Die beste Nachricht vorweg: Im Jahr 2010 erwirtschaftete der deut

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Die beste Nachricht vorweg: Im Jahr 2010 erwirtschaftete der deut
Die beste Nachricht vorweg: Im Jahr 2010 erwirtschaftete der deutsche Buchmarkt einen Umsatz von gut 9,7 Milliarden Euro, immerhin
0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Nur 17,1 Prozent davon entfielen auf
den Versandbuchhandel einschließlich Internet, über 50 Prozent jedoch
auf den stationären Sortimentsbuchhandel. Mit anderen Worten:
Menschen, die Bücher lesen, kaufen diese zum großen Teil
nach wie vor in Buchhandlungen. Auch in Bonn und im
Rhein-Sieg-Kreis. „Die Wirtschaft“ stellt kleine und
große, allgemeine und spezialisierte Buchhandlungen vor und berichtet von viel Engagement,
Kreativität und Leidenschaft.
titelthema
Holger Schwab,
Geschäftsführer des
buchLadens 46
9
„Wir sorgen
für Verblüffung“
Da steht es und fällt aus dem Rahmen. Ein altes
schwarzes Lastenrad, wie aus einer anderen Zeit.
Einer Zeit, in der Menschen noch Bücher lasen,
die sie zuvor in ihrem Lieblingsbuchladen gekauft
hatten, nach einem längeren Gespräch mit ihrem
Lieblingsbuchhändler. Oder die ihnen der Lieblingsbuchhändler gar nach Hause geliefert hatte – am
Ende sogar just mit dem alten schwarzen Lastenrad. Gute alte Zeit.
Bonn, im September 2011. Kaiserstraße 46. Eine
Hausnummer und doch weit mehr als das. Da steht
es, das alte schwarze Lastenrad. Vor einem großen
Schaufenster, welches den Blick freigibt auf Bücher.
Viele Bücher. Auf hohe Leitern und eine breite Treppe,
die zu noch mehr Büchern führen. Wir betreten den
buchLaden 46 und stellen endlich einmal die Frage,
die wir schon so oft auf den Lippen hatten: Warum
steht das Fahrrad vor der Tür? „Wir liefern fast täg-
die Wirtschaft November 2011
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titelthema
sorgen damit immer wieder für Verblüffung“, verrät Schwab das Geheimnis des Erfolgs, „und dabei
überträgt sich unsere eigene Begeisterung für Bücher auf die Kunden!“
Der Lohn der Arbeit: viele Stammkunden und
die Auszeichnung als „Buchhandlung des Jahres
2010“. Sie bot vergangenen Herbst Anlass, gleich
doppelt zu feiern, denn der buchLaden 46 wurde
35 Jahre alt. Gegründet wurde er 1975 von einer
linken Hochschulgruppe, der ihr Büchertisch in der
Unimensa zu klein wurde. 1979 kam Holger Schwab
dazu, zunächst jobbend, später übernahm er gemeinsam mit Klaus Zobel den Laden und machte
eine GmbH daraus.
binden
in oberkassel
IKunden
Friederike Herschel setzt in ihrem
Oberkasseler Buchladen für Kinder- und
Jugendliteratur auf gute Beratung.
lich Bücher im Bonner Stadtgebiet aus“, antwortet
Holger Schwab, Geschäftsführer des Buchladens.
Stadtbibliothek und Unibibliothek, Uni-Institute und
Anwaltskanzleien, aber auch ältere, gehkranke Privatkunden kommen in den Genuss des Bücherfahrrads. Die guten alten sind also auch die neuen Zeiten.
Service – das wird in dieser Geschichte noch
häufiger zu lesen sein – ist eine der Säulen, auf
denen der Buchhandel in Bonn und Umgebung steht.
Gepaart mit Kompetenz. Bevor Holger Schwab und
sein Team Bücher liefern oder im Laden verkaufen,
haben sie für ihre Kunden recherchiert und bestellt.
„Interessant ist: Dank Internet und anderen Informationsquellen wissen Leser heute viel mehr über
Bücher, auch über abseitige“, beobachtet Schwab.
„Aber zugleich wissen sie auch weniger und sind
verunsichert: Gibt es das Buch überhaupt noch? Ist
es vergriffen, doch noch lieferbar?“ Der Buchhändler benötige mehr Recherchekompetenz als früher,
dafür böten sich ihm neue Chancen – nämlich den
„hilflosen, suchenden Kunden“, der Rat und Halt im
Informationsmeer sucht.
Im buchLaden 46 geht man noch weiter: „Wir
wählen bewusst gute Bücher aus, auch und gerade abseits der Bestsellerlisten“, berichtet Schwab.
Hier haben kleine Verlage und ungewöhnliche Titel
die Chance, Leser zu finden. „Wir stecken viel Zeit
und Geld in ein unverwechselbares Sortiment – und
die Wirtschaft November 2011
Von einem großen Kundenstamm profitiert auch
Max & Moritz in Oberkassel. Während ihres Germanistik- und Pädagogikstudiums hatte die Inhaberin
der Buchhandlung, Friederike Herschel, entdeckt,
dass es kein Antiquariat für gute Kinder- und Jugendbuchliteratur gab. Also eröffnete sie vor 24 Jahren eins. Als dann die Kunden immer häufiger auch
nach neuer Literatur fragten, erweiterte Friederike
Herschel ihr Angebot und zog dann in das heutige,
größere Ladenlokal an der Adrianstraße. Nach und
nach erweiterte sie das Sortiment um allgemeine Literatur, Kinder- und Jugendbuch blieb aber stets ein
Schwerpunkt. Mit Erfolg: Max & Moritz zählt viele
Stammkunden, darunter zum Beispiel Lehrer und
Erzieher, die zum Beispiel mit begrenztem Budget
kleine Schulbibliotheken bestücken und dankbar für
preiswerte antiquarische Bücher sind.
