Kinostart: 5. Januar 2006

Transcrição

Kinostart: 5. Januar 2006
Alamode Film, GreeneStreet Films und UK Film Council
präsentieren
YES
Ein Film von Sally Potter
Filmfestspiele Berlin 2005
Panorama
Kinostart: 5. Januar 2006
Verleih
Alamode Film
Nymphenburger Str. 36
80335 München
Tel. 089-17 99 92 11
Fax. 089-17 99 92 13
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Pressebetreuung
Filmpresse Gisela Meuser
Egenolffstr. 13H
60316 Frankfurt
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Fax. 069-40 58 04 13
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Presseheft und Fotos zum Film können ohne Passwort heruntergeladen werden
unter
www.alamodefilm.de
BESETZUNG
Putzfrau
Sie
Anthony
Er
Virgil
Billy
Whizzer
Grace
Kate
Tante
SHIRLEY HENDERSON
JOAN ALLEN
SAM NEILL
SIMON ABKARIAN
WIL JOHNSON
GARY LEWIS
RAYMOND WARING
STEPHANIE LEONIDAS
SAMANTHA BOND
SHEILA HANCOCK
STAB
Drehbuch und Regie
Kamera
Produktionsdesign
Kostümdesign
Ton
Produzenten
SALLY POTTER
ALEXEI RODIONOV
CARLOS CONTI
JACQUELINE DURRAN
JEAN-PAUL MUGEL und VINCENT TULLI
CHRISTOPHER SHEPPARD und ANDREW
FIERBERG
TECHNISCHE ANGABEN
GB/USA 2004
Länge: 95 Minuten
Dolby SR
1:1,85
Verleih gefördert durch MEDIA
Soundtrack ab 6. Januar 2006 bei Deutsche Grammophon erhältlich
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KURZINHALT
YES erzählt die leidenschaftliche Liebesgeschichte zwischen einer irischamerikanischen Wissenschaftlerin (Joan Allen) und einem libanesischen Chirurgen
(Simon Abkarian), der im Exil in London lebt und jetzt als Koch arbeitet. Sam Neill
spielt den betrogenen Ehemann, einen Politiker, der auch seinerseits seine Ehefrau
betrügt. Shirley Henderson mimt die Putzfrau, die sehr philosophisch alles verfolgt,
was das Paar hinterlässt: Staub, Schmutz, Spuren.
YES nimmt den Zuschauer mit auf eine überaus poetische Reise durch verschiedene
Weltanschauungen, Kulturen und Länder, die von London und Belfast über Beirut
und schließlich nach Havanna führt.
LANGINHALT
Der Film beginnt im London der Gegenwart. Zu Beginn erscheint ein Dienstmädchen
(Shirley Henderson), das mit Flecken besudelte Laken von einem Ehebett abzieht
und dabei ironische Betrachtungen über die Natur von Schmutz anstellt. Dann
rauscht eine Frau verärgert durchs Zimmer: “Sie” (Joan Allen), eine Amerikanerin
nordirischer Abstammung, ist eine angesehene Molekularbiologin, erfolgreich und
attraktiv. Sie ist viel unterwegs, reist von einer Konferenz zur nächsten. Ihr Zuhause
jedoch, eine tadellos gepflegte weiße Villa, ist längst zu einem privaten Schlachtfeld
geworden – von ihrer Ehe sind kaum mehr als Trümmer übrig. Ihr Ehemann (Sam
Neill), ein Engländer, der sie fortwährend betrügt, ist Politiker. Seiner Karriere zuliebe
bemühen sich beide, den Schein eines harmonischen Zusammenlebens zu wahren.
In Wirklichkeit aber fühlt sich die Frau wie eine Fremde im eigenen Haus.
Eines Abends lernt sie bei einem festlichen Bankett einen Mann kennen, der ihren
Kummer bemerkt und sie zum Lachen bringt. “Er” (Simon Abkarian) ist Libanese.
Früher hatte er als Arzt gearbeitet, doch dann musste er während des Bürgerkriegs
aus Beirut fliehen. Jetzt lebt er in London und arbeitet als Koch. Er wohnt alleine in
einer kleinen Wohnung, zurückgezogen und abgeschnitten von seiner Kultur, seiner
Familie und seiner Heimat. Die Erinnerungen an den Krieg sind ihm immer vor
Augen, und seine Kollegen in der Restaurant-Küche (Gary Lewis, Wil Johnson und
Raymond Waring), in der er arbeitet, verspotten ihn wegen seiner Herkunft und
seiner Wertvorstellungen.
"Sie“ und "Er“ beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Anfangs ist ihre Beziehung
sanft und zurückhaltend, als wäre sie für beide etwas Heiliges. Doch nach und nach
stoßen sie an eine Grenze, wo ihre eigene Identität ins Wanken gerät. All ihre
Ansichten und Überzeugungen werden in Frage gestellt: solche über Sexualität und
Unterwerfung, über Moral und Ethik, über Gott und über die Liebe. Die Ereignisse der
Weltgeschichte scheinen einen langen Schatten auf ihre Beziehung zu legen. „Er“
kann die ungleichen Machtverhältnisse, die von außen auf sie einwirken und die sich
in ihrer Beziehung fortsetzen, nicht länger ertragen und beschließt, die Affäre zu
beenden.
Es kommt zu einem heftigen und erbitterten Streit zwischen den beiden. Seine Werte
und seine Verbundenheit mit der Welt, die er hinter sich gelassen hat, scheinen
stärker zu sein als ihre leidenschaftliche Beziehung. Alles, was ihn zunächst an
dieser blonden, erfolgreichen Amerikanerin angezogen hatte, erinnert ihn jetzt nur
noch an seine Erniedrigung und an seinen Verlust.
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„Er“ stößt sie genau in dem Augenblick zurück, als ihre Ehe endgültig zerbrochen ist,
und diese Zurückweisung erschüttert sie zutiefst. Die körperliche und geistige Nähe,
die sie in den wenigen gemeinsamen Momenten zu diesem Mann verspürt hat,
scheint mehr gewesen zu sein als nur eine einfache Affäre: diese Beziehung war
zum wichtigsten Teil ihres Lebens geworden.
Während dieses Streits, den sie in der hallenden Umgebung einer Tiefgarage
austragen, scheint die Macht aber zum ersten Mal in seinen Händen zu liegen – die
Macht, “Nein” zu sagen. Doch gerade während er „Sie“ von sich weist, kommen nach
und nach die tieferen Gründe für seinen Zorn und seine Verzweiflung zum Vorschein:
In Wahrheit geht es um die Qualen und die Erniedrigungen, die er als Mann, der aus
dem Mittleren Osten kommt und im Westen lebt, tagtäglich über sich ergehen lassen
muss.
