Nicht nur, weil wesentliche Teile der Agenda 2010 wieder zurückgedreht werden. Auch die negativen Nebenwirkungen des eigentlich überfälligen „Förderns und Forderns“ werden immer deutlicher. Der Bundesrechnungshof jedenfalls stellt in seinem aktuellen Bericht den Architekten und Bauleitern dieses vermeintlichen Vorzeigeprojektes ein schlechtes Zeugnis aus. Bei den 1-Euro-Jobs wurde erheblicher Missbrauch festgestellt. Die Erkenntnis der Oberprüfer klingt vernichtend: bei zwei Dritteln der „Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung“, so der offizielle Sprachgebrauch, sind die Fördervoraussetzungen anscheinend recht locker ausgelegt worden. Sprich: meist werden reguläre Tätigkeiten der öffentlichen Hand gefördert und damit offizielle Arbeitsplätze verdrängt. Dies betrifft nicht nur den Garten- und Landschaftsbau, sondern auch haushaltsnahe Dienstleistungen in Form „legaler Schwarzarbeit für Kommunen“, wie es schon bei Einführung der 1-Euro-Jobs ein Kommentator befürchtete. Zudem stellte sich heraus, dass in drei von vier Fällen ein messbarer Integrationsfortschritt in den ersten Arbeitsmarkt nicht erkennbar ist. Im Klartext: Nicht nur wird das eigentliche Ziel verfehlt, eine Brücke in ein reguläres Arbeitsverhältnis zu bauen, sondern obendrein gehen auch noch offizielle Arbeitsplätze verloren. Der eine kommt, der andere geht: 1-Euro-Jobs verdrängen besonders im Garten- und Landschaftsbau reguläre Arbeitsplätze. Foto: fotolia.com Demnach entgingen dem ersten Arbeitsmarkt allein im IHK-Bezirk Nord-Westfalen 5300 reguläre Arbeitsplätze. Nur 2000 Geförderte hatten entsprechend der Überprüfung des Bundesrechnungshofes eine reelle Chance auf einen Zugang in den ersten Arbeitsmarkt. Und das bei hochgerechneten Ausgaben von 42 Millionen Euro im Jahr 2007 – nur im IHK-Bezirk! „Hartz IV“ muss offensichtlich dringend renoviert werden, wobei auch die Kostenstruktur des Instruments erstaunlich ist: die durchschnittliche Unterstützung belief sich in NRW auf 1,30 Euro je Stunde, was dann im Schnitt zu einer Mehraufwandsentschädigung von 135 Euro je Teilnehmer und Monat führte – aber dann kommen noch „Maßnahmekosten“ in Höhe von 298 Euro hinzu. Die Verwaltung bei den Trägern kostet also doppelt so viel wie die eigentliche Förderung der Teilnehmer. Ist das nicht ein geradezu lukratives Geschäftsmodell? Ihre IHK Nord Westfalen wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 1 Inhalt Rubriken 1 AusrufeZeichen 4 TerminBörse 6 NachrichtenPool Vier Überflieger Unter dem Kürzel BRIC sind Brasilien, Russland, Indien und China zum Inbegriff aufstrebender Wachstumsmärkte geworden. Wie auch kleinere Unternehmen an diesem Wachstum teilhaben können, zeigt der IHK-Außenwirtschaftstag NRW. Titelthema 12 Vom Wachstum profitieren BRIC-Staaten sind Thema des IHK-Außenwirtschaftstages in Essen 17 „Bin begeistert von Brasilien“ Interview mit Unternehmer und DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun 18 Kein Billiglohnland Brasilien macht für die August Friedberg GmbH heute richtig Sinn 20 Der wilde Osten wird zahmer Seite 12 Die Gesetze in Russland sind harmonisiert, der Geschäftsalltag oft noch abenteuerlich Mächtig in Fahrt 23 Gewinne, nicht nur Umsätze Erfolgreiche Tochter in Indien gegründet Die Branche der Fahrzeugbauer trägt kräftig zum Wachstum in Nord-Westfalen bei. Insbesondere im Auslandsgeschäft haben die Unternehmen aus der Region 2007 kräftig Gas gegeben. 25 Von der „Werkbank“ zum Exportland Wirtschaft Chinas kann nicht mehr ohne Weltwirtschaft leben – und umgekehrt 28 Mächtig in Fahrt Fahrzeugbau hat großen Anteil am Wachstum in Nord-Westfalen Seite 28 30 In Bildung investieren Vollversammlung traf Entscheidungen zur Aus- und Weiterbildung 34 Wir fahren mehr als einen Porsche Ehrenpreis Vor der Vollversammlung zeichnete IHK-Präsident Hans Dieler seinen Amtsvorgänger Hubert Ruthmann für seine besonderen Verdienste um die regionale Wirtschaft mit dem IHK-Ehrenpreis „Balance“ aus. Profilbildung der Region auf dem Münsterland-Tag in Coesfeld 42 Marketing mit Mut 40-jähriges Bestehen des MarketingClubs Münster/Osnabrück 43 Blogger ernst nehmen IT-Forum Nord Westfalen mit Experten zum Thema „Web 2.0“ 44 Schwarze Zahlen ohne Rauch Wie Gastronomen mit dem Nichtraucherschutzgesetz umgehen 46 Bild und Ton: StellVa Seite 30 2 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Erfüllter Lebenstraum mit passgenauer Bild- und Klangqualität Inhalt 48 „Europameister braucht Platz fürs Spiel“ Schwarze Zahlen ohne Rauch IHK-Jahresempfang als Sommerfest 54 Für ökologische Schäden haften Das Nichtraucherschutzgesetz ist seit 1. Juli auch in NRW in Kraft getreten. Viele kleine Kneipen werden versuchen müssen, komplett qualmfrei in die Zukunft zu gehen. Unternehmen nicht genügend aufs Umweltschadensgesetz vorbereitet 56 Kein Weg führt vorbei Große Zustimmung für B 474n 57 Für Putz-Profis Fachgesprächsreihe für Dienstleister im Haushalt 59 Fachkräfte „vor Ort“ sichern VWA-Studiengang auch in Rheine 100 Die Mobil-Macher Seite 44 BetriebsBesichtigung bei der LMC Caravan GmbH & Co. KG, Freckenhorst 10 29 50 52 53 55 8 36 58 60 60 76 102 104 104 Starthilfe | Unternehmensförderung Standortpolitik Aus- und Weiterbildung Recht | FairPlay International Innovation | Umwelt Wirtschaftsjunioren BetriebsWirtschaft Kein Weg führt vorbei Eine überwältigende Mehrheit der Waltroper stimmte für die neue Ortsumgehung B 474n, die nicht nur die Kommune entlastet, sondern auch den newPark erschließt. Seite 56 Neues aus Berlin und Brüssel SteuerVorteil Amtliche Bekanntmachungen Handelsregister Seminare Impressum Schlusspunkt Fachkräfte „vor Ort“ sichern Die IHK Nord Westfalen stärkt die Bildungslandschaft im Kreis Steinfurt. Ab Herbst 2009 wird in Rheine der duale Studiengang „Betriebswirt VWA/Bachelor of Arts“ angeboten. Verlags-Spezial Rechtsanwälte/Steuerberater/ Unternehmensberater Informationen ab Seite 64 Verlags-Spezial Der Wirtschaftsraum Coesfeld Informationen ab Seite 70 Seite 59 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 3 TerminBörse job-messe Münsterland MentorenNetz Neue Mitarbeiter Starthilfe Rund 11 200 Besucher und fast 50 Unternehmen und Institutionen konnten sich auf der „job-messe münsterland“ im vergangenen Jahr in Münster kennen lernen – am 30. und 31. August steht die Neuauflage im Autohaus Hakvoort in Münster an. Die IHK Nord Westfalen wird an ihrem Stand über Ausund Weiterbildungsmaßnahmen beraten. Informationen für Unternehmen unter www.jobmessen.de oder unter Tel. 0541 44045-0. Jungunternehmer, die auf den Rat gestandener Führungskräfte zurückgreifen wollen, sollten sich beim MentorenNetz Nord Westfalen umschauen. Mehr als 40 Experten, allesamt ehemals Führungskräfte in namhaften Unternehmen, haben es sich zum Ziel gesetzt, ihre langjährige Berufserfahrung an Unternehmerinnen und Unternehmer weiterzugeben. Die Jungunternehmer führen ein Einzelgespräch mit vier Mentoren, danach kommt es je nach Bedarf zu einer langfristigen Begleitung. Anmeldung bei Michael Meese 0251 707-226, nächster Gesprächstermin: 24. Juli 2008 www.ihk-nordwestfalen.de/ existenzgruendung/Mentoren Forum VIA Münster Für Azubis „Forum VIA Münster“ ist ein Kongress für die Veranstaltungsbranche am 2. und 3.September 2008 in der Halle Münsterland mit begleitender Fachausstellung. Ausgerichtet wird er von Auszubildenden für Auszubildende der Veranstaltungs-, Hotel- und Tourismusbranche, unterstützt von der IHK Nord Westfalen. Info: Stefanie Hülck, 0251 707-282, www.forum-via-muenster.de. Business online Saubere Lösung Die IT-Fachmesse „business online 2008“ stellt am 26. und 27. November in der Halle Münsterland Wege zu einer einfacheren und effizienteren Kommunikation vor und blickt auf neue Trends wie „Green IT“. „Für 70 Prozent der HardwareKäufer sind Energieeffizienz und Umwelteigenschaften sehr wichtige Kriterien“, verweist Projektleiterin Dorothea Krückel auf eine Umfrage des Branchenverbandes Bitkom. www.business-onlinemesse.com. 4 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Den Ball ins Spiel bringen wollen hier v. l. Thomas Gladigau, Direktor des Courtyard by Mariott Gelsenkirchen, Gerd Laudwein, IHK-Außenwirtschaftsreferent und Dr.-Ing. Bronislaw Jaworski, Generalkonsul der Republik Polen. Foto: IHK Investitionen zur EURO 2012 „Polen–Ukraine“ Nach der EM ist vor der EM Kaum ist die Euro 2008 beendet, laufen auch schon die Vorbereitungen auf die nächste EURO, die 2012 in Polen und in der Ukraine stattfinden wird. Hier stehen zum Beispiel Investitionen in Stadien und in die Verkehrs- und Tourismusinfrastruktur an. Auch müssen organisatorische Aufgaben bewäl- tigt werden. Hierzu haben viele deutsche Unternehmen das passende Know-how. Über diese Marktchancen informiert die IHK Nord Westfalen zusammen mit dem Generalkonsulat der Republik Polen. 6. August 2008, Veltins Arena, Gelsenkirchen Werben – aber richtig!: Die IHK Nord Westfalen bietet am 26. August 2008 um 18.00 Uhr in der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen in der Reihe „Fachgespräche für Dienstleister in Haushalten“ eine Informationsveranstaltung an. Claudia Moseler von der CMH Werbeagentur in Ahlen berät junge Unternehmen zum Thema Werbung. (siehe auch Seite 57). Informationen bei Martha Rabeler-Freise, 0251 707-258. Unternehmensfinanzierung Wer Gründungen, Betriebserweiterungen, betriebliche Umstrukturierungen oder auch Sanierungen realisieren will, findet in Bürgschaften oder Nachrangdarlehen oftmals wichtige Hilfsmittel. Bei den Experten-Sprechtagen „Unternehmensfinanzierung“ stehen Unternehmern in einem zeitlich befristeten Einzelgespräch Finanzierungsexperten der KfW-Mittelstandsbank, der NRW.BANK und der IHK Nord Westfalen zur Verfügung. 15. Juli 2008, IHK Nord Westfalen, Gelsenkirchen 13. August 2008, IHK Nord Westfalen, Münster Gründen in den Niederlanden: Am 11. September und am 20. November können alle international orientierten Unternehmen in der IHK Nord Westfalen in Bocholt Fragen stellen an Mitarbeiter der Kamer van Koophandel voor Veluwe en Twente (KvK) in Enschede zu Niederlassungsgesetzen im Nachbarland, Meldepflichten, Handelsregister, Rechtsform u. ä. Anmeldung bei Gerlinde Bölting, Telefon 02871 990314. Unternehmenssicherung Die IHK Nord Westfalen führt Sprechtage für kleinere Mitgliedsbetriebe aus der Region in besonderen Unternehmenssituationen durch. Ein unabhängiger und kompetenter Gesprächspartner hilft bei der Einordnung von Problemstellungen und zeigt erste Handlungsmöglichkeiten auf. Beim Sprechtag in Rheine unterstützen auch Gesprächspartner der EWG Rheine. Eine vorherige Anmeldung für diese vertraulichen Einzelgespräche ist erforderlich. 26. August 2008, IHK Nord Westfalen, Bocholt 4. September 2008, EWG für Rheine mbH, Rheine Anmeldung zu den Experten-Sprechtagen „Unternehmensfinanzierung“ und „Unternehmenssicherung“ bei Jutta Plötz, Telefon 0251 707-221. NachrichtenPool Beste Partnerschaften Förderwettbewerb Ernährung Schule machen Rennen um 10 Millionen Euro Mehr als die Hälfte aller weiterführenden Schulen in NRW haben eine feste Partnerschaft mit einem oder mehreren Unternehmen. Um herausragende Projekte auszuzeichnen, wurde jetzt ein landesweiter Unternehmenspreis gemeinsam vom Wirtschaftsund Schulministerium ausgeschrieben. Bewerbungsschluss: 18. Juli. www.wir-wollen.nrw.de/ unternehmenspreis.php. Insgesamt 10 Millionen Euro schaftsförderung Kreis Coesfeld stellt die EU im Förderwettbe- GmbH. Die Bewerbungsfrist werb „Ernährung.NRW“ zur endet am 4. September 2008. Förderung von Projekten der Ernährungswirtschaft in NRW zur Verfügung. Erster Ansprechpartner für alle Unternehmen aus den Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie aus der Stadt Münster, die am Wettbewerb teilnehmen wollen, Ernährung NRW: Anreizprogramm für Ernährungswirtschaft. Foto: Hartmann ist die wfc Wirt- Beste Arbeitgeber Neue Qualität Das deutsche „Great Place to Work Institute“ sucht in Kooperation mit der Initiative „Neue Qualität der Arbeit“ des Bundesarbeitsministeriums, dem „Handelsblatt“ und dem „personalmagazin“ Deutschlands beste Arbeitgeber. Unabhängig von einer späteren Platzierung erhalten alle teilnehmenden Unternehmen über ein Benchmarking wertvolle Informationen für die Optimierung ihrer Personalarbeit. Nichtplatzierte Unternehmen bleiben anonym. www.greatplacetowork.de Beste Patente Zukunftspreis Eine gute Idee, die Entwicklung einer neuen Technologie oder innovative Verfahren und Produkte, die zum Patent angemeldet oder bereits patentiert sind, können zum Sieger des erstmalig ausgeschriebenen Patent Award 2008 werden. Der Gesamtpreis der IP Bewertungs AG (IPB) für die drei werthaltigsten Patente beläuft sich auf 40 000 Euro. Anmeldeschluss: 31. Juli. www.patentaward.de 6 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 80 Jahre 65 Jahre Dr. Anton Wilhelm Hüffer Hermann Grewer 80 65 Dr. Anton Wilhelm Hüffer feierte am 18. Juni 2008 seinen 80. Geburtstag. Der ehemalige geschäftsführende Dr. Anton Gesellschafter der Wilhelm Aschendorffschen Hüffer Foto: WN Verlagsbuchhandlung leitete nicht nur erfolgreich eines der ältesten Familienunternehmen Münsters, sondern engagierte sich auch in der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen über Jahrzehnte ehrenamtlich für die Belange der gewerblichen Wirtschaft in der Region. Hermann Grewer, Geschäftsführender Gesellschafter der H. Grewer Spedition GmbH & Co. KG, Gelsenkirchen, ist am 6. Hermann Juni 65 Jahre alt Grewer Foto: IHK geworden. Grewer wurde 1980 Mitglied des IHKRegionalausschusses Gelsenkirchen und 1984 der IHK- So setzte er sich von 1972 bis 1997 in der IHK-Vollversammlung und darüber hinaus im IHK-Regionalausschuss für die Stadt Münster aktiv für die Unternehmen der Region ein. Für seine Verdienste verlieh ihm die Vollversammlung der IHK 1988 die Ehrennadel in Silber. In Zeiten hart umkämpfter Märkte sind gute Ideen von existenzieller Bedeutung. Das Konzept der innovativen Unternehmensführung zielt darauf ab, die Organisation systematisch und kontinuierlich durch Neuerungen weiterzuentwickeln. Hierzu baut die Innovativ führen Die Gewinner erhalten Gelder aus dem Europäischen Regionalfond in Höhe von bis zu 80 Prozent der Projektkosten. Gefördert werden Projekte zur Innovationförderung. Beste Aussichten auf Erfolg haben Kooperationen von Wirtschaft und Wissenschaft, die die Wettbewerbschancen von Unternehmen erhöhen und Arbeitsplätze schaffen. Mehr Informationen: wfu, Annette Görlich, Telefon 02594 78240-0. Vollversammlung. Den Verkehrsausschuss leitet er seit 1992. 1995 wurde er zum Vorsitzenden des Vorstands der Vestischen Gruppe und zum IHK-Vizepräsidenten gewählt. Grewer, zugleich Präsident des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung, macht sich besonders für die verkehrspolitischen Anliegen der Wirtschaft stark, zum Beispiel wichtige Infrastrukturprojekte wie der Ausbau des Flughafens Münster/Osnabrück und bessere Rahmenbedingungen für die Transportwirtschaft. Führung Strukturen auf, die es ermöglichen, neue Ideen zu generieren und realisieren. Das Buch behandelt folgende Themen: innovative Strukturen in Führung und Organisation, Ermittlung des Innovationspotenzials, Instrumente des Innovationsmanagements. Innovative Unternehmensführung Jürgen Witt, Thomas Witt Hardcover, 212 Seiten, 39 Symposion Publishing, Düsseldorf 2008 ISBN 978-3939707-13-4 NachrichtenPool Tipps für die Praxis Fotoausstellung „Bilder des Erfolgs“ in der IHK Sozialen Einsatz planen Unternehmen ins rechte Licht gerückt Mehr als 40 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen engagieren sich mindestens einmal im Jahr gemeinnützig. Viele Tipps dazu, wie sie und ihre Mitarbeiter den sozialen Einsatz am besten planen und ausgestalten können, enthält die Broschüre „Gemeinsam für den guten Zweck“ der Initiative „für mich, für uns, für alle“. www.buerger-engagement.de Fotokünstler trifft Erfolgsunternehmen aus dem Münsterland: Was bei solchen Begegnungen herauskommt, ist noch bis zum 14. Juli in der IHK Nord Westfalen in Münster, Sentmaringer Weg 61, zu sehen. Roman Mensing, Fotograf aus Münster, hat zehn erfolgreiche Unternehmen aus der Region ins rechte Licht gerückt. Die Ausstellung wurde von der IHK im Auftrag der MünsterlandKonferenz realisiert. „Das Münsterland ist ein guter Boden für innovative und international agierende Unternehmen. Der Erfolg spielt sich aber oft im Verborgenen ab. Die Ausstellung soll dazu beitragen, dass der Erfolg zuhause wahrgenommen wird und sich über die Grenzen hinaus herumspricht“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. Schulte-Uebbing. Mit kunstvollen Fotoideen macht Mensing auf einen Blick sichtbar, was die Unternehmen auszeichnet. Ein Beispiel: Für die Suwelack Skin & Health Care AG in Billerbeck, Weltmarktführer für hautpflegende und wundheilende Auflagen aus gefriergetrocknetem Kollagen, stellte er mit Mitarbeitern des Unternehmens Rembrandts berühmtes Bild „Die Anatomie des Dr. Tulp“ nach. RWE Lehrstuhl für Energiewirtschaft Für fünf Jahre hat die RWE Energy AG eine Stiftungsprofessur am Lehrstuhl für Energiesysteme und Energiewirtschaft der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik der TU Dortmund eingerichtet und gibt dafür rund eine halbe Million Euro aus. Der wissenschaftliche Fokus des neuen Lehrstuhls richtet sich auf ausgewählte Felder des industriellen und privaten Energieverbrauchs. Ungewöhnliche Unternehmensansichten: Fotograf Roman Mensing (2. v. l.) bei der Ausstellungseröffnung in der IHK Nord Westfalen mit Regierungspräsident Peter Paziorek (links), IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich SchulteUebbing (Mitte), und Gerd Wiesmann (2. v. r), Landrat des Kreises Borken. Die drei gehören zum Präsidium der Münsterland-Konferenz, für die die IHK die Fotoausstellung realisiert hatte. Foto: Stein Petersberger Industriedialog Experten-Sprechtag Atmen ist gefragt Unternehmensnachfolge Der Industriestandort Deutschland besitzt im internationalen Vergleich erhebliche Stärken bei der flexiblen Produktion. Wenn diese in Abstimmung mit den Arbeitnehmern ausgeschöpft werden, ist das so genannte „atmende Unternehmen“ eine reale Chance für den Standort Deutschland. So lautete die Zusammenfassung des Moderators Prof. Dr. Robert Fieten, Management-Forschungs-Team, Köln, beim Petersberger Industriedialog am 15. Mai in Königswinter. „Das atmende Unternehmen: Flexibel produzieren in Deutschland“ – dies war auch der Titel der vierten Gemeinschaftsveranstaltung der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie der Stiftung Industrieforschung Köln. 240 Unternehmer folgten der engagierten Diskussion. Für alle, die noch Informationsbedarf bei der Vorbereitung der Übergabe oder Übernahme eines Unternehmens haben oder Einzelaspekte erörtern möchten, bietet die IHK Nord Westfalen den Nachfolgesprechtag an. Für die Lösung konkreter Probleme stehen an diesem Tag im persönlichen vertraulichen Gespräch die IHK-Experten Arnold Isken und Markus Lübbe- ring zur Verfügung. Alle Themen, die beim Stabwechsel für angehende und abgebende Geschäftsinhaber interessant sind, können angesprochen werden. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung bei Jutta Plötz Telefon 0251 707-221. ist erforderlich. 16. September 2008, Regionalbüro der IHK Nord Westfalen, Schlenkhoffs Weg 57, Beckum wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 7 Wirtschaftsjunioren Interesse an der Arbeit der Wirtschaftsjunioren? Ansprechpartner sind: Geschäftsführer Jens von Lengerke Telefon 0251 707-224 [email protected] Öffentlichkeitsarbeit: Christian Rieke Telefon 0251 3222611, [email protected] www.wj-nordwestfalen.de Von Sahnelinien und Backstraßen Unternehmensbesuch bei Coppenrath & Wiese Im Alter von 33 Jahren schon einen Marktanteil von mehr als 65 Prozent zu erreichen: Solch süße Zahlen sind der Traum jedes Jungunternehmens. Die Conditorei Coppenrath & Wiese GmbH & Co. KG hat dies mit ihren Tiefkühl-Backwaren längst geschafft. Am 10. Juni konnten die Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen am Produktionsstandort Mettingen einen Blick hinter die Kulissen des größten Herstellers tiefgekühlter Kuchen, Torten und Brötchen in Deutschland werfen. In Mettingen produziert Coppenrath & Wiese ‚Frozen Food‘ für den deutschen und den internationalen Markt. Das im Jahr 1975 von Aloys Coppenrath und Josef Wiese gegründete Unternehmen erwirtschaftet damit einen Jahresumsatz von rund 300 Mio. Euro und beschäftigt insgesamt 1800 Mitarbeiter. Bei Kaffee und Kuchen sprach Martin Wallmeier, Mitglied der Geschäftsführung von Coppenrath & Wiese, mit den Wirtschaftsjunioren über unternehmerische Themen: Über Möglichkeiten der langfristigen Preis-Absicherung bei Rohwaren beispielsweise, die das Unternehmen vorzugsweise in der Region einkauft. Auch die Auswirkungen des Lieferboykotts der Milchbauern auf das Konditorei-Unternehmen waren ein Thema. Zum Glück, so Wallmeier, habe der Milchbau- Besuchserlaubnis nur unter Hygieneauflagen: Wirtschaftsjunioren durften die Tortenproduktion besichtigen. Foto: Jürgen Schäfer, Coppenrath & Wiese Werkstattgespräch mit Dr. Peter Paziorek WJ-Visionär Nr. 4 Regierungspräsident steht Rede und Antwort Batterien aufladen Wie lässt sich die schulische Ausbildung im Regierungsbezirk Münster besser an die Bedürfnisse der Wirtschaft anpassen? Diese und weitere Fragen diskutierten die Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen und der Arbeitskreis Junger Handwerksunternehmer (AJH) bei einem Treffen mit Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek in Drensteinfurt. Anlass war eine Einladung des AJH zum Werkstattbesuch bei der Alfons Böcker Am 27. August wird MarketingProfessor Dr. Claudius A. Schmitz mit fachlicher Ernsthaftigkeit und rheinischer Lebendigkeit erläutern, wie man „seine Batterien immer wieder aufladen“ kann, wie man also neudeutsch zu einer „WorkLife-Balance“ findet und Karriere und Lebensfreude verbindet. Veranstaltungsort ist Gut Havichhorst in Münster-Handorf, Anmeldungen bis zum 25. Juli an die WJ-Geschäftsstelle. GmbH & Co. KG. Das Unterneh- versprach, auch den Praxisbemen aus Drensteinfurt ist welt- zug des Unterrichts stärker zu weit im hochwertigen Innen- prüfen. ausbau und in der Ausstattung von Luxusschiffen aktiv. Regierungspräsident Peter Paziorek berichtete, mit welchen Maßnahmen die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde die Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek (M.) disQualität an den Schu- kutierte mit Firmengründer Alfons Böcker (l.) und len steigern will und Betriebsinhaber Xaver Böcker (r.). Foto: Axel Bose Die Wirtschaftsjunioren Nord Westfalen treffen sich in der Regel am ersten Montag im Monat in Borken, Münster und Recklinghausen zu Stammtischen. Interessenten können sich bei den Stammtischleitern anmelden. 8 ern-Streik die Produktion nicht lahmgelegt, auch wenn die Vorräte gegen Ende knapp geworden seien. Für das in Mettingen hergestellte Backwerk benötigt Coppenrath & Wiese bis zu 80 Tonnen Sahne – täglich. Stammtisch Borken Stammtisch Münster Stammtisch Recklinghausen Christoph Peveling Telefon 02872 9275-12 E-Mail: [email protected] Lukas Winkelmann Telefon 02547 9300-56 E-Mail: [email protected] Markus Krems Telefon 02361 9016-86 [email protected] wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Mittwoch, 9. Juli 2008 Betriebsbesichtigung Ontex Recklinghausen GmbH Sonntag, 17. August 2008 Familientag 11.–14. September 2008 BuKo Berlin/Potsdam Starthilfe | Unternehmensförderung Verlängert Eingeschränkt Kabotageverbot für EU-Neulinge Nur drei Fahrten in sieben Tagen Deutschland hat das Kabotageverbot für Estland, Lettland, Litauen, die Tschechische Republik und die Slowakische Republik bis zum 30. April 2009 verlängert. Für diese, im Mai 2004 der EU beigetretenen Länder, gelten teilweise Übergangsregelungen, so auch bei der Kabotage. Unternehmer aus Rumänien und Bulgarien, EU-Mitglieder seit 2007, dürfen bis zum 31. Dezember 2009 keinen innerstaatlichen Verkehr in Deutschland durchführen. Seit Mai 2008 sind in Deutschland nur noch drei Kabotagefahrten innerhalb von sieben Tagen zulässig. Der Zeitraum von sieben Tagen während einer grenzüberschreitenden Beförderung errechnet sich von der ersten teilweise oder vollständigen Entladung bis zur letzten Entladung, bevor Deutschland wieder verlassen wird. Ein nahezu identischer Vorschlag wird zurzeit auf europäiKabotage ist der von einem Unternehmer scher Ebene diskumit Sitz oder Niederlassung in einem EUtiert, sodass diese Mitgliedsstaat durchgeführte gewerbliRegelung vorausche Güterkraftverkehr innerhalb eines sichtlich in allen anderen Mitgliedsstaates der EuropäiMitgliedstaaten für schen Union, in dem er weder Sitz noch Kabotagefahrten in Niederlassung hat der Europäischen Union gelten wird. www.ihk-nordwestfalen.de/verkehr_logistik/euerwei.php Stichwort Kabotage 1. Elevator Pitch Night in Münster Unternehmensgründung im Aufzug Einkaufsmesse: Die „business to dialog“ bringt bundesweit in zehn Regionen über 1500 Aussteller und über 15 000 Fachbesucher zusammen. Foto: b2d Business to Dialog Einkäufer treffen Deutschlands nach eigenen Angaben größte regionale Mittelstandsmesse „b2d Business to Dialog“ verschafft Mittelständlern den direkten Kontakt zu den Einkäufern großer Unternehmen. b2d findet am 20. und 21. August in der VELTINSArena in Gelsenkirchen statt und richtet sich an Unterneh- men aus Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleitung. Gute Erfahrungen hat Heiko Bauer, Geschäftsführer der Bauer Industriebau aus Dorsten, gemacht: „Wir haben bislang von jeder b2d-Messe gute Kunden und Aufträge mitgenommen.“ www.dialogmesse.de Die Presseagentur PR-Büro Fischinger und Stevens English Training hat in Zusammenarbeit mit der Siemens AG NL Münster eine Plattform geschaffen, bei der Existenzgründer, Ideengeber und Unternehmer die Chance erhalten, sich und ihre Geschäftsidee Investoren in nur drei Minuten auf englisch darzulegen – so, als würden sie mit einem Investor in einem Aufzug stehen. Bei der ersten „Elevator Pitch Night“, die in der IHK in Münster stattfand, wurden Christian Lex und Ricardo Campos mit dem Preis für die beste Präsentation. Sie verkauften ihre Idee, Wein und Delikatessen aus Portugal in Deutschland zu vermarkten, besonders überzeugend. Über den zweiten Preis für die innovativste Geschäftsidee freute sich Sonja Schrapp mit ihrem „Blind-Date-Cooking“. Den Publikumspreis schließlich gewann Elin Hanna Klumb mit „Homelifting“ – einer Idee zumehr als Wohnungseinrichtungsberatung. www.elevator-pitch-muenster.com Starthilfe | Unternehmensförderung Für Lkw Ferienreiseverordnung Spiegel nachrüsten Lkw-Fahrverbot am Samstag Der Bundesrat hat am 23. Mai 2008 der Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) zugestimmt. Danach müssen alle ab 1. Januar 2000 erstmalig zugelassenen Lkw über 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht mit einem Weitwinkel- und Nahbereichsspiegel an der Beifahrerseite ausgerüstet sein. Dieser soll den gefürchteten „toten Winkel“ beseitigen und damit Fußgänger, Radfahrer und Motorradfahrer schützen. In Deutschland wird diese Ausrüstung ab Oktober 2008 im Rahmen der vorgeschriebenen Hauptuntersuchung überprüft. Im Juli und August gilt in Deutschland an allen Samstagen in der Zeit von 7 bis 20 Uhr auf bestimmten Autobahnabschnitten und Bundesstraßen das Ferienreisefahrverbot für Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen oder Anhänger, die hinter Lkw geführt werden. Auch in diesem Jahr musste die Ferienreiseverordnung den aktuellen Erfordernissen, wie zum Beispiel Baumaßnahmen, angepasst werden. Details auf der Internetseite des Bundesverkehrsministeriums: www.bmvbs.de Rubrik Verkehr, Straße, LkwFahrverbot. Der Handelsausschuss der IHK Nord Westfalen besuchte Düsseldorf. Stationen waren die neu entstehenden Düsseldorf Arcaden (ein Projekt mit 24 000 Quadratmetern Verkaufsfläche), der architektonisch interessante Medienhafen sowie als Höhepunkt der Verkaufssender QVC. Moderatorin Angie Herzog erläuterte die Verkaufsstrategien des Senders, der 2006 mit fünf Millionen Teleshopping-Kunden 674 MillionenEuro Nettoumsatz verzeichnete. Foto: IHK wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 11 Titel BRIC-Staaten Boarding for BRIC Vom Wachstum profitieren Unter dem Kürzel BRIC sind Brasilien, Russland, Indien und China zum Inbegriff aufstrebender Wachstumsmärkte geworden. Wie auch kleinere Unternehmen an diesem Wachstum teilhaben können, zeigt der 5. IHKAußenwirtschaftstag NRW. 12 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 ie Abkürzung BRIC wurde 2001 von Jim O'Neill, Goldman Sachs-Chefvolkswirt, geprägt. Bei jährlichen Wachstumsraten der Wirtschaftsleistung von 5 bis 10 Prozent (zum Vergleich: EU etwa 2 Prozent) sagen Prognosen voraus, dass die BRICs bis 2050 die G8-Staaten überflügeln werden. Damit würde die „westliche Welt“ – Europa und Nordamerika – erstmals seit etwa fünf Jahrhunderten ihre dominierende Stellung in der Weltwirtschaft verlieren. D Der Aufwärtstrend wird sich angesichts des hohen Modernisierungsbedarfes in diesen Staaten mittelfristig fortsetzen. Deutsche Investitionsgüter werden auch weiterhin in Schwellenländern besonders nachgefragt. Dabei profitiert die deutsche Wirtschaft von der Offenheit des Marktes. Ihre Erfolge im Exportgeschäft sichern hierzulande Beschäftigung: Allein der Export deutscher Waren in die BRIC-Staaten steht für rund eine halbe Million Arbeitsplätze in Deutschland. Rund 2,8 Milliarden Menschen leben in den BRIC-Staaten; dies entspricht über 40 Prozent der Weltbevölkerung und einem großen Wirtschafts- und Kaufkraftpotenzial. Die deutschen Ausfuhren in diese Staatengruppe sind 2007 um 12 Prozent – von 63 auf 72 Milliarden Euro – gestiegen. Die IHK-Organisation und die deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) rechnen damit, dass bereits 2008 in die BRIC-Staaten insgesamt mehr exportiert wird als in die USA. Große Absatzmärkte Auch die NRW-Statistik spiegelt die zunehmende Bedeutung der BRIC-Staaten wider. So haben sich die NRW-Ausfuhren in diese Länder innerhalb der letzten fünf Jahre weit mehr als verdoppelt. Sie lagen 2007 bei über 15,1 Milliarden Euro mit einem Plus von 12,1 Prozent gegenüber 2006. Dies unterstreicht die verstärkte Rolle der BRICs als Absatzmärkte für die NRW-Wirtschaft. Titel BRIC-Staaten Die BRIC-Staaten (v. l. n. r.) Brasilien (Rio de Janeiro), Russland (Roter Platz in Moskau), Indien (goldener Tempel in Amritsar) und China (Platz des Himmlischen Friedens in Peking) stehen im Mittelpunkt des 5. IHK-Außenwirtschaftstages. Fotos: Fotolia (2), Weiß, Risch (je 1) Auf der Importseite schlugen 2007 22,7 Milliarden Euro zu Buche. Eine Größenordnung, die die Nutzung preisbedingter Wettbewerbsvorteile der eingeführten Produkte – vor allem aus Asien – nach wie vor deutlich zum Ausdruck bringt. Allerdings fiel der Anstieg der Einfuhren mit 7,3 Prozent spürbar niedriger aus als in den Vorjahren. B wie Brasilien Das Land am Zuckerhut hat weit mehr zu bieten als Samba, Zuckerrohr und Fußballstars. Brasilien steht vielmehr für eine aufstrebende Wirtschaft und ist für deutsche wie europäische Unternehmen besonders interessant. Ökonomen attestieren dem Land eine außergewöhnliche Performance – begünstigt durch die gute Weltkonjunktur, hohe Rohstoffpreise, kräftige Kapitalzuflüsse aus dem Ausland und eine wirtschaftsfreundli- Markttipp Brasilien „Das südamerikanische Land wird 2014 zum zweiten Mal nach 1950 eine Fußball-Weltmeisterschaft austragen. Das weltgrößte Sportereignis wird Investitionen von schätzungsweise 10 Milliarden US-Dollar in die Infrastruktur Brasiliens pumpen. Erwartet werden 500 000 Besucher aus aller Welt und mit ihnen Einnahmen von etwa 2,5 Milliarden USDollar.