Commerzbank-Umweltpraktikum im Nationalpark Berchtesgaden

Transcrição

Commerzbank-Umweltpraktikum im Nationalpark Berchtesgaden
Commerzbank-Umweltpraktikum
im
Nationalpark Berchtesgaden
Johanna Wimmer
01. Mai – 31. Juli 2016
Betreuerin Nationalpark Berchtesgaden:
Betreuerin Commerzbank:
Sabine Aschauer
Anette Jung
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung ................................................................................................................. 1
2.
Wer bin ich? ............................................................................................................. 1
3.
Der Nationalpark Berchtesgaden ............................................................................ 2
4.
Die Praktikumszeit im Nationalpark Berchtesgaden ............................................... 7
4.1
Das Umweltbildungsteam 2015/16 in der Ramsau .......................................... 7
4.2
Einführungswoche ............................................................................................. 9
4.3
Meine Aufgaben im Nationalpark ..................................................................... 9
4.3.1. Der „Alltag“ ................................................................................................. 9
4.3.2. Außerhalb des Alltags ............................................................................... 15
4.4
Mit den Rangern unterwegs............................................................................ 18
5.
Tagebucheintrag .................................................................................................... 20
6.
Persönliches Fazit .................................................................................................. 22
7.
Literaturverzeichnis ............................................................................................... 23
1. Einleitung
Ich heiße Johanna Wimmer und war für die letzten drei Monate von Mai bis Juli 2016 im Nationalpark Berchtesgaden eine von vier Commerzbank-Umweltpraktikanten. Ich hatte dort
eine sehr schöne Zeit, wo ich viel Neues über meine Heimat erfahren und tolle Leute
kennenlernen konnte.
Der vorliegende Bericht soll einen Einblick in meine dreimonatige Praktikumszeit geben. Dafür
stelle ich zuerst mich und dann den Nationalpark Berchtesgaden etwas genauer vor. Im
Anschluss folgen verschiedene Elemente meiner Praktikumszeit im Nationalpark
Berchtesgaden. Hierzu gehört das Umweltbildungsteam 2015/16 in der Ramsau, die
Einführungswoche und meine Aufgaben im Nationalpark mit dem „typischen Alltag“ und was
außerhalb davon passiert ist. Im Anschluss folgen noch einige Führungen, die wir mit den
Rangern unternehmen durften, mein Tagebucheintrag und ein Fazit, das ich aus der Zeit im
Nationalpark Berchtesgaden ziehe.
Abbildung 1: Das bin ich 
2. Wer bin ich?
Ganz am Anfang möchte ich mich kurz vorstellen: Ich bin Johanna Wimmer, 23 Jahre alt und
komme aus Berchtesgaden. Mit meiner Herkunft war ich dieses Jahr die einzige Einheimische
zwischen uns Commerzbank-Praktikanten und somit etwas Exotisches ;-). Obwohl ich für die
Praktikumszeit jetzt wieder in meiner Heimat bin, gab es zwischen meinem Abitur und dem
Commerzbank-Umweltpraktikum einige Stationen. Nach meinem Abitur ging ich erst mal für
1
zehn Monate ins Ausland, wo ich die Länder Südafrika, Thailand, Australien, Neuseeland und
die USA bereiste. Ich konnte dort sehr viele neue Erfahrungen sammeln, war es das Arbeiten
auf einer Bananenfarm in Australien, das typische Rucksackleben in Hostels oder einfach das
Kennenlernen so vieler neuer Menschen. Schon in der Schule war zwar mein Lieblingsfach
Erdkunde, was jedoch, glaube ich, nicht wirklich etwas Besonderes ist. Vor allem dann durch
meinen Auslandsaufenthalt wurde mir deutlich, wie sehr mich verschiedene Länder, Kulturen
und Menschen interessieren. Somit entschied ich mich für ein Bachelorstudium Geographie,
was ich an der Universität Salzburg absolvierte. Bevor es dann möglichst bald ins Berufsleben
gehen sollte, nutzte ich nach meinem Studium noch einmal die Chance ins Ausland zu gehen.
Ich entschied mich für ein halbes Jahr, wovon ich vier Monate in Neuseeland und zwei Monate
in Südostasien (Vietnam, Kambodscha und Laos) verbrachte. In Neuseeland arbeitete ich auf
einer Pferdefarm und leitete Reitausflüge. Dabei wurde mir wieder bewusst, wie schön es ist
Menschen die Natur näherzubringen und sie dafür zu begeistern. Meine Heimat, mein
Studium, meine Auslandsaufenthalte und alle sonstigen Erfahrungen, die ich auf meinen
Stationen sammeln konnte und natürlich die Liebe zur Natur sehe ich als Einflussfaktoren,
wieso ich mich für das Commerzbank-Umweltpraktikum entschieden habe.
3. Der Nationalpark Berchtesgaden
Abbildung 2: Karte des Nationalparks Berchtesgaden (Eingrenzung durch blaue Linie)
(Quelle: Landratsamt Berchtesgadener Land 2016)
Eine der Besonderheiten des Nationalparks Berchtesgaden (siehe Abbildung 2) ist ganz klar,
dass es sich dabei um den einzigen Alpen-Nationalpark Deutschlands handelt. Mit diesem
Aspekt geht die große Höhenamplitude von 2.110 m zwischen dem Königssee auf 603 m ü. NN
2
und dem Watzmann auf 2.713 m ü. NN einher und ist somit Grundlage für die große Artenvielfalt im Nationalpark Berchtesgaden. Der 210 km² große Nationalpark, der im Jahr 1978
gegründet wurde, befindet sich an der Grenze zu Österreich im Südosten Bayerns.
(Nationalpark Berchtesgaden 2016b) Zur besseren Vorstellung kann die Fläche des
Nationalparks (ohne Einbeziehung der Höhenamplitude) in 40.000 Fußballfelder ausgedrückt
werden.
Ein weiteres Kennzeichen des Nationalparks sind die drei parallelverlaufenden Täler:
Königsseetal, Wimbachtal und Klausbachtal. Diese unterscheiden sich unter anderem stark in
ihrer Erscheinungsform.
