Jahresdokumentation TUSCH
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Jahresdokumentation TUSCH
TUSCH Jahresdokumentation Theater und Schule Berlin Jahresdokumentation Spielzeit 2013/2014 Spielzeit 2013/2014 theater und schule partnerschaften in berlin Inhalt Editorial Seite 3 TUSCH Theater und Schule Berlin Überblick TUSCH-Partnerschaften 2013/14 Seite 4 TUSCH-Theaterprojekte Seite 5-27 TUSCH-Festival 2014 Seite 28-29 Vielfalt in den TUSCH-Partnerschaften Seite 30-33 Pressestimmen Seite 34-35 TUSCH in Zahlen Seite 36 TUSCH-Partnerschaften Kulturelle Bildung ist schön... Bei unserem Auswertungstreffen für das Partnerschaftsjahr 2013/14 haben wir unsere Kooperationen dieses Jahr gefragt: Was war schön? Und was möchte ich nie wieder haben? Da war die Rede von der Freude und Energie der Kinder, von der wunderbaren Zusammenarbeit zwischen den Partnern und von Schulen, die vom Theater infiziert wurden. Aber es kam auch zur Sprache, dass Kinder unmotiviert waren, Verbindlichkeiten zwischen Schule und Theater nicht eingehalten wurden und die Findungsprozesse, wer was will, zu lange dauerten. Kinder und Jugendliche für Theater zu interessieren und Kooperationen zwischen Schule und Theater erfolgreich zu gestalten kann anstrengend sein, braucht viel Zeit und einiges Engagement. Also frei nach Karl Valentin: ‚Kulturelle Bildung ist schön, macht aber viel Arbeit‘. Aber die lohnt sich dann wirklich und das haben die vielen tollen, kreativen und spannenden Theaterprojekte gezeigt, die über das ganze Jahr geplant, umgesetzt und auf dem TUSCHFestival 2014 bei Aufführungen oder in der Foyer-Ausstellung präsentiert wurden und die nun nochmals in der vorliegenden Jahresdokumentation bewundert werden können. Die Schülerinnen und Schüler der TUSCH-Schulen erlebten Piratenabenteuer auf See, kämpften gegen Steuererhöhungen im Tütenland, trafen böse Zauberer oder retteten die Schule. Und sie setzten sich mit Fragen zu Liebe, Glück, Träumen, dem Erwachsenwerden, Familie, Konflikten, Mobbing – also dem prallen Leben auseinander. Rund 1500 BesucherInnen - Familien, SchülerInnen und Fachpublikum - besuchten an fünf Tagen die Theateraufführungen der Partnerschaften im 2. und 3. Jahr und bestaunten die Theaterprojekte der Partnerschaften im 1. Jahr in der Ausstellung im Foyer. Daneben ist über das Jahr natürlich noch einiges passiert: Führungen durch das Theater, Workshops zu Tanz oder Erzählen, TUSCH-Theaterworkshops im Podewil zum Thema Vielfalt und vieles mehr… Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen der Jahresdokumentation 2013/14 und wir freuen uns bereits auf interessante Projekte und neue Impulse im anstehenden TUSCH-Jahr! 3 1. Jahr 10. ISS Steglitz Zehlendorf Evangelische Schule Berlin Zentrum Freie Integrative Montessorischule Pankow „Sternenwiese“ Hunsrück Grundschule Paul-Moor-Schule Paulsen-Gymnasium Peter-Ustinov-Schule Schule am Bienenwaldring Schule am Friedrichshain Schule am Pappelhof Sophiensaele GRIPS Theater Astrid-Lindgren-Bühne im FEZ Fliegendes Theater ATZE Musiktheater English Theatre Berlin Deutsche Oper Berlin Die Gorillas Theater an der Parkaue Theater o.N. 2. Jahr August-Hermann-Francke-Schule Bertolt-Brecht-Oberschule BEST-Sabel-Schule Clay-Schule Eckener-Gymnasium Herder-Gymnasium Katholische Schule Sankt Franziskus Maria-Montessori-Grundschule Nehring-Grundschule Robert-Jungk-Oberschule Robert-Koch-Gymnasium Wilhelm-von-Siemens-Oberschule Künstlerteam Tanz & Musik HAU - Hebbel am Ufer Staatsoper im Schillertheater Neuköllner Oper GRIPS Theater Vaganten Bühne ATZE Musiktheater Komische Oper Berlin SCHAUBUDE BERLIN Schaubühne am Lehniner Platz Ballhaus Naunynstraße Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz 3. Jahr 1. Gemeinschaftsschule Schöneberg Anna-Seghers-Schule Aziz-Nesin-Grundschule Georg-Herwegh-Oberschule Grundschule am Rüdesheimer Platz Grundschule am Schleipfuhl Ludwig-Cauer-Grundschule Max-Beckmann-Oberschule Schule an der Dahme Schule an der Haveldüne Schule an der Wuhlheide Sekundarschule Wilmersdorf Staatliche Ballettschule und Schule für Artistik Wilhelm-Hauff-Grundschule THEATER STRAHL Theater im Palais Platypus Theater Deutsches Theater Berlin Staatsballett Berlin - Tanz ist KLASSE! Theater o.N. Friedrichstadt-Palast MAXIM GORKI THEATER Schlossplatztheater Berlin JugendTheaterWerkstatt Spandau Schlossplatztheater Berlin Vaganten Bühne theater 89 Das Weite Theater 4 TUSCH-Theaterprojekte im 1. Jahr Evangelische Schule Berlin Zentrum | GRIPS Theater 19 SchülerInnen der Klassen 7 - 9 im Theaterprojekt 10. ISS Steglitz-Zehlendorf | Sophiensaele MEIN LABYRINTH MELT Prolog: c k 14 SchülerInnen der 7. Klasse im Theaterprojekt ©Katharina Zehner Ursprüngliche Idee bzw. Wünsche für eine ideale Form der Theater-AG lagen bei einer Gruppengröße von 10 SchülerInnen der 9. Klasse. Da es sich um ein besonderes Jahr für die Schule handelt, in der SchülerInnen einer anderen Schule in das Gebäude und die Schule hineinfusionieren, wollten wir genau das zum Thema machen und die AG so zusammenzusetzen, dass eine Hälfte SchülerInnen sind, die das Gebäude und die Schule kennen und die andere Hälfte ist neu. Aufgrund der spannenden Dynamik kam die Idee auf, „Krumping“ als Grundlage für dieses Projekt zu verwenden – eine spezielle „Battle-Form“ die durch Straßenkinder in den USA entstanden ist, um ihren Gefühlen und Themen Ausdruck zu verleihen. Der Titel lag nahe. Zwei „Gangs“, die miteinander verschmelzen: MELT. MELT – Die Realität des Anfangs: Alles anders. 19 SchülerInnen (nun heruntergeschrumpft auf ca. 12), 7. Klasse, neu auf der Schule, voller unkanalisierter Energie, von den gewaltigen Bewegungen und der „harten“ Musik der Ghetto-Kidz sichtlich irritiert, hatten teilweise völlig andere Vorstellungen von „Theater“; auch „Performance“-Stücke hatten sie bisher noch nie gesehen. MELT – Mittendrin: Eine neue Schule. Für viele von ihnen ein Horror. Für die Projektentwicklung - Alles umdisponieren. Das Thema und die Form an die Gruppe anpassen. Was interessiert sie? Wie kreativ und eigenständig sind sie? Wie viel wollen und können sie selbst entwickeln? Wie damit umgehen, dass ständig jemand eher gehen muss, wir nie pünktlich anfangen und sowieso nie alle gleichzeitig anwesend sind? Szenen werden entwickelt und können nicht weitergeprobt werden, weil beim nächsten Mal wieder ein Teil fehlt. Die Kinder haben keinen Überblick und wollen eigentlich immer etwas ganz anderes machen. MELT – Vision: Die Umstände sind für alle schwer. Die SchülerInnen nachmittags erschöpft, die Theaterpädagogin versucht im chaotischen Schulalltag allem beizukommen und die Performerin ist regelmäßig frustriert. Das Ziel wird sichtbar. Jetzt müssen wir uns nur noch den Spass erobern. Wer bin ich? Wie sehe ich außen aus? Wie sehe ich innen aus? Wie bewege ich mich? Wie fühlt es sich an, wenn ich mich mal ganz anders bewege? Was bewegt mich? Bewege ich mich selbstbestimmt oder werde ich bewegt? © Je n n i fe r i B re tr ü Dies sind einige der Fragen, die wir uns an unseren Workshoptagen stellen und die wir praktisch bearbeiten. Wir lernen uns kennen, wir lernen uns neu kennen, wir provozieren, wir überraschen uns, wir arbeiten gemeinsam, wir werden gemeinsam müde, wir werden gemeinsam wach. „Schreiben wir heute das Theaterstück?“ „Also... - Wir wollen Oberzicken sein, die Drogen nehmen.“ „Wann kriegen wir den Text?“ „Wir wollen ein richtiges Stück machen.“ „Wozu machen wir die doofen Spiele?“ „Wir wollen nicht spielen.“ „Hey Leute, jetzt lasst es uns doch erstmal ausprobieren...!“ Aha!... Die Jugendlichen im Alter von 12 – 14 Jahren wollen also nicht spielen. Aber was dann? Warum wählen sie ein Theaterprojekt, in dem es um Zusammenarbeit, Bewegung und eben um das Spielen geht? Wir reden, wir diskutieren, wir einigen uns – zumindest für die nächste halbe Stunde... Und weiter geht’s. Der Titel, den wir für unser Projekt gewählt haben, scheint Programm: „Das Labyrinth“. Mein Labyrinth. Dein Labyrinth. Unser Labyrinth. Und dann doch: „Das hätte ich nie gedacht, dass ich das könnte!“ „Das hat Spaß gemacht!“ Leitung: Jennifer Breitrück, Mirella Galbiatti Leitung: Ivana Sajevic (Künstl. Leitung), Katharina Zehner (Theaterpädagogik) 5 6 Freie Integrative Montessori-Schule Pankow “Sternenwiese” | Astrid-LindgrenBühne im FEZ Hunsrück-Grundschule | Fliegendes Theater 75 SchülerInnen der Jül-Klasse 1-3 im Theaterprojek 25 SchülerInnen der Klassen 1 - 7 im Theaterprojekt DAS THEATERFLOSS Theater als Floßfahrt... SchülerInnen der dritten bis fünften Klasse haben sich auf eine spannende Reise begeben: Begegnungen mit Natur, Wildheit und Freiheit, mit Abenteuern und Unbekanntem, mit Feindlichem und Ängsten, mit Verbotenem, Rassismus und Ausgrenzung. Sich-Treiben-Lassen und Sich-Entscheiden: Was ist der richtige Weg? ©Magda Voerster Innerhalb eines großen Schulprojektes mit dem Oberthema „Huckleberry Finn“ im Februar 2014 konnten wir, unter der Leitung der beiden Theaterpädagoginnen, große bewegte und bewegende Bilder erschaffen und unsere Vorstellungen von diesem freien Leben darstellen. ARBEITEN AMEISEN AM ABEND AUCH? ALLERDINGS, ACH, AUSSERORDENTLICH, ABER... BOTANIKER BEOBACHTEN BIENEN BEIM BAUEN BUNTER BAUMHÄUSER, BEHAUPTETEN BERND, BIANCA, BÄRBEL BÄR Es war unsere erste Zusammenarbeit in unserer neu gegründeten TUSCH-Partnerschaft und wir hatten 12 ganze Vormittage Zeit, unsere Geschichte spielerisch zu entwickeln. Und so spielten wir und probierten aus: etwas Verbotenes zu tun, brav zu sein, es nicht mehr auszuhalten, Wegzulaufen, die Insel zu entdecken, die Orientierung zu verlieren, jemanden zu verraten, Ausreden zu erfinden... „Und wann fängt endlich das Theater-Spielen an?