Ausgabe 2009 zum - karriereführer-Bewerbung
Transcrição
Ausgabe 2009 zum - karriereführer-Bewerbung
DAS JOBMAGAZIN DERWAZ WAZ MEDIENGRUPPE NRZ WR IKZ + karriereführer hauptstadt Aufsteiger im Gespräch mit: Fritz Pleitgen, Geschäftsführer RUHR.2010 und Jazzprofessorin Ilse Storb 31/10/09 u k Zu e j t f n s ! n u t i m – t z t Die WAZ Mediengruppe mit Hauptsitz in Essen ist eines der führenden europäischen Medienunternehmen.Tageszeitungen in NRW, Thüringen, Niedersachsen und Bayern bilden das Kerngeschäft unseres Hauses, das zudem in acht weiteren europäischen Ländern im Zeitungs- und Zeitschriftensektor aktiv ist. Eine innovative Internetplattform, modernste Druckbetriebe, lokale Hörfunksender und Anzeigenblätter sowie ein breites Spektrum an Dienstleistungsunternehmen komplettieren die Geschäftsfelder. Für unseren Standort in Essen suchen wir für August 2010 Auszubildende zum / zur Medienkaufmann / -frau (Digital und Print) Kaufmann / -frau für Bürokommunikation Drucker / in (Fachrichtung Flachdruck / Offsetdruck) Druck- und Verlagszentren in Essen und Hagen Als Absolvent / in der Wirtschaftswissenschaften, des Wirtschaftsingenieurwesens und der Druck- und Medientechnologie bieten wir Ihnen einen Einstieg in unser Trainee-Programm Bewerben Sie sich bitte ausschließlich online unter: www.waz-mediengruppe.de/karriere Auf unserer Homepage finden Sie außerdem weitere Infos zu unseren Ausbildungsberufen und Trainee-Programmen. SCHRIFT : SÄTZE Blick zurück.* 11. April 2006, großer Jubel im Revier: Die EU gibt bekannt, dass die Metropole Ruhr im Jahr 2010 Kulturhauptstadt Europas sein wird. Mit dem Sieg begann die Arbeit. Die Frage war: Was kann das Ruhrgebiet? Und wo liegt seine Zukunft? Im Jahr 2006 begannen wir mit den Vorbereitungen für das Jobmagazin Aufsteiger, 2007 erschien dann die erste Ausgabe. Seitdem begleiten wir die Metropole Ruhr auf ihrem Weg ins Jahr 2010. Mit Geschichten über Wandel und Wachstum, Ideen und Innovationen. Und über das Ruhrgebiet als modernen Arbeitgeberstandort, als Region, in der Hochschulabsolventen aus allen Bereichen exzellente Karrierechancen offenstehen. p Jetzt : geht’s los. Stand der Dinge.** Jetzt, im Herbst 2009, schließt sich der Kreis: Herzlich willkommen in der „Spezialausgabe des Aufsteiger zur Kulturhauptstadt 2010“. Wir besuchten Fritz Pleitgen, Geschäftsführer von RUHR.2010, und sprachen über Images und Perspektiven dieser Region, die Pleitgen noch immer als „unterschätzt“ bezeichnet. Doch das muss kein Nachteil sein: Wer heute im Ruhrgebiet was auf die Beine stellt, genießt Aufwind – wie wir in unserer Geschichte über Trends und Themen der Wirtschaft im Revier herausgefunden haben. p Spitzen : Liga. Kopf hoch, tanzen!*** Und nach der Arbeit? Feierabend. Im Revier ein alter Brauch: nach der Maloche ein gemütliches Pils. Dazu reden. Lachen. Tanzen. Und zwar nicht alleine, sondern in der Gemeinschaft. Und gerne mit Musik aus aller Welt. Wir sprachen mit Ilse Storb, Deutschlands einziger Jazz-Professorin, über das Ruhrgebiet als idealem Ort für eine vitale, globale Musikkultur. Eine Kultur, die sich nicht abgrenzt, sondern vereint. Eben: typisch Ruhrgebiet! p Welt : Musik. Was soll das?**** Um uns kurz zu erklären: Der Titel Aufsteiger erinnert an den „Steiger“, den Betriebsführer der Bergarbeiter unter Tage. Und er steht für eine Region, die sich gewandelt hat. Die den Aufstieg von unter Tage nach oben vollzogen hat. p Name : Symbolik. / Der Fußball prägt das Ruhrgebiet. Daher finden Sie im Aufsteiger immer wieder Verweise auf diesen Sport. Wie die Vereine und ihre Fans, so die Leute: Man hält zusammen. Und die Eigenschaften, die Bergarbeiter vorgelebt und Fußballspieler verankert haben, zählen im Revier auch im modernen Berufsleben: Offenheit, Gradlinigkeit, Verlässlichkeit. p Revier : Charakter. / Die Postleitzahlen am Rand der Geschichten sind eine Hommage an das Album „4630 Bochum“ von Herbert Grönemeyer. Aber sie verdeutlichen auch die Vielfalt des Reviers: Jede Zahl steht für einen Arbeitgeber in der Region. p Postleitzahl : Unternehmen. Glückauf und: You’ll never walk alone, Ihre Aufsteiger-Macher. * Titel eines Liedes des Grönemeyer-Albums „Mensch“, 2002. ** Titel eines Liedes des Grönemeyer-Albums „Bleibt alles anders“, 1998. *** Titel eines Liedes des Grönemeyer-Albums „Zwölf“, 2007. **** Titel eines Liedes des Grönemeyer-Albums „Ö“, 1989. INHALT Schrift : Sätze 01 Editorial, Inhalt Spitzen : Liga 02 Arbeiten in Zukunftsbranchen Tourismus : Boom 06 Das Revier wird zum Touristenmagnet Erfahrungs : Werte 08 Fritz Pleitgen über Karriere im Ruhrgebiet Lokal : Kolorit 10 Ruhrgebiet, wo bleibt dein Mief? Welt : Musik 12 Die Jazzprofessorin Ilse Storb im Gespräch Wasser : Kraft 16 Energielieferant Ruhr Verwandlungs : Künstlerin 20 Die Schauspielerin Sandra Borgmann im Interview FUNDAMENT : Franz Dinnendahl 1775 geb., baute erste Dampfmaschine im Ruhrgebiet. > Friedrich Harkort 1793 geb., „Vater des Ruhrgebiets“, Unternehmer und Politiker. > Alfried Krupp 1812 geb., Industrieller und Erfinder. > Zeche Zollverein 1847 erbaut, 1986 stillgelegt, früher Bergwerk, heute Weltkulturerbe. TITELTHEMA / CLUSTER INDUSTRIEN : N E Z IT P S / 02 03 : A G I L dern n o s , ue -Leag afür stellt s n o i hamp anche. D annten C n l l e t a s b Fuß r er miebr selbstern e r e d e h d n C I i verd in a n rt: n h o r e u i v g l u n u n n a IT isione io oder Sh rtig und r form elen, nicht Energie-, V a l k e t r r a k iel is itspi are-, h biza w York, To e ist einzig c o Das Z enhöhe m , Health C D . i ug n auf nft mit Ne t. Denn s tikauf A der Logis der Regio Zuku e nich emann i r t n s i e f t d a h h h t c e auc brauc ristiane Si rgebi Wirts h d u e n i u R d h s ht sich Von C die da egion nic . , s n u e Region hat enorme Ausdauer bewiesen und wertvola t Exper , will die R e Stärken le Erfahrung gewonnen, wenn es darum ging, Veränen hr i h t c i z t e derungen zu meistern. Innovation und Strukturwanl e g on j h c s del sind hier seit Jahrzehnten eine Daueraufgabe, t spiel und mit einer ganz besonderen Mischung aus Indivi- 45128 ESSEN / SÜDVIERTEL Mit Spitzenpositionen im Bereich Energie, Stahl, Metallverarbeitung und Logistik sowie einer der dichtesten und leistungsfähigsten Hochschul- und Forschungslandschaften steht die drittgrößte Metropolregion Europas in den Startlöchern. Die Trends der Weltwirtschaft sind erkannt und die Metropole arbeitet sich auf die vorderen Plätze vor, beispielsweise in der Medizintechnik, Gesundheitswirtschaft, Chemieindustrie und Informatik. Dr. Lars Tata, Projektleiter „Zukunft Ruhr2030“: „Zwischen den Oberzentren Bochum, Essen, Dortmund und Duisburg etablieren sich Zukunftsfelder, die nicht nur in die Region abstrahlen, sondern weit über regionale und nationale Grenzen hinaus. Seit Langem entwickeln die Menschen mit ihrem spezifischen Know-how Innovationen und Problemlösungen, die weltweit nachgefragt werden. Diese Lösungskompetenz baut die Region zurzeit weiter aus.“ Viele Lösungen und Techniken lassen sich exportieren, aber ein Charakteristikum ist wohl einzigartig, betont Evonik-Vorstand Dr. Klaus Engel: „Die dualität und Identität wird die Region ihren Weg des Wandels erfolgreich fortsetzen. Davon profitieren wir. Grau war gestern.“ Evonik, ein internationaler Konzern mit starken Wurzeln im Ruhrgebiet, ist mit seinen Geschäftsfeldern Spezialchemie und Energie in mehr als 100 Ländern tätig und zählt zu den führenden Immobilienunternehmen der Region. Wenn es nach Vorstand Klaus Engel geht, werden in zehn bis 20 Jahren Visionen Wirklichkeit: So könnten beispielsweise Zehntausende von abgasfreien, lautlosen Elektroautos durch die Städte und über die Autobahnen der Region fahren. In Marl haben Fachleute von Evonik eine neuartige, hauchdünne Membran entwickelt – SEPARION®. Sie sorgt in Lithium-Ionen-Batteriezellen dafür, dass die elektrischen Komponenten sicher getrennt werden. Dieses Bauteil macht den Weg frei für Elektrofahrzeuge der Zukunft, denn es ermöglicht – zusammen mit weiteren Komponenten – Batterien mit bislang ungekannter Leistungsfähigkeit. Das Unternehmen verfügt damit heute über einzigartige Kompetenz beim Zukunftsthema Elektroautos. Evonik-Vorstand Klaus Engel zu den Zukunftsaussichten der Region: „In der Umwelttechnik, der Nanotechnik oder mit innovativen Kunststoffen punktet das Ruhrgebiet ebenfalls. Spezialchemie, in der extrem viel Knowhow und Spitzentechnik steckt, gehört hier zum Alltag. Ich bin überzeugt, das alles bringt das Ruhrgebiet noch weiter voran und hat positive Auswirkungen auf neue Arbeitsplätze. Wir suchen überwiegend Naturwissenschaftler und Ingenieure.