Das Königsseetal (siehe Abbildung 3) wird durch die steilen Felswände begrenzt, die den
Königssee umschließen. Der See erstreckt sich über rund 7,7 km Länge und einer maximalen
Breite von 1,2 km bei einer Höchsttiefe von 190 m. (Nationalparkverwaltung Berchtesgaden
1985) Es besteht die Möglichkeit mit einem der Elektroschiffe der Schifffahrt Königssee zur
Halbinsel St. Bartholomä (siehe Abbildung 4) oder weiter nach Salet zu fahren. Die Schifffahrt
am Königssee und der Königssee im Allgemeinen nehmen einen bedeutenden Stellenwert für
den Tourismus in Berchtesgaden ein. Außerdem gilt der Königssee mit seiner Umgebung als
Ausgangsbasis für viele Wanderungen in der Region.
Abbildung 3: Der Königssee bei der Überfahrt mit dem Schiff
3
Abbildung 4: St. Bartholomä am Königssee
Abbildung 5: Blick auf das Wimbachgries
4
Das Wimbachtal beeindruckt wiederum durch das Wimbachgries (siehe Abbildung 5) mit seinen enormen Schuttmassen, die bis zu 300 m mächtig sein können. Würde man das ganze
Schuttmaterial des Wimbachgries in Güterzugwagons füllen, würde sich ein Güterzug mit der
Länge des Äquators ergeben. Das Tal wird durch das Watzmannmassiv im Osten und dem
Hochkalter im Westen begrenzt. Neben dem Gries ist eine weitere Besonderheit des
Wimbachtals die Klamm am Anfang des Tals (siehe Abbildung 6). Im Gegensatz zu den anderen
beiden Tälern steigt das Wimbachtal im Verlauf vom Parkplatz Wimbachbrücke (630 m ü.NN)
zur Wimbachgrieshütte (1327 m ü. NN) stetig an und es ergibt sich eine Höhendifferenz von
697 m. Die im Sommer bewirtschaftete Wimbachgrieshütte ist ein beliebtes Tagesausflugsziel
und bietet zudem Übernachtungsmöglichkeiten für größere Bergtouren. Neben der
Wimbachgrieshütte befindet sich außerdem noch das Gasthaus Wimbachschloss auf 937 m ü.
NN im Wimbachtal, welches jedoch keine Übernachtungsmöglichkeit bietet.
Abbildung 6: Die Wimbachklamm am Anfang des Wimbachtals
Das dritte Tal, das Klausbachtal, verläuft über rund 8 km vom Hintersee im Norden zum
Hirschbichlpass im Süden an der Grenze zu Österreich. Das Klausbachtal wird zum einen vom
Gebirgsstock des Hochkalters (im Osten) und zum anderen der Reiteralpe (im Westen)
begrenzt. Am Anfang des Tals ist das Klausbachhaus, eine Nationalpark-Infostelle, zu finden
(siehe Abbildung 7). Dadurch, dass das Tal flach beginnt und erst weiter im Süden steil
ansteigt, stellt das Klausbachtal ein beliebtes Ziel für Wandertouren, sowohl im Sommer als
auch Winter, dar. Zudem verkehrt zwischen Mai und Oktober der Alm-Erlebnis-Bus zwischen
Hintersee und Hirschbichl, welcher vor allem von Touristen gern genutzt wird. Kennzeichnend
5
für das Klausbachtal sind die Almen, Waldweiden für das Vieh und auch die Wildfütterung.
Jedes Jahr im Juni werden die Rinder auf die Almen getrieben und verbringen dort die Sommermonate. Vor allem im südlichen Teil des Tales lassen sich Almen mit ihren Almhütten, die
Kaser genannt werden, erkunden. Dort lässt sich ein guter Eindruck über die Einfachheit und
Härte des ursprünglichen Almlebens erhalten.
Abbildung 7: Nationalpark-Informationsstelle Klausbachhaus
Abbildung 8: Kühe vor der Infostelle Klausbachhaus
6
Das Motto aller Nationalparke, und somit auch das des Nationalparks Berchtesgaden, lautet:
„Natur Natur sein lassen.“ Dadurch wird deutlich, dass der Naturschutz zu den wichtigsten
Zielen des Nationalparks gehört. Die weiteren Hauptziele sind die Forschung, die Umweltbildung und die Besuchererholung. Zwischen den einzelnen Interessen mit ihren Zielen bestehen
oft Nutzungskonflikte, da die verschiedenen Ziele nur schwer, oder überhaupt nicht,
miteinander vereinbar sind. Um die Ziele bestmöglich in Einklang zu bringen, ist der
Nationalpark in zwei Zonen unterteilt: Kernzone und Pflegezone. Den größten Anteil an der
Gesamtfläche nimmt mit 66,6 % die Kernzone ein, in der dem Naturschutz der höchste
Stellenwert zukommt. In dieser Zone soll die natürliche Entwicklung nicht durch
anthropogenen Einfluss gestört werden und natürliche Prozesse ungestört ablaufen.
Innerhalb der Pflegezone kann noch zwischen zwei Bereichen unterschieden werden. Zum
einen handelt es sich hierbei um die permanente Pflegezone mit 23,5 % und die temporäre
Pflegezone mit 9,9 %. In der Pflegezone befinden sich die Bereiche, auf die der Mensch mit
seinem Handeln Einfluss nimmt. Hierzu zählen unter anderem die Almwirtschaft, die
Borkenkäferbekämpfung und die Wildbestandsregulierung. Eines der aktuellen Ziele des
Nationalparks ist es, bei der kommenden Fortschreibung des Nationalparkplans die temporäre
Pflegezone zur Kernzone zu überführen.
Im Nationalpark Berchtesgaden sind derzeit etwa 95 feste Mitarbeiter angestellt, die in der
Saison von zehn weiteren Personen unterstützt werden. Hinzu kommen noch Absolventen des
Bundesfreiwilligendienstes (BFD) und des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ). Zudem gibt
es noch verschiedene Praktikumsstellen, wie beispielsweise das „Praktikum Infozentrum Haus
der Berge“, das „Praktikum beim Artenschutzprojekt Steinadler“ oder das „CommerzbankUmweltpraktikum.“ (Nationalpark Berchtesgaden 2016a)
Die Nationalparkverwaltung Berchtesgaden lässt sich in sechs Sachgebiete untergliedern:
Naturschutz und Planung, Umweltbildung, Informationsgebäude, Parkmanagement,
Forschung und Informationssysteme und Zentrale Dienste. Außerdem gibt es noch die
Stabstelle der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die für den öffentlichen und medialen Auftritt
des Nationalpark Berchtesgadens zuständig ist. Geleitet wird die Nationalparkverwaltung
durch Dr. Michael Vogel und seinem Stellvertreter Ulrich Brendel. Im Zusammenhang des
vorliegenden Praktikumsberichts kommt dem Sachgebiet Umweltbildung unter der Leitung
von Andrea Heiß ein besonderer Stellenwert zu. Das Sachgebiet der Umweltbildung lässt sich
weiter in zwei Bereiche untergliedern. Zum einen gibt es das Team für die Bildungsprogramme
drinnen im Bildungszentrum im Haus der Berge und beim anderen Bereich handelt es sich um
das Team für die Bildungsprogramme im Gelände in der Forschungsstation Ramsau.