“ fragten die Kinder. Doch unmerklich war das „Spielen“ längst in „Theaterspielen“ übergegangen, die Improvisationen und Geschichten der Kinder verdichteten sich zu Standbildern, Szenen und Choreografien, begleitet von Musik und Gesang. Bereits nach der ersten Woche entwickelte sich eine Gruppendynamik, die sie umsichtig und spannungsvoll miteinander umgehen ließ. Wir sprachen über die Theaterarbeit, und die Erlebnisse des Tages flossen in Bildern und Texten in die Theatertagebücher, die die Kinder täglich führten - wundervolle Spiegel dieser zwölf Tage. Wir bauen eine Geschichte aus Buchstaben und wollen uns auf eine kleine zoologische Abenteuerreise begeben: Was machen Ameise, Biene und Marder so den lieben langen Tag? Wir bauen eine Geschichte um einen Satz aus Alliterationen, in dem jeder etwas zu sagen hat. Wir machen Töne und Klänge und vor allem erarbeiten wir ein Miteinander, ein jeder wird ein Teil der Geschichte. Die Kinder sollen Spaß am Spielen haben und durch das Erleben einen Zugang zur Welt des Theaters, der Kunst und der Musik bekommen. Sprache und Klang werden Raumkörper, der eigene Körper zum Instrument, jeder gibt mal den Ton an und gibt ihn weiter. Neben dem Spiel geht es uns darum, künstlerische Prozesse in Gang zu setzten und zu begleiten. Die Kinder können Dinge und Objekte erschaffen, die ihre Begleiter auf der Bühne werden. Wir möchten sie für Ressourcen sensibilisieren, den Begriff „Müll“ untersuchen und neu definieren, dabei setzen wir auf spontane kreative Impulse und die Wandelbarkeit alltäglicher Dinge. Der Saal der „Garage Pankow“, dem Jugendkulturzentrum neben unserer Schule, wurde komplett als Bühnenraum genutzt, die Bühnenbaugruppe verwandelte den Raum: sie erschuf für uns eine Insel und baute uns ein Floß, mit dem wir uns über den Mississippi treiben lassen konnten. Das war auch für unsere ZuschauerInnen eine neue Erfahrung, die bei den drei Aufführungen auf der Bühne Platz nahmen und dadurch einen ungewöhnlichen Blick auf die verschiedenen Spielorte im Saal bekamen. Im ersten TUSCH-Jahr wollen wir mit den Kleinsten der Schule, den Lernanfängern arbeiten. Die Idee ist, in jedem JÜL-Strang einen zweitägigen Workshop und einen Theaterbesuch mit Blick hinter die Kulissen anzubieten. In drei Workshops erleben wir drei unterschiedliche erste Klassen und je 25 aufgeweckte Kinder. Die Zeit ist knapp, aber dennoch entwickeln wir an jeweils zwei Tagen unsere kleine Expedition ins Tierreich. Mit der „Igelklasse” begeben wir uns in die Welt der Ameisen, mit den „Marienkäfern” machen wir eine Expedition zu den seltenen baumhausbauenden Bienen. Ein Teil der Gruppe arbeitet im Malatelier der Schule an den Bühnenobjekten, die anderen entwickeln ihre Szene und danach tauschen wir. So können alle alles probieren und ein wenig Theaterluft schnuppern. Wir hatten eine Menge Spaß und schöne Momente und eine tolle Unterstützung der Schule und freuen uns schon auf das zweite TUSCH-Jahr an der Hunsrück-Grundschule. ©Christine Lechner Leitung: Ann-Marie von Löw (Theaterarbeit), Magda Voerster (Bühne und Requisite) und Friederike Terhechte -Mermeroglu Leitung: Claudia Maria Franck (Regie und Licht), Vera Hüller (Regie und Choreografie), Tine Lechner (Coaching der SchülerInnen und Gitarre), Birgit Gliffe (Bühnenbild) 7 8 Paulsen-Gymnasium | English Theatre Berlin Paul-Moor-Schule | ATZE Musiktheater 60 SchülerInnen der Klassen 3 - 6 im Theaterprojekt 32 SchülerInnen der 7. Klasse im Theaterprojekt EINER, DER AUSZOG DAS FÜRCHTEN ZU LERNEN fe ff ja P ©T an Vor was fürchtest Du DICH? In welchem Alter, in welcher Lebenssituation fürchten wir uns vor was? Was macht uns Angst? Wozu ist das Fürchten manchmal auch gut? Wie kann man das Fürchten nutzen und wie lernen, mutig zu sein? Welche Töne oder Geräusche lassen uns schaudern, bei welchen fühlen wir uns wohl und warum? e rl ei n Raub, Überfall, Einbruch, Dunkelheit, Giftschlangen, tollwütige Menschen, Tornados, wilde Tiere, Spinnen, Gewitter, Krieg und Gewalt, Stille oder Lärm, schlechte Zensuren, Einsamkeit Zurzeit probt die Englisch-Profilklasse 7E alle zwei Wochen und in Workshops für ein englischsprachiges Theaterstück, das bei unserem Sommerfest im Juni - anlässlich unser 30jährigen Schulpartnerschaft mit der Hall Mead School (London, Upminster) - aufgeführt werden soll. Die SchülerInnen haben sich schon für das Stück "Cinderella" entschieden und überlegen gerade, wer welche Rolle übernimmt bzw. wer in welcher Funktion am Stück teilnimmt. Die Proben machen immer sehr viel Spaß. Das TUSCH-Projekt ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil des Schulalltags der Klasse 7E geworden. Außerdem werden viele theaterpädagogische Elemente auch in anderen Unterrichtsfächern wie Geschichte und Deutsch verwendet. So wurden am Tag der offenen Tür des Paulsen-Gymnasiums Balladen von Friedrich Schiller präsentiert. Das Märchen „Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“ nach den Gebrüdern Grimm und das Bilderbuch „Der Krieg und sein Bruder“ von Irmela Wendt und Antoni Boratynski bilden die Grundlage für unsere Theaterprojektarbeit, in der wir gemeinsam mit SchülerInnen aus unterschiedlichen Klassenstufen herausfinden wollen, welche „Schwellen“ es jeweils zu überwinden gilt und was eigentlich der Unterschied zwischen Angst und Furcht ist. In mehreren Schritten möchten wir vieles ausprobieren und dabei unsere Wahrnehmung füreinander und für unsere Umwelt schärfen. Fürchterlich furchtlos wollen wir das so Entstandene gemeinsam mit dem Schülerchor und dem Bläserensemble zu einem Spektakel zusammensetzen. Our TUSCH-Workshop by Nadashree Krishnasamy, 7e ©Rita Giehler Leitung: Christian O. Hille, Cecily Bürgel On Thursday, 28th November 2013 we went to Berlin-Kreuzberg. There we rented a room and we had a workshop with the English Theatre Berlin. First we warmed up with some exercises. Then we played some games. For example we played a game where we had to close our eyes and our drama teacher told us some locations and we had to do some noises which are typical for the location. We constructed a contract for the TUSCH project with some rules and the classmembers signed it before the lunch break started. After the lunch break we played fairy tale scenes in groups without dialogues. For instance we had the fairy tales ,,Little Red Riding Hood” or ,,Snow White and the 7 dwarfs” etc. Then we had a little break. After the little break we played a game. We continued the fairy tale scenes in our groups with dialouges. At last we talked about our favourite moments in the TUSCH-workshop. Leitung: Minna Partanen, Rita Giehler 9 10 Peter-Ustinov-Schule | Deutsche Oper Berlin Schule am Bienwaldring | Die Gorillas 25 SchülerInnen der 8. Klasse im Theaterprojekt 12 SchülerInnen klassenübergreifend im Theaterprojekt ©Yana Wernicke AM ANFANG WAR DER TRAUM Im September 2013 begann die neue TUSCH-Partnerschaft zwischen der Peter-Ustinov-Schule und der Deutschen Oper Berlin. Seitdem haben SchülerInnen der 8. Klasse im Rahmen ihres Musikunterrichts gemeinsam mit ihren LehrerInnen und verschiedenen MitarbeiterInnen der Deutschen Oper Berlin das Musiktheater in seinen unterschiedlichsten Facetten kennengelernt. Im Rahmen von wöchentlichen spielpraktischen Workshops entstand eine kaleidoskopische Ansammlung von szenisch-musikalischen Entwürfen rund um das Thema „Träume“: Brüder werden zu Zombies, ein Schlaflied wird zum Thriller-Soundtrack und zwischen apokalyptischen Momenten bleibt dennoch viel Hoffnung auf die unendliche Liebe. Familien halten zusammen, das erste eigene Auto steht in einem Parkhaus, durch das ein Fluss fließt, und an einem Verkaufsstand fangen die Kekse plötzlich an zu singen. Wo endet die Wirklichkeit, wo fängt das Träumen an und warum ist es eigentlich so schwer, nicht sein Leben zu träumen, sondern seine Träume zu leben? Eine musiktheatrale Expedition in das Reich des Surrealen und Utopischen von und mit SchülerInnen der Peter-Ustinov-Schule aus Charlottenburg. Leitung: Maria Kwaschik, Annette Hückstädt, Eunan Tobin ©Corinna Lemisz Wir, die „Theater AG II“ der Schule am Bienwaldring (Förderzentrum mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“) arbeiten im Rahmen des TUSCH-Projektes mit dem Improvisationstheater „Die Gorillas“ zusammen. Zur Zeit nehmen 12 SchülerInnen im Alter von 10 bis 18 Jahren teil. Unser vorrangiger Ansatz ist, die Ideen der SchülerInnen einzubeziehen und sie ihre Stücke selbst entwickeln zu lassen, da sich unserer Meinung nach viele fertige Texte unseren SchülerInnen nicht immer vollständig erschließen oder stark vereinfacht werden müssen. So möchten wir eine Geschichte auf der Bühne zeigen, die möglichst viel mit ihren eigenen Erfahrungen zu tun hat. Wir arbeiten daher vor allem mit den Möglichkeiten des Improvisationstheaters. Allerdings nicht in seiner Reinform. Wir probieren theaterpädagogische Elemente aus und schauen, was die SchülerInnen daraus machen. Gelungene Szenen speichern wir uns schon einmal für das zukünftige Stück ab, an anderen arbeiten wir weiter oder entwickeln Neues. Wir geben den SchülerInnen dazu Stichworte oder fragen ihre Ideen und Gedanken zum gewählten Thema ab und bauen sie dann gemeinsam weiter aus. Weiterhin arbeiten wir immer wieder an den Grundlagen und hoffen den SchülerInnen so mehr Ausdrucksmöglichkeiten in die Hand zu geben. Der Arbeitstitel unseres Projekts heißt: „Mein Tag“ und soll den Alltag der SchülerInnen mit Ensembleübungen und kurzen Szenen darstellen. Die Sequenzen entstehen teils aus den Ideen der SchülerInnen (mit Unterstützung und Anleitung), teils aus unseren Vorschlägen. Wir haben mit den SchülerInnen