Die Deutschen haben doch Humor

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Die Deutschen haben doch Humor
BESIGHEIM & UMGEBUNG
MO., 25. JANUAR 2016
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KABARETT
HESSIGHEIM
Die Deutschen haben doch Humor
Augenzwinkernd hält der polnische Künstler Marek Fis seinem Publikum den Spiegel vor – Unterschiede und Gemeinsames
BESIGHEIM
VON TOBIAS BUMM
Das historisch angespannte Verhältnis von Deutschen und Polen
beleuchtete der Kabarettist Marek Fis von der humoristischen
Seite in der Stadthalle Alte Kelter
bei seinem Programm „Baustelle
Europa: Ein Pole packt ein/aus“.
Der Grenzgänger verstand es dabei, beide Nationalitäten zu
durchleuchten und die Scherze
gleichermaßen zu verteilen.
Wie ein unscheinbares Bübchen stand der Kabarettist Marek
Fis vor seinem Publikum. So
bleich als könnte er kein Wässerchen trüben. Doch das ist alles
nur Maskerade. Hinter der Fassade versteckte sich nicht nur ein
wahrer Bluthund an Humor, sondern vor allem ein feiner Beobachter von zwei räumlich nahen
und inhaltlich doch oft so fernen
Kulturen, die sich Jahrhunderte
lang entweder bekriegten oder
wie neuerdings wieder misstrauisch beäugten.
„Wir machen das eben wie
ganz normale Nachbarn: Wir
hassen einander“, sagte er. Vor
allem beim Alkoholkonsum sieht
er Unterschiede klaffen. „Euer
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Glühwein hat neun Prozent, das
hat bei uns Leitungswasser“, rief
er der Menge entgegen. Während
der Deutsche schon nach ein
paar Schlucken Schnaps lallend
auf der Tanzfläche Lieder mitsinge, frage der Pole noch, wo denn
sein Auto geparkt sei, damit er
heimfahren könne.
Die Besigheimer liebten diese
kleinen Spitzen vom polnischen
Nachbarn und quittierten sie mit
großem Gelächter. Sie waren damit der lebende Beweis dafür,
dass die Deutschen entgegen aller Vorurteile, doch Humor haben. Marek Fis sagt das schon
lange. „Wer es schafft, Ursula von
der Leyen in verschiedene Ministerämter zu heben, der kann nur
Spaß verstehen.“
Weniger lustig fand Marek Fis
das Programm des Senders RTL.
Dschungelcamp und Superstars
seien nicht seine Lieblingssendungen. Dort träfen sich scheinbare Prominente, die sich einander erst mal vorstellen müssten.
„So prominent sind die also wirklich“, entfuhr es ihm. Zudem hat
er eine Masche hinter diesen
Sendungen entdeckt. „Da würde
manch einer für zehn Euro seine
eigene Mutter verkaufen, nur da-
Der polnische Kabarettist Marek Fis nimmt die Deutschen und ihre Eigenheiten auf die Schippe.
Foto: Alfred Drossel
mit er mal für ein paar Minuten
seine operierte Hackfresse in die
Fernsehkamera halten kann“,
polterte Marek Fis los. Dabei
konnte der Kabarettist durchaus
auch polemisierend und sogar
vulgär sein. Ein ums andere Mal
baute er das Wort „Curva“ in seine Rede mit hinein. Was sich für
das deutsche Ohr nach sanft abknickender Vorfahrtsstraße anhört, ist ein in Osteuropa gängiges Schimpfwort, das mit „Scheiße“ noch sehr milde übersetzt ist.
Dessen war Marek Fis sich allerdings bewusst. Auch traf sein
süßlicher Akzent den Geschmack
der Anwesenden.
Als er jedoch Rainer Calmund,
den ehemaligen Fußballmanager, imitierte, verlor er ihn total.
Dann wurde aus Polnisch plötzlich Kölsch und die Grenzen waren absolut verschwommen. Im
Zug von Walheim nach Besigheim soll Rainer Calmund ihm
verraten haben, dass er eine Diät
mache und schon 20 Kilogramm
verloren habe. „Das ist bei dem
Typen so, als ob sie aus einem
Telefonbuch eine einzige Seite
rausreißen“, meinte Marek Fis.
