Gut aufgelegt! - einfach auflegen

Transcrição

Gut aufgelegt! - einfach auflegen
...die Mission, Menschen glücklich zu
machen, gepaart mit Pioniergeist und
Freude am Tanzen!
Sven Väth
© 2015 by Dirk Duske
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form
ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet
werden.
Layout: Dirk Duske, Lars Heinelt und Irina Schwitalla (www.Audfactory.de)
Grafiken: Markus Wolf, Dirk Duske
Illustrationen: Lars Heinelt
Icons: Peter M. Hoffmann (Leipzig), Lars Heinelt
Fotos: Dirk Duske, Kay Möckel
Cover: Lars Heinelt, Dirk Duske
Cover-Foto: Benjamin Kauer (www.Kauer-Media.de),
Reinald Pehla (www.DJ-Reg.de)
Stadtstreicher GmbH
Am Feldschlößchen 18
09116 Chemnitz
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www.gutaufgelegt.com
9. überarbeitete Auflage 2015
Zum Autor:
Dirk Duske (Jahrgang 1970) schloss erfolgreich die beiden
Studiengänge Maschinenbau und Medientechnik ab. Seit
1985 legt er als House- und Urban-DJ in verschiedenen
Clubs bzw. Discotheken Deutschlands auf.
Weiterhin betreut Dirk das Marketing für Ortofon A/S
Dänemark, lehrt das DJing an der Städtischen Musikschule
Chemnitz und ist als freier Journalist tätig.
VORWORT
Vorwort
DJing...Ein Wort, viele Definitionen und Möglichkeiten der Umsetzung,
verbunden mit unterschiedlichsten Intentionen, aber deren Botschaft die
gleiche ist: Mit aufgelegter Musik seine Mitmenschen unterhalten.
Premier:
Für mich ist DJing ein Weg der Umwandlung von sehr
starken Wellen in Vibrationen im menschlichen Körper, die ein gestresstes, hartes, ärgerliches Gesicht
in ein glückliches, lachendes Gesicht verwandeln.
Ein DJ, die Abkürzung von Discjockey, legt im klassischen Sinne Schallplatten auf, fungiert aber auch gleichzeitig als Entertainer in einer Location
oder gar einem Radiosender. Seine kreative Komponente lässt ihn sogar als
ebenbürtigen Musiker bezeichnen. Aber nicht nur im HipHop nimmt der
DJ diese Stellung ein, sondern generell in der Dance-Music zeichnet er sich
durch künstlerisches Kombinieren der Musik in Form seiner spezifischen
Mixing- und Scratchtechniken auch unter Verwendung von DJ-Controllern, Samplern oder Musikproduktionsprogrammen aus.
Das Phänomen DJ ist allerdings nicht nur auf seine Arbeit im Club oder in der
Discothek beschränkt. Vielmehr nutzt er auch seine Position in der Musikbranche, denn sein Fingerspitzengefühl für neue musikalische Trends beeinflusst
das musikalische Geschehen bei den Musiksendern und in den Verkaufscharts.
Bevor Musiksender wie VIVA oder MTV aufkamen bzw. das Internet die
Karten in der Medienlandschaft neu mischte, übernahm der Discjockey primär die Vorreiterrolle im Setzen musikalischer Trends. Dance-Music fand
ihren Ursprung im Club, und mit Hilfe des DJs gewann sie die in den Charts
widerspiegelnde Popularität. Der Nachtschwärmer suchte mit der Intention
einen Club auf, nicht rundfunkkompatible Mainstream-Musik, sondern den
Groove der neuesten, unkonventionellsten Dance-Music-Platten akustisch
und körperlich zu konsumieren. Aber nicht nur musikalische Trends popularisiert der Deejay, er spielt auch im betriebswirtschaftlichen Sinne für die
Erlebnisgastronomie eine entscheidende Rolle, denn durch seine Tätigkeit
beeinflusst er diskothekenspezifische Parameter wie Gästezahlen und ProKopf-Umsatz. Psychologisch agiert er in Bezug auf Trackauswahl und Musikdramaturgie, bestimmt das Handeln des Gastes und beeinflusst so seine
4
Enthusiast | Rookie | Professional | Artist
Vorwort
Gewohnheiten. Der Mix als zentrales Element verdeutlicht dabei die Fähigkeit des Discjockeys im Umgang mit der tanzenden Gemeinde und bekräftigt in diesem Zusammenhang die Aussagen von Faithless und P!nk: „God
Is A DJ“.