Wie bindet ein kleiner Buchladen abseits des
Zentrums Kunden? „Zum einen haben wir mit der Bevölkerungsstruktur in Oberkassel viel Glück“, erzählt
Herschel, „hier gibt es viele Familien, die bemüht
sind, ihren Kindern gute Literatur zu vermitteln.“ Gerade für gute Kinder- und Jugendliteratur benötige
man aber auch eine gute Beratung. „Die bekommen
Sie bei uns – wir setzen uns mit einer Vielzahl von
Titeln auseinander, empfehlen auch ungewöhnliche
Titel und solche aus kleinen Verlagen“, erklärt die
Inhaberin. Diese Beratungsleistung gilt auch für das
übrige Sortiment, ob Belletristik, Sachbücher oder
Regionalliteratur. „Wir kennen unsere Kunden und
deren Geschmack“, betont Herschel. Dennoch gibt
sie angesichts von Amazon & Co zu: „Es gehört viel
Idealismus dazu.“
in rheinbach
Iselbstbewusst
Die Bevölkerung in Oberkassel ist ein Glück für die
engagierte Buchhändlerin. Und die in Rheinbach?
„Rheinbach ist von Göttern begünstigt, eine Insel
der Glückseligen“, findet Andreas John. „Die Stadt
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Die meisten Rheinbacher lieben ihre kleine Stadt. Dies hat zur Folge - sie
kaufen dort auch ein. Andreas John, Buchhandlung Kayser, verkauft nicht
nur im Geschäft und übers Internet seine Bücher, sondern engagiert sich,
mit vielfältigen Veranstaltungen, für die Lebensqualität in Rheinbach.
der deutsche buchmarkt in Zahlen
Umsatz 2010 zu
Endverbraucherpreisen:
ca. 9,7 Milliarden Euro
Umsatz 2010 des stationären
Sortimentsbuchhandels: ca. 4,9 Milliarden Euro (50,6 Prozent)
Direktvertrieb der Verlage
an Endkunden 2010:
1,8 Milliarden Euro (18,5 Prozent)
Versandbuchhandel einschl.
Internet 2010:
ca. 1,7 Milliarden Euro (17,1 Prozent)
Anteil der Antiquariate
am Buchhandelsumsatz:
Zahl der stationären
Sortimentsbuchhandlungen:
Verlage in Deutschland
(Mitglied im Börsenverein):
Lieferbare Titel:
Neuerscheinungen 2010:
die Wirtschaft November 2011
ca. ein Prozent
ca. 3.800
ca. 1.700
ca. eine Million
95.838
ist schön, mit viel alter Bausubstanz, sie hat fast
Urlaubsflair – und das überträgt sich auf alle. Die
Einwohner merken: Das ist ein netter Ort.“ Die Folge:
Die Menschen kaufen vor der eigenen Haustür ein,
gehen regelmäßig in die vielen inhabergeführten
Geschäfte. „Unsere Kunden sind zufrieden, dankbar,
gelassen und ausgeglichen“, freut sich der Inhaber
der alteingesessenen Buchhandlung Kayser.
John selbst ist nicht alteingesessen. Er hat
1976 in Meckenheim die Buchhandlung John gegründet und dreißig Jahre lang geführt. Vor fünf
Jahren übernahm er dann von Janbernd Kayser die
Buchhandlung in Rheinbach und verkaufte sein
Geschäft in Meckenheim. Der Grund: die Götter in
Rheinbach… „Es gibt hier eine gute Zusammenarbeit der Einzelhändler und einen regen Gewerbeverein – jeder einzelne von uns profitiert davon,
dass die meisten anderen ebenfalls so engagiert bei
der Sache sind“, begründet er die Attraktivität der
kleinen Stadt westlich von Bonn.
Bedrohung Großstadt? „Nein, selbst wenn
unsere Kunden in Bonn oder Köln mal in Großbuchhandlungen stöbern – sie bestellen aus Überzeugung bei uns.“ Bedrohung Internet? „Natürlich bestellen gerade jüngere Leser regelmäßig
im Internet“, weiß John. „Also müssen wir unsere
Amazon-erprobten Kunden auf unsere eigene Internetseite leiten und ihnen zeigen, dass sie dort
genauso schnell ein Buch bestellen können – aber
auf Wunsch inklusive telefonischer oder persönlicher Beratung!“ Außerdem trägt Kayser zum kul-
13
reportage
turellen Leben in Rheinbach bei, etwa durch die
Open-Air-Reihe „Literatur im Takt“ in Zusammenarbeit mit örtlichen Büchereien. Auch das sorgt für
Aufmerksamkeit und Kundenbindung.
der
mitarbeiter
IQualität
Ob Troisdorf ebenfalls von Göttern begünstigt ist,
ließ sich nicht herausfinden. Unstrittig ist jedenfalls: Troisdorf ist extrem verkehrsbegünstigt. Und
hat eine sehr mobile Bevölkerung. Das hat auch Auswirkungen auf den Buchhandel. „Die Menschen sind
immer mobiler, sie pendeln zur Arbeit nach Köln und
Bonn – und kaufen dort häufig gleich auch ihre Bücher ein“, beobachtet Angela Hubert. Ein dritter Trend
neben der Ausbreitung von Filialisten und dem zunehmenden Buchkauf per Internet, mit dem vor allem der
regionale Buchhandel umgehen muss. Was tun? „Unsere einzige Chance ist: Wir müssen Anregungen bieten und die Kunden mit einem guten Sortiment zum
Bleiben bewegen“, sagt die Leiterin der Buchhandlung
Kirschner in Troisdorf kämpferisch. „Das ist eine permanente Herausforderung“, gibt sie zu, „aber gerade
das macht mir an meinem Beruf Spaß!“
Die Buchhandlung ist eines von mehreren Standbeinen der Troisdorfer Unternehmensgruppe Kirschner.
