Kontaktallergie durch Handschuhe immer größeres Problem
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Kontaktallergie durch Handschuhe immer größeres Problem
www.dental-tribune.nl September 2012 Jahrgang 2 / Ausgabe 7 Reportage Kontaktallergie durch Handschuhe immer größeres Problem Text: Ben Adriaanse Für zahnmedizinisches Fachpersonal ist das Tragen von Handschuhen während der Behandlung so selbstverständlich wie das Eincremen am Strand oder das Anschnallen im Auto. Doch achten wir dabei ausreichend auf Art und Marke der benutzten Handschuhe? Mit einem Marktanteil von ca. 60 % ist der Nitrilhandschuh die Nummer 1 in der Zahnmedizin. Bis vor Kurzem gab es kaum Zweifel an der Qualität und Zuverlässigkeit des charakteristischen blauen, weißen oder gelben Materials. Zu Unrecht, wie jüngste Zahlen und Studien zeigen. Dental Tribune nimmt den Handschuh unter die Lupe und tritt in eine Welt von Chemikalien, rotem Ausschlag und irreführenden Werbetexten ein. „Man kann von einem Tag auf den anderen eine Kontaktallergie bekommen.“ In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts hielt der Handschuh Einzug in die Zahnmedizin. Anlass war die wachsende Infektionsgefahr mit HIV/Aids und Hepatitis. Damals wurden 100 % der Handschuhe aus Naturlatex (natural rubber latex, NRL) hergestellt. Die Gefahren, die mit der Unwissenheit bezüglich der Herstellung von NRL zusammenhingen, kamen erst in den 90er Jahren ans Licht. Allergische Reaktionen traten in alarmierender Zahl bei medizinischem Fachpersonal auf. Manche bekamen eine lokale Kontaktallergie, doch vor allem fielen die wesentlich gefährlicheren so genannten Typ-I-Reaktionen auf, die mit Symptomen wie tränenden Augen und Asthmaanfällen bis hin zum anaphylaktischen Schock einhergehen. Besonders überraschend waren diese Probleme im Nachhinein nicht: Heute wissen wir, dass Naturlatex mehr als zweihundert Proteine enthält, von denen die WHO vierzehn als Allergene eingestuft hat. Durch den Ausbruch der Latexallergie und die daraus resultierenden strengen neuen europäischen Normen für Latexhandschuhe für den medizinischen Sektor bemühten sich die Hersteller in den 90er Jahren um ein besseres Angebot an medizinischen Handschuhen. Die Produktionsanlagen für Latexhandschuhe wurden erweitert, die Handschuhe wurden chloriert und es wurden bessere Grundstoffe verwendet. Zudem wurden die synthetischen Alternativen Nitril und Vinyl entwickelt. Das medizinische Fachpersonal stieg nach und nach auf diese Alternativprodukte um und das Image von Latex als Grundstoff für Handschuhe ist seither mit einem Makel behaftet. Kontaktallergien (Typ IV) sind meist an einem Ausschlag rings um die Berührungsstelle zu erkennen: trockene Haut, Juckreiz, rote Flecken, Bläschen etc. Kontaktallergieexpertin Prof. Dr. An Goossens erklärt, dass durch Handschuhe verursachte Kontaktekzeme vor allem auf dem Handrücken auftreten, weil die Haut dort am dünnsten ist. > Fortsetzung auf Seite 14 Kontaktallergie durch Handschuhe immer größeres Problem „Die Risiken können die Berufsausübung gefährden“ > Fortsetzung von Seite 1 LATEXALLERGIE Michiel Paping, Leiter des Forschungs- und Entwicklungsunternehmens Budev BV, bedauert, dass es Missverständnisse bezüglich der Latexallergie gibt. Seit 2010 ist Paping Mitglied des Normungsausschusses des niederländischen Normungsinstituts (NEN), das sich mit medizinischen Handschuhen befasst. Er erläutert, dass man zwischen Typ-I- und Typ-IV-Reaktionen unterscheiden muss. „Typ I ist eine unmittelbare Reaktion auf die Allergene im Naturprodukt, Typ IV eine verzögerte Reaktion auf die Chemikalien, die im Produktionsprozess eingesetzt werden. Wenn derzeit von einer Latexallergie oder besser gesagt einer Kautschukallergie die Rede ist, ist meist eine Typ-IV-Allergie gemeint. Neue Typ-I-Fälle kommen dank der Verbesserung der Qualität, der Produktionsprozesse und der Normen nämlich kaum mehr vor. Eine Typ-IV-Reaktion kann man jedoch auch von Nitril oder Vinyl bekommen. Ich glaube sogar, dass die synthetischen Kautschukarten heute mehr Kontaktallergien verursachen als NRL. Es kommt nämlich immer darauf an, welche Chemikalien im Produktionsprozess zugesetzt wurden.