“ > Köln-Mindener Eisenbahn 1847 eröffnet, führte quer durch das Ruhrgebiet. > Henrichshütte1854 in Hattingen gegründet, erster industrieller Hochofen im Ruhrgebiet. > Villa Hügel 1873 in Essen erbaut, Wohn- und Repräsentationshaus Familie Krupp. > Otto Heinrich Flottmann 1875 geb., Erfinder des Presslufthammers. > Bergarbeiterstreik 1889 erster organisierter Massenstreik im Ruhr- KOMPETENZFELDER : METROPOLE RUHR ENERGIEWIRTSCHAFT - 240 Unternehmen - 48.000 Beschäftigte - 52 Mrd. € Jahresumsatz - 9,6 % Exportquote (NRW) - 2.300 Ingenieure GESUNDHEITSWIRTSCHAFT CHEMIEINDUSTRIE - 225 Unternehmen - 23.000 Beschäftigte - 6 Mrd. € Jahresumsatz - 51 % Exportquote (BRD) LOGISTIK - 5.750 Unternehmen - 85.000 Beschäftigte - 9,7 Mrd. € Jahresumsatz - 127 Krankenhäuser und Kliniken mit über 900 Fachabteilungen - 1.100 Pflegeheime und ambulante Dienste - 310.000 Beschäftigte (davon Kliniken: 80.000/ vgl. Bergbau 30.000) - 300 bis 400 medizintechnologische Unternehmen - 3 medizinische Fakultäten - 8,4 Mrd. € Jahresumsatz (Quelle: Netzwerk MedEconRuhr, Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH) INFORMATIONSUND KOMMUNIKATIONSTECHNIK - 7.500 Unternehmen - 47.000 Beschäftigte - 15 Mrd. € Jahresumsatz - 60 % Exportquote (NRW) MIKROSYS - Rund 40 U - (Schwerpu - 2.000 Bes - 344 Mio. € 47119 DUISBURG / RUHRORT / 04 05 Den Markttrends voraus Wie wandlungs- und zukunftsfähig die Macher und Menschen in der Region sind, beweist Haniel: Das Handels- und Dienstleistungsunternehmen ist mit dem Ruhrgebiet groß geworden, und das Ruhrgebiet mit Haniel. Seit über 250 Jahren hat es seinen Stammsitz in Duisburg, wollte nie den Standort wechseln und hat immer früh die Markttrends identifiziert. Angefangen als Handelshaus für Kolonialwaren und Kohlenhandlung wuchs das Unternehmen zu einem international aufgestellten Handelsund Dienstleistungskonzern mit vier Unternehmensbereichen. Unter anderem mit Celesio (Pharma) und ELG (Rohstoffe). Schon seit 1972 hat das Unternehmen den Pharmabereich im Fokus. Mit dem Ergebnis: Celesio, international führender Pharmagroßhändler, deckt die gesamte Bandbreite des Pharmahandels und der pharmabezogenen Dienstleistungen ab. Oder mit der ELG, einem weltweit führenden Unternehmen für den Handel und die Aufbereitung von Edelstahlschrott. Der Haniel Konzern beschäftigt rund 50.000 Menschen in fast 40 Ländern, in Deutschland rund 10.000. Zudem hält der Konzern wesentliche Anteile an der Metro. Haniel HR-Direktor Dr. Michael Prochaska: „Langfristig orientiertes Denken und Handeln sowie eine frühe Internationalisierung, das zeichnet die Hafenstadt Duisburg und Haniel aus. Und das Wachstum der Region wird nach der Konjunkturdelle weitergehen. Deswegen sind Wirtschaftswissenschaftler und BWLer bei uns immer hoch gefragt.“ Talente im Controlling, Rechnungswesen, in der Logistik, im Marketing und Vertrieb werden bei der Konzernmutter und ihren Töchtern stetig gebraucht. Dietmar Bochert, Leiter PR & CSR bei Haniel, wünscht sich für die Ruhrmetropole 2030, dass die Region weiter interessante Menschen anzieht und sich zu einem wirtschaftlich und kulturell vielfältigen, bunten Zentrum entwickelt. „Med. in Ruhrgebiet“ Aber nicht nur als Handelsstandort ist die Region stark positioniert. Die dichteste Kliniklandschaft Europas befindet sich entlang der A 40, A 42 und A 43. Die gesamte Gesundheits- und Medizintechnikbranche gehört hinsichtlich der Größe, Dichte und Vielfalt zur europäischen Spitze. Zum neuen Profil des Ruhrgebiets gehört aber nicht nur die einzigartige Infrastruktur, sondern auch die medizinisch-wissenschaftliche Forschung und Entwicklung. „Med. in Ruhrgebiet“ ist auf dem Weg zur eigenen Marke. 300.000 Menschen arbeiten inzwischen an der Ruhr in Einrichtungen, Forschungslabors und Unternehmen des Gesundheitswesens, 26.000 allein sind es in der „Gesundheitsstadt Bochum“, die den Zuschlag für den Gesundheitscampus bekam. Bis 2011 wird die Fachhochschule für Gesundheitsberufe mit 500 Arbeitsplätzen und 1.000 Studienplätzen aufgebaut. Zahlreiche Netzwerke von Unternehmen, Institutionen und Wissenschaft wie BioMedTec Ruhr, Med-Econ Ruhr oder Life Technologies Ruhr bündeln Kompetenzen in biomedizinischer Technik, Biomaterialien, Bildgebung, Bio-IT und anderen Bereichen. Das traditionell ausgeprägte Know-how der Ingenieure an der Ruhr findet neue Einsatzgebiete in 44799 BOCHUM / LAERHEIDE bergbau. > Landschaftspark Duisburg-Nord 1902 gegründet, 1985 stillgelegt, zweithäufigst besuchte Attraktion NRWs. > Berthold Beitz 1913 geb., Krupp-Pionier, Entwickler des Reviers. > Peter Scholl-Latour 1924 in Bochum geb., Journalist und Publizist. > Uta Ranke-Heinemann 1927 in Essen geb., Theologin und Autorin. > Gasometer Oberhausen 44799 BOCHUM / LAERHEIDE YSTEMTECHNIK Unternehmen nkt Dortmund) schäftigte € Jahresumsatz 47229 DUISBURG / RHEINHAUSEN RUHR 2030 AWARD Seit 2008 verleiht der Initiativkreis Ruhr den Ruhr 2030 Award für Innovationen in den Bereichen Energie, Werkstoffe und Logistik. Die ersten Gewinner des mit 50.000 Euro dotierten Preises waren Rolf Bracke und sein Team vom GeothermieZentrum Bochum. Sie haben „GeoJetting“ entwickelt, ein neuartiges Bohrverfahren, das Bergbautechnologie für die Geothermie nutzbar macht. Dieses Jahr ging der Ruhr 2030 Award an ein Evonik-Team um den Diplom-Chemiker Dr. Frank Weinelt für die Entwicklung einer Fliese von der Rolle. „ccflex“ heißt das Produkt, ein Wandbelag aus Keramik, der wie eine Tapete gerollt werden kann. der medizinischen Mikrotechnik oder bei medizinischen Werkstoffen, den sogenannten Biomaterialien. Die Visus Technology Transfer GmbH im BioMedizinZentrum Bochum ist eines der rund 400 medizintechnologischen Unternehmen, die in der Region aktiv sind. Im Jahr 2000 als Spin-off gegründet, entwickelte es sich zu einem führenden Anbieter von Bildmanagement in der Medizin. Geschäftsführer Jörg Holstein: „Wir arbeiten an der Schnittstelle IT, Gesundheitswirtschaft und Medizintechnik. Wir ersetzen nicht nur den Röntgenfilm mit digitaler Technik, sondern bieten darüber hinaus komplexe Bildmanagementlösungen für Krankenhäuser und Praxen, für kleine Abteilungen, aber auch für standortübergreifende Verbundlösungen mit Rechenzentrumsbetrieb.“ Mit inzwischen 50 Mitarbeitern kann das kleine, international tätige Unternehmen auf zehn bis 20 Prozent Wachstum pro Jahr verweisen und ist daher immer an talentierten Softwareentwicklern und an Ärzten für das Produktmanagement interessiert. Vom Ballungsraum in die weite Welt Nach Paris und London ist das Ruhrgebiet der drittgrößte Ballungsraum Europas. Mit 8,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegt das Logistikvolumen im Ruhrgebiet weit über dem durchschnittlichen Wert in Europa. Redet man über die Logistik in der Region, reihen sich Superlative hintereinander: Hier liegt das dichteste Wasserstraßennetz mit rund 70 privaten und elf öffentlichen Häfen, in Duisburg gibt es den größten Binnenhafen Europas, Dortmund hat den umfangreichsten Kanalhafen Deutschlands und ist das Kompetenzzentrum in der E-Logistik. Im östlichen Ruhrgebiet entwickeln sich Standorte für Handelsunternehmen mit Verteillogistik. In Herne, Herten und Gelsenkirchen entsteht der Last Mile Logistik Park. Kleine und große Unternehmen im ganzen Revier bewegen die Waren, die in alle Welt gehen. Vor rund zwei Jahren zog die Mülheimer Geschäftsstelle der Schenker Deutschland AG nach Duisburg. Das Unternehmen ist mit 42.000 Mitarbeitern und rund 1.100 Standorten einer der weltweit führenden Logistik-Dienstleister. Auf einem fast 40.000 Quadratmeter großen Gelände im linksrheinischen Hafenareal entstand ein modernes Umschlags- und Logistikzentrum mit Spezialisierung auf Landverkehre und Logistiklösungen. Axel Kühn, Leiter Zentrale Personal und Führungskräfte: „Logistik ist ein absoluter Wachstumsmarkt, von dem auch unsere Standorte Duisburg und Dortmund profitieren. Für Absolventen ist der Arbeitsplatz Logistik sehr attraktiv geworden, weil er das dunkle und düstere Hinterhofimage längst abgeworfen hat und auch unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine relativ hohe Arbeitsplatzsicherheit bietet.“ Und sie gilt als internationales Business. Absolventen der Betriebswirtschaft, Logistik und IT sind bei DB Schenker willkommen. Neben dem Direkteinstieg am Standort können Berufseinsteiger auch als Trainee beginnen und bekommen einen Einblick in alle Bereiche des Logistiksektors. ITK in Spitzenposition Ob Kohlekraftwerk, Containerterminal im Duisburger Hafen oder Diagnostik in der Gesundheitsstadt Bochum – die Basis aller Spitzenleistungen ist eine hervorragende Informations- und Telekommunikationstechnologie (ITK). „Der Standort Ruhrgebiet ist Weltmeister in der Entwicklung von exzellenter Soft- ware für verschiedene Anwendungsbereiche. Insbesondere bei den ,embedded systems‘, den eingebetteten Systemen, die nicht nur in Autos, DVD- oder MP3-Playern installiert sind, sondern auch in der industriellen Anwendung“, betont Dr. Winfried Materna, Geschäftsführer Materna GmbH. Der CoModerator des Initiativkreises Ruhr ergänzt: „Unsere Stärke ist die Kombination von höchstem elektrotechnischem und kommunikationstechnischem Know-how gepaart mit ausgefeilten Fertigungstechniken. Hier haben unsere Hochschulen und die Forschung einen erstklassigen Stand.“ In der gesamten Metropolregion zwischen Essen, Dortmund, Duisburg und Bochum finden sich Hunderte IT-Unternehmen und -Institute, in denen rund 50.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. So gibt es in Bochum eines der größten und besten Kompetenzzentren im Bereich IT-Sicherheit, das auch als deutsche Kaderschmiede einmalig in Deutschland ist. In Dortmund hat das Fraunhofer-Institut für Softwareund Systemtechnik seinen Sitz ebenso wie das Institut für Materialfluss und Logistik, das weltweit beste Institut für praktische Logistik. Dazu finden sich hier etliche innovative Firmen, die auf Mikrosystemtechnik und Geoinformatik spezialisiert sind. Materna, 1980 in Dortmund gegründet, beschäftigt 1.300 Mitarbeiter und ist inzwischen europaweit mit ITLösungen vertreten, unter anderem in der öffentlichen Verwaltung wie Zoll- und Justizverwaltung. Dr. Materna: „In der ITK werden mittelfristig und aufgrund der demografischen Entwicklung viel mehr Mitarbeiter benötigt als vorhanden. Wir laufen in der Region mit großen Schritten auf einen Fachkräftemangel zu.“ Bei Materna selbst sind regelmäßig Stellen für hoch qualifizierte IT-Kräfte zu besetzen. Der Unternehmensgründer bekam im letzten Jahr das Bundesverdienstkreuz für seine entscheidenden Impulse zum erfolgreichen Wandel der Region – gerade im IT-Sektor. Seine Vision für die Metropole 2030: „Ich wünsche mir, dass das Ruhrgebiet als Innovations- und Ideenschmiede weltweit Vorzeigeregion für die Wirtschaftszweige Energie, Logistik und Werkstoffe wird.“ Kreative Absolventen gefragt Fachkräftemangel ist in der politischen Diskussion oft ein Schlagwort. Seine Konsequenzen werden nur unzureichend beschrieben, betont Hanns-Ludwig Brauser, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung metropoleruhr. „Tritt er ein – und dies ist für die nächsten Jahre vorauszusehen –, stellt er eine massive Bedrohung der wirtschaftlichen Struktur, insbesondere des Mittelstandes, dar.