4. Die Praktikumszeit im Nationalpark Berchtesgaden
4.1 Das Umweltbildungsteam 2015/16 in der Ramsau
Bei meinem Commerzbank-Umweltpraktikum war ich beim Umweltbildungsteam in der
Forschungsstation Ramsau dabei, die für das Bildungsangebot im Gelände zuständig waren.
Während meiner Praktikumszeit waren es vier FÖJler (Sophia, Michelle, Severin und Jakob),
7
vier Commerzbank-Praktikanten (Annkatrin, Tina, Raphael und ich) und die beiden festangestellten Nationalparkmitarbeiter Sabine Aschauer und Lisa Lange (siehe Abbildung 9). Die
Leiterin des Umweltbildungsteams in der Ramsau war Sabine Aschauer, die neben den
Bildungsprogrammen im Nationalpark auch für die Praktikantenbetreuung zuständig war. Die
verschiedenen Führungen im Nationalpark für Kindergärten und Schulklassen wurden von
diesem Team, meist in Zweier-Gruppen, durchgeführt. In den Wintermonaten übernahmen
die Teilnehmer des Freiwilligen Ökologischen Jahres das Bildungsangebot im Nationalpark, da
diese über einen Zeitraum von zwölf Monaten beim Nationalpark Berchtesgaden beschäftigt
waren. Da die Sommermonate die Hauptsaison für die Führungen im Gelände darstellten,
wurde das Umweltbildungsteam in der Ramsau für drei Monate durch uns vier CommerzbankPraktikanten vergrößert. Von Montag bis Freitag standen dann meistens jeden Tag mehrere
Führungen an, die von unserem zehnköpfigen Team bewältigt wurden.
Neben unserem Umweltbildungsteam gab es in der Forschungsstation Ramsau noch die Büros
der Ranger. Die Ranger haben unterschiedliche Aufgaben im Nationalpark und bieten
außerdem verschiedene Führungen an, die von Privatpersonen kostenlos besucht werden
können. Auch wir hatten immer mal wieder die Möglichkeit bei solchen Führungen
mitzugehen.
Abbildung 9: Umweltbildungsteam für die Programme draußen (von links nach rechts: Michelle,
Tina, Sabine, Lisa und Koga, ich, Sophia, Annki, Raphi, Severin und Jakob)
8
4.2 Einführungswoche
Da in der ersten Woche des Praktikums die Wanderführerfortbildung stattfand, auf welche im
Kapitel 4.3.2 Außerhalb des Alltags genauer eingegangen wird, und in der zweiten Woche die
FÖJler auf einem Seminar waren, hatten wir in der dritten Maiwoche (17. Mai-20. Mai 2016)
die Einführungswoche. Von unterschiedlichen Mitarbeitern wurden uns die verschiedenen
Programme des Nationalparks im Gelände vorgestellt, um sie dann im späteren Verlauf des
Praktikums selbst durchführen zu können.
Am Dienstag waren wir mit Sabine und Lisa den ganzen Tag im Klausbachtal unterwegs und
uns wurden die Führungen Winzige Wiesenwesen und Was versteckt sich im Gebüsch? nähergebracht. Am Mittwoch ging es dann mit Lisa in den Zauberwald, wo wir Näheres zur Führung
Von Zwergen und Waldgeistern erfuhren. Am Nachmittag waren wir dann wieder zurück in
der Forschungsstation Ramsau und besprachen mit Sabine und Lisa die Sonne, Wind &
Wolken-Führung, die es seit letztem Jahr gab. Im Anschluss wurde noch etwas auf
theoretische Aspekte der Umweltbildung eingegangen. Am Donnerstag waren wir wieder mit
Sabine und Lisa unterwegs, im Wimbachtal. Hierbei stand die Führung Nationalpark-Täler
hautnah erleben! im Vordergrund und uns wurden allgemeine Informationen zum
Nationalpark Berchtesgaden vermittelt. Zum Abschluss der Woche waren wir am Freitag im
Bildungszentrum beim Haus der Berge in Berchtesgaden, wo wir mit Julia verschiedene
Aspekte der Umweltbildung (z.B. die Geschichte der Umweltbildung) zusammen erarbeiteten.
Außerdem waren wir in der darauffolgenden Woche mit Sepp Egger nochmal im Klausbachtal
unterwegs und erfuhren vieles über Almen und weitere allgemeine, interessante Aspekte zum
Nationalpark Berchtesgaden. Am Morgen fuhren wir mit dem Alm-Erlebnis-Bus zum
Hirschbichl, von wo aus wir uns langsam zurück zum Klausbachhaus arbeiteten. Unsere erste
Station war die Bindalm, wo Sepp mit uns auf das harte Almleben der Vergangenheit einging.
Wir schauten uns außerdem einen Rundumkaser von außen und innen an und konnten
dadurch etwas besser nachfühlen wie hart das Leben auf der Alm früher war. Sehr interessant
war auch der damalige dreistufige Almbetrieb mit Nieder-, Mittel- und Hochleger.
In der ersten Juniwoche hatten wir dann noch die Möglichkeit mit Katja Weisbecker ins
Wimbachtal zu gehen und eine Einführung in die Wassertierchen zu bekommen. In einem
Theorieteil am Anfang behandelten wir einige Wassertierchen genauer, wie beispielswese die
Köcherfliegen-, Steinfliegen-, Eintagsfliegenlarve und den Strudelwurm. Anschließend
machten wir uns dann ins Wimbachtal auf, um selber einige Wassertierchen zu sammeln. Es
war beeindruckend, wie viele der Tierchen im Wimbach zu finden waren.