“ Prof. Dr. An Goossens, die an der Uniklinik Leuven (UZKU) arbeitet und Expertin im Bereich Kontaktallergie ist, bestätigt dies. „Nicht der unbearbeitete Rohkautschuk ist die Ursache des allergischen Kontaktekzems vom Typ IV, sondern die Hilfsstoffe, die während der Herstellung hinzugefügt werden, wie Vulkanisierungsbeschleuniger, Weichmacher, Füllstoffe, Antioxidanzien und Farbstoffe. Hilfsstoffe kommen in Handschuhen aus Natur- und aus Synthesekautschuk gleichermaßen vor.“ Nitrilhandschuhe wurden schnell zum meist verwendeten Handschuh, obwohl sie spürbar weniger Komfort bieten als Latex. „Latex schmiegt sich komplett an den Körper an, dehnt sich mit und fühlt sich dadurch wie eine zweite Haut an. Nitril ist im Vergleich dazu doch ein plastikartiges Material“, so Paping. Verschiedene Untersuchungen bestätigen, dass Latex in puncto Komfort und Elastizität besser abschneidet als Nitril. Die kostengünstige Alternative Vinyl schneidet bei diesen Aspekten noch schlechter ab und ist für die Zahnmedizin eigentlich nicht geeignet. Außerdem sind Kunststoffhandschuhe durchlässiger für Chemikalien, so Frau Goossens. Wie die Verkaufszahlen zeigen, nahm das medizinische Fachpersonal diese Nachteile in Kauf und war sich der Konsequenz seiner Entscheidung nicht hinreichend bewusst. Der Verkauf von Latexhandschuhen ging zugunsten von Nitril und in geringerem Maße auch Vinyl zurück. Die Diskussion um die Latexallergie verstummte und eine Zeitlang schien alles in Ordnung zu sein. DÜNNER UND BILLIGER Vor einigen Jahren kam eine Reihe wichtiger Veränderungen in Gang. Unter anderem durch das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern und die Schweinegrippe stieg die Nachfrage nach medizinischen Handschuhen und die Produktion wurde massiv erhöht. Durch die Finanzkrise und den glimpflichen Verlauf der Schweinegrippe entstanden jedoch Überkapazitäten. Dadurch fielen die Preise und die Hersteller suchten nach neuen Möglichkeiten der Kosteneinsparung. Dies führte 2010 zur Einführung eines leichteren Nitrilhandschuhs, meist als „Soft Nitril“ bezeichnet. Das Gewicht von Nitrilhandschuhen, das vorher üblicherweise mehr als 5 Gramm betrug, verringerte sich mit Soft Nitril auf 2,5 bis 3,5 Gramm. Gleichzeitig wurden die Produktionsanlagen verkürzt und das so genannte Vulkanisieren bei niedrigeren Temperaturen durchgeführt, um Energiekosten zu sparen. Auch das Abtropfen wurde verkürzt oder komplett eingespart. Händler äußern sich positiv über die neue Generation von Nitrilhandschuhen, die wegen des dünneren Materials „mehr Tragekomfort“ bieten. Skeptiker sehen dies kritisch: „Es macht einen Unterschied für die Grundstoff- und Transportkosten, wenn man dünnere Handschuhe herstellt und somit mehr Handschuhe in einen Lkw laden kann. Aber bei einem dermaßen dünnen Produkt und zur Vulkanisierung bei niedrigeren Temperaturen braucht man unweigerlich zusätzliche und neue Chemikalien“, merkt Paping an. „Außerdem ist unvermeidlich, dass dünnere Handschuhe in puncto Stabilität und Durchlässigkeit schlechter abschneiden.“ Zur Prüfung seiner Hypothese untersuchte Budev mehrere häufig verwendete Handschuhe. Nach der Laboruntersuchung „Das Image von Latexhandschuhen ist mit einem Makel behaftet.