Gut aufgelegt! - einfach auflegen
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Gut aufgelegt! - einfach auflegen
...die Mission, Menschen glücklich zu machen, gepaart mit Pioniergeist und Freude am Tanzen! Sven Väth © 2015 by Dirk Duske Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Layout: Dirk Duske, Lars Heinelt und Irina Schwitalla (www.Audfactory.de) Grafiken: Markus Wolf, Dirk Duske Illustrationen: Lars Heinelt Icons: Peter M. Hoffmann (Leipzig), Lars Heinelt Fotos: Dirk Duske, Kay Möckel Cover: Lars Heinelt, Dirk Duske Cover-Foto: Benjamin Kauer (www.Kauer-Media.de), Reinald Pehla (www.DJ-Reg.de) Stadtstreicher GmbH Am Feldschlößchen 18 09116 Chemnitz www.dirkduske.de www.facebook.com/dirkduske www.facebook.com/dirkduskeofficial www.gutaufgelegt.com 9. überarbeitete Auflage 2015 Zum Autor: Dirk Duske (Jahrgang 1970) schloss erfolgreich die beiden Studiengänge Maschinenbau und Medientechnik ab. Seit 1985 legt er als House- und Urban-DJ in verschiedenen Clubs bzw. Discotheken Deutschlands auf. Weiterhin betreut Dirk das Marketing für Ortofon A/S Dänemark, lehrt das DJing an der Städtischen Musikschule Chemnitz und ist als freier Journalist tätig. VORWORT Vorwort DJing...Ein Wort, viele Definitionen und Möglichkeiten der Umsetzung, verbunden mit unterschiedlichsten Intentionen, aber deren Botschaft die gleiche ist: Mit aufgelegter Musik seine Mitmenschen unterhalten. Premier: Für mich ist DJing ein Weg der Umwandlung von sehr starken Wellen in Vibrationen im menschlichen Körper, die ein gestresstes, hartes, ärgerliches Gesicht in ein glückliches, lachendes Gesicht verwandeln. Ein DJ, die Abkürzung von Discjockey, legt im klassischen Sinne Schallplatten auf, fungiert aber auch gleichzeitig als Entertainer in einer Location oder gar einem Radiosender. Seine kreative Komponente lässt ihn sogar als ebenbürtigen Musiker bezeichnen. Aber nicht nur im HipHop nimmt der DJ diese Stellung ein, sondern generell in der Dance-Music zeichnet er sich durch künstlerisches Kombinieren der Musik in Form seiner spezifischen Mixing- und Scratchtechniken auch unter Verwendung von DJ-Controllern, Samplern oder Musikproduktionsprogrammen aus. Das Phänomen DJ ist allerdings nicht nur auf seine Arbeit im Club oder in der Discothek beschränkt. Vielmehr nutzt er auch seine Position in der Musikbranche, denn sein Fingerspitzengefühl für neue musikalische Trends beeinflusst das musikalische Geschehen bei den Musiksendern und in den Verkaufscharts. Bevor Musiksender wie VIVA oder MTV aufkamen bzw. das Internet die Karten in der Medienlandschaft neu mischte, übernahm der Discjockey primär die Vorreiterrolle im Setzen musikalischer Trends. Dance-Music fand ihren Ursprung im Club, und mit Hilfe des DJs gewann sie die in den Charts widerspiegelnde Popularität. Der Nachtschwärmer suchte mit der Intention einen Club auf, nicht rundfunkkompatible Mainstream-Musik, sondern den Groove der neuesten, unkonventionellsten Dance-Music-Platten akustisch und körperlich zu konsumieren. Aber nicht nur musikalische Trends popularisiert der Deejay, er spielt auch im betriebswirtschaftlichen Sinne für die Erlebnisgastronomie eine entscheidende Rolle, denn durch seine Tätigkeit beeinflusst er diskothekenspezifische Parameter wie Gästezahlen und ProKopf-Umsatz. Psychologisch agiert er in Bezug auf Trackauswahl und Musikdramaturgie, bestimmt das Handeln des Gastes und beeinflusst so seine 4 Enthusiast | Rookie | Professional | Artist Vorwort Gewohnheiten. Der Mix als zentrales Element verdeutlicht dabei die Fähigkeit des Discjockeys im Umgang mit der tanzenden Gemeinde und bekräftigt in diesem Zusammenhang die Aussagen von Faithless und P!nk: „God Is A DJ“. „Gut aufgelegt!