4.3 Meine Aufgaben im Nationalpark
4.3.1. Der „Alltag“
An einem gewöhnlichen Tag standen für uns Praktikanten Führungen an, die größtenteils
morgens oder am frühen Nachmittag stattfanden. Um 7.30 Uhr trafen sich alle zehn Mitglieder
des Umweltbildungsteams „draußen“, Sabine, Lisa, die FÖJler und wir, die CommerzbankUmweltpraktikanten, in der Ramsau zu einer Besprechung des jeweiligen Tages. Bei den
täglichen Besprechungen wurden alle aktuellen Aspekte aufgegriffen, die das Team betrafen.
9
Es wurde aber auch über durchgeführte Führungen gesprochen und jeder hatte die Möglichkeit zu erzählen, was besonders gut oder nicht so gut lief oder was es sonst Besonderes gab.
Gemeinsam wurde dann darüber diskutiert, was beim nächsten Mal verändert werden
könnte, um negative Erfahrungen zu vermeiden. Am Montag wurde zusätzlich noch die
kommende Woche gemeinsam geplant. Sabine informierte uns darüber, welche Führungen
für die Woche gebucht worden waren. Jeder hatte die Möglichkeit sich für Führungen freiwillig
zu melden, die dann an Zweier-Teams verteilt wurden. Sabine legte dabei großen Wert darauf,
dass die Führungen gleichmäßig und gerecht untereinander aufgeteilt wurden. Im Anschluss
setzten sich die Zweier-Teams zusammen und planten anstehende gemeinsame Führungen.
Für die Planung der Führungen gaben uns die Anmeldezettel wichtige Informationen über die
jeweilige Gruppe: Führungstitel, Datum und genauer Beginn, Treffpunkt und Route, Anzahl
und Alter/Klassenstufe der Kinder, Schule, Kindergarten oder andere Institution. Wurden noch
genauere Informationen benötigt, bestand die Möglichkeit sich mit der auf dem
Anmeldezettel vermerkten Kontaktperson in Verbindung zu setzen. Nach der Anfangsphase
des Praktikums führten wir auch den Anruf mit der Kontaktperson der Gruppe durch, um die
Checkliste für die jeweilige Führung durchzugehen und wichtige Informationen auf dem
Anmeldezettel zu vermerken. Mit genaueren Infos zur Gruppe konnten wir uns das Konzept
vornehmen, auf die jeweilige Gruppe abstimmen und untereinander ausmachen, wer welchen
Teil der Führung übernehmen sollte. Im Anschluss konnte dann noch das Material vorbereitet
(z.B. Forscheraufträge ausdrucken), gepackt und mit einem Zettel (Name, Führung, Datum)
versehen werden. Oftmals ging es aber gleich nach der Besprechung los zu einer Führung ins
Klausbach- oder Wimbachtal, wo dann letzte Vorbereitungen für die Führungen getroffen
wurden. Nach dem Eintreffen der Gruppe wurde nochmal die genaue Schlusszeit überprüft
und es konnte mit der vorbereiteten Führung losgehen. Die folgenden Abschnitte sollen einen
allgemeinen Einblick in die einzelnen Führungen geben und Hauptaspekte und
Besonderheiten hervorheben.
Wo geht’s denn hier lang? (Orientierungsführung)
Gleich zu Beginn dieser Führung wurden die Kinder gefordert, indem sie durch von uns
ausgelegte Pfeile zu uns finden mussten. Durch die Pfeilsuche konnte mit den Kindern
zusammen das Thema der Führung ermittelt werden. Bei dieser Führung wurde zum einen auf
die Orientierung des Menschen und zum anderen auf die spezielle Orientierung von
ausgewählten Tieren, beispielsweise Fledermaus und Zugvögel, eingegangen. Neben den
herkömmlichen Utensilien wie Kompass, Karte etc. wurden auch andere Hilfsmittel zur
Orientierung behandelt. Hierzu zählt beispielsweise die Sonne, Sterne oder der Moosbewuchs
an Bäumen. Bei einer Schatzsuche konnten die Kinder außerdem den Umgang mit dem
Kompass üben und ihre Orientierung unter Beweis stellen.
Winzige Wiesenwesen (Wiesenführung)
Die Wiesenführung war eine der Führungen, die mir besonders gut gefallen haben, da die
Kinder hier selbst losziehen und erforschen konnten. Mit den Kindern wurden die
Unterschiede zwischen Wiese, Weide, Rasen und alpine Matte erarbeitet. Beim
Rasenmäherspiel sollten sich die Kinder in die Lage von Wiesentierchen versetzen, deren
Lebensraum durch das Abmähen der Wiese zunehmend verkleinert wurde. Im Anschluss
10
beschäftigten sich die Kinder genauer mit den Wiesentieren. Hierbei wurde erklärt, dass anhand der Anzahl der Beine darauf geschlossen werden kann, um welches Tier es sich handelt.
Schnecken, Würmer und Larven haben keine Beine, Insekten haben sechs, Spinnen acht,
Asseln vierzehn und Hundert- und Tausendfüßler haben noch mehr Beine. Die Kinder zogen
dann los und suchten Wiesentiere, die sie mit einer Becherlupe genauer betrachten (siehe
Abbildung 10) und in ihrem Forscherauftrag vermerken konnten. Es war immer wieder schön
zu sehen, wie beeindruckt die Kinder von den Tieren waren. Ein weiterer Teil des
Forschungsauftrages war das genaue Betrachten und Malen einer Blume mit Blüte, Blättern
und Stängel.
Abbildung 10: Becherlupen zum Suchen von Wiesentierchen
Nationalpark-Täler hautnah erleben! (Nationalpark allgemein)
Auch diese Führung mochte ich besonders gerne, da die Inhalte immer wieder variiert und
somit auch an die Interessen der jeweiligen Gruppe angepasst werden konnten. Zu Beginn der
Führung konnte man in der Nationalpark-Infostelle Wimbachbrücke erste allgemeine
Informationen über den Nationalpark Berchtesgaden geben. Zur Verdeutlichung der
Nationalparkstruktur eignete sich das Relief in der Infostelle sehr gut. Auf dem Weg zum
Wollstadl fanden die Kinder in Gruppen aufgeteilt das Nationalpark-Motto „Natur Natur sein
lassen“ heraus. Während die Lehrer Eintrittsmarken für die Wimbachklamm kauften, konnte
mit den Kindern auf die Ziele und die Zonierung des Nationalparks eingegangen werden. Das
erste Stück der Wimbachklamm gingen die Kinder mit einer Augenbinde, um das Hören und
Fühlen zu intensivieren. Den Rest konnten die Kinder mit offenen Augen durch die Klamm
11
gehen, um weitere Eindrücke zu sammeln (siehe Abbildung 11). Bei der Nachbesprechung
wurde dann genau auf die Eindrücke der Kinder in der Klamm und auf die Entstehung der
Klamm eingegangen. Außerdem konnten bei dieser Führung noch Wassertierchen gesucht
werden, die Anzeiger für die sehr gute Wasserqualität des Wimbachs sind. Das Wimbachgries
eignete sich bei dieser Führung auch immer sehr gut, um auf die Entstehungsgeschichte des
Tals und die geologischen Besonderheiten mit Dachsteinkalk und Ramsaudolomit einzugehen.