Der nächtliche Streit aber wird plötzlich unterbrochen, als die Frau einen Anruf erhält:
Sie wird gebeten, sofort zu ihrer geliebten Tante (Sheila Hancock) zu kommen, die in
einem Pflegeheim in Belfast im Sterben liegt. Die Tante ist Atheistin und Sozialistin,
die in der Stunde ihres Todes nur eines bereut, nämlich niemals in Kuba gewesen zu
sein. Als die Tante schließlich stirbt, ruft „Sie“ ihren Liebhaber an: Sie versucht, ihn
dazu zu überreden, mit ihr nach Havanna zu fliegen, um ihrer Beziehung eine letzte
Chance zu geben. „Er“ aber ist inzwischen nach Beirut zurückgekehrt – zum ersten
Mal seit über zehn Jahren.
Alles scheint vorbei zu sein. Ihre gemeinsame Welt ist in zwei Hälften zerfallen. Nun,
da „Sie“ nichts mehr zu verlieren hat, reist sie nach Havanna.
Wird „Er“ ihr nach Kuba folgen oder haben ihre Unterschiede am Ende ein
gemeinsames Leben unmöglich gemacht? Kann aus dem “Nein” jemals ein
“Ja” werden?
ANMERKUNGEN VON SALLY POTTER ÜBER IHREN FILM
In den Tagen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York habe ich
damit begonnen, die Geschichte von YES niederzuschreiben. Ich verspürte das
dringende Bedürfnis, der rasch zunehmenden Dämonisierung der arabischen Welt im
Westen und der gleichzeitig grassierenden Welle von Hass gegen Amerika etwas
entgegenzusetzen.
Ich stellte mir die Frage: Was kann ein Filmemacher in solch einer von Hass und
Angst geprägten Atmosphäre denn eigentlich tun? Was für Geschichten sollte man
erzählen? Ganz instinktiv kam ich auf das Thema der Liebe und auf das Stilmittel des
Versreims (und als drittes auf Komik): auf die Liebe, weil ihre Kraft letztlich stärker ist
als die des Hasses; auf Verse, weil ihre eingängigen Rhythmen und ihre vielfältigen
Traditionen (von den altisländischen Sagen über die mittelalterlichen Sonette bis hin
zum Rap) die Möglichkeit bieten, in einer lyrischen Form Ideen auszudrücken, die
andernfalls unverdaulich, abstrakt oder unpersönlich wirken würden; (und auf die
Komik, weil angesichts einer weltweiten Hysterie solchen Ausmaßes das Bedürfnis
nach Heiterkeit mächtiger denn je erscheint). Hinzu kam, dass es im Unterschied
zum Dokumentarfilm, der sich ganz sachlich mit den historischen und politischen
Hintergründen auseinandersetzen kann, bei einem Spielfilm unbedingt notwendig ist,
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sich auf das Terrain der Emotionen zu begeben: hier geht es um die menschlichen
Erfahrungen, die wir alle teilen, so unterschiedlich wir sonst auch sein mögen.
Ich machte mich also daran, die Geschichte einer Liebesbeziehung zwischen einem
Mann aus dem Orient (einem Libanesen) und einer Frau aus der westlichen Welt
(einer Amerikanerin irischer Abstammung) zu Papier zu bringen, deren Affäre von
dem Moment an unversehens zum Schlachtfeld wird, da ihr individuelles Dasein
durch die Unterschiede ihrer Herkunft überschattet wird. Ich war vor die Aufgabe
gestellt, zwei Figuren zu erschaffen, die in sich zwar widersprüchlich und komplex
sein sollten, mit denen man sich aber dennoch leicht identifizieren konnte. Figuren,
die gleichzeitig Stärken und Schwächen offenbaren. Ich wollte Porträts gestalten, die
sich der Flut an Klischeebildern widersetzten, insbesondere den Stereotypen von
“Feinden da draußen” und “potentiellen Feinden in unserer Mitte” (Flüchtlinge,
Einwanderer und Asylsuchende, die im Westen leben). Aus diesem Grunde bleibt die
Religion des Mannes ganz bewusst etwas diffus.
Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Liebenden floss größtenteils in der
Form von jambischen Blankversen mit zehn Silben pro Zeile aufs Papier. Vielleicht
lag es an meinem alten Faible für Lyrik, dass ich in diesem Stil geschrieben habe –
ganz so, als wäre der Film ein Lied. Vielleicht war es aber auch der instinktive
Versuch, die Figuren auf der Leinwand Dinge aussprechen zu lassen, die im
gewöhnlichen Gespräch nur schwer auszudrücken sind. Wie dem auch sei, ich
versuchte zu einer Form zu gelangen, die es den Figuren ermöglichte, sich aus der
Tiefe ihres Herzens Dinge mitzuteilen, von denen sie selbst überrascht sind.
Aus der Streitszene entstand zunächst versuchsweise ein fünfminütiger Kurzfilm.
Angespornt durch die Möglichkeiten, die sich dabei abzeichneten, beschloss ich
daraufhin, die beiden Figuren weiterzuentwickeln, eine Handlung zu konstruieren und
ein Mosaik von Nebenschauplätzen zu entwerfen, um daraus ein Drehbuch für einen
abendfüllenden Spielfilm zu schreiben. Zu den Nebenfiguren zählen: der Ehemann
der Frau, ein englischer Politiker, der fremd geht und schließlich selbst betrogen wird;
die Patentochter, ein verunsichertes Mädchen im Teenageralter, das in einer von
Stars und Schönheit besessenen Kultur aufzuwachsen versucht; drei Hilfskräfte in
einer Küche, die inmitten des Lärms und der Hektik an ihrem Arbeitsplatz über ihre
Ansichten und Vorurteile in Streit geraten; die Tante der Protagonistin, die in ihrem
Leben jetzt, da es sich dem Ende zuneigt, einen Sinn erkennen will; und schließlich
ein Dienstmädchen, das die Funktion eines Chors einnimmt – eines Chors, der nur
aus einer Frau besteht, die aber alles sieht und alles hört. Jede dieser Figuren wird
inmitten einer jeweils eigenen Einsamkeit ertappt: sie alle versuchen, zu den anderen
Menschen in ihrer Umgebung vorzudringen, sie sehnen sich danach, gehört zu
werden.
Die Versreime sind wie ein Fluss, der sich durch den Film hindurchschlängelt. Wir
lassen uns von diesem Fluss treiben, indem wir in die Gedankengänge der Figuren
eintauchen und ihrem Reden folgen. Die Erfahrung des Fünf-Minuten-Experiments
hatte mich gelehrt, dass die Darsteller die Verse paradoxerweise dann am besten
wiedergaben, wenn sie überhaupt nicht daran dachten, dass es sich um solche
handelte, wenn sie sich also beim Rezitieren mehr auf den Inhalt des Textes als auf
die Reime konzentrierten – ganz so, als wäre der Text lediglich eine überhöhte Form
von normalen Gesprächen. (Aus diesem Grund bemerken viele Zuschauer gar nicht
die Reime und das Metrum des Films).