“ Damit es nicht so weit kommt und die Metropolregion ihre Stärken weiter ausspielen kann, sollten Absolventen die klassischen Kompetenzfelder gut im Auge behalten. „Forschung, Technik und Dienstleistung made in Metropole Ruhr“ ist auf dem Vormarsch zur Spitze. Evonik-Vorstand Dr. Klaus Engel: „Kreativität ist ein wesentlicher Schlüssel für die Zukunft des Ruhrgebiets. Wir brauchen gute Spezialisten, aber keine engstirnigen Fachidioten. Generell gilt für alle Absolventen: Wer die Fähigkeit hat, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, sich auf immer neue Anforderungen der Arbeitswelt einzustellen und auch den Mut hat, als Querdenker gegen den Strom zu schwimmen, der wird seinen Weg machen – davon bin ich überzeugt.“ 1928/29 errichtet, seit 1994 Veranstaltungsraum und Wahrzeichen des Ruhrgebiets. > Otto Rehhagel 1930 in Essen geb., Fußballspieler und Nationaltrainer. > Rita Süssmuth 1937 in Wuppertal geb., Ministerin und Bundestagspräsidentin. > Hans-Adalbert Rürup 1943 in Essen geb., Chef-Ökonom bei AWD Finanzoptimierer. > Helge Schneider 1955 in Mülheim geb., Musiker, Schriftsteller, / FÖRDERTURM Das Revier wird zum Touristenmagnet TOURISMUS : Urlaub in Deutschland liegt im Trend: Statt mit All-inclusive-Bändchen am Arm an vollgestopften Stränden zu schwitzen, verbringen immer mehr junge Leute ihren Urlaub in Deutschland. Sie entdecken die bayerischen Alpen, Nord- und Ostsee – und immer häufiger das Ruhrgebiet. Von Kerstin Neurohr DAS RUHRGEBIET ENTDECKEN – unsere Tipps RuhrKOMPAKT Auf 630 Seiten gibt dieser Erlebnisführer einen umfassenden Überblick über das Ruhrgebiet und seine Attraktionen – übersichtlich strukturiert, schön bebildert und mit vielen praktischen Tipps eine Fundgrube auch für Urgesteine des Potts. Der Kulturhauptstadt-Erlebnisführer von Achim Nöllenheidt, erschienen im Klartext Verlag, Mai 2009. 14,95 €. Die RuhrTOPCard Ein Jahr lang freien Eintritt zu über 90 Freizeitattraktionen im Ruhrgebiet: Jedes Angebot kann einmal besucht werden, darunter sind zahlreiche Museen, Erlebnisstationen der Industriekultur, Spaßbäder und Wellnessoasen, aber auch Fahrgastschiffe auf Rhein und Ruhr. Die RuhrTOPCard für 2010 gibt’s ab Dezember im Internet unter www.ruhrtopcard.de oder bei der Hotline unter 01805 - 18 16 180. / 06 07 etwas, was die Menschen beschäftigt, neugierig macht, was man entdecken will. Das Museum erreiche daher auch eine breitere Zielgruppe als früher. Als die Bergwerke in Betrieb waren, kamen die Kumpel mit ihren Familien, um zu zeigen, wie es unter Tage zugeht. Und die Zechen nutzten das Anschauungsbergwerk, um potenziellen Mitarbeitern den Beruf des Bergmanns vorzustellen. „Heute kommen Kindergärten, Schulklassen, Studenten und Familien in das Museum, um die riesige Sammlung zu sehen, Vorträge zu hören und Sonderausstellungen zu besuchen“, so Eva Koch, „sogar Brautpaare gibt es immer wieder zu sehen: In der ‚Steigerstube’ geben sie sich das Jawort unter Tage.“ „Außerdem hat sich das Kulturangebot, das es im Ruhrgebiet auch früher schon gab, erweitert und geöffnet“, erklärt Axel Biermann. Die RuhrTriennale ist mittlerweile eines der bedeutendsten europäischen Festivals, das Klavier-Festival Ruhr ist das größte Klavierereignis weltweit und im Frühjahr 2010 wird die erste Biennale für internationale Lichtkunst stattfinden und das Kulturprogramm bereichern. BOOM CLUSTER TOURISMUS „Ende der Neunziger war das noch ganz anders, da hat man im Ruhrgebiet nicht viele Touristen getroffen“, erinnert sich Axel Biermann, Geschäftsführer Ruhr Tourismus. Seitdem hat sich viel getan, auch aufgrund des „Masterplans für Reisen ins Revier“, der 1997 auf Initiative von NRW-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement entwickelt wurde. Die Übernachtungszahlen steigen, im letzten Jahr verzeichnete die Metropole Ruhr fast sechs Millionen Übernachtungen. Dementsprechend steigt auch die Zahl der Arbeitsplätze in Hotels, Gastronomie, bei Verkehrsunternehmen und in der Handelsbranche, und natürlich bei den Sehenswürdigkeiten. Auf dem Gelände der Zeche Zollverein arbeiten über 1.000 Menschen – das sind mehr als kurz vor Schließung der Zeche. Ein wichtiger Pfeiler für diese Entwicklung ist die Route der Industriekultur, die 1999 eröffnet wurde und auf etwa 400 Kilometern 25 Ankerpunkte im Ruhrgebiet verbindet. Das Deutsche BergbauMuseum in Bochum ist ein solcher Ankerpunkt. Es wurde schon 1930 eröffnet und ist mittlerweile das größte Museum zum Thema Bergbau weltweit, sogar ein Anschauungsbergwerk unter Tage gibt es zu bestaunen. „Das Interesse an Industriekultur ist in den letzten 15, 20 Jahren enorm gewachsen“, bestätigt Eva Koch, Pressesprecherin des Museums. Ihre Begründung: Nachdem die Zechen nach und nach geschlossen wurden, sei Bergbau eben keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern Es wurde viel investiert, das Ruhrgebiet lockt mit neuen Attraktionen: 1996 wurde der Movie Park Bottrop eröffnet, 2001 kam das Alpin Center Bottrop mit seiner 640 Meter langen Skihalle dazu. Bereits seit 1988 zieht der „Starlight Express“ Besucher nach Bochum. „Wir hatten bis heute über 12,5 Millionen Besucher hier“, sagt Pressesprecherin Nadine Villmann, „damit ist ,Starlight Express’ das erfolgreichste Musical der Welt an einem Stand-ort.“ Von diesem Erfolg profitieren auch andere Ziele im Ruhrgebiet, weiß Villmann: „Nach nur zwölf Monaten Spielzeit hatte sich die RollschuhShow zu einem bedeutenden Werbe- und Imagefaktor für das ganze Ruhrgebiet entwickelt. Schnell verdoppelte sich die Zahl der Hotelübernachtungen. Viele Theatergäste nahmen das Musical zum Anlass, weitere Attraktionen des Reviers zu besuchen.“ Auch für den Arbeitsmarkt im Ruhrgebiet haben diese Investitionen unmittelbare Auswirkungen: Alleine bei „Starlight Express“ arbeiten derzeit 370 Menschen, knapp 200 davon in Vollzeit. Der Tourismus-Boom hat drei positive Effekte, erklärt Axel Biermann: Zum ersten kommt Geld ins Ruhrgebiet. Allein in Dortmund wurden im Jahr 2007 1,2 Milliarden Euro Umsatz mit Tourismus gemacht, in Bochum waren es 660 Millionen. Zum zweiten profitieren die Bürger der Metropole Ruhr: Der Freizeitwert und damit die Lebensqualität steigen mit den neuen Attraktionen. Selbst wer schon lange im Ruhrgebiet wohnt, kann Neues entdecken und erleben. Und drittens profitieren Unternehmen, die um qualifizierte Mitarbeiter werben: Das Ruhrgebiet ist ein attraktiver Standort geworden, der nicht nur reisens-, sondern lebenswert ist. Das Kulturhauptstadt-Jahr ist für das Ruhrgebiet und seine Entwicklung zum Touristenziel ein wichtiger Baustein. „Die Aufmerksamkeit ist riesig“, beobachtet Biermann, „das haben wir ganz deutlich bei der Internationalen Tourismus-Börse gemerkt, die im Frühjahr in Berlin stattgefunden hat – jetzt schauen alle auf das Ruhrgebiet.“ Das müsse man nutzen, sagt der Tourismus-Manager mit Blick in die Zukunft: „Die Region ist auf dem richtigen Weg – und wir haben noch viel Motivation und viele Ideen, die umgesetzt werden können, auch über 2010 hinaus.“ Schauspieler und Regisseur. > Kohlekrise 1957/1958, führte zur Schließung zahlreicher Zechen, Hochöfen und Stahlwerke. > Sönke Wortmann 1959 in Marl geb., Regisseur und Produzent. > Ruhr-Universität Bochum 1965 eröffnet, heute über 30.000 Studierende in 150 Studiengängen. > Christian Tombeil 1965 geb., Tänzer und Regisseur, ab 2010 Sprechen Sie Ihre Zielgruppe dort an, wo sie ist! direkt an Hochschulen! mit spezialisierten Titeln ! Mediadaten 2010 jetzt online! Profitieren Sie von über 20 Jahren Erfahrung im Hochschulmarketing. Wir unterstützen Sie gerne bei der gezielten Ansprache von Nachwuchsführungskräften. Transmedia Verlag GmbH & Co. KG. Sie erreichen uns unter der Telefonnummer: 0221/4722-300 www.karrierefuehrer.de / [email protected] Mediadaten unter: www.karrierefuehrer.de/mediadaten / INTERVIEW FRITZ PLEITGEN Fritz Pleitgen hat keine Zeit. Vor dem ersten Urlaub in zwei Jahren muss er noch Feuer löschen, die gerade bei der Organisation des KulturhauptstadtJahrs brennen. Multitasking ist kein Thema des Interviews, das führt er vor. Und spricht lieber darüber, wie man vom Ruhrgebiet aus Karriere machen kann und welche Fähigkeiten und Erfahrungen ihn selbst an die Spitze gebracht haben. Interview: Petra Engelke / 08 09 ERFAHRUNGS Fritz Pleitgen (geboren am 21.03.1938 in Duisburg) ist seit 2007 Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, die das KulturhauptstadtJahr organisiert. Vorher war er zwölf Jahre lang Intendant des WDR, bei dem er seit 1963 arbeitete, unter anderem als Auslandskorrespondent für die ARD-Studios in Moskau, Ost-Berlin und Washington. Als Reporter begann er bereits mit 14, machte später ein Zeitungs-Volontariat, hat aber kein Abitur und wurde trotzdem später Präsident der Europäischen Rundfunkunion, der 74 Sender aus 54 Staaten angehören. Fritz Pleitgen ist verheiratet und hat vier Kinder. am Ende auch Arbeitsplätze. Entsprechend konkrete Angebote für Hochschulabsolventen zu schaffen, das kann eine Kulturhauptstadt allerdings nicht leisten. Eine Kulturhauptstadt kann aber Impulse geben und darauf dringen, dass diese nachhaltig verfolgt werden. Herr Pleitgen, Sie sagen, das Ruhrgebiet sei „vastly underrated“. Hat es Vorteile, in einer unterschätzten Region beruflich anzufangen? Ja, das glaube ich ganz sicher. Alle glauben, wir seien noch die Inkarnation der 50er- und 60er-Jahre. Dabei sind wir eine sehr dynamische und vitale Metropole, die den Wandel wie keine andere Region in Europa repräsentiert. Aber es ist auch richtig, dass wir nicht an einem Überangebot von hochattraktiven Arbeitsplätzen für Hochschulabsolventen leiden. Meine große Hoffnung richtet sich auf die Kreativwirtschaft, die jetzt eine Boom-Entwicklung erlebt. Da ist es natürlich ein enormer Standortvorteil, in nächster Nähe gut ausgebildete Akademiker zu haben. Welche Erfahrungen haben Sie mit Bewerbern gemacht, die frisch von der Universität kommen? Als ich noch Intendant des Westdeutschen Rundfunks war, kamen junge Menschen zu mir mit enormen Vorleistungen. Es war beeindruckend, was sie alles gemacht haben, mit welchen Zeugnissen sie in die Welt hinausgingen. Es gehörte zu meinen schmerzlichsten Erfahrungen, denen sagen zu müssen: „Wir haben leider keinen Platz für Sie. Wir haben gegenwärtig keine Stelle anzubieten.