Auslandsstudiensemester an der Northumbria University in

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Auslandsstudiensemester an der Northumbria University in
Erfahrungsbericht, Newcastle upon Tyne (UK)
Auslandsstudiensemester an der Northumbria University in Newcastle upon Tyne
(WS 2015/2016)
Vorbereitung
Schon seit Beginn meines Studiums stand für mich fest, dass ich auf jeden Fall ein Auslandssemester absolvieren
möchte. Dies begründet sich dadurch, dass viele meiner Freunde ebenfalls ein Auslandssemester gemacht haben und
dadurch um viele Erfahrungen reicher wurden. Ebenfalls stand für mich fest, dass es für mich in einen
englischsprachigen Raum gehen soll, da ich definitiv mein Englisch verbessern und auffrischen wollte. Auch der Faktor,
dass ich mich in jedem Fall relativ problemlos mit den Einheimischen verständigen möchte, war bei meiner Auswahl
von großer Bedeutung. Demnach kamen für mich als Studierende der technischen Fakultät eigentlich nur noch
Amerika oder England in Frage. Nachdem ich mir mit Hilfe des Internets ein grobes Bild über die Universitäten und die
zugehörigen Gegenden gemacht habe, entschied ich mich für die Northumbria University in Newcastle, da ich auch
noch niemals zuvor in England gewesen bin.
Nachdem diese Entscheidung gefallen war, folgten einige Gespräche mit Herrn Prof. Olbrich, Herrn Prof. Reifschneider
und Herrn Prof. Meroth, sowie die offizielle Bewerbung beim International Office (IO) in Heilbronn für das
Auslandssemester. Nachdem ich von letzterem die Bestätigung für eine Nominierung für das Auslandssemester
erhalten habe, stieg die Vorfreude auf das Auslandssemester in mir bereits, da die Partnerhochschule in der Regel den
Empfehlungen vom IO in Heilbronn folgt. Circa im Mai 2015 kam dann von der Partnerhochschule auch die offizielle
Bestätigungsmail, dass ich angenommen wurde.
Da ich das maximal Mögliche aus meinem Auslandsaufenthalt machen wollte, entschied ich mich dazu, mit einem
weiteren Austauschstudenten aus Heilbronn eine Rundreise durch England und Schottland zu machen bevor wir an
die Partnerhochschule gehen wollten, um auf diese Art und Weise das Land und vor allem auch die Leute ein bisschen
näher kennenzulernen. Davon profitiert man bei Studienbeginn nicht nur vor Ort, dadurch dass man bereits ein paar
Erfahrungen sammeln konnte, sondern durchaus auch im Vornherein, da man sich bei der Planung intensiv mit dem
Land beschäftigt und ein gewisses Grundwissen ansammelt. Unsere circa vierwöchige Reise startete bereits Mitte
August.
Ankunft
Demnach kamen wir pünktlich zu Beginn der Einführungstage Mitte September in Newcastle an. Die Ankunft und die
Begrüßung erfolgten total reibungslos und freundlich. Dies liegt auch daran, dass sich die Studenten Union (ähnlich
der Verfassten Studierendenschaft bei uns in Heilbronn) enorm an der Organisation beteiligt und allen Erstsemestern
und Austauschstudenten den Einstieg so angenehm wie möglich gestaltet. Die ersten Tage waren von vielen
Begrüßungs- und Einführungsveranstaltungen geprägt und man wurde ebenfalls vom IO dort und von seiner Fakultät
begrüßt. Über alle Veranstaltungen wurde man auf allerlei Plattformen, wie Facebook oder E-Mail informiert und man
konnte sich so direkt überlegen, was man wann und wo am liebsten besuchen möchte. Auch die Bereitstellung meines
Stundenplans erfolgte reibungslos und dieser war direkt bei meiner Ankunft verfügbar. Dies geschieht alles in einem
Online-Portal, über welches man später auch seine Hausarbeiten oder Projekte abgibt und ein Feedback darüber
erhält. Auch Lernmaterialen werden dort bereitgestellt. Das Ganze ähnelt einer Kombination aus Ilias und Linda, wie
wir es aus Heilbronn kennen. Voraussetzung dafür, dass das alles so problemlos funktioniert, ist allerdings, dass man
die Online-Einschreibung, welche nach Erhalt von Zugangsdaten per E-Mail circa ab zwei Wochen vor Semesterbeginn
möglich ist, vollständig und gewissenhaft abschließt. Tut man dies nicht, ist es auch nicht weiter schlimm und man
muss sich vor Ort noch um ein paar Sachen kümmern. Dies bedeutet keinen großen Nachteil außer eben Zeitaufwand
und dass man mit eventuellen Verzögerungen bei der Bereitstellung von persönlichen Informationen rechnen muss.
Summa summarum ist das aber auch nicht weiter schlimm und eine persönliche Entscheidung.