Ein anderes, weitaus größeres: der Pressegroßhandel, den die Presse-Grosso Bonn-Rhein-Sieg KG besorgt. Doch selbst wenn die Buchhandlung nur ein
kleiner Bereich ist: „Sie ist das Fenster des Unternehmens nach außen“, erzählt Hubert. Außerdem
sei Kirschner in Troisdorf ein eingeführter und bekannter Name.
Angela Hubert,
Buchhandlung
Kirschner, Troisdorf:
„Die Menschen sind
immer mobiler...
Unsere Chance - wir
müssen Anregungen
bieten und die Kunden mit einem guten
Sortiment zum
Bleiben bewegen.“
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die Wirtschaft November 2011
Theoretisch ja, praktisch häufig nein. Der Strukturwandel und die Konzentration in der Buchhandelsbranche setzen besonders kleinen Verlagen sehr zu.
In immer mehr Städten ersetzen Filialisten die unabhängigen, inhabergeführten Buchläden. Bei den
großen Filialisten kommen Bücher von Kleinverlagen wie uns in der Regel aber nicht vor. Das hat
kommerzielle Gründe, das Geschäft mit uns blüht
nicht so wie das mit den Großverlagen. Diese Entwicklung schadet uns.
Wie sieht das hier vor Ihrer Haustür, in Bonn, aus?
Wir sind angewiesen auf kleine, unabhängige Buchhandlungen. Die haben oft den Mut, auch solche
Titel auszulegen und ihren Kunden zu empfehlen,
die keine Bestseller sind – aber die literarische Kultur ihrer Herkunftsländer repräsentieren. In Bonn
ist die Szene in dieser Hinsicht extrem gut. Es ist
fantastisch, was Sie zum Beispiel im buchLaden 46
oder in der Buchhandlung Böttger im Regal finden.
Ich selbst kaufe meine Bücher ausschließlich dort
und stoße immer wieder auf Titel und Verlage, von
deren Existenz ich bis dahin nicht wusste.
„Extrem gute
Buchhandelsszene“
Stefan Weidle verlegt Bücher. Seit 1994 erscheinen im Bonner Weidle Verlag zwischen sechs und zwölf Titel pro Jahr, belletristische Titel
ebenso wie Sach- und Kunstbücher. Stefan Weidle ist zudem Vorstandsvorsitzender einer Stiftung, die ihren Daseinszweck bereits im Titel
führt: Kurt-Wolff-Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und
Literaturszene. Die Stiftung wurde vor elf Jahren von unabhängigen Verlegern und dem damaligen Kulturstaatsminister Dr. Michael Naumann
in Leipzig gegründet. „Die Wirtschaft“ sprach mit dem Verleger über die
Buchhandelsszene in Bonn und sein Engagement für die Buchvielfalt.
Herr Weidle, Sie sind ein kleiner Verlag. Wie machen
Sie auf sich und Ihr Programm aufmerksam?
Auf dem üblichen Weg – Buchhandelsvertreter besuchen in Deutschland die Buchhandlungen und
werben für unser Programm. Zudem publizieren wir
zwei Vorschauen pro Jahr, die an 900 Buchhandlungen sowie an viele Journalisten und andere Interessenten gehen.
Und dann nehmen die Buchhandlungen Ihre Titel
ins Sortiment auf und machen die Kunden auf die
Neuerscheinungen bei Weidle aufmerksam?
die Wirtschaft November 2011
Kleine Verlage brauchen also kleine, spezialisierte
Buchläden?
Ja. Unternehmen wie Böttger oder der buchLaden 46
sind lebenswichtig für Verlage wie den unsrigen. Im
Grunde ist es ganz einfach: Gäbe es solche Buchläden nicht, dann gäbe es auch uns nicht!
Mit der Kurt-Wolff-Stiftung setzen Sie sich für
eine vielfältige Verlags- und Buchhandelsszene
ein. Was ist Ihre zentrale Forderung?
Der unabhängige Buchhandel muss gestärkt werden. Nur diese Buchläden sind noch frei zu bestellen, was ihnen gefällt, keine Zentrale gibt hier die
Bestellungen vor. Die Situation ist durchaus mit
Programmkinos vergleichbar – die in Deutschland
gefördert werden. Das wünschen wir uns auch für
unabhängige Buchhandlungen, am besten in Form
eines Prämiensystems. So kann die Buchkultur in
Deutschland erhalten werden.
Gibt es Vorbilder?
Frankreich etwa. Dort können sich die Buchhandlungen mit einer Beschreibung ihres Programms
bewerben und erhalten nach einer Prüfung Steuererleichterungen sowie ein Gütesiegel für die Ladentür. Das könnte man in Deutschland ebenfalls einführen.
Lothar Schmitz,
freier Journalist, Bonn
15
reportage
re
Jahre indisich das Team über die Jah
viduell an den Kundengeschmack
herantasten – und zugleich
immer ein wenig über ihn
hinausgehen. Die Schwerpunkte bei Kirschner: eine
familienorientierte
Auswahl mit allgemeiner Belletristik, Garten- und Kochbüchern,
Schule/Lernen, Kinder-/Jugendbuch sowie ein gut ausgebautes Reiseangebot.
Apropos Reisen: Die
immer stärkere Mobilität der
Menschen kann sich auch positiv auswirken. So unternehmen
immer mehr Menschen Ausflüge in der Region, wandernd oder
per Rad und an der Natur ebenso interessiert wie an der regionalen Kultur. Kirschner bietet
die passende Literatur dazu
an – von der Wanderkarte bis
zu Veröffentlichungen regionaler Geschichtsvereine. „Ein wachfreut sie sich.
sender Bereich“, fre
Dennoch: Das Fenster muss leuchten,
die Leute kommen nicht von selbst.
