Weitere Information über Römische Leuchttürme im Mittelmeer

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Weitere Information über Römische Leuchttürme im Mittelmeer
Römische Leuchttürme im Mittelmeer
Leuchtturm von Ostia (Italien)
Der Leuchtturm von Ostia war die Leuchte der Einfahrt in den Haupthafen des Imperiums und wurde zum großen maritimen
Verkehrszentrum, dass die Stadt Rom selbst versorgte. Er befand sich in der Nähe der Hauptstadt, in der Gegend der Mündung des Flusses
Tiber, in der Region Ostia. Dort befand sich der Kanal Fiumicino, der dem Ort seinen Namen gab und der dazu diente Portus Traiani mit
dem Fluss Tiber zu verbinden. Auf Frachtkähnen, die von Ochsen gezogen wurden, brachte man verschiedenste Waren – Weizen aus
Sizilien, Öl aus Baetica, und gigantische Marmorsäulen aus Ägypten – bis in die Hauptstadt des Imperiums. Paradoxerweise endet der
Flughafen Leonardo da Vinci dort, wo der von Claudius erbaute Leuchtturm nach dem Model Alexadriens emporragte.
In der Renaissance wurden die Reste des Bauwerkes als «Turm von Pío V» auf der Wandkarte des Vatikans bezeichnet, die im Auftrag von
Gregorio XIII im Jahre 1582 angefertigt wurde, dem Jahr, in dem der astronomische Papst die Abweichung im Kalender Julius Caesars
korrigierte, d.h. den alten «julianischen» durch den «gregorianischen» ersetzte, der noch heute gilt.
Sueton schildert folgendes:
«[der Imperator Claudius] erbaute den Hafen von Ostia mit seinen großen Flussarmen zur Linken und Rechten vor der Mündung in das tiefe
Meer. Um mehr Sicherheit zu garantieren erbaute er darauf einen hohen Turm, ähnlich dem Leuchtturm von Alexandria, damit dessen
Leuchtfeuer in der Nacht die Ruten der Schiffe begleite».
In diesem Hafen konnten sich bis zu dreihundert Schiffe in Sicherheit bringen, aber der Schutz der Hafenmole war nicht genug und, laut den
Erzählungen Tacitus, wurden im Jahr 62, «um die zweihundert Schiffe im Hafen von Ostia durch einen großen Sturm zerstört».
Zu seiner Zeit wurde er als eines der besten Bauwerke der römischen Technik gepriesen. Plinius, Juvenal und Cassius Dio lobten das Werk
und beschrieben die einzelnen Teile dieses. Die ersten Abbildungen finden sich auf den Münzen der Epoche von Nero, auf Reliefen und
Mosaiken des I und II Jh. n. Chr. Nach diesen Abbildungen handelte es sich bei dem Turm um einen Bau von drei oder vier nach oben hin
abnehmenden Körper und einem quadratischen Teil, auf dem sich eine Rotunde befindet, die die Laterne beherbergt. Den Leuchtturm
bestieg man damals durch ein Tor mit Bogen, das in den inneren Körper führte und einen Blick auf verschiedene Fenster in den oberen
Körpern werfen ließ. Diese Form kann in den Mosaiken des Platzes von Corporazioni und auf verschiedenen Grabsteinen in der Nekropolis
von Isola Sacra (Antikes Ostia) bewundert werden.
In der Epoche Trajans, als die Sicherheit und das Prestige des Imperiums auf dem Spiel standen, fand man eine revolutionäre Lösung: die
Ausgrabung von Erde und die Kreation eines zweiten, von großen Lagern und Räumen geschützten Hafens, die jeden Besucher aufgrund
der Höhe beeindrucken. Die Gebäude standen ihrerseits auf einem perfekten Sechseck von 358 Metern Seitenlänge, wobei der Hafen zwei
Kilometer lang war und es erlaubte senkrecht, mit dem Heck in Richtung der stabilen steinernen Vertäuen, zweihundert Schiffe zu
attackieren, so die Zeitschrift Archäologie Rom, die einen beträchtlichen Teil der verfügbaren Dokumentationen zusammentrug.