“ Gerd Laudwein, IHK Nord Westfalen che Politik. Seit 2000 befindet sich die Wirtschaft auf einem soliden Wachstumskurs. Zwar sind die Zuwachsraten nicht ganz so spektakulär wie in den übrigen BRIC-Staaten, doch wird bis 2010 mit einem jährlichen BIP-Wachstum von 4 Prozent gerechnet. Als NRW-Schwerpunktkammer für Brasilien und die übrigen Länder des MercosurRaumes kennt die IHK zu Essen das Phänomen, dass Brasilien für deutsche Unternehmen gegenüber China, Indien und Russland etwas ins „Hintertreffen“ geraten ist. Eine Feststellung, die u. a. auch von der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer (AHK) bestätigt wird. Doch nimmt das Interesse an Brasilien sowie an ganz Lateinamerika derzeit wieder zu. Rolf Dieter Acker, Präsident der AHK in São Paulo und Präsident von BASF Südamerika, spricht sogar von einer eindeutigen Trendwende. „Nach den Großunternehmen in den siebziger Jahren und der Auto-Industrie in den neunziger Jahren kommen jetzt vor allem kleinere Unternehmen nach Brasilien“, so Acker anlässlich der Mitte Mai 2008 durchgeführten Lateinamerika-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nach Einschätzung der IHK-Organisation war der Zeitpunkt dieser Reise gut gewählt – mit positiver Signalwirkung zur Intensivierung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), machte sich im Vorfeld der Reise stark für den Subkontinent und unterstrich insbesondere die wachsende Bedeutung des Investitionsstandortes Brasilien. (s. Interview S. 17) Bis heute sind rund 1200 deutsche Unternehmen in Brasilien vertreten, etwa 800 davon im Großraum São Paulo. Damit ist dies der größte deutsche Industriestandort außerhalb der Bundesrepublik. Die Bedeutung der deutschen Wirtschaft in und für Brasilien ist beachtlich: Die deutschen Tochtergesellschaften erzeugen acht Prozent des brasilianischen BIP, haben rund 25 Milliarden US-Dollar investiert und beschäftigen cirka 250 000 Menschen. Das zurzeit größte Projekt: Ein Stahlwerk von ThyssenKrupp in Rio de Janeiro für 3,6 Milliarden US-Dollar. Die Gemeinschaftsveranstaltung aller 16 IHKs in Nordrhein-Westfalen wird am 16. September in der Messe Essen stattfinden – unter dem Motto „Boarding for BRIC – Wachstumsmärkte im Blick“. Weitere Infos und Anmeldung unter www.ihk-aussenwirtschaftstag.nrw.de Insgesamt gilt: Der Zeitpunkt für ein stärkeres Engagement der deutschen Wirtschaft in Brasilien ist so günstig wie nie zuvor. Vor allem der Mittelstand sollte diese Chance nutzen. Eine Botschaft, die bereits 2007 von der 10. Lateinamerika-Konferenz der Deutschen Wirtschaft ausging. Sie wurde von der IHK zu Essen in Zusammenarbeit mit der Lateinamerika-Initiative der Deutschen Wirtschaft (LAI) im Mai 2007 in Essen veranstaltet. Bundes- und Landespolitiker machten sich stark für die Ent- bzw. wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 13 Titel BRIC-Staaten Wiederentdeckung des Subkontinentes. NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben begrüßte zugleich die Ankündigung der 2007 an den Start gegangenen neuen Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft „NRW.International“, Brasilien und weitere aufstrebende lateinamerikanische Länder verstärkt in den Fokus zu nehmen. 2008 zeigt NRW besonders Flagge für Brasilien. Und dies nicht nur auf dem IHKAußenwirtschaftstag NRW sondern auch auf den Deutsch-Brasilianischen Wirtschaftstagen in Köln vom 24. bis 26. August 2008. Zudem sind die Planungen für 2009 bereits angelaufen: Für die zweite Jahreshälfte – voraussichtlich Oktober/ November – heißt es „NRW goes Latinamerica“. Neben Brasilien werden Argentinien, Chile und Mexiko Zielländer der von der IHK zu Essen koordinierten Mehrbranchen-Delegationsreise sein. R wie Russland Deutschland ist Russlands Wirtschaftspartner Nr. 1. Gegenwärtig sind rund 4600 deutsche Unternehmen in Russland vertreten, 3000 davon alleine in Moskau. Mit der zunehmenden Entwicklung russischer Regionen erweist es sich als notwendig, auch dort präsent zu sein. Der Zug nach Russland fährt mit unvermindertem Tempo, denn angetrieben von hohen Öl- und Gaspreisen setzt Russlands Wirtschaft ihren Wachstumskurs fort. Die hohen Deviseneinnahmen schaffen zugleich auch die Voraussetzungen für weitere Importe. Vor diesem Hintergrund boomt der deutsche Export nach Russland: Seit 2004 hat er sich auf 28,2 Milliarden Euro verdoppelt. Exporttipp Russland „Es kommt nicht nur darauf an, für das nachhaltige Liefergeschäft einen vertrauenswürdigen, dynamischen Vertriebspartner zu finden oder eine eigene Vor-Ort-Präsenz aufzubauen; Die kleinste Abweichung in den Zollpapieren, fehlende ZertifizierungsBescheinigungen oder Ursprungszeugnisse können Wartezeiten verursachen und die ganze Logistik ins Wanken bringen.“ Franz-Josef Drees, IHK Nord Westfalen 14 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Dreimal neun Indischer Hattrick Ein starker Endspurt der indischen Landwirtschaft sorgte im abgelaufenen indischen Finanzjahr 2007/2008 für die neun vor dem Komma. Nach den Wirtschaftsjahren 2005/06 und 2006/07 mit Wachstumsraten in Höhe von 9,4 und 9,6 Prozent schließt auch das Wirtschaftsjahr 2007/08 mit einem Anstieg des Bruttosozialproduktes von 9 Prozent ab. Steigende Energiekosten lassen jedoch auch den Subkontinent immer stärker über die Nutzung erneuerbarer Energiequellen nachdenken. Hinzu kommt eine stark wachsende Mittelschicht, die konsumieren will und – je nach Sichtweise der Unternehmen und ihren Produkten – zwischen 200 Mio. und rund 400 Mio. Menschen stark ist. Dies entspricht in etwa der Konsumenten-Stärke der EU. Indien bietet einen riesigen Absatzmarkt mit Technologie-Bedarf aus Deutschland sowie Unternehmen, die kostengünstig zuliefern können. Stark vertreten in Indien sind bereits die deutsche Automobil- und Maschinenbau-Industrien, die Verpackungs-, Elektronik- und Elektrik-Industrie, die Energie-Branche, konventionell und alternativ, sowie die Umwelt-Industrie. Achim Rodewald, Deutsch-Indische Handelskammer Kontaktgespräch zwischen Unternehmer und potenzielle indischen Geschäftspartner während des NRW-BusinessForums in Mumbai. Foto: IGCC Nordrhein-westfälische Unternehmen sind schon seit dem Erdgas-Röhren-Geschäft Anfang der 70er Jahre ein starker Eckpfeiler der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen. Der NRW-Anteil am deutschen Russlandexport liegt bei rund einem Fünftel. In der Hitliste der wichtigsten Exportprodukte führen Erzeugnisse des Maschinenbaus, des Fahrzeugbaus sowie der chemischen Industrie. Das Russlandgeschäft ist aber kein Geschäft nur für Großunternehmen. Auch viele mittelständische Unternehmen profitieren insbesondere von dem russischen Bauboom. Mittlerweile zieht auch die Investitionstätigkeit deutscher Unternehmen an. Waren es in den letzten Jahren vorwiegend Unternehmen aus dem Handel, so kommen inzwischen Unternehmen der Bauwirtschaft und der Automobilindustrie hinzu. NRW-Schwerpunktkammer für Russland ist die IHK zu Düsseldorf. Dies insbesondere auch vor dem Hintergrund vielfältiger Russland-Aktivitäten regional ansässiger Unternehmen, der sehr lebendigen Städtepartnerschaft zwischen Düsseldorf und Moskau und einer führenden Rolle der Messe Düsseldorf im Messe-Geschäft in Russland. Gemeinsam mit der Landeshauptstadt und der Messe Düsseldorf gründete die IHK als Schwerpunktkammer im Februar 2001 das Russland-Kompetenzzentrum Düsseldorf (RKD) mit Sitz in ihren Räumen. Seit Dezember 2007 ist auch die Deutsch-Russische Auslandskammer Mitträger des RKD und hat somit in Düsseldorf ihr Deutschland-Büro. Das RKD ist regelmäßige Anlaufstelle für deutsche Unternehmen. Es ist unter ande- Titel BRIC-Staaten Erste Anlaufstelle für Unternehmen mit dem Zielland Indien ist das gemeinsame Netz von IHKs und AHKs. Speziell in NRW finden Unternehmen bei der IHK zu Düsseldorf – bereits seit vielen Jahren NRWSchwerpunktkammer für Indien – und dem Düsseldorfer Informationsbüro der Deutsch-Indischen Handelskammer die notwendige Unterstützung bei der Vorbereitung ihres Indien-Engagements. Anfang 2008 ging der India-Desk an den Start, den die IHK als Schwerpunktkammer in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Indischen Handelskammer eingerichtet hat. Dessen erklärtes Ziel ist es, deutsche Unternehmen beim Aufbau des Indien-Geschäftes und indische Unternehmen bei Ansiedlung in Deutschland zu unterstützen. Zahlreiche deutsche Unternehmen, auch aus Nord-Westfalen, bauen Produktionsstätten im indischen Pune. Foto: Weiß rem Veranstalter der jährlichen Düsseldorfer Wirtschaftstage in Moskau, die in diesem Jahr bereits zum achten Mal mit einer Rekordbeteiligung von 72 NRW-Unternehmen stattfanden. Eine neuerliche Unternehmerreise nach Russland bereitet die Schwerpunktkammer gemeinsam mit der IHK zu Dortmund für Ende November 2008 vor. I wie Indien Seit Indien 1991 mit seinen Wirtschaftsreformen neue Kräfte freigesetzt hat, wächst die Wirtschaft in beeindruckender Weise. So stieg Indiens BIP in den letzten drei Jahren durchschnittlich um über 9 Prozent. Die ausländischen Direktinvestitionen nahmen in diesem Zeitraum um das Vierfache auf 15 Milliarden US-Dollar zu; aller- Markttipp Indien „Der Subkontinent Indien muss insbesondere von Investoren sehr differenziert betrachtet werden. Logistikkosten können wegen der schlechten Infrastruktur teuer werden. Büround Wohnraummieten in Großstädten überschreiten schon jetzt oft 10 000 Euro monatlich. Vor Verhandlungen mit indischen Geschäftspartnern ist ein interkulturelles Training vorteilhaft. Inder sind ‚Weltmeister‘ im Handeln!“ Dr. Thomas Weiß, IHK Nord Westfalen dings ist der Anteil deutscher Unternehmen mit 0,5 Prozent hier noch relativ bescheiden. Insgesamt wird Indien mit seiner wachsenden kaufkräftigen Mittelschicht für deutsche Unternehmen zunehmend interessant. ‚Made in Germany‘ hat dort immer noch einen guten Klang und man macht gerne mit deutschen Unternehmen Geschäfte, weil das Verständnis wirtschaftlichen Handels dem unseren sehr ähnlich ist. Ein erfolgreicher Markteinstieg in Indien sollte allerdings gut vorbereitet sein. Bürokratische Hürden, unzureichende Infrastruktur und eine oft unterschätzte „Basar-Mentalität“ verlangen nach einer sorgfältigen Planung. Das Interesse der NRW-Wirtschaft an Indien ist sehr groß, wie die im März 2007 und April 2008 durchgeführten „NRW goes to India“-Reisen gezeigt haben. Dabei sind die nordrhein-westfälischen Unternehmen hervorragend aufgestellt für das IndienGeschäft: Der NRW-Anteil machte in den letzten vier Jahren mehr als ein Viertel des deutschen Gesamtexports nach Indien aus. Die Hauptausfuhrgüter sind Chemische Erzeugnisse, Elektrotechnik und vor allem Maschinen, auf die alleine fast die Hälfte des Gesamtexports entfallen. Das deutlichste Wachstum lässt sich allerdings im Export von Kraftwagen und Kraftwagenteilen erkennen, der sich in den letzten drei Jahren fast verdreifacht hat. C wie China China avanciert inzwischen zu einem der weltweit attraktivsten Zielmärkte für ausländische Investoren. Mit rund 1,3 Milliarden Menschen wird die weltgrößte Bevölkerung nach Schätzungen bis 2015 rund 750 Millionen zahlungskräftige Konsumenten aufweisen. Die stärkere Integration in die Weltwirtschaft und internationale Arbeitsteilung wird China bald zur drittstärksten Volkswirtschaft der Welt katapultieren. Das Land ist Deutschlands wichtigster Wirtschaftspartner in Asien. Nach aktuellen Umfragen der IHK-Organisation haben über 90 Prozent der in China aktiven deutschen Firmen Expansionspläne. Allein für das laufende Jahr plant rund ein Drittel der auslandsaktiven deutschen Unternehmen Investitionen im Reich der Mitte. Allerdings hat das Land auch mit enormen Schattenseiten seines Wirtschaftsbooms zu kämpfen – gravierende Umweltprobleme, Energieknappheit, steigende Verbraucherpreise sowie ein eklatantes Wohlstandsgefälle. Die Volksrepublik steht auch aktuell im Olympia-Jahr – nicht zu Unrecht – in der internationalen Kritik. Anlass sind die Unruhen und Forderungen nach Autonomie in Tibet, denen China mit aller Härte begegnet. Art und Ausmaß der neu entfachten China-Debatte zeigen aber vor allem eines: Die Ratlosigkeit über den richtigen Umgang mit dem neuen Global-Player, der anderen Wertvorstellungen und Entwicklungsmodellen folgt als wir. wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 15 Titel BRIC-Staaten Aus Sicht der IHK-Organisation tragen Drohgebärden – wie Olympia-Boykott oder Wirtschaftssanktionen gegen China – nicht zur Veränderung politischer Rahmenbedingungen bei, geschweige denn zur Verbesserung der Menschenrechtssituation. Statt China international zu isolieren, sollte jede Form des Dialogs zur sachlichen Auseinandersetzung genutzt werden. Das Engagement westlicher Firmen – „Wandel durch Handel“ – kann einen wichtigen Beitrag zur weiteren Öffnung in China leisten. Kritische Anliegen – wie etwa die aktuelle Visavergabe – gilt es weiterhin selbstbewusst und offen anzusprechen. Zudem würden Boykotte nicht nur dem Reich der Mitte schaden. Im Gegenteil: Gerade die deutsche Exportwirtschaft würde hier empfindlich getroffen werden. Auch für den Standort Deutschland wären die Folgen beträchtlich – hier sind immerhin über 200 000 Arbeitsplätze vom Export Markttipp China „Für Einkäufer gilt: die Ware präzise und so detailliert wie möglich beschreiben. Wenn möglich sollten internationale oder die chinesischen Standards (GBs) herangezogen werden. Den tatsächlichen Hersteller von Waren zu finden, ist schwierig. Von Vorteil ist der Deutsch-Chinesische Standardliefervertrag und mit einer vereinbarten Schiedsklausel.“ Dr. Thomas Weiß, IHK Nord Westfalen nach China abhängig. Nordrhein-Westfalen hatte 2007 einen Anteil von 21,6 Prozent an den gesamten deutschen Ausfuhren nach China. Fast 600 Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen sind mit Büros oder Produktionsstätten in China aktiv. Unter dem Motto „NRW goes to China“ planen die IHKs vom 26. Oktober bis 1. November 2008 eine Mehrbranchenreise nach China – koordiniert von der IHK zu Köln als langjährige NRW-Schwerpunktkammer für China; die IHK Nord Westfalen ist dabei mit dem Schwerpunkt Umwelttechnik beteiligt. Veronika Lühl Die Autorin ist stellvertretende Hauptgeschäftsführerin und Leiterin des Geschäftsbereichs Außenwirtschaft der IHK zu Essen, die den 5. NRW-Außenwirtschaftstag ausrichtet. 16 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Brasilien Zu Recht ein BRIC Gemessen an der reinen Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts tanzt das Land des Sambas im Vergleich zu Russland, Indien und der Volksrepublik China aus der Reihe. Statt Wachstumsraten im zweistelligen Bereich erwirtschaftet Brasilien derzeit ein Plus von rund 5 Prozent. Skepsis ist jedoch nicht angebracht. Dem größten Land Lateinamerikas sprechen wegen der einstelligen Wachstumsraten zwar viele Experten seinen Platz in der Riege der vier ökonomischen Weltmächte von morgen ab. Doch spätestens seit der ausgiebigen Lateinamerika-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Mai ist klar: Die Region – vorne weg Brasilien – ist in den Kreis der Wunschpartner der deutschen Wirtschaft zurückgekehrt. Das Land verfügt sowohl über große Reserven an Bodenschätzen als auch über eine hochentwickelte verarbeitende Industrie. Konzerne wie der Flugzeugbauer Embraer, der Erdölkonzern Petrobras oder der Fleischproduzent Sadia sind auf internationalem Expansionskurs. Energiesektor wichtig Wie ein Magnet zieht die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt die ausländischen Direktinvestitionen an. Das laufende Konjunkturprogramm der brasilianischen Regierung und die Vorbereitungen auf die Fußballweltmeisterschaft 2014 sind nur zwei von zahlreichen Argumenten für ein Engagement am Zuckerhut. Im Energiesektor kommt Brasilien eine immer wichtigere Rolle zu. Das Land ist nicht nur der billigste und größte Ethanolproduzent der Welt, es hat auch große unerschlossene Erdölquellen, wie die kürzlich entdeckten Vorkommen vor Santos und Rio de Janeiro. Die günstige Lage ist auch einer besonnenen Wirtschaftspolitik zu verdanken. In eindrucksvoller Weise schafften der amtierende Präsident Luiz Ignacio Lula und sein Vorgänger Fernando Henrique Cardoso den konsequenten Wandel vom un- berechenbaren Hochrisikoland zum Garanten von Wirtschaftsstabilität und Unternehmerfreundlichkeit. Gutes Konsumklima Selbst die US-Immobilienmarktkrise warf Brasilien nicht aus der Bahn. Im Gegenteil entwickelt sich das Konsumklima momentan sehr positiv, die Binnenkonjunktur ist endgültig angesprungen. Kfz-, Elektro- und Immobilienbranche fahren einen Rekord nach dem anderen ein. Die deutsche Präsenz vor Ort ist bemerkenswert. Die meisten großen deutschen Industrieunternehmen sind in Brasilien gut im Geschäft – oftmals seit mehreren Jahrzehnten. Nadelöhr Infrastruktur Vorerst kann der Gigant Brasilien sein enormes Potenzial aber nicht voll entfalten. Die Weltbank bemängelte in ihren „Doing Business“-Berichten besonders die langwierigen Genehmigungsprozeduren und die komplexe Steuerpraxis. Die mangelhafte Infrastruktur gilt als Nadelöhr der brasilianischen Entwicklung. Auf der konjunkturellen Seite befürchten Experten, dass sich der regelrechte Konsumboom bei vergleichsweise moderatem Wirtschaftswachstum mittelfristig zu einer Blase entwickeln könnte. Das Gesamturteil muss aber gut ausfallen. Brasilien ist in seinem seit langem besten wirtschaftlichen Zustand und muss zu Recht mit den anderen drei Wachstumsmärkten in einem Atemzug genannt werden. Für deutsche Unternehmen bieten Land wie Region hervorragende Geschäftschancen - wenn Produkt und Durchhaltevermögen stimmen. Oliver Döhne, bfai-Korrespondent in Sao Paulo Titel BRIC-Staaten Interview mit DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun „Bin begeistert von Brasilien“ DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun äußerte sich anlässlich der Lateinamerika-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel über seine eigenen Erfahrungen als Unternehmer in dem Land und die wachsende Bedeutung des Investitionsstandortes Brasilien. ? Südamerika ist angesichts der Chinaund Indien-Euphorie etwas aus dem öffentlichen Blickfeld geraten – zu Recht? ! Wie sind die Voraussetzungen für Unternehmer? Unter Präsident Lula und seinem Vorgänger Cardoso hat sich Brasilien mit einer sozialdemokratischen Politik der Mitte auf den richtigen Weg gemacht. Das Land hat sich wirtschaftlich geöffnet, und die unabhängige Zentralbank hat die Inflation in Wie unterscheidet sich nach ihren eigenen Kenntnissen als Unternehmer der Standort China von Brasilien? ! Es ist zweifellos spektakulär, bei jedem neuen China-Besuch in dem autoritär geführten Land massive Baufortschritte Der Unternehmer Ludwig Georg zu erleben. Da werden ganze Braun ist seit 41 Jahren in Brasilien. Städte aus dem Boden geFotos: DIHK stampft, was in gefestigten den Griff bekommen. Das Wirtschafts- Demokratien und Rechtssystemen wie Brawachstum steht auf einer soliden Grund- silien aus guten Gründen so nicht möglich lage. Auch was das technologische Know- ist. In China oder Vietnam kann man in riehow angeht: Große Ölkonzerne holen Ex- sigen Industrieparks Fabriken bauen, da perten inzwischen aus Brasilien. Der neue stimmt von der Infrastruktur einfach alles. Gouverneur von Rio de Janeiro bekämpft Dennoch: Durch die kulturelle Nähe zu intensiv die Gewaltkriminalität. Das zeigt: Europa, gemeinsame Wurzeln und die Die Brasilianer verlassen sich inzwischen Sprache ist in Südamerika vieles einfacher nicht mehr nur darauf, als in Asien. dass sich die Probleme Wo sehen Sie in Lateinamerika noch schon irgendwie von Defizite? selbst lösen werden. Nein, das ist sehr bedauerlich. Ich bin begeistert von Südamerika und ganz besonders von Brasilien. Mein Unternehmen Braun Melsungen, das vor allem Medizinprodukte herstellt, ist seit 41 Jahren im Land und beschäftigt rund 1 500 Mitarbeiter in Brasilien. Bis 2010 investieren wir weitere 65 Millionen Euro. Die deutsche Industrie ist zwar gerade im Großraum São Paulo mit etwa 1200 Firmen vertreten. Aber alle Unternehmen, die noch nicht da sind, verpassen etwas. Gerade Brasilien hat in den letzten Jahren einen großen Sprung nach vorne gemacht, den viele hierzulande offenbar nicht wahrgenommen haben. Problematisch ist, dass deutsche Banken zahlreiche Niederlassungen geschlossen „Alle Unternehmen, die noch haben. nicht da sind, verpassen etwas.“ ? ! ? ? Das zögerliche Verhalten vieler Investoren ist nach den Entwicklungen der letzten Jahrzehnte sicher nicht unbegründet. ! In den letzten Jahrzehnten gab es mehrere Phasen von Hyperinflation, es gab politische Instabilität. Auch mein Unternehmen hat viele Höhen und Tiefen erlebt. Das hat sich jetzt aber in Ländern wie Brasilien, Chile und Peru deutlich gebessert. Neu ist für Südamerika, dass sich die Regierungen jetzt weitgehend an die demokratischen Spielregeln halten und Regierungswechsel wie jetzt in Paraguay möglich sind. Außerdem wird die Justiz unabhängiger, Unternehmen werden nicht an ihrer freien Entfaltung gehindert. ? ! Ich würde mir wünschen, dass zum Beispiel die administrative Infrastruktur vereinfacht würde. Die Zollbürokratie ist sehr ineffizient. Außerdem bleibt die Gewaltkriminalität wohl so lange ein Thema, bis der Wohlstand auch die untersten Bevölkerungsschichten erreicht hat, aber auch da sehe ich schon Verbesserungen. ? ! Was sollte seitens der EU-Länder politisch in Südamerika getan werden? Wir Europäer brauchen Südamerika und vor allem Brasilien nicht nur als Rohstofflieferant. Zweites wichtiges Thema ist in meinen Augen die Bildungskooperation: Wir sollten zum Beispiel den Austausch von Studenten und die Zusammenarbeit von Universitäten fördern. Die EU könnte ein eigenes Erasmus-Programm für Lateinamerika auflegen. Eine gute Basis dafür bieten die vielen deutschen Schulen, die es in Südamerika bereits gibt. ■ wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 17 Titel BRIC-Staaten Brasilien – August Friedberg GmbH, Gelsenkirchen Kein Billiglohnland Die Gelsenkirchener August Friedberg GmbH ist vor 34 Jahren vor Stadtplanern aus Deutschland nach Brasilien ausgewichen. Heute sagt die Firmenchefin: „Brasilien macht für uns jetzt so richtig Sinn.“ Ingrid Brand-Friedberg sucht. Mit dem rechten Zeigefinger fährt sie auf der Landkarte die brasilianische Küste ab. „Da ist Rio de Janeiro.“ Sie kreist über Sao Paulo, zieht ins Landesinnere: „Da liegt Campinas. Und da ist es.“ Monte Mor. Die Stadt, der der Gelsenkirchener Hersteller von Verbindungselementen seit 34 Jahren treu ist. Rund 120 Mitarbeiter produzieren dort, was auch ihre etwa 450 deutschen Kollegen in Gelsenkirchen-Rotthausen, in Finsterwalde und bei Korbach herstellen: besonders hochwertige Verbindungselemente. Die Friedberg-Verbindungsteile müssen viel können: Kaum eine der riesigen Windkraftanlagen auf der Welt wird ohne diese Schrauben aufgebaut. Und viele Autos auf der Welt würden ohne die Qualitätsschrauben nicht fahren. Fortschrittliche Wirtschaft Samba, Karneval. Fußball. Dabei bleibt es nicht, wenn die Geschäftsführerin der August Friedberg GmbH über ihr Brasilien redet. „Ein von der Natur gut bedientes Land“, sagt Ingrid Brand-Friedberg. Von den BRIC-Staaten sei Brasilien wirtschaftlich am weitesten fortgeschritten. Es ist hochindustrialisiert, hat einen leistungsfähigen Maschinenbau, eine große Automobil- und Flugzeugindustrie, ist der größte Agrarstaat der Erde und hat auch noch eine gute Straßeninfrastruktur. Die kennt sie. Ein Jahr lang hat sie mal mit der ganzen Familie in Campinas gelebt und in Monte Mor gearbeitet, spricht die Landessprache Portugiesisch fließend. „Von M 5 bis M 42 fertigen wir auch in Brasilien, hier in Deutschland bis M 64.“ Das heißt, die schweren, großen Schrauben mit bis zu 64 Millimetern Durchmesser werden 18 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Begehrt: Ingrid Brand-Friedberg mit den Schrauben, die von Gelsenkirchen aus in alle Welt verschickt werden. Fotos: Hinse nur in Deutschland gefertigt. Aber alles, was die Umformmaschinen in Gelsenkirchen oder in Monte Mor als mehrfach vergütete Friedberg-Schraube verlässt, hat die gleiche hohe Qualität und ein Gedächtnis. Diese Spezialschrauben kommen aus einer „Null-Fehler-Produktion“ und sind bis zum Rohstoff rückverfolgbar. Dass Friedberg längst Weltmarktführer im Bereich Verbindungen für die Windenergieanlagenindustrie ist, packt Ingrid Brand-Friedberg nur in einen Nebensatz. Rund 30 Millionen Schrauben werden pro Monat allein in Deutschland produziert. Selbstbewusst sinniert sie dafür über die mittelständischen „Hidden champions“ und deren Nehmer- Tipp für Exporteure: Für die meisten Importe nach Brasilien ist eine Einfuhrlizenz („Licença de Impor- Gerd Laudwein Foto: IHK tação“ (L.I.)) erforderlich. Diese kann bei brasilianischen Banken, die auch zu Devisengeschäften berechtigt sind, erworben werden. Die Lizenz, in der Regel 60 Tage gültig, muss den Namen und die Anschrift des Herstellers und des Exporteurs enthalten. Die Ware muss vor Ablauf der Lizenz an Bord des Schiffes bzw. des Flugzeuges sein. Sie darf jedoch nicht vor Ausstellung der Lizenz verladen werden. Der Exporteur sollte sich immer rechtzeitig vom Importeur schriftlich bestätigen lassen, ob eine Lizenz erforderlich ist. Weitere Infos zu Lateinamerika und anderen Märkten gibt Gerd Laudwein, E-Mail: [email protected] qualitäten. Die August Friedberg GmbH geht auf 95 Millionen Euro Jahresumsatz zu. Platzproblemen ausgewichen Eigentlich sind die Friedbergs vor 34 Jahren eher nach Brasilien ausgewichen. Denn in Gelsenkirchen sollte damals kein Platz mehr für den mittelständischen Stahl-Traditionsbetrieb sein, der sich seit 1884 aus einer Hufschmiede für Grubenpferde entwickelt hatte. „Die Stadt hatte uns als Wohnbebauung überplant, so wie das Anfang der siebziger Jahre üblich war. Veränderungssperre.“ Das war einmal. Und Brand-Friedberg ist nur viermal pro Jahr jeweils für ein paar Tage in Brasilien. „Etwa zehn Prozent des Volumens, das wir in Deutschland haben, fällt heute in Brasilien an“, sagt die Diplom-Ökonomin. Das bedeutet umgerechnet 15 Millionen Euro Umsatz. Ingrid Brand-Friedberg hat alle Höhen und Tiefen der wirtschaftlichen Entwicklung des südamerikanischen Landes mitgemacht. Brasilien ging durch mehrere Rezessionen, war lange bei der Weltbank hochverschuldet. Mühelos zählt sie die wechselnden Währungen Brasiliens auf: „Da hatten wir den Cruzeiro, den Cruzeiro Novo, dann Cruzado, neuer Cruzado. Und wieder Cruzeiro. Jetzt gibt es den Real, der sehr stabil ist.“ Die Firmenchefin hat festgestellt: „Die Wirtschaft ist in den letzten fünf, sechs Jahren professioneller geworden, stellt sich auf den Weltmarkt ein.“ Westfälische Straße Als die „A. Friedberg do Brasil“ startete, „da wurden Schraubenhersteller wie die Könige behandelt“. Bis zu einem Jahr lang mussten Titel BRIC-Staaten Kunden damals auf Schrauben warten. 120 Kilometer von Sao Paulo entfernt, der Industriestadt mit den vielen deutschen Unternehmen, ließ sich Friedberg in Monte Mor an der „Westfälischen Landstraße“ nieder, mit Haver & Boecker und Westfalia aus Oelde als Nachbarn. Es wurde in einer heute fast nicht mehr vorstellbaren Welt produziert: Internationale Telefongespräche gab es nur mit fünf Stunden Voranmeldung in der Nachbarstadt Campinas. Telex und Fax kamen erst später dazu. Viele Unternehmen gingen später auch wieder. Brasilien ist heute vor allem für Konsumgüter-Industrie interessant. Das Land hat über 180 Millionen Einwohner, eine sehr junge Bevölkerung, die konsumiert. „Da wächst eine gut ausgebildete und motivierte Generation heran“, sagt BrandFriedberg. Zudem habe sich eine Mittelschicht in Brasilien herausgebildet. 1974 lebten in dem Land erst 90 Millionen Menschen. Ihre Erfahrung über die Jahre: „Es ist zwar nicht alles anders, aber doch vieles.“ Der Investor müsse sehr viel Eigenkapital mitbringen. Und sie warnt: „Brasilien ist kein Billiglohnland.“ Zudem sei gesetzlich sehr viel reglementiert. Und das Land sei inzwischen sehr umweltorientiert. „Die Auflagen dort gehen teilweise über die Auflagen bei uns hinaus.“ Zudem sei Brasilien im Vergleich mit Europa noch ein relativ geschlossener Markt. Verhaltenstipps: „Höflichkeit ist in Brasilien immer gern gesehen. Ein Wort, dass sich jeder vor seiner Reise nach Brasilien unbedingt einprägen muss, ist „Obrigado!“ – Danke! oder „Muito Obrigado!“ – Vielen Dank! Das Hierarchiedenken ist in Behörden und Unternehmen gleichermaßen präsent. So wie in kleineren Firmen nur der Chef Entscheidungskompetenz hat, wird in Ministerien die Zustimmung des Ministers benötigt.“ Brasilien war für die Firmenchefin eine Investition mit Zukunft. „Unsere hiesigen Kunden investieren nun auch dort.“ Nicht nur die Auto-Industrie. An der 8500 Kilometer langen Küste werden nämlich Windparks geplant, um dezentral Strom erzeugen. Ingrid Brand-Friedberg lehnt sich zurück, freut sich über das, was sie dann sagt: „Brasilien macht für uns nach 34 Jahren so richtig Sinn.