“ Und welchen Rat können Sie diesen Menschen geben? Ich kann nur sagen: Wenn die Region diese Angebote nicht hat, dann sollte man den Blick weit hinausrichten. Und auch Risiken eingehen. Dabei sammelt man enorme Erfahrungen und lernt auch, wie man :WERTE Was könnte Hochschulabsolventen Ihrer Ansicht nach hier halten? Natürlich attraktive Angebote! Ich hoffe, dass auch die Kulturhauptstadt Europas etwas dazu beitragen wird, auf zweierlei Art und Weise: Erstens sollte unser Programm direkt dazu führen, dass Arbeitsplätze in der Kulturwirtschaft entwickelt werden können, insbesondere in der Kreativwirtschaft, möglicherweise auch im Kulturtourismus. Zweitens hoffe ich, dass wir so viel Interesse für potenzielle Investoren außerhalb des Ruhrgebiets an unserer neuen Metropole Ruhr erwecken, dass die sagen: Hier wollen wir uns engagieren. Globale Ratschläge meinerseits zu erteilen, würde ich für sehr vermessen halten. Die besten Kräfte in der Region zu halten, muss das Interesse derjenigen sein, die hier politische und wirtschaftliche Verantwortung tragen. Die große Sorge ist, dass Berlin jetzt zur alles überragenden Attraktion wird. Was würden Sie denn jemandem sagen, der nach dem Abschluss denkt: „Ich gehe nach Berlin.“? Berlin ist sicher attraktiv, aber wir haben hier auch viel zu bieten. Wir leben im Zeitalter des Internets. Mit einem Klick oder zwei kann man sich schnell einen Ein- und Überblick verschaffen, was es hier an Angeboten gibt. Aber ich gebe zu: Verließe ich jetzt hier die Universität, dann würde ich auch nachschauen, wie es woanders aussieht. Das ist ein ganz natürliches Verhalten. Ich bin auch nicht in meinem engen Sprengel geblieben, sondern habe versucht, in die Welt hinauszugehen. Hauptsache, diese Leute kommen nach ihren Lehr- und Wanderjahren wieder zurück und bringen ihre Erfahrungen dann hier ein. Welchen Beitrag kann die Kulturhauptstadt leis-ten, um Hochschulabsolventen hier eine Perspektive zu eröffnen? Kultur betrachte ich als eine Investition in die Zukunft. Kultur inspiriert, sie bringt jeden Einzelnen weiter, Kultur macht kreativ, und Kreativität schafft sich in schwierigen Situationen behauptet. Wer seine Zukunft auf sich zukommen lässt, wird in der heutigen Zeit nicht besonders weit kommen, es sei denn, er hat per Glück einen Lottogewinn gelandet. Aber dieses schöne Schicksal wird ja nur wenigen zuteil. Sie sind kein Akademiker, haben kein Abitur. Meinen Sie, dass es Karrieren wie Ihre heute noch geben kann? Natürlich gibt es die. Viele haben aus der Garage heraus Imperien aufgebaut. So etwas ist auch heute noch möglich. Es wäre im Übrigen schlecht, wenn es jetzt nur noch Akademiker gäbe. Dann wäre die Konkurrenz für sie ja noch größer. Was mussten Sie lernen, um sich durchzusetzen? Am meisten habe ich durch Fehler gelernt. Bei anderen und nicht zuletzt bei mir. Ich habe zwar keine gravierenden Fehler begangen, so dass ich sagen müsste: Diesen Makel werde ich mein Leben lang nicht los. Aber in der Berichterstattung, in Grundeinschätzungen, in der Charakterisierung von Menschen, in der Verantwortung dafür, beim Überprüfen von Vorgängen, da bin ich nun alles andere als fehlerfrei gewesen. Aber ich habe mir immer wieder vor Augen geführt, welche Wirkungen Fehler haben können und deshalb aufgepasst, dass keine Wiederholungen passieren. Worauf konnten Sie dabei aufbauen? Mein Kapital waren die Erfahrungen, die ich sehr früh gesammelt habe. Ich habe mit 14 Jahren begonnen, als freier Mitarbeiter mein eigenes Geld zu verdienen. Ich bin als junger Mann mit dem Fahrrad durch Europa gereist. Das war damals noch etwas ganz Besonderes. In vielen Gebieten war ich der erste Deutsche, der nach dem Krieg dort wieder aufgekreuzt war. Dass ich später als Journalist in die Sowjetunion gegangen bin, das haben viele nicht verstanden. Die sagten: Was willst du da? Das Land steht total unter Zensur. Das ist doch kein angenehmes Leben, was die privaten Verhältnisse angeht, denn dort herrschte der große Mangel. Aber diese Erfahrungen in einer ansonsten saturierten Welt waren sehr wichtig. Ich habe zwar keine unendlichen Opfer bringen müssen, aber ich habe mich doch nicht ganz so verhalten wie der Mainstream, obwohl ich schon verheiratet war und Familie hatte, die es nicht bereut hat, dass ich sie immer mitgeschleppt habe. Es lohnt sich, ausgetretene Pfade zu verlassen, etwas zu riskieren. Das würde ich jedem raten. Was gäbe es denn heute noch an vergleichbaren Risiken? Ich kann Ihnen jetzt nicht empfehlen, zum Mond zu fliegen, bloß weil das – übertrieben gesagt – ungefähr gleichzusetzen wäre mit einer Reise damals nach Südfrankreich oder nach Nordnorwegen. Aber es gibt sicher Dinge, die andere nicht machen, die schwierig aussehen. Ich würde, wenn es überhaupt Angebote gibt, nicht das eine oder andere ablehnen, weil vielleicht die Familienverhältnisse oder etwas anderes nicht so ganz passen. Gerade in jungen Jahren muss man akzeptieren, was kommt. Sofern es nicht gegen die Ehre oder gegen die Menschenwürde geht. Aber an der Bereitschaft, eine Herausforderung anzunehmen, sollte man es nicht fehlen lassen. Was ist mit Leidenschaft: Ist das eine wichtige Sache oder ein Selbstverwirklichungsmythos aus den 70er-Jahren? Ich glaube schon, dass man Leidenschaft für seine Aufgabe aufbringen muss. Sonst bringt man nicht die 120 Prozent, die erforderlich sind, um zu bestehen. Wer heute bei 100 Prozent stehen bleibt, das meine ich natürlich im übertragenen Sinne, der wird es nicht allzu weit bringen. Dafür ist die Konkurrenz zu groß. Und um dafür die Kraft, die Energie und vor allen Dingen die Kondition aufzubringen, muss man schon Leidenschaft haben. Man muss sich nicht berauschen, aber man sollte das schon sehr emotional angehen. Monika Piel hat über Sie gesagt, Sie seien ein Bauchmensch und würden durchaus auch auf Ihren Instinkt hören … Ja, dabei habe ich fast immer gute Erfahrungen gemacht. Wenn ich mir manche Entscheidung zu häufig habe durch den Kopf gehen lassen, dann hat sich nachher herausgestellt, dass sie wegen meiner Zögerlichkeit und Unentschlossenheit falsch war. Deshalb habe ich häufig mehr auf meinen Instinkt vertraut, nicht zuletzt bei der Beurteilung von Menschen. Das klingt nach einsamen Entscheidungen. Nein. Ich bin immer daran interessiert, mich mit anderen zusammenzusetzen oder abzustimmen. Nach dem alten Gewerkschaftslied in Amerika „United we stand, divided we fall“. Also lass uns lieber gemeinsam denken und gemeinsam etwas schaffen. Das wird uns allen etwas bringen. Darüber muss man seine Persönlichkeit nicht aufgeben. Das ist wie beim Fußball, der vom Mannschaftsspiel und Solisten lebt. Durch Sologänge bekommt eine Veranstaltung wie ein Fußballspiel erst den richtigen Appeal. Die Stärke der Gemeinschaft und der Wille der Solisten, das sollte man von Kindesbeinen lernen. Wir kennen viele Fälle, wo ausgewiesene Egoisten enorm viel erreicht haben, weil sie skrupellos waren. Aber das ist der Gesellschaft nicht immer gut bekommen. Und den Solisten am Ende meist auch nicht. Intendant Grillo-Theater Essen. > Jens Lehmann 1969 in Essen geb., Fußball-Torwart. > Mirko Kussin 1974 in Recklinghausen geb., Förderpreis Literatur 2009 der Gesellschaft für Westfälische Kulturarbeit. > Sonja Rohde 1975 in Hagen geb., wird 2009 als erste Deutsche ins All fliegen. > Klaudia Pirc 1976 geb., betreibt Veranstaltungsportal www.ruhrgebiet-fuer-lau.de. > Maurice Maurer / CHARAKTERSACHE e hrg u R biet, wo bleibt dein Mief ? ke ngel E a r t Fragt Pe se über die Wie e Schweine di t ie eb rg n ster en Ruh als sei das ge ss im heutig tun fast so, ist es her, da er e Urlaub hi hr n im Ja he n 0 sc 5 en 1 eln sie, w r die Men m be A ur m n. und , de n“ ur öl e von K schon „dat“ getrieben w muss zwar aus der Näh e an m M m . ko op er h tr H röder, : aus Bot gewesen. „Ic en Atze Sch zuposaunen hr fü us ra as tt D ta e n. S di höre nd einer fragt. Nur: Stolz si hier dazuzuge rnsehen vor. können, um Fe n ter den ge im un r sa “ er ga hi at so „w it trägt man Stratmann or r. D ol illk d ka un l Lo sagen die B t. Das bert Knebe „Mit Kultur!“, n darauf nich . he rn isc de tr en rän m uh s ts und R t soll da Ruhrgebie uhr Museum R turhauptstad , ul le s K na da ie r D en . fü ri ln RuhrT Budgets Fingernäge mern sich an d ringen um am un kl r d ht ne un la ac r ep m tädt esuch dungsbürge sagen die S turm. Für B h ndmarken!