“ wurden unheilverkündende gelbe Flecken sichtbar (siehe Abb. 2). „Vergessen Sie nicht, dass der Zahnarzt damit im Mund der Patienten arbeitet“, warnt Paping. Hautkontakt mit Acrylaten, die häufig in Füllungsmaterial vorkommen, kann gesundheitsschädlich sein. In Tests, die Budev mit seinem eigenen Cleantexx–MPXX-Handschuh durchführte, wurde eine wesentlich geringere Penetration u. a. von Acrylat beobachtet als bei der neuen Generation von Nitrilhandschuhen. Und dies, obwohl Nitril ursprünglich angepriesen wurde, weil es die Hand gut vor Chemikalien schützt. Die dünnere Ausführung macht diesen Vorteil zunichte. Ein anderer Aspekt, bei dem der dickere Nitrilhandschuh früher besser abschnitt, ist das Verhalten von Abdruckmaterial beim Kontakt mit dem Handschuh. Verschiedene Lieferanten empfehlen die Verwendung von Nitrilhandschuhen, weil Latex die Aushärtung beeinträchtigt. Die Untersuchung von Budev ergab, dass durch den Zusatz weiterer Chemikalien die Vorteile der meisten Nitrilhandschuhe wegfielen und manche Latexhandschuhe bei der Aushärtung nun sogar besser abschneiden. Also einfach zurück zum „alten“ Nitrilhandschuh? Das ist nicht so ohne Weiteres möglich. „Soweit ich weiß, werden die dickeren, besseren Varianten nur noch sporadisch und für ganz spezielle Anwendungen hergestellt“, so Paping. „Nitrilanhänger müssen sich mit der dünneren Variante zufrieden geben.“ Die Forschungsergebnisse von Budev werden durch neue Zahlen gestützt. „In den letzten Jahren stellen wir fest, dass die Zahl der Kontaktallergien gegen Kautschukadditive auch bei Nitrilhandschuhen merklich zunimmt“, so Prof. Dr. An Goossens. Sie kann jedoch noch nicht mit Gewissheit sagen, worauf dieser Anstieg der Kontaktallergien zurückzuführen ist. „Möglicherweise liegt es an einer höheren Konzentration der zugesetzten Chemikalien oder am Vorhandensein keimtötender Mittel, die durch die Okklusion im Handschuh zu Hautreizungen führen. Allergene Chemikalien können so leichter in die Haut eindringen, so dass eine Sensibilisierung auftreten kann.“ Auch Paping beobachtet einen Anstieg allergischer Reaktionen im Alltag. „Ich hielt kürzlich einen Vortrag vor verschiedenen Produktkoordinatoren, die große Krankenhäuser beraten. Als ich ihnen von den Entwicklungen in Bezug auf Nitrilhandschuhe berichtete, kam häufig die Reaktion: „Oh, das erklärt, warum im letzten Jahr so viele Mitarbeiter einen roten Ausschlag hatten.“ Seit Kurzem stellen wir fest, dass sich der Berufsstand auch wegen der alarmierenden Zahlen Sorgen macht. Doch ich fürchte, dass der durchschnittliche Zahnarzt über diese Frage noch zu wenig weiß.“ Der Bericht Berufskrankheiten in Zahlen von 2011 besagt, dass die Zahl der Fälle mit „echter“ Latexallergie zwischen 2000 und 2010 von 31 auf 4 Fälle pro Jahr zurückgegangen ist. Im selben Bericht heißt es, dass bei latexfreien Handschuhen neben neuen Kontaktallergenen die Undichtigkeit doppelt so hoch ist (21,6 %). Fazit: „Latexfreie Handschuhe sind kein Allheilmittel für die Haut.“ Dem steht gegenüber, dass Nitrosamine aus Latexhandschuhen möglicherweise gesundheitsgefährdend sind. Manche Latexhandschuhe werden übrigens nitrosaminfrei produziert. DAS COMEBACK VON LATEX In der Zwischenzeit entwickelt sich der Latexhandschuh weiter und die Proteine, die eine Latexallergie verursachen können, sind in den meisten Ausführungen kaum noch enthalten. Die Konzentrationen sind im Allgemeinen so gering, dass eine Typ-I-Kontaktallergie nahezu völlig ausgeschlossen ist. Dies ergab eine aktuelle finnische Studie (Palosuo et al., 2011) mit dem Titel Latex medical gloves: Time for a reappraisal. Diese Ergebnisse in Kombination mit den benutzerfreundlichen Eigenschaften von Latex zu Kosten, die auch nicht höher sind als bei Nitril, machen den Umstieg auf Latex noch attraktiver. Professor Goossens hält sich mit einer Empfehlung in diese Richtung allerdings zurück: „Derzeit ist eine definitive Beurteilung von Handschuhen aus Naturlatex, aus dem bestimmte Proteine eliminiert wurden, noch nicht möglich, da keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen“, sagt