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Der Krieg im Irak brach genau zu der Zeit aus, als wir mit den Proben anfingen. Joan
Allen und Simon Abkarian standen an der Spitze eines engagierten Ensembles von
großartigen Darstellern. Einzelne Textpassagen gewannen zunehmend an Brisanz,
je mehr sich für die Figuren die Handlung zuspitzte. Wir hatten alle das Gefühl, es
hier mit einem Stoff zu tun zu haben, der brandaktuell war. Zwar redeten wir während
der Arbeit auch über die üblichen Details, die etwa die Ausstattung, die Beleuchtung
die Kameralinsen oder die Figuren und ihre Kostüme betrafen, abgesehen davon
diskutierten wir aber auch leidenschaftlich über die tieferen Inhalte des Films: das
Ringen um ein Verständnis füreinander (zwischen Menschen aus der arabischen
Welt und solchen aus dem Westen, zwischen Christen und Muslimen); das
Bemühen, Unterschiede zu respektieren, und einen Weg zu finden, der ein
Zusammenleben möglich werden lässt.
Als die Filmhandlung durch die Ereignisse der Weltgeschichte eingeholt wurde,
mussten wir unsere Drehtermine in Beirut abbrechen (aufgrund des Krieges hatten
wir dort keinen Versicherungsschutz mehr); Joan Allen wiederum wurde es als
amerikanischer Staatsbürgerin nicht länger gestattet, in Kuba zu arbeiten (dank eines
neuen Dekrets der Bush-Administration). Es mussten viele Füße wund gelaufen
werden, um diese Probleme zu überwinden...
Dass der Film überhaupt fertig gestellt wurde, ist das Verdienst der findigen
Produzenten Christopher Sheppard und Andrew Fierberg sowie der großen Hingabe
und Einsatzbereitschaft aller Darsteller und sonstigen Mitarbeiter, die ohne jede
Gegenleistung viele Mühen und außerdem Verzögerungen bei der Bezahlung in Kauf
nahmen, um den Film möglich zu machen. Es war also im wahrsten Wortsinn eine
Liebesmüh. Alle wollten zu diesem “Ja” angesichts der Zerstörungen und des Elends
von Kriegen beitragen.
All unser Dank gilt ebenso der Produktionsgesellschaft “GreeneStreet Films”, die das
Projekt aufregend genug fand, um den Film zusammen mit dem “UK Film Council” zu
finanzieren – und das in einer Zeit, da Risikobereitschaft im Kino immer seltener wird!
P.S.: WEITERE ANMERKUNGEN VON SALLY POTTER ÜBER IHREN FILM
Wie soll ich YES beschreiben? Ist es eine Liebesgeschichte? Gewiss ist der Film
romantisch, ganz ohne jeden Zweifel ist er aber auch eminent politisch. Gleichzeitig
ist er komisch, auch wenn man ihn sicherlich nicht als Komödie bezeichnen kann.
Er hat eine Handlung (eine Liebesgeschichte), die dem klassischen Prinzip gehorcht,
wonach der Zusammenkunft der beiden Liebenden ein Hindernis in den Weg gestellt
wird. Sie ist verheiratet – aber Ehebruch ist heutzutage so gewöhnlich, dass er wohl
kaum als gravierendes Hindernis durchgehen würde. Ungewöhnlich ist hingegen der
Umstand, dass sich die Liebesaffäre zwischen einer Amerikanerin und einem Araber
abspielt, so dass das Hindernis sowohl kultureller als auch politischer Natur ist.
Am ungewöhnlichsten ist aber vielleicht die Art und Weise, auf die die Geschichte
erzählt wird, reden doch die Liebenden (und alle anderen Figuren des Films) in
Versen! Genauso wenig jedoch, wie das eigentliche Thema des Films die Handlung
als solche ist, so ist dies auch beileibe kein Film über die Kunst der Versdichtung.
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(Die Darsteller hatten die Anweisung, allein auf die Bedeutung ihrer Textpassagen
Acht zu geben und die Reime zu ignorieren. Das Versmaß sollte die Funktion einer
“tragenden Struktur” einnehmen, die selbst unsichtbar bleibt: durchaus gegenwärtig,
wenn man darum weiß, aber nicht dazu ausersehen, bewusst gelesen oder gar
gehört zu werden, es sei denn unterschwellig.)
Und wohin bringt uns das? Den Versuch zu unternehmen, seine eigenen Filme zu
beschreiben oder zu analysieren, ist immer schwierig. Die ganze Energie ist in die
Herstellung hineingeflossen (in die Konstruktion); und wenn man dann versucht,
darüber zu schreiben, so kommt es einem manchmal so vor, als würde man das
mühsam errichtete Gebäude wieder einreißen (in seine Bestandteile zerlegen).
Während ich noch darüber nachgrübelte, wie ich wohl einige sinnvolle Sätze zum
vorliegenden Presseheft beitragen könnte, kam mir plötzlich ein Brief des Romanciers und Drehbuchautors John Berger zwischen die Finger. Ihm wird übrigens im
Nachspann des Films gedankt, und das nicht nur, weil er verschiedene Entwürfe des
Skripts gelesen hat, als dieses noch im Entstehen begriffen war, sondern auch
deshalb, weil ich ihm als einem Schriftsteller von großer politischer Sensibilität und
Integrität, der sich auch in Formfragen auf Wagnisse einlässt, sehr viel Inspiration zu
verdanken habe. Nach der ersten privaten Vorführung des fertiggestellten Films
schrieb er mir nun Folgendes:
“In dem Film geht es um das Reimen von Gegensätzen. Die Versform bestätigt das
in einer Weise, wie ich es nicht vermutet hätte. Auch die verschiedenen Schauplätze
und Drehorte erwecken den Eindruck, als seien sie eigenständige Protagonisten.
Das Dienstmädchen führt uns das deutlich vor Augen – und die Kamera bewegt sich
die ganze Zeit mit derselben teilnehmenden Neugier durch die Räume, die auch sie
an den Tag legt. Es will fast scheinen, als sei sie selbst die Kamerafrau. Wenn aber
die Drehorte eigene Figuren sind, wo ist dann der eigentliche Schauplatz? Es ist die
Arena der heutigen Weltpolitik – und über ihr wölbt sich der Himmel, an den wir alle
bei der einen oder anderen Gelegenheit unsere Gebete richten.“
In einem andern Teil seines Briefs bezog er sich auf die Erzählstruktur und teilte mir
seine Eindrücke darüber mit:
“Die Erzählweise von YES ist dadurch gekennzeichnet, dass es immer wieder durch
Blicke zur Entblößung (Nacktheit) kommt. Dieses Verfahren wird auf jede einzelne
Figur angewandt – auf die in der zweiten Reihe genauso wie auf die im Vordergrund.
Und diese Methode einer allmählichen Offenbarung ist in erster Linie durch die Art
bedingt, in der jede einzelne Figur dargestellt wird. Zusätzlich wird diese Preisgabe
durch die Kamerabewegungen und die Musik unterstrichen. Die Nacktheit ist immer
überraschend (genau wie im wirklichen Leben, wenn der Betrachter nur aufmerksam
genug ist – durch Kleidung gleichen wir uns einander an, die Nacktheit hingegen
macht jeden von uns unverwechselbar.)”
