Pfarre Jenbach | Pfarrgeschichte - Seelsorgeraum Jenbach

Transcrição

Pfarre Jenbach | Pfarrgeschichte - Seelsorgeraum Jenbach
Pfarrgeschichte
zusammengestellt von Franz Lackner, Jenbach, für das Jenbacher Buch
Mehr als 500 Jahre hat die Pfarrkirche zu St. Wolfagng in Jenbach überdauert.
"Auf der Traten", der westlichen Anhöhe von "Ympach", wie Jenbach 1269 erstmals genannt wird, erhebt
sich die Kirche in stattlicher Lage. Sie ist als Zeugnis gemeinsamen Willens und Glaubens einer Arbeiter- und
Handwerkersiedlung entstanden.
Der Silberbergbau hatte im 15. Jahrhundert in der Gegend um die Stadt Schwaz zur Ansiedlung vieler
Knappen und Handwerker geführt und die Bevölkerung stark anwachsen lassen. Als die Hüttenwerke vom
unberechenbaren Schwazer Lahnbachweg an den gleichmäßig fließenden Kasbach nach Jenbach verlegt
worden waren, begann der Ort, bisher ein kleiner Weiler der Gemeinde Wiesing, zur noch weiter östlich
gelegenen Pfarre Münster gehörig, aufzublühen. Die Jenbacher wollten nun eine eigene Kirche.
Am Mittwoch nach Jakobi, also Ende Juli 1486, beschlossen sie, sich die Baugenehmigung zu besorgen,
berieten die Finanzierung und bestellten als Geldverwalter, "Paumeister" genannt, den erfolgreichen
Gewerken Virgil Hofer, der in Schwaz und Rattenberg durch die Silbergewinnung schon reich begütert war
und also etwas von Geld verstand. Hans Hartmann aus Schwaz half ihm dabei. Wohl auf Wunsch Virgil
Hofers dürfte der hl. Wolfgang Kirchenpatron geworden sein.
Als Verwalter folgten später Nikolaus Gaulnhofer und Hans Mall. Der "Werkmeister", der den Bau entwerfen
und durchführen sollte, war Gilg Mitterhofer, ein erfahrener Mann, welcher bereits die Schwazer Pfarrkirche
gebaut hatte (1483 - 1478) und noch die Kirche von Vomp errichten sollte. Der spätere Erbauer der
St.-Leonhards-Kirche bei Kundl war sein Polier Jörg Steyrer. In Rom residierte zu dieser Zeit Papst Innocenz
VIII.
Gegen langen, zähen Widerstand von Kaiser und Papst hatte die Brixener Geistlichkeit schließlich Georg II.
Golser (1464 - 1488) als Bischof gewählt und in Rom durchgesetzt. Er war ein respektabler Mann: hatte er
doch unter anderem 1486 den römischen Inquisitor und Hexenschnüffler als Unruhestifter aus seinem Tiroler
Bistum hinausgeworfen. Dieser Bischof also gab seinen Sanktus, und die Jenbacher ließen vorest in 118
Tagschichten durch die Meister Lamprecht und Waldner eine hölzerne Notkapelle errichten. Die
Schmelzherren Hans Mall und Hans Schroter hatten sie zusammen mit dem Hüttenschmied Lienhard
spendiert. Zu Peter und Paul, am 29. Juni 1487, konnte der Pfarrherr von Münster in ihr die erste Messe
feiern. Inzwischen hatte man aber schon am 22. Februar des gleichen Jahres den Grundstein zur heutigen
Kirche gelegt, feierlich "zu Ehren Gottes und des hl. Wolfgang" unter Beisein der Vertreter des Landesfürsten
und des Bischofs " ... hat das andächtige Volk goldene und silberne Münzen zur Steuer am Bau auf
demselben geopfert".
Eine echte Bärenhaut, gute 13 Kreuzer wert - das bedeutet 6 ½ kg Rindfleisch nach damaligem Kaufwert fand sich unter den ersten Spenden der vielen kleinen Leute aus Jenbach, die Ringe, silberne Schließen,
Mäntel, Hühner und sogar Pferde als ihr Scherflein zum Kirchenbau beigesteuert hatten. Daneben lagen 65
1/12
blanke Goldgulden, eine große Summe für den Anfang. Erzherzog Sigmund ließ sich nicht lumpen und legte
150 Gulden drauf. Aus den Opferstöcken an den Straßen floß einiges dazu, doch die Basis der Finanzierung
bildete das "Almosenherz", der Zehent, den die Silbergrubenbesitzer an den Landesfürsten zahlen mußten.