“ ist ein chronologischer Leitfaden zum Erlernen des DJings, angefangen beim geweckten Interesse, fortführend bis zum Status eines Künstlers. Zunächst befasst sich das Kapitel „History“ mit der Entwicklung der DJ-Kultur. Übereifrige DJs in spe sollten dieses Kapitel nicht überspringen, da es als Grundlage zur Musikstilklassifizierung dient. Das Hauptaugenmerk liegt dabei nicht allein auf den USA, dem Ursprungsland der DJ-Kultur, sondern bezieht auch Europa mit Ländern wie Frankreich, Großbritannien und Deutschland ein. Das Kapitel „Equipment“ stellt dir die DJ-Technik im Überblick vor, mit der du auflegen könntest. Dazu erste Übungen, die dir Aufschluss geben, ob das jeweilige Equipment deinen Ansprüchen entspricht, aber auch dir liegt. Mit dem dir zugelegten Equipment trainierst du anschließend DJ-Techniken wie Mixing, Scratching und Beat Juggling anhand der Übungen des Kapitels „Skills“. „Tracks“ beschäftigt sich mit der Musikbeschaffung und -verwaltung, „Gig“ erklärt, wie das bisher gelernte technische Know-How beim ersten Gig umgesetzt wird. Außerdem findest du auch, wie in dem darauf folgenden Kapitel „Business“, betriebswirtschaftliche Anregungen, die deinen Einstieg in die Selbstständigkeit unterstützen. Dabei weisen die auf Deutschland bezogenen Beispiele durchaus Parallelen zu anderen Ländern auf, die auch für dich unabhängig von deinem Wohnort hilfreich sind. „Producing“ gibt dir Tipps zum Produzieren und Vermarkten erster eigener Tracks. Was die Zukunft vermutlich bringt, verrät dir das Kapitel „Future“. Nicht jedes Kapitel wird entsprechend deiner Equipmentwahl von Interesse sein und kann somit auch übersprungen werden. Einige technische Themen und Übungen sind auch auf mehrere Kapitel aufbauend verteilt, begründet in dem chronologisch wachsenden Anspruch des Buches und deinen Fähigkeiten, die du dir aneignest. Zum besseren Verständnis findest du auf www.gutaufgelegt.com in einer Online-Bibliothek, die regelmäßig erweitert und aktualisiert wird, Screenshots, Links, Audiobeispiele und Videos passend zu dem jeweiligen Content. Genug des Vorworts! Lass uns endlich in die Welt des DJings eintauchen... Vorwort 5 INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis Vorwort4 Legende17 History Die Technik Die Vorreiter der DJs Die ersten „Discothéquen” Der Einfluss der DJs auf die Entwicklung von Dance-Music Die Disco-Ära DJs make Music DJs und Technik DJs und Events DJs go digital Resümee 20 23 24 24 25 27 31 32 35 38 Die deutsch-deutsche DJ-Kultur In der Bundesrepublik Deutschland bis 1989 In der Deutschen Demokratischen Republik Die Stunde Null – Der Mauerfall (Inter-)nationale DJ-Kultur Mixen á la Carte – The French Touch 39 40 43 53 58 63 Equipment 6 Die Intentionen und Voraussetzungen zum DJing Das Erlernen des DJings an einer DJ-Schule Die Entscheidung für analoges oder digitales DJing Das Vinyl Die CD Die DJ-Software 72 79 85 85 87 88 Das Equipment Der Kopfhörer 92 92 Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist Inhaltsverzeichnis Die In Ear-Monitors Das Mischpult (Mixer) Die Funktionen am Mixer Die Auswahl des Mixers Serato Club Kit-Mixer Der Schallplattenspieler Tipps für den Aufbau von Turntables auf Bühnen Der Tonabnehmer (Cartridge) Der Einfluss des Tonabnehmers auf die DVS-Performance Die Slipmat Der multimediale CD-Player 93 97 97 102 106 107 112 114 118 120 121 Die DJ-Software 126 Einleitung126 Die Mindestvoraussetzungen deines Notebooks 129 Die Hardware: DJ-, MIDI- und Add-On-Controller 129 Tablets mit DJ-Apps als Remote-Controller 133 Die Digital Vinyl Systems (DVS) 134 Serato Scratch Live/Serato DJ und Traktor Scratch Pro 135 Besonderheiten: Serato Scratch Live/Serato DJ 136 Besonderheiten: Traktor Scratch Pro 138 Verbinden zweier DVS 141 Die DJ-Software: Serato DJ Intro, ITCH und Serato DJ 143 Traktor LE und Pro 149 VirtualDJ150 Die Mixtape-Software: „MixMeister“ 155 Die DJ- und Producing-Software: Ableton Live 157 The Bridge: Die Verbindung zwischen Ableton Live und Serato Scratch Live 158 Das Mikrofon 161 Das optionale Equipment Der Gehörschutz 164 164 Inhaltsverzeichnis 7 INHALTSVERZEICHNIS Die Reinigung von Schallplatten Die Schallplattenbürste Die Schallplatten-Waschmaschine und Wood Glue Der Vinyl Flat Record Flattener Der Recorder Der Notebook-Ständer Die Cases und Bags Der Fiberpen und das Druckluftspray Der Equipment-Ständer und das DJ-Möbel 8 165 165 165 166 167 168 168 170 171 Die PA Die Club-PA Die Festival-, Konzert- und Open Air-PA Das Monitoring Die Endstufen, Frequenzweichen, Controller und Signalbearbeitung Die Endstufen Die Lautsprecher Management Systeme (LMS) Die Filter Die Frequenzweichen (Crossover) Die Kompressoren Die Limiter Die Expander/Noise Gates Die Kabel und Steckverbindungen Die Klein-PAs für den mobilen DJ-Einsatz Die Entscheidung für eine