Erste Hilfe bei Verbrennungen

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Erste Hilfe bei Verbrennungen
Feuer spendet Wärme und Licht, kann aber auch schwere Verletzungen verursachen. (Foto: Shutterstock)
Hitzeschäden
Was tun, wenn es dem Körper
zu heiss wird?
Der menschliche Körper ist in der Lage, auf Wärme- und Kälteeinwirkungen zu
reagieren. Geringen Temperaturunterschieden vermag er sich aus eigener Kraft
anzupassen, um so die lebenswichtige Körperkerntemperatur konstant zu halten.
Ist unser Körper jedoch extremen Umgebungstemperaturen ausgesetzt, kann
dies zu folgenschweren Veränderungen führen.
Text: Ivo Breitenmoser
Beim vorliegenden Text handelt es sich um einen Teilabdruck des Kapitels 13. Wärme- und
Kälteeinwirkung des Buches «Erste Hilfe leisten – sicher handeln», den der Careum Verlag,
Zürich, dem «samariter» zur Verfügung stellt.
Hitzeschäden entstehen, wenn der Körper
über längere Zeit schutzlos stark erhöhten
Umgebungstemperaturen ausgesetzt ist. Sie
können die Gesundheit gefährden, im
schlimmsten Fall zu lebensbedrohlichen
Zuständen führen.
Sonnenstich
Ist unser Kopf für längere Zeit ungeschützt
intensiver Sonnenbestrahlung ausgesetzt,
kann es zu einer Reizung der Hirnhaut mit
Anschwellung des Gehirns kommen. Die
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daraus entstehenden Symptome werden umgangssprachlich als Sonnenstich bezeichnet.
Symptome
• hochroter, heisser Kopf
• Kopfschmerzen, Schwindel
• Übelkeit, Erbrechen
• Erschöpfung mit Müdigkeit
• Nackenschmerzen bis hin zu
Nackensteifigkeit
• Bewusstseinseinschränkung bis zu
Bewusstlosigkeit
Erste Massnahmen
• Suchen Sie Abkühlung an einem
schattigen Ort
• Nehmen Sie eine entspannte Position
mit hochgelagertem Oberkörper ein
• Kühlen Sie Ihren Kopf mit Wasser oder
feuchten Tüchern
bei vorhandenem Bewusstsein:
• Nehmen Sie kühle, alkoholfreie
Flüssigkeit zu sich
bei Nackensteifigkeit, Zunahme der
Beschwerden, Bewusstlosigkeit:
• Alarmieren Sie die Sanität 144
bei Bewusstlosigkeit mit normaler Atmung:
• stabile Seitenlage
Verschwinden die Symptome nicht innerhalb einer halben Stunde oder nehmen sie
trotz erster Massnahmen sogar zu,
alarmieren Sie die Sanität.
Hitzeschlag und Hitzekollaps
Das Temperaturregulationszentrum im Gehirn ist bestrebt, die Temperatur in unserem
Körper konstant auf ± 36,8 °C zu halten.
Zur Senkung der Temperatur steigert der
Wissen
Körper die Hautdurchblutung zur Wärmeabgabe, durch Schwitzen entsteht eine
kühlende Verdunstung des Schweisses auf
der Haut. Allerdings führt dieser Regulationsmechanismus auch zu zunehmendem
Flüssigkeitsverlust des Körpers. Reicht dies
alles nicht mehr aus, um die Temperatur zu
regulieren, kommt es zu einer gefährlichen
Überhitzung des gesamten Körpers. Dies
führt schliesslich, auch wegen des massiven
Flüssigkeitsmangels, zu Kreislaufbeschwerden mit Blutdruckabfall und schnellem Puls.
Steigt die Körperkerntemperatur auf über
40 °C an, kann es zusätzlich zu einer Hirnschwellung (Hirnödem) mit nachfolgender
Bewusstlosigkeit kommen (Hitzekollaps),
was eine lebensbedrohliche Situation
darstellt.