Aus diesen Mitteln gab es im ersten Baujahr so viel, daß mit anderen Spenden 1277 Gulden
zusammengekommen waren. Säuberlich wurden alle Erzspenden verrechnet. Nicht nur begüterte Gewerken,
vor allem die Knappen und einfachen Stollenarbeiter trugen mit ihren persönlichen Erzspenden Jahr für Jahr
zum Baufortschritt ihrer Kirche, einer Arbeiterkirche, bei. Von Pfarrern und Geistlichen ist wenig die Rede
während der Zeit des Kirchenbaues. Der Bischof hatte hatte ihn genehmigt, der Pfarrer von Münster und
seine Kapläne pflegten die Seelsorge, aber Planung, Finanzierung und Bau der Kirche wurden von den
Laien, den Jenbachern bewerkstelligt, einer Kirche, die sich das Volk gewünscht und selbst erbaut hat. Man
hatte damals lange Ritte ins Zillertal und bis nach Kufstein unternommen, um einen eigenen Kaplan
anzuwerben, aber man nahm nicht jeden. Üblicherweise mußte damals jeder eine Probepredigt halten...Die
Kapläne waren eigentlich nur Kooperatoren von Münster und wohnten nicht ständig in Jenbach.
Das geplante Gotteshaus sollte eine stattliche Kirche werden! Nicht nur Kalkbruchstein, der vom nahen
Buchberg und Kienberg kam, sondern auch teurer roter Marmor aus der Hagau aus Kramsach mußte her für
die Westtürmchen, die drei Portale, die Strebepfeiler, die Fensterleibungen, die Lisenen, die Sockelkanten,
die Mauer- und Turmkanten sowie im Inneren für Säulen-, Pfeilerstöcke und Opferstock. Man hat sich
wertvolles Material was kosten lassen. In vielen Kirchen der Umgebung ist dieser nichtkristalline
"Pseudomarmor" kunstvoll verarbeitet worden.
Geschliffene Treppensteine besorgte man aus Breitenbach am Inn, grauen Sandstein für die inzwischen
längst abgeschlagenen gotischen Rippen aus Mittenwald in Bayern. Gebrannte Ziegel wurden in Heiligkreuz
bei Hall gefertigt, leichter Tuffstein für das Gewölbe in Vomperbach gebrochen. Weither, aus Telfs und aus
der Leutasch mußte gutes Bauholz samt den Dachschindeln besorgt werden, weil die Jenbacher Umgebung
samt dem Achenseegebiet kaum den Holzbedarf der Schmelzhütten und Stollenbauten decken konnten.
Im April 1487 wurde der Grund ausgehoben. Dann ging der Bau rasch voran. Nach acht Monaten war der
Chor, der Ostteil der Kirche unter Dach, wenn auch das Gewölbe noch fehlte. Im folgenden Winter konnten
sich die Jenbacher schon um den schweren Marmoraltar zur Messe versammeln. Die heutige Sakristeitür
stammt aus diesem ereignisreichen Jahr 1488. Ein Meister von Kundl lieferte das inzwischen längst
verschollene St.-Wolfgangs-Bild und zehn Jahre später eines des heiligen Leonhard, welches ebenfalls
verloren gegangen ist. Im folgenden Jahr bekam der Chor seine ersten Glasfenster, wohl viel bescheidener
als die heutigen. Dann war es zehn Jahre lang still auf der Baustelle. Erst in den neunziger Jahren war
wieder genügend Geld vorhanden, um unter anderem Jörg Steyrer den gewaltigen Chorbogen mit acht
feingearbeiteten Konsolen vollenden zu lassen. Das Presbyterium hatte seine Wölbung mit gotischem
Gerippe bekommen. Der Turm war nur bis unter die Schallöcher gediehen, alle Marmorarbeiten der Kirche
waren zwar fertig, aber das Langhaus war wahrscheinlich flach eingedeckt worden.
Der Schlußstein des Chorbogens trägt apsisseitig zum Zeichen der Fertigstellung die Jahreszahl 1500.
Zäh ging das Geld ein, wenn auch von Rom 1494 bis 1500 Ablässe verliehen worden waren, die neben
einem Besuch der Kirche ein Almosen zugunsten des Kirchenbaues vorgeschrieben hatten.
2/12
Bekanntermaßen hatte u.a. die Unsitte des schließlich käuflichen Ablasses zur Reformation durch Martin
Luther geführt.
Als architektonisches Gegenstück zum Presbyterium im Osten erbaute man nun unter Peter v. Piber aus
Bayern und Hans Frank die Westempore über einem Kreuzrippengewölbe als angemessenen Betplatz für die
Nobilität.
Inzwischen war 1501 Gilg Mitterhofer gestorben.
