produkt test

Transcrição

produkt test
E
in paar Hundert Kilometer Autobahn auf der Anreise. Vollgas, 200
Sachen, geht ja mit zwei oder drei
Zylindern und 100 PS. Dann ein
perfektes Landstraßen-Intermezzo,
die Sonne steht schon tief und ballert von
vorn. Kein Problem, Sonnenblende und
Schirm regeln das. Auf der düsteren Passstraße wird es kühl, und es beginnt zu regnen, doch das komfortabel verschließbare
Visier hält dicht. Reiseziel am nächsten Tag
erreicht. Das Schotterdorado, der Dünenkamm, der waldige Trampelpfad, der
gepflügt werden möchte. Hier soll unser
Traumhelm weitere Superkräfte entwickeln;
denn es kann nur einen geben. Wer will
schon auf das große Abenteuer gleich
mehrere Helme mitschleppen? Also, einer
muss es bringen: der perfekte Tourenhelm
für Endurofahrer.
P r o d u k t t e s t
Enduro-Tourenhelme
So, und nun noch mal zurückspulen:
Vollgas, 200 Sachen … Au Backe, schon
mal ausprobiert, hoch thronend auf
einer Geländemaschine? Fühlt sich an
wie in den Höhen des Himalaja, wenn böse
Wetterkapriolen lebensmüde Bergsteiger
in die Schlucht fegen. Oder wie oben in der
Takelage eines Viermasters mitten in den
Wogen der „Roaring Forties“ und „Howling
Fifties“ kurz vor Kap Hoorn. Kurzum, wenn
einem so richtig derbe der Wind um die
Neue Schule:
Beide Uvex
Ohren bläst. Nun zurück zu unserem
und der Airoh
Wunderhelm. Und zur Realität. Bei diesem
schließen komTempo zieht der für Endurohelme typische,
fortabel mit
großflächige Schirm – der bestimmungsgeRatsche
mäß als Blendschutz und als Schild gegen
aufspritzende Steine und Matschpackungen von vorwegfahrenden Stollenrittern
gedacht ist – den Kopf nach hinten wie ein
gestandener Judomeister. Nach wenigen
Sekunden hat es sich ausgeträumt. NeunAlte Schule: Der
einhalb von zehn Fahrern drehen den
Gashahn nun wohl demütig wieder zurück. klassische DoppelD-Verschluss ist
Erst dann gibt der Helm Ruhe. Im wahrsten
umständlicher,
Sinne, denn konstruktionsbedingt ist die
bietet jedoch nach
hier vorgestellte Gattung Helm einfach
wie vor beste
nicht für Highspeed auf deutschen AutoSicherheit. Beim
bahnen ausgelegt, und der Lärmpegel ab
Arai (im Bild) abTempo 130 ist im Vergleich zu herkömmsolut tadelloses
lichen Straßen-Integralhelmen enorm.
Handling
Ein Top-Ergebnis als Allrounder werden
die Helme also nicht einfahren, so weit,
so gut. Beziehungsweise schlecht für den-
jenigen, der mit seiner dicken Enduro gerne
rast – ihn wird dieser Test nicht weiter interessieren, er sollte sich lieber bei Straßenhelmen umtun. Allen anderen sei angeraten: bitte weiterlesen. Denn gut sind diese
Helme trotzdem, wie der Praxistest zeigte.
Besonders, wenn die Route ausschließlich
Optimal: großer
Verstellbereich
(dreifach) des
Schirmwinkels
mittels Handschraube beim
Uvex Enduro
Lesen Sie weiter auf Seite 61
Airoh
Arai
S4
Tour X3
Anbieter: Arai Deutschland, Telefon 0 28 02/94 84 80,
www.araideutschland.de;
Preis: 579 Euro (679 mit
Dekor); GröSSen: XS bis
XXL
Anbieter: Büse, Telefon
0 24 71/12 69, www.buese.
com; Preis: 189,95 Euro
(209,95 Euro mit Dekor);
GröSSen: XS bis XL
VPlus
Überdurchschnittliche
Belüftung, vergleichsweise
geringes Gewicht (unter 1500
Gramm), herausnehmbare,
waschbare Polster, insgesamt
eher komfortable Passform.