gemeinsam überlegt, was ich z.B. am Morgen mache, wenn ich aufstehe. So entstanden kleine Szenen zu ganz alltäglichen Handlungen wie Zähneputzen, Duschen, Anziehen usw. Zum besseren Verständnis ist angedacht, die Alltagshandlungen auch mit Fotos als Teil der Bühnendekoration darzustellen. Wir haben uns für dieses Thema als roten Faden entschieden, weil wir denken, dass sich unsere SchülerInnen hier eher wiederfinden, ebenso ihre MitschülerInnen, die unser wichtigstes Publikum sind. Leitung: Corinna Lemisz, Christin Breuer, Regina Fabian 11 12 Schule am Pappelhof | Theater o. N. Schule am Friedrichshain | THEATER AN DER PARKAUE 17 SchülerInnen der Klassen 8 - 10 im Theaterprojekt 15 SchülerInnen der Klassen 5 - 8 im Theaterprojekt WIR Probenauszug zu WIR, einer biografischen Anordnung - Antworten auf die Frage “Hast du einen Traum?” Die SchülerInnen der Schule am Friedrichshain haben Grenzen erforscht: körperliche und geistige, sinnliche und moralische, ihre eigenen und die des Theaters. Was liegt außerhalb deiner Vorstellungskraft? Bis wohin kannst du im Kopf rechnen? Worauf kannst du dich stellen, ohne dass es kaputt geht? Beim Kräftemessen der Helden und in der Olympiade der Klugscheißer wurden Grenzen gefunden, überprüft und eingeordnet. Die Forschungsergebnisse werden in choreografischen, spielerischen Versuchsanordnungen präsentiert und gemeinsam mit dem Publikum ausprobiert. ©Cindy Ehrlichmann GRENZ/WERT Reich werden. Das Geld in die Luft schmeißen. ©Schule am Friedrichshain Für ihr Projekt haben die SchülerInnen auch die Grenzen des Theaters bei den MitarbeiterInnen des THEATERS AN DER PARKAUE befragt. Hier ein Ausschnitt: Wann geht Ihnen hier im Theater die Puste aus? • Vor einer Premiere. • Dann, wenn Künstler anstrengend sind. • Ganz selten: Wenn der Lappen hoch geht. Was ist das Absurdeste, das Sie sich hier im Theater vorstellen können? • Alle rennen nackt durchs Treppenhaus. • Wenn Kinder Regie führen. • Hundetheater – Theater für Hunde. • Es gibt nichts, was es nicht gibt. Ich bin offen für Experimente, z.B: Body Building. Liebe! Ein Date haben. Märchen. Dass ich ein Märchen in der Schule spiele. Ich brauche einen Job, wo man mehr Knete [als in der Werkstatt] verdienen könnte. Mindestens… Keine Ahnung, wo man mehr Knete verdienen könnte. Als Koch vielleicht. Mein Bruder arbeitet ja selber als Koch, aber bei dem weiß ich nicht, wie viel insgesamt auf sein Konto wandert. […] Wenn man wenig verdient, ist es ätzend. Man muss davon Miete zahlen, Gas, Versicherungen, Essen, Trinken. Dann kann man wieder am Ende des Monats hoffen, dass die Knete auf`m Konto ist. Ich habe eine Maske, ich überfalle eine Bank. Ich möchte Geld haben. Ich würde es stehlen und dann Kumpels geben. Ich habe keinen Traum. Ich möchte, dass alles wieder schön wird! Ohne Streit. Einen Star treffen. Welche persönliche Grenze möchten Sie hier im Theater gerne überschreiten? • Keine. • Arbeitszeit, mehr Gehalt und mehr Verständnis für die Menschen und ihre Probleme. • Jeden Tag was Neues machen. • Ich möchte keine Grenzen überschreiten, ich möchte sie kennen. Was ist Ihre intensivste Grenzerfahrung in diesem Theater? • Ein Schauspieler hat einmal bei einer Aufführung gefehlt und ich musste auf die Bühne. • Umgang mit dem Tod. Wenn jemand stirbt, geht die Vorstellung weiter. Leitung: Ilka Rümke, Eva-Maria Reimer, Berit Schulz, Judith Anschütz-Bee 13 Ich möchte Fußballerin werden! Ich will reich werden. Ich würde in den Urlaub fahren. Ich würde gerne Fußballer werden. Profifußballer bei Bayern München. Ich möchte `ne Freundin haben! Ich möchte Fahrradmechaniker werden. Ich möchte die Fahrräder von Kleinkindern reparieren, ganz machen. Leitung: Cindy Ehrlichmann, Ruth Biene, Petra Loos 14 TUSCH-Theaterprojekte im 2. Jahr August-Hermann-Francke-Schule | Künstlerteam Tanz & Musik 14 SchülerInnen der 6. Klasse im Kernprojekt AUS ALTEN MÄRCHEN WINKT ES Aus alten Märchen winkt es hervor mit weißer Hand, da singt es und da klingt es von einem Zauberland; … Und Nebelbilder steigen wohl aus der Tief hervor und tanzen luft´gen Reigen im wunderlichen Chor; Und blaue Funken brennen an jedem Blatt und Reis, und rote Lichter rennen im irren, wirren Kreis; Und laute Quellen brechen aus wildem Marmorstein. Und seltsam in den Bächen strahlt fort der Widerschein. Ach, könnt´ ich dorthin kommen, und dort mein Herz erfreu´n, und aller Qual entnommen und frei und selig sein … Vor 200 Jahren, in der Zeit der deutschen Romantik erträumte man sich oft eine Märchenwelt, die mit der Realität nicht allzu viel zu tun hatte. Ist das heute vielleicht auch nicht anders als bei dem Gedicht von Heinrich Heine aus dem Robert Schumann ein Lied gemacht hat? BEST-Sabel-Schule | Staatsoper im Schillertheater 17 SchülerInnen im Kernprojekt WENN DIS_HARMONIE IS Aufbegehren, Zorn, Unsicherheit, Angst, Zuneigung, Wolke 7 - kaum etwas könnte das Gefühlschaos, in dem sich die SchülerInnen in „WENN DIS_HARMONIE IS“ befinden, besser beschreiben, als die vier Jahreszeiten: Wenn warme Frühlingssonne, sommerliche Hitzegewitter, Herbststürme und Winterschlaf in eisiger Kälte aufeinandertreffen, dann befinden sich die Bühnenfiguren schon mittendrin im sogenannten „Erwachsensein“. Ist das das Ende der disharmonischen Jugend? War diese überhaupt disharmonisch? Oder: Ist die Pubertät, eine Zeit voller Tatendrang und ein Alter, das voller Potenziale steckt, nicht auch eine Form von Harmonie? Und vor allem: Soll jetzt auf einmal alles besser sein? Wünsche, Träume, Hoffnungen und Krisen werden, begleitet von der imposanten Neuinterpretation „Recomposed – Vivaldi: The Four Seasons“ des zeitgenössischen Komponisten Max Richter, in Anlehnung an den Kreislauf der Jahreszeiten auf der Bühne inszeniert. Lauschen Sie den Klängen und (Dis-)Harmonien der vier Jahreszeiten und begeben Sie sich gemeinsam mit den SchülerInnen der BEST-Sabel Berufsakademie hinein in eine aufregende Zeit. Leitung: Marie-Luise Pawlitzki, R. O. Brinkmann, Michaela Blumtritt , Sabine Letzybyll; Assistenz: Leonie Arnhold Clay-Schule| Neuköllner Oper Leitung: Benjamin Block, Tobias Daniel Reiser, Andreas Merkert, Werner Beusterien 28 SchülerInnen der Klassen 7 bis 9 im Kernprojekt Bertolt-Brecht-Oberschule | HAU Hebbel am Ufer 21 SchülerInnen der 11. Klasse im Kernprojekt WIR SIND NICHT WAHR! „Lady Gaga meets Hitler“, nach diesem Motto erstellten die SchülerInnen der Bertolt-Brecht-Oberschule im Kurs Darstellendes Spiel die Szenencollage „Wir sind nicht wahr!“. In diesem Stück werden bekannte Personen tänzerisch dargestellt. Nachdem sich die einzelnen Schülergruppen mit einer bestimmten Berühmtheit auseinandergesetzt hatten, recherchierten sie im Internet nach typischen Bewegungen, Gesten und Floskeln, die charakteristisch für ihre Rollen sind. Anschließend wurden sie analysiert und im Kurs unter Anleitung von Josep Caballero zu einer tänzerischen Darstellung umgesetzt, bis nach langer Arbeit eine geschlossene Szenencollage entstand. Inhaltlich behandeln wir nicht nur „Berühmtheiten“, sondern begeben uns auch auf die Suche nach Wahrheit, Lüge, Authentizität und den Ausdrucksformen medialer Präsenz. OHNE SINN!? Das fächerübergreifende Kernprojekt „Ohne Sinn!?“ begann im Herbst 2013 als ein Versuch, mit und für MusicalschülerInnen des 7. Jahrgangs ein neues Stück über „Freiheit“ in Bildern, Worten und Musik zu verfassen. Die Suche nach Freiheit und Sinn führte uns schnell zurück in die bittere Realität von konfliktgeladenen Elternhäusern, zu überall anwesenden Geboten und Verboten der Gesellschaft und nicht zuletzt zu den sozialen und schulischen Herausforderungen des Teenagerlebens. Ihre Rebellion gegen diese Realitäten und Einschränkungen sowie ihre Träume formulierten die SchülerInnen zusammen mit uns in Texten, Gedichten und Liedern. Viele Fragen über Sinn und Unsinn des Lebens sowie Wünsche für eine bessere Zukunft ergaben sich im Laufe eines intensiven Arbeitsprozesses, der zu wiederholten Neu- und Umgestaltungen des Stücks führte. Die thematischen Impulse wurden von einem Wahlpflichtkurs Kunst des 8. Jahrgangs und von einem Profilkurs Kunst des 11. Jahrgangs in Bühnenbildern und animierten Bildprojektionen umgesetzt, die den harten Szenen aus der Realität eine Traum-und Gefühlsebene hinzufügten. Als roter Faden sollte Moeshas Tagebuch in Wort und Bild durch die Szenen führen und sie miteinander verknüpfen. Regie, Skript und Bühnenbild Uta Schärf und Kirsten Blümel | Schauspielerische und choreografische Beratung: Eliane Hutmacher und Steffi Garke | Musik: Daniela Bartels und Dr. Andreas Pietsch | Koordination TUSCH-Partnerschaft: Benjamin Stein Leitung: Josep Caballero Garcia (Choreographie), Khaled Sleiman, Clivia Laban, Nina Sidow 15 16 Eckner-Gymnasium | GRIPS Theater Katholische Schule Sankt Franziskus | ATZE Musiktheater 28 SchülerInnen der 11. Klasse im Kernprojekt 12 SchülerInnen der Klassen 7 - 12 im Kernprojekt BRENNENDE UNGEDULD Einene Gruppe Jugendlicher stößt auf die Geschichte von Jette und Frieder, die 1848 in Berlin lebten. Ausgehend von deren Erlebnissen stellen sie sich die Frage: „Was war da eigentlich los 1848? - und überhaupt, was hat das mit uns zu tun?!