Unterkunft
Gelebt habe ich während meiner Zeit in Newcastle in den Winn Studios. Dieses Studentenwohnheim ist circa 10
Minuten vom Campus entfernt, was im Gegensatz zu den älteren Wohnheimen schon fast „weit“ (um die 800m) weg
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ist. Für mich war das allerdings kein Nachteil, da ich gerne mal ein paar Schritte laufe und so auch in den Lernphasen
zumindest ein bisschen Bewegung hatte. Dafür war das Wohnheim, in dem ich gewohnt habe, noch sehr neu, da es
erst 2011 erbaut wurde und demnach noch nicht so viele Studierende dort gewohnt haben. Ich war in einer bunt
gemischten 7er WG untergebracht und allerlei Nationalitäten waren vertreten. Wir teilten uns eine Küche und ein
Wohnzimmer. Im Gegensatz zu den älteren Wohnheimen hatten wir aber alle unser eigenes Bad mit Dusche und
Toilette direkt bei uns im Zimmer, was ich persönlich als sehr angenehm empfand, da ich im Laufe des Aufenthaltes
auch schon durch „nur“ eine gemeinsame Küche festgestellt habe, dass andere Kulturen manchmal auch andere
Ansprüche an Hygienestandards haben. Letzten Endes ist die Tatsache, wo man wohnen möchte und was einem
wichtig ist, aber eine sehr persönliche Entscheidung. Demnach würde ich jedem Studierenden, der sich für ein
Auslandssemester in Newcastle entscheidet, empfehlen, sich die Homepage der Uni genau anzuschauen. Dort sind
alle Wohnheime mit Preis und Einrichtung genau aufgelistet. Auch einige Besonderheiten, wie bspw. dass das
Wohnheim Claude Gibb Verpflegung inklusive und damit keine Küchen zum Kochen hat, sind dort aufgelistet.
Auch wenn die Studentenwohnheime der Northumbria University nicht die günstigsten sind, würde ich trotzdem
jedem empfehlen, sich dort einen Platz zu suchen. Die privaten WG-Plätze sind meist im Vergleich zu Deutschland
auch ziemlich teuer und nicht so einfach zu finden als Austauschstudent. Selbst die Einheimischen Studierenden ziehen
zuerst alle ins Wohnheim und ab dem zweiten Semester suchen sie sich dann mit ihren Freunden eine WG. Außerdem
ist die Nähe zum Campus und damit allen zugehörigen Lokalitäten unschlagbar.
Studium an der Northumbria University
Das Studium an der Northumbria University stellte sich für mich als sehr
angenehm heraus. Im Vornherein bei der Kurswahl wurde uns empfohlen
ungefähr drei Kurse dort zu belegen. Dies entsprach je nach Kurs 15-20 ECTS.
Die Empfehlung kam daher, da man uns Austauschstudenten so genügend
Freizeit sichern wollte, damit wir auch alles gut schaffen. Im Nachhinein würde
ich aber zumindest jedem, der aus der technischen Fakultät kommt und damit
einen recht vollen Studienalltag gewohnt ist, empfehlen mindestens vier Kurse
zu belegen, da dass alles immer noch sehr entspannt machbar ist und man so
auch mehr Punkte mit nach Deutschland bringen kann. Generell ist das
Studium in England anders aufgezogen als wir es in Deutschland kennen. Ich
hatte das Gefühl, dass das Studium viel freier und eigenständiger, aber nicht
unbedingt umfangreicher oder aufwändiger ist. Bspw. hatten wir recht wenige
Vorlesungen und waren bei der Umsetzung von Projekten oder Hausarbeiten
ziemlich schnell auf uns selbst gestellt. Diese Art des Studierens war auch ein
schöner Kontrast zu Deutschland und für die meisten Austauschstudenten, die
ich kennengelernt habe, auch kein Problem umzusetzen. Ein weiterer
Unterschied war, dass in England gegen Ende des Semesters für die
Abbildung 1: Blick auf den Hauptcampus
Austauschstudenten recht wenige Prüfungen angeboten werden. Dies liegt unter anderem daran, dass in England viele
Kurse eigentlich ein Jahr lange gehen und erst dann eine Prüfung für alle folgt. Für die Austauschstudenten, die nur
ein Semester da waren, wurde dann oft eine schriftliche Aufgabe formuliert, die dann ausgearbeitet abgegeben
werden musste. Auch dies empfand ich stets als sehr angenehm, denn die Professoren waren immer sehr kooperativ
und bemüht, eine gute Lösung zu finden, damit auch die Austauschstudenten eine Note bekommen können. Auch bei
der Unterstützung und eventuellen Fragen erlebte ich alle stets als hilfsbereit und freundlich.