Nur nicht den Kopf
zerbrechen
Sich fies den Dötz einschlagen – davor sollen geprüfte Helme schützen. Sich über den
passenden Helm zum Ausflug jedesmal den Kopf zerbrechen – davor sollen einen die sieben
getesteten Enduro-Tourenhelme bewahren. Keine leichte Aufgabe, denn für Gelände und
Straße gelten jeweils andere Spielregeln.
Von Thorsten Dentges; Fotos: Dentges, MPS-Fotostudio, Schümann, Archiv
58
Produkttest
14 / 2011
WMinus
VPlus
Gute Größenvielfalt durch
wechselbare Polster, hohe
Fertigungsqualität, ausgezeichnete Passform, gut funktionierender Doppel-D-Verschluss, gute Belüftung, voll
brillentauglich, beschlaghemmendes Pinlock-Visier mit Verriegelung.
Kinnbelüftung ohne Verschließmöglichkeit, unter 20 Grad deshalb
kaum noch tourentauglich. Schon bei Landstraßentempo auffällig laut,
sehr unruhig bei höheren Geschwindigkeiten (über 130 km/h), Schirm
verwindet sich deutlich, knarziges Material, Ausstattung mäßig, Visierwechsel vergleichsweise umständlich.
Mit über 1700 Gramm in Größe M schwerster Helm im Test, vergleichsweise großflächiger Schirm zieht Kopf ab Tempo 130 unangenehm
nach hinten, behindert außerdem etwas das horizontale Sichtfeld.
XFazit
XFazit
WMinus
Das Visier ist beinahe das Einzige, was bei diesem VollblutEndurohelm auf Tourentauglichkeit hindeutet. Für kürzere Ausflüge voll okay, bei längeren Trips oder häufigen Autobahnetappen ist der S4 aber fehl am Platz. Enduristen freuen sich über
die Geländetauglichkeit – und wohl alle über den fairen Preis.
Sehr ausgewogener Helm. Und das im wahrsten Sinne, denn
trotz des hohen Gewichts sitzt der Helm gut ausbalanciert auf
dem Kopf, vermittelt hervorragenden Tragekomfort. Ausgewogen auch im übertragenen Sinn: Der Tour X3 ist nirgends spitze
(außer beim Preis), dafür aber ein verlässlicher Reisepartner.
Urteil: befriedigend
Urteil: gut
w w w. m o to r r a d o n l i n e. d e
Produkttest
59
BMW
Shoei
Enduro
Hornet DS
testsieger
Uvex
Uvex
Enduro
Enduro SLT
kauftipp
Anbieter: BMW Motorrad,
Telefon 01 80/5 00 19 72,
www.bmw-motorrad.de;
Preis: 490 Euro;
GröSSen: 53/54 bis 63/64
Anbieter: Shoei, Telefon
02 11/1 75 43 60, www.shoei
-europe.com; Preis: 459
Euro (559 Euro mit Dekor);
GröSSen: XXS bis XXL
Anbieter: Uvex, Telefon
09 11/9 77 40, www.uvex
-sports.de; Preis: 199,95
Euro (229,95 Euro mit Dekor);
GröSSen: XS bis XXL
Anbieter: Uvex, Telefon
09 11/9 77 40, www.uvex
-sports.de; Preis: 369,95
Euro (399,95 Euro mit Dekor);
GröSSen: XS bis XXL
VPlus
VPlus
VPlus
VPlus
Sehr tragefreundliches Futter,
mit Abstand beste Aerodynamik im Testfeld, leicht (um
1400 Gramm), leise, wirksame
Belüftung am Oberkopf,
hochwertige Kunststoffe,
Pols­ter herausnehmbar.
WMinus
Ordentliche Aerodynamik
(bis Tempo 150), gute Größenbandbreite, Belüftungen
an Kinn, Stirn und Oberkopf
sehr wirksam, hoher Tragekomfort (unter 1500 Gramm),
Polster herausnehmbar, Verarbeitung gut, beschlaghemmendes Pinlock-Visier.
WMinus
Sehr gute Schirmverstellung
(dreifach), Passform gut, liegt
insgesamt satt an, Ratschenverschluss gut zu bedienen,
Visier mit sehr guter Durchsicht und wirksamer AntiBeschlag-Ausstattung, Visierund Schirmwechsel stressfrei, herausnehmbare Polster.