“ Das Stück „Brennende Ungeduld“ beschäftigt sich mit der Geschichte, Revolution, Protest und den Fragen, wofür wir auf die Straße gehen würden, was und glücklich und was wütend macht. Innerhalb des Kernprojektes beschäftigen sich die SchülerInnen mit den Themen des Stückes , 1848 - Die Geschiche von Jette und Frieder, das am 17. Juni 2014 seine Uraufführung am GRIPS Theater hatte. Leitung: Laura Klatt, Patricia Rigg | Assistenz: Barbara Schirmer | Bühnenbild: Eduardo Conceição, Luna Catteuw | Video: Insa Langhorst DAS LEBEN EIN BAHNHOF Geld, Liebe, Hoffnung, Ruhm, Drogen, Macht und ja ... Glaube ... Doch was heißt Leben? Unsere These: „Bewegung und Kommunikation“. Wie unterschiedlich wir mit Anspruch und Wirklichkeit gelungener Kommunikation umgehen, auf welche Weise wir agieren und reagieren, was wir berühren und wovon wir uns nicht berühren lassen wollen, in welchem Lebensabschnitt wie kommuniziert wird, das erforschen wir seit Oktober am Ort der Begegnung „Bahnhof“ Kreuzung verschiedener Schicksale und Generationen im Spannungsfeld zwischen Leben und Tod. Leitung: Gerlind Eschenhagen, Jan Gursch-Büdenbender Maria-Montessori-Grundschule | Komische Oper Berlin 24 SchülerInnen der Klassen 4a und 4b im Kernprojekt Herder-Gymnasium | Vaganten Bühne 15 SchülerInnen der 12. Klasse im Kernprojekt NICHT VON SCHLECHTEN ELTERN Ich sitze am Tisch, meine Mutter steht hinter mir und hält meine Hand fest. Vor mir liegt ein Würstchen. Ich spieße es auf und schnippele ein bißchen rum. Plötzlich löst sich ein Stück von dem Würstchen. Ich bin so stolz.“ In den Proben des TUSCH-Projektes haben wir uns von unseren ersten Erinnerungen erzählt und von Nächten, in denen wir nicht schlafen konnten, weil wir Monster und Einbrecher unter dem Bett vermuteten. Wir erzählten von bösen Kindergärtnerinnen, besorgten Eltern und nervigen Geschwistern, von jugendlichen Identitätskrisen, Familienessen und den Weisheiten unserer Großeltern, von Kinderzimmern und unserem liebsten Spielzeug. NICHT VON SCHLECHTEN ELTERN ist ein Rückblick von 14 jungen Erwachsenen, die kurz vor dem Schritt ins Erwachsenenleben stehen, auf ihre Kindheit und das Leben in der Familie. Ausgangspunkt für die Arbeit im DS-Kurs der 12. Jahrgangstufe des Herder Gymasiums war die Beschäftigung mit der Inszenierung von Birgit Vanderbekes „Muschelessen“ an der Vaganten Bühne. Leitung: Angela Löer, Sabine Ben Selem 17 EIN TAUTROPFEN... „Ein Tautropfen, der vom Flügel eines Vogels fällt, weckt die im Schatten eines Spinnennetzes schlummernde Rosalie.“ Ausgehend von dem abstrakt-phantastischen Bild des Malers Joan Miró entwickelten SchülerInnen einer 4. Klasse szenisch und graphisch Tierfiguren, aus denen dann im Deutschunterricht viele verschiedene, mögliche Geschichten zu dem Bild entstanden. Eine davon wurde in eine szenische Form gebracht: Der Tautropfen Rosi wird von dem Vogel, der „kleine Tiere zum Fressen gern hat“ und sich danach an Tautropfen labt, bedroht und von den Tieren des Waldes gerettet. Da ist „Spider, die Meisterspinnwebspinnerin“, die während der Tautropfen durch die Luft fliegt, ein Netz spinnt, um ihn aufzufangen. Aber auch die brummige Fliege, die der unglückliche Tautropfen Rosi weckt, als er vom Spinnennetz fällt, ist eigentlich gar nicht so unfreundlich, wie es anfangs scheint und erzählt dem Tautropfen von ihrem Fliegenleben. Außerdem gibt es noch drei schleimige Schnecken, die alles lieben, was feucht ist. Und so hatte der Tautropfen Glück im Unglück und konnte mit allen seinen neuen Freunden ein Fest im Wald feiern. Die Geschichte wird von DarstellerInnen angedeutet, von MusikerInnen verklanglicht und von SprecherInnen erzählt. Es wird gespielt, Musik gemacht, gesungen, gerappt und gesprochen. Regie, Text, Choreographie: Tobias Daniel Reiser, Carola Zander | Komposition: Tobias Daniel Reiser | Kontrabass: Igor Prokopets | Handlungsidee: Göksu Baykus der Klasse 4a 18 Nehring-Grundschule | SCHAUBUDE BERLIN Robert-Koch-Gymnasium | Ballhaus Naunynstraße 16 SchülerInnen der Klassen 4a und 4b im Kernprojekt 15 SchülerInnen der 12. Klasse im Kernprojekt KOMMT NICHT IN DIE TÜTE! SIEGFRIED TRIFFT GUNTHER Im zweiten Jahr unserer TUSCH - Partnerschaft diente uns als Material und Motto die Papiertüte. Gemeinsam mit 14 Kindern aus den Klassen 4a und 4b experimentierten wir in den ersten Workshops mit Papiertüten und erkundeten ihr spielerisches Potential. Erstaunlich war, was Tüten alles verbergen, was man aus ihnen hervorzaubert und welche Geräusche man mit ihnen erzeugen kann. Aus Papiertüten lassen sich auch originelle Kostüme gestalten. Erste Improvisationen in diesen Kostümen führten zu szenischen Ideen, aus denen schließlich unsere Story entstand: Angelehnt an die Nibelungensage entwickelte die „akademie der autodidakten“ am Ballhaus Naunynstraße unter der Leitung von Volkan T. und Reinhild Lehmann gemeinsam mit der elften Klasse des Robert-Koch-Gymnasiums ein Theaterstück und katapultierte das Heldenepos in die Gegenwart. Im Rahmen einer Vorbereitung zum Tanz-Battle werden Intrigen geschmiedet und Machtverhältnisse in Frage gestellt. Fragile Konstrukte entstehen, die am Ende wie Seifenblasen zerplatzen. Naivität und Liebe wandeln sich zu Misstrauen und Hass, bis zum Kollaps. „Das kommt nicht in die Tüte“ skandiert das Volk des Papiertütenlandes, nachdem König und Königin eine Steuererhöhung um „5 mm“ für jede Tüte verkündet haben. So einfach ist das aber nicht mit der Machterhaltung im Tütenland, auch wenn sich das Königspaar von Robotern und Agenten schützen lässt. Der Machtapparat kehrt sich überraschend schnell gegen die Mächtigen selbst. Ein Spiel um die Macht entsteht…bis Zauberin und Zeitzünder Farbe in diese Tristesse bringen und das Land erblüht. Wilhelm von Siemens-Gymnasium | Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Leitung: Kristina Feix, Agnes Ehrig, Verena Nietruch, Hans Holtzheimer 15 SchülerInnen der 12. Klasse im Kernprojekt Robert-Jungk-Oberschule | Schaubühne am Lehniner Platz 16 SchülerInnen der 12. Klasse im Kernprojekt WAS IHR WOLLT (frei nach W. Shakespeare) Obwohl viele der SchülerInnen des Darstellenden Spiel-Kurses der Robert-Jungk-Oberschule nicht muttersprachlich deutsch sprechen, haben sie sich ein Stück von William Shakespeare vorgenommen. Oder vielleicht gerade deswegen. Frei nach dem Motto: »Was ist los? Olivia ist los!« singen, tanzen und verkleiden sich die SchülerInnen auf dem Weg durch das Stück »Was ihr wollt«. Der Narr nimmt euch mit auf eine Reise in das ferne Illyrien und führt durch Irrungen und Wirrungen von Vernarrten, Trunkenbolden und Kampflustigen. Aber: Wer ist hier eigentlich wer? Kann sich ein Liebender im Objekt seiner Begierde täuschen? Aufgepasst bei der Herzvergabe! Und vor allem: Lasst euch vom Narren keinen Bären aufbinden. Shakespeare ist und bleibt ein »Begegnungsmeister«! Die SchülerInnen arbeiten mit zwei besonderen Mitteln: »Contact Improvisation« als Sprache des Körpers ohne Worte lässt nicht nur Verliebte ganz eng miteinander tanzen. Und mit den drei Bewegungsqualitäten nach Michail Tschechov – fließend, modellierend und fliegend – werden die Rollen und auch die Texte dynamisch gestaltet. Leitung: Aline Bosselmann (Theaterpädagogik) | Christopher Gottwald (Regie/Schauspiel) |Monika Weißenborn 19 Leitung: Volkan Türeli, Reinhild Lehmann KINDER DER SONNE Der Weg zum Stück war nicht leicht. Tschechows Stück „Drei Schwestern“ war der erste Text, mit dem wir uns auseinander gesetzt haben, aber das Interesse der Spielleitung war größer als das der SchülerInnen. Daher starteten wir nach zäher Diskussion und verstreichender Zeit einen neuen Anlauf mit Gorkis „Kinder der Sonne“. Durch den Text fühlten sich die SchülerInnen angesprochen und wir sammelten Ideen, wie das Stück moderner und zeitnaher werden sollte. Gruppen zu den Aufgabenfeldern Regie, Szenografie, Produktionsleitung, Technik und Dramaturgie wurden gebildet, um die Aufgaben klar zu verteilen und die Selbständigkeit der SchülerInnen zu fördern. Die Frage der Inszenierungsidee stand im Raum und musste gelöst, der Text unter diesen Gesichtspunkten gekürzt werden. Schließlich mussten Probentermine gefunden werden, an denen alle anwesend sein konnten. Alle anderen Aufgaben wie Klausuren und die 5. Prüfungskomponente mussten auch bewältigt werden. Und das war nicht immer einfach und manchmal schwanden der Mut und die Kraft. Aber gemeinsam hatten wir das Ziel vor den Augen und hoffen, dass unsere Inszenierung neue Sichtweisen öffnet und unterhält. Unser Stück spielt im Haus des Wissenschaftlers Protassow und seiner Ehefrau Jelena. Im Haus gehen ein und aus: Melanija, die Protassow liebt, der Tierarzt Tschepurnoj, der schon seit langem Protassows Schwester Lisa zugetan ist, der Künstler Wagin, der in Jelena verliebt ist und Jegor, der seinen Beruf versteht, aber trinkt und seine Frau schlägt. Gutes, erfülltes und wertvolles Leben ist das, worauf die Figuren aus sind. Jedoch verstehen sie einander nicht, sind sich fern und scheitern bereits im alltäglichen Zusammenleben. Leitung: Bonn Park, Uta S. Filler 20 TUSCH-Theaterprojekte im 3. Jahr Aziz-Nesin-Grundschule | Platypus Theater 39 SchülerInnen der Klassen 4 - 5 im Kernprojekt 1. Gemeinschaftsschule Schöneberg | THEATER STRAHL 13 SchülerInnen der 7. und 8. Klasse im Kernprojekt DRÜCK MICH, DRÜCK MICH NICHT! Ausgangspunkt der Konzeption für das dritte TUSCH-Jahr war einerseits, Theater als außerschulischen Lernort stärker zu nutzen und andererseits die Erfahrungen aus der TUSCH-Arbeit in die künstlerische Praxis des Theaters zurückfließen zu lassen. Für das dritte TUSCH-Jahr wurde daher mit den Jahrgangsstufen 5 bis 8 im Rahmen des Unterrichtsfaches WUV in Projektwochen gearbeitet, die in den Räumen des Theater Strahls stattfanden. In Anlehnung an die Stückproduktion “Am Ende ist man immer nur wer anderes” am Theater Strahl, hat sich das TUSCH-Projekt parallel dem Thema `Sexualität‘ genähert. FREIHEIT - FREEDOM - ÖZGÜRLÜK Wir präsentieren Ergebnisse aus Proben und Improvisationen. Die SchülerInnen der Aziz-Nesin-Grundschule – einer Europaschule – erarbeiteten Szenen zum Titelthema „Freiheit-Freedom-Özgürlük“ in deutscher, englischer und türkischer Sprache. Treffpunkt war stets vor der Aula. Umkreist von einem Schwarm SchülerInnen und begleitet von aufgeregten Wortfetzen in Deutsch, Englisch und Türkisch ging es in die Aula. Von dort verteilten sich die Gruppen in andere Räume. Wer die Aula bekam, triumphierte – wer woanders hin musste, war enttäuscht. Und dann wurde erst einmal getanzt, gemurmelt, getuschelt, gekichert und erbittert darum gefeilscht, wer denn diese tolle oder jene Figur zum Leben erwecken darf. Zwischendurch ertönte immer wieder die Bitte der Erwachsenen um Aufmerksamkeit, Konzentration und vor allem um Respekt für die auf der Bühne stehenden MitschülerInnen. Es entstanden wunderbare, leichte, lustige und peinliche Momente der Spielenden, die ihren MitschülerInnen Lacher und Gekicher entlockten. Aber schon war die Zeit um und die SchülerInnen liefen kreuz und quer in die große Pause… Leitung: Melissa Holroyd, Mehmet Kilic, Heike Ulbrich, Manuela Jaworski-Öztürk, Zeynep Arslan, Jale Kaplan, Rotraut Scheel, Sevsi Binyazar Anna-Seghers-Schule | Theater im Palais Georg-Herwegh-Oberschule | Deutsches Theater Berlin 16 SchülerInnen der 13. Klasse im Kernprojekt 17 SchülerInnen aus zwei 8. Klassen und einer Willkommensklasse im Kernprojekt HEILHEIM HEITERKEIT Was läuft hier schief? Und wer ist hier eigentlich verrückt? Dies waren Fragen, die wir uns beim Durchlesen des Stückes „What‘s behind that curtain?