Bürokratisch-Rechtliches wurde in den Folgejahren komplettiert: So gab es von 1508 an ständig einen
eigenen Kaplan, ein Taufstein wurde genehmigt, tägliche Messen konnten unabhängig von der zuständigen
Pfarre Münster gefeiert werden, mehr geschah nicht. Um 1510 erstarb die Bautätigkeit schließlich vollends.
1518 hatte bereits ein gewisser Lienhart Schmidt testamentarisch einen Baugrund für einen Widum gestiftet,
um ( wie es wörtlich heißt) "ein Priesterhaus zu zimmern und zu bauen, wie es die Notdurft erfordert", doch
scheint man mit dem Bau keine große Eile gehabt zu haben. Erst in der Kirchenrechnung von 1550 und 1555
werden Arbeiten im "Priesterhaus" verrechnet.
Einer der Kapläne war Sebastian Häringer. Von dem erwähnen die Visitationsakten, daß er "ein ziemlich
grober Baier" gewesen sei.
Aus dieser Zeit - und zwar aus dem Jahre 1512 - stammen auch die zwei besonders kostbaren
spätgotischen Zunftstangen.
Jahrzehntelang mag das unvollendete Provisorium dieser Kirche ein eigenartiges Bild geboten haben.
Der Silbersegen floß spärlicher. Verdienst und Spenden gingen zurück. 1551 wurde die Kanzel vollendet,
1561 entstanden zwei Sonnenuhren. 1586 erwarb man die zweitgrößte und damit die dritte Glocke und ließ
1597 durch den Meister Stephan Schurpein eine richtige Uhr in den unvollendeten Turm einbauen. Für 1589
sind eine Reihe von Meßgewändern und die prachtvolle gotische silberne Monstranz nachgewiesen. Erst
gute 100 Jahre nach der Grundsteinlegung mußte 1602 das ganze Dach mittels Lärchenschindeln neu
gedeckt werden. Wohl um 1609 dürfte das Langhaus eingewölbt worden sein.
In der Zeit von 1600 bis 1625 hatten die Jenbacher mit ihren Kaplänen wenig Glück. Die meisten blieben nur
einige Wochen. Zeitweise leisteten die Pfarrer von Münster, der Seelsorger von Eben und die P. Augustiner
von Rattenberg Aushilfe. Eine Abordnung aus Münster, Rattenberg und Jenbach ereichte schließlich in
Brixen, daß in Jenbach 1594 eine Kuratie errichtet wurde.
Im Herbst erscheint Christoph Zickh von Innsbruck und nennt sich "neu angehender Kurat in Yhenpach". Um
diese Zeit beginnen auch die Matriken der hiesigen Seelsorge.
3/12
An der Kirche wurde weitergearbeitet : die alte Westempore durch eine tiefergestellte, aber arenaartig
ansteigende ersetzt, deren tragende Marmorpfeiler durch ihre Kapitelle den Renaissancecharakter verraten.
Erst im Jahre 1650 wurde das oberste Turmgeschoß errichtet, dessen runde Fenstersäulen die späte
Fertigung bezeugen, und schließlich der hölzere Turmhelm aufgesetzt.
1672 traf die ganz große Glocke ein, "gegossen von dem vürnehmen und kunstreichen Johann Rippo,
Stuck- und Glockengießer in München".
Unter den Kuraten Heinrich Waldtenair und Blasius Salcher wurde der Kirchturm ausgebaut, sowie der Bau
der Kirche vollendet.
Nebenbei etwas zum Schmunzeln aus dieser Zeit:
Mit dem Kurat Urban Wischthaler war der kirchliche Visitator nicht zufrieden, noch weniger mit seiner
Wirtschäfterin, von welcher gesagt wurde, daß sie "ein boshafter Mensch sei, daß sie in den Wirtshäusern
zwei Maß trinke und ihren Herrn dann auf den öffentlichen Gassen ausgreine". (1658)
Die Blüte des Barocks wurde dank der aufstrebenden Wirtschaft und befähigter einheimischer Künstler auch
in der Jenbacher Wolfgangskirche wirksam. Offenbar angesichts der neuerlich drohenden Türkengefahr ist
1678 eine Rosenkranzbruderschaft gegründet worden. Diese um 1700 einflußreiche Gesellschaft mag den
Anstoß zur Barockisierung der Kirche gegeben haben.