Vielleicht geht es in diesem Film also darum, nackt zu werden: um die menschlichen
Gemeinsamkeiten jenseits aller kulturellen und politischen Unterschiede (dahinter?
dazwischen?). Außerdem geht es um das ganz Kleine und um das ganz Große: vom
Mikrokosmos der Molekularforschung und dem Schmutz, den das Putzmädchen so
eingehend studiert, bis hin zur Monstrosität von Kriegen, dem gigantischen
Aufeinanderprallen fundamentalistischer Einstellungen sowohl in der östlichen als
auch in der westlichen Welt.
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Und zwischen diesen beiden Welten – irgendwo in der Mitte auf der Skala zwischen
ganz klein und ganz groß – liegt der menschliche Körper mit seinen Bedürfnissen,
seinen Schwächen und Stärken und am Ende auch mit seiner Sterblichkeit.
ÜBER DIE DARSTELLER (von Sally Potter)
Simon Abkarian war meine erste Wahl und auch mein einziger Kandidat für die
Rolle der männlichen Hauptfigur. Als ungeheuer talentierter Theaterschauspieler, der
meistens in Paris auftritt, verfügt er über eine äußerst charismatische
Bühnenpräsenz. Dank seiner armenischen und libanesischen Wurzeln identifizierte
er sich sehr stark mit seiner Rolle und mit den Themen des Films. Einige Szenen
sind sogar durch Geschichten inspiriert, die er mir selbst erzählt hat.
Lange Zeit schon hatte ich Joan Allen für die Ernsthaftigkeit und die Intelligenz ihrer
Arbeit als Schauspielerin bewundert. Auch wenn Simon Abkarian und Joan Allen
zum ersten Mal zusammenspielten, so zeigte sich doch von Anfang an, dass die
Chemie zwischen ihnen stimmte und sie sich mit großem gegenseitigen Respekt
begegneten. Joan Allen verlieh der von ihr verkörperten Figur gleichzeitig etwas
Strahlendes und etwas sehr Verletzliches. Beide Darsteller waren fortwährend
bestrebt, ihre Rollen möglichst glaubwürdig zu spielen. Sie erwiesen sich als die
engagiertesten, hingebungsvollsten und dankbarsten Mitarbeiter, die ich mir hätte
wünschen können.
Sam Neill meisterte mit großem Einsatz und Einfühlungsvermögen die schwierige
Rolle des desillusionierten englischen Politikers, der im Film Joan Allens Ehemann
ist. Mit seinem enormen Talent gelang es ihm, eine bewegende Figur zu erschaffen.
Shirley Henderson spielt das Dienstmädchen, das die Funktion eines nur aus einer
einzigen weiblichen Stimme bestehenden Chores einnimmt: Sie gibt Kommentare
über die Figuren ab und sieht all das, was den anderen verborgen bleibt. Mit ihrer
unvergleichlichen Ironie, ihrem Feinsinn und ihrer bisweilen urkomischen Art verlieh
sie ihrer Rolle Gestalt: die einer Frau, die sich in Betrachtungen über die Spuren von
Schmutz und Herzensleid ergeht, die wir hinter uns lassen, damit andere sie für uns
beseitigen – in den eigenen vier Wänden genauso wie auf dem ganzen Planeten.
Die Küchengehilfen (Gary Lewis, Wil Johnson und Raymond Waring) stürzten sich
mit größter Wonne auf ihre ewigen Streitereien. Wie alle anderen Figuren des Films,
so versuchen auch sie herauszufinden, was sie wirklich glauben sollen – über Gott,
Politik, Asylbewerber, Frauen, Sex und Amerika. Und dabei geben sie allerlei
Vorurteile und Ungereimtheiten zum Besten (natürlich in Versen). Es war ein wahres
Vergnügen, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Die große Sheila Hancock, die in der Rolle der Tante zu sehen ist und äußerlich
eine verblüffende Ähnlichkeit mit Joan Allen hat, erscheint erst spät im Film. Sie
räsoniert über das Ende des Kommunismus, während sie vom Leben Abschied
nimmt (eine Szene, die viele von uns während der Aufnahmen zu Tränen gerührt und
Joan Allen zu einer grandiosen schauspielerischen Leistung inspiriert hat).
Stephanie Leonidas (brillant in der Rolle eines verwirrten Teenagers) und
Samantha Bond (als ihre Mutter) vervollständigen das großartige Ensemble.
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ÜBER DIE MITARBEITER DES STABS
Für YES wurde ein Team engagiert, in dem sich mehrere Schlüsselfiguren
versammelten, die bereits an früheren Filmen von Sally Potter mitgewirkt hatten: Für
Alexei Rodionov (Kamera) war es das erste Wiedersehen mit Sally Potter seit dem
großen Erfolg ORLANDO (1992); Carlos Conti (Produktionsdesign) und Jean-Paul
Mugel (Ton) hatten beide schon an TANGO-FIEBER und IN STÜRMISCHEN
ZEITEN mitgewirkt; Walter Donohue (Redaktion), Irene Lamb (Casting), Penny Eyles
(Script supervisor) und Fred Frith (Musiker) wiederum hatten entscheidenden Anteil
an Sally Potters letzten drei Filmen gehabt.
Sally Potter kommentiert die unermesslichen Verdienste ihrer Mitarbeiter
folgendermaßen:
Alexei Rodionov (Kamera)
Es war ein großes Vergnügen, erneut mit Alexei zusammenzuarbeiten. Er legt eine
Bereitschaft an den Tag, auch mit schwierigsten Bedingungen fertig zu werden, die
wohl typisch russisch ist. Bei vielen von den Szenen, die in London spielen, bediente
er beispielsweise die Kamera, nachdem er zuvor angesichts unserer finanziellen
Probleme seine eigenen Lampen installiert hatte und dann als sein eigener Führer
agierte. In seinem instinktiven Umgang mit der Kamera und seinem unermüdlichen
Bestreben, stets den richtigen Rahmen für jede einzelne Szene und Figur zu finden,
liegt auch das Geheimnis dafür, dass seine Arbeit einen Eindruck von einzigartiger
Lebendigkeit und Tiefe vermittelt. Es gelang ihm, mit den bescheidensten Mitteln für
eine optimale Beleuchtung zu sorgen – und die Schönheit des Lichts bei seinen
Porträtaufnahmen ist einfach überwältigend! Ganz besonders bewunderte ich seine
Arbeit mit der Handkamera, vor allem aber gefällt mir an ihm sein alles erfassendes
Auge. Hinzu kommt sein perfektionistischer Ehrgeiz und seine Hingabe, die ihn vor
keiner Mühsal zurückscheuen lassen. Zusammen mit seinem Team (dem auch der
für die Steadicam zuständige Eric Bialas angehörte) schuf er wunderschöne
Aufnahmen – all dies dank seiner liebenswürdigen Hilfsbereitschaft, seiner
Experimentierfreude (zum Beispiel mit Kamerageschwindigkeiten, insbesondere bei
den Aufnahmen mit sechs Bildern pro Sekunde) und schließlich dank seiner
Fähigkeit, auch größter Hitze und Erschöpfung zu widerstehen, die er gegen Ende
der Dreharbeiten in Kuba unter Beweis stellte.