WMinus
Gute Brillentauglichkeit,
Akus­tik und Aerodynamik auf
ordentlichem Niveau und für
Landstraße voll befriedigend,
sehr angenehme Polster
und hautfreundliches Futter,
Visier- und Schirmwechsel
kinderleicht, Ratschenverschluss einfach zu handhaben, knackiger, aber
klasse Sitz- und Tragekomfort. Visier erstklassig, Polster herausnehmbar.
Passform wurde trotz unterschiedlicher Kopfformen von allen Testern
stark bemängelt, Ein- und Ausstieg aus dem Helm zudem sehr krampfig, Doppel-D-Verschluss etwas hakig, Lufteinlässe bei Kinnbelüftung
kaum wirksam, Schirmverstellbereich eher dürftig.
Schirmverstellung etwas kompliziert (abgedeckt durch Blende) und
wenig variabel, Kinnteil für anspruchsvollere Geländeeinsätze zu nah
an Mund, Geräuschdämmung nur Durchschnitt, laut ab Tempo 130.
Helmschirm verwindet sich ab Tempo 130, Lautstärke und Aerodynamik ab Tempo 150 zunehmend schlechter und kaum dauerhaft erträglich, keine Visierverriegelung, Polster straff, Einstieg etwas unbequem.
Schwächelt auf der Autobahn jenseits von 150 km/h, flatterig und
Geräuschniveau dann recht hoch, keine Visierverriegelung.
XFazit
XFazit
XFazit
XFazit
Kaum Geräusche, weil einem die Ohren regelrecht „zugehalten“
werden? Spekulation, aber der Praxistest zeigte: Der Helm ist
erstaunlich leise, drückt aber fies. Die Passform vereitelt jedenfalls ein besseres Ergebnis. Sitzt bei einem jedoch alles prima,
zugreifen: bester Straßenhelm in der Enduroklasse.
Je länger man ihn trägt, desto symphatischer wird der Hornet
DS. Er vereitelt kein Enduroabenteuer, steckt auch eine
stramme Autobahneinheit gut weg, zeigt sich auf der Landstraße als sehr angenehmer Reisekumpel und sammelt so die
meis­ten Punkte. Hat seinen Preis, ist ihn aber auch voll wert.
Der Standard-Enduro als günstige Thermoplast-Alternative
wiegt nur rund 1450 Gramm, kommt mit 1a-Visier daher und ist
einer der Geländespezialisten. Bei Tragekomfort und Aerodynamik verliert er aber deutlich gegenüber dem teureren SLT,
ansonsten wäre er für 200 Euro ebenfalls ein Kauftipp.
Hochwertiger Helm aus Karbon, Glasfaser und Kevlar mit äußerst geringem Gewicht (um 1350 Gramm). Und dieses Paket
gibt es zum absolut fairen Preis. Außerdem einer der besten
Enduro-Tourenhelme fürs gröbere Gelände. Motorrad-OffroadAbenteurer werden ihn lieben. Kaufen! Solange noch möglich.
Urteil: gut
Urteil: gut
Urteil: gut
Urteil: gut
X-Lite X-551
Rasten, tanken und
rasen
D
ie Sicherheit eines Helms ist natürlich entscheidend. Alle Helmmodelle in diesem Test wurden schon
zur Zulassung für den europäischen Markt
nach der Norm ECE-R 22.05 (Stoßdämpfung, Abstreiftests etc.) geprüft und sollten
nach Homologation den sogenannten HICWert (Head Injury Criterion, ein festgelegtes Maß für die zu erwartenden SchädelHirn-Verletzungen) von 2400 nicht überschreiten. Dafür bürgt der Prüfsticker am
Kinnriemen. MOTORRAD beschränkte sich
deshalb auf einen reinen Praxistest, das Kriterium „Sicherheit“ ist bei allen Kandidaten
gleich und wird deshalb in der Schlussbewertung nicht weiter aufgeführt. Mit unterschiedlicher Gewichtung beurteilten
mehrere MOTORRAD-Redakteure bei Fahrtests auf Landstraße, Autobahn und im
Gelände sowie bei „Trockenproben“ die
sieben Helme nach folgenden Punkten:
Tragekomfort: je leichter, desto besser.