Der aus Götzens stammende, in Schwaz ansässige Architekt Jakob Singer schmückte zusammen mit
seinem Bruder Hans in der Zeit von 1730 bis 1735 das Deckengewölbe von Langhaus und Apsis mit
reichhaltiger Bandelwerkstuckarbeit, nachdem die gotischen Gewölberippen kurzerhand heruntergeschlagen
worden waren. Anschließend erfolgte die Ausschmückung des Kirchenplafonds, deren zentrales Bild im
Presbyterium den Rosenkranz zum Thema hat. Neuerdings werden die Fresken der Gewölbe und des
Frontbogens, entstanden um 1735, dem Meister Johann Georg Höttinger dem Jüngeren (ca. 1690 - 1767),
zugeschrieben. Er stammte aus einer Schwazer Malerfamilie, hatte u.a. in Salzburg seine Ausbildung
genossen und stand unter dem Einfluß von J.M. Rottmair und M. Altomonte.
Widersprüchliche Meinungen hielten einmal Christoph Anton Mair, den Stockinger, aus Schwaz, ein
andermal Feistenberger für den Schöpfer der Deckengemälde.
Der Hochaltar wurde barock errichtet. Von ihm sind nur mehr vier Bischofsstatuen erhalten: der hl. Nikolaus,
der hl. Wolfgang, der hl. Blasius sowie der legendäre hl. Cassian, der der Gründer des Bistums Brixen
gewesen sein soll.
1738 spendierte der Brauereibesitzer Magginger ein neues Kirchengestühl, dessen schwungvolle, in dunkler
Eiche gearbeitete Wangen bis heut überdauert haben.
4/12
Wie die Kirchenrechnung bezeugt, hatte man 1754 eine neue Orgel eingebaut. 1777 mußte die Kirche
neuerlich eingedeckt werden. 1784 wurden die Kirchentüren erneuert.
Ein lang ersehnter Wunsch der Jenbacher ging in Erfüllung, als unter dem Kuraten Ignaz Valtiner
(1770-1758) die Stiftung der Kooperaturstelle erfolgte.
An der Westseite über der Empore weisen die Wappen der Grafen Tannenberg (Schloß Tratzberg und
Schwaz), der Fugger (Schwaz und Augsburg) und der Millauer (adliger Schmelzherr in Jenbach) darauf hin,
wer die neue Innengestaltung der Kirche bezahlt hat. Nicht mehr Knappen und bürgerliche Unternehmer
bestimmen Wirtschaft und Kunst, sondern der Adel hat die Führung der Gesellschaft übernommen und wird
zum Bau- und Kunstmäzen. Die Veränderungen am Kircheninneren aus dieser Zeit stellen eine, wie Egg
sagt, "vorteilhafte und künstlerisch wertvolle barocke Neugestaltung des gotischen Raumes und ein
gelungenes Ineinandergreifen zweier Kunstperioden dar". Die Barockisierung gab der Kirche "den letzten
Schliff".
Die napoleonische Zeit und der Tiroler Freiheitskampf waren ausgestanden, das Jenbacher Widum 1809
geplündert worden. Nun schritt man unter Kurat Gröger von 1829 bis 1830 zu einer neuerlichen Renovierung
der Kirche. Der Umschwung des Zeitgeschmacks fegte, soweit das Geld ausreichte, die alte barocke
Einrichtung wieder hinaus. Glücklicherweise beließ man Decke und Emporenaufbau.
Die um 1820 entstandenen Kreuzwegstationen sehen wir heute noch. Die Orgel wurde 1836 durch Meister
Mauracher um 690 Gulden erneuert, offenbar unter Erhaltung des barocken Gehäuses. ( Eine Kuh kostete
damals z.B. rund 50 Gulden.)
Für den Hochaltar kam ein Bild aus München von Alois Stadler (1830), eine Muttergottes mit den
Kirchenpatronen über Jenbach thronend. Die neuen Seitenaltäre schmückten Bilder des Innsbrucker Malers
Jehle, ein Christus am Kreuz und ein hl. Sebastian, die infolge der Neugotisierung bald weichen mußten und
bis 1959 nordseits im Hauptschiff hingen. Ein spannendes und feierliches Ereignis war die Abnahme des
Turmknopfs 1863 und die Ergänzung der schicksalsschweren Chronik seit 1806.
Bereits 1865 gefiel der Hochaltar nicht mehr. Recht unglücklich steckte man nun das große Altarbild in einen
neugotischen Rahmen.