„Gut aufgelegt!“ ist ein chronologischer Leitfaden zum Erlernen des DJings, angefangen beim geweckten Interesse, fortführend bis zum Status eines
Künstlers. Zunächst befasst sich das Kapitel „History“ mit der Entwicklung
der DJ-Kultur. Übereifrige DJs in spe sollten dieses Kapitel nicht überspringen, da es als Grundlage zur Musikstilklassifizierung dient. Das Hauptaugenmerk liegt dabei nicht allein auf den USA, dem Ursprungsland der DJ-Kultur,
sondern bezieht auch Europa mit Ländern wie Frankreich, Großbritannien
und Deutschland ein. Das Kapitel „Equipment“ stellt dir die DJ-Technik
im Überblick vor, mit der du auflegen könntest. Dazu erste Übungen, die
dir Aufschluss geben, ob das jeweilige Equipment deinen Ansprüchen entspricht, aber auch dir liegt. Mit dem dir zugelegten Equipment trainierst du
anschließend DJ-Techniken wie Mixing, Scratching und Beat Juggling anhand der Übungen des Kapitels „Skills“. „Tracks“ beschäftigt sich mit der
Musikbeschaffung und -verwaltung, „Gig“ erklärt, wie das bisher gelernte
technische Know-How beim ersten Gig umgesetzt wird. Außerdem findest
du auch, wie in dem darauf folgenden Kapitel „Business“, betriebswirtschaftliche Anregungen, die deinen Einstieg in die Selbstständigkeit unterstützen.
Dabei weisen die auf Deutschland bezogenen Beispiele durchaus Parallelen
zu anderen Ländern auf, die auch für dich unabhängig von deinem Wohnort
hilfreich sind. „Producing“ gibt dir Tipps zum Produzieren und Vermarkten
erster eigener Tracks. Was die Zukunft vermutlich bringt, verrät dir das Kapitel „Future“.
Nicht jedes Kapitel wird entsprechend deiner Equipmentwahl von Interesse sein und kann somit auch übersprungen werden. Einige technische
Themen und Übungen sind auch auf mehrere Kapitel aufbauend verteilt,
begründet in dem chronologisch wachsenden Anspruch des Buches und
deinen Fähigkeiten, die du dir aneignest. Zum besseren Verständnis findest
du auf www.gutaufgelegt.com in einer Online-Bibliothek, die regelmäßig
erweitert und aktualisiert wird, Screenshots, Links, Audiobeispiele und Videos passend zu dem jeweiligen Content.
Genug des Vorworts! Lass uns endlich in die Welt des DJings eintauchen...
Vorwort
5
INHALTSVERZEICHNIS
Inhaltsverzeichnis
Vorwort4
Legende17
History
Die Technik
Die Vorreiter der DJs
Die ersten „Discothéquen”
Der Einfluss der DJs auf die Entwicklung von Dance-Music
Die Disco-Ära
DJs make Music
DJs und Technik
DJs und Events
DJs go digital
Resümee
20
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24
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25
27
31
32
35
38
Die deutsch-deutsche DJ-Kultur
In der Bundesrepublik Deutschland bis 1989 In der Deutschen Demokratischen Republik
Die Stunde Null – Der Mauerfall
(Inter-)nationale DJ-Kultur
Mixen á la Carte – The French Touch
39
40
43
53
58
63
Equipment
6
Die Intentionen und Voraussetzungen zum DJing
Das Erlernen des DJings an einer DJ-Schule
Die Entscheidung für analoges oder digitales DJing
Das Vinyl
Die CD
Die DJ-Software
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79
85
85
87
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Das Equipment
Der Kopfhörer
92
92
Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist
Inhaltsverzeichnis
Die In Ear-Monitors
Das Mischpult (Mixer)
Die Funktionen am Mixer
Die Auswahl des Mixers
Serato Club Kit-Mixer
Der Schallplattenspieler
Tipps für den Aufbau von Turntables auf Bühnen
Der Tonabnehmer (Cartridge)
Der Einfluss des Tonabnehmers auf die DVS-Performance
Die Slipmat
Der multimediale CD-Player 93
97
97
102
106
107
112
114
118
120
121
Die DJ-Software
126
Einleitung126
Die Mindestvoraussetzungen deines Notebooks
129
Die Hardware: DJ-, MIDI- und Add-On-Controller
129
Tablets mit DJ-Apps als Remote-Controller
133
Die Digital Vinyl Systems (DVS)
134
Serato Scratch Live/Serato DJ und Traktor Scratch Pro
135
Besonderheiten: Serato Scratch Live/Serato DJ 136
Besonderheiten: Traktor Scratch Pro
138
Verbinden zweier DVS
141
Die DJ-Software:
Serato DJ Intro, ITCH und Serato DJ
143
Traktor LE und Pro
149
VirtualDJ150
Die Mixtape-Software: „MixMeister“
155
Die DJ- und Producing-Software: Ableton Live
157
The Bridge: Die Verbindung zwischen Ableton Live und
Serato Scratch Live
158
Das Mikrofon
161
Das optionale Equipment
Der Gehörschutz
164
164
Inhaltsverzeichnis
7
INHALTSVERZEICHNIS
Die Reinigung von Schallplatten
Die Schallplattenbürste