Vorbeugende Massnahmen
Zur Vermeidung einer solchen Überhitzung
des
Körpers
sind
daher
folgende
vorbeugende Massnahmen empfohlen:
• Tragen Sie eine helle Kopfbedeckung
• Trinken Sie viel Wasser, am besten
salzhaltiges Mineralwasser
• Tragen Sie helle, luftige Kleidung
• Halten Sie sich vorwiegend im Schatten
auf und meiden Sie die Mittagshitze
• Körperliche Anstrengungen sollten Sie
möglichst auf den frühen Morgen oder
auf den Abend verlegen
Bedenken Sie auch, dass gerade Kinder und
ältere Menschen sowie Menschen mit Durchblutungsstörungen oder starkem Übergewicht bei grosser Hitze besonders gefährdet
sind und daher insbesondere auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten müssen.
Symptome
• starke Kopfschmerzen und Schwindel
• hohes Fieber, massives Durstgefühl
• trockene, heisse Haut
• rascher und schwacher Puls
• Blutdruckabfall (Schwarzwerden vor
Augen, Schwindel)
•Erschöpfungszustand
Gut zu wissen
• Bewusstseinseinschränkung bis zu
Bewusstlosigkeit
Erste Massnahmen
• Bringen Sie die betroffene Person in den
Schatten und öffnen Sie ihre Kleider
• Kühlen Sie den gesamten Körper mit
Wasser oder feuchten Tüchern
• Lagern Sie den Oberkörper hoch
bei vorhandenem Bewusstsein:
• Lassen Sie die Person viel kühle
Flüssigkeit trinken
bei anhaltenden oder zunehmenden
Beschwerden, Blutdruckabfall,
Bewusstlosigkeit:
• Alarmieren Sie die Sanität 144
bei Blutdruckabfall:
• hinlegen, Beine hochlagern
bei Bewusstlosigkeit mit normaler Atmung:
• stabile Seitenlage
bei Bewusstlosigkeit ohne normale Atmung:
•Herzdruckmassage
Ein Hitzekollaps stellt eine lebensbedrohliche Situation dar. Alarmieren Sie die Sanität.
Erste Hilfe bei Verbrennung
1. Kühle die Verbrennungswunde
mindestens zehn Minuten lang unter
laufendem kaltem Wasser.
Die Kühlung der Verbrennungswunde lindert Schmerzen, Schwellungen
und die Gefahr der Narbenbildung. Je
schneller und je länger eine Verbrennungswunde gekühlt wird, desto geringer sind die Folgen der Verletzung.
Bei Bedarf sofort 144 alarmieren.
2. Wenn die Verbrennungswunde zusätzlich medizinisch versorgt
werden muss, decke sie locker mit
einer Plastikfolie oder einem sauberen
Plastikbeutel ab. Ansonsten ist keine
Plastikabdeckung erforderlich.
Das hält den Bereich sauber und trägt
zum Schutz vor Infektionen bei. Das
Material ist ideal, wenn es nicht mit
der Verbrennungswunde verklebt und
die Wunderoberfläche vor Luft schützt
und damit schmerzlindernd wirkt.
Wunde mit einer Plastikfolie abdecken.
Kühlen der Verbrennungswunde.
3. Rufe erforderlichenfalls die Notrufnummer 144 an oder beauftrage eine
andere Person damit.
Setze grundsätzlich unter 144 einen Notruf ab, wenn ein Kind eine
Verbrennung erlitten hat, wenn die
Verbrennungswunde Blasen wirft,
sich über mehrere Körperbereiche,
beziehungsweise über Hände, Füsse,
Gelenke oder das Gesicht erstreckt,
oder wenn darunterliegende Gewebeschichten sichtbar sind.
Quelle: Erste-Hilfe-APP des SRK
Fotos: Britisches Rotes Kreuz (BRC)
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Wissen
Sonnenbrand (Verbrennung Grad 1)
Die Haut hat neben ihrer Funktion als
Sinnesorgan vor allem eine Schutzfunktion.
Sie grenzt den Körper nach aussen ab und
schützt ihn vor Umwelteinflüssen. Externe
Kräfte wie Hitze, Strahlung oder Reibung
können jedoch, abhängig von ihrer Einwirkdauer, zu akuten oder chronischen Schäden
der Haut und somit zu einer Beeinträchtigung ihrer Schutzfunktion führen.
kann die Haut noch narbenfrei abheilen oder
es bleiben geringe Narben zurück.
lebensgefährlichen Komplikationen kommen (Entzündung, Kreislaufschock).
Als Faustregel zur Abschätzung des Verbrennungsausmasses gilt für Erwachsene
und Kinder: Die Grösse der Handfläche einer
betroffenen Person entspricht etwa einem
Prozent ihrer verbrannten Körperoberfläche.