1891 wurde Jenbach, bisher eine Kuratie der Pfarre Münster, zur Pfarre erhoben. Erster Pfarrer war Ivo
Neuner (bis 1892). 1892 bekam der nun vergrößerte Friedhof um viel Geld repräsentative Arkaden mit der
Lourdeskapelle. Pfarrer Franz Borgia Halder, 1894 nach Jenbach berufen, begann vier Jahre später eine
5/12
neuerliche, über Jahre dauernde Generalrenovierung im Geiste der Neugotik: von den damals neuen
Seitenaltären, der Kanzel, den Fenstern etc. sind heute nur mehr der Taufstein (1908) vom Bildhauer Egg
aus Innsbruck und einzelne kleine Statuen in der Kirche zu finden. 1905 erweiterten zwei Glocken im Ton G
und C das Geläute, welches nun aus fünf Glocken in Bronze (80 Prozent Kupfer, 20 Prozent Zinn) bestand:
1. die "Große", 1.575 kg, Firma Rippo, München 1672, Ton ES,
2. die "Zwölferin", 800 kg, Firma Grassmair, Innsbruck 1905, Ton G
3. die "Elferin", Firma Dengg, Jenbach 1855, Ton B,
4. das "Sterbeglöcklein", 800 kg, Firma Grassmair, Innsbruck 1905,
Ton C,
5. die "Kleine" (gesprungen), Firma Rippo, München 1673, Ton ES.
Mit starker Hand müssen Jenbachs Organisten ihrem Instrument zugesetzt haben. Längstens 80 Jahre
überdauerte in Jenbach eine Orgel. 1907 wurde eine neue durch die Firma Behmann in Schwarzach gebaut.
Dann kam der erste Weltkrieg und machte 1916/17 aus vier Glocken kurzerhand Patronenhülsen. Nur die
"Kleine" durfte im Turm bleiben. Aus dieser Erfahrung und aus Geldmangel zog Pfarrer Hörbst später die
Konsequenz und ließ 1923 die fünf neuen Glocken schmucklos in militärisch unbrauchbarem Stahl
ausführen. Die Glockengießkunst der Firma Böhler in Kapfenberg vermochte es, auch diesem derzeitigen
stählernen Geläute einen angenehmen, warmen Ton abzuringen, mag er auch härter sein und nicht so lange
ausklingen wie von Bronzegüssen. Am 18. März des gleichen Jahres weihte Bischof Waitz aus Brixen die
neuen Glocken:
1. "Barbara" 2.400 kg Ton C
2. "Josef" 1.750 kg Ton D
3. "Maria Verkündigung" 1.250 kg Ton E
4. "Notburga" 755 kg Ton G
5. "Schutzengel" 535 kg Ton A
Bevor die neuen Glocken 1930 eine elektrische Läutanlage erhielten, wurde im Verlauf der Neueindeckung
des Kirchturms auch die Chronik des Turmkopfs auf den neuesten Stand gebracht. Die wirtschaftliche und
politische Krisenzeit ließ weit über den zweiten Weltkrieg hinaus kaum Änderungen oder Verbesserungen zu.
1942 und 1958 wurden Teile des Daches erneuert.
Die Ernüchterung nach dem Krieg und die damit verbundene Suche nach dem Ursprünglichen und
Wesentlichen ließen das neugotische Gewand der Kirche unzeitgemäß und unecht erscheinen. So begann
6/12
1959 die "Entrümpelung" von nahezu allen neugotischen und Nazarenerelemten samt den Fenstern. Manch
altem Jenbacher blutete dabei das Herz ... Das vermauerte Apsisfenster wurde wieder aufgebrochen. Zwar
fiel mehr Licht in den Kirchenraum, die blasse Verglasung konnte aber nur eine vorübergehende
Verlegenheitslösung darstellen.
Die ganze Kirche wurde geweißt, die Stukkatur durch zarte Farbunterlegung hervorgehoben. Die gotische
Muttergottes wanderte vom Platz über dem Nordtor auf den linken Seitenaltar, den rechten schmückten drei
der heute noch vorhandenen barocken Bischofsstatuen. Das neue Speisgitter wurde auf die unterste,
vorgezogene Marmortreppe verlegt. Von den Bildern verblieben nur die nun neu aufgerichteten, alten
Kreuzwegstationen. Eine dezente, indirekte Beleuchtung wurde in gemauerten Halbtrichtern an den Wänden
untergebracht.
Am Karfreitag 1960 wurde das neue Hochaltarbild "Christus am Kreuz" , flankiert von den Kirchpatronen St.
Wolfgang und St. Leonhard, enthüllt. Es stammt von Prof. Fred Hochschwarzer aus Schwaz. Jetzt hängt
dieses Tafelbild frei über dem Volksaltar. Damals, als die alte Ausstattung der Kirche noch in frischer
Erinnerung war, für manche Jenbacher allzu modern!
Zu Christkönig des gleichen Jahres erhielt der Hochaltar einen neuen Tabernakel: Im Inneren ein Stahlsafe,
eine Gemeinschaftsarbeit der Lehrlingswerkstatt der Jenbacher Werke. Die vorzügliche Goldschmiedearbeit
leistete die Firma Schneider-Rappl in Schwaz. Die hölzernen Kirchentore wurden mit Kupfer beschlagen, der
Bildhauer Prof. Hans Pontiller, ein gebürtiger Jenbacher, schmückte den Haupteingang (zwei Engel mit
Spruchband).