Die Schallplatten-Waschmaschine und Wood Glue
Der Vinyl Flat Record Flattener
Der Recorder
Der Notebook-Ständer
Die Cases und Bags
Der Fiberpen und das Druckluftspray
Der Equipment-Ständer und das DJ-Möbel
8
165
165
165
166
167
168
168
170
171
Die PA
Die Club-PA
Die Festival-, Konzert- und Open Air-PA
Das Monitoring
Die Endstufen, Frequenzweichen, Controller und Signalbearbeitung
Die Endstufen
Die Lautsprecher Management Systeme (LMS)
Die Filter
Die Frequenzweichen (Crossover)
Die Kompressoren Die Limiter Die Expander/Noise Gates Die Kabel und Steckverbindungen
Die Klein-PAs für den mobilen DJ-Einsatz
Die Entscheidung für eine aktive Klein-PA
Das Licht für Atmosphäre und Bewegung
172
172
175
177
Das Anschließen des DJ-Setups
Die Anordnung der Decks zum Mixer
First Steps: Mit dem Equipment
Mit dem Mixer
Vorhören (Cueing) mit dem Kopfhörer
Mit dem Schallplattenspieler
Mit dem CD-Player
198
201
201
202
203
204
209
Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist
179
179
182
183
185
186
187
187
188
194
195
196
Inhaltsverzeichnis
DJing mit der DJ-Software
DJing mit dem DJ-Controller
DJing mit dem Digital Vinyl System
Serato Scratch Live/Serato DJ
Konfiguration
Wahl des Channels
Playback von Tracks
Serato Video
Traktor Scratch Pro
Konfiguration
Kalibrierung der Decks
Auswahl der Deckansicht
Playback von Tracks
Synchronisieren mit MIDI Clock
212
215
215
216
216
234
234
240
245
245
252
253
255
256
Skills
Die Grundlagen des Mixings
Die Grundelemente eines Tracks
Das Beatmatching
Das Beatmatching und Bending für den Mix Das visuelle Beatmatching Das Sync-Beatmatching Beat Sync mit Serato DJ
Beat Sync mit Traktor Pro
260
260
266
267
275
276
277
279
Das Mixing: Die Basics
281
Das Mixen mit einem physischen und virtuellen Mixer
281
Das Monitoring und Cueing des Mixes
282
Der Fade-In-Mix (Blending)
285
Das Cutten/Chop-Mixing
289
Das Cutten mit Power-Off, Brake und Spinback
293
Die Scratch-Cuts
296
Die Spezial-Effekte
297
Phasing297
Inhaltsverzeichnis
9
INHALTSVERZEICHNIS
Delaying297
Phasing und Delaying mit „Instant Doubles”
298
Rewind-(Reverse) Playing
299
Beating299
Das Mixen mit Acapellas und Flächen
300
10
Das Mixing: The higher Level
Die Phrasen eines Tracks
Das Arrangement eines Dance-Tracks
Die stilistische Einordnung der Musik
Die Charaktereigenschaften eines Tracks
Das Mixing nach Phrasen
Das Mixen mit Auftakten
Das harmonische Mixen nach Gehör
Das Mixen nach den Tonarten (Mixed In Key)
Harmonic Mixing mit Flow DJ
Das Auflegen mit drei oder vier Decks
303
303
305
308
318
319
326
328
328
334
336
Das Scratching
Die Grundlagen
Die Hand- und Fingerposition
Das Scratch-Vinyl und die Scratch-Effects
Die Markierung der Cue-Points
Das Auskleben des Schallplattenlochs
Die Scratching-Basics
Die Turntablist Transcription Methodology TTM
Die Scratches
Die Scratches ohne Fader Die Scratches mit Fader
Das Beat Juggling
Der Backspin
Das Tapping/Chasing
Die Doubling Up Snares
Das Beat Juggling
Die Routine
338
338
338
341
342
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349
349
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365
365
367
368
369
373
Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist
Inhaltsverzeichnis
Musikstils und passende Skills
377
Der Gebrauch zusätzlicher Effekte
379
Allgemeines379
Der Einsatz der Effekte
381
Die Effekte des Mixers
381
Die Effekte des CD-Players
385
Die Effekte der DJ-Software
386
Die optionalen Effektgeräte
389
Die LiveFeed-Funktion
390
Das Auflegen mit The Bridge
391
Die Vorbereitung im Ableton Live 391
Ableton Live im Serato Scratch Live
395
Serato Scratch Live im Ableton Live 400
Das Auflegen mit einem Sampler
401
Die Sampler des CD-Players
402
Die Sampler der DJ-Software
403
Der optionale Sampler
405
Der Samplereinsatz im Set
406
Das Setzen von Loops mit Digital Vinyl Systems und
DJ-Software
408
Die Loop-Rolls als Effekt
410
Das Beat Jumping
410
Der Sample Player SP-6 im Serato Scratch Live/Serato DJ
411
Das Remix Deck und der Loop-Recorder in Traktor Pro
413
Das Live-Remixing im Set
Mit den Funktionen der DJ-Software
Mit Ableton Suite und „The Bridge“
Mit Maschine und anderen Gears
Die MIDI-Synchronisation mit Serato DJ
Mit Serato Flip und Pitch´n Time DJ
Serato Flip
Pitch´n Time DJ
414
414
416
418
420
422
422
429
Inhaltsverzeichnis
11
INHALTSVERZEICHNIS
Das Moderieren mit einem Mikrofon
432
Tracks
Was möchtest du auflegen?