“ stellten. Die klare Aufteilung in Ärzte und Patienten im „Heilheim Heiterkeit“ ist konventionell und logisch, aber was sich während der fünf Wochentage abspielt, wird von Tag zu Tag befremdlicher. Die Therapien sind bekannt, das Ziel vertraut: Gesundung der Psyche des Patienten und Entlassung in Heiterkeit. Aber für wen und zu welchem Zweck - geht es um das Wohl des Einzelnen? Im dritten Jahr unserer Kooperation mit dem Theater im Palais erschlossen sich die DS-SchülerInnen des Abiturjahrgangs der Anna-Seghers-Schule mit Versuchen und Fehlversuchen mögliche Antworten und zeigen Menschen und ihre wahren Gesichter hinter dem Rollenspiel der Gesellschaft. Leitung: Heiko Ledrich und Stefan Kleinert | Musikauswahl: Lysann Busch und Sophie Neil FAMILIENBANDE Meine Mutter sagt immer: „Frag deinen Vater!“ Was verbindet uns eigentlich in einer Familie? Liebe, Blut oder gemeinsame Rituale? Familienstrukturen sind nicht immer einfach zu durchschauen oder zu beschreiben. Im November 2013 haben wir gemeinsam mit der 8. Klasse Deutsch, der 8. Klasse Musik und einer Willkommensklasse des Georg-Hewegh-Gymnasiums begonnen, zu diesem Thema zu arbeiten: Nach und nach hat sich eine Gruppe von 19 Spielwütigen etabliert, die ganz unterschiedliche Zugänge zum Thema, aber auch zum Theater haben. Die Herausforderung bestand darin, künstlerische Techniken und Umsetzungen zu finden, die das sehr persönliche Thema „Familie“ nicht zu einer Nabelschau machen würden. Wir haben u. a. mit Briefen gearbeitet, die untereinander getauscht wurden; mit Bewegungs-Improvisationen an einer Familientafel; mit chorischen Sätzen, die nur Mütter sagen und mit einem Song, der von der Musikklasse extra für dieses Projekt komponiert wurde. Zudem wurde der ganze Prozess von einem Schüler-Doku-Team begleitet, die sich durch Tonnen an Bildmaterial gekämpft haben. Ein großer Dank geht an die beteiligten LehrerInnen, besonders an Herrn Mertens für seine unermüdliche Unterstützung und die lebenswichtigen Schmalzstullen! Gesamtleitung: Amelie Mallmann | Regie: Marie-Luise-Krüger | Workshops Willkommensklasse: Geraldine Blomberg | LehrerInnen: Birgitt Busse, Petra Hildebrand, Steffen Mertens, Birgit Nogli 21 22 Grundschule am Rüdersheimer Platz | Staatsballett Berlin - Tanz ist KLASSE! Ludwig-Cauer-Grundschule | Friedrichstadt-Palast 48 SchülerInnen der Jül-Klasse 1-3 im Kernprojekt 31 SchülerInnen der 5. und 6. Klasse im Kernprojekt GETANZTE ZEITREISE Eine getanzte Zeitreise, wie spannend ist das denn? Es war schon eine aufregende Sache, mit 48 GrundschülerInnen, aus zwei altersgemischten Klassen – Jahrgang 1 bis 3 – zu Beginn unseres Projektes darüber nachzudenken, wie wohl die Musik entstanden ist? Klang Musik schon immer so wie heute, wenn man das Radio anstellt oder eine CD einlegt oder ins Konzert geht? Wie haben wohl die Neandertaler Musik gemacht, getanzt und Feste gefeiert? Wie war das bei den Indianern, wie wurden die Tanzrhythmen klanglich unterstützt? Oder auch bei den Piraten: Haben die sich mit Musik Mut gemacht, um auf hoher See besser kämpfen zu können? Welche Musik wurde in Königshäusern zum Tanz gespielt? Wie wurde eigentlich bei Hofe getanzt? Gab es Unterschiede zwischen den feinen Damen und dem fröhlichen Volk auf dem Marktplatz? Galt die Charlestonzeit als moderne Musik und wie klingt es heute, wenn man Feste feiert oder in die Disco geht? Regie: Brigitte Brux, Henriette Koepke | Choreographie und Musik: Brigitte Brux, Violetta Jühlstorff-Scholz, Claudia Schwarz Grundschule am Schleipfuhl | Theater o.N. 12 SchülerInnen der Klassen 4 - 6 im Kernprojekt ... UND RAUS BIST DU! Zu Beginn des dritten Jahres unserer Partnerschaft forderten die SchülerInnen: Ein Stück, das etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat, etwas aus ihrem Leben, nicht schon wieder was mit Fantasie. Also gerne was mit Fantasie, aber nicht zu abgedreht. Keine sprechenden Trolle, bitte. Und auf rülpsende Vögel könnten sie auch verzichten. Äh, gut. Dann sagt ihr mal: Es war einmal ein Mädchen, das hieß Johanna. So weit, so gut. Die ist nach Berlin gezogen. Okay. Aus Holland. Aus Holland? Wer kann holländischen Dialekt? Naja, dann aus einem anderen Bezirk, gut. Und weil die neu ist, hat die Probleme in der Klasse. Schon wieder ein Stück über Mobbing? Abwarten, nicht immer gleich meckern. Johanna trifft auf Juliane, die Anführerin der Mädchenclique ist und dann? Und dann? Und wo bleibt eigentlich die Liebe? Mit Hilfe von Erzähltechniken haben die SchülerInnen der 5. und 6. Klasse ihren eigenen Plot erdacht, erspielt und entwickelt Und dieses Entwickeln war selbst so spannend, dass es Teil des Stücks wurde. Wirklich! Leitung, Komposition, Liedtext, Band: Olaf Berger | Regie, Theaterpädagogik: Kai Schwegel | Choreographie: Christina Tarelkin | Assistenz: Britta Deckenbach Max-Beckmann-Oberschule | Maxim Gorki Theater 11 SchülerInnen der Klasse 8.13 und 8.22 im Kernprojekt ZUSAMMEN IST MAN WENIGER ALLEIN Interview mit Max, 10 Jahre: Max, kannst du mir sagen, worum es in unserem Stück geht? Max: Um Freunde! Was machen wir in den Proben? Max: Wir haben erst einmal unsere Puppen gebastelt. Und dann haben wir angefangen mit dem Stück. Jeder hat jetzt was zu tun, zum Beispiel Sprechen oder Musik machen und hinter der Leinwand seine Puppe spielen. Was findest du am Schwierigsten bei den Proben? Max: Dass ich zuhören soll. Was findest du am Schönsten? Max: Dass wir keine Hausaufgaben aufkriegen. Was machst du am Liebsten in der Theatergruppe? Max: Musik spielen. Willst du noch irgendetwas sagen? Max: Nö! Eine Performance mit 15 Pappen, 12 Kindern, 6 Instrumenten, 1 Hirsch und viel Schatten. GLÜCKSGESCHICHTEN Auf der Bühne stehen 11 SchülerInnen aus zwei achten Klassen der Max-Beckmann-Oberschule, die mit diesem Projekt erste Theatererfahrungen gemacht haben. Unser diesjähriges TUSCH-Projekt bestand aus zwei Teilen: In der ersten Phase waren alle SchülerInen der Klasse 8.13 und 8.22 in ein fächerübergreifendes Projekt zu Janne Tellers Essay „Krieg, stell dir vor er wäre hier“ eingebunden. Im Oktober und November setzten sich die SchülerInnen in den Fächern Deutsch, Ethik, Kunst - verbunden mit regelmäßigen Theaterproben - mit den Themen Krieg, Flucht und Identität auseinander. Im zweiten Teil fanden sich die interessierten Jugendlichen zusammen, die Lust hatten, weiter Theater zu machen. Ausgehend von der bisherigen Arbeit fanden wir zu der Fragestellung: Warum habe ich als junger Mensch hier in Deutschland, so wie ich lebe, allen Grund glücklich zu sein? In nur sechs Wochen erzählten wir uns gegenseitig unsere Glücksgeschichten, gingen in Wettstreit, machten einander glücklich und näherten uns der großen Herausforderung an, auch auf der Bühne unser Glück zu behaupten. Regie: Astrid Petzoldt | Ausstattung: Vanessa Gärtner | Assistenz: Antonie Huff Leitung: Cindy Ehrlichmann, Iduna Hegen, Günther Lindner, Kathrin Hoppe 23 24 Schule an der Wuhlheide | Schlossplatztheater Berlin Schule an der Dahme | Schlossplatztheater Berlin 23 SchülerInnen der Klasse 5b im Kernprojekt 15 SchülerInnen der Klassen 7a, b, c im Kernprojekt REGELSPIELE THE LOST GIRL Gefühlte 1000 Stunden Diskussionen: Was bedeutet eigentlich Theater? Gefühlte 800 Mal Warm up: Warum muss sich der Mensch bewegen? Gefühlte 500 Anlauf - Versuche: Wer bestimmt über wen? Gefüllte 30 Minuten mit allem, was das Leben bietet und mit dem was wir sehen, und was Du nicht siehst: Eine traurige Lehrerin. Vier neugierige Mädchen. Eine neue Mitschülerin. Was steckt dahinter? Das ist der Stoff, mit dem sich die Mädchen und Jungs aus Köpenick auseinandergesetzt haben: Das Resultat führt uns vom Klassenzimmer über den Friedhof in die Wohnung der Lehrerin. Eine Geschichte über Neugier, Mitgefühl, Mut, Traurigkeit, aber auch Witz und Blumen. Erzählt mit viel Musik vom WPU-Kurs der 7. Klasse der Schule an der Dahme. Leitung: Daniel Drabek & Elly Fujita (Theater/Regie/Choreografie) | Felix Wunderlich (Bildkünstlerische Anleitung/Bühnenbild) | Gunnar Kaltofen Wir arbeiteten mit den SchülerInnen der Klasse 5 b einerseits mit einer Reihe von Übungen, um das Körper- und Rhythmusgefühl der Kinder zu fordern und zu entwickeln, andererseits um etwas gemeinsam als Gruppe zu tun, ohne vorher eine Reihenfolge abzusprechen und Hierarchien aufzubauen. Später kamen noch eine Reihe von Improvisationsübungen dazu, deren Kniff darin besteht, dass die spannendsten und unterhaltsamsten Momente immer dann entstehen, wenn man versucht, jedes Angebot des Spielpartners zu akzeptieren und weiterzutragen. Parallel zu dieser „Grundlagenarbeit“ beschäftigten wir uns mit Regeln und deren Bedeutung für den Lebensalltag der jungen SpielerInnen. Regeln verstehen, hinterfragen, einhalten, brechen? Neue Regeln aufstellen. „Die meisten Erschaffer neuer Regeln begannen ihre Karriere als Spielverderber.