aktive Klein-PA Das Licht für Atmosphäre und Bewegung 172 172 175 177 Das Anschließen des DJ-Setups Die Anordnung der Decks zum Mixer First Steps: Mit dem Equipment Mit dem Mixer Vorhören (Cueing) mit dem Kopfhörer Mit dem Schallplattenspieler Mit dem CD-Player 198 201 201 202 203 204 209 Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist 179 179 182 183 185 186 187 187 188 194 195 196 Inhaltsverzeichnis DJing mit der DJ-Software DJing mit dem DJ-Controller DJing mit dem Digital Vinyl System Serato Scratch Live/Serato DJ Konfiguration Wahl des Channels Playback von Tracks Serato Video Traktor Scratch Pro Konfiguration Kalibrierung der Decks Auswahl der Deckansicht Playback von Tracks Synchronisieren mit MIDI Clock 212 215 215 216 216 234 234 240 245 245 252 253 255 256 Skills Die Grundlagen des Mixings Die Grundelemente eines Tracks Das Beatmatching Das Beatmatching und Bending für den Mix Das visuelle Beatmatching Das Sync-Beatmatching Beat Sync mit Serato DJ Beat Sync mit Traktor Pro 260 260 266 267 275 276 277 279 Das Mixing: Die Basics 281 Das Mixen mit einem physischen und virtuellen Mixer 281 Das Monitoring und Cueing des Mixes 282 Der Fade-In-Mix (Blending) 285 Das Cutten/Chop-Mixing 289 Das Cutten mit Power-Off, Brake und Spinback 293 Die Scratch-Cuts 296 Die Spezial-Effekte 297 Phasing297 Inhaltsverzeichnis 9 INHALTSVERZEICHNIS Delaying297 Phasing und Delaying mit „Instant Doubles” 298 Rewind-(Reverse) Playing 299 Beating299 Das Mixen mit Acapellas und Flächen 300 10 Das Mixing: The higher Level Die Phrasen eines Tracks Das Arrangement eines Dance-Tracks Die stilistische Einordnung der Musik Die Charaktereigenschaften eines Tracks Das Mixing nach Phrasen Das Mixen mit Auftakten Das harmonische Mixen nach Gehör Das Mixen nach den Tonarten (Mixed In Key) Harmonic Mixing mit Flow DJ Das Auflegen mit drei oder vier Decks 303 303 305 308 318 319 326 328 328 334 336 Das Scratching Die Grundlagen Die Hand- und Fingerposition Das Scratch-Vinyl und die Scratch-Effects Die Markierung der Cue-Points Das Auskleben des Schallplattenlochs Die Scratching-Basics Die Turntablist Transcription Methodology TTM Die Scratches Die Scratches ohne Fader Die Scratches mit Fader Das Beat Juggling Der Backspin Das Tapping/Chasing Die Doubling Up Snares Das Beat Juggling Die Routine 338 338 338 341 342 344 345 347 349 349 351 365 365 367 368 369 373 Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist Inhaltsverzeichnis Musikstils und passende Skills 377 Der Gebrauch zusätzlicher Effekte 379 Allgemeines379 Der Einsatz der Effekte 381 Die Effekte des Mixers 381 Die Effekte des CD-Players 385 Die Effekte der DJ-Software 386 Die optionalen Effektgeräte 389 Die LiveFeed-Funktion 390 Das Auflegen mit The Bridge 391 Die Vorbereitung im Ableton Live 391 Ableton Live im Serato Scratch Live 395 Serato Scratch Live im Ableton Live 400 Das Auflegen mit einem Sampler 401 Die Sampler des CD-Players 402 Die Sampler der DJ-Software 403 Der optionale Sampler 405 Der Samplereinsatz im Set 406 Das Setzen von Loops mit Digital Vinyl Systems und DJ-Software 408 Die Loop-Rolls als Effekt 410 Das Beat Jumping 410 Der Sample Player SP-6 im Serato Scratch Live/Serato DJ 411 Das Remix Deck und der Loop-Recorder in Traktor Pro 413 Das Live-Remixing im Set Mit den Funktionen der DJ-Software Mit Ableton Suite und „The Bridge“ Mit Maschine und anderen Gears Die MIDI-Synchronisation mit Serato DJ Mit Serato Flip und Pitch´n Time DJ Serato Flip Pitch´n Time DJ 414 414 416 418 420 422 422 429 Inhaltsverzeichnis 11 INHALTSVERZEICHNIS Das Moderieren mit einem Mikrofon 432 Tracks Was möchtest du auflegen? Die Zusammensetzung deiner Library Das Kostensparen beim Aufbau deiner Track-Library Die Vinyl-Library Die digitale Track-Library 436 439 440 444 445 Gig 12 Der Aufbau einer DJ-Karriere Die regelmäßige Club- und Discothekenrecherche Der Kontakt zum Resident Die Wahl eines DJ-Namens Die Foren Die Website und sozialen Netzwerke Die Pressefotos Das eigene Logo Die Visitenkarten Das Mixtape / Der Mix Das Internet-Radio Das Video Der DMC, die IDA und andere Battles Der Schritt zum ersten Booking Die Gage 452 453 454 455 456 456 459 460 460 461 462 463 464 467 474 Vor dem ersten Gig Der Technik-Rider Der Vertrag Die Steuern