Die Zusammensetzung deiner Library
Das Kostensparen beim Aufbau deiner Track-Library
Die Vinyl-Library
Die digitale Track-Library
436
439
440
444
445
Gig
12
Der Aufbau einer DJ-Karriere
Die regelmäßige Club- und Discothekenrecherche
Der Kontakt zum Resident
Die Wahl eines DJ-Namens
Die Foren
Die Website und sozialen Netzwerke
Die Pressefotos
Das eigene Logo
Die Visitenkarten
Das Mixtape / Der Mix
Das Internet-Radio
Das Video
Der DMC, die IDA und andere Battles
Der Schritt zum ersten Booking
Die Gage
452
453
454
455
456
456
459
460
460
461
462
463
464
467
474
Vor dem ersten Gig
Der Technik-Rider
Der Vertrag
Die Steuern und weitere Bürokratie
Das Ausstellen der Rechnung
Die Lizenzierung der digitalen Library
Die Vorgeschichte
Die fälligen GEMA-Gebühren
476
476
478
479
488
489
489
491
Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist
Inhaltsverzeichnis
Der Tarif VR-Ö
Die Realität
Der DJ-Führerschein
492
494
495
Die Vorbereitung des ersten Gigs
Die Trackauswahl
Das Packen der Crates, die Tonträgerbeschriftung und
die Setvorbereitung
Vorbereiten der Track-Library Das Setzen von Cue-Points und Loops
Überprüfen und Korrigieren der BPM und Beatgrids Weitere Beschriftungen und Comments
Das Vorbereiten der Platten-Cases
Das Vorbereiten der Setlist
Die Moderationsvorbereitung
Die Checkliste
Das Verhalten des Publikums gegenüber dem DJ
Das Verhalten des DJs gegenüber dem Publikum
Der erste Gig
Die Vorbereitung am DJ-Pult
Alkohol - vor und während dem Gig?
Die Öffnung der Location
Der Set-Aufbau
Die Dramaturgiekurven und das Energy Level
Die Platzierung der Phasen
Die Phasen und ihre musikalische Zusammensetzung
Die Einteilung der Hits
Das Breaken zum Clubhit
Die Erziehung des Publikums
Das Beispiel eines Mini-Sets
Dein Gig in der Location
Der DJ-Stil
Das Warm Up
Der „Angriff auf das Publikum“ und der weitere Ablauf –
500
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542
542
542
Inhaltsverzeichnis
13
INHALTSVERZEICHNIS
Die Peak Time und Late Night
Der Club-DJ im „Alltag”
Der Party- und mobile DJ
Der Alternative/Independent-DJ
Das Leerspielen einer Location
Nach dem Gig
14
545
548
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553
557
557
Die weitere Vorgehensweise
Der Ausbau der Fähigkeiten
Der Blick in das „Gästebuch“
Die weitere Akquise
Ein Job als Resident – Das Traumangebot?
Das Web-Marketing
Die Shout-Outs/Drop-Ins
DJanes in a „men´s world“
Not macht erfinderisch - DJs als Show-Event
Der DJ-Urlaub
Die Kündigung von Terminen
Der Musikgeschmack des Geschäftsführers
Deine „Freunde“ in der Location
Das Exklusiv-Recht bzw. der Gebietsschutz
Das Nichtraucherschutzgesetz und seine Folgen
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574
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578
578
Die besonderen Gigs
Die Neueröffnung einer Location
Die Silvester-Party
Ein Star-DJ wurde gebucht
Der Gig mit einer Band
Die Hochzeit und Geburtstagsparty
Die Vorbereitung
Der Veranstaltungstag
Der Festival-Gig
Die Motto-Partys
Der Club verstummt: Silent Disco
Der Countdown läuft: Die 120 Minuten Party
580
580
580
582
583
586
586
591
592
596
596
598
Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist
Inhaltsverzeichnis
Die neue Zielgruppe: Ü30
Die Revival-Partys
Mut zum schlechten Geschmack: Bad Taste
599
600
601
Business
Weitere Regeln für das DJ-Geschäft
Die „falschen“ Veranstalter
Die Kooperation unter den DJs
Der Ausbau der DJ-Karriere
Die Gagenerhöhung
Der Ausbau des „Location-Imperiums“
Der DJ auf Tour
Der Booking-DJ
Die Agentur
Der Manager Der 360 Grad-Vertrag
Die DJ-Charts und Bemusterung
Die Aufnahme als Dance Charts-Tipper
Die DJ-Bemusterung
Das Endorsement/Sponsoring
Die „Pflicht”-Veranstaltungen
Die internationalen Events
604
604
604
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606
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608
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611
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Producing
Das Produzieren eigener Mash Ups
Die Re-Edits
Das produzierte Edit
Das Live-Edit
Die Produktion des ersten eigenen Tracks
Das Studio
Die Suche nach der Track-Idee
Die Recherche in der Geschichte der Popmusik
Die Track-Idee
632
635
635
637
638
638
641
641
643
Inhaltsverzeichnis
15
INHALTSVERZEICHNIS
Die Elemente des Tracks
Mit dem richtigen Akkord zum Erfolg
Das Arrangement
Die Abmischung – Mix Down
Das Mastering
Die Testphase
Die eigene Veröffentlichung
Der eigene Remix
651
653
656
658
659
659
660
664
Future
DJing hauptberuflich und bis ins Rentenalter?