“, n Nordstern de d lamour. Doc un G d us logie. „Mit La zenterha , Glitter un Ex ke s l er da al w , U er au r B üb uristen en, große Dortmunde s können To re : große Nam in to im fe r -S ip nu en t sh eb und Flag bt es nich man sich urantketten und „wat“ gi ta “ at es R „d , nd os n. U in t. obah Multiplexk gen eher nich r auf der Aut nkunst dage Schalke. Ode uf A bloß eine e. es ng t finden. Halde ra is uswärtige n live. Auf C A ler r Fü nd . so nn n, ke draufzuste t das da Fernsehe sche und Bän nellweg“ heiß Ti ch r rs um de uh n, uf R re A er heißt. „Still-Leben obahn zu sp en“ wirklich Idee, eine Aut was „Still-Leb ß, ei Strukturwan w n de er abgefahrene ab st Insider den zuer er er D w . s ch al rn ie m es fe B da n man len und zu ortsgegebene hweg sagte , 0 haben die Ruhrschleic e. ng mehr Staub lu t ub ch ta heutigen A 4 ni S ge statt iet atmet un eb ul rg ta pt S uh : au R en rh as „D Kultu del vollzog les anders. Mitglied der r jetzt wird al chg, der als us M lf do A zärtlich. Abe zeite unft“, prophe sondern Zuk d bereiste. en eg G e 005 di man die stadt-Jury 2 rliert, muss but „zäh“ ve ri tt A s zeitig die da ch h r Idee, glei tatsächlic de hr r ke te er in V H n erren. eßende itern und ihre zeitweise sp Damit der fli mit Bauarbe uhrgebiets“ en R zu, s dt da tä de S e r ut de en Le „Lebensa gebunden man die an gt n in br de o en S n: ch tzt zwis terpla reativität se Bahnstrecke eckt ein Mas wollen. Auf K en bevölkern, st m zu oren m rl rn ko ve E ne ia ör und Nok Signalh von B nach Kohle, Stahl e n, wenn sie di de en d, rf er w en dü eg zu n, reffe kreativ ge in einer G bahnhof eint ine ich dieser Ta sener Haupt Es s ständig se im h da man schließl , ic gl en tä ch e su di , h er nt dl ri e Pen 10. Also ein Laby hat. Auch di ehen für 20 Weg durch ng n ra ue vo ne en n eb ne g ei Es soll r Gorny sich jeden Ta holt der Her t fürs Gehirn. nichts. Erst t. Das ist gu r er m herga nd ht rä oc ge ve Form findet B hu erst mal nn t tz da Je r, t. he is e 0 201 Parad weise dann, wenn kann. Eimer öse der Love t stemmen ese das Get ch ew ni ehrG r oß ga em bl ng oß mit gr twortlichen eranstaltu an ßv er ro V G e ne di ei so aren ilieren aus, dass es ben. Dabei w en Welt prof hat das gege einer besser tt in ist. po ch S n si d ge ei un an Häme hätte m ebiet zu n Qualitäten e dem Ruhrg di he pel – lc t, ei so um hk it K ic m n, rl lich – r Behar es mache de eu it N m ie as w w , auso leite heitern können. Gen ve-Parade-P testieren, sc nach der Lo hlkrise? Pro ss ta S da r voran? r, nu eg de t w un Kohle eben nich . Kein W on es iti ll so ad t Tr tz t je ha ine Assot. Aber diese Haltung rum, bloß ke nktioniert ha fu da es em e zd ng ot gi tr l d schön. ehen. Als Bochum Tota ird sauber un w ch gut auss s no lle A ch . au en n er zu lass : erst Baugehen, sond ch gemacht aufkommen au hr ja ru tz en la P öb m rA sdamer elfassaden, ziationen zu mit dem Pot , dann Spieg nn lin ka er B n in ne s au e da ig zurück ter best So haben si an die Arbei t sich ein wen m hn e se di h an rc M , du musste. t sieht. stellenzäune portant sein stände nich er im ly Le al e di ob gl an d m braucht. chic un hinter denen mer Dreck ge t alles clean, im ch ni h ic s ßl al ie n, hl ge ht hätte, sie ebiet sc nach den Ta mand versuc t das Ruhrg je ha s g al m un je kl ic ob tw weiß, schmutzung Für seine En e Umweltver stunken, wer in ge ke e ni ke r er he w sc ob das Ruhrund Stahl Hätte die Em ht, wer weiß, die Zechen n ac te m ät ge H . ar en en Metrobebaub zu renaturier aus den echt und Böden un er n st be ip ie H tr e be di til len sie haben. tte. Und im großen S nflächen hä vom Loft. Sol rü m G au e Tr el vi n re so en für ih gebiet heute dustrieanlag abgerockte In n le ol ostkarten. w n le po eispiel auf P B um Z t. el gesied t. Merke: dann eben um m Kohlenpot n de de s er au w ls f ie pe rgebietsals Kum Dreck und M , über die Ruh or odels grüßen rv M r, he te rs ub ni tä arzen Pulve gt Souve Schwarzbes d, einem schw ina. Das brin ol at ng P t be n ch ru ke G au mit Bettla Nostalgie br : Fläschchen te und junge eleine riesel aunen können ch st r äs ren für die nu W lie er ha de In je nd ki cht zum nach auf ni e es ag S t r is de gs allerdin r schütten. das dereinst ließ. Diesmal s Badewasse in en es au ll gr so er an über Nacht t, sondern m lunge gedach ub ta S al . in er ig or les saub ird wirklich al Und dann w L A K LO T I R O L O K : GLOSSE / 10 11 1980 in Castrop-Rauxel geb., einziger Deutscher im YouTube-Sinfonieorchester in New York. > Horst Schimanski 1981 TV-Premiere, Götz George als Kommissar in Duisburg. > Manuel Neuer 1986 in Gelsenkirchen geb., Torwart Schalke 04. > Maren Marmulla 1988 in Dortmund geb., preisgekrönte Manga-Zeichnerin. > Internationale Bauausstellung Emscher Park JOBMESSE :KONAKTIVA Der Abschluss ist schon in Sicht, doch viele wissen noch nicht, was danach kommen soll. Weiter studieren, arbeiten oder vielleicht doch erst noch ein Praktikum? Hilfe bei der Antwort auf diese Fragen bietet die konaktiva, eine der größten studentisch organisierten Jobmessen in Nordrhein-Westfallen. An drei Tagen (10.–12. November) findet die konaktiva in der Messe Westfalenhallen Dortmund, Halle 6 statt. Über 130 nationale und internationale Unternehmen aus verschiedenen Branchen präsentieren sich hier und bieten neben Informationen über sich selbst auch konkrete Arbeitsplätze, Praktika oder Diplomarbeiten. Daneben findet ein umfangreiches Rahmenprogramm statt: In Vorträgen erzählen Unternehmensvertreter, was ihr Unternehmen so besonders macht und warum es für Absolventen interessant sein könnte. In Podiumsdiskussionen treten sich mehrere Unternehmen gegenüber, und jeder Besucher kann genau die Fragen stellen, die ihn oder sie schon immer an dem Unternehmen oder der Branche interessiert haben. Zusätzlich werden angeboten: Kostenloser Bewerbungsmappencheck, simuliertes Bewerbungstelefoninterview, professionelle Bewerbungsfotos, Online Reputation Management, aktuelle Stellenausschreibungen auf der Jobwall, Studi-Lounge mit Erfrischungsgetränken, kostenloser Bus-Shuttle zu der Messe. Viele der Unternehmen bieten zusätzlich dazu Einzelgespräche an, in denen sich Besucher direkt auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben können, ohne lange auf ein Bewerbungsgespräch warten zu müssen. Die Messe einschließlich des Rahmenprogramms ist für alle Besucher kostenlos. Weitere Informationen zur konaktiva unter www.konaktiva-dortmund.de. ANZEIGE IMPRESSUM : AUFSTEIGER DAS JOBMAGAZIN VON WAZ MEDIENGRUPPE UND KARRIEREFÜHRER VERLAG: WAZ Mediengruppe, Friedrichstraße 34–38, 45128 Essen HERAUSGEBER: Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Weyertal 59, 50937 Köln, Telefon: 0221 4722-300, E-Mail: [email protected] Internet: www.karrierefuehrer.de/aufsteiger IDEE UND KONZEPTION: Viola Strüder REDAKTION: Franziska Andrä, Christina Bönner, Kerstin Neurohr, Viola Strüder (verantw.), Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Weyertal 59, 50937 Köln AUTOREN DIESER AUSGABE: André Boße, Petra Engelke, Nina Hundhausen, Kerstin Neurohr, Christiane Siemann, Constanze Wolff SCHLUSSREDAKTION: Textagentur Da Rin MITARBEIT AN DIESER AUSGABE: Rainer Bachmann, Thomas Böttcher, Andy Fuchs, AlexanderSebastian Hendsch, Jasmin Schemann, Christina Wohter PDF-MAGAZIN: www.karrierefuehrer.de FOTOS: Cover: diskoscheisze/Photocase, Inhalt: Alexander Tarasov/fotolia (6), anbk/fotolia (16), Chrispo/fotolia (10), comartist.de/fotolia (5), Cristina Cazan/fotolia (13), gemenacom und Rui Araujo/fotolia (2), gemenacom/fotolia (2), i.xos/fotolia (3), Ilian Kovandzhiev/fotolia (14), jufo/fotolia (14), maxrosoftig/fotolia (17), p!xel 66/fotolia (1), p!xel 66/fotolia (11), Paylessimages/fotolia (6), Piter Pkruger/fotolia (18), sabri deniz kizil/fotolia (5), Sharpshot/fotolia (4) Der Verlag übernimmt für unverlangt eingesandte Unterlagen keine Haftung. GRAFIKDESIGN: Olaf Meyer Gestaltung, Köln, Im Stavenhof 5, 50668 Köln, Telefon: 0221 9227913 DRUCKVORSTUFE: Köllen Druck+Verlag GmbH, Ernst-Robert-Curtius-Straße 14, 53117 Bonn, Telefon: 0228 98982-0 ANZEIGENDISPOSITION: Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Jessica Andritzky, Tanja Reder, Telefon: 0221 4722-360 ANZEIGENVERKAUF: Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Telefon: 0221 4722-300 INTERVIEW ILSE STORB / 12 13 WELT / INTERVIEW / ILSE STORB Ihre Heimat: Essen-Bredeney – und die ganze Welt. Ihre Karriere: Ungewöhnlich, wendungsreich – und auch gekennzeichnet von Freude, Kampf und Disziplin. Ihr Alleinstellungsmerkmal: Europas einzige Professorin für Jazzforschung. Ilse Storb. Pardon, Prof. Dr. Ilse Storb, so viel Zeit muss sein. Geboren 1929 in Bredeney, einem südlichen Stadtteil von Essen. Ihre frühe Leidenschaft gehörte dem klassischen Klavier. Sie studierte in Paris, ihr Thema: „Untersuchungen zur Auflösung der funktionalen Harmonik in den Klavierwerken von Claude Debussy“. Als sie Ende der Sechziger im Hochschuldienst arbeitete, verfiel sie mehr oder weniger zufällig dem Jazz. Es ist die Liebe ihres Lebens geworden – und schon ihre Mutter hatte ihr gesagt: „Kind, du brauchst nicht zu heiraten. Du studierst Musik. Die bleibt dir, die Kerle hauen doch sowieso alle ab.“ K I S U :M Ilse Storb empfängt uns an einem Sommerabend in ihrem Haus in Essen-Bredeney. „Morgens nicht so gerne“, hatte sie im Vorgespräch gesagt, „ich bin eine Nachteule.“ Man kennt die Jazzprofessorin als exotische Persönlichkeit, die schon manche TV-Talkshow aufgemischt hat. Heute soll es aber auch um ernste Themen gehen. Um Fleiß und Leidenschaft als Karrieremotor. Und um das Ruhrgebiet als Heimat eines Instituts für Musik aus aller Welt. Das Gespräch führte André Boße. Frau Storb, die Festschrift, die man Ihnen zum 80. Geburtstag im Juni widmete, trägt den Titel „Rastlose Brückenbauerin“ ... ... Wissen Sie, erst sollte sie „Mutter Courage des Jazz“ heißen. Aber dann hat mir einer der Herausgeber Informationen über die literarische Figur der Mutter Courage zu lesen gegeben. Sie war ja eine richtige Kriegsgewinnlerin! Das passt nun gar nicht zu mir. Und beinahe noch ein Fehler: Ein Aufsatz sollte die Überschrift „Ilse, die Entwaffnende“ tragen. Aber man hatte sich vertan und es hieß: „Ilse, die Entwaffnete“ (lacht). Um Gottes Willen! Reden wir übers Brückenbauen. Wie anstrengend ist es, sich als Ziel zu setzen, Dinge zu verbinden, die nicht zusammenzupassen scheinen? Zum Beispiel Jazz und Klassik. Ich habe viele Kämpfe ausgetragen. Aber nicht aus persönlichen Motiven heraus, sondern für die Sache. Für eine Änderung der Verhältnisse. Wenn es um die Sache geht, kenne ich Widerstand, so lange ich denken kann. Aber ich habe mich mit den Jahren darauf eingestellt. Zum Beispiel? Mit meinem Professorentitel. Ohne den sind Sie als Frau in ministeriellen oder universitären Kreisen automatisch die Vorzimmerdame. Die Wissenschaft in Deutschland war lange Jahre eine reine Männerdomäne. Und der Jazz übrigens auch. Warum war es so schwer, Jazz im wissenschaftlichen Milieu zu etablieren? Es war ein stetiger Kampf gegen die Klassiker! Bach, Beethoven, Brahms – mehr kannte die deutsche Musikwissenschaft nicht. Wer mit Jazz ankam, traf auf die ganz alten Vorurteile: „entartete Negermusik“. Ich bin irgendwann mal durch die Uni in Duisburg gerannt und habe die Professorenkollegen gefragt: „Haben Sie etwas gegen Jazz?