Portus Traiani bereicherte sich sogleich mit Palästen, monumentalen Termen und Luxushotels für die reichen Schifffahrer und einem
kreisförmigen Tempel des Portunus, des Gottes des Hafens, der Arbeit und der Schifffahrt. Zwei seiner sehr hohen Bögen überragen immer
noch die natürliche Vegetation, die das große Ruinengebiet bedecken. Den Erfolg des Hafens von Trajan, im Vergleich zu den Häfen Roms,
löste der von Pozzuoli aus, wobei dieser zu weit in dem Golf von Neapel lag und sich der Leuchtturm von Ostia so in den würdigen
Nachfolger des Leuchtturms von Alexandrien verwandelte. Die Bedeutung und das Ansehen, das dieser Bau erhielt, nützte der Kirche als
Symbol des göttlichen Christentums und daher wurde dieser in einen Marmorstein im Turm von Pisa eingelassen.
Nach dem Untergang des römischen Imperiums, griffen die Barbaren Marmorteile, Statuen und architektonische Dekoration des
Leuchtturms an, um diese Teile in anderen Werken verwenden zu können.
Im Jahr 830 erhielt der Papst Gregor V. Teile des Materials wieder um die Basilika von Santa Áurea zu erbauen. Während des Papsttums
von Innozenz VII. und Martin V. wurden Verbesserungen am diesem Turm vorgenommen, da dieser als ein Element des Defensivsystems
der Stadt Rom selbst von Nutzen war. Im Jahr 1483 unternahm der Papst Sixto IV eine Reise nach Ostia und konnte die noch erhaltenen
Reste betrachten. Der Kardinal Giuliano della Rovere, zukünftiger Julius II. (1503-1513), beauftragte den florentinischen Architekten Baccio
Pontelli mit dem Bau der Burg Castelo di Ostia Antiga (1483-86) Teil dessen der Turm war. Seit dem XVI Jh. führte der Turm seine Funktion
nicht mehr aus, da sich die Küstenlinie verschob, sodass er seine strategische Position verlor. Ein zweiter Hafen wurde erbaut und so
wurden seine Steine wieder für anderen Bauten verwendet.
Als die Bahnen des Flughafens Leonardo da Vinci „Fiumicino” ausgebaut wurden, wurden einige Reste gefunden, die als Teile des
Leuchtturms interpretiert wurden. Doch heute bleibt uns nichts von dem einstigen Leuchtturm von Ostia.
Die von Claudius erbaute Hafenanlage, die Trajano ausbaute und modernisierte, wurde durch den Binnenhafen von Ostia vervollständigt,
von dem aus schwer beladene Schiffe ablegten, die die Kanale hinauffuhren, durch den Tiber segelten um die Güter vom maritimen Hafen
bis zur Stadt Rom zu befördern. Dieser zweite Hafen besaß ein Leuchtsystem, das aus mehreren Leuchttürmen bestand, die den maritimen
Verkehr leiteten. Von all diesen ist uns der bekannte Turm von Baccio erhalten.
Leuchtturm von Mesina (Italien)
Der Leuchtturm von Mesina befand sich im Nordosten von Sizilien über dem Kap von Pelorus und kontrollierte den maritimen Verkehr
zwischen der Insel und der italienischen Halbinsel. Auf zwei Münzen von Sextus Pompeius aus dem Jahr 35 n. Chr. ist ein zylindrischer
Turm mit Kuppel und über dieser die Statue Neptuns mit einem Dreizack geprägt. Strabon zitiert diesen in Beziehung mit den
Herkulessäulen und hält fest:
“… es war ein alter Brauch die Grenzen durch ähnliche Monumente aufzuzeigen; Beispiel für dies ist der kleine Turm, den die Bewohner von
Regium über der Meeresenge Siziliens, in Anlehnung an den von Pelorus erbauten, der auf der andern Seite stand”
Trotzdem sind neben der Beschreibung Strabons auch ein Bild aus dem VIII Jh. erhalten, auf dem die Reste eines quadratischen Turms zu
erkennen sind. Im Jahr 1546 verordnete Karl V, als Teil des Projektes der Stärkung der Küste des Südens Italiens, den Bau eines neuen
Leuchtturms, der auf das Fundament des römischen Leuchtturms gesetzt wurde und so jegliche Spur jenes löschte. Gegenwärtig befindet
sich an dem Ort, an dem sich der Leuchtturm befand die Festung von San Rainieri.