Abbildung 11: Die Wimbachklamm mit offenen Augen nach der "Blinden Karawane"
Wasserforscher (Wasserführung)
Der Aufbau der Wasserführung war grundsätzlich sehr ähnlich der Führung Nationalpark-Täler
hautnah erleben! Auch bei dieser Führung konnte die Nationalpark-Infostelle Wimbachbrücke
gut als Einstieg genutzt werden. Im Anschluss ging es auch bei der Wasserführung durch die
Wimbachklamm, woran sich eine Nachbesprechung anschloss. Mit den Kindern wurde dann
noch die Verteilung von Salz- und Süßwasser auf der Erde und der Kreislauf des Wassers besprochen bzw. anhand eines Lückentextes gelegt. Zudem konnte auch noch das
Regenprasselspiel gespielt werden, bei dem die Kinder die Augen schlossen und zwei Steine
in einer bestimmten Lautstärke aneinander klopften. Im Zusammenspiel aller klopfenden
Kinder entstand der Klang von Regenprasseln. Um die sehr gute Wasserqualität des Wimbachs
herauszufinden, wurden dann Wassertierchen gesammelt (siehe Abbildung 12). Daraufhin
folgte eine Nachbesprechung, wo noch einmal genauer auf die gefundenen Wassertierchen
eingegangen wurde. Dabei wurde den Kindern anhand eines Schemas verdeutlicht, welche
Tiere bei welcher Wasserqualität vorkommen können.
12
Abbildung 12: Wassertierchen suchen im Wimbachtal
Von Zwergen und Waldgeistern (Weißwölkchen und Tannengrün)
Diese Führung fand im Gegensatz zu den anderen Führungen nicht im Klausbach- oder
Wimbachtal statt, sondern im Zauberwald am Hintersee. Gemeinsam erlebten die Kinder bei
dieser Führung die Geschichte von Weißwölkchen und Tannengrün, die als Freundinnen ein
Abenteuer am Hintersee erlebten. Dafür durchstreiften die Kinder ein kleines Waldstück als
Blinde Karawane, sammelten Waldgegenstände, bauten Zwergenhäuser und fanden
schlussendlich einen Schatz. Im Fokus dieser Führung stand für die Kinder die Naturerfahrung
am Hintersee und im Zauberwald. Im Kapitel 5. Tagebucheintrag wird auf diese Führung
genauer eingegangen.
Naturerlebnis mit allen Sinnen (Sinnesführung)
Das Ziel der Sinnesführung ist die Naturerfahrung mit all unseren Sinnen. Die Sinne Fühlen,
Schmecken, Sehen, Hören und Riechen wurden bei dieser Führung nacheinander auf
unterschiedliche Art und Weise erlebt. Bei der Begrüßungsrunde spielten wir, wie bei allen
anderen Führungen auch, ein Kennenlernspiel, um uns die Namen der Kinder zu merken. Nach
einer kurzen Einführung zu unseren fünf Sinnen wärmten wir diese auf und schärften sie.
Anschließend gingen wir los und bei der ersten Station wurde dann genauer auf den ersten
Sinn eingegangen, beispielsweise Sehen. Möglichkeiten diesen Sinn zu erleben waren
beispielsweise ein Waldmemory, ein Spiegelgang und das Adler-Mankei-Spiel. Für die Station
Hören eignete sich die Geräusche-Landkarte und Stille Post sehr gut. Beim Schmecken wurde
auf die Geschmacksrichtungen (süß, sauer, bitter und salzig) eingegangen und diese im
Anschluss erschmeckt. Für das Riechen haben wir vor der Führung immer verschiedene
13
Pflanzen (z.B. Zitronenmelisse, Cola-Kraut oder Maggikraut/Liebstöckel) aus dem Klausbachgarten geholt, an denen die Kinder dann blind gerochen haben. Als letzte Station konnten die
Kinder dann das Fühlen am Barfußpfad im Klausbachgarten erleben (siehe Abbildung 13).
Alternativ konnten beim Fühlen auch Tastsäckchen mit Fichtenzapfen, Kastanien, Rinde etc.
verwendet und beim Baumtasten die Rinde der Bäume erfühlt werden.
Abbildung 13: Die Station "Fühlen" beim Barfußpfad im Klausbachgarten
Was versteckt sich im Gebüsch? (Heckenführung)
Die Begrüßung und der erste Teil dieser Führung fanden im Klausbachgarten statt. Als Einstieg
stellten sich die Kinder mit geschlossenen Augen eine Hecke vor und beim Zusammentragen
der Ergebnisse wurde deutlich, wie unterschiedlich Hecken aussehen können. In einem
Forscherauftrag wurde die Klasse in vier Gruppen aufgeteilt, die sich jeweils eine Hecke des
Klausbachgartens (Heckenrose, Holunder, Berberitze und Weißdorn) genauer anschauten und
Blatt, Ast, Blüte und Früchte abmalten. Im Anschluss an das Anschauen der gemalten
Heckenteile der verschiedenen Gruppen ging die Klasse gesammelt von Hecke zu Hecke und
wir erzählten den Kindern die Besonderheiten der jeweiligen Heckenpflanze. Auf dem
Schleichpfad konnten die Kinder dann verschiedene Heckentiere einsammeln, die dann im
Anschluss den Funktionen (z.B. Winterquartier, Tagesversteck, ungestörter Lebensraum,
Spähplatz…) der Hecke zugeordnet wurden. Die Funktion des Spähplatzes konnte dann mit
dem Spiel Mäusebussard-Maus verdeutlicht werden. Neben diesem Spiel konnte auch noch
Heckenfangsti als Laufspiel eingebaut werden.