“ Und die Antwort? Ein Kollege aus der Kunst konnte mich erst einmal beruhigen, aber die Abneigung ist latent. Sehen Sie, die deutsche Musikwissenschaft ist rückwärtsgewandt. Komponisten, die noch leben, dürfen kein Thema sein. Als ich in den Achtzigerjahren mit meiner Arbeit über den amerikanischen Jazzmusiker Dave Brubeck kam, bezweifelte man stark, ob sich diese Musik überhaupt analysieren lasse. Sie haben mit dem Jazzlabor an der Universität Duisburg 30 Jahre lang bewiesen, dass das geht. Mit dem Jazzmusiker und Jazztheoretiker Joe Viera haben wir damals sehr erfolgreich eine akademische Jazzausbildung in die Lehrerausbildung integriert. Wir haben gemeinsam gespielt, aber auch Theorie vermittelt. Es gab Seminare zur Jazzgeschichte, zur politischen Dimension des Jazz sowie, und das war uns ganz wichtig, die pädagogische Seite, sprich: Wie vermittle ich das den Schülern? Das lief 30 Jahre lang gut. Helge Schneider war einer von vielen, die im Jazzlabor dabei waren. Aber Erfolg ist leider keine Garantie dafür, dass etwas Bestand hat. Man hat das Jazzlabor geschlossen. Kaputt gemacht. Aus Geldmangel, wie es damals hieß. (winkt ab) Ach, Geld war massenhaft da! Es ging um Personalpolitik der Universität Duisburg, des Wissenschaftsministeriums und der Folkwang Hochschule in Essen. Greenpeace hat es so formuliert: „Wenn die Welt eine Bank wäre, wäre sie schon längst gerettet.“ Was in Deutschland fehlt, ist nicht das Geld, sondern das Interesse an Musikpädagogik. Es fehlt die Vitalität, Musik ganzheitlich zu begreifen. So, wie es in Afrika geschieht. Was genau meinen Sie mit Ganzheitlichkeit? Wenn man Musik lebt, unterscheidet man nicht zwischen Körper, Geist und Seele. In diesem Land wird 1989–1999, Zukunftsprogramm des Landes NRW. > Visions 1990 erste Ausgabe, monatliches Magazin für alternative Musik, Redaktion in Dortmund. > Profi-Grill 1991 in Wattenscheid eröffnet, Pommes-Bude von Sterne-Koch Raimund Ostendorp. > Wissenschaftspark Gelsenkirchen 1995 eröffnet, Zukunftsenergien, Gesundheitswirtschaft und IT. > CentrO Oberhausen 1996 eröffnet, früher INTERVIEW / ILSE STORB Das Ruhrgebiet ist ein idealer Standort für dieses Institut, oder? Ja, es geht hier sehr interkulturell zu. So eine Vielfalt gibt es sonst vielleicht noch in Berlin. Ich genieße das. Sie sind ein echtes Essener Gewächs. Meine Familie lebt seit 500 Jahren hier in Bredeney. ZUM 80. GEBURTSTAG von Ilse Storb sind im NonEMVerlag Duisburg zwei Bücher erschienen. Die Biografie Swingingly Yours. Ilse Storb. Love & Peace (15 Euro) sowie die Festschrift Rastlose Brückenbauerin (45 Euro). das getrennt. Die Deutschen sind verkopft. Dies ist eine „verklemmte Nation“, wie der spanische Autor Heleno Saña es nach Jahrzehnten in diesem Land formuliert hat. Wenn ich durch die Gegend laufe und jedem in meiner Art um den Hals falle, habe ich manchmal den Eindruck, die Leute sind kurz davor, die Polizei zu rufen. (lacht) Wir Deutschen mögen da etwas distanzierter sein, aber ist das wirklich ein Problem? Was den Zugang zur Welt der Kulturen betrifft, unbedingt. Wenn Deutsche der Ganzheitlichkeit und Ursprünglichkeit der Afrikaner begegnen, sind sie schnell irritiert. Es ist ein anderer Ansatz, Musik zu leben. Es gibt in Afrika ein Sprichwort: „Ein Lied tanzen, einen Tanz singen.“ Musik wird aus der Bewegung und dem Rhythmus erlebt – und nicht, wie in der klassischen Musikwissenschaft, mithilfe eines Metronoms. Verständlich, dass die deutsche Musikwissenschaft Probleme beim Zugang zur Musik der Welt hat. Und wieder kämpfen Sie gegen diese Vorbehalte an – und arbeiten derzeit an der Gründung eines „Instituts für Weltmusik“ ... ... Vorsicht beim Begriff „Weltmusik“, der wird seit Jahren kommerziell missbraucht! Da ziehen dann sogenannte Weltmusik-Gruppen durch das Land und spielen angeblich afrikanische Musik mit Keyboards und E-Gitarren. Was ich vorhabe, ist ein Institut an der Folkwang Musikschule in Essen, nicht zu verwechseln mit der Folkwang Hochschule, die ja vor allem elitär ausbildet. An der Musikschule sind 8.000 Schülerinnen und Schüler angemeldet, von zwei bis 88 Jahren, und dort wollen wir ein Angebot ausbauen, das der Bevölkerungsstruktur des Ruhrgebiets gerecht wird: türkische, arabische, afrikanische, hoffentlich auch bald chinesische Musik. Aber auch Tanz und Theater. Wir brauchen ein Haus für die Musiksprachen dieser Welt! / 14 15 Bei Ihrer Lust auf andere Kulturen: Haben Sie jemals ernsthaft erwogen wegzuziehen? Ja, ich habe mehrmals darüber nachgedacht. Aber ich bin hier doch stark verwurzelt. Sehen Sie, mein Vater war hier Volksschullehrer. Er hat ganz Bredeney unterrichtet – da baut man einen Bezug zu dem Fleckchen Erde auf. Wenn Sie aus meinem Wohnzimmerfenster schauen, sehen Sie, wo mein Elternhaus stand. Ein Bauernhof, erbaut 1780. Ich verbrachte dort eine wunderbare Kindheit. Dann kam der Krieg. Eine Luftmine im Frühjahr 1943 – und das war es dann. Sie waren 16 Jahre alt, als der Krieg endete. War Ihnen damals klar: Jetzt lege ich richtig los, jetzt bin ich fleißig? Oh, ich war auch im Krieg fleißig. (lacht) Ich komme aus einer Lehrerfamilie, und man musste mich nicht zum Lernen zwingen. Als die Schulen wegen der Bombenangriffe geschlossen waren, habe ich mir selber einen Stundenplan erarbeitet. Gut, die erste Stunde begann nicht um 8 Uhr, das war ja schrecklich. 9 Uhr reichte auch. Und ich habe immer schon sehr viel Klavier gespielt. Ganz klassisch? Ja, nicht zu verwechseln mit dem Jazzklavier. Ich kann nicht, wie die Barpianisten, auf Zuruf 150 Stücke in zwölf Tonarten spielen. Wie kommt eine klassische Pianistin und angehende Musikwissenschaftlerin zum Jazz? Purer Zufall. Man hat mir beigebracht, an den Universitäten immer einen Blick auf das Schwarze Brett zu werfen. 1968 begann ich den Hochschuldienst an der Uni Duisburg und fand einen Aushang: „Musikwissenschaft und Jazz“. Da dachte ich, Moment, was will diese Retro-Wissenschaft mit Jazz anfangen? Das gibt bestimmt Mord und Totschlag – nichts wie hin! (lacht) Und so nahm ich an der Gründung der Internationalen Gesellschaft für Jazzforschung in Graz teil. Als absolute Anfängerin. Genau. Ich kannte mich mit den großen B’s aus: Bach, Beethoven und Brahms. Und dann wurde ich dort vom Namedropping erschlagen: Mingus, Monk, Mulligan! Oh Gott, dachte ich, da gibt es eine musikalische Welt, von der du nichts mitbekommen hast. Noch dazu sollte es sich um „Live-Musik“ handeln. Auch ein Begriff, den ich vorher nicht kannte. Also ab auf ein Konzert, ein Tribute-Festival zum 70. Geburtstag von Duke Ellington, 1969 in Berlin mit Leuten wie Cecil Taylor oder Thelonious Monk. (atmet auf) Was für eine Befreiung! Was für eine Offenheit! Dieses Gefühl hatte ich zuvor schon einmal, als ich Mitte der Fünfziger zum Studieren nach Paris kam: Küsschen hier, Küsschen da – das gefiel mir. Was Jazz betraf, war ich sofort Feuer und Flamme. Mir war klar: Das, was Jazz auszeichnet, muss Teil der Musiklehrerausbildung werden: diese rhythmische Vitalität, diese Offenheit. Viele Leute benötigen etwas Zeit, um sich in die Welt des Jazz reinzuhören. Haben Sie gleich Zugang gefunden? Als ich Monk am Klavier hörte, betete ich ein paar Ave Maria. Ich dachte, so dissonant, wie der spielt, schmeißen die ihn gleich aus der Philharmonie raus. (lacht) Den einfachsten Zugang hatte ich zum Pianisten Dave Brubeck, über den ich ab 1971 bis 1991 meine Habilitationsschrift verfasst habe. Er war wie ich Pianist, kam aus der Klassik, und man konnte die Transkriptionen seiner Musik kaufen. Das war wichtig, denn forschen Sie mal über einen Jazzmusiker, von dem es keine Noten gibt. Na, viel Spaß. Nun hat Ihnen Brubeck zum 80. Geburtstag ein Stück geschenkt. Mögen Sie es? Ja, es ist gut geworden. Er hat mir auch eine wunderschöne Widmung geschrieben: „Mit Dank für alles, was du für den Jazz und für meine Musik getan hast.“ Da kamen mir Tränen der Rührung. Wenn Sie gleich morgen auf eine einsame Insel müssten und nur eine einzige Schallplatte mitnehmen dürften, welche wäre das? Eine von Louis Armstrong. Er war nicht nur ein genialer Musiker, er war auch ein genialer Mensch. „I like to make people happy“ lautete sein Lebensmotto. Sie haben ein Buch über ihn geschrieben. Eine wahre Herkulesarbeit. Ich habe von morgens bis abends in den Archiven in New Orleans oder New York gewühlt. Das musste schnell gehen; die Hotels waren so teuer. Geschlafen habe ich kaum, ich habe tatsächlich bis zur Erschöpfung gearbeitet. Viel Energie, viel Disziplin. Als Energiebündel kennt man Sie. Wie wichtig war die Disziplin im Laufe Ihres Werdegangs? Ohne geht es nicht. Ich muss immer lachen, wenn ich Leute treffe, die sagen: „Ich möchte so gut Klavier spielen können wie Sie.“ Ich sage dann: „Kein Problem, täglich sechs Stunden üben.“ Gibt es eine Chance, Ihnen eine Absicht auszureden, wenn Sie wirklich etwas wollen? Nein, was ich für die Bildung, die Weltmusik und die Völkerverständigung will, wird hoffentlich gemacht. Da können mir auch Leute nichts anhaben, die mir im Weg stehen. Und diese Haltung hat sich letztlich immer ausgezahlt. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Treffen mit dem Herausgeber des LouisArmstrong-Buches. Ich hatte gerade die erste Fassung abgegeben, da gab es Widerstände. (belehrend) „Frau Storb, Frau Storb“, sagte der feine Herr, „Subjekt, Prädikat, Objekt!“ Nach diesem Treffen genehmigte ich mir einen Cognac und rechnete nur noch mit dem Ausfallhonorar. Drei Fassungen und mehrere Kubikmeter gestapeltes Papier später war das Ding dann fertig – und der Herausgeber war wie umgedreht, als er mich dann hier in Essen besuchte. (exaltiert) „Aaah, Frau Storb, wie schön.