„Wir sehen unsere Chance in
der Qualität unserer Mitarbeiter“, betont Hubert. Das
Team besteht, mit ihr, aus vier
ausgebildeten Buchhändlern
sowie einer Verwaltungsangestellten. Hinzu kommen regelmäßig zwei Auszubildende im
Beruf „Buchhändler/-in“. „Wir
verstehen uns als klassischer
Buchhändler mit Bildungsanspruch“, unterstreicht die Leiterin
der Buchhandlung, „wir wollen
Anregungen bieten.“ Dazu seien
eine gute Ausbildung, viel literarisches Wissen und ein Gespür für die Kunden wichtig. Und Freiheit, wie sie
im Buchhandel nicht mehr
selbstverständlich sei: „Wir
kaufen selbst ein und gestalten unser Sortiment selbst,
keine zentrale Stelle redet uns
rein“, erklärt Hubert. So kann
ln
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Contracting
16
titelthema
Kirgisisch, Mongolisch oder Twi, einer afrikanischen
Sprache.“ Die vielen ausländischen Studierenden in
Bonn profitieren wiederum von dem Schwerpunkt
Deutsch als Fremdsprache.
Um auf diesen Gebieten besonders gut bestückt
zu sein, kooperiert die Buchhandlung eng mit der
Universität und vielen Lehrinstituten. „Wir fragen
zwei Mal im Jahr jeden einzelnen Sprachdozenten,
welche Lehrbücher sie den Studierenden empfehlen“,
erklärt Strauss die Vorgehensweise. „Das ist extrem
aufwändig, aber so können wir regelmäßig alle relevanten Bücher in der richtigen Stückzahl besorgen.“
So weit es sich um ausländische Titel handelt, für die
die Buchpreisbindung nicht gilt, dank zahlreicher Bezugsquellen auch zu günstigen Konditionen. „Unsere
Leistungen auf diesem Gebiet haben sich herumgesprochen“, freut sich Strauss.
Gundula Strauss,
Sortimentsleiterin
bei Witsch
& Behrendt
in Bonn, legt
viel Wert auf
gut ausgebildete,
engagierte und
motivierte
Mitarbeiter.
ungleiche
schwestern
IZwei
mongolisch
und twi
IKirgisisch,
Zurück nach Bonn. Mittendrin, direkt neben dem
Hauptgebäude der Universität, hat seit 1872 die Bonner Dependance der Kölner Buchhandlung Witsch &
Behrendt ihren Sitz. Sie beschäftigt 20 Mitarbeiter
und bildet regelmäßig im Beruf „Buchhändler/-in“
aus. Sortimentsleiterin Gundula Strauss ist Mitglied im entsprechenden Prüfungsausschuss der
IHK Bonn/Rhein-Sieg. Wie ihre Kollegin in Troisdorf
legt sie ganz großen Wert auf qualifiziertes Personal. „Wir sind ein gut ausgebildetes, engagiertes und
sehr motiviertes Team“, sagt Strauss. Für die Kunden
heißt das: persönliche und qualifizierte Beratung.
Witsch & Behrendt setzt auf ein gut sortiertes
allgemeines Sortiment und profiliert sich zugleich als
Universitäts- und Fachbuchhandlung. Schwerpunkte
auf diesem Gebiet sind Jura, Medizin und Sprachen.
„Wir können ohne Übertreibung von uns sagen, dass
Sie Sprachlehrbücher zu allen gängigen Sprachen
bei uns bekommen“, erläutert Strauss, „aber auch zu
Schräg gegenüber befindet sich Bouvier. Der Traditionsname – das Unternehmen wurde 1828 gegründet
– ist in aller Munde, auch wenn der ausführlich Name
etwas anders lautet: Thalia Universitätsbuchhandlung, Filiale Bouvier Bonn. Bouvier hatte nämlich
2003 Insolvenz anmelden müssen und war 2004 von
Thalia übernommen worden. Wegen der Tradition,
aber auch um sich zu unterscheiden, wurde der alte
Name beibehalten. „Wir sprechen ein gehobenes, literaturinteressiertes, bildungsbürgerliches Publikum
an“, betont Christine Pilz, stellvertretende Filialleiterin und Herrin über 180.000 Bücher. Die Belletristik
umfasst „die Renner, aber auch ein tiefes, gehobenes Sortiment inklusive Klassiker“, so Pilz. Weitere
Schwerpunkte sind die Reiseabteilung, Fachbücher,
insbesondere für Jura und Medizin, sowie eine CDAbteilung mit klassischer Musik.
Belletristik hat bei Bouvier den größten Umsatzanteil, gefolgt von Sachbüchern sowie Kinder- und
Jugendliteratur. Die Filiale beschäftigt 62 Mitarbeiter, einige davon in Teilzeit, und bildet fünf junge
Leute zu Buchhändlern aus. Trotz des eigenständigen Auftritts unterm Bouvier-Signet profitiert das
Geschäft nach Einschätzung von Christine Pilz von
der Zugehörigkeit zu Thalia. „Wir profitieren beim
Einkauf und bei Werbeaktionen, etwa zur Buchmesse oder Weihnachten, vom Know-how unserer Kol-
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die Wirtschaft November 2011
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Über 180.000 Bücher bietet die - heute
zu Thalia gehörende - Buchhandlung Bouvier in Bonn. 62 Mitarbeiter
beraten die Kunden kompetent.
legen in der Zentrale, können
uns bei Fragen dort jederzeit
Rat holen.“ Der Vorteil für die
stellvertretende Filialleiterin:
„Ich muss mich weniger im
Büro aufhalten und kann viel
im Laden sein.“ So bekommt
sie Trends mit und lernt viel
aus Kundengesprächen.