Die Zeiten ändern sich
668
675
Success
Zusammenfassung: 23 Gründe, die für einen guten DJ sprechen, und weitere Tipps
682
Attachment
Der Technischer Background
686
Die Akustik
686
Der Tonabnehmer
689
Nachwort694
Glossary702
Discographie710
Adressen von DJ-Charts, Promotionpools und Plattenlabels
722
Stichwortverzeichnis
728
Quellenverzeichnis754
Abbildungsverzeichnis
758
Danksagung760
Legende
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Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist
Inhaltsverzeichnis / Legende
In „Gut aufgelegt!“ wirst du auf verschiedene Symbole treffen, die dich
auf folgenden Inhalt hinweisen:
Übung
Hier kannst du mit deinem Equipment verschiedene Übungen praktizieren, um DJ-Techniken auszuprobieren, zu erlernen und zu verbessern.
Tipp:
Ob Equipmentvorschläge oder generelle Ratschläge, diese Hinweise können das DJing erleichtern und dich in deiner Karriere voranbringen.
Beachte:
Unter diesem Symbol findest du Bemerkungen, die du unbedingt berücksichtigen solltest, um Problemen jeglicher Art aus dem Weg zu gehen.
Content:
Viele Themen klingen in einem DJ-Lehrbuch sehr theoretisch, Bilder können von der Auflösung nicht ausreichend dargestellt werden. Daher findest
du ergänzend zu diesem Symbol auf der www.gutaufgelegt.com Screenshots, Audiobeispiele, Links zu Videos, Tutorials und vieles mehr.
Vinyl:
Hier findest du speziell Content zum Auflegen mit Vinyl.
CD:
Das Icon verrät dir, dass sich der Inhalt vorrangig mit CD- bzw. Multimedia-Player und deren Handhabung beschäftigt.
DJ-Software:
Diese Kapitel beinhalten das Auflegen mit einer DJ-Software, einem DJController, einem Digital Vinyl System oder sonstigen Programmen, die
das DJing bereichern.
Inhaltsverzeichnis
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HISTORY
Die Technik
Bevor 1906 mit dem ersten Discjockey die DJ-Kultur eingeleitet wurde,
musste im Vorfeld die nötige Technik entwickelt werden. So legte Ende
1877 Thomas Alva Edison mit der Patentanmeldung des Phonographen
diesen Grundstein. Das Prinzip basierte auf einer Nadel, die Töne auf
eine Zinnwalze übertrug, um zunächst nur gesprochene Informationen
als Diktiergerät wiederzugeben. Erst im folgenden Jahrzehnt beschäftigte
sich Edison vorrangig mit der Musikwiedergabe über den Phonographen.
Durch dessen technische Verbesserung und der von ihm 1896 gegründeten „National Phonograph Company“ konnten ab diesem Jahr größere
Phonographen-Stückzahlen produziert werden.
Der deutsche Erfinder Emil Berliner führte die Idee Edisons fort, indem
er anstatt der Zinnwalze eine Platte als Tonträger einsetzte. Unter dem Namen Grammophone meldete Berliner 1887 seine Innovation in Washington zum Patent an. Somit ist die erste produzierte Schallplatte auf den 16.
Mai 1888 zu datieren. Zunächst bestanden die Tonträger aus Zinkplatten
mit einer Wachsschicht zur Schallfixierung und ab 1895 aus Hartgummi.
Zwei Jahre später verbesserte er nochmals das Schallplattenmaterial durch
eine Mischung aus Schellack, Anteilen von Ruß bzw. Graphit, Fasern und
Gesteinsmehl. Auch die Spiellänge erhöhte sich durch die Vergrößerung
des Plattendurchmessers von zunächst 12,5 cm (5“) auf 30 cm (12“) sowie durch die Reduzierung der Abspielgeschwindigkeit von 150 auf 78
Umdrehungen pro Minute. Ab dem Jahr 1903 setzte sich das 12”-Format
weltweit durch.
Schellackschallplatten waren besonders von einem hohen Grundrauschen
und hoher Zerbrechlichkeit gekennzeichnet, was Dr. Peter Goldmark motivierte, in den Jahren 1945 bis 1948 im Auftrag der „Columbia“ ein neues
Material mit besseren Wiedergabeeigenschaften zu erforschen. Die entwickelte Schallplatte aus Polyvinylchlorid und Polyvinylazetat, die im Juni
1948 mit einem Durchmesser von 30 cm und einer Abspielgeschwindigkeit
von 33-1/3 Umdrehungen pro Minute erstmals vertrieben wurde, löste
seinen Vorreiter aus Schellack gänzlich ab und stellt bis in die Gegenwart
den Standard dar.
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Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist
Die Technik
Im Jahr 1952 erschien in Europa auch erstmalig das bekannte 7“-Singleformat
mit einem Durchmesser von 17 cm und einer Abspielgeschwindigkeit von
45 U/min.
Eine weitere Revolution löste im Jahr 1976 die erste veröffentlichte Maxi-Single (Double Exposure
„Ten Percent“) aus. Durch Remixes oder Extended
Mixes – d. h. den Originalversionen wurden in den
Studios zusätzliche Tonspuren beigemischt, um die
Spieldauer zu verlängern – erhielten die DJs ihr
Werkzeug zum Mixen. Die Maxi-Single ermöglichte
erhebliche Vorteile gegenüber der herkömmlichen
Double Exposure "Ten Percent“ die allererste Maxi (1)
Langspielplatte oder 7“-Single, denn bei einer Maxi
werden auf das 12“-Format einer LP (Long Player) nur ein oder zwei Titel
pro Seite zur Vergrößerung der Rillentiefe und des -abstands gepresst. In
Kombination mit einer Abspielgeschwindigkeit von 45 U/min gewann die
Maxi an Dynamikumfang und Lautstärke.