“ Gerd Laudwein Werner Hinse Expertentipps Fragen vor dem Markteintritt: ● Werden die Produkte in Brasilien benötigt oder kann ein Bedarf geschaffen werden? ● Sind sie im reinen Export wettbewerbsfähig oder ist local content nötig? ● Wie sollen Kosten und Preise kalkuliert werden? ● Was ist der richtige Vertriebsweg? ● Wie werden die richtigen Geschäftspartner gefunden? ● Was muss bei Vertragsabschlüssen beachtet werden? ● Welcher Standort sollte gewählt werden? ● Wie lange dauert der Geschäftsaufbau und wie teuer wird er? ● Welche Vorbereitung ist für eine Brasilienreise nötig? Die Wahl des Partners in Brasilien ist entscheidend für den Erfolg, mehr als alles andere! Damit die kleinen und mittleren Firmen kostengünstig an den Stolperschwellen vorbei geführt werden, wurde der Firmenpool Brasilien/ Mercosur geschaffen. Träger ist die IHK Essen, Poolmitgliedsfirmen teilen sich kostengünstig die Infrastruktur des Firmenpoolbüros in São Paulo. Über die Leistungen informiert Tobias Slomke bei der IHK Essen, Telefon 0201 1892244. Besonders gute Chancen für einen Markteinstieg gibt es im Moment in den Branchen Bergbau, Automobilbau/-zulieferung, Medizintechnik, Maschinenbau, Sicherheitstechnik, Erdöl- und Erdgasgewinnung, -verarbeitung und -verteilung sowie Landwirtschaft einschließlich Biokraftstoffgewinnung. Karlheinz Kurt Naumann leitet seit mehr als zehn Jahren den Firmenpool Brasilien/Mercosur in São Paulo. Seine Erfahrungen hat er auch in dem Buch „Wirtschaftsboom am Zuckerhut, Strategien für langfristigen Erfolg in Brasilien“ aktuell zusammengefasst. Nur das Beste: Die Qualitätskontrolle der gewichtigen Schrauben ist handverlesen. wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 19 Titel BRIC-Staaten Markttipps: Russland – Windmöller und Hölscher, Lengerich Der wilde Osten wird zahmer Das Geschäft mit Russland hat sich normalisiert. Die Gesetze sind harmonisiert worden. Nur der Alltag im Einsatz für den Lengericher Maschinenbauer Windmöller & Hölscher ist manchmal noch abenteuerlich. Reinhard Elting war schon in Russland, da gehörte das Land noch zur Sowjetunion. Das war die Zeit, in der Elting und seine Frau nie ohne Tragenetz und leere Schraubgläser in die Stadt gingen. Man musste zum Einkaufen die Transportverpackung mitbringen, erzählt Elting. „Tragetaschen waren das absolute Souvenir.“ Es klingt ein wenig staunend, dieser Blick zurück. Aber auch diese Ära geht in dem riesigen Land zu Ende. Waren werden dort mittlerweile auch verpackt. Und das freut Elting – beruflich. Denn der gebürtige Bocholter arbeitet als Verkaufsdirektor des Lengericher Unter- nehmens Windmöller & Hölscher (W&H) für Russland und die baltischen Staaten. Die Lengericher W&H-Gruppe ist im Bau von Maschinen und Anlagen zur Herstellung flexibler Verpackungen seit Jahrzehnten weltweit Technologieführer. Mit Produktions-, Service- und Vertriebsgesellschaften bietet sie an 16 Standorten rund um den Globus ein komplettes Leistungspaket von Beratung und Engineering über die Lieferung hochwertiger Maschinen bis hin zur kompletten Verpackungsmittelproduktion. „Russland ist ein sehr interessanter Markt für uns“, unterstreicht Reinhard Elting, „Verpackung wird dort immer wichtiger.“ Lose verpackte Ware, Silos und Die russischen Märkte befinden sich seit Jahren im Höhenrausch. Faktisch alle Konsum- und Investitionsgüter lassen sich dort verkaufen. Franz-Josef Drees Besonderre Chancen Foto: IHK haben Maschinen und Anlagen aller Art, Nutzfahrzeuge und Pkws sowie Baustoffe. Seit einiger Zeit werden verstärkt auch Lebensmittel nachgefragt. Die zunehmenden realen Einkommenszuwächse der russsischen Verbraucher führen dazu, dass der Bedarf an hochwertigen Konsumgütern, insbesonderre Markenartikeln, rasant wächst. Beim Aufbau einer eigenen Präsenz empfiehlt sich – zumindest temporär – der Einsatz eines deutschen Mitarbeiters vor Ort. Wenn russsisches Personal eingesetzt wird beachten, dass Fachkompetenz vor Sprachkompetenz geht. Russsiche Gesetze strikt einhalten, um keine Abhängigkeiten entstehen zu lassen! Franz-Josef Drees, E-Mail: [email protected] Tankwagen werden von Firmen mehr und mehr durch gestaltete Verkaufs- und Transportverpackungen ersetzt. Keine lose Waren mehr Elting wohnt heute mit seiner Familie in Ibbenbüren, hat lange in Moskau gelebt, kennt den russischen Markt durch und durch. Sechs Jahre war er für Thyssen dort, und elf Jahre hat er für MAN Ferrostaal diesen Markt betreut. Seit 2006 ist er nun der Mann für die GUS-Staaten und das Baltikum bei W&H in Lengerich. Russland ist ein großer Markt und war es auch schon zu Sowjet-Zeiten, weiß Elting und zollt gleichzeitig den Dimensionen des Landes Respekt. „Ein Riesenreich mit neun Zeitzonen.“ W&H hat wie der Russland-Experte einen Vorteil in dem Land – sie waren schon zu Sowjet-Zeiten dort. Seit einem halben Jahrhundert ist das Unternehmen im Osten aktiv, und hat in dieser Zeit ständig guten Kontakt zu den jeweiligen Ansprechpartnern, anfangs hauptsächlich zu den Außenhandelsgesellschaften und heute direkt zum Endkunden gehalten. Reinhard Elting, Verkaufsdirektor von Windmöller & Hölscher Lengerich für Russland und die Baltischen Staaten, mit dem Kundenmagazin „Extra“ in russischer Sprache. Foto: Hinse 20 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 „Damals lief alles zentral über Moskau. Die Außenhandelsgesellschaften steuerten das Geschäft“, berichtet Elting. Das Erleben Schönes Ambiente im „wilden Osten“: Der Firmensitz von Windmöller & Hölscher in Moskau. und Wissen um dieses Kapitel der russischen Wirtschaftsgeschichte verbindet. Denn gerade das Verständnis für die kulturelle Situation helfe beim Verkaufen. Elting ist überzeugt: „Menschen machen Geschäfte.“ Experten für den russischen Markt mit diesem Hintergrundwissen und guten Sprachkenntnissen sind rar. Russische Kunden seien nämlich an langfristigen und nachhaltigen Beziehungen zu Unternehmen im Ausland interessiert. Deshalb greift das Lengericher Unternehmen auch gerne auf Mitarbeiter zurück, die einst als Deutsche aus Russland nach Deutschland übersiedelten und sich nun für W&H in Russland engagieren. Sitz in Moskau Vor zwölf Jahren haben die Lengericher das Russland-Geschäft in die eigene Hand ge- Tipps für Exporteure: Russland-Lieferungen sind logistisch und zolltechnisch nicht einfach abzuwickeln. Ansprechpartner sind die IHK, der Spediteur, die Zertifizierungsgesellschaft (SGS oder TÜV), die eingeschaltete Bank oder der Zoll. Vorauszahlungen, Bank-Akkreditive oder Hermes-Bürgschaften bieten ausreichend Sicherheit. Infos: www.ihk-nordwestfalen.de/ International Deutsch-Russische Auslandshandelskammer: http://russland.ahk.de Russland Kompentenzzentrum bei der IHK Düsseldorf: [email protected]; www.duesseldorf.ihk.de 22 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 nommen. Seit diesem Jahr ist daraus eine GmbH russischen Rechts geworden – mit Sitz in Moskau und elf Mitarbeitern vor Ort für Vertrieb und Service am W&H-Kunden. Ein wenig stolz meint Elting: „Diesen Service bieten unsere Konkurrenten nicht.“ In der ukrainischen Hauptstadt Kiew wurde ebenfalls ein Büro eröffnet. Aber der Osten ist nicht unendlich für die Hersteller von Maschinen für Druck, Großsack, Folie und Papierbeutel aus Lengerich. „Jenseits des Urals wird es schwierig.“ Dort beginnt die Einflusssphäre der asiatischen Konkurrenten. Eltings Hoffnung: Der Markt entwickelt sich auch außerhalb der großen sibirischen Industrie-Zentren, in denen W&H sich durchsetzen kann. Zudem nimmt die Fertigungstiefe der russischen Industrie zu. Das Geschäft hat sich normalisiert, sagt der Russland-Kenner. „Die russische Gesetzgebung ist harmonisiert worden.“ Der wilde Osten wird zahm. Noch nicht handzahm Aber das hindert Reinhard Elting nicht daran, sich über den alltäglichen Protektionismus in Russland zu ärgern. Über „undurchsichtige Zollbestimmungen“ und eine überbordende Bürokratie, die selbst das Anliefern von Firmenpro- spekten zu einer logistischen Herausforderung werden lässt. Nicht zu reden von Visa-Bestimmungen, die eine plötzlich anberaumte Dienstreise scheitern lassen. „Alles was planbar ist, klappt“, sagt Elting. „Aber spontan?“ Da sind dann Kreativität und Flexibilität gefragt. Wie übrigens auch die Postzustellung in Moskau. Die Foto: W & H übernimmt in der russischen Metropole am besten der eigene Fahrer, wenn man sicher gehen will, dass die Post den Empfänger auch rechtzeitig erreicht. Und in solchen Situationen zeigt sich dann, dass es manchmal gut ist, sich noch an die Zeiten erinnern zu können, als alles noch viel komplizierter war. Werner Hinse Olympische Winterspiele 2014 in Sotschi Viele Chancen für deutsche Unternehmen Der russische Schwarzmeerkurort Sotschi empfängt 2014 Athleten aus aller Welt zu den Olympischen Winterspielen. Es ist ein Prestigeprojekt von nationaler Bedeutung. Entsprechend gewaltig sind die Investitionssummen. Insgesamt sollen rund neun Milliarden Euro fließen. Nicht nur Sportstätten müssen neu errichtet werden, auch der Ausbau und die Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur, der Energieerzeugung, des Telekommunikationsnetzes und des Gastronomie- und Hotelsektors stehen an. Herausgeputzt und modernisiert wird auch die Gebietshauptstadt Krasnodar. Allein wird die russische Wirtschaft die in Gang getretene Investitionslawine nicht bewältigen können. Das Land ist auf ausländische Experten und Zulieferer angewiesen. Deutschen Unternehmen bieten sich zahlreiche Geschäftschancen, so zum Beispiel im Straßen- und Kraftwerksbau. Auch bei der Errichtung von Hotels und deren Ausstattung, etwa mit Küchen-, Klima-, Sanitär- und Sicherheitstechnik, gibt es Möglichkeiten für deutsche Firmen und Ausrüster. Gefragt sein werden darüber hinaus Dienstleistungen bei der Projektierung und Ausführung technisch anspruchsvoller Spezialbauten in Sotschi und im Gebirge. Quelle: bfai Titel BRIC-Staaten Russland Eine Weltmacht meldet sich zurück Der Wirtschaft des größten Flächenstaates ist es längst gelungen, auf der Weltbühne wieder ein Wörtchen mitzureden. Rekordpreise für die wichtigsten Ausfuhrgüter Öl und Gas lassen das Wachstum prächtig gedeihen. mieprodukte verkaufen sich blendend – mit jährlich zweistelligen Zuwachsraten. Seit einem Jahrzehnt legt Russlands Bruttoinlandsprodukt jährlich um sechs bis sieben Prozent zu. Getragen wird das Wachstum derzeit von den Bruttoanlageinvestitionen (2007: plus 21 Prozent) und der starken Binnennachfrage. Die Realeinkommen steigen jährlich um ein Zehntel, die Einzelhandelsumsätze sogar um 20 Prozent. Großes Potenzial bietet die russische Baukonjunktur für Planer, Baustofflieferanten und Spezialgewerke. Auch die Automobilindustrie steht unter Volldampf. Fast alle Weltkonzerne bauen Kfz-Fabriken in Russland auf und suchen händeringend nach Zulieferern. Für Maschinenbauer ist das Land schon jetzt ein Eldorado, denn über die Hälfte der russischen Einfuhren entfallen auf Investitionsgüter. Ausrüstungen „Made in Germany“ sind dank Produktivitätsvorteilen, Qualität und Service begehrt. Westliche Unternehmen fühlen sich von dem Boom förmlich angezogen. Die Auslandshandelskammer in Moskau schätzt, dass inzwischen rund 4600 deutsche Firmen in Russland aktiv sind, in der Mehrzahl Mittelständler – von Architekten und Bankern bis hin zu Logistikern, Maschinenbauern und Konsumgüterproduzenten. Als Lieferanten sind deutsche Hersteller in Russland die Nummer eins. Besonders Maschinen, Fahrzeuge und Che- Doch bei aller Euphorie: Russland ist kein leichter Markt, die kulturellen Unterschiede erweisen sich bei Geschäften größer als die geographische Nähe vermuten lässt. Auch die Dauerbrenner Korruption und Bürokratie bleiben aktuell. Der Staat macht sich zunehmend in der Wirtschaft breit, kontrolliert wichtige Kernbranchen wie den Flugzeug- oder Schiffbau und reglementiert ausländische Investments in als strategisch definierten Branchen (unter anderem Rüstung, Atomkraft, Energie- und Transportsektor). In Forschung und Entwicklung wird wenig investiert. Die Infrastruktur ist in weiten Teilen des Landes marode und bremst den Aufschwung. Wer als Mittelständler den ersten Schritt nach Russland wagt, sollte sich vorher gut über den Markt informieren und zuverlässige Partner vor Ort suchen. So fördert der Bund 2008 die Beteiligung an 46 Fachmessen im Land. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie organisiert Unternehmerreisen und Kontaktbörsen in russischen Regionen. Wichtige Erstinformationen zur Wirtschaftsentwicklung, zu einzelnen Branchen sowie zu Rechts-, Zoll- und Steuerfragen bietet die Bundesagentur für Außenwirtschaft (www.bfai.de). Gerit Schulze, bfai-Marktbeobachter in Moskau Venti Oelde – Der Markt Indien Gewinne, nicht nur Umsätze Venti Oelde hat vor gut einem Jahr mit Erfolg in Indien die erste Tochtergesellschaft gegründet. Das riesige Land mit der hohen Bevölkerungsdichte und der ganz anderen Mentalität ließen den mittelständischen Anlagenbauer sein Engagement auf dem indischen Markt Schritt für Schritt angehen. „Das Land ist so groß wie Europa“, sieht Thomas Gandt, technischer Geschäftsführer der Ventilatorenfabrik Oelde GmbH, das enorme Marktpotenzial des indischen Sub- kontinents. Der 42-jährige DiplomIngenieur ist überzeugt: „Als Anlagenbauer in der Zement- und Stahlindustrie muss man heute in Indien sein.“ Die Venti-Kunden waren dort bereits im Exportgeschäft vertreten und wiesen den westfälischen Anlagespezialisten immer wieder darauf hin, jetzt auch in Indien zu Thomas Gandt, Technischer Geschäftsführer von Venti Oelde, im Versand des Unternehmens. Foto: Hinse wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 23 Titel BRIC-Staaten investieren. Aber mit „langem Atem“, hatten sich die Oelder vorgenommen. Erste Tochter in Indien Vor drei Jahren feierte das Familienunternehmen sein 75-jähriges Firmenjubiläum. Vor gut einem Jahr hat das Unternehmen, das einen Jahresumsatz von knapp 60 Millionen Euro aufweist, in Mumbai eine Tochtergesellschaft gegründet. „Die erste“, so Gandt, „darauf schauen natürlich alle.“ Die rund 250 Mitarbeiter von Venti bauen spezielle Ventilatoren, die zwischen 500 und über zwei Millionen Kubikmeter Luft pro Stunde bewältigen. Selbst ein Laufrad mit 4,50 Meter Durchmesser läuft genauso präzise und ruhig wie ein nur halb so großes. Das ist das vertraute Kerngeschäft des Unternehmens. Nachhaltig und vorsichtig-bedächtig haben sich die Münsterländer an ihr IndienEngagement gemacht. „Wir wollen Gewinne machen – nicht nur Umsätze.“ Denn bei Venti wissen sie, wie kompliziert der Alltag in Indien sein kann. „Das Land hat schon Tradition bei uns“, erklärt Gandt. In den 1970er Jahren hatte Venti dort ein Jointventure zum lizensierten Nachbau von Ventilatoren aufgebaut. Vorteil: Bekannte Partner Das Unternehmen verließ sich bei der Gründung der Tochter auf bekannte Partner in Indien aus diesen Zeiten. „Ein Riesenvorteil. Das ist doch eine andere Mentalität. Wir haben das große Glück Leute zu haben, die man über Jahrzehnte kennt.“ Mit ihnen zusammen arbeitete sich Venti durch das indische Bürokratie-Chaos. „Sie müssen da einige Instanzen durcharbeiten. Die Entscheidung gibt es nicht so schnell wie in Europa.“ Und gründete dann die indische Tochter mit Sitz in Mumbai, in FlughafenNähe. Die Vorteile der indischen Metropole bezahlt das Unternehmen allerdings auch. Die Höhe der Mieten und die Kosten für Elektrizität haben Gandt „schon überrascht“. Venti-Geschäftsführer Thomas Gandt (r. o.) schaut einem Mitarbeiter beim Bearbeiten eines Ventilatorenlaufrads über die Schulter. Foto: Hinse Schritt für Schritt sind die Oelder ihr Indien-Engagement angegangen. Aus dem reinen Verkaufsbüro ist längst eine Firma mit sechs Mitarbeitern geworden, die in Zusammenarbeit mit den Kollegen in Oelde vor Ort Projekte bearbeiten. Das Vertrauen in den indischen Markt wächst. Aber es soll kein Galopp daraus werden – auch wenn bereits zwei indische Konstrukteure für das Engineering von Gehäusen im Einsatz sind. Demnächst soll noch aufgestockt werden. Selbst wenn Venti in Indien nicht selbst fertigt, der Export von dort in den Nahen Osten und in weitere asiatische Länder ist fest eingeplant. Es gibt aber eine klare Vorgabe aus dem Management an alle Mitarbeiter: „Der Standort Oelde ist fest und wird von allen unterstützt. Und das Know-how bleibt hier.“ Darüber wacht Venti, das in sechs Geschäftsfeldern operiert. Bisher ist der Einsatz von Indien aus erfolgreich. Der Anlagenproduzent arbeitet derzeit am Bau von sechs großen Zementfabriken mit, den größten weltweit. Mitte der 1990er Jahre hatte das Unternehmen kaum noch Aufträge aus Indien, zur Jahreshälfte 2008 hat sich der Umfang so gesteigert, dass Gandt trotz seiner Vorliebe für Understatement bemerkt: „Eine deutliche Steigerung, die wir uns so auch nur erhofft hatten.“ Langwierige Verhandlungen Präzise Schnitte auch durch dickes Eisen macht der Laser möglich. 24 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Foto: Hinse Thomas Gandt hat schon viel von Indien gesehen auf seinen Touren mit den indischen Partnern zu den Kunden. Bis zu viermal im Jahr ist er dort unterwegs. Seit es die „kleine Tochter“ in Mumbai gibt, pendeln deutsche Venti-Mitarbeiter weniger häufig zwischen Indien und Oelde. Früher, stöhnt Gandt, habe es einen „immensen Aufwand“ an Reisekosten und Zeit für die in Indien traditionell langwierigen Ver- Titel BRIC-Staaten Marktinfos Indien Die Lohn- und Gehaltskosten sind auch bei den hervorragend ausgebildeten Fachund Management- Dr. Thomas Weiß kräften noch verFoto: IHK gleichweise gering, die Bereitschaft, für mehr Geld den Arbeitsplatz zu wechseln, ist recht hoch. Schwierigkeiten beim Markteintritt sind unter anderem bürokratische Hürden, die besser und schneller mit Dienstleistern überwunden werden können. Der öffentliche Sektor wird oft begünstigt. Die Infrastruktur ist noch relativ schlecht. Das Zoll- und Steuersystem ist kompliziert. So sollten notwendige Einfuhren von Maschinen mit der Zollverwaltung peinlich genau abgestimmt sein. Ansprechpartner bei der IHK Nord Westfalen: Dr. Thomas Weiß, E-Mail: weiss@ ihk-nordwestfalen.de tragsverhandlungen gegeben. „Das ist die indische Mentalität: Möglichst nichts verkehrt machen, und auch bis zum letzten Detail zu verhandeln.“ Aber auch in Indien haben sich in den vergangenen Jahren die Ansprüche im Anlagenbau verschoben, stellt Gandt fest. „Es muss längst nach unseren Maßstäben produziert werden.“ Gerade im Wettbewerb mit vielleicht preiswerteren Anbietern aus dem eigenen Land setze die garantierte Qualität „Made in Germany“ den höheren Preis dafür durch. Noch. Geschätzt werde auch der nun schnell ansprechbare VentiService in Indien: „Ein Pluspunkt“. „Der Riesenvorteil“ Indiens gegenüber China ist für Gandt die Handels- und Verkehrsprache Englisch. Hinzu komme das Wirtschaftssystem Indiens, das seit der Öffnung Mitte der 1990er Jahre westlichen Vorstellungen entspreche. Thomas Gandt merkt, das Indien längst auf dem Sprung ist: „Da ist eine unheimliche Energie in dem Land, ein regelrechter Aufbruch.“ Werner Hinse Dr. Wang – Mittler zwischen China und Deutschland Von der „Werkbank“ zum Exportland Die Wirtschaft Chinas kann nicht mehr ohne die Weltwirtschaft leben. Und die Weltwirtschaft auch nicht mehr ohne China. Das steht für den umtriebigen Dr. Chengwu Wang fest, der seit fast 25 Jahren in beiden Ländern tätig ist. „Der letzte Zug der chinesischen Reformpolitik ist Tjanjin.“ Für Augenblicke wird Dr. Chengwu Wang zu einer Art Bahn-Schaffner. Tjanjin kennt der 50-Jährige gut. Nur rund zwei Autostunden von Peking entfernt liegt sie, eine der wichtigsten Hafenstädte und eines der wirtschaftlichen Entwicklungszentren Chinas - und Wangs Heimatstadt. die Hälfte der Gewinnsteuern zahlen. Das gibt es dann nur noch, wenn die Produkte für China interessant sind oder als Hightech-Produkte anerkannt werden“, weiß Wang. „Die Partei will ja nun chinesische Unternehmen stärker unterstützen.“ China emanzipiert sich von der Rolle als „Werkbank der Welt“ zum Exporteur höherwertiger Produkte. Hier, zwischen Peking und der Küste, soll sich das „bombastische“ Wirtschaftswunder von Shanghai und Pudong noch einmal wiederholen. In dem Gebiet werden bald 30 Millionen Menschen leben und arbeiten. Von dort soll auch noch der Norden des chinesischen Reisenreichs wirtschaftlich erschlossen werden. Wang ist „Consultant“, Unternehmensberater, Spezialist für deutsch-chinesische Geschäftsbeziehungen. Mit einem Koffer voller Bücher ist der Erziehungswissenschaftler und Sportpädagoge in der Aufbruchzeit Chinas 1985 zum Studium nach Hannover gekommen. Wang promovierte über Risikofähigkeit und blieb – als Mittler zwischen China und Deutschland. Vom „Arbeiter“ zum Exporteur „Tjanjin ist die letzte Möglichkeit, um noch auf den Zug aufzuspringen. Ansonsten ist die Zeit vorbei“, ist seine Einschätzung. Vorbei die Zeit des uneingeschränkten Investierens und Exportierens, die spätestens mit dem WTO-Beitritt Chinas 2001 ihren Höhepunkt erreicht hatte. „Zwei Jahre Steuerfreiheit für Unternehmen, drei Jahre Der letzte Zug der chinesischen Reformpolitik ist Tjanjin, das der Unternehmensberater Dr. Chengwu Wang auf der Landkarte Chinas zeigt. Foto: Hinse Nach dem Tod Mao Zedongs 1976, des „großen Gotts Chinas“, wie Wang sagt, hat das Riesenreich durch die Entwicklungspolitik von Deng Xiaoping den Weg zu einem attraktiven chinesischen Markt geschafft. Chinas Wirtschaft wandelt sich rasant weiter. Es gebe schon Unternehmen aus Taiwan und Korea, berichtet Wang, die ihre Fabriken in inzwischen noch kostengünstigere asiatische Länder verlegt hätten. wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 25 Titel BRIC-Staaten Beziehungen aufgebaut Beziehungen sind alles Wang ist und war umtriebig. Er gründete eine Trading- und Consultingfirma, organisierte Anfang der 1990er Jahre für deutsche Unternehmen Reisen ins sich immer weiter öffnende China. Gleichzeitig baute er ein Zentrum für Traditionelle Chinesische Medizin in Münster und Coesfeld mit auf, das deutsche Ärzte mit dem chinesischen Immer den Überblick behalten: Ausblick von der AHK in Foto: Risch Wissen rund um Akupunktur ausbil- Shanghai. det. Und Wang hilft staatlichen Stellen in Deutschland und China beim Ausfor- Wer jetzt auf den chinesischen Markt gehen mulieren von Abkommen und Verträgen. wolle, müsse dorthin reisen und sehen, was die Chinesen schon produzieren, ist Wangs Experten-Tipp. „Wenn ein Produkt in China Markttipp: noch nicht so populär ist oder noch nicht „Im Vorfeld von Investitionen emphergestellt wird, und man nicht hingeht, fiehlt sich eine Überprüfung der dann verpasst man eine Chance.“ Die chiBonität und Zuverlässigkeit chinesischer Partner. Angaben zu Betriebsnesische Seite zahle auch Subventionen, abläufen chinesischer Unternehmen wenn dadurch interessante Hightech-Instellen sich häufig als ungenau, zum vestitionen ins Land geholt würden. „Ohne guanxi, Beziehungen, ist es sehr schwierig in China, besonders am Anfang“, sagt Wang. Zu Behörden, zu Handelsfirmen und zum wechselfreudigen Personal müssten Beziehungen aufgebaut werden. „Man braucht vertraute Personen vor Ort als Einstiegshilfe, am besten Chinesen oder Deutsche, die gerne in China arbeiten und leben.“ Manchmal reiche ja schon eine preiswerte Repräsentanz in China, um von dort im Markt recherchieren zu können. Teil verfälscht heraus.“ Dr. Thomas Weiß, IHK Nord Westfalen „Ich bin vertraut mit beiden Richtungen und kenne die Mentalitäten sehr gut.“ Und für chinesische Unternehmen sei es bestimmt nicht leichter, erzählt Wang, in Deutschland Fuß zu fassen, als für deutsche Firmen in China. Es gehe heute im Kern um die Frage, ob man sich traue, mit Chinesen zu konkurrieren. Indien sei lange noch nicht so weit wie China, meint Wang. Verbreitete Klagen über Produktpiraterie oder Fälschungen kontert er mit dem Hinweis auf über 500 Verurteilungen von Firmen wegen solcher Delikte allein im vergangenen Jahr. Wie man ein Geschäft in China pflegt? „Das ist anders als in Deutschland.“ Die ortsüblichen Gegebenheiten sind zu beachten. Auch das große Land China habe Strukturen mit vielen Gremien. Die gelte es zu verstehen. Dabei ist das alles nicht so schwer, betont Wang. „In China ist eine Firma in einer Stunde registriert. Der Bürgermeister kommt inklusive aller zuständigen Beamten vorbei – und man hat alle Lizenzen letztlich innerhalb von einer Woche.“ Deutschen Interessenten für ein ChinaEngagement schreibt Wang aber ins Stammbuch: „Die deutsche Mentalität des ‚Schnell, schnell‘ und ‚Eins, zwei, drei und fertig‘ geht nicht in China nicht. Sie müssen schon Geduld haben, wenn sie Erfolg haben wollen.“ Werner Hinse VR China Noch Chancen für den Mittelstand? Eine aktuelle Studie unter deutschen Firmen in China – durchgeführt von den größeren Handelskammern in China – zeigt deutlich, dass dort weiterhin Chancen für deutsche Unternehmen bestehen. Mehr als 80 Prozent der Teilnehmer gaben an, ihre Ziele bislang erreicht zu haben, mehr als 70 Prozent konnten innerhalb von längstens vier Jahren in China Gewinne erwirtschaften. Das Hauptmotiv für Aktivitäten ist nicht die Verlagerung von Arbeitsplätzen durch Nutzung niedriger Lohnkosten, sondern primär der Aufbau des Vertriebs in China sowie das Folgen eines internationalen Kunden; und zwar zu 50 Prozent von mittelständischen Unternehmen. 26 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Die Rahmenbedingungen für Geschäftsaktivitäten sind jedoch nicht leicht: fehlender Schutz geistigen Eigentums, Herausforderungen bei der Einstellung von Personal, Bürokratie und Rechtsunsicherheit stellen die Hauptprobleme deutscher Firmen in China dar. Dennoch werden über 90 Prozent der befragten Firmen ihre Aktivitäten in dem Land ausbauen, fast jeder zweite plant die Gründung neuer Büros oder Gesellschaften. Die Chancen deutscher Firmen liegen künftig noch mehr in den neuen Sektoren: Umwelttechnologie, alternative Energien, Spezialmaschinen, Luxusgüterindustrie. Auch der Dienstleistungssektor wird inte- ressanter. Die wirtschaftlichen Veränderungen Chinas gehen einher mit einer deutlichen Kostensteigerung und letztendlich wird auch dies neue Chancen für den Produktionsstandort Deutschland bringen. Bernd Reitmeier, Stellvertretender Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Shanghai; www.china.ahk.de Alle Unternehmen mit Geschäftsinteresse in den so genannten BRIC-Ländern laden wir herzlich ein zum 5. IHK-Außenwirtschaftstag NRW am 16. September 2008 in Essen. Unter dem Motto „Boarding for BRIC – Wachstumsmärkte im Blick“ geht es einen Tag lang um die Märkte Brasilien, Russland, Indien und China – um Marktzugang, Konzepte und Lösungen zur Marktbearbeitung. Zwölf verschiedene Workshops, Podiumsdiskussionen, interkulturelle Kompakttrainings, Gesprächsmöglichkeiten mit Vertretern der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) sowie eine integrierte Begleitausstellung bieten - nebst interessantem Rahmenprogramm – umfassend Gelegenheit, unternehmensindividuelle Marktchancen auszuloten. Programmübersicht Registrierung der Teilnehmer 15:30–16:00 Uhr Erfrischungspause 9:30 Uhr Eröffnung und Begrüßung Dirk Grünewald, Präsident der IHK zu Essen 16:00–17:30 Uhr 9:35 Uhr Grußwort Christa Thoben, Ministerin für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes NRW, Düsseldorf Workshop-Block 3 (parallel) 1. Indien: Erfolgreich exportieren und investieren 2. Indien: Chancen im globalen Sourcing 3. China: Vertrieb – Fallstricke beim Export 4. China: Investieren – Chance oder Schleudersitz? 9:50 Uhr Panel-Diskussionsrunde Die BRICs – Wachstumsmärkte vor allem auch für den Mittelstand ab 8:30 Uhr 11:00-12:30 Uhr 12:30–14:00 Uhr 13:00 Uhr 14:00–15:30 Uhr Workshop-Block 1 (parallel) 1. Brasilien: Strategien und Taktiken bei der Markterschließung 2. Brasilien: Lohnende Investitionen 3. Russland: Erfolgreich exportieren 4. Russland: Investieren (k)ein Problem? Imbiss nachmittags 14:00–14:30 Uhr 15:00–15:30 Uhr 16:00–16:30 Uhr 17:00–17:30 Uhr ganztägig „Rotes Sofa“ Workshop-Block 2 (parallel) 1. BRIC: Eine Frage der Logistik 2. BRIC: Finanzierung von Export und Investitionen 3. BRIC: Sicherheit von Geschäften 4. BRIC: Erfolgsfaktor „Personalmanagement“ ab 17:40 Uhr 18:20 Uhr Kompakttrainings zum Thema: Erfolgreich Verhandeln – Interkulturelle Kommunikation Indien China Brasilien Russland AHK-Lounge Vertreter der AHKs in den BRIC-Ländern stehen für Gespräche zur Verfügung mit aktuellen Infos zu Ländern und Märkten. Kostenlose Erstberatung im Rahmen der Dienstleistungen von DEInternational. Zusammenfassung und Abschluss-Event Ende der Veranstaltung Das Teilnehmerentgelt beträgt für einen Teilnehmer 110 Euro und ermäßigt sich bei der Anmeldung mehrerer Teilnehmer. Weitere Informationen und Online-Anmeldung: www.ihk-aussenwirtschaftstag-nrw.de. Mit freundlicher Unterstützung unserer Partner: www.ihk-aussenwirtschaftstag-nrw.de 5. IHK-Außenwirtschaftstag NRW am 16.09. 2008 im Congress Center West, Messe Essen Kleine Branche mit enormen Zuwächsen, besonders im Auslandsgeschäft: der Fahrzeugbau. Foto: Schmitz Cargobull Fahrzeugbau Mächtig in Fahrt Dass Nord-Westfalen eine Wachstumsregion ist, zeigt sich einmal mehr an einer Branche: den Herstellern von Fahrzeugen und ihrer Zulieferindustrie. Insbesondere im Auslandsgeschäft haben hier die nord-westfälischen Unternehmen im letzten Jahr kräftig Gas gegeben. So ist das Exportvolumen von 996 Milllionen Euro in 2006 um mehr als ein Drittel (36 Prozent) auf 1,4 Milliarden Euro in 2007 gestiegen. Damit fiel die Wachstumsrate doppelt so hoch aus wie in der gesamten Industrie und fast dreimal so hoch wie in Nordrhein-Westfalen. Schon in 2006 war das Auslandsgeschäft zweistellig gewachsen (um 19 Prozent), von 2004 bis 2007 hat es sich sogar verdoppelt. Mittlerweile erzielt die Branche mehr als die Hälfte ihres Gesamtumsatzes auf ausländischen Märkten. Die Exportquote ist im letzten Jahr auf 53 Prozent gestiegen. Damit ist die Automobilindustrie in Nord- Westfalen neuer Spitzenreiter – der Maschinenbau, traditionell die Branche mit dem höchsten Wert, belegt mit 51 Prozent nunmehr den zweiten Rang. Beispielsweise erwirtschaftet der Aufliegerhersteller Schmitz Cargobull – nach eigenen Angaben mit über 66 000 produzierten Trailern in 2007/2008 europäischer Marktführer – sogar zwei Drittel des Umsatzes im Ausland. Auch die von LMC in Sassenberg gefertigten Caravans und Motorcaravans werden in nahezu alle europäischen Länder von Finnland bis Spanien exportiert. Bei den LMC-Caravans liegt der Exportanteil sogar bei über 70 Prozent. Internettipp: Branchensteckbrief „Fahrzeugbau“ unter www.ihk-nordwestfalen.de/volkswirtschaft_ statistik/branchendaten.cfm Tabelle „Kennzahlen ausgewählter Industriezweige“ unter www.ihk-nordwestfalen.de/volkswirtschaft_ statistik/industrie-kennzahlen.php 28 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Der regionale Arbeitsmarkt hat davon deutlich profitiert: Fast 2500 Arbeitsplätze sind innerhalb von zwei Jahren entstanden, Leiharbeitnehmer nicht eingerechnet. Allein in 2007 ging mehr als die Hälfte des Zu- wachses an Industrie-Arbeitsplätzen auf das Konto der Automobilindustrie (1400 von insgesamt 2400 Arbeitsplätzen). Mit zweistelligen Wachstumsraten in dieser Branche (plus 17 bzw. plus 20 Prozent in den Jahren 2006 und 2007) war die JobEntwicklung in Nord-Westfalen deutlich besser als im gesamten Bundesland, denn in NRW gab es in 2006 noch ein Arbeitsplatzminus von drei Prozent und erst im letzten Jahr ein leichtes Plus von drei Prozent. Allein der Filterhersteller Hengst hat an seinen Standorten in Münster und Nordwalde im vergangenen Jahr über 200 neue Arbeitsplätze geschaffen. Aktuell könnte der Zuwachs allerdings durch mögliche Verluste beim Automobilbauer Karmann in Rheine geschmälert werden. Insgesamt ist die Branche eher klein: Im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region gibt es rund 60 überwiegend mittelständisch geprägte Unternehmen. Knapp zwei Drittel der Betriebe liegen in der Umsatzgrößenklasse bis eine Milliarde Euro. Der Großteil beschäftigt weniger als 500 Mitarbeiter. In diesem Industriezweig sind zuletzt (30. 