Antiquarius Antiquariat & Bistro
www.buch-antiquarius.de
Buchhandlung Kirschner, Troisdorf
www.buchhandlung-kirschner.de
Börsenverein des Deutschen
Buchhandels
www.boersenverein.de
Buchhandlung Witsch + Behrendt
www.schweitzer-online.de
Bouvier
www.thalia.de
Buchhandlung & Antiquariat
Max & Moritz
www.buchhandlung-maxundmoritz.de
Buchhandlung & Galerie Böttger
www.buchhandlung-boettger.de
Buchhandlung Kayser, Rheinbach
http://kayser.shop-asp.de
buchLaden 46 GmbH
www.buchladen46.de
Literaturhaus Bonn
www.literaturhaus-bonn.de
Thalia im Metropol
www.thalia.de
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18
titelthema
Vor einem Jahr eröffnete die Thalia-Filiale
im ehemaligen Metropolkino in Bonn.
Filialleiter Dr. Tobias Quast freut sich
über den regen, positiven Kundenzuspruch.
Bouvier unterscheidet sich in der Tat stark von der
jüngsten Buchhandlung in Bonn, der Filialschwester
Thalia im Metropol. Beim Betreten des ehemaligen
Kinos fällt zum Beispiel der große Bereich an Geschenkartikeln auf – in der Sprache des Buchhandels auch „Non Book“ genannt. „Thalia im Metropol und Thalia Bouvier sind deutlich unterschiedlich
ausgerichtet“, erklärt Metropol-Filialleiter Dr. Tobias
Quast. „So finden die Kunden bei uns im Metropol
verstärkt alles zum Bereich Unterhaltung, Familie
und Geschenke.“ Die Filiale, die vor genau einem
Jahr, am 10. November 2010 eröffnete, spricht damit
sowohl Buchkunden an, „die sich auch von schönen
Geschenkideen inspirieren lassen, als auch Kunden,
die gezielt nach hochwertigen Geschenken jenseits
des Buchs suchen“, so Quast. Vor allem DVDs und
Spiele stünden hoch im Kurs.
Nach Beobachtung des Filialleiters wird Thalia
im Metropol gut angenommen. „Wir sind nach einem
Jahr sehr zufrieden und glücklich über den regen Zuspruch, den wir von Kundenseite erhalten.“ Die Erwartungen hätten sich mehr als erfüllt. „Es sind vor
allem die Bonner, die meine Mitarbeiter und mich
ansprechen, wie schön alles geworden sei,“ freut sich
Quast. Thalia im Metropol hat 45 Mitarbeiter und
bildet in den Berufen „Buchhändler/-in“ und „Fachlagerist“ aus. Die Verkaufsfläche von 2.500 Quadratmetern erstreckt sich über vier Etagen. Das Besondere: Zahlreiche Elemente des traditionsreichen
Hauses wurden originalgetreu restauriert.
spezialitäten
Ibuch-
Vom Metropol ist der Weg nicht sehr weit zur Buchhandlung & Galerie Böttger. Trotzdem führt er in
die Wirtschaft November 2011
titelthema
eine andere Welt. Alfred Böttger betreibt sein Geschäft an der Maximilianstraße, unweit vom Bonner Hauptbahnhof, seit zweieinhalb Jahren. Davor
residierte er in Bad Godesberg, das Ladenlokal
war allerdings problematisch und die Straße samt
Bürgersteig ein Dreivierteljahr gesperrt. Der neue
Standort ist zentral – und doch hadert Böttger mit
der Lage. „Meine Laufkundschaft ist eher eine Vorbeilaufkundschaft. Das Publikum für Buchhandlungen wie meine geht offenbar andere Wege.“
Buchhandlungen wie meine – Böttger ist ein
Ort für Bücher, die es kaum anderswo in Bonn gibt.
„Bestseller finden Sie woanders – es gibt genug
Kollegen, die das gängige Programm gut präsentieren“, gibt Böttger freimütig zu. Bei ihm haben die
Titel im Regal und auf den Präsentationstischen
eine lange Verweildauer, sogenannte „Schnelldreher“ sucht man hier vergebens. Die Bücher liegen
aber nicht deshalb so lange, weil sie Ladenhüter
wären. „Ich wähle so aus, dass die Titel auch noch
in drei, vier Jahren gesucht sind und ihre Käufer
finden“, erläutert Böttger. Er setzt auf die Backlist
der größeren Verlage und auf das Angebot kleiner
Verlage, etwa vom Bonner Weidle Verlag (siehe
auch Interview Seite 14).
Sc he nk e r _ 1 1 _ 2 1 0 x 1 4 8 . pdf
Se i t e
Das Geschäft läuft leidlich, gibt Böttger zu, es
könnte besser sein. Immerhin konnte er einige Kun-
19
Die Buchhandlung Böttger - ein Ort für Bücher,
die es kaum anderswo in Bonn gibt.
den aus der Godesberger Zeit mitnehmen, außerdem gewinnt er über die in der Regel äußerst gut
besuchten Literatur- und Kunstveranstaltungen
sowie über Mundpropaganda immer wieder neue
Kunden.
Die profitieren von dem persönlichen Verhältnis zwischen dem Buchhändler und ihnen sowie
von der exquisiten Auswahl und der Atmosphäre.
Seit 1. September hat Böttger übrigens tatkräftige
Unterstützung: Zum ersten
Mal in seiner fünfjäh1 0 6 . 1 0 . 1 1 ,
1 7 : 1 1
rigen Geschäftstätigkeit bildet er eine angehende
Buchhändlerin aus.
Delivering solutions.
Logistik ist ein People Business.
Denn das Wichtigste in einem globalen Netzwerk mit immer komplexer werdenden Lieferketten
ist jemand, auf den man sich verlassen kann. Und der weiß, wovon er redet. Unsere Berater
kennen sich bestens aus in den Branchen ihrer Kunden. Sie sorgen dafür, dass jeder Einzelne von
ihnen eine genau auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Logistik-Lösung bekommt. Und manchmal
auch einfach nur ein offenes Ohr. Erfahren Sie, was wir für Sie tun können, auf
www.dbschenker.com/de.