14
Unterwegs in der Dunkelheit? (Dunkelheitsführung)
Während die anderen Führungen meistens vormittags oder am frühen Nachmittag stattfanden, war es bei dieser Führung notwendig erst am Abend kurz bevor es dunkel wurde
loszugehen. Wie auch die Führung Von Zwergen und Waldgeistern fand diese Führung am
Hintersee statt. Im Fokus dieser Führung standen vor allem die Tiere der Nacht und deren
Lebensweise. So konnte beispielsweise auf Fuchs, Waldkauz, Glühwürmchen und Fledermaus
eingegangen werden. Als besonderes Highlight zählte immer der Fledermausdetektor, mit
dem man die Ultraschalllaute von Fledermäusen in für Menschen hörbare Töne umsetzen
lassen konnte. Außerdem wurde auf die Geräusche eingegangen, die die Kinder bei einem
Moment Stille im Wald wahrnehmen konnten. Kurz vor Ende der Führung, wenn es dann
wirklich ganz dunkel war, konnten die Kinder einen Wolfspfad erleben. Dabei wurden Kerzen
in einem Abstand, sodass das nächste Licht gesehen werden kann, aufgestellt. Ein Kind nach
dem anderen durchlief einzeln diesen Teil des Weges und im Anschluss wurde über die
Erfahrungen und Eindrücke auf dem Wolfspfad gesprochen.
4.3.2. Außerhalb des Alltags
Neben einem typischen Alltag mit Führungen, gab es auch immer wieder Tage, an denen wir
die Möglichkeit hatten an anderen Aktivitäten und Veranstaltungen teilzunehmen:
Wanderführerfortbildung
Das Umweltpraktikum begann gleich mit drei besonderen Tagen, der
Wanderführerfortbildung, wofür sich am Montag alle Teilnehmer im Haus der Berge im
Bildungszentrum einfanden. Der Auftakt der dreitägigen Wanderführerfortbildung erfolgte
mit einer allgemeinen Einführung zu Pflanzen von Andrea Heiß, der Leiterin des Sachgebiets
Umweltbildung. Hierbei wurden vier verschiedene Pflanzenfamilien, Lippenblütler,
Kreuzblütler, Korbblütler und Rosengewächse, genauer vorgestellt. Im Anschluss an die
Einführung zu den Pflanzen gab es verschiedene Stationen, an denen detaillierter auf
Pflanzenbestimmungsmöglichkeiten eingegangen wurde.
Der Dienstag begann mit einem Vortrag von Astrid Süßmuth zum Thema Alpenheilpflanzen.
Am Vormittag wurden uns hierbei verschiedene Alpenpflanzen und deren heilende Wirkung
vorgestellt. Am Nachmittag traf sich die ganze Gruppe beim Naturbad Aschauerweiher in
Bischofswiesen. Dort machten wir uns auf einen Rundweg, wo uns Frau Süßmuth Pflanzen vor
Ort zeigte und auf deren jeweilige Heilwirkung einging.
Mittwoch, der letzte Tag der Wanderführerfortbildung, fand am Königssee auf St. Bartholomä
statt. Dort wurde auf spezielle und besondere Pflanzenarten auf St. Bartholomä eingegangen.
Außerdem gingen wir die Route für Führungen auf der Halbinsel ab und uns wurden die Plätze
gezeigt, an denen Spiele und andere Aktivitäten für die Gruppen durchgeführt werden
konnten. Wir machten uns dann noch zur Eiskapelle auf, da diese das Thema einer Führung
auf St. Bartholomä ist. Der Tag und auch die Wanderführerfortbildung endeten dann mit der
Schifffahrt von St. Bartholomä zurück zur Abfahrtsstelle.
15
Jubiläum – 60 Jahre Trainingszentrum Bundespolizei auf Kühroint
Am Samstag, den 02. Juli 2016, waren die Rangerin Rosi, die zwei Föjlerinnen Sophia und Michelle und ich auf Kühroint und betreuten den Infostand des Nationalparks Berchtesgaden
beim Jubiläum – 60 Jahre Trainingszentrum Bundespolizei auf Kühroint (siehe Abbildung 14).
Um genügend Zeit zum Aufbauen unseres Standes zu haben, trafen wir uns um 7.15 Uhr mit
Rosi in der Ramsau und fuhren dann mit all den Sachen, die wir für unseren Stand brauchten,
und der Gams „Knickohr“ auf Kühroint. Obwohl für den Tag schlechtes Wetter gemeldet war,
hatten wir großes Glück und die Sonne kam sogar heraus.
Unser Stand war in zwei Bereiche aufgeteilt, dem Infostand und der Bastelseite. Für den
Infostand war hauptsächlich Rosi zuständig und wir anderen drei betreuten den Bastelstand,
wo die Kinder Mobile aus Naturmaterialien bastelten, Postkarten bemalten und ein Quiz
machten. Die Kinder waren sehr begeistert, eigene Mobile zu entwerfen und die
verschiedenen Naturmaterialien für ihr Mobile aneinanderzuhängen, wofür sie zuvor Löcher
mit dem Handbohrer bohrten.
Neben unserem Stand waren unter anderem auch Akteure wie die Polizei, Bundeswehr,
Bergwacht und GSG 9 vertreten. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit der Begrüßung der
Gäste und einem ökumenischen Gottesdienst. Dem Gottesdienst schloss sich der Festakt mit
verschiedenen Reden, unter anderem von Dr. Michael Vogel dem Leiter des Nationalparks
Berchtesgaden, an. Zum Programm gehörten außerdem eine Autogrammstunde von
Sportlern des Berchtesgadener Landes und eine Hubschrauber-Fallschirmvorführung der
Hubschrauberstaffel (siehe Abbildung 15).
Abbildung 14: Unser Nationalpark-Infostand auf Kühroint mit Michelle und Sophia
16
Abbildung 15: Hubschrauber-Fallschirmvorführung der GSG 9
Kindertag in Bad Reichenhall
Zwei Wochen später am Sonntag, den 17. Juli, fand der Kindertag in Bad Reichenhall statt, wo
Sabine, Raphi und ich am Stand des Nationalparks Berchtesgadens vertreten waren. Wir trafen uns um 8.30 Uhr in der Ramsau und fuhren dann gemeinsam mit dem Umweltbildungsbus
nach Bad Reichenhall, wo wir nach ca. 40 Minuten Fahrt ankamen. Natürlich hatten wir auch
wieder die Gams „Knickohr“ mit dabei. Den Bus hatten wir schon am Freitag gemeinsam mit
Seppi beim Bildungszentrum am Haus der Berge gepackt.