und weitere Bürokratie Das Ausstellen der Rechnung Die Lizenzierung der digitalen Library Die Vorgeschichte Die fälligen GEMA-Gebühren 476 476 478 479 488 489 489 491 Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist Inhaltsverzeichnis Der Tarif VR-Ö Die Realität Der DJ-Führerschein 492 494 495 Die Vorbereitung des ersten Gigs Die Trackauswahl Das Packen der Crates, die Tonträgerbeschriftung und die Setvorbereitung Vorbereiten der Track-Library Das Setzen von Cue-Points und Loops Überprüfen und Korrigieren der BPM und Beatgrids Weitere Beschriftungen und Comments Das Vorbereiten der Platten-Cases Das Vorbereiten der Setlist Die Moderationsvorbereitung Die Checkliste Das Verhalten des Publikums gegenüber dem DJ Das Verhalten des DJs gegenüber dem Publikum Der erste Gig Die Vorbereitung am DJ-Pult Alkohol - vor und während dem Gig? Die Öffnung der Location Der Set-Aufbau Die Dramaturgiekurven und das Energy Level Die Platzierung der Phasen Die Phasen und ihre musikalische Zusammensetzung Die Einteilung der Hits Das Breaken zum Clubhit Die Erziehung des Publikums Das Beispiel eines Mini-Sets Dein Gig in der Location Der DJ-Stil Das Warm Up Der „Angriff auf das Publikum“ und der weitere Ablauf – 500 500 504 505 508 509 510 512 513 514 515 515 517 518 518 519 522 522 525 527 529 532 533 534 535 542 542 542 Inhaltsverzeichnis 13 INHALTSVERZEICHNIS Die Peak Time und Late Night Der Club-DJ im „Alltag” Der Party- und mobile DJ Der Alternative/Independent-DJ Das Leerspielen einer Location Nach dem Gig 14 545 548 549 553 557 557 Die weitere Vorgehensweise Der Ausbau der Fähigkeiten Der Blick in das „Gästebuch“ Die weitere Akquise Ein Job als Resident – Das Traumangebot? Das Web-Marketing Die Shout-Outs/Drop-Ins DJanes in a „men´s world“ Not macht erfinderisch - DJs als Show-Event Der DJ-Urlaub Die Kündigung von Terminen Der Musikgeschmack des Geschäftsführers Deine „Freunde“ in der Location Das Exklusiv-Recht bzw. der Gebietsschutz Das Nichtraucherschutzgesetz und seine Folgen 559 559 559 560 561 567 569 570 572 574 574 576 577 578 578 Die besonderen Gigs Die Neueröffnung einer Location Die Silvester-Party Ein Star-DJ wurde gebucht Der Gig mit einer Band Die Hochzeit und Geburtstagsparty Die Vorbereitung Der Veranstaltungstag Der Festival-Gig Die Motto-Partys Der Club verstummt: Silent Disco Der Countdown läuft: Die 120 Minuten Party 580 580 580 582 583 586 586 591 592 596 596 598 Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist Inhaltsverzeichnis Die neue Zielgruppe: Ü30 Die Revival-Partys Mut zum schlechten Geschmack: Bad Taste 599 600 601 Business Weitere Regeln für das DJ-Geschäft Die „falschen“ Veranstalter Die Kooperation unter den DJs Der Ausbau der DJ-Karriere Die Gagenerhöhung Der Ausbau des „Location-Imperiums“ Der DJ auf Tour Der Booking-DJ Die Agentur Der Manager Der 360 Grad-Vertrag Die DJ-Charts und Bemusterung Die Aufnahme als Dance Charts-Tipper Die DJ-Bemusterung Das Endorsement/Sponsoring Die „Pflicht”-Veranstaltungen Die internationalen Events 604 604 604 606 606 607 608 608 608 611 611 612 615 618 621 624 625 Producing Das Produzieren eigener Mash Ups Die Re-Edits Das produzierte Edit Das Live-Edit Die Produktion des ersten eigenen Tracks Das Studio Die Suche nach der Track-Idee Die Recherche in der Geschichte der Popmusik Die Track-Idee 632 635 635 637 638 638 641 641 643 Inhaltsverzeichnis 15 INHALTSVERZEICHNIS Die Elemente des Tracks Mit dem richtigen Akkord zum Erfolg Das Arrangement Die Abmischung – Mix Down Das Mastering Die Testphase Die eigene Veröffentlichung Der eigene Remix 651 653 656 658 659 659 660 664 Future DJing hauptberuflich und bis ins Rentenalter? Die Zeiten ändern sich 668 675 Success Zusammenfassung: 23 Gründe, die für einen guten DJ sprechen, und weitere Tipps 682 Attachment Der Technischer Background 686 Die Akustik 686 Der Tonabnehmer 689 Nachwort694 Glossary702 Discographie710 Adressen von DJ-Charts, Promotionpools und Plattenlabels 722 Stichwortverzeichnis 728 Quellenverzeichnis754 Abbildungsverzeichnis 758 Danksagung760 Legende 16 Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist Inhaltsverzeichnis / Legende In „Gut aufgelegt!