“ M. G. Reisenberg Solch ein Spielverderber war Till Eulenspiegel. Die Kinder behandelten den Stoff im Unterricht, schrieben eigene, zeitgemäße Eulenspiegeleien und improvisierten dazu Szenen. Dabei war uns wichtig, dass alle SchülerInnen auf der Bühne sind und aktiv das Spiel mit Kommentaren begleiten und Rhythmen bzw. Übergänge musikalisch gestalten. Parallel erforschten die Kinder das Thema „Regeln“ im bildnerischen Bereich mittels Farbeninteraktionen - Malaktionen nach Regeln - die wie ein Spiel aufgebaut waren. Regie: Kai Schubert | Bildkünstlerische Anleitung: Angelika Ludwig | LehrerInnen: Silke Artner, Sybille Ebeling Schule an der Haveldüne | JugendTheaterWerkstatt Spandau 15 SchülerInnen der 7. Klasse im Kernprojekt Sekundarschule Wilmersdorf | Vaganten Bühne 15 SchülerInnen der 9. Klasse im Kernprojekt EIN GANZ NORMALER SCHULTAG Ein Silvesterknaller hat nicht genügend Zündstoff. Eine Bombe? In der Schule? Darf man darüber überhaupt ein Theaterstück machen? Wie wahrscheinlich ist es, dass sich hinter normalen LehrerInnen verkleidete Schwerverbrecher verbergen? Darf man sich wünschen, dass die Schule in die Luft fliegt? Was steckt hinter den Masken des Alltags? Wer ist am Ende der Held? Lange waren wir auf der Suche nach einem Thema, das uns alle interessieren könnte. Wir haben Verhandlungen über Theaterformen geführt, Videos gedreht, eigene Texte geschrieben und eigene Figuren erfunden. Aus einer Szene, die zufällig beim Improvisieren entstanden ist, kam dann der Impuls für unser Stück: Der Alltag der Schule wird durch etwas Unvorhergesehenes erschüttert. Schnell wurde dabei klar, dass der Silvesterknaller, der auf dem Schulhof explodieren sollte, für das ganz große Abenteuer nicht ausreicht. Etwas Größeres musste her: eine Bombe. Diese Bombe hat uns dann bei der Ausarbeitung des Stückes vor etliche Fragen und Probleme gestellt. Spieleitung: Larissa Gorn und Christoph Strauss | Organisation und Begleitung: Annette Ollefs FRÜHLINGS ERWACHEN! dinge an die ich mich erinnern will wenn ich erwachsen bin: mich mit den freundinnen so doll kaputtlachen, dass ich bauchschmerzen bekomme - zockerabende mit meinen brüdern mit chips und cola - im flur fußball spielen, sich den zahnstocher in den fuß rammen und dann lachend zusammenbrechen - das erste Mal gegen meinen großen bruder im basketball gewinnen - waschpulver in den eistee von meinem bruder schütten - stolz sein - eierlikör klauen und mit kaffeesahne auffüllen - mitten beim abendessen zuhause vor mama und papa rülpsen - nächtelang mit den freundinnen durchquatschen - mich von meiner schwester in allem decken lassen Moritz hat einen Traum: Tiefseetauchen in Amerika. Dafür muss er die Versetzung schaffen. Wendla ist verknallt, aber ihre Mutter tut alles, um sie noch weiter als ihr kleines Mädchen zu behalten. Martha und Bertha werden von ihren Eltern wegen jeder Kleinigkeit geschlagen. Ilse hasst es, wenn Jungs Mädchen Gedichte schreiben. Melchior hat scheinbar keine Probleme, bis sich sein Freund Moritz das Leben nimmt und Wendla plötzlich schwanger ist … „Frühlings Erwachen“ erzählt von den Verlockungen und Erschütterungen des Erwachsenwerdens und von einer Tragödie, die das Leben der Jugendlichen unwiederbringlich verändert. Leitung: Angela Löer, Antje MacLean 25 26 Staatliche Ballettschule und Schule für Artistik | theater 89 TUSCH-Festival 2014 8 SchülerInnen der 9. Klasse im Kernprojekt KLASSISCHE CLOWNSSZENEN Die Kämpfe von Clownsfiguren mit den Tücken der Objekte, den Missverständnissen und widrigen Umständen, erzeugen Mitgefühl und Schadenfreude in einem und werfen auf uns einen absurdkomischen Schatten der Zwickmühle des Alltags. Nach DER KLEINE PRINZ und ZAZIE beschließen KLASSISCHE CLOWNSSZENEN die dreijährige Zusammenarbeit zwischen theater 89 und der Staatlichen Ballettschule und Schule für Artistik Berlin. Aus dem Buch von Tristan Remy wurden vier kurze Stücke ausgewählt: DU BRAUCHST GARNICHTS ZU MACHEN, ICH MACHE ALLES ALLEIN ES IST VERBOTEN HIER ZU SPIELEN DER CLOWN IM PUBLIKUM KEIN ZEUGE, KEIN PAPIER Der Clown ist schlau und derb, anmutig und ungeniert, einfühlsam und schadenfroh. Er weint und lacht. Wie der Clown darf auch sein Publikum sein. Wenn es ihn auslacht, lacht es sich selbst aus. Regie: Hans-Joachim Frank | Dramaturgie: Jörg Mihan | Lehrer: Jens Kögler Wilhelm-Hauff-Grundschule | Das Weite Theater 24 SchülerInnen der Jül-Klasse 1d im Kernprojekt DIE GESCHICHTE VOM KALIF STORCH DIE GESCHICHTE VOM KALIF STORCH kennen viele… aber noch nicht alle! Und darum spielen wir sie heute für EUCH!!! Wir entführen euch in eine längst vergangene Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat. Obwohl… ihr wünscht euch eine spannende Geschichte? Lustig und gefährlich und mit gutem Ende? Dann… dann wollen wir euch euren Wunsch erfüllen und euch mitnehmen in die märchenhafte Stadt Bagdad!!! Dort herrschte damals der Kalif von Bagdad und mit ihm sein Wesir – der ihm immer guuute Ratschläge gab. Aber eines Tages stürzten sie sich aus lauter Neugier in ein Abenteuer, das für sie fast übel ausgegangen wäre, wenn sie nicht in ihrem Unglück… ihr Glück gefunden hätten und ein Volk, das zu ihnen hielt! Wir spielen euch ein Theaterstück wie das Leben - mit: Licht und Schatten, Gut und Böse, Freude und Traurigkeit, Wirklichkeit und Zauberei! Leitung: Hanna Essinger, Martin Karl, Mirjam Kühne, Anika Nehen | Technik: Franz Wurm 27 Eröffnungsveranstaltung Am 25. März wurde im Palais Podewil feierlich der Startschuss für das TUSCH Festival 2014 gegeben. Neben eindrucksvollen Percussion- und Tanzeinlagen einer Willkommensklasse – Lerngruppen für SchülerInnen ohne Deutschkenntnisse – der Nehring-Grundschule unter der Leitung von Madela Zeuke, begeisterte insbesondere die Eröffnungsinszenierung „Siegfried trifft Gunther“ der TUSCH-Partnerschaft zwischen dem Robert-Koch-Gymnasium und dem Ballhaus Naunynstraße das Publikum. 15 SchülerInnen der Klasse 12 aus Kreuzberg unter der Leitung von Volkan Türeli (Theater) und Reinhild Lehmann (Schule) haben sich an diesem Stoff versucht und ihre ganz eigene und sehr authentische Version des Heldenepos auf die Bühne gebracht - mit alltagstauglicher Sprache, Break Dance-Einlagen und Laserschwert. Die ZuschauerInnen waren begeistert und gaben tosenden Applaus. Im Anschluss wurde bei Sekt und Brezeln auf den Start des TUSCH-Festivals 2014 angestoßen. Foyer-Ausstellung Die TUSCH-Partnerschaften im ersten Jahr präsentierten sich in diesem Jahr mit einer Ausstellung im Foyer des Podewil: sie gewährten einen Einblick - in Form von Text und Bild in große Rahmen an Fäden gespannt - in ihre vielfältigen Theaterprojekte und Erfahrungen aus dem ersten Jahr. Objekte der Partnerschaften im 2. und 3. Jahr rundeten die Ausstellung ab: So zeigte ein Film Impressionen aus der August-Hermann-Francke-Schule (gemeinsam mit einem Künstlerteam Tanz & Musik); an bunten Leinen hiengen die romantischen Liebesbriefe des Projekts der 1. Gemeinschaftsschule Schöneberg und des THEATER STRAHL und die kleinen gemalten und gebastelten Kunstwerke der Maria-MontessoriGrundschule zu ihrer Inszenierung um die Abenteuer eines Tautropfens; in Regalen aufgebaut veranschaulichten die Kartons der SchülerInnen des Herder-Gymnasiums (gemeinsam mit der Vaganten Bühne) ihre Version der „Kindheit im Schuhkarton“. Und noch vieles mehr war zu sehen. Bühne frei! Nach dem Eröffnungstag ging es dann endlich für alle Partnerschaften im 2. und 3. Jahr auf die Bühne. Bereits über eine Woche lang wurde fleißig auf den beiden Bühnen des Podewils für den großen Tag geprobt, Bünenbilder installiert und Licht und Ton eingerichtet. Das Podewil vibrierte 28 Anspannung und Aufregung. Morgens um 10 Uhr öffnete sich dann zum ersten Mal der Bühneneingang zum Theatersaal. Vormittags spielten und tanzten meist die jungen DarstellerInnen der Grundschuen, am Nachmittag übernahmen die SchülerInnen der weiterführenden Schulen. Das Spektrum der Darstellungen reichte vom Tanz über Schattenspiel, eigenen Stückentwicklungen bis zu Klassikern. Es wurde getobt, geweint und herzlich gelacht. Die TUSCH Festtage 2014 hatten in 26 Vorstellungen in Programmblöcken rund 1500 ZuschauerInnen zu Besuch. Die Theaterprojekte wurden - wie es beim TUSCH-Festival Tradition ist - in Programmblöcken aufgeführt. So können die Zuschauer nicht nur immer zwei Stücke sehen, sondern die Spielenden selbst, führen zugleich auf und gucken einer anderen Partnerschaf zu. In 13 Blöcken bespielten rund 550 SchüerInnen den Theatersaal und die Probebühne. In diesem Jahr präsentierte sich mit der August-Hermann-Francke-Schule gemeinsam mit einem Künstlerteam aus Tanz und Musik erstmals die TUSCH-Partnerschaft einer Schule mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Theatersaal. Eindrucksvoll wurden - an den unterschiedlichen Kompetenzen der SchülerInnen orientierend - Musik und Bewegungen miteinander verbunden. Im Anschluss an die Aufführungsblöcke konnten sich die jungen DarstellerInnen und das Publikum in einer neuen Form des Nachgesprächs austauschen. In einem eigens eingerichteten Raum besprachen die DarstellerInnen in einem inneren Kreis wechselseitig das Gesehene und erfragten Hintergründe und Inszenierungsideen. In einem äußeren Kreis saßen weitere SpielerInnen und Zu„Das NachschauerInnen. Nur wer einen Sprecher im Inneren ablöste, durfte mitdiskutieren. gespräch mit der Durch den regen Stuhlwechsel konnte sich jeder der Anwesenden einbringen. Es anderen Schülerwar bemerkenswert zu sehen, wie aufmerksam die SchülerInnen den Vorstellun- theatergruppe war echt geil.