sie. Beim Ausbruch der Allergien gegen Latex und Nitril dauerte es schließlich auch mehrere Jahre, bis diese sichtbar wurden. Die Zeit wird zeigen, ob die neue Generation von Latexhandschuhen das Problem tatsächlich lösen kann, aber die Zeichen stehen gut. Im November 2012 werden die Ergebnisse einer Untersuchung der Erasmus Universiteit zur Qualität verschiedener Arten von Latex- und Nitrilhandschuhen veröffentlicht. BEWUSSTSEIN SCHAFFEN Wie soll der Fachmann für Zahnmedizin seine Entscheidung treffen? Frau Goossens betont, wie wichtig neutrale Informationen sind. „Sie könnten über die Berufsverbände verbreitet werden.“ Ferner empfiehlt sie, so weit wie möglich auf No-Touch-Techniken wie die Anbringung von Abdruckmaterial mit einer Sprühpistole zurückzugreifen. Michiel Paping hält ein Umdenken für erforderlich. „In der Ausbildung wird der Nitrilhandschuh als DER Handschuh präsentiert. In der Praxis arbeitet das zahnmedizinische Fachpersonal dann aus Gewohnheit mit demselben Handschuh. Häufig ist zu beobachten, dass ein Officemanager oder Abteilungsassistent ein Budget für die Bestellung von Handschuhen bekommt. Dann macht er sich auf die Suche nach den billigsten Handschuhen, die er finden kann, denn es sind ja schließlich nur Handschuhe. Die Konsequenz ist, dass das Fachpersonal mit billigen Handschuhen arbeitet, bei denen nicht klar ist, wo sie herkommen. Glauben Sie mir, es gibt viel Mist auf dem Markt.“ Abb. 1: Typischer Fall einer Typ-IV-Kontaktallergie bei einer jungen Krankenschwester. Die Allergie entstand durch das Tragen von Latexhandschuhen, verschlimmerte sich jedoch noch, als ihr eine synthetische Alternative angeboten wurde. Die Frau musste inzwischen ihren Beruf als Krankenschwester aufgeben und arbeitet nun als Verwaltungsmitarbeiterin in derselben Abteilung. Abb. 2: Einer der derzeit meistgekauften Nitrilhandschuhe im zahnmedizinischen Bereich. Die gelben Flecken sind Chemikalienrückstände, die durch intensives Tragen der Handschuhe nach außen treten. WARUM NITRIL UND NICHT LATEX? Latex-Handschuhe sind gewiss nicht schlecht, aber warum sollten Sie eine mögliche Latexallergie oder eine Virusinfektion in Kauf nehmen? Nitril erwies sich in Studien als wesentlich stabiler und zuverlässiger und wird daher auch in Krankenhäusern verwendet. Bis vor Kurzem machte sich dieser Qualitätsunterschied jedoch auch preislich bemerkbar, bis wir in diesen Markt einstiegen. Nitril bietet im Vergleich zu Latex und Vinyl einfach zahllose zusätzliche Möglichkeiten. Denken Sie nur an das AIDS-Virus. Da sich nun gezeigt hat, dass Nitril für Viren undurchlässig ist, wie lange wird es wohl noch dauern, bis das erste Nitrilkondom auf den Markt kommt? Weitere Vergleiche mit Latex und Vinyl finden Sie auf unserer Vergleichsseite. Abb. 3: Beispiel für veraltete Marketinginformationen über Nitril. Nitrilhandschuhe verursachen heute mindestens genauso viele Allergien wie Latexhandschuhe, sind weniger stark geworden und schneiden daher bei der Durchlässigkeit schlechter ab. Es gibt doch Prüfzeichen wie die CE-Kennzeichnung, welche die Eignung von Produkten garantieren sollen? Paping: „In Europa dürfen nur Handschuhe verkauft werden, die eine CE-Kennzeichnung haben. Diese Kennzeichnung darf bei Handschuhen für medizinische Zwecke jedoch auf der Grundlage einer Selbstbewertung angebracht werden. Diese Praxis ist natürlich fragwürdig.“ Auch die Empfehlungen unabhängiger Stellen sind nicht per se vertrauenswürdig, so Paping. Das Landelijk Centrum Hygiëne en Veiligheid (LCHV), das dem niederländischen Institut für Gesundheit und Umwelt (RIVM) untersteht, empfiehlt die Verwendung von Nitrilhandschuhen. Diese Empfehlung ist in keiner europäischen Richtlinie zu finden. „Als ich sie darauf ansprach, dass ihre Informationen nicht hinreichend belegt sind, berief sich das LCHV auf die CE-Kennzeichnung von Nitrilhandschuhen. Angesichts meiner Schilderung des Zustandekommens dieser Kennzeichnung ist es dubios, dass eine Einrichtung wie das LCHV diese als Grundlage für seine Empfehlung nimmt.