Carlos Conti (Produktionsdesign)
Auch wenn Carlos sicherlich zu den größten Filmausstattern gehört, so ist er sich
doch keineswegs zu schade für die bescheidensten Verrichtungen – vom Bemalen
einer Wand bis hin zum Fegen des Bodens –, wenn sich dies für das Erreichen der
gewünschten Ergebnisse als notwendig erweisen sollte. Seine Arbeit geht weit über
die Gestaltung von Szenenbildern und Objekten hinaus, vielmehr erstreckt sie sich
auf das gesamte visuelle Erscheinungsbild eines Films. Wir haben zusammen die
Schauplätze ausfindig gemacht und dabei viel gelacht, immer auf der Suche nach
Wegen, um uns Klarheit über die zu konstruierenden Bilder zu verschaffen. Bei
diesem Film wirkte er wahre Wunder, ist es ihm doch gelungen, mit einem sehr
bescheidenen Budget ein in sich stimmiges Gesamtbild zu kreieren und jeden
einzelnen Drehort zur eigenständigen Filmfigur werden zu lassen.
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Jean-Paul Mugel (Ton)
Dies war nun das dritte Mal, dass ich mit Jean-Paul zusammengearbeitet habe. Er
hat ohne Zweifel eine unvergleichliche Gabe, auch unter schwierigsten, manchmal
extrem geräuschvollen Bedingungen wunderschöne Originaltonaufnahmen zu
machen. Seine Anwesenheit am Set ist immer sehr befruchtend, denn er ist ein
Zuhörer im tiefsten Wortsinn: Er hört nicht nur Stimmen, sondern auch das, was sie
sagen; und er hört auch das, was der Film selbst sagt. Sowohl mit seinem Elan als
auch in qualitativer Hinsicht hat er in erheblichem Maße zur endgültigen Gestalt
dieses Films beigetragen.
Vincent Tulli (Tonschnitt)
Vincent, selbst Toningenieur, war ungeheuer kreativ, wenn es darum ging, den
Originalton beizubehalten (Tonaufnahmen, die direkt während der Dreharbeiten
entstanden sind, anstatt nachträglich synchronisiert zu werden). Unterstützt durch
Anne Delacours tadellose Dialogregie und sein eigenes musikalisches Gehör, erwies
er sich beim Tonschnitt und der Tonmischung als ein äußerst findiger Meister seines
Fachs, der den größten Teil der Arbeit von seinem “ProTools-Laptop” aus im
Tonstudio erledigte.
Jacqueline Durran (Kostüme)
Mit ihrem Einfallsreichtum, ihrem Gespür für die Figuren und ihrem Sinn für Farben
war es eine reine Freude, mit Jacqueline zusammenzuarbeiten. Besonders bei der
Ausstattung von Joan Allen (irgendwo in der Tradition von Hitchcocks blonden
Heroinen) gelang es ihr, dieser Figur einige unerwartete Facetten zu verleihen. Wie
alle führenden Mitarbeiter bei diesem Film, investierte auch Jacqueline enorm viel
Energie in ihre Arbeit als Kostümbildnerin.
Daniel Goddard (Schnitt)
Dies war meine erste Zusammenarbeit mit Daniel, dessen Beitrag zum Film LOVE IS
THE DEVIL meine ganz besondere Bewunderung erregt hatte. Er prüfte das Material
mit seinem geduldigen, nüchternen Blick und erwies sich als ein scharfsichtiger und
einfallsreicher Cutter. Sechs Monate lang arbeiteten wir eng zusammen, und dabei
zeigte sich, dass seine Erfahrung im Umgang mit der Video-Technik äußerst hilfreich
war, um neue Erzählformen zu finden.
Christopher Sheppard und Andrew Fierberg (Produzenten)
YES ist mein vierter Film, bei dem Christopher Sheppard als Produzent firmiert. Für
dieses Projekt konnten wir zudem auf die Hilfe und Mitarbeit von Andy Fierberg
zählen, der für seine reiche Erfahrung bekannt ist, die er sich zumeist in New York
mit äußerst knapp kalkulierten Independent-Produktionen erworben hat.
Von allen Mühsalen bei der Herstellung eines Films ist die der aktiven Produktion
wohl diejenige, die am wenigsten verstanden wird und am unsichtbarsten bleibt. Es
ist im Grunde eine undankbare Aufgabe. Der Produzent bemüht sich ohne Unterlass
um sämtliche Aspekte der Organisation, Finanzierung und Terminplanung, um so die
Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass alle anderen Beteiligten überhaupt erst
arbeiten können. Bei diesem Film waren die Herausforderungen, mit denen sich die
Produzenten konfrontiert sahen, sogar noch größer als üblich, und das sowohl im
Hinblick auf die Finanzierung als auch bezüglich der Logistik (nicht zuletzt aufgrund
des Krieges, der ausbrach, als wir mit den Proben begannen). Christopher und Andy
mussten ungeheuer viel Geschick, Flexibilität und Einfallsreichtum aufwenden, um
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sicher zu stellen, dass ich meine Vision des Films verwirklichen konnte und dass die
Darsteller sowie alle anderen Mitarbeiter innerhalb der verfügbaren Möglichkeiten
optimal arbeiten konnten.
Die schier unermessliche Anzahl an Arbeitsstunden (ganz zu schweigen von der
ungeheuren Menge an Papierkram), die sie vor, während und nach den Dreharbeiten
in Kauf genommen haben, ist fast erschreckend. Sie waren stets zuerst zur Stelle
und sind als letzte wieder gegangen, und sie haben all ihr Können, ihre Erfahrung
und ihre Hingabe aufgeboten. Was sie vollbracht haben, grenzt in meinen Augen an
ein Wunder. Sie sind die heimlichen Helden dieser Produktion und dafür möchte ich
ihnen danken.
Ich bin allen Mitarbeitern überaus dankbar: denen, die oben bereits genannt wurden,
aber auch all den anderen, deren Wirken nicht laut besungen wurde, insbesondere
den fleißigen Leuten von der Produktion, die hinter den Kulissen so hart gearbeitet
haben. Die Entstehung von Filmen mit niedrigem Budget hängt heute mehr denn je
vom Können, vom Willen und vom Engagement all dieser Menschen hinter der
Kamera ab.
ÜBER DIE MUSIK
Der Soundtrack zu YES beinhaltet Musik von Philip Glass (gespielt von der
brasilianischen Gruppe Uakti), von Gustavo Santaolalla (21 GRAMS), vom Kronos
Quartet (mit Café Tacuba) sowie Stücke von Eric Clapton und BB King (zu letzterem
spielt Sam Neill im Film “Luftgitarre”).
Das bemerkenswerte Arrangement des kubanischen Klassikers ‘El Carreterro’
stammt vom Venezolaner Gonzalo Grau, der hier auch das armenische Instrument
Duduk mit einbezogen hat, das nun erstmals im Salsa zu hören ist.
Ein Arrangement von Sally Potter und Fred Frith des eindringlichen Songs ‘Fawn’,
das von Tom Waits und Kathleen Brennan komponiert wurde, erklingt während der
Schlusssequenz am Strand.
Weitere Originalkompositionen von Sally Potter wurden zusammen mit ihrem
langjährigen Mitstreiter, dem bekannten Gitarristen Fred Frith, eingespielt, der bereits
bei ihren letzten vier Filmen mitgewirkt hatte.
