Der Bund - Ein Ohr am Sternenhimmel

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Der Bund - Ein Ohr am Sternenhimmel
Ein Ohr am Sternenhimmel - - derbund.ch
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Ein Ohr am Sternenhimmel
Alexander Knaifels Vertonung des «Hohelieds der Liebe» verspricht den mystischen Höhepunkt der
Musikfestwoche Meiringen.
Von Marianne Mühlemann 02.07.2015
Agenda
Michaelskirche Meiringen, Sa, 4. Juli, 19.30
Uhr. Die Musikfestwoche dauert bis 11. Juli. Alle
weiteren Konzerte unter
www.musikfestwoche.ch
Die Schönheit der Klänge ist dem Komponisten Alexander Knaifel heute ein zentrales Anliegen.
Bild: zvg
Man kann sich lange die Augen reiben, genau so steht es in der Partitur: Werk «für
vier Chöre, eine Kirche und Solocellist». Noten für die Kirche! Als ob ein Gebäude
performen könnte wie ein Streicher oder Sänger. Das geht doch nicht. Oder doch?
Die gewagte Besetzungsliste gehört zu Alexander Knaifels «Kapitel Acht», eine
Komposition, die massgeschneidert ist für ein Klassikfestival, das seine Programme
nicht im Konzertsaal, sondern eben in der Kirche präsentiert.
Für den 72-jährigen Komponisten gehört der Raum zur Musik wie der Krug zum
Wasser. Das kreative Vakuum beflügelt sein kompositorisches Denken und seine
Fantasie. Das war nicht immer so.
Der ehemalige Cellist, der wegen einer Nervenentzündung das Instrumentalspiel
aufgeben musste, gehört in jungen Jahren zur sowjetischen Nachkriegs-Avantgarde.
Er erforscht die Klangwelten der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg,
Alban Berg und Anton Webern. Doch bleibt er da nicht stehen. Knaifel liebt das
Theatralische, komponiert Opern, Ballette, Filmmusik. Und Aktionen, so den
choreografischen Striptease oder die sarkastischen Lenin-Szenen. In den 1970erJahren verlangsamt sich sein Schaffen, der instrumentale Aufwand reduziert sich.
Knaifel mutiert zum Klang-Mystiker: Seine Werke klingen, als hätte der Komponist
ein Ohr am Sternenhimmel.
Harmonische Klangnebel
«Kapitel Acht» ist in diesem Entwicklungsprozess exemplarisch. Knaifel vertont
darin «das schönste aller Lieder, das ‹Hohelied der Liebe›».
Damit ist jener berühmte Psalm aus dem Alten Testament gemeint, in dem Salomo
über das stärkste zwischenmenschliche Gefühl sinniert, zu dem ein Mensch fähig ist:
«Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich. / Süsser als Wein ist deine Liebe. /
Köstlich ist der Duft deiner Salben, / dein Name hingegossenes Salböl, / darum
lieben dich die Mädchen (…).» Als wärs ein Gebet, webt Knaifel den Klangfluss in die
Stille und fächert die Klangnebel im Raum dynamisch auf (Dirigent: Andres
Mustonen). Der Hörer sitzt mitten drin in den Klangwellen, die ihn wie Wasser
umspülen. Es ist eine Energiedusche der mystischen Art. Sie hört sich an, als erzeuge
der Raum selbst seinen Körperklang.
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Die Aufführung ist entsprechend delikat. Neben der Knabenkantorei Basel kommt
extra der Akademische Chor Latvija aus Riga nach Meiringen. Die Aufstellung der
Sänger ergibt ein magisches Geviert wie ein Kreuz, in dessen Mitte der Cellist sitzt.
Patrick Demenga, der künstlerische Leiter der Musikfestwoche, spielt den Solopart.
Weniger als Virtuose denn als Master of Ceremony. Er verknüpft die Klangstränge
zum meditativen Prozess. Einer im Publikum wird besonders grosse Ohren machen:
Alexander Knaifel. Der 72-Jährige wird in Meiringen persönlich anwesend sein. Die
Schönheit der Klänge ist dem Komponisten Alexander Knaifel heute ein zentrales
Anliegen. (Der Bund)
(Erstellt: 02.07.2015, 10:33 Uhr)
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