Leuchtturm von Centumcellae (Civitavechia, Italien)
Die Ausdehnung des Imperiums im I Jh. n. Chr. bedeutete, dass der Hafen von Ostia nicht ausreichte, um dem intensiven maritimen
Verkehr zwischen Rom und den Provinzen Herr zu werden; so war es nötig neue Häfen zu errichten, zu denen man einen Teil des
maritimen Verkehrs umlenken konnte um den Hafenvon Ostia zu entstauen. So entstand der Hafen von Centumcellae, ein Leuchtturm der
auf einer künstlichen Insel erbaut wurde, die durch ihre Höhe die Anlegestellen vor den Wellen schützte.
Dieses Bauvorhaben war eine Initiative des Imperatoren Trajan, der zwischen 103 und 113 n. Chr. die Arbeiten dieses Hafenkomplexes
anregte, wie dies im Detail sein guter Freund Plinius der Jüngere beschreibt:
„…lieber Cornelianus, als unser Imperator den Rat in Centumcellae versammelte, fühlte ich eine große Emotion… in einer Bucht wird ein
Hafen erbaut. Die linke Seite ist bereits als imposantes Werk vollendet, und die rechte wird gegenwärtig erbaut. Am Eingang des Hafens
ragt eine Felseninsel empor, die die vom Wind angetriebenen Wellen bricht und in ihrem Umfeld einen sicheren Bereich für die Schiffe
schafft… Dieser Hafen hat bereits den Namen seines Schöpfers und wird über die Jahre sehr nützlich sein da die Küste zuvor keinen hatte
und von nun an auf diese Zuflucht zählen kann”.
In diesem interessanten Fragment wird auf den Bau der beiden Anlegestellen sowie der Insel verwiesen über die der Leuchtturm errichtet
wurde. Das Projekt war sehr ehrgeizig da es einen Ort für das Ankerwerfen der Schiffe in einer Zone schuf, in der die Bedingungen der
Küste zu diesem Zweck nicht günstig waren; doch Dank dieses beeindruckenden technischen Werkes konnten die römischen Handelschiffe
die Anlegestellen von Centumcellae verwenden und die Stadt Rom versorgen.
Auf Briefmarken und Bildern des XVI Jh. kann man noch die Details des Hafens bewundern mit seinen zwei Anlegestellen, die einen Bogen
schufen, der c.a. 200.000 m2 umfasste. Auf jeder Seite dieses ragte ein Leuchtturm empor, der ein Leuchtfeuer beherbergte, wobei die im
Osten als „Anlegestelle del Vaso“ bekannt wurde und die des Westens als „Anlegestelle des Lazareto”. Während dem Zweiten Weltkrieg
zerstörten die Bombardements der Alliierten die „Anlegestelle del Vaso“ und heute ist daher lediglich die „Anlegestelle des Lazareto”
erhalten, die im XVI Jh. in eine kleine Festung umgebaut wurde.
Vor den Anlegestellen befand sich eine künstliche Insel mit Wellenbrechern, die erbaut wurde um die Anlegestellen vor den Gezeiten zu
schützen. Im Zentrum des Schutzdeiches stand der Leuchtturm, von dem heute nicht einmal Spuren zu erkennen sind.
Der leuchtturm des Forum Julli (Frankreich)
Forum Julli ist die heutige Stadt von Frejus (Frankreich). Während der römischen Epoche war diese eine wichtige Enklave der Provence da
ihr Hafen die Basis der militärischen Flotte auf dem Weg nach Kisalpinisch Gallien war und dort die Landwege nach Rhône und in die Alpen
zusammen liefen.
Genau wie bei den Häfen von Ravenna und Ostia war der Leuchtturm von Frejus einigem ausgesetzt, sodass er sich heute in gewisser
Distanz
zum
Meer
befindet.
Der Hafen war Teil einer vieleckigen Festung, die eine Werft und einen Leuchtturm besaß, der sich amsüdwestlichen Ende befand, wo sich
Zitadelle und Anlegestelle vereinten.
Laut Texier besaß der Leuchtturm einen sechseckigen ersten Stock und zwei weitere runde Stockwerke von einem Durchmesser von 7,3 m
und einer Höhe von 24 m mit einem Zugang zur Spitze Mittels externer Treppe. Auf Abbildungen des XVIII Jh. erscheint der Turm gekrönt
von einem kegelförmigen Dach, das wahrscheinlich im Mittelalter hinzugefügt wurde, als der Leuchtturm bereits nicht mehr funktionstüchtig
war. Heute sind keine nennenswerten Reste dieses Turms erhalten.