“ gen gefolgt waren und wie aktiv sie sich in die Nachgespräche einbrachten. Adrian, 11. Klasse Das TUSCH-Festivalswar mit weit über 90% Auslastung sehr gut besucht. Wir danken allen LehrerInnen, TheaterpädagogInnen und TheaterkünstlerInnen, die mit großem Engagement und viel Kreativität, Zeit und Kraft gemeinsam an den tollen Theaterprojekten gearbeitet und dieses Festival erst möglich gemacht haben. Wir freuen uns auf das TUSCH-Festival im März 2015! 29 Vielfalt in den TUSCH-Partnerschaften Ideen – Formate - Projekte der Partnerschaften Im Partnerschaftsjahr 2013/14 demonstrierten zahlreiche TUSCH-Partnerschaften, welche vielfältigen Theateraktivitäten neben den großen Theaterprojekten noch möglich sind. Viele Workshops zu ganz unterschiedlichen Themen bereicherten das „Theatererlebnis“: Neben inszenierungsbezogenen Workshops und Nachgesprächen in den Partnertheatern setzen sich SchülerInnen im Rahmen eines Mal-Impro-Workshop (Schule an der Wuhlheide | Schlossplatztheater) mit ihrem Thema „Spielregeln“ ganz praktisch auseinander und stellten Parallelen zum künstlerischen Prozess auf der Bühne her. Die handwerklichen künstlerischen Fähigkeiten wurden kernprojektbegleitend in einem Maskenbauworkshop (Peter-Ustinov-Schule | Deutsche Oper) und einem Gestaltungsworkshop zur Ausstellung „paper fellows selbst gestalten“ ( Nehring-Grundschule | SCHAUBUDE) gefördert. Die SchülerInnen wurden animiert, ihre Requisiten und Kostüme selbst herzustellen. Das brachte ihnen die Bandbreite an künstlerischen Berufen hin©Angelika Ludwig ter der Bühne näher. Das Videoprojekt „Besondere Räume“ der Partnerschaft Peter-Ustinov-Schule | Deutsche Oper zeigte, dass die darstellerische Arbeit auch medienübergreifend funktioniert. Dem zeitgenössischem Tanz näherten sich mehrere Partnerschaften mittels Tanzworkshops (Bertolt-Brecht-Oberschule | HAU - Hebbel am Ufer) z.B. im Rahmen von TANZ IM AUGUST. Angebote wie Erzählworkshops im Englischunterricht (Max-Beckmann-Oberschule | Maxim Gorki Theater) oder das Einüben von Vortragstechniken zum Literaturfest (AnnaSeghers-Schule | Theater im Palais) demonstrieren, wie die TUSCH-Partnerschaft auch außerhalb der künstlerischen Fächer zum Bestandteil des Schulalltages werden kann. Der Blick hinter die Kulissen, ob in Form von Theaterführungen (Maria-Montessori-Grundschule | Komische Oper Berlin), einem Besuch im Theaterfundus (Schule am Friedrichshain | Theater an der Parkaue) oder Proben- oder Trainingsbesuchen (Grundschule am Rüdesheimer Platz | Staatsballett Berlin - Tanz ist KLASSE!), stellte zahlreichen SchülerInnen die Vielschichtigkeit eines Theater vor und brachte ihnen ihre Partnerbühne näher. Die Theater öffnen sich über das klassische Schulvorstellungsangebot hinaus ihr Haus: Die Deutsche Oper veranstaltete einen ganzen TUSCH-Tag und gewährte Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche des Opernhauses. Ein eigenes Bild der Theaterberufe und -mitarbeiterInnen konnten sich die SchülerInnen der Schule am Friedrichshain machen. Sie befragten MitarbeiterInnen „ihres“ Theaters an der Parkaue in kurzen Interviews zu den persönlichen Grenzen und den Grenzen im Theater. Eine ähnliche Aktion, die das Partnertheater oder dessen Publikum in den Fokus rückt, wurde bspw. auch bei der TUSCH-Kooperation EckenerGymnaisum | GRIPS Theater veranstaltet: hier wurden BesucherInnen am Tag der offenen Tür zum Thema ihres Kernprojekts befragt: Wofür würden Sie auf die Straße gehen? 30 Die Schulen präsentieren ihre TUSCH Partnerschaft im eigenen Haus: mittels Fotodokumentation (Sekundarschule Wilmersdorf | Vagantenbühne) oder in der Schülerzeitung (Paul-Moor-Grundschule | ATZE Musiktheater). Die Freie Integrative Montessori-Schule „Sternenwiese“ (gemeinsam mit der Astrid-Lindgren-Bühne im FEZ Berlin) dokumentierte ihr Theaterprojekt zusätzlich auf DVD und führte es auch nochmals auf dem Schulsommerfest vor. Zahlreiche SchülerInnen, die nicht am Kernprojekt beteiligt waren, guckten sich Vorstellungen der Partnerbühne an und nahmen an Vor- bzw. Nachbesprechungen der Inszenierungen teil. Ebenso besuchten LehrerInnen Aufführungen am Partnertheater (Schule am Bienwaldring | Die Gorillas) oder im Rahmen eines Lehrerwohlfühlabends (Max-Beckmann-Oberschule | Maxim Gorki Theater). Um auch „fachfremde“ LehrerInnen für das Theater als Schulbestandteil zu begeistern, lud das ATZE Musiktheater alle GrundschullehrerInnen der Partnerschulen Kath. Schule St. Franziskus und Paul-Moor-Grundschule zum Lehrertheatertag ein. Viele Partnerschaften führten aber nicht nur im Rahmen des TUSCH-Festivals oder in den jeweiligen Schulen oder Theatern auf: Sie präsentierten sich auch auf anderen Theaterfestivals, wie den Spandauer Grundschultagen (August-Hermann-Franke-Schule | Künstlerteam Tanz & Musik), der Tanzbühne Berliner Grundschulen (Grundschule am Rüdesheimer Platz | Staatsballett Berlin - Tanz ist KLASSE!) und dem Kindertheaterfestival (Freie Integrative Montessorischule Pankow | AstridLindgren-Bühne im FEZ). In der Schaubühne stand ein Schüler der Robert-Jungk-Oberschule in der Aufführung „Nach uns Nichts“ des hauseigenen Jugendclubs auf der Bühne. TUSCH EXTRA - Theaterworkshops für SchülerInnen Im letzten TUSCH-Jahr besuchten rund 220 SchülerInnen von Ende Oktober 2013 bis Mitte Mai 2014 das Palais Podewil in Berlin-Mitte auch außerhalb des Festivalzeitraums, um sich im Rahmen der TUSCH-Theaterworkshops „Theater trifft Vielfalt“ schulübergreifend mit dem Thema kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt auseinanderzusetzen. SchülerInnen von der 5. bis zur 9. Klasse aus Regelschulen und Schulen mit sonderpädagogischem Förderbedarf aus den TUSCH-Partnerschaften haben unter der Leitung von TheaterpädagogInnen und -künstlerInnen der TUSCH-Theater daran teilgenommen. Jede Serie der fünf zweitägigen Theaterworkshops hatte ihren eigenen Themenbereich: unter den Titeln „Sprachlos?!“, „ESSEN“ und „Neben der Spur“ haben die SchülerInnen erste Theatererfahrungen gemacht, konnten sich in verschiedenen Ausdrucksmitteln ausprobieren und forschten nach den Grenzen und Möglichkeiten von Sprache, Verschiedenheit, dem Gefühl des Andersseins u.v.m. Die teilnehmenden SchülerInnen wurden auf fünf parallel stattfindende Workshops aufgeteilt: dabei mischten sich TeilnehmerInnen ganz unterschiedlicher sozialer, kultureller und religiöser Hintergründe und individureller Kompetenzen und Bedarfe. Alle begegneten sich offen und interessiert und unterstützten sich gegenseitig. Die Konfrontation und Auseinandersetzung mit dem „Anderen“ und möglicherweise „Fremden“ hat nicht nur auf einer „inhaltlichen“ Ebene stattgefunden, sondern wurde im direkten Erleben des gemeinsamen Theaterspielens erprobt. In kurzen Minipräsentationen jeweils am zweiten Workshoptag standen die SchülerInnen häufig zum ersten Mal vor einem Publikum und lernten so beide Seiten der Bühnenrampe kennen. Mit Respekt vor der Darstellenden Kunst und der Gewissheit etwas „auf die Bühne gebracht zu haben“, verließen die SchülerInnen das Podewil. Die Theaterwerkstätten/Theaterworkshops richten sich besonders an SchülerInnen der TUSCH-Partnerschulen, die nicht aktiv an dem Theaterprojekt beteiligt sind, um auch ihnen erste theatrale Erfahrungen zu ermöglichen. TUSCH Berlin bedankt sich an dieser Stelle bei der Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin für die Förderung der drei Theaterworkshopserien unter dem Motto „Vielfalt trifft Theater“. 31 TUSCH EXTRA - Fortbildungsworkshops für LehrerInnen und TheaterkünstlerInnen Neben den Theaterworkshops für SchülerInnen bot TUSCH Berlin auch LehrerInnen, TheaterpädagogInnen und -künstlerInnen verschiedene Workshops zur persönlichen Weiterbildung an. Den Auftakt machte Maike Plath im Oktober mit dem Workshop „Biografisches Theater in der Schule“. Sie stellte ihren partizipativen, methodischen Ansatz vor, der Jugendliche befähigt, künstlerische Prozesse eigenmächtig zu gestalten und ihre Themen und Ansichten in Form von biografischen Theater-Produktionen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. In vier Stunden konnten die TeilnehmerInnen das Konzept des Biografischen Theaters durch theaterpraktische Übungen kennen lernen, das durch Erzählungen über persönliche Erfahrungen noch bereichert wurde. Im Dezember wurde in dem Workshop„Abenteuer Kooperation“ unter der Leitung von Ulla Quantz der Blick auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit geworfen und der Frage nachgegangen, wie mit unterschiedlichen Sichtweisen und problematischen Situationen umzugehen ist. Der letzte Fortbildungsworkshop im TUSCH-Jahr 2013/14 war der Finanzierung von Projekten gewidmet. Der Workshop wendete sich insbesondere an die TUSCH-Partnerschaften, die sich im dritten Jahr befanden und deren Kooperation somit auslief. Um auch weiterhin Geld für Projekte zu erhalten, informierte der Workshop „Von der Idee zum Antrag: Methoden der Projektentwicklung“ unter der Leitung von Laura Seifert vom Kulturförderpunkt Berlin, wie man aus einer Projektidee einen erfolgsversprechenden Förderantrag entwickelt und wo Fördermittel zu finden sind. Die in den Fortbildungsworkshops erhaltenen