Tocadisco:
Mein Vater war halt selber DJ, der hatte auch schon zwei
Technics SL-1210 MK2, die bei uns zu Hause standen, zu Beginn der Neunziger...
Weiterhin beeinflusste mich auch meine erste Großraumdiscothek, die ich besuchte, die "Königsburg“ in Krefeld. Dort
schauten wir dem DJ auf die Finger und ich meinte nur: "Oh die
Plattenspieler hat mein Vater auch!“ Wir sind anschließend
nach Hause gegangen und haben versucht, das nachzumachen.
Die ersten Schallplattenspieler, die in den Discotheken standen, eigneten sich nur geringfügig für das DJing, denn weder eine Pitch-Funktion
zum Ausgleichen unterschiedlicher Tempi noch ein kraftvoller Motor zum
schnellen Start der Schallplatten ließen Mixing, geschweige denn Formen
des „Turntablism“ (Bezeichnung für das Verwenden des Plattenspielers
als Musikinstrument) zu. Erst mit den Schallplattenspielern Technics SL1200 MK 2 und SL-1210 MK 2, die seit 1980 in unveränderter Bauweise
produziert und einst für Tanzschulen entwickelt wurden, konnte der DJ
History
21
HISTORY
aus dem Schatten des bloßen Schallplattenauflegens hervortreten. Mixing,
Scratching, Cutting und Beat Juggling standen seitdem für den Discjockey
mit seinen „Wheels Of Steel“ (fachsprachlich für Schallplattenspieler) als
Inbegriff für kreatives DJing.
DJ Hell:
Ich bin jetzt seit über 30 Jahren im Plattenbusiness, 1977
beginnend. In den Clubs gab es damals lediglich zwei Plattenspieler, ein Mischpult und einen Kopfhörer. Es ging aber dabei
nicht ums Mixen, sondern einen ganzen Abend musikalisch zu
gestalten und alle möglichen Musikstile zu verbinden.
Die Compact Disc als ein weiteres Medium, das sich im DJing etablierte,
wurde in Zusammenarbeit von Philips, Poly Gram und dem Bayer-Konzern
entwickelt und am 17. August 1982 vorgestellt. Als erste Pop-CD kam das
Album „The Visitors“ von ABBA auf den Markt. Um CD-Interessenten
auch ein der Vinyl-Maxi-Single adäquates, digitales Medium anzubieten, erschienen ab 1987 erste Maxi-CDs im 3“- und 5“-Format, die sich letztlich
in den Neunzigern gegenüber der 7“- und der Maxi-Single durchsetzten.
Großmärkte verbannten das Vinyl zu Gunsten der CD aus ihren Regalen,
so dass sich vorrangig Recordshops wie Delirium oder Hard-Wax und Vertriebe, z. B. Groove Attack, Discomania, auf Vinyl konzentrierten, um die
Klientel der DJs weiterhin mit ihrem favorisierten Medium zu versorgen.
Kaum war die CD in den Regalen, tüftelte ab 1982 eine Gruppe Wissenschaftler des Frauenhofer-Instituts für integrierte Schaltungen in Erlangen
und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit den Firmen AT & T Bell Labs und Thomson an einem Verfahren
zur Reduzierung von Datenmengen bei digital gespeicherten Audiodaten,
das zehn Jahre später als Teil des MPEG-1-Standards definiert wurde. 1995
einigte man sich am Frauenhofer Institut ableitend von der Bezeichnung
ISO MPEG Audio Layer 3 auf die Endung „.mp3“. Es revolutionierte die
Musikwelt und ebnete somit den Weg für iTunes (seit 2001), MP3-Player
und diverse illegale Tauschbörsen, die seit dem den Plattenlabels rückläufige
Absatzzahlen bescheren. Musik war zuvor noch nie so leicht und schnell
konsumier- bzw. verwaltbar, was auch den Einsatz im DJing begründet.
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Die Technik
Die Vorreiter der DJs
Die Vorreiter der DJs
Die Geschichte der DJ-Kultur besagt, dass am 24.12.1906 in den USA
mit der Übertragung von akustischen Signalen zu Schiffen via Funkgeräten die Geburtsstunde des Rundfunks und gleichzeitig des ersten DJs
Reginald A. Fessenden schlug.
In Deutschland erhielt Hans Bedrow den Status des ersten offiziellen
Discjockeys, der 1917 in der Zeit des ersten Weltkriegs die Soldaten mit
einem Radioprogramm unterhielt.
Aus den damaligen Discjockeys kristallisierten sich Entertainer wie Martin Block in den dreißiger Jahren oder Alan Freed in den Fünfzigern
heraus, die ihr Publikum nicht nur musikalisch, sondern auch verbal unterhielten. Den Einfluss des DJs erkannten Schallplattenfirmen frühzeitig,
so dass „Payola“ (Pay For Play) als Bestechungsform die DJ-Honorare aufbesserte und die Tonträger-Industrie ihre gewünschte Promotion erzielte.