Doch er habe des lieben Friedens
willen seinen Mund gehalten
und Calmund zu seinem respektablen Abnehmerfolg noch höflich gratuliert. Ganz so wie es
sich nach polnischem Selbstverständnis gehörte, verriet der
Künstler augenzwinkernd.
Eine Winterfeier für die ganze Familie
Bei der Winterfeier des Kirchheimer Gesangvereins Liederkranz zeigten alle vier
Chöre des ältesten Kirchheimer Vereins einen Querschnitt ihres Könnens – sehr zum
Gefallen des Publikums. Und ein wenig
natürlich auch zum eigenen Spaß, schließlich ist die Winterfeier auch eine Art von
Familienfest für die Sänger.
Den Anfang machte der Männerchor
unter der Leitung von Helmut Neusch-
wander und mit Begleitung am Piano von
Gustav Sakellari-Colmant mit zwei Liedern von Manfred Bühler: „Musik ist mein
Leben“ und „Sing mit mir eine Melodie“.
Danach folgte ein Medley aus bekannten
Schlagern von Udo Jürgens. Die Männer
erhielten tosenden Beifall, es wurden lautstark Zugaben gefordert. Dem wurden die
Sänger gerecht, indem sie das gesamte
Medley nochmals sangen und das Publikum aufforderten, den jeweiligen Refrain
mitzusingen.
Im Anschluss hatte die Young Chorporation mit ihrem Chorleiter Benedikt Immerz ihren Auftritt. Die 40 Sänger des gemischten Chors sangen auch in gemischter Sprache, mal englisch „Little Smile“
und „The Seal Lullabay“, mal deutsch „Du
hast´n Freund in mir“, „Und wenn ein
Lied“ sowie „Mambo“. Der Chor bewies
erneut seine Stärke bei den gut gelungenen Vorträgen. Er wurde von den Gästen
ebenso mit großem Beifall belohnt wie der
Jugendchor, bei dem die zwölf Sängerin-
Haushalt unter Dach und Fach
Ein durchaus rechtmäßiges, aber
dennoch ungewöhnliches Abstimmungsverhalten zeigte der
Gemeinderat, als es um ein Baugesuch für das ehemalige Schleusenwärterhauses in der Kleiningersheimer Straße ging.
Als das Objekt mit zwei ehemaligen Dienstwohnungen der Bundeswasserstraßenverwaltung im
September 2013 für die private
Nutzung zugelassen wurde, obwohl es im Außenbereich liegt,
legte der Gemeinderat in seinem
Beschluss fest, dass keine baulichen Veränderungen oder Erweiterungen vorgenommen werden
dürften. Deshalb schlug die Verwaltung jetzt auch vor, den Bauantrag auf Erweiterung der bestehenden Gauben sowie den Umbau der Doppelgarage abzulehnen.
Dazu konnte sich das Gros des
Gemeinderates aber ebenso wenig entschließen wie zu einer Zustimmung, der den eigenen, erst
gut zwei Jahre zurückliegenden
Beschluss ad absurdum geführt
hätte. Und so enthielt sich fast
das komplette Gremium. Neben
Bürgermeister
Günther
Pilz
stimmte lediglich ein Ratsmitglied für den Verwaltungsvorschlag, der somit trotz der großen
Zahl der Unschlüssigen angenommen wurde. (vol)
KONTAKT
Männerchor, Young Chorporation und Kinderchor vom Gesangverein Liederkranz begeistern mit ihrem musikalischen Programm
KIRCHHEIM
Das Heer der
unentschlossenen
Gemeinderäte
nen eine ungeheure Stärke ausstrahlten.
Nach der Kaffeepause hatte der Kinderchor – ebenfalls unter der Leitung von Benedikt Immerz – seinen großen Auftritt
mit dem Potpourri „Krimizeit“.
„Es ist immer wieder eine Freude, zu sehen und zu spüren, mit welcher Hingabe
die Kinder auftreten“, sagte LiederkranzVorstand Helmut Neuschwander und
freute sich ebenso über den Applaus wie
die Kinder: „Das ist Belohnung und Ansporn gleichermaßen.“ (red)
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Volumen ist auf 34,2 Millionen Euro angewachsen – Über Wünsche und Risiken
BÖNNIGHEIM
VON ALFRED DROSSEL
Ohne Debatte, aber nach mehreren vorangegangenen Beratungen, ist der städtische Haushalt
nun in einer kaum mehr als
halbstündigen Sitzung verabschiedet worden.