Dekan Cons. Nikolaus Pfeifauf hatte diese Renovierung unter der Obhut des Tiroler Denkmalamtes
durchgeführt. Pfarre, Gemeinde und Bischöfliche Finanzkammer beteiligten sich zu je einem Drittel an den
Kosten dieses großen Vorhabens.
Auch innerkirchlich und pfarrlich tat sich in dieser Zeit einiges:
So gibt es seit 1957 in unserer Pfarre den von der Diözese Innsbruck gewünschten "Pfarrlaienrat" :
Seíne Aufgabe besteht darin, in der Pfarre mitzuarbeiten, mitzuentscheiden und Verantwortung mitzutragen.
Die Pfarrlaienräte wurden damals vom Pfarrer berufen. Vorsitzender ist der PFARRHERR ,
geschäftsführender Vorsitzender ein LAIE .
Die Mitglieder dieses ersten "Pfarrlaienrates" waren:
Geschätsführender Vorsitzender : Stanis Moser
Stellvertreter : Alois Pichler
Schriftführerin : Emmi Graber
7/12
Mitglieder: Theresia Lackner, Annemarie Wimpissinger, Erika Erlebach, Willi Sanin, Hans Blaas, Heinrich
Moser, Martin Rubisoier, Alois Hofreiter, Georg Kainrath sen.
Es wird angeregt, allmonatlich eine Pfarrlaienratssitzung abzuhalten.
Bei einem Zusammentreffen mit Bischof Paulus Rusch am 19. Juni 1964 wurden folgende Anliegen als
besonders wichtig vorgebracht:
...die Notwendigkeit eines Vortragssaales ...die Erweiterung des Kindergartens ...Renovierung der
Kirchenorgel...auch der Wunsch nach einem "Pfarrzentrum" oder eines "Jugendheimes" wurde immer lauter (
besonders unterstützt auch von den Kooperatoren Lenz und Kluibenschädl ).
1962 - 1965 : 2. Vatikanisches Konzil , das viele liturgische Neuerungen brachte ( Volksaltar, Verwendung
der deutschen Sprache, Einführung der "Lesejahre" ( A, B, C ) , mehr Mitarbeit der Laien....
2. 10. 1966 : Jenbach wird Sitz des neuen Dekanates:
Pfarrer Nik. Pfeifauf wird 1. Dekan und zugleich "Geistlicher Rat" / "Consiliarius"
Am 15. Nov. 1970 wird zum erstenmal der "Pfarrgemeinderat" GEWÄHLT .
Ab 31. März 1971 wird die Handkommunion auch in unserer Pfarre erlaubt. Am 1. Mai d.J. wird die
Sonntag-Vorabendmesse am Samstag um 19 Uhr 30 eingeführt, ein Kindergarten-Ausschuß wird gebildet,
Dr. Hanspeter Neuner nimmt die Belange des Kindergartens wahr.
Am 26. Juli 1971 stirbt in den frühen Morgenstunden Dekan Nik. Pfeifauf
Als sein Nachfolger kommt am 26. Sept. 1971 Dekan Cons. Josef Patscheider nach Jenbach.
Er widmete sich ganz der Ausgestaltung und Verschönerung dieses Gotteshauses. Das unbequeme, alte
Kirchengestühl mußte, der erhofften besseren Andacht zuliebe, 1973 einem neuen weichen, die barocken
Wangen aber durften bleiben. Wie viel es geschlagen hat, sehen die Jenbacher seit 1974 auf allen vier
Turmseiten dank einer neuen Kirchturmuhr mit elektrischem Schlagwerk. Zur gleichen Zeit ersetzte der
wuchtige Volksaltar - wie auch der Ambo der Evangelienseite (1966) aus Hagauer Marmor - ein hölzernes
Provisorium und schlägt eine Brücke zur Handwerkskunst der alten Steinmetze, die in Hagau vor 500 Jahren
für die Jenbacher Kirche gearbeitet haben. Die Rückseite des Altars trägt die Stiftertafel.
Äußerlich ein Kleinod barocker Plastik, innerlich vom Holzwurm zerfressen und verstimmt, forderte die
überaltete pneumatische Orgel den Erneuerungswillen der Jenbacher heraus. Pfarre und Gemeinde stellten
ein Komitee, das schließlich die niederösterreichische Firma W. Walcker und Mayer in Guntramsdorf mit dem
Orgelbau beauftragte: Das Gehäuse muß die alte Form behalten, das Instrument muß neu erstellt werden.
Der Seefelder Restaurator Erwin Schwenninger sollte den barocken Zierat ausbessern, adaptieren und alle
Holzarbeiten "fassen".