Impulse und gewonnen Kenntnisse fließen in die kulturpädagogische Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ein. TUSCH Auswertungstreffen Ende Juni 2014 versammelten sich zum Abschluss alle Partnerschaften im Podewil in Berlin-Mitte, um das TUSCH-Jahr Revue passieren zu lassen. Im Form von Thementischen wurden Erfahrungen geteilt, künstlerische Prozesse beleuchtet und neue Impulse gesetzt. Sehr intensiv haben die TeilnehmerInnen in Kleingruppen über neue, ungewöhnliche Theaterformate für die TUSCHFestivalpräsentation diskutiert. Dabei ging es neben dem veränderten Medium, Dokumentationen, Installationen und Videokunst, auch um neue Aufführungsformen wie Flashmobs, Performances, und Projektionen im öffentlichen Raum. Inwieweit die TUSCH-Partnerschaften alternative Aufführungsformen für das Festival entwickeln, wird das TUSCH-Festival 2015 zeigen. Wichtig war den Teilnehmenden auch, einen intensiveren Austausch bereits vor dem Festival zwischen den TUSCH-Partnerschaften zu schaffen bspw. durch gegenseitige Besuche von Gruppen oder Schülerdeligierten. Bei der Frage wieviel Partizipation seitens der SchülerInnen ein TUSCH-Projekt braucht, ©TUSCH Berlin aber auch aushalten kann, wurde kontrovers diskutiert. Ein weiterer Thementisch beschäftigte sich mit der partnerschaftlichen Zusammenarbeit selbst. Was befördert eine gute gemeinsame Arbeit? Viel Offenheit und VerWas war ständnis auf beiden Seiten bedarf es, um dem Wunsch nach einer andauerden schön? „Die Partnerschaft zu realisieren. Beim abschließenden Plenum konnten dringende Möglichkeit mit Anliegen und aus dem Thementischen resultierende Fragestellungen noch Theaterexperten einmal in großer Runde vertieft werden. zusammen zu arbeiten“ 32 Was Was ich nie wieder haben möch- Eingespannt Sein beit mit den Kindern, sel- - ten bin ich so viel Geduld und Ich hätte mir gern mehr Zeit genommen“ Verständnis begegnet. Ich bin an meine eigenen Grenzen Was ich nie wieder haben Was ich nie wieder haben möchte: „Kinder, möchte: „Lange Was war die keine Lust haben“ Pressestimmen war schön? “Die Ar- te: „Mein eigenes Findungsprozesse, wer will was?!“ schön? „Die Schule durch TUSCH mit dem Tanz „infiziert“ zu haben“ gestoßen und das war großartig.“ Weil es mir Spaß macht! Ulrike Erhard befragte Schülerinnen und Schüler des TUSCH-Festivals und der TUSCH-Probenwoche zur Wahl der Stückvorlagen und zu den jeweiligen Motivationen. [...] Theatergruppe Clay-Schule (Theaterpartner: Neuköllner Oper) 1. Wie heißt Euer Theaterstück? “Ohne Sinn?” 2. Was kommt drin vor? Eigentlich geht es um Elternprobleme. Daraus kommen dann die Probleme von Jugendlichen und dann die Probleme von Jugendlichen untereinander. Es geht um Freiheit für die Jugendlichen, Stress zuhause, um eine Mobbingszene. Eine Schülerin wird gemobbt von einer Mädchenclique auf dem Schulhof. Es gibt eine Band auf der Bühne, die begleitet die Szenen. Und es gibt Live - Songs von 3 Spielerinnen, ein Rap-Song ist dabei. Fotos werden projiziert, das sind gezeichnete oder gemalte Bilder von einer 11. Klasse. Was ich nie wieder haben möch- Was ich nie wieder haben möch- te: „Chaos: Organi- te: „Zu lange Inter- valle zwischen den einzelnen ProjekttaWas war gen“ schön? “Die Mög- lichkeit, auch andere Stücke/ Arbeiten der TUSCH-Projekte zu sehen“ Was war schön? “begeisterte Schüler, die mal andere Leute als ihre Lehrer getroffen haben“ 33 3. Wie ist Euer Stück entstanden? Zuerst sollten wir ein Theatermusical machen ..wollten wir ja auch zuerst.. mit Plastikkartons. Aber wir fanden das doof. Wir hatten eigene Ideen. Unser Thema war eigentlich Freiheit, unsere Freiheit und die Elternprobleme. Zum Beispiel: Alles, was wir müssen: Halt den Mund, geh ins Bett, räum dein Zimmer auf, mach deine Hausarbeiten, leg dein Handy weg, schlechte Zensuren unterschreiben lassen und so weiter. Wir haben 4er-Gruppen gebildet. Jede Gruppe hat ihre eigene Szene zu einem Thema entwickelt. Daraus sind unsere Texte entstanden. Wir improvisieren auch beim Spielen. Die Musik und der Text von einem Song sind von einer Spielerin und der Rap von einem Spieler selbst geschrieben worden. Was war sation und Unklare Absprachen“ schön? “gewach- senes Vertrauen und Bekanntheitsgrad im gesamten Kollegium.“ Was war schön? “Dass sich Schüler verschiedenen Klassen im TUSCHProjekt kennen gelernt haben (u.a. Willkommensklassen)“ Was ich nie wieder haben möchte: „Schüler, die noch nie ein Theaterstück gesehen haben“ Zitate der LehrerInnen, TheaterpädagogInnen und -künstlerInnen im TUSCH Jahr 2013/14 4. Welches ist Deine Lieblingsszene? Meine Lieblingsszene ist die Modenschau (dem stimmen viele zu). Die Mobbingszene. Die Pausen zwischendurch (die Pausen? Nachfrage U.E.). Ja, die Pausen, es ist echt alles anstrengend. Auf so vieles muss man achten, immer muss man konzentriert sein, kein Fehler darf passieren. 5. Warum spielst Du Theater? Theaterspielen macht Spaß. Jemand anders sein können. So sein, wie man möchte. Schreien dürfen. Aber Theaterspielen ist anstrengend, auch Arbeit. [...] www.spielart-berlin.de | 24.03.2014 34 TUSCH in Zahlen TUSCH - Berliner Liebesbeziehungen mit Vorbildcharakter [...] Das Festival eröffnet mit Siegfried trifft Gunther. Schüler der 12. Klasse des Robert-Koch-Gymnasiums in BerlinKreuzberg führen eine Bearbeitung der Nibelungensage auf. [...] Bei all dem Humor und der Furiosität der Aufführung hat das Stück durchaus auch nachdenkliche Töne. Wenn z.B. Hagen von Tronje nach dem Mord an Siegfried darüber sinniert, dass er ihn ja eigentlich gar nicht umbringen wollte (aber „wir mussten einfach unser Gesicht wahren“), dann wird klar, dass sich an manchen Argumentationen seit den Zeiten der Völkerwanderung nicht viel geändert hat. Doch die Schüler trauen sich den Bruch. „Im Original sind die am Schluss alle auf der Bühne und schlachten sich gegenseitig ab. Wir verweigern uns dem Original und der Gewalt!“ [...] Ein herausragendes Beispiel unter vielen, das zeigt, wie viel Kreativität und Selbstbewusstsein Schüler entwickeln, wenn sie über klassische Formen der Lektürebehandlung hinaus aktiv Theater auf die Bühne bringen können. Selbst die Grundschüler schreiben schon selbst Papiertüten-Raps und Liebesbriefe, spielen in Farbeimer-Big Bands und entwickeln gemeinsam mit den Theatern Choreographien, die sich sehen lassen können. [...] eselsohr | Heft 5 Mai 2014 16 Jahre TUSCH Theater und Schule Berlin 174 Berliner Schulen waren und sind seit der Gründung bei TUSCH aktiv 36 Partnerschaften bestanden in der Spielzeit 2013/14 31 Theater waren als Partnertheater 2013/14 aktiv 128 KünstlerInnen und LehrerInnen waren 2013/14 beteiligt 3102 aktiv beteiligte SchülerInnen in 2013/14 - davon präsentierten 841 SchülerInnen ihre Theaterprojekte im Rahmen des TUSCH-Festivals - davon kamen 2261 SchülerInnen im Rahmen des partnerschaftlichen Austausch mit Theater in Berührung 26 Präsentationen waren auf den Bühnen des Podewil Berlin Mitte im Rahmen des TUSCH-Festivals zu sehen Ein TUSCH für das Schüler-Theater Seit 16 Jahren ist das TUSCH Festival eine feste Institution im Berliner Kulturleben. Auch in diesem Jahr präsentiert sich das größte Theater-Treffen der Berliner Schulen vom 25. bis zum 29. März wieder im Palais Podewil in der Klosterstraße 68 in Mitte. Rund 500 Schüler haben sich mit Themen wie Freiheit, Mobbing, Glück, Dis-Harmonie, die erste Liebe und Fantasie-Welten auseinandergesetzt und sie dramaturgisch auf der Bühne umgesetzt. [...] Berliner Abendblatt | 23.03.2014 Audience-Developement [...] Ein Berliner Theater übernimmt eine Berliner Schule, und gemeinsam erarbeitet man ein Stück, das dann im Kontext des Festivals zu sehen ist. Diese Maßnahme könnte man unter dem Begriff „Audience-Developement“ zusammenfassen: also als Aktion des Theaters begreifen, Kinder und Jugendliche auf dem Weg der Partizipation für diese alte Kulturtechnik zu interessieren oder gar zu begeistern. (Und die Verwandten, die dann die Ergebnisse begucken kommen, gleich mit!) Aber die Inspiration von Theater und Schule kann man sehr gut auch als eine gegenseitige bezeichnen. Schließlich kennen die Kinder und Jugendlichen die Welt der Zukunft schon längst, die zu verstehen sich die älteren Theatermacherinnen und -macher immer wieder (und leider recht häufig auch vergeblich!) so sehr bemühen. So kennen die Kinder von heute die digitalisierte und multikulturelle Wirklichkeit von morgen schon. Denn sie leben darin schon jetzt! [...] TAZ | 27.03.2014 TUSCH-Festival 2014 [...] 600 Schülerinnen und Schüler präsentieren traditionelle oder experimentelle Theaterkunst, Improvisationen, Tanz, Gesang oder Puppenspiel. Die Theaterprojekte wurden im Rahmen der zahlreichen Berliner TUSCH-Partnerschaften entwickelt. Durch die Aufführungen in Doppelprogrammen können die jungen Spielerinnen und Schauspieler neben der Präsentation des eigenen Stückes andere Projekte kennen lernen und sich in moderierten Nachgesprächen damit auseinandersetzen. [...] www.kultur-bildet.de | 24.02.2014 35 Impressum TUSCH Theater und Schule Berlin 2013/2014 TUSCH Projektbüro im Podewilschen Palais Klosterstraße 68-70 10179 Berlin tel. (030) 247 49 -852/ -856 mail. [email protected] www.tusch-berlin.de Projektleitung TUSCH | Dr. Lena Blessing Redaktion Jahresdokumentation | Lena Blessing und Melanie Tavernier Texte | von den TUSCH-Partnern in Theatern und Schulen sowie der TUSCH-Leitung Fotos | Gianmarco Bresadola und Jan Ziegler, wenn nicht anders gekennzeichnet Erscheinungsdatum | September 2014 Fragen & Infos | [email protected] TUSCH ist ein Projekt der JugendKulturService gGmbH und wird gefördert von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft 36