20
titelthema
und
rare bücher im antiquarius
Iaussergewöhnliches
Eine Nische besetzt auch Antiquarius am Bonner Talweg, die letzte Station unserer Reise durch die regionale Buchhandelslandschaft. Sie begann mit einem
alten Lastenrad – und endet bei einem Capuccino in
der Herbstsonne sowie einem Gang durch den Keller
des Ärztehauses gegenüber. Antiquarius – das sind
Inhaber Volker Schliwa, seine Mitarbeiter und 32.000
Exponate in gedruckter Form. So viele Titel bietet das
Antiquariat derzeit im Internet an. Die Spezialität: rare
Bücher, seltene Fundstücke, Außergewöhnliches in ge-
„Ein Buch, das nicht
Neun buchhändler und ein
Ein Buch besteht – in der Regel – aus Wörtern. Die
wiederum aus Buchstaben. Und die wollen – ganz
am Anfang einer Lesekarriere – erstmal gelernt
sein. „ABC-Bücher gibt es sehr viele und sie haben
eine lange Tradition“, weiß Holger Schwab vom Bonner buchLaden 46. Seine Empfehlung:
„Alle Kinder. Ein ABC der Schadenfreude“ von Anke Kuhl und
Martin Schmitz-Kuhl (Klett Kinderbuch). „So was gab es noch
nicht“, sagt Schwab. „Jeder
kennt diese Reime: ‚Allen Kindern schmeckt das Essen,
außer Jürgen, der muss würgen’. Hier sind sie von A bis
Z gesammelt, wunderbar fies illustriert und großartig witzig!“ Zählen lernen ist ebenfalls mit dem
richtigen Buch ein Vergnügen. Friederike Herschel
von der Buchhandlung Max & Moritz in Oberkassel
empfiehlt „Einer mehr“ von Yvonne Hergane und
Christiane Pieper (Peter Hammer Verlag).
„Es macht sofort gute Laune“, erzählt
Herschel, „weil die Freude am Kindsein
dem Betrachter aus den farbenfrohen
Bildern nur so entgegen springt.“
„Ein Buch, das einen durch seine
Sprache völlig umfängt und nicht mehr
loslässt“, ist Gundula Strauss’ Buchtipp
der Saison: „Irgendwann werden wir
uns alles erzählen“ von Daniela Krien
(Graf Verlag) ist „eine wunderbar geschriebene Liebesgeschichte, die im
Herbst 1990 in einem Dorf kurz hinter der ehemaligen Grenze zur DDR
spielt und in eindrucksvoller Weise die
Unentschlossenheit und großen Veränderungen im
Leben der 16-jährigen Protagonistin beschreibt“,
findet die Sortimentsleiterin bei Witsch & Behrendt
in Bonn. Angela Hubert, Leiterin der Buchhandlung
Kirschner in Troisdorf, favorisiert in diesem Herbst
„Der Hase mit den Bernsteinaugen“ von Edmund de
Waal (Zsolnay). Der Autor ist Nachkomme der rus-
die Wirtschaft November 2011
sisch-jüdischen Familie Ephrussi, die in Europa einst
an Reichtum und Einfluss den Rothschilds ebenbürtig war. Die Erbschaft einer Sammlung japanischer
Miniatur-Schnitzereien veranlasst ihn, dem Aufstieg und wirtschaftlichen Niedergang seiner Familie nachzugehen. Huberts Fazit: „Eine brilliant geschriebene Erkundung über Besitz und Verlust und
über die Fortdauer der Erinnerung in den Dingen.“
Volker Schliwa vom Bonner Antiquarius empfiehlt das 1946 geschriebene Buch „Jeder stirbt für
sich allein“, den letzten Roman von Hans Fallada,
der jetzt erstmals in ungekürzter Fassung erschienen
ist (Aufbau-Verlag) und zum großen Publikumserfolg
wurde. „Fallada erzählt – nach einem wahren Fall –
von ganz einfachen Menschen, die im Dritten Reich
ihr Gewissen über den kollektiven Wahnsinn stellten und Widerstand leisteten“, so Schliwa. „Ein sehr
berührendes Buch.“ Auch die französische Autorin
Irène Némirovsky ist vor wenigen Jahren wiederentdeckt worden. Christine Pilz hat mit Begeisterung
deren 1940 erschienenen Roman „Die Hunde und
die Wölfe“ (Knaus und btb) gelesen. „Eine wunderschöne und unsentimental erzählte Geschichte“,
schwärmt die stellvertretende Filialleiterin bei Bouvier in Bonn, „über eine
unkonventionelle und an den Normen
zu zerbrechen drohende Liebe zwischen der armen Malerin Ada und dem
in das Bürgertum eingeheirateten Harry
im Paris Anfang des 20. Jahrhunderts.“
Ihr Kollege Dr. Tobias Quast, Filialleiter von Thalia im Metropol, hat soeben „Schimmernder Dunst über Coby
County“ von Leif Randt (Berlin Verlag)
gelesen. „Dem jungen Autor gelingt
mit unverwechselbarer Stimme eine sprachlich
eindringliche Auseinandersetzung mit unserer gesellschaftlichen Gegenwart“, begründet Quast seinen aktuellen Lesetipp. Andreas John, Inhaber der
Buchhandlung Kayser in Rheinbach, rät hingegen zu
einem Sachbuch: „Next“ von Miriam Meckel (Rowohlt). „Ein irritierendes Buch über eine gefährliche
titelthema
druckter Form. Beispiele gefällig? In einem der hinteren Räume liegt „frische Ware“. Etwa ein „Stenografischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen
constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt
am Main“ aus dem Jahr 1848 oder die „Ergebnisse und
Ziele der Südpolarforschung“ von Ferdinand Freiherr
21
von Richthofen von 1905. Titel, die nicht jeder sucht
und von denen die meisten gar nicht wissen, dass es
sie gibt. Diejenigen aber, die aus Forschungsinteresse
oder persönlicher Leidenschaft nach Büchern wie
diesen suchen, werden bei Antiquarius garantiert
fündig.
mehr loslässt“
verleger geben lesetipps
Reise in die digitale Zukunft“,
sagt John und „ein lesenswertes, kontroverses Buch.“
Den begehrten Deutschen Buchpreis 2011 hat
es knapp verfehlt, immerhin
stand es auf der Shortlist:
„Wunsiedel. Ein Theaterroman“ von Michael Buselmeier (Verlag Das Wunderhorn).