Allerdings spielt es auch wichtig, wie gut
ein Helm ausbalanciert ist. Effiziente Belüftungen (und etwaige Einstellmöglichkeiten) spielen bei der Klimatisierung und somit für den Tragekomfort eine große Rolle.
Sehr wichtig ist auch die Passform, die je
nach Kopfform unterschiedlich wahrgenommen und bewertet wurde. Außerdem entscheidend für den Komfort:
Futter und Polster.
Handhabung: Wie leicht
sind Ein- und Ausstieg, hakt
es bei Brillenträgern, wie las-
sen sich Verschluss, Lufteinlässe, Visier,
Polster etc. bedienen und ggf. wechseln?
Akustik und Aerodynamik: Wurde bei
Tempo 80 bis 100 (Landstraße) sowie bei
Autobahntempo bis 180 km/h bewertet.
Sichtfeld: Wie gut ist der horizontale und
vertikale Sichtbereich in Fahrt?
Ausstattung/Verarbeitung: Materialgüte, Fertigungs- und Lackqualität, Umfang und Praxistauglichkeit der Ausstattungs-Features wie Windabweiser, Sonnenblende, Schirm, Anti-Beschlag-Visier etc.
VPlus
Einfacher Visierwechsel und
Schirmverstellung mittels
Handschrauben, einziger
Helm im Test mit integrierter
Sonnenblende, beschlaghemmendes Pinlock-Visier,
gut funktionierender Doppel-D-Verschluss, brillentauglich.
WMinus
Ein- und Ausstieg eng, Kinnteil sehr nah am Gesicht, auffällig laut ab
Tempo 100, Verstellbereich des (für Offroad-Aktivitäten zu kurzen)
Schirms eher gering, hohes Gewicht (über 1600 Gramm in Größe M).
über Landstraßen und auch mal etwas abseits davon führen soll.
Preislich liegen die Testkandidaten weit auseinander. Der Airoh
S4 und der Uvex Enduro sind die einzigen Thermoplast-Helme,
wurden also vergleichsweise kostengünstig im Spritzgussverfahren hergestellt, und sind deshalb unter 200 Euro zu haben.
Eigentlich sind solche Helme relativ schwer, doch diese beiden
Modelle liegen beim Gewicht im guten Mittelfeld: vorbildlich.
Ausstattungs-Hit:
Nur der X-Lite
bietet eine praktische, integrierte
Sonnenblende.
Gut für unterwegs
– wiegt aber viel
XFazit
Verlässt man die Landstraße gen Autobahn, bereitet der X-551
wenig Freude, weil zu laut. Und im Gelände fühlt sich dieser auf
Offroad geschminkte (schwere) Straßenhelm noch unwohler.
Gnädig stimmt aber die Top-Ausstattung mit äußerst praktischer, innen liegender Sonnenblende. Touristen mögen das.
Protokolliert: Auf der
Autobahn zeigten
die Helme Schwächen bei Aerodynamik und Akustik
Urteil: gut
Produkttest
Enduro-Tourenhelme
Anbieter: Nolangroup
Deutschland, Telefon 0 71 59/
9 31 60, www.nolangroup.de;
Preis: 429,50 Euro (479,50
Euro mit Dekor);
GröSSen: XS bis XXL
So testet MOTORRAD
60
WMinus
14 / 2011
w w w. m o to r r a d o n l i n e. d e
Prima auf Tour:
Pinlock-Anti-Beschlag-Visier (Arai,
Shoei, X-Lite). Im
Gelände schränkt
das Extra jedoch
das Sichtfeld ein
Produkttest
61
Die Hitlisten der
Sonderwertung offroad
Redakteure
Neben
62
Produkttest
Mike Schümann (44)
Thorsten Dentges (39) Peter Mayer (51)
1. Uvex Enduro
2. Shoei Hornet DS
3. Arai Tour X3
1. Arai Tour X3
2. Shoei Hornet DS
3. X-Lite X-551
1. Shoei Hornet DS
2. BMW Enduro
3. Uvex Enduro
1. Uvex Enduro SLT
2. Shoei Hornet DS
3. Arai Tour X3
1. Shoei Hornet DS
2. Uvex Enduro SLT
3. Arai Tour X3
7. Airoh S4
7. Uvex Enduro
7. Arai Tour X3
7. Airoh S4
7. BMW Enduro
Und die 100 Gramm weniger, die der Uvex
SLT etwa gegenüber dem Standard-Enduro
durch leichteres Material einspart, sind
sowohl im Gelände als auch bei höherem
Tempo auf der Autobahn ein spürbarer
Bonus. Die günstigeren Helme sind außerdem lauter und liegen im Vergleich längst
nicht so stabil im Wind, weil die aus billigeren Kunststoffen gefertigten Schirme
sich stärker verwinden. Unterm Strich lohnt
speziell für Tourenfahrer also die Mehrausgabe für die besagten Helme der oberen
Mittelklasse; denn gerade auf Langstrecken
erweisen sich die teureren Enduro-Integralhelme als souveränere Reisepartner.