8/12
Es entstand das Prachtstück einer mechanschen Schleifladenorgel von 20 Registern in einem "Hauptwerk"
und dem "Rückpositiv", das in der Emporenbrüstung installiert ist. So kommen 2x56 Töne, ergänzt durch 30
Pedaltöne, von 1700 Pfeifen aus Zinn, Kupfer oder Holz.
Ein Werk, das den Initiatoren, den Erbauern und den Spendern alle Ehre macht und schon im Oktober 1976
eingeweiht werden konnte. Kirche, Gemeinde und Spenden bestritten zu je zirka einem Drittel die Kosten von
1,4 Millionen Schilling. Diese Leistung ist besonders deshalb bemerkenswert, weil Gemeinde, Pfarre und
Diözese zur gleichen Zeit gemeinsam das 4,5 Millionen-Projekt des neuen Pfarr- und
Gemeindekindergartens verwirklichten.
Mit der persönlichen Stiftung des Apsis-Mitelfensters durch Dekan Patscheider selbst setzte er 1976 ein
neues Ziel: Persönliche Widmungen solten den Rosenkranz-Zyklus, Gestalten des Alten und Neuen
Testaments sowie Namenspatrone der Stifter in leuchtenden Glasfenstern erstrahlen lassen, ohne dem
Kirchenraum das nötige Licht zu nehmen. Diese Arbeit wurde wiederum durch Prof. Fred Hochschwarzer
meisterhaft geleistet und 1983 erfolgreich abgeschlossen.
In dieser Zeit wanderte die ehrwürdige, spätgotische Muttergottes vom linken auf den rechten Seitenaltar:
Jetzt schaut sie nicht mehr zur Wand, sondern ist, wie es sich für eine Fürsprecherin gehört, dem betenden
Volk Gottes zugewandt. Ein hl. Josef nahm am linken Seitenaltar ihren Platz ein.
Zwei "Ewige Lichter", zwölf einfache Apostelkreuze und -lichter (1978), zwölf Altarleuchter (1984) aus der
Werkstatt Schneider - Rappl sowie sechs marmorne Weihbrunnbecken seitlich der Türen ergänzten die
Einrichtung der Kirche.
Zu verschiedenen Festzeiten des Kirchenjahres schmücken den Hochaltar vorübegehend besondere
Stücke:
Ein spätgotisches Verkündigungsbild,
ein Jesuskind in der Krippe (1978) von Josef Bachlechner aus Hall i.Tirol,
ein Schmerzensmann "ecco homo" aus dem 18. Jahrhundert,
ein auferstandener Christus (1979) und
ein Heiliger Geist im Flammenkranz, letztere zwei von J. Bachlechner.
Nicht nur an der steinernen Kirche wurde gearbeitet, auch an der Kirche, dem "wandernden Volk Gottes in
die Zukunft" wurde "weitergebaut".
Vom 19.10. - 9.11. 1975 wird in der Pfarre eine "Volksmission" durchgeführt - in Form von offenen
Gesprächsrunden in den verschiedensten Lokalen und Wohnungen.
Im März 1976 erscheint der 1. "Pfarrbrief" (Druck: "Rofandruck" ).
Seit 1973 gibt es die jährlich stattfindende "Fahrt ins Blaue" mit den alten Menschen unserer Pfarre (
organisiert v. Stanis Moser / seit 1992 v. Helga Kinigadner )
Mit 1.11.1976 tritt die neue Beerdigungsordnung in Kraft: Eucharistiefeier mit dem Verstorbenen in der
Kirche und anschließend Beerdigung
1977 erscheint der Pfarrbrief im "Eigendruck" ( Verantwortlicher : PGR Josef Lackner )
9/12
Im April 1979 wird eine "Pfarrversammlung" abgehalten, in der über die vielfältigen Arbeiten in den
verschiedenen pfarrlichen Gremien berichtet wird.
20. Dezember 1980 : Reinhold Stecher wird zum Bischof ernannt
=== 25. Jänner 1981 : Bischofsweihe im Dom zu St. Jakob
Festlichkeiten zur Markterhebung v. Jenbach
- Einweihung der Gedenktafel am "Dorfplatz" ( Freitag, 25.
Juni 1982)
- Festgottesdienst am Sonntag, 27.Juni 1982 am
"Südtirolerplatz"
19./20. Nov. 1983 : PGR - Wahl
- Gewählt wurden 4 Männer / 4 Frauen / 2 Jugendliche
- vorher: Wahlvorschläge von einzelnen Gruppen Wahlberechtigt war jeder Katholik mit 18 Jahren, der
seinen ordentl. Wohnsitz in Jenbach hatte.