Für Alfred Böttger ist das
Buch „die schönste Überraschung im Vorfeld der Verleihung des Deutschen Buchpreises. Dieses kleine
Meisterwerk lädt den Leser ein, sich mit der eigenen
Vorstellung von Heimat auseinanderzusetzen.“ Der
Autor liest übrigens am 23. November in der Buchhandlung Böttger.
Der Bonner Verleger Stefan Weidle empfiehlt,
passend zum diesjährigen Buchmesse-Partnerland, einen Roman des Isländers Pétur Gunnars-
son: „punkt punkt komma strich“. „Natürlich liegt
einem Verleger immer das neueste Buch besonders
am Herzen. Dies ist ein Roman, der das Reykjavik der 50er und 60er Jahre als
Bühne für das Aufwachsen eines
Jungen nutzt. Eine hinreißende
Geschichte über eine Kindheit, in
der sich die alte isländische mit
der neuen amerikanischen Kultur mischte.“ Stefan Weidle hat
das Buch selbst verlegt.
Zusammengetragen von:
Lothar Schmitz,
freier Journalist, Bonn
Seine Lesetipp 2011: „Hartland“ von Wolfgang Büscher
(Rowohlt Berlin). „Einer der faszinierendsten Reiseschriftsteller der Gegenwart wandert zu Fuß durch die Vereinigten Staaten – von Nord
nach Süd. Was er sieht und erfährt und wie er das in
Worte fasst, ist beeindruckend und mitreißend.“
literaturhaus bonn: programmtipps
„Wie gut, dass die Literatur in Bonn endlich ein Dach bekommt“, kommentierte Schirmherr
Roger Willemsen die Gründung des Literaturhauses Bonn. Es trat vor einem Jahr die Nachfolge
des „Hauses der Sprache und Literatur“ an, nach dem Tod von dessen langjähriger Leiterin
Karin Hempel-Soos. Zentrale Aufgabe des Literaturhauses Bonn e.V. ist die Veranstaltung von
Lesungen, Vorträgen, Diskussionen und Workshops, auch Führungen und Ausstellungen. Es sollen Aktivitäten sein, die geeignet sind, einen Beitrag zum literarischen Leben und zur Diskussion aktueller gesellschaftlicher Fragen zu leisten. Erste Vorsitzende des Vorstands ist Barbara
Weidle, zweiter Vorsitzender Dr. David Eisermann. Die nächsten Programmpunkte:
18. November, 19:30 Uhr, Kammerspiele
Heinrich von Kleist: „Die Wahrheit ist, dass mir im Leben nicht zu helfen war“.
Roger Willemsen,
Schauspieler des Bonner Ensembles lesen aus Briefen und Werken Kleists, dessen
Schirmherr des
Todestag sich am 21. November zum 200. Mal jährt.
Literaturhauses Bonn.
Foto: Udo Grimberg
23. November, 20:00 Uhr, Werkstatt im Opernhaus
Arabische Literatur. Chalid Chamissi: „Im Taxi. Unterwegs in Kairo“.
Lesung und Gespräch mit dem ägyptischen Autor. Moderation: Stefan Weidner.
www.literaturhaus-bonn.de
die Wirtschaft November 2011
22
titelthema
Im Antiquariat von Volker Schliwa schlummern wahre Buchschätze. Schliwa betreibt aber auch ein kleines Bistro
in seinem Laden und bietet ein regelmäßiges Kulturprogramm - Jazz-Abend: Angela Luis und Felix Heydemann.
Verteilt auf den Laden, den Keller, den angemieteten Keller im Ärztehaus gegenüber sowie die Privatwohnung von Volker Schliwa schlummern die Buchschätze und warten darauf, gehoben zu werden. „Das
Geschäft ist komplizierter als der Sortimentsbuchhandel“, ist Schliwa überzeugt. Tag für Tag stellt er sich
dutzendfach die entscheidenden beiden Fragen: „Was
verkauft sich? Welchen Preis setze ich fest?“ Tatsache
ist für Schliwa: „Man kann mit einem Antiquariat Geld
verdienen.“ Nicht mit alten Taschenbüchern allerdings,
mit Belletristik und den Titeln großer Publikumsverlage. Das wird aus Sicht des Antiquars massenweise im
Internet angeboten – zu geringen Preisen. Schliwas
Rezept: „Entscheidend ist, das richtige Buchmaterial
zu finden!“ Er muss sich die besten Nachschubquellen
sichern, ob durch Privatankäufe, bei Auktionen oder
bei Institutionen, die ihre Bestände auflösen. Und er
muss Bereiche abdecken, „von denen man gar nicht
vermuten würde, dass es sie überhaupt gibt“.