Verbrennungen 2. Grades können eventuell
schmerzlos sein, gehören aber in ärztliche
Behandlung. (Foto: SSB)
Symptome
• Rötung der Haut
• schmerzende, mit klarer Flüssigkeit
gefüllte Blasen
Ein schwerer Sonnenbrand ist bereits eine
Verbrennung 1. Grades. (Foto: SSB)
Kommt es zu einer Verbrennung der Haut,
so ist die Eindringtiefe von entscheidender
Bedeutung. Oberflächliche Verbrennungen
heilen meist folgenlos ab, tiefere Verbrennungen führen jedoch zu Hautzerstörungen, die
nur unter Narbenbildung abheilen.
Sonnenbrand entsteht aufgrund zu langer
und/oder zu intensiver Bestrahlung der Haut
mit unsichtbarem Ultraviolettlicht (UVStrahlung).
Symptome
• scharf begrenzte Hautrötung
• Wärme- oder Hitzegefühl
•Juckreiz
•Schmerzen
Erste Massnahmen
• Vermeiden Sie weitere Sonnenbestrahlung
• Kühlen Sie die betroffene Haut mit
feuchten Tüchern
• Zur Hautpflege eignen sich spezielle
Öl-/Wasser-­Emulsionen
• Einnahme schmerzlindernder
Medikamente
Sonnenbrand im Kindesalter ist besonders gefährlich und steigert die Gefahr,
später an Hautkrebs zu erkranken.
Verbrennungen Grad 2
Bei einer Verbrennung 2. Grades führen
Hitze, UV-Strahlen oder mechanische
Belastung zu einer Blasenbildung der Haut
mit starken Schmerzen. In diesem Stadium
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Erste Massnahmen
bei kleiner Wundfläche:
• Kühlen Sie das betroffene Hautareal mit
ca. 20 °C warmem Leitungswasser
(Kühlen mit eiskaltem Wasser kann zu
Unterkühlung führen!)
• Verbinden Sie die Haut trocken
und sauber
• Belassen Sie die Blasen (nicht öffnen)
bei aufgeplatzten Blasen:
• Decken Sie das betroffene Hautareal steril
ab, Häutchen dürfen entfernt werden
bei Verbrennungen im Gesicht, über
Gelenken oder an Genitalien:
• Alarmieren Sie die Sanität 144
Verbrennungen 3. Grades gehören immer in
ärztliche Behandlung. (Foto: SSB)
Symptome
• Zerstörung der Haut bis zur Verkohlung
• Haut hart, weiss und trocken
• völlige Gefühllosigkeit der verbrannten
Areale
• keine Schmerzen mehr
Erste Massnahmen
• Alarmieren Sie die Sanität 144
• Keine Kühlung mit Wasser
(Unterkühlungsgefahr)
• Verbinden Sie die Brandwunde trocken
• Lassen Sie die Person weder essen noch
trinken (wegen möglicherweise
erforderlicher Notoperation)
Verbrennungen 3. Grades müssen in Spezialkliniken behandelt werden und heilen
nicht ohne Narbenbildung ab. Alarmieren Sie die Sanität.
Verbrennungen im Gesicht und über Gelenken sollten sofort im Spital behandelt
werden. Alarmieren Sie die Sanität.
Verbrennungen Grad 3
Längere oder grosse Hitzeeinwirkung
schädigt die Haut bis in die tiefstgelegene
Hautschicht (Unterhaut) und zerstört dort
auch die Nervenendigungen, so dass keine
Schmerzen mehr empfunden werden. Die
Haut ist so stark geschädigt, dass sie sich
nicht mehr regenerieren kann (Verbrennung
3. Grades).
Die Ausdehnung der Verbrennung in
Bezug zur Körperoberfläche ist für die
Therapie von grosser Bedeutung, denn je
grösser das betroffene Areal ist, desto
stärker wird das körperliche Gleichgewicht
gestört (Blutzusammensetzung, Kreislauf
etc.). Sind bei einem Erwachsenen zirka zehn
Prozent (beim Kind zirka fünf Prozent) der
Körperoberfläche verbrannt, kann es zu
Dieser Querschnitt zeigt, wie tief die Haut
bei einer Verbrennung geschädigt wird.
(Bild: SSB)
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