Noch eine bedauernswerte Notiz zu
Uvex: Der Traditionshelmbauer streicht
im Motorradbereich die Segel. Zu un-
profitabel, sagt die Geschäftsleitung. Der
MOTORRAD-Praxistest fand jedoch vor dem
Rückzug aus dem Geschäft statt, und die
verdient gut benoteten Helme sind nach
wie vor im Handel. Die Ersatzteilversorgung
ist laut Uvex für die nächsten Jahre gewährleistet, Schnäppchenjäger könnte der
Abverkauf dementsprechend stark interessieren. Mit keinem der getesteten Helme
macht man etwas falsch, das ist die gute
Nachricht. Doch von Werbeaussagen sollte
man sich nicht blenden lassen. Die On/
Offroad-Murmeln sind wahrlich keine Alleskönner, sondern nur ein Kompromiss.
Für stilsichere Reiseenduristen aber sicher
ein Kompromiss, mit dem es sich gut leben
und fahren lässt.
www.motorradonline.de/produkttest
ng
itu
in E
uro
il*
me
ld
am
tun
ik
g/V
era
rbe
14 / 2011
Ae
rod
yn
10
10
100
Shoei Hornet DS
24
9
12
15
9
9
78
gut
459,00
Uvex Enduro SLT
25
8
13
14
9
8
77
gut
369,95
Arai Tour X3
24
8
13
14
7
9
75
gut
579,00
BMW Enduro
16
5
17
17
8
8
71
gut
490,00
X-Lite X-551
20
8
11
15
8
9
71
gut
429,95
Uvex Enduro
21
8
13
12
9
7
70
gut
199,95
Airoh S4
23
7
8
13
9
6
66
befriedigend
189,95
-U
Sum
Ak
ust
nd
h
Ha
Pre
is
20
rte
20
htf
e
10
ik
Au
sst
at
sern, Kevlar und teilweise Karbongeflechte,
hochwertigere Visiere, bessere Belüftungsmöglichkeiten, außerdem äußerst angenehme Futter sowie straffe, gleichzeitig
aber sehr komfortable Polster – damit
schmeicheln sich Arai, BMW, Shoei, X-Lite
und Uvex mit dem SLT ein. Sie sitzen astrein
knackig, man fühlt sich aber nicht beengt
(außer beim BMW) und sofort zu Hause.
abu
30
max. Punktzahl
Die Duroplast-Helme sind aber meist
besser ausgestattet, wie ein genauerer
Blick offenbart. Sehr langlebige Glasfa-
ng
for
t
Sic
Luftikus Airoh:
konsequent auf
Gelände ausgelegt
und dauerbelüftet. Schlecht bei
Schlechtwetter
Und Probleme mit einer höheren Anfälligkeit gegen UV-Strahlung (schnellere Alterung, kürzere Lebensdauer) gehören bei
Thermoplast-Helmen aufgrund von Speziallacken mittlerweile der Vergangenheit an.
Sowohl der Airoh als auch besonders der
toll gemachte Uvex unterscheiden sich
auf den ersten Blick jedenfalls kaum von
den mindestens doppelt so teuren anderen
Testkandidaten.