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BIOGRAPHISCHE NOTIZEN ÜBER DIE DARSTELLER
JOAN ALLEN (“SIE”)
Als Gründungsmitglied der viel gepriesenen “Steppenwolf Theatre Company” kann
Joan Allen heute sowohl auf der Bühne als auch auf der Leinwand auf eine
bemerkenswerte Karriere zurückblicken. Zu den zahlreichen Auszeichnungen, mit
denen sie geehrt wurde, zählen unter anderem ein Tony Award, drei Oscar®Nominierungen sowie neun weitere Preise der Theater- und Filmkritik. Die erste von
drei Oscar®-Nominierungen wurde Joan Allen für ihr Porträt der First Lady Pat Nixon
in Oliver Stones Film NIXON (1995) zuteil. Ein Jahr darauf wurde sie für ihre Rolle
der Elizabeth Proctor in Nicholas Hytners Verfilmung von HEXENJAGD ein zweites
Mal für den Oscar® nominiert. 1997 stand sie bei der hochkarätigen Besetzung von
Ang Lees viel gerühmtem Film DER EISSTURM an vorderster Stelle. 2001
schließlich brachte ihr die Hauptrolle in RUFMORD-JENSEITS DER MORAL zum
dritten Mal eine Oscar®-Nominierung ein.
Ausgewählte Spielfilme:
2004 DIE BOURNE VERSCHWÖRUNG (The Bourne Supremacy)
R: Paul Greengrass
2003 RUFMORD-JENSEITS DER MORAL (The Contender)
R :
R o d
L u r i
2000 ALLEIN GEGEN DAS VERBRECHEN (When the Sky Fallsa)
R :
J o h n
M a c k e n z i
1998 PLEASANTVILLE-ZU SCHÖN, UM WAHR ZU SEIN (PLEASANTVILLE)
R :
G a r y
R o s
1997 IM KÖRPER DES FEINDES (Face/Off)
R :
J o h n
W o
DER EISSTURM (The Ice Storm)
R: Ang Lee
1996 HEXENJAGD (The Crucible)
R :
N i c h o l a s
H y t n e
1995 NIXON (1995)
R: Oliver Stone
1993 DAS KÖNIGSSPIEL (Searching for Bobby Fisher)
R :
S t e v e n
Z a i l l a
e
e
s
o
r
n
SIMON ABKARIAN (“ER”)
Der in Frankreich und im Libanon aufgewachsene Armenier Simon Abkarian wurde
zunächst durch seine Auftritte mit dem Théâtre du Soleil (unter der Leitung von
Ariane Mnouchkine) bekannt, wo er mit seiner charismatischen Ausstrahlung in den
Hauptrollen verschiedener griechischer Tragödien für Furore sorgte. Im Jahr 2001
wurde Simon Abkarian für seine Rolle in “Une bête sur la lune” (unter der Regie von
Irina Brook) mit dem Prix Molière geehrt (der höchsten Auszeichnung, die in
Frankreich für Theaterschauspieler vergeben wird). Bei verschiedenen
Theaterstücken hat er auch selbst Regie geführt, so bei einer viel gepriesenen
Inszenierung von “Titus Andronicus” (2003). YES ist für ihn insofern eine Premiere,
als er hier erstmals eine Hauptrolle in englischer Sprache in einem Film übernommen
hat. Derzeit spielt Abkarian die männliche Hauptrolle in der französischen Komödie
LE DEMON DE MIDI .
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Ausgewählte Spielfilme:
2003 NOT FOR OR AGAINST
R: Cédric Klapisch
2002 ARAM
R: Robert Kechichian
2002 DIE WAHRHEIT ÜBER CHARLIE (The Truth about Charlie)
R: Jonathan Demme
2002 ALMOST PEACEFUL
R: Michel Deville
2002 ARARAT
R: Atom Egoyan
1999 LILA LILI
R: Marie Vermillard
1997 TEMPEST IN A TEAPOT
R: Arnold Barkus
1996 LE SILENCE DU RAK
R: Christopher Loizillon
1996 UND JEDER SUCHT SEIN KÄTZCHEN (Chacun cherche son cat)
R: Cédric Klapisch
SAM NEILL (“ANTHONY”)
Sam Neills beeindruckende Karriere führte über ein breites Spektrum von Figuren
und Filmgenres, angefangen bei Kassenschlagern wie JURASSIC PARK (1993) bis
hin zur Rolle des Ehemanns in Jane Campions DAS PIANO (1993). Sam Neill erhielt
zahlreiche Auszeichnungen für seine Arbeit, darunter drei Golden Globes sowie drei
Nominierungen für den AFI-Award als bester Darsteller, mit dem er für seinen Auftritt
in Ein SCHREI IN DER DUNKELHEIT (1989) denn auch tatsächlich geehrt wurde.
Ausgewählte Spielfilme:
2004 WIMBLEDON
R: Richard Loncraine
2001 JURASSIC PARK III
R: Steven Spielberg
2000 THE DISH
R: Rob Sitch
1998 DER PFERDEFLÜSTERER (The Horse Whisperer)
R: Robert Redford
1993 JURASSIC PARK
R: Steven Spielberg
1993 DAS PIANO (The Piano)
R: Jane Campion
1990 DIE JADG AUF ‚ROTER OKTOBER’ (The Hunt for Red October)
R: John McTiernan
1989 TODESSTILLE (Dead Calm)
R: Philip Noyce
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SHIRLEY HENDERSON (“DIENSTMÄDCHEN”)
Shirley Henderson zählt zu den Lieblingsschauspielerinnen gleich mehrerer
Filmregisseure (darunter Michael Winterbottom und Mike Leigh). Mit ihrer
Vielseitigkeit, ihren bewegenden Auftritten und ihrer Fähigkeit, stets aufs Neue zu
überraschen, gelingt es ihr immer wieder, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen.
Ausgewählte Spielfilme:
2004 BRIDGET JONES-AM RANDE DES WAHNSINNS
(Bridget Jones -Edge of Reason)
R: Beeban Kidron
2002 WILBUR WANTS TO KILL HIMSELF
R: Lone Scherfig
2002 HARRY POTTER UND DIE KAMMER DES SCHRECKENS
(Harry Potter and the Chamber of Secrets)
R: Chris Columbus
2001 BRIDGET JONES-SCHOKOLADE ZUM FRÜHSTÜCK (Bridget Jones’s Diary)
R: Sharon Maguire
2000 DAS REICH UND DIE HERRLICHKEIT (The Claim)
R: Michael Winterbottom
1999 TOPSY TURVY-AUF DEN KOPF GESTELLT (Topsy Turvy)
R: Mike Leigh
1999 WONDERLAND
R: Michael Winterbottom
1996 TRAINSPOTTING
R: Danny Boyle
SHEILA HANCOCK (“TANTE”)
Die schon legendäre Sheila Hancock, eine feste Größe im britischen Fernsehen, ist
bestens bekannt für die Schärfe ihres Verstands und für den Humor, mit dem sie ihre
Rollen interpretiert.