“ Dazu Blumen. Als wäre ich plötzlich die Königin von England. Und was machen Sie, wenn Sie dann doch mal an der Welt verzweifeln? Ich bekomme kurz einen Wutanfall. Und dann gehe ich schwimmen oder spiele Klavier. Soll ich denn da in der Ecke sitzen und stricken? Oder heulen? Würde ja eh keiner hören, ich lebe alleine. Industriegelände, heute Einkaufs- und Freizeitzentrum. > Hartware MedienKunstVerein 1996 in Dortmund gegründet, Plattform für Medien-Kunst, zieht 2010 in den U-Turm. > Essener Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin 1999 gegründet, kombiniert Schulmedizin und Naturheilkunde. > Biomed-Triangle 2002 eröffnet, biomedizinisches Technologiedreieck u k Zu e j t f n s ! n u t i m – t z t Die WAZ Mediengruppe mit Hauptsitz in Essen ist eines der führenden europäischen Medienunternehmen.Tageszeitungen in NRW, Thüringen, Niedersachsen und Bayern bilden das Kerngeschäft unseres Hauses, das zudem in acht weiteren europäischen Ländern im Zeitungs- und Zeitschriftensektor aktiv ist. Eine innovative Internetplattform, modernste Druckbetriebe, lokale Hörfunksender und Anzeigenblätter sowie ein breites Spektrum an Dienstleistungsunternehmen komplettieren die Geschäftsfelder. Für unseren Standort in Essen suchen wir für August 2010 Auszubildende zum / zur Medienkaufmann / -frau (Digital und Print) Kaufmann / -frau für Bürokommunikation Drucker / in (Fachrichtung Flachdruck / Offsetdruck) Druck- und Verlagszentren in Essen und Hagen Als Absolvent / in der Wirtschaftswissenschaften, des Wirtschaftsingenieurwesens und der Druck- und Medientechnologie bieten wir Ihnen einen Einstieg in unser Trainee-Programm Bewerben Sie sich bitte ausschließlich online unter: www.waz-mediengruppe.de/karriere Auf unserer Homepage finden Sie außerdem weitere Infos zu unseren Ausbildungsberufen und Trainee-Programmen. WASSE / 16 17 SPECIAL / HYDROENERGIE Der Name spricht für sich: Wer sich ernsthaft mit dem Ruhrgebiet auseinandersetzen möchte, kommt um den circa 220 Kilometer langen Nebenfluss des Rheins nicht herum. Die Ruhr ist nicht nur Namensgeber, sondern auch einer der bedeutendsten Wasser- und Energielieferanten des größten deutschen Ballungsraums. Zahlreiche Wasserkraftwerke säumen ihre Ufer und liefern neben rund 85.000 Kilowatt Strom auch Arbeitsplätze für Tausende von Menschen. Von Constanze Wolff Wer heutzutage von „erneuerbaren Energiequellen“ spricht, denkt dabei meist an die populäre Solarenergie oder an andere Energieformen wie Wind, Erdwärme und Biomasse. Was dabei schnell vergessen wird: Diese Energieformen liefern zurzeit nur rund 2,1 Prozent der weltweit erzeugten elektrischen Energie – weit abgeschlagen hinter der Wasserkraft (16 Prozent). Wasserkraft ist die bei Weitem wichtigste erneuerbare Quelle, die zur Stromversorgung der Erdbevölkerung beiträgt. noch auf die Bedeutung der Wassermühlen für das Ruhrgebiet. Die Ruhr wird nicht erst seit dem Beginn der Elektrifizierung zur Energiegewinnung genutzt – aber private und kommunale Wasserkraftwerke ersetzten die alten Mühlen zunehmend. In Kombination mit großen Kohlevorkommen stieg das Ruhrgebiet so nach und nach zu Europas führendem Standort in Sachen Energieversorgung und Energietechnik auf. Heute gehört die Energieforschung zu den wichtigsten Forschungsfeldern in der Region: 750 Wissenschaftler an Universitäten, Fachhochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen arbeiten an Grundlagen ebenso wie in der anwendungsnahen Forschung und in der Entwicklung marktorientierter Lösungen. Mehr als 80.000 Beschäftigte sind in der Metropole Ruhr in der Energiebranche tätig – vom weltweit tätigen Energieversorger über Maschinen- und Anlagenbauer für Kraftwerkstechnik bis hin zu mittelständischen Unternehmen, die Lösungen auf Basis von erneuerbaren Energien anbieten. ER :KRAFT 45468 MÜLHEIM / RUHR KRAFT : WERKE Dabei nutzen Wasserkraftwerke die Fließgeschwindigkeit oder Schwerkraft des Wassers, um Strom zu erzeugen. Die kinetische Energie des Wassers treibt eine Turbine an, die den Generator in Betrieb setzt, in dem die mechanische Energie in elektrischen Strom umgewandelt wird. Je nach Bauart werden verschiedene Arten von Kraftwerken unterschieden: Bei Laufwasserkraftwerken wird die Fließgeschwindigkeit von Flüssen ausgenutzt, Speicherwasserkraftwerke arbeiten mit der Schwerkraft des Wassers, das aus einem höher gelegenen Reservoir auf die Turbine fällt. In Pumpspeicherkraftwerken wird das Wasser, nachdem es die Turbine angetrieben hat, aufgefangen und wieder in den über der Anlage gelegenen Speicher zurückgepumpt. Gezeitenkraftwerke hingegen nutzen die Bewegung von Ebbe und Flut, um die Turbinen des Kraftwerks anzutreiben. Technischer Vorgänger der Wasserkraftwerke waren Wassermühlen, in denen die mechanische Energie des Wassers unmittelbar genutzt wurde. Städtenamen wie „Mülheim“ verweisen auch heute KARRIERE : CHANCEN Einer der ganz Großen in der Branche ist E.ON, eines der weltweit größten privaten Strom- und Gasunternehmen. Mit 110 Wasserkraftwerken ist E.ON das führende Unternehmen auf dem Gebiet der umweltfreundlichen Stromerzeugung aus Wasserkraft. Bei E.ON Wasserkraft sind sämtliche Berufsfelder vertreten, die in einem international agierenden Stromerzeugungsunternehmen zu finden sind – vom Wasserbauingenieur über Elektrotechniker bis zum Maschinenbauingenieur. „Von einer Krise ist bei uns nichts zu spüren“, kommentiert Franz-Xaver Haas, Leiter Personal bei E.ON Wasserkraft, die Frage nach der Entwicklung der Branche. „Der Bereich der erneuerbaren Energien wird immer wichtiger und wächst stetig – eine echte Boom-Branche.“ Hinter diesem Boom stecken in erster Linie politische Entscheidungen. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2010 von sechs auf zwölf Prozent zu verdoppeln, der weltweite Kohlendioxid-Ausstoß soll bis 2050 halbiert werden. Und wenn Deutschland aus der Bochum-Dortmund-Witten. > Zollverein School of Management and Design 2003 in Essen gegründet, Einrichtung für Lehre und Forschung. > Pixelprojekt Ruhrgebiet 2003 gegründet, Fotosammlung zum Ruhrgebiet, www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de. > Städteregion Ruhr 2030 2003 geschlossener Kooperationsvertrag zahlreicher Städte des Ruhrgebiets. > Heimatdesign 2004 in Dortmund Kilowattstunden Strom: Das entspricht dem jährlichen Strombedarf von etwa 300.000 Haushalten. Ähnlich wie E.ON sieht RWE die größten Ausbaupotenziale für Wasserkraft in Mittel- und Osteuropa – eine Tatsache, die sich auch in den Anforderungen an neue Mitarbeiter niederschlägt: „Wir suchen Menschen, die bereit sind, ihre Komfortzone auch über die deutschen Grenzen hinaus auszudehnen, und die neben der fachlichen Qualifikation auch ein hohes Maß an kultureller Sensitivität mitbringen“, erläutert Quarg. „WASSER IST DIE KOHLE DER ZUKUNFT!“ (JULES VERNE, 1874) DATEN & FAKTEN WASSERKRAFT Das wirtschaftlich ausbaubare Wasserkraftpotenzial der Welt umfasst 15 Milliarden Megawattstunden jährlich. Obwohl davon erst rund 20 Prozent genutzt werden, ist Wasserkraft die wichtigste erneuerbare Energie weltweit. Mehr als 20 Länder der Erde decken ihren Strombedarf zu über 90 Prozent aus der Kraft des Wassers, in Deutschland sind es circa fünf Prozent. Weltweit sind nur noch ein Drittel der 177 großen Flüsse (ab 1.000 Kilometer Länge) und ihrer Nebenflüsse frei von Dämmen, Staustufen und Sperrwerken. An der Ruhr befinden sich zahlreiche private und kommunale Wasserkraftwerke – zumeist Laufwasserkraftwerke wie in Wiemeringhausen, Olsberg, Nuttlar, Alfert, Velmede, Eversberg, Heinrichsthal, Stockhausen, Freienohl, Wildshausen, Arnsberg, Fröndenberg, Schwerte/Westhofen, Wetter und Witten. Aufgrund der endlichen Ressourcen im Bereich fossiler Brennstoffe und des gestiegenen Umweltbewusstseins ist der Bereich der Wasserkraft ein echter Wachstumsmarkt. Die größten Möglichkeiten für die Errichtung zusätzlicher Anlagen bestehen in Afrika, in Südamerika und in Südostasien – überall dort sind auch bereits verschiedene Großprojekte im Aufbau. 44791 Kernenergie aussteigen möchte, müssen 30 Prozent der benötigten Energie aus anderen Quellen gewonnen werden. „Eine wirkliche Alternative dazu gibt es nicht“, bringt Diplom-Ingenieur Thomas Günther die Situation auf den Punkt. „Nicht nur Kohle, Erdgas und Erdöl, sondern auch Uran ist nur in begrenzten Mengen vorhanden.“ Der Maschinenbauer beschäftigt sich bereits seit 30 Jahren mit erneuerbaren Energien – zunächst als Energieberater für die Verbraucherberatung NRW, seit 1993 als selbstständiger Konstrukteur von Wasserkraftanlagen. Mit der Bega Wasserkraftanlagen GmbH hat er deutschlandweit bereits mehr als 80 Anlagen mit einer Leistung von zwei bis fünf Kilowatt realisiert: „Meine Kunden sind die Eigentümer alter Wassermühlen, die aus ökologischen, ökonomischen oder denkmalpflegerischen Gründen mit dem Wunsch einer Reaktivierung der alten Mühle auf mich zukommen.“ Da nur eine begrenzte Zahl solcher Standorte existiert, sieht er die Zukunft vor allem im Bereich der Meeresenergien: „Generell sind im Bereich der erneuerbaren Energien vor allem Ingenieure, Techniker und hoch qualifizierte Handwerker gefragt – und von allen haben wir zu wenig.“ BOCHUM / GRUMME 45141 ESSEN / ALTENESSEN / 18 19 GRENZEN : LOS Auch David Quarg, Head of Recruitment and HR Development bei RWE Innogy, setzt auf eine solide Ausbildung: „Wenn es um die technische Weiterentwicklung der Anlagen geht, ist eine Ausbildung als Ingenieur in der Energie- bzw. Elektrotechnik oder im Maschinenbau eine sehr gute und vor allem breite Basis. Eine Spezialisierung kann dann nach dem Studium erfolgen. Einem guten Ingenieur oder Naturwissenschaftler fällt das nicht schwer.“ Diese Aussage beruht auf dem Erfahrungswissen aus mehr als 100 Jahren: RWE erzeugt bereits seit 1905 Strom aus Wasserkraft und setzt damit auf eine wichtige und zuverlässige heimische Energiequelle. Heute betreibt RWE Innogy Laufwasserkraftwerke mit einer Leistung von insgesamt rund 500 Megawatt – allein in Deutschland befinden sich 45 Anlagen, zum Beispiel an der Mosel, der Saar und der Ruhr. Sie erzeugen jedes Jahr etwa 1,2 Milliarden Auch Frank Meyer, Personalleiter bei Voith Hydro, setzt auf die internationalen Kompetenzen seiner Mitarbeiter: „Im Anlagenbau sind besonders Projektmanagement und Sprachen wie Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Chinesisch von großer Bedeutung.