Nachdem wir unseren Platz zugewiesen bekommen hatten, bauten wir unser Zelt und all die
Sachen, die wir dabei hatten, auf. Zum offiziellen Beginn um 10.00 Uhr waren wir dann bereit
für den großen Ansturm.
Unser Stand war in zwei Bereiche aufgeteilt, denn es gab zum einen den Infostand mit allen
möglichen Infomaterialien zum Nationalpark Berchtesgaden und Haus der Berge und zum
anderen gab es die Bastelseite. Wir drei betreuten gemeinsam den Bastelstand, wo die Kinder
aus Naturmaterialien, wie Schwemmholz, Rinde, Kastanien und Holzscheiben, Mobile basteln
konnten. Das Entwerfen und Basteln von eigenen Mobilen kam bei den Kindern sehr gut an.
Zusätzlich konnten die Kinder auch noch Postkarten bemalen und das Tier-Quiz des
Nationalparks zu den vier Lebensräumen machen. Auch sonst gab es für die Kinder noch viele
andere Stände, wo sie viele spannende Aktivitäten erleben konnten. Beispielsweise konnten
sie bei der Schnitzschule BGL schnitzen, beim HPZ Piding filzen, bei der Bläserklasse
Vogelwuidn verschiedene Musikinstrumente ausprobieren und bei den anderen Ständen noch
Vieles mehr erleben.
17
Der Kindertag war richtig gut besucht und auch das Wetter spielte sehr gut mit, denn es war
keine einzige Wolke am Himmel zu sehen. Von Stunde zu Stunde wurde es immer heißer und
wir waren richtig froh über unseren Stand im Schatten von ein paar Bäumen. Gegen 16.30 Uhr
fingen wir an unsere Sachen zusammenzupacken und beendeten den Tag um 17.00 Uhr und
fuhren dann zurück in die Ramsau.
4.4 Mit den Rangern unterwegs
Vor allem im Mai, kurz bevor es mit den Führungen so richtig losging, hatten wir die
Möglichkeit bei Führungen aus dem Wanderprogramm mit den Rangern mitzugehen. In
folgenden Abschnitten soll auf einige dieser Führungen genauer eingegangen werden.
Botanische Wanderung im Nationalpark mit Carmen
Wir, die Commerzbank-Praktikanten, trafen uns mit Carmen am Klausbachhaus und
verbrachten mit noch zwei weiteren Teilnehmern rund drei Stunden im Klausbachtal. Da es zu
dieser Jahreszeit noch nicht allzu warm war, blühten noch nicht so viele Pflanzen wie zu
anderen Zeiten des Jahres. Dies erschwerte das Erkennen der Pflanzen zwar, jedoch konnten
wir trotzdem viel Interessantes über die vorzufindenden Pflanzen lernen und mitnehmen.
Zum einen wurden einige Aspekte der Wanderführerfortbildung erneut aufgegriffen und
somit gefestigt und zum anderen wurden uns neue Pflanzen und deren besondere
Eigenschaften nähergebracht.
Kräuter – Lebenskraft aus der Natur mit Moni
Alle Föjler und Commerzbank-Praktikanten hatten einmal die Möglichkeit mit der Rangerin
Moni bei der Führung Kräuter – Lebenskraft aus der Natur mitzugehen. Hierfür trafen wir uns
um 9.30 Uhr beim der Tourist-Information in der Gemeinde Bischofswiesen, von wo aus die
Führung startete. In den drei Stunden der Führung lernten wir Vieles zu unseren heimischen
Kräutern und auch die wichtige Bedeutung der „Unkräuter“ wurde hervorgehoben. Ein paar
Beispiele: Die Brennnessel hat sehr vielfältige Verwendungsmöglichkeiten, wie beispielsweise
als Frühjahrsgemüse oder als Tee zur Entschlackung und Anregung des Stoffwechsels. Beim
Spitzwegerich wurde wiederum auf die positive Wirkung beim Wundheilungsprozess
eingegangen. Auch die Verwechslungsgefahr von Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlosen
wurde angesprochen. Gegen 11.30 Uhr machten wir uns gemeinsam auf den Rückweg zur
Tourist-Information, wo die Führung dann beendet wurde.
Wildnis am Obersee mit Rosi
Da wir an diesem Tag keine Führung hatten, durften Annki, Raphi, Jakob und ich am
Donnerstag, den 23. Juni 2016, zum Obersee fahren und bei Rosi bei ihrer Führung mitgehen
(siehe Abbildung 16). Dafür fuhren wir mit dem Boot zur Bootsanlegestelle Salet, wo auch die
Führung begann. Neben uns war noch ein Ehepaar dabei, das auch an der Führung teilnahm.
Da es an diesem Tag sehr heiß war, legte Rosi die Zwischenstopps zwischen der
Bootsanlegestelle Salet und dem Obersee immer im angenehmen Schatten. Zu Beginn der
Führung gab uns Rosi eine Einführung zur Entstehung des Königsseetals. Eine weitere
Thematik der Führung war die ehemalige Brennholzgewinnung im heutigen Gebiet des
Nationalparks für die Salinen. Als Brennholz eigneten sich besonders gut Fichten, was den
heutigen hohen Fichtenbestand im Nationalpark erklärt. In diesem Zusammenhang wurde
18
auch der Borkenkäfer angesprochen, der zu einer natürlichen Waldverjüngung führt. Während der Führung machte uns Rosi deutlich, wie wichtig der Lebensraum Wald für den
Nationalpark Berchtesgaden ist. Wir konnten gut erkennen, wie sich Wälder entwickeln, wenn
diese der Natur selbst überlassen werden. Bevor wir gegen 15.30 Uhr das Boot zurück
nahmen, gingen wir noch zum Röthbach-Wasserfall und schauten bei der Fischunkel-Alm
vorbei.
Abbildung 16: Blick auf den Obersee von der Fischunkel-Alm-Seite
19
5. Tagebucheintrag
Mit Weißwölkchen und Tannengrün im Zauberwald und am Hintersee
Heute stand für Annki und mich eine besondere Führung an: Von Zwergen und Waldgeistern.
Im Gegensatz zu den anderen Führungen im Klausbachtal oder Wimbachtal, findet diese Führung im Zauberwald am Hintersee statt. Die Kinder erleben gemeinsam die Geschichte von
Weißwölkchen und Tannengrün. Nach der Morgenbesprechung machten wir uns dann mit
unserem selbstgebastelten Weißwölkchen zum Startpunkt der Führung auf.