Die
Herausforderung
des
Haushaltsplans 2016 bestehe darin, sehr hohe Investitionen ohne vorhandene Rücklagen-Substanzmasse und vor allem ohne
neue Schulden zu finanzieren,
hatte Stadtkämmerer Achim
Heberle bei der Einbringung des
Haushalts formuliert. Der Haushalt hat ein Volumen von 34,2
Millionen Euro, davon 11,6 Millionen Euro im Vermögenshaushalt und 22,5 Millionen Euro im
Verwaltungshaushalt. Bönnigheim verzeichnet ein steigendes
Haushaltsvolumen im Verwal-
tungshaushalt, aber vor allem im
Vermögenshaushalt. Der Stand
der allgemeinen Rücklage war
bereits zum Ende des Jahres
2014 auf einem Mindestbestand
angelangt.
Rücklagenentnahmen stehen als Finanzierungsmittel nicht mehr zur Verfügung.
Dennoch ist der Haushalt ohne
eine Schuldenaufnahme ausgerichtet. Der Schuldenabbau erfolgt in Höhe der Tilgungen.
Im Verwaltungshaushalt sind
die Gewerbesteuereinnahmen
mit 4,5 Millionen Euro eingerechnet. Das ist eine geringfügige Steigerung gegenüber dem
Vorjahr. Einkommensteueranteil
und Schlüsselzuweisungen steigen. Allerdings sind auch die
Kreisumlage und die Finanzausgleichsumlage höher. Investitionen sind vor allem die Sanierung
der Innenstadtstraßen und die
Kita-Erweiterung im Schlossfeld.
2017 bezeichnet Achim Heberle
als ein finanzielles Problemjahr,
weil hohe Umlagen an Land und
Kreis und geringe Schlüsselzuweisungen zu erwarten seien.
Die Mindestzuführung zum Vermögenshaushalt werde dann
nicht erreicht werden.
Haushaltsrisiken sind für den
Kämmerer die Auswirkung der
Flüchtlingsproblematik,
des
VW-Abgasskandals, die konjunkturelle Entwicklung in China
und der Fortgang der Schuldenkrise in Griechenland.
Wünschenswerte
Investitionen, wie die Erweiterung der
Friedhofskapelle, die Umbauten
von Kavaliersbau und altem Feuerwehrhaus zum Vereinszentrum, die Tribünenüberdachung
des Sportgeländes, Fenstersanierung der Karlsschule und weitere
Maßnahmen seien weiter nach
hinten gerückt.
Zugführer werden nun gewählt
Änderung der Satzung für Feuerwehrausschuss vom Gemeinderat gebilligt
BÖNNIGHEIM
Die Zugführer der Einsatzabteikung der Freiwilligen Feuerwehr
Bönnigheim gehören nicht mehr
automatisch dem Feuerwehrausschuss an, es sei denn, sie
werden von der Mannschaft bei
der Hauptversammlung gewählt.
Dieser Änderung hat der Gemeinderat auf Antrag der Feuerwehrführung jetzt zugestimmt.
Dem Feuerwehrausschuss haben bisher drei Mitglieder der
Wehr angehört, die von der
Hauptversammlung auf fünf Jahre gewählt wurden. Künftig gehören dem Ausschuss sechs Mitglieder der Einsatzabteilung an.
Die Zugführer aber nicht mehr
Kraft Amtes. Dem Bönnigheimer
Ausschuss gehören der Kommandant Jürgen Joos, sein Stellvertreter, der Jugendfeuerwehrwart, Leiter der Musikabteilung,
der Schriftführer sowie der Gerätewart und der Kassenwart an.
Hintergrund dieser Satzungsänderung ist eine Umorganisation der Feuerwehr. Aus den bis-
her drei Löschzügen wurden
zwei gebildet. Dies wurde innerhalb der Wehr zum Anlass genommen, die Vertretung der
Mannschaftsangehörigen
im
Feuerwehrausschuss einer Überprüfung zu unterziehen. Die
Landesfeuerwehrschule
empfiehlt, bei bis zu 40 Feuerwehrangehörigen vier bis sechs Vertreter, für je 20 Angehörige je ein
weiteres Mitglied. Bei einer Stärke von 70 Kräften ergebe dies in
Bönnigheim zwischen sechs und
acht Ausschussmitglieder. (ad)
ZUM BEISPIEL FERN- ODER LESEBRILLE