“ Voith Hydro ist ein im April 2000 gegründetes Joint Venture von Voith und Siemens und mit mehr als 40.000 Generatoren und Turbinen auf der ganzen Welt eines der führenden Unternehmen für saubere und CO2-freie Energieerzeugung aus Wasser. Das Unternehmen blickt auf mehr als 140 Jahre Erfahrung im Wasserkraftgeschäft zurück, mit über 43.000 Mitarbeitern gehört die Voith-Unternehmensgruppe zu den größten Familienunternehmen Europas. PERSONAL : ENTWICKLUNG Neben interkulturellen Fähigkeiten ist daher auch die Freude an der Arbeit in einem internationalen Umfeld eine Voraussetzung für ein Engagement bei Voith Hydro: „Rund zwei Drittel des auf der Erde nutzbaren Potenzials an Wasserkraft liegen nicht in Europa“, erläutert Personalleiter Meyer. Da bisher jedoch 80 Prozent dieses Potenzials nicht genutzt werden, können Wasserkraftwerke nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Weltenergieproblems leisten, sondern auch spannende Jobaussichten eröffnen: „Absolventen, die sich zu einem Einstieg in die Wasserkraft entschließen, finden heute und in Zukunft ein Umfeld, das von Wachstum und dem Bedarf an gut ausgebildeten, motivierten und mit guten Sprachkenntnissen ausgestatteten Mitarbeitern geprägt ist.“ Als typisch für einen Wachstumsmarkt bezeichnet er dabei die umfassenden Entwicklungschancen: „Absolventen können sich hier besonders gut entwickeln, da sie schnell Verantwortung übernehmen und wertvolles Fachwissen aufbauen können.“ Mitarbeiter sollten daher vor allem die Bereitschaft mitbringen, sich gewissenhaft in die Thematik einzuarbeiten und kontinuierlich dazuzulernen. Die Spezialisierung kann dabei durchaus erst im Unternehmen erworben werden: „Im Bereich mechanischer Komponenten ist beispielsweise die Vertiefungsrichtung Strömungsmechanik ideal; ebenso sind Kenntnisse im Bereich Finiter-Elemente-Methoden beziehungsweise im Bereich der Festigkeitsberechnungen gefragt. Fächer wie Energietechnik, Mess- und Regelungstechnik und Automatisierungstechnik bieten gute Grundlagen für den Arbeitsbereich der Generatoren.“ Franz-Xaver Haas von E.ON bringt es auf den Punkt: „Ein flexibler Markt erfordert flexible Mitarbeiter. Neben einer soliden Grundausbildung sind daher vor allem hohes Engagement, internationale Teamfähigkeit und der berühmte lange Atem unabdingbare Voraussetzungen für eine Karriere im Bereich der Wasserkraft.“ Wer diese Voraussetzungen mitbringt, für den heißt es „Volle Kraft voraus!“ in einer echten Boom-Branche. gegründet, Plattform für junges Design aus dem Ruhrgebiet. > Unperfekthaus 2004 in Essen eröffnet, 2007 Kulturpreis, Künstlerdorf, Kneipe, Hotel. > Universitätsallianz Metropole Ruhr 2007 gegründet, Kooperation der Unis Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen. > ruhrwärts Kulturnetzwerk 2007 gegründet, fördert Kultur, Bildung und Völkerverständigung. Sprechen Sie Ihre Zielgruppe dort an, wo sie ist! direkt an Hochschulen! mit spezialisierten Titeln ! Mediadaten 2010 jetzt online! Profitieren Sie von über 20 Jahren Erfahrung im Hochschulmarketing. Wir unterstützen Sie gerne bei der gezielten Ansprache von Nachwuchsführungskräften. Transmedia Verlag GmbH & Co. KG. Sie erreichen uns unter der Telefonnummer: 0221/4722-300 www.karrierefuehrer.de / [email protected] Mediadaten unter: www.karrierefuehrer.de/mediadaten / SANDRA BORGMANN VERWANDLUNGS GLÜCKAUF WEGMARKEN IM LEBENSLAUF VON SANDRA BORGMANN … …UND EREIGNISSE IM RUHRGEBIET ZUR GLEICHEN ZEIT GEBOREN 25.04.1974 IN MÜLHEIM AN DER RUHR 1974 FUSSBALL-WM-SPIELE AUF SCHALKE UND IN DORTMUND SCHAUSPIELDIPLOM AN DER ESSENER FOLKWANG HOCHSCHULE 1997 BUNDESGARTENSCHAU IM NORDSTERNPARK IN GELSENKIRCHEN ERSTE KINOROLLEN: „OI!WARNING“ UND „LATE SHOW“ 1998 NEUER RUHRTUNNEL IN MÜLHEIM BEKANNTESTE FERNSEHROLLE ALS ROSALIE IN „BERLIN BERLIN“ 2001 FC SCHALKE 04 WIRD MEISTER DER HERZEN DEUTSCHER COMEDYPREIS FÜR „LADYKRACHER“ 2002 WELTREKORD IM CHA-CHA-CHA-MASSENTANZEN IN BOCHUM UMZUG NACH HAMBURG 2005 AUSTRAGUNG DER WORLD GAMES IM RUHRGEBIET SANDRA BORGMANN IM GESPRÄCH MIT NINA HUNDHAUSEN :KÜNSTLERIN Durststrecken machen ihr keine Angst. Sie ist optimistisch, zäh und extrem wandelbar: gute Voraussetzungen für eine Schauspielkarriere. Die meisten kennen sie als Rosalie in der Fernsehserie „Berlin Berlin“. Seitdem sah man sie auch bei „Ladykracher“, als Mörderin im „Tatort“ oder als RAF-Terroristin im „Baader-Meinhof-Komplex“. Im wahren Leben ist sie gerade Mutter geworden. Die Schauspielerin Sandra Borgmann. Sie sind im Ruhrgebiet aufgewachsen, haben dort auch studiert. Wie hat das Ruhrgebiet Sie geprägt? Ich habe viel über das Ruhrgebiet verstanden, als ich weggegangen bin. Da habe ich die Art der Ruhrpottler schätzen gelernt. Die Kommunikation kann sehr direkt und offenherzig sein. „Was kann ich für dich tun, watt brauchste, Schätzeken?“ oder: „Wir zwei, wir machen dat schon zusammen“, sind Sätze, die ich aus dem Ruhrgebiet kenne. Am Set nehme ich das Team als Ganzes wahr und mache keine Unterscheidung zwischen Schauspielern und Technikern. Das ist, glaube ich, etwas, was das Ruhrgebiet mir mitgibt. Was bedeutet Ihnen das Ruhrgebiet heute? Das Ruhrgebiet ist Heimat für mich. Das ist gekoppelt an die Menschen. Wenn jemand mit demselben Dialekt spricht wie ich, dann fühle ich mich direkt wohl und zu Hause. Es ist weniger der Ort an sich. Wenn ich mit dem Zug dorthin fahre, bin ich schon manchmal froh, dass ich nicht mehr dort wohne. Es gibt noch viel Grau. Wenn man von außen ins Ruhrgebiet kommt, kann man sich erst mal gar nicht vorstellen, dass das auch ein ganz schöner Fleck ist, wo man gut leben kann. Das ist ein ganz anderer städtischer Zusammenhang, der scheinbar endlos ist und doch immer wieder sehr so kleinstädtisch wirkt. Man braucht eine Zeit lang, bis man entdeckt, dass das Ruhrgebiet eigentlich sehr schön ist und dort viel passiert und auch viel möglich ist. Sie haben an der Folkwang Hochschule in Essen studiert. Ihr Kulturtipp für die Kulturhauptstadt 2010? Zeche Zollverein ist grandios, da muss man unbedingt hin. Noch ein Tipp: Es gibt Bustouren entlang der Industriekulturroute. Das geht über den ganzen Tag und man erfährt extrem viel über das Ruhrgebiet. Ich habe dabei viele neue Sachen gelernt. Für mich / 20 21 sind diese Orte der Industriekultur immer noch die spannendsten im Ruhrgebiet. Sie sind in Ihren Rollen wahnsinnig wandelbar. Wie schaffen Sie es, sich für jede Rolle neu zu erfinden? Ich verstehe meinen Beruf ganz stark als einen, in dem es um Verwandlung geht. Es gibt Schauspieler, die sehr mit ihrem Typ spielen. Dann gibt es Schauspieler, die eher hinter ihren Rollen verschwinden. Und das ist das, was ich mir für meine Arbeit wünsche. Im besten Fall verschwinde ich hinter dem, was ich behandle, und der Zuschauer verfolgt nicht Sandra Borgmann, sondern die Frau, die ich dann spiele. Ich freue mich, wenn man mich dadurch als wandelbar erlebt. Wenn Leute mich auf der Straße erkennen, fragen sie mich manchmal: „Kennen wir uns nicht vom Sport?“ Ich mag das ganz gern, weil die Leute das Gefühl haben, sie würden mich aus einem persönlichen Kontext kennen. Sie haben sehr schnell nach Ihrer Ausbildung als Schauspielerin Karriere gemacht. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs? Vielleicht die Wandelbarkeit. (lacht) Und am Anfang bestimmt auch einfach mein Gesicht. Als ich begann und noch gar kein Material hatte, das ich bei Bewerbungen hätte einreichen können, habe ich nur aufgrund von Fotos zwei Einladungen zu großen Kinoproduktionen bekommen. Dadurch, dass die Regisseure auf mein Foto angesprungen sind, bin ich in die Castings reingekommen. So ging es gut los. Das war fantastisch. Der Rest ist Arbeit. Und die Freude an dieser Arbeit natürlich. Mussten Sie auch mal Durststrecken überwinden? Ja, nach „Berlin Berlin“ gab es so eine Zeit. Da habe ich erst mal nur Angebote gekriegt, wo es hieß: Rosa- lie hat doch gut geklappt, dann spiel das doch genauso. Das wollte ich aber nicht. So hatte ich ein Jahr, wo fast nichts zustande kam. Hat Ihnen das Sorgen bereitet? Nein. (lacht) Das bin ich. Ich bin relativ zäh. Mich hat das nie erschrocken, wenn ich nicht weiß, wie es weitergeht. Das gehört auch zu meinem Beruf, dass manchmal eine Zeit lang nichts reinkommt. Ich finde das auch gut, nicht zu wissen, wie es weitergeht. Dinge passieren, die mich überraschen. Und in Zeiten, in denen nichts passiert oder anders als ich es mir wünsche, schaue ich, was davon vielleicht mit mir zu tun hat, also was ich konkret tun oder lassen kann. Das können ganz banale Sachen sein. Nach „Berlin Berlin“ hab ich mir zum Beispiel einfach die Haare lang wachsen lassen, um aus diesem „Best-BuddyDing“ rauszukommen. Haben Sie einen Karrieretipp für unsere Leser? Sich selbst ernst zu nehmen, kann nicht schaden. (lacht) Es hilft zu wissen, was man sich wünscht und auch, welche Einwände man dagegen hat. Das kann man gut betrachten und sich dann unerschrocken dem widmen, was man machen möchte – unabhängig davon, wie der Markt dafür ist. Der Markt ändert sich sowieso die ganze Zeit. „Ran ans Neue und dann heiter weiter“, wie meine Hebamme immer sagt. (lacht) Welche beruflichen Ziele haben Sie für Ihre Zukunft? Ich habe viele einsame Frauen gespielt und viele Mörderinnen. Das ist alles sehr spannend, aber ich würde mich freuen, wenn ich mal Frauen spielen könnte, die nicht so arg traumatisiert sind, sondern etwas glücklicher. Und ich fände es ganz toll, einfach mal eine Geliebte zu spielen. Das wünsche ich mir. > ThyssenKrupp Quartier 2007 Baubeginn, Fertigstellung 2011, neue Konzernzentrale. > Masterplan Ruhr 2008 veröffentlicht, Analyse zu Wohnen, Städtebau und Stadtentwicklung. > HotSpot Ruhr 2010, Ruhrgebiet, größter WLAN-HotSpot Europas. > Nationales Fußball-Museum 2012 Eröffnung in Bochum. Bachelor? Master? MBA! Mehr Perspektiven finden Sie in dieser Ecke: www.mba-corner.de Master-Titel Aufbaustudium Karriere Netzwerke Zusatzqualifikation Powered by: Foto: Renata Jun Internationalität