Jörg Lohse (41)
E n dw e r t u n g
stärke und Aerodynamik
Enduro-Tourenhelme
Klaus Herder (48)
kom
K
ein Vollblut-Endurist würde wohl ernsthaft einen der hier
vorgestellten Helme mit zum Wettkampf nehmen. Allein
schon das Gewicht: Beinahe um die Hälfte schwerer als aktuelle Crosshelme sind diese Tourenmurmeln. Und mit einem Visier
zum Klappen klappt es auf einem selektiven Rundkurs auch nicht
besonders gut, denn feuchter, schneller Atem lässt die Scheibe in
der Regel stark beschlagen. Normalerweise wird beim Sport mit
geeigneter Umschnallbrille gefahren, Punkt. Nichtsdestotrotz sollten endureske Integralhelme zumindest auch für gelegentliche
Ausflüge im härteren Gelände taugen (für Fernreisen ein Argument). Testfahrten auf recht planen Schotterstraßen und unbefestigten Traktorwegen stellten die Kandidaten nur wenig auf die Probe. Alle sieben Testhelme funktionierten auf diesem losen Grund
ähnlich wie auf der Landstraße, sind für seichte Endurowanderungen also absolut geeignet. Erst eine Härteprüfung trennte die
Spreu vom Weizen. MOTORRAD-Top-Tester Karsten Schwers, der
nicht nur beruflich, sondern auch privat gerne mit allem, was zwei
Räder hat, im Renntempo über Stock und Stein fährt (und springt),
kam der geniale Einfall: BMX. Während sich jetzt einige Leser
rührselig an eine Kindheit/Jugend in den 1980ern erinnern, sei
allen anderen erklärt, dass
Im Gelände zählen gute
BMX eine Radrennsportart ist.
„Parcour mit vielen Sprüngen, Belüftung und ein großes
heftigst“, meint Karsten, der Sichtfeld stärker als Laut-
als fast 40-jähriger Motocrosser und
Endurist zusätzlich auch heute noch
aktiver BMX-Racer ist (angeblich nur
seinen Kindern zuliebe …). Also: ab
auf die Bahn, yippie! Mit dem BMW
und dem X-Lite ist kein Meter zu machen. Bei diesen eher geschlossenen
Helmen mit Kinnteil nah am Mund
kann fast nur mit offenem Visier gefahren werden, und insgesamt schotten
sie einen sehr fahraktiven Fahrer zu
stark von der Strecke ab. Der Shoei,
ähnlich wie BMW und X-Lite voll auf
Airoh und Uvex
Straße getrimmt, kommt leichtfüßiger
brillieren im Härte- daher und punktet mit gutem Sichtfeld. Der schwere Arai indes ist gut
test auf der BMXBahn und gewinnen ausbalanciert, das weiter vorstehende
Kinnteil bringt gute Belüftung und
klar die Geländesomit flotte Runden auf dem Parcours.
wertung
Bei Sprüngen wird das Sichtfeld allerdings durch den langen, tief sitzenden Schirm etwas eingeschränkt. Die beiden Uvex verfügen hingegen über einen effizienteren Verstellbereich des Schirms, dieser schützt sowohl gegen
starken Lichteinfall als auch gegen Matsch und Steinschlag. Offroad-Gene, unverkennbar. Und der Airoh? Sein großes Manko auf
der (Schnell-)Straße, nämlich die (zu) starke Belüftung, verwandelt
sich auf der Geländebahn zum Riesenbonus: Testsieger Gelände.
Tra
ge
der Spur
Fazit
Die selbst ernannten Eier legenden
Wollmilchsäue lassen Federn und Haare,
und irgendeine Sau
muss immer sterben.
Testergebnis: Kein Kandidat ist richtig, richtig
gut. Aber gut sind sie
trotzdem, sogar der Airoh, der „nur“ Gesamtnote 3 bekommt (dafür
aber im Gelände auftrumpft). Sie sind laut,
schwer und flatterig –
für Autobahntouristen
klar ein Fehlkauf. Sehen
aber scharf aus. Für Reiseenduristen lohnt eine
Probefahrt.
*100 bis 85 Punkte = sehr gut; 84 bis 70 Punkte = gut; 69 bis 55 Punkte = befriedigend; 54 bis 40 Punkte = ausreichend; 39 bis 0 Punkte = mangelhaft
w w w. m o to r r a d o n l i n e. d e
Produkttest
63