“ Am besten ist es, selbst Testergebnisse zu studieren und beim Lieferanten nachzufragen. Paping: „Lassen Sie sich keinen Sand in die Augen streuen. Im letzten Jahr erschien ein Artikel in der Zeitung Telegraaf über „Latex als neuer Krankmacher“. Darin wurde behauptet, dass dreihunderttausend Niederländer an einer Latexallergie leiden und diese Zahl durch den massiven Einsatz dieser billigen Kautschuksorte in Krankenhäusern rasant zunimmt. Dies ist falsch und überholt. Nitril wird massiv eingesetzt und viele Niederländer leiden an einer Allergie gegen Kautschukzusätze. Die kann ebenso gut „Es gibt viel Mist auf dem Markt.“ von Synthesekautschuk herrühren. Leider bleiben solche Aussagen medizinischen Fachleuten im Gedächtnis haften.“ Dies gilt auch für veraltete Texte, die auf diversen Internetseiten zu finden sind (Abb. 3). „Schon jetzt kann man beobachten, dass Lieferanten von Nitrilhandschuhen Schlagworte wie „hypoallergen“ und „sorgenfrei“ von ihren Websites nehmen. Haftung wird vielleicht in Zukunft ein Thema sein.“ Was wäre eigentlich der ideale Handschuh? Frau Goossens: „Wichtig ist eine möglichst geringe Durchlässigkeit gegenüber Produkten, mit denen man in Berührung kommt, wie Acrylate und Methacrylate. Außerdem muss der Handschuh flexibel sein und bleiben und so wenig sensibilisierend wirken wie möglich.“ Paping schwebt ein Handschuh vor, der den Komfort von Latex mit Allergenfreiheit kombiniert und zudem pulverfrei ist. „Pulver beeinträchtigt nämlich die Wundheilung und kann über die Haut oder die Atemwege Allergene übertragen.“ STAAT Was könnte der Staat tun, um Gesundheitsrisiken durch Kontaktallergien entgegenzutreten? „Strenge Grenzkontrollen sind wichtig“, findet Paping. „In den USA werden Container geöffnet, damit kontrolliert werden kann, ob die Produkte den Normen und den Herstellerspezifikationen entsprechen. In Europa gibt es das nicht. Das muss besser werden. Zudem müssen neue oder bessere Normen beispielsweise für die CE-Kennzeichnung entwickelt werden, damit die Hersteller gezwungen werden, bessere Produkte herzustellen. Und der Staat muss dafür sorgen, dass die Endbenutzer richtig informiert werden. Mit einem Jahresverbrauch von über 150 Milliarden Stück weltweit hat der medizinische Handschuh eine seriöse Behandlung verdient.“ „Die Krankenversicherungen spielen in diesem Punkt derzeit gar keine Rolle. Sie könnten Krankenhäuser darauf hinweisen, dass die Krise kein Freibrief für die Bestellung bei obskuren Herstellern ist. Sie müssen nicht blind alles erstatten, sondern können Anforderungen stellen. Auch die Rolle der Zwischenhändler sollte nicht vergessen werden. Auch sie stehen in der Verantwortung, ihre Abnehmer darauf hinzuweisen, was sie kaufen.“ JUCKREIZ UND ROTE FLECKEN Soll ein Arzt, der Juckreiz verspürt, nicht einfach die Zähne zusammenbeißen und den Handschuh wieder anziehen? „Das ist in so einem Fall der schlechteste Rat“, sagt Paping entschieden. „Wenn man die Allergie einmal hat, wird man sie nie wieder los. Ich sprach einmal mit einem Rettungssanitäter, der während der Arbeit Ausschlag bekam. Im Lauf der Zeit konnte er keine Handschuhe mehr anziehen und wurde in eine andere Abteilung versetzt. Da trat das nächste Problem auf, denn auch dort musste er Handschuhe tragen. Die Folgen einer Kontaktallergie sind nicht zu unterschätzen. Es ist eine Erkrankung, die die Berufsausübung gefährden kann. Und man kann sie von einem Tag auf den anderen bekommen.“ Möchten Sie auf diesen Artikel reagieren? Beteiligen Sie sich an der Diskussion unter www.dental-tribune.nl oder senden Sie eine E-Mail an [email protected] FREE TRANSLATION