Die Lernumgebung, die an der Northumbria University gegeben ist, ist wirklich gigantisch. Vor allem die Ausstattung
von Unterrichtsräumen, Laboren und der Bibliothek beeindruckten mich sehr. Alles ist topmodern und gepflegt. Ein
besonderes Highlight ist wirklich die Bibliothek, die sieben Tage die Woche 24 Stunden geöffnet und somit immer
zugänglich ist. Auch die Ausstattung dort lässt keine Wünsche offen. Allerlei Bücher, Zeitschriften, Online-Medien,
Sitzplätze, Computer oder Leihlaptops stehen dort zur Verfügung, um den Studierenden den Alltag so angenehm wie
möglich zu gestalten. Auch Drucker oder Schneidemaschinen sind stets zugänglich und Büromaterialen können für
einen geringen Preis in einem Shop direkt in der Bibliothek gekauft werden. Auch für ggfs. benötigte Nervennahrung
ist gesorgt, denn ein kleiner Kiosk verkauft Getränke, Sandwiches und Süßigkeiten.
Erfahrungsbericht, Newcastle upon Tyne (UK)
Alltag und Freizeit
Nicht nur die Bibliothek der Northumbria University, sondern auch der
ganze Rest ist toll ausgestattet, weshalb sich ein Großteil der Freizeit auch
auf dem Campusgelände abspielen kann. Vom Supermarkt, über ein
Fitnessstudio mit Schwimmbad bis hin zur unieigenen Bar mit
Restaurantbetrieb ist dort wirklich alles gegeben. Vor allem das
Fitnessstudio und die Bar werden von den Studierenden fleißig genutzt.
Auch mir gefiel das Fitnessstudio sehr, wo man für umgerechnet circa 15€
monatlich alle Kurse besuchen durfte, alle Geräte nutzen konnte und
auch die Kletterwand und das Schwimmbad frei zugänglich waren.
Die Bar der Uni wird von Studenten für Studenten betrieben und Abbildung 2: Fitnessstudio der Uni
demnach sind die Preise dort auch sehr annehmbar. Alle Gelder, die dort eingenommen werden, werden auch wieder
für die Studierenden verwendet, indem bspw. Ausfahrten und Ausflüge zu geringen Preisen angeboten werden
können. Auch ich besuchte mit der Studenten Union einen Weihnachtsmarkt im nahegelegenen York für einen
geringen Preis für die Busfahrt. Unter anderem wurden auch noch Städtetrips oder Ausflüge in den nahegelegenen
Nationalpark angeboten.
Doch auch außerhalb des Unigeländes hat die Gegend einiges zu bieten. Newcastle liegt nur circa 20 Metrominuten
vom Meer entfernt, welches auch wenn man nicht baden kann immer wieder einen Besuch wert ist. Auch Edinburgh,
die Hauptstadt Schottlands, ist gerade mal 2,5 Autostunden von Newcastle entfernt und auch für Studierende mit dem
Fernbus super einfach und günstig zu erreichen. Des Weiteren bietet vor allem das Northumberland viele schöne
Burgen und Schlösser, die man besichtigen kann, was teilweise vor allem für Harry Potter Fans ein großes Highlight
sein kann.
Newcastle selbst ist eine lebendige, schöne, wenn auch von den
Baustilen her etwas heterogene Stadt. Vor allem das Nachtleben floriert
dort stets und es wird nie langweilig. Alleine die 70.000 Studenten, die
an den beiden Unis dort studieren, sorgen immer für Action. Auch für
Sportbegeisterte bietet die Stadt etwas, denn das Fußballstadion von
Newcastle United liegt ebenfalls mitten in der Stadt. Auch hier gibt es
ab und an sehr günstige Karten durch die Studenten Union. Außerdem
kann man die Uniteams der verschiedenen Sportarten auch zu einigen
Spielen begleiten und anfeuern, wenn man möchte.
Abbildung 3: Ausblick auf die Millenium Bridge und
The Sage (Konzerthalle)
Fazit
Alles in allem empfand ich mein Auslandssemester als sehr große Bereicherung, wenn auch nicht auf die
Selbstständigkeits-Erfahrung, welche viele Studierende machen (zum ersten Mal alleine leben, kochen, entscheiden…)
bezogen, da ich das bereits von Deutschland so gewohnt war. Ich habe viele neue, internationale Freundschaften
geknüpft und viel über andere Kulturen gelernt. Auch mein Englisch konnte ich verbessern und vor allem im Alltag
sehr viel routinierter anwenden. Außerdem habe ich gelernt neue Situationen einfach mal auf mich zukommen zu
lassen und dann entsprechend zu meistern. Auch die Schönheit der Gegend oder des Lands an sich habe ich kennenund lieben gelernt, denn in England regnet es nicht nur wie das Klischee besagt, sondern man kann durchaus auch die
Natur genießen. Obwohl ich weiß, dass ein Auslandssemester immer eine gewisse finanzielle Belastung bedeutet,
würde ich stets ausnahmslos jedem empfehlen, diese Gelegenheit zu nutzen und sich diese Erfahrung nicht entgehen
zu lassen.