1959 kam es aufgrund des Payola-Vorwurfs zum Prozess, bei dem 207 DJs
angeklagt wurden. (13)
Auch die Anfänge des Rappens reichen bis in die 1950er Jahre zurück,
denn afroamerikanische DJs wie Lavanda Durst alias Dr. Hep Cat oder
Al Benson moderierten im Takt der Musik mit eigens kreierten Wortfetzen und Sprachkombinationen. Auch Murray Kaufman alias Murray The
K. entwickelte seinen eigenen rhythmischen Moderationsstil, der ihm zur
Überbrückung zwischen zwei Songs diente.
In Europa kristallisierten sich die ersten berühmten DJs
erst Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre
heraus, zu denen der Deutsche Klaus Quirini als erster DJ
einer Discothek, Brian Mathew, der den „Saturday Club“
als erste britische Sendung für Pop-Musik moderierte,
oder Jimmy Saville und Emperor Rosko gehörten. BesonJohn Peel (2)
deren Einfluss übte John Peel aus, der sich in den siebziger
Jahren verantwortlich für die „Peel-Sessions“ zeichnete, d. h. er lud Künstler in sein Studio ein, um ihre Titel mit einem veränderten Arrangement
zunächst für seine Radiosendung und später für die Veröffentlichung auf
Vinyl einzuspielen.
History
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HISTORY
Die ersten „Discothéquen”
Während des zweiten Weltkrieges waren Discotheken seit ihrer Entstehung
in Frankreich (deswegen auch „Discothéque” geschrieben) auf den Tanz
zur Musik einer Schallplatte und nicht einer Band ausgelegt. Aufgrund eines Clubverbots durch die deutsche Besatzung zogen sich die französischen Nachtschwärmer in Keller und andere unterirdische Gemäuer zurück, um der Musik von Vinyl oder Schellack zu frönen. In den fünfziger
Jahren wurde z. T. das Prinzip der Musikunterhaltung durch die Schallplatte beibehalten. 1958 eröffnete in Aachen der „Scotch Club” zunächst als
Jockey-Tanz-Bar, um ab 1959 als weltweit erste Discothek mit Quirini als
DJ gefeiert zu werden. In New York begann die Discothekenära 1960 mit
dem „Le Club“ bzw. Slim Hyatt als erstem Club-DJ, und weiteren Clubs
wie dem „L’Interdit“, „The Shepheard´s” oder „Il Mio Club“. (13)
Der Einfluss der DJs auf die
Entwicklung von Dance-Music
Erst in den späten sechziger Jahren kristallisierten sich in New York kreative DJs heraus, die durch ihre Mixing-Techniken die Gäste auf der Tanzfläche hielten. Ein Protagonist war Francis Grosso, der erst im „Salvation“
und nach deren Schließung in der Undergrounddisco „The Church“ bis
1972 das Mixing perfektionierte und somit als Urvater dieser Technik gilt.
Neben seiner Erfindung der Slipmat (eine Filzmatte, die das Rutschen der
Schallplatte auf dem laufenden Plattenteller ermöglicht) beeinflusste er
auch durch seinen Stil, verschiedene Musikrichtungen nicht nur durch reines Überblenden, sondern z. B. Vocal-Sequenzen und Breaks zweier verschiedener Platten zu einem neuen Stück zu kombinieren, alle folgenden
DJ-Generationen. Er performte somit das erste Live-Remixing.
Da die DJs längere Versionen ihrer Platten für den Discotheken-Einsatz
beanspruchten, startete 1972 DJ Tom Moulton als erster den Versuch, einen Remix für eine Single der Trammps anzufertigen. Aber erst mit dem
Siegeszug der Maxi-Single im Jahr 1976 etablierte sich das Remixing.
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Die ersten "Discothéquen“
Der Einfluss der DJs auf die Entwicklung von Dance-Music / Die Disco-Ära
Die Disco-Ära
Auch viele Clubs und Discotheken waren buchstäblich an der Entwicklung
von Musikrichtungen und deren Namensgebung beteiligt. Ein Inbegriff
für die Disco-Zeit stellt das Studio 54 (1977-1986) dar, das ursprünglich
ein ausrangiertes Fernsehstudio der CBS in der 54. Straße Manhattans beherbergte. Aber die hervorgerufene Disco-Welle mit ihren Produktionen
von Chic, Patrick Hernandez oder Sylvester, die vorrangig von einem homosexuellen Publikum konsumiert wurden, stieß nicht bei allen Musikliebhabern auf Zuwendung, denn einige Musiker empfanden Disco als „Dorn im Auge“.
Ihres Erachtens war sie eine oberflächliche
Kombination vorhandener musikalischer
Materialien. Entstanden aus dem PhillySound, basierte Disco auf der stampfenden
4/4-Takt-Kombination von Drums und
Schlangestehen vor dem Studio 54 (3)
Bass bzw. den von umfangreichen Streicherarrangements untermalten verbalen, simplen Botschaften, die als motivierendes, treibendes Element die Euphorie auf der Tanzfläche anheizten.
