Damit wir alle Teil des schwul-lesbischen Stadtfestes sein können!

Transcrição

Damit wir alle Teil des schwul-lesbischen Stadtfestes sein können!
Stellungnahme zum diesjährigen lesbisch-schwules Stadtfest
Das Plakat zum diesjährigen Stadtfest hat bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits für kontroverse Diskussionen auf
verschiedenen Plattformen gesorgt. Auf dem Plakat sind zwei sich küssende Frauen* zu sehen, von denen
eine_einer ein Kopftuch trägt. Der Slogan lautet, wie auch in den vergangenen Jahren „Gleiche Rechte für
Ungleiche“ und ist auf Deutsch und Arabisch zu lesen. Die Übersetzung war in einer ersten Version des Plakats
spiegelverkehrt und orthographisch falsch, mittlerweile wurde dies korrigiert.
Wir begrüßen den Versuch des Veranstalters (Regenbogenfonds e.V.), mit der Wahl des Motivs einen
vielfältigeren und einladenderen Aufruf für das diesjährige Schwul-Lesbische-Stadtfest zu gestalten. Dennoch
fragen wir uns, wieso Vereine wie der MRBB, das Projekt MSO Inklusiv, die Initiative intersektionale Pädagogik (iPÄD), die Lesbenberatung Berlin mit ihrem Projekt LesMigraS, GLADT und Diskriminierungsfreie Szenen für Alle!
nicht im Vorfeld angesprochen und mit ins Boot geholt wurden.
Wir gehen davon aus, dass es die Intention des Regenbogenfonds gewesen ist, durch die vermeintlich diversere
Darstellung von Menschen auf dem Plakat Menschen und Communities zu erreichen, die bisher auf dem Stadtfest
nicht oder nur wenig repräsentiert waren. Hätten die oben genannten Migrant_innenselbstorganisationen,
Gruppen und Vereine wirklich ernsthaft an der Planung (z.B. des Plakats) partizipieren können, hätte das Stadtfest
womöglich wirklich den Zugang zu anderen Communities erlangt.
Das Stadtfest ist eines der größten schwul-lesbischen Happenings in ganz Europa. Es ist sehr bedauerlich, dass
durch die nicht vorhandene Zusammenarbeit eine Chance verschenkt wurde: die Chance, das Plakat ernsthaft
intersektional zu gestalten, z.B. durch die Darstellung von People of Color und Schwarzen Menschen ohne so
oberflächliche Markierungen wie ein Kopftuch.
In der sogenannten Toleranzerklärung des Stadtfestes, die sich leider sehr weit hinten im Programmheft befindet,
steht:
„Wir, die Unterzeichner, betrachten Vielfalt als Bereicherung, aus der heraus Ideen und Potentiale für unsere Gesellschaft
und für unsere Stadt erwachsen, mit denen wir uns eine gemeinsame Zukunft und eine freie, friedliche, gerechte und
demokratische Gesellschaft gestalten und schaffen können.“
Auch wir würden das so unterzeichnen, leider ist die Umsetzung davon in der Vorbereitung fehlgeschlagen. Denn
wo es ein Fehlen von bestimmten Identitäten gibt, die aber benannt und abgebildet werden, ist es schwer
möglich, vielfältige Perspektiven mit einzubeziehen. Der einzige Weg, unter diesen Umständen Vielfalt
abzubilden, ist der, auf Stereotypien zurückzugreifen. Und das kritisieren wir.
Einige von uns werden aus diesen Gründen nicht am lesbisch-schwulen Stadtfest teilnehmen. Andere von uns
teilen die hier genannte Kritik, sind aber dennoch auf dem Stadtfest vertreten, denn hier erreichen wir Teile
unserer Zielgruppen, zu denen wir sonst nur schwer Kontakt herstellen können.
Gerade weil das Stadtfest so einmalig ist, wünschen wir uns vom Regenbogenfonds e.V. die damit einhergehende
Verantwortung anzuerkennen und sich mit den Bedürfnissen, die er hat, um die Punkte aus seiner eigenen
Toleranzerklärung umzusetzen zu können, an die oben genannten Vereine und Projekte zu wenden.
Damit wir alle Teil des schwul-lesbischen Stadtfestes sein können!
Unterzeichner_innen:
·
·
·
·
·
·
Migrationsrat Berlin-Brandenburg e.V.
(MRBB)
GLADT e.V. – Gays and Lesbians aus der
Türkei
Miteinander – Füreinander:
Diskriminierungsfreie Szenen für alle!
MSO – Inklusiv!
Initiative intersektionale Pädagogik
(i-PÄD)
Reach Out
Pressekontakt:
Tuğba Tanyılmaz: [email protected]
Senami Zodehougan: [email protected]
·
·
·
·
·
·
·
Lesbenberatung e.V. / LesMigraS
FFBIZ e.V.
ABqueer e.V.
Bildungsinitiative QUEERFORMAT
TransInterQueer e.V. (triq)
Jugendnetzwerk Lambda BerlinBrandenburg e.V.
KomBi – Kommunikation und Bildung