Einige Autoren gehen davon aus, dass die sogenannte „Laterne von Augustus”, ein quadratischer Turm, der vier Wasser auf seinem Dach
beherbergt, Teil der Festung des Hafens sein könnte und behaupten, dass dieser als tägliches Signal, d.h. als Leuchtturm funktionierte, und
mit einem weiteren, heute verlorenen Turm, den Eingang in den Hafen signalisierte.
Leuchtturm von Laodikeia (Türkei)
Laodikeia war der Hafen von dem aus die Ruten nach Apameia, Chalkida und Antakya in Angriff genommen wurden, d.h. eine wichtige
Enklave für den Handel mit den orientalischen Provinzen. Er besaß einen Leuchtturm, der zur Zeit des Imperatoren Domizianus an der
nördlichen Anlegestelle erbaut, an der er sich nur mit kleiner Abweichung auch heute noch befindet.
Wir wissen von seiner Existenz Dank dreier Münzen aus der römischen Epoche, auf denen dieser abgebildet ist. Eine der Münzen stammt
aus der Zeit Domizianus und bildet den Leuchtturm als kreisförmigen oder vieleckigen zweistöckigen Turm ab, der über eine Basis von zwei
Stufen steht, auf derem oberen Teil eine Statue aufgestellt ist, die wahrscheinlich Athene oder Dionysos darstellt; die Statue stützt sich mit
der linken Hand auf eine Lanze und streckt die rechte aus.
In den Abbildungen von Tyche, Schutzgott der Stadt, erscheint der Leuchtturm als kleines Türmchen, das das Haupt der Göttin krönt. Auf
ähnliche Weise wurde dieser auf Münzen der Epoche von Hadrian und von Septimius Severus verewigt.
Heute ist von diesem Bauwerk nichts übrig, weshalb es schwierig ist einen Vergleich zwischen genannten Turm und dem Herkulesturm
aufzustellen.
Leuchtturm von Leptis Magna (Triplois-Lybien)
Der Leuchtturm von Leptis Magna war einer der wichtigsten des südlichen Mittelmeeres, obwohl von diesem lediglich ein Teil des
Fundamentes erhalten ist. Diese Reste sind Teil des archäologischen Bereiches von Leptis Magna und wurden in die Liste der
Weltkulturerbe aufgenommen.
Leptis Magna war nicht nur die Hauptstadt der Provinz von Tripolitanien sondern auch die Stadt in welcher der Imperator Septimius Severus
geboren wurde, während wessen Herrschaft diese eine außerordentliche Entwicklung erlebte. Zu dieser bestimmten Zeit wurde der
künstliche Hafen ausgebaut und man erbaute einen riesigen Leuchtturm an der nördlichen Mauer, der den Eingang in den Hafen erleichtern
sollte.
Laut den Studien von Bartoccini besaß dieser eine Grundfläche von 21, 20 m, und war somit ungefähr 3 m breiter als der Herkulesturm;
seine Basis stützte sich auf zwei große Pilaster mit Bögen von einem Radius von 2,43 m, an die sich die externen Mauern lehnten, und die
den zentralen Kern des Bauwerkes umfasste, der aus Steinen und Kalkmörtel bestand. Über diesen, auf einer Höhe von 9 m befand sich
der Haupteingang; ein interessanter Charakterzug, wenn man bedenkt, dass der Herkulesturm einen erhöhten Eingang auf 3,5 m Höhe
besitzt.
Durch einen quer verlaufenden Gang von 1,85 m gelangte man zu den Treppen von denen aus eine Rampe ausging, die zur Spitze führte.
Bartoccini ging davon aus, dass der Leuchtturm aus drei Körpern rechteckiges Grundrisses bestand, die wahrscheinlich mit einer Rotunde
bedeckt waren. Der erste und zweite Körper müssen eine Höhe von jeweils 12 oder 10 m besessen haben; vom dritten und vierten Teil sind
keine Reste erhalten.
Auf einem der Basisblöcke befindet sich eine Inschrift, die das Werk mit dem Sieg des Prokonsulen Dolabella im Jahr 21 n. Chr. in
Verbindung bringt.