“ wirst du auf verschiedene Symbole treffen, die dich auf folgenden Inhalt hinweisen: Übung Hier kannst du mit deinem Equipment verschiedene Übungen praktizieren, um DJ-Techniken auszuprobieren, zu erlernen und zu verbessern. Tipp: Ob Equipmentvorschläge oder generelle Ratschläge, diese Hinweise können das DJing erleichtern und dich in deiner Karriere voranbringen. Beachte: Unter diesem Symbol findest du Bemerkungen, die du unbedingt berücksichtigen solltest, um Problemen jeglicher Art aus dem Weg zu gehen. Content: Viele Themen klingen in einem DJ-Lehrbuch sehr theoretisch, Bilder können von der Auflösung nicht ausreichend dargestellt werden. Daher findest du ergänzend zu diesem Symbol auf der www.gutaufgelegt.com Screenshots, Audiobeispiele, Links zu Videos, Tutorials und vieles mehr. Vinyl: Hier findest du speziell Content zum Auflegen mit Vinyl. CD: Das Icon verrät dir, dass sich der Inhalt vorrangig mit CD- bzw. Multimedia-Player und deren Handhabung beschäftigt. DJ-Software: Diese Kapitel beinhalten das Auflegen mit einer DJ-Software, einem DJController, einem Digital Vinyl System oder sonstigen Programmen, die das DJing bereichern. Inhaltsverzeichnis 17 18 19 HISTORY Die Technik Bevor 1906 mit dem ersten Discjockey die DJ-Kultur eingeleitet wurde, musste im Vorfeld die nötige Technik entwickelt werden. So legte Ende 1877 Thomas Alva Edison mit der Patentanmeldung des Phonographen diesen Grundstein. Das Prinzip basierte auf einer Nadel, die Töne auf eine Zinnwalze übertrug, um zunächst nur gesprochene Informationen als Diktiergerät wiederzugeben. Erst im folgenden Jahrzehnt beschäftigte sich Edison vorrangig mit der Musikwiedergabe über den Phonographen. Durch dessen technische Verbesserung und der von ihm 1896 gegründeten „National Phonograph Company“ konnten ab diesem Jahr größere Phonographen-Stückzahlen produziert werden. Der deutsche Erfinder Emil Berliner führte die Idee Edisons fort, indem er anstatt der Zinnwalze eine Platte als Tonträger einsetzte. Unter dem Namen Grammophone meldete Berliner 1887 seine Innovation in Washington zum Patent an. Somit ist die erste produzierte Schallplatte auf den 16. Mai 1888 zu datieren. Zunächst bestanden die Tonträger aus Zinkplatten mit einer Wachsschicht zur Schallfixierung und ab 1895 aus Hartgummi. Zwei Jahre später verbesserte er nochmals das Schallplattenmaterial durch eine Mischung aus Schellack, Anteilen von Ruß bzw. Graphit, Fasern und Gesteinsmehl. Auch die Spiellänge erhöhte sich durch die Vergrößerung des Plattendurchmessers von zunächst 12,5 cm (5“) auf 30 cm (12“) sowie durch die Reduzierung der Abspielgeschwindigkeit von 150 auf 78 Umdrehungen pro Minute. Ab dem Jahr 1903 setzte sich das 12”-Format weltweit durch. Schellackschallplatten waren besonders von einem hohen Grundrauschen und hoher Zerbrechlichkeit gekennzeichnet, was Dr. Peter Goldmark motivierte, in den Jahren 1945 bis 1948 im Auftrag der „Columbia“ ein neues Material mit besseren Wiedergabeeigenschaften zu erforschen. Die entwickelte Schallplatte aus Polyvinylchlorid und Polyvinylazetat, die im Juni 1948 mit einem Durchmesser von 30 cm und einer Abspielgeschwindigkeit von 33-1/3 Umdrehungen pro Minute erstmals vertrieben wurde, löste seinen Vorreiter aus Schellack gänzlich ab und stellt bis in die Gegenwart den Standard dar. 20 Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist Die Technik Im Jahr 1952 erschien in Europa auch erstmalig das bekannte 7“-Singleformat mit einem Durchmesser von 17 cm und einer Abspielgeschwindigkeit von 45 U/min. Eine weitere Revolution löste im Jahr 1976 die erste veröffentlichte Maxi-Single (Double Exposure „Ten Percent“) aus. Durch Remixes oder Extended Mixes – d. h. den Originalversionen wurden in den Studios zusätzliche Tonspuren beigemischt, um die Spieldauer zu verlängern – erhielten die DJs ihr Werkzeug zum Mixen. Die Maxi-Single ermöglichte erhebliche Vorteile gegenüber der herkömmlichen Double Exposure "Ten Percent“ die allererste Maxi (1) Langspielplatte oder 7“-Single, denn bei einer Maxi werden auf das 12“-Format einer LP (Long Player) nur ein oder zwei Titel pro Seite zur Vergrößerung der Rillentiefe und des -abstands gepresst. In Kombination mit einer Abspielgeschwindigkeit von 45 U/min gewann die Maxi an Dynamikumfang und Lautstärke. Tocadisco: Mein Vater war halt selber DJ, der hatte auch schon zwei Technics SL-1210 MK2, die bei uns zu Hause standen, zu Beginn der Neunziger... Weiterhin beeinflusste mich auch meine erste Großraumdiscothek, die ich besuchte, die "Königsburg“ in Krefeld. Dort schauten wir dem DJ auf die Finger und ich meinte nur: "Oh die Plattenspieler hat mein Vater auch!