6. 2007) rund 8300 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte gezählt worden (ohne Leiharbeitnehmer). Das sind ein Prozent aller Beschäftigten in NordWestfalen beziehungsweise fünf Prozent aller Industrie-Beschäftigten. Jutta Gogräfe Standortpolitik IHK-Regionalausschuss für den Kreis Borken IHK-Regionalausschuss Bottrop Unternehmer gehen auf Schulen zu Engagement für die Stadt Mit Schulpatenschaften will sich die Wirtschaft im Kreis Borken stärker in der Berufsorientierung engagieren. „Wir müssen mit den Schulen an einem Strang ziehen, wenn sich die Ausbildungsreife der Schülerinnen und Schüler verbessern soll“, bekräftigte Egbert Weber, Vorsitzender des IHKRegionalausschusses für den Kreis Borken, gegenüber Schulrätin Barbara Becker. Becker informierte den Regionalausschuss über die Arbeit der Stu- dien- und Berufskoordinatoren, die im Kreis Borken seit diesem Jahr die Berufsorientierung gezielt gestalten. Die Unternehmerinnen und Unternehmer im IHK-Regionalausschuss für die Stadt Bottrop sind bereit, die angesichts der mittelfristigen Entwicklung des Bergbaus notwendige Neuausrichtung der städtischen Wirtschaftspolitik konstruktiv und engagiert zu begleiten. Dabei müssten die Betreuung der ansässigen Unternehmen und die Ausweisung von Flächen insbesondere für Industriebetriebe im Mittelpunkt stehen. Zu diesem Schluss kam das örtliche Masterplan Logistik Impuls für Innenstädte und Stadtteilzentren Die Unternehmerin Stefanie Schäfer aus Ibbenbüren stellte dem Regionalausschuss ein Schulpatenschafts-Projekt vor. Dabei werden mit Unterstützung der IHK Nord Westfalen Bewerbungstrainings angeboten, Lehrer geschult und zu Betriebsbesichtigungen eingeladen. Parlament der Wirtschaft Ende Mai unter Vorsitz von IHKVizepräsidentin Birgit Wiesehahn-Haas. Die Kirchhellener Unternehmerin hatte den Ausschuss in den eigenen Betrieb eingeladen. Sie zeigte die Produktion der IBK Wiesehahn GmbH, die z. B. Kühlwasser-, Edelstahlwell- und Chemieschläuche sowie Kompensatoren und Dichtungen an Hüttenwerke, Chemieanlagen und den Maschinenbau liefert. Kritik der Verbände IHK: ISG-Gesetz bietet neue Chancen Das Bundesverkehrsministerium hat am 14. März 2008 den Entwurf eines Masterplans Güterverkehr und Logistik vorgestellt. Der Deutsche Industrieund Handelskammertag hat gemeinsam mit ADAC, AMÖ, BDI, BGL, BWVL, DSLV, Pro Mobilität und VDA daraufhin gefordert, den Entwurf grundlegend zu überarbeiten, da er kein zukunftsorientiertes Konzept darstellt, um Deutschland zu einem Logistikstandort mit „Jobmotor“ auszubauen. Auch in Nordrhein-Westfalen können künftig Immobilienund Standortgemeinschaften (ISG) auf verbindlicher Basis gegründet werden. Das am 4. Juni 2008 vom Landtag gebilligte Gesetz wird von der IHK Nord Westfalen als Chance gesehen, die Attraktivität von Innenstädten und Stadtteilquartieren zu erhöhen. Die IHKVollversammlung und der IHKHandelsausschuss hatten sich bereits 2006 für die Schaffung einer Rechtsgrundlage ausgesprochen, die den ISG einen verbindlichen Rahmen bietet. Die Erfahrungen mit ISG-Initiativen in Bocholt, Castrop-Rauxel, Münster und Rheine hätten gezeigt, dass eine verbindliche Regelung hilfreich sei, so die IHK. In einer Umfrage hatte sich zudem die große Mehrheit der Werbegemeinschaften im IHKBezirk für ein ISG-Gesetz ausgesprochen. „Das Gesetz wird nicht alle Probleme lösen, es gibt aber Immobilienbesitzern und Gewerbetreibenden künftig eine neue Chance, sich für ihren Standort nachhaltig zu engagieren“, so Jens von Lengerke, stellvertretender IHK-Geschäftsführer für Handel und Verkehr. „Jetzt können die Akteure in den Stadtquartieren erfolgreicher Leerstände bekämpfen, für mehr Sauberkeit und Sicherheit sorgen oder gemeinsame Werbekonzepte umsetzen.“ Der Wortlaut der Erklärung ist im Internet abrufbar unter: www.ihk-nordwestfalen.de/ verkehr_infrastruktur/ Flughafen Münster/Osnabrück Besser fliegen Mit Beginn des Winterflugplans ab dem 26. 10. 2008 wird die Air Berlin ihr Angebot am Flughafen Münster/Osnabrück verbessern. So sind beispielsweise zukünftig wieder Tagesausflüge nach London möglich. Auch die Verbindungen nach München, Berlin und Wien werden verbessert. Ein Beispiel für eine funktionierende ISG: Die ISG Bahnhofsviertel Münster e.V. will aus der Straße ein neues Aushängeschild für die Stadt machen und sie zu einem würdigen Stadttor entwickeln. Foto: ISG Bahnhofsviertel wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 29 IHK-Vollversammlung diesem wichtigen Thema zu befassen. Mit der Stärkung des Bildungsauftrags und der Intensivierung der Weiterbildungsaktivitäten gingen Überlegungen einher, die Weiterbildung auch organisatorisch zu stärken. Derzeit ist die berufliche Weiterbildung in der Stadt Münster räumlich auf fünf Standorte verteilt. Nur ein Teil findet im Hauptgebäude der IHK statt, der Rest in angemieteten Räumen. 2003 hatte die IHK ein angrenzendes Grundstück erworben, um sich die Möglichkeit zum Bau eines Weiterbildungsgebäudes offen zu halten. Hier könnte ein Erweiterungsbau errichtet oder angemietet werden. Ausschuss für Erweiterung Girl’s Day bei Winkhaus: Die Zusammenarbeit von Unternehmen und Schulen ist ein wichtiger Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes. Foto: Winkhaus Unternehmer unterstreichen Auftrag In Bildung investieren Dass die IHK Nord Westfalen sich als „aktive Bildungskammer“ versteht, untermauerte die Vollversammlung in ihrer Sitzung am 10. Juni. Neben der Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft prägte eine Entscheidung zur beruflichen Weiterbildung die Tagesordnung. Nach intensiver Diskussion, die IHK-Präsident Hans Dieler leitete, haben die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Vollversammlung auf Empfehlung des Bauausschusses und des Präsidiums beschlossen, Optionen für eine Konzentration der IHKWeiterbildung in Münster am Sentmaringer Weg zu prüfen. IHK-Türöffner für Bildung Schon im März 2007 hatte die Vollversammlung in einer Resolution die stetige berufliche Weiterbildung und ihre konzeptionelle Fortentwicklung als eine Investition in die Zukunft der Unternehmen und der Region bewertet und als „wichtige Aufgabe der IHK“ festgeschrieben. Hierbei betonten die gewählten Unternehmer die 30 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Der Bauausschuss, der unter Leitung von IHK-Ehrenpräsident Ruthmann sieben Mal tagte, um alle möglichen Varianten zu erarbeiten, hat sich einstimmig für einen Erweiterungsbau ausgesprochen. „Wir sehen dies als einmalige Chance, Synergien herstellen zu können“, betonte Ruthmann. Doch jetzt ist zunächst einmal der Finanzausschuss am Zug. In der November-Sitzung der Vollversammlung sollen die Ergebnisse zur Entscheidung vorgelegt werden. Wie wichtig aktive Beiträge der Wirtschaft für die Bildung sind, um Schüler frühzeitig für Aus- und Weiterbildung zu begeistern und sich damit die Fachkräfte von morgen zu sichern, wie IHK-Präsident Hans Dieler erläuterte, veranschaulichten anschließend Rolle der IHK als „Türöffner für Bildung“, drei Praxisbeispiele von IHK-Initiativen. der gerade auch bei kleineren Unternehmen Die Gymnasiasten Guido Falk von Rudorff die Hemmschwelle senke, sich aktiv mit und Michael Thiel aus Steinfurt hatten an dem von der IHK Nord Westfalen organisierten Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ teilgenommen und nach dem Regionalsieg auch den Landessieg errungen. Beim Bundesfinale in Bremerhaven haben sie einen Sonderpreis mit ihrem Nachwahlen: Robert Baresel (l.), Vorstandsvorsitzender der LVM VersicherunProjekt gewonnen. gen (Münster), und Thomas Scheffer, Geschäftsführer der Scheffer Krantechnik Sie gaben den MitGmbH (Sassenberg), wurden auf Vorschlag des Präsidiums in die Vollversammlung gewählt. Fotos: PD gliedern der Voll- IHK-Vollversammlung IHK-Ehrenpreis für Hubert Ruthmann „Mann des Ausgleichs“ Höchste Anerkennung für Hubert Ruthmann. Das Präsidium zeichnete den IHKEhrenpräsidenten mit der „Balance“ aus. Damit würdigte das Spitzengremium Ruthmanns besondere Verdienste um die regionale Wirtschaft. Ruthmann (65), der in Coesfeld wohnt, setzt sich seit über 36 Jahren ehrenamtlich für die Interessen der regionalen Wirtschaft ein, stand von 1995 bis 2007 an der Spitze der Selbstverwaltung der regionalen Wirtschaft und ist als Ehrenpräsident auch heute noch aktiv in der Interessenvertretung. 27 Jahre war er geschäftsführender Gesellschafter der Anton Ruthmann GmbH & Co. in Gescher, seinem Geburtsort. Für sein ehrenamtliches gesellschaftliches Engagement war der ehemalige IHK-Präsident 2001 bereits mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt worden. Für IHK-Präsident Hans Dieler, der im vergangenen Jahr zum Nachfolger Ruthmanns gewählt worden war, ist das langjährige Engagement „in jeder Hinsicht beispielhaft und außergewöhnlich“. Ruthmanns nachhaltiger und erfolgreicher Einsatz „für die Wirtschaft und mit der Wirtschaft“ des Münsterlandes und der Emscher-LippeRegion habe ihn zu einem überzeugenden und allgemein anerkannten Repräsentanten der nord-westfälischen Wirtschaft gemacht, sagte Dieler. Ehrenpräsident Ruthmann habe frühzeitig erkannt, dass Unternehmer neben der Verantwortung für ihr Unternehmen auch eine gesellschaftliche Vorbildfunktion haben. „Deshalb lag Ihnen das Image des Unternehmers in der Öffentlichkeit immer am Herzen“, nannte Dieler einen Arbeitsschwerpunkt des ehemaligen IHK-Präsidenten. Allerdings sei Ruthmann nie ein „krachlederner Fundamentalist“ gewesen, der fortwährend dem Markt das Wort geredet habe. Das Soziale in der Marktwirtschaft sei für ihn immer „ein zentrales mitmenschliches Gebot“ gewesen. Frühzeitig habe Hubert Ruthmann erkannt, dass die IHK eine Plattform zur offensiven Werbung für die Soziale Marktwirtschaft biete. Für die Wirtschaft stark gemacht: Aus den Händen seines Nachfolgers Hans Dieler (r.) nahm Hubert Ruthmann den IHK-Ehrenpreis „Balance“. entgegen. Foto: Emmerich versammlung einen Einblick in ihre Arbeit als Nachwuchsforscher und bedankten sich für die Unterstützung sowie die Möglichkeiten, Erfahrungen zu sammeln: „Wir haben viel gelernt und profitieren auch beim Abitur davon“, war ihr Resümee. Über die Erfolge, aber auch die Schwierigkeiten, ökonomische Bildung in die Schulen zu bringen, berichtete der Vorsitzende des Berufsbildungsausschusses, Dieter Berens. Mit dem IHK-Modellprojekt PRAWIS (Praxiskontakte Wirtschaft – Wirtschaft in die Schule) sei es dank der Unterstützung vieler Unternehmen aus Nord-Westfalen gelungen, das Thema Wirtschaft sogar zum Abiturfach zu machen. Doch diese theoretische Möglichkeit, ökonomische Bildung dadurch endlich in den ihr zustehenden Rang der Allgemeinbildung zu erheben, scheitere häufig an den praktischen Rahmenbedingungen, etwa bei der Lehrerausbildung oder in der Schule selbst. Die gelte es nun zu beseitigen, rief Berens die regionale Wirtschaft auf, sich nicht vom Ziel abbringen zu lassen. Wirtschaft geht in die Schule „Schulpatenschaften“ ist der für sich sprechende Titel eines sehr erfolgreichen Projektes des IHK-Regionalausschusses für den Kreis Steinfurt, das die Unternehmerin Stefanie Schäfer aus Ibbenbüren vorstellte und als „wichtigen Beitrag zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes“ bezeichnete. 15 Unternehmen aus Ibbenbüren stehen allen sieben weiterführenden Schulen der Stadt als Die „Balance“ ist der Ehrenpreis der IHK. Die Skulptur steht symbolisch für eine der zentralen Aufgaben der IHK, nämlich den Ausgleich von Einzelinteressen und deren Bündelung zum Gesamtinteresse der regionalen Wirtschaft. – gk – Paten zur Verfügung, dienen ihnen als realistisches „Modell der unternehmerischen Arbeitswelt“. So heißt es in der offiziellen Kooperationsvereinbarung, die von allen Schulen und Unternehmen unterzeichnet wurde. Zu den ganz konkreten Zielen gehört neben einer erhöhten Akzeptanz der Wirtschaft bei den Jugendlichen auch eine bessere Berufsorientierung der Schüler. „Bislang haben die Jugendlichen das Spektrum der Ausbildungsberufe nur ansatzweise im Blick“, betonte Stefanie Schäfer. Auf der Tagesordnung der Vollversammlung standen zudem die Berichte der Rechnungsprüfer über den Jahresabschluss 2007 der IHK Nord Westfalen sowie über die Haushaltsrechnung 2007 des Studienzweigs Betriebswirtschaft der Westfäli- wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 31 IHK-Vollversammlung schen Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, deren Geschäfte von der IHK geführt werden. In beiden Fällen erteilte die Vollversammlung Entlastung. Pinnekamp Vizepräsident Neues Mitglied des Präsidiums ist Carl Pinnekamp aus Warendorf. Die Vollversammlung wählte den 56jährigen geschäftsführenden Gesellschafter der Teutemacher Glas GmbH einstimmig zum Vizepräsidenten. Der Diplom-Kaufmann ist Nachfolger von Walter Tacke, der seine Führungsämter in der IHK aus persönlichen Gründen niedergelegt Carl Pinnekamp hatte. Pinnekamp 32 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 gehört seit 1988 dem Regionalausschuss für den Kreis Warendorf an und ist seit 2003 Mitglied der Vollversammlung. 2003 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Sein Unternehmen ist in der Isolierglasproduktion, Glasschleiferei und Glasmontage tätig. Es wurde 1920 von Pinnekamps Großvater gegründet und beschäftigt rund 70 Mitarbeiter sowie neun Auszubildende. Auf Vorschlag des Präsidiums wählte die Vollversammlung Robert Baresel, VorstandsvorRückte in die Vollversammlung nach und wurde von IHK-Präsitzen-der der LVM Versiche- sident Hans Dieler (r.) verpflichtet: Ralph Jansen, Geschäftsrungen (Münster), und Thomas führer der Jansen GmbH & Co. KG (Münster). Foto: IHK Scheffer, Geschäftsführer der Scheffer Krantechnik GmbH (Sassenberg), Vollversammlung ist Ralph Jansen, Gein das zentrale Entscheidungsgremium der schäftsführer der Jansen GmbH & Co. KG – gk – IHK Nord Westfa-len. Nachgerückt in die (Münster). Mit dem Pfund der Wirtschaft wuchern Wir fahren mehr als einen Porsche Und jetzt? Beim Münsterland-Tag Ende Mai in Coesfeld hat die regionale Wirtschaft gezeigt, wie richtig und wichtig es ist, dass sie sich stärker einbringt in die Regionalpolitik. Jetzt gilt es, dieses Angebot zu nutzen und mit diesem Pfund im Standortmarketing zu wuchern. Der Porsche schwebt. Zuerst leibhaftig über der Bühne im Konzert Theater Coesfeld. Und dann über dem Münsterland – als Leitbild. „Das passt“, sagt Karl-F. SchulteUebbing mit einem Lächeln im Anschluss an die Rede von Wendelin Wiedeking, dem Vorstandsvorsitzenden der Porsche AG. Schließlich, so der IHK-Hauptgeschäftsführer, sei das Vorzeigeunternehmen aus dem Süden Deutschlands so wie die meisten der Unternehmen im Münsterland: „Traditionsbewusst, innovativ und westfälisch geführt“. Wendelin Wiedeking, in Beckum geboren und in Ahlen aufgewachsen, hat als Wahlschwabe „die Distanz, die notwendig ist, um ein relativ unabhängiges Urteil über die Landsleute in meiner Heimat fällen zu können.“ Dass der Münsterländer „einfach nur durch gute Leistungen überzeugen“ will und ansonsten „eben nicht viel Aufhebens um seine Arbeit und Person“ macht, ehre die Menschen. Doch wenn es darum gehe, 34 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 wahrgenommen zu werden, dann sei diese Bescheidenheit „eher hinderlich“. Das gelte erst recht, wo intensiver Wettbewerb herrsche und „auch die Aufmerksamkeit den Gesetzen der Ökonomie unterworfen“ ist. Aufgrund seiner Erfahrungen bei der Entwicklung eines klaren Profils für das Unternehmen Porsche weiß er, dass man über Erfolge „sogar reden muss“. Und was für Porsche gilt, „das gilt letztendlich – im wei- Der Porsche im Konzert Theater Coesfeld: Nicht nur die bühnenreife Inszenierung der Wirtschaftskraft der Region überraschte manchen der rund 600 Teilnehmer. Auch die „phantastische Spielstätte“ (Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek) selbst beeindruckte. Foto: Witte testen Sinne – auch für das Münsterland“, betont er: „Wer Erfolg haben will“, sagt Wiedeking, „der muss aus dem Windschatten der Konkurrenten heraustreten und konsequent seine eigenen Ziele verfolgen, die ausgetretenen Pfade verlassen und sich seinen eigenen Weg bahnen“. Nur so entwickle sich ein klares, unverwechselbares Profil, „mit dem man sich vom Wettbewerbsumfeld abhebt“. Genau darum geht es an diesem Abend, um das Profil, um das Image, um die Marke Münsterland im Wettbewerb der Regionen – vor allem um Fachkräfte sowie um Mittel privater und öffentlicher Investoren. Doch: „Wer nimmt außerhalb der Region denn war, dass das Münsterland mehr ist als Reiten und Fahrradfahren, wenn wir selbst und gelegentlich auch Einrichtungen unse- Wirtschaft im Gespräch mit Alexander Niemetz (2.v.r.): Bernd Münstermann (Geschäftsführer, Bernd Münstermann GmbH & Co. KG, Telgte-Westbevern), Sonja Groneweg (Geschäftsführerin, Groneweg Gruppe, Greven), Christoph Pliete (Geschäftsführer, d.velop AG, Gescher). Fotos Joachim Busch Münsterland-Tag res Bundeslandes das Münsterland primär als Tourismus- und Erholungsregion darstellen?“, fragte der Vorsitzende der Münsterland-Konferenz, Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek, zu Beginn noch einmal kritisch. Das Image des Münsterlandes vernachlässige wesentliche Teile der neuen wirtschaftlichen Struktur und der besonderen wirtschaftlichen Dynamik der Region. Das könne im Wettbewerb der Regionen schnell zum Nachteil werden, warnt er. Tatsächlich habe das Münsterland wirtschaftlich „viel Substanz und ein großes Potenzial“, betonte auch Porsche-Chef Wiedeking. Der Norden Westfalens sei geprägt „von einem gesunden Branchenmix mit zahlreichen Weltmarktführern und vie- Münsterland-Konferenz Der Münsterland-Tag 2008 ist im Auftrag der Münsterland-Konferenz vom Präsidium dieses Gremiums durchgeführt worden. Dazu gehört neben Regierungspräsident Dr. Peter Paziorek und Landrat Gerd Wiesmann (Kreis Borken) auch IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. Schulte-Uebbing. len kleineren Unternehmen, die als Spezialisten nahezu unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit in ihren Nischenmärkten international eine Spitzenposition einnehmen.“ Ganz im Gegensatz zur Porsche AG, hätte Wendelin Wiedeking ergänzen können. Porsches Erfolge bleiben schließlich keinesfalls unbemerkt, sondern sind (mindestens) bundesweit in den Schlagzeilen führender Medien nachzulesen. Der Vorsitzende des Präsidiums der Münsterland-Konferenz, Dr. Peter Paziorek, mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Porsche-Chef Wiedeking, und den Präsidiumsmitgliedern Gerd Wiesmann (Landrat Kreis Borken) und IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. Schulte-Uebbing (v. r.). exklusiver Sportwagen genauso wie für die Fachkräfte, die diese Autos bauen. aber zusammen mindestens genauso viel PS auf die Straße des Erfolgs bringen. Aber, um im Bild zu bleiben und mit Verlaub: Wir fahren mehr als einen Porsche! Von A wie apetito oder Armacell über B wie BASF Coatings oder Brillux, C wie Compo oder Crespel & Deiters bis hin zu Schmitz Cargobull, Tobit, Westfalen und zeb – für (fast) jeden Buchstaben lassen sich Unternehmen und Marken im Münsterland finden, die zwar allein nicht über die Strahlkraft des süddeutschen Vorbilds verfügen, Eine Bündelung der Kräfte ist die Lösung, die sich anbietet. Auf politischer Ebene hat der Münsterland-Tag den Boden dafür bereitet. Mit der Coesfelder Erklärung haben die Unterzeichner öffentlich ihren Willen erklärt, alles daran zu setzen, das Münsterland im Standortwettbewerb zu profilieren. Ohne die Wirtschaftskraft der Region darzustellen, wird das nicht gehen. Guido Krüdewagen Denn natürlich hinkt der Vergleich zwischen dem Münsterland und Porsche. Genau da, wo die Stärke des Münsterlandes liegt, in der Vielzahl der mittelständischen Unternehmen und der Vielfalt der Branchen, da liegt ein zentrales Problem für die Außendarstellung: Was fehlt, ist eine Marke wie Porsche, die eine enorme internationale Anziehungskraft besitzt – für die Liebhaber Das Münsterland im Gespräch: Begegnung und Austausch ermöglichte der Münsterland-Tag im Konzert-Theater Coesfeld, das von Kurt und Lilli Ernsting (Foto unten links, gemeinsam mit IHKHauptgeschäftsführer Schulte-Uebbing und Coesfelds Bürgermeister Heinz Öhmann) errichtet wurde. Auch die Landesminister Laumann und Pinkwart kamen sich näher (Foto unten rechts). wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 35 BetriebsWirtschaft Fiege Gruppe Verschlankt Der Beirat der Fiege Gruppe, Greven, hat sich nach dem Ausscheiden von Dr. Eckhard Cordes, der neue berufliche Aufgaben angenommen hat, neu aufgestellt. Vorsitzender ist jetzt Dr. Jens-Jürgen Böckel. Gleichzeitig wurde der Holding Vorstand der Fiege Gruppe schlanker aufgestellt. Für die Finanzen verantwortlich ist Alfred Messink, der an das Vorstandsmitglied der Fiege Holding Stiftung, Carsten Taucke, berichtet. Das Unternehmen teilt seine Trennung vom vorherigen Finanzvorstand der Fiege Holding Stiftung, Manfred Schnor, nach Jahren sehr erfolgreicher Zusammenarbeit im besten Einvernehmen mit. Ein „großer Vogel“ baut im kommenden Jahr sein Nest auf Münsters Gewerbepark Loddenheide: Pelikan Technologies, spezialisiert auf die Herstellung von Medizintechnik, verlegt seine Europa-Zentrale dorthin. Ab März 2009 wird das Unternehmen in einem Neubau mit 2.400 Quadratmetern sowie einer Produktionshalle mit 3.600 Quadratmetern rund 120 Mitarbeiter beschäftigen. Im Kreise der Mitarbeiter begrüßte Geschäftsführer Gerhard Rühl (Mitte l.) Bürgermeisterin Karin Reismann (Mitte r.).Pelikan Technologies will künftig pro Jahr mehrere hundert Millionen Bio-Sensoren produzieren, die in innovativen Blutzucker-Messgeräten für Diabetiker Verwendung finden. Das Gerät selbst wird vom Mutterunternehmen Pelikan Technologies Inc. im kalifornischen Palo Alto entwickelt. Foto: Pelikan Technologies TUJA-Gruppe Jöst-Gruppe Vizepräsident Größter Auftrag Thomas Bäumer Foto: Tuja Thomas Bäumer, Geschäftsführer der TUJAGruppe Münster, ist zum VizePräsidenten des Bundesverbands Zeitarbeit Personaldienstleistungen e.V. (BZA), ernannt. Die international tätige JöstGruppe mit Sitz in DülmenBuldern hat den bisher größten Auftrag ihrer Firmengeschichte erhalten. Ein führender deutscher Hersteller von Buntmetallen mit Sitz in Süddeutschland hat bei dem international aufgestellten Unternehmen eine schwingungstechnische Anlage im Gesamtwert von fünf Millionen Euro bestellt. Es ist eine schlüsselfertige Transport- und Chargieranlage für Messingspäne, Schrotte und Legierungsmittel. Die gesamte Lieferung wird von Jöst-Mitarbeitern montiert und bis Mitte 2010 betriebsbereit gestellt. Damit baut das Unternehmen nach eigenen Angaben seine Stellung als Marktführer in der Schwingungstechnik aus. Derzeit wird eine hochmoderne Strahl- und Lackieranlage installiert. Insgesamt investiert Jöst im laufenden Jahr in Buldern rund vier Millionen Euro. Trenkwalder TechDo GmbH Ausgezeichnet Innovativ Als eines von 40 innovativsten Unternehmen in NRW ist die Recklinghäuser TechDo GmbH, ein 2002 gegründeter Spezialist für Soft- und Hardwareentwicklung sowie Anlagendokumentation, für die Jahre 2008/2009 ausgezeichnet worden. In diesem Zusammenhang wird das Unternehmen im Medienprojekt „Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen“ porträtiert. 36 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Am Hauptsitz von Jöst in Dülmen-Buldern wird eine neue Strahl- und Lackieranlage installiert. Insgesamt investiert das Unternehmen hier 2008 rund vier Millionen Euro. Foto: Jöst Die Trenkwalder Personaldienste GmbH ist beim DEKRA Award 2008 für ihre exzellenten Managementsysteme ausgezeichnet worden. Das bundesweit agierende Zeitarbeitsunternehmen mit einer Geschäftsstelle auch in Gelsenkirchen erreichte bei dem internationalen Benchmark einen dritten Platz vor allem wegen der Systematik und Konsequenz im Management. BetriebsWirtschaft AMG-Gruppe Engagiert für den Nachwuchs Die AMG-Gruppe, ein Personaldienstleistungs–Unternehmen mit Hauptsitz in Münster und 16 weiteren Standorten in Deutschland, nimmt als aktiver Partner bei der bundesweiten Aktion „Jugend denkt Zukunft“ teil. Bei dem Projekt engagieren sich Unternehmen als Paten für Schulen und begleiten das jeweilige Innovationsspiel. 27 Elftklässler aus einem münsterschen Gymnasium waren für eine Woche zu Gast im Hause AMG und beschäftigen sich mit Trends der Branche: Wie sieht die Personaldienstleistungswelt der Zukunft aus? Welche Bedürfnisse haben die Kunden im Jahre 2020? Wie wirken sich Veränderungen in unserer Gesellschaft auf die Branche aus? Unter Anleitung spürten die Jugendlichen Fragen wie diesen nach und entwickelten Visionen und Zukunftsszenarien. Deltacity.NET Selbst frankieren Die Emsdettener Agentur deltacity.NET hat gemeinsam mit der itemis AG aus Lünen für die Deutsche Post ein großes Prestige-Projekt realisiert. „Mass Customization“ findet nun auch im Brieftransport statt. Die Deutsche Post bietet ihren Kunden ab sofort die Möglichkeit, im Internet ihre Briefmarken selbst zu kreieren. Damit will sie sich nach der Öffnung des Briefverkehrmarktes als besonders serviceorientiert positionieren. Darüber hinaus hofft der Exmonopolist im Zeitalter des E-Mail-Verkehrs auf Zusatzumsätze. Denn nur noch zehn Prozent der von der Post verschickten Sendungen wurden mit Briefmarken frankiert. Elsinghorst war sein 160-jähriges Bestehen eine 5000 Euro hohe Sponsoring- Aktion für alle Bocholter Kinderfußballmannschaften wert. Foto: Elsinghorst Elsinghorst Zum 160-jährigen Bestehen entschied sich die Elsinghorst Stahl und Technik GmbH, Bocholt, anstatt ein großes Fest zu feiern, die Kindermannschaften aller heimischen Fußballvereine mit neuen Trikots auszustatten. Dafür stellte das Traditionsunternehmen dem Stadtsportverband rund 5000 Euro zur Verfügung. Die oftmals schwierige finanzielle Situation der Sportvereine erkennend, hatten sich die Geschäftsführer Hans-Christian und Annick vom Kolke Meypack Coppenrath Verlag Messeerfolg Piratenstarker Erfolg Gleich vier Verpackungsmaschinen verkaufte das Appelhülsener Unternehmen Meypack unmittelbar auf der diesjährigen interpack 2008 in Düsseldorf. Weitere konkrete Anfragen aus dem In- und Ausland werden verhandelt. Das Kinderspiel „Capt’n Sharky – Abenteuer auf der Schatzinsel“ aus dem Coppenrath Verlag, Münster, wurde für das „Kinderspiel des Jahres 2008“ nominiert. Die bunte Bilderwelt und die Geschichten des bekannten Bilderbuch-Helden setzte Autor Kai Trikots statt Feier ganz gezielt die kleinsten Mannschaften für das Sponsoring ausgesucht. „Wir sind als dreifache Eltern aktiv geworden, denn der Sport im Kindesalter fördert die körperliche und soziale Entwicklung und stärkt das Selbstbewusstsein“, bringt es Annick vom Kolke auf den Punkt. Haferkamp spielerisch um. Die Jury sah das fast schon als Spielzeug konzipierte Brettspiel als „gelungene Mischung aus Reaktionsvermögen, Merkfähigkeit und Zielsicherheit, die das Spiel für die ganze Familie attraktiv machen“. Dr. Suwelack AG Hauttransplantat Bei einem internationalen Treffen von Hautärzten in Wien mit dem Schwerpunkt Verbrennungen stand die biologische Matrix Matriderm der Dr. Suwelack Skin & Health Care AG, Billerbeck, im Mittelpunkt der Diskussion. Diese unter Fachleuten als „vielversprechend“ eingestufte Entwicklung erlaubt es, schwere Hautdefekte in einem einzeitigen Vorgehen in Kombination mit Hauttransplantaten zu behandeln. „Capt'n Sharky“ könnte Kinderspiel des Jahres werden. Foto: Coppenrath Verlag wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 37 BetriebsWirtschaft Haver & Boecker Tochter in Arabien Steigende Verkäufe in der Middle-East-Region sowie das Bemühen, den Kunden nah zu sein, haben das Oelder Unternehmen Haver & Boecker veranlasst, in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Tochtergesellschaft zu gründen. Haver Middle East wird für Kunden sowie für die Haver-Geschäftsbereiche und Gruppenmitglieder Verbindungsbüro sein, um die zukünftigen Aktivitäten der Haver-Gruppe in dieser Region zu forcieren. Aufgrund des Wirtschaftsbooms in fast allen Golf-Staaten, die voraussichtlich weitere Investitionen im Bereich Zement und BaustoffeMinerialen nach sich ziehen wird, erwartet das Unternehmen einen wachsendenb Bedarf an Produkten aus der gesamten Haver-Technology-Group. Ein apetito-Prospekt aus dem Jahre 1960 zeigt die Anfänge des Unternehmens, das heute international erfolgreich tätig ist. Foto: apetito apetito 50 Jahre kochen für andere Das münstersche IT-Beratungsunternehmen noventum consulting GmbH ist in London beim europäischen Wettbewerb „Best Workplaces in Europe“ mit dem stolzen 25. Platz gekürt worden. Frank Hauser, Leiter Great Place to WorkInstitute Deutschland, überreichte die Auszeichnung. Bereits beim deutschen „Great Place to Work“-Wettbewerb belegte noventum consulting Anfang des Jahres den 13. Platz. Unternehmenslenker Uwe Rotermund (l., mit Ehefrau Marion) beschreibt die Art zu arbeiten im Hause mit „… fantasievoll, querdenkend, persönlich, Grenzen überschreitend, die Dinge aus immer neuen Perspektiven betrachtend.“ Foto: noventum Volksbank Tecklenburger Land eG Erfolgreich entwicklt „Die Volksbank Tecklenburger Land hat sich im Jahr 2007 erfolgreich entwickelt und unterstreicht damit ihre Position als regionale Mittelstandsbank für das Tecklenburger Land.“ Dieses positive Fazit zog Aufsichtsratsvorsitzende Dagmar Flier auf der Vertreterversammlung. Bankvorstand Jürgen Vicktor präsentierte die zufrieden stellenden Bilanzzahlen für 2007. Die Bilanzsumme kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent auf 915 Millio- 38 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 nen Euro. Die Forderungen an Kunden stiegen um 5,7 Prozent auf 542 Millionen Euro. Auch die Kundeneinlagen wuchsen deutlich, und zwar um 6,6 Prozent auf 720 Millionen Euro. Die Gesamtzahl der Mitglieder erhöhte sich auf 32 432. Der Jahresüberschuss beläuft sich auf 2 040 701,10 Euro. Davon werden nach Beschluss der Versammlung sechs Prozent Dividende an die Mitglieder ausgeschüttet, das macht einen Betrag von über 884 000 Euro aus. Eine Ausgabe des amerikanischen Life-Magazins brachte Karl Düsterberg 1958 damals auf den Gedanken, tiefgekühlte, in Aluminiumschalen abgefüllte Komplettgerichte anzubieten – eine Pioniertat in Deutschland. Er gründete das Familienunternehmen apetito in Rheine. Zunächst zählten Privathaushalte zu den Kunden, kurze Zeit später kamen die Belegschaften von Firmen dazu. Mit zehn Mitarbeitern und einer Auswahl von vier Gerichten starteten die ersten Versuche. Nach einer Werbekampagne 1960 stellten sich schließlich die Erfolge ein. Die ersten kindgerechten Mahlzeiten 1969, das Catering und das 1971 mit dem Deutschen Roten Kreuz Berlin entwickelte heutige Essen auf Rädern brachten das Wachstum voran. 1989 begann mit der Gründung der ersten ausländischen Tochtergesellschaft in den Niederlanden die Internationalisierung des Unternehmens. Es folgten Tochtergesellschaften in England, Frankreich und Kanada. 