Ausgewählte Spielfilme:
1997 LIEBE UND TOD AUF LONG ISLAND (Love and Death on Long Island)
R: Richard Kwietniowski
1993 LIEBE UND ANDERE GESCHÄFTE (Business Affair)
R: Charlotte Brandstrom
1990 3 MÄNNER UND EINE KLEINE LADY (3 Men and a Little Lady)
R: Emile Ardolino
1988 BUSTER
R: David Green
SAMANTHA BOND (“KATE”)
Ausgewählte Spielfilme:
2002 James Bond 007-STIRB AN EINEM ANDEREN TAG (Die Another Day)
R: Lee Tamahori
1999 JAMES BOND 007 – DIE WELT IST NICHT GENUG
(The World is not Enough)
R: Michael Apted
1997 JAMES BOND 007-DER MORGEN STIRBT NIE (Tomorrow Never Dies)
R: Roger Spottiswoode
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1995 JAMES BOND 007 –GOLDENEYE (GoldenEye)
R: Martin Campbell
GARY LEWIS (“BILLY”)
Ausgewählte Spielfilme:
2002 GANGS OF NEW YORK
R: Martin Scorsese
1999 BILLY ELLIOT-I Will DANCE (Billy Elliot)
R: Stephen Daldry
1999 EAST IS EAST (1999)
R: Damien O’Donnell
1998 MEIN NAME IST JOE (My Name is Joe)
R: Ken Loach
1994 KLEINE MORDE UNTER FREUNDEN (Shallow Grave)
R: Danny Boyle
BIOGRAPHISCHE NOTIZEN ÜBER DIE MITARBEITER DES STABS
ALEXEI RODIONOV (KAMERA)
Alexei Rodionov beendete im Jahr 1972 sein Studium an der Filmhochschule von
Moskau. Er führte zunächst bei mehreren Spielfilmproduktionen für das Fernsehen
die Kamera, und war dann leitender Kameramann bei verschiedenen Spielfilmen, die
in den Mosfilm-Studios in Moskau gedreht wurden. Bis heute zeichnete Alexei
Rodionov bei achtzehn Spielfilmen für die Kamera verantwortlich, darunter KOMM
UND SIEH (Come and See, 1985), Elem Klimovs meisterhaftem Antikriegsfilm.
Zweimal wurde er für den in Russland hochangesehenen Nika-Preis als bester
Kameramann nominiert, nämlich für MUSULMANIN (Vladimir Khotinenko, 1995) und
ZHENA KEROSINSHCHIKA (Aleksandr Kajdanovsky, 1988). Bei YES arbeitete
Alexei Rodionov erstmals seit ORLANDO (1992) wieder mit Sally Potter zusammen.
CARLOS CONTI (PRODUKTIONSDESIGN)
Der in Cordoba in Argentinien geborene Carlos Conti kam vor über zwanzig Jahren
nach Paris, wo er sich den Ruf erworben hat, einer der größten Filmausstatter
weltweit zu sein. Die Liste der Filme, bei denen er für das Produktionsdesign
verantwortlich zeichnete, umfasst unter anderem BETTY BLUE von Jean-Jacques
Beineix, MEINE LIEBSTE JAHRESZEIT von André Téchiné, NELLY & MONSIEUR
ARNAUD von Claude Sautet und DIE REISE DES JUNGEN CHE von Walter Salles.
Bei YES hat er nun das dritte Mal mit Sally Potter zusammengearbeitet, nachdem er
schon an TANGO-FIEBER und IN STÜRMISCHEN ZEITEN mitgewirkt hatte.
Ausgewählte Spielfilme:
2004 DIE REISE DES JUNGEN CHE (Motorcycle Diaries)
R: Walter Salles
2000 IN STÜRMISCHEN ZEITEN (The Man who Cried)
R: Sally Potter
1997 TANGO-FIEBER (The Tango Lesson)
R: Sally Potter
1995 NELLY & MONSIEUR ARNAUD
R: Claude Sautet
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1993 MEINE LIEBSTE JAHRESZEIT (Ma Saison Preferée)
R: André Téchiné
1986 BETTY BLUE
R: Jean-Jacques Beineix
JACQUELINE DURRAN (KOSTÜME)
Jacqueline Durran assistierte bei verschiedenen Filmen der Oscar®-Preisträgerin
Lindy Hemming, so etwa bei JAMES BOND 007-DIE WELT IST NICHT GENUG,
Mike Leighs TOPSY TURVY-AUF DEN KOPF GESTELLT und Sally Potters IN
STÜRMISCHEN ZEITEN. Bei Mike Leighs ALL OR NOTHING (2002) war sie dann
erstmals hauptverantwortliche Kostümbildnerin. Seither hat sie für mehrere Filme die
Kostüme entworfen, so etwa für David Mackenzies viel beachtetes Spielfilmdebüt
YOUNG ADAM (2003).
JEAN-PAUL MUGEL (TONMISCHUNG)
Jean-Paul Mugel kann auf eine großartige Karriere als einer der herausragendsten
Tontechniker in Frankreich zurückblicken. Bei seiner Arbeit fürs Kino hat er LiveMusik aufgenommen und überdies den Ton für verschiedene Filme in französischer,
englischer und spanischer Sprache besorgt, so zuletzt für Oliver Stones episches
Werk ALEXANDER.
Ausgewählte Spielfilme:
2004 ALEXANDER
R: Oliver Stone
2000 IN STÜRMISCHEN ZEITEN (The Man who Cried)
R: Sally Potter
1999 DER FREMDENLEGIONÄR (Beau Travail)
R: Claire Denis
1998 ALICE & MARTIN
R: André Téchiné
1997 TANGO-FIEBER (The Tango Lesson)
R: Sally Potter
1994 FARINELLI
R: Gerard Corbiau
BIOGRAPHISCHE NOTIZEN ÜBER DIE REGISSEURIN
SALLY POTTER (DREHBUCH / REGIE)
Sally Potter verließ die Schule im Alter von sechzehn Jahren, um Filmemacherin zu
werden. Schon bald begann sie, experimentelle Kurzfilme zu drehen. Später
absolvierte sie an der London School of Contemporary Dance eine Ausbildung als
Tänzerin und Choreographin, um danach ihr eigenes Ensemble, die Limited Dance
Company, zu gründen.
Mehrfach wurde Sally Potter in der Folgezeit als Performance-Künstlerin und
Theaterregisseurin ausgezeichnet. Ihre Theaterarbeit umfasst Produktionen wie
"Mounting", "Death and the Maiden" oder "Berlin", die allesamt in Zusammenarbeit
mit Rose English entstanden sind. Darüber hinaus wirkte Sally Potter als
Textdichterin und Sängerin in mehreren improvisierten Musikgruppen mit, so etwa
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bei “FIG” und dem “Film Music Orchestra”. Zusammen mit dem Komponisten Lindsay
Cooper arbeitete sie als Sängerin und Songwriterin an dem Liederzyklus "Oh
Moscow", der im Verlauf einer Tournee durch Europa einschließlich Russland sowie
in Nordamerika vorgestellt wurde. Gemeinsam mit David Motion komponierte sie
überdies den Soundtrack zu ihrem Film ORLANDO, und auch die Musik zu THE
TANGO LESSON entstammte ihrer Feder. Die Originalmusik zu YES, von ihr
produziert und komponiert, ist ihre bislang letzte Arbeit auf dem Gebiet der Musik.