“ Wir sind anschließend nach Hause gegangen und haben versucht, das nachzumachen. Die ersten Schallplattenspieler, die in den Discotheken standen, eigneten sich nur geringfügig für das DJing, denn weder eine Pitch-Funktion zum Ausgleichen unterschiedlicher Tempi noch ein kraftvoller Motor zum schnellen Start der Schallplatten ließen Mixing, geschweige denn Formen des „Turntablism“ (Bezeichnung für das Verwenden des Plattenspielers als Musikinstrument) zu. Erst mit den Schallplattenspielern Technics SL1200 MK 2 und SL-1210 MK 2, die seit 1980 in unveränderter Bauweise produziert und einst für Tanzschulen entwickelt wurden, konnte der DJ History 21 HISTORY aus dem Schatten des bloßen Schallplattenauflegens hervortreten. Mixing, Scratching, Cutting und Beat Juggling standen seitdem für den Discjockey mit seinen „Wheels Of Steel“ (fachsprachlich für Schallplattenspieler) als Inbegriff für kreatives DJing. DJ Hell: Ich bin jetzt seit über 30 Jahren im Plattenbusiness, 1977 beginnend. In den Clubs gab es damals lediglich zwei Plattenspieler, ein Mischpult und einen Kopfhörer. Es ging aber dabei nicht ums Mixen, sondern einen ganzen Abend musikalisch zu gestalten und alle möglichen Musikstile zu verbinden. Die Compact Disc als ein weiteres Medium, das sich im DJing etablierte, wurde in Zusammenarbeit von Philips, Poly Gram und dem Bayer-Konzern entwickelt und am 17. August 1982 vorgestellt. Als erste Pop-CD kam das Album „The Visitors“ von ABBA auf den Markt. Um CD-Interessenten auch ein der Vinyl-Maxi-Single adäquates, digitales Medium anzubieten, erschienen ab 1987 erste Maxi-CDs im 3“- und 5“-Format, die sich letztlich in den Neunzigern gegenüber der 7“- und der Maxi-Single durchsetzten. Großmärkte verbannten das Vinyl zu Gunsten der CD aus ihren Regalen, so dass sich vorrangig Recordshops wie Delirium oder Hard-Wax und Vertriebe, z. B. Groove Attack, Discomania, auf Vinyl konzentrierten, um die Klientel der DJs weiterhin mit ihrem favorisierten Medium zu versorgen. Kaum war die CD in den Regalen, tüftelte ab 1982 eine Gruppe Wissenschaftler des Frauenhofer-Instituts für integrierte Schaltungen in Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Zusammenarbeit mit den Firmen AT & T Bell Labs und Thomson an einem Verfahren zur Reduzierung von Datenmengen bei digital gespeicherten Audiodaten, das zehn Jahre später als Teil des MPEG-1-Standards definiert wurde. 1995 einigte man sich am Frauenhofer Institut ableitend von der Bezeichnung ISO MPEG Audio Layer 3 auf die Endung „.mp3“. Es revolutionierte die Musikwelt und ebnete somit den Weg für iTunes (seit 2001), MP3-Player und diverse illegale Tauschbörsen, die seit dem den Plattenlabels rückläufige Absatzzahlen bescheren. Musik war zuvor noch nie so leicht und schnell konsumier- bzw. verwaltbar, was auch den Einsatz im DJing begründet. 22 Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist Die Technik Die Vorreiter der DJs Die Vorreiter der DJs Die Geschichte der DJ-Kultur besagt, dass am 24.12.1906 in den USA mit der Übertragung von akustischen Signalen zu Schiffen via Funkgeräten die Geburtsstunde des Rundfunks und gleichzeitig des ersten DJs Reginald A. Fessenden schlug. In Deutschland erhielt Hans Bedrow den Status des ersten offiziellen Discjockeys, der 1917 in der Zeit des ersten Weltkriegs die Soldaten mit einem Radioprogramm unterhielt. Aus den damaligen Discjockeys kristallisierten sich Entertainer wie Martin Block in den dreißiger Jahren oder Alan Freed in den Fünfzigern heraus, die ihr Publikum nicht nur musikalisch, sondern auch verbal unterhielten. Den Einfluss des DJs erkannten Schallplattenfirmen frühzeitig, so dass „Payola“ (Pay For Play) als Bestechungsform die DJ-Honorare aufbesserte und die Tonträger-Industrie ihre gewünschte Promotion erzielte. 