2007 ermöglichte der Zukauf des niederländischen Unternehmens Bonfait den Einstieg in den Kühlkost-Markt. Wolfgang Düsterberg, der Sohn des Firmengründers, übernahm 1982 die Unternehmensleitung. Seit 2007 steht mit Andres Ruff erstmals ein Mann an der Unternehmensspitze, der nicht der Familie angehört, Wolfgang und Michael Düsterberg sitzen im Aufsichtsrat. Heute erwirtschaftet die apetito Gruppe mehr als 600 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt fast 7400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Brandappeal Regionaler Sieger Die brandappeal Werbeagentur aus Münster ist unter einer Vielzahl eingereichter Beiträge zweifacher Regionalsieger beim Mailing-Wettbewerb der Deutschen Post 2008. Ausschlaggebend dafür war nach Agenturangaben unter anderem die besonderen Erfolgsquoten der kreativen brandappeal-Arbeiten. Die Agentur hat neben der Deutschen Post sowohl regionale, wie auch nationale und internationale Kunden wie Hansa Luftbild, die SparkassenVersicherung Stuttgart oder internationale Tabakwarenmarken. BetriebsWirtschaft Sparkasse Westmünsterland Horst Geuer GmbH Rekordwachstum erzielt Neues Lager Die Sparkasse Westmünsterland hat 2007 ein Rekordwachstum erzielt. Das Kundengeschäfts-Volumen kletterte auf 8,3 Milliarden Euro. Die Summe aus Krediten und Geldanlagen stieg um 6,2 Prozent der höchste Wachstumssprung seit 2003. Pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum hat die Horst Geuer GmbH in Senden eine neue Lagerhalle eingeweiht und ihre Kapazitäten auf 5000 Kubikmeter nahezu verdoppelt. Das von den damaligen Studenten Horst Geuer und Thomas van Hövell 1983 gegründete Umzugsunternehmen zählt heute auf dem Gebiet der Laborumzüge und der Laborlogistik zu den Marktführern. Zu den Kunden des Unternehmens zählen Ministerien, Behörden, Hochschulen, Banken und Versicherungen. Das Institut weist einen leicht gestiegenen Überschuss von 12,8 Millionen Euro aus. Der Gesamtbestand an Krediten kletterte um 1,7 Prozent auf 3,72 Milliarden Euro. Die Kundeneinlagen legten um gut zehn Prozent auf 4,45 Milliarden Euro zu. „Unser Geschäftserfolg übertrifft zum zweiten Mal den addierten Wert beider Vorgängersparkassen“, sieht Der Vorsitzende Heinrich-Georg Krumme (Mitte) und seine Vorstandskollegen Gerd Krämer, Karlheinz Lipp, Ludger Gödde und Jürgen Büngeler (v. l.) vermeldeten ein Rekordergebnis. Foto: Sparkasse Westmünsterland der Vorstandsvorsitzende Heinrich-Georg Krumme im Zusammenschluss vor fünf Jahren eine richtige Entscheidung. Als zentraler Sponsor fördert die Sparkasse, die sich insge- samt mit drei Millionen Euro gesellschaftlich engagierte, die Regionale „ZukunftsLAND“. 40 000 Euro wurden für die erfolgreiche Bewerbung investiert, für Anlaufkosten sind 100 000 Euro reserviert. sonntagmorgen.com 109 Millionen Kaffee-Varianten Dirk (l.) und Frank Waterkamp mit Gütesiegel. Foto: HolzLand Waterkamp HolzLand Waterkamp Gütesiegel Als bundesweit erster Holzfachhandel hat HolzLand Waterkamp auf der HolzLand Expo in Hannover das Dekra-Gütesiegel „Best Service im Handel“ erhalten. Die Dekra-Fachleute hatten 1205 Kunden in Nordwalde und Rheine nach ihrer Zufriedenheit befragt. Positiv bewertet wurde, dass die Mitarbeiter in den vergangenen fünf Jahren 10 000 zusätzliche Stunden in Weiterbildung investiert haben. Als Studenten trinken Till Achinger und Tamer El-Hawari gerne Kaffee. Aus ihrer Leidenschaft ist jetzt ein eigenes Unternehmen geworden: Unter www.sonntagmorgen.com bieten die beiden Gründer Kaffeemischungen auf Kundenwunsch an. „Jedes Kaffeepaket wird von Hand gemischt und verpackt“, berichten der 24-Jährige Achinger und sein 28-Jähriger Partner, die in Münster-Coerde bereits fünf studentische Aushilfen beschäftigen. Ihre neun reinen Ländersorten und 13 Aromen lassen sich rein rechnerisch zu knapp 109 Millionen Varianten mischen. „Der Sonntagmorgen-Kaffee wird gern verschenkt, weil die Kunden eine persönliche Botschaft auf das Etikett drucken lassen können“, erzählen sie. Damit setzt ihr Webshop auf den Trend zu individualisierten Produkten. Kaum Werbung, trotzdem schon ein voller Erfolg: Der Kaffee-Webshop von Tamer El-Hawari (l.) und Till Achinger. schrank-werk.de Maßschrank online Individuelle Schrank- und Regallösungen bietet das neue Online-Portal schrank-werk.de an. Die Schranksysteme können im Internet zusammengestellt und bestellt werden. Hinter schrank-werk.de steht der mittelständische Spezialist für Ladenbau und Inneneinrichtungen Dickmänken GmbH & Co. KG aus Rheine. pact Finanz AG 30 Jahre 30-jähriges Bestehen feierte die pact Finanz AG. Sitz der Zentrale ist Düsseldorf, von Anfang an gab es eine Geschäftsstelle in Münster, wo 2100 Kunden vor allem aus Heilberufen betreut werden. Vor 170 Gästen in Münster betonte Vorstand Raimund Ernst, dass pact sich ausschließlich in Mitarbeiterhand befinde – in dieser Branche eine Besonderheit. Prof. Bernd Raffelhüschen sprach zum Thema „Demografischer Wandel versus Generationengerechtigkeit“. wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 39 BetriebsWirtschaft 왘 Neu im Management Die TECTUM Group, Kommunikationsdienstleister mit Sitz in Gelsenkirchen, hat das Management-Team verstärkt: Anna Metten ist seit Juni als Chief Financial Officer verantwortlich für den Bereich Controlling und Finanzen. Die Managerin ist 39 Jahre alt und wurde in Finnland geboren. 왘 Innovationspreis Die SWG Stuckmann Wirtschaftliche Gebäudesysteme GmbH, Ahlen-Beckum, wurde mit dem Innovationspreis „Business Building Innovation“ für die innovativste Anlage in Europa im Jahre 2007 der Firma Delta Controls aus Vancouver/Kanada, ausgezeichnet. FranzGerd Stuckmann nahm den Preis von Dusko Lukanic Simpson, Geschäftsführer Delta Controls Deutschland, beim Europa-Meeting in Krakau entgegen. Franz-Gerd Stuckmann (l.) nahm den Innovationspreis entgegen. 왘 Beste Testkäufer Das Internetportal www. mysteryshopping-info.de hat das Marktforschungsunternehmen MSM Germany, Münster, zum besten Testkauf-Anbieter des Jahres gekürt und ihm den „Anbieter-Award 2007“ verliehen. 40 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Sturm Folientechnik Schöner Schutz für Oldtimer Auftragsboom zur Fußball-Europameisterschaft: Sturm-Folientechnik, Recklinghausen, hat in den vergangenen Wochen für fußballbegeisterte Kunden ausgefallene Vorstellungen für das Design ihrer Fahrzeuge erfüllt. „Die Wünsche sind so individuell wie unsere Fußballer“, so das Fazit von Firmengründer Patrick Sturm. Der Recklinghäuser betreibt seit fünf Jahren einen Handel für Lackschutzzubehör und eine Werkstatt, in der Nutzfahrzeuge, Luxuskarossen und wertvolle Oldtimer mit individuell gestalteter Lackschutzfolie aus Polyurethan veredelt werden. Auch der Wahlkampfbus der Landes-CDU und der Mannschaftsbus des VfL Bochums trägt die Handschrift der Recklinghäuser Spezilisten. Sturm-Folientechnik wird seit geraumer Zeit von Mentoren der IHK beraten. Sturm Folientechnik: Schöner Schutz für Oldtimer und Luxuskarossen. Foto: Sturm Masterflex AG Metallwerke Renner Auf Wachstumskurs Schüler stärken Die Hauptversammlung der Unternehmen WasserstoffMasterflex AG, Gelsenkirchen, Brennstoffzellen für Leistungshat die Ausschüttung einer Di- bereiche von 250 bis 1000 Watt. vidende von 0,80 Euro pro Ak- Ende 2007 beschäftigte die Matie für das Geschäftsjahr 2007 sterflex AG weltweit fast 800 beschlossen. Vom Bilanzge- Mitarbeiter. winn von rund 7,3 Millionen Euro fließen fast 3,5 MilSeit einigen Jahren veröffentlicht die lionen Euro an die Masterflex AG im Geschäftsbericht die Aktionäre. 2008 Vorstandsbezüge. 2007 verdiente der rechnet Masterflex dreiköpfige Vorstand 724 000 Euro, damit einem Wachsvon 61 000 Euro als erfolgsabhängige tum des Gewinns Vergütung. Die Bezüge des Vorstandsvorvor Steuern und sitzenden Detlef Herzog betrugen 309 000 Zinsen (EBIT) zwiEuro. „Für uns hat eine verantwortungsschen sechs und bewusste, auf Werthaltigkeit orientierte zwölf Prozent, beUnternehmensführung und Kontrolle eikräftigte Dr. Annen hohen Stellenwert. Als börsennodreas Bastin, seit tierte Gesellschaft gilt für uns der DeutApril Vorstandssche Corporate Governance Kodex als vorsitzender. Die Maßstab. Ein wichtiges Ziel von CorpoAktionäre beriefen rate Governance ist, durch Offenheit und den langjährigen Transparenz das Vertrauen der nationaVorstandschef Detlen und internationalen Anleger, der Mitlef Herzog in den arbeiter und der Öffentlichkeit in unser Aufsichtsrat. MaUnternehmen zu fördern“, erläutert Pressterflex ist Technosesprecherin Stephanie Kniep. Der Kodex logieführer für Verenthält wesentliche Vorschriften zur Leibindungssysteme tung und Überwachung börsennotierter und Schläuche aus Aktiengesellschaften und entspricht inHochleistungsternational anerkannten Standards. bs kunststoffen. Zudem entwickelt das Mit dem Projekt „Lernpartnerschaften“ unterstützen die Metallwerke Renner GmbH, Ahlen, die Berufsorientierung an der Overbergschule und Bodelschwinghhauptschule in Ahlen. „Jugendliche müssen wissen, was auf sie zukommt, wenn sie mit ihrer Ausbildung beginnen. Deshalb wollen wir ihnen die Arbeitswelt greifbar und nachvollziehbar zeigen“, kündigt Geschäftsführer Jürgen Henke an. Ziel ist, die Berufsorientierung und Ausbildungsreife der Jugendlichen zu stärken. Nachgefragt Tobit.Software, Ahaus, und der WDR, die zweitgrößte Sendeanstalt Europas, haben eine Software für den Mitschnitt von Radiosendungen entwickelt. „WDR RadioRecorder“ steht für Gebührenzahler kostenfrei auf der WDR-Homepage als Download zur Verfügung. Foto: Tobit BetriebsWirtschaft CARA, Coesfeld Scherben bringen kein Glück Kann man eine Autoglasscheibe, ein Prototyp und darum wertvoll, so sicher verpacken, dass man sie einem Kurierdienst guten Gewissens anvertrauen kann? „Man kann“, antwortete CARA Dienstleistung, Coesfeld, der Fotoverbundglas, Marl, und fertigte für die zerbrechliche Fracht einen maßgeschneiderten Transportschutz auf der Grundlage des selbst entwickelten Ver- Sicherheit geht vor: Pappwaben schützen empfindliche Güter auf dem Transport. packungssystems Safety-Pack. In der innovativen Papp-Verpackung überstehen bruchemp- findliche Güter nach Angaben von CARA sogar Stürze aus vier Metern Höhe unbeschadet. 25 Jahre Quitmann: Literarischer Katalog zum Jubiläum Von Menschen und Fahrrädern Literatur und Leeze Spinnen dafür, fünf – Fahrradhändler kurze Geschichten Stephan Quitüber fast liebevolle mann, Münster, Beziehungen von bringt zusammen, Mensch zu Zweirad was nicht von Nazu schreiben. Zum tur aus zusammenBeispiel die über gehört. Für den Rainer K., heute 43 zweiten Katalog Stephan Quitmann Jahre alt und Beraüber sein Fahrradter, früher Student label „Quitmann – klassisch mit einem Faible für Fundräder. schöne Fahrräder“ gewann er Oder die über Veronika Z., 41 den Schriftsteller Burkhard Jahre alt und dank absoluter Wetterfestigkeit bei ihren Schülern zur Legende gewordene Lehrerin. Im Katalog Nr. 2 informiert Stephan Quitmann zudem, wie aus dem einstigen Kunststudenten ein Fachhändler mit dem Anspruch wurde, das Beste von gestern mit der modernsten Technik von heute zu verbinden. Das Fahrradfachgeschäft Quitmann feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. bs Illusionsmaler Jünemann Schein und Sein Das Wechselspiel von Schein und Sein hat Steffen Jünemann aus Münster zu einer gefragten Geschäftsidee kultiviert. Der Illusionsmaler aus Münster verschafft Unternehmen einen starken Auftritt mit Kunst, die die Realität täuschend echt widerspiegelt. Jünemanns Fertigkeiten sind weltweit gefragt. Im Juni flog er nach Vancouver/Kanada, um die Techniken zu präsentieren, die unter dem Begriff „Trompel'oeil“ (übersetzt: Täusche das Auge) bekannt sind. Foto: CARA 왘 Chancen schaffen Die mediaBEAM GmbH, Ahaus, wurde zum ersten Mal mit dem Total E-Quality-Prädikat ausgezeichnet. Der Verein Total E-Quality Deutschland verfolgt das Ziel, Chancengleichheit in Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zu verankern. Bundesregierung und Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft unterstützen die Initiative. 왘 Projekt „boje“ läuft Mit dem Projekt „boje“ unterstützt die Sparda-Bank Münster Schülern an Haupt-, Real- und Gesamtschulen auf dem Weg von der Schule in die Berufsausbildung. Bis zum 15. Juli können sich Schüler, Eltern, Lehrer, Schulen und Initiativen oder private Träger der Jugendhilfe und Berufsausbildung um Fördergelder in Höhe von 150 000 Euro bewerben. www.boje-ms.de 왘 Museums-Stapellauf Täuschend echt: Mit Illusionsmalerei verschafft Steffen Jünemann Unternehmen einen starken Auftritt. Ende Juni wurde in Hamburg das Internationale Maritime Museum eröffnet. Für den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung sowie für Ton-, Licht-, Kamera- und Videotechnik sorgte die MEDIA Marketing & Event GmbH, Nienberge. Foto: privat wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 41 40 Jahre Marketing-Club Münster/Osnabrück e.V. Mittelstandsforum Marketing mit Mut Der Marketing-Club Münster/Osnabrück feierte in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen – und lud nicht nur zur Jubiläumsparty, sondern auch zu einem Fachforum gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen. Hauptreferenten waren der Marketing-Experte Prof. Dr. Hermann Simon und der Wirtschafts-Querdenker Dr. Peter Kreutz. Aber auch die Benchmarks der Region boten sich in verschiedenen Foren zum Austausch an, so z. B. Stephan Swinka, Geschäftsführung EHG/Ernstings Family, und Ulrich Schöpker, Vorstand Schmitz Cargobull AG. „Marketing im Mittelstand“ ist für Stephan Swinka ein schwer zu fassender Begriff - brauchen Sie eine Mischung aus Mut zum Risiko und Analytik und Erfahrung. Sie brauchen Ihr Bauchgefühl, um neue Trends aufzuspüren und zu wagen; aber Sie brauchen auch Handwerkszeug und Professionalität, damit es gelingt.“ Unabdingbar war in seinen Augen dabei eine vernünftige Fehlerkultur im Unternehmen: „Wenn Sie Mut von Ihren Mitarbeitern fordern, müssen Sie auch Flops tolerieren“, appellierte er – „die richtig guten Flops haben wir sogar gefeiert!“, gestand er schmunzelnd. holzener Alpenquelle, die mit „Active O2“, dem Powerstoff mit Sauerstoff, einen großen Erfolg hat. Die Quelle gehört nicht etwa einem jungen Unternehmer, sondern der Kongregation der Barmherzigen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul. Der Erlös fließt zu 100 Prozent in Krankenhäuser, Pflegeheime und soziale Projekte. Weitere Informationen unter www.marketingclub-ms-os.de Ulrich Schöpker brachte auf den Punkt, was den Erfolg des Altenberger Herstellers von Aufliegern und Anhängern ausmacht: „Unsere Maxime ist ganz klar und einfach: Kundenorientierung!“ Mit einem Umsatz von 2,14 Milliarden ist dieser „Hidden Champion“ unangefochtener Marktführer in Europa und lässt seine Konkurrenz weit hinter sich – 2015, so das Ziel der „Trailer Company“, soll der Marktanteil gar 40 Prozent betragen; 100 000 Fahrzeuge sollen dann jährlich in den neun europäischen Werken (fünf davon in Deutschland) gebaut werden. Auf Kernkompetenz konzentrieren Ein hochkarätiges Fachforum erwartete die Gäste des Marketing-Clubs in der Sparkassenakademie in Münster - und eine rauschende Jubiläumsparty in Bröker´s Speicher. Foto: Marketing-Club Münster/Osnabrück schon, was sein eigenes Unternehmen angeht: „Streng genommen ist Ernstings Family ein Konzern. Tatsächlich aber sind wir sehr mittelständisch geprägt!“ Die „mittelständische Denke“ also war Swinka, der zuvor bei Tchibo tätig war, nicht fremd. Und so stellte er zwei Thesen für ein erfolgreiches Marketing in diesem Bereich auf: „Seien Sie mutig. Und seien Sie modern!“, war sein Ratschlag. 42 „Flops gefeiert“ Modern zu sein, offen für Neues, war sein zweiter Appell: „Mit der Globalisierung sind Wege kurz geworden; Konsumenten können überall bestellen; die Märkte sind offen!“ Diese Vorteile der modernen Zeit gelte es zu nutzen. „Das Internet bietet unendliche Chancen – sogar für Ihre Marktforschung“, so Swinka weiter, der damit auf Foren und Blogs anspielte. „Lesen Sie die Kommentare über Ihr Unternehmen und Sie erfahren mehr als in mancher großen Umfrage …!“ Jede Woche erfand Swinka bei Tchibo „eine neue Welt“. „Um da erfolgreich zu sein, Wie sich Mut und Modernität perfekt ergänzen, erläuterte er am Beispiel der Adel- wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Ganz entscheidenden Anteil an diesem Erfolg habe, so Schöpker, dabei beispielsweise eine klare Konzentration auf die Kernkompetenzen des Unternehmens: „Man muss nicht alles können, aber das, was man macht, muss man perfekt machen!“ In der Konsequenz produziert Schmitz Cargobull AG heute in vier Produktfeldern und nutzt dabei die Vorteile eines modularen Produktfolios. „Durch diese Standardisierung sind die Stückkosten signifikant gesunken“, erläuterte er. Kundenorientiert bietet Schmitz Cargobull AG mit so genannten Value Added Services eine Betreuung vom ersten bis letzten Tag: Finanzierung, Telematik (ein Ortungssystem für Trailer), Ersatzteilservice und vieles mehr zählen hierzu. „Dazu kommt, dass unsere Mitarbeiter stets da sind, wo unsere Kunden sind“, erklärte Schöpker. Ingrid Giese Wandel im WEB IT-Forum Nord Westfalen Blogger ernst nehmen Vor echten Experten in Sachen „Web 2.0“ spricht Thomas Knüwer eher selten, wie der Journalist und Blogger selbst einräumte. Beim IT-Forum Nord Westfalen waren seinen Zuhörern Begriffe wie „Twitter“ oder „Mashup“ allerdings nicht fremd. Neu waren dafür die vielen Ideen, wie Unternehmen das Internet der Zukunft nutzen können. Die IHK Nord Westfalen und das ITForum hatten gemeinsam auf den Leonardo-Campus in Münster eingeladen, um über den „Wandel im Web 2.0“ zu diskutieren. Das Internet erlebt derzeit seinen grundlegendsten Wandel, und der geht nicht nur IT-Unternehmen etwas an. „Der Weg führt von einem Leseweb zu einem Lese- und Schreibeweb“, erklärte Prof. Gottfried Vossen vom Institut für Wirtschaftsinformatik an der Universität Münster. Nutzer stellen eigene Informationen ins Netz, statt nur Daten heraus zu ziehen. Prof. Vossen demonstrierte, wie das funktioniert und was die neuen Technologien leisten. „Mashups“ zum Beispiel, „die sich jeder selber bauen kann, ohne Programmierkenntnisse“: Diese „Mashups“ ermöglichen unter anderem eine personalisierte Webseite, die ihre Informationen wie Wetter, Nachrichten oder Börsendaten aus verschiedensten Quellen mischt. Kommuniziert wird per „Twitter“, einem Miniblog, der den Austausch mit einer Gruppe sogar per Handy erlaubt. Warum all diese Möglichkeiten des Webs 2.0 für Unternehmen interessant sind, erklärte Thomas Knüwer. „Schauen Sie sich die Szene an, es lohnt sich“, ermunterte er seine Zuhörer. Die Szene, das sind die Blogger, zu denen der Reporter des Handelsblatts selbst gehört. Sein digitales Journal „Indiskretion Ehrensache“ zählt mit monatlich 80 000 Lesern zu den meist besuchten Blogs in Deutschland. Manipulation schnell entlarvt Wer aber Blogs für sich nutzen möchte, tritt leicht ins Fettnäpfchen. Manipulationsversuche von Unternehmen, die auf kritische Einträge über ein Produkt mit Unmengen positiver Kommentare reagierten, wurden rasch entlarvt. Die Szene sollte also ernst genommen werden: „Ruft ein Blogger Ihre Pressestelle an, behandeln Sie ihn wie einen Journalisten“, empfahl Knüwer und hatte noch Tipps parat, wie Firmen aktiv Blogs nutzen. Opel zum Beispiel stellte vier Autoren einen neuen Astra zur Verfügung. Einzige Bedingung: Sie sollten darüber in ihren Blogs schreiben. „Keiner von ihnen hat den Wagen verrissen, dafür wurden mit geringem Aufwand hunderttausende Menschen erreicht.“ In der Diskussion fielen allerdings skeptische Fragen zur rechtlichen Sicherheit sowie zur Abhängigkeit von Google-Listungen. Prof. Vossen konnte die Sorgen nachvollziehen, stellte aber auch im Vergleich zu den unbeAuch Mittelständler sollten das Web 2.0 nutzen, meinten die fangeneren Nutzern in den USA Indal-Geschäftsführer Cornelia Gaebert (auch Sprecherin des ITForums) und Jörg Friedrich (vorne) sowie Dr. Christoph Asmacher, in Deutschland noch ein Menstellvertretender IHK-Geschäftsführer, Prof. Gottfried Vossen von talitätsproblem beim Web 2.0 der Uni Münster und Handelsblatt-Journalist Thomas Knüwer fest. Tobias Hertel (v. l.). Fotos: Hertel wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 43 Gastronomie Nichtraucherschutzgesetz in Kraft Schwarze Zahlen ohne Rauch Seit 1. Juli hat sich’s auch in NRW ausgeraucht – vor ein paar Tagen trat das Rauchverbot für die Gastronomie in Kraft. Die Zigarette in Nichtraucherbereichen kann jetzt für die Wirte teuer werden. Viele kleine Kneipen werden versuchen müssen, komplett qualmfrei in die Zukunft zu gehen. Eine Ausnahme hat der Gesetzgeber für Betriebe ermöglicht, die einen abgetrennten Raucherraum einrichten. Ana Voogd, Betreiberin von drei bekannten Kneipen in Münster, in denen sowohl viele Gäste wie auch die meisten Angestellten Raucher sind, hat sich schon im vergangenen Jahr über Alternativlösungen Gedanken gemacht. „Hier im Bunten Vogel sind wir mit dem Extraraum in der oberen Etage natürlich in einer bevorzugten Situation“, weiß sie um die existenziellen Probleme kleiner Eckkneipen mit nur einem Raum, die vom Thekengeschäft leben. Das ehemalige „Jagdzimmer“ wurde früher nur für Partys oder Fußballübertragungen genutzt. Mit Unterstützung eines Zigarettensponsors, Zur Nichtraucherzone müssen seit 1. Juli alle Gastronomiebetriebe im Land werden, wenn sie nicht einen abgetrennten Raucherraum einrichten können. der auf verschiedene Gastronomiebetriebe zugegangen ist, konnte Voogd den komplett abgetrennten Raum als Raucherlounge gestalten. „Jeweils ein Drittel der insgesamt rund 10 000 Euro teuren Investition zahlten der Sponsor, unser Vermieter und wir als Pächter“, erzählt die Gastronomin. Neue, leichtere Möbel kamen herein, ein attraktives Lampenkonzept, die Fenster wurden erneuert und Teile der Theke und der Wände in Rot, der Farbe des Sponsors gestrichen. „Selbst wenn die Lounge nicht als Raucherraum angenommen werden sollte, ist es hier oben auf jeden Fall schöner geworden“, sieht sie die positiven Effekte des finanziellen Einsatzes. Die komplette untere Etage ist rauchfrei. Reaktionen abwarten Umbau für die Raucherlounge: Ana Voogd im ehemaligen Jagd- und heutigen Raucherzimmer. Foto: Zurstraßen 44 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 „Es gibt einige Gastronomen, die erstmal nichts verändert haben und somit seit 1. Juli zur Nichtraucherkneipe wurden“, weiß Ana Voogd aus Treffen mit ihren Betreiberkollegen. Viele hoffen, dass während des Sommers die Gäste keine Probleme haben, draußen eine zu rauchen. Auch sie selbst will Foto: Fotolia Aktuelle Infos www.dehoga-bundesverband.de www.ihk-nordwestfalen.de/ freizeit_gastro_tourismus/index.php mit ihrer zweiten Kneipe direkt gegenüber, die nur einen Raum hat und kaum Austrittsmöglichkeiten, „keinen Schnellschuss“ abgeben. Da noch kurz vor dem Inkrafttreten des Gesetzes Musterklagen von Einraumkneipen gegen die Nichtraucherregelung vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt wurden, will sie erstmal abwarten. „Sollten stärkere Umsatzeinbrüche durch die Nichtraucherregelung kommen, kann ich immer noch zum Beispiel Raucherkabinen aufstellen“, rechnet sie sich aus. Die Karlruher Richter haben für Juli eine Entscheidung angekündigt, die für alle Bundesländer richtungsweisend sein soll. In der dritten Kneipe in Münsters Innenstadt, ebenfalls von vielen Rauchern frequentiert, hat Voogd die Möglichkeit, den hinteren Teil als Raucherbereich abzutrennen. Das geht auch nur, weil der Zugang zur Toilette vom Gesetz her nicht unbedingt rauchfrei sein muss. In ihrer Einraumkneipe hat die Gastronomin erstmal viele geschlossene Gesellschaften angenommen. Denn in diesem Fall macht das Nichtraucherschutzgesetz NRW eine Ausnahme vom Rauchverbot. Ebenso bei extra ausgewiesenen Raucherclubs, von deren Gründung der Dehoga – der Deutsche Hotel- und Gasttättenverband – jedoch in den meisten Fällen abrät. Eine Vereinsgründung habe etliche Auflagen und wäre bei der Vielzahl ehemaliger „Eckkneipen“ nicht gewinnbringend. Gastronomie Gute Ergebnisse ohne Qualm Andere Cafés, andere Sitten. Eine bewusste Entscheidung zur Nichtraucherkneipe – nach positiven Gästereaktionen auf einen rauchfreien Bereich – trafen Thomas Behm und Jens Schneiderheinze, Geschäftsführer des an das Cinema angeschlossenen Café Garbo – und zwar schon acht Monate vor der Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes. Mitgetragen und begrüßt wurde diese Entscheidung von sämtlichen Mitarbeitern, zu denen auch Raucher gehören. „Die Feinstaub-Belastung war vorher schon enorm“, weiß die Leiterin des Cafés Karoline Philipps, selbst Gelegenheitsraucherin, die qualmfreie Luft zu schätzen. „Es ist unglaublich, wie viel weniger Schmutz wir nach Feierabend von der Theke wischen oder aus den Kleidern schütteln“. Das hätte sonst auch die Atemwege „beschichtet“. Umsatzrückgänge hat sie bisher nicht bemerkt, nicht zuletzt wegen der Gästestruktur. „Es wird ein bisschen weniger Bier getrunken, dafür aber mehr gegessen“, hat Philipps festgestellt. „Das liegt sicher auch daran, dass unsere eigentlich rauchenden Gäste jetzt vorwiegend später kommen, und bis zum Abend mehr Leute mit Kindern zum Essen kommen.“ Das Café hat ebenso wie der Bunte Vogel bereits am Nachmittag geöffnet. Es zieht jedoch mit Bio-orientiertem Speiseangebot eher Gäste an, für die das Rauchen nicht im Vordergrund steht. Gequalmt wird aber weiterhin auf der Terrasse, weist Karoline Philipps auf die Alternative hin. Klare Regelung „Man hat uns aus unternehmerischer Sicht schon ein Stück Selbstbestimmtheit weggenommen“, bedauert Ana Voogd als Gastronomin mit vorwiegend rauchenden Gästen, dass es vor der Ausführung des Gesetzes keinen Dialog über die Möglichkeiten für die Betriebe gegeben habe. Dann wäre ein strenges Rauchverbot ihrer Meinung nach die bessere und einfachere Lösung gewesen. Unter den jetzigen Ausnahmeregeln schielt man schon mal auf die Konkurrenz und fühlt sich unter Druck gesetzt, Investi- tionen zu machen“, weist sie auf ein Ungleichgewicht bei den Gastronomiebetrieben hin, abhängig von den sehr unterschiedlichen räumlichen und finanziellen Voraussetzungen agieren zu können. Für eine klare Regelung im Sinne aller betroffenen Gastronomen spricht sich auch der für Handel zuständige stellvertretende Geschäftsführer der IHK Nord Westfalen, Jens von Lengerke aus. „Dass etwas zum Schutz der Nichtraucher passieren würde, wussten wir alle in Deutschland. Jetzt humpeln wir mit unseren Regelungen hinter Europa her und die Vielzahl der Bundesländer macht es auch nicht besser“, kommentiert er. „Eigentlich war nur Bayern konsequent mit seinem anfangs generellen Verbot. Die Ausnahmeregelungen in NRW können nun für Ein-Raum-Kneipen zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen führen“, weist er auf eine aktuelle Umfrage des Dachverbandes DIHK hin, nach der besonders die kleinen Eckkneipen unter Umsatzrückgängen leiden. Eine Wahlfreiheit für Ein-Raum-Kneipen zur Raucher- oder Nichtraucherkneipe könne helfen, so der Vorschlag des DIHK, die Ungerechtigkeit auszugleichen. Auch die Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2007 zeigen, dass in den Bundesländern mit Rauchverbot besonders Kneipen, Diskos und Bars an Umsatz verloren haben. „Ein Zusammenhang ist wahrscheinlich“, so ein Sprecher. Der Knick sei jedoch auch feststellbar, seitdem parallel die Preise für Energie und Lebensmittel sowie die Mehrwertsteuer angehoben wurden. Und was passiert, wenn in den Nichtraucher-Gasträumen trotzdem geraucht wird? „Ich fürchte, manchmal ist es sehr schwer, in kleinen vollen Kneipen jeden einzelnen Gast bei Nichtbeachtung darauf hinzuweisen“, meint Voogd. Ein Bußgeldkatalog ist jedoch schon erarbeitet worden. Bis zu 1000 Euro Strafe können einem Wirt drohen, der in seiner Kneipe nicht gegen das Rauchen vorgeht. „Ich glaube jedoch nicht, dass die Leute wegen des Rauchverbots dauerhaft zu Hause bleiben“, sieht die Gastronomin positiv in die dunstfreie Zukunft. Britta Zurstraßen Jungunternehmer titel „home entertainment“. Gerade 29 geworden, hat der gelernte Bankkaufmann zusammen mit seinem Partner Nico Valarik vor einigen Jahren dieses Hightech-Unternehmen gegründet. Wichtigstes Argument für den Standort Marl war natürlich das Bauernhaus mit umgebauter Tenne, das sich seit über hundert Jahren im Familienbesitz befindet. Dieser individuelle Verkaufsraum entspricht dem Zeitgeist, der Kunde will nicht nur kaufen, er will als Person im Mittelpunkt stehen, er will gehört und verstanden werden. Wie fing’s an? Wie so oft in der Schulzeit, als man sich mit Freunden in der Tenne Videos ansah. Das führte dann zu der Idee, eine Firma zu gründen und „dann richtig professionell loszulegen“. Im Sommer 2004 wurde das Unternehmen als oHG eingetragen und als zwei Jahre später die ersten Referenzen vorzeigbar waren, kam der Durchbruch. Lebenstraum erfüllt: Christian Stellmach in seinem „Showroom“. Foto: Kloth Erfüllter Lebenstraum Bild und Ton: StellVa Ein Bankkaufmann in Marl stattet Räume aus. Nicht mit Teppichen und Gardinen, sondern mit raumangepasster Bild- und Klangqualität für Heimkino jenseits von Pantoffeln und Sofakissen. ebensträume – kann man sich die erfüllen? Klare Antwort: Ja! Zum Beispiel am Rande des Ruhrgebietes, in Marl: Westfälische Landschaft, kleine Gehöfte, eine alte Scheune, der man zwar ansieht, dass dort kein Stroh mehr gelagert wird, aber schon der Eingang macht stutzig: Auf groben, bäuerlich anmutenden Steinen steht ein blankes Edelstahlgebilde, mit Hightech versehen: Klingel, Kamera, Sprechanlage. Ein junger Mann öffnet, in L 46 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Jeans und weißem T-Shirt, mit offenem und neugierigen Blick, sagt ein fröhliches Hallo und bittet einzutreten. Drinnen weitere Kontraste: Weißgekachelter Fußboden, weiße Wände, schwere, dunkelbraune Eichenbalken. Dazwischen riesige, selbstverständlich flache Monitore, in Aluminium gefasste Lautsprecher. „Mein Lebenstraum“ sagt Christian Stellmach, Chef der StellVa oHG mit dem Unter- Home Entertainment steht für Heimkino. Der Begriff mag irritieren, erinnert er doch an frühere Zeiten mit surrendem Schmalfilmprojektor und aufgestellter Leinwand. Nein, sagt Stellmach und führt durch seinen Showroom. „Wir arbeiten hier mit hochmodernen Plasma-Flachbildschirmen, die wir ganz individuell für die Kunden aussuchen und vor Ort installieren.