In 14 Jahren hat Schliwa knapp zwei Millionen
Bücher gesichtet, 60.000 Bücher katalogisiert und
28.000 Titel verkauft. Vor allem aus den Bereichen
Wissenschaft, Kunst, Geisteswissenschaften und
Reise. Von Bienen bis Hundezucht. Von der Ethik in der
Stammzellenforschung bis zu Verkehrsregeln in Afghanistan. Hauptsache: speziell und gut erhalten. Antiquarius bietet zudem ein regelmäßiges Kulturprogramm – von Klaus dem Geiger bis zum berühmten
Pantomimen Milan Sladek. Und damit die Kunden, die
nicht via Internet kaufen, sondern persönlich kommen,
nicht nur literarisch und kulturell bestens versorgt
sind, betreibt Schliwa in seinem Laden auch ein kleines
Bistro. Quiche zur Ernst-Jünger-Erstausgabe und Latte
macchiato zum Rom-Bildband aus den Fünfzigern.
Das Rezept für die Antiquarius-Quiche kennen
wir nicht. Das Rezept für erfolgreichen Buchhandel in
der Region Bonn inzwischen schon. Man nehme viele
gute Bücher; füge Kompetenz, Beratung und Service
hinzu sowie eine ordentliche Prise Kreativität. Je
nach Standort erfreue man sich an einem guten
Schuss dankbaren Publikums oder reichere die Mixtur mit ungewöhnlichen Veranstaltungen oder viel
Mundpropaganda an. Zur Deko darf’s dann auch schon
mal ein altes schwarzes Lastenrad sein.
Lothar Schmitz,
freier Journalist Bonn
Gewinnen Sie: Schlemmerreisen mit dem Gutscheinbuch
Die IHK Bonn/Rhein-Sieg verlost in Kooperation mit gutscheinbuch.de jeweils fünf Exemplare der Schlemmerreise mit
dem Gutscheinbuch für die Ausgaben Bonn und Rhein-Sieg-Kreis. 175x genießen und sparen in der Stadt Bonn heißt
es dabei. 103 Gastronomie- und 72 Freizeit-Gutscheine laden In der Ausgabe Bonn nach dem Motto „2x essen, 1x
zahlen und vieles mehr“ ab sofort bis zum 31. März 2013 zum Genießen und Sparen ein. In der Ausgabe Rhein-SiegKreis rechtsrheinisch sind 64 Gastronomie- und 57 Freizeit-Gutscheine verzeichnet.
Wie lautet der Webcode, mit dem Sie zu unseren
Unternehmensmeldungen auf www.ihk-bonn.de gelangen?
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Schreiben Sie Ihre Antwort auf eine Postkarte und schicken diese an IHK Bonn/Rhein-Sieg, Claudia Engmann,
Bonner Talweg 17, 53113 Bonn, oder per E-Mail an [email protected]. Einsendeschluss ist der 1. Dezember 2011.
die Wirtschaft November 2011
auf eiN Wort
Unsere Druckerei
finden Sie
im Gewerbegebiet
Justus-v.-Liebig-Straße/
Bunsenstraße
Geschäfte
mit Charakter
Der Wettbewerb im Einzelhandel ist in
den vergangenen Jahren schärfer geworden: Sinkende Konsumbudgets, OnlineHandel und expandierende Filialisten
haben den Wettbewerb für den inhabergeführten
Facheinzelhandel
spürbar verschärft. Darum sind Beratung,
Service und ein unverwechselbares Sortiment, teils auch abseits des Mainstreams, die Garanten für erfolgreiche
Facheinzelhändler. Kurz gesagt: Geschäfte mit Charakter haben auch in
schwierigen Zeiten Konjunktur. Die in
der Titelgeschichte vorgestellten Buchläden stehen hier beispielhaft für das
Erfolgsrezept vieler Händler. Dazu zählt
auch, dass kleinere Läden im OnlineHandel tätig werden und das Geschäft
im World-Wide-Web nicht den Großen
der Branche überlassen wollen. Der Online-Handel bindet heute knapp acht
Prozent des gesamten Einzelhandelumsatz, der Buchhandel ist mit 16 Prozent
Umsatzanteil im Onlinehandel Spitzenreiter, weitere Steigerungen in diesem
Segment gelten als sicher. Angesichts
der beeindruckenden Umsätze von Unternehmen wie Amazon, Thalia oder
Deutsche Buch Handels GmbH und dem
Aufkommen von E-Books, Kindle und
weiteren scheint der Wettbewerbsvorsprung der Branchenriesen enorm. Und
doch zeigen Buchhändler wie Max &
Moritz, Kayser oder buchLaden 46 beispielhaft: Mit frischen Ideen, viel Fachwissen und Engagement über die eigenen Ladenwände hinaus lässt sich nicht
nur gutes Geld verdienen, sondern auch
viel für den eigenen Standort bewegen.
So ist der inhabergeführte Facheinzelhandel mehr als ein betriebswirtschaftlich erfolgreiches „Nischenprodukt“,
sondern auch Identitätsstifter und
Stadtgestalter erster Güte. Wer kann
sich beispielsweise die Gangolfstraße in
Bonn ohne Puppenkönig vorstellen oder
den Siegburger Markt ohne das Porzellangeschäft van Gils? Wie sehr solche
Läden ihr Umfeld prägen sollte jedem
bewusst sein, vor allem aber denjenigen
Kunden, die ein gewachsenes Stadtbild,
Beratung und Service schätzen, ihre
Euros aber an anderer Stelle ausgeben.
Stil bewahren.
Schönheit entdecken.
Ausgewähltes schenken.
Wer Papier und Schreibkultur mag,
wer schöne Stifte schätzt oder
exklusive Geschenke sucht,
der ist in unserem Fachgeschäft
im Bonner Zentrum genau richtig.
Wer Drucksachen von höchster
Qualität schätzt oder einfach das
Besondere für ein Familienereignis
sucht, der ist in unserer Druckerei
Fabian Göttlich,
Bereichsleiter Einzelhandel
der IHK Bonn/Rhein-Sieg
im Bonner Norden genau richtig.
JF. Carthaus GmbH & Co. KG
Remigiusstraße 16 · Bonn-Innenstadt
carthaus.de

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