Zu Beginn lernten die Kinder unser selbstgebasteltes Weißwölkchen kennen und konnten mit
dem Schwungtuch nachempfinden, wie der Wind die Wolke hin- und hertrug bis sie eines
Tages den Hintersee erreichte. Dort gefiel es der kleinen Wolke so gut, dass sie die Oberwolke
nach Erlaubnis fragte, um herunterregnen zu dürfen. Die kleine Wolke regnete somit in vielen
kleinen Regentropfen in den Hintersee und im Anschluss zog sie als Nebelschleier durch den
Wald. An diesem Punkt der Geschichte machten wir uns auf und gingen Richtung Hintersee,
wo wir uns die verschiedenen Farben des Sees genauer anschauten. Im Wald angekommen
bekam jedes Kind eine Augenbinde und die Gruppe durchstreifte als blinde Karawane ein
kleines Stück des Waldes bis wir bei einer kleinen Tanne anhielten. Dort konnten die Kinder
Tannengrün kennenlernen. Das nächste Stück des Weges sollten die Kinder genau darauf
achten, welche besonderen Farben im Wald zu sehen sind. Mit großer Begeisterung
sammelten die Kinder alles Mögliche ein, was auf dem Weg lose rumlag und ihnen in die Finger
kam: Fichtenzapfen, Blätter, Stöcke, Steine und vieles mehr. Dadurch konnten die Kinder
fühlen, wie es den beiden Freundinnen Weißwölkchen und Tannengrün erging, als sie
gemeinsam den Wald mit seinen vielen Besonderheiten erkundeten. Anschließend durften die
Kinder bei einem kurzen Zwischenstopp zeigen, welche Gegenstände sie auf dem Weg und im
Wald finden konnten und was an diesen so besonders war. An einem schönen Platz am
Hintersee knurrten dann die Mägen der Kinder – und natürlich auch unsere – und wir machten
Brotzeit. Eine Schar vorbeischwimmender Enten zog die ganze Aufmerksamkeit der Kinder auf
sich. Gegen Ende der Pause erfuhren die Kinder im nächsten Teil der Geschichte, dass die
Zwerge dem Waldgeist den Schatz des Waldes aus dem Hintersee gestohlen hatten. Dies
führte dazu, dass die Menschen die Besonderheiten des Hintersees und des Zauberwaldes
nicht mehr zu schätzen wussten. Um die Zwerge gütig zu stimmen und den Schatz
zurückzubekommen, waren die Kinder nun gefragt Häuser für die Zwerge aus herumliegenden
Naturmaterialien zu bauen. Alle Kinder waren mit großer Begeisterung dabei, sodass sogar
kleine Zwergenhotels mit Terrassen und Sonnenschirmen eröffnet wurden. Weil die Kinder so
schöne Zwergenhäuser gebaut hatten, erfuhren sie dann, wo die Zwerge den Schatz des
Waldes versteckt hatten. Auch wenn es sich bei dem Schatz für uns um einen gewöhnlichen
Stein handelt, glitzert dieser für die Zwerge. Am Ufer des Hintersees wurde der Stein dann
gemeinsam von den Kindern zurück in den See geworfen. Dies erfreute den Waldgeist so sehr,
dass er wieder glücklich gestimmt war, denn die Menschen konnten sich zukünftig wieder an
der Natur erfreuen. Gemeinsam gingen wir dann zurück zum Ausgangspunkt der Führung, wo
die Schulklasse dann von ihrem Bus abgeholt wurde. Auch für uns ging es dann zurück ins
Umweltbildungsbüro in die Ramsau. Dort räumten wir die Materialien der Führung auf und
bereiteten uns auf den nächsten Tag vor.
Johanna Wimmer, Umweltpraktikantin im Nationalpark Berchtesgaden
20
Abbildung 17: Pause mit Weißwölkchen am Hintersee
21
6. Persönliches Fazit
Nun sind die drei Monate Commerzbank-Umweltpraktikum im Nationalpark Berchtesgaden
für mich leider schon vorbei und ich kann gar nicht glauben, wie schnell drei Monate vergehen
können. Die Zeit im Nationalpark war für mich sehr interessant, lehrreich und mit viel Spaß in
und außerhalb der Arbeit verbunden. Das Praktikum hat mir gezeigt, dass ich mir sehr gut
vorstellen kann auch zukünftig im Bereich der Umweltbildung tätig zu sein. Wie schon in der
Einleitung erwähnt, konnte ich sehr viel Neues über meine Heimat rund um den Nationalpark
Berchtesgaden lernen. Vor allem bin ich aber auch froh über all die netten Menschen, die ich
in meiner Zeit beim Nationalpark Berchtesgaden kennenlernen durfte.
Ganz zum Schluss möchte ich noch Danke sagen:
Danke vor allem an meine Betreuerin Sabine, die immer für einen dar war und bei der ich
vieles lernen konnte. Trotz unserer großen Gruppe war alles sehr gut organisiert und auch der
Spaß kam keinesfalls zu kurz!
Danke an Lisa und Koga, Annki, Tina, Raphi, Severin, Sophia, Michelle und Jakob für die schöne
Zeit. Wir hatten so viel Spaß miteinander!
Danke an die Ranger und die anderen Nationalparkmitarbeiter, von denen ich auf den verschiedenen Führungen so viel Neues lernen konnte.
Und natürlich Danke an die Commerzbank, ohne die das Praktikum gar nicht erst möglich
gewesen wäre.
22
7. Literaturverzeichnis
Landratsamt Berchtesgadener Land (2016): Nationalpark Berchtesgaden. https://www.lrabgl.de/lw/umwelt-natur/natur-artenschutz/schutzgebiete/nationalpark-berchtesgaden/ [Zugriff: 25.07.2016]
Nationalpark Berchtesgaden (2016a): Allgemeine Informationen. http://www.nationalparkberchtesgaden.bayern.de/service/stellenangebote/index.htm [Zugriff: 28.06.2016]
Nationalpark
Berchtesgaden
(2016b):
Der
Nationalpark
Berchtesgaden.
http://www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de/nationalpark/steckbrief/index.htm
[Zugriff: 03.06.2016]
Nationalparkverwaltung Berchtesgaden (Hrsg.) (1985): Der Königssee – Eine limnologische
Projektstudie. Forschungsberichte 5/1982, 2. Auflage 1985. Ortmann-Druck, Mitterfelden.
23