1959 kam es aufgrund des Payola-Vorwurfs zum Prozess, bei dem 207 DJs angeklagt wurden. (13) Auch die Anfänge des Rappens reichen bis in die 1950er Jahre zurück, denn afroamerikanische DJs wie Lavanda Durst alias Dr. Hep Cat oder Al Benson moderierten im Takt der Musik mit eigens kreierten Wortfetzen und Sprachkombinationen. Auch Murray Kaufman alias Murray The K. entwickelte seinen eigenen rhythmischen Moderationsstil, der ihm zur Überbrückung zwischen zwei Songs diente. In Europa kristallisierten sich die ersten berühmten DJs erst Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre heraus, zu denen der Deutsche Klaus Quirini als erster DJ einer Discothek, Brian Mathew, der den „Saturday Club“ als erste britische Sendung für Pop-Musik moderierte, oder Jimmy Saville und Emperor Rosko gehörten. BesonJohn Peel (2) deren Einfluss übte John Peel aus, der sich in den siebziger Jahren verantwortlich für die „Peel-Sessions“ zeichnete, d. h. er lud Künstler in sein Studio ein, um ihre Titel mit einem veränderten Arrangement zunächst für seine Radiosendung und später für die Veröffentlichung auf Vinyl einzuspielen. History 23 HISTORY Die ersten „Discothéquen” Während des zweiten Weltkrieges waren Discotheken seit ihrer Entstehung in Frankreich (deswegen auch „Discothéque” geschrieben) auf den Tanz zur Musik einer Schallplatte und nicht einer Band ausgelegt. Aufgrund eines Clubverbots durch die deutsche Besatzung zogen sich die französischen Nachtschwärmer in Keller und andere unterirdische Gemäuer zurück, um der Musik von Vinyl oder Schellack zu frönen. In den fünfziger Jahren wurde z. T. das Prinzip der Musikunterhaltung durch die Schallplatte beibehalten. 1958 eröffnete in Aachen der „Scotch Club” zunächst als Jockey-Tanz-Bar, um ab 1959 als weltweit erste Discothek mit Quirini als DJ gefeiert zu werden. In New York begann die Discothekenära 1960 mit dem „Le Club“ bzw. Slim Hyatt als erstem Club-DJ, und weiteren Clubs wie dem „L’Interdit“, „The Shepheard´s” oder „Il Mio Club“. (13) Der Einfluss der DJs auf die Entwicklung von Dance-Music Erst in den späten sechziger Jahren kristallisierten sich in New York kreative DJs heraus, die durch ihre Mixing-Techniken die Gäste auf der Tanzfläche hielten. Ein Protagonist war Francis Grosso, der erst im „Salvation“ und nach deren Schließung in der Undergrounddisco „The Church“ bis 1972 das Mixing perfektionierte und somit als Urvater dieser Technik gilt. Neben seiner Erfindung der Slipmat (eine Filzmatte, die das Rutschen der Schallplatte auf dem laufenden Plattenteller ermöglicht) beeinflusste er auch durch seinen Stil, verschiedene Musikrichtungen nicht nur durch reines Überblenden, sondern z. B. Vocal-Sequenzen und Breaks zweier verschiedener Platten zu einem neuen Stück zu kombinieren, alle folgenden DJ-Generationen. Er performte somit das erste Live-Remixing. Da die DJs längere Versionen ihrer Platten für den Discotheken-Einsatz beanspruchten, startete 1972 DJ Tom Moulton als erster den Versuch, einen Remix für eine Single der Trammps anzufertigen. Aber erst mit dem Siegeszug der Maxi-Single im Jahr 1976 etablierte sich das Remixing. 24 Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist Die ersten "Discothéquen“ Der Einfluss der DJs auf die Entwicklung von Dance-Music / Die Disco-Ära Die Disco-Ära Auch viele Clubs und Discotheken waren buchstäblich an der Entwicklung von Musikrichtungen und deren Namensgebung beteiligt. Ein Inbegriff für die Disco-Zeit stellt das Studio 54 (1977-1986) dar, das ursprünglich ein ausrangiertes Fernsehstudio der CBS in der 54. Straße Manhattans beherbergte. Aber die hervorgerufene Disco-Welle mit ihren Produktionen von Chic, Patrick Hernandez oder Sylvester, die vorrangig von einem homosexuellen Publikum konsumiert wurden, stieß nicht bei allen Musikliebhabern auf Zuwendung, denn einige Musiker empfanden Disco als „Dorn im Auge“. Ihres Erachtens war sie eine oberflächliche Kombination vorhandener musikalischer Materialien. Entstanden aus dem PhillySound, basierte Disco auf der stampfenden 4/4-Takt-Kombination von Drums und Schlangestehen vor dem Studio 54 (3) Bass bzw. den von umfangreichen Streicherarrangements untermalten verbalen, simplen Botschaften, die als motivierendes, treibendes Element die Euphorie auf der Tanzfläche anheizten. Neben vielen Hits, wie Giorgio Moroders „Love To Love You, Baby“, gesungen von Donna Summer, oder Silver Conventions „Fly Robin Fly“, prägte ein Tanz die Disco-Ära: der Hustle. Im New Yorker Club „Adam’s Apple“ wurde als erstes diese schnellere Variante des Twists getanzt. Nachdem der Resident-DJ David Todd aus dem „Adam’s Apple“ dem namhaften Produzenten Van McCoy von diesem Tanz erzählte, produzierte McCoy 1975 kurz entschlossen den gleichnamigen Welthit. Auch die Filmindustrie sprang 1977 auf den Zug auf und widmete der Disco-Ära „Saturday Night Fever”, dessen erfolgreicher Soundtrack größtenteils von den Bee Gees produziert wurde. Außerdem beeinflusste die Disco-Welle die Entwicklung der DJ-Kultur durch die damals aufkommende Maxi-Single. Dabei ist ihre Geburt einem Zufall zu verdanken. Tom Moulton, seines Zeichens Remixer der ersten Stunde, wollte eine seiner Neuinterpretationen auf 7“ pressen lassen. Aber da das Presswerk zu dem Zeitpunkt ihm nur eine 12“ anbieten konnte, lies History 25 HISTORY er den einen Track auf LP-Größe schneiden. Dabei stellte Moulton fest, dass sich die Qualität enorm verbesserte. Maxi-Singles wurden fortan als Marketinginstrument genutzt, um DJs mit den mixfreundlichen langen Versionen zu beliefern, damit diese Maxis im Club aufgelegt und somit promotet werden. Tom Moulton (4) Das Potential der Vermarktung von Disco-Musik über den DJ erkannten 1975 David Mancuso, der in Manhattan die „Loft Partys“ veranstaltete, Steven D’Aquisito und Vince Aletti, die sich zum ersten DJ-Record-Pool zur Bemusterung der DJs von Plattenfirmen zusammenschlossen. Die Beliebtheit von Disco schlug sich auch auf die Discothekenanzahl nieder, die in den USA zu dieser Zeit auf reichlich 10.000 anstieg, allerdings gleichzeitig durch deren zunehmende Kommerzialisierung für das Publikum an Attraktivität verlor. 1979 eskalierte die Antipathie zum DiscoSound, indem Radio-DJ Steve Dahl unter dem Motto „Disco Sucks“ Hunderte von Discoplatten in einem Baseballstadion demonstrativ verbrannte. Die Bilanz dieser „Heldentat”: Massenpanik und Verwüstung des Stadions. Der Unmut über Disco drückte sich ebenfalls in Produktionen wie „Death Disco“ von PIL, David Peels „Death To Disco“ oder durch in Schallplattenläden aufgestellten Schildern mit dem Schriftzug „Guaranteed No DisDisco Sucks im Baseballstadion (5) co“ aus, die somit ihre Einstellung zum Disco-Sound propagierten. Dennoch bleibt Disco bis in die Gegenwart ein wichtiger Musikstil, von dem sich auch namhafte Künstler inspirieren ließen: Rolling Stones: Miss You Kiss: I Was Made For Loving You Blondie: Heart Of Glass Rod Steward: Do Ya Think I’m Sexy 26 Enthusiast | Bedroom-DJ | Professional DJ | Artist Die Disco-Ära DJs make Music Als Konkurrenzlocation zum Studio 54 etablierte sich zunehmend das 1976 eröffnete „Paradise Garage“, welches sich in einer alten LKWWerkstatt befand. Der Resident-DJ Larry Levan (1992 verstorben), der eine Mischung aus Disco, Soul, Gospel, Electronic Rock und Reggae auflegte, Larry Levan (6) verstand es, seine Gäste durch sein Set samt Videoeinspielungen und über die Klimaanlage verstreute Essenzen zu begeistern. Die Euphorie für Levans besonderen Stil teilte auch Journalist Frank Owen, die er mit diesem Zitat honorierte: "Im Bann von Levans betäubendem Mix schienen die Leute menschliche Grenzen zu überschreiten. Männer krochen auf Händen und Knien und heulten wie Hunde, während andere sich verrenkten und herumsprangen, als könnten sie fliegen. Nach einem 24stündigen ununterbrochenen Marathon stand eine erschöpfte Menge vor Levans DJ-Pult und bettelte ,Mach weiter!'.“ (24) Auch für seine audiophilen Leidenschaften war Levan bekannt. Durch die Benutzung verschiedener Tonabnehmer zu verschiedenen Zeiten steigerte er sein Set durch einen zunehmend besseren Sound. 1987 schloss allerdings das „Paradise Garage“, aber sein Ruhm ist auch Dank der Namensgebung für den New Yorker-Musikstil „Garage-House“ noch gegenwärtig. DJs make Music Grandmaster Flash & The Furious Five "The Message“ (7) Nicht nur in Manhattan kristallisierte sich ein pulsierendes Nachtleben heraus. In der South Bronx wurde 1975 die erste „Block Party“ von Clive Campbell alias Kool DJ Herc (als Kürzel seines Spitznamens Hercules) organisiert. Herc gilt auch als Erfinder des Breakbeats und der Backspin-Technik. Mit dieser entwickelten Frühform History 27