Neben vielen Hits, wie Giorgio Moroders „Love To Love You, Baby“,
gesungen von Donna Summer, oder Silver Conventions „Fly Robin Fly“,
prägte ein Tanz die Disco-Ära: der Hustle. Im New Yorker Club „Adam’s
Apple“ wurde als erstes diese schnellere Variante des Twists getanzt. Nachdem der Resident-DJ David Todd aus dem „Adam’s Apple“ dem namhaften Produzenten Van McCoy von diesem Tanz erzählte, produzierte
McCoy 1975 kurz entschlossen den gleichnamigen Welthit.
Auch die Filmindustrie sprang 1977 auf den Zug auf und widmete der
Disco-Ära „Saturday Night Fever”, dessen erfolgreicher Soundtrack größtenteils von den Bee Gees produziert wurde.
Außerdem beeinflusste die Disco-Welle die Entwicklung der DJ-Kultur
durch die damals aufkommende Maxi-Single. Dabei ist ihre Geburt einem
Zufall zu verdanken. Tom Moulton, seines Zeichens Remixer der ersten
Stunde, wollte eine seiner Neuinterpretationen auf 7“ pressen lassen. Aber
da das Presswerk zu dem Zeitpunkt ihm nur eine 12“ anbieten konnte, lies
History
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HISTORY
er den einen Track auf LP-Größe schneiden. Dabei stellte
Moulton fest, dass sich die Qualität enorm verbesserte.
Maxi-Singles wurden fortan als Marketinginstrument genutzt, um DJs mit den mixfreundlichen langen Versionen
zu beliefern, damit diese Maxis im Club aufgelegt und somit promotet werden.
Tom Moulton (4)
Das Potential der Vermarktung von Disco-Musik über den DJ erkannten
1975 David Mancuso, der in Manhattan die „Loft Partys“ veranstaltete,
Steven D’Aquisito und Vince Aletti, die sich zum ersten DJ-Record-Pool
zur Bemusterung der DJs von Plattenfirmen zusammenschlossen.
Die Beliebtheit von Disco schlug sich auch auf die Discothekenanzahl nieder, die in den USA zu dieser Zeit auf reichlich 10.000 anstieg, allerdings
gleichzeitig durch deren zunehmende Kommerzialisierung für das Publikum an Attraktivität verlor. 1979 eskalierte die Antipathie zum DiscoSound, indem Radio-DJ Steve Dahl unter dem Motto „Disco Sucks“ Hunderte von Discoplatten in einem Baseballstadion demonstrativ verbrannte.
Die Bilanz dieser „Heldentat”:
Massenpanik und Verwüstung des
Stadions. Der Unmut über Disco
drückte sich ebenfalls in Produktionen wie „Death Disco“ von PIL,
David Peels „Death To Disco“
oder durch in Schallplattenläden
aufgestellten Schildern mit dem
Schriftzug „Guaranteed No DisDisco Sucks im Baseballstadion (5)
co“ aus, die somit ihre Einstellung
zum Disco-Sound propagierten. Dennoch bleibt Disco bis in die Gegenwart ein wichtiger Musikstil, von dem sich auch namhafte Künstler inspirieren ließen:
Rolling Stones: Miss You
Kiss: I Was Made For Loving You
Blondie: Heart Of Glass
Rod Steward: Do Ya Think I’m Sexy
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Die Disco-Ära
DJs make Music
Als Konkurrenzlocation zum Studio 54 etablierte sich zunehmend
das 1976 eröffnete „Paradise Garage“, welches sich in einer alten LKWWerkstatt befand. Der Resident-DJ
Larry Levan (1992 verstorben), der
eine Mischung aus Disco, Soul, Gospel,
Electronic Rock und Reggae auflegte,
Larry Levan (6)
verstand es, seine Gäste durch sein Set
samt Videoeinspielungen und über die Klimaanlage verstreute Essenzen
zu begeistern. Die Euphorie für Levans besonderen Stil teilte auch Journalist Frank Owen, die er mit diesem Zitat
honorierte:
"Im Bann von Levans betäubendem Mix schienen die Leute menschliche Grenzen zu überschreiten. Männer krochen auf Händen und
Knien und heulten wie Hunde, während andere sich verrenkten und
herumsprangen, als könnten sie fliegen. Nach einem 24stündigen
ununterbrochenen Marathon stand eine erschöpfte Menge vor
Levans DJ-Pult und bettelte ,Mach weiter!'.“ (24)
Auch für seine audiophilen Leidenschaften war Levan bekannt. Durch die
Benutzung verschiedener Tonabnehmer zu verschiedenen Zeiten steigerte
er sein Set durch einen zunehmend besseren Sound. 1987 schloss allerdings das „Paradise Garage“, aber sein Ruhm ist auch Dank der Namensgebung für den New Yorker-Musikstil „Garage-House“ noch gegenwärtig.
DJs make Music
Grandmaster Flash &
The Furious Five "The
Message“ (7)
Nicht nur in Manhattan kristallisierte sich ein pulsierendes Nachtleben heraus. In der South Bronx wurde 1975
die erste „Block Party“ von Clive Campbell alias Kool
DJ Herc (als Kürzel seines Spitznamens Hercules) organisiert. Herc gilt auch als Erfinder des Breakbeats und
der Backspin-Technik. Mit dieser entwickelten Frühform
History
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