Mit ihrem Kurzfilm THRILLER (1979), einer kritischen Auseinandersetzung mit
Puccinis Oper "La Bohème“, sorgte Potter bei mehreren großen Festivals für
Aufsehen, so dass ihr Werk allmählich einem größeren Publikum bekannt wurde.
Bald konnte sie ihren ersten abendfüllenden Spielfilm drehen, nämlich THE GOLD
DIGGERS mit Julie Christie in der Hauptrolle (1983), dem sie dann mit LONDON
STORY (1986) wiederum einen Kurzfilm folgen ließ. Als nächstes drehte sie für
Channel 4 die Dokumentarserie TEARS, LAUGHTER, FEARS AND RAGE (1986)
sowie einen Film über Frauen im sowjetischen Kino, der den Titel I AM AN OX, I AM
A HORSE, I AM A MAN, I AM A WOMAN trägt (1988).
Der Film ORLANDO (1992) mit Tilda Swinton in der Hauptrolle, eine Adaption des
gleichnamigen Romans von Virginia Woolf, verhalf Sally Potter zu internationalem
Erfolg. Abgesehen von zwei Oscar®-Nominierungen wurde ORLANDO mit über 25
internationalen Auszeichnungen bedacht, darunter mit einem Felix als bester
europäischer Film des Jahres 1993 und mit Hauptpreisen bei den Filmfestspielen von
St. Petersburg, Thessaloniki und anderen Festivals.
Sally Potters nächster Film war TANGO-FIEBER, in dem sie an der Seite des
berühmten Tangotänzers Pablo Veron auch in einer eigenen Rolle zu sehen ist. Als
man den Film beim Festival von Venedig präsentierte, wurde er gleichermaßen vom
Publikum wie von der Kritik gefeiert. Beim Festival von Mar del Plata in Argentinien
wurde TANGO-FIEBER mit einem "Ombú de Oro" als bester Film ausgezeichnet;
außerdem wurde er mit dem großen Preis der "Sociedad Argentina de Autores y
Compositores de Música" sowie mit Nominierungen für den BAFTA-Award in der
Kategorie "Bester Film“ und für den Filmpreis des "US National Board of Review"
bedacht.
Im Jahr 2000 vollendete Sally Potter IN STÜRMISCHEN ZEITEN (mit Johnny Depp,
Christina Ricci, Cate Blanchett und John Turturro in den Hauptrollen), der kurz vor
Ausbruch des zweiten Weltkriegs in Paris spielt und dort im Opern-Milieu angesiedelt
ist.
Spielfilme:
2000 IN STÜRMISCHEN ZEITEN (The Man who Cried)
1997 TANGO-FIEBER (The Tango Lesson)
1992 ORLANDO
1983 THE GOLD DIGGERS
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BIOGRAPHISCHE NOTIZEN ÜBER DIE PRODUZENTEN
CHRISTOPHER SHEPPARD (PRODUZENT)
Bei YES hat Produzent Christopher Sheppard nun zum vierten Mal mit Sally Potter
zusammengearbeitet.
Nach einer erfolgreichen Karriere in den Printmedien – erst als Journalist (mit
Berichten aus allen fünf Kontinenten), dann als leitender Herausgeber von ‘The New
Internationalist’ – beschloss Christopher Sheppard im Jahr 1985, sich der Produktion
und Regie von Dokumentarfilmen zu widmen. Der erste davon, MAN-MADE
FAMINE, präsentiert von Glenda Jackson, wurde mit mehreren internationalen
Preisen ausgezeichnet. Danach hat er über zwanzig weitere Dokumentarfilme
realisiert, bei denen es sich zumeist um unabhängige Produktionen über soziale und
politische Themen handelt. Hierzu zählen unter anderem DEATH OF A RUNAWAY
(1992) und CHILD’S EYE (1995), die beide für Preise der “Royal Television Society”
nominiert wurden.
Im Jahr 1988, als er erstmals gemeinsam mit der Regisseurin Sally Potter an einem
Projekt arbeitete, gründete Christopher Sheppard das Unternehmen “Adventure
Pictures”. Das viel gepriesene Werk ORLANDO (1992) bedeutete sein Debüt als
Produzent von Spielfilmen; es handelte sich dabei um eine Koproduktion, an der fünf
verschiedene Länder beteiligt waren (und somit um einen der frühesten IndependentFilme, die ihre Entstehung solch einer komplexen Struktur verdanken). Danach
folgten TANGO-FIEBER (1997), bei dem Christopher Sheppard erneut ein effizientes
Netzwerk von unabhängigen Produktionsgesellschaften auf der ganzen Welt auf die
Beine stellte, sowie schließlich IN STÜRMISCHEN ZEITEN (2000).
Christopher Sheppards Arbeit als Produzent kennzeichnet sich durch eine enorme
Findigkeit bei der Herstellung von Filmen mit extrem niedrigem Budget, die
nichtsdestotrotz mit beeindruckend hohen Produktionskosten verbunden sind. Bei
YES konnte er Andrew Fierberg für eine Zusammenarbeit gewinnen, um gemeinsam
mit ihm die Herausforderungen einer Filmproduktion mit sogar noch niedrigerem
Budget zu meistern.
ANDREW FIERBERG (PRODUZENT)
Andrew Fierberg leitet das Studio Fierberg und war Mitbegründer von “Double A
Films”, eines in New York ansässigen Unternehmens, das im Jahr 1995 aus der
Taufe gehoben wurde, um provokative, unabhängige Filme zu produzieren. Zu
Andrews Fierbergs Produktionen zählen SECRETARY (Spezialpreis der Jury beim
Sundance Film Festival 2002), 13 CONVERSATIONS ABOUT ONE THING mit
Matthew McConaughey, John Turturro und Alan Arkin, sowie HAMLET mit Ethan
Hawke, Sam Shepard und Bill Murray (R: Michael Almereyda, 2000)
Seine jüngsten Projekte sind AMERICA BROWN, der 2004 beim Tribeca Film
Festival uraufgeführt wurde, sowie der neue Lodge-Kerrigan-Film mit Damian Lewis
in der Hauptrolle, den er gemeinsam mit Steven Soderbergh produziert.
Andrew Fierberg ist Mitglied des “Board of Directors of the Film Forum” in New York.
Er war leitender Produzent einer Reihe von sechs Kurzfilmen, die der DVD-Ausgabe
des “Concert for New York City” beigefügt wurden, ein Projekt, mit dem über 30
18
Millionen US-Dollar für wohltätige Zwecke im Zusammenhang mit den Anschlägen
vom 11. September eingenommen wurden. Bei dieser Kurzfilmserie arbeitete er mit
den Regisseuren Woody Allen, Spike Lee, Martin Scorsese, Ed Burns, Kevin Smith
und Jerry Seinfeld zusammen.
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