“ Vom jugendlichen Hobby-Liebhaber zu einem führenden Fachmann geworden, von Top-Unternehmen geschult, demonstriert er auch gleich sein größtes Prachtstück, eine Leinwand mit einem schwarzen Rahmen. Der kann sich elektronisch an die jeweiligen Bildformate angleichen; der schwarze Rahmen erhöht das empfundene Kontrastverhältnis. Daneben hängt an dünnen Metallfäden ein Plasmamonitor von PIONEER aus der Kuro-Serie. Ihre Bilder verfügen über den bisher höchsten Schwarzwert. Das bedeutet eine Reduzie- Jungunternehmer rung von Grauschleiern. In einem anderen Raum prangt wieder eine zwei Meter breite Leinwand, natürlich auch mit einem schwarzen Rahmen. Das besondere: Diese Firehawk Leinwand absorbiert seitlich einfallendes Licht und reflektiert das von einen Beamer projizierte Bild. Das bedeutet einen Verkaufsvorteil bei Kunden, die ihre Räume nicht abdunkeln können. Und wer kauft's? StellVa verfügt über ein gutes Kundennetz nicht nur in Deutschland. Kommunikationstechnik wird immer komplizierter und die Anwendungen sind für Laien oftmals nicht nachvollziehbar. Diese Marktlücke nutzt Stellmach. Hier in Marl ist der Kunde abseits täglicher Turbulenzen und kann erst einmal in ruhiger Atmosphäre mit einem kompetenten Gesprächspartner die Probleme und Wünsche erörtern. Hinauf zum oberen Showroom. Die Treppe hat es in sich: luftiges Design nennt er es. Senkrecht gestellte Bretter und eine Glasscheibe darüber. Beim Hochsteigen sollte man besser nicht heruntersehen. Der obere, leicht abgedunkelte Raum hat es wieder in sich: Ausgestreckt liegt der Kunde auf einem Bauhaus-Klassiker, der LC 4 Liege von Le Corbusier, vor ihm ein großer Monitor, auf dem gerade ein Konzert von Phil Collins läuft. Das Szenario aus aufeinander abgestimmten Komponenten der Hersteller Cyrus und Piega versetzt den Besucher direkt in den Konzertsaal. Auf dem Weg nach unten fällt noch ein kleines Gerät auf. Was ist das? Ein Touchscreenpanel für das intelligente Haus. Leises Berühren eines Teiles der Oberfläche und schon geht das Licht in einer Etage an oder aus, in der Küche schaltet sich der Grill ein oder der Wassereinlauf für die Badewanne wird aktiviert. Verlässt man das Haus, genügt ein Touch auf „Feierabend“ und alles schaltet sich zurück, eben Feierabend. Hier sieht Stellmach eine große Herausforderung für die Zukunft. In neuen Wohnbereichen werden Elektronik und digitalisierte Steuerungen eine immer wichtigere Rolle spielen. Die StellVa ist mit ihrer Kompetenz darauf eingerichtet. Helmut Kloth Räume optimieren Die Kernkompetenz ist die Integration einer HiFi- bzw. Heimkinoanlage in den Wohnraum. So werden beispielsweise die Leinwände mittels spezieller Software konstruiert und perfekt auf die gegebenen Raumparameter und persönlichen Erfordernisse zugeschnitten. Natürlich müssen auch alle Zusatzgeräte, wie Receiver und andere, harmonisch dazu abgestimmt sein. Das ganze System muss stimmen. Das heißt, Stellmach kalibriert die Geräte auf höchste Bild- und Tonqualität, und zwar direkt in den Räumen des Kunden. Ein Rundgang durch die Räumlichkeiten, von den unteren, ehemaligen Stallungen rauf zum Heuboden. Natürlich wird hier kein Stroh mehr gelagert, aber ein großer, quadratischer, mit einer dicken Glasscheibe abgedeckter Ausschnitt auf dem Boden erinnert daran, dass einstmals hier das Stroh hinuntergeworfen wurde. Treppe und Raum sind großzügig gestaltet. Christian Stellmach zeigt sich hier als ein Designer, der Räume in ihrer natürlichen Eigenart optimieren kann. Das ist auch ein Verkaufsargument für die Leistungen der StellVa. Die Anlangen müssen sich harmonisch in den Kundenraum einfügen und dürfen keine Fremdkörper bilden. So baut Christian Stellmach mitunter ganz neue Gehäuse oder variable Möbelstücke, die sich dann stilgerecht in die Umgebung einfügen. wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 47 Allianz für die Fläche Heimspiel: IHK-Präsident Dieler und IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. Schulte-Uebbing kickten zum Auftakt gegen die ehemaligen Nationalspieler Alfred „Aki“ Schmidt und Uli Stein. Foto: Busch Präsident Dieler warnt in der Flächendiskussion vor Eigentor „Europameister braucht Platz fürs Spiel“ Nicht im Winter und nicht drinnen – ganz anders eben als sonst war der Jahresempfang 2008 der IHK Nord Westfalen, der am 20. Juni in Münster stattfand. Als Steilvorlage für das „Sommerfest“ hatte die IHK die Fußball-Europameisterschaft genutzt. Der Kampf um den Europameistertitel war nicht nur beim Talk mit den ehemaligen Nationalspielern Alfred „Aki“ Schmidt und Uli Stein ein Thema. IHK-Präsident Hans Dieler jedenfalls hoffte, dass die Begeisterung, die das brillante Spiel gegen Portugal ausgelöst hatte, zu einer ähnlich positiven Grundstimmung in Deutschland beiträgt wie die Fußball-WM vor zwei Jahren. Die 48 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Bedingungen dafür seien in Nord-Westfalen bestens, denn: „Die Region scheint mir mindestens so gut aufgestellt zu sein wie unsere Nationalelf“, flachste Hans Dieler vor den rund 400 Gästen. Schließlich habe Deutschland gegen Kroatien mit 1 : 2 verloren, während die Wirtschaftskraft NordWestfalens „zwei Mal so hoch ist wie die von Kroatien“. Mehr als ernst war dem IHK-Präsidenten allerdings der Hinweis auf ein drohendes Eigentor: „Niemand wird Europameister, wenn er keinen Platz fürs Spiel hat!“, warnte Dieler vor möglichen Konsequenzen der neuen Flächenpolitik des Landes. Hinter der „Allianz für die Fläche“ verberge sich das Ziel, den jährlichen Gebrauch von Flächen für Verkehr, Wohnbau, Industrie und Gewerbe bis 2020 auf ein Drittel des heutigen Bedarfs zu beschränken. Es gehe nicht um einen grenzenlosen Flächengebrauch, „aber wenn der Wirtschaft weniger Fläche zur Verfügung steht, als sie benötigt, wird es im wahrsten Sinne des Wortes eng auf dem Spielfeld“, so der IHK-Präsident. Er will verhindern, dass Wachstum in andere Regionen umgelenkt wird, wo weiter genügend Flächen zu Verfügung stehen. „Wenn unsere Unternehmen ganz vorne mitspielen wollen, dann brauchen sie zudem hervorragend ausgebildete Arbeitskräfte!“, unterstrich Dieler eine weitere wichtige Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb der Regionen. Deshalb setze sich die IHK mit Nachdruck für berufliche Aus- und Weiterbildung ein und deshalb erarbeite sie zusammen mit den Fachhochschulen und der Bezirksregierung ein Fachhochschulkonzept für ganz Nord-Westfalen. Aber die Wirtschaft dürfe sich nicht erst mit den Nachwuchskräften befassen, wenn sie einen Lehrvertrag unterschreiben, warnte Dieler und zitierte dafür Henry Ford: „Die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes beginnt nicht in der Fabrikhalle oder im Forschungslabor. Sie beginnt im Klassenzimmer.“ Junge Menschen begeistern Nur natürlich ist es somit für Dieler, dass die IHK auch den Wettbewerb „Jugend forscht“ unterstützt und Jahr für Jahr die Regionalkonkurrenz im Münsterland durchführt – mittlerweile in Kooperation mit der BASF Coatings AG. „Wenn Sie diese Begeisterung für wissenschaftliche Themen erleben, dann wissen Sie: diese jungen Menschen werden unsere Zukunft gestalten“, verbreitete Dieler Optimismus. Zwei der diesjährigen Teilnehmerinnen, Lisa Schowe und Anja Massolle aus Münster, begrüßte Dieler beim Jahresempfang. Nachdem sie bereits auf Regional-, Landesund Bundesebene gewonnen haben, kämpfen sie in wenigen Tagen in Kopenhagen um den Europameistertitel der jungen Wissenschaftler. Für diesen Wettbewerb drückt der IHK-Präsident den beiden Jugendlichen „ganz fest die Daumen“. Schließlich hätte bei einem Sieg Nord-Westfalen einen Europameistertitel schon mal sicher. Die rund 400 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung, deren Einzug in die „IHKArena“ von Fan-Gesängen und anderen Stadiongeräuschen aus Lautsprechern begleitet wurde, fachsimpelten zwar auch über das Können der deutschen Fußballnationalmannschaft. Die meisten Gespräche aber dienten dem Netzwerk der regionalen Wirtschaft, das deutlich gestärkt aus der mehr als vier Stunden langen Partie hervorging. – gk – Taktikwechsel: Rund 400 Teilnehmer waren beim ersten „sommerlichen IHK-Jahresempfang“ dabei, der Anlass für zahlreiche Gespräche war, unter anderem für: (Foto l. u.) Dr. Josef Hülsdünker (DGB-Vorsitzender der Region Emscher-Lippe) und Marc A. Endres (msm Kommunikaton) sowie (Foto r. u.) Cornelia Gaebert (Indal OHG) und Bruno Wigger (Wigger Fenster + Fassaden GmbH & Co. KG). Lockeres Programm, gute Unterhaltung: Ulrike und Hubertus Geiping verfolgten aufmerksam (Foto l.) die von Mike Atig moderierte Talkrunde mit Uli Stein und „Aki“ Schmidt (v. l.). Rechts: Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann und UniRektorin Prof. Dr. Ursula Nelles. Fotos (6): Emmerich Aus- und Weiterbildung IHK-Umfrage Weiterbildung lohnt sich! Die sechste IHK-Weiterbildungs-Erfolgsumfrage bestätigt: Weiterbildung rentiert sich – sowohl für den Einzelnen als auch für die Unternehmen. Foto: Fotolia Der Bedarf an Fach- und Führungskräften steigt, derzeit noch vor allem wegen des wirtschaftlichen Aufschwungs. In den nächsten Jahren wächst die Lücke zwischen Arbeitsangebot und -nachfrage noch weiter. Grund: die demografische Entwicklung. Damit müssen immer weniger Menschen immer mehr leisten, die Lebensarbeitszeiten werden steigen. Gleichzeitig muss wegen des technologischen Fortschritts das für die Arbeit benötigte Wissen permanent auf den neuesten Stand gebracht werden. Keiner lernt mehr aus, ständige Qualifizierungsanstrengungen sind gefordert – sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Arbeitnehmern. Während Betriebe in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Arbeitnehmer eigenverantwortlich handeln, damit sie ihre Beschäftigungsfähigkeit erhalten. Positive Resonanz Die IHK-Organisation hat bei den Absolventen der Weiterbildungsprüfungen der letzten fünf Jahre nachgehakt: Lohnt es, sich weiterzubilden? Nach der Umfrage profitieren zwei Drittel der 11 000 Antwortenden in ihrer beruflichen Entwicklung von den Bildungsanstrengungen. Von diesen Personen gaben 70 Prozent an, eine höhere Position und einen größeren Ver- antwortungsbereich erreicht zu haben, 61 Prozent erhalten ein höheres Gehalt und jeder Fünfte findet, dass er die gestellten Aufgaben besser bewältigen kann. Für 31 Prozent sicherte die Weiterbildung den Arbeitsplatz und sieben Prozent fanden einen neuen Arbeitsplatz. Mit zunehmendem Abstand von der Prüfung steigt der Anteil derer, die von der Weiterbildung profitieren. Fünf Jahre nach der Prüfung waren es 72 Prozent der Absolventen, die angaben, sich beruflich verbessert zu haben. Dieser Erfolg ist weitgehend unabhängig vom Alter. Auch jenseits der 40 liegt der Anteil derer, denen die Prüfung nützlich ist, bei knapp zwei Dritteln. Allerdings wirkt sich die Weiterbildung bei Älteren anders aus. Sie machen seltener einen Karrieresprung, geben dafür aber häufiger an, die gestellten Aufgaben besser bewältigen zu können und einen sichereren Arbeitsplatz zu haben. Interessant auch: Der Anteil derer, die nach der Weiterbildung eine Beschäftigung gefunden haben, steigt von 2,5 Prozent bei den 25jährigen auf über zehn Prozent bei den über 45jährigen. Karriere mit Aufstiegsbildung Dass sich die Weiterbildung für einen Großteil der Befragten lohnt, zeigt sich auch an den beruflichen Positionen der Ab- solventen vor und nach der Prüfung. Rund 3700 Personen gaben an, vor der Weiterbildung Sachbearbeiter gewesen zu sein. Nach der Weiterbildung waren das nur noch 2400 Personen. Ähnlich war es bei den Facharbeitern, deren Zahl sich mehr als halbierte. Gleichzeitig vervierfachte sich die Zahl der Meister auf fast 1200, die Zahl der Abteilungsleiter verdoppelte sich ebenfalls auf 1200, es gab mit 210 Personen drei mal so viele Betriebsleiter und die Zahl der Geschäftsführer erhöhte sich von 75 auf 175. Der Name Aufstiegsbildung ist demnach gerechtfertigt. In den meisten Fällen konnte die neue Position sogar im gleichen Betrieb erreicht werden. Nur ein knappes Drittel gab an, das für die berufliche Verbesserung ein Betriebswechsel notwendig war. Aufgrund dieser Ergebnisse ist es wenig verwunderlich, dass 81,5 Prozent der Absolventen angeben, sie würden sich wieder für das gleiche Weiterbildungsziel entscheiden. Und die Absolventen sind auf den Geschmack gekommen. Vier von fünf geben an, dass sie weitere Weiterbildung anstreben, ein gutes Drittel beim eigenen Arbeitgeber, die Hälfte über externe Anbieter und immerhin jeder Siebte auf Hochschulniveau. Jan Kuper, DIHK Die IHK hilft Berufsrückkehrern, die aus dem kaufmännisch/verwaltenden Bereich kommen, den Wiedereinstieg in eine Berufstätigkeit zu schaffen. Die fehlenden Kenntnisse werden in dem Lehrgang Teamassistent/in vermittelt, der sich aus einem sechsmonatigen Theorieteil und einem zweimonatigen Praktikum zusammensetzt. Der Lehrgang orientiert sich an den Aufgaben, die es in der modernen Bürowelt zu bewältigen gilt, ein Schwerpunkt liegt auf der EDV. Im April haben 19 Teamassistentinnen den Lehrgang erfolgreich absolviert und wurden ins Praktikum verabschiedet. Interessierte Unternehmen informiert Stephan Hols, Telefon 0251/707350, E-Mail: [email protected] Foto: IHK 50 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Aus- und Weiterbildung Ausbildungsumfrage 2008 2. job-messe münsterland Bedarf schwer zu decken Karriere-Chancen testen Nach einer bundesweit durchgeführten IHK-Umfrage unter mehr als 12 000 Unternehmen konnten gut 15 Prozent der Betriebe in Deutschland nicht alle angebotenen Lehrstellen besetzen. Das gilt auch für die Region Nord-Westfalen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Unternehmen, die keine geeigneten Auszubildenden gefunden haben, damit fast verdoppelt. Im vergangenen Jahr nutzten über 11 200 Besucher die Gelegenheit, sich auf der „1. jobmesse münsterland“ über ihre potenziellen KarriereChancen beraten zu Großer Andrang herrschte schon bei der Joblassen. Arbeits-, Messe Münsterland im vergangenen Jahr. Foto: pd Ausbildungs- und WeiterbilStudienplatzsuchende zwischen Fachhochschulen, 16 und 60 Jahren gaben ebenso dungsinstitute und Kammern. wie die Aussteller eine durch- Die IHK Nord Westfalen wird weg positive Resonanz. Für die Interessenten über ihre AusNeuauflage am 30. und 31. Au- und Weiterbildungsmaßnahgust 2008 liegen bereits rund 70 men informieren. VeranstalAnmeldungen vor, das sind 40 tungsort ist das Autohaus HakProzent mehr als 2007 – darun- voort in Münster. Informatioter neben großen regionalen nen unter www.job-messen.de Unternehmen wie BASF, Brillux oder telefonisch unter 0541 oder der Westfalen AG auch 44045-0. Vor allem im Gastgewerbe, im Bereich IT/Medien sowie in den Industrie- und Verkehrsunternehmen fällt es schwer, die angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Mehrheit der Unternehmen gibt als Grund für die Nicht-Besetzung von Aus- bildungsplätzen an, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen. Als besonderes Ausbildungshemmnis nennen knapp 50 Prozent der Unternehmen die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger. 60 Prozent sehen in einer besseren schulischen Vorbildung der Bewerber einen Beitrag zur Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen. Über 11 Prozent geben an, dass die Zahl der Bewerberzahlen deutlich rückläufig ist. Sie führen dies auch auf die demografische Entwicklung zurück. Über 85 Prozent der Betriebe vermuten, dass der von der Bundesregierung geplante Ausbildungsbonus ihr Angebot an Ausbildungsplätzen nicht beeinflussen wird. wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 51 Recht | FairPlay Nicht ernsthafte Bewerbung Keine Diskriminierung Arbeitgeber verletzen den arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz, wenn sie gegen ein gesetzlich normiertes Benachteiligungsverbot verstoßen. Seit dem 18. August 2006 ist dieses Verbot im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geregelt. Ziel des Gesetzes ist, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen. Der arbeitsrechtliche Gleichbehandlungsgrundsatz gilt nur bei ernsthaften Bewerbungen. Foto: Fotolia verdiente als bei der ausgeschriebenen Stelle, und auch andere nachvollziehbare Gründe für einen Stellenwechsel nicht ersichtlich waren. Dem Kläger ging es im vorliegenden Fall offenbar nur um die Entschädigungszahlung. Seine Klage wurde abgewiesen. (Urteil des LAG RheinlandPfalz vom 11. Januar, 6 Sa 522/07, Pressemitteilung des LAG Rheinland-Pfalz) Schwangerschaft Verkauf an Gewerbetreibende Benachteiligung wegen Geschlecht Belehrungspflicht entfällt nicht Bewirbt sich eine schwangere Arbeitnehmerin um eine Stelle und besetzt der Arbeitgeber, dem die Schwangerschaft bekannt ist, diese Stelle mit einem männlichen Mitbewerber, so kann die Arbeitnehmerin eine geschlechtsspezifische Benachteiligung dadurch glaubhaft machen, dass sie außer der Schwangerschaft weitere Tatsachen vorträgt, die eine Benachteiligung wegen ihres Geschlechts vermuten lassen. An diesen weiteren Tatsachenvortrag sind keine strengen Anforderungen zu stellen. In dem vom Bundesarbeitsgericht entschiedenen Fall hatte sich eine schwangere Abteilungsleiterin zusammen mit zwei männlichen Abteilungsleitern auf die frei gewordene Stelle eines Vorgesetzten beworben. Als der Arbeitgeber seine Entscheidung für einen der beiden männlichen Bewerber bekannt gab, tröstete er die Mitarbeiterin mit den Worten, sie solle sich auf ihr Kind freuen. Aus dieser Bemerkung 52 Eine unzulässige Benachteiligung im Einstellungsverfahren im Sinn des Gesetzes liegt jedoch nur dann vor, wenn der Bewerber für die zu besetzende Stelle objektiv in Betracht kommt und tatsächlich eine ernsthafte Bewerbung abgegeben hat. Dagegen sprach in einem vom Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz entschiedenen Fall, dass der auf eine Entschädigung wegen Benachteiligung aufgrund des Geschlechts klagende Bewerber bereits einer Vollzeitbeschäftigung nachging, bei der er erheblich mehr wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 schlossen die Erfurter Bundesrichter, dass sich das Bestehen der Schwangerschaft durchaus nachteilig auf die Personalentscheidung ausgewirkt haben könnte. Dafür sprach außerdem, dass der ausgeschiedene Vorgesetzte gerade die übergangene Mitarbeiterin als seine Nachfolgerin vorgeschlagen hatte. Diese Gesichtspunkte hat nun die Vorinstanz bei ihrer Entscheidung über einen Entschädigungsanspruch der Frau zu berücksichtigen. Nach § 312c BGB müssen gewerbliche Verkäufer den Verbraucher bei sogenannten Fernabsatzverträgen (insb. Verkauf über Internet) klar und unmissverständlich über sein Widerrufsrecht belehren. Die Notwendigkeit der Belehrungspflicht entfällt nicht dadurch, dass ein Onlinehändler auf seiner Seite den Hinweis aufnimmt „Wir verkaufen ausschließlich an Gewerbetreibende, ein Widerrufsrecht wird deshalb ausgeschlossen“. durch Unternehmer. Aus der genannten Klausel kann jedoch nicht zwingend geschlossen werden, dass im Einzelfall nicht doch auch an Verbraucher verkauft wird, mit der Folge, dass die nötigen Widerrufsbelehrungen nicht entfallen können. Dies gilt erst recht, wenn der Hinweis, nur an Gewerbetreibende liefern zu wollen, nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Unterbleibt die Belehrung, handelt der Anbieter wettbewerbswidrig. (Urteil des BAG vom 24. April, 8 AZR 257/07, Pressemitteilung des BAG) Zwar gelten die hier maßgeblichen Verbraucherschutzregelungen nicht für den Kauf (Urteil des OLG Hamm vom 28. Februar, 4 U 196/07, JurPC Web-Dok. 75/2008) Ernannt Handelsrichter Auf Vorschlag der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen hat der Präsident des Oberlandesgerichts in Hamm Dieter Berens, Gelsenkirchen, Jürgen Feiertag, persönlich haftender Gesellschafter Feiertag Einzelhandels oHG, Gelsenkirchen sowie Thomas Morschhäuser, geschäftsführender Gesellschafter USM Gastro-Service GmbH, Marl, zu Handelsrichtern beim Landgericht Essen ernannt. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre. Amtliche Bekanntmachung Gelöscht Die öffentliche Bestellung von Dipl.-Ing. Frank Lange, Münster, ist erloschen. Eine Wiederbestellung erfolgte durch die IHK Hannover. International Auslandshandelskammern USA kompakt Die drei USA-Auslandshandelskammern in Atlanta mit Zweigstelle in Texas, Chicago und New York mit Dependance in Kalifornien haben ihre Zusammenarbeit intensiviert und ausgebaut. Die Kunden werden zum Beispiel über eine gemeinsame Dienstleistungsbroschüre und einen quartalsweise erscheinenden Newsletter im Bereich Erneuerbare Energien in- formiert. Unter www.ahkusa.de stehen die Ansprechpartner für die Regionen in den USA wie auch für bestimmte Kernindustrien. AHK Atlanta: steffen.bayer @DEinternational.us; AHK New York: julia.arnold @DEinternational.us; AHK Chicago: mark.tomkins @DEinternational.us Neues EU-Projekt Kooperationen in der Baubranche Im April fiel der Startschuss für werkskammern aus Münster das EU-Projekt „Asia Invest“. und Dortmund beteiligen sich „Eine hervorragende Gelegen- weitere Projektpartner aus heit für den Aufbau europäi- Ungarn, Tschechien, Spanien, scher und asiatischer Koopera- Malaysia und China. tionen zwischen kleinen und mittelständischen Unterneh- Weitere Informationen: men aus der Baubranche“, er- Dr. Thomas Weiß, E-Mail: weiss läutert Dr. Thomas Weiß von @ihk-nordwestfalen.de. der IHK Nord Westfalen dessen Ziele. Das Thema Energieeffizienz wird eine bedeutende Rolle spielen. Kernstück des Projektes ist eine Kooperationsveranstaltung China und Malaysia im Juni 2009 für Unternehmen insbesondere aus NRW. Neben den Die Projektleiter unterschreiben das EU-Projekt Foto: Weiß IHKs und Hand- „Asia Invest“ in Xi'an, China. Buchtipp Länderrisiken kalkulieren Wie groß sind die Risiken – und Chancen – für Unternehmen mit Kunden im Ausland? Antworten für 155 Länder auf diese Frage, die sich jeder Exporteur stellen sollte, liefert die Coface Rating-Agentur Deutschland mit zwei Publikationen. Das neu aufgelegte „Handbuch Länderrisiken 2008“ kann beim F.A.Z.-Institut unter www.laenderdienste.de bestellt werden, der kostenlose Print-Newsletter „Märkte aktuell“ bei Coface unter E-Mail: maike-maria.jung @coface.de. wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 53 Versicherungen Umweltschadensgesetz Für ökologische Schäden haften Viele Unternehmen sind nicht genügend auf das neue Umweltschadensgesetz (USchadG) vorbereitet. Das Gesetz, das die Umwelthaftungsrichtlinie der Europäischen Union in deutsches Recht umsetzt, ist rückwirkend zum 30. April 2007 in Kraft getreten. Aber die meisten Umwelthaftpflichtversicherungen für Unternehmen decken nicht die Schäden nach dem neuen Gesetz ab. Im Unterschied zur bisherigen Haftung nach dem Umwelthaftungsgesetz, das eine direkte Verletzung von Individualgütern wie Gesundheit und persönliches Eigentum ahndete, führt das neue Umweltschadensgesetz eine generelle Haftung für ökologische Schäden an sich ein. „Ob Landwirt oder Winzer, Spediteur oder Handwerker – praktisch jeden Unternehmer, der mit Pflanzenschutzmitteln, Dünger, Reinigungsmitteln, Farben und Lacken oder anderen umweltgefährdenden Stoffen zu tun Ein seltener Frosch hat sich auf Ihrem brachliegenden Erweiterungsgelände niedergelassen? – Ein Fall für die Umwelthaftung. hat, kann eine solche Haftung nach dem Umweltschadensgesetz treffen“, sagt Ludger Tillmann, Vorsitzender des Bezirksverbands Münster des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). „Aber auch andere Unternehmen sind betroffen. Wenn beispielsweise unabsichtlich durch den Ausbau eines Dachstuhls eine seltene Fledermausart vertrieben oder geschädigt wird, haftet auch der Dachdecker dafür“, erläutert Tillmann. „Dann schlagen schnell fünf- bis siebenstellige Kosten für Gutachter, ökologische Ausgleichsmaßnahmen und Verwaltungsarbeiten zu Buche. Das kann für einen mittelständischen Betrieb das Aus bedeuten“, ergänzt Tillmann. Das Umweltschadensgesetz führt eine Haftung für Unternehmer und Selbständige ein, wenn sie die Tier- und Pflanzenwelt, Nachgefragt bei … Rechtsanwalt Dr. Paul Lodde ? ! Welches sind die Fußangeln des neuen Gesetzes? Die Haftungsrisiken sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Es kann schon ausreichend sein, wenn in der Nähe des Unternehmensstandortes schützenswerte Pflanzen wachsen oder sich auf einer noch brachliegenden Erweiterungsfläche mangels Kultivierung ein Biotop gebildet hat. Außerdem gilt bei bestimmten potenziell gefährlichen Handlungen – dazu gehören unter anderem der Gefahrguttransport oder der Umgang mit Desinfektionsmitteln oder Spezialreinigern – eine verschuldensunabhängige Haftung. 54 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 ? ! Was empfehlen Sie? Als Unternehmer würde ich das Gespräch mit dem Hausversicherer suchen. Wichtig sind in diesem Zusammen- RA Dr. Paul Lodde ist Fachanwalt für Verwalhang die Haftpflicht- tungs- und Medizinversicherungen für recht in der Kanzlei Harnischmacher – Löer Geschäftsführer, – Wensing in Münster. Aufsichtsräte, und leitende Mitarbeiter, die auch persönlich haftbar gemacht werden können. Fragen Sie Ihren Versicherer nach vorläufigem Versicherungsschutz, laut Gesetz greift auch die rückwirkende Haftung. Foto: Pixelio Gewässer, Grundwasser oder Boden schädigen. Unternehmer sollten daher zunächst klären, ob von ihnen Umwelteinwirkungen ausgehen, die Haftungsschäden nach dem neuen Umweltschadensgesetz auslösen können. Da hierzu schon eine unbeabsichtigte Vertreibung von Tieren oder eine ungewollte Veränderung der Pflanzenwelt zählt, ist besondere Sorgfalt geboten. Kann das Unternehmen eine Haftung nach dem neuen Umweltschadensgesetz nicht ausschließen, sollte die Umwelthaftpflichtversicherung um die neue Haftungssituation ergänzt werden. Bei der Anpassung des Vertrages hilft der selbständige Versicherungsvermittler, der die Vertragskonditionen kennt. Abzudecken sind in jedem Fall Schäden in Betriebsstätten und bei Arbeiten auf fremden Grundstücken. ■ ? ! Was passiert, wenn was passiert? Im Verdachts- oder Schadenfall sollte vor der Kontaktaufnahme mit der zuständigen Behörde der Rechtsbeistand informiert werden und in Zusammenarbeit mit diesem ein Sachverständiger beauftragt werden, der eine entlastende Ursachenforschung betreibt und ein Sanierungskonzept erarbeitet. Durch die Vorlage eines eigenen Gutachtens wird der Behörde Arbeit erspart und möglicherweise nicht die teuerste Sanierungsmöglichkeit gewählt. Grundsätzlich gilt jedoch gegenüber der Behörde Vorsicht mit Angaben zur eigenen Verantwortlichkeit, da eventuell Straf- oder Ordnungswidrigkeitentatbestände erfüllt sind. In diesen Fällen besteht ein Auskunftsverweigerungsrecht. Innovation | Umwelt Erlebnis Maschinenbau „Blaumann“ eröffnet Zukunftschancen Dass ohne Industrie auch die meisten Büroberufe keine Zukunft haben, erfuhren Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse der Joseph-HennewigSchule aus Haltern am See beim Besuch der Maschinenfabrik Nienstedt. Das Unternehmen gehört zu den rund 120 Firmen aus ganz Nordrhein-Westfalen, die sich an der Initiative „Erlebnis Maschinenbau: Technik, die fasziniert“ beteiligen. Mit der Initiative unter der Schirmherrschaft von Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart sollen Jugendliche verstärkt über die Karrierechancen in industriell-technischen Berufen aufgeklärt werden. Beteiligt sind die Indu- strie- und Handelskammern in NRW, die IG Metall NRW, der Arbeitgeberverband Metall NRW und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) NRW. „Der Blaumann adelt, nicht nur der weiße Kragen“, brachte der für die industriell-technische Berufsausbildung zuständige Ausbildungsberater Karl-Heinz Behrendt von der IHK Nord Westfalen die Bedeutung der Industrie als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt auf den Punkt. Behrendt erläuterte den Jugendlichen die unterschiedlichen Berufe in der Industrie und die meist unbekannten Karrierechancen. Bundesbericht Forschung und Innovation 2008 10,3 Milliarden Forschungsausgaben Die Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung betrugen im Jahr 2007 insgesamt 10,3 Mrd. Euro und haben damit einen neuen Höchststand erreicht. Das geht aus dem „Bundesbericht Forschung und Innovation 2008“ hervor, den Bundesforschungsministerin Schavan im Mai vorlegte. In diesem Jahr werden die Bundesausgaben voraussichtlich auf 11,2 Milliarden Euro steigen. http://www.bmbf.de/pub/bufi_2008.pdf Umfrage: Milliardeneinsparungen durch Ideenmanagement Noch immer wird das enorme kreative Potenzial der eigenen Mitarbeiter nicht ausreichend genutzt. Dabei sind die Vorteile evident: 1,49 Milliarden Euro betrug allein der Wert der Verbesserungsvorschläge bei den 290 Unternehmen, die sich an der aktuellen Umfrage des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft (dib) beteiligt haben. Das entspricht einem durchschnittlichen Effizienzgewinn von über fünf Millionen Euro pro Unternehmen und 684 Euro rechenbare Einsparung pro Mitarbeiter. Multipliziert man dies mit der Anzahl der etwa 40 Millionen Beschäftigten, ergibt sich ein geschätzter Benefit für die deutsche Wirtschaft von über 27 Milliarden Euro im Jahr 2007. Den dib-Report 2007 kann man herunterladen in der Rubrik „Medien“ . www.ideen-machen-zukunft.net In schwindelerregenden Höhen oder noch auf dem Boden der Tatsachen? In der IHK diskutieren die RWE und Abgeordnete über die Strompreise. Foto: Pixelio Podiumsdiskussion Strompreis – quo vadis? Die Energiepreise, nicht zuletzt per (CDU), MdB Frank Schwabe auch der Strompreis, kannten (SPD), Thomas Birr, Vorstandsin der jüngsten Vergangenheit vorsitzender RWE Westfalennur eine Richtung: Aufwärts. Weser-Ems AG, Dortmund sowie IHK-VizeVieles deutet präsident darauf hin, Podiumsdiskussion: Michael von dass diese 28. August 2008, 17.00 Uhr, BartenwerfEntwicklung IHK Nord Westfalen, fer, von Baranhalten Münster tenwerffer & wird. Das hat Cie. GmbH & beträchtliche Auswirkungen auf die Wachs- Co. KG, Münster. Die Moderatumsbedingungen gewerblicher tion übernimmt der IHK-HauptUnternehmen in Nord-Westfa- geschäftsführer Karl-Friedrich Schulte-Uebbing. Anmelden len. kann man sich mit dem Flyer www.ihk-nordwestfaIn einer Podiumsdiskussion mit unter hochkarätigen Teilnehmern len.de/energie. wird die IHK Nord Westfalen Fakten und Zusammenhänge Ansprechpartner zum Thema darstellen, Spielräume aus- Energie bei der IHK Nord Westleuchten und Perspektiven be- falen ist Bernd Sperling, Teleschreiben. Diskussionsteilneh- fon 0251 707-214, E-Mail: spermer sind MdEP Dr. Markus Pie- [email protected]. wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 55 Straßennetz geworden. „Die Diskussion um die Umweltzone Ruhr und die Fortsetzung dieser Diskussion beim Thema Lärmemissionen wird auch für Waltrop Konsequenzen haben wird“, warnte Sopp. „Die Belastungen an der Leveringhäuser Straße könnte schon bald zu Fahrverboten führen. Wie sollen dann die Waltroper Unternehmen noch erreichbar sein?