Mit einem "Pfarrfest" am 16.Sept. 1984 feiert die ganze Pfarre den 70. Geburtstag ihres Dekans Josef
Patscheider
Am 28. Juli 1985 werden die letzten Kreuzschwestern ( Sr. Amanda und Sr. Walpurgis ) verabschiedet. Mehr
als 5 Jahrzehnte waren die Kreuzschwestern in Jenbach tätig ( Kindergarten, Nähschule, Rel. Unterricht,
Jugendarbeit )
In der nunmehr 500-jährigen Geschichte unserer St. Wolfgangskirche wurden erstmals zwei Diakone zu
Priestern geweiht :
Ludwig Widner und Rudolf Silberberger ( L. Widner wird bei uns in der Pfarre als Kooperator tätig sein )
Am 28. Okt. 1986 verläßt Dekan Josef Patscheider die Pfarre Jenbach.
Ludwig Widner leitet die Pfarre als Pfarrprovisor, Pfarrer Heinz Hundegger v. Wiesing leitet das Dekanat als
"Dekanatsprovisor"
Vom Dekanatsklerus wird Peter Mayr am "Unsinnigen Donnertstag" 1987 zum neuen Dekan gewählt.
=== Einstand des neuen Dekans Peter Mayr am 24. 5. 1987 um 17 Uhr
Begrüßung am Südtiroler Platz / Gottesdienst mit unserem Bischof Reinhold Stecher / anschließend
festliches und gemütliches Beisammensein in der Aula der HS.
Die Anzahl der Gottesdienste am Sonntag wird neu festgelegt ( um 8, 10 und 19 Uhr )
10/12
=== 500 Jahrfeier unserer Pfarre : vom Samstag, 24.Okt. - Samstag, 31.Oktober 1987
( Jugendfest / ökumenischer Gottesdienst /Ausstellung und Präsentation des Kirchenführers / Pfarrfest im
VZ / Abschlußgottedienst mit unserem Bischof )
21./22. Nov. 1987 PGR - Wahl ( 480 gültige Stimmen / 5 ung. St. )
Bei der "Konstituierenden PGR-Sitzung" am 25. Nov.1987, in der Franz Lackner zum Obmann gewählt
wurde , stellt der
Herr Dekan die neuen ARBEITSKREISE vor und skizziert die
Schwerpunkte derselben :
AK : "Glaubensbildung", "Liturgie", "Soziales", "Öffentlichkeitsarbeit", "Arbeitswelt", "Jugend", "Familie und
Erziehung", "Gastarbeiter" ( kam später dazu )
"Wohnviertelapostolat" : Viele meldeten sich zum Verteilen der Pfarrbriefe
Die jährlichen "Mitarbeiterausflüge" sollen ein kleines "Dankeschön" der Pfarre an alle selbstlosen Helfer in
der Pfarregemeinde sein. Innerhalb kürzester Zeit waren für den Dienst in der Kirche mehrere Mesner
"einsatzbereit". Bald gewohnt war man bei den Gottesdiensten an die KommunionhelferINNEN oder an die
LeiterINNEN von "Wortgottesdiensten".
== Priesterweihe v. Christian Rubisoier am 29.6.1990 in Ibk.
Zu einem großen Festtag der ganzen Pfarrgemeinde wurde dann die PRIMIZ von Christian Rubisoier.
Als Kommunikationsplatz bietet sich das schöne "Pfarrplatzl" ("Petersplatzl") immer mehr an:
für Agapen nach den großen Festgottesdiensten ( Ostern Erstkommunion, Firmung ), aber auch nach
Hochzeiten und Taufen und nicht zuletzt für die Pfarrfeste.
Am 6. Okt. 1991 feierten wir den 50. Geburtstag unseres Herrn Dekan Peter Mayr - Zur Gratulation am
"Petersplatzl" war die ganze Pfarre und alle Prominenz versammelt.
21./22. März 1992 : PGR - Wahl
- wahlberechtigt....jeder Katholik
....wohnhaft in Jenbach
....16 Jahre alt
- Gewählt wurden : 3 Frauen / 3 Männer / 4 Jugdl.
Ab September 1992 entfällt am Sonntag der 8 Uhr-Gottesdienst, da unser Herr Dekan auch die Pfarre
11/12
Strass "mitversorgen" muß.
Die Vision und der Wunsch einer Pfarre:
"Wenn viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, geschieht Großes."
(Texte zum Teil entnommen aus dem "Jenbacher Kirchenführer" /Fred Läugner und Hanspeter Neuner, aus
den "Jenbacher Chronik" Blättern, aus PGR-Protokollen )
http://www.sr-jenbach-wiesing-muenster.at/jenbach/cms/index.php?page=211&pdfview=1
12/12