“ Hartmut Sopp jubelt über die große Zustimmung der Waltroper: Fast 80 Prozent der Bürger, die sich an der Befragung beteilt hatten, sprachen sich für den Bau der B 474n aus. Foto: PD 80 Prozent Zustimmung für Ortsumgehung Waltrop An der B 474n führt kein Weg vorbei Waltrop hat abgestimmt. Eine überwältigende Mehrheit will die neue Bundesstraße 474, die zum Lebensnerv für die gebeutelte Kommune werden kann. Denn mit der Ortsumgehung stehen und fallen die Pläne für das Gewerbe- und Industriegebiet newPark. Wer Straßen bauen will, braucht hierzulande einen langen Atem. Die B 474n ist keine Ausnahme. Jahrzehnte lang wurde geplant, diskutiert und verzögert. Die Fortsetzung der so genannten Sauerlandlinie in Richtung Norden ab dem Autobahnkreuz „Dortmund Nord-West“ ist zum politischen Zankapfel geworden. Wichtig für newPark Die IHK Nord Westfalen hat den Bau der Waltroper Ortsumgehung von Beginn an gefordert. Und das nicht nur, weil die B 474n die Innenstadt entlastet. Die B 474n hat als Nord-Süd-Verbindung eine wichtige überregionale Funktion und ist zudem unabdingbare Voraussetzung für eines der ambitioniertesten Industrie- und Gewerbeflächenprojekte des Landes: newPark. Die neue Bundesstraße soll einmal eines der größten Industriegebiete Nordrhein-Westfalens an die A 2 und die A 45 anbinden. 56 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Die Waltroper Gewerbevereinigung ging in diesem Jahr offensiv auf Stimmenfang für die Ortsumgehung Waltrop. Ausgangspunkt war eine von der Bürgermeisterin angekündigte Umfrage bei den Waltroper Bürgern zur B 474n. Hartmut Sopp, Vorsitzender des Waltroper Gewerbevereins, war es leid, immer wieder Verzögerungen bei der Realisierung der Ortsumgehung hinnehmen zu müssen. Und nicht nur er. Immerhin fahren täglich mehr als 15 000 Fahrzeuge durch die Waltroper Innenstadt, Tendenz steigend vor allem im Schwerlastverkehr. Für viele Anwohner ist die Belastung längst unerträglich Die Waltroper Gewerbevereinigung stellte kurzfristig eine Werbekampagne für den Bau der Umgehungsstraße auf die Beine. „B 474n jetzt“ hieß der Slogan. Auf Fahnen, mit Flugblättern und in Anzeigen in der Tagespresse machte sich die Wirtschaft für den schnellen Ausbau der Straße stark. Sopp suchte und fand dafür Sponsoren nicht nur in Waltrop, sondern auch in der Nachbarstadt Datteln. 14 000 stimmten ab Viel Zeit hatten die Befürworter der B 474n für die Vorbereitungen ihrer Aktivitäten allerdings nicht. Der Starttermin der Umfrage blieb zunächst vage. Im April wurden schließlich alle Waltroper ab 16 Jahren nach ihrer Meinung zum geplanten Trassenverlauf der B 474n gefragt. Von den 24 500 Abstimmungsberichtigten beteiligten sich über 14 000 Waltropern an der Bürgerbefragung - mit einem für die Befürworter sensationell guten Ergebnis: 78,6 Prozent sprachen sich für die Straße aus. Inzwischen haben sich die Fraktionen im Rat der Stadt dem Votum angeschlossen und den Trassenverlauf der B 474n gebilligt. Die Aufklärungsarbeit des Waltroper Gewerbevereins hat einen nicht unerheblichen Anteil an diesem Ergebnis. An der B 474n führt nun kein Weg mehr vorbei. Dr. Eckhard Göske Haushalts-Dienstleister Fachgesprächsreihe für Dienstleister in Haushalten Für Putz-Profis und Haushalts-Helden Hilfe für Haushalte wird immer stärker nachgefragt. Die IHK unterstützt die jungen Unternehmen mit einer Veranstaltungsreihe – für alle, die nicht einen Putz-Job suchen, sondern aus ihrer Dienstleistung ein professionelles Unternehmen machen. „Wir haben im Familien- und Bekanntenkreis angefangen“, erzählt Christiane Schmalöer, „mit Gartenpflege, Umzugshilfe, Renovierungen“. Immer mehr Bekannte von Bekannten fragten nach, suchten Hilfe. Seit 2004 sind die Olfenerin und ihr Mann gewerblich tätig, und die ersten Schritte zur Professionalisierung sind auch getan. Gerade erst haben die beiden einen Mini-Jobber eingestellt, denn alleine können sie die Aufträge nicht mehr bewältigen. Ausleseprozess beginnt „Die Branche der Haushaltsdienstleister wird in absehbarer Zukunft einen Boom erleben und mit langfristig hohen Zuwachsraten rechnen können“, weiß Martha Rabeler-Freise, die IHK-Expertin für diese Unternehmen. Die demografische Entwicklung sorgt für einen wachsenden Markt. Allerdings wird der Kuchen nicht unendlich sein und die Weichen im Wettbewerb um lukrative Anteile werden früh gestellt werden. Wie in allen jungen Branchen, werden viele Firmen versuchen, die überaus positive Entwicklung für sich zu nutzen. „Ein gnadenloser Ausleseprozess wird stattfinden und alles Nicht-Professionelle strafen“, ist sich Rabeler-Freise sicher. Wertvolle Informationen Die Initiative für Dienstleister in Haushalten der IHK Nord Westfalen bietet interessierten Anbieter von haushaltsnahen Dienstleistern seit fast zwei Jahren Begleitung, Unterstützung und Förderung. Zu Informationen: Martha Rabeler-Freise, Telefon 0251 707-258 oder www.ihk-nordwestfalen.de/ dienstleistungsbranchen/ Veranstaltungen.php Workshopreihe Werben – aber richtig! 26. August 2008, IHK Nord Westfalen, Gelsenkirchen Kosten kalkulieren! Ein Überblick über Kosten, Rechnungen und Steuern 25. September 2008, IHK Nord Westfalen, Münster Mein Unternehmen wächst! Was ist zu tun? 25. September 2008, IHK Nord Westfalen, Gelsenkirchen Gute Mitarbeiter finden! – und behalten! 4. November 2008, IHK Nord Westfalen, Münster vier betriebswirtschaftlichen Themen finden in diesem Jahr Workshops statt: Werbung, Kostenkalkulation, Wachstumsphasen und Arbeitsrecht. An der ersten Veranstaltungsreihe nahmen knapp 200 Unternehmen teil. Auch die Schmalöers haben sich dort informiert. „Wir haben aus jeder Veranstaltung wertvolle Informationen mitgenommen“, urteilt Schmalöer. „Wenn man neu ist in der Branche, kann man doch gar nichts alles wissen, wie man zum Beispiel einen Mitarbeiter-Vertrag aufsetzen muss“, meint Ralf Wein, seit 2006 selbstständig mit einem Hausmeisterservice. Auch er sucht nach einem Mitarbeiter und hat sich vorab beim IHK-Workshop zum Thema „Mitarbeiter gewinnen“ informiert. Im August beginnt der zweite Durchlauf der Workshopreihe. Im Anschluss an die Workshops besteht Gelegenheit zu individuellen Gesprächen mit den anwesenden Fachleuten und Branchenkollegen. ■ wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 57 Neues aus Berlin und Brüssel Außenwirtschaft Förderung vernetzen Berlin. Kleine und mittlere Unternehmen haben es oft schwer, im Ausland Fuß zu fassen. Sie sind besonders auf zuverlässige Informationen und Hilfen angewiesen. Der DIHK forderte auf der diesjährigen Weltkonferenz der Auslandshandelskammern (AHKs) in Berlin deshalb eine Bündelung der deutschen Außenwirtschaftsförderung unter der Adresse der AHKs, um Unternehmen lange Wege zu ersparen. DIHK-Außenwirtschafts-Chef Axel Nitschke: „Von der besseren Vernetzung profitiert sowohl die deutsche Wirtschaft bei ihrem Engagement im Ausland als auch der Investitionsstandort Deutschland.“ sert worden. Dazu trug auch eine DIHK-Umfrage bei. Jetzt soll er für Realschüler mit schlechten Abschlussnoten in Mathematik und Deutsch nur noch eingeschränkt gewährt werden. Außerdem sollen: Der Ausbildungsbonus müsse auf Jugendliche mit Lehrlinge, die speziellen Benachteiligungen beschränkt werden, ihre Lehrstelle fordert der DIHK. Foto: Heithoff Identity wegen Insolvenz Nachgebessert verlieren, davon profitieren. Und wer eine EinBerlin. Der umstrittene Ausbil- stiegsqualifikation absolviert dungsbonus kommt zum 1. Au- hat und im selben Unternehgust – aber er ist nach heftiger men einen Ausbildungsplatz Kritik von Wirtschaft und Ge- bekommt, soll nicht mehr vom werkschaften noch nachgebes- Bonus ausgeschlossen sein. 50 Ausbildungsbonus kommt Prozent des Bonus sollen nach Ablauf der Probezeit und 50 Prozent der Leistung nach Anmeldung des Azubis zur Abschlussprüfung ausgezahlt werden. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben wertete die Veränderungen positiv, befürchtet aber weiter Mitnahmeeffekte. Der Ausbildungsbonus in Höhe von 4000 bis 6000 Euro für jede zusätzliche Lehrstelle soll dann gewährt werden, wenn die eingestellten Jugendlichen die Schule mindestens bereits im Vorjahr verlassen haben, keinen oder einen niedrigen Schulabschluss haben und sich schon früher um einen Ausbildungsplatz bemüht haben. Die Arbeitgeber müssen nachweisen, dass es sich um einen zusätzlichen Ausbildungsplatz handelt. Antidiskriminierung Nicht verschärfen! Brüssel. Gegen eine weitere Verschärfung der EU-Antidiskriminierungsrichtlinien macht der DIHK Front. In der Diskussion ist die Ausweitung der Diskriminierungsmerkmale auf weitere Rechtsbereiche wie Zivilrecht, Sozialrecht, Erziehung oder auch Baurecht. DIHKRechtsexpertin Hildegard Reppelmund kritisierte: „Es besteht keinerlei Handlungsbedarf. Eine Folgenabschätzung der Kosten gibt es auch noch nicht.“ Schon jetzt seien aber die finanziellen und bürokratischen Belastungen der Wirtschaft durch die Antidiskriminierungsrichtlinien hoch. 58 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Berlin. Politiker, Verbände und Unternehmen müssen gemeinsam die Erfolge der sozialen Marktwirtschaft herausstellen, um in der Bevölkerung wieder mehr Zustimmung für das Werte- und Ordnungssystem zu gewinnen. Über Wege aus diesem Stimmungstief diskutierte auf Einladung des DIHK eine Polit-Talkrunde mit v. l. n. r. Otto Fricke (FDP), Ludwig Stiegler (SPD), Peter Esser (DIHK), Dr. Norbert Röttgen (CDU) und Dr. Achim Dercks (DIHK). Mehr mediale Präsenz des Mittelstandes, professionelle Medientrainings und mehr Werbung für das Unternehmertum in Schulen und Hochschulen waren wichtige Lösungsvorschläge. Foto: Jens Schicke Europa-Parlament Unternehmer haben das Wort Brüssel. Statt Europaabgeordneten werden am 14. Oktober im Brüsseler Parlament 750 Unternehmer Platz nehmen! Das „Europäische Parlament der Unternehmen“ ist eine Initiative von DIHK und Eurochambres. Die Firmenchefs kommen anteilig aus allen Mitglieds- staaten. Sie werden einen Tag lang aktuelle wirtschaftspolitische Themen mit europäischen Entscheidungsträgern, wie den Kommissaren McCreevy und Verheugen oder auch Parlamentspräsident Pöttering, diskutieren. Am Ende steht eine Erklärung, die der französi- schen Ratspräsidentschaft im Vorfeld des informellen Gipfels der EU-Staats- u. Regierungschefs überreicht wird. Aus Deutschland werden – entsprechend der Zahl der Abgeordneten – 96 Unternehmer dabei sein. Personalgewinnung Duales Studium Fachkräfte „vor Ort“ sichern Die IHK Nord Westfalen stärkt die Bildungslandschaft im Kreis Steinfurt. Ab Herbst 2009 bietet die IHKVerwaltungs- und Wirtschaftsakademie (VWA) Münster in Kooperation mit der Fachhochschule auch in Rheine einen dualen „Studiengang Betriebswirt/-in VWA / Bachelor of Arts“ an. Die Kombination aus Lehre und Studium stelle für die Unternehmen im Kreis Steinfurt ein hervorragendes Instrument zur Personalgewinnung dar, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. Schulte-Uebbing. Das neue Bildungsangebot, das Schulte-Uebbing gemeinsam mit FH-Prorektorin Prof. Dr. Ute von Lojewski „vor Ort“ präsentierte, verbindet eine praxisorientierte Ausbildung im Betrieb mit einem wissenschaftlich fundierten Studium. In sieben Semestern führt es zum Erwerb von drei Abschlüssen: zum IHK-Berufsabschluss, zum Wirtschaftsdiplom (Betriebswirt/-in VWA) sowie zum staatlich anerkannten Hochschulabschluss „Bachelor of Arts“. Thomas Kubendorff, Landrat des Kreises Steinfurt, und Dr. Angelika Kordfelder, Bürgermeisterin der Stadt Rheine, bezeichneten das neue Angebot als wichtigen regionalen Beitrag zur Bewältigung einer der zentralen Zukunftsaufgaben. Das VWA-Studienangebot werte den Bildungsstandort Rheine deutlich auf. „Der gerade im Münsterland bereits auf breiter Front spürbare Fachkräftemangel droht angesichts sinkender Bevölkerungszahlen zum Dauerzustand zu werden“, warnte Schulte-Uebbing. Mehr denn je seien die Unternehmen darauf angewiesen, kluge Köpfe selbst auszu- bilden und an das Unternehmen und die Region zu binden. Bei dieser Aufgabe wolle die IHK die Unternehmen unterstützen. Das VWA-Studium biete den Unternehmen „vor der Haustür“ die Chance zur maßgeschneiderten Ausbildung und Gewinnung von Fach- und Führungskräften. Das hätten viele Firmen bereits erkannt, wie der Erfolg des Angebotes in Münster zeige. Der IHKHauptgeschäftsführer verwies dabei auf die Liste der Unternehmen, die seit vielen Jahren ihren Fach- und Führungskräftenachwuchs aus der VWA in Münster rekrutieren. Diese Liste lese sich wie ein „Who-is-who“ der regionalen Wirtschaft. Entsprechend begehrt ist das VWA-Studium deshalb bei leistungsstarken Abiturienten, bei denen es als Geheimtipp und echte Alternative zum reinen Hochschulstudium gilt. „Die Nachfrage nach Studienplätzen ist in den letzten Jahren stark gestiegen“, bestätigte Schulte-Uebbing. Derzeit sind im dualen Studiengang Betriebswirt/-in VWA „Bachelor of Arts“ mehr als 300 Studierende eingeschrieben. Während früher im Durchschnitt jährlich rund 70 Studienanfänger zu verzeichnen waren, wurden in diesem Jahr bereits über 90 Studienplätze vergeben. Die Zahl der Studienplätze wird durch die Anzahl der beteiligten Firmen gesteuert, bei denen sich die Abiturienten direkt bewerben müssen. Landrat Thomas Kubendorff betonte unter Hinweis auf die Ergebnisse des Kreisentwicklungsprogramms, dass er „mit aller Kraft“ die Bemühungen unterstütze, „dass unsere Region als Bildungsstandort ihre hohe Qualität bewahrt und weiter ausbaut“. Die Stadt Rheine will sich verstärkt als Wissenschafts- und Hochschulstandort etablieren. Weitere Informationen unter www.vwa-muenster.de. Freuen sich über das neue Bildungsangebot im Kreis Steinfurt (v. l.): Studiengangsleiter Prof. Dr. Jobst Thalenhorst, Prof. Dr. Wolfgang von Zwehl, Studienleiter der VWA Münster, Prof. Dr. Ute von Lojewski, Prorektorin der FH Münster, Landrat Thomas Kubendorff, Bürgermeisterin Dr. Angelika Kordfelder, IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-F. SchulteUebbing, VWA-Geschäftsführerin Dorothe Hünting-Boll und Clemens Schöpker, Leiter der Städtischen kaufmännischen Schulen Rheine. Foto: Krüdewagen wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 59 AmtlicheBekanntmachungen Gemeinsame Richtlinien der Industrie- und Handelskammern gemäß § 5 Abs. 14 der Satzung betreffend die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraft- und Personenverkehr Gemäß § 5 Abs.14 der Satzung betreffend die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraft- und Personenverkehr vom 5. März 2008 erlässt die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen folgende Verwaltungsvorschrift: Die Gemeinsamen Richtlinien der Industrie- und Handelskammern gemäß § 5 Abs. 14 der Satzung betreffend die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraft- und Personenverkehr vom 10.01.2008 finden auf die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraft- und Personenverkehr Anwendung. Auf Anforderung wird diese Verwaltungsvorschrift zur Verfügung gestellt. Münster, den 5. März 2008 Der Hauptgeschäftsführer gez. Karl-F. Schulte-Uebbing SteuerVorteil Sportverein-Sponsoring Körperschaftsteuer möglich Ein gemeinnütziger Sportverein ist grundsätzlich von der Körperschaftsteuer befreit. Die Umsätze werden ermäßigt besteuert. Geht der Verein aber wirtschaftlichen Tätigkeiten nach, steht ihm kein Steuervorteil mehr zu. So sind Sponsorengelder körperschaftsteuerpflichtig, wenn der gemeinnützige Sportverein dem Sponsor als Gegenleistung u. a. das Recht einräumt, in der Vereinszeitung Werbeanzeigen zu schalten und die Mitglieder bei Vereinsveranstaltungen über einschlägige sponsorbezogene Themen zu informieren. Die Einnahmen sind nicht dem Zweckbetrieb Sportveranstaltungen zuzurechnen, da dieser auch ohne Werbung durchgeführt werden kann. Die Gegenleistungen unterliegen dann dem regulären Umsatzsteuersatz von 19 Prozent und nicht mehr dem ermäßigten Steuersatz von nur sieben Prozent. Wenn die Gemeinnützigkeit 60 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 entfällt, kann dies weiter zur Folge haben, dass der Verein auch keine Spendenbescheinigungen mehr ausstellen kann. Diese Entscheidung geht in ihrer Bedeutung weit über diesen Einzelfall hinaus. So betrifft sie insbesondere das Verwaltungssponsoring, bei dem der Sponsor einer öffentlichen Einrichtung Geld oder Sachleistungen zur Verfügung stellt. Wechselseitig macht die öffentliche Einrichtung auf den Sponsor und dessen Förderung aufmerksam und ermöglicht dem Sponsor damit Werbemaßnahmen. BFH-Urteil vom 7. November 2007, Az. I R 42/06. Mehr Tipps Details und weitere News unter www.ihk-nordwestfalen.de/ steuern AmtlicheBekanntmachungen Satzung betreffend die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraftund Personenverkehr Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen hat am 5. März 2008 aufgrund – von §§ 1 und 4 des Gesetzes zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrieund Handelskammern vom 18. Dezember 1956 (BGBl. I S. 920), zuletzt geändert durch Artikel 7 des „Zweiten Gesetzes zum Abbau bürokratischer Hemmnisse insbesondere in der mittelständischen Wirtschaft“ vom 7. 9. 2007 (BGBl. I S. 2246) – in Verbindung mit dem Gesetz über die Grundqualifikation und Weiterbildung der Fahrer bestimmter Kraftfahrzeuge für den Güterkraft- oder Personenverkehr (BKrFQG) vom 14. August 2006 (BGBl. I S.1958) in der jeweils geltenden Fassung – sowie in Verbindung mit der Verordnung zur Durchführung des Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetzes (BKrFQV) vom 22. August 2006 (BGBl. I S. 2108) in der jeweils geltenden Fassung folgende Satzung beschlossen: Inhaltsübersicht §1 §2 §3 §4 §5 §6 §7 §8 §9 § 10 § 11 § 12 § 13 § 14 § 15 § 16 § 17 Sachliche Zuständigkeit Örtliche Zuständigkeit Prüfungsarten Vorbereitung der Prüfung Grundsätze für alle Prüfungen Zulassung zur Prüfung „Grundqualifikation“ Zulassung zur Prüfung „beschleunigte Grundqualifikation“ Rücktritt und Ausschluss von der Prüfung Durchführung der Prüfung „Grundqualifikation“ Durchführung der Prüfung „beschleunigte Grundqualifikation“ Anforderungen in der theoretischen Prüfung Anforderungen in der praktischen Prüfung Bewertung der Prüfungsleistungen und Feststellung des Prüfungsergebnisses Niederschrift Erteilung der Bescheinigung Nichtbestehen der Prüfung Inkrafttreten I. Zuständigkeit § 1 Sachliche Zuständigkeit Die Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen – im folgenden IHK genannt – ist zuständig für die Durchführung von Prüfungen nach dem BerufskraftfahrerQualifikations-Gesetz (BKrFQG). § 2 Örtliche Zuständigkeit Örtlich zuständig ist die Industrie- und Handelskammer, in deren Bezirk der Prüfungsbewerber / die Prüfungsbewerberin seinen/ihren Wohnsitz hat. Der Bewerber / die Bewerberin kann mit seiner/ihrer Zustimmung an eine andere Industrie- und Handelskammer verwiesen werden. II. Prüfungen § 3 Prüfungsarten Prüfungen zum Nachweis der Qualifikation sind (1) Grundqualifikation 1. Grundqualifikation für Güterkraftverkehr oder Personenverkehr gemäß § 1 Abs. 2 BKrFQV. 2. Prüfung reduziert um die theoretischen Teile, die bereits Gegenstand der Prüfung gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für den Güterkraftverkehr oder für den Straßenpersonenverkehr waren, gemäß § 1 Abs. 3 BKrFQV. Diese Prüfung wird im folgenden „Grundqualifikation Quereinsteiger“ Güterkraftverkehr oder Personenverkehr genannt. 3. Prüfung reduziert um die theoretischen und praktischen Teile, die bereits Gegenstand der Prüfung der ersten Grundqualifikation waren, gemäß § 3 BKrFQV. Diese Prüfung wird im Folgenden „Grundqualifikation Umsteiger“ für Güterkraftverkehr oder Personenverkehr genannt. (2) beschleunigte Grundqualifikation 1. beschleunigte Grundqualifikation für Güterkraftverkehr oder Personenverkehr gemäß § 2 Abs. 4 BKrFQV, 2. Prüfung reduziert um die theoretischen Teile, die bereits Gegenstand der Prüfung gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für den Güterkraftverkehr oder für den Straßenpersonenverkehr waren, gemäß § 2 Abs. 7 BKrFQV. Diese Prüfung wird im Folgenden „beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger“ Güterkraftverkehr oder Personenverkehr genannt. 3. Prüfung reduziert um die theoretischen Teile, die bereits Gegenstand der Prüfung der ersten Grundqualifikation waren, gemäß § 3 BKrFQV. Diese Prüfung wird im Folgenden „beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger“ für Güterkraftverkehr oder Personenverkehr genannt. § 4 Vorbereitung der Prüfung (1) Die IHK setzt Ort und Zeitpunkt der Prüfung fest. (2) Die Anmeldung zur Prüfung soll schriftlich unter Angabe der Prüfungsart und unter Beachtung der Anmeldefrist auf einem Vordruck der IHK erfolgen. (3) Der Anmeldung sind neben den Angaben zur Person die Angaben und Nachweise über das Vorliegen der Zulassungsvoraussetzungen gemäß §§ 6 oder 7 beizufügen. (4) Die IHK soll die Bewerber/Bewerberinnen unter Berücksichtigung der Reihenfolge der eingegangenen Anmeldungen mindestens 14 Tage vor dem jeweiligen Prüfungstermin schriftlich zur Prüfung einladen. Die Einladung gibt dem Bewerber/der Bewerberin ● Ort und Zeitpunkt der Prüfung, ● die Art der Prüfung, ● die Prüfungsdauer, ● die Art der zugelassenen Hilfsmittel, ● die Bedingungen für das Bestehen der Prüfung, ● die in § 8 der Satzung getroffenen Regelungen über Rücktritt und Ausschluss von der Prüfung bekannt. §5 (1) (2) (3) Grundsätze für alle Prüfungen Die Prüfungssprache ist deutsch. Die Prüfung ist nicht öffentlich. Die in den §§ 9 und 10 genannten Zeitansätze – sowohl für die theoretische als auch praktische Prüfung – sind reine Prüfungszeiten. Vor- und nachbereitende Arbeiten, wie z. B. Erläuterungen zum Prüfungsablauf, Aufbau/Wiederaufbau von Übungen, Erläuterungen zur Prüfungsbewertung sind nicht Bestandteil der Prüfungszeit. (4) Die Prüfung wird entsprechend der Anmeldung und der Zulassungsvoraussetzungen entweder für den „Güterkraftverkehr“ oder für den „Personenverkehr“ abgelegt. (5) Bei Beginn der Prüfung wird die Identität der Prüfungsteilnehmer / Prüfungsteilnehmerinnen festgestellt. Prüfungsteilnehmer / Prüfungsteilnehmerinnen, deren Identität nicht zweifelsfrei festgestellt werden kann, werden von der Prüfung ausgeschlossen. (6) Bei Beginn der Prüfung werden den Prüfungsteilnehmern / Prüfungsteilnehmerinnen der Ablauf der Prüfung sowie die Prüfer / Prüferinnen bekannt gegeben. (7) Die Prüfungsteilnehmer / Prüfungsteilnehmerinnen sind nach Bekanntgabe der Prüfer / Prüferinnen zu befragen, ob sie von ihrem Recht zur Ablehnung eines Prüfers / einer Prüferin wegen Besorgnis der Befangenheit Gebrauch machen wollen. Über einen Ablehnungsantrag entscheidet die IHK. (8) Hält sich ein Prüfer / eine Prüferin für befangen, so kann die IHK den betroffenen Prüfer / die betroffene Prüferin von der Prüfung ausschließen. Bestehen Zweifel an einer unparteiischen Ausübung des Prüfungsamtes, so muss die IHK den betroffenen Prüfer / die betroffene Prüferin von der Prüfung ausschließen. (9) Wird einem Ablehnungsantrag stattgegeben oder ein Prüfer / eine Prüferin ausgeschlossen, so soll der Prüfungsteilnehmer / die Prüfungsteilnehmerin zum nächsten Termin eingeladen werden, sofern der ausgeschlossene Prüfer / die ausgeschlossene Prüferin nicht sogleich durch einen anderen Prüfer / eine andere Prüferin ersetzt werden kann. (10) Über die Prüfung ist eine Niederschrift zu erstellen. (11) Die Bewertung der Prüfungsleistung ist nur in ganzen oder halben Punkten zulässig. (12) Wurde die Zulassung zur Prüfung aufgrund gefälschter Unterlagen oder falscher Angaben ausgesprochen, wird sie von der IHK widerrufen. (13) Die Vervielfältigung, Verbreitung oder Veröffentlichung der gemeinsamen Fragebögen der Industrie- und Handelskammern für Prüfungen nach dem BKrFQG oder von Teilen dieser Fragebögen außerhalb der unmittelbaren Prüfungsabwicklung ist untersagt. (14) Für die Prüfungen gelten ergänzend zu den Bestimmungen dieser Satzung die Gemeinsamen Richtlinien der Industrie- und Handelskammern betreffend die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraft- und Personenverkehr, die die IHK als Verwaltungsvorschrift erlässt. Die IHK gibt den Erlass dieser Verwaltungsvorschrift in ihrem Mitteilungsblatt bekannt. § 6 Zulassung zur Prüfung „Grundqualifikation“ (1) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 1 (Grundqualifikation) nur zugelassen, wenn er/sie einen gültigen Führerschein für die entsprechende Fahrerlaubnisklasse vorlegt. (2) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 2 (Grundqualifikation Quereinsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie einen gültigen Führerschein für die entsprechende Fahrerlaubnisklasse und den entsprechenden Nachweis 1. für den Straßenpersonenverkehr ausgenommen Taxen- und Mietwagenverkehr gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für den Straßenpersonenverkehr oder 2. für den Güterkraftverkehr gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für den Güterkraftverkehr vorlegt. (3) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 3 (Grundqualifikation Umsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie einen gültigen wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 61 AmtlicheBekanntmachungen Führerschein für die entsprechende Fahrerlaubnisklasse und die entsprechende Grundqualifikation gemäß Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz vorlegt. (4) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur praktischen Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 (Grundqualifikation, Grundqualifikation Quereinsteiger, Grundqualifikation Umsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie sich gegenüber der IHK verpflichtet, ein geeignetes Prüfungsfahrzeug für die Abnahme der praktischen Prüfung zu stellen. Geeignet ist ein Prüfungsfahrzeug, das den Anforderungen gemäß § 9 Abs. 4 Nr. 2 genügt. Sollte der Teilnehmer / die Teilnehmerin keine Möglichkeit haben, ein geeignetes Prüfungsfahrzeug zu stellen, kann die IHK auf Antrag des Teilnehmers / der Teilnehmerin ein geeignetes Prüfungsfahrzeug vermitteln. (5) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur praktischen Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 (Grundqualifikation, Grundqualifikation Quereinsteiger, Grundqualifikation Umsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie sich gegenüber der IHK verpflichtet, zur praktischen Prüfung einen Fahrlehrer zu stellen, der im Besitz einer gültigen Fahrlehrererlaubnis gemäß Fahrlehrergesetz vom 25. August 1969 (BGBl. I S. 1336) in der jeweils aktuell gültigen Fassung für die Fahrerlaubnisklassen CE für den Güterkraftverkehr beziehungsweise DE für den Personenverkehr ist. Sollte der Teilnehmer / die Teilnehmerin keine Möglichkeit haben, einen Fahrlehrer, der die o. g. Voraussetzungen erfüllt, zu stellen, kann die IHK auf Antrag des Teilnehmers / der Teilnehmerin einen entsprechenden Fahrlehrer vermitteln. § 7 Zulassung zur Prüfung „beschleunigte Grundqualifikation“ (1) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 1 (beschleunigte Grundqualifikation) nur zugelassen, wenn er/sie das Original eines von einer anerkannten Ausbildungsstätte gemäß § 7 BKrFQG ausgestellten Nachweises über die Teilnahme an einer entsprechenden Schulung vorlegt. (2) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 2 (beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie das Original eines von einer anerkannten Ausbildungsstätte gemäß § 7 BKrFQG ausgestellten Nachweises über die entsprechenden Unterrichtsteile und den entsprechenden Nachweis 1. für den Straßenpersonenverkehr ausgenommen Taxen- und Mietwagenverkehr gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für den Straßenpersonenverkehr oder 2. für den Güterkraftverkehr gemäß § 4 Abs. 6 Berufszugangsverordnung für den Güterkraftverkehr vorlegt. (3) Der Teilnehmer / die Teilnehmerin wird zur Prüfung gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 3 (beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger) nur zugelassen, wenn er/sie das Original eines von einer anerkannten Ausbildungsstätte gemäß § 7 BKrFQG ausgestellten Nachweises über die entsprechenden Unterrichtsteile und die entsprechende Grundqualifikation gemäß Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz vorlegt. § 8 Rücktritt und Ausschluss von der Prüfung (1) Ein Rücktritt von der theoretischen oder praktischen Prüfung ist nur aus einem wichtigen Grund zulässig. Tritt ein Prüfungsteilnehmer / eine Prüfungsteilnehmerin vor Beginn der theoretischen oder der praktischen Prüfung zurück, gilt die jeweilige Prüfung als nicht abgelegt. Das gleiche gilt, wenn ein Prüfungsbewerber / eine Prüfungsbewerberin zu einer Prüfung nicht erscheint. (2) Tritt ein Prüfungsteilnehmer / eine Prüfungsteilnehmerin im Verlauf der theoretischen Prüfung zurück, so gilt diese grundsätzlich als nicht bestanden. (3) Tritt ein Prüfungsteilnehmer / eine Prüfungsteilnehmerin im Verlauf der praktischen Prüfung aus einem wichtigen Grund zurück, so können bereits erbrachte, in sich abgeschlossene Teile der Prüfung als abgelegt anerkannt werden. Tritt ein Prüfungsteilnehmer / eine Prüfungsteilnehmerin im Verlauf einer Prüfung ohne wichtigen Grund zurück, so gilt diese Prüfung als nicht bestanden. (4) Über das Vorliegen eines wichtigen Grundes befindet die IHK. Macht der Prüfungsteilnehmer / die Prüfungsteilnehmerin als wichtigen Grund geltend, dass er/sie wegen Krankheit an der Prüfung nicht teilnehmen konnte oder nach Beginn eines Prüfungsteils abbrechen musste, so hat er/sie dies unverzüglich durch Vorlage eines ärztlichen Attests, das nicht später als am Prüfungstag ausgestellt wurde, nachzuweisen. Die IHK hat das Recht, in begründeten Einzelfällen ein amtsärztliches Zeugnis eines Gesundheitsamtes mit Aussagen zur Prüfungsfähigkeit einzufordern, damit entschieden werden kann, ob ein wichtiger Grund vorliegt. (5) Unternimmt ein Prüfungsteilnehmer / eine Prüfungsteilnehmerin Täuschungshandlungen oder stört er/sie den Prüfungsablauf erheblich, kann er/sie von der weiteren Teilnahme an der Prüfung ausgeschlossen werden. Bei Ausschluss gilt diese Prüfung als nicht bestanden. § 9 Durchführung der Prüfung „Grundqualifikation“ (1) Die Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 1–3 (Grundqualifikation, Grundqualifikation Quereinsteiger, Grundqualifikation Umsteiger) besteht aus einer theoretischen und einer praktischen Prüfung. Die theoretische und die praktische Prüfung können in beliebiger Reihenfolge abgelegt werden. (2) Für die theoretische Prüfung werden die gemeinsamen Fragebögen der Industrie- und Handelskammern verwendet. (3) Die theoretische Prüfung ist schriftlich abzulegen und besteht aus MultipleChoice-Fragen, offenen Fragen und der Erörterung von Praxissituationen. 62 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 (4) Die praktische Prüfung besteht aus einer Fahrprüfung, einem praktischen Prüfungsteil und der Bewältigung von kritischen Fahrsituationen. 1. Für die praktische Prüfung setzt die IHK einen amtlich anerkannten Sachverständigen / eine amtlich anerkannte Sachverständige oder einen amtlich anerkannten Prüfer / eine amtlich anerkannte Prüferin für den Kraftfahrzeugverkehr ein, der/die im Besitz einer gültigen Berechtigung zur Abnahme der Fahrerlaubnisprüfung ist. Die praktische Prüfung kann auch von einem IHK-Mitarbeiter / einer IHK-Mitarbeiterin mit gleichwertiger Qualifikation abgenommen werden. Die IHK kann weitere sachkundige Personen hinzuziehen. 2. Für die Fahrprüfung und die Bewältigung kritischer Fahrsituationen wird ein Kraftfahrzeug entsprechend der dem Prüfungsteilnehmer / der Prüfungsteilnehmerin erteilten höchsten Fahrerlaubnisklasse bezogen auf die Abmessungen und Gewichte von Lkw oder Omnibussen eingesetzt. Die Fahrzeuge müssen den Anforderungen der Nummern 2.2.6 bis 2.2.13 der Anlage 7 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) entsprechen. Zusätzlich muss das Prüfungsfahrzeug die Anforderungen der Nummer 2.2.16 der Anlage 7 der FeV erfüllen. 3. Für die Bewältigung von kritischen Fahrsituationen können die Kraftfahrzeuge durch den Einsatz eines leistungsfähigen Simulators ersetzt werden. Die Entscheidung darüber trifft die IHK. (5) Grundqualifikation gem. § 3 Abs. 1 Nr. 1 (Grundqualifikation) 1. Die Dauer der theoretischen Prüfung beträgt 240 Minuten. 2. Die praktische Prüfung besteht aus einer Fahrprüfung zu 120 Minuten, aus einem praktischen Prüfungsteil zu 30 Minuten und aus der Bewältigung von kritischen Fahrsituationen, die 60 Minuten nicht überschreiten darf. (6) Grundqualifikation gem. § 3 Abs. 1 Nr. 2 (Grundqualifikation Quereinsteiger) 1. Die Dauer der theoretischen Prüfung beträgt 170 Minuten. 2. Die praktische Prüfung besteht aus einer Fahrprüfung zu 120 Minuten, aus einem praktischen Prüfungsteil zu 30 Minuten und der Bewältigung von kritischen Fahrsituationen, die 60 Minuten nicht überschreiten darf. (7) Grundqualifikation gem. § 3 Abs. 1 Nr. 3 (Grundqualifikation Umsteiger) 1. Die Dauer der theoretischen Prüfung beträgt 110 Minuten. 2. Die praktische Prüfung besteht aus einer Fahrprüfung zu 60 Minuten, aus einem praktischen Prüfungsteil zu 30 Minuten und der Bewältigung von kritischen Fahrsituationen, die 30 Minuten nicht überschreiten darf. (8) Die Gesamtprüfung oder die theoretische Prüfung oder die praktische Prüfung dürfen wiederholt werden. (9) Nach Abschluss der Gesamtprüfung sind die Unterlagen der theoretischen Prüfung ein Jahr, die Anmeldung und die Niederschriften der theoretischen und praktischen Prüfung zehn Jahre aufzubewahren. § 10 Durchführung der Prüfung „beschleunigte Grundqualifikation“ (1) Die Prüfung „beschleunigte Grundqualifikation“ gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 1–3 (beschleunigte Grundqualifikation, beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger, beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger) besteht aus einer theoretischen Prüfung. (2) Für die Prüfung werden die gemeinsamen Fragebögen der Industrie- und Handelskammern verwendet. (3) Die Prüfung ist schriftlich abzulegen und besteht aus Multiple-Choice-Fragen und offenen Fragen. (4) Die Dauer der Prüfung für die „beschleunigte Grundqualifikation“ gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 1 beträgt 90 Minuten. (5) Die Dauer der Prüfung für die „beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger“ gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 2 beträgt 60 Minuten. (6) Die Dauer der Prüfung für die „beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger“ gemäß § 3 Abs. 2 Nr. 3 beträgt 45 Minuten. (7) Die Prüfung darf wiederholt werden. (8) Nach Abschluss der Prüfung sind die Unterlagen ein Jahr, die Anmeldung und die Niederschrift zehn Jahre aufzubewahren. § 11 Anforderungen in der theoretischen Prüfung (1) Gegenstände der theoretischen Prüfung: Die in der Anlage 1 der BKrFQV genannten Kenntnisbereiche sind Gegenstand der jeweiligen Prüfungen für den Güterkraftverkehr und den Personenverkehr gemäß der nachstehenden Tabelle: Kennt- KenntGrundqualifikation nisbe- nisse/ reiche Fähigkeiten beschleunigte gemäß Grundqualifikation Anlage 1 der BKrFQV Grundqualifikation Quereinsteiger Grundqualifikation Umsteiger beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger 1. 1.1 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr – 1.2 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr – 1.3 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr – 1.4 Güterkraftverkehr Güterkraftverkehr Güterkraftverkehr AmtlicheBekanntmachungen 2. 3. 1.5 Personenverkehr Personenverkehr Personenverkehr 1.6 Personenverkehr Personenverkehr Personenverkehr 2.1 Güterkraftverkehr Personenverkehr – – 2.2 Güterkraftverkehr – Güterkraftverkehr 2.3 Personenverkehr – Personenverkehr 3.1 Güterkraftverkehr Personenverkehr – Güterkraftverkehr Personenverkehr 3.2 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr – 3.3 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr – 3.4 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr – 3.5 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr 3.6 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr 3.7 Güterkraftverkehr – Güterkraftverkehr 3.8 Personenverkehr – Personenverkehr (2) Grundsätze für die Prüfungsaufgaben 1. Die Prüfung besteht, bezogen auf die jeweilige Gesamtpunktzahl, zu gleichen Teilen aus Multiple-Choice-Fragen, offenen Fragen und der Erörterung von Praxissituationen, sofern sie Gegenstand der Prüfung sind. Die Kenntnisbereiche 1., 2. und 3. werden, soweit sie Gegenstand der Prüfung sind, zu gleichen Teilen berücksichtigt. 2. Multiple-Choice-Fragen werden mit je einem Punkt bewertet. Sie enthalten vier Antwortvorschläge, wovon nur eine Antwortvorgabe richtig ist. 3. Offene Fragen werden mit mindestens je einem Punkt und höchstens fünf Punkten bewertet. 4. Die Erörterung einer Praxissituation besteht aus verbundenen offenen Fragen. § 12 Anforderungen in der praktischen Prüfung (1) Fahrprüfung 1. Ziel der Fahrprüfung ist die Bewertung der fahrpraktischen Fähigkeiten des Prüfungsteilnehmers / der Prüfungsteilnehmerin. Sie muss auf Straßen innerhalb und außerhalb geschlossener Ortschaften, auf Schnellstraßen oder Autobahnen und in Situationen mit unterschiedlicher Verkehrsdichte stattfinden. 2. Die Fahrprüfung soll vorzeitig beendet werden, wenn der Prüfungsteilnehmer / die Prüfungsteilnehmerin grobe Fahr- und Verhaltensfehler in Bezug auf die StVO zeigt. 3. Wird die Fahrprüfung vorzeitig beendet, wird sie mit null Punkten bewertet. (2) Praktischer Prüfungsteil Ziel dieses Prüfungsteils ist die Bewertung der folgenden Kenntnisse und Fähigkeiten der in den Anlagen 1 und 2 der BKrFQV genannten Kenntnisbereiche gemäß der nachstehenden Tabelle: Kennt- KenntGrundqualifikation nisbe- nisse/ reiche Fähigkeiten gemäß Anlage 1 und 2 BKrFQV Grundqualifikation Quereinsteiger 1. 3. Grundqualifikation Umsteiger § 13 Bewertung der Prüfungsleistungen und Feststellung des Prüfungsergebnisses (1) Bewertung der Grundqualifikation 1. Grundlage der Bewertung der Prüfungsleistungen sind die in der theoretischen und der praktischen Prüfung erzielten Ergebnisse, die in Punkten ausgedrückt werden. 2. Die theoretische Prüfung ist bestanden, wenn mindestens 50 % der Gesamtpunktzahl gemäß nachfolgender Aufstellung erreicht wurden: ● Grundqualifikation Gesamtpunktzahl 162 ● Grundqualifikation Quereinsteiger Gesamtpunktzahl 114 ● Grundqualifikation Umsteiger Gesamtpunktzahl 72 3. Die Teile der praktischen Prüfung gemäß § 9 Abs. 4 werden jeweils getrennt von einander bewertet. Die praktische Prüfung ist bestanden, wenn mindestens 50 % der Gesamtpunktzahl gemäß der nachfolgenden Aufstellung erreicht wurden und der in jedem Teil der Prüfung erzielte Punkteanteil nicht unter 20 % der jeweils möglichen Punktzahl liegt. In den praktischen Prüfungen Güterkraftverkehr und Personenverkehr sind insgesamt höchstens folgende Punkte erreichbar: a) Grundqualifikation und Grundqualifikation Quereinsteiger jeweils: Gesamtpunktzahl 120 ● davon Fahrprüfung 60 Punkte ● davon praktischer Prüfungsteil 30 Punkte ● davon Bewältigung kritischer Fahrsituationen 30 Punkte b) Grundqualifikation Umsteiger: Gesamtpunktzahl 80 ● davon Fahrprüfung 30 Punkte ● davon praktischer Prüfungsteil 30 Punkte ● davon Bewältigung kritischer Fahrsituationen 20 Punkte Der Prüfer / die Prüferin hat nach Beendigung des jeweiligen praktischen Prüfungsteils dem Prüfungsteilnehmer / der Prüfungsteilnehmerin die Bewertung und deren wesentliche Gründe mitzuteilen. Der Prüfer / die Prüferin hat ein Prüfungsprotokoll anzufertigen und der IHK auszuhändigen. 4. Die Gesamtprüfung ist bestanden, wenn die theoretische und die praktische Prüfung bestanden wurden. (2) Bewertung der beschleunigten Grundqualifikation Die Prüfung ist bestanden, wenn mindestens 50 % der Gesamtpunktzahl gemäß nachfolgender Aufstellung erreicht wurden. ● beschleunigte Grundqualifikation Gesamtpunktzahl 60 ● beschleunigte Grundqualifikation Quereinsteiger Gesamtpunktzahl 40 ● beschleunigte Grundqualifikation Umsteiger Gesamtpunktzahl 30 (3) Die Bewertung der Prüfungsleistung erfolgt durch die IHK. Aufgrund der erbrachten Prüfungsleistungen stellt die IHK das Prüfungsergebnis fest und erklärt die Prüfung für bestanden oder nicht bestanden. § 14 Niederschrift Die anzufertigende Niederschrift enthält folgende Angaben: ● den Namen, den Vornamen, ggf. den Geburtsnamen, das Geburtsdatum und den Geburtsort, Geburtsland sowie die Anschrift und Nationalität des Prüfungsteilnehmers / der Prüfungsteilnehmerin, ● Ort, Datum, Beginn und Ende der Prüfung, ● die Art und Bestandteile der Prüfung, ● die Feststellung der Identität des Prüfungsteilnehmers / der Prüfungsteilnehmerin sowie die Erklärung seiner/ihrer Prüfungsfähigkeit, ● die Belehrung des Prüfungsteilnehmers / der Prüfungsteilnehmerin über sein/ ihr Recht, Prüfer/Prüferinnen wegen Besorgnis der Befangenheit abzulehnen, ● Bewertung der erbrachten Prüfungsleistung, ● das Prüfungsergebnis, die Erklärung über das Bestehen oder Nichtbestehen der Prüfung, ● Name/Namen und Unterschrift(en) der Prüfer/Prüferinnen § 15 Erteilung der Bescheinigung Nach bestandener Prüfung erhält der Prüfungsteilnehmer / die Prüfungsteilnehmerin eine Bescheinigung der IHK über das Bestehen der Prüfung. § 16 Nichtbestehen der Prüfung Bei nicht bestandener Prüfung erhält der Teilnehmer / die Teilnehmerin einen schriftlichen Bescheid der IHK über das Nichtbestehen der Prüfung. Der Bescheid ist mit einer Rechtsbehelfsbelehrung zu versehen. 1.4 Güterkraftverkehr Güterkraftverkehr Güterkraftverkehr 1.5 Personenverkehr Personenverkehr Personenverkehr 1.6 Personenverkehr Personenverkehr Personenverkehr 3.2 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr – § 17 Inkrafttreten Die Satzung tritt am 1. Juni 2008 in Kraft. 3.3 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr – Münster, 5. März 2008 3.5 Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr Güterkraftverkehr Personenverkehr (3) Bewältigung kritischer Fahrsituationen 1. Ziel bei der Bewältigung kritischer Fahrsituationen ist insbesondere die Bewertung der Fähigkeiten des Prüfungsteilnehmers / der Prüfungsteilnehmerin bezüglich der Beherrschung des Fahrzeugs bei unterschiedlichem Fahrbahnzustand je nach Witterungsverhältnissen sowie Tages- und Nachtzeit. 2. Die Bewältigung kritischer Fahrsituationen wird auf einem geeigneten Gelände durchgeführt, wobei Gefährdungen für Dritte ausgeschlossen sein müssen. Der Präsident gez. Hans Dieler Der Hauptgeschäftsführer gez. Karl-F. Schulte-Uebbing Genehmigt durch das Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NordrheinWestfalen – Aktenzeichen III B 2-42-00/1. Düsseldorf, 12. März 2008 gez. Günter Karneth Ausgefertigt: Münster, 21. Mai 2008 Der Präsident gez. Hans Dieler Der Hauptgeschäftsführer gez. Karl-F. Schulte-Uebbing wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 63 Eine Firma, die Urlaub verkauft: LMC stellt Caravans und Motorcaravans unter so wohlklingenden Namen wie „Casa Familia“ oder „Ambassador“ her. Die klassischen LMC-Käufer sind eher gut betuchte Paare aus der Generation 50 Plus. Oder aber die spontanen, sportlichen Urlauber. LMC Caravan GmbH & Co. KG Die MobilMacher Strahlend blauer Himmel – Ein Wetter wie gemalt für eine Werksbesichtigung zum Thema Urlaub, genauer gesagt Camping-Urlaub. Eine Handvoll Rentner und 25 Campingfreunde aus Freckenhorst haben sich erwartungsvoll bei der Firma LMC in Sassenberg versammelt, dem Hersteller von Wohnwagen und Reisemobilen. Wobei das, was Nicht-Camper für einen Wohnwagen halten, „Caravan“ genannt wird. Das wissen diese Rentner aber längst, denn sie sind allesamt LMC-Rentner. Einmal im Jahr schauen sie sich die neuen Modelle und die neuen Produktionsmethoden an. Einige arbeiten sogar hin und wieder zur Vertretung mit. „Das spricht doch für ein gutes Betriebsklima hier“, sagt Paul Havermann und lacht. Er muss es wissen, schließlich ist er schon auf dem Foto vom 20 000-sten Wohnwagen zu sehen – neben Firmengründer Wilhelm Saure. Heute gehört LMC zur Hymer-Gruppe – genau wie die größten Konkurrenten Dethleffs oder Hymer. Ob das funktionieren kann, die Konkurrenz unter einem Dach? „Wir kaufen zusammen mit anderen Unternehmen der Gruppe gemeinsam bestimmte Teile ein wie beispielsweise Kühlschränke und nutzen die Preisvorteile“, erklärt Ulrich Schoppmann, einer der beiden Geschäftsführer, „aber alle designorientierten Entwicklungen treibt jedes Unternehmen für sich voran – wir konkurrieren am Markt um unsere eigenen Segmente, und das ist von der Konzernleitung auch so gewollt.“ Prunkstück der Modellpalette ist derzeit der Innovan, ein Drei-Personen-Caravan, der auf ein luftgefedertes Fahrwerk aufgesetzt wird und dadurch kaum ins Schlingern geraten 100 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Foto: LMC kann. Aufmerksamkeit erregt er aber allein schon durch sein Design. „Als in einer Fachzeitschrift nur die Zeichnung des Innovans veröffentlicht wurde, hatten wir schon die ersten Bestellungen“, berichtet Marketing-Leiter Rolf Keuter. Hauptgeschäft sind aber die Modellreihen der Marke LMC. Eine andere Käuferschicht sprechen die Sassenberger eher mit ihrer zweiten Marke TEC an: Die „Surfer“, junge Leute, die ihr Reisemobil für einen spontanen, sportlichen Urlaub nutzen. Als „designorientiert“ charakterisiert Markus Winter, der zweite Geschäftsführer, diese Marke, die rund 40 Prozent des Umsatzes ausmacht. Bei Auto-Herstellern wird ein neues Modell nach Jahren der streng geheimen Entwicklungsarbeit mit großem Tamtam vorge- Markus Winter (links) und Ulrich Schoppmann, die Geschäftsführer von LMC in Sassenberg. Foto: Haarbeck BetriebsBesichtigung stellt. LMC stellt jedes Jahr gleich mehrere neue Modelle beim Händlertag vor, in diesem Jahr sogar zweiunddreißig neue Modelle. Die „Erlkönige“, die bei den Autobauern wie ein Augapfel gehüteten Prototypen, stehen in Sassenberg offen auf dem Hof, mit dem großen Schild „Proto“ hinter der Windschutzscheibe. Obwohl bis zum Händlertag in wenigen Wochen noch einige dieser Prototypen produziert werden müssen, herrscht in den Produktionshallen eine konzentrierte, aber entspannte Atmosphäre. Ein bisschen geht es zu wie auf einem von deutschen Campern bevorzugten Camping-Platz: Die Wege sind durchnummeriert, jedes Ding hat seinen festen Platz, alles ist sauber gefegt. Winter und Schoppmann haben durchaus nicht nur deutsche Camping-Urlauber im Blick. Die Caravans und Motorcaravans aus Sassenberg werden in nahezu alle europäischen Länder exportiert. Vielversprechend ist für LMC aber auch der australische Markt. „Die australische Caravan-Industrie hinkt dem europäischen Markt um Jahrzehnte hinterher“, erläutert Schoppmann. Außerdem seien die Modelle dort größtenteils „mit der Axt designt“, wie er urteilt. Also haben die Sassenberger bereits einige LMC Caravan GmbH & Co. KG Das 1966 entstandene Unternehmen setzt pro Jahr 2200 Reisemobile (Exportanteil: 37 Prozent) und 5700 Wohnwagen (Exportanteil: 71 Prozent) ab. Damit erwirtschaften die 520 Mitarbeiter einen Umsatz von 140 Millionen Euro. Hauptabsatzmärkte sind: Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen, Österreich, die Schweiz , Niederlande, Australien. LMC gehört zur Hymer-Gruppe. www.lmc-caravan.com Motorcaravans für Rechtsfahrer gebaut und setzen hier rund 200 Stück pro Jahr ab. Profitieren könnte LMC aber insbesondere vom Trend, auch im Winter zum Camping zu fahren, erklärt Winter, denn: „Bei der Winterausstattung sind unsere Modelle besonders ausgereift“. Unter Beweis gestellt wird das von den Spitzen-Biathleten wie Olympiasiegerin Andrea Henkel, die als Werbeträgerin für das Unternehmen mit ei- 520 Mitarbeiter produzieren in Sassenberg. Dabei werden die Seitenwände – und demnächst auch das Dach – komplett vormontiert. Foto: Haarbeck nem rundum winterfesten LMC an den Start geht. Die Produktions-Mitarbeiter in Sassenberg kennen das Leben im Caravan oder Motorcaravan ebenfalls. Wer kein eigenes Reisemobil hat, kann sich eines der Test- oder Vorführfahrzeuge vom Unternehmen leihen – damit er oder sie hinterher aus eigener Anschauung die Vorzüge der LMCModelle kennt. Das schafft Identifikation mit den eigenen Produkten und Verständnis für die Kunden. Sassenberg nichts kommen. Weder die Chefs noch die Mitarbeiter. Als das Unternehmen LMC vor rund 15 Jahren kurz vorm Konkurs stand, gab es auch Verhandlungen mit einem amerikanischen Unternehmen. „Wenn die uns gekauft hätten, dann gäbe es uns hier in Sassenberg nicht mehr“, vermuten viele der Mitarbeiter. Kurz nach dem Kauf kam Erwin Hymer immer mal wieder für ein paar Tage nach Sassenberg, um nach dem Rechten zu sehen – nicht nur auf den Schreibtischen, sondern in, auf und unter den Reisemobilen und Caravans. Inzwischen hat er alle offiziellen Funktionen im Konzern abgegeben, hält aber immer noch 77 Prozent der Aktien. Ein Schwabe, der sein Lebenswerk weiterhin sorgsam beobachtet und beratend eingreift – so machen es Paul Havermann und die anderen münsterländischen Rentner auch. Ingrid Haarbeck Schoppmann und Winter wurden erst im Sommer vergangenen Jahres Geschäftsführer des Unternehmens. Und waren fast genauso überrascht wie der Rest der Mitarbeiter. Erwin Hymer selbst hatte die beiden vorherigen Geschäftsführer abgesetzt – kurz nach dem Händlertag, direkt vor den Sommerferien. Das hatte für einige Unruhe unter Händlern und Mitarbeitern gesorgt. Warum die beiden Vorgänger so plötzlich abgesetzt wurden? „Das müssen Sie schon Herrn Hymer selber fragen“, weicht Winter aus. Auf den mittlerweile über 80jährigen Erwin Hy- Kann auch im Winter kuschelig sein: Mit Sitzheizung, Umluftheizung im mer lassen sie in Alkoven und patentierter Fußbdenheizung geht Camping auch. Foto: LMC wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 101 Wissen was weiterbringt IHK-Tagesseminare Gut ausgebildete Mitarbeiter und beständige Weiterbildung, die deren Fähigkeiten fördert und weiterentwickelt, gehören zu den wichtigsten Wettbewerbsfaktoren. Die Akademie der Wirtschaft bietet diese Weiterbildung in jährlich über 200 Seminaren und mehr als 300 Lehrgängen. Eine Auswahl der Angebote in den nächsten Wochen finden Sie hier. Sollte das von Ihnen gesuchte Thema nicht dabei sein, wenden Sie sich an das Team der Weiterbildung. Absatzwirtschaft / Marketing Kundengewinnung durch Kundenverblüffung Spezialseminar für Auszubildende Ort: Osnabrück Kosten: 155,00 ¤ Termin: 18. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Claudia Glunz Besser verkaufen! – IHK-Erfolgstraining für Mitarbeiter/innen im Verkauf – Baustein 1: Kunden begeistern mit System Ort: Münster Kosten: 190,00 ¤ Termin: 23. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Nikolaus Rohr Ausfüllung und Abfertigung der wichtigsten Exportdokumente Spezialseminar für Neueinsteiger Ort: Münster Kosten: 190,00 ¤ Termin: 24. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: F.-J. Drees Umsatzsteuer bei Export/Import und internationalen Dienstleistungen Ort: Münster Kosten: 190,00 ¤ Termin: 25. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: F.-J. Drees, Dr. T. Weiß EDV Fit in Microsoft Office (Version 2003) Excel Das „Effeff“ des Verkaufens Effektiv und effizient verkaufen im Außendienst Ort: Osnabrück Kosten: 190,00 ¤ Termin: 30. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Nikolaus Rohr Kunden telefonisch aktiv gewinnen, betreuen und binden Ort: Osnabrück Kosten: 190,00 ¤ Termin: 9. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Walter Hennig Kundenrückgewinnung und Kundenwerbung Der erfolgreiche schnelle Weg zu neuen und ehemaligen Kunden Ort: Bocholt Kosten: 190,00 ¤ Termin: 13. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Karl Hermann Künneth Arbeits- und Führungstechniken Besser sein im Sekretariat – Optimale Chefentlastung Ort: Münster Kosten: 380,00 ¤ Termin: 17./18. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Jutta Brück Führungstraining für Produktions- und Betriebsleiter Teil 1: Führungsaufgaben, Führungsstil und Führungsalltag Ort: Münster Kosten: 380,00 ¤ Termin: 23./24. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Dr. Klaus P. Beer Außenwirtschaft Akkreditive und die Erstellung akkreditivgerechter Dokumente nach den neuen ERA 600 Ort: Münster Kosten: 190,00 ¤ Termin: 16. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: F.-J. Drees, W. Kleff Spezialseminar: Exportabwicklung mit Osteuropa Ort: Münster Kosten: 170,00 ¤ 102 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 Termin: 18. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: F.-J. Drees Ort: Münster Kosten: 165,00 ¤ Termin: 11. 9. 2008, Do., 17.30–21.30 Uhr Trainer/in: Das Dozententeam der Akademie der Wirtschaft Beratung zu diesem Seminar bei Sabine Leifeld, Telefon 0251 707-338, [email protected]. Materialwirtschaft/Einkauf Professionell Verhandeln – Erfolgreich Einkaufen Ort: Münster Kosten: 380,00 ¤ Termin: 13./14. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Hans Hermann Krieger Personalwesen Aktuelles aus dem Arbeitsrecht Die Personalpraxis benötigt kurze und präzise Informationen über die wichtigsten Rechtsentwicklungen, die für das Unternehmen von Bedeutung sind. Deshalb ergänzt dieses Seminar die anderen grundlagenorientierten Arbeitsrechtseminare mit einem Überblick über aktuelle Entwicklungen, Veränderungen und Trends. Die Teilnehmer erhalten in dem Seminar einen Überblick über neue Gesetze und Entwicklungen im Arbeitsrecht, Neues aus dem Bereich des Kündigungsschutzrechts und über erste Erfahrungen mit dem modifizierten Schwerbehindertenrecht. Ort: Gelsenkirchen Kosten: 170,00 ¤ Die Änderungen im Schwerbehindertenrecht sind eines der Themen in diesem Seminar. Foto: Fotolia Termin: Trainer: 18. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Dr. Reiner Foer Organisation, Revision, Verwaltung Telefonieren, wie Kunden es wünschen Ort: Osnabrück Kosten: 180,00 ¤ Termin: 23. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Claudia Doden-Harnack Zeitgemäße Korrespondenz Ort: Osnabrück Kosten: 190,00 ¤ Termin: 25. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Jutta Brück Personalwesen Führungstraining für Produktions- und Betriebsleiter Teil 1: Führungsaufgaben, Führungsstil und Führungsalltag Ort: Münster Kosten: 380,00 ¤ Termin: 23./24. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Dr. Klaus P. Beer Personalarbeit in klein- und mittelständischen Betrieben Ort: Münster Kosten: 170,00 ¤ Termin: 25. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Herbert Wittchen Einsatz moderner Personalführungsinstrumente in Klein- und mittelständischen Unternehmen (KUM) Ort: Münster Kosten: 170,00 ¤ Termin: 15. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Herbert Wittchen Recht Aktuelles aus dem Arbeitsrecht Ort: Gelsenkirchen Kosten: 170,00 ¤ Suchtprävention Wenn Alkohol zum Problem wird Die rasant dynamische Veränderung der allgemeinen Arbeitsbedingungen stellt höchste Anforderungen an die Unternehmens- und Führungskultur sowie die Entwicklungs- und Belastungsfähigkeit jedes einzelnen Mitarbeiters. Prävention und Krisenmanagement von GesundAlkohol, Tabletten, Spielen: Es gibt viele heitsrisiken gehören daher Formen der Sucht. Das Seminar informiert zu den Kernbereichen beüber Suchtprävention und Intervention im trieblicher Fürsorge. EffekBetrieb. Foto: Fotolia tive betriebliche Handlungsmöglichkeiten bieten sich beim Gesundheitsrisiko „Problematischer Suchtmittelkonsum“. Die Seminarteilnehmer bekommen pragmatische Handlungsempfehlungen, lernen die Bedingungsfaktoren problematischen Suchtmittelkonsums kennen und erfahren, wie sie Veränderungsprozesse im Einzelfall und auch organisatorisch gestalten. Seminarinhalte sind die Suchtmittelkonsumenten in der Arbeitswelt, Stress, Stressbewältigung und psychische Belastungen, die arbeitsrechtliche Betrachtung, Co-Verhalten (im Betrieb), betriebliche Suchtprävention als Fürsorgeaufgabe, die sechs Phasen der Veränderung, die fünf Grundprinzipien motivierender Gesprächsführung und das KLAR-Konzept. Ort: Münster Kosten: 190,00 ¤ Termin: Trainer: Termin: 18. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Dr. Reiner Foer 15. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr Martin Zumhagen-Sonius, Dipl. Sozialarbeiter, Sozialtherapeut und Sozialmanager Arbeitsrecht in der Praxis – Vermeidung rechtlicher Fehler Ort: Osnabrück Kosten: 200,00 ¤ Termin: 24. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Joachim Sukop Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen (MoMiG) Ort: Münster Kosten: 190,00 ¤ Termin: 25. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Horst Vogt Unternehmensführung Seminare für Auszubildende Telefonseminar für Auszubildende Ort: Osnabrück Kosten: 155,00 ¤ Termin: 22. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Horst Kannegießer Telefonseminar für Auszubildende Ort: Münster Kosten: 155,00 ¤ Termin: 24. 9. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Walter Hennig Richtig lernen und Prüfungsangst überwinden Unternehmerseminar „Meine Werte als Unternehmer/in“ Ort: Münster Termin: 16. 9. 2008, 9.30–17.45 Uhr Hotel Mövenpick Kosten: 440,00 ¤ Trainer/in: Dr. Christine Boving und Cornelia Streb-Baumann Management-Training für Nachwuchsführungskräfte Teil I: Vorbereitung auf Führungsaufgaben Ort: Münster Kosten: 370,00 ¤ Termin: 14./15. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Dr. Klaus P. Beer Einsatz moderner Personalführungsinstrumente in Klein- und mittelständischen Unternehmen (KUM) Ort: Münster Kosten: 170,00 ¤ Termin: 15. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Herbert Wittchen Problematischer Suchtmittelkonsum und psychische Belastungen Prävention und Intervention als Ausdruck betrieblicher Fürsorge Ort: Münster Kosten: 190,00 ¤ Termin: 15. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Martin Zumhagen-Sonius Ort: Osnabrück Kosten: 150,00 ¤ Termin: 7. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Renate Gieskemeyer Verkaufen am Telefon – das ist doch easy – Spezialseminar für Auszubildende Ort: Osnabrück Kosten: 155,00 ¤ Termin: 8. 10. 2008, 9.00–16.30 Uhr Trainer/in: Claudia Glunz Das Weiterbildungs-Team Für Münster, Gelsenkirchen und Bocholt: Christina Gaertner, Telefon 0251 707-318, Telefax 0251 707-377, [email protected] Für Osnabrück, Nordhorn und Lingen: Marlene Blaauw, Telefon 0541 353-473, Telefax 0541 2020593, [email protected] Für Bielefeld: Heike Sieckmann, Telefon 0521 554-105, Telefax 0521 554-119, [email protected]. www.ihk-bildung.de wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 103 SchlussPunkt Vorschau Impressum Wirtschaftsspiegel im September Ausgabe 9/2008 Redaktionsschluss: 15. August Anzeigenschluss: 8. August Erscheinungstermin: 3. September Titelthema: Klimapolitik Verlags-Speziale: Transport/Logistik/Verpackung Büro und Service Der Klimawandel ist da. Aber was machen wir jetzt damit? – Das Titelthema der September-Ausgabe des Wirtschaftsspiegels ist die Klimapolitik und wie man sie nachhaltig betreibt. Dazu gibt es Einschätzungen, wie sich die Klimapolitik auf den Standort Deutschland auswirken wird. Weitere Themen sind das Bewachungsgewerbe in Nord-Westfalen, die Gesundheit am Arbeitsplatz und warum Finanzkommunikation wichtig ist – und wer das richtig macht. Internet im Handel 104 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2008 1. Juli/August 2008 Auflage: 58.900 Nord Westfalen Herausgeber und Eigentümer: IHK Nord Westfalen, Postfach 40 24, 48022 Münster, Sentmaringer Weg 61, 48151 Münster, Telefon 0251 707-0, www.ihk-nordwestfalen.de Jetzt beteiligen! Die Internetnutzung in deutschen Handelsunternehmen wird untersucht. Das hat das am Institut für Handelsforschung an der Universität zu Köln angesiedelte E-Commerce-Center Handel (ECC Handel) bereits in den Jahren 1999, 2002, 2004 und 2006 getan. Insgesamt beteiligten sich inzwischen über 9000 Unternehmen an den Befragungen. Zwischenzeitlich ist im Bereich des elektronischen Geschäftsverkehrs wieder sehr viel geschehen. Die Studie wird unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert und auch von der IHK Nord Westfalen als Kooperationspartner unterstützt. Alle Teilnehmer erhalten auf Wunsch eine regionalspezifische Kurzauswertung zugeschickt. Die Ergebnisse werden in einem Berichtsband dokumentiert, der voraussichtlich ab Oktober 2008 erhältlich ist. Alle Handelsunternehmen sind aufgerufen, sich an der Untersuchung zu beteiligen, indem sie den als pdf-Datei zur Verfügung gestellten Fragebogen unter www.ecc-handel.de ausfüllen und per Fax zurücksenden. Oder den Link auf der Website der IHK nutzen: www.ihk-nordwestfalen.de/handel. Die Umfrage endet zum 25. Juli 2008! Amtliches Mitteilungsblatt der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen, 82. Jahrgang Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der IHK Nord Westfalen wieder. Redaktion: Guido Krüdewagen (verantwortlich), Ingrid Haarbeck, Berthold Stein, Britta Zurstraßen, Telefon 0251 707-319, E-Mail: wirtschaftsspiegel@ ihk-nordwestfalen.de Redaktion Verlagsspeziale: words and more GmbH, Birgitta Raulf, Telefon 0251 690-950, Telefax 0251 690-959, E-Mail: [email protected]. Druck und Anzeigenservice: Karikatur: Dirk Meissner Aschendorff Verlag GmbH & Co KG, 48135 Münster, Anzeigen: Lars Lehmanski (verantwortlich), Anzeigenservice/Disposition: Telefon 0251 690 571, Telefax 0251 690-578, Anzeigenverkauf und -beratung: 0251 690-592, E-Mail: zeitschriften @aschendorff.de. Zur Zeit ist die Preisliste Nr. 36 vom 1.1. 2008 gültig. Hochschultag bei Windmöller & Hölscher Kampf um die besten Köpfe eröffnet Der Fachkräftemangel droht und die Unternehmen werben um die besten Mitarbeiter von morgen: 160 Studierende und ihre Professoren von sieben Hochschulen kamen zum ersten Hochschultag von Windmöller & Hölscher in Lengerich, dem Marktführer im Bereich flexible Verpackungen. „Wir benötigen kreative Mitarbeiter, die uns helfen, marktreife Innovationen zu entwickeln, mit denen wir unseren Wettbewerbsvorsprung festigen können“, erklärte Geschäftsführer Peter Steinbeck seine Motivation. Der Wirtschaftsspiegel wird den IHKZugehörigen kostenlos geliefert. Nicht beitragspflichtige IHK-Zugehörige können ihn kostenfrei bestellen. Als kostenpflichtiges Abonnement ist er für jeden erhältlich: Bestellungen zum Jahrespreis von 19,80 Euro für elf Ausgaben beim Verlag Aschendorff, Tel. 0251 690-139, E-Mail: [email protected].